Asylanträgen im Zeitraum zwischen 01.01.1993 und 30.04.<strong>2014</strong> verzeichnet sind, sind Syrien(6791), Afghanistan (6462), Irak (5698), Armenien (1897), und Staatenlos (1776).Die SAF verwaltet die sogenannten Registrierungs- und Aufnahmeeinrichtungen aufbulgarischem Staatsgebiet. Es gibt drei Registrierungs- und Aufnahmeeinrichtungen in Sofia(bestehend aus vier Lagern: Ovcha Kupel, Kovachevtsi, Vraj<strong>de</strong>bna und Voenna Rampa), Banya undHarmanli. Darüber hinaus gibt es ein Transitzentrum in Pastrogor. Das Integrationszentrum <strong>de</strong>rSAF befin<strong>de</strong>t sich in Sofia, im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lagers in Ovcha Kupel. Es gibt zwei spezielle Heimezur temporären Unterbringung von Auslän<strong>de</strong>rInnen in Busmantsi und Lyubimets, die dazubestimmt sind, Menschen festzuhalten, die ihre Abschiebung erwarten.Bulgarien war auf diese exponentielle Zunahme <strong>de</strong>r Asylanträge unzureichend vorbereitet undkonnte kaum substanziellen Schutz gewähren – we<strong>de</strong>r in institutioneller, noch in finanzieller o<strong>de</strong>rmaterieller Hinsicht. Als Außengrenze <strong>de</strong>r Europäischen Union ist Bulgarien mit einer Doppelrolleals Gatekeeper und Ersteinreiseland in Übereinkunft mit <strong>de</strong>r Dublin-Verordnung konfrontiert. DieseSituation ist mit erheblichen Herausfor<strong>de</strong>rungen für das Land verbun<strong>de</strong>n, sowohl im Bezug auf dieSicherung seiner Grenzen, als auch bei Aufnahme, Erfassung und Integration von Asylsuchen<strong>de</strong>nund Flüchtlingen. Während <strong>de</strong>r ersten Monate nach August 2013 wur<strong>de</strong> d<strong>eu</strong>tlich, wie unvorbereitetein Land wie Bulgarien im Umgang mit einer größeren Anzahl Asylsuchen<strong>de</strong>r ist. Über Monatehinweg lagen die Bedingungen in <strong>de</strong>n Unterkünften unterhalb <strong>de</strong>s Lebensstandards, die Erfassungvon Asylanträgen war peinlich langwierig; und die Anzahl <strong>de</strong>r MitarbeiterInnen, die mit <strong>de</strong>nErteilungsverfahren betraut waren, lag weit unter <strong>de</strong>r Erfor<strong>de</strong>rlichen. Internationale Organisationenwie <strong>de</strong>r UNHCR und Human Rights Watch verurteilten die herrschen<strong>de</strong>n Bedingungen und rietenvon Dublin-Abschiebungen nach Bulgarien ab. Inzwischen hat Bulgarien 11.062.004 BGN (ca. 5,6Mio. EUR) aus <strong>de</strong>r EU Soforthilfereserve zur Entspannung <strong>de</strong>r Situation erhalten und selbstzusätzliche 2.726.385 BGN (1,4 Mio. EUR) aus <strong>de</strong>m Staatshaushalt investiert. Diese Mittel flossenin die Verbesserung <strong>de</strong>r materiellen Bedingungen in <strong>de</strong>n Lagern und in die Erhöhung <strong>de</strong>r Kapazität<strong>de</strong>r SAF. Der vorliegen<strong>de</strong> Bericht betrachtet die laufen<strong>de</strong>n Entwicklungen, die Auswirkungen <strong>de</strong>rsich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Lebensbedingungen sowie die verbleiben<strong>de</strong>n Probleme, mit <strong>de</strong>nen Asylsuchend<strong>eu</strong>nd Flüchtlinge in Bulgarien konfrontiert sind.3MethodikDie Forschung für diesen Bericht kombinierten Interviews mit einer Analyse <strong>de</strong>s öffentlichenDiskurses für die Datenerhebung und -analyse. Wir haben semi-strukturierte Interviews mitAsylsuchen<strong>de</strong>n und StatusinhaberInnen innerhalb und außerhalb <strong>de</strong>r SAG-Lager durchgeführt, diedurch Interviews mit BeamtenInnen, NGO-VertreterInnen, AnwältInnen und Freiwilligen ergänztwur<strong>de</strong>n. Einige <strong>de</strong>r Interviews wur<strong>de</strong>n einzeln, an<strong>de</strong>re in Gruppen mit zwei bis drei Personendurchgeführt. Darüber hinaus haben wir die relevanten staatlichen Politiken und Rechtsvorschriftenzusammengestellt, sowie Teile <strong>de</strong>s öffentlichen Diskurses über Asylsuchen<strong>de</strong> und Flüchtlingeanalysiert. Der Hauptteil <strong>de</strong>r Forschung wur<strong>de</strong> im Zeitraum zwischen März und Juni <strong>2014</strong> inBulgarien durchgeführt. Zusätzlich wur<strong>de</strong>n En<strong>de</strong> April und Anfang Mai <strong>2014</strong> Interviews mitAsylsuchen<strong>de</strong>n in Edirne (Türkei) geführt. Das BMB Team besuchte die SAF-Einrichtungen inHarmanli und in Pastrogor im März <strong>2014</strong>, sowie die Einrichtungen in Voenna Rampa undVrazh<strong>de</strong>bna in Sofia im April und Mai <strong>2014</strong>.
4Im Zeitraum zwischen März und Juni <strong>2014</strong> führten BMB VertreterInnen insgesamt 134Interviews mit Asylsuchen<strong>de</strong>n und Flüchtlingen. Darüber hinaus haben wir weitere 10 NGO-VertreterInnen und 3 AnwältInnen befragt, die mit Asylsuchen<strong>de</strong>n und Flüchtlingen arbeiten. Wirhaben mit 5 institutionellen VertreterInnen <strong>de</strong>r SAF und <strong>de</strong>r Sicherheitskräfte in <strong>de</strong>n SAF-Einrichtungen in Pastrogor und Harmanli gesprochen. Insgesamt wur<strong>de</strong>n 17 Stakehol<strong>de</strong>r interviewt.Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n unsere weiteren Anfragen für Interviews mit VertreterInnen <strong>de</strong>r SAF in Sofia nach<strong>de</strong>r Publikation eines Berichts über einen Push-Back Vorfall vom 21. April <strong>2014</strong> abgelehnt. Wirwer<strong>de</strong>n weiterhin versuchen, Zugang zu SAF-Offiziellen zu erhalten, um <strong>de</strong>ren Sicht und dieInformationen, die sie bereit sind mit uns zu teilen, darzustellen.Die Forschung wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Dach <strong>de</strong>s Bor<strong>de</strong>r Monitoring Projekts durchgeführt. DieRecherche in Bulgarien wur<strong>de</strong> von vier unabhängigen ForscherInnen ausgeführt, die die Situationvon Geflüchteten in <strong>de</strong>m Land seit 2011 beobachten. Zusätzlich zu <strong>de</strong>n erfassten Daten hat dasTeam im Laufe <strong>de</strong>r letzten Jahre an zahlreichen Diskussionen teilgenommen und Beobachtungenangestellt. Seit 2011 haben Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Teams umfangreiche Feldforschungen in und umPastrogor (in <strong>de</strong>n Jahren 2011 und 2012), Sofia (in <strong>de</strong>n Jahren 2011, 2012, 2013 und <strong>2014</strong>) sowieBanya (2013) durchgeführt. Der Bericht greift auf diese Kenntnisse und Erfahrungen zurück, umsachkundige Schlüsse über die Kontinuität bestimmter Praktiken zu ziehen. Die zentralenSchlussfolgerungen basieren jedoch auf <strong>de</strong>m jüngsten, im Jahr <strong>2014</strong> durchgeführten Forschungenund einer Kontextanalyse.Nach strengen ethischen Normen haben die ForscherInnen die vollständige Anonymität ihrerInformantInnen sichergestellt, außer in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen entsprechen<strong>de</strong> Informationen bereitsöffentlich gemacht wur<strong>de</strong>n (z.B. in Medienberichten, Pressekonferenzen, Berichten von an<strong>de</strong>renOrganisationen) o<strong>de</strong>r die Befragten <strong>de</strong>r Offenlegung ihrer I<strong>de</strong>ntität zugestimmt haben. SämtlicheTonaufnahmen und schriftliche Notizen befin<strong>de</strong>n sich im Besitz <strong>de</strong>r ForscherInnen und wer<strong>de</strong>nunter keinen Umstän<strong>de</strong>n veröffentlicht. Die Befragten wur<strong>de</strong>n ausdrücklich darauf hingewiesen,dass BMB keine Rechtshilfeorganisation o<strong>de</strong>r staatliche Institution vertritt und das Ergebnis ihresAsylantrags o<strong>de</strong>r ihre aktuellen Lebensumstän<strong>de</strong> nicht beeinflussen kann, um auf diese Weised<strong>eu</strong>tlich zu machen, dass <strong>de</strong>n Befragten kein unmittelbarer Nutzen aus ihrer Auskunftsbereitschaftentsteht. Die Berichte wur<strong>de</strong>n auf ihre Stimmigkeit hin überprüft. In Fällen von außeror<strong>de</strong>ntlichenEreignissen – z.B. Push-Backs, verzögerte Verfahren, Gewalt o<strong>de</strong>r Problemen mit Dokumenten,wur<strong>de</strong>n die Befragten gebeten, so viele Details wie möglich bereitzustellen und die Ereignissemehrfach anhand <strong>de</strong>r Beantwortung verschie<strong>de</strong>ner Fragen zu erarbeiten. Schil<strong>de</strong>rungen, die alsunglaubwürdig o<strong>de</strong>r voreingenommen befun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n nicht in <strong>de</strong>n Berichtaufgenommen. Wir haben versucht, uns auf die am n<strong>eu</strong>tralsten klingen<strong>de</strong>n Schil<strong>de</strong>rungen zustützen.Der Bericht zielt darauf ab, Ten<strong>de</strong>nzen und strukturelle Muster zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die nochimmer erhöhte Aufmerksamkeit seitens <strong>de</strong>r bulgarischen Behör<strong>de</strong>n und internationaler Institutionenerfor<strong>de</strong>rn. Wir haben versucht, anhalten<strong>de</strong> und wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Probleme und Entwicklungenaufzuzeigen. Die institutionellen Regelungen und die Rahmenbedingungen im Land unterliegenständigem Wan<strong>de</strong>l. Zahlreiche Verän<strong>de</strong>rungen führen sowohl zu Verbesserungen, als auch zurAufrechterhaltung von Verwirrung und Chaos. Statt einer Momentaufnahme <strong>de</strong>r aktuellen Situationwill dieser Bericht wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Trends aufspüren, die langfristige Auswirkungen auf dieSituation von Asylsuchen<strong>de</strong>n und Flüchtlingen in Bulgarien haben.Die wichtigsten Ergebnisse <strong>de</strong>s Berichts, die in <strong>de</strong>n einzelnen Abschnitten <strong>de</strong>tailliertbeschrieben wer<strong>de</strong>n, sind: