Hazekampstrengen Bed<strong>in</strong>gungen toleriert (stillschweigend geduldet).Es gibt gegenwärtig etwa 700 solcher Coffee-Shops <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong>, <strong>von</strong> <strong>den</strong>en sich die meisten<strong>in</strong> <strong>den</strong> größeren Städten bef<strong>in</strong><strong>den</strong>. Toleranz ist e<strong>in</strong>typisches politisches Instrument <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong>,die auf <strong>der</strong> Macht <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft beruht, <strong>von</strong><strong>der</strong> Verfolgung <strong>von</strong> Vergehen abzusehen. Dieses Pr<strong>in</strong>zipist im Gesetz formuliert und wird Zweckmäßigkeitspr<strong>in</strong>zipgenannt. Der Handel <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang,<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Coffee-Shops stattf<strong>in</strong>det, ist daher vomrechtlichen Standpunkt aus gesehen, e<strong>in</strong> Vergehen,wird jedoch unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen nicht verfolgt.Diese Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d: ke<strong>in</strong>e Werbung, ke<strong>in</strong>Verkauf harter Drogen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbarschaft dürfenke<strong>in</strong>e Belästigungen verursacht wer<strong>den</strong>, ke<strong>in</strong> Zugangund ke<strong>in</strong> Verkauf an M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige (unter 18 Jahren)und ke<strong>in</strong> Verkauf <strong>von</strong> mehr als 5 Gramm <strong>Cannabis</strong> proVerkauf. Der Vorrat des Coffee-Shops soll 500 Gramm<strong>Cannabis</strong> nicht überschreiten. Wenn gegen diese Regelnverstoßen wird, kann <strong>der</strong> Coffee-Shop durch diestädtischen Behör<strong>den</strong> geschlossen wer<strong>den</strong>.Die Idee h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen Politik gegenüber<strong>den</strong> Coffee-Shops ist die <strong>der</strong> Scha<strong>den</strong>sreduzierung. Siebasiert auf <strong>der</strong> Überlegung, dass wenn e<strong>in</strong> <strong>Cannabis</strong>handel<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang und <strong>der</strong> Konsum unterbestimmten Bed<strong>in</strong>gungen nicht verfolgt wer<strong>den</strong>, dieKonsumenten - die überwiegend junge Menschen s<strong>in</strong>d,die mit <strong>der</strong> Droge experimentieren - nicht krim<strong>in</strong>alisiertwer<strong>den</strong> (sie erhalten ke<strong>in</strong>e Vorstrafe), und sie s<strong>in</strong>dnicht gezwungen, sich <strong>in</strong> krim<strong>in</strong>ellen Kreisen zu bewegen,wo das Risiko, dass sie verleitet wer<strong>den</strong>, gefährlichereDrogen wie Hero<strong>in</strong> auszuprobieren, viel größerist.Es wird weit verbreitet angenommen, dass Drogen <strong>in</strong><strong>den</strong> Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong> legal verfügbar s<strong>in</strong>d, und dass ke<strong>in</strong>eAnstrengung unternommen wird, die Angebotsseite aufdem Drogenmarkt zu bekämpfen. Nichts könnte <strong>von</strong><strong>der</strong> Wahrheit weiter entfernt se<strong>in</strong>. Es gibt e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche<strong>in</strong>tensive Kooperation zwischen dem Hilfesystemfür Drogenabhängigkeit, <strong>den</strong> Justizbehör<strong>den</strong> und<strong>den</strong> öffentlichen Verwaltungen. Mit <strong>der</strong> Ausnahme des<strong>Cannabis</strong>handels <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang <strong>in</strong> Coffee-Shopshat die Bekämpfung aller an<strong>der</strong>en Formen des Drogenhandelsund ihrer Produktion e<strong>in</strong>e hohe Priorität. DiePolizei und Zollbehör<strong>den</strong> beschlagnahmen regelmäßiggroße Drogenmengen und arbeiten eng mit an<strong>der</strong>enLän<strong>der</strong>n beim Kampf gegen die organisierte Krim<strong>in</strong>alitätzusammen. Im Jahre 2000 alle<strong>in</strong> wur<strong>den</strong> etwa40.000 kg <strong>Cannabis</strong> und etwa 660.000 Marihuana-Pflanzen beschlagnahmt und 1372 Zuchtanlagen entdeckt.Toleranz bedeutet nicht, dass <strong>Cannabis</strong>raucher e<strong>in</strong>fachüberall außerhalb e<strong>in</strong>es Coffee-Shops, wo sie es möchten,rauchen können. Obwohl ke<strong>in</strong>e formalen Regelndas Rauchen <strong>von</strong> <strong>Cannabis</strong> <strong>in</strong> öffentlichen Räumen,wie Bars, Restaurants o<strong>der</strong> Konzerthallen, verbieten, sotun es doch nur wenige Leute. Wenn sie es tun, so wirddies nicht mit Sanktionen belegt, aber die Person wirdwahrsche<strong>in</strong>lich vom Personal gebeten, die Zigaretteauszumachen. Die Abwesenheit formaler Regeln fürdie Verwendung <strong>von</strong> <strong>Cannabis</strong> hat <strong>den</strong> Weg für diese<strong>in</strong>formellen Normen bereitet, und ihre Existenz undWirksamkeit ist e<strong>in</strong> Aspekt <strong>der</strong> holländischen Drogenpolitik,<strong>der</strong> oft unterschätzt wird und durch Auslän<strong>der</strong>schwer zu erfassen ist. Beispielsweise machen Touristen,die Amsterdam besuchen, häufig <strong>den</strong> Fehler zu<strong>den</strong>ken, sie könnten <strong>Cannabis</strong> "überall" rauchen. Esmuss festgehalten wer<strong>den</strong>, dass <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong>holländischen Bevölkerung, beson<strong>der</strong>s ältere Bürger,niemals <strong>Cannabis</strong> konsumiert hat und nicht viel über<strong>Cannabis</strong>regelungen und -verhaltensweisen weiß. Indieser komplexen Situation geschriebener o<strong>der</strong> ungeschriebenerRegeln müssen Konsumenten <strong>von</strong> <strong>mediz<strong>in</strong>ischem</strong><strong>Cannabis</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong> ihre Wahl zumErhalt ihrer Mediz<strong>in</strong> treffen.Mediz<strong>in</strong>ischer <strong>Cannabis</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong>Gesundheitsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Els Borst (1994-2002) erkanntedie Tatsache an, dass e<strong>in</strong>e beachtliche Gruppe <strong>von</strong>Menschen <strong>Cannabis</strong>, <strong>den</strong> sie durch Coffee-Shops erhaltenhatten, zu mediz<strong>in</strong>ischen Zwecken nutzte. Allerd<strong>in</strong>gsmacht es se<strong>in</strong> <strong>in</strong>offizieller Status unmöglich,irgendwelche Garantien h<strong>in</strong>sichtlich <strong>Qualität</strong>, Konsistenzund des Ursprungs des <strong>Cannabis</strong> aus Coffee-Shopszu machen. Um diese Patienten aus e<strong>in</strong>er sicheren undzuverlässigen Quelle mit hochwertigem <strong>Cannabis</strong> zuversorgen, wurde im März 2000 das Büro für <strong>mediz<strong>in</strong>ischem</strong><strong>Cannabis</strong> (BMC) gegründet, das se<strong>in</strong>e Arbeit alsnationale Behörde am 1. Januar 2001 aufnahm. DasBMC ist e<strong>in</strong>e Organisation <strong>der</strong> holländischen Regierung,die für die Produktion <strong>von</strong> <strong>Cannabis</strong> für mediz<strong>in</strong>ischeund wissenschaftliche Zwecke verantwortlichist. Es besitzt <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong> das Monopol für <strong>den</strong>Import, Export und Verkauf <strong>von</strong> diesem <strong>Cannabis</strong> undse<strong>in</strong>en Zubereitungen im Namen des M<strong>in</strong>isteriums fürGesundheit, Wohlbef<strong>in</strong><strong>den</strong> und Sport, und es wurde <strong>der</strong><strong>in</strong>ternationalen Drogenkontrollbehörde (INCB) <strong>in</strong>Wien gemeldet. Die oben erwähnte Drogenkonvention<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen verpflichtet die Nie<strong>der</strong>lande,ihr Büro auf diese Art und Weise zu organisieren.Nach e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>leiten<strong>den</strong> Vorbereitungszeit wurde mediz<strong>in</strong>ischer<strong>Cannabis</strong> im September 2003 auf ärztlicheVerschreibung <strong>in</strong> holländischen Apotheken erhältlich.Mögliche Verwen<strong>der</strong> müssen e<strong>in</strong>en Arzt (im Allgeme<strong>in</strong>enihren Hausarzt) aufsuchen, <strong>der</strong> die Erlaubniszur Verwendung <strong>von</strong> <strong>Cannabis</strong> zur Behandlung <strong>in</strong>Form e<strong>in</strong>er Verschreibung erteilen kann.Basierend auf <strong>der</strong> Verfügbarkeit und <strong>Qualität</strong> kl<strong>in</strong>ischerDaten und <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur wur<strong>den</strong>ur e<strong>in</strong>e Auswahl <strong>von</strong> Indikationen für die Behandlungmit <strong>mediz<strong>in</strong>ischem</strong> <strong>Cannabis</strong> zugelassen. Dieses<strong>in</strong>d: Übelkeit und Appetitverlust bei Chemotherapie,Strahlentherapie o<strong>der</strong> HIV-Komb<strong>in</strong>ationstherapie,palliative Behandlung <strong>von</strong> Krebs- und HIV-Patienten,Spastik und Schmerzen im Zusammenhang mit multiplerSklerose o<strong>der</strong> Querschnittslähmung, chronischeneurogene Schmerzen sowie körperliche und verbaleTics beim Tourette-Syndrom. Allerd<strong>in</strong>gs dürfen Ärzte,wenn sie es <strong>in</strong> ausgewählten Fällen für erfor<strong>der</strong>lichhalten, <strong>Cannabis</strong> ebenso für an<strong>der</strong>e Indikationen ver-Cannab<strong>in</strong>oids Vol 1, No 1 13. August 2006 3