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B 12688<br />

29. Jg.<br />

EUR 18,50<br />

SeDtember<br />

5/2004<br />

399 Wolfgang Berger-Vogel<br />

401 Rene Hooft Graafland<br />

405 Uwe Hutzier<br />

412 Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />

u.a.<br />

423 Jürgen Bauer<br />

430 Günthier Fleig<br />

436 Dirk Tunger<br />

441 Impressum<br />

442 Alfred Biel<br />

447 Oliver Schob<br />

454 Irina Hundt u.a.<br />

464 Andreas Jetzer<br />

467 Frank-J. Witt<br />

474 Friedrich Miehe<br />

478 Peter Löhnert<br />

481 Uwe P. Weitzel<br />

486 Claus Breit<br />

493 Alfred Biel<br />

501 Alfred Biel<br />

505 Int. Controller Verein<br />

C M C O N T R O L L E R M A G A Z I N<br />

Arbeitsergebnisse aus <strong>de</strong>r Controller-Praxis<br />

Controlling-Anwendungen im Management<br />

Controlling-Praxis Lust o<strong>de</strong>r Frust?<br />

Value Creation at Heineken<br />

Prozessorientierte Unternehmensorganisation zur Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Performance<br />

Unternehmensbewertung und Kaufpreisfinanzierung<br />

Value Based Production<br />

Von <strong>de</strong>r strategischen Personalplanung zur operativen Umsetzung<br />

Frühwarnung und Tren<strong>de</strong>rkennung geschickt nutzen<br />

Interview: Die Controller und ihre Softwareprojekte<br />

Effizientes Prozess Performance Measurement mit SAP R/3<br />

Erarbeitung eines Leistungscontrolling im Logistikzentrum<br />

Die Sinnfrage im Controlling<br />

Controllingmythen<br />

Heilsamer Zwang zu klaren Formulierungen<br />

Von <strong>de</strong>r Papierflut zur management-orientierten<br />

Informationsplattform<br />

Forschungs- und Entwicklungs-Controlling<br />

Integrierte Unternehmensplanung<br />

Jubiläums-Literaturforum<br />

lAS- / IFRS Spezial-Forum<br />

^^^^^^^^^^^^^^<br />

ISSN 1616-0495 wKKm http://www.controllermagazln.<strong>de</strong>


N e u e W e g e i n d i e Z u i i u n f t - C o n t r o i i i n g m i t D u r c h b l i c K<br />

<strong>Als</strong> Controller sind Sie <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Navigator in<br />

ihrem Unternehmen.<br />

Sie sorgen für die nötige Transparenz <strong>de</strong>r Zahlen, berei­<br />

ten Informationen zielorientiert für die Entschei<strong>de</strong>r auf<br />

und müssen mit viel Weitblick arbeiten, um die<br />

Erreichung <strong>de</strong>r Unternehmensziele sicherzustellen.<br />

Die Software von Corporate Planning unterstützt Sie in<br />

Ihrer täglichen Verantwortung und liefert Ihnen schnell<br />

und zuverlässig alle relevanten Finanzdaten zur Analyse<br />

und Unternehmenspianung.<br />

Steuern Sie Ihr Unternehmen in eine sichere Zukunft -<br />

einfach, schnell und effektiv!<br />

planning<br />

UND DAS SAGEN UNSERE KUNDEN ZUM CORPORATE PLANNER<br />

„Wir haben uns 2003 entschlossen, eine Controlling-Software anzuschaffen. Wichtig war<br />

dabei, dass eine Schnittstelle zum Vorsystem existiert. Derzeit setzen wir CORPORATE<br />

PLANNER* verstärkt für das Vertriebscontrolling ein, wobei wir die Werte aus unserer<br />

Warenwirtschaft importieren. Überzeugt hat uns das System aufgrund seiner enormen<br />

Flexibilität und insbeson<strong>de</strong>re auch aufgrund <strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n grafischen<br />

Analysen. Diese sind uns eine sehr große Hilfe und Unterstützung, da wir die Grafiken<br />

mittels Beamer in unseren Vertriebsbesprechungen als Diskussionsgrundlage und zur<br />

Entscheidungsfindung benutzen. Mit CORPORATE PLANNER* sind wir jetzt wesentlich<br />

flexibler, als wenn wir gedruckte Handouts, Statistiken o<strong>de</strong>r Berichte verteilen, da die Daten<br />

nur wenige Stun<strong>de</strong>n zuvor online erhoben wur<strong>de</strong>n."<br />

' nip. DieterPhilippi MI<br />

CP CORPORATE PLAfWIUf JVG AO<br />

Große Elbstraße 27 • D-22767 Hamburg • Telefon 040/43 13 33-0 • Fax 040/43 13 33-33 • lnfo@corporate-planning.com


CONTROLLING-PRAXIS<br />

LUST ODER FRUST ?<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Gongress-Eröffnung am 3. Mai 2004 in Münctien<br />

von Dr. Wolfgang Berger-Vogel, Erster Vorsitzen<strong>de</strong>r Internationaler Controller Verein eV, ICV, Münciien;<br />

IVlitglied <strong>de</strong>s Vorstands CFO bei BBAG Österreichische Brau-Beteiligungs-AG, Linz/Donau<br />

Wie es im tatsächlichen Leben ein „Auf<br />

und Ab" gibt, so ist wahrscheinlich auch<br />

<strong>de</strong>r Controller-Alltag manchmal mit Frust<br />

verbun<strong>de</strong>n, wenn einem beispielsweise<br />

vom Management nicht die gebühren<strong>de</strong><br />

Aufmerksamkeit geschenkt wird. Weit­<br />

gehend sind die Controller aber doch<br />

selbst dafür verantwortlich, dass die<br />

Lust über <strong>de</strong>n Frust überwiegt.<br />

Mehr Lust entsteht vor allem dann, wenn<br />

man an <strong>de</strong>r Bewältigung von größeren<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen Freu<strong>de</strong> hat. Nicht nur<br />

gerufener Serviceleister für das Manage­<br />

ment zu sein, son<strong>de</strong>rn als Partner <strong>de</strong>s<br />

Managements Mitverantwortung für<br />

das Erreichen <strong>de</strong>r Untemehmens-Ziele<br />

zu tragen - wie dies im Leitbild <strong>de</strong>r IGC<br />

International Group of Controlling von<br />

Controllern gefor<strong>de</strong>rt wird - ist das nicht<br />

eine große Herausfor<strong>de</strong>rung und Motiva­<br />

tion?<br />

An Herausfor<strong>de</strong>rungen fehlt es <strong>de</strong>n Con­<br />

trollern zur Zeit wahrlich nicht. Einerseits<br />

befin<strong>de</strong>n wir uns in West- und Mitteleuro­<br />

pa immer noch in einer Phase geringen<br />

Wachstums mit hoher Arbeitslosigkeit,<br />

in <strong>de</strong>r es bloß schwache Zeichen für eine<br />

gewisse Belebung gibt. Dies veriangt von<br />

uns allen schmerzliche, aber notwendi­<br />

ge Kostensenkungsmaßnahmen, die<br />

auch die Phantasie und in manchen Fäl­<br />

len die Umsetzungskraft unserer Con­<br />

troller for<strong>de</strong>rn, wer<strong>de</strong>n Sie doch oftmals<br />

als Restrukturierungsorgan eingesetzt.<br />

Noch nie war <strong>de</strong>shalb die Nachfrage<br />

nach Controllern so groß. Ein Controller<br />

darf aber neben <strong>de</strong>n kurzfristigen Maß­<br />

nahmen die langfristigen Erfolgsfak­<br />

toren niemals außer Acht lassen, die al­<br />

lerdings einem starken Wan<strong>de</strong>l unter­<br />

zogen sein können, und auch zu Än<strong>de</strong>­<br />

rungen <strong>de</strong>r Geschäftsmo<strong>de</strong>lle eines gan­<br />

zen Unternehmens führen können.<br />

Vorgestern wur<strong>de</strong> unsere europäische<br />

Union durch zehn neue Mitglie<strong>de</strong>r zu<br />

einem Raum erweitert, in <strong>de</strong>m 450 Mil­<br />

lionen Menschen ihre gemeinsame Zu­<br />

kunft gestalten wer<strong>de</strong>n. Welche Heraus­<br />

for<strong>de</strong>rungen ergeben sich daraus einer­<br />

seits für uns „alte" Europäer, aber auch<br />

für die neuen? Und unter Herausfor<strong>de</strong>­<br />

rungen meine ich sowohl Risiken, aber<br />

noch viel mehr Chancen für neue<br />

Geschäftsmöglichkeiten.<br />

Den Controllern kommt in dieser sich<br />

wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Landschaft in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>ra­<br />

tion <strong>de</strong>r Strategiesuche und -findung<br />

und damit für <strong>de</strong>n künftigen Erfolg eine<br />

beson<strong>de</strong>re Rolle zu. In dieser sich so stark<br />

än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Welt wird vor allem die Fähig­<br />

keit <strong>de</strong>r Controller, die wertschaffen<strong>de</strong>n<br />

Faktoren seines Unternehmens zu er­<br />

kennen und herauszuschälen und in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Szenarien zu <strong>de</strong>nken, ge-<br />

399


CM Controller magazin 5/04 - Wolfgang Berger-Vogel<br />

for<strong>de</strong>rt sein. Gefragt sind als Controller<br />

unternehmerisch <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Persönlich­<br />

keiten, mit analytischem Verstand sowie<br />

Mo<strong>de</strong>rations- und Integrationsfähig­<br />

keiten und möglichst Fremdsprachen­<br />

kenntnissen. Dabei muss im Con­<br />

troller<strong>de</strong>nken Schnelligkeit vor Genau­<br />

igkeit gehen! Dazu ist es erfor<strong>de</strong>riich, gut<br />

gewappnet in diese Management-Pro­<br />

zesse <strong>de</strong>r Zielsuche und -findung,<br />

Planung und Steuerung hineinzugehen<br />

und sie zu begleiten. Deshalb kommt<br />

auch <strong>de</strong>r Controller-Ausbildung eine ganz<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle zu.<br />

Wie Sie vielleicht wissen, ist die Interna­<br />

tional Group of Controlling IGC eine vom<br />

ICV mitbegrün<strong>de</strong>te internationale Inter­<br />

essengemeinschaft von Institutionen und<br />

Unternehmen, die Controlling in <strong>de</strong>r prak­<br />

tischen Anwendung und Weiterentwick­<br />

lung för<strong>de</strong>rn will. Von <strong>de</strong>n 27 Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

stammen inzwischen 5 aus <strong>de</strong>n neuen<br />

EU-Län<strong>de</strong>rn. Zu <strong>de</strong>n wichtigsten Zielen<br />

<strong>de</strong>r IGC zählt die Sicherung eines hohen<br />

Qualitätsstandards für die Ausbildungs­<br />

programme ihrer Mitglie<strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r IGC können nunmehr ihre Aus­<br />

bildungsprogramme zertifizieren las­<br />

sen und erhalten dafür ein Qualitäts­<br />

siegel <strong>de</strong>r IGC. Dieses Qualitätssiegel darf<br />

nur für die zertifizierten Programme ver­<br />

wen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Die Teilnehmer an <strong>de</strong>n<br />

IGC-zertifizierten Controllerschulungen<br />

können somit davon ausgehen, eine Aus­<br />

bildung hoher Qualität zu erhalten. Übri­<br />

gens, das von <strong>de</strong>r IGC herausgegebene<br />

Controllerwörterbuch, an <strong>de</strong>m auch <strong>de</strong>r<br />

Internationale Controller Verein maßgeb­<br />

lich mitgearbeitet hat, wur<strong>de</strong> inzwischen<br />

Nie<strong>de</strong>rländischer Generalkonsul K. Spaans, München, mit Honorarkonsul für Rumänien,<br />

Dr. W. Berger-Vogel und Dr. A. Deyhle, Aufsichtsrat Controller Aka<strong>de</strong>mie<br />

400<br />

von <strong>de</strong>n Mitgliedsfirmen <strong>de</strong>r IGC in 7<br />

unter an<strong>de</strong>rem osteuropäische Sprachen<br />

übersetzt.<br />

Der 29. Congress <strong>de</strong>r Controller, <strong>de</strong>n ich<br />

hiermit eröffne, will Ihnen Gelegenheit<br />

bieten, sich mit aktuellem Know-How<br />

und neuesten Entwicklungen vertraut<br />

zu machen und im Dialog mit an<strong>de</strong>ren<br />

Teilnehmern Erfahrungen und Meinun­<br />

gen zur Controlling-Praxis auszu­<br />

tauschen. •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

01 05 09 G F P<br />

29. Congress <strong>de</strong>r Controller, Mai 2004 in München,<br />

Arabella Sheraton Hotel: Blick ins Plenunn


VALUE CREATION<br />

at Heineken<br />

Using the power of Information to drive<br />

Performance and keep control<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

von Rene Hooft Graafland, Chief Financial Officer und Member of the Executive Board, Heineken N. V., Amsterdam<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Thesen sind aus Rene Hooft<br />

Graaflands Top Manager's Address beim<br />

29. Congress <strong>de</strong>r Controller in JVlünchen.<br />

Briefly on Heineken<br />

• Nr. 4 in volume, nr. 3 in profitability;<br />

• Most international;<br />

• More than the Heineken Brand,<br />

strong local brands;<br />

Heineken @ a Glance<br />

* The teading brewer in Europe<br />

Local brands form a platform for the<br />

Heineken brand;<br />

Allows US to seil a premium priced<br />

brand with a mainstream cost<br />

structure;<br />

Over the last 10 years EBITDA and<br />

net profit grew by well above 10% a<br />

year. This and next year will be an<br />

exception because of the currencies;<br />

Performance and results are not<br />

always going hand-in-hand;<br />

* One of the top-brewers in the worid by volume with 109 million<br />

hectolitres including affiliates in 2002<br />

* Present in over 170 countries, employs close to 60,000 people<br />

* Strong portfolio of superior local and international premium brands<br />

including Heineken, the world's leading international premium beer<br />

brand'i' and Amstel<br />

* International spread: Stable core markets in Europe and North<br />

America and strong positions in South East Asia and Africa<br />

* Excellent top line and cash flow growth tracl< record<br />

Heineken<br />

NV<br />

In Our strategy is a balance between<br />

autonomous growth and growth<br />

through acquisitions;<br />

However, we believe that<br />

acquisitions should never be the<br />

main driver for growth;<br />

If you are not able to grow your<br />

business organically you have<br />

no argument to acquire companies.<br />

Let me elaborate on cur<br />

way of working<br />

• Being successful in the<br />

past is not a guarantee<br />

that you will be<br />

successful in the future;<br />

• From time to time you<br />

have to ask yourselves if<br />

you are still on the right<br />

track;<br />

• Consumers, Customers,<br />

Competitors are<br />

changing;<br />

• We conclu<strong>de</strong>d that our<br />

strategy is the right one,<br />

however in the execution<br />

we had to improve;<br />

• Besi<strong>de</strong>s streamlining the<br />

Organisation and aligning<br />

it to the business needs,<br />

it focuses a lot on what<br />

we have called „The way<br />

of working";<br />

401


CM Controller magazin 5/04 - Rene Hooft Graafland<br />

'Taking Heineken to tlie Next Level'<br />

402<br />

Here in the picture you see the key<br />

elements: living the consumer,<br />

driving for Performance, with a<br />

passion for learning in an open and<br />

transparent culture;<br />

Heineken<br />

• This Sounds maybeabitobvious, but<br />

there is a lot behind it.<br />

Living the Consumer: be close to the<br />

consumer, focus on the why instead of<br />

the what. Often we analyse<br />

too much what is happening<br />

instead of i<strong>de</strong>ntifying why<br />

this is happening.<br />

Passion for Learning: Chase<br />

best practices, learn from<br />

failures, look at other<br />

companies.<br />

Open and Transparent:<br />

Internally as well as<br />

externally, speak one<br />

language, share Information.<br />

The balance between<br />

Corporate and the<br />

Operating Companies is a<br />

difficult one.<br />

Globalness and<br />

commonality - how do we<br />

synergise globally?<br />

Heineken is a one product Company,<br />

so commonality and synergies seem<br />

to be easy and obvious;<br />

I can teil you it is not. Even in areas<br />

like purchasing or the marketing of


Operating Companies and Corporate<br />

should work together to drive<br />

Performance<br />

Sliouldn^i we share morel<br />

tiie Heineken brand it has taken us<br />

long to achieve commonality and<br />

strong coordination to the local<br />

ownership and feel for responsibility<br />

is very strong;<br />

However, the drive for Performance<br />

has helped us, Operating Companies<br />

Start to realise the benefits of a more<br />

common approach;<br />

We went through a number of stages:<br />

first there was an exchange of best<br />

practices and experiences between<br />

Operating Companies, facilitated by<br />

Corporate;<br />

Soon people discovered that we all<br />

had different <strong>de</strong>finitions, spoke a<br />

different language;<br />

So the next phase was to create that<br />

common language, but also<br />

common processes and Systems;<br />

This leads to efficiencies, but is at the<br />

same time the necessary condition<br />

to increase the<br />

effectiveness ofthe<br />

Organisation,<br />

because it allows<br />

you to continu-<br />

ously measure and<br />

benchmark and<br />

i m p 1 e m e n t<br />

Company Wi<strong>de</strong><br />

improvements;<br />

Getting to a<br />

common language<br />

isapainfulprocess,<br />

but rewarding at<br />

the end.<br />

Marriage is about 'give and take'<br />

Level of<br />

Synergy<br />

Pole of IT function...<br />

Heineken<br />

• IT plays an important role. Although<br />

we strongly believe that business<br />

should drive IT, it is clear that if you<br />

leave it to the business alone, it<br />

becomes a big mess;<br />

• IT is an important facilitator for the<br />

<strong>de</strong>velopment of common Systems;<br />

• The <strong>de</strong>velopment and maintenance<br />

cost forces you into a common<br />

approach and shared Services;<br />

• If IT is well connected to the business<br />

and un<strong>de</strong>rstand the business needs<br />

you can make major steps;<br />

• At Heineken we have now: Common<br />

infrastructure. Common Systems,<br />

Serviced by a central support<br />

Organisation;<br />

• It has been a difficult process;<br />

• Yes we are a simple business, but<br />

that means at the same time that<br />

Common<br />

language<br />

process an<br />

System<br />

<strong>de</strong>velopme<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

processes in each country<br />

were optimised and it's<br />

difficult to make them<br />

common;<br />

• Once you are there, it<br />

facilitates that everybody<br />

can benefit from<br />

improvements sugges-<br />

ted somewhere in the<br />

worid;<br />

• At the same time it is a<br />

guarantee for the quality<br />

to embed you business<br />

Controls.<br />

Information is key to drive<br />

Performance<br />

Over the years, with the<br />

growth of the Company,<br />

Heineken is expanding and<br />

improving the use of<br />

Information for monitoring<br />

Performance.<br />

It Started with some functional areas<br />

(like production) measuring and moni­<br />

toring Performance of processes, which<br />

inclu<strong>de</strong>s company-wi<strong>de</strong> benchmarking.<br />

Today the Company is working on the<br />

establishment of an integrated and<br />

focused KPI house, aligned with busi­<br />

ness objectives, and balancing financial<br />

and non financial KPI's. This is the basis<br />

for management Information at Corpo­<br />

rate Level.<br />

For the operational Information on<br />

Operaring Companies' (OpCo) level an<br />

ERP based common infrastructure will<br />

ensure integrity of Information and the<br />

monitoring of Performance of the<br />

Operations.<br />

shared Services<br />

Continuous<br />

Improvement<br />

through<br />

benchmarking<br />

common<br />

process<br />

Performance<br />

Time<br />

403


CM Controller magazin 5/04 - Rene Hooft Graafland<br />

Ausgewählte Thesen<br />

• In Our business planning and control<br />

process quantifiable Information is a<br />

key aspect; the KPl-house is the basis<br />

for this: top KPl's to monitor the<br />

Overall Performance of the Company<br />

and the individuel OpCo's as well as<br />

the functional indications monitor the<br />

Performance in their functional area;<br />

• The biggest challenge I find with KPl's<br />

is the target setting;<br />

• In the production area we are already<br />

long time measuring all kind of<br />

Indicators in our Brewery Comparison<br />

System. But even in production area,<br />

managers find all kind of reasons to<br />

explain a different Performance due<br />

to circumstances as different product<br />

portfolio, level of automation, age of<br />

the brewery.<br />

• To break that and get meaningful<br />

Performance discussions, we exe-<br />

cuted in the mid-90'^ a huge<br />

benchmark process (internally/<br />

externally) executed by the brewery<br />

managers themselves. Based on the<br />

outcomes, we have bullt a brewery<br />

mo<strong>de</strong>l, which provi<strong>de</strong>s a benchmark<br />

(called the brewery vision) for each<br />

individual brewery, taking into<br />

account specific circumstances.<br />

Every year this is updated, because<br />

the bar will raise, the industry<br />

progresses;<br />

• So in the planning we can discuss the<br />

actions to cover the gap to fill and set<br />

realistic targets.<br />

Driving Performance @ Heineken<br />

• Meeting Corporate<br />

Governance require-<br />

ments is a hot topic now-<br />

adays;<br />

• 1 believe it is good that it "'Qn<br />

is so high on the agenda.<br />

Incredible things have<br />

happened and the<br />

confi<strong>de</strong>nce of all C<br />

stakehol<strong>de</strong>rs (not only _3<br />

Investors) have to be ^<br />

cc<br />

restored;<br />

• We are convinced that<br />

404<br />

sound Corporate Gover­<br />

nance should be<br />

integrated in the planning<br />

& control cycle and be<br />

part of the Performance<br />

drive; ,<br />

Low<br />

• The main elements of our planning<br />

and control cycle are: Company<br />

Strategie Programme, Key Issue Mee­<br />

tings, Ambition Letter, 3 Year Plan &<br />

meeting, Monthly reporting,<br />

Quarterly Performance meetings;<br />

• In our Governance cycle we have 6<br />

individual meetings with an OpCo<br />

and 2 with all the OpCo's together.<br />

Performance, business control and<br />

riskassessment is each time dis-<br />

cussed in an integrated way;<br />

• An OpCo should never feel like this in<br />

the planning & control cycle;<br />

• Setting realistic targets and targets<br />

on the drivers of Performance instead<br />

of the end results is an important<br />

element;<br />

• It is maybe interesting that we are<br />

the only Amsterdam Stock ex. In<strong>de</strong>x<br />

fund which has no share on or Option<br />

plan in the Company;<br />

• Although often critisised by Investors<br />

or analysts we believe that the share<br />

price is a bad indicator - at least on<br />

Short term - of the real Performance<br />

of the Company. When you focus your<br />

Organisation on the real Performance<br />

you do a better job for your share-<br />

hol<strong>de</strong>rs;<br />

• Risk Management is becoming a bit<br />

of a hype. 1 get so many Consultants<br />

at my office who want to seil me one<br />

or another theoretical risk­<br />

assessment System;<br />

• Let me say a few words on this:<br />

1. Risk Management should be<br />

close to the business and is not a<br />

Corporate Office exercise. The first<br />

line of <strong>de</strong>fense is in the business and<br />

you have to make that transparent.<br />

So the OpCo's have to look structured<br />

Exposed<br />

and<br />

<strong>de</strong>stroying<br />

value .<br />

Ignorant Managing<br />

to their risk and formulate plans to<br />

mitigate them.<br />

2. Most risk-assessments focus on<br />

the dimensions impact and<br />

Finally<br />

Risk approach<br />

likelihood. 1 feel that the dimension<br />

time is often un<strong>de</strong>restimated.<br />

3. Take a realistic approach to risks:<br />

If you ignore them, you will loose<br />

money, but if you are obsessed by<br />

risks you do the same. You have to<br />

find the right balance between<br />

managing for returns and the risk<br />

behind them (see picture);<br />

• We talked about the importance of<br />

Heineken's expanding Information<br />

base for managing Performance;<br />

• <strong>Als</strong>o wehighlighted that an open and<br />

transparent culture and a passion for<br />

learning are strong enablers to<br />

provi<strong>de</strong> a powerful Information base;<br />

• Managing risk and controls are<br />

integrated in the Heineken<br />

management process;<br />

• All these are shaping the conditions<br />

to fulfil corporate governance<br />

requirements on risk and controls;<br />

• In other words, governance<br />

requirements do not exceed our<br />

internal needs to drive Performance<br />

and keep control;<br />

• At Heineken we love creativity. •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

23 25 26 G F S<br />

Over<br />

controlied<br />

Obsessed


PROZESSORIENTIERTE<br />

UNTERNEHMENS­<br />

ORGANISATION<br />

zur Verbesserung <strong>de</strong>r Performance<br />

von Uwe Hutzler, Schramberg<br />

1. EINLEITUNG - EINE SICH STARK<br />

VERÄNDERNDE UMWELT<br />

Die Umwelt von Unternehmen verän<strong>de</strong>rt<br />

sich rasend schnell. Problematisch dar­<br />

an ist aber oft nicht die Geschwindigkeit<br />

als solche, auf die man sich einstellen<br />

kann, son<strong>de</strong>rn dass die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Geschwindigkeit oft nicht vorherseh­<br />

bar ist. Immer wie<strong>de</strong>r gibt es in <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Branchen Umbrüche, die<br />

sowohl die Unternehmenslandschaft als<br />

auch die einzelnen Unternehmen nach<br />

kurzer Zeit in einer völlig neuen Umge­<br />

bung erscheinen lassen. Dabei spielen<br />

politische Verän<strong>de</strong>rungen oft genauso<br />

eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle wie durchgrei­<br />

fen<strong>de</strong> Innovationen von Konkurrenten in<br />

<strong>de</strong>r Branche.<br />

An kaum einem an<strong>de</strong>ren aktuellen Bei­<br />

spiel ist diese Situation so gut darzustel­<br />

len wie an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r wehrtechnischen<br />

Industrie. Dieses Beispiel soll Unterneh­<br />

men sensibilisieren, dass in <strong>de</strong>r Zukunft<br />

eine an<strong>de</strong>re Branche plötzlich sehr schnell<br />

ebenfalls verän<strong>de</strong>rte Rahmenbedingun­<br />

gen vorfin<strong>de</strong>n kann, mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />

negativen Auswirkungen. Seit <strong>de</strong>n Ver­<br />

än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r politischen Landschaft<br />

nach <strong>de</strong>m Zusammenbruch <strong>de</strong>s Ostens<br />

und <strong>de</strong>r neuen Bedrohungssituation<br />

durch <strong>de</strong>n internationalen Terrorismus<br />

müssen sich die wehrtechnischen Unter­<br />

nehmen auf völlig verän<strong>de</strong>rte Umfeld­<br />

szenarien einstellen, die direkte Auswir­<br />

kungen auf die wirtschaftliche Situation<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen in Deutschland haben.<br />

Zurückgehen<strong>de</strong>, in manchen Teilgebie­<br />

ten sogar komplette Ausfälle von Auf­<br />

tragseingängen seitens <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />

öffentlichen Auftraggebers aufgrund von<br />

Haushaltsproblemen, eine stetige Öff­<br />

nung <strong>de</strong>r osteuropäischen Län<strong>de</strong>r und<br />

Erweiterung <strong>de</strong>r NATO, eine gravieren<strong>de</strong><br />

Abschottung <strong>de</strong>s US-Marktes und damit<br />

starke Reduzierung <strong>de</strong>r Möglichkeiten,<br />

im weltgrößten Rüstungsmarkt tätig zu<br />

wer<strong>de</strong>n, die Beauftragung immer kleiner<br />

wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Stückzahlen und Losgrößen<br />

verschie<strong>de</strong>ner Produkte als in <strong>de</strong>r Ver­<br />

gangenheit, durchgängig knappe Haus­<br />

haltsmittel in <strong>de</strong>n Exportlän<strong>de</strong>rn sowie<br />

Exportbeschränkungen seitens <strong>de</strong>r Bun­<br />

<strong>de</strong>sregierung und die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an das Produktspektrum<br />

durch eine verän<strong>de</strong>rte Kriegsführung sind<br />

nur einige wenige Beispiele <strong>de</strong>r neuen<br />

Situation in <strong>de</strong>r Branche. Die Bun<strong>de</strong>s<br />

wehr wird nicht mehr auf die eigene Lan­<br />

<strong>de</strong>sverteidigung, son<strong>de</strong>rn auf die Mit­<br />

hilfe bei internationalen Einsätzen rund<br />

um <strong>de</strong>n Globus ausgerichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Herausfor<strong>de</strong>rung für die Unterneh­<br />

men wird es sein, sich unter diesen neuar­<br />

tigen Rahmenbedingungen so aufzustel­<br />

len, dass auch weiterhin nachhaltige Ren­<br />

diten erwirtschaftet wer<strong>de</strong>n können, die<br />

die Erwartungen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen In­<br />

teressenten befriedigen können. Dabei<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Dipl.-Kfm. Uwe Hutzler ist Leiter Unterneiimenscontrolling<br />

bei <strong>de</strong>r Jungiians Feinwerktechnik<br />

GmbH & Co. KG, Schramberg. Insbeson<strong>de</strong>re in<br />

seiner Funktion als Projektleiter zur „Einführung<br />

einer prozessorientierten Unternehmensorganisation"<br />

beschäftigt er sich mit <strong>de</strong>r Konzeption,<br />

Mo<strong>de</strong>llierung und Umsetzung von Prozessen im<br />

Hinblick auf die spezifische Strategieerreichung<br />

und <strong>de</strong>ren Überführung in ein integriertes<br />

Qualitätsmanagementsystem.<br />

reicht es nicht, vor allem Personal immer<br />

weiter nach unten anzupassen, da zum<br />

einen viele Unternehmen kritische Größen<br />

erreichen wür<strong>de</strong>n, vor allem aber, weil<br />

sonst das noch vorhan<strong>de</strong>ne Know-How<br />

abwan<strong>de</strong>rn wür<strong>de</strong> und große Teile <strong>de</strong>r<br />

Branche schleichend sterben wür<strong>de</strong>n.<br />

Anhand <strong>de</strong>r beispielhaften Darstellung<br />

wird <strong>de</strong>utlich, wie wichtig es ist, eine<br />

qualitativ hochwertige strategische Pla­<br />

nung mit all ihren Facetten in einem<br />

bestimmten Turnus durchzuführen, um<br />

die Umwelt und das Umfeld von Unter­<br />

nehmen immer wie<strong>de</strong>r zu analysieren.<br />

An<strong>de</strong>rnfalls fehlen die Informationen, um<br />

zum richtigen Zeitpunkt mit <strong>de</strong>n richti­<br />

gen Maßnahmen sich <strong>de</strong>n neuen Her­<br />

ausfor<strong>de</strong>rungen stellen zu können.<br />

2. DIE ROLLE DES CONTROLLING<br />

IM RAHMEN DES STRATEGISCHEN<br />

MANAGEMENTS<br />

Strategisches Controlling ist Teil <strong>de</strong>s stra­<br />

tegischen Management. Strategisch<br />

heißt, sich mit <strong>de</strong>r Zukunft auseinan­<br />

<strong>de</strong>rzusetzen und das Unternehmen so<br />

auszurichten, dass dieses auch in sehr<br />

schwierigen Zeiten schlagkräftig am<br />

Markt agieren und reagieren kann. Dem<br />

strategischen Controlling kommt dabei<br />

eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu. Zusam­<br />

mengefasst in vier Stichpunkten sind dies:<br />

405


CM Controller magazin 5/04 - Uwe Hutzier<br />

>• Existenzsicherung,<br />

> Erhaltung <strong>de</strong>r strukturellen Anpas­<br />

sungsfähigkeit <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Umwelt,<br />

>• Durchsetzung und Durchführung <strong>de</strong>r<br />

beschlossenen Strategien,<br />

>• Kontrolle <strong>de</strong>r Strategiegenerierung<br />

und Strategiedurchsetzung.<br />

Dabei run<strong>de</strong>t die Schaffung <strong>de</strong>r Trans­<br />

parenz, wie man mittel- und langfristig<br />

<strong>de</strong>n neuen wirtschaftlichen Rahmen­<br />

bedingungen gerecht wer<strong>de</strong>n kann, das<br />

Aufgabenfeld <strong>de</strong>s strategischen Con­<br />

trolling ab.<br />

Gera<strong>de</strong> durch die Stellung im Unterneh­<br />

men bietet es sich an, dass <strong>de</strong>r Controller­<br />

bereich für die Verfolgung <strong>de</strong>s ganzen<br />

Zielsystems wesentlich durch seine<br />

Steuerungs- und Informationsversor­<br />

gungsfunktion verantwortlich ist. Die<br />

positiven und negativen Beiträge von<br />

Maßnahmen müssen permanent über­<br />

wacht wer<strong>de</strong>n und letztlich auch wie<strong>de</strong>r<br />

in die kurzfristigeren Planungen wie Vor­<br />

schau- o<strong>de</strong>r Geschäftsjahresplanung<br />

überführt wer<strong>de</strong>n. Abweichungen in <strong>de</strong>r<br />

Zielerreichung sind sowohl zeidich als<br />

auch kosten- und ertragsseitig durch <strong>de</strong>n<br />

Controller darzustellen und über die Ge­<br />

schäftsführung zu beeinflussen.<br />

Nur durch die Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>finierten Maßnahmen zur<br />

Erreichung <strong>de</strong>r strategischen<br />

Zielsetzungen wird sich das Un­<br />

ternehmen so entwickeln kön­<br />

nen, wie es <strong>de</strong>r strategische Pla­<br />

nungsprozess unter Einbezie­<br />

hung <strong>de</strong>r Beiträge <strong>de</strong>r einzel­<br />

nen Maßnahmen vorhersieht.<br />

Ein effizientes Instrument für<br />

die Verfolgung <strong>de</strong>r strategi­<br />

schen Zielerreichung kann die<br />

Balanced Scorecard sein. Dort<br />

können die im strategischen<br />

Planungsprozess als Hand­<br />

lungsfel<strong>de</strong>r und Maßnahmen<br />

herausgearbeiteten Themen<br />

zur Zielerreichung in einer be­<br />

stimmten Weise verfolgt wer­<br />

<strong>de</strong>n. Auch kann dort ein Her­<br />

unterbrechen <strong>de</strong>r Maßnah­<br />

men in die verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Bereiche <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

erfolgen. Die in <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard implementierten<br />

Handlungsfel<strong>de</strong>r und Maßnah­<br />

men wer<strong>de</strong>n zeitlich, terminlich<br />

406<br />

und auch kostenseitig durch das strate­<br />

gische Controlling geplant, verfolgt und<br />

analysiert. Die Abarbeitung dieser<br />

Maßnahmenkataloge muss schließlich<br />

mittelfristig einen positiven Einfluss auf<br />

die in <strong>de</strong>r Balanced Scorecard veranker­<br />

ten Kennzahlen haben. Wichtig zu be­<br />

achten ist, dass nur über die Aktivitä­<br />

ten die Kosten beeinflusst wer<strong>de</strong>n kön­<br />

nen, die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kosten stellen<br />

nur das Ergebnis <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>n<br />

Aktivitäten dar<br />

3. DIE GRUNDSÄTZLICHE STRA­<br />

TEGISCHE ZIELSETZUNG EINES<br />

JEDEN PROFITORIENTIERTEN<br />

UNTERNEHMENS<br />

Die Notwendigkeit <strong>de</strong>s Herunterbrechens<br />

<strong>de</strong>r Ziele in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Perspek­<br />

tiven innerhalb eines strategischen<br />

Planungsprozesses ver<strong>de</strong>utlicht folgen­<br />

<strong>de</strong> Darstellung, dass je<strong>de</strong>s Unternehmen<br />

grundsätzlich vor zwei Herausfor<strong>de</strong>run­<br />

gen steht: „Externes Wachstum und<br />

Interne Effizienz". Die For<strong>de</strong>rung nach<br />

einer Verstärkung <strong>de</strong>r Marktbearbeitung<br />

auf <strong>de</strong>r externen Seite sowie nach inter­<br />

ner Optimierung <strong>de</strong>r Abläufe, um mög­<br />

^ Exi ferne Zielperspektive<br />

T<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Marktanteile<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Umsätze<br />

lichst effizient zu arbeiten, sind grund­<br />

legend. Übergeordnet kann man von ei­<br />

ner internen und externen strate­<br />

gischen Unternehmensentwicklung<br />

sprechen. Gera<strong>de</strong> wenn die externe Seite<br />

wenig Beitrag zum Unternehmenserfolg<br />

leisten kann, wie im eingangs dargeleg­<br />

ten Beispiel veranschaulicht, treten in­<br />

terne Optimierungen mehr und mehr in<br />

<strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Strategische |<br />

Unternetimensentwicklungl<br />

Sictierstellung <strong>de</strong>s<br />

langfristigen<br />

ynwiiiiimfifl&Miaii<br />

Prozessoptimierung<br />

Die Sicherstellung <strong>de</strong>r maximalen inter­<br />

nen Effizienz ist nur durch eine perma­<br />

nente Optimierung <strong>de</strong>r Abläufe inner<br />

halb eines Unternehmens möglich. Ver­<br />

luste und Reibungen durch Schnittstel­<br />

len müssen auf ein Min<strong>de</strong>stmaß redu­<br />

ziert wer<strong>de</strong>n. Die verbleiben<strong>de</strong>n Schnitt­<br />

stellen dürfen höchstens noch Nahtstel­<br />

len bleiben. Voraussetzung für die Ver­<br />

meidung und Reduzierung von Schnitt­<br />

stellen ist ein optimierter Prozessablauf<br />

und letztendlich als Ausfluss eine Unter­<br />

nehmensorganisation, die diesen An­<br />

for<strong>de</strong>rungen gerecht wird. Folgen<strong>de</strong><br />

Kapitel wer<strong>de</strong>n die Einführung einer pro­<br />

zessorientierten Unternehmensstruktur<br />

aufzeigen und sich anschließend mit <strong>de</strong>n<br />

daraus resultieren<strong>de</strong>n Vor- und Nach­<br />

teilen beschäftigen. Bereits an dieser<br />

Stelle kann die These aufgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Interne Zielperspektive<br />

Maximale<br />

interne Effizienz.<br />

Optimierung <strong>de</strong>r<br />

Kostenstruktur<br />

Abb. 1: Die zwei Zielsetzungen eines Unternehmens: Wachstum und Effizienz


dass ein Unterneiimen, welches nicht<br />

konsequent seinen Blick auf seine Kun­<br />

<strong>de</strong>n und auf die Prozesse richtet, die ei­<br />

nen Wert für diese Kun<strong>de</strong>n erzeugen,<br />

mittelfristig in seiner Existenz bedroht<br />

sein wird.<br />

4. PROZESSORIENTIERUNG UND<br />

PROZESSMODELLIERUNG<br />

4.1. Prozessorientierung<br />

Ein Prozess ist <strong>de</strong>finiert als eine Grup­<br />

pe verwandter Aufgaben, die zusam­<br />

men für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n ein Ergebnis mit<br />

entsprechen<strong>de</strong>m Wert ergeben. Der<br />

Grundbaustein <strong>de</strong>r Unternehmensorgani­<br />

sation war lange Zeit die Fachabteilung,<br />

also eine Gruppe von Menschen, die eine<br />

gemeinsame Aufgabe verrichteten. Die<br />

Aufgaben wur<strong>de</strong>n verbessert, während<br />

die Prozesse oft außer Kontrolle gerieten.<br />

Eine prozessorientierte Untemehmens-<br />

organisation betrachtet ein Unterneh­<br />

men als ein komplexes Netzwerk von<br />

Prozessen, in welchen Qualität geplant,<br />

gestaltet, gelenkt und verbessert wird.<br />

Generelle Voraussetzung für solch eine<br />

Organisation ist ein „Denken in Prozes­<br />

sen" im ganzen Unternehmen und auf<br />

allen Ebenen. Durch das Denken in Pro­<br />

zessen wer<strong>de</strong>n unnötige Arbeitsschritte<br />

ausgesiebt, Aufgaben zusammengefasst<br />

o<strong>de</strong>r neu strukturiert und Informationen<br />

allen Prozessbeteiligten zugänglich ge­<br />

macht. Dies alles soll zu Verbesserungen<br />

in <strong>de</strong>n Bereichen Qualität, Zeit, Zuverläs­<br />

sigkeit, Flexibilität, Kosten und Service<br />

führen. Die aufgabenorientierte Organi­<br />

sation wird von <strong>de</strong>r Ausrichtung aller<br />

Aktivitäten und Strukturen an <strong>de</strong>n Pro­<br />

zessen abgelöst. Hinzu kommt eine not­<br />

wendige starke Eigenverantwortung<br />

bei <strong>de</strong>n Führungskräften, aber auch bei<br />

allen Mitarbeitern. Der verbesserte<br />

Nutzen gegenüber einer herkömmlichen<br />

Funktionalorganisation resultiert aus<br />

<strong>de</strong>r Berücksichtigung aller die Qualität<br />

im Unternehmen beeinflussen<strong>de</strong>n Funk­<br />

tionen und durch die realistische Ab­<br />

bildung <strong>de</strong>r Organisation, die aus ihren<br />

Aufgaben und ihren Interaktionen re­<br />

sultiert. Prozessdisziplin ist <strong>de</strong>r wesent­<br />

liche Erfolgsfaktor für das Unter­<br />

nehmen.<br />

Prozessorientierte Unternehmens­<br />

organisationen sind durch nachfolgen<strong>de</strong><br />

Kriterien gekennzeichnet:<br />

>- Orientierung an <strong>de</strong>n wirklich existie­<br />

ren<strong>de</strong>n Prozessen und Abläufen im<br />

Unternehmen;<br />

>• Prozessketten sind durchgängig von<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nanfrage bis zum erfüllten<br />

Kun<strong>de</strong>nbedarf (Kun<strong>de</strong>n-Lieferanten-<br />

Beziehung);<br />

>• le<strong>de</strong>r Prozess hat einen Prozess­<br />

verantwortlichen, <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>n<br />

Themen <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit und<br />

Termintreue im Sinne einer perma­<br />

nenten Optimierung auseinan<strong>de</strong>r­<br />

setzt (KVP);<br />

>• Prozesse müssen gemessen wer<strong>de</strong>n;<br />

>• Alle Mitarbeiter im Unternehmen<br />

sollten sich <strong>de</strong>r Prozesse bewusst sein<br />

und <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Unter­<br />

nehmenserfolg erkennen;<br />

>- Prozessorientierung ist kein Projekt,<br />

son<strong>de</strong>rn eine Sichtweise.<br />

Zu beachten ist, dass die Einführung ei­<br />

ner prozessorientierten Unternehmens­<br />

organisation nicht eine zwangsläufige<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Unternehmens­<br />

organisation und -ablaufe be<strong>de</strong>utet. Vie­<br />

le Abläufe und Regeln haben sich im<br />

Unternehmen als nützlich gezeigt und<br />

erscheinen als sinnvoll beibehalten zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> aus diesem Grund ist es<br />

sinnvoll, vor <strong>de</strong>r Analyse und Einführung<br />

eines neuen Prozessmo<strong>de</strong>lls und einer<br />

neuen Organisation eine Schwach­<br />

stellenanalyse quer durch das gesam­<br />

te Unternehmen durchzuführen. Schon<br />

dort wer<strong>de</strong>n die Themengebiete sicht­<br />

bar, auf die auch später ein verstärktes<br />

Hauptaugenmerk bei <strong>de</strong>r Beschreibung<br />

<strong>de</strong>r neuen Prozesse zu legen ist. Funktio­<br />

nieren<strong>de</strong> Prozesse müssen nicht neu <strong>de</strong>­<br />

finiert o<strong>de</strong>r beschrieben, evtl. nur neu<br />

angeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Aufnahme <strong>de</strong>r Abläufe stellt man<br />

sehr schnell fest, dass Funktionsbereiche<br />

traditionell gewachsen sind, das Auf­<br />

gabengebiet allerdings nicht umfassen­<br />

<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>. Die Aufnahme einer Pro­<br />

zesslandkarte und <strong>de</strong>r Teilprozesse wird<br />

eine gewisse Korrektur bzw. Neugestal­<br />

tung dieser Prozesse nach sich ziehen.<br />

4.2. Prozessmo<strong>de</strong>llierung<br />

Die Mo<strong>de</strong>llierung eines prozessorienrier-<br />

ten Unternehmens muss „vom Groben<br />

ins Detail" erfolgen. Dabei wer<strong>de</strong>n aus­<br />

gehend von einer Übersicht über die rele­<br />

vanten Prozesse mittels einer Prozess­<br />

landkarte die notwendigen Prozesse im<br />

Unternehmen ermittelt.<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Im ersten Schritt ist ein individuelles<br />

Prozessmo<strong>de</strong>ll in Form einer<br />

Prozesslandkarte zu erstellen, welches<br />

die wesentlichen Prozesse eines Unter­<br />

nehmens in einer groben Anordnung<br />

darstellt. Der Controller kann und muss<br />

hier als Schnittstelle verschie<strong>de</strong>ner Be­<br />

reiche im Unternehmen gestalten<strong>de</strong>n<br />

Einfluss nehmen. Es empfiehlt sich, dass<br />

das erste grobe Prozessmo<strong>de</strong>ll als eine<br />

Art „Leitplanke" von <strong>de</strong>r Geschäfts­<br />

führung mit einem engen Kreis von<br />

Führungskräften diskutiert und vorge­<br />

geben wird, um möglichst Unruhe im<br />

Unternehmen zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Die Prozesslandkarte ist ein individuell<br />

erstelltes Unternehmensmo<strong>de</strong>ll, welches<br />

die wesentlichen Prozesse <strong>de</strong>s Unterneh­<br />

mens darstellt. Darin wer<strong>de</strong>n Geschäfts­<br />

prozesse, Unterstützungsprozesse und<br />

Führungsprozesse unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Geschäftsprozesse sind in <strong>de</strong>r Regel ab-<br />

teilungsübergreifend, kun<strong>de</strong>nwirksam<br />

und betreffen Tätigkeiten mit direkter<br />

Wertschöpfung. Beispiele sind Akquisi­<br />

tion, Entwicklung, Fertigung, Montage<br />

und Verpackung. Die I<strong>de</strong>ntifikation und<br />

Gestaltung dieser Geschäftsprozesse ist<br />

beeinflusst durch die Kun<strong>de</strong>n und durch<br />

das jeweilige Leistungsangebot <strong>de</strong>s Un­<br />

ternehmens. Man kann auch vereinfacht<br />

sagen, Geschäftsprozesse sind Prozesse<br />

vom Kun<strong>de</strong>n zum Kun<strong>de</strong>n.<br />

Geschäftsprozesse sind eigenständig<br />

nicht durchführbar und bedürfen <strong>de</strong>r<br />

Zuarbeit durch die sogenannten Unter­<br />

stützungsprozesse.Unterstützungs­ prozesse dienen <strong>de</strong>r Abwicklung und<br />

haben meist administrativen Charakter<br />

Die Auslösung zur Zuarbeit entsteht<br />

durch spezifische Bedarfe <strong>de</strong>r Geschäfts­<br />

prozesse. Führungsprozesse haben vor­<br />

wiegend Koordinationsaufgaben, strate­<br />

gische Funktionen und orientieren sich<br />

am Markt, am Kun<strong>de</strong>n und an <strong>de</strong>n jewei­<br />

ligen gesetzlichen Vorgaben.<br />

Es existiert eine Vielzahl von möglichen<br />

Prozessmo<strong>de</strong>llen. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Entwick­<br />

lung solcher Mo<strong>de</strong>lle ist die Kreativität<br />

<strong>de</strong>r Führungsmannschaft gefor<strong>de</strong>rt. Nur<br />

die Definition <strong>de</strong>r Begriffe ist fest vor­<br />

gegeben, um eine einheitliche Sprache<br />

zu sprechen. Bei <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierung sind<br />

<strong>de</strong>r Kreativität keine Grenzen gesetzt. Ge­<br />

ra<strong>de</strong> erst durch das Mo<strong>de</strong>llieren treten<br />

Themen zu Tage, die oft vergessen o<strong>de</strong>r<br />

für nicht wichtig erachtet wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung besteht darin, das<br />

407


CM Controller magazin 5/04 - Uwe Hutzier<br />

richtige und vor allem von allen JVlitar­<br />

beitern für sinnvoll gehaltene Mo<strong>de</strong>ll für<br />

das Unternehmen zu gestalten. Die Mitar­<br />

beiter müssen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Input brin­<br />

gen, da diese durch ihre tägliche Arbeit die<br />

Vielzahl von Schnittstellen kennen und in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Formen sowohl interne als<br />

auch externe Kun<strong>de</strong>n-Lieferanten-Verhält­<br />

nisse abbil<strong>de</strong>n. Abb.2 zeigt ein Beispiel<br />

eines Prozessmo<strong>de</strong>lls mit einem Geschäfts­<br />

prozess, <strong>de</strong>n unterstützen<strong>de</strong>n Prozessen<br />

und <strong>de</strong>n Führungsprozessen.<br />

5. VORGEHENSWEISE ZUR DETAIL­<br />

LIERUNG DES PROZESSMODELLS<br />

Steht das grobe Prozessmo<strong>de</strong>ll, folgt die<br />

Detaillierung. Dabei ist es wie schon er­<br />

wähnt von beson<strong>de</strong>rer Priorität, im Un­<br />

ternehmen die gleiche Sprache zu spre­<br />

chen; zumal <strong>de</strong>r Kreis <strong>de</strong>r einbezogenen<br />

Mitarbeiter von nun an größer wird. Die<br />

weitere Unterteilung eines Prozesses soll<br />

in Teilprozesse und Prozessschritte<br />

erfolgen.<br />

5.1. Analyse und Aufzeichnung <strong>de</strong>r<br />

Abläufe vom Kun<strong>de</strong>n zum Kun<strong>de</strong>n<br />

Die Prozesslandkarte ist ein sehr grobes<br />

Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Unternehmens. Innerhalb <strong>de</strong>r<br />

408<br />

Personalverwaltung<br />

Strategisches<br />

Management<br />

Interne<br />

Logistik<br />

i<strong>de</strong>ntifizierten Geschäfts-, Führungs- und<br />

unterstützen<strong>de</strong>n Prozesse sind vielfälti­<br />

ge Aufgaben zu erfüllen, welche durch<br />

die Teilprozesse repräsentiert wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Aufgaben in <strong>de</strong>n Teilprozessen berück­<br />

sichtigen die Durchgängigkeit im Ablauf<br />

und die Transparenz <strong>de</strong>r Schnittstellen.<br />

Je<strong>de</strong>r Geschäftsprozess muss als ein<br />

Prozess vom Kun<strong>de</strong>n zum Kun<strong>de</strong>n ver­<br />

stan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Innerhalb solch eines<br />

Geschäftsprozesses sind eine Vielzahl von<br />

Kun<strong>de</strong>n-Lieferanten-Verhältnissen zu be­<br />

leuchten. <strong>Als</strong> Hilfestellung für diese Ana­<br />

lysen sollten sogenannte Templates her­<br />

angezogen wer<strong>de</strong>n. Abbildung 3 zeigt<br />

<strong>de</strong>n Aufbau eines solchen Templates am<br />

Beispiel <strong>de</strong>s Unterstützungsprozesses<br />

„Finanz- und Rechnungswesen", wie es<br />

für je<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>finieren<strong>de</strong>n Prozess her­<br />

angezogen wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Templates stellen in sehr übersichtlicher<br />

Form dar, wo ein Prozess beginnt und<br />

wo er en<strong>de</strong>t. Es wird <strong>de</strong>r Zweck <strong>de</strong>s<br />

Prozesses eriäutert und hier stellt man<br />

schon oftmals fest, dass es schwer ist,<br />

<strong>de</strong>n eigentlichen Zweck auszumachen.<br />

Der Prozess lebt von einem Input und<br />

einem Output und es wird ganz klar <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsprozess I<br />

Vertrieb + Entwidmung + Fertigung<br />

Geschäftsprozess n<br />

Vertrieb + Entwidmung + Fertigung<br />

Pflege<br />

Management<br />

System<br />

Unterstützungsprozesse<br />

• I<br />

1<br />

Finanz- und<br />

Rechnungswesen <br />

Infomanagement<br />

Pflege von<br />

DV-<br />

Systemen<br />

Personalentwicklung<br />

Lieferant und <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> <strong>de</strong>finiert. <strong>Als</strong><br />

Qualitätsmerkmal muss <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n,<br />

was <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Prozesses aus­<br />

macht. Hierzu zählen Themen wie<br />

Termintreue, Einhaltung <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen etc.<br />

Bei <strong>de</strong>r Ze<strong>de</strong>gung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

wer<strong>de</strong>n normalerweise eine Vielzahl von<br />

Teilprozessen i<strong>de</strong>ntifiziert. Durch die Sche­<br />

matisierung wer<strong>de</strong>n allerdings auch sehr<br />

schnell überflüssige Prozesse herausge­<br />

arbeitet bzw. Prozesse ent<strong>de</strong>ckt, die not­<br />

wendig wer<strong>de</strong>n, bis dato aber nicht exi­<br />

stent sind. Die nächste Unterteilung wäre<br />

dann die Beschreibung <strong>de</strong>r Prozess­<br />

schritte. Am Beispiel <strong>de</strong>s Finanz- und<br />

Rechnungswesens sind dies z. B. Kredi­<br />

torenbuchhaltung,Debitorenbuch­ haltung, Anlagenbuchhaltung, Finanz­<br />

buchhaltung etc., die wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />

gleichen Template und <strong>de</strong>ssen Kate­<br />

gorisierung beschrieben wer<strong>de</strong>n können.<br />

5.2. Verdichtung <strong>de</strong>r Teilprozesse zu<br />

Hauptprozessen<br />

In einem weiteren Schritt wer<strong>de</strong>n die<br />

Prozessschritte dann wie<strong>de</strong>r zu Teil­<br />

prozessen zusammengefasst. Dabei ist<br />

Gebäu<strong>de</strong>management <br />

Führungsprozess<br />

n<br />

Abb. 2: Prozessmo<strong>de</strong>ll mit Geschäftsprozess, Führungsprozess und Unterstützungsprozess<br />

Unter<br />

stützungs<br />

prozess<br />

n


Unterstützungsprozess: Finanz- und Rechnungswesen<br />

Beginn:<br />

Übergabe <strong>de</strong>r<br />

Belege<br />

Input:<br />

Belege<br />

Lieferanten:<br />

Einkauf<br />

Vertrieb<br />

Zweck:<br />

Realistische Darstellung <strong>de</strong>r<br />

wirtschaftlichen Lage <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r rechtlichen<br />

Vorschriften<br />

Qualitätsmerkmale:<br />

Einhaltung <strong>de</strong>r rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen und <strong>de</strong>r<br />

vorgegebenen Zeitrahmen<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

En<strong>de</strong>:<br />

Fertige Bilanz<br />

Output:<br />

Bilanz<br />

Kun<strong>de</strong>n:<br />

Geschäftsführung!<br />

Stakehol<strong>de</strong>r<br />

Abb. 3: Template zur Definition von Prozessen am Beispiel <strong>de</strong>s Unterstützungsprozesses „Finanz- und Rechnungswesen" l<br />

<strong>de</strong>r Abgleicii herzustellen, ob diese neu<br />

zusammengefassten Teilprozesse mit <strong>de</strong>n<br />

ursprünglich im Prozessmo<strong>de</strong>ll festge­<br />

legten Teilprozessen übereinstimmen<br />

bzw. zusammenpassen.<br />

Bei <strong>de</strong>r weiteren Zusammenfassung <strong>de</strong>r<br />

Teilprozesse wie<strong>de</strong>r zum Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

erfolgt ein weiterer Abgleich. Mit diesem<br />

Schritt wird das eingangs <strong>de</strong>finierte<br />

Prozessmo<strong>de</strong>ll bestätigt bzw. es wer<strong>de</strong>n<br />

nochmals Nachbesserungen angestoßen.<br />

Abb. 4 zeigt <strong>de</strong>n Kreislauf, <strong>de</strong>r - wenn<br />

nötig - mehrmals zu durchlaufen ist.<br />

6. UMSETZUNG DES PROZESS­<br />

MODELLS IN EINE NEUE OR­<br />

GANISATION<br />

Nach <strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>s Prozess­<br />

mo<strong>de</strong>lls bzw. nach Definition, Be­<br />

stätigung und Beschreibung <strong>de</strong>r Teil­<br />

prozesse und Prozessschritte muss<br />

die Organisation <strong>de</strong>s Unterneh­<br />

mens <strong>de</strong>m Prozessmo<strong>de</strong>ll ange­<br />

passt wer<strong>de</strong>n. Es müssen klare Zu­<br />

ordnungen von Prozessen und Ver­<br />

antwortlichen getroffen wer<strong>de</strong>n. Da­<br />

bei ist es gängig, dass mehrere Pro­<br />

zesse von einem Verantwortlichen<br />

getragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Erstellung eines Organigramms ist<br />

dann <strong>de</strong>r nächste Schritt. Die neue Orga­<br />

nisation <strong>de</strong>s Unternehmens muss zum<br />

Spiegelbild <strong>de</strong>r neuen Prozessabläufe<br />

wer<strong>de</strong>n. Damit ist das Unternehmen mehr<br />

o<strong>de</strong>r weniger optimal intern ausgerichtet<br />

und aufgestellt und es können die weite­<br />

ren Tätigkeiten angestoßen wer<strong>de</strong>n. So<br />

muss z. B. die Kostenstellenstruktur<br />

nachgezogen wer<strong>de</strong>n, auch müssen Mit­<br />

arbeiter für die neu geschaffenen Bereiche<br />

und Funktionen ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Konsequenz ist nämlich oft eine Erweite­<br />

rung <strong>de</strong>s Aufgabengebietes, was Vor- und<br />

Nachteile mit sich bringt. Mitarbeiter er­<br />

halten neue Verantwortlichkeiten, neue<br />

Mitarbeiter zum Führen etc. Die Arbeits­<br />

Erstellung/<br />

Anpassung<br />

Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

Bestätigung<br />

Teil Prozesse<br />

Definition <strong>de</strong>r<br />

Teil Prozesse<br />

gebiete <strong>de</strong>r Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n umfang­<br />

reicher und komplexer In Unternehmen,<br />

die mit Hochleistungsprozessen arbeiten,<br />

einfach, schlank und kostengünstig sind,<br />

ist kein Platz mehr für hierarchisch <strong>de</strong>n­<br />

ken<strong>de</strong> Führungskräfte. Das Unterneh­<br />

men braucht statt<strong>de</strong>ssen Mitarbeiter, die<br />

in <strong>de</strong>r Lage sind, Prozessarbeit zu verrich­<br />

ten und Stellen zu besetzen, in <strong>de</strong>nen das<br />

Erfassen von Vorgängen, selbständiges<br />

Han<strong>de</strong>ln, Verantwortungsbewusstsein<br />

und Enscheidungen veriangt wer<strong>de</strong>n. Sol­<br />

che Mitarbeiter müssen nicht mehr be­<br />

aufsichtigt wer<strong>de</strong>n und benötigen <strong>de</strong>s­<br />

halb eine an<strong>de</strong>re Art von Führungskräf­<br />

ten, wo nicht mehr die Abteilungen, son­<br />

<strong>de</strong>rn die Prozesse im Mittelpunkt stehen.<br />

Abb. 4: Kreislauf zur Erstellung <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />

Definition <strong>de</strong>r<br />

Prozessschritte,<br />

409


CM Controller magazin 5/04 - Uwe Hutzier<br />

Wichtig ist, dass das Organigramm <strong>de</strong>r<br />

letzte Schritt in <strong>de</strong>r EinfiJhrung einer<br />

prozessorientierten Unternehmens­<br />

organisation ist. Das Unternehmen muss<br />

künftig nach Prozessen arbeiten und<br />

nicht nach Funktionen.<br />

6.1. Vorteile<br />

Bewusst wird an dieser Stelle von <strong>de</strong>r<br />

Einführung einer prozessorientierten Or­<br />

ganisation und nicht von einer Anpas­<br />

sung o<strong>de</strong>r Optimierung gesprochen. Ge­<br />

ra<strong>de</strong> durch die beschriebene Analyse<br />

stellt sich heraus, dass in einer Vielzahl<br />

von Fällen nicht mehr von einer Optimie­<br />

rung gesprochen wer<strong>de</strong>n kann. Die Aus­<br />

wirkungen <strong>de</strong>r Analysen gehen meist weit<br />

über eine Anpassung hinaus. Auch muss<br />

bedacht wer<strong>de</strong>n, dass eine permanente<br />

Anpassung zu viele Ressourcen dauer­<br />

haft verschlingen wür<strong>de</strong>. Wird zu oft in<br />

Kleinarbeit eine Anpassung vorgenom­<br />

men, vertieren die Mitarbeiter ihre Moti­<br />

vation und viele Vorgehensweisen wer­<br />

<strong>de</strong>n in Frage gestellt.<br />

<strong>Als</strong> gravierendste Vorteile <strong>de</strong>r Einfüh­<br />

rung einer prozessorientierten Organi­<br />

sation sind folgen<strong>de</strong> Punkte zu nennen:<br />

»• Beseitigung von Hierarchien: Durch<br />

die Orientierung an Prozessen und<br />

nicht an Funktionen mit <strong>de</strong>n klassi­<br />

schen Verzweigungen und Hierarchi­<br />

en wird häufig eine Vielzahl von Hier­<br />

archien beseitigt.<br />

Beseitigung von Abteilungs­<br />

<strong>de</strong>nken: Dadurch dass sich die Vor­<br />

gänge und Abläufe nicht mehr an<br />

Abteilungen orientieren, son<strong>de</strong>rn an<br />

<strong>de</strong>r Anordnung von Prozessen, wer­<br />

<strong>de</strong>n die oft durch Organigramme vor­<br />

gefertigten Schnittstellen behoben.<br />

Es ist durchaus möglich, dass sich<br />

ein in einer Abteilung befindlicher<br />

Mitarbeiter mehreren Prozessen an<br />

verschie<strong>de</strong>nen Stellen im Unterneh­<br />

men annehmen muss.<br />

9* Ausweitung <strong>de</strong>r Aufgabengebiete<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter: Die Auf gabenvielfalt<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter nimmt zu. Durch etwa<br />

eine Veriagerung <strong>de</strong>s Einkaufs in <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsprozess kann es bei kleine­<br />

ren Unternehmen dazu kommen,<br />

dass z. B. fertigungsnahe Personen<br />

zu Einkäufern wer<strong>de</strong>n, wobei eine<br />

entsprechen<strong>de</strong> Qualifikation erfolgen<br />

muss.<br />

»> Erhöhung <strong>de</strong>r allgemeinen Trans­<br />

410<br />

parenz: Die schon erwähnte Bereini­<br />

gung überflüssiger Tätigkeiten führt<br />

nicht nur zu einer Steigerung <strong>de</strong>r Effi­<br />

zienz, son<strong>de</strong>rn auch zu einer Er­<br />

höhung <strong>de</strong>r Transparenz von Kosten<br />

und Leistungen.<br />

»> Einfachere Messbarkeit von Vor­<br />

gängen: Die klarere Struktur lässt<br />

eine bessere Zuordnung von Kosten­<br />

verursachung und Kostenanfall zu.<br />

Gera<strong>de</strong> dadurch ist es möglich, die<br />

strategischen Ziele <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard besser herunterzubrechen<br />

und eine klarere Zielverfolgung zu<br />

erreichen.<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Transparenz von<br />

Ineffizienzen: Im Prozess <strong>de</strong>r Er­<br />

stellung <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls und <strong>de</strong>s<br />

Infragestellens von Teilprozessen und<br />

Prozessschritten wird sehr schnell<br />

<strong>de</strong>utlich, dass eine Vielzahl von<br />

Tätigkeiten sich über eine lange Zeit<br />

eingeschlichen haben, die keinerlei<br />

Mehrwert für das Unternehmen<br />

bringen.<br />

»> Erhöhung <strong>de</strong>r internen Prozess­<br />

kapazitäten: Durch die Umschich­<br />

tung und an<strong>de</strong>re Zuordnung von Mit­<br />

arbeitern, aber auch durch das Weg­<br />

fallen von Prozessen, wer<strong>de</strong>n oft ins­<br />

beson<strong>de</strong>re im administrativen Be­<br />

reich Kapazitäten frei. Diese können<br />

abgebaut o<strong>de</strong>r dort eingesetzt wer­<br />

<strong>de</strong>n, wo Bedarf o<strong>de</strong>r analysierter<br />

Mehrbedarf nötig ist.<br />

9¥ Verbesserung <strong>de</strong>s Informations­<br />

flusses: Viele Produkte sind nicht<br />

<strong>de</strong>shalb voller Fehler, weil die Auf­<br />

gaben schlampig verrichtet, son<strong>de</strong>rn<br />

weil die Informationen falsch inter­<br />

pretiert o<strong>de</strong>r Anweisungen mißver­<br />

stan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Oft en<strong>de</strong>n Informa­<br />

tionen an <strong>de</strong>n Abteilungsgrenzen.<br />

Diesem wird in einer prozessorien­<br />

tierten Organisationsform Rechnung<br />

getragen.<br />

9* Beseitigung von Schnittstellen: Die<br />

unzähligen Interaktionen zwischen<br />

einzelnen Mitarbeitern und Abteilun­<br />

gen führen zu Mißverständnissen,<br />

Fehlermeldungen, Reibereien etc. Ein<br />

möglicher Weg, mit weniger Schnitt­<br />

stellen auszukommen, sind größere<br />

Einheiten.<br />

6.2. Nachteile<br />

Neben <strong>de</strong>n Vorteilen dürfen die Nachteile<br />

nicht ausgeblen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n:<br />

»• Aufsplittung funktionieren<strong>de</strong>r Ein­<br />

heiten: Durch die neuen Zuord­<br />

nungen, wie z. B. einen im Geschäfts­<br />

prozess befindlichen Einkauf, wer<strong>de</strong>n<br />

funktionieren<strong>de</strong> Einheiten wie <strong>de</strong>r<br />

bisherige Zentraleinkauf aufgeteilt,<br />

und es müssen sich die neuen Abläu­<br />

fe erst einspielen.<br />

»* Umstellung <strong>de</strong>r Organisation /<br />

Infrastruktur: Umstellungen <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensorganisation bedingen<br />

eine Umstellung <strong>de</strong>s DV-Systems, was<br />

im ersten Moment zeitlichen Mehr­<br />

aufwand und Umstellungskosten<br />

auslöst. Auch Anpassungen <strong>de</strong>r<br />

Kostenstellenstruktur etc. ziehen ei­<br />

nen gewissen Mehraufwand nach sich.<br />

9¥ Umzugskosten: Durch die neuen An­<br />

ordnungen müssen einzelne Perso­<br />

nen o<strong>de</strong>r Einheiten aufgrund <strong>de</strong>s Kun­<br />

<strong>de</strong>n-Lieferanten-Verhältnisses ggfs.<br />

räumlich umziehen. Dies bedingt ne­<br />

ben <strong>de</strong>n z. T. hohen Kosten auch ei­<br />

nen Eingriff in vorhan<strong>de</strong>ne soziale<br />

Gefüge.<br />

Kompetenzen: Durch neue Ver­<br />

teilung und Erweiterung <strong>de</strong>r Auf­<br />

gabenbereiche müssen sich die Mit­<br />

arbeiter neue Kompetenzen aneignea<br />

7. RESÜMEE UND LITERATUR<br />

Man darf sich nie von <strong>de</strong>r Annahme täu­<br />

schen lassen, aufgrund <strong>de</strong>r vielleicht<br />

momentan positiven Situation im Unter­<br />

nehmen effizient aufgestellt zu sein. Das<br />

Ergebnis strategischer Analysen zeigt<br />

oft mit Verwun<strong>de</strong>rung die dringen<strong>de</strong><br />

Notwendigkeit, die ersten Schritte in<br />

Richtung <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten Zukunft ein­<br />

zuschlagen. Ein wesentlicher Schritt<br />

nach innen ist die Optimierung <strong>de</strong>r inter­<br />

nen Abläufe. Die Einführung einer pro­<br />

zessorientierten Unternehmensstruktur<br />

ist daher nicht nur zu empfehlen, son­<br />

<strong>de</strong>rn ein Muss, um späteres Überleben<br />

zu sichern. Insbeson<strong>de</strong>re durch die ver­<br />

schie<strong>de</strong>nsten Analysen im Rahmen einer<br />

solchen Einführung quer durch das gan­<br />

ze Unternehmen und herunter bis in die<br />

untersten Ebenen erhält das Unterneh­<br />

men von selbst eine gewisse Dynamik<br />

und erwacht aus seinem Tiefschlaf. Sich<br />

mit <strong>de</strong>n Dingen zu befassen, Abläufe in<br />

Frage zu stellen bringen das Unterneh­<br />

men in die richtige Richtung.<br />

Wichtig an solch einem Vorhaben ist die<br />

rechtzeitige Einbeziehung eines großen<br />

Kreises an Mitarbeitern, damit bei Ver­<br />

än<strong>de</strong>rungen die Akzeptanz möglichst<br />

durchgängig vorhan<strong>de</strong>n ist. Die Ein-


führung einer prozessorientierten Organisation be<strong>de</strong>utet abei<br />

auch, <strong>de</strong>n Mut zu haben, Dinge so zu lassen wie sie sind. Es isl<br />

auf die einzelnen Gepflogenheiten und Kompetenzen <strong>de</strong>r Mit<br />

arbeiter im Unternehmen Rücksicht zu nehmen. Verän<strong>de</strong>run<br />

gen mit Gewalt durchzusetzen, wird keinen Erfolg nach sicP<br />

ziehen. Gera<strong>de</strong> ist ein bestimmtes Spezialistentum sehr wert<br />

voll für das Unternehmen. Dies darf nicht zerstört wer<strong>de</strong>n<br />

Dort wo <strong>de</strong>r Gedanke <strong>de</strong>r Prozessorientierung nicht gelebt<br />

wer<strong>de</strong>n will, wird auch eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Organisation keine<br />

Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>n Köpfen bringen. Umso wichtiger ist es, die<br />

Prozessorienrierung auch theoretisch <strong>de</strong>n Mitarbeitern zu ver<br />

mittein und von <strong>de</strong>n Vorteilen zu überzeugen. Während <strong>de</strong>s<br />

Projektes ist es wichtig, permanent zu kommunizieren, um die<br />

Mitarbeiter am Projekt zu je<strong>de</strong>r Zeit teilhaben zu lassen. Ab<br />

schließend bleibt noch zu erwähnen, dass auch eine Prozess<br />

Organisation die interne Führungsverantwortung vereinfachen<br />

jedoch nicht ersetzen kann.<br />

Für <strong>de</strong>n zukünftigen Erfolg kann man vier Leitsätze ah<br />

allgemeingültig festhalten:<br />

1. Die Aufgabe eines Unternehmens ist die Wertschöpfunj<br />

für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n;<br />

2. Die Wertschöpfung für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n erfolgt in <strong>de</strong>n Pro<br />

zessen <strong>de</strong>s Unternehmens;<br />

3. Der Unternehmenserfolg ergibt sich aus überiegenei<br />

Leistung;<br />

4. Eine überiegene Prozessleistung wird durch überiegenei<br />

Prozess<strong>de</strong>sign, also Struktur, Gestaltung und Organisatior<br />

<strong>de</strong>r Prozesse, die richtigen Prozessbeteiligten und das rieh<br />

tige Arbeitsumfeld, das ermutigt, motiviert und leistungs<br />

steigern<strong>de</strong> Kräfte freisetzt, erreicht.<br />

Doppler Klaus / Lauterburg, Christoph: Change Management - Der<br />

Unternehmenswan<strong>de</strong>l gestalten, Campus Veriag, 1999<br />

McNair Carol: Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nce and Control: Traditional vs. Activity<br />

Based Responsibility Accounting, in: [ournal of Cost Management<br />

4. lg. (1990), Heft Sommer<br />

Hammer, Michael / Champy, [ames: Business Reengineering - Die<br />

Radikalkur für das Unternehmen, Campus Verlag, 1996<br />

Hammer, Michael: Das prozessorientierte Unternehmen. Die Arbeits<br />

weit nach <strong>de</strong>m Reengineering, Campus Verlag, 1997<br />

Kaplan, Robert / Cooper, Robin: Prozesskostenrechnung ah<br />

Managementinstrument, Campus Veriag, 1999<br />

Kaplan, Robert / Norton, David: Balanced Scorecard, Schäffer<br />

Poeschel, 1997<br />

Kaplan, Robert / Norton, David: The Strategy-Focused Organization<br />

2001<br />

Peemöller Volker: Controlling, Verlag Neue Wirtschafts-Briefe, 1997<br />

Porter, Michael: Wettbewerbsvorteile (Competitive Advantage)<br />

Spitzenleistungen erreichen und behaupten, Campus Veriag, 2000<br />

Porter, Michael: Wettbewerbsstrategie (Competitive Strategy)<br />

Metho<strong>de</strong>n zur Analyse von Branchen und Konkurrenten, Campu:<br />

Veriag, 1999<br />

Simon, Hermann: Das große Handbuch <strong>de</strong>r Strategiekonzepte<br />

Campus Veriag, 2000<br />

Steinmann, Horst / Schreyögg, Georg: Management - Grundlagen <strong>de</strong>i<br />

Unternehmensführung, Gabler 1993 •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

12 16 31 G F S<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Erfahren Individuell Kompetent International<br />

Wir schaffen 44<br />

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benötigen Unternehmen Auskunft über alle Unternehmens<br />

relevanten Kenngrößen in Echtzeit. Schnelle Entscheidungen auf<br />

<strong>de</strong>r Grundlage verlässlicher Informationen sind ein wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor, um in schwierigen Markt- und Wettbewerbssituationen<br />

erfolgreich zu bestehen. Flexible Analysemöglichkeiten und<br />

Auswertungen bringen die notwendige Transparenz in die<br />

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411


CM Controller magazin 5/04 - Christian Schnei<strong>de</strong>r / Steffen Böhmert<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

26 37 38 G F S<br />

UNTERNEHMENS­<br />

BEWERTUNG<br />

UND KAUFPREIS­<br />

FINANZIERUNG<br />

von Christian Schnei<strong>de</strong>r und Steffen Böhmert, Berlin<br />

Vorbemericung<br />

Es gibt unterschiedliche Motive, weshalb<br />

Unternehmen ge- bzw. verkauft wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese lassen sich, wie Abb. 1 zeigt, in vier<br />

Gruppen einteilen. Ein Unternehmens­<br />

kauf auf strategischen Grün<strong>de</strong>n soll in<br />

aller Regel die Wettbewerbsposition <strong>de</strong>s<br />

Käufers nachhaltig sichern. Dabei kann<br />

es sich um <strong>de</strong>n Kauf eines Unternehmens<br />

auf einer vor- o<strong>de</strong>r nachgelagerten Pro­<br />

duktionsstufe (Vorwärts- bzw. Rück­<br />

wärtsintegration), um <strong>de</strong>n Erwerb eines<br />

wichtigen Wettbewerbers (Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Marktmacht) o<strong>de</strong>r aber um <strong>de</strong>n Kauf<br />

eines Unternehmens aus einer an<strong>de</strong>ren<br />

Branche (Diversifizierung) han<strong>de</strong>ln.<br />

Finanzielle Motive spielen vor allem auf<br />

412<br />

Abb. 1: Motive für Unternehmens­<br />

transaktionen<br />

Dr. Christian Schnei<strong>de</strong>r, Controller<br />

im Head Office, Schenker AG,<br />

Alfredstraße 81, D-45130 Essen<br />

Mail: Christian.Schnei<strong>de</strong>r®<br />

schenker.com<br />

<strong>de</strong>r Verkäuferseite eine Rolle, wenn diese<br />

nach oft jahrzehntelanger Aufbauarbeit<br />

die „Früchte" ihrer Arbeit ernten wollen.<br />

<strong>Als</strong> persönliche Motive sind käuferseitig<br />

Machtinteressen <strong>de</strong>s Managements nicht<br />

zu unterschätzen, auf Seiten <strong>de</strong>s Verkäu­<br />

fers ist es meist das Fehlen eines geeigne­<br />

ten Nachfolgers in <strong>de</strong>r eigenen Familie.<br />

Schließlich sind noch regulative Motive<br />

zu nennen, die insbeson<strong>de</strong>re bei „Mega­<br />

Fusionen" zum Tragen kommen, wenn<br />

Wettbewerbsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Verkauf<br />

von Teilbereichen <strong>de</strong>s neuen Gebil<strong>de</strong>s<br />

for<strong>de</strong>rn. Im Regelfall sind die mit einer<br />

Transaktion verfolgten Ziele nicht exakt<br />

voneinan<strong>de</strong>r abgrenzbar, vielmehr über­<br />

schnei<strong>de</strong>n, ergänzen o<strong>de</strong>r bedingen sie<br />

sich gegenseitig (vgl. zu <strong>de</strong>n Motiven<br />

auch: Seiler 2004, S. 13ff.).<br />

Unabhängig von <strong>de</strong>n zu Grun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n<br />

Motiven sollte je<strong>de</strong>m Kauf bzw. Verkauf<br />

von Unternehmen o<strong>de</strong>r Teilen davon eine<br />

Unternehmensbewertung vorausgehen,<br />

damit sowohl Verkäufer als auch Käufer<br />

eine klare Vorstellung bezüglich <strong>de</strong>s Wer­<br />

tes <strong>de</strong>s zum Verkauf stehen<strong>de</strong>n Unter­<br />

nehmens haben. Der folgen<strong>de</strong> Beitrag er­<br />

läutert, welche Bewertungsverfahren hier­<br />

für geeignet sind und zeigt <strong>de</strong>ren Anwen­<br />

dung anhand eines Fallbeispiels. Schließ­<br />

lich wird im Anschluss noch <strong>de</strong>r Frage<br />

nachgegangen, wie die Strukturierung <strong>de</strong>r<br />

Transaktion sowie die Kaufpreis­<br />

finanzierung erfolgen kann.<br />

Steffen Böhmert, Projektleiter<br />

Europäische Akquisitionsfinanzierung<br />

<strong>de</strong>r IKB Deutsche<br />

Industriebank AG (früher Osteuropa-Finanzierungen<br />

bei WestLB<br />

und Bayerische Lan<strong>de</strong>sbank)<br />

Verfahren zur Unternehmens­<br />

bewertung<br />

In <strong>de</strong>r Fachliteratur besteht weitgehend<br />

Einigkeit darüber, dass sich <strong>de</strong>r Wert<br />

eines Unternehmens aus <strong>de</strong>ssen zu­<br />

künftigen Erfolgsbeiträgen ableitet.<br />

|e<strong>de</strong> Unternehmensbewertung muss in­<br />

sofern zukunftsorientiert sein. Dabei wird<br />

<strong>de</strong>r Frage nachgegangen, ob sich <strong>de</strong>r<br />

Kaufpreis durch die in <strong>de</strong>r Zukunft erziel­<br />

ten Erfolgsbeiträge angemessen verzinst.<br />

Hierfür wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Grundprinzip<br />

<strong>de</strong>r Kapitalwertmetho<strong>de</strong> zukünftige Er­<br />

folgsbeiträge auf <strong>de</strong>n Erwerbszeitpunkt<br />

abgezinst. Es lassen sich dabei zwei un­<br />

terschiedliche Ansätze unterschei<strong>de</strong>n, die<br />

diesem Prinzip folgen, nämlich die Er­<br />

tragswert-Metho<strong>de</strong>n sowie die Discoun­<br />

ted Cash Flow- (DCF-) Metho<strong>de</strong>n (vgl.<br />

Michalakis 2002, S. 622; IDW 2000,<br />

Ziffer 7.1).<br />

Bei <strong>de</strong>n Ertragswertverfahren wird <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenswert als Barwert künfti­<br />

ger Erträge aus <strong>de</strong>m Unternehmen be­<br />

stimmt (vgl. im Folgen<strong>de</strong>n Mandl/Rabel<br />

2001, S. 51 ff.; Peemöller/Kunowski 2001,<br />

S. 199ff.). <strong>Als</strong> Zukunftserträge lassen sich<br />

dabei verschie<strong>de</strong>ne Erfolgsgrößen wie<br />

z. B. Perio<strong>de</strong>nerfolge <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

Netto-Ausschüttungen aus <strong>de</strong>m Unter­<br />

nehmen o<strong>de</strong>r Netto-Cash Flows bei <strong>de</strong>n<br />

Eigentümern heranziehen. Die unter­<br />

schiedlichen Ertragsbegriffe haben ein


unterschiedliches Maß an prognoseauf-<br />

wand und damit Komplexität zur Folge.<br />

Höherer Prognoseaufwand be<strong>de</strong>utet da­<br />

bei immer auch höhere Genauigkeit <strong>de</strong>r<br />

Bewertung und umgekehrt. Komplexität<br />

und Genauigkeit sind bei Heranziehung<br />

kijnftiger Netto-Cash Flows bei <strong>de</strong>n Ei-<br />

gentiJmern am höchsten und bei Ver­<br />

wendung <strong>de</strong>r künftigen Perio<strong>de</strong>nerfolge<br />

am geringsten. Der Einfachheit halber<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r praktischen An­<br />

wendung häufig Perio<strong>de</strong>nerfolgs­<br />

größen verwen<strong>de</strong>t. <strong>Als</strong> Kalkulationszins<br />

zur Diskontierung <strong>de</strong>r künftigen Unter­<br />

nehmenserträge wird ein Zinssatz<br />

unterstellt, <strong>de</strong>r die beste alternative<br />

Mittelverwendung <strong>de</strong>s Investors wi<strong>de</strong>r­<br />

spiegelt. Meist wird <strong>de</strong>r so ermittelte<br />

Zins noch um branchenspezifisch abzu­<br />

leiten<strong>de</strong> Risikozuschläge erhöht. Die ver­<br />

wen<strong>de</strong>ten Kapitalisierungszinsfüße hän­<br />

gen insofern von subjektiven Renditeer­<br />

wartungen <strong>de</strong>s Investors ab und spie­<br />

geln die Rendite einer alternativen Inve­<br />

stition am Kapitalmarkt bei einem glei­<br />

chen bewertungsrelevanten Risiko wi<strong>de</strong>r<br />

Sie sind damit extern kaum überprüfbar<br />

(vgl. Michalakis 2002, S. 624).<br />

Bei <strong>de</strong>r DCF-Metho<strong>de</strong> wird <strong>de</strong>r Unter­<br />

nehmenswert durch Diskontierung zu­<br />

künftiger Cash Flows ermittelt. Dabei ist<br />

bei <strong>de</strong>r DCF-Metho<strong>de</strong> in Abhängigkeit<br />

davon, ob <strong>de</strong>r Marktwert <strong>de</strong>s Eigenkapi­<br />

tals <strong>de</strong>s Unternehmens direkt o<strong>de</strong>r indi­<br />

rekt (über die Ermittlung <strong>de</strong>s Marktwerts<br />

<strong>de</strong>s Gesamtkapitals) ermittelt wird, das<br />

Equity- und Entity-Verfahren zu unter­<br />

schei<strong>de</strong>n (vgl. Mandl/Rabel 2001, S. 63ff.;<br />

Bäzner/Timmreck 2004, S. 5f.). Beim<br />

Equity Approach wer<strong>de</strong>n lediglich die<br />

<strong>de</strong>n Eigenkapitalgebern zustehen<strong>de</strong>n<br />

Cash Flows („Flows to Equity") mit <strong>de</strong>r<br />

gefor<strong>de</strong>rten Eigenkapitalrendite diskon­<br />

tiert. Man erhält so direkt <strong>de</strong>n Marktwert<br />

<strong>de</strong>s Eigenkapitals. Beim Entity Approach<br />

wer<strong>de</strong>n hingegen die <strong>de</strong>n Fremd- und<br />

Eigenkapitalgebern zustehen<strong>de</strong>n Cash<br />

Flows mit einem gewogenen Durch­<br />

schnittskapitalkostensatz diskontiert. So<br />

erhält man <strong>de</strong>n Marktwert <strong>de</strong>s Gesamt­<br />

kapitals, das <strong>de</strong>m Transaktionsvolumen<br />

entspricht. Um zum Marktwert <strong>de</strong>s Ei­<br />

genkapitals zu gelangen, muss noch <strong>de</strong>r<br />

Marktwert <strong>de</strong>s verzinslichen Fremd­<br />

kapitals abgezogen wer<strong>de</strong>n. Der Markt­<br />

wert <strong>de</strong>s verzinslichen Fremdkapitals<br />

entspricht im Regelfall <strong>de</strong>n verzinslichen<br />

Finanzverbindlichkeiten zum Buchwert.<br />

Er lässt sich aus <strong>de</strong>n Bilanzdaten <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit ableiten.<br />

Wert <strong>de</strong>s Gesamtkapitals<br />

(= Transaktionsvolumen)<br />

- Wert <strong>de</strong>s Fremdkapitals<br />

= Wert <strong>de</strong>s Eigenkapitals<br />

(= Unternehmenswert)<br />

Abb. 2: Unternehmenswert und<br />

lYansaktionsvolumen<br />

Folgt man <strong>de</strong>r gewählten Systemati­<br />

sierung <strong>de</strong>r Bewertungsverfahren, lässt<br />

sich das Ertragswertverfahren auch als<br />

Son<strong>de</strong>rform <strong>de</strong>s DCF-Verfahrens (Equity<br />

Approach) ansehen, nämlich dann, wenn<br />

als Ertragsgröße Cash Flows (Flows to<br />

Equity) herangezogen und diese mit <strong>de</strong>r<br />

gefor<strong>de</strong>rten Eigenkapitalrendite diskon­<br />

tiert wer<strong>de</strong>n (vgl. zur Verbindung zwi­<br />

schen Ertragswert- und DCF-Verfahren<br />

auch: Ballwieser 2001, S. 363ff.; Richter<br />

2000, S. 282f.; Coenenberg/Schultze<br />

2002, S. 605).<br />

Equity- und Entity-Verfahren lassen sich<br />

weiter danach unterschei<strong>de</strong>n, in welcher<br />

Form Steuern berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Denkbar ist die Berücksichtigung <strong>de</strong>r<br />

Steuerlast im Cash Flow o<strong>de</strong>r im<br />

Kalkulationszinsfuß (= Brutto-Steuer-<br />

Ansatz). In <strong>de</strong>r Praxis wird <strong>de</strong>r Berück­<br />

sichtigung im Zinsfuß meist <strong>de</strong>r Vorzug<br />

gegeben (vgl. Mandl/Rabel 2001, S. 67f.;<br />

Baetge/Niemeyer/Kümmel 2001,<br />

S. 313ff.). Dabei ist in Deutschland gegen­<br />

wärtig mit einer durchschnittlichen Er­<br />

tragsteuerbelastung von knapp 40 %<br />

(Körperschaft- und Gewerbeertragsteuer)<br />

auszugehen. Durch die Berücksichtigung<br />

von Steuern erhöht sich <strong>de</strong>r Kalkulations­<br />

zins wie in Abbildung 3 dargestellt.<br />

mit<br />

i ^, Zinssatz vor Steuern<br />

Vorst<br />

Zinssatz nach Steuer<br />

s^ Ertragsteuersatz<br />

Abb. 3: Kalkulationszins nach Steuern<br />

Beim Entity-Verfahren, welches das in<br />

<strong>de</strong>r Praxis überwiegend angewandte Ver­<br />

fahren darstellt (vgl. Richter 2000, S. 267;<br />

Bäzner/Timmreck 2004, S. 7), wird zur<br />

Bestimmung <strong>de</strong>s Diskontierungs-<br />

zinsh^ßes ein gewogener Durchschnitts­<br />

kapitalkostensatz (Weighted Average<br />

Cost of Capital = WACC) als Kalkulations­<br />

zinssatz verwen<strong>de</strong>t. Dieser ergibt sich<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

aus <strong>de</strong>n Renditeansprüchen <strong>de</strong>r Eigen­<br />

kapital- und <strong>de</strong>r Fremdkapitalgeber (vgl.<br />

Mandl/Rabel 2001, S. 62ff.; Born 2003,<br />

S. 76ff.). Die Renditeansprüche <strong>de</strong>r<br />

Eigenkapitalgeber wer<strong>de</strong>n mit Hilfe <strong>de</strong>s<br />

Capital Asset Pricing Mo<strong>de</strong>lls (CAPM)<br />

bestimmt (vgl. zum CAPM ausführlich:<br />

Baetge/Niemeyer/Kümmel 2001,<br />

S. 288ff.; Timmreck 2004, S. 62ff.). Dabei<br />

wird unterstellt, dass sich <strong>de</strong>r Eigen­<br />

kapitalkostensatz aus einem Basis­<br />

zinssatz'', <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Rendite risikoloser<br />

Staatsanleihen entspricht, zuzüglich ei­<br />

ner Marktrisikoprämie zusammensetzt.<br />

Die Marktrisikoprämie ergibt sich aus<br />

<strong>de</strong>r durchschnittlichen langfristigen<br />

Differenz zwischen <strong>de</strong>r Rendite eines<br />

Aktienindizes und <strong>de</strong>m Basiszinssatz.<br />

Die Marktrisikoprämie schwankt je nach<br />

betrachtetem Markt und zugrun<strong>de</strong>geleg­<br />

tem Zeitraum zwischen 3 und 7 % (vgl.<br />

Bäzner/Timmreck 2004, S. 15f.).<br />

Das systematische Unternehmensrisiko,<br />

das sich durch Portfoliobildung (Diversifi­<br />

zierung) nicht weiter reduzieren lässt, spie­<br />

gelt sich dabei im sogenannten Beta-Fak­<br />

tor wi<strong>de</strong>r Es betrachtet die Volatilität <strong>de</strong>r<br />

Rendite <strong>de</strong>s zu bewerten<strong>de</strong>n Unterneh­<br />

mens im Verhältnis zur Volatilität <strong>de</strong>r<br />

Rendite <strong>de</strong>s Gesamtmarktes. Ein Beta<br />

Faktor von eins be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>mnach, dass<br />

sich die Einzelrendite proportional zur<br />

Rendite <strong>de</strong>s Gesamtmarktportfolios ver­<br />

hält. Bei börsennotierten Unternehmen<br />

lässt sich <strong>de</strong>r Beta-Faktor mit Hilfe statisti­<br />

scher Verfahren aus <strong>de</strong>r historischen Kurs­<br />

bzw. Renditeentwicklung <strong>de</strong>r Aktien be­<br />

stimmen. Für nicht börsennotierte Unter­<br />

nehmen lassen sich entwe<strong>de</strong>r Betas, die<br />

aus <strong>de</strong>n Beta-Faktoren börsennotierter<br />

Vergleichsunternehmen abgeleitet wer<strong>de</strong>n<br />

(Comparable Company Approach), o<strong>de</strong>r<br />

Branchenbetas verwen<strong>de</strong>n (vgl. Micha­<br />

lakis 2002, S. 623ff.; Timmreck 2004,<br />

S. 62ff.).^' Schließlich besteht auch die Mög­<br />

lichkeit, Fundamentalbetas, also Betas von<br />

börsennotierten Unternehmen <strong>de</strong>rselben<br />

Größe, aber unterschiedlicher Branchen­<br />

zugehörigkeit o<strong>de</strong>r so genannte Accoun-<br />

ting-Betas zu verwen<strong>de</strong>n. Letztere ergeben<br />

sich für nicht börsennotierte Unter­<br />

nehmen, in<strong>de</strong>m historische Fundamental­<br />

daten wie Gewinn und Umsatz mit <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Gesamtmarktes verglichen wer<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Timmreck 2004, S. 65f.; Böhm 2000,<br />

S. 303). Grundsätzlich besteht bei <strong>de</strong>r Er­<br />

mittlung von Beta-Faktoren das Problem,<br />

dass sich diese aus <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

ableiten und nicht notwendigerweise auch<br />

für die Zukunft gelten müssen.<br />

413


CM Controller magazin 5/04 - Christian Schnei<strong>de</strong>r / Steffen Böhmert<br />

Steuerlast im Cash Flow<br />

(Netto-Steuer-Ansatz)<br />

Equity-Approach<br />

(Netto-Ansatz)<br />

Bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>s WACC muss<br />

schließlich noch die Abzugsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

Fremdkapitalzinsen (im <strong>de</strong>utschen<br />

Steuersystem) in Ansatz gebracht wer­<br />

<strong>de</strong>n. Diese reduziert die Kapitalkosten.<br />

Entsprechend ermittelt sich <strong>de</strong>r WACC<br />

wie folgt (siehe Abb. 5).<br />

Problematisch am WACC-Ansatz ist, dass<br />

zur Ermittlung <strong>de</strong>r Kapitalkosten jeweils<br />

die Marktwerte <strong>de</strong>s Eigen- und <strong>de</strong>s Fremd­<br />

kapitals benötigt wer<strong>de</strong>n, um die Rendite­<br />

for<strong>de</strong>rungen entsprechend zu gewichten.<br />

mit:<br />

DCF-Metho<strong>de</strong>n<br />

Steuerlast im Zinsfuß<br />

(Brufto-Steuer-Ansatz) WACC-Ansatt<br />

Steucrlas« im Cash FIow,_<br />

(Nctto-Stener-Aiuatz)<br />

Abb. 4: DCF-Verfahren im Überblick (Quelle: Husmann 2002, S. 12)<br />

Da jedoch <strong>de</strong>r Marktwert <strong>de</strong>s Eigen­<br />

kapitals genau <strong>de</strong>r gesuchte Unter­<br />

nehmenswert ist, entsteht ein Zirkulari-<br />

tätsproblem. Dieses Problem wird da­<br />

durch gelöst, dass eine über <strong>de</strong>n Zeitab­<br />

lauf konstante Zielkapitalstruktur unter­<br />

stellt wird, die nicht von Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

Unternehmenswerts beeinflusst wird (vgl.<br />

Mandl/Rabel 2001, S. 64; Ballwieser<br />

2001, S. 366f.).<br />

Die Annahme einer konstanten (Ziel-)<br />

Kapitalstruktur hat jedoch zur Folge, dass<br />

WACC = r EK GK<br />

FK GK<br />

Entity-Approach<br />

(Brutto-Ansatz) 1<br />

Steuerlast im ZinsfuB<br />

(Brutte-St«ier-Anw


<strong>de</strong>r vollständigen Eigenfinanzierung <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens ermittelt. Die Auswirkun­<br />

gen einer Fremdfinanzierung wer<strong>de</strong>n erst<br />

in einem zweiten Schritt berijcksichtigt.<br />

Das hat zur Folge, dass beim APV-Ansatz<br />

auch bei Än<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Kapital­<br />

struktur keine Verän<strong>de</strong>rung im Kapitali­<br />

sierungszinsfuß vorgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Dabei wird so vorgegangen, dass<br />

zuerst <strong>de</strong>r Marktwert <strong>de</strong>s Gesamtkapitals<br />

errechnet wird, in<strong>de</strong>m zum Marktwert<br />

<strong>de</strong>s Eigenkapitals bei vollständiger Ei­<br />

genfinanzierung <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r Steuervor­<br />

teile aus <strong>de</strong>r anteiligen Fremdfinanzie­<br />

rung hinzuaddiert wird. Danach wird vom<br />

so ermittelten Marktwert <strong>de</strong>s Gesamt­<br />

kapitals <strong>de</strong>r Marktwert <strong>de</strong>s Fremdkapi­<br />

tals subtrahiert, um <strong>de</strong>n Marktwert <strong>de</strong>s<br />

Eigenkapitals <strong>de</strong>s verschul<strong>de</strong>ten Unter­<br />

nehmens zu erhalten (vgl. Baetge/Nie­<br />

meyer/Kümmel 2001, S. 307ff.;<br />

Drukarczyk 1998, S. 208ff.; Born 2003,<br />

S. 78f.).<br />

Planung und Plausibilisierung<br />

bewertungsrelevanter Cash Flows<br />

Eine Unternehmensbewertung setzt auf<br />

einer integrierten Geschäftsplanung auf<br />

und geht in <strong>de</strong>r Regel grundsätzlich von<br />

einer unendlichen Lebensdauer <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens aus. Das heißt, dass Ge­<br />

winn- und Verlustrechnungen, Bilanzen<br />

und Kapitalflussrechnungen i<strong>de</strong>alerweise<br />

<strong>de</strong>r vergangenen zwei bis drei Jahre<br />

sowie <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n drei bis fünf Plan­<br />

jahre vorliegen sollten. Sofern keine in­<br />

tegrierte Businessplanung fürdie Zukunft<br />

vorliegt, muss eine entsprechen<strong>de</strong> Pla­<br />

nungsrechnung erstellt wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />

wird so vorgegangen, dass aus <strong>de</strong>r Vor-<br />

jahres-Bilanz und <strong>de</strong>r aktuellen Gewinn-<br />

und Verlustrechnung sowie einigen Zu­<br />

satzinformationen zur Finanzmittel­<br />

verwendung die Bilanz <strong>de</strong>s aktuellen<br />

Vergangenheitsanalyse<br />

3-5 Jahre<br />

Bewertungsstichtag<br />

Plausibilität <strong>de</strong>r Planung<br />

lahres generiert wird. Aus <strong>de</strong>r zahlungs­<br />

wirksamen Verän<strong>de</strong>rung von Vermögen<br />

und Kapital sowie <strong>de</strong>r Gewinn- und Ver­<br />

lustrechnung ergibt sich schließlich die<br />

Kapitalflussrechnung. Ergebnis <strong>de</strong>r Kapi­<br />

talflussrechnung ist die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

liqui<strong>de</strong>n Mittel.<br />

Da die Vergangenheitsdaten als Basis für<br />

die Plausibilisierung <strong>de</strong>r Planung dienen,<br />

muss beson<strong>de</strong>res Gewicht auf die Ana­<br />

lyse dieser Daten gelegt wer<strong>de</strong>n. Son<strong>de</strong>r­<br />

effekte, die in diese Zeitspanne fallen, zum<br />

Beispiel Versicherungsentschädigungen<br />

o<strong>de</strong>r Buchgewinne, sind zu eliminieren.<br />

Nach einer <strong>de</strong>taillierten Planphase wird<br />

eine Fortschreibung <strong>de</strong>r Werte aus <strong>de</strong>r<br />

Detailplanung unterstellt. Dieser Fort­<br />

führungswert, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Praxis oftmals<br />

mehr als 80 % <strong>de</strong>s Gesamtunternehmens­<br />

werts ausmacht, wird als Terminal Value<br />

o<strong>de</strong>r Continuing Value bezeichnet. Er<br />

entspricht <strong>de</strong>m Barwert einer ewigen<br />

Rente und wird durch Division <strong>de</strong>s nach­<br />

haltigen Cash Flow durch <strong>de</strong>n Dis­<br />

kontierungszins ermittelt. Da von einem<br />

stabilen Unternehmenszustand auszu­<br />

gehen ist, entspricht <strong>de</strong>r nachhaltige<br />

Cash Flow <strong>de</strong>m Cash Flow <strong>de</strong>s letzten<br />

Planjahres, bereinigt um Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Working Capital, um Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r sonstigen For<strong>de</strong>rungen sowie um<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Rückstellungen. Fer­<br />

ner sind hier Investitionen in Höhe <strong>de</strong>r<br />

Abschreibungen anzusetzen. Im Regel­<br />

fall wird eine Vollausschüttung <strong>de</strong>s Er­<br />

gebnisses unterstellt und von einer kon­<br />

stanten Kapitalstruktur ausgegangen.<br />

Sofern im Fortführungszeitraum mit an­<br />

halten<strong>de</strong>m Wachstum zu rechnen ist,<br />

kann dies in Form eines Wachstumsab­<br />

schlags im Kalkulationszinsfuß Berück­<br />

sichtigung fin<strong>de</strong>n (vgl. Baetge/Niemeyer/<br />

Kümmel 2001, S. 332ff.). Allerdings dürf-<br />

PHASEl<br />

Planung 3-5 Jahre<br />

Konsistenz <strong>de</strong>r Planung ^^^^<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

te dauerhaftes Wachstum und die Ver­<br />

wendung eines Wachstumsabschlags<br />

nicht vereinbar sein mit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung,<br />

Investitionen in Höhe <strong>de</strong>r Abschreibun­<br />

gen anzusetzen.<br />

Nicht (dauerhaft) betriebsnotwendige<br />

Vermögensteile wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>sinvestiert<br />

und mit ihrem erwarteten Liquidations­<br />

eriös zum Unternehmenswert addiert<br />

(vgl. Mandl/Rabel 2001, S. 67; Peemöller<br />

2001, S. 41). Hierzu zählen auch nicht<br />

benötigte liqui<strong>de</strong> Mittel zum Ent­<br />

scheidungszeitpunkt, die <strong>de</strong>n Unter­<br />

nehmenswert entsprechend erhöhen.<br />

Zur Fundierung von Akquisitions-<br />

entscheidungen sollten immer mehrere<br />

Marktwerte <strong>de</strong>s Unternehmens er­<br />

mittelt wer<strong>de</strong>n. Diese bil<strong>de</strong>n dann auch<br />

die Kaufpreisspanne. So dient eine soge­<br />

nannte „stand-alone Betrachtung" <strong>de</strong>r<br />

Abschätzung <strong>de</strong>r potenziellen Wertvor­<br />

stellung <strong>de</strong>s Verkäufers. Die Berücksich­<br />

tigung möglicher Synergieeffekte, bei­<br />

spielsweise in Form von Personaleinspa­<br />

rungen o<strong>de</strong>r niedrigerem Fremdleistungs-<br />

aufwand, fin<strong>de</strong>t in einerweiteren Betrach­<br />

tung statt und dient zur Ermittlung <strong>de</strong>r<br />

Preisobergrenze <strong>de</strong>s Käufers. Darüber<br />

hinaus bietet es sich an, mittels Szenario-<br />

Techniken und Sensitivitätsanalysen<br />

Risiken abzubil<strong>de</strong>n (vgl. Ernst/Hanikaz<br />

2001, S. 153ff.; Hayn 2000, S. 341 ff.). Im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Szenario-Technik kann bei­<br />

spielsweise <strong>de</strong>r Frage nachgegangen<br />

wer<strong>de</strong>n, wie sich <strong>de</strong>r Unternehmenswert<br />

bei hohem (upsi<strong>de</strong> case), realistischem<br />

(most likely case) und niedrigem<br />

(downsi<strong>de</strong> case) Wachstum entwickelt.<br />

Im Rahmen von Sensitivitätsanalysen<br />

wird abgebil<strong>de</strong>t, wie stark <strong>de</strong>r Marktwert<br />

eines Unternehmens schwankt, wenn<br />

sich eine wesentliche Variable, zum Bei­<br />

spiel die Rohertragsmarge, verän<strong>de</strong>rt.<br />

PHASE 2<br />

Ewige Rente<br />

Residualwert<br />

Liquidationswert<br />

Abb. 6: Phasenmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Planung und Bewertung (Quelle: Peemöller/Kunowski 2001, S. 228)<br />

t>Zeit<br />

415


CM Controller magazin 5/04 - Christian Schnei<strong>de</strong>r / Steffen Böhmert<br />

Auch wenn bestimmte Annahmen über<br />

die Zukunft aus einer Vergangenheits­<br />

analyse abgeleitet wer<strong>de</strong>n, stellt eine<br />

Businessplanung immer eine subjektive<br />

quantifizierte Einschätzung <strong>de</strong>s Bewerters<br />

bezüglich zukünftiger Entwicklungen dar<br />

Nur wenn die Planungsrechnung das künf­<br />

tige Unternehmensgeschehen realistisch<br />

abbil<strong>de</strong>t, sind die daraus abgeleiteten<br />

Unternehmenswerte brauchbar Entspre-<br />

chend stellt die Planung und<br />

Plausibilisierung <strong>de</strong>r bewertungs­<br />

relevanten Cash Flows in <strong>de</strong>r Praxis das<br />

zentrale Problem <strong>de</strong>r Unternehmens­<br />

bewertung dar Folgen<strong>de</strong> Fragen können<br />

als Anhaltspunkte dafür dienen (vgl. auch<br />

Nieswandt/Seibert 2004, S. 29):<br />

•* Ist die Prognose <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

wesentlichen Werttreiber konsistent<br />

mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Markt- und<br />

Wettbewerbsumfel<strong>de</strong>s?<br />

Ist das prognostizierte Umsatz- und<br />

Rohertragswachstum plausibel in<br />

Relation zum Branchen- und Markt­<br />

wachstum? Ist es plausibel im Ver­<br />

gleich zur Vergangenheit (eine starke<br />

Zunahme <strong>de</strong>s Wachstums von Um­<br />

satz, Rohertrag und Betriebsergeb­<br />

nis im Vergleich zur Vergangenheit,<br />

als „Hockeyschläger-Effekt" bezeich­<br />

net, sollte alarmieren)? Stimmen die<br />

geplanten Margen mit <strong>de</strong>n histori­<br />

schen Margen überein?<br />

In Tsd. WE<br />

Umsatzerlöse<br />

Fremdleistungen<br />

Rohertrag<br />

Personalaufwand<br />

Sachaufwand<br />

jAbschreibungen<br />

For<strong>de</strong>rungsabschreibungen<br />

Saldo übrige Erträge/Aufwendungen<br />

EBIT<br />

Zinsertrag<br />

IZinsaufwand<br />

Zinsaldo<br />

EBT<br />

Steuern vom Ertrag<br />

Ergebnis nach Steuem<br />

'-» Hat das Unternehmen ausreichen<strong>de</strong><br />

Ressourcen, um notwendige Investi­<br />

tionen durchzuführen und um die<br />

geplanten (gesteigerten) Volumina<br />

abzuwickeln? Lässt sich das geplan­<br />

te Wachstum überhaupt umsetzen?<br />

Ist es entsprechend in <strong>de</strong>r Investi­<br />

tionsplanung berücksichtigt?<br />

Existieren Risiken durch die Abhän­<br />

gigkeit von bestimmten (be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n)<br />

Kun<strong>de</strong>n bzw. Lieferanten/Sub-<br />

unternehmern? Sind Kun<strong>de</strong>nverluste<br />

im Falle eines Unternehmenskaufes<br />

und einer Integration in das eigene<br />

Unternehmen zu erwarten? Sind gege­<br />

benenfalls zu erwarten<strong>de</strong> negative<br />

Synergieeffekte mengen- und wertmä­<br />

ßig in <strong>de</strong>r Planung berücksichtigt?<br />

"* Sind Marktrisiken adäquat in <strong>de</strong>r Pla­<br />

nung berücksichtigt?<br />

Steht die Entwicklung <strong>de</strong>s Working<br />

Capital bzw. Nettoumlaufvermögens<br />

im Einklang mit <strong>de</strong>r geplanten Um­<br />

satzentwicklung?<br />

"* Ist die Konkurrenzsituation hinrei­<br />

chend in <strong>de</strong>r Planung berücksichtigt?<br />

Wie entwickeln sich Umsatz und da­<br />

mit auch Marktanteile verglichen mit<br />

<strong>de</strong>r Konkurrenz? Ist künftig mit po­<br />

tenziellen neuen Wettbewerbern zu<br />

rechnen?<br />

Grundsätzlich gilt, dass eine gründliche<br />

Analyse <strong>de</strong>s Unternehmens und seiner<br />

Umwelt die Voraussetzung für die Erstel­<br />

lung und Plausibilisierung <strong>de</strong>r Planung<br />

und <strong>de</strong>r daraus abgeleiteten bewertungs­<br />

relevanten Cash Flows darstellt. Sie<br />

bil<strong>de</strong>t damit die Basis für eine qualifizier­<br />

te Bewertung. Ohne eine gründliche<br />

Analyse <strong>de</strong>s zu bewerten<strong>de</strong>n Unterneh­<br />

mens und seiner Umwelt ist eine Unter­<br />

nehmensbewertung reine Spielerei und<br />

damit wertlos.<br />

Fallbeispiel zur Unternehmens­<br />

bewertung<br />

VergangenheK<br />

2001<br />

424.200<br />

2002<br />

662.400<br />

2003<br />

680.000<br />

2004<br />

698.000<br />

2005<br />

717,000<br />

-344.305 -562.685 -577.320 -592.602 -608.733<br />

79.895 99.715 102.680 105.398 108.267<br />

-25.227<br />

-40.244<br />

-2.593<br />

-1.323<br />

3.017<br />

-29.462<br />

-50.245<br />

-6.787<br />

-2.118<br />

5.133<br />

-30.558<br />

-45.278<br />

-4.432<br />

-2.795<br />

5.034<br />

-35.000<br />

-41.000<br />

-6.600<br />

-2.000<br />

0<br />

-39.000<br />

-43.000<br />

-4.000<br />

-3.000<br />

0<br />

13.525<br />

880<br />

-964<br />

16.236<br />

880<br />

-310<br />

24.651<br />

880<br />

-1,583<br />

20.798<br />

880<br />

-1.200<br />

19.267<br />

880<br />

-1.240<br />

-84 570 -703 -320 -360<br />

13.357<br />

-6.635<br />

17.377<br />

-7.976<br />

23.244<br />

-9.030<br />

20.158<br />

-8.668<br />

18.547<br />

-7.975<br />

6-722 9.401 14.214 11-490 10-572<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n wird anhand eines im Be­<br />

reich Luft- und Seetransport tätigen<br />

Logistikdienstleisters, <strong>de</strong>r Asia Pacific<br />

Ltd., eine Unternehmensbewertung nach<br />

DCF beispielhaft dargestellt. Die Asia<br />

Pacific Ltd. ist in einem schnell wachsen­<br />

<strong>de</strong>n Markt in Asien tätig. Das bislang in<br />

Privatbesitz befindliche Unternehmen soll<br />

verkauft wer<strong>de</strong>n. Die Worldwi<strong>de</strong>Logistics<br />

AG will ihre Netzab<strong>de</strong>ckung erweitern und<br />

ist am Kauf <strong>de</strong>r Asia Pacific Ltd. interes­<br />

siert. Bei<strong>de</strong> Unternehmen sind <strong>de</strong>shalb in<br />

Verhandlungen getreten. Die Asia Pacific<br />

Ltd. legt dazu die testierten Jahresab­<br />

schlüsse <strong>de</strong>r vergangenen bei<strong>de</strong>n Jahre<br />

sowie eine Gewinn- und Verlustrechnung<br />

für die kommen<strong>de</strong>n fünf Jahre vor Darauf<br />

aufbauend entwickelt das Controlling <strong>de</strong>r<br />

Worldwi<strong>de</strong> Logistics AG eine integrierte<br />

Planung<br />

2006 2007<br />

765.000<br />

-649.485<br />

115.515<br />

-42.000<br />

-44.500<br />

-3.600<br />

-3.000<br />

0<br />

22.415<br />

880<br />

-1.280<br />

^00<br />

21.615<br />

-9.294<br />

12.321<br />

825.000<br />

-700,425<br />

124.575<br />

-44.000<br />

-47.000<br />

-4.000<br />

-4.000<br />

0<br />

25.575<br />

880<br />

-1.320<br />

-440<br />

24.695<br />

-10.619<br />

14.076<br />

876.000<br />

-743.724<br />

132.276<br />

-46.500<br />

-50.500<br />

^.000<br />

-4.000<br />

0<br />

27.276<br />

880<br />

-1.360<br />

^80<br />

26.316<br />

-11.316<br />

15.000<br />

Anzahl Mitarbeiter 152 152 150 150 160 166 168 170<br />

Kay Flgurw<br />

Umsatzwachstum<br />

Rohertrags Wachstum<br />

Rohertragsmarge<br />

Personalaufwand in % <strong>de</strong>s Rohertrages<br />

Personalaufwand je Mitarbeiter<br />

Steigemngsrate Personalkosten<br />

Rohertrag je Mitart)eiter<br />

EBIT-Marge<br />

416<br />

Abb. 7: Gewinn- und Verlustrechnung <strong>de</strong>r Asia Pacific Ltd.<br />

Vergangenheit<br />

2001 2002 2003<br />

18,8%<br />

-31,6%<br />

-166<br />

526<br />

3.19%<br />

56,2%<br />

24,8%<br />

15,1%<br />

-29,5%<br />

-194<br />

16,8<br />

656<br />

2,45%<br />

Abb. 8: Entwicklung ausgewählter Kennzahlen <strong>de</strong>r Asia Pacific Ltd.


eine Planungsrechnung, die neben Ge­<br />

winn- und Verlustrechnung auch Bilanz<br />

und Kapitalflussrechnung umfasst.<br />

Zur Plausibilisierung <strong>de</strong>r Gewinn- und<br />

Verlustrechnung entwickelt das Con­<br />

trolling ein Kennzahlenblatt, das einen<br />

Überblick über die Entwicklung wesent­<br />

licher Kennzahlen gewährt. Bei Logistik­<br />

dienstleistern sind dabei in erster Linie<br />

Wachstumsraten von Umsatz, Roh­<br />

ertrag und Personalkosten (je Mitarbei­<br />

ter) sowie Rohertrags- und EBIT-Margen<br />

relevante Kennzahlen. Da nach <strong>de</strong>n<br />

Fremdleistungen die Personalkosten <strong>de</strong>n<br />

mit Abstand größten Kostenblock dar­<br />

stellen, darf auch die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Personalkosten im Verhältnis zum Roh­<br />

ertrag nicht aus <strong>de</strong>n Augen verloren wer­<br />

in Tsd. WE<br />

Sachanlagen<br />

Finanzanlagen<br />

Anlagevermögen<br />

For<strong>de</strong>rungen LuL<br />

sonstige For<strong>de</strong>rungen<br />

liqui<strong>de</strong> Mittel<br />

Umlaufvermögen<br />

Aktiva<br />

Stammkapital<br />

Rücklagen<br />

Eigenkapital<br />

Pensionsrückstellungen<br />

sonstige Rückstellungen<br />

Rückstellungen<br />

Finanzverbindlichkeiten<br />

Verbindlichkeiten LuL<br />

sonstige Verbindlichkeiten<br />

Fremdkapital<br />

Passiva<br />

DSO<br />

DPO<br />

In Tsd. WE<br />

Jariresüberschuss nach Steuern<br />

Abschreibungen<br />

Verän<strong>de</strong>aing <strong>de</strong>r Pensionsrückstellungen<br />

Cash Flow nach DVFA/SG<br />

Verän<strong>de</strong>ningen sonstige Rückstellungen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Working Capital<br />

davon For<strong>de</strong>rvngen UA.<br />

<strong>de</strong>n. So erscheint im Beispiel <strong>de</strong>r Anstieg<br />

<strong>de</strong>r Personalkosten je Mitarbeiter im er­<br />

sten Planjahr ebenso wie die Entwick­<br />

lung <strong>de</strong>r Produktivität (Rohertrag je Mit­<br />

arbeiter) im zweiten Planjahr auffällig und<br />

bedarf einer genaueren Analyse. Ebenso<br />

sollte hinterfragt wer<strong>de</strong>n, weshalb Um­<br />

satz und Rohertrag ab 2006 <strong>de</strong>utlich stär­<br />

ker anwachsen als in <strong>de</strong>n Vorjahren.<br />

In <strong>de</strong>r Planung wird davon ausgegangen,<br />

dass sich die For<strong>de</strong>rungs- und<br />

Verbindlichkeitenlaufzeiten verringern.<br />

Darüber hinaus wird unterstellt, dass In­<br />

vestitionen in Höhe <strong>de</strong>r Abschreibungen<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Gleichfalls wird<br />

angenommen, dass eine Vollausschüttung<br />

<strong>de</strong>s lahresüberschusses nach Steuern als<br />

Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong> an die Worldwi<strong>de</strong> Logistics AG<br />

Vergangenheit<br />

2001 2002 2003 2004 2005<br />

18.950<br />

11.000<br />

29.950<br />

65.557<br />

24.899<br />

16.657<br />

107.113<br />

137.063<br />

21.000<br />

24.177<br />

45.177<br />

3.210<br />

9.919<br />

13.129<br />

12.050<br />

42.895<br />

23.812<br />

78.757<br />

137.063<br />

56<br />

45<br />

davon Verbinctichkeiton LuL<br />

Verän<strong>de</strong>rungen sonstige For<strong>de</strong>rungen (unvera.)<br />

Cash Flow aus operativer GeschlftsUtlgkelt<br />

Investitionen in Finanzanlagen<br />

Sachanlageinvestitionen<br />

Cash Flow aus InvestttlonsUtlgkstt<br />

Einzahlungen aus Kapitalerhöhungen<br />

Gezahlte Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Finanzverbindlk;hkeiten<br />

Veran<strong>de</strong>mng <strong>de</strong>r sonstigen Verbindlichkeiten (verz )<br />

Cash Flow aus Flnanzlerungstitigkslt<br />

Verin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Zahlungsmittel<br />

Zahlungsmittel zum Jahresanfang<br />

IZahlunosmltf I zum Jahresend»<br />

17.192<br />

11.000<br />

28.192<br />

92.536<br />

26.280<br />

18.851<br />

137.667<br />

165.859<br />

21.000<br />

30.277<br />

51.277<br />

3.510<br />

7.840<br />

11.350<br />

3.870<br />

65.321<br />

34.041<br />

103.232<br />

165.859<br />

50<br />

42<br />

18.544<br />

11.000<br />

29.544<br />

93.215<br />

33.145<br />

21.719<br />

148.079<br />

177.623<br />

21.000<br />

41.764<br />

62.764<br />

4.870<br />

6.320<br />

11.190<br />

19.793<br />

67.356<br />

16.520<br />

103.669<br />

177.623<br />

49<br />

42<br />

18.544<br />

11.000<br />

29.544<br />

81.372<br />

34.022<br />

17.176<br />

132.571<br />

162.115<br />

21.000<br />

41.764<br />

62.764<br />

0<br />

6.487<br />

6.487<br />

15.000 "<br />

60.906<br />

16.957<br />

92.864<br />

162.115<br />

43<br />

37 ,i<br />

Abb. 9: Bilanz <strong>de</strong>r Asia Pacific Ltd.<br />

-3.301<br />

-8.180<br />

10.229<br />

-1.252<br />

2.194<br />

16.657<br />

18.861<br />

-2727<br />

15.923<br />

-17 521<br />

•4.326<br />

2.868<br />

18851<br />

21719<br />

-11.490<br />

-4.793<br />

437<br />

-15.846<br />

-4.543<br />

21.719<br />

17.176<br />

18.544<br />

11.000<br />

29.544<br />

76.667<br />

34.948<br />

20.370<br />

131.985<br />

161.529<br />

21.000<br />

41.764<br />

62.764<br />

0<br />

6.664<br />

6.664<br />

15.500<br />

59.182<br />

17.419<br />

92.101<br />

161.529<br />

40<br />

35<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Planung<br />

2006 2007 2008<br />

18.544<br />

11.000<br />

29.544<br />

82.000<br />

37.288<br />

18.771<br />

138.059<br />

167.603<br />

21.000<br />

41.764<br />

62.764<br />

0<br />

7.110<br />

7.110<br />

16.0)0<br />

63.144<br />

18.585<br />

97.729<br />

167.603<br />

40<br />

35<br />

18.544<br />

11.000<br />

29.544<br />

87.667<br />

40.213<br />

17.648<br />

145.527<br />

175.071<br />

21.000<br />

41.764<br />

62.764<br />

0<br />

7.668<br />

7.668<br />

16.500<br />

68.097<br />

20.043<br />

104.640<br />

175.071<br />

40<br />

35<br />

18.544<br />

11.000<br />

29.544<br />

93.333<br />

42.699<br />

15.918<br />

151.950<br />

181.494<br />

21.000<br />

41.764<br />

62.764<br />

0<br />

8.142<br />

8.142<br />

17.000i<br />

72.307<br />

21.282<br />

110.588<br />

181.494<br />

Vergangenhalt<br />

Planung<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 _2m<br />

9401 14214 11.490 10572 12.321 14.076 15.000<br />

6 787 4 432 6.600<br />

4.000 3.600<br />

4.000<br />

4000<br />

300<br />

1 360 -4870<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

16.488 20.006 13.220 14.672 16.921 18.076 19.000<br />

-2.079 -1.520<br />

167<br />

177<br />

446<br />

558<br />

474<br />

-4.553<br />

1.356 5.393 2.982 -1.371<br />

-714 -1.457<br />

-26 979<br />

-679 11.843<br />

4.706<br />

-5.333 -6.667 -5667<br />

22.426<br />

2 035 -6 450 -1.724<br />

39S2<br />

4 953 4.210<br />

-1.381<br />

8.476<br />

0<br />

-6.865<br />

12.977<br />

0<br />

-877<br />

17.903<br />

0<br />

-926<br />

16.804<br />

0<br />

-2340<br />

12.656<br />

0<br />

-2925<br />

14.995<br />

0<br />

•2 486<br />

15.531<br />

0<br />

-5029 -5.784 -6.600 -4.000 -3.600 -4.000 -4.0«)<br />

-6.029 -6.7841 -6.600 -4.000 -3.600 -4.000 -4.000<br />

Abb. 10: Kapitalflussrechnung <strong>de</strong>r Asia Pacific Ltd.<br />

erfolgt. Bilanz und Kapitalflussrechnung<br />

zeigen damit folgen<strong>de</strong>s Bild (siehe unten).<br />

Auf dieser Basis ergibt sich unter Anwen­<br />

dung <strong>de</strong>s Entity-Verfahrens bei einem<br />

Diskontierungszinsfuß (= WACC nach<br />

Steuern = Brutto-Steuer-Ansatz)von11 %<br />

ein Unternehmenswert von 323,7 Millio­<br />

nen Währungseinheiten (WE). Da in Asien<br />

auch über <strong>de</strong>n Detailplanungszeitraum<br />

von fünf lahren hinaus mit Wachstum<br />

gerechnet wird, wur<strong>de</strong> in einer zweiten<br />

Berechnung im Fortführungszeitraum ein<br />

Wachstumsabschlag von 2 % angesetzt.<br />

Die ewige Rente wur<strong>de</strong> entsprechend<br />

durch Division mit einem um 2 % redu­<br />

zierten Kalkularionszins von 9% ermit­<br />

telt. In diesem Fall ergibt sich ein Unter­<br />

nehmenswert von 379,6 Mio.€.<br />

-10.572<br />

500<br />

462<br />

-9.610<br />

3.194<br />

17.176<br />

20.370<br />

-12.321<br />

500<br />

1.166<br />

-10.664<br />

-1.599<br />

20.370<br />

18.771<br />

-14.076<br />

500<br />

1 458<br />

•12.119<br />

-1.123<br />

18.771<br />

17.648<br />

40<br />

35!<br />

-15 000<br />

500<br />

1 239<br />

-13.261<br />

-1.730<br />

17.648<br />

15.918<br />

417


CM Controller magazin 5/04 - Christian Schnei<strong>de</strong>r / Steffen Böhmert<br />

in Tsd. WE<br />

EBT<br />

Abschreibungen<br />

Verän<strong>de</strong>njng <strong>de</strong>r Pensionsrückstellungen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen sonstige Rückstellungen<br />

Zinsaufwand<br />

Sachanlageinvestitionen<br />

Investittonen In Finanzanlagen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Working Capital<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Zahlungsmittel<br />

Fw Cash Flow<br />

zu diskontieren<strong>de</strong> Perio<strong>de</strong>n<br />

Diskontierungsfaktor<br />

Barwert ewige Rente (ohne Wachstum)<br />

Banwert ewige Rente (mit 2% Wachstum)<br />

Perio<strong>de</strong>nbarwert<br />

Untamehmenswert<br />

Mar1


Kontakt zu Finanzinstituten mögliclist<br />

frühzeitig zu suchen (vgl. im folgen<strong>de</strong>n<br />

auch Drill/Böhmert, 2003, S. 115ff.). Nur<br />

so kann sichergestellt wer<strong>de</strong>n, dass ge­<br />

eigneteFremdfinanzierungsmöglich- keiten eruiert und die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Banken noch in <strong>de</strong>n Vertragsverhand­<br />

lungen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Der letztmögliche, anzuraten<strong>de</strong> Zeit­<br />

punkt dürfte dabei nach Unterzeichnung<br />

<strong>de</strong>s Letter of Intent mit entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Exklusivitätsperio<strong>de</strong> zu sehen sein.<br />

Auf Basis <strong>de</strong>s Letter of Intent, in <strong>de</strong>m die<br />

Struktur <strong>de</strong>s Kaufes und <strong>de</strong>r Kaufpreis<br />

geregelt sein sollten, sowie <strong>de</strong>r Vorlage<br />

eines Business-Plans für das Zielunter­<br />

nehmen und gegebenenfalls auch für das<br />

erwerben<strong>de</strong> Unternehmen sind die<br />

Finanzinstitute in <strong>de</strong>r Lage, einen <strong>de</strong>tail­<br />

lierten Finanzierungsvorschlag zu erstel­<br />

len. Darin enthalten sind neben <strong>de</strong>r Defi­<br />

nition von Kreditnehmer(n), Kreditbeträ­<br />

gen, Zins- und Tilgungsmodalitäten auch<br />

die Vereinbarung von Finanzkennzahlen<br />

(Financial Covenants). Diese versetzen<br />

die Bank bei nachhaltigen Plan­<br />

abweichungen in die Lage, gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>m Erwerber und Kreditnehmer<br />

nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen,<br />

um die Kapitaldienstfähigkeit sicher<br />

bzw. wie<strong>de</strong>rherzustellen. Darüber hinaus<br />

wer<strong>de</strong>n regelmäßig zustimmungs­<br />

pflichtige Geschäfte vereinbart, die die<br />

Bank davor schützen sollen, dass die<br />

Kapitaldienstfähigkeit <strong>de</strong>s Unterneh­<br />

mens, <strong>de</strong>ssen Cash Flow für Zins- und<br />

Tilgungszahlungen zur Verfügung steht,<br />

gefähr<strong>de</strong>t wird. Zu nennen sind hier<br />

Investitionslimite, Zustimmungserfor<strong>de</strong>r­<br />

nisse bei Verkauf von betriebs­<br />

notwendigem Anlagevermögen o<strong>de</strong>r die<br />

Gewährung weiterer Sicherheiten.<br />

Für die Finanzierung von entschei<strong>de</strong>n­<br />

<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung ist die Frage, ob eine Inte­<br />

gration <strong>de</strong>s Zielunternehmens in <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsbetrieb <strong>de</strong>s Erwerbers beabsich­<br />

tigt ist o<strong>de</strong>r ob das Zielunternehmen be-<br />

triebswirtschafdich vom Erwerber ge­<br />

trennt geführt wer<strong>de</strong>n soll. Diese zwei<br />

Varianten wer<strong>de</strong>n im Folgen<strong>de</strong>n als<br />

„Direktkauf" o<strong>de</strong>r als „Kauf über eine<br />

Zweckgesellschaft" bezeichnet und bei­<br />

spielhaft dargestellt. Dabei wird von ei­<br />

nem im Bereich Landverkehr tätigen<br />

Logistikdiens<strong>de</strong>ister, <strong>de</strong>r Schnell & Gut<br />

GmbH, ausgegangen, die von ihrem bis­<br />

herigen geschäftsführen<strong>de</strong>n Gesell­<br />

schafter Otto Schnell aus Altersgrün<strong>de</strong>n<br />

an die Worldwi<strong>de</strong> Logistics AG veräußert<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Bei betriebswirtschaftlicher<br />

Integration <strong>de</strong>r Schnell & Gut GmbH in<br />

<strong>de</strong>n eigenen Geschäftsbetrieb (Tochter­<br />

gesellschaft o<strong>de</strong>r Verschmelzung) wird<br />

<strong>de</strong>r Käufer Schuldner/Garant für die<br />

Akquisitionsda<strong>de</strong>hen und haftet mit sei­<br />

nem bilanziellen Vermögen dafür Somit<br />

steht <strong>de</strong>r Cash Flow <strong>de</strong>s Käufers und <strong>de</strong>s<br />

Zielunternehmens gemeinsam zur Bedie­<br />

nung <strong>de</strong>s Kapitaldienstes zur Verfügung.<br />

Ofto Schnell<br />

Kaufpreis<br />

Worldwi<strong>de</strong> Logistics<br />

AG<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

einer <strong>de</strong>r Eigentümer aus <strong>de</strong>m<br />

Unternehmen herausgekauft wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Um beim Beispiel zu bleiben, nehmen wir<br />

an, Otto Schnell hätte noch einen 50 % igen<br />

Mitgesellschafter, seinen Bru<strong>de</strong>r Hans. Die­<br />

ser verfügt zwar nicht über die finanziel­<br />

len Mittel, <strong>de</strong>n Bru<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Unterneh­<br />

men herauszukaufen, ist jedoch bereit,<br />

seinen 50%-Anteil <strong>de</strong>r finanzieren<strong>de</strong>n<br />

Bank als Sicherheit zur Verfügung zu stel-<br />

Darlehen<br />

100 % <strong>de</strong>r Antei \f Pfandrecht<br />

Schnell & Gut<br />

GmbH<br />

Abb. 13: TYansaktionsstruktur beim Direktkauf<br />

Beim Kauf über eine Zweckgesellschaft<br />

wird eine neue Gesellschaft gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Der Erwerber, im Beispiel die „Worldwi<strong>de</strong><br />

Logistics AG", bringt einen angemesse­<br />

nen Anteil <strong>de</strong>s Kaufpreises (min<strong>de</strong>stens<br />

30 %) als Cash-Eigenmittel in die Zweck­<br />

gesellschaft ein. Die Bank finanziert <strong>de</strong>n<br />

übrigen Teil <strong>de</strong>s Kaufpreises. Kreditneh­<br />

mer und Schuldner für das Akquisitions-<br />

dariehen wird die Zweckgesellschaft. Nur<br />

<strong>de</strong>r Cash Flow <strong>de</strong>s erworbenen Unter­<br />

nehmens, also <strong>de</strong>r Schnell & Gut GmbH,<br />

wird zur Bedienung <strong>de</strong>s Kapitaldienstes<br />

herangezogen. Das finanzielle Ausfall­<br />

risiko <strong>de</strong>s Erwerbers, <strong>de</strong>r Woddwi<strong>de</strong><br />

Logistics AG, ist somit auf ihren Eigen­<br />

kapitaleinsatz beschränkt. Nicht zuletzt<br />

aus diesem Grund ist dies auch die üb­<br />

liche Struktur beim Kauf durch einen<br />

Finanzinvestor<br />

Eine Son<strong>de</strong>rform <strong>de</strong>s Erwerbs über eine<br />

Zweckgesellschaft stellt <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Praxis<br />

häufig vorkommen<strong>de</strong> Owner's Buy Out<br />

dar (vgl. Keller/Friedmann, 2003, S. 51;<br />

Haux,2001 ,S. 136f.). Dieser liegt vor, wenn<br />

Otto Schnell<br />

aufpreis<br />

Worldwi<strong>de</strong> Logistics<br />

AG<br />

Eige imittel<br />

100 "öcJbr Anteile<br />

Zweckgesellschaft<br />

Bank<br />

len. Zusätzlich ist <strong>de</strong>r Erwerber, in diesem<br />

Fall <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r, damit einverstan<strong>de</strong>n, sich<br />

bis zur Kreditfälligkeit bei Ausschüttun­<br />

gen auf ein vorab mit <strong>de</strong>r Bank vereinbar­<br />

tes Maß zur Sicherstellung <strong>de</strong>s Kapital­<br />

dienstes zu beschränken. Im Gegenzug<br />

finanziert die Bank <strong>de</strong>n Erwerb <strong>de</strong>r Antei­<br />

le. Hierfür wird zunächst eine Zweck­<br />

gesellschaft gegrün<strong>de</strong>t, in die <strong>de</strong>r Erwer­<br />

ber seine Anteile einbringt. Die Zweck­<br />

gesellschaft erwirbt mit <strong>de</strong>m Bankdariehen<br />

dann die Anteile an <strong>de</strong>m zu erwerben<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen. Der Erwerber, im Beispiel<br />

Hans Schnell, hält somit alle Anteile an<br />

<strong>de</strong>m Zielunternehmen, <strong>de</strong>r Schnell & Gut<br />

GmbH. Deren Ausschüttungen stehen<br />

während <strong>de</strong>r Kreditlaufzeit primär <strong>de</strong>r<br />

Bank für <strong>de</strong>n Kapitaldienst zur Verfügung.<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreditlaufzeit ist <strong>de</strong>r Erwer­<br />

ber Eigentümer eines - außer operativen<br />

Bankverbindlichkeiten - schul<strong>de</strong>nfreien<br />

Unternehmens. Darüber hinaus ist im ge­<br />

wählten Beispiel eine weitergehen<strong>de</strong> Absi­<br />

cherung <strong>de</strong>r Bankdariehen mit privaten<br />

Mitteln, z. B. durch Immobilien o<strong>de</strong>r das<br />

Wertpapier<strong>de</strong>pot, nicht notwendig.<br />

Darlehen<br />

100% ierAnteil* Pfandrecht<br />

Schnell & Gut<br />

GmbH<br />

Bank<br />

Abb. 14: TYansaktionsstruktur beim Kauf über eirie Zweckgesellschaft<br />

419


CM Controller magazin 5/04 - Christian Schnei<strong>de</strong>r / Steffen Böhmert<br />

Zweckgesellschaft<br />

Darlehen<br />

100% ierAnteilf Pfandrecht<br />

Schnell & Gut<br />

GmbH<br />

Abb. 15: Transaktionsstruktur beim Owner's Buy Out<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n wird davon ausgegangen,<br />

dass eine Integration <strong>de</strong>s zu erwerben­<br />

<strong>de</strong>n Unternehmens, <strong>de</strong>r Schnell & Gut<br />

GmbH, in <strong>de</strong>n Geschäftsbetrieb <strong>de</strong>s Er­<br />

werbers, <strong>de</strong>r Woridwi<strong>de</strong> Logistics AG,<br />

auch langfristig nicht geplant ist und ein<br />

Rückgriff auf letztere (Recourse) nicht<br />

gewünscht ist. Der Erwerb erfolgt somit<br />

über eine Zweckgesellschaft.<br />

Finanzierung <strong>de</strong>s Kaufpreises<br />

Zur Finanzierung <strong>de</strong>s Kaufpreises stehen<br />

grundsätzlich die Varianten Senior Debt,<br />

Mezzanine bzw. Junior Debt, Gesell­<br />

schafterdarlehen und Eigenkapital zur<br />

Verfügung. Senior Debt (erstrangige Dar­<br />

lehen) sind vorrangig zu bedienen<strong>de</strong><br />

Bankkredite mit einer genau <strong>de</strong>finierten<br />

Tilgungsstruktur Marktüblich sind zur<br />

Zeit Kreditlaufzeiten von maximal sie­<br />

Bank<br />

ben Jahren. Die Zinsmargen für <strong>de</strong>rartige<br />

Darlehen liegen <strong>de</strong>rzeit bei mehr als<br />

2 % per anno. Da bei Akquisitions-<br />

finanzierungen üblicherweise Pflicht­<br />

son<strong>de</strong>rtilgungen aus überschüssigem<br />

Cash Flow (Cash Sweep) vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n, erfolgt die Verzinsung in <strong>de</strong>r<br />

Regel auf variabler EURIBOR-Basis, zu<br />

<strong>de</strong>r die Zinsmarge, die Eigenkapital-,<br />

Risiko- und Verwaltungskosten sowie ei­<br />

nen Gewinnanteil ab<strong>de</strong>cken soll, zu<br />

addieren ist.<br />

<strong>Als</strong> Mezzanine bzw. Junior Debt bezeich­<br />

net man nachrangig besicherte und nach<br />

<strong>de</strong>m Senior Debt zu tilgen<strong>de</strong> eigenkapital-<br />

ähnliche Dariehen. Diese Kredite wer<strong>de</strong>n<br />

meist nach acht Jahren getilgt und mit<br />

Margen von gegenwärtig über 9 % per<br />

anno verzinst. Die Marge teilt sich dabei<br />

üblicherweise hälftig in einen zahlungs-<br />

wirksamen Teil (Cash-Zinsen) und einen<br />

zu thesaurieren<strong>de</strong>n und damit erst am<br />

Laufzeiten<strong>de</strong> zusammen mit <strong>de</strong>m Kapi­<br />

tal zu tilgen<strong>de</strong>n Zinsanteil (Payment in<br />

Kind bzw. PIK-Zinsen) auf. Teilweise<br />

kommen noch sogenannte „Warrants"<br />

o<strong>de</strong>r „equity kicker" hinzu, die eine Betei­<br />

ligung <strong>de</strong>s Mezzaninegebers an <strong>de</strong>n rea­<br />

lisierten Gewinnen bei einem erneuten<br />

Unternehmensverkauf dann gewähr­<br />

leisten sollen. Das eigenkapitalähnliche<br />

Gesellschafterdarlehen tritt in <strong>de</strong>r Regel<br />

hinter <strong>de</strong>m Senior und Junior Debt im<br />

Rang zurück. Das Eigenkapital <strong>de</strong>s<br />

Erwerbers bil<strong>de</strong>t dabei die dauerhaft<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Finanzierungs­<br />

quelle.<br />

Für die folgen<strong>de</strong>n Überlegungen wird<br />

auf obiges Beispiel zurückgegriffen und<br />

unterstellt, dass sich Otto Schnell und<br />

die Woridwi<strong>de</strong> Logistics AG infolge <strong>de</strong>s<br />

voriiegen<strong>de</strong>n Business-Planes auf einen<br />

Kaufpreis von 24 Millionen € für die<br />

Schnell & Gut GmbH einigen. Ergänzend<br />

wird vereinbart, dass ein Teil <strong>de</strong>s<br />

Kaufpreises, im Beispiel sechs Millionen<br />

Euro, erst bei Erreichen von Zielwerten<br />

über die nächsten drei Jahre vom Er­<br />

werber zu zahlen sind. Dieser Teil <strong>de</strong>s<br />

Kaufpreises wird damit von Herrn<br />

Schnell als sogenanntes Verkäufer­<br />

darlehen zunächst gestun<strong>de</strong>t. Aus<br />

Sicht <strong>de</strong>s Erwerbers ist damit auch die<br />

aktive Mitarbeit von Herrn Schnell<br />

während <strong>de</strong>r nächsten Jahre gesichert.<br />

Da sich das Unternehmen in <strong>de</strong>r Ver­<br />

gangenheit aus <strong>de</strong>m eigenen Cash Flow<br />

finanziert hat, bestehen keine Bank­<br />

verbindlichkeiten.<br />

In Tsd. € 2001 2002 2003 P2004 P2005 P2006 P2007<br />

Umsatz 105.000 102.000 104.000 107.000 109.500 112.000 114.500<br />

Umsatzwachstum -2,9% 2.0% 2.9% 2,3% 2.3% 2,2%<br />

Rohertrag 25.725 24.480 25.480 26.750 27.375 28.000 28.625<br />

Rohertragsmarge 24,5% 24.0% 24,5% 25,0% 25,0% 25,0% 25,0%<br />

Personalaufwand 13.892 14.239 14.595 14.960 15.334 15.717 16.110<br />

Pers.aufw.quote 13.2% 14.0% 14,0% 14.0% 14,0% 14,0% 14,1%<br />

Sonstige Aufw. 4.725 4.590 4.680 4.815 4.928 5.040 5.153<br />

EBITDA 7.109 5.651 6.205 6.975 7.114 7.243 7.363<br />

EBITDA-Marge 6,8% 5,5% 6,0% 6,5% 6,5% 6,5% 6,4%<br />

Abschreibungen 3.150 3.060 3.120 3.210 3.285 3.360 3.435<br />

EBIT 3.959 2.591 3.085 3.765 3.829 3.883 3.928<br />

EBIT-Marge 3,8% 2.5% 3.0% 3,5% 3,5% 3,5% 3,4%<br />

Steuern 1.524 998 1.188 1.450 1.474 1.495 1.512<br />

Investitionen 3.150 3.060 3.120 3.210 3.285 3.360 3.435<br />

Veränd. Working Cap. 150 -130 200 300 •120 350 200<br />

Free Cash Flow 2.284 1.724 1.697 2.016 2.475 2.038 2.215<br />

420<br />

Abb. 16: Business-Plan <strong>de</strong>r Schnell & Cut GmbH


Der im Beispiel vereinbarte Kaufpreis<br />

nebst angenommenen Transaktions­<br />

kosten in Höhe von einer Million Euro<br />

könnte beispielsweise wie folgt finanziert<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

Mittelverwendung<br />

in Mio. € in%<br />

Kaufpreis 24 96<br />

Transaktionskosten 1 4<br />

Summe 25 100<br />

Die bei Finanzierungen häufig angewand­<br />

ten EBITDA-Multiplikatoren berijcksich-<br />

tigen Steuerzahlungen, Working Capital-<br />

Erfor<strong>de</strong>rnisse, Investitionen und eventu­<br />

elle Kapitaldienste fiJr Altverbind-<br />

Mittelherkunft<br />

in Mio. € in%<br />

Eigenkapital 9 36<br />

VerkSuferdarlehen 6 24<br />

Junior Debt 2 8<br />

Senior Debt 8 32<br />

Summe 25 100<br />

Abb. 17: Finanzierung <strong>de</strong>s Kaufpreises <strong>de</strong>r Schnell & Gut GmbH<br />

Bei langjährig erfolgreich geführten Un­<br />

ternehmen in einem stabilen Umfeld sind<br />

bei Unterstellung einer siebenjährigen<br />

Kreditlaufzeit maximal das Fünffache^'<br />

<strong>de</strong>s Free Cash Flow als Darlehen <strong>de</strong>nk­<br />

bar. In unserem Beispiel wird angenom­<br />

men, dass die finanzieren<strong>de</strong> Bank auf­<br />

grund <strong>de</strong>s Wettbewerbsumfel<strong>de</strong>s nur<br />

bereit ist, das Vierfache <strong>de</strong>s Free Cash<br />

Flow in Höhe von zwei Millionen Euro als<br />

Senior-Kredit zu gewähren. Somit ist die<br />

Rückführung <strong>de</strong>s Tilgungskredites inner­<br />

halb von sechs Jahren unter Berücksich­<br />

tigung von Zinszahlungen unterstellt. Im<br />

Beispiel wird zusätzlich ein endfälliger<br />

Junior Debt in Höhe eines Free Cash Flow<br />

zur Verfügung gestellt. Das aufgrund <strong>de</strong>s<br />

Wettbewerbsumfel<strong>de</strong>s bei Logistik­<br />

dienstleistern erhöhte Risiko <strong>de</strong>r Bank<br />

spiegelt sich hier in <strong>de</strong>n Konditionen wi­<br />

<strong>de</strong>r Die Finanzierungslücke zwischen<br />

<strong>de</strong>m vereinbarten Kaufpreis und <strong>de</strong>m<br />

maximal möglichen Finanzierungs­<br />

volumen wird in unserem Beispiel neben<br />

Eigenkapital in Höhe von 36 % <strong>de</strong>s Brutto­<br />

kaufpreises (= Kaufpreis zuzüglich<br />

Transaktionskosten) noch durch das<br />

Verkäuferdariehen in Höhe von 24 %<br />

geschlossen.<br />

Senior Debt<br />

max. 3,5 x EBITDA<br />

und<br />

max. 5,0 x Free Cash Flow<br />

Junior Debt<br />

max. 1,5 X EBITDA<br />

und<br />

max. 2,0 x Free Cash Flow<br />

Eigenkapitaleinsatz<br />

mind. 30 % Cash Equity (bei Finanzie­<br />

rung über Zweckgesellschaft, außer<br />

bei Owner's Buy Out)<br />

Abb. 18: Finanzierungsstruktur<br />

lichkeiten nicht und dürfen daher bei <strong>de</strong>r<br />

Strukturierung einer Transaktions­<br />

finanzierung nur sehr vorsichtig einge­<br />

setzt wer<strong>de</strong>n. Dies soll am Beispiel <strong>de</strong>ut­<br />

lich wer<strong>de</strong>n. Legt man <strong>de</strong>n EBITDA <strong>de</strong>r<br />

Schnell & Gut GmbH aus <strong>de</strong>m Jahr 2003<br />

in Höhe von sechs Millionen Euro zu­<br />

grun<strong>de</strong>, wäre das für <strong>de</strong>n Senior-Kredit<br />

zur Zeit marktübliche Dreifache <strong>de</strong>s<br />

EBITDA und damit 18 Millionen Euro zu<br />

finanzieren. Für <strong>de</strong>n Junior-Kredit wären<br />

das marktübliche Einfache <strong>de</strong>s EBITDA<br />

und damit weitere sechs Millionen zu<br />

finanzieren. Unterstellt man außer<strong>de</strong>m,<br />

es wäre aus strategischen Überiegungen<br />

ein Kaufpreis von 35 Millionen verein­<br />

bart und elf Millionen Euro an Eigenmit­<br />

teln zur Verfügung gestellt wor<strong>de</strong>n, könn­<br />

te <strong>de</strong>r Tilgungskredit bei einem erwarte­<br />

ten nachhaltigen Free Cash Flow von zwei<br />

Millionen Euro erst nach circa elf Jahren<br />

zurückgeführt wer<strong>de</strong>n. Die Rückzahlung<br />

<strong>de</strong>s Junior Debt wäre nach etwa zwölf<br />

Jahren mehr als fraglich. Somit wäre die<br />

Akquisitionsfinanzierung in einem markt­<br />

üblichen Rahmen nur unter weiterer Ein­<br />

bindung <strong>de</strong>s Erwerbers und damit unter<br />

nachhaltiger Reduzierung <strong>de</strong>s Return on<br />

Investment durchführbar Aus diesem<br />

Grund stellt <strong>de</strong>r Free Cash Flow die aus<br />

Bankensicht sinnvollste finanzwirt­<br />

schaftliche Bezugsgröße zur Eruierung<br />

<strong>de</strong>r Kapitaldienstfähigkeit dar. Auch bie­<br />

tet sie <strong>de</strong>m Erwerber Aufschlüsse hin­<br />

sichtlich <strong>de</strong>r (zusätzlichen) Verschul­<br />

dungsfähigkeit <strong>de</strong>s Zielunternehmens.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Orientierung an künftigen Zahlungs­<br />

strömen (Cash Flows) entspricht <strong>de</strong>n Er­<br />

kenntnissen <strong>de</strong>r Investitionstheorie und<br />

wird in Theorie und Praxis einhellig als<br />

die zutreffen<strong>de</strong> Vorgehensweise zur Er­<br />

mittlung <strong>de</strong>s Unternehmenswertes be­<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

trachtet. Entsprechend lässt sich die DCF-<br />

Metho<strong>de</strong> als geeignetes Bewertungs­<br />

verfahren ansehen. Ähnliches gilt für das<br />

Ertragswertverfahren, sofern eine Orien­<br />

tierung an Zahlungsströmen erfolgt. In<br />

diesem Fall unterschei<strong>de</strong>n sich bei<strong>de</strong> Ver­<br />

fahren nicht wesentlich voneinan<strong>de</strong>r Er­<br />

tragswertverfahren fin<strong>de</strong>n jedoch quasi<br />

ausschließlich in Deutschland als vom<br />

Institut <strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfer (IDW) lan­<br />

ge Zeit einzig zugelassenes Bewertungs­<br />

verfahren Anwendung. International und<br />

zunehmend auch in Deutschland sind<br />

DCF-Verfahren Standard (vgl. auch<br />

Ballwieser, 2001, S. 363; Peemöller/<br />

Kunowski, 2001, S. 202ff.; Timmreck,<br />

2004, S. 3; IDW, 2000, Ziffer 2.1).<br />

Auch zukunftsbezogene Bewertungs­<br />

verfahren wie die DCF- o<strong>de</strong>r Ertragswert­<br />

metho<strong>de</strong> bieten jedoch gewisse Er­<br />

messensspielräume, insbeson<strong>de</strong>re hin­<br />

sichtlich <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s Kapitali­<br />

sierungszinssatzes. Hinzu kommt, dass<br />

je<strong>de</strong> Bewertung auf <strong>de</strong>r Planungsrech­<br />

nung <strong>de</strong>s Unternehmens aufsetzt. Vor<br />

diesem Hintergrund ist <strong>de</strong>r realistischen<br />

Abbildung <strong>de</strong>r Planung und <strong>de</strong>ren<br />

Plausibilisierung eine sehr große Be<strong>de</strong>u­<br />

tung beizumessen. Erfor<strong>de</strong>rlich ist dazu<br />

in je<strong>de</strong>m Fall, sich explizit mit <strong>de</strong>r Zu­<br />

kunft und potenziellen zukünftigen Ent­<br />

wicklungen auseinan<strong>de</strong>r zu setzen.<br />

Sowohl für <strong>de</strong>n Bewerter als auch für die<br />

an <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung inter­<br />

essierten Parteien ist es wichtig, sich die­<br />

sen Schwierigkeiten und Ermessensspiel­<br />

räumen sowie <strong>de</strong>r sich daraus ergeben­<br />

<strong>de</strong>n Variationsmöglichkeiten <strong>de</strong>r Bewer­<br />

tung bewusst zu sein. Ohnehin gibt es<br />

auf die Frage, was ein Unternehmen wert<br />

ist, keine ein<strong>de</strong>utige Antwort. Entspre­<br />

chend gibt es auch nicht <strong>de</strong>n objektiven<br />

und damit richtigen Wert für ein Unter­<br />

nehmen. Der Unternehmenswert ist viel­<br />

mehr abhängig von subjektiven Zielset­<br />

zungen und Erwartungen, die im Regel­<br />

fall zwischen potenziellem Käufer und<br />

Verkäufer unterschiedlich sein wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies gilt es zu berücksichtigen, damit<br />

sich insbeson<strong>de</strong>re bei Verkaufs- bzw. Kauf­<br />

verhandlungen die unterschiedlichen<br />

Argumentationen bzw. Unternehmens­<br />

wertberechnungen besser nachvoll­<br />

ziehen lassen.<br />

Zur Abschätzung erzielbarer Marktpreise,<br />

nicht jedoch als eigenständiges<br />

Bewertungsverfahren, bieten sich EBIT<br />

und EBITDA-Multiplikatoren an. Sie be-<br />

421


CM Controller magazin 5/04 - Christian Schnei<strong>de</strong>r / Steffen Böhmert<br />

ruhen auf langjährigen Erfahrungswer­<br />

ten vergangener M&A-Transaktionen<br />

o<strong>de</strong>r auf Börsenbewertungen.<br />

Geht es schließlich um die Kaufpreis­<br />

finanzierung, sollte noch vor Beginn <strong>de</strong>r<br />

Verhandlungen mit <strong>de</strong>r Bank geprüft<br />

wer<strong>de</strong>n, ob eine betriebswirtschaftliche<br />

Integration <strong>de</strong>s zu erwerben<strong>de</strong>n Unter­<br />

nehmens geplant ist o<strong>de</strong>r ob dieses un­<br />

abhängig agieren soll. Der Erwerb und<br />

die Finanzierung über eine Zweck­<br />

gesellschaft bietet <strong>de</strong>n Vorteil, das Risiko<br />

<strong>de</strong>s Erwerbers auf sein eingesetztes<br />

Eigenkapital begrenzen zu können.<br />

Zur Finanzierung <strong>de</strong>s Kaufpreises kom­<br />

men neben Eigenkapital, Gesellschafter­<br />

und gegebenenfalls Verkäuferdariehen<br />

erstrangige Bankdariehen (Senior Debt)<br />

sowie nachrangiges Mezzaninekapital<br />

(junior Debt) in Frage. Im Regelfall wird<br />

bei einer Akquisirionsfinanzierung ein<br />

Eigenmittelanteil von min<strong>de</strong>stens 30 %<br />

erwartet. Bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>r Ver­<br />

schuldungsfähigkeit wird üblicherweise<br />

auf <strong>de</strong>n verfügbaren Cash Flow bzw. Free<br />

Cash Flow abgestellt.<br />

Grundsätzlich darf bei Auswahl <strong>de</strong>r fi­<br />

nanzieren<strong>de</strong>n Bank nicht nur auf <strong>de</strong>n<br />

„Preis" geachtet wer<strong>de</strong>n. Vielmehr ist<br />

sorgfältig zu überlegen, ob <strong>de</strong>r gewählte<br />

Bankpartner (1) in <strong>de</strong>r gewünschten Zeit<br />

mit einer positiven internen Gremien­<br />

entscheidung und einer abgeschlosse­<br />

nen Kredit- und Sicherheitsdokumen-<br />

tarion zur Verfügung stehen kann und (2)<br />

bereit ist, zunächst die komplette Fremd­<br />

finanzierung („Un<strong>de</strong>rwrite") zu über­<br />

nehmen, um Transaktionssicherheit zu<br />

gewährieisten. Darüber hinaus sind für<br />

<strong>de</strong>n Erwerber wichtige Entscheidungs­<br />

kriterien, dass (3) die Bankim Kaufprozess<br />

als kritischer, konstruktiver Sparrings­<br />

partner zur Seite stehen will und (4) be­<br />

reit ist, <strong>de</strong>n Erwerber auch nach Erwerb<br />

während <strong>de</strong>r gesamten Kreditlaufzeit mit<br />

einem nachhalügen eigenen Anteil am<br />

Finanzierungsvolumen (nach erfolgter<br />

Syndizierung) zu begleiten.<br />

' Diverse Studien weisen langfristige (über<br />

einen Zeitraum von rund 30 Jahren) Zinssätze<br />

aus, die zwischen 4,6 und 7,5 % liegen (vgl.<br />

Husmann 2002, S. 48).<br />

^ Aktuelle Beta-Faktoren nach Branchen<br />

und Regionen fin<strong>de</strong>n sich auch im Internet<br />

unter; http://pages.stern.nyu.edu/<br />

~ adamodar/.<br />

^ Dieser Wert unterstellt eine siebenjährige<br />

Kreditlaufzeit und damit eine Tilgungsrate<br />

von 14,3 % per anno. Hinzu kommt eine<br />

unterstellte Verzinsung von 10 %, die auf­<br />

422<br />

grund ihrer vollen Abzugsfähigkeit als Betriebsausgabe<br />

und einem unterstellten<br />

Steuersatz von 40 % in Höhe von 6 % per<br />

anno zum Tragen kommt. Addiert man diese<br />

bei<strong>de</strong>n Größen, ergeben sich circa 20 %. Somit<br />

ist maximal das Fünffache <strong>de</strong>s zur Verfügung<br />

stehen<strong>de</strong>n Free Cash Flow finanzierbar<br />

Literaturverzeichnis<br />

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Timmreck, Christian: A Discounted Cash Flow,<br />

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Ballwieser 2001: Ballwieser, Wolfgang: 3.<br />

Kapitel - Bewertungsverfahren - Teil C: Verbindungen<br />

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Volker H. (Hrsg.), Praxishandbuch <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung,<br />

Herne/Beriin, 2001, S.<br />

361-373.<br />

Baetge/Niemeyer/Kümmelin 2001:<br />

Baetge, |örg/Niemeyer Kai/Kümmel, jens:<br />

3. Kapitel - Bewertungsverfahren - Teil B:<br />

Darstellung <strong>de</strong>r Discounted Cashflow-Verfahren<br />

(DCF-Verfahren) mit Beispiel, in: Peemöller,<br />

Volker H. (Hrsg.), Praxishandbuch <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung,<br />

Herne/Beriin, 2001,<br />

S. 263-360.<br />

Böhm 2000: Böhm, Bernhard: Praxisorientierte<br />

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Born 2003: Born, Kad: Unternehmensanalyse<br />

und Unternehmensbewertung,<br />

2. Auflage, Stuttgart, 2003.<br />

Coenenberg/Schultze2002: Coenenberg,<br />

Adolf, G./Schultze, Wolfgang: Unternehmensbewertung:<br />

Konzeptionen und Perspektiven,<br />

in: Die Betriebswirtschaft (DBW), 2002,<br />

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Drill/Böhmert 2003: Drill, Michael/<br />

Böhmert, Steffen: Akquisirionsfinanzierung<br />

im Mittelstand, in: Lucks, Kai (Hrsg.), Mergers<br />

& Acquisitions lahrbuch 2003, Frankfurt am<br />

Main, 2003, S. 115-118.<br />

Drukarczyk 1998: Drukarczyk, lochen:<br />

Unternehmensbewertung, 2. Auflage,<br />

München, 1998.<br />

Ernst/Harnikaz 2001: Ernst, Hermann-<br />

Josef/Harnikaz, Mahmut: 2. Kapitel - Prozess<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensbewertung - Teil C: Modulgesteuerte<br />

Businessplanung als Instrument<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensbewertung, in: Peemöller,<br />

Volker H. (Hrsg.), Praxishandbuch <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung,<br />

Herne/Beriin, 2001,<br />

S. 133-158.<br />

Haux 2001: Haux, [örg F: Handbuch<br />

Beteiligungsmanagement, München, 2001.<br />

Hayn 2000: Hayn, Marc: Bewertung<br />

junger Unternehmen, 2. stark überarbeitete<br />

Auflage, Herne/Beriin, 2000.<br />

Husmann 2002: Husmann, Christoph:<br />

Wirtschaftliche Desktop Due Diligence - ein<br />

Beispiel, Foliensatz aus <strong>de</strong>m Seminar Mergers<br />

& Acquisitions, veranstaltet von <strong>de</strong>r HR<br />

Deutschland GmbH, Frankfurt am Main,<br />

16. Oktober 2002.<br />

IDW 2000: IDW: Grundsätze zur Durchführung<br />

von Unternehmensbewertungen<br />

(IDW S 1) verabschie<strong>de</strong>t vom HFA am<br />

28.6.2000.<br />

Keller/Friedmann 2003: Keller Michael/<br />

Friedmann, Martin: M&A als Nachfolgeregelung,<br />

in: Lucks, Kai (Hrsg.), Mergers &<br />

Acquisitions Jahrbuch 2003, Frankfurt am<br />

Main, 2003, S. 50-52.<br />

Löhnert/Böckmann 2001: Löhnert, Peter<br />

G./Böckmann, Ulrich ).: 3. Kapitel -<br />

Bewertungsverfahren - Teil E: Multiplikatorverfahren<br />

in <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung,<br />

in: Peemöller, Volker H. (Hrsg.), Praxishandbuch<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensbewertung,<br />

Herne/Beriin, 2001, S. 401 -426.<br />

Mandl/Rabel 2001: Mandl, Gerwald/<br />

Rabel, Klaus: 1. Kapitel - Grundlagen <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung<br />

- Teil D: Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensbewertung (Überblick), in:<br />

Peemöller Volker H. (Hrsg.), Praxishandbuch<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensbewertung, Herne/Berlin,<br />

2001, S. 47-85.<br />

Michalakis 2002: Michalakis, Stavros:<br />

Unternehmensbewertung und Mittelstand,<br />

in: M&A-Review, 12/2002, S. 622-629.<br />

Nieswandt/Seibert 2004: Nieswandt,<br />

Holger/Seibert, Daniel: A. Discounted Cash<br />

Flow, II. Prognose <strong>de</strong>r bewertungsrelevanten<br />

Cash Flows, in: Richter Frank/Timmreck,<br />

Christian (Hrsg.), Unternehmensbewertung -<br />

Mo<strong>de</strong>rne Instrumente und Lösungsansätze,<br />

Stuttgart 2004, S. 21-39.<br />

o. V. 2004: o. V.: Multiples, in: Finance,<br />

März 2004, S. 105.<br />

Peemöller 2001: Peemöller, Volker H.:<br />

1. Kapitel - Grundlagen <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung<br />

- Teil C: Grundsätze ordnungsmäßiger<br />

Unternehmensbewertung, in:<br />

Peemöller, Volker H. (Hrsg.), Praxishandbuch<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensbewertung, Herne/Berlin,<br />

2001, S. 27-45.<br />

Peemöller/Kunowski 2001: Peemöller,<br />

Volker H./Kunowski, Stefan: 3. Kapitel -<br />

Bewertungsverfahren - Teil A: Ertragswert<br />

verfahren nach IDW, in: Peemöller, Volker H<br />

(Hrsg.), Praxishandbuch <strong>de</strong>r Unternehmens<br />

bewertung, Herne/Beriin, 2001, S. 199-261.<br />

Richter 2000: Richter Frank B.: Durch<br />

führung <strong>de</strong>r Mergers & Acquisitions - IV. Unter<br />

nehmensbewertung, in: Picot, Gerhard (Hrsg.<br />

Handbuch Mergers & Acquisitions - Planung.<br />

Durchführung, Integration, Stuttgart, 2000,<br />

S. 255-287.<br />

Seiler 2004: Seiler Kari: Unternehmensbewertung<br />

- Wertermittlung bei Kauf, Verkauf<br />

und Fusion von kleinen und mittleren<br />

Unternehmen, Beriin, Hei<strong>de</strong>lberg, 2004.<br />

Timmreck 2004: Timmreck, Christian: A.<br />

Discounted Cash Flow, IV. Bestimmung <strong>de</strong>r<br />

Eigenkapitalkosten, in: Richter, Frank/<br />

Timmreck, Christian (Hrsg.), Unternehmensbewertung<br />

- Mo<strong>de</strong>rne Instrumente und<br />

Lösungsansätze, Stuttgart 2004, S. 61 -75. •


VALUE BASED PRODUCTION<br />

Wertsteigerungspotentiale im operativen<br />

Produktionscontrolling<br />

von Jürgen Bauer, Asperg<br />

Einleitung<br />

Die naciiiialtige Wertsteigerung <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Anteils­<br />

eigner ist die Grundlage einer erfolg­<br />

reichen Unternehmensstrategie. Daraus<br />

leitet sich die For<strong>de</strong>rung nach finanziel­<br />

lem Wertmanagement (Value Based<br />

Management) in <strong>de</strong>n strategischen<br />

Geschäftseinheiten ab. Ein solches Wert­<br />

management koordiniert Strategien, Er­<br />

folgsfaktoren, Kennzahlen, Planungs­<br />

systeme und Prozesse im Hinblick auf<br />

Wertsteigerung. Ein enger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Kapitalmarkt und ein verschärfter Wett­<br />

bewerb zwingen dazu, das Wert­<br />

management auf die kapitalintensiven<br />

Bereiche auszu<strong>de</strong>hnen. Die Erhöhung <strong>de</strong>s<br />

Unternehmenswertes wird somit auch<br />

zurbeherrschen<strong>de</strong>n Zielgröße <strong>de</strong>r Wert­<br />

schöpfungsprozesse. Dies konfrontiert<br />

die Produktion mit <strong>de</strong>r Frage, was sie<br />

zum Untemehmenswert beizutragen<br />

vermag, bzw. ihre Fähigkeit: ...to <strong>de</strong>liver<br />

the value propositions and sharehol<strong>de</strong>r<br />

expectations of excellent financial returns<br />

(Kaplan/Norton, 1996). In <strong>de</strong>r Produk­<br />

tion beschränken sich bisher finanzielle<br />

Wertüberlegungen auf die Investitions­<br />

planung in Form projektbezogener<br />

Kapitalwertberechnungen, wobei <strong>de</strong>r Pro­<br />

duktion nicht selten die passive Rolle<br />

eines Antragstellers mit entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Motivation zur Verschleierung <strong>de</strong>r<br />

Prozessparameter zukommt.<br />

Die im Produktionsvollzug praktizierte<br />

Optimierung im Zeit-, Mengen-, Kosten<br />

Zielsystem ist für ein erfolgreiches Wert<br />

management nur sehr bedingt geeignet<br />

Die Ausrichtung <strong>de</strong>r Produktion au<br />

operative Effizienz führt nicht automa<br />

tisch zur gefor<strong>de</strong>rten Wertsteigerung<br />

(Rappaport, 1999, 88 und Kaplan/<br />

Norton, 1996,150). Gefor<strong>de</strong>rt ist ein ope­<br />

ratives Wertmanagement, das <strong>de</strong>n im<br />

Produktionsprozess generierten Cash<br />

Flow in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellt (vgl.<br />

Rappaport, 1998). Angesichts <strong>de</strong>r Kapital­<br />

aggregation in mo<strong>de</strong>rnen Produktions­<br />

anlagen erhält das Unternehmen damit<br />

einen wirksamen Stellhebel zur Verringe­<br />

rung <strong>de</strong>s Kapitalbedarfs (vg. Witt, 2002).<br />

Durch direkte Beeinflussung <strong>de</strong>s Cash<br />

Flows als zentralem finanziellen Wert­<br />

treiber und Ratingindikator (vgl.<br />

Gänsslen/Meissner, 2002) erfolgt indi­<br />

rekt auch eine Beeinflussung <strong>de</strong>r Kapital­<br />

kosten.<br />

Von <strong>de</strong>r Produktion wird die Durch­<br />

setzung <strong>de</strong>s Value-Konzeptes nicht nur<br />

in <strong>de</strong>r Investitionsphase, son<strong>de</strong>rn vor<br />

allem im laufen<strong>de</strong>n Prozessmanage­<br />

ment erwartet. Das <strong>de</strong>zentrale Con­<br />

trollingkonzept mo<strong>de</strong>rner Produktions­<br />

systeme mit weitgehen<strong>de</strong>r Selbst­<br />

disposition, Selbstkontrolle und Integra­<br />

tion von Planungsfunktionen wie auch<br />

eine autonome Arbeitsorganisation bie­<br />

ten <strong>de</strong>n Prozessagenten (Meister, Team­<br />

sprecher, qualifizierte Werker) dazu be­<br />

trächtliche Einflussmöglichkeiten auf<br />

wert<strong>de</strong>terminieren<strong>de</strong> Entscheidungen.<br />

Das Wertmanagement ist auf diese Be­<br />

dingungen auszurichten.<br />

Operatives Wertmanagement stellt <strong>de</strong>m<br />

Produkrionscontrolling die Aufgabe, <strong>de</strong>n<br />

Cash Flow als zentrale Wertgröße im Pro­<br />

zess zu planen, <strong>de</strong>n Agenten zu vermit­<br />

teln und zu kontrollieren. Hier erweist<br />

sich die Operationalisierung <strong>de</strong>s Cash<br />

Flows eines Produktionssystems als<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Prof. Jürgen Bauer,<br />

Ahornweg 9,71679Asperg<br />

bauer@mb.fh-<br />

wiesba<strong>de</strong>n.<strong>de</strong><br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hür<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Weg zum<br />

Wertmanagement. Diese ist mit <strong>de</strong>n<br />

produktionsüblichen Berichts- und Pla­<br />

nungssystemen und mit <strong>de</strong>n Prozess­<br />

agenten zu bewältigen.<br />

Die indirekte Cash Flow-Ermittlung auf<br />

<strong>de</strong>r Basis einer objektorientierten Kosten­<br />

rechnung bietet hierbei wesentliche Vor­<br />

teile gegenüber einer geson<strong>de</strong>rten<br />

Zahlungsflussrechnung. Eine standardi­<br />

sierte Maschinenplankostenrechnung<br />

integriert in die Module PP und CO <strong>de</strong>s<br />

ERP-Systems SAP@R/3@ bil<strong>de</strong>n zusam­<br />

men mit <strong>de</strong>r Etablierung von produktions­<br />

spezifischen Mikro-Werttreibern einen<br />

praktikablen und wirtschaftlichen An­<br />

satz. Damit kann die Produktion ihren<br />

Beitrag zur Wertgenerierung leisten.<br />

Mo<strong>de</strong>rne Produktionssysteme -<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung für das Wert­<br />

management<br />

Mo<strong>de</strong>rne Produktionssysteme sind die<br />

technologische Antwort auf wechseln<strong>de</strong><br />

Markt- und Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Flexible Fertigungssysteme, Agile<br />

Fertigungssysteme und Fertigungs­<br />

segmente stehen stellvertretend für fle­<br />

xible Produktionskonzepte. Sie integrie­<br />

ren standardisierte CNC-Produktions-<br />

maschinen mit Transport-, Werkzeug- und<br />

Informatikkomponenten. Wertschöpfen<strong>de</strong><br />

und nicht wertschöpfen<strong>de</strong> Tätigkeiten<br />

erfolgen auf eigenständigen Arbeitsplät­<br />

zen mit unterschiedlichem Kapitaleinsatz.<br />

Gegenüber <strong>de</strong>n klassischen, ver-<br />

richtungsorientiertenProduktions­ formen bieten diese Produktionssysteme<br />

423


CM Controller magazin 5/04 - Jürgen Bauer<br />

verän<strong>de</strong>rte organisatorische und wirt­<br />

schaftliche Rahmenbedingungen, die im<br />

Produktionscontrolling zu berücksichti­<br />

gen sind (Bauer, 2003):<br />

>• Desinvestitionen und Investitionen<br />

orientieren sich am Produktstatus<br />

im Portfolio (Cash Cow, Star, Poor<br />

Dog, Question Mark). Bedingt durch<br />

die Modularität <strong>de</strong>r Produktions­<br />

systeme fallen kleinere Investitionen<br />

während <strong>de</strong>r gesamten Nutzungszeit<br />

an, wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Prozessagenten<br />

angestoßen und vielfach auch mit­<br />

geplant.<br />

> Verlagerungen von Fertigungs­<br />

einrichtungen erfolgen kurzfristig<br />

und ggfs. entsprechend <strong>de</strong>r Nach­<br />

fragesituation für begrenzte Zeiträu­<br />

me abteilungsintern und über Werks­<br />

und Unternehmensgrenzen hinweg<br />

(Scale- und Scope-Flexibilität).<br />

>• Out- und Insourcing-Entscheidun-<br />

gen wer<strong>de</strong>n in kürzeren Abstän<strong>de</strong>n<br />

und situationsbedingt getroffen<br />

unter Mitwirkung <strong>de</strong>r Prozess­<br />

agenten im Produktionssystem.<br />

>- Effizientere Beschaffungsansätze<br />

und Steuerungsmetho<strong>de</strong>n (KANBAN,<br />

Just in Sequence, [ust in Time, C-Teile-<br />

management) wer<strong>de</strong>n nicht nur zen­<br />

tral, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>zentral entschie­<br />

<strong>de</strong>n. Sie fallen teilweise o<strong>de</strong>r gänzlich<br />

in <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s<br />

operativen Prozessmanagements.<br />

>• Profit Center und Fertigungsseg­<br />

mente erfor<strong>de</strong>rn und för<strong>de</strong>rn unter­<br />

nehmerisches Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Prozess­<br />

agenten (Ehrbar: recognition of<br />

ownership) und eröffnen <strong>de</strong>m opera­<br />

tiven Wertmanagement neue Ziel­<br />

gruppen.<br />

> Die Controllingkompetenz <strong>de</strong>r<br />

Prozessagenten wird erweitert, er­<br />

höht aber gleichzeitig <strong>de</strong>ren Infor­<br />

mationsbedarf (Wil<strong>de</strong>mann, 1997).<br />

>• Die zunehmen<strong>de</strong> vertikale Vernet­<br />

zung mit <strong>de</strong>n ERP-Systemen und<br />

<strong>de</strong>r Einsatz von Manufacturing<br />

Execution Systemen (MES) erhöht<br />

das Angebot an Dispositions- und<br />

Prozessinformationen für die<br />

Prozessagenten.<br />

Cash Flow als Erfolgsfaktor <strong>de</strong>s<br />

operativen Wertmanagements in <strong>de</strong>r<br />

Produktion<br />

Für das Wertmanagement wer<strong>de</strong>n unter­<br />

schiedliche Steuerungsgrößen vorge­<br />

424<br />

schlagen, wobei vorrangig genannt<br />

wer<strong>de</strong>n: EVA (Economic Value Ad<strong>de</strong>d),<br />

CVA (Cash Value Ad<strong>de</strong>d) und CFROI (Cash<br />

Flow Return on Investment) (vgl. Horväth,<br />

2003 und Copeland/Koller/Murrin,<br />

2000). Der EVA geht vom NOPAT (Net<br />

Operating Profit After Taxes) aus und<br />

impliziert damit Steuerüberlegungen, die<br />

für das Produktionsmanagement nicht<br />

operationalisiert wer<strong>de</strong>n können (vgl.<br />

Hahn/Lassmann, 1999). Dem CFROI wird<br />

- obwohl als geeignete operative<br />

Steuerungsgröße angesehen - eine ge­<br />

wisse Komplexität zugesprochen (vgl.<br />

Leahy 2000). Der CVA ist in Bezug auf das<br />

operative Wertmanagement als <strong>de</strong>r Cash<br />

Flow-Beitrag zu verstehen, <strong>de</strong>r über die<br />

Kapitalkosten im Produktionssystem hin­<br />

aus verdient wird (vgl. Copeland/Koller/<br />

Murrin, 2000; Horväth, 2003). Er signali­<br />

siert <strong>de</strong>n Prozessagenten zu<strong>de</strong>m, dass<br />

investiertes Kapital nicht zum Nulltarif<br />

zu haben ist. Wegen <strong>de</strong>r Beschränkung<br />

auf Cash-Größen und seines für Prozess­<br />

agenten leicht nachvollziehbaren Auf­<br />

baues wird er hier als produktions­<br />

geeignete Steuerungsgröße vorge­<br />

schlagen.<br />

Das Produktionssystem leistet in einer<br />

Perio<strong>de</strong> dann einen positiven Wertbeitrag<br />

CVA, wenn <strong>de</strong>r erwirtschaftete operative<br />

Cash Flow CF über <strong>de</strong>n Kapitalkosten<br />

liegt. Letztere ergeben sich dabei aus<br />

<strong>de</strong>m im Produktionssystem real gebun­<br />

<strong>de</strong>nen Kapital K an Maschinen, Anlagen<br />

und Material, multipliziert mit <strong>de</strong>m<br />

Kapitalkostensatz ik in Form <strong>de</strong>r Rendite­<br />

erwartungen vor Steuern:<br />

CVA^ = CF^ - K^ * ik/100 € /Perio<strong>de</strong><br />

Cash Flow<br />

durch<br />

Kapitalfreisetzung<br />

(UV.AV)<br />

Der CVA zeigt die bei<strong>de</strong>n Zielrichtungen<br />

<strong>de</strong>s operativen Produktions-Wert­<br />

managements:<br />

Cash Flow durch<br />

optimale Prozesse<br />

Cash Flow durch<br />

optimale Investitionen<br />

> <strong>de</strong>n Produktionsprozess wertmäßig<br />

zu optimieren,<br />

>- <strong>de</strong>n Kapitalbedarf zu verringern.<br />

Die in <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> betrachteten Cash<br />

Flows können zu Fehlschlüssen über <strong>de</strong>n<br />

erreichten Wert führen (vgl. Rappaport,<br />

1998). Da <strong>de</strong>r Wertbeitrag operativer<br />

Entscheidungen (z. B. Einführung von<br />

Kanban) sich durchaus über mehrere<br />

Perio<strong>de</strong>n erstrecken kann, ist ggfs. <strong>de</strong>r<br />

diskontierte operative CVA zu ermitteln.<br />

Dies geschieht in Strukturgleichheit mit<br />

Kapitalwertübe<strong>de</strong>gungen bei langfristi­<br />

gen Investitionsmaßnahmen. Dem Wert­<br />

management in <strong>de</strong>r Produktion bieten<br />

sich in Anlehnung an Olsen (BCG) folgen­<br />

<strong>de</strong> Einflussmöglichkeiten (s. Abb. 1).<br />

Konzentriert sich das langfristige Wert­<br />

management (long wave of value<br />

creation) auf Produkt- und Investitions­<br />

planung, so wird das operative Wert­<br />

management mit bestehen<strong>de</strong>n Pro­<br />

dukten realisiert (Kaplan/Norton, 1996).<br />

Abgeleitet aus <strong>de</strong>r Unternehmens­<br />

strategie ist <strong>de</strong>r Produktionsvollzug so<br />

zu gestalten, dass langfristig (nachhaltig)<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenswert erhöht wird. Die­<br />

ser wird beispielsweise als Sharehol<strong>de</strong>r<br />

Value durch Diskontierung <strong>de</strong>s zukünftig<br />

zu erwarten<strong>de</strong>n Free Cash Flows <strong>de</strong>r ein­<br />

zelnen Perio<strong>de</strong>n ()ahre) zuzüglich <strong>de</strong>s<br />

diskontierten Residualwertes abzüglich<br />

<strong>de</strong>s Marktwertes <strong>de</strong>s Fremdkapitals er­<br />

mittelt. Ein solcher Sharehol<strong>de</strong>r Value<br />

kann aus mehreren Grün<strong>de</strong>n nicht für<br />

das operative Produktionsmanagement<br />

Cash Flow<br />

durch ProduktundProgrammflexibilitat<br />

Abb. 1: Produktionsbedingte Einflussgrößen auf <strong>de</strong>n Cash Flow


operationalisiert wer<strong>de</strong>n: Fortführungs­<br />

wert und Marktwert <strong>de</strong>s Fremdkapitals<br />

sind vorrangig strategische Bestim­<br />

mungsgrößen. Ferner ist ein Free Cash<br />

Flow <strong>de</strong>m Produktionssystem wegen <strong>de</strong>r<br />

Abgrenzungsprobleme und <strong>de</strong>r Wert­<br />

beiträge an<strong>de</strong>rer Funktionsbereiche (Ent­<br />

wicklung, Vertrieb, Beschaffung) nicht<br />

allein zuzurechnen.<br />

Im CVA-Ansatz wird <strong>de</strong>r in einer Perio<strong>de</strong><br />

erwirtschaftete Cash Flow zur wichtig­<br />

sten Steuerungsgröße im operativen<br />

Wertmanagement (vgl. Krause/Schmid­<br />

bauer, 2003). <strong>Als</strong> operativer Cash Flow<br />

beinhaltet er die Zahlungsströme bzw.<br />

Zahlungsäquivalente vor Steuern (vgl.<br />

Rappaport, 1998; Coenenberg, 1992;<br />

Copeland/KoUer/Murrin, 2000). Für die<br />

Anwendung in Produktionssystemen<br />

wird hier folgen<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong> (Praktiker­<br />

formel) vorgezogen (vgl. Weber, 2000):<br />

Zurechenbarer Netto-Erlös <strong>de</strong>s<br />

Produktionssystems<br />

- Maschinenkosten (direkte<br />

Fertigungskosten)<br />

+ Abschreibung Maschinen<br />

- Zahlungswirksame Prozesskosten<br />

für indirekte Funktionen<br />

± Abbau / Aufbau von Material­<br />

bestän<strong>de</strong>n<br />

± nicht strategische Investitionen/<br />

Desinvestitionen<br />

Operativer Cash Flow<br />

Der <strong>de</strong>m Produktionssystem zurechen­<br />

bare Eriös ergibt sich als wertmäßiger<br />

Output - Input aus vorgelagerten Produkt­<br />

ions- bzw. Lieferprozessen. Die Proble­<br />

matik <strong>de</strong>r Zuordnung von Eriösen zum<br />

Produktionssystem - insbeson<strong>de</strong>re bei<br />

mehrstufiger Fertigung - zwingt in <strong>de</strong>r<br />

Regel dazu, im Rahmen <strong>de</strong>s Kosten­<br />

managements Verrechnungsgrößen als<br />

Zahlungsäquivalent heranzuziehen.<br />

Steuern liegen für gewöhnlich außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Einflussbereiches <strong>de</strong>r Produktion (vgl.<br />

Tetzner/Barner/Wierth, 1999; Krause/<br />

Schmidbauer, 2003). Abweichend von <strong>de</strong>r<br />

üblichen Definition <strong>de</strong>s betrieblichen<br />

Cash Flows (vgl. Rappaport, 1998) wird<br />

hier <strong>de</strong>shalb vor Steuern gerechnet.<br />

Erweiterungsinvestitionen haben stra<br />

tegischen Charakter, wer<strong>de</strong>n in engem<br />

Kontext mit Markterweiterung bzw. mit<br />

Marktaustritten getroffen und sind<br />

Gegenstand geson<strong>de</strong>rter Investitions­<br />

rechnungen. Sie stehen nicht im Zusam­<br />

menhang mit <strong>de</strong>m prozessbezogenen<br />

Wertmanagement, wiewohl hier durch­<br />

aus ein Einfluss <strong>de</strong>r Prozessagenten ge­<br />

geben ist. Dagegen gehören Erhaltungs­<br />

investitionen (Maschinenüberholung,<br />

Aufstockung <strong>de</strong>r Werkzeugausstattung,<br />

Erneuerung von IT-Komponenten) zum<br />

Handlungsfeld <strong>de</strong>r Prozessagenten. In­<br />

vestitionen und Desinvestitionen in das<br />

Umlaufvermögen - z. B. durch Einfüh­<br />

rung <strong>de</strong>r bereits erwähnten Material­<br />

versorgungskonzepte - sind gleichfalls<br />

operative Maßnahmen.<br />

Die FunktJonsintegration veriagert Pro­<br />

zesskosten in das Produktionssystem.<br />

Die dadurch ausgelösten Zahlungs­<br />

ströme einer Perio<strong>de</strong> verringern <strong>de</strong>n ope­<br />

rativen Cash Flow <strong>de</strong>s Systems und ent­<br />

lasten vorgelagerte indirekte Planungs­<br />

bereiche. Zu nennen sind hier ferner vom<br />

Prozessteam initiierte kurzfristige In- und<br />

Outsourcing-Entscheidungen (z. B. ver­<br />

längerte Werkbank).<br />

Die Zahlungsströme lassen sich in <strong>de</strong>r<br />

Wertbilanz <strong>de</strong>s Produktionssystems dar­<br />

stellen (Abb. 2).<br />

Instrumentalisierung eines operativen<br />

Produktions-Wertmanagements<br />

Ein wirksames operatives Produktions­<br />

wertmanagement erfor<strong>de</strong>rt Metho<strong>de</strong>n<br />

und Berichtssysteme, die <strong>de</strong>n Prozess­<br />

agenten das Denken in Cash Flows ver­<br />

mitteln und in <strong>de</strong>r Produktionspraxis<br />

Erlös mit<br />

externen<br />

o<strong>de</strong>r internen<br />

Kun<strong>de</strong>n<br />

Zahlung rwirksame<br />

Matchuienkoiten<br />

InvejtiUonen und<br />

Desinvestitionen rur<br />

Erhaltung/<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

wirtschaftlich einsetzbar sind. Die Eta­<br />

blierung einer eigenständigen Kapital­<br />

flussrechnung scheitert am Aufwand und<br />

an <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Akzeptanz <strong>de</strong>r Pro­<br />

zessagenten. Der parallelen Voll- und Teil­<br />

kostenrechnung mit ihren etablierten<br />

Planungs- und Kontrollverfahren (Soll-Ist-<br />

Vergleichen) kommt hier eine zentrale<br />

Rolle bei <strong>de</strong>r Ermitdung <strong>de</strong>r Zahlungs­<br />

ströme zu. Zusätzlich zu <strong>de</strong>r von Horväth<br />

konstatierten Integrationsfunktion zwi­<br />

schen strategischem und operativem<br />

Controlling eröffnet sich somit mit <strong>de</strong>r<br />

Cash Flow-Planung eine weitere zentrale<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s Kostenmanagements.<br />

Die traditionelle, auf Umlageverfahren<br />

beruhen<strong>de</strong> und stark aggregierte Kosten-<br />

stellenrechnung ist für ein Wert­<br />

management in <strong>de</strong>r Produktion nicht<br />

geeignet, weist sie doch <strong>de</strong>n Ent­<br />

scheidungsobjekten (Maschinen, Ver­<br />

fahren, Hilfseinrichtungen) keine analy­<br />

tisch geplanten Kosten zu. Sie liefert<br />

we<strong>de</strong>r zeitaktuelle Kostendaten, noch<br />

verfügt sie über die von Horväth gefor­<br />

<strong>de</strong>rte Strukturgleichheit mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Produktion üblichen Mengenplanung<br />

(Zeiten, Verbrauche). Damit kann das<br />

Kostenmanagement seine Integrations­<br />

aufgabe zwischen operativer und strate­<br />

gischer Planung nicht erfüllen (vgl.<br />

Kaplan/Norton, 1996, Horväth, 2003).<br />

Hier bedarf es einer objektorientierten<br />

Kostenrechnung mit an die Struktur­<br />

entscheidungen im Produktionssystem<br />

angepasster Granularität. Das be<strong>de</strong>utet<br />

eine an <strong>de</strong>n Objekten <strong>de</strong>r Produktion<br />

2!^hlungswtrksa{ne<br />

Prozesskosten<br />

Valu«-BUattz<br />

Aufbau/Abbau von<br />

Fertig;uosä>esan<strong>de</strong>n<br />

Abb. 2: Operative Value-Bilanz <strong>de</strong>s Produktionssystems<br />

System-<br />

CaskFUnr<br />

425


CM Controller magazin 5/04 - Jürgen Bauer<br />

(Maschinen, Anlagen, Robotern, Rech­<br />

nern, Transportsystemen) orientierte Ko­<br />

stenrechnung (vgl. Wil<strong>de</strong>mann, 1994) mit<br />

<strong>de</strong>n Merkmalen<br />

»• Standardisierung <strong>de</strong>r Kostenplanung<br />

und -kontrolle;<br />

»» Wie<strong>de</strong>rverwendbarkeit <strong>de</strong>r Planungs­<br />

ergebnisse;<br />

9* Einbindung in das ERP-System <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens;<br />

»» Basierend auf<strong>de</strong>m Mengengerüst <strong>de</strong>r<br />

operativen Produktionsplanung<br />

(Arbeitspläne, Betriebsmittel);<br />

•» Ableitung <strong>de</strong>r Cash Flow-Werte aus<br />

<strong>de</strong>m Kostenmanagement;<br />

Fallweise Ergänzung <strong>de</strong>r Maschinen-<br />

plankostenrechnung durch eine<br />

Prozesskostenrechnung.<br />

Der Aufbau einer ausufern<strong>de</strong>n, redun­<br />

danten Berichtshierarchie kann nicht<br />

Absicht eines rationellen Produktions­<br />

controlling sein. Durch Verwendung von<br />

Vorlagen (Templates) zur Kosten­<br />

planung in EXCEL (Bauer, 2003) ist <strong>de</strong>s­<br />

halb <strong>de</strong>r Planungsaufwand bei gefor<strong>de</strong>r­<br />

ter geringer Granularität (hoher Feinheits­<br />

grad) zu begrenzen. Diese Templates<br />

weisen u. a. <strong>de</strong>n Plan-Cash Flow und <strong>de</strong>n<br />

Break Even-Punkt eines Produktions­<br />

systems aus (Bauer, 2003).<br />

Das Wertmanagement von Produktions­<br />

systemen ist datenintensiv und integriert<br />

eine Vielzahl von Entscheidungsträgern,<br />

endogenen Prozessbestimmungs­<br />

faktoren und exogenen Einflussgrößen.<br />

Es kann <strong>de</strong>shalb mit vertretbarem Auf­<br />

wand nur auf <strong>de</strong>r Basis eines funktionsfä­<br />

higen, hochintegrierten ERP-Systems<br />

betrieben wer<strong>de</strong>n. Die Verwendung von<br />

Software-Insellösungen steht hier einem<br />

rationellen Wertmanagement grundsätz­<br />

lich entgegen.<br />

varsion<br />

Perro<strong>de</strong><br />

OeschäflaiBhf<br />

Koolanslan»<br />

i<br />

Das ERP-System SAP® R/3®<br />

(mySARcom®) stellt in <strong>de</strong>r Grunddaten­<br />

verwaltung alle Mengendaten <strong>de</strong>r<br />

Produktionsprozesse zur Verfügung. Die<br />

in <strong>de</strong>n Funktionsmodulen Produktions­<br />

planung (PP) und Materialmanagement<br />

(MM) ausgelösten Aktionen (Fertigungs­<br />

aufträge, Bestellaufträge) wer<strong>de</strong>n im<br />

Finanzmodul (Fl) bewertet und im Modul<br />

CO ausgewertet. Ferner beinhaltet das<br />

Modul CO die kostenstellenweise Planung<br />

<strong>de</strong>r Kosten mit anschließen<strong>de</strong>m Soll-<br />

Ist-Vergleich (vgl. Bauer, 2003). Die im<br />

ERP-System implementierte und an<br />

Maschinenobjekten orientierte flexible<br />

Plankostenrechnung ist somit eine Grund­<br />

voraussetzung für die wirtschaftliche<br />

Cash Flow-Steuerung in <strong>de</strong>r Produktion.<br />

Das Kostenmanagement ist dabei vor­<br />

rangig auf Primärkosten abzustellen. Je<strong>de</strong><br />

Umlage und Verteilung erschwert sowohl<br />

Aktualität als auch Planung und Kontrol­<br />

le <strong>de</strong>r Kosten und damit auch <strong>de</strong>r<br />

Zahlungsströme im Produktionssystem<br />

(Bauer, 2003).<br />

Durch die Kostenplanung in SAP Modul<br />

CO und Eliminieren <strong>de</strong>r Abschreibungs­<br />

kosten stehen die zahlungswirksamen<br />

Kosten <strong>de</strong>s Produktionssystems im um­<br />

fassen<strong>de</strong>n ERP-System zur Verfügung. Die<br />

Planung erfolgt dabei pro Teilsystem, hier<br />

im Beispiel für eine Maschine in einem<br />

umfassen<strong>de</strong>n Flexiblen Fertigungssystem<br />

(Abb. 3).<br />

LstArt KostWIWt PI*nkQst«n UM |V8 (Plankoalsn nr VS PIM<br />

010<br />

1*93090<br />

140.00 jl 1 120.08 ?<br />

493590 140,90 i2 1 120.08 2<br />

426<br />

494099<br />

8 588.89 2<br />

1.098,88 b<br />

\itB20O<br />

'~ 479.09 ?<br />

228.89 b<br />

429999<br />

22.389.89<br />

2.798,89 b<br />

2<br />

«39099 3 ree.M p 489.88 2<br />

439980<br />

449999<br />

t 908.89<br />

2 298.88<br />

b<br />

b<br />

199.09<br />

18 989.99<br />

2<br />

2<br />

452989<br />

4.988,89 W_ 41 589.99 2<br />

479000<br />

1 898.09 1<br />

190.09 2<br />

4T3139<br />

48t090<br />

2 388.88<br />

160 QÖ9.99<br />

b<br />

p<br />

249,99<br />

17 »88.88<br />

2<br />

2<br />

483090 BI oöo^^ab ______ 2<br />

"KostBnart ______<br />

242.sSbTSÖ!<br />

2<br />

Da Fertigungssysteme nur selten bewert­<br />

bare Absatzleistungen (Output von Pri­<br />

märbedarf) erbringen, sind Lösungen zu<br />

fin<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen die internen Kun<strong>de</strong>n-<br />

Lieferanten-Beziehungen bewertet<br />

wer<strong>de</strong>n können (vgl. Wil<strong>de</strong>mann, 1997).<br />

<strong>Als</strong> Lösungsansatz u. a. bei <strong>de</strong>r Steue­<br />

rung von Profit Centern haben sich Ver­<br />

p«rtoa»<br />

Kfisunslaiis I<br />

2902<br />

KS4121B24<br />

rechnungspreise bewährt. Sie können wie<br />

folgt ermittelt wer<strong>de</strong>n-.<br />

Abb. 3: Kostenplan (links) und Ausgabenplan (rechts) in SAP®R/3


Cash Flow-Bilanz<br />

Produktionssystem:<br />

Jahr<br />

Auslastung Std/Jahr<br />

Marktorientierter Verrechnungssatz &SU<br />

Fertigungserlös &Jahr<br />

Maschinenkosten aus Kostenplanung &Jahr<br />

- enthaltene Abschreibung ©Jahr<br />

rl•^JySi*Ml1!l»••T!•..l^«^M ©Jahr<br />

zusützliche Prozesskosten<br />

entfallen<strong>de</strong> Prozesskosten<br />

Bestandsaufbau im Berichtsjahr<br />

Bestandsabbau<br />

Flexibles Fertigungssystem Waldricli<br />

©Jahr<br />

©Jahr<br />

©Jahr<br />

©Jahr<br />

Freisetzung von Einnchtungen ©Jahr<br />

Investitionen<br />

Cash Flow <strong>de</strong>s Systaim ©Jahr<br />

353854<br />

175722<br />

178132<br />

2CD00 Verlagerung CNC-Programmierung<br />

3QQQQ Programmierung in AV<br />

3000 Kanban-Bereitsteliungsplatz<br />

30000 Varklein«run|| Zantrallagar<br />

120000 Abgabe Roboter an Werk 4<br />

äaJÜQ AuÄau zusatzjichs^^^^^<br />

Abb. 4: Perio<strong>de</strong>n-Cash Flow-Bilanz eines flexiblen Fertigungssystems<br />

Beitrag <strong>de</strong>s Produldionscontrolling<br />

zum Wertmanagement<br />

Die Kernaufgaben <strong>de</strong>s operativen Wert­<br />

controllings bestehen aus<br />

• Planung und Kontrolle <strong>de</strong>s perio­<br />

dischen Cash Flow-Beitrages eines<br />

Produktionssystems;<br />

• Auswahl und Durchsetzung nicht<br />

finanzieller Kennzahlen (Mikrowert-<br />

treiber) in Anlehnung an ihren Wert­<br />

beitrag (Werttreiberanalyse);<br />

• Evaluierung <strong>de</strong>r operativen Entschei­<br />

dungen am Cash Flow, ersatzweise<br />

an <strong>de</strong>n gewählten Mikrowerttreibern.<br />

Auf die Problematik wertorientierter An­<br />

reizsysteme wird hier nicht eingegangen<br />

(siehe u. a. Rappaport, 1998). Das<br />

Produktionscontrolling unterstützt die<br />

Cash Flow-Planung durch geeignete<br />

Templates (Abb. 4).<br />

Ausgehend von einer vorgegebenen Aus­<br />

lastung und einem marktkonformen<br />

Verrechnungssatz wird <strong>de</strong>r Fertigungs­<br />

erlös (Verrechnungserlös) ermittelt<br />

(Abb. 4). Da in <strong>de</strong>r Kostenkontrolle von<br />

Produktionssystemen in SAP R/3 auch<br />

auf <strong>de</strong>r Verrechnungsseite Soll-Ist-Ab­<br />

weichungen ausgewiesen wer<strong>de</strong>n (vgl.<br />

Bauer, 2003), ist durch Herausrechnen<br />

nicht zahlungswirksamer Kosten eine<br />

periodische Cash Flow-Kontrolle struktur­<br />

gleich zum vorhan<strong>de</strong>nen Kostenstellen­<br />

controlling realisierbar Auf diese Weise<br />

lässt sich auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r im ERP-<br />

System etablierten Abweichungsanalyse<br />

<strong>de</strong>r Kostenstellen (Bauer, 2003) eine<br />

rationelle Cash Flow-Kontrolle etablieren.<br />

Wertmanagement beinhaltet auch Ver­<br />

fahrensentscheidungen im Produktions­<br />

vollzug. Diese wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Betriebs­<br />

praxis weitgehend außerhalb finanziel­<br />

ler Wertübe<strong>de</strong>gungen und ohne Cash<br />

Flow-Konsequenzen bewertet. Die übliche<br />

Orientierung an Verfahrenskosten - z. B.<br />

in Form eines Grenzkostenvergleiches -<br />

negiert aber wesentliche Cash Flow-<br />

Wirkungen. So wer<strong>de</strong>n Bestandsverän­<br />

<strong>de</strong>rungen lediglich über <strong>de</strong>n Lagerkosten­<br />

satz (10 bis 20 % pro Jahr) bewertet,<br />

zu<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Kostenträgerrechnung häu­<br />

fig <strong>de</strong>m Funktionsbereich Einkauf zuge­<br />

rechnet bzw. in <strong>de</strong>r Produktkalkulation<br />

als pauschaler Zuschlagssatz für<br />

Materialgemeinkosten maskiert. Hier ent­<br />

stehen hid<strong>de</strong>n Cash Flow-effects (Bauer,<br />

FB/IE, 5/2003), die <strong>de</strong>n Prozessagenten<br />

nicht evi<strong>de</strong>nt wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> die logisti­<br />

schen Entscheidungen bieten jedoch<br />

Einflussmöglichkeiten zur Kapital­<br />

freisetzung im Umlauf- und Anlagever­<br />

mögen (vgl.<br />

Becker/Müller,<br />

2002).<br />

Die Cash Flow-<br />

Wirkung solcher<br />

Verfahrensent­<br />

scheidungen ist<br />

ggfs. auf <strong>de</strong>r Ba­<br />

sis einer mehr­<br />

periodischenBi­ lanz zu analysie­<br />

ren, wobei die<br />

operativen Pe­<br />

rio<strong>de</strong>n-Cash<br />

Flows zum Dis­<br />

counted Cash<br />

Flow (DCF) abzu-<br />

zinsen sind (vgl.<br />

Bauer, 2003).<br />

Dies betrifft vor<br />

allem Entschei­<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

dungen unterhalb einer in <strong>de</strong>r Investi­<br />

tionsplanung vorgesehenen Projekt­<br />

schwelle. Beispiel für eine solche mehr­<br />

periodische Cash Flow-Bilanz ist die ge­<br />

plante Umstellung <strong>de</strong>r Materialver­<br />

sorgung eines Produktionsbereiches<br />

vom Bringprinzip zum Holprinzip<br />

(Kanban) in Abb. 5.<br />

Wertmanagement durch M\kro-<br />

Werttreiber<br />

Der Cash Flow wird durch Werttreiber<br />

generiert (Rappaport, 1998). Mikrowert-<br />

treiber dienen <strong>de</strong>r Ausrichtung <strong>de</strong>s Pro­<br />

zessmanagements auf <strong>de</strong>n CVA. Sie ge­<br />

währieisten neben <strong>de</strong>r Operationalisie­<br />

rung <strong>de</strong>s Wertmanagements die<br />

Zukunftsorientierung(Copeland/Koller/<br />

Murrin, 2000). In <strong>de</strong>r Hierarchie <strong>de</strong>r Wert­<br />

treiber stellen sie Ersatzgrößen für <strong>de</strong>n<br />

Makrowerttreiber Cash Flow dar Die von<br />

Rappaport vorgestellte Werttreiber-Hier­<br />

archie (Value Landscape) (Abb. 6 rechts)<br />

ist dazu um produktionsspezifische<br />

Mikrowerttreiber zu erweitern (Abb. 6<br />

links).<br />

Die von Rappaport genannten Makro­<br />

werttreiber Steuern, Kapitalkosten und<br />

Diskontsatz sind dabei nur indirekte<br />

Einflussgrößen <strong>de</strong>s operativen Wert­<br />

managements (Abb. 6).<br />

Die Mikrowerttreiber sind einer Wirkungs­<br />

analyse hinsichtlich ihres Wertbeitrages<br />

zu unterziehen (vgl. Steinhardt, 2002).<br />

Die Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Cash Flow für<br />

die spezifische Produktionssituation sind<br />

Cash-Flow-Varfahranivarglaich: Kanban in Oehäusefertigung<br />

iKanban-ErstausEtatking C<br />

40000 Raumkosten crqm Jahr 100<br />

Ourchschn WerVTsil In «<br />

900 Platzbedaif qnVTeii<br />

0,3<br />

KapItalkostentMln<strong>de</strong>sIrBnilltB) * IS Zinssatz Bestän<strong>de</strong> % 7<br />

BnlandsMi(»rtckluno Brmo-Pfjnzip Kanban-Prinzip<br />

Work In PracBss (Teile) 400 120<br />

Kapitalblndung Bestän<strong>de</strong> (UV} 380000 108000<br />

zahlungswIrKsanM Kulten<br />

Zinskosten Bestän<strong>de</strong><br />

«Uahr<br />

25300<br />

«Alant<br />

rseo<br />

RaumkoslBn<br />

Prozesskosten Ferllgungsaiiftrage<br />

Prozesskosten Lagenjng<br />

Prozesskosten Transport<br />

DV-Kosten AunragsaInwicMung<br />

Kanban Schulung<br />

Fehlmengenkosten Materialmangel<br />

sonstige Kosten (Kanbankarten u a )<br />

Simme<br />

12000<br />

50000<br />

10000<br />

SODO<br />

12000<br />

0<br />

30000<br />

3000<br />

147200<br />

3Ma<br />

32000<br />

6000<br />

3000<br />

600<br />

2000<br />

40000<br />

4000<br />

98760<br />

1 j<br />

Caih Flow-Bilanz SJahr* Planungsh»rizont<br />

Ca«iRowl.Jahf<br />

260440 (fJahr<br />

icnh Fkm 2. Ms s.J^<br />

48440 «/Jahr<br />

iSumms CMli-Fkn» In 5 Jahren Zetlwert 4M200 «<br />

diskontierter Ca«h-FIOM (CVA <strong>de</strong>r Massnahme) OCf 348726<br />

Abb. 5: Cash Flow-Verfahrensvergleich<br />

All


CM Controller magazin 5/04 - Jürgen Bauer<br />

-etnhaltu&g<br />

Diirchl«ufxMtan<br />

Majchinen-<br />

Nutxung<br />

Syxtain-Dadc-<br />

uoBfbatBu<br />

Kapltilbi(Kiuiig|<br />

Matanal<br />

Quallat I<br />

flexibiliut<br />

ERP, rr,<br />

iKommunlkaooil<br />

Qualifikaioa,<br />

Mottvatio«<br />

Venachnetei<br />

Ltajittd«<br />

Piodulction<br />

Badiabaetgebnii Ca.h-<br />

Ubarachuat<br />

Steuern<br />

Umlaufvormcsgan 1<br />

Ani ageverroogwo<br />

Kapitalkosten<br />

Batiiebano«wendige<br />

Inveaadonen<br />

ZU—<br />

Diskontaatx<br />

Mlbowtsmicibei iloowerRrell<br />

BatnabUcher<br />

Cash Ftow<br />

Abb. 6: Value-Landscape mit Produktions-Mikrowerttreibern<br />

dabei individuell zu beurteilen (vgl.<br />

Horväth, 2003). Einflussgrößen sind da­<br />

bei unter an<strong>de</strong>rem die Wettbewerbs­<br />

strategie und die Portfolio-Situation <strong>de</strong>r<br />

gefertigten Produkte. Diese Analyse kann<br />

bedingungsgemäß nur eine grobe Ein­<br />

schätzung <strong>de</strong>r Cash Flow-Wirkung sein.<br />

Ein Beispiel dazu zeigt Abb. 7.<br />

Im konkreten Produktionsprozess fin<strong>de</strong>t<br />

anschließend eine Kennzahlenkonzen­<br />

tration statt auf die Schlüssel-Mikrowert-<br />

treiber, die dauerhaft Cash Flow generie­<br />

ren (vgl. Rappaport, 1998). Für das<br />

Prozessmanagement be<strong>de</strong>utet dies:<br />

• Das Prozessreengineering orientiert<br />

sich an <strong>de</strong>r Cash-Wirkung.<br />

• Schlüssel-Mikrowerttreiber sind be­<br />

vorzugte Benchmarks.<br />

• Diese Mikrowerttreiber sind Basis <strong>de</strong>s<br />

Anreizsystems (Prämienlohn).<br />

• Strategien zur Durchlaufzeit­<br />

verringerung und Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Termintreue sind differenziert anzu­<br />

wen<strong>de</strong>n. Eine Durchlaufzeitredu­<br />

zierung bei Poor Dog-Produkten hat<br />

eine wesentlich geringere Cash-<br />

Wirkung als bei Star-Produkten.<br />

• Das Subziel „hohe Auslastung" ist<br />

kririsch zu hinterfragen: Beispiels­<br />

weise kann bei <strong>de</strong>r Produktion von<br />

poor dogs <strong>de</strong>r angestrebte Markt-<br />

austritt verzögert wer<strong>de</strong>n, wenn die­<br />

se Auslastungserhöhung durch Lohn­<br />

aufträge erreicht wird.<br />

• Eine Produkrion zu hohen Raum­<br />

428<br />

kosten (Innenstadtlage) bin<strong>de</strong>t mög­<br />

HCattdcr<br />

I—I CeachäitaalnbBlt<br />

Produitio'i j<br />

licherweise ein großes Anlagever­<br />

mögen, das nicht durch adäquate<br />

Standortvorteile gerechtfertigt ist.<br />

Vom Produktionscontrolling sind vor al­<br />

lem solche Produktionssysteme zu i<strong>de</strong>n­<br />

tifizieren, die einen ungenügen<strong>de</strong>n Cash<br />

Flow-Beitrag liefern. Auf längere Sicht ist<br />

dabei die Auslastung <strong>de</strong>r Maschine im<br />

Zusammenwirken mit <strong>de</strong>r Produkt<br />

Situation im Portfolio zu berücksichtigen<br />

Üblicherweise gesteht man einem Unter<br />

nehmensbereich mit Question Mark-Pro<br />

dukten einen kurzzeitig geringen bzw.<br />

negativen Cash Flow-Beitrag zu. Der<br />

Mikrowert­<br />

treiberAus­ lastung hat hier<br />

aufgrund <strong>de</strong>s zu<br />

erwarten<strong>de</strong>n<br />

hohen Markt­<br />

wachstumseine<br />

geringere Be­<br />

<strong>de</strong>utungvergli­ chen mit einem<br />

Produktions­<br />

system, auf<strong>de</strong>m<br />

vorwiegend<br />

Cash Cow o<strong>de</strong>r<br />

poor Dog-Pro-<br />

dukte gefertigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Letztere<br />

wer<strong>de</strong>n bei Un­<br />

terbeschäfti­<br />

gung rasch zu<br />

Cash-Burnern<br />

(Abb. 7).<br />

ProduWportfblio<br />

Im Fertlgungssysteo<br />

Star<br />

Cash Cow<br />

Poor Dog<br />

Die Nutzungswerte symbolisieren dabei<br />

in grober Annäherung die Unterbeschäf­<br />

tigung (< 1500 Stun<strong>de</strong>n/)ahr), ein- bis<br />

zweischichtige (1500 - 2800) und mehr<br />

als zweischichtige Auslastung. Ein<br />

maschinenbezogenes und prozess­<br />

orientiertes Wertmanagement erfor<strong>de</strong>rt<br />

die Beurteilung <strong>de</strong>r Werttreiber mit <strong>de</strong>r<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Granularität. Dies be<strong>de</strong>u­<br />

tet die Erfassung und Überwachung <strong>de</strong>r<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Leistungsgrößen <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsplätze (CNC-Maschinen, Rüst­<br />

plätze) komplexer Produktionssysteme.<br />

Voraussetzung dafür ist ein in das ERP-<br />

System eingebun<strong>de</strong>nes Logistik-Informa­<br />

tionssystem (vgl. Bauer, 2003) bzw. Data<br />

Warehouse. Ohne diese Instrumente kön­<br />

nen die Werttreiberinformationen we<strong>de</strong>r<br />

auf die Objekte heruntergebrochen noch<br />

zu übergeordneten Objekten aggregiert<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Hahn/Lassmann, 1999).<br />

Diese Analysen sind vom Bereichs­<br />

controller zu gestalten und <strong>de</strong>n Pro­<br />

zessagenten verfügbar zu machen (vgl.<br />

Wil<strong>de</strong>mann, 1994).<br />

Zusammenfassung<br />

Ein operatives Wertmanagement in<br />

Produktionssystemen orientiert sich an<br />

<strong>de</strong>n Grundsätzen:<br />

• Das Produktionssystem muss dauer­<br />

haft Cash Flow generieren;<br />

• Maschinen sind nicht nur in <strong>de</strong>r<br />

c- c=<br />

c- c=<br />

c- c-<br />

< 1500<br />

Investitionsphase, son<strong>de</strong>rn auch<br />

während <strong>de</strong>r Lebensdauer auf Cash-<br />

Beitrag zu kontrollieren (Lifetime-<br />

Cash Flow);<br />

C=<br />

1500 - 2800 > 2800 Nutzung Std/Jahr<br />

Abb. 7: Beispiel für Cash-Flow-Kategorisierung


Was heißt für Si<br />

aktives Risikomanagement?<br />

• Cash-Burner zerstören die Kapital­<br />

struktur <strong>de</strong>s Unternehmens;<br />

• Die Kostenrechnung ist Basis einer<br />

strukturgleichen Cash Flow-Rechnung;<br />

• Prozessorientierte Cash Flow-Über-<br />

legungen bedingen eine objekt­<br />

orientierte Kostenrechnung auf<br />

Maschinenebene mit niedriger<br />

Granularität;<br />

• Operative Maßnahmen und Entschei­<br />

dungen sind hinsichtlich ihres CVA<br />

zu bewerten;<br />

• Operatives Wertmanagement erfor­<br />

<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Einsatz integrierter ERP-<br />

Systeme;<br />

• Das strategische Umfeld <strong>de</strong>r Produk­<br />

tion ist bei <strong>de</strong>r Cash Flow-Wirkungs-<br />

analyse zu berücksichtigen;<br />

• Das ERP-System muss <strong>de</strong>n Pro­<br />

zessagenten einen einfachen,<br />

maschinenorientierten Zugang zu<br />

Mikrowerttreibern eröffnen (Logistik-<br />

Informationssystem, Data Ware­<br />

house).<br />

Literaturverzeichnis<br />

Kaplan, R., Norton, D.: Balanced Scorecard,<br />

Boston, 1996.<br />

Wenn <strong>de</strong>r Ruf „Mann über Bord" ertönt, ist es ZU spät.<br />

Dann muss gerettet wer<strong>de</strong>n, was zu retten ist. Es gibt jedoch professionelle<br />

Möglichkeiten, die Sicherheit an Bord von vornherein zu<br />

erhöhen. Die Standardsoftware RzOisk to chance unterstützt das<br />

unternehmensweite Risikomanagement auf allen organisatorischen<br />

Ebenen und über alle Prozessphasen von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifikation bis zum<br />

Reporting.<br />

RzC.risk to chance eignet sich für Unternehmen je<strong>de</strong>r Größe und<br />

Branche. Es überzeugt durch seine Systematik und ein hohes Maß<br />

an Flexibilität. R2C„risk to chance erfor<strong>de</strong>rt keine speziellen systemtechnischen<br />

Voraussetzungen. Es kann direkt und schnell in das<br />

System je<strong>de</strong>r Organisation integriert wer<strong>de</strong>n. Viele Anwen<strong>de</strong>r wissen<br />

die Vorteile zu schätzen: RzC ist praxJsbewährt in mehr als 90 Unternehmen.<br />

Referenzberichte sowie viele weitere Informationen und Veranstal­<br />

tungshinweise fin<strong>de</strong>n Sie unter<br />

www.schleupen.<strong>de</strong>/sc/risikomanagement.<br />

R2C_risk to chance<br />

Die Standardsoßware fiir das Risikomanagement.<br />

... WEIL Fachleute IT-Lösuhgen von Experten wollen.<br />

Rappaport, A.: Sharehol<strong>de</strong>r Value, Stuttgart,<br />

1998.<br />

Gänssien, S., Meissner, D.: Basel II und<br />

Unternehmensrating, Controller Magazin,<br />

3/2002.<br />

Horväth, P: Controlling, 9. A., München, 2003.<br />

Bauer !•: Produktionscontrolling mit SAP-<br />

Systemen, Effizientes Controlling, Logistikund<br />

Kostenmanagement mo<strong>de</strong>rner<br />

Produktionssysteme, Wiesba<strong>de</strong>n, 2003.<br />

Wil<strong>de</strong>mann, H.: Produktionscontrolling,<br />

München, 1997.<br />

Bauer, |.: Value Production - Wertmanagement<br />

mo<strong>de</strong>rner Produktionssysteme, FB/IE,<br />

5/2003.<br />

Coenenberg, A. G.: Kostenrechnung und<br />

Kostenanalyse, Landsberg, 1992.<br />

Copeland, T E., Koller, T M., Murrin, ).:<br />

Valuation, Measuring and Managing the<br />

Value of Companies, New York, 2000.<br />

Tetzner, H., Barner M., Wierth, B.-D.: Wertmanagement<br />

bei Boehringer Ingelheim, in<br />

Horväth, P (Hrsg.), Controlling & Finance, Stuttgart,<br />

1999.<br />

Leahy T: The Holy Grail of Sharehol<strong>de</strong>r Value<br />

Measurement, Business Finance, 2/2000.<br />

7. Fachtagung<br />

Corporate<br />

RiskIManagement,<br />

21. Oktober 200/(<br />

in München,<br />

Kempinski Hotel<br />

Vier Jahreszeiten,<br />

Agenda & Anmeldung<br />

unter<br />

www.schleupen.<strong>de</strong><br />

Schleupen AG<br />

lörg Ned<strong>de</strong>rmann<br />

Albert-Einstein-Straße;<br />

31515 Wunstorf<br />

Fon :-^49(o) 50 3i_.9 63-150<br />

chance@schleupen.<strong>de</strong><br />

www.schleupen.<strong>de</strong><br />

Krause, S., Schmidbauer, R.: Umsetzung <strong>de</strong>s<br />

(unternehmens-)wertorientierten Controllings<br />

bei <strong>de</strong>r BMW-Group, Controlling, 9/2003.<br />

Witt, F ).: Werttreiberkonzepte in <strong>de</strong>r Controlhngpraxis,<br />

Controller Magazin, 4/2002.<br />

Weber, ).: Rechnungswesenwahl im<br />

Prozessmanagement, in: Weber, |., Schäfer,<br />

U.: Balanced Scorecard und Controlling, Wiesba<strong>de</strong>n,<br />

2000.<br />

Wil<strong>de</strong>mann, H.: Die modulare Fabrik, München,<br />

1994.<br />

Hahn, D., Lassmann, G.: Produktionswirtschaft<br />

- Controlling industrieller Produk-<br />

Uon, Hei<strong>de</strong>lberg 1999.<br />

Bauer, ).: Shop Floor-Controlling -<br />

Prozessorientiertes Controlling zur Sicherung<br />

einer wettbewerbs-fähigen Produktion,<br />

FB/IE, 1/2002.<br />

Steinhardt, T.: Produktionscontrolling mit<br />

Werttreibern, Controller Magazin, 3/2002.<br />

Becker, B., Müller, S.: Ausweichstrategien und<br />

Chancen, Controlling, 10/2003. •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

23 32 33 T P S<br />

429


CM Controller magazin 5/04 - Günther Fleig<br />

VON DER STRATEGISCHEN<br />

PERSONALPLANUNG ZUR<br />

OPERATIVEN UMSETZUNG<br />

Vortrag auf <strong>de</strong>m 29. Congress <strong>de</strong>r Controller<br />

am 4. Mai 2004 in München<br />

von Günther Fleig, Stuttgart<br />

Seiir geehrte Damen und Herren, was<br />

macht ein Personalvorstand auf einem<br />

Controller-Congress? Controller haben zur<br />

Aufgabe, sich mit <strong>de</strong>n sogenannten „har­<br />

ten" Faktoren zu beschäftigen, die in Zah­<br />

len zu messen sind und natiJrlich stets<br />

die Realität vollständig abbil<strong>de</strong>n und rich­<br />

tig darstellen sollen.<br />

Im Personalmanagement geht es auch<br />

um Transparenz<br />

Doch die Ressource Mitarbeiter transpa­<br />

rent zu machen, sie optimal einzusetzen<br />

und zu för<strong>de</strong>rn, wird allzu oft vernachläs­<br />

sigt. Dabei sind sie es, die Werte schaf­<br />

fen. Der Stoff <strong>de</strong>r Zukunft sind die Men­<br />

schen! Die in <strong>de</strong>n Bilanzen ausgewiese­<br />

nen Werte verflüchtigen sich im Zweifel<br />

sehr schnell, wenn Management und<br />

Belegschaft nicht in <strong>de</strong>r Lage sind, die<br />

Werte zu halten und zu steigern.<br />

Dabei lohnt es sich, diese Ressource stra­<br />

tegisch anzugehen. Unser Firmengrün<strong>de</strong>r<br />

„Gottlieb Daimler" hat dies bereits da­<br />

mals sehr erfolgreich mit Wilhelm May­<br />

bach getan. Ein von ihm ent<strong>de</strong>cktes Ta­<br />

lent im Waisenhaus, das er systematisch<br />

ausgebil<strong>de</strong>t hat. Erfolg: Der erste Mer­<br />

ce<strong>de</strong>s stammte von Wilhelm Maybach!<br />

Ich möchte Ihnen heute einen Einblick<br />

in das Personalcontrolling bei Daimler<br />

Chrysler bieten. In seine strategische<br />

Relevanz und auch in die operative Um­<br />

setzung. Personalcontrolling bei Daimler<br />

430<br />

Chrysler bewegt sich im Kontext von<br />

strategischer und operativer Unter­<br />

nehmensplanung sowie laufen<strong>de</strong>r<br />

Berichterstattung. Dabei berührt es alle<br />

personalpolitischen Handlungsfel<strong>de</strong>r.<br />

Aufgabe ist die betriebswirtschaftliche<br />

Beratungsftjnktion und Entscheidungs­<br />

unterstützung.<br />

Ein kurzer Überblick an Zahlen &<br />

Fakten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

DaimlerChrysler ist in <strong>de</strong>r Automobil­<br />

branche ein ganz beson<strong>de</strong>res Unterneh­<br />

men: Das Angebot reicht vom Kleinwagen<br />

über Sportwagen bis hin zur Luxuslimou­<br />

sine - und vom vielseitig einsetzbaren<br />

Kleintransporter über <strong>de</strong>n klassischen<br />

Schwer-Lkw bis hin zum komfortablen<br />

Reisebus.<br />

Zu <strong>de</strong>n Personenwagen-Marken von<br />

DaimlerChrysler zählen Maybach,<br />

Merce<strong>de</strong>s-Benz, Chrysler, Jeep®, Dodge<br />

und smart. Zu <strong>de</strong>n Nutzfahrzeug-Mar­<br />

ken gehören Merce<strong>de</strong>s-Benz, Freightliner,<br />

Sterling, Western Star und Setra.<br />

DaimlerChrysler Services bietet Finanz-<br />

und an<strong>de</strong>re fahrzeugbezogene Dienstlei­<br />

stungen an. Im Geschäftsjahr 2003 wur­<br />

<strong>de</strong>n 3,85 Mio. Einheiten Personenwagen<br />

und 501.000 Einheiten Nutzfahrzeuge<br />

verkauft.<br />

DaimlerChrysler hat eine globale Beleg­<br />

schaft und eine internationale Aktionärs­<br />

basis. Mit rund 362.100 Mitarbeitern<br />

Günther Fleig, Personalvorstand & Arbeitsdirektor,<br />

DaimlerChrysler AG, Stuttgart<br />

erzielte DaimlerChrysler im Geschäftsjahr<br />

2003 einen Umsatz von 136,4 Mrd. Euro.<br />

Unsere Strategie basiert auf vier<br />

strategischen Säulen<br />

1. Globale Präsenz,<br />

2. starkes Markenportfolio,<br />

3. umfassen<strong>de</strong>s Produktprogramm,<br />

4. Technologie- und Innovationsführer­<br />

schaft.<br />

Die Frage ist: Wie kann <strong>de</strong>r Personal­<br />

bereich diese Strategie unterstützen?<br />

Welches menschliche Kapital ist notwen­<br />

dig, um die von uns gesetzten Ziele an­<br />

steuern zu können?<br />

Die Fersonalstrategie bei Daimler Chrys­<br />

ler ist eng verzahnt mit <strong>de</strong>r Unter­<br />

nehmensstrategie. Das muss aus unse­<br />

rer Sicht so sein, um adäquater Business<br />

Partner <strong>de</strong>r Geschäftsbereiche zu sein. Es<br />

erfolgt eine gezielte Integration von<br />

Personalthemen in die Diskussion <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensstrategie. Daher ist die<br />

Personalstrategie abgeleitet aus <strong>de</strong>r<br />

Untemehmensstrategie - und umge­<br />

kehrt.<br />

Je<strong>de</strong> Strategie ist nur so stark wie die<br />

Menschen, die dahinterstehen und diese<br />

Strategie umsetzen wollen und können.<br />

Bei uns sind das Mitarbeiter in über 200<br />

Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Menschen, die welt­<br />

weit ihr Wissen und Können, ihre Krea­<br />

tivität für das Unternehmen einsetzen.


In ihre Weiterentwicklung und in ihr<br />

Arbeitsumfeld zu investieren, ist für<br />

uns ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Faktor für <strong>de</strong>n<br />

langfristigen Erfolg. Aus <strong>de</strong>r Vielfalt un­<br />

serer Mitarbeiter auf <strong>de</strong>r ganzen Welt<br />

können wir Wertbeiträge erzielen.<br />

Ausgehend davon hat das Personal­<br />

ressort - erstmalig im Jahr 2000 - eine<br />

Globale HR Strategie entwickelt und<br />

Initiativen erarbeitet, die erfolgreich um­<br />

gesetzt wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n vergangenen 4<br />

lahren haben wir rund 60 strategische<br />

HR Initiativen <strong>de</strong>finiert und umgesetzt<br />

und haben uns damit direkt mit <strong>de</strong>r Unter­<br />

nehmensstrategie als Business Partner<br />

verzahnt.<br />

Grundpfeiler <strong>de</strong>r Personalarbeit<br />

DaimlerChrysler hat im Strategieprozess<br />

Grundpfeiler <strong>de</strong>r Personalarbeit <strong>de</strong>finiert.<br />

Sie geben Orientierung für professionelle<br />

und zukunftsweisen<strong>de</strong> Personalarbeit. Im<br />

einzelnen sind es:<br />

1. Profitabilität - HR (Human Resources)<br />

trägt durch seine Arbeit zur Erreichung<br />

einer wettbewerbsfähigen Kosten­<br />

position bei - aber auch zur Leistungsbe­<br />

reitschaft und -fähigkeit.<br />

2. Wettbewerbsfähige Belegschaft - HR<br />

unterstützt, dass das Unternehmen und<br />

seine Mitarbeiter heute in einem<br />

wettbewerbsstarken Umfeld erfolgreich<br />

agieren können und auf zukünftige Her­<br />

ausfor<strong>de</strong>rungen vorbereitet sind.<br />

3. Zukunftsweisen<strong>de</strong> Führungs­<br />

kompetenz - HR leistet seinen Beitrag,<br />

dass Führungskräfte Mitarbeiter zu<br />

Höchstleistungen motivieren und das<br />

Unternehmen erfolgreich in die Zukunft<br />

führen können. Globale Personalentwick­<br />

lung für Führungskräfte und einheitliche<br />

Lea<strong>de</strong>rship-Kriterien, Vergütungsthemen<br />

etc.<br />

4. Attraktiver Arbeitgeber - HR gewinnt<br />

und bin<strong>de</strong>t Top-Talente, insbeson<strong>de</strong>re in<br />

Asien und spezifischen technischen Fel­<br />

<strong>de</strong>rn.<br />

Globale Personalstrategie<br />

5. Professionelle Organisation - HR ist<br />

Business Partner <strong>de</strong>r Geschäftsbereiche<br />

und steht für professionelle Personal­<br />

dienstleistungen mit effizienten Prozessen.<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Aus <strong>de</strong>r globalen strategischen Perspek­<br />

tive hat das Personalressort drei weitere<br />

zentrale Herausfor<strong>de</strong>rungen, die „HR<br />

Gore Challenges" <strong>de</strong>finiert, welche vor<br />

rangige Konzernanfor<strong>de</strong>rungen wi<strong>de</strong>r­<br />

spiegeln:<br />

Abb. 1: Die globale Fersonalstrategie von DaimlerChrysler<br />

^ Personalstrategie China,<br />

DC Management Development - to<br />

the next level,<br />

^ Exzellente Arbeitsleistung &<br />

Produktivität.<br />

Ziel <strong>de</strong>s Personalcontrolling<br />

bei DaimlerChrysler ist es<br />

* Aktuelle und stimmige Steuerungs­<br />

informationen zu führen, zur Unter­<br />

stützung <strong>de</strong>r weltweiten Personal-<br />

und Beschäftigungssituation;<br />

^ Partner <strong>de</strong>r Geschäftsbereiche zu sein<br />

bei <strong>de</strong>r Bewertung und Umsetzung<br />

von Unternehmensstrategien;<br />

^ Beratung in beschäftigungspoliti­<br />

schen Themen sowie bei <strong>de</strong>r Personal-<br />

und Beschäftigungssteuerung zu<br />

leisten (Szenarioanalysen, Exper­<br />

tisen);<br />

DAIMLERCHRYSLER<br />

431


CM Controller magazin 5/04 - Günther Fleig<br />

^ Weltweite Personalplanungs- und<br />

Controllingprozesse zu koordinieren<br />

sowie Metho<strong>de</strong>n und Instrumente zu<br />

entwickeln und zu standardisieren.<br />

Zwei Handlungsfel<strong>de</strong>r und Instrumente<br />

<strong>de</strong>s Personalcontrollings, herunter­<br />

gebrochen aus <strong>de</strong>r Personalstrategie, sind<br />

beispielsweise die<br />

^ PPCard: Sie zeigt auf einen Blick die<br />

wichtigsten P-Kennzahlen eines<br />

Standorts (Belegschaftsentwicklung,<br />

Zielerreichung, Personalplanung, Pro­<br />

duktionsprogramm, Krankenstand,<br />

Flexibilität, P-Maßnahmen wie exter­<br />

ne Einstellungen, Azubi-Übernahmen.<br />

^ eCorps (electronic, Controlling,<br />

reporting and planning System): ist<br />

zentrales Tool für Personalplanung<br />

und Reporting. ECorps ist eine Da­<br />

tenbank, die entsprechend <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen angelegt wur­<br />

<strong>de</strong>. Sie bil<strong>de</strong>t die konzernweite Perso­<br />

nalplanung ab, bis auf Werksebene.<br />

Standortzahlen wer<strong>de</strong>n integriert in<br />

das Geschäftsbereichscontrolling und<br />

dann ins Konzernreporting. Direkte<br />

Schnittstelle Personalcontrolling zum<br />

Unternehmenscontrolling.<br />

So wer<strong>de</strong>n sämtliche Dimensionen im<br />

Personalcontrolling bei DaimlerChrysler<br />

berücksichtigt.<br />

Zentrale Voraussetzung ist die enge Ver­<br />

netzung von Prozessdimensionen, Pla­<br />

432<br />

Prozess-<br />

dimension \<br />

1<br />

c<br />

o<br />

o<br />

1-<br />

I<br />

|ä<br />

^«<br />

CD<br />

CD<br />

nungsdimensionen und Organisations­<br />

dimensionen. Nur so kann ein ganzheit­<br />

liches und leistungsfähiges Personalcon­<br />

trolling aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Darüber hin­<br />

aus sind Metho<strong>de</strong>nkompetenz und<br />

Benchmark-Orientierung ebenso wichtig<br />

wie unternehmenspolitische Sensibilität.<br />

Personalcontrolling hat somit einen zen­<br />

tralen und einen <strong>de</strong>zentralen Fokus. D. h.<br />

Personalcontrolling berichtet am jeweili­<br />

gen Standort <strong>de</strong>m jeweiligen Personallei­<br />

ter (<strong>de</strong>r an manchen Standorten auch<br />

gleichzeitig F&C Leiter ist). In <strong>de</strong>r Zentrale<br />

wer<strong>de</strong>n die Informationen für die Berichts­<br />

wege an <strong>de</strong>n Vorstand gebün<strong>de</strong>lt. Das<br />

zentrale Personalcontrolling nimmt die<br />

übergreifen<strong>de</strong> Steuerungs- und<br />

Koordinationsverantwortung für das Ge­<br />

samtunternehmen wahr<br />

Wie wird die HR Strategie im Personalcontrolling<br />

operationalisiert?<br />

Das Ziel <strong>de</strong>r Wertorientierung ist, dass<br />

sie durchgängig vom Vorstand bis zu je­<br />

<strong>de</strong>m Mitarbeiter umgesetzt wird. Dafür<br />

müssen die Funktional- und Bereichs­<br />

strategien endang <strong>de</strong>r Führungskaska<strong>de</strong><br />

in das tägliche Tun heruntergebrochen<br />

wer<strong>de</strong>n. Wir sehen darin ein wesentliches<br />

Anwendungsgebiet einer Balanced Score­<br />

card.<br />

Management Entwicklung<br />

Betriebliche Aus- und Weiterbildung<br />

Arbeitskosten und Vergütungsbestandteile<br />

Arbeitswirtschaftliche und<br />

-politische Bedingungen<br />

Arbeits- und sozialrechtliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

Der Personalbereich unterstützt hier in<br />

doppelter Form:<br />

^ In <strong>de</strong>n Bereichen beispielsweise bei<br />

Bereichsentwicklungen, um Wert­<br />

treiber abzuleiten (wie Durchlauf-<br />

und Fertigungszeiten, Fehlerquoten,<br />

Stillstandszeiten).<br />

* Darüber hinaus ist das Personalcon­<br />

trolling verantwortlich für die Bereit­<br />

stellung personalwirtschaftlicher<br />

Werttreiber (z. B. Krankenstand,<br />

Personaleinsatzflexibilität, Qualifizie­<br />

rung, Arbeitskosten, Personalkosten).<br />

So wer<strong>de</strong>n die strategischen Ziele her­<br />

untergebrochen und Zielvereinbarungen<br />

erarbeitet. Wir haben bisher sehr gute<br />

Erfahrungen damit gemacht, auch nicht<br />

finanzielle Perspektiven zu berücksichti­<br />

gen. In diesem Sinne stehen wir im Perso­<br />

nalbereich vor <strong>de</strong>r Fragestellung: „Sind<br />

unsere Belegschaftsstrukturen zukünftig<br />

anfor<strong>de</strong>rungsgerecht und wettbewerbs­<br />

fähig?"<br />

Für die Mitarbeiterperspektive be­<br />

trachten wir 4 Zieldimensionen<br />

Anhand dieser 4 Zieldimensionen soll<br />

die Steigerung einer wettbewerbsfähigen<br />

Belegschaft gesteuert wer<strong>de</strong>n. Zunächst<br />

einmal: Was be<strong>de</strong>utet für uns wett­<br />

bewerbsfähige Belegschaft per Definition:<br />

Planungsdimension<br />

o<br />

QQ<br />

Abb. 2: Dimensionen <strong>de</strong>s Personalcontrollings<br />

Konzern<br />

Geschäfts­<br />

feld o<strong>de</strong>r<br />

-bereich<br />

Werk/<br />

Center


Wettbewerbsf ä h ige<br />

Arbeitskosten<br />

Personal-<br />

Flexibilität<br />

Führung<br />

(E3-E5)<br />

Kontinuierliche<br />

Verbesserung<br />

<strong>de</strong>s Humankapitals<br />

Ii<br />

to<br />

UJ<br />

„Die Belegschaft erfüllt in je<strong>de</strong>r<br />

Beschäftigtengruppe (Führungskräfte,<br />

Angestellte, direkte/indirekte Arbeiter)<br />

die aus <strong>de</strong>m Wettbewerb abgeleiteten<br />

betrieblichen Anfor<strong>de</strong>rungen hinsicht­<br />

lich Qualität, Zeit und Kosten und ver­<br />

fügt über Entwicklungspotenziale, die<br />

eine schnelle Anpassung an kurz-, mit­<br />

tel- und langfristige Verän<strong>de</strong>rungen so­<br />

wie Innovationen ermöglichen."<br />

Inhaltliches Ziel<br />

(Meßgröße)<br />

ARBEITSKOSTEN<br />

GELEISTETER STUNDE<br />

FLEXIBILITATSGRAD<br />

Beispiele für Stellhebel<br />

'=>Arbeitszeitmoclelle<br />

^'Gestaltung Vergütungs­<br />

strukturen<br />

•=:• AK-Flexibilität<br />

•^ZEIT-Flexlbiltität<br />

POTENZIALSITUATION ^-Potenzialplanung und -entwicklung<br />

ZIELVEREINBARUNGS- =*Qualttät und Durchgängigkeit<br />

PROZESS<br />

ZUKUNFTIGE<br />

ANFORDERUNGS­<br />

GERECHTIGKEIT<br />

(Verän<strong>de</strong>rungsbereitschaft)<br />

^Auswahl und Qualifizierung<br />

c^lnnovation und Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

Abb. 3: Zielbildungsprozess und UmsetzungscontroHing strategisclier Personalziele<br />

Kontinuierliche Verbesserung<br />

<strong>de</strong>s Humankapitals<br />

rechtzeitige Beschaffung hervorragen<strong>de</strong>r<br />

Nachwuchskräfte/Spezialisten<br />

optimale Ausrichtung <strong>de</strong>r Belegschaft<br />

auf zukünftige Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

Verbesserung <strong>de</strong>s Leistungspotenzials<br />

Die 4 Zieldimensionen sind im einzelnen:<br />

^ Wettbewerbsfähige Arbeitskosten<br />

(lahresarbeitskosten, lahresarbeits-<br />

zeiten, Fehlzeitencontrolling);<br />

Personalflexibilität (Flexibilitäts­<br />

rahmen);<br />

•*• Verbesserung <strong>de</strong>s Humankapitals<br />

(Erneuerungsgrad Nachwuchskräfte,<br />

Spezialisten, Verbesserung Leistungs­<br />

potenzial, Ausrichtung auf Zukunft -<br />

Aging Workforce);<br />

Wettbewerbsfähige Arbeitskosten<br />

Wirtschaftlicher Einsatz <strong>de</strong>r Personalressourcen<br />

bezüglich<br />

• Vergütung<br />

• Arbeitszeit<br />

• Produktivität<br />

Zieldimensionen<br />

Personal-Flexibilität<br />

Beschäftigungsausgleich<br />

• standortbezogen<br />

• standortübergreifend > i \-/<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Prozesse/Instr./Metho<strong>de</strong>n<br />

(Beispiele)<br />

ARBEITSKOSTEN­<br />

VERGLEICH<br />

intern/extern<br />

FLEXIBILITÄTS­<br />

CONTROLLING<br />

AUDIT<br />

QUALIFIZIERUNGS­<br />

VEREINBARUNG<br />

MA-BEFRAGUNG ,<br />

^ Führung (Anzahl Potenzialträger,<br />

Durchgängigkeit und Qualität <strong>de</strong>s<br />

Zielvereinbarungsprozesses - Place-<br />

ment- und Rotationskennzahlen).<br />

Die wettbewerbsfähige Belegschaft <strong>de</strong>fi­<br />

niert und beeinflusst zum einen über<br />

Arbeitskosten und Flexibilität sehr we­<br />

sentliche materielle Kostengrößen und<br />

zum an<strong>de</strong>ren über Führung und Human­<br />

kapital entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> immaterielle<br />

Leistungsgrößen.<br />

Führung<br />

• Führungspotenzial<br />

(Anzahlan Potenziaiträgen)<br />

• Zielvereinbarungsprozeß<br />

(Durchgängigkeit, Qualität,<br />

Abb. 4: Zieldimensionen wettbewerbsfähiger Belegschaftsstrukturen In einer HR-„Scorecard"<br />

LEAD<br />

433


CM Controller magazin 5/04 - Günther Fleig<br />

<strong>Als</strong> Controller fragt man sich nun:<br />

Wie machen sie das konkret?<br />

Die konkrete Operationalisierung erfolgt<br />

in Prozessen und Metho<strong>de</strong>n. Methodi­<br />

sche Basis ist die Beschreibung <strong>de</strong>r Ziele<br />

durch eine konkrete Messgröße sowie<br />

typische Stellhebel, mit <strong>de</strong>nen die jewei­<br />

lige Zieldimension beeinflusst wer<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n zu je<strong>de</strong>r Ziel­<br />

dimension Controllinginstrumente und -<br />

prozesse <strong>de</strong>finiert, die einerseits eine re­<br />

gelmäßige Überprüfung <strong>de</strong>r Zielum­<br />

setzung gewährleisten, an<strong>de</strong>rerseits die<br />

Umsetzungswahrscheinlichkeit ange­<br />

strebter strategischer Ziele erhöhen. Mit<br />

diesen vier Dimensionen gelingt ein ziel­<br />

gerichtetes Zusammenspiel von harten<br />

o<strong>de</strong>r materiellen Faktoren sowie weichen<br />

o<strong>de</strong>r immateriellen Größen.<br />

Die greifbaren Kostengrößen Arbeits­<br />

kosten und Flexibilität zeigen sich in <strong>de</strong>n<br />

wertorientierten Ergebniskennzahlen,<br />

über die auch die Wettbewerbsfähigkeit<br />

zum Ausdruck kommt. In <strong>de</strong>n Ergebnis-<br />

und Berichtsgrößen spiegelt sich aber<br />

auch wi<strong>de</strong>r, wieweit es gelungen ist, die<br />

immateriellen Werte Führung und<br />

Humankapital zielorientiert zu ent­<br />

wickeln und für <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg<br />

434<br />

Standorte in USA<br />

zu nutzen. Insofern kommt über diese<br />

Betrachtung auch die Leistung <strong>de</strong>s Per­<br />

sonalbereichs zur Geltung.<br />

Nun 2 Praxisbeispiele: Arbeitskosten<br />

und Flexibilität<br />

Zu <strong>de</strong>n Arbeitskosten: Die Arbeitskosten<br />

weltweit zu vergleichen ist Aufgabe <strong>de</strong>s<br />

Personalcontrolling in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Vergütungsbereich. Die Kosten­<br />

situation ist besorgniserregend. Wo Ko­<br />

sten aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r laufen und Fertigun­<br />

gen nicht mehr wettbewerbsfähig sind,<br />

müssen dringend Maßnahmen ergriffen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Wenn wir weiter in die Zukunft blicken<br />

und über Beschäftigung am Standort<br />

Deutschland sprechen, lastet ein Da-<br />

mokles-Schwert über unseren Arbeits­<br />

plätzen: wir haben die niedrigste jähr­<br />

liche Arbeitszeit und dabei die höch­<br />

sten Arbeitskosten pro Stun<strong>de</strong>!<br />

Arbeitskosten wer<strong>de</strong>n für Standort­<br />

entscheidungen immer wichtiger Der<br />

Personalbereich kennt die Kosten­<br />

situation (im Vergleich zu <strong>de</strong>n Arbeits­<br />

zeiten) weltweit im Konzern und bietet<br />

<strong>de</strong>n Vergleich als Service an. Einer un-<br />

Standorte in Deutschland<br />

serer wichtigen Beiträge mit Blick auf<br />

Kostenpositionen und Wettbewerbsfähig­<br />

keit.<br />

Ein weiteres Beispiel ist die Personal­<br />

flexibilität: Eine wichtige strategische<br />

Initiative <strong>de</strong>r Personalstrategie war <strong>de</strong>r<br />

Ausbau an Flexibilisierung. Wir haben<br />

Instrumente zur Arbeitszeit- und Arbeits­<br />

kräfteflexibilität entwickelt und imple­<br />

mentiert, die wesentlich zur Beschäfti­<br />

gungssicherung beigetragen haben. Bei­<br />

spiele hierfür sind Zeitkonten, Abordnun­<br />

gen, Langzeitkonten, Befristungen etc.<br />

Mit einem Flexibilisierungsspielraum<br />

von +/- 25% sind wir in <strong>de</strong>r Lage,<br />

Nachfrageschwankungen auszugleichen,<br />

ohne dass die Arbeitskosten steigen o<strong>de</strong>r<br />

Personalstän<strong>de</strong> sofort angepasst wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Sie hat damit nicht nur diesen<br />

Menschen geholfen, son<strong>de</strong>rn Vertrauen<br />

geschaffen, Know-How erhalten. Die Mit­<br />

arbeiterhaben keinen Einkommensnach­<br />

teil.<br />

Lassen Sie uns noch eine Stufe tiefer<br />

gehen. Wie wird Personalflexibilität<br />

veranschaulicht? Immer wichtiger wird<br />

für unser Unternehmen die standort­<br />

übergreifen<strong>de</strong>Personaleinsatz­ steuerung.<br />

Abb. 5: HR Matrix zur Steuerung wettbewerbsfähiger Belegschaftsstrukturen


Die Situation ist gekennzeichnet durch:<br />

^ kürzere Produktlebenszyklen bei<br />

gleichzeitig stärkeren Marktschwan­<br />

kungen;<br />

^ bisher geringe Flexibilität bzgl. stand­<br />

ortübergreifen<strong>de</strong>mBeschäftigungs­ ausgleich;<br />

flexible Belegschaftsstrukturen wer­<br />

<strong>de</strong>n benötigt;<br />

^ bisherige Mo<strong>de</strong>lle und Ansätze zum<br />

i<br />

Beschäftigungsausgleich sind kosten­<br />

intensiv und unterliegen restriktiven<br />

Regelungen.<br />

Folge ist eine unterschiedliche Be­<br />

schäftigungssituation an einzelnen<br />

Standorten. Während manche boomen,<br />

haben an<strong>de</strong>re Sorgen. Fahriässig wäre<br />

es, hier nicht übergreifend zu steuern<br />

und auf die Flexibilität und Mobilität <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter zu setzen. Eine vom Per­<br />

sonalcontrolling entwickelte Beschäfti­<br />

gungslandkarte bietet Transparenz für<br />

<strong>de</strong>n Handlungsbedarf.<br />

Insgesamt wird <strong>de</strong>utlich, dass im Per­<br />

sonalbereich strategische Handlungs­<br />

fel<strong>de</strong>r durch messbare Steuerungs­<br />

größen abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n und damit zu<br />

steuerbaren Erfolgsfaktoren wer<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

Darüber hinaus ver<strong>de</strong>utlicht unser Per­<br />

sonalcontrolling, dass immaterielle<br />

Werte auf Basis <strong>de</strong>finierter Messgrößen,<br />

-metho<strong>de</strong>n und -Instrumente in <strong>de</strong>n<br />

Führungsprozess eingebun<strong>de</strong>n und als<br />

konkrete Größen in Zielvereinbarungen<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n können. Ich bin<br />

überzeugt, dass damit die Umsetzung<br />

strategischer Ziele in <strong>de</strong>r Personalarbeit<br />

steigt.<br />

Personal-Controlling-Entwicklung<br />

Die organisatorische Ausrichtung<br />

und Ausgestaltung <strong>de</strong>s Personalcon­<br />

trolling basiert auf einer Matrix aus<br />

Unternehmensstruktur und <strong>de</strong>n drei<br />

Kernprozessen Planung -i- Controlling<br />

+ IT-Tools.<br />

Blick ins Plenum beim Vortrag von GiJnther Fleig<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s Personalcontrollers ent­<br />

wickelt sich weg vom reinen Planer<br />

und Berichterstatter hin zum be­<br />

triebswirtschaftlichen Berater <strong>de</strong>r<br />

Entscheidungsträger.<br />

Zielorientierte Steuerung sowie das<br />

Controlling strategischer HR-Ziele<br />

wird im Sinne <strong>de</strong>r Wertorientierten<br />

Führung zu einem Kerngeschäftsfeld<br />

<strong>de</strong>s Personalcontrolling.<br />

Neben <strong>de</strong>r klassisch ausgeprägten<br />

quantitativen Orientierung <strong>de</strong>s<br />

Personalcontrolling müssen zukünf­<br />

tig die strategische und die qualitativ<br />

analytische Dimension stärker<br />

weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n. •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

05 11 13 P S F<br />

435


CM Controller magazin 5/04 - Dirk Tunger<br />

FRÜHWARNUNG UND<br />

TRENDERKENNUNG<br />

geschickt nutzen<br />

(„Ich seh' etwas, was Du nicht siehst")<br />

von Dirk Tunger, Jülich<br />

Wer möciite das niciit: Wissen, was in<br />

<strong>de</strong>r Zukunft passiert? Es gibt hierzu<br />

etliche Hilfsmittel, die Klärung verspre­<br />

chen: Horoskope, Wahrsager, Propheten.<br />

Um diese Metho<strong>de</strong>n soll es nicht gehen,<br />

son<strong>de</strong>rn um ein Instrument, das schon<br />

im lahre 1980 sehr <strong>de</strong>tailliert beschrie­<br />

ben wur<strong>de</strong>: Ein Frühwamsystem. Im Be­<br />

reich <strong>de</strong>r militärischen und polizeilichen<br />

Aufklärung ist ein ähnlich artiges System<br />

als nachrichtendienstliches Steuer­<br />

instrument nicht unbekannt, dient es in<br />

Einheit mit einem Lagezentrum <strong>de</strong>r Auf­<br />

spürung von potenziellen Risiken. Unse­<br />

re heutige Informationslandschaft ist<br />

geprägt von <strong>de</strong>m Wunsch, viel zu wis­<br />

sen, Teil einer Wissensgesellschaft zu sein.<br />

Doch genau das sind wir nicht: Die In­<br />

halte <strong>de</strong>r zahllosen verfügbaren Angebo­<br />

te erfassen wir nicht in <strong>de</strong>m Umfang, <strong>de</strong>r<br />

zu einem zukunftsgerechten Han<strong>de</strong>ln<br />

notwendig wäre anstatt zu einem blo­<br />

ßen Reagieren. Wenn es <strong>de</strong>n Schaffen<strong>de</strong>n<br />

im Informationsmarkt (z. B. <strong>de</strong>n Doku­<br />

menten / Bibliothekaren / Informations­<br />

wirten) gelänge, einen stetig steigen<strong>de</strong>n<br />

Anteil an verfügbaren Daten in einem<br />

bestimmten Wissensraum nicht nur zu<br />

sammeln, son<strong>de</strong>rn strategisch nutzbar<br />

zu machen zur frühzeitigen Erkennung<br />

von Trends o<strong>de</strong>r Gefahren, dann könnte<br />

ein Mehrwert erzielt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ein akti­<br />

ves Risikomanagement o<strong>de</strong>r, im positi­<br />

ven Sinne, ein aktives Management von<br />

möglichen Chancen zulässt.<br />

Zu <strong>de</strong>n verfügbaren Daten dürfen aber<br />

nicht nur Informationen aus Büchern und<br />

436<br />

Zeitschriften gezählt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

müssen ebenso u. a. Daten aus<br />

- unveröffentlichten Nachrichten,<br />

- Uefgreifen<strong>de</strong>n Internetrecherchen,<br />

- allen verfügbaren Fachdatenbanken,<br />

- grauer Literatur,<br />

- allen eigenen firmeninternen Doku­<br />

menten<br />

gebün<strong>de</strong>lt erfasst und ausgewertet wer­<br />

<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m Horizont spezifischer Frage­<br />

stellungen. Diese Thematik kann <strong>de</strong>n ins<br />

Stocken geratenen Informationsmarkt<br />

wie<strong>de</strong>r in Schwung bringen und soll<br />

Hauptgegenstand <strong>de</strong>r Ausarbeitung sein.<br />

Wir sind umfassend informiert! Sind<br />

wir wirklich?<br />

Täglich passieren in <strong>de</strong>r Welt unzählige<br />

Ereignisse, von <strong>de</strong>nen wir in <strong>de</strong>n aller­<br />

meisten Fällen nichts mitbekommen, weil<br />

in <strong>de</strong>n Massenmedien hierüber nicht<br />

berichtet wird. Es gibt an mehreren Stel­<br />

len im Mediensystem Filter, die bestim­<br />

men, was in <strong>de</strong>n Massenmedien rezipiert<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Der erste Filter wird gebil­<br />

<strong>de</strong>t von <strong>de</strong>n agieren<strong>de</strong>n Nachrichtenagen­<br />

turen; Nicht an je<strong>de</strong>m Ort, an <strong>de</strong>m ein<br />

Ereignis stattfin<strong>de</strong>t (das wäre fast je<strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>r Welt), kann ein Berichterstatter<br />

vor Ort sein. Der nächste Filter sind die<br />

Redakteure <strong>de</strong>r Mediengesellschaft: Von<br />

<strong>de</strong>n tausen<strong>de</strong>n Meldungen <strong>de</strong>r Nach­<br />

richtenagenturen wird wie<strong>de</strong>rum eine<br />

Auswahl getroffen. Dies geschieht nach<br />

Faktoren, die als Nachrichtenfaktoren be­<br />

zeichnet wer<strong>de</strong>n. Einer wäre die Aktuali­<br />

tät, das allgemeine Interesse, wie stark<br />

Dirk Tunger iiat an <strong>de</strong>r HAW Hamburg IVIediendokumentation<br />

studiert. Zur Zeit ist er am Forschungszentrum<br />

Jülich mit <strong>de</strong>r Etablierung<br />

bibliometrischer Standardprodukte beschäftigt<br />

und damit, seine Dissertation zum Themenkomplex<br />

Frühwarnung zu schreiben.<br />

e-Mail: dirk tunger@yahoc.<strong>de</strong><br />

negativ das Ereignis ist o<strong>de</strong>r ob es bereits<br />

ähnliche Ereignisse in <strong>de</strong>r jüngsten Ver­<br />

gangenheit gab.<br />

Es gibt noch einen dritten Filter: Wir als<br />

Rezipienten selbst. Was wir kennen,<br />

nehmen wir wesentlich besser auf als<br />

das Unbekannte.<br />

Diese Betrachtungen zielten auf die<br />

Massenmedien Rundfunk, Fernsehen<br />

und Print ab. Wie sieht es mit Online-<br />

Medien aus? Es ist dieser Tage üblich,<br />

dass je<strong>de</strong>r Internet-Nutzer gerne googelt.<br />

Die Ergebnisliste ist dann nach Wichtig­<br />

keit sortiert, damit ist dann alles in Ord­<br />

nung. Stimmt nicht! Beobachtet man die<br />

Live-Suche bei einigen Suchmaschinen,<br />

stellt man fest, dass die meisten Suchen<br />

aus nur einem, maximal zwei Worten<br />

bestehen. Die Trefferiisten sind teilweise<br />

unübersehbar lang. Die Wahrscheinlich­<br />

keit, dass oben wirklich das wichtigste<br />

Ergebnis steht, ist eher gering. Nicht ein­<br />

bezogen sind ebenso alle nicht in<strong>de</strong>xier-<br />

ten Dokumente <strong>de</strong>s Internet. Ein drittes<br />

Problem: Von <strong>de</strong>n meisten Dingen ha­<br />

ben wir eine vorgefertigte Meinung.<br />

Wir nehmen neue Argumente nur un­<br />

gern in Augenschein, än<strong>de</strong>rn unsere<br />

Meinung in <strong>de</strong>n seltensten Fällen. Das<br />

be<strong>de</strong>utet, dass wir für Neuerungen ver­<br />

schlossen bleiben. In <strong>de</strong>n Betrieben hat<br />

sich in <strong>de</strong>n letzten lahren nicht viel geän­<br />

<strong>de</strong>rt, was die Bereiche Informations­<br />

gewinnung, Informationsaufbereitung<br />

und Informationsmanagement angeht.<br />

In <strong>de</strong>n besten Fällen wur<strong>de</strong> ein Doku­<br />

mentenmanagementsystem eingeführt.


Es ist <strong>de</strong>nnoch aber usus, dass Doku­<br />

mente meistens nur verwaltet wer<strong>de</strong>n;<br />

<strong>de</strong>r Inhalt, <strong>de</strong>r die Daten, Fakten und<br />

möglicherweise auch Informationen ent­<br />

hält, teilweise vor sich hin schlummert.<br />

Ein konzernweites Informationsmanage­<br />

ment existiert in <strong>de</strong>n seltensten Fällen.<br />

Wer ist also wirklich iJber alles informiert,<br />

was er möglicherweise für eine korrekte<br />

Situationseinschätzung wissen müsste?<br />

Es ist eine bloße Illusion, dass wir im<br />

Bil<strong>de</strong> sind. Der JVlensch als solcher ist das<br />

<strong>de</strong>nkbar schlechteste Frühwarnsystem,<br />

das es gibt. Zu einfach ist er zu beeinflus­<br />

sen o<strong>de</strong>r in seiner Meinung zu starr, zu<br />

leicht zu täuschen, zu wenig ausgeprägt<br />

<strong>de</strong>r Sinn für das möglich Kommen<strong>de</strong>.<br />

Warum ein Frühwarnsystem?<br />

Ziel soll es sein, das Risiko, also <strong>de</strong>n Faktor<br />

Unsicherheit, zu minimieren. Durch die<br />

vernetzten Systeme <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Zeit<br />

wird es immer schwieriger, sich selber<br />

einen authentischen Eindruck <strong>de</strong>r Reali­<br />

tät zu machen. Der Eindruck wird durch<br />

subjektive Faktoren verzerrt. Dies fängt<br />

ab <strong>de</strong>m Punkt an, dramatische Ausmaße<br />

anzunehmen, wo Firmenexistenzen ge­<br />

fähr<strong>de</strong>t sind. Selbst Pleiten <strong>de</strong>r großen<br />

Player sind hierbei nicht ausgeschlossen.<br />

Das Ziel eines Frühwarnsystems ist die<br />

Umkehr <strong>de</strong>s Trends: Das Risiko mini­<br />

mieren durch eine Maximierung <strong>de</strong>r<br />

Sicherheit!<br />

Graphisch sieht das so aus:<br />

Siehe»<br />

Risiko<br />

Hier muss angemerkt wer<strong>de</strong>n, dass eine<br />

absolute Sicherheit nicht möglich ist, nur<br />

eine Steigerung. Eine absolute Sicherheit<br />

ist allein <strong>de</strong>swegen schon nicht möglich,<br />

weil<br />

>- von Normsituationen immer wie<strong>de</strong>r<br />

abgewichen wird,<br />

>• es zu Regelverstößen in vielerlei For­<br />

men kommt,<br />

>- Unaufmerksamkeit auftritt und<br />

Fehler gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Risiko (R) kann als das Produkt von<br />

<strong>de</strong>r Eintrittswahrscheinlichkeit eines Er­<br />

eignisses (p) und <strong>de</strong>r angenommenen<br />

Scha<strong>de</strong>nshöhe (SH) angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

Hieraus ergibt sich dann folgen<strong>de</strong> For­<br />

mel:<br />

R = SH • p<br />

Über die Höhe eines Risikos kann <strong>de</strong>m­<br />

nach erst dann geurteilt wer<strong>de</strong>n, wenn<br />

sowohl die Scha<strong>de</strong>nshöhe als auch die<br />

Wahrscheinlichkeit, mit <strong>de</strong>r ein bestimm­<br />

tes Ereignis eintrifft, bekannt sind.<br />

<strong>Als</strong> genauer kann folgen<strong>de</strong> Darstellung<br />

gesehen wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r nicht nur von<br />

einem eintreten<strong>de</strong>n Ereignis ausgegan­<br />

gen wird, son<strong>de</strong>rn von einem komplet­<br />

ten Szenario (s), das die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Folgen <strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>nereignisses be­<br />

schreibt. P ist die Wahrscheinlichkeit, x<br />

das Ausmaß. Das Risiko (R) ist <strong>de</strong>mnach<br />

die Menge von Tripeln.<br />

R = {{s„p,,x,)}J = \,2,...N<br />

Erst wenn man darüber informiert ist,<br />

was in welcher Form eintreffen könnte,<br />

kann man überhaupt Aussagen über die<br />

Höhe <strong>de</strong>s Risikos treffen. Wenn man nicht<br />

in <strong>de</strong>r Lage ist, <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>nsfall zu be­<br />

schreiben, kann man über ein Risiko auch<br />

keine Aussage treffen.<br />

Eine Risilcolandschaft bauen<br />

Es ist nicht möglich, alle auf <strong>de</strong>r Welt<br />

verfügbaren Daten zu erfassen und stra­<br />

tegisch auszuwerten im Bezug auf Trends<br />

o<strong>de</strong>r Gefahren. Man muss sich beschrän­<br />

ken auf eine Landschaft möglicher Er­<br />

eignisse, die immer wie<strong>de</strong>r auf ihre Ak-<br />

volkswirtschaftliche tietriebswirtschaftiichie soziale<br />

Streik / /Vbeitsnie<strong>de</strong>rlegung<br />

Unnjfien<br />

Starke Schwankungen<br />

<strong>de</strong>s /Aktienkapitals<br />

/Visfall <strong>de</strong>r Produktionsumgebung<br />

Kreditrisiko<br />

Marktverschiebung<br />

Untreue<br />

Bedrohung<br />

Ten-aismus<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

tualität hin überprüft wird. Hat man eine<br />

<strong>de</strong>rartige Einschränkung vorgenommen,<br />

ist es möglich und sinnvoll zu erarbeiten,<br />

aus welchen Quellen Daten herangezo­<br />

gen wer<strong>de</strong>n. Nun sollte das Ziel sein, alle<br />

verfügbaren Quellen ausfindig zu ma­<br />

chen. Die Risikolandschaft kann in Form<br />

einer Tabelle angelegt sein und kategori-<br />

siert sowohl grob als auch fein die Risiko­<br />

gruppen. Die Tabelle (unten) zeigt für ein<br />

beliebiges Unternehmen eine Darstellung<br />

von allgemeinen Risikoclustern und<br />

<strong>de</strong>ren feinerer Spezifizierung.<br />

Einen Risikokatalog erstellen<br />

Ein Frühwarnsystem, das wirksam ar­<br />

beiten soll, muss immer auf ein bestimm­<br />

tes Unternehmen o<strong>de</strong>r ein bestimmtes<br />

Geschäftsfeld abgestimmt sein. Es<br />

müsste dann ein Katalog erstellt wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r die einzelnen Unterpunkte <strong>de</strong>r Risiko­<br />

landschaft in konkreten, rational fass­<br />

baren Fragestellungen o<strong>de</strong>r Statements<br />

wi<strong>de</strong>rspiegelt und präzisiert. Bei <strong>de</strong>r An­<br />

nahme, dass das Frühwarnsystem für<br />

ein Unternehmen in <strong>de</strong>r Metallindustrie,<br />

<strong>de</strong>r Firma Metallino AG, installiert wird,<br />

kann die erste Spalte „volkswirtschaft­<br />

liche Risiken" in etwa so umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

>• Streik / Arbeitsnie<strong>de</strong>rlegung<br />

• Sind in <strong>de</strong>r Metallindustrie Streiks<br />

geplant?<br />

»+ Wenn ja: Welche Betriebe/Spar­<br />

ten können davon betroffen sein?<br />

Han<strong>de</strong>lt es sich um Warnstreiks<br />

o<strong>de</strong>r unbefristete Streiks?<br />

• Sind in Zulieferbetrieben <strong>de</strong>r Metall­<br />

industrie Streiks geplant?<br />

• Plant <strong>de</strong>r Betriebsrat <strong>de</strong>r Metallino<br />

AG Maßnahmen in dieser Richtung?<br />

*•>• Wenn ja: Für wann? Wie lange<br />

sollen diese dauern?<br />

>• Unruhen<br />

• Gibt es im Betrieb <strong>de</strong>r Metallino AG<br />

Anzeichen, dass <strong>de</strong>r normale Arbeits­<br />

ablauf gestört ist o<strong>de</strong>r in Zukunft ge­<br />

stört wer<strong>de</strong>n könnte?<br />

• Welche Bereiche sind die am gefähr-<br />

<strong>de</strong>tsten Bereiche durch Unruhen?<br />

gesellschiaftliclie externe<br />

Verän<strong>de</strong>rung von<br />

Trends<br />

Gerücfite<br />

geän<strong>de</strong>rte<br />

Gesetzgebung<br />

Flut<br />

Feuer<br />

&dbet)en<br />

437


CM Controller magazin 5/04 - Dirk Tunger<br />

• Gibt es in Zulieferbetrieben <strong>de</strong>r<br />

Metallino AG Anzeichen für Unruhen?<br />

• In welchen Län<strong>de</strong>rn außerhalb von<br />

Deutschland liegen Zulieferbetriebe<br />

<strong>de</strong>r Metallino AG?<br />

• Sind dabei Län<strong>de</strong>r, die als Unruhe­<br />

her<strong>de</strong> bekannt sind?<br />

>• Starke Schwankungen <strong>de</strong>s<br />

Aktienkurses<br />

• Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Aktienkurses von<br />

mehr als -h /- 10 % an einem Tag.<br />

^ Was sind die Grün<strong>de</strong> für diese<br />

Schwankung?<br />

Schwankt nur die Aktie <strong>de</strong>r<br />

Metallino AG o<strong>de</strong>r auch an<strong>de</strong>re<br />

Aktienunternehmen dieser Branche?<br />

Schwankt <strong>de</strong>r dazugehören<strong>de</strong> In­<br />

<strong>de</strong>x ebenso stark o<strong>de</strong>r noch stärker?<br />

Vier Sphären schweben über uns<br />

Ignaz Rieser, <strong>de</strong>r sich bereits 1980 mit<br />

<strong>de</strong>r Thematik <strong>de</strong>r Frühwarnung beschäf­<br />

tigt hat, kam in seiner Dissertation zu<br />

folgen<strong>de</strong>m Ergebnis: Alle Handlungen,<br />

die unser tägliches Leben und Arbeiten<br />

bestimmen, sind in min<strong>de</strong>stens eine von<br />

vier Sphären einzuordnen, die quasi<br />

gleichbe<strong>de</strong>utend sind mit Informations­<br />

bedürfnissen:<br />

Sphären Informationsbedürfnisse<br />

1 Ökonomische Wirtschaft<br />

II Technologische Wissenschaft<br />

III Politische Politik<br />

IV Soziale Vernetzung<br />

Riesers Sphärenmo<strong>de</strong>ll zeigt eines sehr<br />

<strong>de</strong>utlich: <strong>de</strong>r Metallino AG wür<strong>de</strong> es nichts<br />

nützen, nur die ökonomisch/wirtschaft­<br />

liche Seite perfekt zu bearbeiten. Dies<br />

könnte zum Verpassen von Neuerungen<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Technik führen, Um­<br />

satzeinbußen wären die Folge. Ebenfalls<br />

möglich bei einseitiger Betrachtung:<br />

Durch ein falsches Bild von Sicherheit<br />

merkt die Firmenleitung das Defizit erst<br />

sehr spät. Von Beginn an muss es also<br />

Ziel sein, umfassend und auf <strong>de</strong>r Höhe<br />

<strong>de</strong>r Zeit mit allen relevanten Informa­<br />

tionen versorgt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

IVIan sieht <strong>de</strong>n Waid vor Bäumen nicht<br />

Das herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Problem auf <strong>de</strong>n<br />

Punkt gebracht lautet: Es müssen die für<br />

ein spezifisches Unternehmen relevan­<br />

ten Fakten und Informationen gefun<strong>de</strong>n<br />

438<br />

wer<strong>de</strong>n, bevor ein Agieren möglich ist.<br />

An<strong>de</strong>rs: Informationen können Geld- und<br />

Zeitvorteil gegenüber <strong>de</strong>r Konkurrenz ein­<br />

bringen. Aber nur dann lohnt sich <strong>de</strong>r<br />

Aufwand, wenn die Informationen zeit­<br />

gerecht gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, als solche aus­<br />

gegeben und an das entsprechen<strong>de</strong> Ma­<br />

nagement direkt weitergeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Rieser stellte 1980 fest, dass es (aus da­<br />

maliger Sicht) technisch nicht möglich<br />

sei, alle möglicherweise relevanten Infor­<br />

mationen zu bün<strong>de</strong>ln, um damit strate­<br />

gisch zu arbeiten. In <strong>de</strong>n letzten 24 jäh­<br />

ren hat sich viel getan. Es können heutzu­<br />

tage Metho<strong>de</strong>n genutzt wer<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>­<br />

nen Rieser nicht zu träumen gewagt hät­<br />

te. In diesem Zusammenhang kann man<br />

an Dokumentenmanagementsysteme<br />

<strong>de</strong>nken, an automatische Suchmöglich­<br />

keiten, TopicMaps und an vernetzte Da­<br />

tenbestän<strong>de</strong>. Die Herausfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

heutigen Zeit lautet an<strong>de</strong>rs: Diese Mög­<br />

lichkeiten auch wirklich einzusetzen,<br />

sich nicht einzubil<strong>de</strong>n, alles zu wissen.<br />

Weitere Voraussetzung für ein Gelingen<br />

ist natüdich auch, die Risikolandschaft<br />

so gut als möglich zu bauen und die<br />

Entwicklungspotenziale so präzise es nur<br />

geht zu benennen.<br />

Eine mo<strong>de</strong>rne Alarmanlage<br />

Fast je<strong>de</strong>r hat eine: Alarmanlage: Alles<br />

wird mit ihr gesichert, nur eines nicht:<br />

Informationseingänge. Das beste Früh­<br />

warnsystem hat seinen Namen nicht<br />

verdient, wenn die Warnungen nicht an­<br />

kommen. Die Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n und für das<br />

Unternehmen Verantwordichen müssen<br />

so schnell durch das Frühwamsystem<br />

unterrichtet wer<strong>de</strong>n, wie das nötig und<br />

möglich ist. Wenn man feststellt, dass<br />

ein großes Scha<strong>de</strong>nsereignis bevorsteht,<br />

muss umgehend die Konzernleitung in­<br />

formiert wer<strong>de</strong>n. In diesem Fall sollte auf<br />

<strong>de</strong>n oft langen Dienstweg verzichtet wer­<br />

<strong>de</strong>n, eine direkte Kommunikation von<br />

<strong>de</strong>n Verantwortlichen für das Frühwam­<br />

system mit <strong>de</strong>r Unternehmensleitung<br />

sollte stattfin<strong>de</strong>n. Auf je<strong>de</strong>n Fall sollten<br />

einige Regeln beachtet wer<strong>de</strong>n:<br />

1. je<strong>de</strong>s Signal kann wichtige Daten<br />

enthalten. Keines sollte absichtlich<br />

unterdrückt wer<strong>de</strong>n, weil unter­<br />

nehmenspolitische o<strong>de</strong>r sonstige<br />

Gedanken an<strong>de</strong>res gelagert sind.<br />

2. Alle Möglichkeiten nutzen, an Infor­<br />

mationen zu gelangen.<br />

Datenquellen für alle Risikocluster<br />

suchen und Erkennungsmöglich­<br />

keiten für alle Risikocluster bereit­<br />

halten.<br />

3. Es ist zu gewährleisten, dass alle ver­<br />

fügbaren Daten verarbeitet wer<strong>de</strong>n<br />

und auf ihren Gehalt an Relevanz<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />

4. Nebeneinan<strong>de</strong>r existieren technisch<br />

und personall verfügbare Daten. Es ist<br />

sicherzustellen, dass bei<strong>de</strong> Arten von<br />

Signalen wahrgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

5. Für <strong>de</strong>n Fall einer Auslösung <strong>de</strong>s Früh­<br />

warnsysteme ist eine ein<strong>de</strong>utige<br />

Reihenfolge <strong>de</strong>r zu Informieren<strong>de</strong>n<br />

aufzustellen.<br />

Spieglein, Spieglein an <strong>de</strong>r Wand... -<br />

Informationsbeschaffungsverfahren<br />

Regel 2 besagt, alle Möglichkeiten zu<br />

nutzen, an Informationen zu gelangen.<br />

Hierzu ist es zuerst notwendig, alle Ver­<br />

fahren zu kennen, an Informationen zu<br />

gelangen. In Stichworten gibt es fünf von­<br />

einan<strong>de</strong>r unterschiedliche Verfahren:<br />

I. Informationsrecherche<br />

Nutzung aller öffentlich zugänglichen<br />

Informationen;<br />

II. Befragung<br />

Klärung von Sachverhalten durch<br />

Öffentlichkeit;<br />

III. Aufklärung / Erkundung / Über­<br />

wachung<br />

Formen <strong>de</strong>s Beobachtens: ver<strong>de</strong>ckt /<br />

unver<strong>de</strong>ckt / über längeren Zeitraum;<br />

IV. Konkurrenzbeobachtung<br />

Kombination aus (1), (11) und (III);<br />

V. Studium<br />

Aneignung von Informationen durch<br />

intensive Beschäftigung mit einer<br />

Thematik, auch ein Studium an Hoch­<br />

schulen ist <strong>de</strong>nkbar.<br />

Es ist nicht immer nötig o<strong>de</strong>r möglich,<br />

alle Verfahren nebeneinan<strong>de</strong>r einzuset­<br />

zen. Es muss einfach unter Beachtung<br />

<strong>de</strong>r konkreten Fragestellungen und Sze­<br />

narien individuell entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />

welche Kombination aus <strong>de</strong>n fünf Verfah­<br />

ren sinnvoll ist. Der Mittelaufwand muss<br />

betriebswirtschaftlich in engem Zusam­<br />

menhang und Verhältnis zum betriebe­<br />

nen Aufwand stehen.<br />

Grundsätzlich lässt sich nur sagen, dass<br />

das Ergebnis umso präziser wird, je mehr<br />

Daten beschafft wer<strong>de</strong>n können. Teilweise<br />

ergeben sich komplexere Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s


Vorgehens aus anfänglichen Recherchen<br />

Schritt fiJr Schritt. Wichtiger aber als die<br />

Beschaffung <strong>de</strong>r Daten ist die bestmög­<br />

liche strategische Auswertung. Der Daten­<br />

pool kann noch so groß sein, wenn nicht<br />

entsprechend <strong>de</strong>r Regeln ausgewertet<br />

wird und dieses Ergebnis dann nicht <strong>de</strong>m­<br />

entsprechend <strong>de</strong>r Unternehmensleitung<br />

präsentiert wird, ist das Unterfangen, ein<br />

Frühwarnsystem in <strong>de</strong>r Unternehmung<br />

zu installieren, fehlgeschlagen.<br />

Die aufgezeigten iVletho<strong>de</strong>n waren so­<br />

wohl für die externe als auch die interne<br />

Ausrichtung. Dies soll be<strong>de</strong>uten, dass eine<br />

nach innen gerichtete Beschaffung und<br />

Auswertung nicht vergessen wer<strong>de</strong>n darf.<br />

Präziser; Folgen<strong>de</strong> Aktivitäten, die aus<br />

<strong>de</strong>n fünf Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Informationsbe­<br />

schaffung hervorgehen, könnten ange­<br />

wandt wer<strong>de</strong>n;<br />

• Mitarbeitereingaben zulassen,<br />

• Mitarbeiterbefragungen durchführen,<br />

• Netzwerkprotokolle / Netzwerk­<br />

aktivitäten auswerten,<br />

• Controlling-Kennzahlen aktiv ein­<br />

setzen,<br />

• Klatsch / Tratsch beachten,<br />

• Witze über <strong>de</strong>n Betrieb / Witze über<br />

Interna ernst nehmen,<br />

• Interne Newsgroups o<strong>de</strong>r Themen­<br />

foren einrichten und inhaltlich<br />

scannen.<br />

<strong>Als</strong> nächstes kann die verdichtete strate­<br />

gische Auswertung erfolgen.<br />

Konzept Frühwarnsystem<br />

Um ein funktionieren<strong>de</strong>s Produkt zu<br />

erhalten, benötigt man für alle bisher<br />

angestellten strategischen Überlegungen<br />

einen Rahmen, <strong>de</strong>r die grobe Funktions­<br />

weise <strong>de</strong>s angestrebten Frühwarn­<br />

systems umspannt. Hierzu ist es sinn­<br />

voll, die einzelnen Schritte zu glie<strong>de</strong>rn:<br />

Festlegung von groben Beobachtungs­<br />

strängen (Fragestellungen): In groben<br />

Zügen muss feststehen, welche Ausrich­<br />

tung das Frühwarnsystem haben soll,<br />

welcher Bereich zu erfassen ist. Dass nicht<br />

alles erfasst wer<strong>de</strong>n kann, wur<strong>de</strong> bereits<br />

erläutert. ,<br />

Dateneingang: Es ist zu erwägen, wel­<br />

che Quellen die relevanten Daten tragen.<br />

Dieser Vorgang muss immer neu wie<strong>de</strong>r­<br />

holt wer<strong>de</strong>n. Es muss auf eine Verhältnis­<br />

mäßigkeit geachtet wer<strong>de</strong>n zwischen<br />

Beobachtungssträngen und Daten­<br />

material.<br />

Datenvere<strong>de</strong>lung: Die eingehen<strong>de</strong>n Da­<br />

ten dürfen nicht für sich allein betrachtet<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn müssen im Zusammen­<br />

hang gesehen und verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Es muss dabei vor allem (größtenteils<br />

technisch, mit Unterstützung von<br />

Dokumentenmanagement-Systemen<br />

und semantischen Funktionen) gesich­<br />

tet, bewertet, interpretiert, selektiert und<br />

weiterverarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Datenauswertung -> Informations­<br />

gewinnung: Aus Daten wer<strong>de</strong>n dann In­<br />

formationen, wenn ein Mehrwert vor­<br />

liegt. Dieser ist im vorliegen<strong>de</strong>n Fall dann<br />

vorhan<strong>de</strong>n, wenn die Einschätzung von<br />

Trend o<strong>de</strong>r Gefahr bestmöglich vorge­<br />

nommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Aktion: Alarmauslösung.<br />

Frühwarnung in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Die technische Weiterentwicklung, die<br />

Erkenntnis, nicht allumfassend zu sein<br />

und <strong>de</strong>r Wille zur Selektion ermöglichen<br />

über 20 lahre nach Riesers Feststellung,<br />

dass ein Frühwarnsystem nicht wirklich<br />

praktikabel sei, das Gegenteil von <strong>de</strong>m<br />

zu behaupten! Beim „Bau" und <strong>de</strong>m Be­<br />

trieb muss mit Sicherheit auch das<br />

Anwendung fin<strong>de</strong>n, was führen<strong>de</strong><br />

Zukunftsforscher sagen; Erwarte das Un­<br />

erwartete.<br />

Der Unterschied zwischen Zukunftsfor­<br />

schung und Frühwarnung ist aber <strong>de</strong>n­<br />

noch vorhan<strong>de</strong>n; Die Zukunftsforschung<br />

zeigt mögliche Ereignisse <strong>de</strong>r Zukunft nur<br />

auf. Ein Frühwarnsystem löst beim mög­<br />

lichen Eintritt eines zumeist negativen<br />

Ereignisses einen gezielten Alarm aus,<br />

um ein vorher <strong>de</strong>finiertes Scha<strong>de</strong>n­<br />

szenario abzuwen<strong>de</strong>n. O<strong>de</strong>r es wird ein­<br />

<strong>de</strong>utig aufgezeigt, wo Trendpotenzial<br />

liegt, wenn ein <strong>de</strong>rartiges Szenario zu<br />

Grun<strong>de</strong> liegt.<br />

Kein Unternehmen sollte riskieren, die<br />

Zukunft zu verpassen. In dieser Sicht liegt<br />

für die Informationsbranche die Chance,<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

vom Kellerarchiv <strong>de</strong>r Vergangenheit zu-<br />

kunftsgerichtet in die Mitte <strong>de</strong>r Pro­<br />

duktionskette vieler Betriebe zu gelangen.<br />

Dann bestün<strong>de</strong> die Möglichkeit, sich <strong>de</strong>m<br />

Rechtfertigungsdruck, eine bloße Kosten­<br />

stelle zu sein, entledigen zu können.<br />

Schritte <strong>de</strong>r Umsetzung: Bis hierhin ist<br />

vieles Geschriebene graue Theorie. An<br />

dieser Stelle soll die Praxis beginnen, das,<br />

was umsetzungsrelevant ist. Dem Ziel,<br />

das Risiko zu minimieren, steht dieses<br />

selbst im Wege. Es zeigt sich in drei<br />

Formen, als<br />

^ bekanntes Risiko<br />

die Form mit <strong>de</strong>n geringsten Schwie­<br />

rigkeiten; lediglich die Entwicklung<br />

muss beobachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

^ ver<strong>de</strong>cktes Risiko<br />

ist in Grundzügen bekannt, aber noch<br />

ungeklärt ist <strong>de</strong>r genaue Zusammen­<br />

hang zwischen Ursache und Wirkung,<br />

unbekanntes Risiko<br />

die schwierigste Form, da in Risiko­<br />

fel<strong>de</strong>rn erst nach diesem Typ Risiko<br />

gesucht wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Drei Risikoformen stehen nebeneinan<strong>de</strong>r,<br />

letzt ist <strong>de</strong>r Aufwand gefragt, <strong>de</strong>n man<br />

betreiben will, um das Risiko zu mint<br />

mieren. Es ist eine Frage und Abhängig<br />

keit <strong>de</strong>s Zeit-, Mittel- und Ressourcen<br />

einsatzes, wie hoch <strong>de</strong>r Erfolg sein wird<br />

Um sich nichts vorzumachen: Es ist hin<br />

reichend bekannt, dass <strong>de</strong>r Sektor <strong>de</strong>s<br />

Informationsmarktes, in <strong>de</strong>m keine best<br />

practice Arbeitsschritte existieren, sehr<br />

zeitaufwändig ist. Der Lohn <strong>de</strong>s Einsatzes<br />

liegt dafür auch in einem Bereich, <strong>de</strong>r<br />

diesen Aufwand wert ist. Bedingung: Trotz<br />

fehlen<strong>de</strong>r best practice Metho<strong>de</strong>n eine<br />

effiziente Arbeitsweise zu nutzen.<br />

Table of secure<br />

Die erste Tabelle auf <strong>de</strong>r nächsten Seite<br />

zeigt eine kurze Zusammenstellung mög­<br />

licher Schritte, um <strong>de</strong>n drei Risikotypen<br />

auf <strong>de</strong>n Pelz zu rücken.<br />

Diese Tabelle bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n großen Rahmen<br />

für ein funktionieren<strong>de</strong>s Frühwarn­<br />

instrument. Ebenso wichtig wie einzelne<br />

Schritte sind hierbei natüriich auch an­<br />

gewandte Metho<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Tabelle auf <strong>de</strong>r nächsten Seite aufgelistet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

439


CM Controller magazin 5/04 - Dirk Tunger<br />

Risikolandschaft<br />

<strong>de</strong>finieren<br />

bekannte Risiken ver<strong>de</strong>ckte Risiken unbekannte Risiken<br />

immerwähren<strong>de</strong><br />

Reciierche nach<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Rahmenbedingungen<br />

Selektion Bewertung nach <strong>de</strong>r<br />

Höhe <strong>de</strong>s Risikos und<br />

<strong>de</strong>m möglichen<br />

Scha<strong>de</strong>n<br />

Untersuchung Ranking <strong>de</strong>r<br />

Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

Untersuchung<br />

verschie<strong>de</strong>nen Risiken,<br />

Eintritts­<br />

wahrscheinlichkeiten<br />

und Scha<strong>de</strong>ns­<br />

potentialen<br />

Analyse <strong>de</strong>r<br />

öffentlichen<br />

Berichterstattung und<br />

neuer<br />

wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse /<br />

IVletho<strong>de</strong>n<br />

Bewertung <strong>de</strong>r<br />

Risikoträger, vor allem<br />

auf Verstärker/<br />

Multiplikatoren<br />

Immerwähren<strong>de</strong><br />

Überprüfung<br />

Risikoträger und<br />

<strong>de</strong>ren Funktionsweise<br />

ermitteln<br />

Ermittlung <strong>de</strong>s<br />

Risikopotentials und<br />

<strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>r<br />

Bewältigung<br />

Ausführliche<br />

Darstellung <strong>de</strong>s<br />

Risikofel<strong>de</strong>s<br />

Alarmwerte festlegen Alarmwerte festlegen Alarmwerte festlegen<br />

Handlung konkrete Maßnahmen<br />

festlegen (Aktionsplan)<br />

Möglichkeiten /<br />

Strategien <strong>de</strong>r Reaktion<br />

festlegen<br />

Risikotypen angewandte Metho<strong>de</strong>n<br />

ständige Beobachtung<br />

<strong>de</strong>s Risikofel<strong>de</strong>s und<br />

<strong>de</strong>r Alarmwerte<br />

bekannte Risiken Recherche, Presseauswertung, Experteninterview,<br />

Monitoring, Aufbau von Risikolandkarten <strong>de</strong>r<br />

Rahmenparameter<br />

ver<strong>de</strong>ckte Risiken Aufbau von Risikolandkarten, Gewichtung <strong>de</strong>r<br />

Risikoträger, Monitoring<br />

unbekannte Risiken Anwendung von Szenariotechnik, Aufbau von<br />

Benchmarks für ein Frühwarnsystem<br />

Folgen<strong>de</strong> Parameter sollten gegenein­<br />

an<strong>de</strong>r abgewogen wer<strong>de</strong>n:<br />

Personalressourcen <strong>de</strong>r<br />

Errichtung eines<br />

Frühwarnsystems<br />

Personalressourcen <strong>de</strong>s<br />

laufen<strong>de</strong>n Betriebes<br />

Kosten <strong>de</strong>s Dateninput<br />

Kosten <strong>de</strong>r Verarbeitung /<br />

EDV<br />

Personalressourcen <strong>de</strong>r<br />

Risiko-Strategen<br />

440<br />

Risikolandkarten, Konstruktion i<strong>de</strong>aler Szenarien<br />

Eines fällt sofort auf: Personalressourcen<br />

sind <strong>de</strong>r größte Posten in <strong>de</strong>r qualitati­<br />

ven Informationsarbeit. Ein hohes Maß<br />

an Qualität ist oft nur mit Personalauf-<br />

Vermin<strong>de</strong>rter Umsatz<br />

durch entgangenen Trend /<br />

Verlust durch fehlen<strong>de</strong><br />

Frühwarnung<br />

wand im Team zu erreichen. Es muss das<br />

Bestreben sein, diesen Personalaufwand<br />

nur in einer Einrichtungsphase zu haben<br />

und dann stetig abzubauen auf ein ge­<br />

wisses Grundlevel, auf <strong>de</strong>ssen Niveau ein<br />

Absenken zu verkraften ist.<br />

Datenbank<br />

Wesentlichstes Arbeitsmittel eines Früh­<br />

warnsystems ist eine Datenbank, in die<br />

die vere<strong>de</strong>lten Daten fließen. Das Wich­<br />

tigste hierbei ist nicht die Vorhaltung,<br />

son<strong>de</strong>rn die Bewertung <strong>de</strong>r Qualität<br />

und <strong>de</strong>r Relevanz. Das be<strong>de</strong>utet, dass


hierauf auch <strong>de</strong>r Arbeitsschwerpunkt<br />

gelegt wer<strong>de</strong>n muss. Das umfassendste<br />

Beobachten ist nicht viel wert, wenn die<br />

Filterung mit Hilfe von Bewertungen <strong>de</strong>r<br />

Daten nicht funktioniert. Ein Beispiel für<br />

eine solche Bewertungsskala ist die<br />

folgen<strong>de</strong>:<br />

- - - Irrelevant<br />

Arbeitsroutine<br />

interessant<br />

+ Themenkomplex soll regelmäßige<br />

Beachtung von Führungskräften erhalten.<br />

++ Themenkomplex soll täglich beobachtet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

+++ Themenkomplex soll täglich beobachtet<br />

wer<strong>de</strong>n, Rückmeldungen<br />

und Austausch untereinan<strong>de</strong>r.<br />

CONTROLLER MAGAZIN:<br />

Ein wesentlicher Bestandteil einer Skala<br />

ist die gera<strong>de</strong> Anzahl an Elementen: Der<br />

Mensch als solcher tendiert bei Entschei­<br />

dungen gerne in die Mitte. Diese Ange­<br />

wohnheit muss von Anfang an unter­<br />

bun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

ISSN 1616-0495 29. Jahrgang<br />

Herausgeber<br />

Dipl.-Kfm. Dr. rer. pol. Albrecht Deyhle, Wörthsee-Etterschlag<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Aufsichtsrats <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie AG,<br />

Gauting/München - <strong>de</strong>yhle@t-online.<strong>de</strong><br />

Die Skala basiert auf Zeichen, nicht auf<br />

Ziffern, da Ziffern aus <strong>de</strong>m Alltag oft schon<br />

eine feste Be<strong>de</strong>utung haben. Diese Bewer­<br />

tung kann nicht für je<strong>de</strong>n Datenschnipsel<br />

selber vorgenommen wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn fin­<br />

<strong>de</strong>t auf <strong>de</strong>r Basis von Risiken o<strong>de</strong>r Risiko­<br />

komplexen statt. Alle eingespielten Daten<br />

wer<strong>de</strong>n vom System durch Volltext und<br />

semantische Analysen auf die Zugehörig­<br />

keit zu einem bestimmten Risikokomplex<br />

untersucht. Daraufhin wird es <strong>de</strong>n jeweili­<br />

gen Profilen zugeordnet.<br />

Die Zeitschrift ist Organ <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein e. V.,<br />

München; und berichtet auch aus <strong>de</strong>ssen Veranstaltungen.<br />

Internet-Adresse: www.controllerverein.com<br />

Frau Univ.-Prof. Dr Barbara E. Weißenberger schrieb uns,<br />

dass wir ihre Internet-Anschriften von Heft 3/04 auf Seite 249<br />

korrigieren sollen in:<br />

http://wiwi.uni-giessen,cle/fionne/bwl4/ o<strong>de</strong>r alternativ<br />

http://wiwi.uni-giessen.<strong>de</strong>/controlling/<br />

Redaktion<br />

Dr. Albrecht Deyhle, Christa Kießling, Gundula Wagenbrenner, Mag. art.<br />

Literaturforum: Dipl.-Betriebswirt Alfred Biel, Beethovenstraße 275,<br />

42655 Solingen - E-Mail: alfred.biel@eplus-online.<strong>de</strong><br />

Internet-Homepage: www.controllermagazin.<strong>de</strong><br />

E-Mails an CM:<br />

sfroehlich@wolters-kluwer.<strong>de</strong><br />

Umschlaggestaltung<br />

Deyhle Design, Starnberger Str. 3,82131 Gauting.Tel, 089 / 850 24 OG<br />

<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>s@aol.com<br />

Herstellung<br />

Druck-Service Karl, Felix-Wankel-Str. 3, Gewerbegebiet KIM,<br />

82152 Krailling, Tel. 089 / 85 66 24 20, Fax 089 / 85 66 24 21<br />

Anzeigen<br />

bitte an Verlagsredaktion z. Hd. Frau Kießling, Tel. 08153 - 8041<br />

Impressum<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Es ist möglich, strategische Tren<strong>de</strong>r­<br />

kennung und Frühwarnung zu betreiben.<br />

Hierzu sind die nötigen theoretischen<br />

Grundlagen gelegt. In <strong>de</strong>r Praxis muss es<br />

immer eine nötige Anpassung geben, die<br />

für je<strong>de</strong>s Geschäftsfeld individuell ist. Im<br />

Prinzip kann aber die Aussage, prakti­<br />

sche Frühwarnung sei technisch nicht<br />

möglich, für <strong>de</strong>n heutigen technischen<br />

Stand wi<strong>de</strong>rlegt wer<strong>de</strong>n. •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

21 29 G E<br />

Verlag<br />

VCW Verlag für ControllingWissen AG • A WoltersKluwer Company<br />

Postfach 2505, D-77615 Offenburg (Firmensitz)<br />

E-Mail: info@controllingwissen.<strong>de</strong><br />

Online-Shop: www.controllingwissen.<strong>de</strong><br />

CM-Organisation<br />

Silvia Fröhlich; h<strong>de</strong>yhle@wolters-kluwer.<strong>de</strong><br />

VCW AG, Münchner Straße 10, D-82237 Wörthsee-Etterschlag<br />

Telefon 08153 - 8041; Fax 08153 - 8043<br />

Abonnement-Venvaltung<br />

WKD Wolters Kluwer Deutschland GmbH, Abonnenten-Sen/ice,<br />

Jan<strong>de</strong>rstr. 10,68199 Mannheim, Tel. 0621/86 26 276; Fax 0621/86 26 269<br />

Erscheinungsweise<br />

6 Ausgaben pro Jahr<br />

Januar, März, Mai, Juli, September, November<br />

Abbestellungen mit einer Frist von 3 Monaten zum jeweiligen Laufzeiten<strong>de</strong>.<br />

Bezugsgebühr pro Jahr im Abonnement EUR III,- plus EUR 9,~<br />

Versand; im europäischen Ausland 17,40 EUR<br />

Einzelheft EUR 18,50 plus Versand; die Preise enthalten die USt.<br />

Sollte CM ohne Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Verlages nicht ausgeliefert wer<strong>de</strong>n,<br />

besteht kein Ersatzanspruch gegen <strong>de</strong>n Verlag.<br />

Durch die Annahme eines Manuskriptes o<strong>de</strong>r Fotos en/virbt <strong>de</strong>r Verlag<br />

das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung.<br />

Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit Zustimmung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />

441


CM Controller magazin 5/04 - Interview Plaut / Biel<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

04 06 39 F L S<br />

Dr. Nico Brunner,<br />

glied <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>r PlautAG, Salzburg<br />

(A); IVlitglied <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />

Plaut<br />

Systems & Solutions<br />

GmbH; Mitglied <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführung<br />

Plaut Consulting<br />

GmbH<br />

Interview:<br />

„DIE CONTROLLER<br />

UND IHRE SOFTWARE-PROJEKTE<br />

Prof. Dr. Heinrich<br />

Müller, Universitäts-<br />

Professor, Dipl.-Ing.<br />

Generalbevollmächtigter<br />

<strong>de</strong>r Plaut<br />

AG, Salzburg (A)<br />

Manfred Grotheer,<br />

Betriebswirt (BA)<br />

Competence Center<br />

Manager Financials,<br />

Plaut Consulting<br />

GmbH, Ismaning (D)<br />

Diplom-Betriebswirt Alfred Biel, Internationaler Controller Verein eV (ICV), im Gespräch mit <strong>de</strong>r Plaut-Gruppe,<br />

vertreten durch die Herren Prof. Dr. Heinrich Müller, Dr. Nico Brunner und Betriebswirt (BA) Manfred Grotheer<br />

Biel (B): Ich freue mich sehr, Sie zu einem<br />

Dialog über ein Thema begrüßen zu dür­<br />

fen, das für Controllerinnen und Control­<br />

ler sehr be<strong>de</strong>utsam ist. Wie wir wissen,<br />

haben viele Kolleginnen und Kollegen ein<br />

durchaus zwiespältiges Verhältnis zu<br />

unserem Thema. Bitte lassen Sie uns <strong>de</strong>n<br />

Grün<strong>de</strong>n nachgehen und versuchen, Ver­<br />

besserungen vorzuschlagen.<br />

Ich freue mich beson<strong>de</strong>rs über eine<br />

Wie<strong>de</strong>rbegegnung mit Ihnen, Herr Prof.<br />

Dr Müller, und Ihnen, Herr Grotheer Ich<br />

bin auch dankbar, dass Sie, Herr Dr.<br />

Brunner, als CEO Ihre Kompetenz in unser<br />

Gespräch einbringen. Bitte lassen Sie mich<br />

für unsere Leserinnen und Leser einfü­<br />

gen, dass Sie, Herr Prof. Dr. Müller, An­<br />

fang <strong>de</strong>r 90er Jahre in meinem damali­<br />

gen Konzern externer Vorsitzen<strong>de</strong>r ei­<br />

nes Arbeitskreises zur Weiterentwick­<br />

lung <strong>de</strong>s Rechnungswesens waren und<br />

1996 ein bemerkenswertes Gutachten<br />

über ein Reformprojekt geschrieben ha­<br />

ben, das ich als Projektleiter zu verant­<br />

worten hatte und an <strong>de</strong>m damals mein<br />

Herz hing. Und zu Ihnen, Herr Grotheer,<br />

besteht seit etwa 20 Jahren ein Kontakt,<br />

<strong>de</strong>r zu keiner Zeit abgerissen ist. Viele<br />

442<br />

Leserinnen und Leser haben Sie wäh­<br />

rend Ihrer Zeit bei <strong>de</strong>r Controller Aka­<br />

<strong>de</strong>mie kennen und schätzen gelernt.<br />

Darf ich die Herren bitten, sich unseren<br />

Lesern kurz vorzustellen?<br />

Prof. Dr. Müller (M): Nach meinem<br />

technischen und betriebswirtschaftli­<br />

chen Studium an <strong>de</strong>n TUs München und<br />

Beriin und einer vorübergehen<strong>de</strong>n TäUg-<br />

keit in <strong>de</strong>r Industrie war ich ab 1959<br />

Mitarbeiter bei Plaut, von 1972 bis 1985<br />

geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter und<br />

später Mitglied <strong>de</strong>s Beirats <strong>de</strong>r Plaut-<br />

Gruppe. Mein Arbeitsgebiet ist bis heute<br />

die betriebswirtschaftliche Beratung -<br />

hier insbeson<strong>de</strong>re bei Großunternehmen<br />

- und zwar in enger Verbindung mit <strong>de</strong>r<br />

ITRealisierung. Weiterhin bin ich seit 18<br />

lahren Universitätslehrer an <strong>de</strong>r Wirt­<br />

schaftsuniversität Wien. Zahlreiche wis­<br />

senschaftliche Publikationen wur<strong>de</strong>n von<br />

mir verfasst, verbun<strong>de</strong>n mit einer um­<br />

fangreichen Gutachter- und Vortrags­<br />

tätigkeit.<br />

Dr. Brunner (Br): Nach Betriebs­<br />

wirtschaftsstudium und Promoüon habe<br />

ich als Berater mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt<br />

Controlling / Rechnungswesen meine<br />

Tätigkeit bei Plaut begonnen. Neben <strong>de</strong>r<br />

betriebswirtschaftlichen und organisato­<br />

rischen Beratung bestand einer meiner<br />

wesentlichen Aufgabenschwerpunkte<br />

auch in <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r erarbeiteten<br />

Konzepte mit Hilfe mo<strong>de</strong>rnster Standard­<br />

software. Im Jahr 1993 habe ich die Ver­<br />

antwortung für die SAP Beratung bei<br />

Plaut übernommen und mit <strong>de</strong>m Eintritt<br />

in die <strong>de</strong>utsche Geschäftsführung 1995<br />

<strong>de</strong>n Aufbau unserer Mittelstands­<br />

beratung verantwortet. Mit meiner Beru­<br />

fung in <strong>de</strong>n Vorstand im )ahr 1999 wur<strong>de</strong><br />

ich für eine Reihe unserer europäischen<br />

Lan<strong>de</strong>sgesellschaften zuständig. En<strong>de</strong><br />

2003 wur<strong>de</strong> ich zum Sprecher <strong>de</strong>s Vor­<br />

stands <strong>de</strong>r Plaut AG bestellt. In dieser<br />

Funktion betreue ich unter an<strong>de</strong>rem eine<br />

Reihe unserer Key Accounts und bin durch<br />

meine Mitarbeit in diversen Projekt-<br />

Lenkungsausschüssen in sehr engem<br />

Kontakt mit unseren Beratungs- und<br />

Projektaktivitäten.<br />

Grotheer (G): Nach berufsbegleiten<strong>de</strong>m<br />

Studium, Jahren als aktiver Controller in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Unternehmen und lang-


jähriger Trainertätiglceit bei <strong>de</strong>r Control­<br />

ler-Aka<strong>de</strong>mie bin ich heute bei Plaut<br />

als Competence Center Manager<br />

Financials für die betriebswirtschaftliche<br />

Beratung in Fragen <strong>de</strong>s Finanz- und Rech­<br />

nungswesen zuständig. Die Beratung<br />

umfasst Metho<strong>de</strong>n-, Prozess- wie auch<br />

Softwarethemen. Im Software-Bereich<br />

besteht eine Spezialisierung auf die<br />

Financials-Produkte <strong>de</strong>r SAR In dieser<br />

Funktion vertrete ich Plaut auch inner­<br />

halb <strong>de</strong>r International Group of Con­<br />

trolling (IGC).<br />

B: Es ist guter Brauch in meiner Inter­<br />

view-Reihe,, dass sich das jeweilige Un­<br />

ternehmen vorstellt. Bitte vermitteln Sie<br />

unseren Lesern Ihr Haus, Ihre Ziele und<br />

Ihre strategische Ausrichtung. Wie <strong>de</strong>fi­<br />

nieren Sie die „Plaut-Kompetenz"?<br />

Br: Plaut ist eine börsennotierte inter­<br />

national tätige Management-Beratung.<br />

1946 in Deutschland (Hannover) gegrün­<br />

<strong>de</strong>t, entwickeln und setzen wir seit mehr<br />

als 50 )ahren Standards für die Führung<br />

mo<strong>de</strong>rner Unternehmen. Auf Basis un­<br />

serer Kernkompetenzen aus Betriebswirt­<br />

schaft und IT gestalten wir in enger Zu­<br />

sammenarbeit mit unseren Kun<strong>de</strong>n und<br />

<strong>de</strong>ren Bedürfnissen flexible und effizien­<br />

te Lösungen. i<br />

B: Und Ihr Internet-Auftritt ist auch<br />

lesenswert.<br />

Br: Herzlichen Dank, Herr Biel, für diese<br />

Anerkennung! Allerdings gilt für Inter­<br />

net-Auftritte das abgewan<strong>de</strong>lte Sprich­<br />

wort „Allen Internet-Nutzern recht ge­<br />

tan, ist eine Kunst, die niemand kann!"<br />

Mit unserem Internet-Auftritt unter<br />

www.plaut.com wollen wir aktuell und<br />

sachorientiert über unsere Themen- und<br />

Branchenschwerpunkte informieren.<br />

Gleichzeitig weisen wir auf unsere Veran­<br />

staltungen hin und informieren im Plaut<br />

managerSERVICE über allgemein inter­<br />

essieren<strong>de</strong> Fragen zu betriebswirtschaft­<br />

lichen Themen.<br />

B: Welchen Einfluss hatte und hat die<br />

enge Kooperation mit <strong>de</strong>r SAP AG?<br />

Br: Am Beginn unserer seit nunmehr<br />

über 20 |ahre bestehen<strong>de</strong>n Entwicklungs­<br />

partnerschaft stand die Übe<strong>de</strong>gung <strong>de</strong>r<br />

SAP, die von Plaut maßgeblich entwickel­<br />

te, von Wissenschaft und Praxis aner­<br />

kannte bzw. angewandte prozesskon­<br />

forme Grenzplankostenrechnung als<br />

betriebswirtschaftliche Basis <strong>de</strong>r SAP-<br />

Software einzusetzen. Dadurch stan<strong>de</strong>n<br />

und stehen uns für unsere Beratungs­<br />

aktivitäten auch Softwarelösungen zur<br />

Verfügung, die sowohl aus IT-Sicht wie<br />

auch aus betriebswirtschaftlicher Per­<br />

spektive <strong>de</strong>n jeweils neuesten Erkenntnis­<br />

stän<strong>de</strong>n entsprechen. Somit können wir<br />

unseren Auftraggebern optimalen Nut­<br />

zen stiften.<br />

B: Ihr Unternehmensgrün<strong>de</strong>r, Hans-<br />

Georg Plaut, zählt zu <strong>de</strong>n herausragen­<br />

<strong>de</strong>n Persönlichkeiten, die maßgeben<strong>de</strong>n<br />

Einfluss auf die Entwicklungen im Rech­<br />

nungswesen genommen haben. Der<br />

Respekt vor <strong>de</strong>m Wirken H.-G. Plauts ge­<br />

bietet es, ihm eine Nachbetrachtung zu<br />

widmen. Eine Diskussion, die ich einmal<br />

mit ihm anlässlich eines Controller<br />

Congresses haben durfte, ist mir in blei­<br />

ben<strong>de</strong>r Erinnerung geblieben. Welche<br />

Be<strong>de</strong>utung hat er heute für Ihr Haus?<br />

M: Mit <strong>de</strong>m Namen „Plaut" ist wohl -<br />

auch in Zukunft - untrennbar die Grenz­<br />

plankostenrechnung in ihrer mo<strong>de</strong>rnen<br />

controllingorientierten Ausgestaltung<br />

verbun<strong>de</strong>n. Plaut hatte in <strong>de</strong>n 50er jäh­<br />

ren die damals visionäre I<strong>de</strong>e einer<br />

entscheidungsorientierten Kosten- und<br />

Leistungsrechnung entwickelt. Er war<br />

<strong>de</strong>r Überzeugung, dass je<strong>de</strong>s entschei-<br />

dungsorientierte Han<strong>de</strong>ln, sowohl in<br />

Produktions- wie auch in Dienstleistungs­<br />

betrieben, die Kenntnis <strong>de</strong>r Grenzkosten<br />

voraussetzt. Er besaß aber auch die<br />

Fähigkeit, seine als richtig erkannten Vor­<br />

stellungen konsequent umzusetzen und<br />

seine Kun<strong>de</strong>n und Mitarbeiter ebenso für<br />

diese zu begeistern. Plauts Gedankengut<br />

und seine Überzeugungskraft beeinflus­<br />

sen auch heute noch die Plaut-Gruppe.<br />

B: Und wie beurteilen Sie <strong>de</strong>n Einfluss<br />

von H.-G. Plaut auf das heutige Con­<br />

trolling? Wirkt seine Arbeit weiter?<br />

M: Plaut wies stets darauf hin, dass er<br />

nicht <strong>de</strong>r Schöpfer <strong>de</strong>r Grenzkosten-<br />

rechnungsi<strong>de</strong>e und auch nicht <strong>de</strong>r Plan­<br />

kostenrechnung war Plauts heute eigent­<br />

lich von nieman<strong>de</strong>m in Frage gestellte<br />

Leistung bestand darin, diese bei<strong>de</strong>n<br />

I<strong>de</strong>en zur Grenz-Plankostenrechnung zu<br />

verschmelzen: bereits in <strong>de</strong>r Planung er­<br />

folgt eine Aufteilung <strong>de</strong>r Kosten in pro­<br />

portionale und fixe Bestandteile. Zu die­<br />

ser wissenschaftlichen Leistung kam die<br />

Umsetzung und Ausgestaltung in <strong>de</strong>r be­<br />

trieblichen Praxis, Heute arbeiten prak­<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

tisch alle fortschrittlich organisierten In­<br />

dustrie- und Dienstleistungsbetriebe mit<br />

<strong>de</strong>r, wie wir das bezeichnen, Plaut-<br />

Methodology. Das ist nicht zuletzt dar­<br />

auf zurückzuführen, dass diese Plaut-<br />

Methodology Bestandteil <strong>de</strong>r SAP-Soft­<br />

ware wur<strong>de</strong>.<br />

B: Eine weitere exzellente Controlling­<br />

persönlichkeit war in Ihrem Haus tätig.<br />

Unser Herausgeber, Herr Dr Albrecht<br />

Deyhle, hat zu Beginn seiner Karriere für<br />

Ihr Unternehmen gearbeitet. Herr Prof.<br />

Dr Müller, Sie sind <strong>de</strong>r Plaut-Gruppe schon<br />

über einige lahrzehnte verbun<strong>de</strong>n. Gibt<br />

es an die damalige Zusammenarbeit mit<br />

Deyhle noch Erinnerungen (1962/63)?<br />

M: Gerne erinnere ich mich an die Zu­<br />

sammenarbeit mit Dr Deyhle bei un­<br />

serem damaligen Plaut-Projekt „Stahl-<br />

und Röhrenwerke Reisholz" in Düssel­<br />

dorf. Bei dieser Projektarbeit visualisier-<br />

te Dr Deyhle einmal in Form eines medi­<br />

zinischen Rollenspiels die Problematik<br />

von Durchschnittsbetrachtungen.<br />

Deyhle, mit Arzt-Schild, ließ sich von ei­<br />

nem Assistenten <strong>de</strong>s Finanz-Chefs, als<br />

Krankenschwester angetan, vor <strong>de</strong>n zu<br />

einer Orientierung versammelten Mana­<br />

gern über das Fieber <strong>de</strong>r Patienten be­<br />

richten. Die „Krankenschwester" erklär­<br />

te <strong>de</strong>m „Arzt" Deyhle, dass das durch­<br />

schnittliche Fieber aller Patienten bei 37,9<br />

Grad läge. Mit dieser Kennzahl schien <strong>de</strong>r<br />

Arzt zufrie<strong>de</strong>n zu sein. Das Gleichnis, das<br />

damals große Heiterkeit hervorrief, soll­<br />

te <strong>de</strong>n Vorwurf <strong>de</strong>s (strengen) Personal­<br />

vorstands und Arbeitsdirektors entkräf­<br />

ten, wir hätten zu viele Kostenstellen<br />

gebil<strong>de</strong>t bei Einführung <strong>de</strong>r Grenzplan­<br />

kostenrechnung.<br />

G: Diese Szene hat Herr Dr Deyhle in <strong>de</strong>r<br />

Stufe II <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie noch<br />

häufig erwähnt und mit <strong>de</strong>m Waten durch<br />

einen durchschnittlich 30 Zentimeter tie­<br />

fen Fluss ergänzt, bei <strong>de</strong>m welche ertrun­<br />

ken sind. Durchschnittliche Ergebnisse<br />

sind rechnerisch richtig, aber für die Con­<br />

trolling-Praxis nicht aussagefähig. Bei<strong>de</strong><br />

Beispiele haben bis heute ihre Be<strong>de</strong>u­<br />

tung nicht verioren.<br />

B: Kommen wir zu einem „heißen The­<br />

ma", <strong>de</strong>r Arbeit in Softwareprojekten.<br />

Man könnte glauben, es sei schon alles<br />

geschrieben und berichtet. Gleichwohl<br />

reißt die Flut von Veröffentlichungen nicht<br />

ab. Unverän<strong>de</strong>rt ist von Projektstress und<br />

einer hohen Unzufrie<strong>de</strong>nheit die Re<strong>de</strong>.<br />

443


CM Controller magazin 5/04 - Interview Plaut / Biel<br />

Die Problemliste kann lang sein. Das Ver­<br />

haltens- und Metho<strong>de</strong>nwissen ist doch<br />

eigentlich da - <strong>de</strong>nnoch scheint die<br />

Projektmanagementkompetenz bzw. das<br />

Know-how in einigen Fällen nicht ijberall<br />

stark genug ausgeprägt zu sein. Worauf<br />

führen Sie dieses „unendliche Thema"<br />

zurück?<br />

Br. Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei in <strong>de</strong>r Tat um<br />

ein ewiges Thema, wobei die Grün<strong>de</strong> für<br />

das offensichtliche Unbehagen sehr<br />

unterschiedlich sein können. Wahrschein­<br />

lich sind die Probleme im Projekt die<br />

gleichen wie in Unternehmenssitua­<br />

tionen ohne Projekte, nur treten sie auf­<br />

grund <strong>de</strong>r Projektorganisation schneller<br />

und <strong>de</strong>udicher hervor Mit <strong>de</strong>r Form einer<br />

Projektorganisation ist eine wichtige Auf­<br />

gabe für das Unternehmen zu lösen, die<br />

bereichs- und hierarchieübergreifend ist<br />

und zeitlich befristet. Für je<strong>de</strong>s Projekt ist<br />

eine neue Projektorganisation zu <strong>de</strong>finie­<br />

ren, die sich meistens aus Mitarbeitern<br />

zusammensetzt, die vorher noch nicht<br />

zusammengearbeitet haben. Es treffen<br />

in ihr unterschiedliche Fachleute und<br />

Mentalitäten aufeinan<strong>de</strong>r: IT-Mitarbeiter<br />

und Fachabteilungskräfte, Externe (Be­<br />

rater) und Konzernmitarbeiter Neben<br />

<strong>de</strong>m „Spannungspotenzial", das aus<br />

<strong>de</strong>r Zusammensetzung eines Projek­<br />

tes resultiert, und das vielleicht mit<br />

<strong>de</strong>m „Spannungspotenzial" innerhalb<br />

einer Profi-Fußballmannschaft ver­<br />

glichen wer<strong>de</strong>n kann, resultieren weite­<br />

re mögliche Störungen häufig aus <strong>de</strong>m<br />

Tagesgeschäft, das die Projektmitarbeiter<br />

„nebenbei" weiterhin bearbeiten müssen.<br />

Ein Ressourcenkonflikt zwischen Projekt-<br />

und Abteilungsinteressen ist somit vor­<br />

programmiert. Das typische Thema,<br />

wenn Projekte matrixartig ohne ein<strong>de</strong>u­<br />

tige Ressourcen- und Ergebnis­<br />

zuständigkeit über eine Organisation<br />

gelegt wer<strong>de</strong>n...<br />

Weiterhin wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re Firmen­<br />

interne häufig aufgrund ihrer fachlichen<br />

Kenntnisse zum Projek<strong>de</strong>iter bestimmt.<br />

Die Leitungsfunktion in einem Projekt<br />

hängt aber nicht nur von <strong>de</strong>r fachlichen<br />

Qualifikation ab, son<strong>de</strong>rn auch von <strong>de</strong>r<br />

Persönlichkeit. <strong>Als</strong> Fazit lässt sich somit<br />

festhalten, dass die Probleme in Projek­<br />

ten eher aus psychologischen <strong>de</strong>nn aus<br />

fachlichen Aspekten resultieren. Und<br />

wenn man sie beheben will, sollte man<br />

dort ansetzen.<br />

B: Ich möchte aus <strong>de</strong>r großen Liste mög­<br />

licher Probleme ein Beispiel heraus­<br />

444<br />

greifen. Untersuchungen sprechen davon<br />

bzw. zeigen, dass Projektleiter oftmals<br />

mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r große Probleme mit<br />

<strong>de</strong>m Management haben. Viele fühlen<br />

sich verheizt. Von „<strong>de</strong>nen da oben" wird<br />

über Projekte mitunter recht geringschät­<br />

zig gere<strong>de</strong>t. Da wer<strong>de</strong>n etwa zugesagte<br />

Ressourcen nicht freigegeben o<strong>de</strong>r ver­<br />

einbarte Unterstützung nicht geleistet.<br />

Veriangt das Management Unmögliches,<br />

weil man sich selbst zu weit aus <strong>de</strong>m<br />

Fenster gelehnt hat o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n eige­<br />

nen Druck weitergibt o<strong>de</strong>r weitergeben<br />

muss? Sind <strong>de</strong>m Management Aufgaben­<br />

stellung und Zusammenhänge hinrei­<br />

chend klar? Fehlt das Ver- und Zutrauen<br />

in Projektleitung und -team? Was ist Ihre<br />

Beobachtung?<br />

Br: Auch in unserer Praxis gibt es gut-<br />

und schlecht-laufen<strong>de</strong> Projekte, wobei<br />

Misserfolge in <strong>de</strong>r Projektarbeit nicht<br />

vollständig vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können.<br />

Ein in unserer Praxis zwingend vorge­<br />

schriebenes Verfahren besteht in <strong>de</strong>r Ein­<br />

richtung eines mitlaufen<strong>de</strong>n Projekt­<br />

controlling, das die Projektplanung aller<br />

Ressourcen, die zeitnahe Rückmeldung<br />

<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Ist-Mengen und<br />

-Werte sowie einen laufen<strong>de</strong>n Soll-Ist-<br />

Vergleich mitbringt. Hier gleicht das Pro­<br />

jekt-Controlling <strong>de</strong>n Controlling-Grund­<br />

sätzen aller betrieblichen Aktivitäten.<br />

Professionelles Projekt-Controlling<br />

vermei<strong>de</strong>t bzw. verringert:<br />

»• <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rspruch zwischen For<strong>de</strong>run­<br />

gen nach schnellen Ergebnissen und<br />

<strong>de</strong>r Verweigerung <strong>de</strong>r benötigten Res­<br />

sourcen und Entscheidungen, da die<br />

Projektplanung eine Integration von<br />

Zeit und Ressourcen sowie ein Mana-<br />

gement-Committment erfor<strong>de</strong>rt;<br />

•* <strong>de</strong>n unangemessenen zeidichen und<br />

wirtschaftlichen Druck auf <strong>de</strong>n Pro­<br />

jektleiter, <strong>de</strong>r sich, so unsere Erfah­<br />

rung, häufig selbst noch mehr unter<br />

Druck setzt, da er sein Projekt als<br />

wichtige Karrierechance versteht.<br />

Durch eine Beteiligung <strong>de</strong>s Projektlei­<br />

ters in einer frühen Phase <strong>de</strong>r Pla­<br />

nung <strong>de</strong>s Projektes wird er bei <strong>de</strong>r<br />

Definition <strong>de</strong>r Projektziele, <strong>de</strong>r Auf­<br />

wandschätzung und Meilenstein­<br />

planung mit eingebun<strong>de</strong>n und kann<br />

durch sein Detailwissen die For<strong>de</strong>rung<br />

nach <strong>de</strong>m „Unmöglichen" auf eine<br />

erreichbare sachliche Basis bringen.<br />

Plaut als Realisierungspartner in Soft­<br />

wareprojekten sieht eine übergeordnete<br />

Beratungsaufgabe auch darin, das be­<br />

auftragen<strong>de</strong> Management unserer Klien­<br />

ten von <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung eines konsequen­<br />

ten Projektmanagements zu überzeugen<br />

und statt utopischer Termin- und<br />

Ressourcenvorgaben machbare Auf­<br />

wandsschätzungen und Termine zu ak­<br />

zeptieren.<br />

B: Da wir sicher noch lange darüber re­<br />

<strong>de</strong>n könnten, was und warum nicht so<br />

gut läuft, lassen Sie uns bitte einen<br />

Perspektivwechsel vornehmen. Wie kön­<br />

nen Software-Projekte in einer Zeit <strong>de</strong>s<br />

Multiprojektmanagements, <strong>de</strong>r knappen<br />

Budgets und <strong>de</strong>s hohen Erfolgsdrucks<br />

zur vollen Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit durch­<br />

geführt wer<strong>de</strong>n? Was ist Ihr Lösungs­<br />

ansatz?<br />

Br: 1. Im Sinne eines Top-Down-Verfah-<br />

rens müssen die jeweiligen Projektziele<br />

von <strong>de</strong>r Geschäftsleitung bestimmt wer­<br />

<strong>de</strong>n. 2. Nach <strong>de</strong>r Zielfestlegung muss das<br />

Projekt im Sinn eines professionellen<br />

Projektmanagements im Detail unter Ein­<br />

beziehung aller wesentlichen Projekt-<br />

Beteiligten geplant wer<strong>de</strong>n. 3. Durch ein<br />

gleichfalls zu installieren<strong>de</strong>s Projekt-Con­<br />

trolling muss <strong>de</strong>r Projekt-Fortschritt in<br />

zeitlicher und finanzieller Hinsicht - über<br />

entsprechen<strong>de</strong> Soll-lst-Vergleiche - über­<br />

wacht wer<strong>de</strong>n. Gegebenenfalls können<br />

dann frühzeitig Maßnahmen zur Gegen­<br />

steuerung eingeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />

B: Gera<strong>de</strong> bei Software-Projekten kommt<br />

es darauf an, dass <strong>de</strong>rartige Projekte von<br />

<strong>de</strong>r Strategie <strong>de</strong>s Unternehmens gesteu­<br />

ert wer<strong>de</strong>n. Der angestrebte Nutzen soll­<br />

te mit <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie har­<br />

monisieren. Wie sichern Sie in Ihren<br />

Kun<strong>de</strong>ngesprächen und in Ihrer prak­<br />

tischen Projektarbeit Potenzial und<br />

Nutzenwert?<br />

M: Bei strategischen Projekten überwiegt<br />

häufig <strong>de</strong>r qualitative Nutzen, <strong>de</strong>r sich<br />

naturgemäß kaum o<strong>de</strong>r nur unvoll­<br />

ständig in konkrete Zahlen fassen lässt.<br />

Zur Ermittlung <strong>de</strong>s strategischen Nut­<br />

zens verwen<strong>de</strong>n wir die in <strong>de</strong>r Betriebs­<br />

wirtschaftslehre vorgeschlagenen quali­<br />

tativen Verfahren, wie beispielsweise die<br />

SWOT und Nutzen-Wert-Analyse. Ist das<br />

Projektziel jedoch (mit o<strong>de</strong>r ohne unsere<br />

Hilfe) festgelegt, gelten bei <strong>de</strong>r Reali­<br />

sierung die Regeln <strong>de</strong>s professionellen<br />

Projektmanagements: Planung, Er­<br />

fassung <strong>de</strong>r Ist-Werte und Kontrolle und<br />

ggfs. Gegensteuerungsmaßnahmen.


B: Lassen Sie bitte naciifragen. Wie weit<br />

dient heute die Software eher einer ge­<br />

wissen Grundversorgung und wie weit<br />

gelingt es in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis,<br />

die Software zur Wertsteigerung zu<br />

nutzen? Beispielsweise durch eine spezi­<br />

fische Kombination von IT und Prozess-<br />

und Produkteigenschaften, in <strong>de</strong>m die<br />

Wertschöpfungskette in einem höheren<br />

Ausmaß von Software durchdrungen<br />

wird o<strong>de</strong>r es zu einer besseren Nutzung<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensintelligenz kommt.<br />

M: ITUnterstützung, einschließlich Soft­<br />

ware-Einsatz, ist stets ein Werkzeug für<br />

die Realisierung von Prozessen o<strong>de</strong>r Pro­<br />

jekten. Inwiefern eine Wertschöpfungs­<br />

kette in einem höheren Ausmaß von Soft­<br />

ware durchdrungen wird und es gegebe­<br />

nenfalls zu einer besseren Nutzung <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensintelligenz kommt, kann<br />

nur nach genauer Analyse <strong>de</strong>r Projekt­<br />

ziele und <strong>de</strong>r heute verfügbaren Funktio­<br />

nalität <strong>de</strong>r Software entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Zunächst muss das<br />

Problem analysiert wer<strong>de</strong>n und dann wird<br />

<strong>de</strong>r adäquate Lösungsansatz ausgesucht<br />

- und nicht umgekehrt.<br />

B: Wenn wir über Software bzw. Soft­<br />

ware-Projekte sprechen, re<strong>de</strong>n wir dar­<br />

über, wie wir mo<strong>de</strong>rne Technologie in<br />

Geschäftsprozesse integrieren. Darüber<br />

hinaus geht es bei <strong>de</strong>rartigen Vorhaben<br />

in <strong>de</strong>r Regel darum, zielbezogen<br />

Verän<strong>de</strong>rungs- und Anpassungsprozes­<br />

se zu gestalten. Beispielsweise wer<strong>de</strong>n<br />

Prozesse standardisiert und transparen­<br />

ter gemacht mit <strong>de</strong>m Ziel, Wert- und<br />

Mengenflüsse zu optimieren. Angesichts<br />

<strong>de</strong>r zu bewältigen<strong>de</strong>n Komplexität und<br />

Detailvielfalt erhebt sich die Frage, wel­<br />

che Rolle spielen die „weichen" Aspekte<br />

wie Kommunikation o<strong>de</strong>r Motivation<br />

neben <strong>de</strong>n „harten Faktoren" wie Pro­<br />

jektmanagement, Budgets und Techno­<br />

logie? Geht es vielleicht darum, mehr als<br />

Technologie zu integrieren? Was sind die<br />

Erfolgsfaktoren von Software-Projekten?<br />

M: Unbestritten sind für die Berücksich­<br />

tigung <strong>de</strong>r IT in Verän<strong>de</strong>rungs- und An­<br />

passungsprozessen „weiche" und „har­<br />

te" Faktoren gleich wichtig. Die „harten"<br />

Faktoren, wie z. B. Projektmanagement<br />

und Technologie, und die „weichen" Fak­<br />

toren, wie etwa Kommunikation und<br />

Motivation, ergänzen und unterstützen<br />

sich gegenseitig. Daher ist eine isolierte<br />

Würdigung von harten o<strong>de</strong>r weichen Fak­<br />

toren für <strong>de</strong>n Projekterfolg nicht mög­<br />

lich. Erst nach einer individuellen Analy­<br />

se lassen sich die projektkritischen Er­<br />

folgsfaktoren bzw. <strong>de</strong>ren Gewichtung<br />

bestimmen.<br />

B: „Betroffene zu Beteiligten" zu machen<br />

o<strong>de</strong>r „Einbin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stakehol<strong>de</strong>r" ist ein<br />

klassischer Grundsatz <strong>de</strong>s Projektmana­<br />

gements. In <strong>de</strong>r Praxis wird häufig dar­<br />

über gestritten, wessen Projekt es ist.<br />

Wer stellt <strong>de</strong>n Projektleiter: die Fachab­<br />

teilung o<strong>de</strong>r die IT? Viele Kolleginnen und<br />

Kollegen sprechen von einem gespann­<br />

ten bis gereizten Verhältnis zum IT-<br />

Bereich. Zu dieser Dauerdiskussion<br />

könnte ich aus eigener Erfahrung auch<br />

einiges beitragen. Ein Metho<strong>de</strong>nleiter<br />

sagte mir in einer diesbezüglichen<br />

Diskussion, er sei täglich damit beschäf-<br />

Ugt, „die ITler in <strong>de</strong>n Projekten nie<strong>de</strong>rzu­<br />

halten". Wie bewältigt man konstruktiv<br />

solche konfliktären Spannungsverhält­<br />

nisse? Wie fin<strong>de</strong>t man eine Balance<br />

zwischen Fachbereich und IT? Was kann<br />

<strong>de</strong>r Berater dazu beitragen?<br />

Br: Die hier angeführten Probleme sind<br />

akut. Sie lassen sich zwar nicht ganz<br />

vermei<strong>de</strong>n, weil hier han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Men­<br />

schen beteiligt sind, aber sie können<br />

weitgehend dadurch vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />

dass man auch diesen Problemkomplex<br />

bei <strong>de</strong>r Planung <strong>de</strong>s Projektes offen an­<br />

spricht und berücksichUgt. Man sollte es<br />

durch eine vernünftige Personalplanung<br />

erst gar nicht zu <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Frage ange­<br />

sprochenen Problemen kommen lassen.<br />

B: Das Verhältnis <strong>de</strong>r Controller zu „ihrer<br />

Software" ist, so vermitteln es viele Dis­<br />

kussionen, durchaus zwiespältig bis kri­<br />

tisch. Einerseits wird anerkannt, dass die<br />

Software unverzichtbare Unterstüt­<br />

zung leistet und häufig gera<strong>de</strong>zu ein<br />

„Ermöglicher" ist. An<strong>de</strong>rerseits wer<strong>de</strong>n<br />

die oft vielen Pannen und Probleme be­<br />

klagt und insbeson<strong>de</strong>re die doch mei­<br />

stens beachtiichen, von <strong>de</strong>r Software<br />

gebun<strong>de</strong>nen Kapazitäten angesichts von<br />

Releasewechsel usw., zumal diese Kapa­<br />

zitäten für an<strong>de</strong>re Aufgaben wie Bera­<br />

tung <strong>de</strong>s Managements nicht mehr zur<br />

Verfügung stehen. Wie <strong>de</strong>finieren Sie vor<br />

<strong>de</strong>m Hintergrund Ihrer prakrischen Er­<br />

fahrung das Verhältnis <strong>de</strong>r Controller<br />

zu ihrer Software?<br />

M: Die betriebswirtschaftliche Praxis und<br />

die voriiegen<strong>de</strong>n Erfahrungen zeigen,<br />

dass <strong>de</strong>r konsequente Einsatz von Soft­<br />

ware nicht nur bei <strong>de</strong>r Projektarbeit selbst.<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

son<strong>de</strong>rn auch bei <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

laufen<strong>de</strong>n Betreuung Ressourcen erfor­<br />

<strong>de</strong>rt und bin<strong>de</strong>t. Die in Ihrer Frage aufge­<br />

worfenen Probleme resultieren unseres<br />

Erachtens daraus, dass in <strong>de</strong>n angeführ­<br />

ten Fällen die Projektplanung und das<br />

Projektmanagement ganz o<strong>de</strong>r teilweise<br />

versagten. Wenn vor <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r<br />

Projektarbeit bezüglich <strong>de</strong>s Software-Ein­<br />

satzes und <strong>de</strong>r sonstigen Ressourcen pla­<br />

nerische Klarheit und Übereinstimmung<br />

besteht sowie <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong> Projektfort­<br />

schritt im Sinne <strong>de</strong>s Controlling über­<br />

wacht wird, können die meisten <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r Fragestellung genannten Störungen<br />

wenn schon nicht vermie<strong>de</strong>n, so doch<br />

minimiert wer<strong>de</strong>n. Betroffene zu Beteilig­<br />

ten zu machen o<strong>de</strong>r die Einbindung <strong>de</strong>r<br />

Stakehol<strong>de</strong>r gehört unseres Erachtens<br />

zum Einmaleins.<br />

B: Unser Herausgeber hat mal - rein rhe­<br />

torisch - geschrieben, wenn wie<strong>de</strong>r mal<br />

ein großer Softwarewechsel erzwungen<br />

wer<strong>de</strong>, müssten die Controller mit ihrem<br />

Berufsverband „einen Streik organisieren".<br />

Br: Wer Standard-Software einsetzt, muss<br />

sich darüber im Klaren sein, dass je<strong>de</strong><br />

Software-Lösung weiterentwickelt wird<br />

(bzw. Fehlerkorrekturen durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n müssen), da an<strong>de</strong>rnfalls je<strong>de</strong>r<br />

Wissensfortschritt behin<strong>de</strong>rt wür<strong>de</strong>. Hier­<br />

aus resultieren für <strong>de</strong>n Benutzer <strong>de</strong>r Soft­<br />

ware ständige, aber unvermeidbare<br />

finanzielle und kapazitätsmäßige Be­<br />

lastungen. Unsere Haltung zu <strong>de</strong>m Pro­<br />

blem besteht darin, unsere Klienten, so­<br />

fern sie es wünschen, bezüglich ihrer IT<br />

Strategie fachkundig zu beraten, da häu­<br />

fig, z. B. bei Release-Wechsel-Problemen,<br />

durchaus alternative Handlungs­<br />

möglichkeiten bestehen. Damit können<br />

die hier aufgeworfenen Probleme im Sin­<br />

ne eines IT-Change-Managements mög<br />

liehst minimiert wer<strong>de</strong>n,<br />

B: Wie beurteilen Sie die Beziehung <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen zur Software? Auf Grund<br />

<strong>de</strong>r Ernüchterung nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Inter­<br />

net-Euphorie und <strong>de</strong>r Enttäuschung über,<br />

wie Kritiker meinen, ungelöste Verspre­<br />

chen <strong>de</strong>r ITlndustrie ist es in nicht weni­<br />

gen Veröffentlichungen populär gewor­<br />

<strong>de</strong>n zu behaupten, die IT wür<strong>de</strong> maßlos<br />

überschätzt (IT does not matter). Liegt<br />

die Wahrheit in <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>nen Mitte?<br />

M: le<strong>de</strong>s Unternehmen versucht sich und<br />

seine Produkte so gut wie es geht zu ver­<br />

kaufen. Das gilt auch für die ITBranche.<br />

445


CM Controller magazin 5/04 - Interview Plaut / Biel<br />

Auch Autos kauft man nicht nur auf­<br />

grund <strong>de</strong>r Hochglanzprospekte, son<strong>de</strong>rn<br />

vergleicht das Angebot mit seinen Wün­<br />

schen hinsichtlich Styling, Ausstattung,<br />

Verbrauch, lfd. Kosten etc. und nimmt<br />

min<strong>de</strong>stens eine Probefahrt vor Ähn­<br />

liches gilt auch für Software-Einführun­<br />

gen. Man muss sich am Anfang darüber<br />

im Klaren sein, was man will und was die<br />

Software kann. In diese Analysephase,<br />

die <strong>de</strong>r strategischen Unternehmenspla­<br />

nung ähnelt, wird häufig zu wenig Zeit<br />

investiert. Jene Interessenten, die jedoch<br />

analytisch und faktenorientiert vorgehen,<br />

können kaum enttäuscht wer<strong>de</strong>n.<br />

B: Bitte lassen Sie mich einen weiteren<br />

Aspekt ansprechen, <strong>de</strong>r in letzter Zeit<br />

zunehmend in die Aufmerksamkeit ge­<br />

rückt ist und insbeson<strong>de</strong>re durch die For­<br />

schungsarbeiten von Prof. Dr lürgen<br />

Weber zu „Controlling einfach gestalten"<br />

getrieben wird. Der Einsatz ständig<br />

neuer Instrumente, immer ausgefeilterer<br />

Metho<strong>de</strong>n und Prozesse und immer lei­<br />

stungsfähigerer DV-Tools führt zu einer<br />

permanenten Verfeinerung und Er­<br />

höhung <strong>de</strong>r Komplexität. Dies lässt fra­<br />

gen, ob wir nicht die Akzente verschie­<br />

ben müssen, z. B. zu einer stärkeren Klä­<br />

rung <strong>de</strong>r Zwecke <strong>de</strong>r Instrumente als auch<br />

ihrer Anwendungsvoraussetzungen?<br />

Könnte es sein, dass die Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Controller-Werkzeugkastens zum Ergeb­<br />

nis hat, weniger, aber besser genutzte<br />

Instrumente zu besitzen? Ist es für Sie<br />

eine realistische Vorstellung, trotz gestie­<br />

gener DV-technischer Möglichkeiten z.B.<br />

die Kostenrechnung weniger komplex zu<br />

machen?<br />

G: Im Grundsatz ist <strong>de</strong>r Intention Ihrer<br />

Fragen zunächst nicht zu entgegnen.<br />

Auch wir arbeiten daran, ein für unsere<br />

Klienten passen<strong>de</strong>s Controlling zu reali­<br />

sieren und das dürfte meistens ein effi­<br />

zientes Controlling sein, d. h. ein gegebe­<br />

nes Ziel mit einem Minimum an Ressour­<br />

cen-Aufwand zu erreichen. Controlling<br />

und Controlling-Werkzeuge dürfen aber<br />

kein Selbstzweck sein. Da SAP-Anwen­<br />

dungen nicht nur für einen Kun<strong>de</strong>n ent­<br />

wickelt wer<strong>de</strong>n, enthalten sie eine Viel­<br />

zahl von Funktionen. Controllers Aufga­<br />

be wäre es also, wertanalytisch Anfor­<br />

<strong>de</strong>rungen zu <strong>de</strong>finieren und zu bewer­<br />

ten. Dazu gehört auch die Bereitschaft,<br />

manche Funktionen abzulehnen. Sonst<br />

ist eine SAP-Applikation schnell, wie Herr<br />

Dr Deyhle es einmal in einem Aufsatz in<br />

diesem Magazin beschrieb, „eine Maschi­<br />

446<br />

ne, die <strong>de</strong>m Controller viel verspricht, in<br />

die er hineingreift und unversehens hin­<br />

eingezogen wird." Ausschließlich auf­<br />

grund <strong>de</strong>s Besuches auf einem SAP-<br />

Kongress z. B. eine SEM-Einführung zu<br />

beschließen, ohne tiefergehen<strong>de</strong> Analy­<br />

sen o<strong>de</strong>r Referenzbesuche durchzu­<br />

führen, kann zu dramatischen Ent­<br />

täuschungen führen.<br />

B: Eine Standardsoftware setzt auch eine<br />

Art ökonomische Grammatik. Insoweit<br />

kommen wir nicht an <strong>de</strong>r Frage vorbei,<br />

über Leistungsfähigkeit und insbeson<strong>de</strong>­<br />

re das betriebswirtschaftliche Konzept<br />

<strong>de</strong>r dominieren<strong>de</strong>n Software SAP R/3 zu<br />

diskutieren. Es gibt ja durchaus Kritik an<br />

<strong>de</strong>n SAP-Modulen und am Glossar Prof.<br />

Dr Zwicker, Inhaber <strong>de</strong>s Controlling-Lehr­<br />

stuhls an <strong>de</strong>r TU Berlin, hat z. B. in seinen<br />

Arbeiten zahlreiche kritische Argumente<br />

gegen dieses System mit Quasi-Welt-<br />

monopol herausgearbeitet. Zwicker kri­<br />

tisiert z. B., dass die Controlling-Module<br />

von SAP R/3 eine teilweise vom Üblichen<br />

abweichen<strong>de</strong> Terminologie verwen<strong>de</strong>n.<br />

Zwicker hat im Rahmen von Mo<strong>de</strong>llen<br />

diverse Kritikpunkte herausgearbeitet.<br />

Der Lehrstuhl hat als Add on eine R/3<br />

ergänzen<strong>de</strong> Software entwickelt, <strong>de</strong>nn -<br />

so Zwicker - aufgrund <strong>de</strong>s technischen<br />

Aufbaus und <strong>de</strong>r praktizierten Modul­<br />

trennung ist es in R/3 bisher nicht mög­<br />

lich, eine Reihe von Analyseverfahren wie<br />

Szenarienanalysen, Sensitivitäts­<br />

analysen und Top-Down-Rechnungen<br />

durchzuführen. Müssen wir eine fach­<br />

lich-methodische Diskussion zu SAP R/3<br />

führen? Nähere Informationen über das<br />

Modul von Herrn Prof. Dr Zwicker unter:<br />

http://www.controlling.tu-berlin.<strong>de</strong>/<br />

voU/inzplaprojekt.htm.<br />

G: Generell wird je<strong>de</strong>s System immer<br />

Kritiker fin<strong>de</strong>n. Niemand ist perfekt. Den­<br />

noch habe ich manchmal <strong>de</strong>n Eindruck,<br />

dass mit einer pauschalen Schelte auf die<br />

Software ein bequemer Sün<strong>de</strong>nbock für<br />

viele Probleme gefun<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>ren Ur­<br />

sachen eigentlich woan<strong>de</strong>rs zu fin<strong>de</strong>n<br />

sind. Aber es ist bequem, über Software<br />

zu jammern, weil man beispielsweise zur<br />

Kommunikation ein gemeinsames Objekt<br />

benötigt, über das alle mitre<strong>de</strong>n können.<br />

Hierfür bietet sich unter Fachleuten, z. B.<br />

<strong>de</strong>n Controllern, leicht eine weit verbrei­<br />

tete Software an. Negative Äußerungen<br />

solidarisieren zusätzlich, da sie ein ge­<br />

meinsames „Feindbild" schaffen.<br />

Die Metho<strong>de</strong>n-Diskussion führen wir üb­<br />

rigens auch im eigenen Hause und mit<br />

<strong>de</strong>r SAR Wir führen sie in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Bereichen regelmäßig mit <strong>de</strong>r SAP und<br />

können nur feststellen, dass die SAP of­<br />

fen für unsere Vorschläge ist. Dass es bis<br />

zur Realisierung <strong>de</strong>r Vorschläge manch­<br />

mal etwas länger dauert o<strong>de</strong>r manche<br />

Möglichkeiten überhaupt nicht realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n (können), weil sie gegen funda­<br />

mentale Entwicklungsgrundsätze für<br />

die SAP-Softwarebasis verstoßen o<strong>de</strong>r<br />

Außenseiter-Charakter haben, mag bei<br />

einer Software-Lösung mit diesem<br />

Integrationsgrad zum Teil verständlich<br />

sein. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite öffnen sich<br />

hierdurch Türen für die Anbieter von Add-<br />

On-Tools zu SAP, die diese Lücken mei­<br />

stens vertretbar schließen; möglicherwei­<br />

se aber nur so lange, bis die SAP eine<br />

eigene Lösung anbieten kann.<br />

B: Meine Herren, Ihnen gehört das<br />

Schlusswort. Wie sehen Sie die weitere<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Softwareprojekte und<br />

welche Rolle wird dabei die Plaut-Gruppe<br />

spielen?<br />

Br: Nach unserer Auffassung wird am<br />

Software-Einsatz Kritik geübt, die teilwei­<br />

se berechtigt ist, zu einem großen Teil<br />

aber auch daraus resultiert, dass ein<br />

„Werkzeug" gekauft und erst nach <strong>de</strong>m<br />

Kauf geschaut wur<strong>de</strong>, was damit (rendite­<br />

för<strong>de</strong>rnd) gemacht wer<strong>de</strong>n kann. Dieser<br />

Weg führte meist zu Enttäuschungen.<br />

Umgekehrt ist es richtig. Zuerst: was<br />

wollen wir machen, und dann: was ist<br />

das richUge Software-Werkzeug für die­<br />

ses Ziel.<br />

Daher unser Ratschlag: Führen Sie zu­<br />

nächst eine profun<strong>de</strong> Analyse darüber<br />

durch, was Sie wollen. Schauen Sie sich<br />

dann die verschie<strong>de</strong>nen Software-An­<br />

gebote anhand Ihres individuellen Bedar­<br />

fes genau an. Entschei<strong>de</strong>n Sie erst dann,<br />

was gemacht wer<strong>de</strong>n soll und begleiten<br />

Sie Ihre Projekte mit einem mitlaufen<strong>de</strong>n,<br />

vorwärtsorientierten Controlling.<br />

B: Meine Herren, auch im Namen unse­<br />

rer Leserinnen und Leser und unseres<br />

Herausgebers, danke ich Ihnen vielmals<br />

für das aufschlussreiche und anregen<strong>de</strong><br />

Gespräch. Ich möchte Ihnen auch mei­<br />

nen persönlichen Respekt dafür übermit­<br />

teln, dass Sie viel Zeit und Engagement in<br />

diesen Dialog und in das Zustan<strong>de</strong>­<br />

kommen dieses Interviews investiert<br />

haben. Ich empfand die Zusammenar­<br />

beit mit Ihnen als fachliche und persönli­<br />

che Bereicherung. Ich wünsche Ihnen<br />

auch weiterhin viel Erfolg. •


EFFIZIENTES<br />

PROZESS PERFORMANCE<br />

MEASUREMENT<br />

mit SAP R/3<br />

von Oliver Schob, Ismaning<br />

Die vergangenen [alire waren geprägt<br />

durcii die Entwicldung zaiilreiciaer Kon­<br />

zepte und Instrumente im Bereicii <strong>de</strong>s<br />

Controlling. Kaum war die Balanced Sco­<br />

recard implementiert, erfolgte die Aus­<br />

richtung auf eine wertorientierte Unter­<br />

nehmenssteuerung und nebenbei wur­<br />

<strong>de</strong> auch noch ein effizientes Prozess Per­<br />

formance Measurement eingeführt. Die<br />

Vielfalt <strong>de</strong>r Neuerungen in <strong>de</strong>n Unterneh­<br />

men führte manchmal zwangsläufig zu<br />

einem ungenügen<strong>de</strong>n Reifegrad einiger<br />

Instrumente. Aus diesem Grund erscheint<br />

es angebracht, eine Phase <strong>de</strong>r Konsoli­<br />

dierung einzuläuten, bevor weiterhin mit<br />

gleicher Geschwindigkeit neue Tools ein­<br />

geführt wer<strong>de</strong>n, ohne <strong>de</strong>n Nutzen <strong>de</strong>r<br />

bereits implementierten Werkzeuge op­<br />

timal auszuschöpfen. Am Beispiel <strong>de</strong>s<br />

Prozess Performance Measurements soll<br />

diese Strategie edäutert wer<strong>de</strong>n.<br />

1. AUFGABENSTELLUNG DES<br />

PROZESS PERFORIVIANCE<br />

MEASUREIUIENTS (PPM)<br />

Ziel <strong>de</strong>s PPM ist die Optimierung von<br />

Prozessen und Prozessabläufen in einem<br />

Unternehmen. Um eine Verbesserung zu<br />

ermöglichen, müssen die Prozess­<br />

leistungen transparent sein. Nur so kann<br />

eine permanente Planung, Steuerung und<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r Prozesse erfolgen. Voraus­<br />

setzung dafür ist die Messbarkeit <strong>de</strong>r<br />

Prozesse, die wie<strong>de</strong>rum geeignete Kenn­<br />

zahlen benötigt. Bei <strong>de</strong>r Festlegung die­<br />

ser prozessbezogenen Leistungsmaß­<br />

größen wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs darauf geach­<br />

tet, auch nicht-monetäre Größen zu be­<br />

rücksichtigen. Deren Vernachlässigung<br />

bei vielen Controlling-Instrumenten war<br />

einer <strong>de</strong>r Ausgangspunkte für die Not­<br />

wendigkeit zur Einführung <strong>de</strong>s Prozess<br />

Performance Measurements.<br />

Dem ersten Anschein nach liefen die Pro­<br />

zesse nach Einführung <strong>de</strong>s PPM zwar<br />

optimal. Die Nichtbeachtung <strong>de</strong>r nicht­<br />

monetären Größen führte jedoch in vie­<br />

len Fällen dazu, dass die erwartete posi­<br />

tive Auswirkung auf das Betriebsergeb­<br />

nis ausblieb. Um hier eine Verbesserung<br />

zu erzielen, müssen Informationen über<br />

die Kosten sowie <strong>de</strong>n Kapazitätsbedarf<br />

<strong>de</strong>r Prozesse bereitgestellt und das Zu­<br />

sammenspiel zwischen Prozessen und<br />

Kostenstellen betrachtet wer<strong>de</strong>n. Pro­<br />

zesse beanspruchen Leistungen von<br />

Kostenstellen. Dadurch entstehen die<br />

Kosten <strong>de</strong>r Prozesse. Erst wenn die Aus­<br />

wirkungen <strong>de</strong>r Prozessdurchführung auf<br />

<strong>de</strong>n Kostenstellen transparent sind, kann<br />

von einer optimalen Steuerung <strong>de</strong>r Pro­<br />

zesse gesprochen wer<strong>de</strong>n. Die Verbesse­<br />

rung eines Prozesses ist erst dann für das<br />

Unternehmen erfolgswirksam, wenn zu­<br />

sätzlich Anpassungen auf <strong>de</strong>n Kosten­<br />

stellen vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die Prozesse im Produktionsbereich<br />

zählt diese Anpassung seit langem zu<br />

einer Selbstverständlichkeit und stellt<br />

dadurch wichtige Entscheidungsgrund­<br />

lagen zur Verfügung. Wer<strong>de</strong>n für das kom­<br />

men<strong>de</strong> Geschäftsjahr beispielsweise Ab-<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Dr Oliver Sciiöb ist Projektmanager bei <strong>de</strong>r Plaut<br />

Consulting GmbH, Ismaning. Schwerpunkte<br />

seiner Tätigkeit sind die betriebswirtschaftliche<br />

Beratung im Bereich Vertriebs-Controlling,<br />

Prozesskostenrechnung, R/3-lmplementationen<br />

für das Modul Controlling und Aufbau einer integrierten<br />

Unternehmenspianung mit SEM-BPS.<br />

E-Mail: Oliver.Schoeb@Plaut.<strong>de</strong><br />

satz- und Produktionsrückgänge progno­<br />

stiziert, können für dieses Szenario un­<br />

mittelbar eine Analyse <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>riichen<br />

Kapazitäten im Produktionsbereich<br />

durchgeführt und darauf aufbauend ge­<br />

eignete Maßnahmen zur Anpassung <strong>de</strong>r<br />

Kapazitäten vorgenommen wer<strong>de</strong>n (z. B.<br />

Verschiebung <strong>de</strong>r ursprünglich geplan­<br />

ten Erweiterungsinvestition o<strong>de</strong>r Ein­<br />

stellungsstopp für neue Mitarbeiter).<br />

Parallel dazu sollte die mit <strong>de</strong>m Absatz­<br />

rückgang verbun<strong>de</strong>ne Reduzierung <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsbelastung in <strong>de</strong>n indirekten Berei­<br />

chen zu einer Anpassung <strong>de</strong>r dort vor­<br />

han<strong>de</strong>nen Kapazitäten führen. Liegen je­<br />

doch keine Informationen über diese<br />

Abhängigkeiten und Verkettungen mit<br />

an<strong>de</strong>ren Unternehmensbereichen vor,<br />

lassen sich die Auswirkungen <strong>de</strong>r Ab­<br />

satzverän<strong>de</strong>rungen auf die Kapazitäten<br />

in diesen Bereichen nicht analysieren.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen wer<strong>de</strong>n Entscheidungen über<br />

Maßnahmen zu Kapazitätsanpassungen<br />

in vielen Fällen intuitiv und gestützt auf<br />

Erfahrungswerte getroffen - eine unge­<br />

nügen<strong>de</strong> Basis für ausgereifte Entschei­<br />

dungen (Abb. 1).<br />

2. EINSATZ DER PROZESSKOSTEN­<br />

RECHNUNG ZUR UNTERSTÜTZUNG<br />

DES PROZESS PERFORMANCE<br />

MEASUREMENTS<br />

Ohne eine Prozesskostenrechnung ist ein<br />

effizientes PPM nicht möglich. Sie ist die<br />

konzeptionelle Basis <strong>de</strong>s PPM und erst<br />

durch ihre konsequente Nutzung als<br />

447


CM Controller magazin 5/04 - Oliver Schob<br />

Gemeinkosten<br />

Produktionsbereich<br />

Kostenstelle<br />

Ressourcenverbrauch<br />

ist festgelegt<br />

Produkt Ay Produkte,<br />

Produkte.<br />

Produktionsmengen sinken/steigen<br />

=> Auswirkungen auf die Kapazitäten<br />

können analysiert wer<strong>de</strong>n!<br />

mehrdimensionales Informationsinstru­<br />

ment wird das Prozess Performance<br />

Measurement zu einem erfolgreichen<br />

Controlling-Instrument für ein Unterneh­<br />

men (vgl. Gleich, 2001; S. 26). Darüber<br />

hinaus ist es zwingend erfor<strong>de</strong>dich, dass<br />

die prozessbezogenen Leistungsmaß­<br />

größen fester Bestandteil <strong>de</strong>s Planungs­<br />

und Steuerungssystems wer<strong>de</strong>n. Nur die<br />

permanente Kontrolle <strong>de</strong>r Leistungsmaß­<br />

größen gewährleistet eine rechtzeitige<br />

Durchführung <strong>de</strong>r Verbesserungs­<br />

prozesse. Aus diesem Grund muss sich<br />

die Prozesskostenrechnung in die vor­<br />

han<strong>de</strong>ne Unternehmenssoftware inte­<br />

grieren lassen können. In welcher Form<br />

sollte die Prozesskostenrechnung aufge­<br />

baut wer<strong>de</strong>n? Welcher Nutzen entsteht<br />

dadurch? Welche Schritte sind für die<br />

Einbeziehung <strong>de</strong>r Prozesskostenrech­<br />

nung in ein SAP R/3 System erfor<strong>de</strong>rlich?<br />

2.1 Zwei Stufen beim Aufbau einer<br />

Prozesskostenrechnung<br />

Seit einigen lahren ist die Prozesskosten­<br />

rechnung ein anerkanntes Controlling-<br />

Instrument. Allerdings bestehen bezüg­<br />

lich ihrer Einsatzmöglichkeiten und ihres<br />

Nutzens nach wie vor unterschiedliche<br />

Ansichten. In <strong>de</strong>n meisten Fällen wird sie<br />

als ein Instrument betrachtet, mit <strong>de</strong>m<br />

sich die Aussagefähigkeit von Produkt-<br />

(und Dienstleistungs-)Kalkulationen ver­<br />

bessern lässt. Statt ungenauer prozen­<br />

tualer Zuschlagssätze sollen die exakten<br />

448<br />

Gemeinkosten<br />

indirekte Bereichie<br />

Kostenstelle<br />

Keine<br />

Informationen<br />

über <strong>de</strong>n<br />

Ressourcenverbrauch<br />

Prozess<br />

Prozess<br />

Prozess<br />

Prozessmengen sinken/steigen<br />

=> Auswirkungen auf die Kapazitäten<br />

können nicht analysiert wer<strong>de</strong>n!<br />

Abb. 1. Analyse <strong>de</strong>r Kapazitätsauslastung<br />

Kosten in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Ressourcen­<br />

beanspruchung auf die Produkte verrech­<br />

net wer<strong>de</strong>n. Durch diese prozessorien­<br />

tierte Produktkalkulation sollen Allo-<br />

kations-, Komplexitäts- und Degressions-<br />

effekte sichtbar gemacht wer<strong>de</strong>n - mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel, dass die erfolgsabhängigen<br />

Auswirkungen <strong>de</strong>r Alternativen für Sorti­<br />

ments- und Preisentscheidungen exakt<br />

aufgezeigt wer<strong>de</strong>n können (vgl.<br />

Coenenberg/Fischer, 1991; S. 32). Die<br />

Be<strong>de</strong>utung dieses Ziels ist allgemein an­<br />

erkannt, <strong>de</strong>r geschätzte Zeitaufwand für<br />

die Einführung einer prozessorientierten<br />

Produktkalkulation führte aber in vielen<br />

Fällen zu einem vollständigen Verzicht<br />

auf die Prozesskostenrechnung.<br />

Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> dabei übersehen, dass eine<br />

Prozesskostenrechnung nicht gleichzu­<br />

setzen ist mit einer prozessorientierten<br />

Produktkalkulation. Bei einer groben Ver­<br />

einfachung kann von zwei Stufen beim<br />

Aufbau einer Prozesskostenrechnung<br />

gesprochen wer<strong>de</strong>n (Abb. 2). In <strong>de</strong>r er­<br />

sten Stufe wer<strong>de</strong>n die Prozesse und <strong>de</strong>­<br />

ren Ressourcenverbrauch <strong>de</strong>finiert. In <strong>de</strong>r<br />

zweiten Stufe wird die Prozessbean­<br />

spruchung durch die Kostenträger (Pro­<br />

dukte, Fertigungsaufträge, Kun<strong>de</strong>nauf­<br />

träge etc.) ermittelt. Zwischen Stufe 1<br />

und Stufe 2 besteht zwar eine logische<br />

Abhängigkeit. Es be<strong>de</strong>utet jedoch kei­<br />

neswegs, dass immer auch bei<strong>de</strong> Stufen<br />

realisiert wer<strong>de</strong>n müssen. Nach <strong>de</strong>r Rea­<br />

lisierung <strong>de</strong>r ersten Stufe liegen bereits<br />

alle Informationen vor, die für ein effizien­<br />

tes Prozess Performance Measurement<br />

erfor<strong>de</strong>riich sind. Gleichzeitig ist damit<br />

auch die Informationsbasis für die<br />

Prozessperspektive <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard sowie für die Unterstützung<br />

<strong>de</strong>s Target Costing und <strong>de</strong>s Supply Chain<br />

Management geschaffen (vgl. Mayer,<br />

2002; S. 6f.). Damit konnte für das Unter­<br />

nehmen mit einem vertretbaren Arbeits­<br />

aufwand bereits ein großer Nutzen er­<br />

zielt wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n mit Stu­<br />

fe 1 bereits wichtige Vorarbeiten geleistet,<br />

falls zu einem späteren Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />

Wunsch nach einer prozessorientierten<br />

Produktkalkulation entsteht.<br />

2.2 Aktivitäten in Stufe 1 beim Aufbau<br />

<strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung<br />

Wie die bisherige Darstellung gezeigt hat,<br />

erfor<strong>de</strong>rt ein effizientes Prozess Perfor­<br />

mance Measurement <strong>de</strong>n Einsatz einer<br />

Prozesskostenrechnung. Dafür müssen<br />

in einem ersten Schritt lediglich die Pro­<br />

zesse und <strong>de</strong>ren Ressourcenverbrauch<br />

<strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r<br />

Prozesse ist darauf zu achten, dass die<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Prozesse nicht zu groß wird.<br />

Da je<strong>de</strong>r Prozess als Kostenträger ver­<br />

wen<strong>de</strong>t wird, führt eine große Anzahl zu<br />

einem hohen Arbeitsaufwand bei <strong>de</strong>r<br />

Festlegung <strong>de</strong>r Plankosten und <strong>de</strong>r Ver­<br />

rechnung <strong>de</strong>r Istkosten. Unter einer zu<br />

geringen Anzahl von Prozessen lei<strong>de</strong>t<br />

an<strong>de</strong>rerseits die Genauigkeit <strong>de</strong>r erziel­<br />

ten Ergebnisse. Hier gilt es, einen ver­<br />

nünftigen Kompromiss zwischen Arbeits­<br />

aufwand und erzielbarem Nutzen zu fin­<br />

<strong>de</strong>n. Kostentreiber eines Prozesses ist<br />

meistens die Prozessmenge, da ein<br />

Großteil <strong>de</strong>r Prozesskosten leistungs-<br />

mengeninduziert in Abhängigkeit <strong>de</strong>r<br />

Prozessmenge anfällt. So wer<strong>de</strong>n bei­<br />

spielsweise die Kosten für <strong>de</strong>n Prozess<br />

„Erstellung Bedarfsanfor<strong>de</strong>rungen" inner­<br />

halb <strong>de</strong>s Hauptprozesses „Materialbe­<br />

schaffung" (Abb. 3) normalerweise je nach<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Bedarfsanfor<strong>de</strong>rungen unter­<br />

schiedlich hoch ausfallen.<br />

Der nächste Schritt beim Aufbau einer<br />

Prozesskostenrechnung wird eingeleitet<br />

durch die Festlegung <strong>de</strong>r Ressourcen­<br />

beanspruchung. Dabei geht es in erster<br />

Linie um die Ermittlung <strong>de</strong>r Be­<br />

arbeitungszeit, die für die Durchführung<br />

einer Prozesseinheit eines Prozesses er­<br />

for<strong>de</strong>riich ist (z. B. Bearbeitungszeit für<br />

die Erstellung einer Bedarfsanfor<strong>de</strong>rung).<br />

Falls Material in nennenswertem Umfang


Stufe<br />

1<br />

Stufe<br />

2<br />

Definition <strong>de</strong>r relevanten Prozesse und<br />

<strong>de</strong>s Ressourcenverbrauchs <strong>de</strong>r Prozesse<br />

stufe 1 kann ohne Stufe 2 genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

aberJjUifi' 1 iiM/iii juij:.lUuiiu fücStufe 2<br />

Definition <strong>de</strong>r Prozessbeanspruchung durch<br />

die Produkte (= Prozesskostenkalkulation)<br />

Abb. 2: Ausbaustufen <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung<br />

für die Prozessdurchführung erfor<strong>de</strong>dich<br />

ist, sollte dieser Verbrauch ebenfalls<br />

exakt ermittelt wer<strong>de</strong>n. Zur Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r Bearbeitungszeiten müssen alle Ko­<br />

stenstellen analysiert wer<strong>de</strong>n, die an <strong>de</strong>r<br />

Erstellung <strong>de</strong>s Prozesses beteiligt sind.<br />

Zu beachten ist, dass die für einen Pro­<br />

zess erfor<strong>de</strong>rliche Bearbeitungszeit nicht<br />

nur induziert ist durch die Prozess­<br />

menge. Bei einigen Prozessen fallen auch<br />

Bearbeitungszeiten unabhängig von<br />

<strong>de</strong>r Prozessmenge an (z. B. für die<br />

wöchentliche Erstellung von Listen o<strong>de</strong>r<br />

Berichten).<br />

Nach Ermittlung <strong>de</strong>r Bearbeitungszeiten<br />

liegt für je<strong>de</strong>n Prozess eine Liste mit <strong>de</strong>n<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Aktivitäten, <strong>de</strong>n dafür<br />

verantwortlichen Kostenstellen und<br />

<strong>de</strong>n Bearbeitungszeiten vor Diese Liste<br />

kann mit einem Arbeitsplan verglichen<br />

wer<strong>de</strong>n. Letztendlich besteht kein Unter­<br />

schied darin, ob eine Produkteinheit<br />

o<strong>de</strong>r eine Prozesseinheit erzeugt wird.<br />

In bei<strong>de</strong>n Fällen wer<strong>de</strong>n Mitarbeite!; <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens ihre Arbeitszeit einsetzen.<br />

Unbegrün<strong>de</strong>t ist <strong>de</strong>r häufig vorgebrachte<br />

Einwand, dass die Ermittlung <strong>de</strong>r<br />

Bearbeitungszeiten zu viel Zeit erfor<strong>de</strong>rt.<br />

Letztendlich han<strong>de</strong>lt es sich nur um ei­<br />

nen hohen Einmalaufwand. Nach <strong>de</strong>r Ein­<br />

führung muss lediglich jähriich geprüft<br />

wer<strong>de</strong>n, welche Prozesse entfallen o<strong>de</strong>r<br />

neu hinzugekommen sind und ob sich an<br />

<strong>de</strong>n einmal festgelegten Zeiten wesent­<br />

liche Än<strong>de</strong>rungen ergeben haben. Um­<br />

fangreichere Analysen müssen nur für<br />

neue Prozesse durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Der<br />

hierfür erfor<strong>de</strong>diche Zeitaufwand dürfte<br />

gering sein, da jähdich mit einer über­<br />

schaubaren Anzahl neuer Prozesse zu<br />

rechnen ist. Im Produktionsbereich müs­<br />

sen ständig neue Arbeitspläne erstellt<br />

und die bestehen<strong>de</strong>n Arbeitspläne ak­<br />

tualisiert wer<strong>de</strong>n. Bezogen auf das Ver­<br />

hältnis von Anzahl Produkten zu Anzahl<br />

Prozessen dürfte <strong>de</strong>r Zeitaufwand für die<br />

Überarbeitung <strong>de</strong>r Prozesse nicht er­<br />

wähnenswert sein.<br />

Mit <strong>de</strong>n ermittelten Zeiten sind die Vor­<br />

aussetzungen für die Verrechnung <strong>de</strong>r<br />

Kosten von <strong>de</strong>n Kostenstellen auf die<br />

Prozesse geschaffen (Abb. 4). Erfor<strong>de</strong>r­<br />

lich für die Durchführung <strong>de</strong>r Verrech­<br />

nung ist die Ermittlung eines Tarifs je<br />

Kostenstelle. Im<br />

Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />

produzieren<strong>de</strong>n<br />

Kostenstellen ge­<br />

nügt bei <strong>de</strong>n Ko­<br />

stenstellen <strong>de</strong>r<br />

indirekten Unter­<br />

nehmensbereiche<br />

in <strong>de</strong>r Regel eine<br />

einzige Bezugs­<br />

größe. Aus Ver­<br />

einfachungsgrün­<br />

<strong>de</strong>n sollte eine ho-<br />

mogeneKosten­ verursachungun­ terstellt wer<strong>de</strong>n,<br />

so dass alle Kosten<br />

einer Kostenstelle<br />

in Abhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Bezugsgröße<br />

„Bearbeitungs­<br />

zeit" verrechnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Da die<br />

Personalkosten in<br />

<strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>n<br />

größten Kosten-<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

anteil einnehmen, stellt diese Verein­<br />

fachung keine zu große Ungenauigkeit<br />

dar Die Einführung einer Bezugsgröße<br />

auf <strong>de</strong>n Kostenstellen <strong>de</strong>s indirekten Be­<br />

reichs ist in <strong>de</strong>n meisten Fällen eine Neue­<br />

rung, da auf diesen Kostenstellen sonst<br />

nur eine reine Budgetierung stattgefun­<br />

<strong>de</strong>n hat. Die Planung <strong>de</strong>r Kosten in Ab­<br />

hängigkeit von einer Bezugsgröße (Ein­<br />

flussgröße) ermöglicht nun auch die Dif­<br />

ferenzierung <strong>de</strong>r Strukturkosten in Imi<br />

und Imn Bestandteile - Imi = leistungs-<br />

mengeninduziert, Imn = leistungs-<br />

mengenneutral (vgl. Djanani/Schöb,<br />

1997;S. 186ff.).<br />

2.3 Unterstützung <strong>de</strong>s PPM durch die<br />

Prozesskostenrechnung<br />

Mit <strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>r Prozesskostenrech­<br />

nung wur<strong>de</strong> die Voraussetzung für eine<br />

Unterstützung <strong>de</strong>s Prozess Performance<br />

Measurements geschaffen. Wie sieht die­<br />

se Unterstützung aus? Nach <strong>de</strong>r Ermitt­<br />

lung <strong>de</strong>r Bearbeitungszeiten für alle Pro­<br />

zesse können im Rahmen <strong>de</strong>r opera­<br />

tiven lahresplanung exakte Kapazitäts­<br />

planungen für die Kostenstellen <strong>de</strong>r<br />

indirekten Unternehmensbereiche durch­<br />

geführt wer<strong>de</strong>n. Durch diese frühzeitige<br />

Ermittlung von Über- o<strong>de</strong>r Unter­<br />

kapazitäten lassen sich rechtzeitig Maß­<br />

nahmen zur Behebung <strong>de</strong>r Situation ein­<br />

planen. Dadurch wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n Kosten-<br />

Hauptprozess Materialbeschaffung<br />

2 0 50<br />

2100<br />

2150<br />

220 0<br />

22 50<br />

2300<br />

2 3 50<br />

28 00<br />

2 8 50<br />

2900<br />

Erstellung Bedarfsanfor<strong>de</strong>rung<br />

Anfrage-ZAngebotsbearbeitung<br />

Bestelluberwachung<br />

Warenannahme<br />

Wareneinlagerung<br />

Warenbereitstellung Produktion<br />

Rechnungsprüfung<br />

Lieferantenbeurteilung<br />

Bearbeitung Rahmenvertrage<br />

Reklamationsbeurteilung<br />

Abb. 3: Prozesse <strong>de</strong>s Hauptprozesses „Materialbeschaffung"<br />

449


CM Controller magazin 5/04 - Oliver Schob<br />

Kosten eines Prozesses<br />

Kostenstelle<br />

Verrechnung<br />

Plan- und<br />

Istkosten In<br />

Abhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Ressourcenbeanspruchung<br />

Prozess<br />

Prozess<br />

-T<br />

Materialverbrauch<br />

Planung und<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

Kosten <strong>de</strong>r<br />

Kostenstelle<br />

Planung und<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

Kosten je<br />

Prozess<br />

Kosten eines Produkts<br />

Kostenstelle<br />

Verrechnung<br />

Plan- und<br />

Istkosten In<br />

Abhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Ressourcenbeanspruchung<br />

Produkt A-<br />

Produkt By<br />

Materialverbrauch<br />

Planung und<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

Kosten <strong>de</strong>r<br />

Kostenstelle<br />

Planung und<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

Kosten je<br />

Produkt<br />

{Fertigungsauftrag)<br />

Abb. 4: Aktivitäten in Stufe 1 beim Aufbau <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung<br />

stellen und somit auch auf <strong>de</strong>n Prozessen<br />

<strong>de</strong>utlich geringere Kosten anfallen. Erfor­<br />

<strong>de</strong>rlich für diese Kapazitätsplanung sind<br />

die geplanten Prozessmengen, die als Er­<br />

gebnis einzelner Planungsschritte inner­<br />

halb <strong>de</strong>r operativen Planung vorliegen.<br />

Durch Plansimulationen (Abb. 5) lassen<br />

sich unterschiedliche Szenarien durch­<br />

spielen. Neben <strong>de</strong>m erwarteten Zustand<br />

wer<strong>de</strong>n zusätzlich noch die Auswirkun­<br />

gen einer pessimistischen und einer opti­<br />

mistischen Situation aufgezeigt. Ohne<br />

konkrete Definition <strong>de</strong>r Prozesse und Pro­<br />

zesszeiten wären <strong>de</strong>rartige Simulationen<br />

und die sich daran anschließen<strong>de</strong>n Ent­<br />

scheidungen nicht möglich. Was bringt<br />

die Optimierung eines Prozesses, wenn<br />

dadurch nur Unterkapazitäten auf <strong>de</strong>n<br />

Kostenstellen geschaffen wer<strong>de</strong>n, die<br />

aufgrund fehlen<strong>de</strong>r frühzeitiger Infor­<br />

mationen nicht abgebaut wer<strong>de</strong>n?<br />

Ein weiterer großer Nutzen nach Einfüh­<br />

rung <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung besteht<br />

in <strong>de</strong>r Möglichkeit, für die Kostenstellen<br />

und Prozesse monatliche Soll-Ist-<br />

Abweichungsanalysen (Abb. 6) durch­<br />

führen zu können. I<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>r Si­<br />

tuation im Produktionsbereich hängt die<br />

Aussagekraft <strong>de</strong>r Abweichungsanalysen<br />

von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Rückmeldung <strong>de</strong>r Ist­<br />

zeiten ab. Der Erfassung <strong>de</strong>r tatsächlich<br />

angefallenen Istzeiten steht die Nutzung<br />

retrogra<strong>de</strong>r Rückmeldungen gegenüber.<br />

Bei retrogra<strong>de</strong>n Rückmeldungen müs­<br />

sen lediglich Informationen über die<br />

Prozessmengen vorliegen. Für die Er­<br />

mittlung <strong>de</strong>r zu verrechnen<strong>de</strong>n Zeiten<br />

wer<strong>de</strong>n diese Prozessmengen mit <strong>de</strong>n<br />

450<br />

geplanten Bearbeitungszeiten multipli­<br />

ziert. Für die Prozesse ergibt sich damit<br />

die Situation, dass die Istkosten <strong>de</strong>n Soll­<br />

kosten entsprechend und somit auf die­<br />

sen Kontierungsobjekten keine Abwei­<br />

chungen anfallen. Auf <strong>de</strong>n Kostenstellen<br />

können Verbrauchs- und Beschäftigungs­<br />

abweichungen ermittelt wer<strong>de</strong>n. Dadurch<br />

lassen sich Einsparungspotenziale in <strong>de</strong>n<br />

Indirekten Bereichen erkennen. Ohne Pro­<br />

zesskostenrechnung wären diese monat­<br />

lichen Abweichungsanalysen nicht mög­<br />

lich und ungenutzte Kapazitäten blieben<br />

unerkannt.<br />

Planversion 1:<br />

Plan-Prozessmenge =100<br />

Planversion 2:<br />

Plan-Prozessmenge = 120<br />

Planversion 3:<br />

Plan-Prozessmenge = 80<br />

Wer<strong>de</strong>n zusätzlich zu <strong>de</strong>n Prozessmengen<br />

auch die tatsächlichen Istzeiten für die<br />

Prozessdurchführung erfasst, kommt es<br />

zu <strong>de</strong>r Situation, dass die Istkosten <strong>de</strong>r<br />

Prozesse von ihren Sollkosten abweichen<br />

(Abb. 7). Dadurch können Abweichungs­<br />

analysen auf <strong>de</strong>n Kostenstellen und <strong>de</strong>n<br />

Prozessen durchgeführt und Unwirt-<br />

schaftlichkeiten in <strong>de</strong>r Prozessdurch­<br />

führung o<strong>de</strong>r Planungsfehler aufgezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 7: 1.600 Minuten im<br />

Soll stehen 1.720 Minuten im Ist gegen­<br />

über). Dieser Vorteil hat allerdings auch<br />

<strong>de</strong>n Nachteil, dass eine Erfassung <strong>de</strong>r<br />

Istzeiten einen erheblichen Arbeitsauf­<br />

wand für alle Mitarbeiter be<strong>de</strong>utet.<br />

3. AUFBAU DER PROZESSKOSTEN­<br />

RECHNUNG IN SAP R/3<br />

Für Anwen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s SAP R/3-Systems<br />

be<strong>de</strong>utet die erste Stufe <strong>de</strong>r Prozess­<br />

kostenrechnung keineswegs <strong>de</strong>n Aufbau<br />

eines völlig neuartigen Systems <strong>de</strong>r<br />

Kostenplanung und Kostenverrechnung.<br />

Vielmehr han<strong>de</strong>lt es sich um eine Ergän­<br />

zung <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Systems. Diese<br />

Ergänzung kann je<strong>de</strong>rzeit völlig unpro­<br />

blematisch und mit verhältnismäßig ge­<br />

ringem Zeitaufwand erfolgen. Im wesent­<br />

lichen han<strong>de</strong>lt es sich um die Neuanlage<br />

von Stammdaten für die Prozesse und<br />

die Definition <strong>de</strong>r Kostenverrechnung zwi­<br />

schen Kostenstellen und Prozessen im<br />

Plan und Ist.<br />

Planversion 1:<br />

Plan-Prozessmenge =150<br />

Planversion 2:<br />

Plan-Prozessmenge =180<br />

Planversion 3:<br />

Plan-Prozessmenge = 120<br />

Planversion 1:<br />

Plan-Prozessmenge = 500<br />

Planversion 2:<br />

Plan-Prozessmenge = 600<br />

Planversion 3:<br />

Plan-Prozessmenge = 400<br />

Prozess A1^^^> Prozess A2^^^^ Prozess A3^^^<br />

Fix = 100 Min<br />

Var = 5 Min<br />

Fix = 0 Min Fix = 0 Min'<br />

Var = 8Min Var=12Min<br />

Kostenstelle 101 Kostenstelle 102<br />

Planversion 1:<br />

Kapazitatsbedarf = 1,800 Min<br />

Planversion 2:<br />

Kapazitatsbedarf = 2.140 Min<br />

Planversion 3:<br />

Kapazitatsbedarf = 1.460 Min<br />

Fix = 200 Min<br />

Var= 2 Min<br />

Planversion 1:<br />

Kapazitatsbedarf = 3.000 Min<br />

Planversion 2:<br />

Kapazitatsbedarf = 3.560 Min<br />

Planversion 3:<br />

Kapazitatsbedarf = 2,440 Min<br />

Abb. 5: Ermittlung <strong>de</strong>s Kapazitätsbedarfs durch Plansimulation,<br />

„var" = Imi; „fix" = Imn


Kostenstetie Indirekter Bereich<br />

Plan = 3.500 Min<br />

Ist = 2.800 Min<br />

Var = 4 Min Var = 10 Min<br />

Prozess^^ Prozess_^^<br />

Ist = 450 Prozesse<br />

Ist = 1.600 Min<br />

Soll = 1.600 Min<br />

Ist = 120 Prozesse<br />

Ist = 1.200 Min<br />

Soll = 1.200 Min<br />

Keine Mengenabweichungen auf <strong>de</strong>n<br />

Prozessen<br />

Verbrauchs- und<br />

Beschäftigungs-abweichungen auf <strong>de</strong>n<br />

Kostenstellen<br />

Bei <strong>de</strong>n Stammdaten für die Prozesse<br />

ist zu beachten, dass ein Prozess aus<br />

SAP-Sicht nicht nur ein Kontierungs-<br />

objekt ist, son<strong>de</strong>rn darüber hinaus auch<br />

noch die Leistungsart (Bezugsgröße) dar­<br />

stellt, die für Verrechnungen verwen<strong>de</strong>t<br />

wird. Demgegenüber ist eine Kostenstel­<br />

le ausschließlich als Kontierungsobjekt<br />

zu betrachten. Zusätzlich gibt es in <strong>de</strong>r<br />

Kostenstellenrechnung noch Stammda­<br />

ten für Leistungsarten und erst zum Zeit­<br />

punkt <strong>de</strong>r Kostenplanung erfolgt eine<br />

Verknüpfung zwischen Leistungsart(en)<br />

und Kostenstelle. <strong>Als</strong> Sen<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r<br />

Kostenverrech­<br />

nung erscheint<br />

dann immer<br />

eine Kombina­<br />

tion aus Kosten­<br />

stelle und Lei­<br />

stungsart. In <strong>de</strong>r<br />

Prozesskosten­<br />

rechnung wird<br />

nie eine Kom­<br />

bination Prozess<br />

mit Leistungsart<br />

verrechnet, son­<br />

<strong>de</strong>rn immer nur<br />

<strong>de</strong>r Prozess. Da­<br />

mit entfällt die<br />

Möglichkeit,<br />

mehrere Leis­<br />

tungsarten (und<br />

damit Kosten­<br />

treiber) für einen<br />

Prozess zu be­<br />

rücksichtigen.<br />

Kostenstelie Produktionsbereich<br />

Plan = 1.000 Min<br />

Ist = 780 Min<br />

Var = 6 Min Var = 2 Min<br />

t<br />

Produkt i A<br />

. —! [ .<br />

Produkte V<br />

Ist = 80 St<br />

Ist = 480 Min<br />

Soll = 480 Min<br />

Ist =150 St<br />

Ist = 300 Min<br />

Soll = 300 Min<br />

Keine Mengenabweichungen auf <strong>de</strong>n<br />

Fertigungsaufträgen <strong>de</strong>r Produkte<br />

Verbrauchs- und<br />

Beschäftigungs-abweichungen auf <strong>de</strong>n<br />

Kostenstellen<br />

Ahh. 6; Abweichungsanalysen bei retrogra<strong>de</strong>r Rückmeldung<br />

Die geplante Prozessmenge ist somit<br />

gleichzusetzen mit <strong>de</strong>r Plan-Bezugsgröße<br />

in <strong>de</strong>r Kostenstellenplanung.<br />

Da die Prozesse für Verrechnungen und<br />

als Kontierungsobjekt verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />

sind Stammdaten für Hauptprozesse<br />

überflüssig (dies gilt auch bei einem Aus­<br />

bau <strong>de</strong>r Stufe 2 - Bild 2). Statt<strong>de</strong>ssen wird<br />

für je<strong>de</strong>n Hauptprozess eine Prozess­<br />

gruppe <strong>de</strong>finiert, <strong>de</strong>r alle Prozesse <strong>de</strong>s<br />

Hauptprozesses zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Die­<br />

se Prozessgruppe kann im Informations­<br />

system zur Analyse <strong>de</strong>r Plan- und Ist­<br />

Kostenstelle indirekter Bereich<br />

Plan = 3.500 Min<br />

Ist = 3.090 Min<br />

,1<br />

Var = 6 Min Var = 2 Min<br />

Prozess^^ Prozess^><br />

Ist = 450 Prozesse<br />

Ist = 1.720 Min<br />

Soll = 1.600 Min<br />

Ist = 120 Prozesse<br />

Ist = 1.370 Min<br />

Soll = 1.200 Min<br />

Mengenabweichungen auf <strong>de</strong>n Prozessen<br />

Verbrauchs- und<br />

Beschäftigungs-abweichungen auf <strong>de</strong>n<br />

Kostenstellen<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

kosten <strong>de</strong>s<br />

Hauptprozesses<br />

verwen<strong>de</strong>t wer­<br />

<strong>de</strong>n.<br />

Für die Kosten­<br />

verrechnung im<br />

Ist und Plan ste­<br />

hen alle aus <strong>de</strong>r<br />

Kostenstellen­<br />

rechnungbe­ kanntenMe­ tho<strong>de</strong>n zur Ver­<br />

fügung (Umlage,<br />

direkte Leistungs­<br />

verrechnung,in­ direkteLeistungs­ verrechnung und<br />

Template). Dies<br />

be<strong>de</strong>utet, dass<br />

keine neuen Tech­<br />

niken erlernt wer­<br />

<strong>de</strong>n müssen, wo­<br />

durch die Pflege<br />

<strong>de</strong>r Verrechnungen einen nur sehr gerin­<br />

gen Zeitaufwand erfor<strong>de</strong>rt. Um die zuvor<br />

beschriebenen Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />

Abweichungsanalysen nutzen zu<br />

können, schei<strong>de</strong>t die Umlage aus, da<br />

mit dieser Metho<strong>de</strong> eine ausschließliche<br />

Verrechnung von Kosten ohne Beachtung<br />

von Leistungsmengen (Bearbeitungs­<br />

zeiten) erfolgt. Da die Nutzung <strong>de</strong>r in­<br />

direkten Leistungsverrechnung zeit­<br />

aufwändig ist und keinen Vorteil gegen­<br />

über <strong>de</strong>r Template-Verrechnung besitzt,<br />

wird auf die Beschreibung dieser Metho<strong>de</strong><br />

verzichtet.<br />

Kostenstelle Produktionsbereich<br />

Plan = 1.000 Min<br />

Ist = 910 Min<br />

Var = 4 Min Var= 10 Min<br />

/Produkt Ay^y^Produkt B /<br />

Ist = 80 St<br />

Ist = 530 Min<br />

Soll =480 Min<br />

Ist =150 St<br />

Ist = 380 Min<br />

Soll = 300 Min<br />

Mengenabweichungen auf <strong>de</strong>n Aufträgen<br />

Verbrauchs- und<br />

Beschäftigungs-abweichungen auf <strong>de</strong>n<br />

Kostenstellen<br />

Abb. 7: Abweichungsanalysen bei Rückmeldung <strong>de</strong>r Istzeiten<br />

451


CM Controller magazin 5/04 - Oliver Schob<br />

Falls eine Erfassung <strong>de</strong>r im Ist angefalle­<br />

nen Bearbeitungszeiten vorgesehen ist,<br />

muss die direkte Leistungsverrechnung<br />

als Verrechnungsmetho<strong>de</strong> gewählt wer­<br />

<strong>de</strong>n. Für die Planung <strong>de</strong>r Prozesskosten<br />

be<strong>de</strong>utet dies, dass für je<strong>de</strong>n Prozess die<br />

Leistungsaufnahme von allen an <strong>de</strong>r<br />

Prozesserstellung beteiligten Kostenstel­<br />

len geplant wird. Für Tätigkeiten, die ohne<br />

Bezug zum Kostentreiber <strong>de</strong>s Prozesses<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n, wird ein konstan­<br />

ter Planverbrauch eingegeben. Der von<br />

<strong>de</strong>r Bezugsgröße abhängige Ressourcen­<br />

verbrauch wird als „variabler" Plan­<br />

verbrauch eingegeben. Für die Verrech­<br />

nung <strong>de</strong>r Istkosten müssen monatlich<br />

die tatsächlich geleisteten Bear­<br />

beitungszeiten für alle Kombinationen<br />

Kostenstelle und Prozesse erfasst und<br />

ins System eingepflegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n wird häufig<br />

auf die Erfassung <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />

Bearbeitungszeiten verzichtet. In diesem<br />

Fall erfolgt die Kostenverrechnung zwi­<br />

schen Kostenstellen und Prozessen im<br />

Ist und Plan mit Hilfe eines Prozess-<br />

Templates. Für je<strong>de</strong>n Prozess wird ein<br />

eigenes Prozess-Template erstellt, das in<br />

Verrechnungen<br />

ohne<br />

Prozesskostenrechnung<br />

Verrechnungen<br />

mit<br />

Prozesskostenrechnung<br />

452<br />

Vorkostenstelle M<br />

<strong>de</strong>n Stammdaten <strong>de</strong>s Prozesses hinter­<br />

legt wird. Das Prozess-Template ent­<br />

spricht einer Liste, in <strong>de</strong>r alle Kosten­<br />

stellen aufgeführt wer<strong>de</strong>n, die für die<br />

Erstellung <strong>de</strong>s Prozesses erfor<strong>de</strong>rlich<br />

sind. Für je<strong>de</strong> Kostenstelle wird die<br />

benötigte Bearbeitungszeit einge­<br />

geben. Die „variable" Menge bezieht sich<br />

auf eine Prozesseinheit, die „fixe" Menge<br />

bezieht sich auf eine Perio<strong>de</strong>. Falls erfor­<br />

<strong>de</strong>rlich, können für Plan- und Istverrech­<br />

nung unterschiedliche Werte eingegeben<br />

wer<strong>de</strong>n .Diese Prozess-Templates wer<strong>de</strong>n<br />

vom System für die automatische Ver­<br />

rechnung <strong>de</strong>r Plan- und Ist-Bearbeitungs­<br />

zeiten zwischen Kostenstellen und Pro­<br />

zessen verwen<strong>de</strong>t. Erfor<strong>de</strong>dich sind hier­<br />

für lediglich die geplanten und die im Ist<br />

angefallenen Prozessmengen. Zur Ermitt­<br />

lung <strong>de</strong>r Plan- und Istkosten wird die<br />

Mengenverrechnung in bei<strong>de</strong>n Fällen<br />

mit <strong>de</strong>n jeweiligen Kostenstellentarifen<br />

bewertet.<br />

Produktions-Kst<br />

VV-Kostenstelle<br />

Vorkostenstelle M<br />

Neben <strong>de</strong>r Planung <strong>de</strong>r Verbrauchs­<br />

mengen auf <strong>de</strong>n Prozessen erfolgt auf<br />

<strong>de</strong>n betroffenen Kostenstellen eine<br />

leistungsartenabhängige Kostenplanung.<br />

Für diese Kostenstellen wird die Leistungs­<br />

Bestandszugang<br />

JPertigungsauftrag =f<br />

tagezykttts<br />

art „Bearbeitungszeit" eingeführt. <strong>Als</strong><br />

Plan-Bezugsgröße für diese Leistungsart<br />

kann die Kapazität <strong>de</strong>r Kostenstelle o<strong>de</strong>r<br />

die geplante Beanspruchung eingegeben<br />

wer<strong>de</strong>n. Die geplante Beanspruchung<br />

wird vom System im Rahmen <strong>de</strong>r Plan­<br />

abstimmung automatisch ermittelt. Auf­<br />

grund <strong>de</strong>r geplanten Prozessmengen und<br />

<strong>de</strong>r geplanten Verbrauchsmengen zwi­<br />

schen Kostenstellen und Prozessen kann<br />

für je<strong>de</strong> Kostenstelle die Beanspruchung<br />

ermittelt wer<strong>de</strong>n. Nach Abschluss <strong>de</strong>r<br />

Kosten- und Leistungsaufnahmeplanung<br />

wird gemeinsam für Kostenstellen und<br />

Prozesse die automatische Tarif­<br />

ermittlung gestartet, bei <strong>de</strong>r für je<strong>de</strong><br />

Kostenstelle <strong>de</strong>r Tarif je Bearbeitungs­<br />

minute und für je<strong>de</strong>n Prozess die Kosten<br />

einer einmaligen Erstellung <strong>de</strong>s Prozes­<br />

ses (die Prozesskosten) ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Durch die Nutzung <strong>de</strong>r Prozesse als<br />

Kontierungsobjekte kommt es zu Verän­<br />

<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Verrechnung <strong>de</strong>r Ko­<br />

sten in die Ergebnisrechnung. Ohne Nut­<br />

zung <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung wer­<br />

<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Kostenstellen <strong>de</strong>r indirekten<br />

Bereiche die gesamten Istkosten mit Hil­<br />

fe von Umlagezyklen auf ein o<strong>de</strong>r mehre-<br />

Bestandsabgang COPA<br />

COPA<br />

COPA<br />

Bestandszugang Bestandsabgang COPA<br />

j :<br />

n Produktions-Kst ^ Fertigungsauftrag # COPA<br />

J W-Kostenstelle —f H »• Prozess ,<br />

^^^^^^^JJmlagezyklufr--^<br />

Abb. 8: Verän<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>n Verreclinungen <strong>de</strong>r Kosten in die Ergebnisrechnung (COPA)<br />

COPA<br />

COPA


e Ergebnisobjekte in <strong>de</strong>r Ergebnisrecii-<br />

nung verreciinet. Durch die Nutzung <strong>de</strong>r<br />

Prozesskostenrechnung wer<strong>de</strong>n die auf<br />

<strong>de</strong>n Kostenstellen angefallenen Istkosten<br />

(teilweise) auf die Prozesse verrechnet<br />

(automatisch mit <strong>de</strong>r Template-Verrech­<br />

nung o<strong>de</strong>r durch manuelle Leistungs­<br />

verrechnung). Daraus resultiert die Not­<br />

wendigkeit, dass die auf die Prozesse<br />

verrechneten Kosten und zusätzlich die<br />

auf <strong>de</strong>n Kostenstellen verbleiben<strong>de</strong>n<br />

Kosten (Über-/Unter<strong>de</strong>ckung) in <strong>de</strong>r Er-<br />

gebnisrechnungverrechnetwer<strong>de</strong>nmüs­ sen. Diese Verrechnung erfolgt ebenfalls<br />

mit Umlagezyklen, so dass auch an die­<br />

ser Stelle keine Anpassungsschwierig­<br />

keiten entstehen. Der neue Umlagezyklus<br />

für die Verrechnung <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Pro­<br />

zesse verwen<strong>de</strong>t Prozesse statt Kosten­<br />

stellen als Sen<strong>de</strong>r Für die Verrechnung<br />

<strong>de</strong>r Über-/Unter<strong>de</strong>ckungen auf <strong>de</strong>n<br />

Kostenstellen kann in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r be­<br />

stehen<strong>de</strong> Umlagezyklus weiterhin ver­<br />

wen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (Abb. 8). Abbildung 8 ver­<br />

<strong>de</strong>utlicht die erfor<strong>de</strong>riichen Anpassungen.<br />

4. SCHLUSSBETRACHTUNG UND<br />

LITERATUR<br />

Ein effizientes Prozess Performance<br />

Measurement ist ohne Prozesskosten­<br />

rechnung nicht möglich. Allerdings muss<br />

die Prozesskostenrechnung hierfür kei­<br />

neswegs vollständig ausgeprägt sein, da<br />

auf eine prozessorientierte Kalkulation<br />

verzichtet wer<strong>de</strong>n kann. Dadurch redu­<br />

ziert sich <strong>de</strong>r Zeitaufwand für die Einfüh­<br />

rung erheblich. Für R/3-Anwen<strong>de</strong>r ergibt<br />

sich darüber hinaus <strong>de</strong>r Vorteil, dass die<br />

Prozesskostenrechnung sehr einfach in<br />

die bestehen<strong>de</strong>n Verrechnungen einge­<br />

baut wer<strong>de</strong>n kann und dass für die An­<br />

wen<strong>de</strong>r keine beson<strong>de</strong>ren Schulungen<br />

erfor<strong>de</strong>riich sind, da ausschließlich die<br />

aus <strong>de</strong>r Kostenstellenrechnung bekann­<br />

ten Verrechnungsmetho<strong>de</strong>n eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Bonin, Philipp-Axel/Schöb, Oliver (1998):<br />

Vereinfachte Kostenverrechnung bei<br />

arbeitsgruppenintegrierter Fertigung, in:<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Kostenrechnungspraxis, Son<strong>de</strong>rheft<br />

1/1998.<br />

Coenenberg, Adolf G./Fischer, Thomas<br />

(1991): Prozesskostenrechnung - Strate­<br />

gische Neuorientierung <strong>de</strong>r Kostenrech­<br />

nung, in: Der Betrieb 1991, S. 21 -38.<br />

Djanani, Chrisüana/Schöb, Oliver(1997):<br />

Grundlagen <strong>de</strong>r Kosten- und Erlös­<br />

rechnung, Stuttgart 1997.<br />

Gleich, Ronald (2001): Prozessorientiertes<br />

Performance Measurement - Konzept­<br />

i<strong>de</strong>e und Anwendungserfahrungen, in:<br />

Der Controlling Berater, 2001, S. 25-46.<br />

Mayer, Reinhold (2002): Elemente einer<br />

Performance Architektur für das Supply<br />

Chain Management, in: Controlling Fort­<br />

schritte; München 2002. •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

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Mo<strong>de</strong>ration im Unternehmen<br />

453


CM Controller magazin 5/04 - Irina Hundt / Kerstin Filusch<br />

Erarbeitung eines<br />

LEISTUNGSCONTROLLING<br />

LOGISTIKZENTRUM<br />

von Irina Hundt, Dres<strong>de</strong>n, und Kerstin Filusch, Bad Essen<br />

Das Logistikzentrum<br />

Das Leistungscontrollingkonzept wur<strong>de</strong><br />

fiJr ein Logistikzentrum einer Unterneh­<br />

mung im Filialeinzelhan<strong>de</strong>l Damenober­<br />

bekleidung (DOB) entwickelt. In dieser<br />

Logistik wird die Ware angenommen,<br />

kommissioniert und versandfertig ge­<br />

macht. Der Transport <strong>de</strong>r Ware an die<br />

Filialen erfolgt durch eine Spedition. Die<br />

Ware - <strong>de</strong>mentsprechend die Kom-<br />

missionierzonen - glie<strong>de</strong>rt sich in Liege-<br />

und Hängeware und wird in <strong>de</strong>r Regel zu<br />

70 % an die Filialen verteilt. Die rest­<br />

lichen 30 % verbleiben im Nachlieferlager<br />

In <strong>de</strong>r Halle <strong>de</strong>r Liegeware sind die Wa­<br />

renannahme, <strong>de</strong>r Büro- sowie Sozialbe­<br />

reich und <strong>de</strong>r Liegewarenbereich unter­<br />

gebracht. Hier befin<strong>de</strong>t sich alles auf ei­<br />

ner Ebene. Die Liegewarenhalle glie<strong>de</strong>rt<br />

sich in folgen<strong>de</strong> Zonen:<br />

- Warenannahmelager und Kommis-<br />

sionierpuffer,<br />

- I. Kommissionierstufe <strong>de</strong>r Erstauf­<br />

teilung,<br />

- Nachsortieriager und 1. Stufe <strong>de</strong>r<br />

454<br />

Nachsortierung,<br />

Prof. Dr.-Ing. Irina Hundt, HTW<br />

Dres<strong>de</strong>n, Factibereich Wirtschaftswissenschaften<br />

Mail: hundt@wiwi.htw-dres<strong>de</strong>n.<strong>de</strong><br />

- 2. Stufe <strong>de</strong>r Nachsortierung,<br />

- II. Kommissionierstufe <strong>de</strong>r Erstauf­<br />

teilung.<br />

Die Hängewarenhalle erstreckt sich auf<br />

drei Ebenen, die wie folgt strukturiert<br />

sind:<br />

- obereo<strong>de</strong>r3.Ebene: Warenannahme­<br />

lager und I. Kommissionierstufe <strong>de</strong>r<br />

Erstaufteilung;<br />

- mittlere o<strong>de</strong>r 2. Ebene: Nach­<br />

sortieriager und I. Kommissionier­<br />

stufe <strong>de</strong>r Nachsortierung;<br />

- untere o<strong>de</strong>r 1. Ebene: II.<br />

Kommissionierstufe <strong>de</strong>r Nach­<br />

sortierung und <strong>de</strong>r Erstaufteilung.<br />

Die Hängeware wird durch eine Trolli-<br />

anlage zwischen <strong>de</strong>r Warenannahme<br />

und <strong>de</strong>n einzelnen Ebenen transportiert.<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s Leistungscontrollings<br />

- Informationsbereitstellung für die<br />

Leitungsebene;<br />

- Effizientere Arbeitsvorbereitung;<br />

- Vorgabe von Soll-Zeiten für die ein­<br />

Kerstin Filusch ist bei <strong>de</strong>r Neutrasoft<br />

GmbH & Co KG Greven in <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Consulting, Support, Service-Abrechnungsmanagement<br />

tätig und hier im<br />

Support für die Betreuung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />

bei Fragen und Problemen rund um die<br />

Software verantwortlich<br />

Mail: hake(i@t-online.<strong>de</strong><br />

zelnen Teilprozesse <strong>de</strong>s Warendurch-<br />

laufes;<br />

- Erfassung <strong>de</strong>r Ist-Zeiten;<br />

- Auswertung <strong>de</strong>r Daten auf <strong>de</strong>r Basis<br />

<strong>de</strong>r Zeiten und Kosten.<br />

Zeitaufnahmen - Voraussetzung für<br />

das Zeitcontrolling<br />

Um ein Leistungscontrolling zu ent­<br />

wickeln, besteht die Notwendigkeit, für<br />

die einzelnen Tätigkeiten <strong>de</strong>r Teilprozesse<br />

die Ist-Zeiten zu erfassen. Dafür wur<strong>de</strong>n<br />

Zeitaufnahmen im laufen<strong>de</strong>n Prozess<br />

getätigt. Zur Vorbereitung dieser Zeitauf­<br />

nahmen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Warendurchlauf in<br />

einzelne Teilprozesse und <strong>de</strong>ren dazuge­<br />

hörigen Tätigkeiten geglie<strong>de</strong>rt (Bild 1).<br />

Die Zeitaufnahmen wur<strong>de</strong>n nach Abspra­<br />

che mit <strong>de</strong>n Vorarbeitern und nach Infor­<br />

mation <strong>de</strong>s zu beobachten<strong>de</strong>n und zu<br />

bemessen<strong>de</strong>n Mitarbeiters durchgeführt.<br />

<strong>Als</strong> Meßgerät diente eine Stoppuhr und<br />

als Metho<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> die Fortschritts­<br />

zeitmessung angewandt. Zusätzliche Tä­<br />

tigkeiten wie Rüstzeiten und Verteilzeiten<br />

sind bei <strong>de</strong>n Zeitmessungen mit erfasst<br />

wor<strong>de</strong>n.


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CM Controller magazin 5/04<br />

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2<br />

455


CM Controller magazin 5/04 - Irina Hundt / Kerstin Filusch<br />

Berechnung <strong>de</strong>r Sollzeiten Liegeware<br />

Um die gemessenen Ist-Zeiten als Soll-<br />

Zeiten aufzubereiten, sind die Leistungs­<br />

gra<strong>de</strong> <strong>de</strong>r einzelnen Mitarbeiter beurteilt<br />

wor<strong>de</strong>n, da die Zeit für das Ausführen<br />

einer bestimmten Arbeitsaufgabe unter­<br />

schiedlich sein kann.<br />

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1)<br />

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3<br />

Diese Leistungsgra<strong>de</strong> liegen <strong>de</strong>n auf­<br />

genommenen Ist-Zeiten zugrun<strong>de</strong>. Die<br />

daraus resultieren<strong>de</strong>n Soll-Zeiten wer­<br />

<strong>de</strong>n im nächsten Schritt wie folgt be­<br />

rechnet:<br />

Soll-Zeit = Ist-Zeit * Leistungsgrad /<br />

100%<br />

Die Soll-Zeit entspricht einem Leistungs­<br />

grad von 100 %, da die Bezugsleistung<br />

gleich bleibt. Aus <strong>de</strong>n Einzel-Soll-Zeiten<br />

<strong>de</strong>r Zeitaufnahmen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mittel­<br />

wert als durchschnittliche Soll-Zeit <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeit gebil<strong>de</strong>t. Es ergaben sich fol­<br />

gen<strong>de</strong> Soll-Zeiten für die einzelnen Tätig­<br />

keiten, dargestellt am Beispiel <strong>de</strong>r<br />

Hängeware.<br />

456<br />

Warenannahme<br />

Tätigkeiten Bezugsleistung<br />

ME Soll-<br />

Zeit<br />

Lieferpapiere annehmen Lieferung s 76<br />

Ware ausla<strong>de</strong>n (auf Palette) Karton s 5<br />

Ware nach Art.pos. Sortieren Karton S 25<br />

Ware ausla<strong>de</strong>n und gleichzeitig<br />

sortieren<br />

Karton s 13<br />

Mengen- und Verpackungskontrolle Karton s 2<br />

Lieferpapiere abzeichnen Lieferung s 116<br />

Ware ins Warenannahmelager<br />

bringen<br />

Musterteile entnehmen Zoll<br />

(2 Musterteile)<br />

Musterteile entnehinen Einkauf (in<br />

<strong>de</strong>r Regel 6 Musterteile)<br />

Karton S 6<br />

Lieferung S 352<br />

Musterteile S 42<br />

Rüstzeit Lieferung S 66<br />

I. Kommissionierstufe /1.<br />

Abschnitt<br />

Tätigkeiten Bezugsleistung<br />

ME Soll-<br />

Zeit<br />

Karton öffnen Karton S 18<br />

Karton zerlegen Karton S 18<br />

Ware aus Karton entnehmen 10 Teile S 5<br />

austüten (im Durchschnitt 10 Teile /<br />

Tüte)<br />

Größen und Etiketten kontrollieren<br />

und sortieren<br />

Tüte S 9<br />

10 Teile S 33<br />

zählen und in ELS eintragen 10 Teile S 2<br />

ELS ins Büro bringen (Rüstzeit) Artikelpos. S 102<br />

Rüstzeit Artikelpos. s 175<br />

L Kommissionierstufe / 2.<br />

Abschnitt<br />

Tätigkeiten Bezugsleistung<br />

ME Soll-<br />

Zeit<br />

Etiketten abschnei<strong>de</strong>n 10 Teile S 51<br />

Etikettieren 10 Teile s 69<br />

Ware rauszählen 10 Teile s 20<br />

Ware runterpacken 10 Teile S 14<br />

Ware vorfahren Palette s 59<br />

Rüstzeit Etiketten abschnei<strong>de</strong>n Artikelpos. s 37<br />

Rüstzeit Etikettieren Artikelpos. s 32<br />

Rüstzeit Ware rauszählen /<br />

runterpacken<br />

Artikelpos. S 216


I. Kommissionierstufe / 2.<br />

Abschnitt gesamt<br />

II. Kommissionierstufe<br />

Tätigkeiten Bezugs­<br />

leistung<br />

s<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

ME Soll-<br />

11. Kommissionsstufe 10 Teile s 62<br />

Rüstzeit Artikelpos. s 46<br />

Einlagern<br />

Tätigkeiten Bezugs­<br />

leistung<br />

Zeit<br />

ME Soll-<br />

Einlagern 10 Teile s 43<br />

Zeit<br />

Rüstzeit Artikelpos. s 202<br />

Nachsortierung<br />

Tätigkeiten Bezugs­<br />

leistung<br />

ME Soll-<br />

I. Kommissionierstufe 10 Teile s 53<br />

Zeit<br />

II. Kommissionierstufe 10 Teile s 105<br />

Rüstzeit Artikelpos. s 110<br />

überdurchschnittlicher Lieferer<br />

Tätigkeiten Bezugs­<br />

Kartons nach Größe sortieren und<br />

öffnen<br />

aktuelle Tour rauszählen (1. Kom­<br />

missionierstufe)<br />

nächste Tour nachzählen (I. Kom­<br />

missionierstufe) pro 10 Teile<br />

Palette zur Kommissionierzone II<br />

vorfahren<br />

Teile aus Kartons auf Filialboxen<br />

abpicken (II. Kommissionierstufe)<br />

leistung<br />

ME Soll-<br />

Zeit<br />

Karton s 25<br />

10 Teile s 28<br />

10 Teile s 33<br />

Palette s 46<br />

10 Teile s 78<br />

Kartons + Tüten entsorgen Karton/Tüte s 25<br />

Lagerware rauszählen (I. Kommis­<br />

sionierstufe)<br />

Palette zum Nachsortierlager<br />

vorfahren<br />

10 Teile s 28<br />

Palette s 81<br />

Rüstzeit Artikelopos. s 79<br />

Einlagern 10 Teile s 50<br />

Kartons + Tüten entsorgen Karton s 19<br />

Tourenvorbereitung<br />

Tätigkeiten Bezugs­<br />

Nachsortierung zur Erstaufteilung<br />

stellen<br />

zählen <strong>de</strong>r Boxen und in LKW-<br />

La<strong>de</strong>liste eintragen / sowie kopieren<br />

leistung<br />

ME Soll-<br />

Zeit<br />

10 Teile s 8<br />

10 Teile s 4<br />

457


CM Controller magazin 5/04 - Irina Hundt / Kerstin Filusch<br />

Hängeware<br />

458<br />

Warenannahme<br />

Tätigkeiten Bezugsleistung<br />

ME Soll-Zeit<br />

Lieferpapiere annehmen Lieferung s 82<br />

Lieferpapiere abzeichnen Lieferung s 112<br />

Ware ausla<strong>de</strong>n (bei Fernfahrten) 10 Teile s 11<br />

Verpackungs- und<br />

Mengenkontrolle<br />

Musterteile entnehmen Zoll<br />

(2 Muster-teile)<br />

10 Teile s 8<br />

Lieferung s 50<br />

Musterteile entnehmen Einkauf Musterteile s 25<br />

Trollis zur Mitnahme schieben 10 Teile s 2<br />

Rüstzeit Lieferung s 61<br />

I. Kommissionierstufe /1.<br />

Abschnitt<br />

Tätigkeiten Bezugsleistung<br />

ME Soll-Zeit<br />

Karton öffnen Karton s 17<br />

Karton zerlegen Karton s 40<br />

Ware aus Karton entnehmen<br />

austüten und auf Trolli hängen<br />

10 Teile s 45<br />

Ware in Tüten sortieren 10 Teile s 10<br />

Ware austüten Tüte s 13<br />

Größen + Etiketten kontrollieren<br />

und auf Trolli sortieren<br />

10 Teile s 13<br />

Teile zählen und in ELS eintragen 10 Teile s 4<br />

ELS ins Büro bringen (Rüstzeit) Artikelpos. s 142<br />

Rüstzeit Artikelpos. s 267<br />

1. Kommissionierstufe / 2.<br />

Abschnitt<br />

Tätigkeiten Bezugsleistung<br />

ME Soll-Zeit<br />

Etiketten abschnei<strong>de</strong>n 10 Teile s 36<br />

Etikettieren 10 Teile s 54<br />

Ware rauszählen 10 Teile s 17<br />

Ware zusammenhängen 10 Teile s 2<br />

Trollis zur Mitnahme schieben 10 Teile s 5<br />

Rüstzeit Etiketten abschnei<strong>de</strong>n Artikelpos. s 81<br />

Rüstzeit Etikettieren Artikelpos. s 81<br />

Rüstzeit Ware rauszählen Artikelpos. s 225<br />

II. Kommissionierstufe<br />

Tätigkeiten Bezugs­<br />

leistung<br />

ME Soll-Zeit<br />

IL Kommissionsstufe 10 Teile s 43<br />

Rüstzeit Artikelpos. s 105


Einlagern<br />

Tätigkeiten Bezugsleistung<br />

ME Soll-Zeit<br />

Einlagern 10 Teile s 5<br />

Rüstzeit Artikelpos. s 91<br />

Nachsortierung<br />

Tätigkeiten Bezugsleistung<br />

ME Soll-Zeit<br />

I. Kommissionierstufe 10 Teile s 66<br />

II. Kommissionierstufe 10 Teile s 123<br />

Rüstzeit Prozess s 41<br />

Tourenvorbereitung<br />

Tätigkeiten Bezugsleistung<br />

Versandtaschen hinter<br />

Nachsortierung hängen<br />

Tourenvorbereitung<br />

Nachsortierung<br />

Rüstzeit Tourenvorbereitung<br />

Nachsortierung<br />

Tourenvorbereitung<br />

Kun<strong>de</strong>nbestellungen<br />

Rüsteit Tourenvorbereitung<br />

Kun<strong>de</strong>nbestellungen<br />

Zählen <strong>de</strong>r Teile <strong>de</strong>r Erstaufteilung<br />

und in LKW-La<strong>de</strong>liste eintragen<br />

Eintüten <strong>de</strong>r Nachsortierung und<br />

Erstaufteilung<br />

ME Soll-Zeit<br />

Tour s 446<br />

10 Teile s 35<br />

Tour s 106<br />

10 Teile s 118<br />

Tour s 212<br />

10 Teile s 6<br />

10 Teile s 28<br />

Rüstzeit Tour s 237<br />

LKW-La<strong>de</strong>liste zur Liegeware<br />

bringen<br />

Filialnummem auf die Tüten<br />

kleben<br />

Tour s 135<br />

10 Teile s 5<br />

Touren rausschieben 10 Teile s 9<br />

Tourenvorbereitung gesamt s<br />

Schlussfolgerung<br />

Im Diagramm 1 zeigen sicii die seiir<br />

großen Unterschie<strong>de</strong> im Zeitverbrauch<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Teilprozesse. Bei <strong>de</strong>r Aus­<br />

wertung <strong>de</strong>r Zeitaufnahmen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>ut­<br />

lich, dass es auch bei gleicher Anzahl an<br />

Teilen pro Artikelposition zu Unterschie­<br />

<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Durchlaufzeit kommt. Diese<br />

sind im wesentlichen abhängig von <strong>de</strong>r<br />

Art <strong>de</strong>r Anlieferung, <strong>de</strong>n Eigenschaften<br />

<strong>de</strong>r Verpackung sowie <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r<br />

Vorbereitung <strong>de</strong>r Ware. Die Lieferer soll­<br />

ten <strong>de</strong>shalb dahingehend beeinflusst<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n zeitlichen Aufwand in <strong>de</strong>r<br />

Logistik zu reduzieren. Wie zum Beispiel:<br />

a) Überdurchschnittlicher Lieferer<br />

Liegeware: Um gleiche zeitliche Vorgaben<br />

zu erhalten, wer<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>r<br />

Teilprozesse <strong>de</strong>s durchschnittlichen Lie­<br />

ferers die entsprechen<strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>r<br />

Wege von <strong>de</strong>r I. Kommissionierzone zur<br />

II. Kommissionierzone und zum Nach­<br />

sortieriager zugerechnet. Diese sind in<br />

<strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>s „Überdurchschnittlichen<br />

Lieferers" bereits enthalten (siehe Tab. 1).<br />

Bei 800 Teilen besteht hier ein Zeitunter­<br />

schied von 2070 s. Im 2. Geschäfts­<br />

halbjahr wur<strong>de</strong>n 567.851 Teile kommis­<br />

sioniert. Wür<strong>de</strong>n die Lieferer dahinge­<br />

hend beeinflusst wer<strong>de</strong>n, ihre Ware in<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Qualität eines überdurchschnittlichen<br />

Lieferers anzuliefern, be<strong>de</strong>utet das eine<br />

Einsparung von 1.693,14 Sekun<strong>de</strong>n, das<br />

sind 408,14 Stun<strong>de</strong>n, im Halbjahr<br />

b) Warenannahme Liegeware: Die Ent­<br />

ladung <strong>de</strong>r Kartons dauert bei Anliefe­<br />

rung ohne Palette und nicht nach Artikel­<br />

positionen sortiert 13 s pro Karton. Bei<br />

<strong>de</strong>r Anlieferung <strong>de</strong>r Ware sortiert nach<br />

Artikelpositionen auf Palette beträgt die<br />

Entladung 5 s. Bei 570.651 Teilen im<br />

Geschäftshalbjahr und durchschnitdich<br />

30 Teilen pro Karton käme dies einer<br />

Einsparung von 152.174 Sekun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

42,27 Stun<strong>de</strong>n gleich.<br />

c) Kommissionierstufe / 1. Abschnitt<br />

Liegeware: Beim Öffnen und Zeriegen<br />

<strong>de</strong>r Kartons wird ein hoher Zeitaufwand<br />

durch Plastikbän<strong>de</strong>r und Klammern zum<br />

zusätzlichen Sichern veranlasst. Kartons<br />

ohne Plastikbän<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n im Durch­<br />

schnitt (Zeitaufnahme Nn 2-Nr 3) in 15 s<br />

geöffnet; Kartons, die zusätzlich gesichert<br />

sind (Zeitaufnahme Nr 1 und Nr 6) benö­<br />

tigen 10 s mehr Zeit. Hat <strong>de</strong>r Karton auf<br />

<strong>de</strong>r Unterseite noch Klammern, erhöht<br />

sich <strong>de</strong>r Zeitaufwand nochmals um 6 s.<br />

d) Kommissionierstufe / 1. Abschnitt<br />

Liegeware: Das Austüten <strong>de</strong>r Ware be­<br />

trägt pro Tüte im Mittel 9 s, egal wie viel<br />

Teile in einer Tüte verpackt sind. Bei 5<br />

Teilen pro Tüte beträgt <strong>de</strong>r Zeitaufwand<br />

pro 10 Teile also 18 s, bei 20 Teilen pro<br />

Tüte nur 4,5 s pro 10 Teile. Durch das<br />

Verpacken <strong>de</strong>r Teile eines Kartons in einer<br />

Tüte sinkt die Zeit für das Austüten auf<br />

Null Sekun<strong>de</strong>n.<br />

Kostenanalyse<br />

Da es sich bei <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Logistik um<br />

Gemeinkosten han<strong>de</strong>lt, können diese<br />

nicht direkt <strong>de</strong>m Kostenträger zugerech­<br />

net wer<strong>de</strong>n. Aus diesem Grund wer<strong>de</strong>n<br />

die Kosten <strong>de</strong>r Gesamtkostenstelle<br />

Logistik in einzelne Kostenstellen ent­<br />

sprechend <strong>de</strong>n Teilprozessen geglie­<br />

<strong>de</strong>rt. Somit wird erreicht, dass die Kosten<br />

<strong>de</strong>m Kostenträger entsprechend <strong>de</strong>r<br />

durchlaufenen Kostenstellen zugeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Die Kostenstellen <strong>de</strong>r Logistik<br />

Kostenstelle Logistik allgemein; so­<br />

dann Kostenstelle Liegeware wie Waren-<br />

459


CM Controller magazin 5/04 - Irina Hundt / Kerstin Filusch<br />

u<br />

s<br />

Q<br />

Die Teilprozesse <strong>de</strong>r Hänge- und Liegeware im Vergleich<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

NO'<br />

Teilprozesse<br />

Diagramm 1: Die Teilprozesse <strong>de</strong>r Hänge- und Liegeware im Vergleich<br />

Teilprozesse<br />

Kommissionierstufe /1. Abschnitt<br />

Ware aus <strong>de</strong>m Warenannahmelager zur<br />

I. Kommissionierzone fahren<br />

(Zeit für eine Artikelposition)<br />

I. Kommissionierstufe / 2. Abschnitt<br />

Ware von I. Kommissionierzone zur<br />

II. Kommissionierzone fahren<br />

(4 Paletten a 47 s)<br />

II. Kommissionierstufe<br />

Ware zum Nachsortieriager fahren<br />

(2 Palette a 65 s)<br />

Einlagern<br />

$0<br />

El llängeware<br />

• Liege wäre<br />

Zeiten für eine Artikelposition von 800 Teilen<br />

durchschnittlictier<br />

Lieferer<br />

in s<br />

7077<br />

150<br />

2002<br />

188<br />

3518<br />

130<br />

1234<br />

überdurchschnittlicher<br />

Lieferer<br />

in s<br />

Gesamt 14299 12229<br />

Tabelle 1: Vergleich zwischen durchschnittlichem und ijberdurchschnittlichem Lieferer<br />

annähme, Warenannahmelager, 1. Kom­<br />

missionierstufe, 11. Kommissionierstufe,<br />

Nachsortieriager, Nachsortierung.<br />

Die Kostenstellen Hängeware sind<br />

460<br />

Warenannahme, Warenannahmelager<br />

und 1. Kommissionierstufe (3. Ebene),<br />

II. Kommissionierstufe und Nach­<br />

sortierung (1. Ebene), Nachsortieriager<br />

(2. Ebene).<br />

Auf diese Kosten­<br />

stellen glie<strong>de</strong>rn sich<br />

die Kosten wie folgt<br />

auf (siehe Tabelle auf<br />

<strong>de</strong>r nächsten Seite<br />

oben).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Kosten eines<br />

Durchlaufes einer<br />

Artikelposition: In <strong>de</strong>r<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Tab. 2<br />

sind die Kosten für <strong>de</strong>n<br />

Durchlauf einer Artikel­<br />

position von 800 Teilen<br />

erfasst. Die Basis für die<br />

Berechnung <strong>de</strong>r direk­<br />

ten Personalkosten<br />

Warenwirtschaft bil­<br />

<strong>de</strong>n die Soll-Zeiten.<br />

Im Durchschnitt fallen<br />

für 10 Teile Hängeware<br />

2,75 EURO Logistik­<br />

kosten und für 10 Teile<br />

Liegeware 2,39 EURO<br />

Logistikkosten an.<br />

Zollware: Bei <strong>de</strong>r Zoll­<br />

ware erhöhen sich die<br />

Kosten <strong>de</strong>r Kostenstelle<br />

Warenannahmelager<br />

Die Zollware wird<br />

in <strong>de</strong>r Regel nach<br />

2 Tagen vom Zoll<br />

freigegeben. Das<br />

sind bei 800 Tei­<br />

len Liegeware<br />

2,40 EURO, bei<br />

800 Teilen Hänge­<br />

ware 8,00 EURO.<br />

Das heißt, Zoll­<br />

ware ist in je<strong>de</strong>m<br />

Fall teurer als zoll­<br />

freie Ware. Dies<br />

sollte bei <strong>de</strong>r Or­<br />

<strong>de</strong>r mit berück­<br />

sichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Freigabe durch<br />

<strong>de</strong>n Einkauf: Die<br />

eingegangene<br />

Ware verbleibt bis<br />

zur Freigabe vom<br />

Einkauf im Warenannahmelager. Im<br />

Durchschnitt sind das 2 Tage. Allerdings<br />

veriängert sich diese Wartezeit zum<br />

Saisonwechsel o<strong>de</strong>r bei Programmen er­<br />

heblich. Im Zeitraum März bis August


Kostenstelle Kosten<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Kosten Kostenstelle Logistik allgemein pro 10 Teile 1,04 EURO pro 10 Teile<br />

Kosten Warenannahime LW pro 10 Teile (ohne Personalkosten) 0,09 EURO pro 10 Teile<br />

Kosten Warenannahmelager pro 10 Teile je AT (ohne<br />

0,02 EURO pro lOTeile je AT<br />

Personalkosten)<br />

Kosten 1. Kommissionierstufe LW pro 10 Teile (ohne<br />

0,10 EURO pro 10 Teile<br />

Personalkosten)<br />

Kosten II. Kommissionierstufe LW pro 10 Teile (ohne<br />

0,14 EURO pro 10 Teile<br />

Personal-kosten)<br />

Kosten Nachsortierlager LW pro 10 Teile (ohne<br />

0,26 EURO pro 10 Teile<br />

Personalkosten)<br />

Kosten Nachsortierung LW pro 10 Teile (ohne Personalkosten) 0,14 EURO pro 10 Teile<br />

Kosten Warenannahme HW pro 10 Teile (ohne<br />

0,05 EURO pro 10 Teile<br />

Personalkosten)<br />

Kosten Warenannahmelager und 1. Kommissionierstufe HW pro<br />

10 Teile je AT (Personalkosten) 3. Ebene<br />

Kosten II. Kommissionierstufe und Nachsortierung HW pro 10<br />

Teile (ohne Personalkosten) 1. Ebene<br />

Kosten Nachsortierlager HW pro 10 Teile (ohne<br />

Personalkosten) 2. Ebene<br />

lagerten 31.286 Teile Hängeware über<br />

10 Arbeitstage und im Durchschnitt<br />

18 Arbeitstage.<br />

Bei <strong>de</strong>r Liegeware waren es 47.828 Teile<br />

mit einer durchschnittlichen Lagerzeit<br />

von 17 Arbeitstagen. Die daraus resultie­<br />

ren<strong>de</strong>n Kosten errechnen sich wie folgt:<br />

Kostenstelie<br />

bei <strong>de</strong>r Hängeware:<br />

31.286 Teile/10 * 0,05 EURO/10 Teile<br />

*18AT = 2.815,74 EURO<br />

bei <strong>de</strong>r Liegeware:<br />

47.828 Teile/10 * 0,02 EURO/10 Teile *<br />

17AT = 1.626,15 EURO.<br />

Die Kosten <strong>de</strong>s Durchlaufes einer<br />

Mt: Kosten<br />

Ilüngeuare Liegeware<br />

Kosten bei<br />

800 Teilen Kosten<br />

0,05 EURO pro lOTeile je AT<br />

0,29 EURO pro lOTeile<br />

0,95 EURO pro lOTeile<br />

Kosten bei<br />

800 Teilen<br />

Logistik allgemein FURO/ lOTeile 1,04 83,20 EURO 1,04 83,20 EURO<br />

Warenannahme EURO/ lOTeile 0.04 3,20 EURO 0,09 7,20 EURO<br />

Warenannahmelager<br />

(im Durch.schnilt 3 Tage)<br />

EURO/ lOTeile<br />

je AT 0,05 12.00 EURO 0,02 4.80 EURO<br />

I. Kommissionierstufe EURO/ lOTeile (für 2 AT)<br />

0,10 8.00 i:URO 0,10 8,00 EURO<br />

II: Kommissionierstufe EURO/ lOTeile 0.29 16,24 EURO 0,13 7,28 EURO<br />

Nachsortierlager EURO/ lOTeile 0.95 22,80 EURO 0,26 6,24 EURO<br />

Nachsortierung EURO/ lOTeile 0,29 6.96 EURO 0,14 3.36 EURO<br />

direkte Personalkosten tür EURO/h 12,55 (19462 s)<br />

67,85 EURO<br />

12,55 (20435 s)<br />

71,24 EURO<br />

Gesamtkosten 220.25 EURO 191,32 EURO<br />

Kosten pro 10 Teile 2.75 la.iRO 2.39 EURO<br />

Tabelle 2: Die Kosten eines Durchlaufes einer Artikelposition<br />

Diese Zahlen zeigen, dass eine zu frühe<br />

Or<strong>de</strong>r Geld kostet und die Lagerzeit so<br />

kurz wie möglich gehalten wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Das Controllingkonzept<br />

Das Controllingkonzept ist darauf ausge­<br />

richtet, die Soll-Zeiten für die einzelnen<br />

Teilprozesse zu be­<br />

rechnen. Die Grund­<br />

lage dieser Berech­<br />

nungen sind die<br />

Daten aus <strong>de</strong>r Datei<br />

„Warenbearbeitung.<br />

Freigabe" und die<br />

zusätzlichen Daten,<br />

die bei <strong>de</strong>r Warenan­<br />

nahmeaufgenom­ men wer<strong>de</strong>n müs­<br />

sen. Die Teilprozesse<br />

Nachsortierung und<br />

Tourenvorbereitung<br />

wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Soll-<br />

Zeiten-Berechnung<br />

außer acht gelassen.<br />

Für diese Teilpro­<br />

zesse wäre eine Be­<br />

messung und Doku­<br />

mentation <strong>de</strong>r Ist-<br />

Zeiten durch <strong>de</strong>n je­<br />

weiligen Mitarbeiter<br />

sehr aufwändig.<br />

461


CM Controller magazin 5/04 - Irina Hundt / Kerstin Filusch<br />

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Die erreciineten Soll-Zeiten bil<strong>de</strong>n die<br />

Basis zur Erstellung <strong>de</strong>s Waren-<br />

begleitblattes „Sollzeitblatt", die Datei<br />

„Uneriedigt" und die Datei „Kosten". In<br />

<strong>de</strong>r Datei Kosten fließen die Teilprozesse<br />

462<br />

0)<br />

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ß/7d 2; Der Datenfluß im Controllingsystem<br />

0)<br />

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TO<br />

CD<br />

Nachsortierung und Tourenvorbereitung<br />

wie<strong>de</strong>r mit ein.<br />

Der Datenfluss ist in Bild 2 dargestellt.<br />

Die Daten aus <strong>de</strong>r Datei „Warenbear­<br />

5


schie<strong>de</strong>nen Durchlaufzeiten <strong>de</strong>r einzel­<br />

nen Artikelpositionen in <strong>de</strong>r Datei „Soll-<br />

Ist-erl". Ebenfalls in dieser Datei dar­<br />

gestellt ist eine wichtige Produktivitäts­<br />

kennzahl, Ist-Bearbeitungszeit in Teile /h.<br />

Sie gibt je Artikelposition an, wieviel Teile<br />

pro Stun<strong>de</strong> bearbeitet wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r<br />

Datei „Istkosten" ist die Wirtschaft­<br />

lichkeitskennzahl „Kosten je 10 Teile" je­<br />

<strong>de</strong>s Artikels abgebil<strong>de</strong>t. Hier ist zu erken­<br />

nen, wie hoch die Logistikkosten <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Artikelpositionen sind.<br />

Durch die Auswertung <strong>de</strong>r Dateien „Soll-<br />

Ist-ed" und „Istkosten" ist die Ermittlung<br />

von weiteren Kennzahlen möglich, die in<br />

<strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n Tabelle dargestellt sind.<br />

Kennzahl<br />

Durchschnittliche Bearbeitungs­<br />

zeit <strong>de</strong>r einzelnen Teilprozesse<br />

Durchschnittliche Kommissio-<br />

nierkosten <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Teilprozesse<br />

Durchschnittliche Waren­<br />

annahmelagerkosten<br />

Zusammenfassung<br />

Durch das hier erarbeitete Controlling-<br />

Konzept ist die Möglichkeit gegeben, eine<br />

große Datenmenge zu erfassen und zu<br />

verarbeiten. Aufbauend auf dieser Fülle<br />

von Informationen kann ein vielfältiges<br />

Kennzahlensystem für die Logistik er­<br />

arbeitet wer<strong>de</strong>n, um die logistischen<br />

Prozesse besser zu überwachen und zu<br />

steuern.<br />

Die Soll-Zeit-Vorgabe für die wesentlichen<br />

Teilprozesse und die damit verbesserte<br />

Informationsversorgung über die Datei<br />

„Unerledigt" dient einer effizienteren Ar­<br />

beitsvorbereitung und <strong>de</strong>m damit ver­<br />

bun<strong>de</strong>nen effektiven Personaleinsatz.<br />

Die Kostenanalyse und die Aufteilung <strong>de</strong>r<br />

Kosten auf die einzelnen Teilprozesse ist<br />

ein erster Schritt, die Logistikkosten auf­<br />

zuschlüsseln. Sie wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Artikel­<br />

positionen bemühungskonform zuge­<br />

ordnet.<br />

Außer<strong>de</strong>m ermöglicht die Bereitstellung<br />

<strong>de</strong>r Soll-Zeiten und <strong>de</strong>r Soll-Kosten für die<br />

einzelnen Tätigkeiten, Kostenangebote<br />

bei Auftragsanfragen an die Logistik<br />

durch an<strong>de</strong>re Textilfirmen zu erarbeiten.<br />

Abgeleitet wur<strong>de</strong>n vor allem aus <strong>de</strong>n<br />

Aussagen zu <strong>de</strong>n Zeitaufnahmen An­<br />

for<strong>de</strong>rungen an die Lieferanten, um im<br />

eigenen Unternehmen Zeit und Kosten<br />

zu sparen.<br />

Erläuterung<br />

Indikator für die Geschwindigkeit,<br />

mit<strong>de</strong>rdieArtikelpositionenin<strong>de</strong>n<br />

Teilprozessen bearbeitet wer<strong>de</strong>n,<br />

dient <strong>de</strong>r Erschließung von<br />

Rationalisierungspotenzialen und<br />

<strong>de</strong>r leistungsgerechten Beur­<br />

teilung <strong>de</strong>r Mitarbeiter in <strong>de</strong>r<br />

Logistik.<br />

Ausweis <strong>de</strong>r Kosten einzelnerTeil-<br />

prozesse, Ermittlung differenziert<br />

nach Lieferanten o<strong>de</strong>r Waren­<br />

gruppen.<br />

Liefert bei <strong>de</strong>r Differenzierung<br />

nach Warengruppen o<strong>de</strong>r Liefe­<br />

ranten wertvolle Hinweise auf<br />

überproportional hohe Kosten.<br />

Der ebenfalls nun mögliche Vergleich<br />

<strong>de</strong>r Kosten einer Kommissionierung im<br />

Haus und als Fremdauftrag zeigte durch­<br />

schnittlich dreimal höhere Kosten <strong>de</strong>s<br />

Fremdauftrages und zwingt so <strong>de</strong>n Ein­<br />

kauf zu einem besser abgestimmten Be­<br />

stellrhythmus, um unnötige Arbeitsbe­<br />

lastungen zu vermei<strong>de</strong>n und somit auch<br />

Kosten zu sparen. •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

31 32 37 S A L<br />

zielsicher<br />

CAP<br />

Controller's<br />

Advanced Program<br />

Projekte<br />

erfolgreich durchsetzen<br />

20. bis 25. Februar 2005<br />

Ausbalancierte Strategien zur<br />

Durchsetzung und Kommunikation<br />

aktueller Vorhaben <strong>de</strong>r<br />

Seminarteilnehmer/Innen.<br />

Change Management<br />

durch Controlling<br />

13. bis 18. März 2005<br />

Theorie-Inputs und Praxisbeispiele<br />

entlang <strong>de</strong>r typischen sechs Phasen<br />

einer Verän<strong>de</strong>rung-Arbeit an<br />

eigenem Beispiel.<br />

Person & Kommunikation<br />

24. bis 29. April 2005<br />

Standortbestimmung und<br />

Maßnahmenplan zur persönlichen<br />

und beruflichen Weiterentwicklung<br />

entwerfen.<br />

• Das erfolgreiche Team<br />

3. bis 8. Juli 2005<br />

Sitzungen vorbereiten, leiten,<br />

auswerten-was tun bei Störfaktoren<br />

von innen und außen - Kick-off-Meeting<br />

Ä bei Projekten-Gruppenprozesse<br />

B; erkennen und kompetent steuern.<br />

a Controller<br />

jetzt buchen<br />

aka<strong>de</strong>mie<br />

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CM Controller magazin 5/04 - Andreas Jetzer<br />

DIE SINNFRAGE<br />

CONTROLLING<br />

von Andreas Jetzer, Basel<br />

Was will Controlling bewirken? Was ist<br />

seine Basis und was seine Ausrichtung?<br />

Man meint es zu wissen und doch kön­<br />

nen schon wenige Fragen sehr irritierend<br />

sein. Nicht unbedingt im Diskurs unter<br />

seinesgleichen (wie vielleicht in diesem<br />

Magazin), aber wenn man hinaus geht in<br />

die Welt und zu <strong>de</strong>n großen Herausfor<strong>de</strong>­<br />

rungen unserer Zeit, dort wo Menschen<br />

zählen und nicht einfach zur Zahl ver­<br />

kommen wollen, dort kann es zwiespäl­<br />

tig sein. Und einmal beantwortet heißt<br />

ja auch nicht für immer beantwortet.<br />

Hier wird einmal mehr für eine möglichst<br />

integrative Sicht und Auffassung plädiert.<br />

Controlling als Beitrag zur Lebensquali­<br />

tät, was heißt, <strong>de</strong>n Menschen ins Zen­<br />

trum und die Frage nach <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Sinn zentral zu stellen. Insofern auch eine<br />

Abgrenzung gegenüber <strong>de</strong>n Wirtschafts­<br />

wissenschaften, wo es primär um Effi­<br />

zienz und Maximierung geht. „Die richti­<br />

gen Dinge tun" bleibt existenziell. Was<br />

aber ist richtig und richtig für wen?<br />

Prämisse: Controlling als Quer­<br />

schnittsfunktion...<br />

Controlling als Arbeitsfeld bleibt er­<br />

klärungsbedürftig, und die Assoziation<br />

mit „Kontrolle" nach wie vor weit verbrei­<br />

tet. Viele Controllerinnen und Controller<br />

können dies empirisch bestätigen. Fragt<br />

man drei unbefangene Personen nach ei­<br />

ner kurzen Definition für Controlling, re­<br />

sultieren mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

drei ziemlich unterschiedliche Beschrei­<br />

bungen; auch das ist Controlling-Alltag.<br />

Durch die Reduktion auf „Zahlen-Mana­<br />

gement" verflüchtigt sich auch das Con­<br />

464<br />

trolling; ein Grund, weshalb die Veran­<br />

staltungen und Angebote <strong>de</strong>r Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie eine solche Reduktion kaum<br />

zulassen, im Gegenteil. Vor gut zehn jäh­<br />

ren schrieb Gerhard Römer in einer Aus­<br />

gabe <strong>de</strong>s Controller Magazin, dass auf­<br />

fallend wenig von einer Philosophie <strong>de</strong>s<br />

Controlling die Re<strong>de</strong> sei^ Persönlich hat<br />

mich diese Dimension immer wie<strong>de</strong>r in­<br />

teressiert: Controller sein, heißt auf <strong>de</strong>m<br />

WEG sein, womit auch die Sinnfrage an­<br />

gelegt ist, <strong>de</strong>nn das Wort „Sinn" be<strong>de</strong>u­<br />

tet ursprünglich „Weg" o<strong>de</strong>r „Rich­<br />

tung". Controllerinnen und Controller<br />

sind also immer auch Begleiter und<br />

Change-Managerinnen bei unterschied­<br />

lichsten Entwicklungsprozessen. Darin<br />

ist zu akzeptieren, dass es mehr Fragen<br />

Andreas Jetzer, langjähriger<br />

Controller, seit 2001 im Stab<br />

<strong>de</strong>r Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

tätig<br />

empfun<strong>de</strong>n. Beispielsweise konstatier­<br />

ten Fachpersonen in <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit<br />

die zunehmen<strong>de</strong> Ökonomisierung und<br />

Verdinglichung durch <strong>de</strong>rartigen Enthu­<br />

siasmus. Konfrontiert mit solcher Pole­<br />

mik war und ist ein differenziertes Con­<br />

trolling-Verständnis hilfreich. Controlling<br />

nicht als weitere Disziplin, welche „An­<br />

<strong>de</strong>re" überheblich und voreilig bedrängt<br />

(ohne sich dabei selbst in einen<br />

Lernprozess zu begeben), son<strong>de</strong>rn<br />

aufgefasst als Querschnittsfunktion.<br />

Wenn Controlling nur als weiterentwik-<br />

kelte Buchhaltung (z.B. nach vorne) o<strong>de</strong>r<br />

IT-lnstrument aufgefasst wird („a fool<br />

with a tool is still a fool"), bleibt die<br />

Klärung schwierig und mein Controlling-<br />

Beitrag diffus.<br />

Querschnittsfunktionen -> Qualitätsmanagement Controlling etc.<br />

Disziplinen 4<br />

Realwissenschaften<br />

Sozialwissenschaften<br />

Wi rtschaftswissenschaften<br />

etc.<br />

als Antworten gibt und letztere selten<br />

abschließend formuliert wer<strong>de</strong>n können.<br />

Controlling als Denkweise („Denk­<br />

zeug"), welche(s) Grenzen aufzulösen<br />

vermag.<br />

Begeistert von einer <strong>de</strong>rartigen Auf­<br />

fassung habe ich vor jähren die Privat­<br />

wirtschaft verlassen, um in (für mich)<br />

neue Gebiete vorzustoßen. Dort blieb<br />

diese Begeisterung zunächst relativ ein­<br />

seitig, wur<strong>de</strong> oft sogar als Bedrohung<br />

Controlling in <strong>de</strong>m hier verstan<strong>de</strong>nen<br />

Sinne will inter-disziplinär wirken, ist<br />

„Stoff" zwischen <strong>de</strong>n Disziplinen. Be<br />

züglich Wissen schaffen ist Controlling<br />

formal, real und i<strong>de</strong>al zugleich. Damit<br />

begünstigt Controlling auch kontra­<br />

diktorisches Denken. Mit diesem An­<br />

spruch können Controlling-Prinzipien<br />

Unternehmungen als lernen<strong>de</strong>, sich<br />

entwickeln<strong>de</strong> Systeme för<strong>de</strong>rn und<br />

Arbeitsprozesse auf eine zusätzliche<br />

Art bereichern.


... und die zentrale Frage <strong>de</strong>r Legitimität<br />

Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Werte-Diskussion (Enron, Worldcom,<br />

Distefora, Tyco, ABB, Parmalat, A<strong>de</strong>cco<br />

etc.) ist mir noch bewusster gewor<strong>de</strong>n,<br />

wie wichtig eine klare Unterscheidung<br />

von Controlling gegenijber an<strong>de</strong>ren Dis­<br />

ziplinen und namentlich <strong>de</strong>n Wirtschafts­<br />

wissenschaften ist. In <strong>de</strong>n Wirtschafts­<br />

wissenschaften scheint nämlich das pri­<br />

märe Ziel weitgehend gegeben: Gewinn.<br />

Entsprechend geht es in <strong>de</strong>r Folge um<br />

Effizienz, Optimierung, Maximierung.<br />

Controlling wür<strong>de</strong> darin sozusagen auf<br />

die operative Ebene reduziert. Vor <strong>de</strong>m<br />

„die Dinge richtig tun" kommt aber<br />

das strategische „die richtigen Dinge<br />

tun". Deshalb arbeitet die Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie schon immer mit <strong>de</strong>m ausge­<br />

wogenen WEG-Symbol. Gewinn ist darin<br />

nicht einfach Selbstzweck, son<strong>de</strong>rn im<br />

I<strong>de</strong>alfall Beitrag zur nachhaltigen Gesund­<br />

erhaltung resp. Gesundung.<br />

So verstan<strong>de</strong>n stellt Controlling mit <strong>de</strong>r<br />

Frage nach „die richtigen Dinge tun"<br />

immer auch die Frage nach <strong>de</strong>m Sinn<br />

und nach <strong>de</strong>r Legitimität. Das geriet für<br />

einige Zeit in Vergessenheit, ist heute je­<br />

doch wie<strong>de</strong>r erfreulich aktuell (Rückbe­<br />

sinnung). Gelebte Untemehmensethik<br />

unterstellt das Erfolgsstreben ausgerich­<br />

tet an <strong>de</strong>r Legitimität, womit unterneh­<br />

merisches Han<strong>de</strong>ln verantwortungsvol­<br />

ler wird. Strategische Klugheit gepaart<br />

mit ethischer Reflexion stimuliert die<br />

Kompetenz zu normativer Einfluss­<br />

nahme, womit sich dispositive (o<strong>de</strong>r tak­<br />

tische), operative und strategische<br />

Handlungs-Ebenen sinnvoll ergänzen.<br />

Erfahrungen in <strong>de</strong>r öffendichen Verwal­<br />

tung und in sozialen Institutionen haben<br />

mich gelehrt, dass ein ganzheitliches<br />

Controlling sehr wohl interessiert auf­<br />

genommen wird, insofern nicht nur Phra­<br />

sen und Überheblichkeit, son<strong>de</strong>rn enga­<br />

gierte Menschen und Substanz wahrge­<br />

nommen wer<strong>de</strong>n können. <strong>Als</strong> NPM-Pro-<br />

jekt (New Public Management) getarnte<br />

Sparübung, verpackt in einseitige Ge­<br />

winnmaxlmierung, o<strong>de</strong>r als Ausdruck<br />

von Misstrauen getriebene Kontrollen<br />

wird es an<strong>de</strong>rerseits schnell durchschaut.<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

01 06 09 P F G<br />

Drei wesentliche Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

an das Controlling<br />

Mensch und Kybernetik<br />

Der Ausdruck „Kybernetik" ist griechi­<br />

schen Ursprungs und be<strong>de</strong>utet in etwa<br />

„Steuerkunst" o<strong>de</strong>r „Kunst <strong>de</strong>s Lenkens",<br />

womit auch Controllerinnen und Control­<br />

ler (spätestens über das Stichwort „Navi-<br />

gation"/Lotsendienst) mit „im Boot" sind.<br />

„Er wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r neuesten Zeit von Nor­<br />

bert Wiener zur Bezeichnung von Selbst­<br />

steuerungsvorgängen aller Art einge­<br />

führt und umfasst seither die entschei­<br />

<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Entwicklungsprinzipien auf fast<br />

allen Gebieten <strong>de</strong>r Wissenschaft und <strong>de</strong>r<br />

Technik. Ein kybernetisches System liegt<br />

<strong>de</strong>mnach überall dort vor, wo Kausal­<br />

faktoren so angeordnet sind, dass ihr<br />

Gefüge sich selbst steuert; man spricht<br />

dann auch von einer automatischen<br />

Struktur o<strong>de</strong>r von einem „Automaten"^<br />

In <strong>de</strong>r Literatur ist die Definition von „Ky­<br />

bernetik" relativ uneinheidich und be­<br />

son<strong>de</strong>rs kritisch bezüglich einem entschei­<br />

<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Punkt: <strong>de</strong>m Menschen. Dieser ist<br />

in mehrfacher Hinsicht keinesfalls <strong>de</strong>r<br />

vollkommenste Automat, wie er zuwei­<br />

len aufgefasst wird. Der „unvollkomme­<br />

ne" Mensch ist nämlich we<strong>de</strong>r durch sei­<br />

ne materielle und biologische Funktion,<br />

noch durch die Außeneinflüsse seiner<br />

sozialen Umwelt ausschließlich und rest­<br />

los bestimmt, son<strong>de</strong>rn bestimmt sich<br />

selbst zu En<strong>de</strong>. „Der Mensch ist von Natur<br />

und Gesellschaft her nicht absolut festge­<br />

legt, son<strong>de</strong>rn relativ offen, sich selbst ge­<br />

geben und darin auf-gegeben"l Mensch<br />

sein heißt nicht automatisch zu leben.<br />

Controlling <strong>de</strong>nkt und wirkt viel in sol­<br />

chen (kybernetischen) Regelkreisen, Mo­<br />

<strong>de</strong>llen und Konstrukten. Das kann nütz­<br />

lich sein, för<strong>de</strong>rt die Abstraktion und gilt<br />

als wissenschaftlich. Aber es ist ebenso<br />

wichtig, die Grenzen dieser leblosen<br />

Artefakte zu erkennen und Übersteue­<br />

rung zu verhin<strong>de</strong>rn. „Störungen", Wi<strong>de</strong>r­<br />

sprüche und an<strong>de</strong>rseitige „Lebens­<br />

zeichen" <strong>de</strong>r Beteiligten bleiben nämlich<br />

für <strong>de</strong>n menschlichen Lern- und Ent­<br />

wicklungsprozess zentral; und diese zu<br />

unterdrücken, „auszuschalten" o<strong>de</strong>r zu<br />

negieren <strong>de</strong>m Mensch-Sein insgesamt<br />

abträglich.<br />

Denn schon Ashby ebenfalls ein Wegbe­<br />

reiter <strong>de</strong>r Kybernetik, warnte davor, Ab­<br />

weichungen von Planzielen grundsätz­<br />

lich als Störung zu begreifen, weil <strong>de</strong>r<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Versuch, eine störungsfreie Welt zu schaf­<br />

fen, eine maximal gestörte Wirklichkeit<br />

erzeugen kann".<br />

Die allgegenwärtige Ökonomisierung<br />

Dass Industrie und Privatwirtschaft nach<br />

ökonomischen Prinzipien funktionieren,<br />

ist zweckdienlich. In jüngerer Zeit kann<br />

einfach festgestellt wer<strong>de</strong>n, dass diese<br />

Ökonomisierung zunehmend auch in <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Verwaltung und in öffentli­<br />

chen Diensten (Gesundheit, Bildung, so­<br />

ziale Wohlfahrt etc.) Einzug hält. Ein wich­<br />

tiges Co<strong>de</strong>-Wort in diesem Zusammen­<br />

hang lautet NPM: New Public Manage­<br />

ment o<strong>de</strong>r Neues Steuerungsmo<strong>de</strong>ll; <strong>de</strong>r<br />

Bezug zum Controlling muss damit nicht<br />

bemüht wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn stellt sich fast<br />

automatisch ein; in <strong>de</strong>r Tat gibt es zahlrei­<br />

che Gemeinsamkeiten zwischen Con­<br />

trolling und NPM.<br />

Diese Entwicklung, welche viele Gesell­<br />

schaften betrifft, ist nicht so sehr Aus­<br />

druck einer Legitimationskrise im Sozial­<br />

staat, son<strong>de</strong>rn vorab eine Strukturkrise<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Finanzen. Lange Zeit<br />

habe ich dabei relativ einseitig das für<br />

einen einfachen Bürger naheliegendste<br />

wahrgenommen, nämlich eine bestimm­<br />

te bürokratische Ineffizienz im Staats­<br />

haushalt und die weitverbreitete Selbst­<br />

genügsamkeit eines oft undurchsichti­<br />

gen Verwaltungsapparates. Die Sensi­<br />

bilisierung für eine Dienst(-am-Bürger)<br />

leistung und <strong>de</strong>r damit zusammenhän­<br />

gen<strong>de</strong>n Miteinbeziehung von Wirkungen<br />

schien mir folglich angebracht und not­<br />

wendig zugleich.<br />

Nun wur<strong>de</strong>n jedoch ambivalente Reform-<br />

und Spar-Bemühungen auf unstatthafte<br />

Art so durcheinan<strong>de</strong>r gebracht, dass heu­<br />

te ein sehr bemerkenswerter Sachver­<br />

halt resultiert: „Die mit NPM vorgeschla­<br />

gene Lösung <strong>de</strong>r Staatsfinanzkrise soll<br />

<strong>de</strong>n lokalen Unternehmen die besten<br />

Voraussetzungen bieten, um internatio­<br />

nal erfolgreich expandieren zu können.<br />

Sie ist damit ein Bestandteil <strong>de</strong>r umfas­<br />

sen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Entwicklungsbedingungen, gesellschaft­<br />

lichen Kräfteverhältnisse und politischen<br />

Steuerungsformen, die bereits in <strong>de</strong>n sieb­<br />

ziger fahren eingesetzt haben: Diese Ver­<br />

än<strong>de</strong>rungen sind in beson<strong>de</strong>rer Weise<br />

durch eine massive Umverteilung von<br />

Einkommen zugunsten <strong>de</strong>r Gewinne und<br />

zu Lasten <strong>de</strong>r Löhne und Gehälter ge­<br />

kennzeichnet... Dass diese Strategie <strong>de</strong>r<br />

Krisenbereinigung damit zu Lasten <strong>de</strong>r<br />

465


CM Controller magazin 5/04 - Andreas Jetzer<br />

großen Mehrheit <strong>de</strong>r Bevölkerung geht,<br />

sowohl <strong>de</strong>r Lohnabhängigen, von <strong>de</strong>ren<br />

Einkommen die erfor<strong>de</strong>rlichen Finanz­<br />

mittel abgeschöpft wer<strong>de</strong>n (indirekte<br />

Steuern, Gebühren), wie <strong>de</strong>r Nutzerinnen<br />

und Nutzer von öffentlichen Diensten,<br />

zu <strong>de</strong>ren Lasten die Leistungsein­<br />

schränkungen gehen, braucht an dieser<br />

Stelle nicht mehr weiter ausgeführt zu<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Geht es tatsächlich um die Vertiefung<br />

gesellschaftlicher Ungleichheiten zum<br />

Zwecke einer besseren Abstimmung auf<br />

die Bedürfnisse von Wirtschaftsstand­<br />

orten und <strong>de</strong>ren „Funktionäre", wie<br />

Alessandro Pelizzari eindrücklich dariegt?<br />

Wem nützt letztlich dieses penetrante<br />

und einseitige Diktum von „Es-muss-ge-<br />

spart-wer<strong>de</strong>n"? Und wie kann <strong>de</strong>n Men­<br />

schen in einem solchen Kontext trotz<br />

allen Widrigkeiten glaubwürdig vermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass ihre (Arbeits) Welt sinnvoll<br />

mitgestaltet wer<strong>de</strong>n kann?<br />

Lebensqualität begreifen<br />

„Qualität be<strong>de</strong>utet das Erfüllen von Er­<br />

wartungen und Erfor<strong>de</strong>rnissen"*. Diese<br />

lakonische Definition aus einem NPM-<br />

Lehrbuch scheint mir bezeichnend. Da­<br />

nach befasst sich ein umfassen<strong>de</strong>s<br />

Qualitätsmanagement mit Fragen <strong>de</strong>r<br />

Effizienz, <strong>de</strong>r Effektivität sowie <strong>de</strong>r Ange­<br />

messenheit von (staatlich) produzierten<br />

Leistungen. Die Sinnfrage rückt einmal<br />

mehr in <strong>de</strong>n Hintergrund. Aus meiner<br />

Sicht und in einem Satz ist Qualität das­<br />

jenige, was immer mehr abhan<strong>de</strong>n<br />

kommt.<br />

Ein Grund für diese Ten<strong>de</strong>nz liegt viel­<br />

leicht darin, dass sich betriebliche Quali­<br />

tät allzu oft auf Programme, Prozesse<br />

und Produkte bezieht und immer weni­<br />

ger auf uns Menschen. Durch diese Me­<br />

chanisierung <strong>de</strong>r Qualität gerät Zentra­<br />

les aus <strong>de</strong>m Blickwinkel: Mitmenschlich­<br />

keit, lärmfreie Zeit, saubere Luft, reines<br />

Wasser, unversehrte Landschaften... Le­<br />

bensqualität war allerdings zu keiner Zeit<br />

etwas rein objektives, son<strong>de</strong>rn setzt sich<br />

zusammen aus objektiven und subjekti­<br />

ven Faktoren. So lässt sich beispielswei­<br />

se „die Lebensqualität <strong>de</strong>sjenigen, <strong>de</strong>r<br />

seine Ansprüche soweit reduziert, dass<br />

er mit objektiv sehr schlechten Bedin­<br />

gungen zufrie<strong>de</strong>n ist, nicht von <strong>de</strong>r Le­<br />

bensqualität <strong>de</strong>sjenigen unterschei<strong>de</strong>n.<br />

466<br />

<strong>de</strong>r mit seinem Leben zufrie<strong>de</strong>n ist, weil<br />

er bisher alle angestrebten Ziele erreicht<br />

hat". Entschei<strong>de</strong>nd bleibt <strong>de</strong>shalb, wie<br />

sich Menschen fühlen, und das weiß<br />

je<strong>de</strong>r für sich am besten.<br />

Meinerseits stelle ich fest, dass das Ver­<br />

trauen in die Wirtschaft und <strong>de</strong>ren Kapi­<br />

täne signifikant geschwun<strong>de</strong>n ist. Eine<br />

gefährliche Mischung aus Maßlosigkeit<br />

und Machbarkeitsglaube ist gleichzeitig<br />

durchschaut und entzaubert und durch<br />

Ernüchterung ersetzt wor<strong>de</strong>n. Ernüchtert<br />

stelle ich fest, dass es ein<strong>de</strong>utig zu viele<br />

Veriiererinnen und Verlierer gibt, und das<br />

(sagt mein „Kopf" und „Bauch") kann auf<br />

die Dauer nicht gut gehen und fühlt sich<br />

überhaupt nicht gut an.<br />

<strong>Als</strong> Controller habe ich zahlreiche Mög­<br />

lichkeiten, das Geschehen auf die eine<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Seite mit zu gestalten. Zwei<br />

für mich bewährte Ansatzpunkte dabei<br />

sind Transparenz und Verbindlichkeit;<br />

bei<strong>de</strong>s seit je her zentrale Controlling-<br />

Anliegen. Transparenz beginnt bereits<br />

bei <strong>de</strong>r Wortwahl. Begriffe sollen geklärt<br />

und von unnötigem largon befreit wer­<br />

<strong>de</strong>n, was sehr entlarvend sein kann.<br />

Transparenz selbstverständlich auch<br />

bezüglich Informationen, Prozessen und<br />

Entschei<strong>de</strong>n. Transparenz sensibilisiert<br />

nicht nur für Täuschungen und Willkür,<br />

son<strong>de</strong>rn sie för<strong>de</strong>rt insbeson<strong>de</strong>re Offen­<br />

heit und Engagement. Und letzteres ist<br />

für prosperieren<strong>de</strong> Unternehmen eine<br />

sehr wertvolle Qualität. Controllerinnen<br />

und Controller sind auch gut beraten,<br />

noch vermehrt Verbindlichkeiten zu be­<br />

günstigen, <strong>de</strong>nn Unverbindlichkeit ist<br />

die Krankheit unserer Zeit. Verbindlich­<br />

keit ist zunächst eine Absage an Kurz­<br />

sichtigkeit und Beliebigkeit, und sie<br />

unterstützt Eigenverantwortung und<br />

Nachhaltigkeit. Verbindlichkeit verbin­<br />

<strong>de</strong>t Menschen auf eine positive Weise,<br />

weil sie fast immer Ausdruck von Wert­<br />

schätzung ist. Das fühlt sich normaler­<br />

weise gut an!<br />

Am Puls <strong>de</strong>s Lebens bleiben - Ein<br />

Schlussgedanke<br />

Controlling, so scheint mir, hat eine be­<br />

stimmte Affinität zum Beruf von Ärztin­<br />

nen und Ärzten. Ich erinnere an die<br />

Stichworte Anamnese, Diagnose, The­<br />

rapie, welche auch in <strong>de</strong>r Unternehmens-<br />

steuerung (z.B. „Vier-Fenster-Formular")<br />

eine vielfache Be<strong>de</strong>utung haben. Es mag<br />

etwas verrückt tönen, aber eine klare<br />

Vorstellung von Leben und Tod scheint<br />

mir für bei<strong>de</strong> Berufe entschei<strong>de</strong>nd. In<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit gab es Beispiele, wo<br />

Unternehmen sinngemäß „tot" waren<br />

und niemand hat es realisiert! Dass ein<br />

Informatiker o<strong>de</strong>r ein Buchhalter das<br />

nicht merken (will), kann nachvollzo­<br />

gen wer<strong>de</strong>n. Dass ein Manager dies nicht<br />

merkt, ist <strong>de</strong>shalb möglich, weil Mana­<br />

ger (und weniger ausgeprägt auch Ma­<br />

nagerinnen) manchmal ziemlich von <strong>de</strong>r<br />

Realität (und vom Lebendigen) entfrem­<br />

<strong>de</strong>t sind. Einer Controllerin o<strong>de</strong>r einem<br />

Controller kann „Krankheit" und „Tod"<br />

seiner Patientin o<strong>de</strong>r seines Patienten<br />

jedoch niemals unbemerkt bleiben,<br />

<strong>de</strong>nn gleichsam <strong>de</strong>n Ärztinnen und Ärz­<br />

ten kennen sie <strong>de</strong>ren Zeichen und Sym­<br />

ptome recht gut. Selbstverständlich ist<br />

auch bei<strong>de</strong>n, dass sie sich bei ihrer Ein­<br />

schätzung niemals nur auf Analyse­<br />

resultate und „Monitore" beschränken,<br />

son<strong>de</strong>rn immer auch direkt am „Puls<br />

<strong>de</strong>s Lebens" vergewissem. Unersetz­<br />

lich bleibt <strong>de</strong>r Augenblick von Mensch<br />

zu Mensch.<br />

Fußnoten<br />

1 Controller Magazin 1/93, Seite 4;<br />

Philosophie und Controlling; Gerhard<br />

Römer, Hamburg<br />

2 Beck Heinrich; Kulturphilosophie <strong>de</strong>r<br />

Technik; Spee-Verlag Trier, 1979,<br />

S. 137<br />

3 2)S. 152<br />

4 Zitiert nach Controller Magazin<br />

2/98; S. 95; Controlling in kyberneti­<br />

scher Sicht; Lothar Weisser, Villin­<br />

gen-Schwenningen<br />

5 Pelizzari Alessandro; Die<br />

Ökonomisierung <strong>de</strong>s Politischen;<br />

UVK Verlagsgesellschaft; 2001;<br />

Seite 159<br />

6 Schedler, Kuno; Proeller, Isabelle; New<br />

Public Management; UTB 2132; 2000;<br />

Seite 65<br />

7 Zitiert nach Psychiatrische Praxis,<br />

3/1995; S. 97; ist Lebensqualität<br />

messbar?; Reinhold Kilian •


Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

06 07 22 G P F<br />

CONTROLLING­<br />

MYTHEN<br />

von Frank-Jürgen Witt, Kenzingen<br />

Unternehmen sind auch nur Menschen.<br />

Und Menschen haben sich schon immer<br />

an Leitbil<strong>de</strong>rn orientiert. Deshalb gibt es<br />

auch in Unternehmen spezielle Leitbil<strong>de</strong>r,<br />

Sagen, Erfolgsmenschen und Erfolgs-<br />

stories. Dies alles wird in Unternehmens­<br />

mythen unternehmenskulturell bewahrt<br />

und weitergegeben. Der folgen<strong>de</strong> Beitrag<br />

zeigt - im Rahmen <strong>de</strong>r revitalisierten Per­<br />

spektive von Controller's Psychologie -<br />

fiJr <strong>de</strong>n Controllingbereich diverse My­<br />

then, ihre Grundlagen und Aussagen,<br />

aber insbeson<strong>de</strong>re auch ihre empirisch<br />

erhobene praktische Be<strong>de</strong>utung auf.<br />

1 UNTERNEHMENS- UND CON­<br />

TROLLINGKULTUR: DER NÄHR­<br />

BODEN VON CONTROLLINGMYTHEN<br />

Controller's Psychologie wird inzwi­<br />

schen wie<strong>de</strong>r neu ent<strong>de</strong>ckt (vgl. z. B.<br />

Weber / Riesenhuber 2002). Eine spezi­<br />

elle Rahmenbedingung für solche ver­<br />

haltenswissenschaftlichen Aspekte bil­<br />

<strong>de</strong>t dabei die Unternehmenskultur Die<br />

Unternehmenskultur beeinflusst wie­<br />

<strong>de</strong>rum die<br />

• Controllingkultur,<br />

• Controllingsprache.<br />

Bei<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rum bil<strong>de</strong>n einerseits <strong>de</strong>n<br />

Nährbo<strong>de</strong>n für Unternehmensmythen;<br />

an<strong>de</strong>rerseits beeinflussen sie auch die<br />

diversen Kulturen im Unternehmen. Des­<br />

halb zunächst ein Blick auf die Con­<br />

trollingkultur Es gibt fünf unterschieliche,<br />

in <strong>de</strong>r Controllingpraxis empirisch zu<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren<strong>de</strong> Controllingkultur-Typen<br />

(Witt 1994), nämlich<br />

• Typ 1: das primär nur kosten­<br />

rechnerisch fundierte und dort<br />

stagnieren<strong>de</strong> Controlling<br />

• Typ 2: das strategisch<br />

entwicklungsorientierte Con­<br />

trolling<br />

• Typ 3: das personengebun<strong>de</strong>ne<br />

Controlling<br />

J Typ 4: das extern und beratungs-<br />

induzierte Controlling<br />

• Typ 5: das wertkettenbezogene<br />

Prozesscontrolling<br />

In <strong>de</strong>n vier üblicherweise unterschiedlichen<br />

Typen <strong>de</strong>rUnternehmenskulturWork-hard,<br />

Tough-guy, Process-Culture und Bet-your-<br />

Company sind diese fünf Controllingkultur-<br />

Typen jeweils unterschiedlich gewichtet<br />

anzutreffen. Dies veranschaulicht Abb. 1<br />

(nach Witt 1994, 5).<br />

Aus Abb. 1 wird <strong>de</strong>utlich: Es besteht tat­<br />

sächlich ein signifikant enger Zusammen­<br />

hang zwischen Controlling- und Unter­<br />

nehmenskultur Denn<br />

• zum einen fin<strong>de</strong>n sich bestimmte<br />

Controllingkultur-Typen in spezifi­<br />

schen Unternehmenskulturen domi­<br />

nant wie<strong>de</strong>r (vgl. z. B. die „Kosten­<br />

rechnung" innerhalb <strong>de</strong>r „Work hard,<br />

play hard"-Kultur o<strong>de</strong>r auch das<br />

personengebun<strong>de</strong>ne Controlling un­<br />

terhalb <strong>de</strong>s Haupttyps „Tough guy")<br />

• zum an<strong>de</strong>ren ließ sich durch einen<br />

Zeitvergleich nachweisen, dass eine<br />

gegenseitige Beeinflussung zwischen<br />

Unternehmens- und Controllingkultur<br />

voriiegt:<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Prof. Dr. Frank-Jurgen Witt, Transfer-Institut<br />

Management&Controlling TI M&C, Kenzingen/<br />

Freiburg - timuc@witt.li<br />

Die Unternehmenskultur hemmt<br />

bzw. för<strong>de</strong>rt offensichtlich solche<br />

Controllingkulturen, die ihr fern-<br />

bzw. nahestehen. So ist beispiels­<br />

weise eine stark nur kosten­<br />

rechnerisch und produkt­<br />

orientierte Controllingkultur eng<br />

mit <strong>de</strong>r „Work hard, play hard"-<br />

Kultur verbun<strong>de</strong>n, die ja wie<strong>de</strong>r­<br />

um vorwiegend das am kurz­<br />

fristigen Erfolgsziel orientierte<br />

Han<strong>de</strong>ln - etwa eines Produkt­<br />

o<strong>de</strong>r Projektmanagers - kulturell<br />

forciert. Entsprechend kommt<br />

daher - in einer konträren Sicht -<br />

etwa <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n externen<br />

(Beratungs)kontakt stark mitge­<br />

prägten Controllingkultur inner­<br />

halb dieser „Work hard, play<br />

hard"-Kultur eine wesentlich ge­<br />

ringere Be<strong>de</strong>utung zu, da eine sol­<br />

che Controllingauslegung eher<br />

ganzheitlich ansetzt o<strong>de</strong>r zumin­<br />

<strong>de</strong>st Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzen zwischen<br />

einzelnen Entscheidungs- und<br />

Controllingobjekten offenlegt; die­<br />

ses eher gegen das abgegrenzte<br />

Einzelkämpfertium gerichtete Con­<br />

trolling wi<strong>de</strong>rspricht somit <strong>de</strong>r<br />

„Work hard, play hard"-Kultur.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re die beratungsindu-<br />

zierte - und damit importierte,<br />

nicht originär gewachsene - so­<br />

wie die wertkettenorientierte Con­<br />

trollingkultur sind geeignet,<br />

Unternehmenskulturen zumin­<br />

<strong>de</strong>st ten<strong>de</strong>nziell zu verän<strong>de</strong>rn.<br />

Vor allem wer<strong>de</strong>n die „Tough<br />

guy"- und die „Process"-Kultur<br />

davon beson<strong>de</strong>rs berührt. So war<br />

467


CM Controller magazin 5/04 - Frank-Jürgen Witt<br />

468<br />

Abb. 1: Empirischer Zusammenhang zwischen übergeordneter Unternehmens­<br />

kultur und schwergewichtig zuordnungsbaren Controllingkultur-Typen<br />

beispielsweise festzustellen, dass sich<br />

diese bei<strong>de</strong>n Hauptkulturen in die<br />

Richtung <strong>de</strong>r „Work hard, play hard"-<br />

Kultur bewegten, falls die „darunter­<br />

liegen<strong>de</strong>n" Controllingkulturen hin­<br />

reichend „stark" waren. Interessant<br />

ist dabei u. a., wie verschie<strong>de</strong>n hier<br />

Prozesse zu betrachten sind: Inner­<br />

halb <strong>de</strong>s wertkettenorientierten Con­<br />

trolling stehen sie kulturbeein­<br />

flussend im Vor<strong>de</strong>rgrund; hingegen<br />

führt diese wertkettenbezogene<br />

Controllingkultur nun aber keines­<br />

wegs zur Forcierung <strong>de</strong>r „Process"-<br />

Hauptkultur, bei <strong>de</strong>r ja einzelne Pro­<br />

zesse (z. B. zwangsläufig vorgesehe­<br />

ne ablauforganisatorische Maßnah­<br />

men) im Sinne von „Vorieistungen"<br />

bzw. „Nicht-En<strong>de</strong>rgebnis" als<br />

Kulturobjekt dienen (durchgeführ­<br />

ter Prozess = Erfolgssymbol). Inso­<br />

fern sind die Prozessbegriffe zwar<br />

nicht unbedingt <strong>de</strong>ckungsgleich,<br />

weisen aber <strong>de</strong>nnoch offensichtliche<br />

weite IJberschneidungen auf. Gleich­<br />

wohl gelingt es einer stark prozess­<br />

orientierten Controllingkonzeption,<br />

diese Prozesse als Erfolgseinfluss­<br />

größen (= Kosten- und Erfolgstreiber)<br />

zu sehen, so dass die Erfolgswirt­<br />

schaftlichkeit einzelner Controlling­<br />

objekte (etwa einzelner Produkte o<strong>de</strong>r<br />

Sparten) als prozessabhängig erkannt<br />

wird. Daher ist die ten<strong>de</strong>nzielle Hin­<br />

wendung zur „Work hard, play hard"-<br />

Kultur verständlich, die ja im Gegen­<br />

satz zur „Process"-Kultur vorwiegend<br />

messbare (End)ergebnisse als Kultur­<br />

symbole bzw. Kulturmythen in <strong>de</strong>n<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund rückt.<br />

Insgesamt wird damit <strong>de</strong>udich, dass eine<br />

Controllingkultur nicht isoliert von <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenskultur zu sehen ist. Des­<br />

halb sind die einzelnen Komponenten<br />

und Verhaltens- bzw. Spielregeln in­<br />

nerhalb einer Controllingkultur von be­<br />

son<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung. Diese diversen<br />

Typen sind mit unterschiedlichen Detail­<br />

ausprägungen alimentiert, wie dies Abb.<br />

2 veranschaulicht (nach Witt 1994,15).<br />

Damit wird bereits <strong>de</strong>utlich, dass unter­<br />

schiedliche Kulturelemente jeweils auch<br />

unterschiedliche Traditionen, Wert­<br />

haltungen usw. bedingen können. Sie<br />

bil<strong>de</strong>n damit eine jeweils spezifische<br />

Mythenbasis. Darüber hinaus ver<strong>de</strong>ut­<br />

licht Abb. 3, wie einzelne Controllertypen<br />

in solchen Kulturen positioniert sein kön­<br />

nen und daher insofern bestimmte My­<br />

then unterstützen bzw. anstoßen kön­<br />

nen (nach Witt 1994, 9). So ist beispiels­<br />

weise <strong>de</strong>r Controllertyp „Alter Kosten­<br />

rechner" ein zwar inhaltlich ausge­<br />

powerter Typ mit lediglich noch operati­<br />

vem Entwicklungspotenzial. Gleichwohl<br />

blickt er i.d.R. auf einen langen Karriere-<br />

und Unternehmenslebensweg zurück, so<br />

dass er Geschichten, Erfolge, Vorbil<strong>de</strong>r<br />

kennt und davon erzählt. Er ist daher<br />

Mythenbildner.<br />

2 TYPISCHE UNTERNEHMENS­<br />

MYTHEN<br />

2.1 Was ist ein Mythos im Management<br />

und Controlling?<br />

Wirtschaftspsychologische Ansätze gibt<br />

es inzwischen zuhauf. Doch konkrete<br />

Untersuchungen über unternehmerische<br />

Verhaltenstraditionen usw. gibt es erst<br />

recht wenige. Geißler (1993, 39f.) ist ei­<br />

ner <strong>de</strong>r wenigen Autoren, <strong>de</strong>r hier kon­<br />

kret Stellung bezieht. Danach ist <strong>de</strong>r<br />

Mythos eine Aussage. Er ist eine Art<br />

und Weise <strong>de</strong>s Be<strong>de</strong>utens. Er bewahrt<br />

einen Sinn auf, <strong>de</strong>r eigenem und frem­<br />

<strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>ln zugeordnet wird. Dieser<br />

Sinn, die Moral eines Mythos, wirkt da­<br />

durch, dass dieser als eine von <strong>de</strong>r Gesell­<br />

schaft geteilte Erzählung die Geschichte<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft beeinflusst und <strong>de</strong>ren<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn im Hinblick auf <strong>de</strong>ren Den­<br />

ken und Han<strong>de</strong>ln Orientierung gibt. So<br />

z. B. die Geschichte von Odysseus, <strong>de</strong>r all<br />

<strong>de</strong>n Gefahren <strong>de</strong>r damals bekannten Welt<br />

trotzte, <strong>de</strong>r zehn lahre umherirrte, im­<br />

mer unterwegs war und <strong>de</strong>r doch all<br />

diese Gefahren und diese Mobilität nur<br />

auf sich nahm, um endlich wie<strong>de</strong>r<br />

zuhause anzukommen. Aus diesem My­<br />

thos schöpfen wir alle, weil uns unsere<br />

mo<strong>de</strong>rne Gesellschaft immer mehr zu<br />

Noma<strong>de</strong>n macht, zu Mobilität und zur<br />

Flexibilität nötigt. Ohne die Sehnsucht<br />

und die - bei Odysseus erfüllte - Hoff-


Kosten Controlling (= klassisches Erfolgscontrolling)<br />

Produkt- und Sortimentscontrolling<br />

Budgeting<br />

Son<strong>de</strong>raufgaben <<br />

Externes ReWe<br />

Kommunikation<br />

Day-by-Day-Details<br />

Schnittstellenmanagement und -funktlon im<br />

operativen Geschäft<br />

Umfassen<strong>de</strong>s Proze6controlling<br />

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CM Controller magazin 5/04 - Frank-Jürgen Witt<br />

Regionen <strong>de</strong>r Berggipfel zu entkommen,<br />

von wo sie hoffen, auf jene herabblicken<br />

zu können, <strong>de</strong>nen sie gera<strong>de</strong> eben auf-<br />

wärts-strebend flüchten konnten.<br />

Von oben, so das Muster dieses Führungs­<br />

und Aufstiegsmythos, erschließt sich die<br />

Welt. Die Höhe weitet <strong>de</strong>n Blick, <strong>de</strong>r Ab­<br />

stand bringt <strong>de</strong>n größeren Horizont. Es<br />

ist die Sehnsucht nach <strong>de</strong>m panorama­<br />

tischen Blick, verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Ich­<br />

erhöhen<strong>de</strong>n Gefühl <strong>de</strong>s Gipfele<strong>de</strong>bnisses,<br />

<strong>de</strong>r die Anstrengungen von Führung und<br />

Aufstieg mythisch fundiert. Große Dinge,<br />

so Willian Blake in seinen „Gnomic Ver­<br />

ses", entstehen durch das Zusammen­<br />

treffen von Berg und Mensch, nicht durch<br />

das Anschubsen auf <strong>de</strong>r Straße: „Great<br />

things are done when men and<br />

mountains meet. This is not done by<br />

jostling in the street." Und was das „Gro­<br />

ße" ist, das schil<strong>de</strong>rt überschwänglich<br />

<strong>de</strong>r Dichter Wilhelm Heinse, <strong>de</strong>r 1780<br />

<strong>de</strong>n Gotthard bestieg: „Was ich gesehen<br />

und gehört und erfahren habe, lässt sich<br />

mit keiner Zunge aussprechen und mit<br />

keiner Fe<strong>de</strong>r beschreiben. Ich habe <strong>de</strong>n<br />

Anfang und das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt gesehen,<br />

und zuerst alle Dinge in ihrem rechten<br />

Licht betrachtet; ich bin mit Entzücken in<br />

die innerste, geheimste Harmonie <strong>de</strong>r<br />

Wesen eingedrungen, und Herz und Geist<br />

und alle Sinne haben sich bei mir in<br />

Wonne geba<strong>de</strong>t." Die Suche nach Be­<br />

freiung von einem als banal empfun<strong>de</strong>­<br />

nen Alltag, nach Edösung, charakteri­<br />

siert das Zitat von Johann Paptist Bandlin:<br />

„In <strong>de</strong>n Alpen thront die Natur in unaus­<br />

sprechlicher Schönheit, allmächtiger<br />

Größe und unvergänglicher Erhabenheit!<br />

Auf ihren Zinnen über die Wolken in die<br />

Himmel emporgehoben, fühlt sich <strong>de</strong>r<br />

Mensch entfesselt von allen Sorgen, al­<br />

len Plagen und Gebrechen seines Ge­<br />

schlechts, <strong>de</strong>ssen Gewühl und Geräusch<br />

in <strong>de</strong>n dunkeln Tiefen und weiten Fernen<br />

allen Sinnen entschwin<strong>de</strong>t."<br />

Alles das, was im ehemals mühevollen<br />

Weg in die Höhe an Aufstiegsymbolik<br />

enthalten ist, fin<strong>de</strong>t man wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Hoffnungen und Wünschen <strong>de</strong>rjenigen,<br />

die die Hierarchieleitern in <strong>de</strong>n Unterneh­<br />

men zu erklimmen entschlossen sind. In<br />

<strong>de</strong>r Erwartung <strong>de</strong>s panoramatischen<br />

Blickes strengt man sich an, nach oben<br />

zu kommen. Die Sehnsucht nach Unge-<br />

bun<strong>de</strong>nheit, nach Freiheit von <strong>de</strong>m, was<br />

wir die „alltäglichen Sachzwänge" nen­<br />

nen, setzt Energie für <strong>de</strong>n Aufstieg, für's<br />

(vertikale) Fortkommen frei. Und man<br />

470<br />

ignoriert und verdrängt dabei nur allzu-<br />

gerne <strong>de</strong>n Sachverhalt, dass man auch<br />

wie<strong>de</strong>r vom Berg, vom Turm, herunter<br />

muss. Der Gipfel ist das Ziel, <strong>de</strong>r Abstieg<br />

die Nie<strong>de</strong>rlage. Die scherzhaft gemeinte,<br />

aber doch mit sehr viel Realität aufgela­<br />

<strong>de</strong>ne Empfehlung, beim Aufstieg im Ar­<br />

beitsleben <strong>de</strong>shalb friedlich und rück­<br />

sichtsvoll gegenüber <strong>de</strong>n Leuten, die man<br />

überholt, zu sein, weil man ihnen beim<br />

Abstieg wie<strong>de</strong>r begegnet, die überhört<br />

man nur allzugern. Obgleich es doch je­<br />

<strong>de</strong>rmann offensichtlich ist, dass <strong>de</strong>r Ab­<br />

stieg zum Aufstieg dazu gehört, <strong>de</strong>nn<br />

sonst wären die Gipfel <strong>de</strong>r Berge mit ver­<br />

hungerten und erfrorenen Bergsteigern<br />

übersät.<br />

2.3 Der Hel<strong>de</strong>nmythos<br />

Zwar sind die „Hel<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Arbeit" mit<br />

<strong>de</strong>m Untergang <strong>de</strong>s Systems, das sie zu<br />

solchen proklamierte, <strong>de</strong>montiert, aber<br />

in einer weniger plumpen Form funktio­<br />

niert dieser Verehrungsmechanismus<br />

weiter Ronald Reagan hat im amerikani­<br />

schen Wahlkampf erfolgreich mit ihm<br />

kokettiert. An<strong>de</strong>re tun es nicht ganz so<br />

auffällig, aber ebenso wirksam. Die For­<br />

men betrieblich-unternehmerischer Macht<br />

und <strong>de</strong>ren Demonstration bedienen sich<br />

häufig ebensolcher mythisch fundierter<br />

Schemata im Rahmen einschlägiger Ri­<br />

tuale und Symbole. Neuerdings bringt<br />

man <strong>de</strong>n Hel<strong>de</strong>nmythos in einem engen<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>m häufig anzu­<br />

treffen<strong>de</strong>n Führungsverhalten <strong>de</strong>s Ma­<br />

nagement. Die sog. Eigenschaftstheorie<br />

<strong>de</strong>r Führung, die ja in <strong>de</strong>r amerikani­<br />

schen Literatur bezeichnen<strong>de</strong>rweise als<br />

„Great-Man" o<strong>de</strong>r „Hero-Theory" formiert:,<br />

erklärt und legitimiert das am archai­<br />

schen Bild <strong>de</strong>s Hel<strong>de</strong>n orientierte Verhal­<br />

ten von Führungskräften, Der Führen<strong>de</strong><br />

versteht sich in <strong>de</strong>r Verknüpfung ans<br />

tradierte Vorbild, als jemand Beson<strong>de</strong>­<br />

res, als Überiegener, als ausgewählt und<br />

auserwählt.<br />

Held ist er, da er für das Gute kämpft, bis<br />

zur Selbstaufgabe. Dabei trägt er, die ei­<br />

genen Bedürfnisse hintenanstellend, die<br />

Last aller Verantwortung. Den Auftrag<br />

aus <strong>de</strong>r Ilias, dass ein Mann ein Held<br />

wer<strong>de</strong>n solle, da er we<strong>de</strong>r Gott sein noch<br />

wer<strong>de</strong>n könne, nimmt so mancher Held<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne als Leitformel (auch ohne<br />

vermutlich jemals von Homer gehört zu<br />

haben). Nicht nur für Führungskräfte im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Wirtschaft ist dieser heroi­<br />

sche Typus <strong>de</strong>s einsamen Herausragen­<br />

<strong>de</strong>n attraktiv. Nach John Wayne und<br />

)ames Bond sind es heutzutage die vielen<br />

Kommissare und Chefärzte einer serien­<br />

mäßigen Abendunterhaltung im Fernse­<br />

hen, die als mo<strong>de</strong>rne Repräsentation <strong>de</strong>s<br />

Hel<strong>de</strong>n inszeniert wer<strong>de</strong>n.<br />

Dann lässt sich die Funktionsweise die­<br />

ses Hel<strong>de</strong>nmythos folgen<strong>de</strong>rmaßen be­<br />

schreiben: Der Führer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Führen<strong>de</strong>,<br />

ist <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>re, Überlegene, Ausge­<br />

wählte, <strong>de</strong>m man Gefolgschaft schul<strong>de</strong>t,<br />

<strong>de</strong>r uneigennützig alle Last <strong>de</strong>r Tat und<br />

<strong>de</strong>r Verantwortung auf sich lädt und tut,<br />

was getan wer<strong>de</strong>n muss. Er ist ein einzel­<br />

ner, aber er han<strong>de</strong>lt im Auftrag aller als<br />

Steuermann. Wer so hervorgehoben ist,<br />

kann Unterordnung verfangen, kann An­<br />

spruch auf Gehorsam anmel<strong>de</strong>n. Die Ein­<br />

samkeit an <strong>de</strong>r Spitze (die auch jener<br />

eriebt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Alpenmythos folgt) sind<br />

die Opfer, die man bringt, um die eigenen<br />

Größenvorstellungen nur noch intensi­<br />

ver anzuregen. Die Energie, solche Situa­<br />

tionen, wo es viele Fein<strong>de</strong> und wenig<br />

Getreue gibt, zu bestehen, leitet die hel­<br />

dische Führungskraft aus <strong>de</strong>m selbst­<br />

gesetzten globalen Anspruch ab, er hand­<br />

le für das Ganze, für die Gemeinschaft. So<br />

legirimiert er <strong>de</strong>n Kampf gegen das Böse<br />

(Schlechte, Unproduktive) und gegen die<br />

Bösen (Schlechten, Unproduktiven) und<br />

rettet das Gute zusammen mit <strong>de</strong>n Gu­<br />

ten. Man zehrt sich auf, so z. B. verzichtet<br />

man auf <strong>de</strong>n Uriaub, macht unentwegt<br />

Überstun<strong>de</strong>n; und dies alles, um jene<br />

i<strong>de</strong>alisierte gemeinsame Sache zu ret­<br />

ten, die durch die egoistischen Motive<br />

Einzelner gefähr<strong>de</strong>t erscheint. Solche<br />

Größenphantasien dienen <strong>de</strong>r Regulation<br />

<strong>de</strong>s Selbstwertgefühls, <strong>de</strong>nn je „höher"<br />

und isolierter jemand ist, <strong>de</strong>sto anfälliger<br />

wird er für solche Phantasien und Wün­<br />

sche. <strong>Als</strong> Bergführer eines solchen Auf­<br />

stiegs, die die Einsamkeit <strong>de</strong>r Leiten<strong>de</strong>n<br />

etwas erträglicher machen, fungieren in<br />

neuester Zeit immer häufiger Coaches.<br />

Wie man aus <strong>de</strong>r Narzißmus-Forschung<br />

weiß, dienen solche Größeni<strong>de</strong>en primär<br />

dazu, die schmerzliche Wahrnehmung<br />

von Machtlosigkeit, <strong>de</strong>r Beschränktheit<br />

<strong>de</strong>s Einflusses und <strong>de</strong>r Vergänglichkeit<br />

<strong>de</strong>s eigenen Han<strong>de</strong>lns und <strong>de</strong>r eigenen<br />

Existenz zu vermei<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m sie in's<br />

Gegenteil verkehrt wer<strong>de</strong>n. Ohne Größen­<br />

phantasien kommen nur sehr wenige<br />

Führungskräfte aus, gleichzeitig sind<br />

diese Phantasien aber auch eine Belas­<br />

tung für die Mitarbeiter Die Orientierung<br />

muss dabei nicht notwendigerweise beim


exemplarischen Mo<strong>de</strong>ll „Hel<strong>de</strong>nmythos"<br />

gesucht wer<strong>de</strong>n. Aber dieser ist ein Ar­<br />

chetypus, <strong>de</strong>r über die lahrtausen<strong>de</strong> hin­<br />

weg Muster <strong>de</strong>r Handlungsorientierung<br />

und Handlungsbegründung lieferte. Des­<br />

halb wird es „Hel<strong>de</strong>n", wie immer sie sich<br />

auch verän<strong>de</strong>rn mögen, auch in <strong>de</strong>r Zu­<br />

kunft geben; nicht zuletzt, weil es auch<br />

<strong>de</strong>ren Verehrung gibt, letztlich verän­<br />

<strong>de</strong>rn sich nur die Ausprägungen und die<br />

Akzente. So wie es in je<strong>de</strong>m Unterneh­<br />

men immer min<strong>de</strong>stens zwei Wirklich­<br />

keiten gibt, nämlich<br />

• die offizielle <strong>de</strong>r festgeschriebenen<br />

Regeln und Abläufe;<br />

• die ver<strong>de</strong>ckte, inoffizielle, die sich in<br />

<strong>de</strong>n negativen und positiven Abwei­<br />

chungen, <strong>de</strong>n Konflikten, <strong>de</strong>n Schwie­<br />

rigkeiten und <strong>de</strong>n Überraschungen<br />

ausdrückt.<br />

So leben auch die dort Beschäftigten,<br />

z. B. die Manager, eine doppelte Realität.<br />

Da sind es zum einen die geäußerten<br />

Erwartungen, die individuellen Ziele, die<br />

Kompetenzen und die Inkompetenzen.<br />

An<strong>de</strong>rerseits aber gibt es auch eine ver­<br />

<strong>de</strong>ckte Dynamik, die „Unterwelt", durch<br />

die maßgeblich das individuelle Wohl­<br />

befin<strong>de</strong>n, die Arbeitsmotivation und das,<br />

was man altmodisch „Glück" bzw.<br />

„Unglück" nennt, beeinflusst wer<strong>de</strong>n. Die<br />

ältesten kulturellen Leistungen, die My­<br />

then, bestimmen als kollektives Gedächt­<br />

nis diese individuelle „Unterwelt" mit.<br />

Wir alle belegen die Wirklichkeit, dort<br />

wo wir sie, so wie sie ist, nicht aushalten,<br />

mit Bil<strong>de</strong>rn, die sie uns erträglich macht.<br />

Wir verschleiern die Welt um <strong>de</strong>s Lebens<br />

willen und wegen <strong>de</strong>s Erfolges in diesem<br />

Leben. Dieser „lustvolle Schein" (Nietz­<br />

sche) liefert auch die Energie für <strong>de</strong>n<br />

Alltag <strong>de</strong>s Managementhan<strong>de</strong>lns. Der<br />

Mensch ist Lebewesen, nicht nur Geistes­<br />

wesen, und Leben ist mehr als Vernunft<br />

und Verstand. Wir brauchen die Mythen,<br />

um unser Bedürfnis nach <strong>de</strong>m Phan­<br />

tastischen, Wun<strong>de</strong>rbaren und Poeti­<br />

schen zu befriedigen, um <strong>de</strong>m, was<br />

unsere Seele sehnt, hofft, fühlt und will,<br />

sinnfälligen Ausdruck zu geben. Das<br />

be<strong>de</strong>utet ganz und gar keine Absage an<br />

die Vernunft, die die Menschheit vor <strong>de</strong>r<br />

Unvernunft bewahrt. „Wir hoffen im­<br />

mer", so lässt Goethe in seinem Drama<br />

Torquato Tasso verkün<strong>de</strong>n, „und in allen<br />

Dingen ist besser hoffen als verzwei­<br />

feln". Gut, dass wir dafür Vor-Bil<strong>de</strong>r<br />

haben!<br />

2. 4 Controllingsprache als Mythos­<br />

grundlage<br />

Die Sprache im Controlling ist durch di­<br />

verse Beson<strong>de</strong>rheiten charakterisierbar:<br />

• Zum einen dominiert - wie inzwi­<br />

schen auch generell in <strong>de</strong>r Betriebs­<br />

wirtschaft und im Management - das<br />

angloamerikanische Fachwort. Auf<br />

dieser Basis zeichnet sich ein<br />

Standardwortschatz ab, so wie er in<br />

diversen Controllinglexika zum Aus­<br />

druck kommt o<strong>de</strong>r auch durch die<br />

IGC geprägt wird.<br />

• Zum an<strong>de</strong>ren gibt es unternehmens­<br />

individuelle Wortschöpfungen, die<br />

häufig nicht inhaltlich <strong>de</strong>ckungsgleich<br />

mit <strong>de</strong>m Standardwortschatz sind (z.<br />

B. unterschiedliche Definitionen von<br />

Gemeinkosten).<br />

• Die Controllingkultur wirkt überdies<br />

stark auf die verwen<strong>de</strong>ten Symbole,<br />

die wie<strong>de</strong>rum sprachbeeinflussend<br />

sind.<br />

• Darüber hinaus entstehen-nament­<br />

lich im Zuge von Controller's Kom­<br />

munikation - neue (Kunst)wörter, um<br />

die „Controllingmessage" besser an<br />

<strong>de</strong>n Adressaten zu bringen (beispiels­<br />

weise „leveln", was etwa die Grat­<br />

wan<strong>de</strong>rung zwischen verschie<strong>de</strong>nen<br />

Zielen, Kosteneinflussgrößen o.a. aus­<br />

drücken kann).<br />

• Es gibt aktuelle und jeweils temporäre<br />

Mo<strong>de</strong>einflüsse, die sich z. T. auch in<br />

Wortspielen nie<strong>de</strong>rschlagen, so etwa<br />

<strong>de</strong>r „internet-te Controller" als Anspie­<br />

lung auf die Multimedia- und Netz­<br />

welt, in <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Controller bewegt.<br />

• Controller's Sprache wird sich in aller<br />

Regel auch am herrschen<strong>de</strong>n Jargon<br />

<strong>de</strong>r Fachkollegen und <strong>de</strong>r Manager<br />

orientieren (müssen). Ein Blick auf die<br />

aktuell im Management dominanten<br />

largonausdrücke ist daher hilfreich<br />

(nach Witt / Witt 1993,88f., zwischen­<br />

zeitlich fortgeschrieben), wie dies Abb.<br />

3 visualisiert (in einer einzelnen Zeile<br />

zeigt jeweils die erste Zahl das<br />

Be<strong>de</strong>utungsgewicht In bezug auf das<br />

meistverwen<strong>de</strong>te Wort „Kampf" an;<br />

die zweite Zahl zeigt auf einer 7er<br />

Ratingskala die Akzeptanz <strong>de</strong>s jeweili­<br />

gen Wortes bei an<strong>de</strong>ren Managern an).<br />

2. 5 Controller's Aufgaben- und<br />

Verhaltensprofil als Mythosbasis<br />

Die spezifische Controllerposition mit<br />

immer stärkerer Ten<strong>de</strong>nz zum Busi­<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

ness-Partner führt dazu, dass in<br />

Controller's Aufgabenprofil Wurzeln<br />

zum Mythos liegen. Man <strong>de</strong>nke exem­<br />

plarisch nur daran, dass Controller sich<br />

in ihrem Aufgabenspektrum bestimmte<br />

Verhaltensmuster aneignen und daher<br />

sich beispielsweise mitunter wie Hofnar­<br />

ren benehmen sollen bzw. müssen. Abb.<br />

4 (nach Horväth 2002, 885, zurück­<br />

gehend auf Deyhle und um aktuelle em­<br />

pirische Ergebnisse erweitert) veran­<br />

schaulicht exemplarisch ein typisches<br />

Verhaltensprofilmitmöglichen Mythos­<br />

wurzeln (Zustimmung befragter Control­<br />

ler, ob beson<strong>de</strong>rs mythosbil<strong>de</strong>nd).<br />

Demgegenüber sind konkrete „rationale"<br />

Verhaltensregeln in Unternehmen kaum<br />

mythenbil<strong>de</strong>nd. Mythen entwickeln sich<br />

also eher durch die Bildsprache. Dies<br />

belegt ein Blick auf Abb. 5 (nach Horväth<br />

2002, zurückgehend auf Weber, ergänzt<br />

um aktuelle empirische Ergebnisse), in<br />

<strong>de</strong>ren Komponenten befragte Controller<br />

jedoch kaum mythenbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Keimzel­<br />

len erkannten.<br />

3 CONTROLLINGMYTHEN IN DER<br />

CONTROLLINGPRAXIS IM EMPI­<br />

RISCHEN LICHT<br />

3.1 Überblick über Mythentypen<br />

Im Laufe <strong>de</strong>r )ahre sammelten sich in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Bereichen betriebswirt­<br />

schaftliche Mythen an:<br />

• So wur<strong>de</strong>n beispielsweise unter <strong>de</strong>m<br />

Dach <strong>de</strong>rSchmalenbach-Gesellschaft<br />

Seminare zum Mythos „Supply-<br />

Chain" veranstaltet;<br />

• darüber hinaus gab es in <strong>de</strong>n Blüte­<br />

zeiten <strong>de</strong>r Schlankheitseuphorie ei­<br />

nen Lean-Production-Mythos<br />

(Klimmer / Lay 1994);<br />

• darüber hinaus wird Controlling -<br />

erfreulicherweise - selbst zum My­<br />

thos, wie dies das Zitat einer Unter­<br />

nehmensberatung in bezug auf das<br />

Marketingcontrolling ver<strong>de</strong>utlicht:<br />

„Merkwürdigerweise hat sich die<br />

Empfänglichkeit für Mythen in <strong>de</strong>r<br />

Gesamtgruppe aller Verbraucher<br />

ganz offensichdich nicht verringert,<br />

obwohl in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Konsum­<br />

welt - Entertainment, Medien und<br />

Trivialkultur eingeschlossen - immer<br />

häufiger die gezielt lancierten My­<br />

then als Mythos-Lügen entlarvt wer­<br />

<strong>de</strong>n. Für die Entwicklung eines stan­<br />

dardisierten Mythos Controlling hat<br />

471


CM Controller magazin 5/04 - Frank-Jürgen Witt<br />

Kampf<br />

Beute<br />

Endspurt<br />

Tagespolitische Wendungen<br />

Rambo |<br />

Kriegsbeil ausgraben<br />

Proviant fassen<br />

Indianer(häuptling)<br />

Sieger<br />

100_<br />

98<br />

98<br />

Durchhalten 97<br />

Erobern 97_<br />

Game/Match 97<br />

Zusammenraufen 97<br />

Diskriminieren<strong>de</strong> Worte (z. B. Schwein, Neger) 94<br />

Dschungel 94<br />

Fischen<br />

93<br />

King - 89<br />

Durchmarsch t 88<br />

Einselfen | 88<br />

Meute<br />

88<br />

Attakieren<br />

85<br />

Sterne<br />

85<br />

Fighten<br />

84<br />

Volltreffer<br />

84<br />

Clinch<br />

83<br />

Angeschlagen in <strong>de</strong>n Seilen hängen<br />

Zauberer<br />

Guru<br />

Durchhängen<br />

Etappensieg<br />

Tiger-Team<br />

Umzingeln<br />

Verhaltensmuster<br />

80<br />

80<br />

79<br />

79<br />

Schulterschluß<br />

Winning-Team<br />

Der Tiger packt's<br />

Weltmeister<br />

Champion<br />

Run<strong>de</strong>nbester<br />

Teamchef<br />

Feuerwehr<br />

Trainer<br />

78 Löwe<br />

73<br />

73<br />

72<br />

72<br />

70<br />

70<br />

70<br />

69<br />

66<br />

Tagesaktuelle Werbeslogans verschie<strong>de</strong>nen Inhalts 61<br />

Verbün<strong>de</strong>te 60<br />

Blattschuß 59<br />

Cop 57<br />

Platzhirsch 56<br />

Durchhangeln_<br />

55<br />

Guerrilla-Krieg<br />

55<br />

Sheriff<br />

55<br />

Feldherr<br />

54<br />

Erklimmen<br />

51<br />

Kind<br />

51<br />

Krake<br />

51<br />

Pirat<br />

51<br />

Stampe<strong>de</strong>_<br />

51<br />

Überfall<br />

51<br />

Dalli<br />

50<br />

78 Pionier ______<br />

75 Schleichweg<br />

74 (In <strong>de</strong>n) Stiefeln sterben<br />

74 6,8<br />

74 6,9<br />

74 6,5<br />

Die Geduld, stets aufs Neue die gleichen Sachverhalte zu interpretleren<br />

Liebenswürdige Penetranz<br />

Toleranzbreite ~~~~~<br />

Bildhafte Ausdrucksweise (visualisieren) ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~<br />

Spüren, ob einer zuckt (o<strong>de</strong>r schluckt)<br />

Courage, nicht je<strong>de</strong>n Sachverhalt gleich an die große Glocke zu hängen<br />

Hofnarren-Allüren, um unangenehme Wahrhelten so zu bringen, daß man über 78<br />

sich selbst lacht<br />

Sich nicht so wichtig nehmen<br />

Unverdrossenheit<br />

diese Ten<strong>de</strong>nz jedoch eine wichtige Kon­<br />

sequenz: Es sollte in je<strong>de</strong>m Fall Anhalts­<br />

punkte für <strong>de</strong>n Überzeugungswert und<br />

die Glaubwürdigkeit eines Mythos lie­<br />

fern sowie für das Credo, das sich damit<br />

verbin<strong>de</strong>t. Und es sollte ein mögliches<br />

Umkippen zu einer Mythos-Lüge frühzei­<br />

tig erkennen lassen. Es <strong>de</strong>utet sich in <strong>de</strong>r<br />

Regel nicht nur dadurch an, dass die<br />

Kernbotschaften an Überzeugungswert<br />

verlieren und ihre Glaubwürdigkeit<br />

schwächer wird, son<strong>de</strong>rn auch durch das<br />

472<br />

50<br />

50<br />

50<br />

50<br />

4,8j<br />

7.0^<br />

5,0 i<br />

7,0<br />

5,7<br />

5,9<br />

3,8<br />

6,0"<br />

4,9_<br />

5,9<br />

4,3<br />

3,9"<br />

5.0_<br />

3,2<br />

3.9_<br />

3,9<br />

4,8j<br />

2.9 I<br />

6,8:<br />

2.1 \<br />

2^<br />

5,7i<br />

4,8 i<br />

4.9 i<br />

3.6!<br />

5.9^<br />

6,21<br />

4"7l<br />

1.91<br />

Abb. 3: Key-Words in Manager's Jargon<br />

Be<strong>de</strong>utungsbeitrag<br />

Mythosbildung (in Prozent)<br />

Abb. 4: Verhaltensmuster-Komponenten zur Mythosbildung im Controllingbereich<br />

Auftreten von ambivalenten Mythos-Ele­<br />

menten." (http://www.grp-net.com/<br />

Service/1101 .html, Zugriff am 24. Juni<br />

2003).'<br />

3.2 Praktische Be<strong>de</strong>utung einzelner<br />

Mythen<br />

Darüber hinaus veranschaulicht Abb. 6<br />

die empirische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Mythen in <strong>de</strong>r Controllingpraxis, wie sie<br />

4<br />

11<br />

21<br />

45<br />

17<br />

32<br />

24<br />

zur<br />

sich jeweils auf <strong>de</strong>r Basis einer ent­<br />

sprechen<strong>de</strong>n eigenen Erhebung bei rd.<br />

60 Untemehmen aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utsch­<br />

sprachigen Raum ergab. Aufgezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n konkret<br />

• die empirisch ermittelte, also tatsäch­<br />

lich praxisrelevante Be<strong>de</strong>utung in<br />

Prozent (= in wie vielen Unternehmen<br />

ist <strong>de</strong>r jeweilige Mythos vermutlich<br />

existent gemäf?. objektiver Sicht ei­<br />

nes externen Betrachters);


Verhaltensregel<br />

Mission '<br />

Wir übernehmen die Verantwortung dafür, daß die von <strong>de</strong>r Unternehmensleitung gewollte 4<br />

<strong>de</strong>zentrale Führung durch eine gemeinsame, miteinan<strong>de</strong>r abgestimmte Ausrichtung zu <strong>de</strong>n<br />

gewünschten Gewinnen <strong>de</strong>s Unternehmens führt.<br />

Wir verstehen uns als Servicefunktion mit aktiven Gestaltungsaufgaben. Wir haben unsere Aufgabe 6<br />

nur dann erfüllt, wenn wir von Führungskräften gebraucht und nicht nur gedul<strong>de</strong>t sind.<br />

Vertrauen ist die Basis unseres Geschäfts. 5<br />

Wege dorthin '<br />

Wir verstehen uns als betriebswirtschaftliche Oualitätssicherung, In<strong>de</strong>m wir für ein gutes 6<br />

Berichtswesen sorgen, betriebswirtschaftliche Führungsinstrumente vermitteln und bei ihrem<br />

Einsatz helfen, das Planungssystem optimal gestalten, und ständig überlegen, ob Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

Bewährten erfor<strong>de</strong>rlich sind.<br />

Wir verstehen uns als Unterstützung <strong>de</strong>r Leitung, in<strong>de</strong>m wir die Zielfindungsprozesse organisieren 10<br />

und mo<strong>de</strong>rieren, die Rolle eines integren und objektiven Gesprächspartners <strong>de</strong>r Führungskräfte bei<br />

<strong>de</strong>r Entscheidungsfindung spielen und die Führungskräfte bei Bedarf schulen.<br />

Wie sind die Wege zu gehen?<br />

Wir wissen, daß wir die Mission nur dann erreichen können, wenn wir die Führungskräfte als 13<br />

unsere Kun<strong>de</strong>n betrachten und serviceorientiert han<strong>de</strong>ln, dabei allerdings nicht je<strong>de</strong>m<br />

Kun<strong>de</strong>nwunsch unkritisch folgen;<br />

unseren Informationsvorsprung nicht unzulässig nutzen, son<strong>de</strong>rn stets unsere Integrität als 5<br />

unabdingbare Voraussetzung unserer Tätigkeit verstehen;<br />

unserem Verhalten gegenüber <strong>de</strong>n Führungskräften eine ebenso große Be<strong>de</strong>utung zumessen wie 8<br />

<strong>de</strong>n betriebswirtschaftlichen Aspekten.<br />

Welche Konsequenzen sind zu ziehen?<br />

Wir sind uns <strong>de</strong>r Tatsache bewußt, dass die hochgesteckten Ziele controllingintern erhebliche 8<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen stellen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re Controller ständig weiterbildungsbereit sein müssen, 4<br />

ein einheitliches Controllingverständnis ständiger Kommunikation bedarf 12<br />

Controllerpositionen <strong>de</strong>m Servicecharakter entsprechend nie als Dauereinrichtungen verstan<strong>de</strong>n 9<br />

,. wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />

Mythos<br />

Sieger<br />

Einzeikämpfer<br />

Controllingteam<br />

Visionär und Denker<br />

Karrierekatalysator<br />

Aliroun<strong>de</strong>r<br />

Detektiv und Le<strong>de</strong>rstrumpf<br />

Retter<br />

Softwaresegen<br />

Seifcontrolling<br />

Neues Controliingleitbild und Mission<br />

Messerscharfes Controlling<br />

Krämer und Kontrolleur als Nicht-Softle bzw. Controlling-Macho<br />

Terminator-Kommunikator<br />

Kosten sagen alles über die gesamte Controliingeffektivität aus<br />

Controller sind die besseren Manager<br />

Americana<br />

Abb. 5: Verbaltensanfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Controller<br />

Praxisbe<strong>de</strong>utung<br />

10<br />

8<br />

2<br />

3<br />

5<br />

5<br />

4<br />

3<br />

10<br />

5<br />

3<br />

5<br />

7<br />

3<br />

7<br />

11<br />

9<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Controller's Glaube<br />

19<br />

12<br />

9<br />

9 ^ ^<br />

1 "<br />

1 '<br />

3 '<br />

Abb. 6: Empirische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r einzelnen Controllingmythen in <strong>de</strong>r Controllingpraxis<br />

Controller'ssubjel


CM Controller magazin 5/04 - Friedrich Miehe<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

22 23 26 F S A<br />

HEILSAMER ZWANG<br />

ZU KLAREN<br />

FORMULIERUNGEN<br />

Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Einführung einer<br />

Balanced Scorecard<br />

von Friedrich Miehe, Potsdam<br />

Vortrag beim 29. Congress <strong>de</strong>r<br />

Controller am 4. Mai 2004<br />

in München<br />

Icii will nicht berichten über Strukturen<br />

und Möglichkeiten, Kennzahlensysteme<br />

und ähnliche Dinge o<strong>de</strong>r gar Nutzen und<br />

Zielsetzung einer Balanced Scorecard.<br />

Dieses darf ich in Ihrem Kreise als be­<br />

kannt voraussetzen. Ich möchte berich­<br />

ten über die Fragen, Probleme, Lust und<br />

Frust bei <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard in unserem Hause, die natür­<br />

lich noch nicht vollständig abgeschlos­<br />

sen sein kann. Wir haben ein erstes volles<br />

Planungsjahr damit begonnen.<br />

LBS Ost<br />

Wer ist die LBS Ost AG? Von <strong>de</strong>r Lage her<br />

eine <strong>de</strong>r am schönsten gelegenen Lan<strong>de</strong>s­<br />

bausparkassen (LBS) Deutschlands. Wir<br />

sind Aktiengesellschaft, eine in <strong>de</strong>r Spar­<br />

kassen-Finanzgruppe eher noch un­<br />

übliche Rechtsform. Unsere Eigentümer<br />

sind die Sparkassen <strong>de</strong>r neuen Bun<strong>de</strong>s­<br />

474<br />

Dr. Friedrich Miehe, Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands, LBS Ost<strong>de</strong>utsche Lan<strong>de</strong>sbausparkasse<br />

AG, Potsdam - 3-Etagen-Foto: Teilnehmer, Redner, Großbild<br />

län<strong>de</strong>r; d. h. Sachsen. Sachsen-Anhalt,<br />

Mecklenburg-Vorpommern und Bran<strong>de</strong>n­<br />

burg. Unser Sitz ist Potsdam mit ca. 430<br />

Mitarbeitern. Unseren Vertrieb gestalten<br />

wir über ca. 300 eigene Han<strong>de</strong>lsvertreter<br />

und ca. 12.300 Vermittler in <strong>de</strong>n ost<strong>de</strong>ut­<br />

schen Sparkassen, die unsere Produkte<br />

verkaufen. Unser Label, das Sie auch in<br />

<strong>de</strong>r Werbung fin<strong>de</strong>n, ist „Bausparkasse<br />

<strong>de</strong>r Sparkassen". Dieses spiegelt auch<br />

unsere strategische Stellung im Verbund<br />

wi<strong>de</strong>r.<br />

Was die Größe unseres Unternehmens<br />

anbetrifft: Wir sind 1990 gegrün<strong>de</strong>t, ha<br />

ben seit<strong>de</strong>m 1,3 Mio. Verträge verkauft.<br />

Wir haben 1,0 Mio. Kun<strong>de</strong>n, 3,7 Mrd<br />

Euro Bilanzsumme. Wir haben im ver<br />

gangenen lahr ein neues Geschäftsvolu<br />

men von 4,4 Mrd. Euro Bausparsumme<br />

erwirtschaftet (-I- 43 %), 280.000 Vert:rä-<br />

ge neu abgeschlossen (-1- 48 %), 180.000<br />

Neukun<strong>de</strong>n gewonnen und <strong>de</strong>rzeit ei­<br />

nen Marktanteil von ca. 40 %. Wenn Sie<br />

diese Zahlen jetzt als enorm groß an­<br />

sehen, darf ich daran erinnern, dass im<br />

vergangenen )ahr aufgrund <strong>de</strong>r Ihnen<br />

vermutlich bekannten politischen Rah­<br />

menbedingungen unsere Branche einen<br />

ganz erheblichen Aufschwung genom­<br />

men hat. Wir bewegen uns mit unseren<br />

Zahlen etwas oberhalb <strong>de</strong>s Branchen­<br />

schnitts, <strong>de</strong>r bei 35 % Zuwachs lag. Wir<br />

möchten also diese Zahlen etwas relati­<br />

vieren. Sie basieren sicheriich auf einer<br />

großen Eigenleistung, aber überwiegend<br />

auch auf<strong>de</strong>m politischen Umfeld. Unser<br />

Ergebnis, das wir in 2003 erzielt haben,<br />

betrug 11 Mio. [ahresüberschuss, für uns<br />

durchaus eine stolze Zahl. Wir hatten<br />

eine Eigenkapitalrendite von 17 % vor<br />

Steuern. Dieses ist in unserer Branche<br />

keine Spitzenleistung, aber auch nicht<br />

schlecht. Wir sind entschlossen, dieses<br />

auszubauen.<br />

Bausparkassen-Produkte<br />

Unsere Produkte sind die einer klassi­<br />

schen Bausparkasse. Bausparen,<br />

Baufinanzieren, Bausparverträge als<br />

Vorsorge für Baufinanzierungen; Bau­<br />

sparverträge als Vorsorge auch im Alter<br />

Auch wenn ich jetzt 4 Elemente aufge­<br />

zählt habe, betrachten wir uns letztlich


als klassisches Ein-Produkt-Unter-<br />

nehmen, das auch hieraus seine ent­<br />

sprechen<strong>de</strong> Rolle im Verbund ableitet.<br />

Wir haben schon vor etlichen Jahren be­<br />

gonnen, uns mit einer BSC auseinan<strong>de</strong>r­<br />

zusetzen. Dies geschah allerdings nicht<br />

nur unter <strong>de</strong>m Aspekt: Wir brauchen ein<br />

neues Instrument. Der instrumentelle<br />

Charakter hat sich erst im Laufe <strong>de</strong>r Dis­<br />

kussionen weiterentwickelt. Wir waren<br />

vor die Frage gestellt: Wie entwickelt<br />

sich unser Unternehmen weiter? Wir<br />

wur<strong>de</strong>n gegrün<strong>de</strong>t 1990. Wir haben <strong>de</strong>n<br />

großen Boom <strong>de</strong>r Nachwen<strong>de</strong> in einer<br />

Aufbauphase eriebt. Wir haben von an­<br />

fangs 15, vom Westen her „importierten"<br />

Mitarbeitern auf heute 430 Mitarbeiter<br />

ausgebaut. 90 % unserer Mitarbeiter<br />

stammen aus <strong>de</strong>r lokalen Umgebung.<br />

Sie kannten also unser Geschäft nicht.<br />

Wir haben in sehr hohem Maße Aus­<br />

bildungsleistung betreiben müssen.<br />

Schwung <strong>de</strong>s Anfangs<br />

Dies alles hat in <strong>de</strong>r Anfangsphase mit<br />

ganz großer Begeisterung funktioniert.<br />

Natüriich mussten wir das eine o<strong>de</strong>r an­<br />

<strong>de</strong>re an Fehlern in Kauf nehmen bei ei­<br />

nem Team von Mitarbeitern, die neu in<br />

<strong>de</strong>r Branche, neu in <strong>de</strong>m Metier waren<br />

und natüriich nicht von allen Führungs­<br />

kräften in allen Einzelheiten auch ent­<br />

sprechend gesteuert wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Nach unserem Einzug in das neue Ge­<br />

bäu<strong>de</strong> 1996 haben wir begonnen, auch<br />

verstärkt in die Zukunft zu steuern. Viele<br />

Dinge, die früher ungeregelt einfach<br />

nach bestem Wissen und Gewissen<br />

geschahen, fan<strong>de</strong>n sich in Arbeits­<br />

anweisungen, internen Kontroll­<br />

regelungen, nunmehr verschärften Be­<br />

aufsichtigungen auch durch Wiri;schafts-<br />

prüfer wie<strong>de</strong>r Das heißt, die Freiheits­<br />

gra<strong>de</strong>, die einige Kolleginnen und<br />

Kollegen im Betrieb meinten, sich er­<br />

arbeitet zu haben, wur<strong>de</strong>n im Interesse<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens stark eingegrenzt.<br />

Dies alles hat dazu geführt, dass sich eine<br />

gewisse „abgesenkte Begeisterung" ein­<br />

gestellt hat, mit <strong>de</strong>r wir zu leben hatten,<br />

die wir aber nicht bereit waren hinzuneh­<br />

men. Wir haben uns <strong>de</strong>shalb entschlos­<br />

sen, einen Unternehmen-Entwick­<br />

lungsprozess zu starten, um diesem<br />

entgegenzusteuern mit allen Konsequen­<br />

zen, die wir auch damals dahinter gese­<br />

hen haben. Wir haben uns bei <strong>de</strong>r Aus­<br />

wahl dieses Prozesses informiert, mit<br />

welchen philosophischen Ansätzen, mit<br />

welchen Grundphilosophien, wir uns hier­<br />

bei befassen wollen. Hier war gleich für<br />

uns eine wichtige Nebenbedingung: Wir<br />

können nur mit Metho<strong>de</strong>n arbeiten, die<br />

auch unsere Mitarbeiterinnen und Mit­<br />

arbeiter verstehen. Be<strong>de</strong>nken Sie, dass<br />

90 % herstammen vor Ort; in <strong>de</strong>n wenig­<br />

sten Fällen haben sie eine nach unserer<br />

westlichen Prägung gewachsene, wirt­<br />

schaftswissenschaftliche o<strong>de</strong>r kauf­<br />

männische Ausbildung. Wir hatten auch<br />

hier Grundlagenarbeit zu leisten. Eine<br />

<strong>de</strong>r ersten Bedingungen an sämtliche me­<br />

thodischen Ansätze war: sie müssen<br />

relativ einJach nachvoüziehbar sein.<br />

Entscheidung für BSC<br />

Wir haben uns entschie<strong>de</strong>n für die Philo­<br />

sophie <strong>de</strong>s lernen<strong>de</strong>n Unternehmens.<br />

Und wir haben uns für BSC als Instru­<br />

ment, als Medium zur Verkündung die­<br />

ser I<strong>de</strong>e in <strong>de</strong>n Betrieb hinein, entschie­<br />

<strong>de</strong>n und haben dann diesen Prozess -<br />

wie wir zunächst im ersten Ansatz glaub­<br />

ten - schon schulmäßig begonnen mit<br />

einer Strategieentwicklung, einer Ablei­<br />

tung von Leitlinien für die Unternehmens-<br />

kulturund die BSC dabei umgesetzt. Hier­<br />

bei hat es auch das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re an<br />

Irrwegen und Korrekturbedarf gegeben.<br />

Unternehmensleitbild<br />

Wir sind mit <strong>de</strong>r Formulierung eines<br />

Unternehmensleitbil<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n Unter-<br />

nehmensentwicklungs-Prozess gestartet.<br />

Dabei sind wir davon ausgegangen, nach<br />

einer durchaus ausgiebigen Diskussion,<br />

dass die Strategie <strong>de</strong>s Unternehmens al­<br />

len bekannt ist; je<strong>de</strong>r weiß ja eigentlich,<br />

wo wir hinwollen. Dann haben wir im<br />

Rahmen dieser Diskussion erkennen<br />

müssen - spätestens als wir versuchten,<br />

Kennzahlen über diese Strategie zu legen<br />

- dass die Strategievorstellungen auch<br />

von Führungskräften durchaus in Nuan­<br />

cen unterschiedlich waren. Diese Nuan­<br />

cen waren vorher ganz einfach ver<strong>de</strong>ckt,<br />

weil niemand gezwungen war, keiner<br />

<strong>de</strong>m heilsamen Zwang ausgesetzt war,<br />

eine Strategie auch mal mit einer ganz<br />

schlichten Zeitreihe zu unterlegen.<br />

Was wollen wir bis wann erreichen und<br />

mit welcher Priorität wollen wir dies er­<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

reichen? Wollen wir eine Strategie zum<br />

größten Marktanteil, wollen wir das<br />

größte Neugeschäftsvolumen, die höch­<br />

ste Eigenkapitalrendite, die beste Cost<br />

Income Ratio, streben wir zum Ziel einer<br />

möglichst hohen Bilanzsumme?<br />

Das waren alles Fragen, die spätestens<br />

bei <strong>de</strong>r Kennzahlendiskussion auf­<br />

brachen. Wir haben <strong>de</strong>n Prozess dann<br />

einen Schritt zurückgedreht. Wir<br />

drehten eine Korrekturschleife und for­<br />

mulierten Strategie in relativ präziser<br />

Ausprägung neu.<br />

Strategien<br />

Für Strategien, gera<strong>de</strong> bei Retailern wie<br />

wir es sind, ist in großem Maße<br />

Marketingphilosophie im Hintergrund<br />

vorhan<strong>de</strong>n. Es wur<strong>de</strong> viel aus Marketing-<br />

Lehrbüchern zitiert, viel diskutiert hier­<br />

über, um dann am En<strong>de</strong> festzulegen und<br />

unsere Strategie auch darauf auszu­<br />

richten, wer unser Kun<strong>de</strong> im Sinne <strong>de</strong>r<br />

gesamten Marketing-Betrachtung ist.<br />

Unsere direkten Kun<strong>de</strong>n sind unsere Groß­<br />

händler im Sinne einer Firmenkun<strong>de</strong>n­<br />

betreuung; <strong>de</strong>nn die machen für uns<br />

90 % <strong>de</strong>s Geschäfts. Mit diesen direkten<br />

Kun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Vertriebspartnem Spar­<br />

kassen, müssen wir uns befassen. Dass<br />

wir dabei wettbewerbsfähige Produk­<br />

te <strong>de</strong>m Endverbraucher anbieten, ist<br />

selbstverständlich.<br />

Dieser Prozess hat, kurz gefasst, zu ei­<br />

nem Leitbild geführt, das wir genannt<br />

haben „Ziel <strong>de</strong>r LBS ist die Steigerung<br />

<strong>de</strong>r Wertschöpfung für <strong>de</strong>n Sparkassen­<br />

verbund".<br />

Wir passen uns hierbei einem Umfeld an,<br />

das wir sehr genau beachten müssen. In<br />

<strong>de</strong>n Leitlinien <strong>de</strong>r Sparkassen-Organisa­<br />

tion ist festgehalten, dass oberster Maß­<br />

stab ihrer Geschäftspolitik dauerhaft zu­<br />

frie<strong>de</strong>ne Kun<strong>de</strong>n sind. Wir sagen dazu:<br />

auch Bausparkun<strong>de</strong>n. Es war in diesem<br />

Prozess für uns sehr wichtig, noch einmal<br />

klarzumachen, welche Rolle in diesem<br />

Sparkassen-Verbund <strong>de</strong>r kleine, regionale<br />

LBS-Ein-Produkt-Partner spielt. Wir ha­<br />

ben eine bestimmte Rolle zugewiesen<br />

bekommen und wer<strong>de</strong>n auch bei dieser<br />

Rolle bleiben.<br />

475


CM Controller magazin 5/04 - Friedrich Miehe<br />

Mit Zahlen das Geschäft steuern<br />

Die Grundphilosophie <strong>de</strong>r BSC ist, mit<br />

möglichst früh erkennbaren, früh nach­<br />

vollziehbaren Zahlen, das Geschäft zu<br />

steuern, Aktivitäten zu steuern; d. h. die<br />

Frühindikatoren sind ein Grundansatz <strong>de</strong>r<br />

BSC. Die vergangenheitsorientierten Zah­<br />

len, v^ie wir sie als Kreditinstitut in einem<br />

Mel<strong>de</strong>w^esen ausführlichst zusammen­<br />

fassen müssen, helfen hierbei nicht.<br />

Was sind nun mögliche Kennzahlen, die<br />

wir zur Formulierung, Konkretisierung<br />

dieser Strategie betrachtet haben, die<br />

durchaus unterschiedliches Gewicht<br />

haben können? Ich habe Neugeschäfts­<br />

volumen eben schon angesprochen. Zwei<br />

Anmerkungen dazu: Für Vertriebsorga­<br />

nisationen ohne Frage wichtig, für die<br />

gesamte Steuerung <strong>de</strong>s Innenbetriebes<br />

eher ein schwacher Indikator, insbeson­<br />

<strong>de</strong>re wenn dann Boom- o<strong>de</strong>r auch wie<strong>de</strong>r<br />

Rückschwung-Iahre mit äußeren Einflüs­<br />

sen dazukommen, die gar nicht aus eige­<br />

nen Mitteln heraus steuerbar sind. Wir<br />

haben <strong>de</strong>n Ansatz verworfen.<br />

Jahresüberschuss, Betriebsergebnis,<br />

Eigenkapital-Rentabilität: Lassen Sie<br />

mich das Stichwort Cost-lncome-Ratio als<br />

Quotient dieser Relation gleich mit hinzu­<br />

fügen. Denjenigen unter Ihnen, die aus<br />

einem Kreditinstitut kommen, muss ich<br />

nicht eriäutern, in welchem hohen Maße<br />

die Gewinn- und Vedustrechnung von<br />

Kreditinstituten durch höhere o<strong>de</strong>r nied­<br />

rigere Vorsorge o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Maßnahmen<br />

gestaltbar ist. Das heißt, die Mitarbeiter<br />

verantwortlich zu machen für Vorstands­<br />

entscheidungen, mutig o<strong>de</strong>r weniger<br />

mutig in die Zukunft zu schauen, Vorsor­<br />

ge zu treiben o<strong>de</strong>r es bleiben zu lassen,<br />

spielt für die interne Steuerung keine<br />

Rolle. Dieses konnten wir als Ziele <strong>de</strong>n<br />

Mitarbeitern in <strong>de</strong>n operativen Einheiten<br />

nicht zumuten.<br />

Zum zweiten muss ich Ihnen auch nicht<br />

erläutern, was in einem Verbund, bei <strong>de</strong>m<br />

die Vertriebspartner zugleich Eigentümer<br />

sind, in <strong>de</strong>r Bewertung von Ertrag o<strong>de</strong>r<br />

Provisionsausschüttungen an Gestal­<br />

tungsmöglichkeiten vorhan<strong>de</strong>n ist. <strong>Als</strong>o<br />

Rentabilität ist für uns in <strong>de</strong>r Außenwir­<br />

kung wichtig; für interne Steuerungs­<br />

zwecke jedoch eher ungeeignet. Markt­<br />

anteile: auch ein spannen<strong>de</strong>r Bereich.<br />

Natüriich haben wir in <strong>de</strong>n ersten jähren<br />

intensiv uns bemüht, Marktanteile zu<br />

gewinnen. 40 % haben wir erreicht, aber<br />

476<br />

auch hier sind wir letztlich abhängig von<br />

Wettbewerbern; und das wollten wir nicht<br />

sein.<br />

Wir haben uns entschlossen, als wich­<br />

tigste strategische Kennzahl <strong>de</strong>n Anteil<br />

<strong>de</strong>r LBS-Bausparer an <strong>de</strong>n Sparkassen-<br />

Girokun<strong>de</strong>n zu wählen. Wir verbin<strong>de</strong>n<br />

dies mit Zielen über 5 )ahre unter Ver­<br />

zicht auf die aktive Bearbeitung <strong>de</strong>s Nicht-<br />

Sparkassenmarktes. Dieses mag Sie ver­<br />

blüffen. Aber wenn unsere Eigentümer in<br />

ihren Datenbasen 75 % <strong>de</strong>r geschäfts­<br />

fähigen Bevölkerung in unserem Ge­<br />

schäftsgebiet verankert haben; wenn für<br />

65 % aller Kun<strong>de</strong>n diese Sparkassen<br />

Haupt-Bankverbindung sind, dann ver­<br />

bietet es sich eigentlich, im ersten An­<br />

satz <strong>de</strong>n Restmarkt zu betrachten. Für<br />

die nächsten )ahre wird dieser Spar­<br />

kassenkun<strong>de</strong>n-Markt unser Ziel sein.<br />

BSC-Gestaltung<br />

Daraus entstan<strong>de</strong>n ist eine BSC, die wir<br />

mit externer Mo<strong>de</strong>ration einigermaßen<br />

schulmäßig abgeleitet haben, mit <strong>de</strong>m<br />

Leitbild LBS als Partner und Diens<strong>de</strong>ister<br />

<strong>de</strong>r Sparkassen, mit <strong>de</strong>m Leitziel Wert­<br />

schöpfung für <strong>de</strong>n Sparkassenverbund,<br />

mit strategischen Wegen wie Vertriebs­<br />

kompetenz, Ressourcenzuordnung,<br />

Baufinanzierungskompetenz und Pflege<br />

<strong>de</strong>r Marke LBS.<br />

Wir haben unser strategisches Kernziel<br />

in eine Zeitreihe gegossen. Wir haben<br />

uns befasst mit verschie<strong>de</strong>nen Ansätzen,<br />

Potenziale im Entwicklungsgebiet<br />

Geschäftsprozesse zu optimieren und zu<br />

för<strong>de</strong>rn. Wir sehen die Fähigkeiten zur<br />

Geschäftsprozessoptimierung und zur<br />

Marktorientierung <strong>de</strong>r Prozesse. Wir sind<br />

dabei, über die Reduzierung von Verwal­<br />

tungstätigkeiten Produkte mit geringe­<br />

ren Kapazitätsbindungen zu entwik-<br />

keln. Gera<strong>de</strong> dieser Punkt wird unsere<br />

gesamte Branche in <strong>de</strong>n nächsten jähren<br />

stark bewegen.<br />

Denn beim Betrachten je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Prozesse ergab sich häufig die Antwort<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter: „Ich kann doch diesen<br />

Schritt nicht einsparen, ich kann diesen<br />

Teilprozess nicht weglassen, weil wir in<br />

unseren Vertragsbedingungen das veran­<br />

kert haben und weil die Kun<strong>de</strong>n hiernach<br />

fragen". Wir wer<strong>de</strong>n uns in unserer Bran­<br />

che künftig in stärkerem Maße auch mit<br />

weniger komplexen Produkten, mit leich­<br />

ter abwickelbaren Produkten auseinan­<br />

<strong>de</strong>rsetzen müssen; insbeson<strong>de</strong>re wenn sie<br />

über Sekundärvertriebe verkauft wer<strong>de</strong>n.<br />

Wir haben im Bereich Finanzen und Con­<br />

trolling eine ähnliche Betrachtung ange­<br />

stellt. Wir sind sehr entschlossen, dies<br />

auch umzusetzen und in starkem Maße<br />

Wirtschaftlichkeits<strong>de</strong>nken im komplet­<br />

ten Betrieb bei allen Mitarbeitern zu ver­<br />

ankern. Da haben wir bei uns noch Nach­<br />

holbedarf. Wir wollen in diesem Zusam­<br />

menhang <strong>de</strong>n Nutzwert <strong>de</strong>r LBS für<br />

ihre Eigentümer unter verschie<strong>de</strong>nen<br />

Aspekten betrachten, u. a. auch unter<br />

Eigenkapitalbedarf und Eigenkapital­<br />

rendite und <strong>de</strong>m Wert <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n­<br />

bindung eines Bausparvertrages.<br />

Abtei lu ngs-Scoreca rds<br />

Es gab eine ganz interessante Episo<strong>de</strong> in<br />

diesem Prozess, nämlich Funktions­<br />

einheiten, die sich mel<strong>de</strong>ten und sagten:<br />

„Wir kommen ja gar nicht darin vor".<br />

Eine dieser Funktionseinheiten existiert<br />

heute nicht mehr, und die an<strong>de</strong>ren haben<br />

heute <strong>de</strong>utlich weniger Mitarbeiter, weil<br />

wir natüriich aus diesem Effekt die Kon­<br />

sequenzen gezogen haben. So gesehen<br />

war dies beim Restrukturierungsprozess<br />

ein interessanter Nebenaspekt.<br />

Dann mussten wir Prioritäten fin<strong>de</strong>n, wel­<br />

che Einheit als nächstes eine Abteilungs-<br />

Scorecard bekommen soll. Es müssen<br />

Abteilungen sein, die unser strategisches<br />

Ziel mit höchster Priorität und auch höch­<br />

stem Effekt betreuen, also die ressourcen-<br />

verbrauchen<strong>de</strong>n und die markt­<br />

bestimmen<strong>de</strong>n Abteilungen. Diese wer­<br />

<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r nächsten „Welle" mit einer<br />

Abteilungs-Scorecard ausgestattet. Ob wir<br />

das bei Rechnungswesen, Orga EDV und<br />

Verwaltung auch mit angehen wer<strong>de</strong>n, das<br />

ist als Entscheidung noch offen. Wir glau­<br />

ben nicht, dass man unbedingt für je<strong>de</strong><br />

Abteilung eine BSC erfin<strong>de</strong>n muss. Der<br />

Aufwand steht mitunter nicht im Einklang<br />

mit <strong>de</strong>m Effekt, <strong>de</strong>n man dabei erzielt.<br />

Es gab in <strong>de</strong>m Prozess auch einen<br />

kleinen Disput über die Rolle <strong>de</strong>s<br />

Controlling. Die Zahlen in einer BSC<br />

bei uns sind nicht unmittelbar gewinn-<br />

und Verlust- o<strong>de</strong>r bilanzrelevant, son­<br />

<strong>de</strong>rn dienen an<strong>de</strong>ren Zwecken. Weil aber<br />

die Metho<strong>de</strong>nkompetenz bei uns in <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Controlling am besten ver­<br />

ankert ist, haben wir es <strong>de</strong>r Abteilung


übertragen, diesen Prozess zu begleiten.<br />

Auch bei uns hat Controlling die Rolle als<br />

Mo<strong>de</strong>rator <strong>de</strong>s BSC-Prozesses, wie es<br />

an<strong>de</strong>re Referenten bei diesem Congress<br />

dargestellt haben.<br />

Im Planungsalltag<br />

hat dies natürlich Auswirkungen. Wir<br />

haben 2004 als erstes Budgetjahr voll­<br />

ständig hiermit geplant, d. h. wir haben<br />

Auswirkungen <strong>de</strong>r BSC erlebt in <strong>de</strong>r<br />

Budgetplanung sowie in <strong>de</strong>r entsprechen­<br />

<strong>de</strong>n Maßnahmenplanung. Wir haben bei<br />

<strong>de</strong>r Diskussion, was Vorrang hat - opera­<br />

tive Maßnahmen, strategische Maßnah­<br />

men, operatives Budget - eine klare Posi­<br />

tion eingenommen, die da lautet: Wir<br />

brauchen strategische und operative<br />

Maßnahmen. Strategisches Han<strong>de</strong>ln<br />

bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Entwicklungsbereich für<br />

Potenziale, das Operative dient zum<br />

Ausschöpfen. Das eine zum Geldverdie­<br />

nen, das an<strong>de</strong>re zum Weiterbil<strong>de</strong>n und<br />

das Ganze als Maßgabe für die LBS.<br />

Bezüglich unserer strategischen Maßnah­<br />

men haben wir als Anfor<strong>de</strong>rung an die<br />

Planung im neuen Prozess gesetzt, dass<br />

sämtliche strategischen Investitionen,<br />

Maßnahmen und Projekte sich auf eine<br />

ganz harte Prüfung einrichten müssen,<br />

was ihren Beitrag zu strategischen Kenn­<br />

zahlen anbetrifft, während wir im opera­<br />

tiven Bereich, d. h. im klassischen jahres-<br />

budget, versuchen, in hohem Maße Res­<br />

sourcen einzusparen, um sie freizu-<br />

räumen für Maßnahmen im strategi­<br />

schen Bereich. Wir sind in <strong>de</strong>r glücklichen<br />

Situation, dass wir als Unternehmen <strong>de</strong>r­<br />

zeit nicht in irgen<strong>de</strong>iner Notlage sind. Wir<br />

haben keinen strategischen Handlungs­<br />

druck, son<strong>de</strong>rn die Handlungschancen.<br />

Wir sind in <strong>de</strong>r Situation, uns auch an <strong>de</strong>r<br />

einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Stelle etwas Zeit gön­<br />

nen zu können zum längeren Nach<strong>de</strong>n­<br />

ken, vielleicht auch zum Ausprobieren.<br />

Resümee: Wie<strong>de</strong>r BSC?<br />

Wür<strong>de</strong>n wir uns wie<strong>de</strong>r für die Metho<strong>de</strong><br />

BSC entschei<strong>de</strong>n? Da kann ich ganz ein­<br />

<strong>de</strong>utig sagen: ja, uneingeschränkt, dies<br />

gilt so. Wür<strong>de</strong>n wir wie<strong>de</strong>r genauso vor­<br />

gehen? Hier kann ich genauso ein<strong>de</strong>utig<br />

sagen: Nein, ganz bestimmt nicht. Aber<br />

wenn man einen Prozess das zweite Mal<br />

durchläuft, weiß man, was man besser<br />

machen kann. Wenn Sie jetzt fragen: Was<br />

hätten wir <strong>de</strong>nn an<strong>de</strong>rs gemacht, dann<br />

kann ich ganz klar sagen: In <strong>de</strong>r Anfangs­<br />

phase <strong>de</strong>r Einführung, in <strong>de</strong>r Diskussion,<br />

bei <strong>de</strong>r Strategieentwicklung wür<strong>de</strong>n wir<br />

in einem zweiten Gang erheblich stärker<br />

mit Top-Down-Ansätzen arbeiten; <strong>de</strong>ut­<br />

licher klar machen zu Anfang, was ge­<br />

wünscht ist. Der Diskussionsprozess die­<br />

ser Zielführung hat uns relativ viel Zeit<br />

gekostet. Es war keine verlorene Zeit, aber<br />

man kann sie sicherlich konsequenter<br />

und kürzer gestalten. Dieses wür<strong>de</strong>n wir<br />

in einem Wie<strong>de</strong>rholungsfalle auch so tun.<br />

Was hat nun die BSC bisher für uns<br />

gebracht?<br />

Die Formulierung von Strategie und Leit­<br />

bild mit konkreten Zahlen zwang zum<br />

Über<strong>de</strong>nken von vielen althergebrachten<br />

Vorstellungen; Stichwort: Wer ist eigent­<br />

lich unser Kun<strong>de</strong>? Die Frage nach <strong>de</strong>r<br />

Steuerungsrelevanz führte zur Reduktion<br />

auf wenige, aber wesentliche Aspekte.<br />

Die breite Beschäftigung im Unterneh-<br />

„Bravo" aus <strong>de</strong>m Teilnehmerkreis<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

men bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r BSC hat<br />

sehr viel Raum fürDiskussionen, für Rück­<br />

fragen, für Erkenntnisprozesse geschaf­<br />

fen. Dieses war <strong>de</strong>r gewollte Zweck, und<br />

wir sind sehr froh darüber, dass dies<br />

auch eingetreten ist. Die Kenntnis <strong>de</strong>r<br />

Ziele <strong>de</strong>r Unternehmens-BSC kann nun­<br />

mehr in allen Abteilungen vorausgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n und hat auch bereits bei <strong>de</strong>r De­<br />

finition von Maßnahmen zur Ziel­<br />

erreichung ein sehr vielversprechen<strong>de</strong>s<br />

Bün<strong>de</strong>l für 2004 ergeben. Unser Problem<br />

für 2004 war nicht, Maßnahmen zu fin­<br />

<strong>de</strong>n, die unseren strategischen Weg<br />

unterstützen, son<strong>de</strong>rn unser Problem<br />

war, die vielen vorgeschlagenen Maß­<br />

nahmen in eine Priorität zu bringen, weil<br />

wir unmöglich alles gleichzeitig machen<br />

konnten, was von <strong>de</strong>n Mitarbeitern vor­<br />

geschlagen wur<strong>de</strong>.<br />

Was heißt dies nun für uns, für unsere<br />

LBS, für die Zukunft? Wir sind heute<br />

Marktführer mit 40 % Marktanteil. Wir<br />

sind nach <strong>de</strong>r Auswertung einer Fach­<br />

zeitschrift die eigenkapitalrentabelste LBS<br />

und die drittrentabelste Bausparkasse<br />

Deutschlands. Was wollen wir wer<strong>de</strong>n?<br />

Nun, wir wollen mit Abstand Marktfüh­<br />

rer bleiben, wir wollen die eigenkapital-<br />

rentabelste Bausparkasse wer<strong>de</strong>n und<br />

wir wollen die effizienteste <strong>de</strong>utsche Bau­<br />

sparkasse wer<strong>de</strong>n, was Verträge pro Mit­<br />

arbeiter, Kosten je Vertrag o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Relationen anbetrifft. <strong>Als</strong> Ziel haben wir<br />

uns gesetzt, dies in drei jähren zu er­<br />

reichen. Wir glauben nach wie vor daran.<br />

Wir haben dank <strong>de</strong>r BSC und natürlich<br />

an<strong>de</strong>rer Prozesse und Aktivitäten im<br />

Unternehmen Verständnis hierfür ge­<br />

weckt, alle ziehen an dieser Stelle mit<br />

und wir lassen uns dann gerne und<br />

mutig in drei Jahren dagegen messen.!<br />

All


CM Controller magazin 5/04 - Peter Löhnert<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

02 04 06 S G F<br />

VON DER PAPIERFLUT<br />

ZUR MANAGEMENT­<br />

ORIENTIERTEN<br />

INFORMATIONSPLAHFORM<br />

von Dipl.-Betriebswirt (FH) Peter Löhnert, Waldl


SICK Controlling - Logo<br />

„OPO" - One Page Only<br />

Controlling eingebettet In SICK<br />

•=> auf das Wesentliche konzentriert<br />

ausgewogen<br />

Wir sind <strong>de</strong>r Meinung, auch schon in<br />

Planungsprozessen muss man<br />

empfänger- o<strong>de</strong>r kun<strong>de</strong>norientiert agie­<br />

ren, nicht nur im Reporting. Wir hatten<br />

En<strong>de</strong> 2001 eine SAP R/3-Umstellung<br />

gemacht (von R/2 nach R/3) und im<br />

Nachgang zu diesem Projekt unseren<br />

Budgetprozess auch neu gestaltet. Und<br />

da ging's um die Bereichsplanung, <strong>de</strong>n<br />

Kostenstellenleiter Vorher gab es ein BiJn-<br />

<strong>de</strong>l von verschie<strong>de</strong>nen Themen aus Zen­<br />

traler Planung, aus Personalkosten usw.<br />

Er hat seine Investitionen geplant, aber<br />

die Abschreibung aus Altanlagen wur­<br />

<strong>de</strong>n irgendwie zentral dazugespielt. Der<br />

Kostenstellenleiter hat nur einen Aus­<br />

schnitt aus seinen Kosten mit SAP ge­<br />

plant, alles an<strong>de</strong>re kam irgendwie zentral<br />

aus <strong>de</strong>m integrierten System. Das haben<br />

wir alles gekappt und gesagt: <strong>de</strong>zentrale<br />

Verantwortung heißt auch <strong>de</strong>zentrale<br />

Planung. Was wir gemacht haben ist ein<br />

einfaches Excelsheet, das alle Themen<br />

von Kapazitätsplanung bis Personalko­<br />

sten, Interne Leistung, Projekte, Investi­<br />

tionen auf einer Seite alles zur Planung<br />

zeigt. Der Charme, wirklich die Innovati­<br />

on war, dass wir dies mit SAP integriert<br />

haben - sowohl von <strong>de</strong>r Historie, also mit<br />

La<strong>de</strong>n von Historiendaten als auch mit<br />

<strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>rhochla<strong>de</strong>n beliebig oft von<br />

Planungsdaten. Das heißt, wir nutzen dort<br />

diese Planungsoberfläche und haben<br />

gleichzeitig dann, sobald <strong>de</strong>r Planer zum<br />

ersten mal upgeloa<strong>de</strong>d hat, alle Themen<br />

aus <strong>de</strong>r SAP-Kostenstellenrechnung, In­<br />

vestitionsplanung, Projektplanung mit<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Reporting-Funktio-<br />

nen im Zugriff. In Excel sieht <strong>de</strong>r Verant­<br />

wortliche es direkt, kann die Planung si­<br />

mulieren; er sieht direkt seinen<br />

Verrechnungssatz, seine Leistungsgra<strong>de</strong>,<br />

seine Produktivitäten; eben all das, was<br />

in <strong>de</strong>r Kostenstelle vorkommt, hat er in<br />

seinem OPO drin. ,<br />


CM Controller magazin 5/04 - Peter Löhnert<br />

einerseits in Akzeptanz, was man tut in<br />

diesen Funktionen, an<strong>de</strong>rerseits eben in<br />

Verankerung <strong>de</strong>r Prozesse, weil dort die<br />

Controlling-Tiiemen nachgefragt wer<strong>de</strong>n:<br />

Forecast 1, Forecast II, Budget, Mittelfrist­<br />

planung, Strategische Planung.<br />

Akzeptanz ist die Erfüllung von Er­<br />

wartungen<br />

Ein trivialer Satz; so ganz trivial ist er<br />

nicht, well in <strong>de</strong>r Regel zwei Erwartungen<br />

zusammenkommen. Einerseits die Erwar­<br />

tung <strong>de</strong>s Managements, was wird da<br />

nachgefragt an Management-Informati­<br />

on; und an<strong>de</strong>rerseits natijriich Erwartun­<br />

gen aus <strong>de</strong>r Gil<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Controller, <strong>de</strong>r eige­<br />

ne Anspruch <strong>de</strong>s Controlling. Und das<br />

Ganze kommt zusammen; und wenn wir<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen stellen an unser Berichts­<br />

wesen, dann gibt es da im Wesentlichen<br />

eben die Punkte: schnell und aktuell,<br />

transparent, aber ganz wesentlich Ab­<br />

bild <strong>de</strong>r Aufbau- und Führungs­<br />

organisation <strong>de</strong>s Unternehmens, um<br />

Adressierbarkeit im Unternehmen zu er­<br />

reichen, um Delegation von Verantwor­<br />

tung zu erreichen und auch flexibel zu<br />

sein bei <strong>de</strong>r Organisationsvereinbarung.<br />

Neuorganisation unseres Reporting<br />

mit <strong>de</strong>m Projekt „InForm"<br />

Es gab da einmal bei <strong>de</strong>r Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie ein Wortspiel mit „Informa­<br />

tion". Wenn man es etwas an<strong>de</strong>rs<br />

schreibt, nämlich das F groß, dann heißt<br />

InFormation zugleich das in Form brin­<br />

gen. <strong>Als</strong>o: ins Fitness-Center geht ein<br />

Mensch gern, weil er fit gemacht wird.<br />

Desgleichen: Machen wir unser Mana­<br />

gement fit mit <strong>de</strong>m, was wir tun mit<br />

unserem Reporting?<br />

Dieses Projekt, En<strong>de</strong> 2001 hatten wir es<br />

gestartet; kurz wesentliche Schlagworte<br />

dazu. Die Ausgangssituation war: viele<br />

verschie<strong>de</strong>ne Berichte. Es gab Vertriebs-<br />

reporting, Produktionsreporting, Mana­<br />

gementreporting <strong>de</strong>s Stammhauses (Sick<br />

AG mit 1.800 Mitarbeitern). Und da gab<br />

es unterschiedliche Verantwortlichkeiten,<br />

auch im Berichtswesen für die AG, im<br />

Berichtswesen für <strong>de</strong>n Konzern. Im Kon­<br />

zern haben wir außer<strong>de</strong>m eine hetero­<br />

gene ERP-Basis schon standardisiert in<br />

Prozessen. Wir haben zwar SAP als we­<br />

sentliche Grundlage im Stammhaus und<br />

in Produktionseinheiten, aber daneben<br />

in 43 Gesellschaften eine Vielfalt von<br />

ERPS. Unser Ziel ist nicht, erst dann Con­<br />

trolling machen zu können, wenn die alle<br />

480<br />

mal SAP haben inklusive einer Vertriebs­<br />

gesellschaft mit 10 Mitarbeitern. Aber<br />

das Reporting hat uns da ein paar<br />

Schwierigkeiten bereitet, und schlecht<br />

war die Uneinheitlichkeit und Unüber­<br />

sichtlichkeit für die internen Kun<strong>de</strong>n.<br />

Wir hatten die historisch gewachsene<br />

Berichtsflut, in hohem Maße Papier. Wir<br />

hatten auch viel mit E-Mails verschickt,<br />

aber letztlich für <strong>de</strong>n Manager, wenn's<br />

ankommt, dann wird halt über Sekretä­<br />

rinnen ausgedruckt. Es gibt auch keine<br />

strukturierte Ablage. Dann ist es fast ge­<br />

nauso wie Papier, wenig Nutzung mo<strong>de</strong>r­<br />

ner IT und Redundanz in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Berichten. Das ist ein Bild zu unserer Aus­<br />

gangssituation; eben verschie<strong>de</strong>ne Inseln,<br />

Reporting AG, Konzern, Vertrieb, Produk­<br />

tion, alle irgendwie mit Excel-Zugriff o<strong>de</strong>r<br />

Berichtswesen, d. h. Papier per Mail.<br />

Es führte zum Projektauftrag „Erstellen<br />

eines integrierten Online-Berichts­<br />

wesens" auf Basis <strong>de</strong>r existieren<strong>de</strong>n<br />

Controlling-Berichtssysteme. Fokus<br />

Online-Berichtswesen für Manager,<br />

Fokus drastische Reduzierung Papier­<br />

berichtswesen.<br />

Unser Lösungskonzept war <strong>de</strong>r Manage­<br />

ment-Online-Zugriff auf die „analytische<br />

Zahlenwelt" <strong>de</strong>s Unternehmens über das<br />

Intranet und eine Ergänzung durch vor­<br />

bereitete Notes-Berichte. Und das ist ei­<br />

gentlich die Zusammenfassung letztlich<br />

unseres Konzepts, wie es jetzt dasteht.<br />

Wir haben einen Top-Bericht, <strong>de</strong>r be­<br />

steht aus 4 Seiten. Das ist das, was man<br />

sich ausdruckt mit Ampel. Dazu die indi­<br />

viduelle Information als Zugriff auf die<br />

analytische Zahlenwelt. Es heißt C-Gate,<br />

Controller's Gate, das Tor zur Datenwelt.<br />

^ SICK Controlling<br />

Struktur Gesamtsystem<br />

vor<strong>de</strong>finiert / Analysen<br />

Berichts-Sammlung<br />

Stendard-Berichte<br />

Fachspez. Controlling<br />

Berichtsanwendu ngen<br />

Das ist die individuelle Analyse, stan­<br />

dardisiert durch Bookmarks, wie man<br />

sie aus <strong>de</strong>m Internet kennt, d. h. Public<br />

Bookmarks für je<strong>de</strong>n zugänglich o<strong>de</strong>r<br />

je<strong>de</strong>r mit seinen individuellen private<br />

bookmarks. Daneben gibt es einen Pfad<br />

zur Notes-Datenbank, wo Einzelberichte,<br />

Kommentare, Analysen in bekannter<br />

Form mit leichtem Zugriff abgelegt sind.<br />

Die Struktur unseres Gesamtsystems ist<br />

folgen<strong>de</strong>: Wir haben unsere ERP's in <strong>de</strong>n<br />

Einzelgesellschaften. Da ist SAP dominie­<br />

rend. Wir haben SAP bei 6 Gesellschaften<br />

im Einsatz, vor allen Dingen bei <strong>de</strong>n grö­<br />

ßeren und produzieren<strong>de</strong>n. Daneben ha­<br />

ben wir für einfach gestrickte Vertriebs­<br />

gesellschaften eine kleinere Navision-Lö-<br />

sung und wir haben auch viele Exoten.<br />

Wir haben auch einige sonstige Daten,<br />

sei es aus <strong>de</strong>r Marktforschung, sei es aus<br />

qualitativen Berichten. Die kommen hoch<br />

in fachspezifische Controlling-Berichtsan­<br />

wendungen, sogenannte Datamarks. Da<br />

haben wir im Controlling ganz wesentlich<br />

eben auch MIS-ALEA im Einsatz, Vertriebs­<br />

datenbank momentan (vgl. Abbildung).<br />

Dieses ist jetzt umgesetzt. Wir haben eine<br />

drastische Reduzierung <strong>de</strong>r Papierberge.<br />

Wir verschicken null Stück Papier mehr<br />

seit 2004. Natüriich - machen wir uns<br />

nichts vor - in <strong>de</strong>n Sekretariaten, Vor­<br />

stand, GL, Division Manager, da wird die<br />

Sekretärin noch weiterhin etwas ausdruk-<br />

ken, aber für uns entfallen ganz extrem<br />

Berichtsverteilungsprozesse. Wir haben<br />

Konzentrationen und da ist in <strong>de</strong>r Tat ein<br />

wesentlicher Punkt in <strong>de</strong>r Controllerarbeit<br />

zu leisten: die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r<br />

Berichtskommentare, <strong>de</strong>r Analysen, <strong>de</strong>r<br />

Lenkung <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit, das<br />

empfängerorientierte Berichtswesen. •<br />

„-.ii...v>.i..-i-iri».»'i--jm--»i.TM',ijii,.... ' ' — - —<br />

Zugnff C-Gate Arcplan-Dynasight<br />

„Technis


Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

04 09 39 E G S<br />

Beson<strong>de</strong>rer Dank gilt <strong>de</strong>n Projektsponsoren,<br />

Dr. Harald Pacl, Leiter DI&A Finance & Controlling<br />

<strong>de</strong>r Aventis Deutschland und zugleich<br />

Initiator <strong>de</strong>s FACTs-Projektes, Dr. Roland Mohr<br />

(Leiter Site Operations) sowie seitens <strong>de</strong>r 18-<br />

Abtellung Erhard Jantos, Leiter l/S Business<br />

Applications, Finance & Controlling.<br />

FORSCHUNGS­<br />

UND ENTWICKLUNGS­<br />

CONTROLLING<br />

in <strong>de</strong>r pharmazeutischen Industrie:<br />

Das Aventis Management Cockpit<br />

0<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Dr. Uwe R Weitzel ist Manager im Bereich F&E<br />

Controlling bei Aventis Pharma Deutschland GmbH<br />

und Leiter <strong>de</strong>s FACTs-Projel


CM Controller magazin 5/04 - Uwe P. Weitzel \<br />

60 1<br />

i 50 H<br />

_2<br />

40 •]<br />

s »4<br />

LU<br />

20 H<br />

10 H<br />

NMEstiist launclied<br />

NCEs fiist launched<br />

NBEs first laiinched<br />

Global R&D increase (%)<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

r 200<br />

h 180<br />

h 160<br />

s.<br />

M40 1-<br />

2.<br />

h 120<br />

Abb. 1: Globale F&E Produktivität: Steigen<strong>de</strong> Kosten bei stagnieren<strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

2 INNOVATIONSMANAGEIMENT<br />

DURCH FACTs<br />

Kontinuieriich erfolgversprechen<strong>de</strong> Arz­<br />

neimittel in <strong>de</strong>n jeweiligen Indikations­<br />

gebieten möglichst schnell in <strong>de</strong>n Markt<br />

zu bringen, ist bei Aventis die zentrale<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s Bereiches Drug Innovation<br />

& Approval (DI&A)^ Eine wesentliche<br />

Voraussetzung hierfür ist eine aktuelle<br />

Übersicht aller zur effizienten Steuerung<br />

<strong>de</strong>s Forschungs- und Entwicklungs­<br />

prozesses essentieller Aufgabenbereiche.<br />

Welchen Beitrag das Controlling leisten<br />

kann, um das Management bei <strong>de</strong>r wert­<br />

orientierten Steuerung und Allokatlon <strong>de</strong>r<br />

notwendigen Ressourcen zu unterstüt­<br />

zen, soll im folgen<strong>de</strong>n gezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />

2.1 Aventis DI&A<br />

Wertschöpfungskette<br />

Die Entwicklungsab­<br />

schnitte <strong>de</strong>r Wert­<br />

schöpfungskettewer­ <strong>de</strong>n bei Aventis in folgen­<br />

<strong>de</strong> Phasen eingeteilt<br />

(siehe Abb. 2): Target<br />

I<strong>de</strong>ntification, innerhalb<br />

<strong>de</strong>rer die potenziell mög­<br />

lichen Angriffspunkte<br />

(„Targets") <strong>de</strong>s zukünfti­<br />

gen Wirkstoffes i<strong>de</strong>ntifi­<br />

ziert und validiert wer­<br />

<strong>de</strong>n; Lead und Candi-<br />

date I<strong>de</strong>ntification, aus<br />

<strong>de</strong>nen erste Leitsub­<br />

stanzen hervorgehen<br />

und sich bestimmte<br />

Strukturen heraus-<br />

482<br />

kristallisieren, <strong>de</strong>ren physiko-chemische<br />

Eigenschaften optimiert wer<strong>de</strong>n. Es fol­<br />

gen die Phasen Preclinical, in <strong>de</strong>r die<br />

Substanz auf potentielle Toxizität und<br />

ihren Metabolismus im tierischen Orga­<br />

nismus untersucht wird. Dann schließen<br />

sich die drei Phasen <strong>de</strong>r Klinischen Ent­<br />

wicklung an, innerhalb <strong>de</strong>rer die Medi­<br />

kamente ihre Verträglichkeit und Wirk­<br />

samkeit am Menschen beweisen müs­<br />

sen, um in punkto Sicherheit zu genügen.<br />

Die Zulassungsphase Regulatory Review<br />

ist zugleich <strong>de</strong>r letzte Abschnitt inner­<br />

halb <strong>de</strong>r Dl&A Wertschöpfungskette. Bei<br />

positivem Entscheid <strong>de</strong>r Arzneimittel­<br />

zulassungsbehör<strong>de</strong>n darf das Medika­<br />

ment in <strong>de</strong>n jeweiligen Markt eingeführt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

100<br />

2.2 Zu koordinieren<strong>de</strong><br />

Aufgabenbereiche<br />

Die zur Planung und<br />

Steuerung entlang <strong>de</strong>r<br />

Wertschöpfungskette<br />

wesentlichen Ressour­<br />

cen lassen sich aus Sicht<br />

<strong>de</strong>s Controlling in fünf<br />

Bereiche unterteilen<br />

(siehe Abb. 2). Dabei be­<br />

inhaltet PBC (Project<br />

Based Controlling) das<br />

gesamte Projekt- und<br />

Portfoliomanagement.<br />

Ebenfalls sind in diesem<br />

Kontext die auf Projek­<br />

ten geleisteten Mitarbei­<br />

terstun<strong>de</strong>n abgebil<strong>de</strong>t.<br />

Aus <strong>de</strong>m Projektportfolio wird schließ­<br />

lich <strong>de</strong>r Bedarf abgeleitet, wann und in<br />

welchem Umfang bestimmte Tätigkeiten<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n müssen, um die<br />

Projekte rasch durch die Wertschöpfungs­<br />

kette zu schleusen. Welche Qualifi­<br />

kationsprofile hierzu zur Verfügung ste­<br />

hen, um die notwendigen Maßnahmen<br />

durchzuführen, wird von <strong>de</strong>m Gebiet HR<br />

(Human Resources) beschrieben.<br />

Der dritte Bereich, Opex (Operational<br />

Expenditures), beschreibt die Kosten<br />

sowie die zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Mit­<br />

tel, die im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m<br />

Umlaufvermögen zu sehen sind. Sowohl<br />

die Gemeinkosten, die durch die Kosten­<br />

stellenrechnung abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, als<br />

auch Einzelkosten, die für Projekte und<br />

Aventis Drug Innovation & Approval (DI&A) Wertschöpfungskette<br />

Tatjet Lead Candidate Prer<strong>de</strong>ntificat<br />

I<strong>de</strong>ntificat I<strong>de</strong>ntificat clinicar<br />

Phase<br />

l'lla<br />

Phase Phase Regidatoiy<br />

IIb III Review<br />

•<br />

anung, Steuerung & Controlling entlang <strong>de</strong>r Wertschöpfungskett<br />

pÄ^JS c k Ä , .<br />

Portfolio<br />

Management Allnkatlon j|||,„2e„ „j„„. Anlageverm. |„,,„„„k,„<br />

f t t t<br />

TimeTracking HR OPEX 0\PEX Purchasing<br />

FACTs<br />

- ein System für monetäre & nicht-monetäre Informationen<br />

Abb. 2: FACTs als umfassen<strong>de</strong>s Informationssystem


Allianzen anfallen, gehören hierzu. Es<br />

schließt sich das Gebiet Capex (Capital<br />

Expenditures) an, das nicht nur laufen­<br />

<strong>de</strong> Investitionsprojekte, son<strong>de</strong>rn auch<br />

schon in das Anlagenvermögen überfijhr-<br />

te sowie geplante Investitionen ab<strong>de</strong>ckt.<br />

Des weiteren sind Infrastrukturbelange,<br />

wie beispielsweise Gebäu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren<br />

Nutzungsintensität o<strong>de</strong>r etwa Logistik­<br />

aspekte wie das sog. „Supply Chain Ma­<br />

nagement", in <strong>de</strong>m Aufgabenbereich<br />

Infrastruktur zusammengefasst.<br />

2.3 Der FACTs-Projektansatz<br />

Der zentrale Ansatz <strong>de</strong>s Bereiches DI&A<br />

Controlling war, ein proprietäres Infor­<br />

mationssystem bereitzustellen, das die<br />

tägliche Entscheidungsfindung hinsicht­<br />

lich Ressourcenallokation, externen Alli­<br />

anzen, Investitionen usw. unterstützt, um<br />

<strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s F&E Portfolios nachhaltig<br />

zu steigern. Hieraus resultiert die Not­<br />

wendigkeit, ein adäquates Berichts­<br />

wesen zu implementieren, das all diese<br />

Aufgabengebiete umfassend ab<strong>de</strong>ckt<br />

und gleichzeitig für hohe Transparenz<br />

sorgt. Damit war <strong>de</strong>r Startschuss für eine<br />

Applikation gegeben, die im folgen<strong>de</strong>n<br />

FACTS (Financial Analyzing and Con­<br />

trolling Tools) genannt wird. Die For<strong>de</strong>­<br />

rung nach nur einem System impliziert<br />

das Anbin<strong>de</strong>n und/o<strong>de</strong>r Ablösen beste­<br />

hen<strong>de</strong>r Vorsysteme und damit <strong>de</strong>n Auf­<br />

bau einer homogenen<br />

Systemlandschaft.<br />

Hierdurch sollte es mög­<br />

lich sein, <strong>de</strong>n informati­<br />

ven Wert eines zwar ste­<br />

tig wachsen<strong>de</strong>n, aber<br />

<strong>de</strong>nnoch brach liegen­<br />

<strong>de</strong>n Datenvolumens<br />

besser zu nutzen.<br />

Einen solchen integrier­<br />

ten und übergreifen<strong>de</strong>n<br />

Datenpool vorausge­<br />

setzt, bestand nun die<br />

wesentliche Herausfor­<br />

<strong>de</strong>rung darin, <strong>de</strong>n un­<br />

terschiedlichenAnfor­ <strong>de</strong>rungen bei<strong>de</strong>r zu­<br />

künftigerAnwen<strong>de</strong>r­ gruppen (Controlling &<br />

Management) gerecht<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Für die An­<br />

wen<strong>de</strong>rgruppe aus <strong>de</strong>m<br />

Bereich Controlling soll­<br />

te beispielsweise auch<br />

weiterhin die gewohnte<br />

MS Excel-Berichtsumgebung erhalten<br />

bleiben. Aus diesem Bereich kam zugleich<br />

die For<strong>de</strong>rung, Daten <strong>de</strong>s Pools aus un­<br />

terschiedlichen Perspektiven in verschie­<br />

<strong>de</strong>nen Detaillierungsgra<strong>de</strong>n zu analysie­<br />

ren und nach Möglichkeit auch interak­<br />

tiv durch entsprechen<strong>de</strong> Berichte navi­<br />

gieren zu können.<br />

Anv/en<strong>de</strong>r-Ebene<br />

Die Prämisse zur Komplexitätsreduktion<br />

wird noch dadurch verstärkt, einem vor­<br />

wiegend naturwissenschaftlich ausge­<br />

bil<strong>de</strong>ten Management einen leicht ver­<br />

ständlichen Zugang zu <strong>de</strong>n „Con­<br />

trolling-Zahlen" zu ermöglichen. Dies<br />

war zugleich <strong>de</strong>r Grund, neben <strong>de</strong>n<br />

Standardberichten <strong>de</strong>r Excel-Umgebung<br />

die Daten auch graphisch visualisiert zur<br />

Verfügung zu stellen, damit sich <strong>de</strong>n For­<br />

schern betriebswirtschaftliche Sachver­<br />

halte intuitiv erschließen. Letztendlich<br />

geht es darum, aus Daten Informationen<br />

zu generieren bzw. die vorhan<strong>de</strong>nen Da­<br />

ten entsprechend so aufzubereiten, dass<br />

sie ihren kohärenten Informationsgehalt<br />

entfalten können. Die konzeptionelle<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung bestand im wesent­<br />

lichen darin 1) eine vernünftige Anzahl<br />

an Graphiken zu bestimmen, die auf <strong>de</strong>m<br />

Cockpit erscheinen sollen, 2) eine Aus­<br />

wahl zu treffen, welche Bereiche in wel­<br />

chem Umfang repräsentiert, 3) in wel­<br />

cher Reihenfolge diese dargestellt, und<br />

vor allem 4) durch welche Graphiken die<br />

Daten visualisiert wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

2.4 Entscheidung für SAP Business<br />

Warehouse (BW)<br />

Neben <strong>de</strong>n grob skizzierten Anfor<strong>de</strong>run­<br />

gen, etwa <strong>de</strong>r eines multidimensionalen<br />

Berichtssystems mit integrierter Excel-<br />

Oberfläche, genügen Applikationen ei­<br />

ner ganzen Reihe unterschiedlicher An­<br />

bieter auch <strong>de</strong>n sehr speziellen Anfor<strong>de</strong>­<br />

rungen seitens <strong>de</strong>r IS (Informationssyste-<br />

mej-Abteilung, wie <strong>de</strong>r Schnittstellen­<br />

offenheit. Letztendlich aber haben fol­<br />

gen<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong> zum Entscheid zugun­<br />

sten einer Einführung von SAP BW ge<br />

führt: 1) wesentliches Quellsystem ist SAP<br />

R/3 - die Datenextraktion sollte sich<br />

daher nicht allzu problematisch gestal­<br />

ten, 2) bereits bestehen<strong>de</strong> Erfahrungen<br />

<strong>de</strong>r IS-Abteilung mit SAP BW, 3) die bereit­<br />

gestellten graphischen Applikationen, die<br />

zur Visualisierung von Daten herangezo­<br />

gen wer<strong>de</strong>n können und schließlich 4)<br />

durch die Technik <strong>de</strong>s Webreportings, die<br />

<strong>de</strong>m Anwen<strong>de</strong>r einen einfachen Mana­<br />

gement Cockpit-Zugang ermöglichen.<br />

3 AUFBAU VON FACTs<br />

3.1 Quellsysteme und Datenhaltung<br />

Die Architektur von FACTs entspricht <strong>de</strong>r<br />

eines dreistufigen Data Warehouse-Kon-<br />

zeptes mit <strong>de</strong>n drei Ebenen Datenbereit­<br />

stellung, die aus <strong>de</strong>n Quellsystemen be-<br />

Excel-basierte Berichte Management Cockpit<br />

Metadaten-Ebene<br />

raaäglH^^ üs^idl jjj-'' mm - J - H -<br />

Quellsysteme<br />

j||p|i||fc RfflBi<br />

QP^^ PBC/Time Trackmg<br />

fill<br />

CAPEX<br />

HS<br />

Infrastruktur<br />

Abb. 3: Der dreistufige Aufbau von FACTs mit <strong>de</strong>m Management Cockpit als Berichtsebene<br />

483


CM Controller magazin 5/04 - Uwe P. Weitzel<br />

steht, Datenhaltung <strong>de</strong>r<br />

Metadatenebene, die <strong>de</strong>n<br />

BW Server beinhaltet und<br />

das Speichern und Abfra­<br />

gen von Daten via OLAP<br />

(On Line Analytical Pro­<br />

cessing) ermöglicht, sowie<br />

<strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Datenana­<br />

lyse, <strong>de</strong>r Berichtsumge-<br />

bung, in <strong>de</strong>r sich auch <strong>de</strong>r<br />

Anwen<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>t.<br />

Dabei repräsentieren die<br />

Würfel (Cubes) symbolisch<br />

die aus unterschiedlichen<br />

Quellsystemen gespeisten,<br />

aber inhaltlich zusammen-<br />

gehören<strong>de</strong>n Gebiete.<br />

Durch <strong>de</strong>n Einsatz von<br />

MultiCubes können Infor­<br />

mationen aus unterschied­<br />

lichen BasisCubes - und<br />

damit unterschiedlicher „<br />

Bereiche - übergreifend<br />

ausgewertet wer<strong>de</strong>n. So<br />

kann beispielsweise das Einkaufsverhalten<br />

bestimmter Funktionen sehr explizit un­<br />

tersucht und Optimierungspotenziale<br />

leicht festgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

3.2 Die Anwen<strong>de</strong>rebene - das IVIana­<br />

gement Cockpit<br />

In <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>rebene ist zum einen <strong>de</strong>r<br />

Business Explorer Analyzer, <strong>de</strong>r als Add-<br />

in für MS Excel implementiert ist und mit<br />

<strong>de</strong>m man leicht durch die multi-<br />

dimensionalen Datenstrukturen navigie­<br />

ren kann, zu fin<strong>de</strong>n. Der an<strong>de</strong>re Bestand­<br />

teil <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>rebene wird durch das<br />

Management Cockpit mit seinen vielfälti­<br />

gen Graphiken repräsentiert, die sich auf<br />

vier sog. Frames verteilen. Hierunter muss<br />

man sich verschie<strong>de</strong>ne - in Analogie zu<br />

Karteikartenreitem konzipierte - Ebe­<br />

nen vorstellen, auf <strong>de</strong>nen die graphischen<br />

Elemente angeordnet sind. Insgesamt<br />

verfügt das Management Cockpit über<br />

fünf Ebenen: die Übersicht, die Ausschnit­<br />

te <strong>de</strong>r wesentlichen Aufgabengebiete re­<br />

präsentiert; Opex/Capex innerhalb <strong>de</strong>s­<br />

sen wesentliche budgetrelevante Informa­<br />

tionen zu fin<strong>de</strong>n sind; Projekt-Portfolio,<br />

das Herzstück <strong>de</strong>s Portfoliomanagements;<br />

Infrastruktur repräsentiert Gebäu<strong>de</strong> so­<br />

wie das Supply Chain Management und<br />

schließlich Standardberichte, die auch<br />

Erklärungen und Hilfefunktionen beinhal­<br />

tet. Exemplarisch wer<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n<br />

die Inhalte von zwei <strong>de</strong>r insgesamt fünf<br />

Karteikartenreiter näher beschrieben.<br />

484<br />

Data BMrbe«er Anseht Favonten Erti« ?<br />

>Zunjtk - -* * ^ _i3 ^ £(Such«n jJFsvorfte^ ^Verlauf<br />

Abb. 4: Frame „Übersicht" <strong>de</strong>s Management Cockpits"<br />

3.2.1 Karteikartenreiter „Übersicht"<br />

In <strong>de</strong>m Frame „Übersicht" sind die we­<br />

sentlichen Aufgabengebiete <strong>de</strong>s Berei­<br />

ches Dl&A repräsentiert, wobei <strong>de</strong>r Fo­<br />

kus auf das Projektportfolio gerichtet ist<br />

(siehe Abb. 4). Die erste Graphik zeigt in<br />

Form eines Kuchendiagramms, in wel­<br />

chen Kategorien die Labormitarbeiter <strong>de</strong>n<br />

Schwerpunkt ihrer Arbeit in <strong>de</strong>r Vor­<br />

monatsperio<strong>de</strong> gesetzt haben. Die bei­<br />

<strong>de</strong>n Portfoliodarstellungen in <strong>de</strong>r Mitte<br />

<strong>de</strong>r Übersicht repräsentieren zwei für <strong>de</strong>n<br />

Standort überaus wichtige Projektpha­<br />

sen. Zwei Graphiken (siehe Abb. 4 rechter<br />

Rand) geben einen raschen Überblick,<br />

wie sich <strong>de</strong>r Personalbestand im Jahres­<br />

ablauf än<strong>de</strong>rt und orientieren damit auch<br />

über die zur Verfügung stehen<strong>de</strong><br />

Mitarbeiterkapazität.<br />

Drei weitere Graphiken <strong>de</strong>r Übersicht <strong>de</strong>k-<br />

ken die budgetrelevanten Gebiete Capex<br />

und Opex ab: Durch die „Capex-Graphik"<br />

wird das Bestell- und Ausgabeverhalten<br />

im lahresverlauf kumuliert dargestellt.<br />

So lassen sich Fehlentwicklungen, die<br />

etwa durch Projektverzögerungen o. ä.<br />

begrün<strong>de</strong>t sind, frühzeitig erkennen und<br />

entsprechen<strong>de</strong> Gegenmaßnahmen kön­<br />

nen eingeleitet wer<strong>de</strong>n. Schließlich ge­<br />

ben die bei<strong>de</strong>n Tachometer-Graphiken<br />

<strong>de</strong>n aktuellen Stand <strong>de</strong>r Gemein- und<br />

Einzelkosten in zwei unterschiedlichen<br />

Betrachtungszeiträumen wie<strong>de</strong>r. Durch<br />

die Verwendung <strong>de</strong>r „Ampelfarben" Rot,<br />

Gelb und Grün wer<strong>de</strong>n die Informationen<br />

nicht nur in absoluten o<strong>de</strong>r relativen<br />

Werten angezeigt, son<strong>de</strong>rn auch das<br />

Ausmaß <strong>de</strong>r Abweichungen. Somit er­<br />

hält das Management sofort die wesent­<br />

liche Information: Ist man noch im „Grü­<br />

nen Bereich" o<strong>de</strong>r hat man die Budget­<br />

grenzen bereits <strong>de</strong>utlich übertroffen?<br />

3.2.2 Karteikartenreiter „Projekt-Port­<br />

folio"<br />

Für forschen<strong>de</strong> pharmazeutische Unter­<br />

nehmen ist das Projektportfolio das Herz­<br />

stück <strong>de</strong>s FuE-Bereiches. Schließlich hat<br />

<strong>de</strong>ssen Zusammensetzung einen ganz<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einfluss auf <strong>de</strong>n zukünf­<br />

tigen Unternehmenserfolg. Die einzelnen<br />

Entwicklungsphasen <strong>de</strong>r Dl&A-Wert-<br />

Schöpfungskette wer<strong>de</strong>n durch insge­<br />

samt sechs Portfoliographiken repräsen­<br />

tiert (siehe Abb. 5). Wesentliche Kennzah­<br />

len sind zum einen die Lebenszyklus­<br />

dauer (Cycletime), die beschreibt, wie lan­<br />

ge sich ein Projekt in <strong>de</strong>r jeweiligen Phase<br />

aufgehalten hat. Durchschnittliche Ver­<br />

weildauern, die aus langfristigen<br />

Beobachtungszeiträumen abgeleitet<br />

wur<strong>de</strong>n, bil<strong>de</strong>n sogleich eine Grenze für<br />

die Farbgebung <strong>de</strong>r Portfolioquadranten.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren ist die Anzahl <strong>de</strong>r geleiste­<br />

ten Personentage wichtig, die für ein Pro­<br />

jekt in <strong>de</strong>r jeweiligen Phase geleistet wer­<br />

<strong>de</strong>n. Denn offensichtlich ist ein gewisses<br />

Min<strong>de</strong>stmaß an Unterstützung notwen­<br />

dig, um das Projekt rasch in die nächste<br />

Phase zu leiten.


•CTsMwaqenwntCockp« Avmt»f>hM<br />

M« «MiMtn M M FiMirtan bom f<br />

•l-arodi • •» • a3 !^ ä ^»idieii i^Pmtai ^wriMf Se^. J g . J J<br />

Afab. 5: Karteikartenreiter „Projekt-Portfolio" - das HerzstiJck <strong>de</strong>s Portfoliomanagements<br />

Weiterhin stehen <strong>de</strong>m Anwen<strong>de</strong>r noch<br />

Auswahlfenster zur Verfügung, durch die<br />

auf bestimmte Prioritäten, Indikations­<br />

gebiete o<strong>de</strong>r etwa funktionale Sicht­<br />

weisen eingeschränkt wer<strong>de</strong>n kann. Die<br />

siebte Graphik in Bild 5 ist von immenser<br />

Be<strong>de</strong>utung, da sie die positiven Entschei­<br />

<strong>de</strong> zählt, wenn ein Projekt in die nächste<br />

Phase übertritt. Die Anzahl <strong>de</strong>r unter­<br />

schiedlichen Phasenwechsel wird durch<br />

Balkendiagramme kumuliert dargestellt.<br />

Neben <strong>de</strong>r Cycletime sind die Be­<br />

schluss-Kennzahlen in <strong>de</strong>r pharmazeu­<br />

tischen Industrie ein wichtiger und auch<br />

sehr häufig herangezogener Parameter,<br />

gibt er doch Auskunft über die Produkti­<br />

vität <strong>de</strong>r Forschungseinheit im jeweili­<br />

gen Betrachtungszeitraum.<br />

4 DAS FACTs-TEAM<br />

Das FACTs Projekt wird von einem interdis­<br />

ziplinären Team, das sich aus Mitarbei­<br />

tern <strong>de</strong>r Abteilung DI&A Finance & Con­<br />

trolling, <strong>de</strong>n Forschungsabteilungen sowie<br />

<strong>de</strong>r IS-Abteilung <strong>de</strong>s Aventis Standorts in<br />

Frankfurt zusammensetzt, durchgeführt.<br />

Personelle Ressourcenknappheit erfor­<br />

<strong>de</strong>rte die modulare Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Systems neben <strong>de</strong>r operativen Tagesar­<br />

beit. In einem Zeitraum von drei jähren<br />

wur<strong>de</strong> das heute bestehen<strong>de</strong> System in<br />

mehreren Stufen auf- und ausgebaut. Be­<br />

dingt durch die lange Projektiaufzeit und<br />

die intensive Zusammenarbeit ergaben sich<br />

<strong>de</strong>nnoch einige Vorteile: Die Mitarbeiter<br />

aus <strong>de</strong>n Fachabteilungen erhielten ein ver­<br />

tieftes Verständnis für die Technik <strong>de</strong>s Busi­<br />

ness Warehouse. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />

konnten sich die Projektmitarbeiter <strong>de</strong>r IS-<br />

Abteilung profun<strong>de</strong> Kenntnisse für die Pro­<br />

zesse und Schwerpunkte <strong>de</strong>s Controlling<br />

im F&E-Bereich aneignen.<br />

5. FAZIT UND FUßNOTEN<br />

FACTs stellt <strong>de</strong>m Anwen<strong>de</strong>r finanzielle &<br />

nicht-finanzielle entscheidungsrelevante<br />

Daten zur Verfügung. Die graphische<br />

Aufbereitung <strong>de</strong>r Daten, <strong>de</strong>ren Aktuali­<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

DiMasi et al. 2001<br />

TNS Media Intelligence/<br />

CMR, Februar 2002<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r NMEs ergibt<br />

sich aus <strong>de</strong>r Summe<br />

<strong>de</strong>r NCEs (New Chemical<br />

Entities) und <strong>de</strong>n NBEs<br />

(New Biological Entities).<br />

Während <strong>de</strong>r Umsatz im<br />

Betrachtungszeitraum<br />

um durchschnittlich 8 %<br />

p.a. gestiegen ist, nahmen<br />

gleichzeitig die Ausgaben<br />

für F&E um 20 %<br />

p.a. <strong>de</strong>utlich überproportional<br />

zu.<br />

Mit <strong>de</strong>r Fusion von<br />

Rhone Poulenc und<br />

Höchst Marion Rüssel zu<br />

Aventis wur<strong>de</strong> die klassische<br />

Bezeichnung <strong>de</strong>s<br />

Bereiches Forschung &<br />

Entwicklung in Drug<br />

Innovation & Approval<br />

umbenannt, um <strong>de</strong>m<br />

Selbstverständnis, Innovationen<br />

auch in <strong>de</strong>n<br />

Markt zu bringen - also<br />

die Zulassung eines Arzneimittels<br />

zu erhalten -<br />

Rechnung zu tragen.<br />

tät und Vergleichbarkeit führten nicht<br />

nur zu einer verbesserten Ressourcen­<br />

allokation, frühzeitigeren Projektab­<br />

brüchen o<strong>de</strong>r etwa eines verbesserten<br />

Lieferantenmanagements, son<strong>de</strong>rn auch<br />

zu einer signifikanten Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Kommunikation auf allen Ebenen. Die<br />

nächsten Projektschritte sind <strong>de</strong>r europa­<br />

weite Roll-Out sowie <strong>de</strong>r Ausbau zu<br />

einem integrierten Planungstool. Hierbei<br />

steht insbeson<strong>de</strong>re die dynamische<br />

Ressourcenallokation - <strong>de</strong>r automati­<br />

sierte Abgleich <strong>de</strong>s aus Projektplänen<br />

abgeleiteten Bedarfs mit <strong>de</strong>m Angebot<br />

an personellen Ressourcen unter Port­<br />

folioprioritäten - im Vor<strong>de</strong>rgrund. •<br />

Das FACTs-Team (v.l.n.r): Andre Wiechmann; Gabriele Deisenroth; Carsten Manz;<br />

Ludger Brunner; Sabine Korthals (Teamleiterin IS), Gabriele Kaiser; Dilek Bülbül;<br />

Jürgen Gawenda; Dr Uwe R Weitzel. Esfehlen: Christopher Cho und Roman Pawlowski.<br />

485


CM Controller magazin 5/04 - Claus Breit<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

32 34 39 T L S<br />

INTEGRIERTE<br />

UNTERNEHMENSPIANUNG<br />

bei einem mittelständischen Unternehmen<br />

von Claus Breit, Rosenheim<br />

1. DAS UNTERNEHMEN<br />

Die Nabaltec GmbH im oberpfälzischen<br />

Schwandorf ist 1995 aus <strong>de</strong>m traditions­<br />

reichen Nabwerk entstan<strong>de</strong>n. 1936 als<br />

Produktionsstandort für Aluminiumoxid<br />

gegrün<strong>de</strong>t, produziert und entwickelt die<br />

Nabaltec GmbH heute hochwertige Spe-<br />

zialprodukte auf <strong>de</strong>r Basis von Alu­<br />

miniumhydroxid und Aluminiumoxid.<br />

Mit 260 Mitarbeitern erzielt das mittel­<br />

ständische Unternehmen einen Umsatz<br />

von ca. 55 Mio. Euro. Mit über 700 Arti­<br />

keln, davon 150 Basisartikel, wer<strong>de</strong>n ca.<br />

500 Kun<strong>de</strong>n weltweit beliefert.<br />

2. CONTROLLING BEI NABALTEC<br />

2.1. Grundsätze<br />

Die Firma Nabaltec verfügt über eine<br />

differenzierte Kosten- und Leistungs­<br />

rechnung, die weitgehend <strong>de</strong>m Gedan­<br />

ken <strong>de</strong>r Grenzplankostenrechnung folgt.<br />

Es wird auf jegliche Proportionalisierung<br />

von Fixkosten verzichtet; Abweichungen<br />

wer<strong>de</strong>n durchgehend nur dort verrech­<br />

net und belastet, wo die Verantwortlich­<br />

keit dafür zu fin<strong>de</strong>n ist.<br />

Dieses Rechnungssystem ist die Grund­<br />

lage für die Steuerung <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Es liefert schnell und zuveriässig Infor­<br />

mationen über Planungsergebnisse und<br />

Planabweichungen sowie die Erfolgs­<br />

wirksamkeit von Entscheidungen und<br />

Maßnahmen.<br />

Auf dieser Grundlage baut ein das ganze<br />

Untemehmen umspannen<strong>de</strong>r Zielver­<br />

486<br />

einbarungsprozess auf, <strong>de</strong>r bis in die<br />

kleinsten Einheiten hinein mit differen­<br />

zierten Zielvorgaben Verantwortlichkei­<br />

ten <strong>de</strong>finiert. Die Kosten- und Leistungs­<br />

planung unterstützt somit umfassend die<br />

Erreichung <strong>de</strong>r Unternehmensziele. Zeit­<br />

nahe Soll-lst-Vergleiche geben Signale für<br />

aktuelle Handlungsbedarfe und för<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>r Führung durch Ziel­<br />

vereinbarung.<br />

2.2. Planungsprozesse<br />

im Folgen<strong>de</strong>n wird im wesentlichen auf<br />

die Planungsprozesse bei Nabaltec ein­<br />

gegangen. Die Ist-Rechnung sowie die<br />

Ermittlung <strong>de</strong>r Sollzahlen folgt <strong>de</strong>r<br />

Rechenlogik <strong>de</strong>r Planung, so dass diesbe­<br />

züglich nur die ergänzen<strong>de</strong>n Schritte be­<br />

schrieben wer<strong>de</strong>n. Wo es sinnvoll er­<br />

scheint, wer<strong>de</strong>n diese bereits im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r Planung behan<strong>de</strong>lt.<br />

2.2.1. Planung und Unternehmens-<br />

steuerung<br />

Die EDV-gestützte Planung bei Nabaltec<br />

umfasst folgen<strong>de</strong> Bereiche: jahrespla-<br />

nung für Vertrieb, Produktion und Be­<br />

schaffung; Kostenstellen; Kalkulation;<br />

Betriebsergebnis. Diese Planungsberei­<br />

che bil<strong>de</strong>n ein geschlossenes System.<br />

A. Jahresplanung für Vertrieb, Produkti­<br />

on und Beschaffung: Ausgehend von <strong>de</strong>n<br />

strategischen Zielen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

wer<strong>de</strong>n bei Nabaltec jähriich <strong>de</strong>tailliert<br />

operative Ziele festgelegt und Pläne er­<br />

stellt. In diesen ausgeprägten Zielfindungs­<br />

und Planungsprozess wer<strong>de</strong>n alle verant­<br />

wortlichen Funktionsträger eingebun<strong>de</strong>n.<br />

Professor Dr. Claus Breit, Dozent für Controlling<br />

an <strong>de</strong>r Fachhochschule in Rosenheim<br />

Ausgangspunkt ist eine Vertriebs­<br />

planung durch die Außendienstmitar­<br />

beiter auf <strong>de</strong>r Ebene Kun<strong>de</strong>-Artikel, bei<br />

<strong>de</strong>r Mengen, Preise und Konditionen <strong>de</strong>­<br />

tailliert festgelegt wer<strong>de</strong>n. Die Planung<br />

kann dabei selbstverständlich auch auf<br />

höheren Ebenen erfolgen, wenn die Ebe­<br />

ne Kun<strong>de</strong> - Artikel betriebswirtschaftlich<br />

nicht sinnvoll o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Planungs­<br />

aufwand dafür unökonomisch ist. In ei­<br />

nem „Bottom-up"-Prozess wer<strong>de</strong>n die<br />

erarbeiteten Pläne verdichtet und einer<br />

Abstimmung unterzogen.<br />

Aus <strong>de</strong>n kumulierten Planmengen wer­<br />

<strong>de</strong>n durch Auflösung von Stücklisten und<br />

Arbeitsplänen <strong>de</strong>r Produktionsplan so­<br />

wie <strong>de</strong>r Beschaffungsplan abgeleitet.<br />

Dieser Prozess wird vollständig durch die<br />

Controlling-Software unterstützt.<br />

Ein wichtiger Aspekt dieses Planungs­<br />

schrittes ist die Überprüfung <strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>r<br />

Planung rresultieren<strong>de</strong>n Kapazitäts­<br />

bedarfes. Bei Engpässen erfolgt eine<br />

Rückkoppelung und Abstimmung mit<br />

<strong>de</strong>n Entscheidungsträgern, bei <strong>de</strong>r Kapa­<br />

zität und geplante Mengen in Überein­<br />

stimmung gebracht wer<strong>de</strong>n. Das Ergeb­<br />

nis <strong>de</strong>r „Bottom-up"-Planung wird dann<br />

mit <strong>de</strong>n Unternehmenszielen - insbeson­<br />

<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m Gewinnziel - abgeglichen. In<br />

einem „Top-Down"-Prozess wer<strong>de</strong>n even­<br />

tuell erfor<strong>de</strong>rliche Än<strong>de</strong>rungen in Koope­<br />

ration mit <strong>de</strong>n Bereichsverantwortlichen<br />

vorgenommen. Die zuständigen Mitar­<br />

beiter i<strong>de</strong>ntifizieren sich so mit <strong>de</strong>n Vor­<br />

gabewerten aus <strong>de</strong>r Planung und akzep­<br />

tieren, dass auftreten<strong>de</strong> Abweichungen<br />

ihrer Verantwortung zugerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieser Ansatz <strong>de</strong>r Zielvereinbarung und<br />

<strong>de</strong>r Übernahme von Verantwortung wird


is in die kleinsten operati­<br />

ven Einheiten durchgezogen.<br />

Für eine erfolgreiche Führung<br />

durch Zielvorgabe muss sicher­<br />

gestellt sein, dass die Auswir­<br />

kungen auf die Unternehmens­<br />

ziele aller durch einen Verant­<br />

wortlichen getroffenen Ent­<br />

scheidungen und iVlaßnahmen<br />

transparent und nachvollzieh­<br />

bar sind. Der Prozess bei<br />

Nabaltec berücksichtigt dies;<br />

die Erfahrung zeigt, dass alle<br />

verantwortlichen Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens ihre Ziel­<br />

verantwortung sehen, akzep­<br />

tieren und leben.<br />

Der Prozess <strong>de</strong>r operativen<br />

Zielvereinbarung führt also<br />

zu einer hohen Akzeptanz<br />

aller Beteiligten. Er setzt aber<br />

auch eine durchdachte, syste­<br />

matische Planungsroutine vor­<br />

aus. Zur Unterstützung ist eine<br />

Software mit umfangreichen<br />

und flexiblen Planungs­<br />

instrumenten erfor<strong>de</strong>rlich, die<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Vertriebsbe­<br />

reich <strong>de</strong>taillierte Vorgaben er­<br />

laubt. Um die Komplexität die­<br />

ser Aufgabenstellung zu be­<br />

herrschen, sind wahlfreie Ver­<br />

dichtungen erfor<strong>de</strong>rlich sowie<br />

die Anbindung an Stücklisten<br />

und Arbeitspläne unabding­<br />

bar Wichtig ist insbeson<strong>de</strong>re,<br />

dass mehrere Sichten auf die<br />

Planzahlen (und später auch<br />

auf die Soll- und Istzahlen)<br />

möglich sind. Beispiele hierfür<br />

sind die Zusammenfassung<br />

nach Verkaufsgebieten, Au­<br />

ßendienstmitarbeitern o<strong>de</strong>r<br />

nach Produkt(ions)bereichen ^<br />

(Profit-Centern).<br />

B. Kostenstellenplanung: Der<br />

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aus <strong>de</strong>r Vertriebsplanung abgeleitete Pro­<br />

duktionsplan dient als Grundlage für die<br />

Kostenstellenplanung. Aus <strong>de</strong>n Produk­<br />

tionsmengen wer<strong>de</strong>n die Bezugsgrößen<br />

<strong>de</strong>r Kostenstellen abgeleitet und eine dif­<br />

ferenzierte Kostenstellenplanung inklu­<br />

sive aller Verrechnungen und Umlagen<br />

entwickelt.<br />

Die Kostenarten wer<strong>de</strong>n in fixe und<br />

variable Bestandteile gesplittet. Diese<br />

Trennung wird auch in <strong>de</strong>n Verrechnun­<br />

gen und Umlagen fortgeführt.<br />

Bei <strong>de</strong>r Leistungsverrechnung zwischen<br />

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CM Controller magazin 5/04<br />

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CM Controller magazin 5/04 - Claus Breit<br />

<strong>de</strong>r Grenzplankostenrechnung eine<br />

strikte Trennung in variable und fixe Ko­<br />

sten.<br />

D. Betriebsergebnisrechnung: Die Er<br />

mittlung <strong>de</strong>s Betriebsergebnisses ist das<br />

letzte Glied in <strong>de</strong>r Kette <strong>de</strong>s geschlosse­<br />

nen Werteflusses. Sie ist als mehrstufige<br />

Fixkosten<strong>de</strong>ckungsrechnung nach <strong>de</strong>m<br />

Umsatzkostenverfahren aufgebaut.<br />

Ausgehend von <strong>de</strong>n Umsätzen wer<strong>de</strong>n<br />

zunächst die produktvariablen Kosten<br />

saldiert. Nach Abzug <strong>de</strong>r vertriebs­<br />

bezogenen Kosten (Vertriebsergebnis)<br />

sowie <strong>de</strong>r Fixkosten <strong>de</strong>r Produktion und<br />

<strong>de</strong>r Verwaltung sowie (im Ist) <strong>de</strong>r ent­<br />

stan<strong>de</strong>nen Abweichungen ergibt sich das<br />

Betriebsergebnis, das auf Grund <strong>de</strong>s ge­<br />

schlossenen Werteflusses problemlos in<br />

das Ergebnis <strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung<br />

ijberleitbar ist.<br />

2.3. Ist-Prozesse<br />

Für alle Kostenstellen und Kostenträger<br />

wird monatlich ein SoU-lst-Vergleich<br />

durchgeführt. Die Daten wer<strong>de</strong>n jeweils<br />

bis in das Betriebsergebnis durchge­<br />

rechnet. Der Aufbau und die Rechenlogik<br />

entspricht dabei <strong>de</strong>n Ansätzen in <strong>de</strong>r<br />

Planung.<br />

Vorschaurechnungen, die die Ist-Zahlen<br />

<strong>de</strong>r abgelaufenen Monate mit <strong>de</strong>n Vor­<br />

schauwerten <strong>de</strong>r Folgeperio<strong>de</strong>n aggre­<br />

gieren, wer<strong>de</strong>n 3 mal jähriich erstellt und<br />

liefern so eine aktuelle Prognose für <strong>de</strong>n<br />

lahreserfolg.<br />

2.4. Umsetzung <strong>de</strong>rGrenzplankostenrechnung<br />

Bei Nabaltec wer<strong>de</strong>n die Grundgedanken<br />

<strong>de</strong>r Grenzplankostenrechnung von <strong>de</strong>r<br />

Kostenartenrechnung bis hin zum Be­<br />

triebsergebnis beachtet und umgesetzt.<br />

Am Anfang steht die durchgängige Tren­<br />

nung <strong>de</strong>r Kosten in fixe und variable Be­<br />

standteile im Rahmen <strong>de</strong>r Kostenarten­<br />

rechnung. Die nebenstehen<strong>de</strong> Abbildung<br />

„BAB-Planung" zeigt dies beispielhaft.<br />

Kostenartenrechnung: Eine unter­<br />

nehmensspezifische Einordnung gilt für<br />

folgen<strong>de</strong> Kostenarten: Die (kalkulatori­<br />

sche) Abschreibung wird grundsätzlich<br />

zu <strong>de</strong>n Fixkosten gerechnet; es fin<strong>de</strong>t<br />

keine Kostenspaltung statt. Die Personal­<br />

kosten im produktiven Bereich wer<strong>de</strong>n<br />

488<br />

<strong>de</strong>n Produktionskostenstellen entspre­<br />

chend <strong>de</strong>m Einsatz zugerechnet. Dieser<br />

Ansatz wird durch folgen<strong>de</strong> Rechen­<br />

technik erreicht: Alle Kosten <strong>de</strong>r produk­<br />

tiven Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n auf zentralen<br />

Personal-Kostenstellen erfasst. Auf die­<br />

sen Kostenstellen tragen die Personal­<br />

kosten fixen Charakter Von dort wer<strong>de</strong>n<br />

die Personalkosten über eine Verrech­<br />

nung <strong>de</strong>r Ist-Stun<strong>de</strong>n und einen Plan­<br />

verrechnungssatz an die produktiven<br />

Kostenstellen weiter belastet. Durch die­<br />

se Verrechnungslogik wird eine direkte<br />

Kontrolle <strong>de</strong>s Personaleinsatzes (Plan - Soll<br />

- Ist) einfach und anschaulich möglich.<br />

Getrennt nach variablen und fixen Antei­<br />

len wer<strong>de</strong>n die Kostenarten Reparaturen<br />

und IV-Analytik geplant. Die zeitabhän­<br />

gigen Komponenten (z. B. die jährliche<br />

Wartung) wer<strong>de</strong>n als fix eingestuft, die<br />

laufzeitabhängigen Kosten (z. B.<br />

Verschleißreparaturen) als variabel.<br />

Bei allen variablen Kostenarten bezie­<br />

hungsweise <strong>de</strong>ren variablen Anteilen wird<br />

ein linearer Veriauf angenommen und in<br />

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<strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Sollkosten verwen­<br />

<strong>de</strong>t. Insofern sind die Grenzkosten einer<br />

Einheit gleich <strong>de</strong>n variablen Durchschnitts­<br />

kosten je Einheit. Auch die Verrechnung<br />

auf die Kostenträger erfolgt nur auf Basis<br />

<strong>de</strong>r variablen Kosten (Grenzkosten).<br />

Kalkulation: In <strong>de</strong>r Kalkulation wird das<br />

Material als Einzelkosten direkt <strong>de</strong>m<br />

Kostenträger belastet. Aus <strong>de</strong>n Kosten­<br />

stellen erfolgen Verrechnungen mit pro­<br />

portionalen Kostensätzen. Die erfor<strong>de</strong>r­<br />

lichen Mengen wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n Stück­<br />

listen (Material) und <strong>de</strong>n Arbeitsplänen<br />

(Zeiten <strong>de</strong>r Kostenstelle) entnommen. Im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Plankalkulation wird dabei<br />

einmal jähriich während <strong>de</strong>r Planungs­<br />

perio<strong>de</strong> (bzw. auch bei Neueinführung<br />

eines Produktes im Laufe eines lahres)<br />

<strong>de</strong>r Standard-Verrechnungspreis eines<br />

je<strong>de</strong>n Produktes ermittelt. Für die Plan­<br />

kalkulation <strong>de</strong>r Verpackungen wird i<strong>de</strong>n­<br />

tisch vorgegangen. Es ist erfor<strong>de</strong>riich,<br />

dass zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Plankalkulation => s. 490<br />

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Abb. 2: BAB Planung<br />

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Datenbank: MACS<br />

Benutzer: MACS<br />

Teile-Nr.:<br />

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CM Controller magazin 5/04 - Claus Breit<br />

Mandant: Nabaltec<br />

MER-Ergebnisbericht:<br />

Berichtsmonat i<br />

Ist Plan Abw.<br />

abs.<br />

Ergebnisbericht<br />

Monat: Februar 2003.<br />

Abw.<br />

>- die aktualisierten Plan-Einsatzmengen<br />

für Material und Fertigungsleistungen,<br />

2^ die gültigen Plankostensätze <strong>de</strong>r<br />

Kostenstellen/Bezugsgrößen aus <strong>de</strong>r<br />

Kostenstellenplanung,<br />

>- die gültigen Planpreise <strong>de</strong>s Material-<br />

und Energieeinsatzes zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Plankalkulation wer­<br />

<strong>de</strong>n im Produktstamm hinterlegt.<br />

Die in <strong>de</strong>r Plankalkulation ermittelten<br />

Grenzherstellkosten bil<strong>de</strong>n die Grundlage<br />

für die Ermittlung <strong>de</strong>r variablen Einsatz-<br />

kosten <strong>de</strong>r abgesetzten Produkte in <strong>de</strong>r<br />

Ergebnisplanung <strong>de</strong>s Vertriebsbereichs.<br />

Damit wird eine klare Trennung <strong>de</strong>r<br />

Ergebnisabweichungen zwischen <strong>de</strong>m<br />

Vertriebs- und Produktionsbereich mög­<br />

lich. Dies be<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>m Vertriebs­<br />

bereich jeweils nur die in <strong>de</strong>r Plankalku­<br />

lation ermittelten Werte belastet wer­<br />

<strong>de</strong>n und zur Beurteilung <strong>de</strong>s Vertriebsbe­<br />

reichs auch nur diese Kosten herangezo­<br />

gen wer<strong>de</strong>n. Alle produktionsbedingten<br />

Abweichungen wer<strong>de</strong>n separat davon er­<br />

mittelt und <strong>de</strong>r Verantwortlichkeit <strong>de</strong>r<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Produktionsstellen zu<br />

490<br />

%<br />

Menge<br />

Bruttoumsatz<br />

SItonti<br />

Boni<br />

Nettoumsatz I<br />

Fractiten<br />

Provisionen<br />

Bezeichnung<br />

Verpacftungskosten variabel<br />

Nettoumsatz II<br />

Produktkosten variabel<br />

Deckungsbeitrag I<br />

iVertrieb/AWT/Entw.<br />

Deckungsbeitrag II<br />

Verbr.A/erf./Preisabw/.<br />

Deckungsbeitrag III<br />

Produktfixkosten<br />

Deckungsbeitrag IV<br />

Kapitaldienst • ^ •.<br />

Deckungsbeitrag V<br />

Werksfixkosten<br />

Operatives Ergebnis<br />

Abb. 5: Ergebnisbericht<br />

gerechnet. Diese Vorgehensweise spiegelt<br />

sich auch in <strong>de</strong>r Betriebsergebnisrechnung<br />

wie<strong>de</strong>r; die produktionsbedingten Abwei­<br />

chungen (Verbrauch, Verfahren, Preis) wer-<br />

<strong>de</strong>n erst nach Ermittlung <strong>de</strong>s<br />

„Vertriebsergebnisses" (Deckungsbeitrag<br />

11) in Ansatz gebracht. Voraussetzung ist,<br />

dass die Verrechnungspreise für jeweils<br />

eine Planungsperio<strong>de</strong> (1 |ahr) konstant ge­<br />

halten wer<strong>de</strong>n.<br />

Abweichungsermittlung: Die Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r produktbezogenen, aus <strong>de</strong>r Produk­<br />

tion resultieren<strong>de</strong>n Abweichungen erfolgt<br />

bei Nabaltec im Rahmen einer retro­<br />

gra<strong>de</strong>n Kostenträgerrechnung. Dies<br />

heißt, dass die Ist-Mengen (Material­<br />

mengen, Stun<strong>de</strong>n, sonstige Bezugs­<br />

größen) aus <strong>de</strong>n produzierten Produkt­<br />

mengen rückgerechnet wer<strong>de</strong>n. Grund­<br />

lage <strong>de</strong>r retrogra<strong>de</strong>n Kostenträger­<br />

rechnung ist die aktuelle Plankalkula­<br />

tion <strong>de</strong>r hergestellten Produkte. Die in<br />

<strong>de</strong>r Plankalkulation <strong>de</strong>finierten Einzel­<br />

kosten und variablen Gemeinkosten (bei<br />

Nabaltec als Standardgrenzherstell-<br />

kosten bezeichnet) wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Ist-<br />

Produktionsmenge multipliziert. Die so<br />

Perstand<br />

Ist Plan Abw.<br />

abs.i:<br />

Benutzer: MACS<br />

Abw.<br />

Plan<br />

200t.]<br />

ermittelten variablen Sollkosten wer<strong>de</strong>n<br />

auf die betreffen<strong>de</strong>n Kostenträger (Pro­<br />

dukte, Verpackungen) verrechnet.<br />

Für die darin enthaltenen Einzelkosten<br />

wer<strong>de</strong>n die Ist-Einzelkosten zu Plan­<br />

preisen (Ist-Menge * Planpreis) berech­<br />

net und <strong>de</strong>n Soll-Einzelkosten gegenüber­<br />

gestellt. Der Saldo dieser bei<strong>de</strong>n Größen<br />

ergibt die Verbrauchsabweichungen.<br />

Die ermittelten Soll-Gemeinkosten wer­<br />

<strong>de</strong>n gemäß <strong>de</strong>r Standardkalkulation im Ist<br />

verrechnet. Eine Ausnahme bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r<br />

Wechsel <strong>de</strong>s Produktionsverfahrens (Ferti­<br />

gung auf einem an<strong>de</strong>ren Aggregat als stan­<br />

dardmäßig in <strong>de</strong>n Arbeitsplänen vorgese­<br />

hen). Aus <strong>de</strong>n unterschiedlichen Verrech­<br />

nungssätzen <strong>de</strong>r betroffenen Kostenstel­<br />

len resultiert eine Verfahrensabweichung.<br />

Zuletzt ist noch die Preisabweichung zu<br />

ermitteln. Sie ist <strong>de</strong>finiert als:<br />

Ist-Menge*lst-Preis - Ist-Menge *<br />

Plan-Preis.<br />

Diese Differenzen wer<strong>de</strong>n auf geson<strong>de</strong>r­<br />

ten Kostenstellen verbucht und zusam­<br />

men mit <strong>de</strong>r Verbrauchs- und Verfahrens­<br />

abweichung in eine geson<strong>de</strong>rte Zeile <strong>de</strong>r<br />

Betriebsergebnisrechnung ausgewiesen.


Betriebsergebnisrechnung: Im ersten<br />

Teil <strong>de</strong>r Ergebnisrechnung wer<strong>de</strong>n die<br />

Nettoerlöse (Bruttoeriöse inklusive Fracht<br />

und Verpackung abzüglich Provisionen,<br />

Skonti und Boni) <strong>de</strong>n Plangrenzherstell-<br />

kosten <strong>de</strong>s Umsatzes im Plan und Ist<br />

gegenübergestellt. <strong>Als</strong> Ergebnis wird <strong>de</strong>r<br />

Deckungsbeitrag I ausgewiesen. Von be­<br />

son<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung für die Unter­<br />

nehmenssteuerung bei Nabaltec ist es,<br />

dass eine differenzierte Auflösung nach<br />

Kun<strong>de</strong>n, Branchen, Län<strong>de</strong>rn, Außen­<br />

dienstmitarbeitern, Produktgaippen usw.<br />

sowie die Ermitdung <strong>de</strong>r zugehörigen<br />

Abweichungen möglich ist. Weiterhin<br />

wer<strong>de</strong>n auch die Abweichungen bei <strong>de</strong>n<br />

Konditionen und Sales-Mix-Abweichun-<br />

gen berechnet und ausgewiesen.<br />

Im zweiten Teil <strong>de</strong>r Ergebnisrechnung er­<br />

folgt die stufenweise Absetzung <strong>de</strong>r Plan­<br />

fixkosten, beginnend mit <strong>de</strong>n Bereichen<br />

Vertrieb und Anwendungstechnik. Da die<br />

Kostenstelle das niedrigste Struktur­<br />

element ist, muss bei <strong>de</strong>ren Definition dar­<br />

auf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass die zu bil<strong>de</strong>n­<br />

<strong>de</strong>n Bereichsergebnisse (Profit-Center-Er­<br />

gebnisse) entsprechend angesteuert wer­<br />

<strong>de</strong>n können. In Ausnahmefällen ist eine<br />

Verteilung vorgesehen. Man erhält so <strong>de</strong>n<br />

Deckungsbeitrag II, <strong>de</strong>r das Vertriebs­<br />

ergebnis bei Nabaltec darstellt. An diesem<br />

Ergebnis müssen sich die Verantwortlichen<br />

<strong>de</strong>s Vertriebs für ihre jeweiligen Zustän­<br />

digkeitsbereiche messen lassen.<br />

Im dritten Teil <strong>de</strong>r Ergebnisrechnung wer­<br />

<strong>de</strong>n die Abweichungen <strong>de</strong>r Einzelkosten<br />

verrechnet. Die Einzelkosten beziehen sich<br />

auf die kalkulierten Kostenträger,<br />

d. h. auf Produkte und Verpackungen. Die<br />

Verbrauchs-, Verfahrens- und Preis­<br />

abweichungen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n entsprechen­<br />

<strong>de</strong>n Bereichsergebnissen ausgewiesen.<br />

Daraus ergibt sich <strong>de</strong>r Deckungsbeitrag III.<br />

Im nächsten 4. Schritt wer<strong>de</strong>n nun die<br />

Planfixkosten <strong>de</strong>r Produktionskosten­<br />

stellen (inklusive Hilfskostenstellen) so­<br />

wie <strong>de</strong>ren Abweichungen verrechnet.<br />

Auch diese Fixkosten können noch<br />

bereichsbezogen zugerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Hilfsweise wird auch hier auf eine tabella­<br />

rische Verteilung zurückgegriffen. Ergeb­<br />

nis ist <strong>de</strong>r Deckungsbeitrag IV.<br />

Die kalkulatorischen Zinsen für die Kapi­<br />

talbindung im Anlage- und Umlaufver­<br />

mögen <strong>de</strong>r Geschäftsbereiche wer<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r nächsten Stufe als Kapitaldienst<br />

saldiert. Die Zinsen wer<strong>de</strong>n auf das ge­<br />

plante Anlagevermögen sowie die Be­<br />

stän<strong>de</strong> an Roh-, Hilfs- und Betriebsstof­<br />

fen sowie Halb- und Fertigprodukten und<br />

auf For<strong>de</strong>rungsbestän<strong>de</strong> berechnet. Nach<br />

Abzug <strong>de</strong>r Zinsen (Kapitaldienst) ergibt<br />

sich <strong>de</strong>r Deckungsbeitrag V.<br />

Im letzten Abschnitt wer<strong>de</strong>n die Plan­<br />

fixkosten <strong>de</strong>r so genannten „Werks-<br />

fixkostenstellen" sowie <strong>de</strong>ren Abweichun­<br />

gen verrechnet. Hierzu zählen insbeson­<br />

<strong>de</strong>re die kaufmännischen Dienste, die<br />

Unternehmensentwicklung und die Ge­<br />

schäftsführung. Für die Darstellung <strong>de</strong>r<br />

Bereichsergebnisse wird eine Zurechnung<br />

nach Plan-Umsatzanteilen vorgenom­<br />

men. Diese Aufteilung wird mit <strong>de</strong>m Ar­<br />

gument begrün<strong>de</strong>t, dass geplante Um­<br />

sätze entsprechen<strong>de</strong> Strukturen in <strong>de</strong>n<br />

produktfernen Kostenstellen benötigen.<br />

3. DIE CONTROLLING-SOFTWARE<br />

3.1. Software-Umgebung<br />

Seit <strong>de</strong>m jähr 1995 wird in allen kauf­<br />

männischen Bereichen die ERP-Software<br />

Navision eingesetzt. Bis zum Jahr 2002<br />

wur<strong>de</strong> Navision durch die Kosten­<br />

rechnungssoftware von IDC ergänzt. Seit<br />

<strong>de</strong>m Frühjahr 2002 sind bei Nabaltec<br />

mehrere Bausteine <strong>de</strong>r Controlling-Soft­<br />

ware „CNT - Controllers Navigation Tools"<br />

von macs Software GmbH und CC Con­<br />

trolling und Consulting AG installiert. Mit<br />

<strong>de</strong>n CNTModulen wird die gesamte oben<br />

dargestellte Kosten- und Leistungs­<br />

rechnung bei Nabaltec abge<strong>de</strong>ckt.<br />

3.2. Module von CNT<br />

CNT ist ein modular aufgebautes System<br />

von Controlling Tools. Bei Nabaltec sind<br />

folgen<strong>de</strong> Module im Einsatz:<br />

Sales & Marketing Controlling (SMC): Das<br />

SMC ist ein Tool zur professionellen Ver­<br />

triebs- und Marketingplanung. Aufbau­<br />

end auf frei <strong>de</strong>finierbaren Produkt- und<br />

Kun<strong>de</strong>nstrukturen unterstützt das SMC<br />

<strong>de</strong>n Planungsprozess (z. B. Top-Down-/<br />

Bottom-Up-Planung, Mehrjahres­<br />

planung) im Absatzbereich und ermög­<br />

licht vielfältige Analysen (Forecasts,<br />

Simulationen, Deckungsbeitrags­<br />

analysen, ABC-Analysen usw.).<br />

Cost Center Controlling (CCC): Das CCC<br />

umfasst die Kostenarten- und Kostenstel­<br />

lenrechnung. Es können alle gängigen<br />

Kostenrechnungsverfahren dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, wie z. B. die Grenzplankosten­<br />

rechnung. Die Planung wird durch die<br />

Integration aus an<strong>de</strong>ren Modulen unter­<br />

stützt und vereinfacht. Durch die Um-<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Wertung <strong>de</strong>r Kosten (Preisän<strong>de</strong>rungen<br />

etc.) o<strong>de</strong>r die Simulation von neuen Ka­<br />

pazitäten lassen sich Szenarien schnell<br />

erstellen und analysieren.<br />

Product Costing (PRO): Im PRO wer<strong>de</strong>n<br />

die Produktkosten kalkuliert und die<br />

Kapazitätsbedarfe sowie Materialver­<br />

bräuche ermittelt. Eine Bewertung mit<br />

unterschiedlichen Kostensätzen (z. B.<br />

Plan, Ist, Simulation) ist möglich. Diese<br />

Daten können in die an<strong>de</strong>ren Module<br />

übernommen und dort weiterverarbei­<br />

tet wer<strong>de</strong>n. Beispielsweise können mit<br />

<strong>de</strong>n Produktgrenz- o<strong>de</strong>r -voUkosten im<br />

SMC Deckungsbeitragsrechnungen er­<br />

stellt wer<strong>de</strong>n. Im CCC wer<strong>de</strong>n die<br />

Kapazitätsbedarfe zur Planung <strong>de</strong>r Ko­<br />

stenstellen herangezogen. <strong>Als</strong> Basis wer­<br />

<strong>de</strong>n im PRO die Arbeitspläne und Stück­<br />

listen <strong>de</strong>r Produkte erfasst. Eine Integra­<br />

tion aus einem PPS-System ist möglich.<br />

Finance Controlling (FCO): Der integrierte<br />

Planungsprozess liefert im Finanzbereich<br />

Informationen über Finanzbedarf, Liqui­<br />

dität, Planergebnisse (GuV) und Plan­<br />

bilanzen. Umsatz- und Kostenverän<strong>de</strong>run­<br />

gen in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Modulen wer<strong>de</strong>n<br />

direkt übernommen und können in ihren<br />

Auswirkungen sofort beurteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Weitere Module von CNT sind das Project<br />

Controlling (PC), das Target Costing (TC),<br />

das Activity Based Costing (ABC) und die<br />

Balanced Scorecard (BSC).<br />

3.3 Systemumfang bei Nabaltec<br />

Bei Nabaltec sind die Module SMC, CCC<br />

und PRO im Einsatz. Im jähr 2004 sollen<br />

diese Module um <strong>de</strong>n Baustein FCO er­<br />

weitert wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>m bislang einge­<br />

setzten Leistungsumfang wird die Kosten­<br />

stellenrechnung, die Kalkulation und die<br />

differenzierte Betriebsergebnisrechnung<br />

vollständig abgebil<strong>de</strong>t.<br />

4. EINSATZ DER CONTROLLING­<br />

SOFTWARE<br />

4.1. Einführung und Installation<br />

Bei Nabaltec wur<strong>de</strong> gleichzeitig mit <strong>de</strong>r<br />

Installation <strong>de</strong>r Controlling-Software CNT<br />

eine Neuorganisation und Überarbeitung<br />

<strong>de</strong>r Kosten- und Leistungsrechnung<br />

durchgeführt. Aus diesem Grund ist <strong>de</strong>r<br />

Aufwand, <strong>de</strong>r alleine auf die Einführung<br />

<strong>de</strong>r Software zurückzuführen ist, nur<br />

schwer abschätzbar Die gesamte Ein­<br />

führung wur<strong>de</strong> von zwei Mitarbeitern in<br />

ca. 4 Monaten mit Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

491


CM Controller magazin 5/04<br />

492<br />

Controlling & Consulting AG<br />

Profitieren Sie von unserer<br />

Controlling-Kompetenz<br />

Controller s Navigation Tools<br />

CNT ist eine integrierte Controlling- und<br />

Kostenrechnungssoftware für Planung,<br />

Simulation, Abrechnung, Analyse und<br />

Reporting.<br />

Die Software besteht aus folgen<strong>de</strong>n<br />

Modulen:<br />

Sales & Marketing Controlling<br />

Profit Center Controlling<br />

Cost Center Controlling<br />

Activity Based Costing<br />

Product Costing<br />

Target Costing<br />

Project Controlling<br />

Finance Controlling<br />

Balanced Scorecard<br />

Durch <strong>de</strong>n Einsatz unserer Controlling-Tools<br />

wird It. Aussage unserer Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Planungs- und Simulationsaufwand um bis<br />

ZU 50 % reduziert.<br />

Unsere Software ist im Umfeld von allen<br />

gängigen ERP-Systemen (SAP, Baan, Brain,<br />

Navision usw.) im Einsatz.<br />

CC Controlling & Consulting AG<br />

Steigbreitenweg 4<br />

D-83071 Stephanskirchen<br />

Tel. +49 8036 30397-30/31<br />

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Herstellers (ungefähr 15 Beratertage) durchgezogen. Dabei ist<br />

zu berücksichtigen, dass neben <strong>de</strong>m Tagesgeschäft auch die<br />

oben erwähnten konzeptionellen Än<strong>de</strong>rungen abgearbeitet<br />

wur<strong>de</strong>n. Insgesamt ist man bei Nabaltec <strong>de</strong>r Meinung, dass die<br />

Einführung <strong>de</strong>r CNTSoftware für ein mittelständisches Unter­<br />

nehmen sehr gut machbar ist.<br />

Ein wichtiger Schritt bei <strong>de</strong>r Einführung eines neuen Softwaresy­<br />

stems ist die Erfassung <strong>de</strong>r Stammdaten. CNT bietet die Möglich­<br />

keit, sämtliche Stammdaten über freie konfigurierbare Schnitt­<br />

stellen aus bestehen<strong>de</strong>n (Vorgänger-)Systemen zu übernehmen.<br />

Bei Nabaltec wur<strong>de</strong>n die Kostenarten (Konten), die gesamten<br />

Kun<strong>de</strong>ndaten sowie die Artikelstämme per Schnittstelle über­<br />

nommen. Bei <strong>de</strong>n Kostenstellen hat man sich für eine manuelle<br />

Erfassung entschie<strong>de</strong>n, da durch die Än<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r<br />

Kostenrrechnung <strong>de</strong>r alte Stamm nur noch zu geringen Teilen<br />

aktuell war Die für das Kalkulationsmodul erfor<strong>de</strong>rlichen Stück­<br />

listen und Arbeitspläne mussten manuell eingegeben wer<strong>de</strong>n,<br />

da zuvor keine EDV-mäßige Abbildung dieser Daten existierte.<br />

Bei <strong>de</strong>r Installation wur<strong>de</strong> auch darauf geachtet, dass die<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>s Zugriffs auf die Controlling-Software anwen­<br />

<strong>de</strong>rspezifisch geregelt wird. Neben <strong>de</strong>m Controller und seinen<br />

Mitarbeitern haben auch die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Vertriebs Nut­<br />

zungsrechte. Für alle Nutzer außerhalb <strong>de</strong>s Controllings sind<br />

allerdings nur ausgewählte Zugriffs- und überwiegend Lese­<br />

rechte vorgesehen. Damit ist einerseits sichergestellt, dass<br />

Informationen schnell verfügbar sind und nicht <strong>de</strong>n (langen)<br />

Weg über „das Papier" nehmen müssen. An<strong>de</strong>rerseits können<br />

so ungewollte Än<strong>de</strong>rungen im System ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Um <strong>de</strong>n Benutzergruppen die Informationen zu liefern, die für<br />

ihre speziellen Entscheidungen relevant sind, wur<strong>de</strong>n individu­<br />

ell gestaltete Auswertungen geschaffen. Diese können vom<br />

Nutzer in frei wählbaren Verdichtungsstufen am Bildschirm<br />

abgerufen wer<strong>de</strong>n. Ein Export nach Excel (CSV-Dateien) o<strong>de</strong>r ein<br />

Ausdruck sind natüriich ebenso möglich. Die CNTSoftware<br />

beinhaltet einen Reporting-Generator, mit <strong>de</strong>m modulüber­<br />

greifend beliebige Daten in einem Bericht zusammengefasst<br />

und rechentechnisch verknüpft wer<strong>de</strong>n können.<br />

4.2. Integration<br />

Die CNTModule wer<strong>de</strong>n bei Nabaltec voll integriert zum ERP-<br />

Programm Navision eingesetzt. Die Navision-Module Finanz­<br />

buchhaltung, Materialwirtschaft, Personal, Vertrieb und BDE<br />

liefern die erfor<strong>de</strong>riichen Daten über Schnittstellen an CNT Des<br />

weiteren wer<strong>de</strong>n über Excel manuelle Belege erzeugt und in<br />

CNT importiert. CNT verfügt hierzu über eine freie konfigurierbare<br />

Import-Schnittstelle, über die von Excel o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Program­<br />

men erzeugte CSV-Dateien eingelesen wer<strong>de</strong>n können. Alterna­<br />

tiv ist ein direkter Zugriff auf die Daten (ODBC) möglich. Die<br />

Verarbeitung dieser Importstapel kann manuell, d. h. sofort,<br />

zeitgesteuert o<strong>de</strong>r permanent erfolgen.<br />

4.3. Berichtswesen<br />

Die in <strong>de</strong>n CNTModulen enthaltenen Berichte wur<strong>de</strong>n bei Nabaltec<br />

mittels Reporting-Generator verän<strong>de</strong>rt und um eigene Auswer­<br />

tungen ergänzt. Dabei wird insbeson<strong>de</strong>re die Möglichkeit, Daten<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Modulen gemeinsam darzustellen und zu<br />

verknüpfen, gerne genutzt; <strong>de</strong>n Verantwortlichen können so in<br />

einer Auswertung konzentriert alle relevanten Werte aufgezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Berichte wur<strong>de</strong>n optisch so gestaltet, dass sie <strong>de</strong>n im<br />

Rahmen dieser Ausführungen gezeigten Schemata entsprechen.B


JUBILÄUMS­<br />

LITERATURFORUM<br />

Zum Prolog:<br />

Begegnungen mit Alfred Biel von Albrecht Deyhle<br />

Diplom-Betriebswirt Alfred Biel bin ich zum ersten mal vor 30 lahren<br />

begegnet anlässlich eines seminaristischen Ereignisses beim Bun<strong>de</strong>sver­<br />

band <strong>de</strong>utscher Betriebswirte. Ich war <strong>de</strong>r Referent an einem Ort im<br />

Hessischen; Alfred Biel vertrat <strong>de</strong>n Veranstalter Dann haben wir gedacht,<br />

wir könnten auch sonst miteinan<strong>de</strong>r zusammenarbeiten; verioren uns<br />

aber erst einmal aus <strong>de</strong>n Augen.<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Dann gab es Korrespon<strong>de</strong>nzkontakte. Es traf ein Brief ein aus Solingen von Alfred Biel, in <strong>de</strong>m er anregte, dass ^<br />

im Controller Magazin doch ganz brauchbar sei, wenn es da drin eine Bücherecke gäbe. Damals gab es noch längst<br />

nicht so viel Literatur zu Controllingthemen. Deshalb auch das Wort „Ecke". Zurück schrieb ich ihm - mitten in<br />

meiner Vollbeanspruchung als Trainer an <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie - dass ich mir selber es nicht leisten könne,<br />

Literatur zu durchforsten; aber wenn er sich vorstellen könne, das zu unternehmen, könnten wir ja mal einen Anfang<br />

machen. Er sagte zu; und oasenförmig entwickelte sich die Bücherecke.<br />

Das wur<strong>de</strong> größer, erhielt viel mehr Kompetenz auch in <strong>de</strong>r fachlichen Würdigung <strong>de</strong>ssen, was die Autoren schrieben. Die<br />

Bücherecke wan<strong>de</strong>lte sich zum Literaturforum.<br />

Und das macht Diplombetriebswirt Biel bis heute - inzwischen 25 lahre lang zu je sechs Ausgaben pro lahr; also schrieb<br />

Biel 150 Literaturforen. „Eine Super-Performance".<br />

Da Alfred Biel selber auch beruflich sehr engagiert ist über <strong>de</strong>n normalen Acht-Stun<strong>de</strong>n-Arbeitstag hinaus, fragt man sich natüriich, wie<br />

bringt ein Mensch das fertig, so viel Literatur in die Hand zu nehmen und doch immerhin quer zu lesen; vielfach auch sehr vertieft hinein<br />

zu steigen, und diese Würdigungen zu schreiben? Eine Antwort besteht darin, dass Alfred Biel von seinem Wohnort in Solingen in <strong>de</strong>r<br />

Beethovenstraße 275 zu seinem Arbeitsplatz bei Merce<strong>de</strong>s Benz-Lenkungen in Düsseldorf mit <strong>de</strong>r Bahn fährt. Und bei je<strong>de</strong>r Fahrt<br />

nimmt er sich ein Buch her. Manche im Zug haben dann auch<br />

schon mal gefragt, was er da studiere und ob das wohl ein gutes<br />

Buch sei, das er da in <strong>de</strong>r Hand hält. Das sind dann für Biel Oasen<br />

<strong>de</strong>s Umsteigens von <strong>de</strong>m Controller-Alltag im Unternehmen zu <strong>de</strong>n<br />

häuslichen Abläufen; gefüllt eben auch mit Controlling.<br />

Der an<strong>de</strong>re Grund, warum Alfred Biel das geschafft hat die ganze<br />

Zeit über, liegt in seiner Frau Gisela. Sie ist sehr engagiert in <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r Infrastruktur, hat viele Verpflichtungen - gera­<br />

<strong>de</strong> auch an <strong>de</strong>n Samstagen. Und so hat Biel immer auch<br />

häusliche Zeitfenster, in <strong>de</strong>nen er sich in die Literatur vertie­<br />

fen und das Forum bauen kann. Manchmal schrieb er dann -<br />

früher als Brief, jetzt als E-Mail - dass „gera<strong>de</strong> seine Frau<br />

gekommen sei, einen Kaffee gemacht und einen Kuchen ge­<br />

bracht habe und dass er am Samstag, späterer Nachmittag, erst<br />

mal mit <strong>de</strong>m Literaturforum stoppt und Feierabend macht mit<br />

Frau und Tochter<br />

Übrigens: Gisela und Alfred Biel sind genau so lange verhei­<br />

ratet wie es das Controller Magazin gibt.<br />

So sind wir mit großen herzlichem Dank und tiefem Respekt<br />

verpflichtet <strong>de</strong>n Biels dafür, dass sie uns immer wie<strong>de</strong>r ermög­<br />

lichen, in <strong>de</strong>m, was geschrieben wird, stets auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n<br />

zu sein. Das sehen auch An<strong>de</strong>re so, wie es die folgen<strong>de</strong>n<br />

Statements ausdrücken.<br />

493


CM Controller magazin 5/04 - Alfred Biels Literaturforum<br />

Stimmen zum 25jährigen Jubiläum von Dipl.-Betriebswirt Alfred Biel, Solingen, als Autor und Rezensent <strong>de</strong>s<br />

Controller Magazin - zur Veröffentlichung freigegeben von namhaften Persönlichkeiten und Wegbegleitem<br />

Lieber Herr Biel,<br />

25 Jahre in Diensten von und für eine Zeitschrift ist eine reife Leistung, auf die nur wenige zurückblicken können.<br />

Sie haben es über Jahre hinaus geschafft, die Controller-Community <strong>de</strong>s ICVs umfassend und präzise über die<br />

immer breiter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Controlling-Literatur zu informieren. Abgesehen von <strong>de</strong>r exorbitanten Leseleistung ist Ihre<br />

Einordnung und Würdigung <strong>de</strong>r Bücher beson<strong>de</strong>rs herauszuheben. Ferner haben Sie mit Ihren Fachbeiträgen einen<br />

signifikanten Einfluss auf <strong>de</strong>n Inhalt gehabt und zur Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Controllings beigetragen.<br />

Ihr Prof. Dr. Jürgen Weber, Wissenschaftliche Hochscfiule für Unternehmensfütirung (WHU), Vallendar<br />

Lieber Herr Biel,<br />

Sie sind meine wichtigste Literaturquelle. Ohne Sie hätte ich nicht <strong>de</strong>n phantastischen Überblick über die<br />

Controllingliteratur! Herzlichen Dank - machen Sie noch lange weiter!<br />

Ihr Prof. Dr. Peter Horväthi, Universität Stuttgart<br />

Lieber Herr Biel,<br />

Ihre Besprechungen <strong>de</strong>r neuesten Controlling-Literatur im Controller Magazin sind seit Jahren ein Muss für mich.<br />

Sie sind ausgewogen, informativ und führen zu einer einmaligen Beurteilungskontinuität: auf Ihr Urteil kann man sich<br />

immer vedassen. Die gesamte <strong>de</strong>utschsprachige Controller-Community ist Ihnen zu großem Dank verpflichtet.<br />

mr Prof. Dr. E. Zwicker, Tectinisctie Universität Berlin<br />

Lieber Herr Biel,<br />

seit <strong>de</strong>m Jahre 1979, nunmehr bereits 25 Jahre, arbeiten wir vertrauensvoll zusammen. Ilir Literaturforum, ein<br />

wichtiger Beitrag im Controller Magazin, das inzwischen im 29. Jahrgang erscheint, wird stets aufmerksam und<br />

intensiv studiert. Ihre Besprechungen, kurz, klar und wahr, zeigen rechtzeitig neue Entwicklungen und Aufgabenfel<strong>de</strong>r<br />

im Controilerdienst an. Besten Dank für <strong>de</strong>n nachahmenswerten Leserservice.<br />

In alter Verbun<strong>de</strong>nheit: Ihr Altleser Prof. em. Dr. Elmar Mayer, FH Köln<br />

Lieber Herr Biel,<br />

gerne erinnere ich mich an unsere zahlreichen anregen<strong>de</strong>n Fachgespräche gelegentlich unserer geschäftlichen<br />

Zusammenarbeit in Düsseldorf sowie bei unseren fast schon traditionellen Zusammentreffen als Teilnehmer <strong>de</strong>s<br />

Controller Congresses in München.<br />

Vor allem aber habe ich stets mit großem Gewinn Ihre Rezensionen neu erschienener Fachliteratur gelesen - sie<br />

zählen für mich zu <strong>de</strong>n wichtigsten Beiträgen <strong>de</strong>s Controller Magazins. Keine an<strong>de</strong>ren Buchbesprechungen<br />

betriebswirtschaftlicher Fachliteratur treffen die Kernaussagen neuer Veröffentlichungen besser, sind in ihrer Diktion<br />

verständlicher, fachlich verlässlicher und bezüglich Ihres eigenen, <strong>de</strong>m Rezensenten immer gut anstehen<strong>de</strong>n<br />

zurückhalten<strong>de</strong>n Urteils <strong>de</strong>n Verfassern gegenüber geduldiger, fairer und ausgeglichener.<br />

Ihre Arbeit ist für die gesamte Controller-Zunft von überragen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung. Bleiben Sie auch in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />

Jahren mit Ihren klaren Aussagen unserer verlässlicher Wegbegleiter durch die komplexer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> angewandte<br />

Betriebswirtschaftslehre.<br />

Ihr Prof. Dr. Heinrich Müller, Wirtschaftsuniversität Wien,<br />

Generalbevollmächtigter <strong>de</strong>r Plaut AG, Salzburg<br />

Lieber Herr Biel,<br />

Ihr Literaturforum im Controller Magazin ist seit über zwei Jahrzehnten Wegweiser durch die vielen Neuerscheinungen<br />

im Controlling. Ihre Besprechungen sind kompetent, informativ und verständlich. Ebenfalls als Verfasser zahlreicher<br />

Fachartikel haben Sie zum einmaligen Profil <strong>de</strong>s Controller Magazin beigetragen. Ich habe unseren fachlichen<br />

Meinungsaustausch und die Zusammenarbeit im Internationalen Controller Verein eV immer sehr geschätzt. Alles<br />

Gute und herzlichen Glückwunsch zur 25jährigen Tätigkeit für das Controller Magazin. Ad multos annos.<br />

Ihr Prof. Dr. Dirk Meissner, Fachhochschule Augsburg<br />

Lieber Herr Biel,<br />

Ihre Literaturbesprechungen im Controller Magazin sind nunmehr seit vielen Jahren eine i<strong>de</strong>ale Informationsquelle<br />

für alle Controlling-Interessierten. Auch Ihre Fachbeiträge im Controller Magazin und in an<strong>de</strong>ren Publikationen<br />

haben einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Controlling geleistet. Dafür ist Ihnen insbeson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r<br />

Internationale Controller Verein eV zu großem Dank verpflichtet.<br />

Ihr Dr. Wolfgang Berger-Vogel, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein eV.<br />

494


Auf ein Wort<br />

Sehr geehrte Damen und Herren!<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Ich begrijße Sie herzlich zur „Herbst-Ausgabe".<br />

TREUENFELS<br />

Personal für das Finanz- und Rechnungswesen<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Aus <strong>de</strong>n Kontakten mit „meinen Leserinnen und Lesern" weiß ich, dass ein beson<strong>de</strong>res Interesse an innovativen Veröffentlichungen und an<br />

Büchern besteht, die rechtzeitig neue Entwicklungen und Aufgabenfel<strong>de</strong>r im Controllerdienst aufzeigen. Daher ist es mein Bestreben, stets einen<br />

hohen Anteil solcher Werke vorzustellen, was natürlich vom Angebot auf <strong>de</strong>m Büchermarkt abhängt. Vor diesem Hintergrund freue ich mich<br />

sehr, Ihnen dieses mal eine ausgesprochen innovative und zukunftsbezogene Ausgabe anbieten zu können.<br />

Erstmals ist es mir gelungen, die Herren Professoren Horväth (mit Co-Autor), Mayer (mit Co-Autor) und Weber - und damit ganz be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Namen - in einer Ausgabe gemeinsam mit ihren jeweils neuesten Veröffentlichungen zu versammeln.<br />

>- Nicht nur das. Die Werke stammen nicht von <strong>de</strong>n vielleicht be<strong>de</strong>utendsten <strong>de</strong>utschen aka<strong>de</strong>mischen Controllingautoren, sie sind auch<br />

überaus innovativ und richtungsweisend: Mit „Intangibles in <strong>de</strong>r Untemehmenssteuerung" stößt Horväth die Tür zu einem mo<strong>de</strong>rnen,<br />

ganzheitlichen Controlling auf. Mayer verdanken wir die - vermutlich - erste Gesamtdarstellung zum „IT-Controlling". Weber leitet eine<br />

Rück- und Neubesinnung ein auf „Controlling einfach gestalten".<br />

>- Des weiteren fin<strong>de</strong>n Sie mit <strong>de</strong>r DGFP-Veröffentlichung „Wertorientiertes Personalmanagement" und mit <strong>de</strong>r Veröffentlichung „Controlling<br />

produktbegleiten<strong>de</strong>r Dienstleistungen" sowie „Internationales Wertschöpfungsmanagement" weitere ausgesprochen innovative Bücher.<br />

Erwähnenswert ist auch die Neuauflage von „Strategisches Controlling".<br />

Eine weitere Rubnk fasst einige einführen<strong>de</strong> Werke, u. a. auch für Nicht-Controller, zusammen.<br />

Das brandaktuelle Thema „lAS / IFRS - Einführung" erhäk ein Spezialforum.<br />

Ein an<strong>de</strong>res Kapitel bün<strong>de</strong>lt Neuerscheinungen zur Dauer-Thematik Projekte und IT-Management einschließlich Risikomanagement.<br />

Da ich immer wie<strong>de</strong>r angesprochen wer<strong>de</strong>, Bücher für <strong>de</strong>n „ganzen Controller" zu bringen, habe ich ein Buch „Neuer Start mit 50" eingebaut,<br />

das auf konkrete, mich nach<strong>de</strong>nklich stimmen<strong>de</strong> Gespräche mit 50jährigen im ICV zurückgeht. Die Rubrik „Persönliches" fin<strong>de</strong>t eine<br />

Fortsetzung, ganz wie von zahlreichen Leserinnen und Lesern gewünscht.<br />

„Controlling-l\/larkenliteratur" (Horväthi - Mayer - Weber)<br />

Hon/äth, Peter u. Möller, Klaus (Hrsg.): Intangibles in <strong>de</strong>r Untemehmenssteuerung<br />

München: Verlag Vehlen 2004 - 521 Seiten - € 48,-<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

Prof Dr Peter Horväth zählt zum engen Kreis <strong>de</strong>r herausragen<strong>de</strong>n Persönlichkeiten mit prägen<strong>de</strong>m Einfluss auf die Entwicklung <strong>de</strong>s Controlling<br />

in Deutschland und darüber hinaus. Dr Klaus Möller ist Habilitand am Lehrstuhl von Prof Dr Horväth. Dieses Sammelwerk beruht auf <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeit eines großen internationalen Autorenkreises mit vielen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Fachvertretern aus Wissenschaft, Beratung und Unternehmenspraxis.<br />

Diese Übersichtsdarstellung vermittelt Strategien und Instrumente zur Wertsteigerung <strong>de</strong>s immateriellen Kapitals.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Be<strong>de</strong>utung - Messung und Steuerung - Rechnungslegung und Reporting - Spezielle Intangibles - Empirie und Praxisbeispiele.<br />

Würdigung<br />

Die Herausgeber versammeln in dieser Neuerscheinung eine große Zahl <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Protagonisten <strong>de</strong>r Intangibles-Diskussion. Aufgrund<br />

dieser Internationalität erscheinen mehrere Beiträge in englischer Sprache. Horväth hat sich diese Thematik in beson<strong>de</strong>rer Weise zu eigen<br />

^^ir sind einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Personalvermittler in Deutschland für das Finanz- und Rechnungswesen.<br />

Mit qualifizierten Fach- und Führungskräften - auf Dauer, auf Zeit und für Projekte bieten wir Ihnen<br />

individuelle Lösungen für Ihren Personalbedarf.<br />

Finanz- und Bilanzbuelihalter Controller Kaufmännische Leiter<br />

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Unsere Adressen und Ansprechpartner fin<strong>de</strong>n Sie unter: www.treuenfels-personal.<strong>de</strong><br />

495


CM Controller magazin 5/04 - Alfred Biels Literaturforum<br />

gemacht und strebt offenbar - einmal mehr - nach einer Pionierieistung auf diesem Gebiet. Die Glie<strong>de</strong>rung (siehe Inhaltsüberblick) strukturiert<br />

die Thematik recht sinnvoll. Das Einführungskapitel setzt sich mit <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Intangibles und <strong>de</strong>r Weiterentwicklungsmöglichkeiten<br />

auseinan<strong>de</strong>r und sensibilisiert so für eine notwendige Diskussion und Aufmerksamkeit in Theorie und Praxis. Der zweite Abschnitt greift mit <strong>de</strong>r<br />

Problematik Messung und Steuerung Aspekte auf, die vor allem Praktiker beson<strong>de</strong>rs beschäftigen. Fortschritte auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Messung und<br />

Steuerung dürften entschei<strong>de</strong>nd sein für eine weitere theoretische und praktische Durchdringung und Verbreitung <strong>de</strong>r Intangibles. Im dritten<br />

Teil fin<strong>de</strong>n sich neben Überblicksdarstellungen zum State of the art auch Vertiefungen von Einzelaspekten. Unter „Spezielle Intangibles" fin<strong>de</strong>n<br />

sich u. a. Beiträge zum Markenmanagement o<strong>de</strong>r zum intellektuellen Vermögen in kooperativen Netzwerken o<strong>de</strong>r auch zu immateriellen und<br />

ökologischen Ressourcen im Rechnungswesen usw. Den Abschluss bil<strong>de</strong>n u.a. einzelne Fallstudien sowie eine empirische Querschnittsanalyse.<br />

Der voriiegen<strong>de</strong> Sammelband ist vermutlich die bislang be<strong>de</strong>utendste Veröffentlichung zu diesem zunehmend in die Diskussion und<br />

Aufmerksamkeit drängen<strong>de</strong>n Thema. Die Beschäftigung mit <strong>de</strong>n Intangibles, so das Vorwort, wird zu einer zentralen Frage <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung.<br />

Die zahlreichen Einzelbeiträge erklären und stützen diese These. Der umfangreiche Band liefert Substanz und Impulse zum<br />

Controllingfortschritt. Er macht aber auch <strong>de</strong>utlich, dass noch viele Fragen offen und die Erfahrungen <strong>de</strong>rzeit noch eng bemessen sind.<br />

Gadatsch, Andreas u. Mayer, Elmar: Grundkurs IT-Controlling<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Vieweg Verlag 2004 - 446 Seiten - € 34,90<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

Prof. Dr Andreas Gadatsch ist Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbeson<strong>de</strong>re Wirtschaftsinformatik an <strong>de</strong>r FH Bonn - Rhein - Sieg mit<br />

Erfahrungen als Berater, Projektleiter und ITManager Prof. Dr Elmar Mayer ehemaliger Professor an <strong>de</strong>r FH Köln, zählt zu <strong>de</strong>n Pionieren <strong>de</strong>s<br />

Controlling und ist Verfasser zahlreicher Standardwerke. Das vorliegen<strong>de</strong> Werk ist vermutlich das erste umfassen<strong>de</strong> IT-Controlling-Buch. Es eignet<br />

sich sowohl als Einstiegshilfe in diese Thematik als auch als praktische Umsetzungshilfe.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Leitbildcontrolling - Konzept in <strong>de</strong>r Informationsgesellschaft - ITControlling-Konzept - Einsatz strategischer ITControUing-Werkzeuge - Einsatz<br />

operativer IT-Controlling-Werkzeuge - Kostenrechnung für ITController - Deckungsbeitragsrechnung für ITController<br />

Würdigung<br />

Ausgehend von einem umfassen<strong>de</strong>n Leitbildcontrolling-Konzept wer<strong>de</strong>n systematisch die für das ITControlling relevanten Aspekte dargestellt.<br />

Dieses Buch atmet die prägen<strong>de</strong> und gestalten<strong>de</strong> Controllinglehre von Elmar Mayer Neben <strong>de</strong>r im Mittelpunkt stehen<strong>de</strong>n ITProblematik<br />

bekommt <strong>de</strong>r Leser als „Extras" kompakte Zusammenfassungen <strong>de</strong>r überaus lesenswerten Veröffentlichungen von Mayer zum Controlling und<br />

zur Deckungsbeitragsrechnung. Insofern wird das Thema breit verstan<strong>de</strong>n und umfasst auch zahlreiche allgemeine Controllingthemen wie z.<br />

B. Nutzen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>ration. „Typisch" für <strong>de</strong>n stets sowohl profilierten als auch verantwortlichen Stil Mayers sind u. a. auch Formulierungen wie<br />

z.B. „das hohe Leistungsniveau unserer Mitarbeiter - oft älter als 50 lahre -... Garanten für die Wettbewerbsfähigkeit." Das Buch vermittelt das<br />

fachlich-konzeptionelle Rüstzeug zum ITControlling. Zahlreiche praxisrelevante Themen wer<strong>de</strong>n aufgegriffen, so z. B. das ITProjektmanagement,<br />

die Frage von Leistungsvereinbarungen, ITKennzahlen, IT-Portfoliomanagement. In einer späteren Neuauflage sollten Fragen <strong>de</strong>r<br />

organisatorischen Einbindung und das Konfliktpotenzial stärker betont wer<strong>de</strong>n. Die praktische Umsetzung wird unterstützt durch nachvollziehbare<br />

Fallstudien, Praxismuster und zahlreiche Beispiele. 162 Abbildungen und ein lesefreundliches Layout la<strong>de</strong>n ein zum Blättern und Lesen.<br />

Insgesamt ein Buch zum Lernen und Einarbeiten als auch zum gezielten Nachschlagen - für Studieren<strong>de</strong> und Praktiker gleichermaßen.<br />

Weber, Jürgen: Controlling einfach gestalten<br />

50 Seiten-€ 22,98<br />

per Internet: www.advanced-controlling.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Tel. 0261 / 6509 - 471 o<strong>de</strong>r FAX 0261 / 6509 - 479<br />

Hinweis: Zu diesem Thema ist mit <strong>de</strong>m Autor ein Inten/iew in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte 2004 vorgesehen<br />

Autor und Zielsetzung<br />

Prof. Dr Jürgen Weber ist Inhaber <strong>de</strong>s Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbeson<strong>de</strong>re Controlling und Telekommunikation an <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU). Weber wird zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten Controlling-Wissenschaftlern im <strong>de</strong>utschsprachigen<br />

Raum gezählt. Die voriiegen<strong>de</strong> Veröffentlichung erscheint als Band 37 <strong>de</strong>r Reihe Advanced Controlling (AC), die von Weber<br />

herausgegeben wird. Weber, einer <strong>de</strong>r treiben<strong>de</strong>n Kräfte mo<strong>de</strong>rner Controllingforschung, publiziert seit über 10 (ahren Beiträge zur Vereinfachung<br />

von Kostenrechnung und Controlling. Unter <strong>de</strong>r Maxime „Weniger ist mehr" stößt diese Neuerscheinung die etwas abgeflachte „Lean-<br />

Controlling"-Diskussion wie<strong>de</strong>r an. Weber <strong>de</strong>r sich häufig als Vor<strong>de</strong>nker und nicht selten auch als unbequemer Mahner und Wächter einen<br />

Namen erworben hat, setzt mit dieser Veröffentlichung einen Kontrapunkt, nämlich: Entfeinerung statt weiterer Verfeinerung; keine Metho<strong>de</strong>nspezialisierung,<br />

son<strong>de</strong>rn verstärkte Metho<strong>de</strong>nnutzung; keine wissensmäßige Verselbständigung <strong>de</strong>r Controller son<strong>de</strong>rn eine stärkere Wissensangleichung<br />

zwischen Manager und Controller<br />

Inhaltsüberblick<br />

Das Problem - Warum ist es zu hoher Komplexität <strong>de</strong>s Controlling gekommen? - Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s „genetischen Co<strong>de</strong>s" <strong>de</strong>r Controller am Beispiel<br />

<strong>de</strong>r Informationsaufgaben - Wie kann die Steuerungsaufgabe konkret vereinfacht wer<strong>de</strong>n? - Prinzipien zur Vereinfachung <strong>de</strong>s Controlling-<br />

Instrumentariums - Fazit.<br />

Würdigung<br />

Weber beginnt mit einer Standortbestimmung und einer kurzen Darstellung <strong>de</strong>r Problemstellung. Controller neigen dazu, so <strong>de</strong>r Autor, ihr<br />

Instrumentarium fortwährend zu verfeinern und zu perfektionieren. Dabei übersähen sie leicht, dass sich ihr Nutzen als Dienstleister <strong>de</strong>s<br />

Management allein und ausschließlich darin zeigt, dass die Manager ihre Aufgaben mit Controllern besser erfüllen als ohne. Weber bleibt nicht stehen<br />

bei <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r Ursachen <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Komplexität und <strong>de</strong>r nachteiligen folgen. Mit analytischer Schärfe und bemerkenswerter Sprachgewalt<br />

ist u.a. von „Transparenz- und Steuerungsillusion" o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s „genetischen Co<strong>de</strong>s" die Re<strong>de</strong>. Der Großteil dieses Ban<strong>de</strong>s<br />

ist zahlreichen Gestaltungshinweisen gewidmet, wie sich das Controlling vereinfachen lässt. Der Autor sieht es als zwingen<strong>de</strong> Aufgabe, Controlling<br />

einfacher zu gestalten. Das Buch ist durchaus keine leichte o<strong>de</strong>r beiläufige Lektüre, son<strong>de</strong>rn eine Herausfor<strong>de</strong>rung. Für manche Leser vermutlich auch<br />

eine Provokation, da Weber scheinbare Selbstverständlichkeiten in Frage stellt und erhebliches Um<strong>de</strong>nken, einen Paradigmenwechsel for<strong>de</strong>rt. Weber<br />

erweist sich mit diesem Band einmal mehr als Impulsgebei; warnen<strong>de</strong> Stimme und als Treiber <strong>de</strong>r Controllingdiskussion. Das Werk enthält so viel<br />

Substanz, dass die Controller gut beraten sind, sich damit ernsthaft auseinan<strong>de</strong>r zu setzen. Dieses Buch gehört in die Diskussion.<br />

496


Controlling innovativ<br />

DGFP e. V. (Hrsg.): Wertorientiertes Personalmanagement - ein Beitrag zum Unternehmenserfolg<br />

Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag -116 Seiten -€ 29,-<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Die voriiegen<strong>de</strong> Veröffentlichung <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Personalführung e. V (DGFP) dokumentiert die Arbeitsergebnisse einer<br />

Expertengruppe, in <strong>de</strong>r Vertreterinnen und Vertreter <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Unternehmen und Institutionen als Autoren mitgewirkt haben: DaimlerChrysler<br />

AG, Deutsche Bank AG, Deutsche Lufthansa AG, Gerling Zentrale Verwaltungs-GmbH, Henkel KGaA, Metro Group. Dieser Arbeitskreis stellt mit<br />

diesem Buch Konzeption und Durchführung <strong>de</strong>s Wertorientierten Personalmanagements, ergänzt um Unternehmensbeispiele, vor<br />

Inhaltsüberblick<br />

Harte Fakten bei weichen Themen - Begründungen für ein wertorientiertes Personalmanagement - Wertorientiertes Personalmanagement - ein<br />

praxisorientierter Leitfa<strong>de</strong>n - Wertorientiertes Personalmanagement durchführen - ein Vorgehensmo<strong>de</strong>ll - Wertorientiertes Personalmanagement<br />

einführen - eine Implementierungshilfe - Ausgewählte Unternehmensbeispiele aus <strong>de</strong>m Arbeitskreis - Ausblick.<br />

Würdigung<br />

Sowohl aus <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Literatur als auch aus verschie<strong>de</strong>nen Beratungsansätzen liegen zahlreiche konzeptionelle Ansätze einer<br />

wertorientierten Personalarbeit vor Umsetzungsbezogene Aspekte und Fragen <strong>de</strong>r konkreten Anwendung in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis erfahren<br />

hingegen eine eher begrenzte Aufmerksamkeit und Behandlung. Der eingangs vorgestellte Arbeitskreis hat es sich daher zur Aufgabe gesetzt,<br />

Unternehmenserfahrungen mit diesem Thema zu sammeln, diese mit theoretischen Erkenntnissen zu verbin<strong>de</strong>n und anschließend systematisch<br />

in diesem Buch aufzubereiten. Diese Neuerscheinung bietet ein schlüssiges Rahmenkonzept zur Einführung und Anwendung <strong>de</strong>s<br />

wertorientierten Personalmanagements und eine Hilfestellung und Ermutigung, sich mit einer wertschöpfungsorientierten Ausrichtung <strong>de</strong>r<br />

Personalaktivitäten auseinan<strong>de</strong>r zu setzen. Viele <strong>de</strong>r hier vorgetragenen Überlegungen zu Konzeption und Realisierung <strong>de</strong>r wertorientierten<br />

Funktions- und Unternehmensführung lassen sich mit entsprechen<strong>de</strong>n Abwandlungen auch auf an<strong>de</strong>re Erfolgspotenziale, z. B. auf Kun<strong>de</strong>n,<br />

übertragen. Insofern leistet diese Neuerscheinung einen be<strong>de</strong>utsamen Beitrag - über das Personalmanagement hinaus - zur Verbreitung und<br />

Anwendung <strong>de</strong>s wertorientierten Managements, zumal sie vielfälUge Umsetzungs- und Anwendungsfragen in die Aufmerksamkeit rückt.<br />

Darüber hinaus gelingt es, <strong>de</strong>n - oft verkannten und unterschätzten - Einfluss <strong>de</strong>s Personalmanagements auf die Entwicklung <strong>de</strong>s Unternehmenswertes<br />

transparent und erkläriich zu machen. Die DGFP hat mit dieser Veröffentlichung ihren Anspruch als Fachorganisation rund um<br />

das Personalmanagement ausgebaut und gefestigt.<br />

Kinkel, Steffen / Jung Ereceg, Peter / Lay, Gunter (Hrsg.): Controlling produktbegleiten<strong>de</strong>r Dienstleistungen<br />

Hei<strong>de</strong>lberg: Physica Verlag 2004 -186 Seiten - gebun<strong>de</strong>n -€ 39,95<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

Die Herausgeber sind am Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung IS! in Karlsruhe tätig. Das rund 20köpfige<br />

Autorenteam setzt sich aus Experten aus Wissenschaft, Beratung und Praxis zusammen. Dieser Sammelband vermittelt Metho<strong>de</strong>n und<br />

Praxisbeispiele zur Kosten- und Eriössteuerung produktbegleiten<strong>de</strong>r Dienstleistungen und greift damit eine bislang wenig behan<strong>de</strong>lte, aber<br />

immer wichtiger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Themenstellung <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Controlling auf.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Produktbegleiten<strong>de</strong> Dienstleistungen - Herausfor<strong>de</strong>rungen für das Controlling - Kostenerfassung und -Zurechnung - Preisfindung und<br />

Verrechnung - Integriertes Kosten- und Nutzencontrolling - Ausblick: Die Kalkulation von Betreibermo<strong>de</strong>llen als zukünftige Herausfor<strong>de</strong>rung für<br />

das Controlling produktbegleiten<strong>de</strong>r Dienstleistungen.<br />

Würdigung<br />

<strong>Als</strong> be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Baustein auf <strong>de</strong>m Weg zur Problemlösungskompetenz gilt zunehmend - neben <strong>de</strong>m Angebot innovativer Produkte - die<br />

Erweiterung <strong>de</strong>s Angebots um produktbegleiten<strong>de</strong> Dienstleistungen. Neben ihrer Be<strong>de</strong>utung als Umsatzträger und als strategische Differenzierungsoption<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Wettbewerbern scheinen diese Zusatzleistungen partiell auch höhere Renditen zu versprechen. Aus dieser Konstellation<br />

ergeben sich spezifische Anfor<strong>de</strong>rungen an das Controlling. Die in <strong>de</strong>r Controllingpraxis von Industriebetrieben üblicherweise eingesetzten<br />

Verfahren sind jedoch für ein adäquates Controlling produktbegleiten<strong>de</strong>r Dienstleistungen in <strong>de</strong>r Regel nur bedingt geeignet. Sie zeichnen sich<br />

durch eine Reihe von Defiziten aus: 1. Defizite bei <strong>de</strong>r Kostenerfassung und bei <strong>de</strong>r Kostentransparenz. 2. Fehlen<strong>de</strong> Kenngrößen zur Darstellbarkeit<br />

und Kommunizierbarkeit <strong>de</strong>s Dienstleistungsnutzens. 3. Begrenzte Eignung <strong>de</strong>r herkömmlichen Preisermittlungs- und -kalkulationsverfahren.<br />

4. Aus <strong>de</strong>n häufig kooperativ erbrachten Dienstleistungen erwachsen zusätzliche Anfor<strong>de</strong>rungen an das Controlling. Ziel dieses Ban<strong>de</strong>s ist vor<br />

<strong>de</strong>m skizzierten Hintergrund, einerseits die Thematik konzeptionell aufzuarbeiten und an<strong>de</strong>rerseits praktikable Instrumente und Bausteine<br />

vorzustellen, die Industriebetriebe befähigen, diese spezifische Aufgabenstellung aufwandsschonend und wirkungsvoller als mit herkömmlichen<br />

Ansätzen zu lösen. Dabei wird u.a. auf spezifische Elemente <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung, auf pragmatische Regeln zur Preisgestaltung und<br />

Verrechnung produktbegleiten<strong>de</strong>r Dienstleistungen sowie die Balanced Scorecard zurückgegriffen. Insgesamt ein recht innovatives Buch, das<br />

eine Fülle sowohl theoretischer als auch praktischer Informationen und Impulse vermittelt insbeson<strong>de</strong>re zu spezifischen Fragestellungen von<br />

Kostenerfassung und -Controlling, <strong>de</strong>s Nutzencontrollings, <strong>de</strong>r Rechnungsstellung sowie <strong>de</strong>s Controllings kooperativer Dienstleistungen. Diese<br />

Neuerscheinung ist eine Bereicherung für Theorie und Praxis <strong>de</strong>s Controllings.<br />

Zentes, Joachim / Swoboda, Bernhard / Morschett, Dirk: Internationales Wertschöpfungsmanagement<br />

München: Verlag Vahlen 2004 -1.143 Seiten -€ 60,--<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

Das voriiegen<strong>de</strong> Lehrbuch resultiert aus <strong>de</strong>r gemeinsamen mehrjährigen Lehr- und Forschungstätigkeit <strong>de</strong>r Autoren an <strong>de</strong>r Universität <strong>de</strong>s<br />

Saarian<strong>de</strong>s, Saarbrücken. Die vorliegen<strong>de</strong> Neuerscheinung will einen Beitrag zu einer ganzheitlichen Sichtweise <strong>de</strong>s globalen Wertschöpfungsmanagements<br />

leisten, d. h. einer Sichtweise, die eine funktionsbezogene Perspektive mit einer prozessorientierten und führungsorientierten<br />

Perspektive verbin<strong>de</strong>t und zugleich ein ganzheitliches Verständnis <strong>de</strong>r vielfältigen Einflussgrößen <strong>de</strong>s Umfel<strong>de</strong>s integriert. Das Buch wen<strong>de</strong>t sich<br />

an Studieren<strong>de</strong> als auch an Praktiker aus <strong>de</strong>r Wirtschaft, ebenso an Vertreter aus Kammern, Verbän<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Politik.<br />

497


CM Controller magazin 5/04 - Alfred Biels Literaturforum<br />

Inhaltsüberblick<br />

Grundlagen, Abgrenzungen und Sichtwelsen - Exogene Rahmenbedingungen als Potenziale und Herausfor<strong>de</strong>rungen - Endogene Rahmenbedingungen<br />

als Potenziale und Herausfor<strong>de</strong>rungen - Optionen <strong>de</strong>r Leistungsprozessgestaltung - Gestaltung und Führung <strong>de</strong>r internationalen Wertschöpfungsprozesse<br />

- Führung <strong>de</strong>s internationalen Wertschöpfungssystems - Internationales Wertschöpfungsmanagement als dynamischer Prozess.<br />

Würdigung<br />

Dieses umfassen<strong>de</strong> und facettenreiche Werk vermittelt grundlegen<strong>de</strong> Orientierungsiiiifen im internationalen Management und zeigt Entwicklungen<br />

und Ten<strong>de</strong>nzen auf. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n Anhaltspunkte und Empfehlungen für konkretes Han<strong>de</strong>ln angeboten. Die Autoren bringen<br />

Fragen <strong>de</strong>r internationalen Unternehmensführung in eine Struktur und bin<strong>de</strong>n die einzelnen Teilgebiete in einen ganzheitlichen Bezugsrahmen<br />

ein. Damit fin<strong>de</strong>t auch <strong>de</strong>r Praktiker relativ einfachen Zugang. Das voriiegen<strong>de</strong> Lehrbuch versteht sich als Beitrag zu einer neuen Lehre <strong>de</strong>s<br />

internationalen Managements und ist eher komplementär zu bestehen<strong>de</strong>n Lehrbüchern zu sehen. Rund 50 Seiten widmen sich <strong>de</strong>m Controlling<br />

mit einer näheren Darstellung und Analyse <strong>de</strong>r Aufgaben und Probleme <strong>de</strong>s internationalen Controllings sowie <strong>de</strong>r Instrumente <strong>de</strong>s<br />

internationalen Controllings. Insgesamt bietet das Werk eine Fülle von Informationen, die <strong>de</strong>m Praktiker in international agieren<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

helfen, die Herausfor<strong>de</strong>rungen und Potenziale seines Unternehmens besser zu verstehen als auch <strong>de</strong>n eigenen Beitrag effizient zu erbringen.<br />

Baum / Coenenberg / Günther: Strategisches Controlling<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2004 - 414 Seiten - € 39,95<br />

Intention dieser Neuauflage ist es, einen Überblick über die Konzeption <strong>de</strong>s strategischen Controlling zu geben und Ansatzpunkte für <strong>de</strong>ssen<br />

Umsetzung in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis aufzuzeigen. Die Verbindung von strategischem Management und Controlling stellt eine wesentliche<br />

Voraussetzung für die Erschließung und Realisierung <strong>de</strong>r Erfolgspotenziale <strong>de</strong>r Unternehmen dar Vor diesem Hintergrund schil<strong>de</strong>rn die drei<br />

Hochschullehrer, wie Geschäftsstrategien auf <strong>de</strong>r Grundlage einer intensiven Strategieplanung entwickelt und in einem sich selbst steuern<strong>de</strong>n<br />

Controlling-Kreislauf integrieri: wer<strong>de</strong>n können. Inhalt: Grundlagen - Unternehmens- und Umfeldanalyse - Geschäftsstrategie - Unternehmensstrategien<br />

- Steuerung durch wertorientiertes Controlling und strategische Kontrollen - Frühaufklärung - Implementierung von Strategien mit<br />

Performance Measurement-Systemen.<br />

Controlling-Einführungen<br />

Von Känel, Siegfried: NWB - Lernsoftware Controlling<br />

Herne / Berlin: Verlag Neue Wirtschaftsbriefe 2004 - CD-ROM für PC (Windows 95 / 98 / ME / NT 4.0 / 2000 XP und Internet-Explorer<br />

ab Version 5.5, empfohlen Microsoft Excel ab Version 2000, Microsoft Powerpoint 2000 zu € 19,95<br />

Die „Lernsoftware Controlling" vermittelt auf rund 600 illustrierten HTMLSeiten mit zahlreichen interaktiven Wissenstests grundlegen<strong>de</strong> Kenntnisse<br />

<strong>de</strong>s Strategischen und Operativen Controllings. Dabei wird auf funktions- und branchenbezogenes Controlling sowie auf Rating eingegangen. Etwa<br />

100 Excel-Fallbeispiele können direkt aus <strong>de</strong>r Lernumgebung au%erufen wer<strong>de</strong>n und ermöglichen die sofortige praktische Anwendung <strong>de</strong>s<br />

enworbenen Wissens. Die Reihe „NWB - Lernsoftware Betriebswirt:schaft" richtet sich beson<strong>de</strong>rs an Studieren<strong>de</strong>. Hochschullehrern, Dozenten und<br />

Trainern eröffnen die Produkte die Möglichkeit <strong>de</strong>r interaktiven, Computer- und internet-basierten Wissensvermittlung in <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n Fragen<br />

<strong>de</strong>r Betriebswirtschaft. Nicht zuletzt kann diese Software die betriebliche Aus- und Weiterbildung unterstützen und betriebswirtschaftliche<br />

Sachverhalte wirksam vermitteln. Der Rezensent hat die voriiegen<strong>de</strong> CD-ROM an verschie<strong>de</strong>nen PCs mit üblicher Bürosoftware getestet - konnte aber<br />

auf keinem PC ein vollumfängliches gutes Ergebnis erzielen. Insofern sollte <strong>de</strong>r Vertag die Softwarelösung überprüfen.<br />

Brecht, Ulrich: Controlling für Führungskräfte<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2004 -192 Seiten - € 36,90<br />

Autor und Zielsetzung<br />

Ulrich Brecht ist Professor für Betriebswirt;schaftslehre an <strong>de</strong>r FH Heilbronn und seit 2002 Projektor Das Buch steht unter <strong>de</strong>m Leitspruch „Was<br />

Entschei<strong>de</strong>r im Unternehmen wissen müssen".<br />

Inhaltsüberblick<br />

Das Controlling als unverzichtbarer Dienstleister - Das operative Controlling - Das strategische Controlling - Kennzahlensysteme als<br />

Controllinginstrumente<br />

Würdigung<br />

Das voriiegen<strong>de</strong> Werk, so das Vorwort, will <strong>de</strong>n interessierten Praktiker effizient in die Welt <strong>de</strong>s Controlling einführen. Dieses Buch wen<strong>de</strong>t sich<br />

an Entscheidungsträger in Unternehmen, die sich einen Überblick über das Controlling verschaffen möchten. Vor allem Führungskräfte ohne<br />

betriebswirtschaftliche Ausbildung will <strong>de</strong>r Verfasser erreichen. Das Buch eignet sich über diese Zielsetzung hinaus auch als Leitfa<strong>de</strong>n, welche'<br />

prinzipiellen betriebswirtschaftlichen Sachverhalte Managern wie vermittelt wer<strong>de</strong>n können. Mit rund 130 Abbildungen und Tabellen sowie<br />

einer übersichtlichen Anordnung ist das Buch recht lesefreundlich. Nach einer knappen Darstellung <strong>de</strong>r „Herausfor<strong>de</strong>rungen an das Controlling"<br />

erfolgt eine gewisse Einengung und Fokussierung auf die instrumenteile Seite <strong>de</strong>s Controlling. Ob z. B. das „Wertorientierte Controlling" von<br />

„Fachfrem<strong>de</strong>n" auf Anhieb voll verstan<strong>de</strong>n wird, dürfte von <strong>de</strong>n Voraussetzungen <strong>de</strong>s Lesers abhängen. In <strong>de</strong>r Philosophie und im Begrifflichen<br />

zeigt <strong>de</strong>r Autor ein etwas an<strong>de</strong>res Verständnis als es z. B. vom Internationalen Controller Verein gepflegt wird. Insgesamt ein gelungener Beitrag,<br />

Führungskräften die Grundlagen <strong>de</strong>s Controllings zu vermitteln und <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>s Controllings allgemein verständlich darzustellen.<br />

Fickert, Reiner / Geuppert, Florian / Künzle, Andreas: Finanzcontrolling für Nicht-Finanz-Spezialisten<br />

Bern, Stuttgart, Wien: Haupt Verlag 2004 - 268 Seiten mit CD-ROM -€ 42,~<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

Das Buch beruht auf <strong>de</strong>r Forschungstätigkeit <strong>de</strong>r Autoren am Institut für Accounting, Controlling & Auditing an <strong>de</strong>r Universität St. Gallen sowie<br />

auf langjährigen Erfahrungen bei Seminaren und in <strong>de</strong>r Praxis. Die Autoren legen ein einführen<strong>de</strong>s Buch für Nicht-Spezialisten vor<br />

498


Inhaltsüberblick<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Finanzcontrolling - Ziele und Aufgaben - Finanzielle Berichterstattung und Performance-Beurteilung - Businessplanung, Budgetierung und<br />

Ergebnisanalyse - Bewertung von Projekten und Unternehmen - Anhang, u. a. Kennzahlenlexikon und Glossar<br />

Würdigung<br />

Das vorliegen<strong>de</strong> Buch zeigt als allgemeines Grundlagenwerk auf, wie sich die wichtigsten Unternehmensvorgänge auf <strong>de</strong>r finanziellen Ebene,<br />

d. h. bezüglich <strong>de</strong>r Profitabilität, Liquidität und Stabilität auswirken und wie eine Beurteilung <strong>de</strong>r effektiven und geplanten Ergebnisse<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n kann. Dabei wird beson<strong>de</strong>rer Wert daraufgelegt, die grundsätzlichen Aspekte <strong>de</strong>r Vorgehensweise und Anwendungsmöglichkeit<br />

<strong>de</strong>s Finanzcontrollings zu ver<strong>de</strong>utlichen. Das übersichtliche und mehrfarbige Buch lädt zum Lesen ein. Die beiliegen<strong>de</strong> CD-ROM mit<br />

interaktiven Instruktionstools auf Basis von Excel und verschie<strong>de</strong>nen Anwendungsbeispielen dient <strong>de</strong>r Anwendung und Vertiefung <strong>de</strong>r Inhalte<br />

und als Anregung zur Entwicklung eigener Verfahren. Themen wie z. B. die Unternehmensbewertung wer<strong>de</strong>n entsprechend ihres Schwierigkeitsgra<strong>de</strong>s<br />

eriäutert. Insgesamt eine didaktisch gelungene Einführung für alle, die sich eine oft als nicht einfach empfun<strong>de</strong>ne Materie erarbeiten o<strong>de</strong>r<br />

bestimmte Fragestellungen aus <strong>de</strong>m Finanzcontrolling verständlich machen wollen.<br />

Thommen, Jean-Paul / Achleitner, Ann-Kristin / Poesch, Angela: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Arbeitsbuch<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2004 - 554 Seiten -€ 38,90 - in 4., überarbeiteter und enveiterter Auflage erschienen<br />

<strong>Als</strong> Ergänzung zum bewährten Lehrbuch „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre" von Thommen / Achleitner wur<strong>de</strong> dieses umfanssen<strong>de</strong><br />

Arbeitsbuch mit Repetitionsfragen, Aufgaben und Lösungen entwickelt. Es dient <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholung und Umsetzung von Instrumenten zur<br />

Gestaltung unternehmerischer Funktionen. Dabei wer<strong>de</strong>n betriebswirtschaftliche Strukturen und Prozesse auf <strong>de</strong>r Basis mo<strong>de</strong>rner praxisorientierter<br />

Fragestellungen und Lösungen erarbeitet. Das Arbeitsbuch leistet gemeinsam mit <strong>de</strong>m Lehrbuch eine für Studieren<strong>de</strong> und Praktiker<br />

fundierte und soli<strong>de</strong> Einführung in die Allgemeine BWL.<br />

Projekt-, IT- und Risikomanagement<br />

Kitz, Andreas: IT-Projektmanagement<br />

Bonn: Galileo Press GmbH 2004 - 240 Seiten - € 24,90<br />

Autor und Zielsetzung<br />

Dipl.-Ing. Andreas Kitz ist seit vielen lahren in <strong>de</strong>r IT tätig als Software-Entwickler und Projektleiter und hat sich spezialisiert auf Qualitäts- und<br />

Konfigurationsmanagement. Dieser Ratgeber will zeigen, wie Softwareprojekte erfolgreich abgewickelt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Inhaltsübersicht<br />

Einleitung - Überblick - Projektziele - Projektorganisation - Methodische Vorgehensweise - Team-Zusammenarbeit - Dokumentbeschreibungen<br />

- Motivation <strong>de</strong>r Team-Mitglie<strong>de</strong>r - Softwareentwicklung in <strong>de</strong>r Praxis - Begriffs<strong>de</strong>finitionen - Nützliche Tools.<br />

Würdigung<br />

Der Verfasser bietet einen einführen<strong>de</strong>n Leitfa<strong>de</strong>n zu klassischen Themen <strong>de</strong>s Projektmanagements mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt Softwareentwicklung.<br />

Die Zielsetzung <strong>de</strong>s Buches wird mit „Managen Sie richtig" plakativ umschrieben. Es wird ein einfaches, jedoch hinreichen<strong>de</strong>s Vorgehensmo<strong>de</strong>ll<br />

vorgestellt. Dieses <strong>de</strong>ckt insbeson<strong>de</strong>re die Bereiche Projektmanagement, Qualitätsmanagement, Konfigurationsmanagement und Softwareentwicklung<br />

ab. Das Thema „Projektcontrolling" wird kurz gestreift mit <strong>de</strong>r Definition „Kontrolle + Einleiten von steuern<strong>de</strong>n Maßnahmen" und<br />

knappen Eriäuterungen. Das Buch ist lesefreundlich und verständlich geschrieben, versehen mit vielen Abbildungen, Hervorhebungen und einer<br />

übersichtlichen Textanordnung. Bemerkenswert sind einige tabellarische Darstellungen, z. B. „Gegenmaßnahme - Gewünschte Auswirkungen<br />

- Unerwünschte Auswirkungen". Der Verfasser vermittelt reichhaltige praktische Erfahrungen. Kitz rückt dabei IT-Aspekte in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Die sogenannten „weichen Themen" wie z. B. u. a. Aspekte <strong>de</strong>r Motivation erfahren eine eher knappe Behandlung. Leser dieses Buches fin<strong>de</strong>n<br />

auf <strong>de</strong>r Website <strong>de</strong>s Verlages - über <strong>de</strong>n Registrierungsco<strong>de</strong> <strong>de</strong>s jeweiligen Exemplars - zusätzliche Informationsangebote zum Themengebiet<br />

dieses Buches.<br />

Buchta / Eul / Schulte-Croonenberg: Strategisches IT-Management<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler-Verlag 2004 - 240 Seiten - € 44,~<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

Dieses Buch beruht auf <strong>de</strong>r langjährigen Erfahrung <strong>de</strong>r A. T Kearney-Experten im Beratungssektor <strong>de</strong>r „Strategischen Informationstechnologie"<br />

- verstan<strong>de</strong>n als eine Strategie-Beratung, die auf das für IT verantwortliche Top-Management ausgerichtet ist. In dieses Buch sind die<br />

Erkenntnisse aus Hun<strong>de</strong>rten strategischer ITProjekte <strong>de</strong>r vergangenen jähre eingeflossen.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Wert steigern - Die IT als Werttreiber für das Unternehmen - Leistung steuern - Wertorientiertes ^-Management - Kosten senken - Effizienz- und<br />

Effektivitätssteigerungen <strong>de</strong>r IT - Ausblick und Glossar<br />

Würdigung<br />

In diesem Buch erfährt das „Strategische ITManagement" eine umfassen<strong>de</strong> Analyse und Darstellung. Die Kernbotschaft bezieht sich auf<br />

Feststellung „nicht das Potenzial <strong>de</strong>r rt, die Kosten interner Abläufe zu senken und ihre Qualität zu steigern ist treiben<strong>de</strong>r Anlass für die IT-<br />

Investitionen, son<strong>de</strong>rn ihr Wertpotenzial". So unterschei<strong>de</strong>n die Autoren zwischen <strong>de</strong>r ITGrundversorgung, die kostengünstig abzu<strong>de</strong>cken ist,<br />

und <strong>de</strong>m strategischen ITBedarf für Wertsteigerungen, <strong>de</strong>n sie in ihrer Veröffentlichung in <strong>de</strong>n Mittelpunkt rücken. Nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s<br />

Autorenteams hat fast je<strong>de</strong>s Unternehmen die Chance, sich durch spezifische Kombinationen von IT und Prozess- o<strong>de</strong>r Produkteigenschaften<br />

im Wettbewerb Vorteile zu erringen. Hierzu thematisieren sie die ITDurchdringung <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette, die höhere Informationsintensität<br />

<strong>de</strong>r Produkte sowie die bessere Nutzung <strong>de</strong>r Unternehmensintelligenz. IT-Verantwortliche, wozu sich auch Controller zählen, fin<strong>de</strong>n in dieser<br />

Neuerscheinung erprobte und wirksame Empfehlungen für zahlreiche Fragestellungen und Unternehmenssituationen. Beispielsweise zur<br />

Priorisierung von ITProjekten, zur zentralen versus <strong>de</strong>zentralen ITVerantwortung o<strong>de</strong>r auch zur gezielten Steuerung von ITKosten und -Leistungen<br />

499


CM Controller magazin 5/04 - Alfred Biels Literaturforum<br />

einschließlich <strong>de</strong>r Frage, in welchem Verhältnis stehen Kosten und Nutzen <strong>de</strong>r IT. Die Autoren legen ein bemerkenswertes Buch vor, das ein hohes<br />

Maß an Kompetenz und Erfahrung wi<strong>de</strong>rspiegelt. Wichtige Themenkomplexe wer<strong>de</strong>n anregend, verständlich und praxisnah vermittelt.<br />

Manchmal vermisst man jedoch ein gewisses Maß an Distanz zur Thematik. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund laufen<strong>de</strong>r realer praktischer Erfahrungen wirkt<br />

die vermittelte ITEuphorie gelegentlich etwas überzeichnet. Dies schmälert aber nicht die respektablen L^eistungen <strong>de</strong>r Autoren, die das Buch<br />

mit einem brillanten Ausblick abschließen und krönen.<br />

Frank, Matthias (Hrsg.): Benchmark - Softwareanbieter für Lösungen zur Personaleinsatzplanung<br />

Frechen: Datakontext Verlag 2004 -103 Seiten A4 -€ 89,--<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

Das voriiegen<strong>de</strong> Werk ist eine Studie, die entstan<strong>de</strong>n ist im Rahmen eines Praxisprojektes von Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Fakultät Informations- und<br />

Kommunikationswissenschaften <strong>de</strong>r Fachhochschule Köln unter Leitung von Prof. Dr Matthias Frank. Über eine Webrecherche und Dokumentenanalyse<br />

wur<strong>de</strong>n Anbieter im Markt für Softwarelösungen zur Personaleinsatzplanung in Deutschland ermittelt. Basierend auf einem eigens<br />

entwickelten Kriterienkatalog wur<strong>de</strong>n die führen<strong>de</strong>n Softwarelösungen dieses Marktsegments einem Benchmark unterzogen. Dieser erfolgte in<br />

enger Abstimmung mit <strong>de</strong>n Anbietern.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Einführung - Vorgehen im Projekt - Anbietermarkt - Beschreibung <strong>de</strong>r festgelegten Kriterien - Kurzbeschreibung und Benchmark <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Unternehmen - Benchmark über alle Unternehmen - Fazit.<br />

Würdigung<br />

Es gab mehrere wesendiche Grün<strong>de</strong>, diese Veröffentlichung in das Literaturforum einzubeziehen. Zunächst ist Personaleinsatzplanung und<br />

Arbeitszeitmanagement ein durchaus controllingrelevantes Thema, zu<strong>de</strong>m rücken neue Gestaltungsformen in die Aufmerksamkeit und an die<br />

Schnittstelle zwischen Produktivität <strong>de</strong>s Unternehmens und zeiüicher „Selbstbestimmung <strong>de</strong>r Mitarbeiter". Ein weiterer Aspekt liegt im<br />

innovativen Ansatz, Software nach verschie<strong>de</strong>nen Kriterien zu beurteilen und zu vergleichen, und zwar nach; Ganzheitlichkeit, Service,<br />

Skalierbarkeit, Software-Ergonomie, Technologie, Referenzen, Entwicklungs- und Zukunftsfähigkeit, Statistiken und Reports, Preismo<strong>de</strong>ll.<br />

Letztlich soll an an<strong>de</strong>re Hochschulen die Empfehlung weitergegeben wer<strong>de</strong>n, zu überiegen, wie in diesem Falle, in einem Praxissemester auch<br />

eine praxisrelevante Untersuchung durchzuführen.<br />

Tumuscheit, Klaus D.: Erste-Hilfe-Koffer für Projekte<br />

Zürich: Grell Füssli Verlag AG 2004 - 207 Seiten - € 29,50<br />

Autor und Zielsetzung<br />

Klaus D. Tumuscheit hat lange Zeit selbst Projekte geleitet, bevor er sein eigenes Beratungsunternehmen (http://www.proiect-ing.<strong>de</strong>/) grün<strong>de</strong>te.<br />

Er trainiert und berät heute Führungskräfte und Projektleiter in allen Fragen <strong>de</strong>s Projektmanagements. Tumuscheit schrieb bereits die Bestseller<br />

„Überieben im Projekt" und „Immer Ärger im Projekt" im gleichen Veriag. Die vorliegen<strong>de</strong> Neuerscheinung bietet 33 strukturierte Lösungen für<br />

die häufigsten Projektprobleme.<br />

Inhaltsüberblick (Auszug)<br />

Die da oben wissen nicht, was sie wollen - Wir haben nicht genügend Leute für noch ein Projekt - Das Arbeitspaket hat Verspätung - Ein<br />

Abteilungsfürst lässt uns hängen - Unser Termin ist nicht zu schaffen - Wir kriegen kein Budget - Die Projektziele sind nicht zu schaffen - Wir<br />

haben ein Himmelfahrtsprojekt - Wir wer<strong>de</strong>n zugemüUt mit sinnlosen Projekten - Wir machen Management by Desaster<br />

Würdigung<br />

Im Unterschied zu <strong>de</strong>n meisten „Projektbüchern" stehen in dieser Neuerscheinung nicht methodische Fragen im Vor<strong>de</strong>rgrund, vielmehr geht es<br />

um das rechtzeitige Erkennen und um das wirksame Lösen kleiner und großer Projektkrisen. Wie ein Blick auf <strong>de</strong>n vorstehen<strong>de</strong>n Inhaltsauszug<br />

zeigt, stehen im Mittelpunkt Projektprobleme, wie sie sich in <strong>de</strong>r Praxis immer wie<strong>de</strong>r stellen und Projektleiter in Bedrängnis bringen. Der Autor<br />

behan<strong>de</strong>lt die aufgezeigten Projektprobleme systematisch: 1. Das Problem: woher es kommt und wie es entsteht. 2. Der „Holzweg": was nicht<br />

erfolgreich ist. 3. Erste Hilfe: wie man das Problem löst. Auch in dieser Neuerscheinung mit Potenzial zum Bestseller erweist sich Tumuscheit als<br />

aufmerksamer Beobachter <strong>de</strong>s Projektgeschehens, als scharfer Analytiker <strong>de</strong>r Projektlogik und <strong>de</strong>r einwirken<strong>de</strong>n Faktoren und nicht zuletzt als<br />

kraftvoller Gestalter von Projektaufgaben. Das Buch leistet eine proaktive und zielführen<strong>de</strong> Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n häufigsten und<br />

gravierendsten Schwierigkeiten <strong>de</strong>r praktischen Projektarbeit. Die praktische Projektarbeit profitiert von diesem Buch und Projektleiter<br />

bekommen das Rüstzeug, sich mit typischen Projektproblemen wirkungsvoller auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />

Neubeck, Guido: Prüfung von Risikomanagementsystemen<br />

Düsseldorf: IDW-Verlag 2003 - 383 Seiten - E 49,~<br />

Autor und Zielsetzung<br />

Bei <strong>de</strong>r voriiegen<strong>de</strong>n Arbeit han<strong>de</strong>lt es sich um die En<strong>de</strong> 2002 eingereichte Dissertation, die von <strong>de</strong>r Bergischen Universität Wuppertal<br />

angenommen wur<strong>de</strong>. Für die Veröffentlichung in <strong>de</strong>r Reihe „Hochschulschriften zur Wirtschaftsprüfung" wur<strong>de</strong> ein Abschnitt aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

aktuellen Entwicklung eingefügt. Der Autor bietet eine umfassen<strong>de</strong> Betrachtung <strong>de</strong>s Risikomanagementsystems und seiner Prüfung.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Problemstellung - Grundlagen <strong>de</strong>s Risikomanagements - Funktionen <strong>de</strong>s Risikomanagements - Konzept für eine neue Prüfungsdienstleistung<br />

- Assurance Services - Ausgestaltung einer Risikomanagementsystemprüfungsdienstleistung unter ISA 100 - Zusammenfassung und Ausblick.<br />

Würdigung<br />

Aus Sicht eines Praktikers vermittelt diese wissenschaftliche Arbeit zu drei Themenkomplexen Informationen und Interessierten Nutzen.<br />

Zunächst erfolgt auf rund 120 Seiten eine eingehen<strong>de</strong> Behandlung <strong>de</strong>r Grundlagen und Funktionen <strong>de</strong>s Risikomanagements. Darüber hinaus<br />

erfahren internationale Prüfungsstandards und die einschlägige Entwicklung eine nähere Betrachtung. Ein beson<strong>de</strong>rer Schwerpunkt <strong>de</strong>r Arbeit<br />

liegt auf <strong>de</strong>r Diskussion neuer Prüfungsdienstleistungen für Wirtschaftsprüfer unter <strong>de</strong>n Begriffen „Assurance Services" bzw. „Assurance<br />

Engagements". Nicht zuletzt steht die Arbeit unter <strong>de</strong>m Fokus <strong>de</strong>r aktuellen Corporate Governance-Dlskussion und bereichert diese um einige<br />

spezifische Aspekte zum Einsatz und zur Prüfung von Risikomanagementsystemen.<br />

500


Controller als Mensch<br />

Ibelgaufts, Renate: Neuer Start mit 50<br />

Franicfurt: Redline Wirtschaft bei Ueberreuter 2004 - 232 Seiten - E 17,90<br />

Alfred Biel<br />

Es folgt ein Spezial Literaturforum zu<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Dieses Buch einer erfahrenen Personal- und Unternehmensberaterin vermittelt einer Altersgruppe, die es beson<strong>de</strong>rs schwer am Arbeitsmarkt<br />

hat, Rat und Perspektiven. Es will die Furcht vor <strong>de</strong>r beruflichen und persönlichen Umorientierung abbauen. Dabei vermittelt die Autorin keine<br />

billige Schönfärberei o<strong>de</strong>r platten Optimismus, son<strong>de</strong>rn eine Fülle von praktischen Ratschlägen und eine fundierte Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r<br />

beruflichen und persönlichen Lage. Insoweit for<strong>de</strong>rt das Buch auch die aktive Mitarbeit und Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r eigenen Situation - und<br />

macht sie zum „Projekt". Das Buch ist einfühlsam geschrieben, so dass sich <strong>de</strong>r Betroffene verstan<strong>de</strong>n und angenommen fühlt Im Ersten Kapitel<br />

wer<strong>de</strong>n die häufigsten Auslöser eines beruflichen Wechsels erörtert. Hier wird z.B. auch <strong>de</strong>r sogenannte Vorruhestand als betrieblich einfachste<br />

Lösung geschil<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>r aber häufig für Betroffene mit erheblichen Problemen verbun<strong>de</strong>n ist. Gekonnt und hilfreich behan<strong>de</strong>lt die Verfasserin im<br />

weiteren Veriauf so schwierige Themen wie die physischen und psychischen Auswirkungen <strong>de</strong>s Arbeitsplatzveriustes in diesem Alter wie z. B.<br />

die I<strong>de</strong>ntitätskrise sowie die schwierige Aufgabe, eine Nie<strong>de</strong>riage im Leben als Chance zu verstehen und zu nutzen. Die letzten bei<strong>de</strong>n Kapital<br />

sind <strong>de</strong>m aktiven Han<strong>de</strong>ln gewidmet, wie man sich insbeson<strong>de</strong>re fit für <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt macht o<strong>de</strong>r mit professionellen Bewerbungen die<br />

Neuausrichtung unterstützt. Für Betroffene o<strong>de</strong>r die, die es wer<strong>de</strong>n könnten, eine sehr lesenswerte Veröffentlichung. Zugleich ein kritisches und<br />

lei<strong>de</strong>r auch berechtigtes kritisches Abbild unserer Berufs- und Arbeitswelt. Viele wer<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n zahlreichen Beispielen in <strong>de</strong>r einen o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Weise wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n. Nicht zuletzt: ein mutmachen<strong>de</strong>s Buch.<br />

Herzlichen Dank für so manches nette Wort auf <strong>de</strong>m 29. Congress <strong>de</strong>r Controller in München, sowie die Statements zum 25jährigen<br />

Jubiläum meiner Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Controller Magazin.<br />

Herzliche Grüße<br />

Ihr,<br />

lAS / IFRS - International Accounting Standards /<br />

International Financial Reporting Standards<br />

- im ersten Teil<br />

lAS- / IFRS-Einführungen und Überblick<br />

Haunerdinger, Monika u. Probst, Hans-Jürgen: Der Weg in die internationale Rechnungslegung<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2004 -166 Seiten - € 17,90<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

Monika Haunerdinger berät als Senior-Beraterin eines internationalen Beratungshauses im Bereich Betriebswirtschaft und Rechnungswesen.<br />

Hans-Iürgen Probst ist freiberuflich tätig auf <strong>de</strong>m Gebiet neuer betriebswirtschaftlicher Metho<strong>de</strong>n. Dieses Buch vermittelt vergleichend die<br />

Grundlagen <strong>de</strong>r Bilanzierung nach HGB und IFRS.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r internationalen Rechnungslegung - Umstellung auf die internationale Rechnungslegung - Aufbau <strong>de</strong>s IFRS-Regelwerkes -<br />

Grundsätze <strong>de</strong>r Rechnungslegung nach HGB und IFRS - Posten <strong>de</strong>r externen Rechnungslegung - Beispiele aus <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis -<br />

Vergleich HGB / IFRS - Arbeitshilfen zur Umstellung von HGB auf IFRS - Lösungsteil - Anhang.<br />

Würdigung<br />

Das Autorenteam legt eine leicht verständliche, anschauliche Einführung vor Es ist versehen mit Aufgaben und Lösungen, die sich inhaltlich an<br />

<strong>de</strong>n Lehrplänen <strong>de</strong>r Bilanzbuchhalterausbildung orientieren. Begleitend zum Buch informiert ein kostenloser Online-Service über Aktualisierungen.<br />

Das Buch empfiehlt sich zum Einstieg und verhilft Anfängern in wenigen Stun<strong>de</strong>n zu einem fundierten IFRS-Überblick sowie zu einem<br />

grundsätzlichen Vergleich zwischen HGB - IFRS.<br />

Fe<strong>de</strong>rmann, Rudolf u. International Accounting Standards Committee Foundation (lASCF): lAS / IFRS - stud.<br />

Berlin: Erich Schmidt Verlag 2004 - 460 Seiten -€ 24,80<br />

Die voriiegen<strong>de</strong> Neuauflage beinhaltet eine für Studienzwecke gekürzte <strong>de</strong>utsche Originalfassung mit über 50 Abbildungen und einer<br />

Einführung. Mit diesem Werk wird - exklusiv für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Sprachraum - eine Studienausgabe <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r International Accounting<br />

Standards Committee Foundation (lASCF) autorisierten Originalfassung <strong>de</strong>r International Accounting Standards (lAS) / International Financial<br />

Reporting Standards (IFRS) in komprimierter Form vorgelegt. Die Texte <strong>de</strong>r 2. Auflage basieren auf <strong>de</strong>r aktuellen, von <strong>de</strong>r lASCF freigegebenen<br />

m


CM Controller magazin 5/04 - Alfred Biels Literaturforum<br />

<strong>de</strong>utschen Übersetzung <strong>de</strong>r lAS / IFRS und <strong>de</strong>n Interpretationen von Anfang 2004. Das Werk ist auf die Wissensvermittlung und praktische<br />

Anw^endung zugeschnitten. Es eignet sich für <strong>de</strong>n praktischen Einstieg bzw. für Studium und Selbststudium.<br />

Weber, Kurt u. Regler, Silvia: Betriebswirtschaftliches Rechnungswesen - Band 1: Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung<br />

München: Verlag Vahlen 2004 - 465 Seiten -€ 33,00<br />

Die Autoren dieser 5., vollständig überarbeiteten und erweiterten Neuauflage stellen in ihrem Werk nicht nur die Rechnungslegung von<br />

Unternehmen kritisch vor, son<strong>de</strong>rn beurteilen diese kritisch vom betriebswirtschaftlichen Standpunkt. Die Neuauflage berücksichtigt auch die<br />

Rechnungslegungsvorschriften nach lAS / IFRS und US-GAAR Das Buch verbin<strong>de</strong>t überblicksartig in gelungener Weise sowohl Fragen <strong>de</strong>r<br />

Rechnungslegung mit Aspekten <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft als auch nationale und internationale Rechnungslegung. Insofern auch beson<strong>de</strong>rs für<br />

Controller geeignet, die sich <strong>de</strong>m externen Rechnungswesen stärker widmen wollen.<br />

Kroschel, Ivo: Grundsätze <strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Deutscher Universitäts-Verlag 2004 -134 Seiten - Broschur-€ 44,90<br />

Autor und Zielsetzung<br />

Ivo A. Kroschel ist Analyst bei <strong>de</strong>r Bank of Scotland im Bereich Structured Finance und Dozent für Internationale Rechnungslegung an <strong>de</strong>r FH Mainz.<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit stellt einen grundsätzlichen Vergleich zwischen HGB, lAS/IFRS und US-GAAP dar. Zweck dieser Betrachtung ist es, <strong>de</strong>m über<br />

Grundkenntnisse <strong>de</strong>r Rechnungslegung verfügen<strong>de</strong>n Leser die fundamentalen Vorschriften <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Systeme zu ver<strong>de</strong>utlichen.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Allgemeine Grundlagen - Ausweis-, Ansatz- und Bewertungsvorschriften - Bestandteile <strong>de</strong>s lahresabschlusses und weiterer Berichterstattung<br />

- Fazit - Anhang.<br />

Würdigung<br />

Dieses Buch vermittelt weniger Detail- o<strong>de</strong>r Anwendungswissen <strong>de</strong>r Rechnungslegungssysteme. Vielmehr strebt <strong>de</strong>r Autor an, die grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Vorschriften bzw. die Grundsätze, auf <strong>de</strong>nen die genannten Rechnungslegungssysteme aufbauen, so zu eriäutern, dass die jeweilige grundsätzliche<br />

Ausrichtung transparent und somit ein fundiertes Grundverständnis eriangt wird. Auf dieser Grundlage dürfte <strong>de</strong>m Leser die Einarbeitung<br />

in Einzelvorschriften <strong>de</strong>r jeweiligen Systeme leichter fallen. Kroschel arbeitet die unterschiedliche Adressaten-Fokussierung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen und<br />

internationalen Reciinungslegung heraus (Gläubigerschutz versus Investorenorientierung) und die sich daraus ergeben<strong>de</strong>n Folgen wie die<br />

unterschiedliche Gewichtung <strong>de</strong>s Vorsichtsprinzips und <strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong>nabgrenzung. Zur Sprache kommen auch die unterschiedlichen<br />

Rechtssysteme, innerhalb <strong>de</strong>rer sich die Vorschriften entwickeln. Dies hat Einfluss auf Fülle und Tiefgang <strong>de</strong>r Regelungen. Kroschel sieht als<br />

gravieren<strong>de</strong>n Nachteil <strong>de</strong>r IFRS das Bestreben, ein weltweit anwendbares Rechnungslegungssystem zu schaffen und damit die nationalen<br />

Standards vieler Län<strong>de</strong>r zu harmonisieren. Allerdings spricht auch viel für eine internationale Standardisierung. <strong>Als</strong> Vorteil von US-GAAP und IFRS<br />

gegenüber <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Rechnungslegung sieht <strong>de</strong>r Autor die höheren Anfor<strong>de</strong>rungen an die zu publizieren<strong>de</strong>n Informationen.<br />

lAS- / IFRS-Wissens- und Lernprogramme<br />

Pellens / Fülbler / Gassen: Reporting Standards lAS / IFRS - Wissens- und Lernprogramm<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2004 - CD-ROM zu € 450,--<br />

Eine Demoversion fin<strong>de</strong>n Sie unter www.reportingstandards.<strong>de</strong> sowie weitere Informationen unter www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />

Das voriiegen<strong>de</strong>, vom Institut <strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfer e. V. herausgegebene Lernprogramm, das freundlicherweise vom Schäffer-Poeschel Veriag<br />

für diese Themenbesprechung zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>, enthält Lernmaterial im Umfang von rund 40 Stun<strong>de</strong>n Bearbeitungszeit. Ziel ist die<br />

<strong>de</strong>taillierte praxisorientierte Vermittlung <strong>de</strong>r IFRS-Rechnungslegung in Verbindung mit einer Fallstudie. Angeboten wird das Wissen auf Niveau<br />

<strong>de</strong>s BWL-Hauptstudiums mit Spezialisierung auf internationale Rechnungslegung nach IFRS.<br />

Das Lernprogramm vermittelt sowohl grundlegen<strong>de</strong>s als auch weiterführen<strong>de</strong>s Wissen. Es glie<strong>de</strong>rt sich in drei Module und umfasst 23<br />

thematisch aufbereitete Lerneinheiten und eine Fallstudie, durch die <strong>de</strong>r Nutzer problemlos navigieren kann. Im ersten Modul wer<strong>de</strong>n<br />

organisatorische und konzeptionelle Rahmenbedingungen <strong>de</strong>r IFRS präsentiert. Im zweiten Modul wer<strong>de</strong>n die wichtigsten Standards vorgestellt<br />

und eriäutert. Das abschließen<strong>de</strong> dritte Modul gibt Hinweise für die Bilanzierungspraxis, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r erstmaligen Anwendung <strong>de</strong>r IFRS.<br />

Dieses Modul enthäk auch eine umfassen<strong>de</strong> Fallstudie, in <strong>de</strong>r wichtige Bilanzierungsprobleme selbständig zu lösen sind und in <strong>de</strong>r das<br />

erworbene Wissen unmittelbare Anwendung fin<strong>de</strong>t. Die Fallstudie unterstützt darüber hinaus das Verständnis für übergreifen<strong>de</strong> Bilanzierungszusammenhänge.<br />

Das Lernprogramm ist benutzerfreundlich aufgebaut, kurzweilig und animiert zu aktiven Arbeit mit <strong>de</strong>m Lernprogramm und<br />

damit mit <strong>de</strong>m Lernstoff. Neben <strong>de</strong>m Hauptmenü mit <strong>de</strong>n eigentlichen Lerninhalten und themenbezogenen Übungsaufgaben stehen noch<br />

weitere Informationsmöglichkeiten und Funktionen zur Verfügung, u. a. ein Glossar mit Suchfunktion und Registeransicht o<strong>de</strong>r ein Fenster mit<br />

<strong>de</strong>r Möglichkeit, Notizen zu je<strong>de</strong>r Lerneinheit zu hinteriegen. Das Lernprogramm ist eine Alternative zu Seminaren und an<strong>de</strong>ren Angeboten.<br />

An<strong>de</strong>rs als bei einem Buch wer<strong>de</strong>n bei diesem Medium eigene Aktivitäten gefor<strong>de</strong>rt. Die CD-ROM bietet hierzu vielfältige Möglichkeiten: Lernen,<br />

Nachschlagen, Üben o<strong>de</strong>r Trainieren an praxisnahen Beispielen.<br />

BilanzierungPlus - CD-ROM<br />

Offenburg: Verlag Praktisches Wissen 2004 - Subskriptionspreise 149,--, spätere 179,52<br />

Mit Möglichkeit eines vienwöchigen kostenlosen Tests - Weitere Informationen über das Internet: http://www.bilanzierungplus.<strong>de</strong>/<br />

Dieses neue Werk vermittelt aktuelles Bilanzierungs-Know-how nach HGB und IAS/IFRS, darüber wer<strong>de</strong>n steuerrechtliche Aspekte beachtet.<br />

Es bietet folgen<strong>de</strong>s Informationsangebot<br />

• Bilanzieren von A-Z,<br />

• Internationale Rechnungslegung nach IAS/IFRS,<br />

• lahresabschlussarbeiten, Bilanz, G&V,<br />

• Finanzamt und Betriebsprüfung,<br />

502


BFH-Urteile,<br />

Bilanzierungs-Urteile mit Experten-Kommentar,<br />

• BMF-Schreiben,<br />

• Gesetze & Richtlinien zur Bilanzierung,<br />

• Arbeitshilfen.<br />

CM Controller magazin 5/04<br />

Die CD-ROM mit ergänzen<strong>de</strong>m Service bün<strong>de</strong>lt verschie<strong>de</strong>ne Informationsquellen und holt die Informationen zum schnellen und einfachen<br />

Zugriff direkt am Arbeitsplatz.<br />

Ein umfangreicher Service (Newsletter Download-Service, Hotline für Fachgespräche) run<strong>de</strong>t das Informationsangebot ab.<br />

Hommel, Michael u. Wüstemann, Jens: Konzernbilanzierung case by case<br />

Hei<strong>de</strong>lberg: Verlag Recht und Wirtschaft 2004 - 276 Seiten - € 24,90<br />

Das Buch vermittelt fallorientiert (case by case) die zentralen Probleme <strong>de</strong>r Konzernbilanzierung nach HGB und lAS/IFRS und löst sie am Beispiel<br />

einer einheitlichen Fallstudie. Der hier gewählte Ansatz ermöglicht sowohl ein eigenständiges Erschließen <strong>de</strong>s Fachgebiets als auch eine<br />

praxisbezogene Ergänzung von Lehrveranstaltungen und Lehrbüchern. Die zehn Einzelfälle zu <strong>de</strong>n zentralen Bereichen <strong>de</strong>r Konsolidierungstechnik<br />

sowie ausgewählten Spezialthemen ermöglichen, die Erstellung von Konzernabschlüssen <strong>de</strong>tailliert nachzuvollziehen und praktisch<br />

einzuüben. Die Fallstudien beziehen sich auf die Themen: Konsolidierungskreis, Han<strong>de</strong>lsbilanz II, Währungsumrechnung, Erstkonsolidierung,<br />

Folge- und Endkonsolidierung, Schul<strong>de</strong>nkonsolidierung, Quotenkonsolidierung, Equity-Metho<strong>de</strong>, Finanzinstrumente und Latente Steuern.<br />

Wüstemann, Jens: Bilanzierung case by case<br />

Hei<strong>de</strong>lberg: Verlag Recht und Wirtschaft 2004 - 268 Seiten -€ 24,90<br />

Ausgehend von <strong>de</strong>r Feststellung, dass die nationale han<strong>de</strong>lsrechtliche Bilanzierung und die internationale Rechnungslegung nach IFRS auf<br />

absehbare Zeit nebeneinan<strong>de</strong>r bestehen wer<strong>de</strong>n, behan<strong>de</strong>lt das Buch bei<strong>de</strong> Bilanzsysteme systematisch und fallorientiert. Der voriiegen<strong>de</strong> Band<br />

eignet sich insbeson<strong>de</strong>re für Fortgeschrittene im Studium, aber ebenso für Praktiker zur Einübung <strong>de</strong>r korrekten Lösung von Bilanzierungsthemen.<br />

Die insgesamt 12 Fallbeispiele beziehen sich auf: Vermögensgegenstandsbegriff, immaterielle Vermögensgegenstän<strong>de</strong>, Gewinnrealisierung,<br />

wirtschaftliche Vermögenszugehörigkeit, Verbindlichkeitsbegriff, Passivierungszeitpunkt, Außenverpflichtungsprinzip, Anschaffungsund<br />

Herstellungskosten, planmäßige und außerplanmäßige Abschreibung.<br />

lAS- / IFRS-Lehrbücher und Vertiefungen<br />

Winkeljohann, Norbert: Rechnungslegung nach IFRS<br />

Herne/Berlin: Verlag Neue Wirtschaftsbriefe 2004 - 451 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - E 98,-<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

Dieses Buch, erschienen in Kooperation mit PriceWaterhouseCoopers, bün<strong>de</strong>lt Wissen und Erfahrung von zehn Experten <strong>de</strong>r PwC und zwei<br />

Universitäts-Professoren. Es versteht sich als „Handbuch für mittelständische Unternehmen".<br />

Inhaltsüberblick<br />

Einführung - Grundlagen - Jahresabschluss - Konzernabschluss - Ergänzen<strong>de</strong> Abschlusselemente - Rechnungslegung nach IFRS und<br />

lahresabschlussanalyse - IFRS-Rechnungslegung und steueriiche Gewinnermittlung - IFRS für <strong>de</strong>n Mittelstand - das lASB-Projekt - Umstellung<br />

auf die Rechnungslegung nach IFRS.<br />

Würdigung<br />

Dieses Buch trägt <strong>de</strong>r Tatsache Rechnung, dass die IFRS zunehmend auch für <strong>de</strong>n Mittelstand relevant wer<strong>de</strong>n, sei es aufgrund <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Internationalisierung <strong>de</strong>r IFRS, sei es infoilge <strong>de</strong>r Rating-Anfor<strong>de</strong>rungen nach Basel II. Im Sinne dieser „Mittelstandskonzepüon" erfolgt auch eine<br />

Darstellung <strong>de</strong>r Überlegungen, für kleinere Unternehmen vereinfachte IFRS-Regeln einzuführen, wie es das International Accounting Standard<br />

Board (lASB) plant. Das Buch zeichnet sich zum einen dadurch aus, dass es speziell für die spezifische IFRS-Anwendung im Mittelstand<br />

geschrieben wur<strong>de</strong> und zum an<strong>de</strong>ren betont praxisorientiert ausgerichtet ist. TheoreUsche Überiegungen treten in <strong>de</strong>n Hintergrund. Ebenso<br />

wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r Standards auf eine Auflistung sämtlicher Bestimmungen verzichtet. Die Konzentration auf das Wesentliche und<br />

das praktisch Wichtige zeigen sich u. a. auch in einem sehr gelungenen Kapitel über die Umstellung auf IFRS (ca. 60 Seiten). Das Buch ist<br />

übersichtlich und lesefreundlich aufgebaut. Ein Buch, das auch für Controller ein empfehlenswerter Praxisleitfa<strong>de</strong>n zum Umstellungsprozess und<br />

zur Lösung konkreter anwendungsbezogener Fragen ist.<br />

KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft (Hrsg.): IFRS aktuell<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2004 - 379 Seiten - E 69,95<br />

Autoren und Zielsetzung<br />

Die Autoren/innen dieser Neuerscheinung sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>de</strong>r KPMG, eine <strong>de</strong>r weltweit be<strong>de</strong>utendsten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.<br />

Dieses Buch beinhaltet ausführiiche Darstellungen <strong>de</strong>r neuen IFRS, einschließlich <strong>de</strong>r Überarbeitung von schon bestehen<strong>de</strong>n<br />

Standards.<br />

Inhaltsüberblick<br />

IFRS 1 (Erstmalige Anwendung <strong>de</strong>r IFRS) - IFRS 2 (Anteilsbasierte Vergütung) - IFRS 3 (Unternehmenszusammenschlüsse) - IFRS 4 (Versicherungsverträge)<br />

- IFRS 5 (Zur Veräußerung gehaltene, langfristige Vermögenswerte und aufgegebene Geschäftsbereiche) - Improvements Project<br />

- lAS 39 (Finanzinstrumente: Ansatz und Bewertung).<br />

Würdigung<br />

Gegenstand <strong>de</strong>s voriiegen<strong>de</strong>n Buches sind die bis zum 25. Mai 2004 vom lASB veröffenUichten Standards. Ein <strong>de</strong>taillierter inhaltiicher Überblick<br />

informiert über <strong>de</strong>ren Neuregelungen und Än<strong>de</strong>rungen. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n praxisrelevante Probleme bei <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r neuen<br />

Vorschriften dargestellt und Lösungen diskutiert. <strong>Als</strong> hilfreich und nützlich erweist sich auch die Darstellung <strong>de</strong>r überarbeiteten, bereits<br />

503


CM Controller magazin 5/04 - Alfred Biels Literaturforum<br />

existieren<strong>de</strong>n Standards in Form einer Synopse. Es wer<strong>de</strong>n die alten und neuen Fassungen <strong>de</strong>r Standards und entsprechen<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungen<br />

gegenübergestellt. Das Werk richtet sich vor allem an „Fortgeschrittene", an gegenwärtige und zukünftige IFRS-Anwen<strong>de</strong>r, die sich praxisorientiert<br />

die erfor<strong>de</strong>rlichen Kenntnisse zu <strong>de</strong>n Neuerungen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r IFRS verschaffen wollen. Das Buch unterstützt, angesichts <strong>de</strong>r<br />

dynamischen Entwicklung <strong>de</strong>r IFRS „auf Ballhöhe" zu bleiben und sich angemessen und intensiv mit <strong>de</strong>n Neuerungen, wie sie in dieser Form<br />

bislang nur in wenigen Veröffentlichungen eingegangen sind, auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />

Herzig, Norbert: lASD/IFRS und steuerliche Gewinnermittlung<br />

Düsseldorf: UDW-Verlag 2004 - 534 Seiten -€ 64,--<br />

Autor und Zielsetzung<br />

Prof. Dr Norbert Herzig ist Direktor <strong>de</strong>s Steuerseminars zu Köln. Herzig hat im Auftrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfinanzministeriums Eignung und Möglichkeiten<br />

einer Anwendung <strong>de</strong>r IFRS im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Besteuerung untersucht. Im Einverständnis mit <strong>de</strong>m Ministerium wird dieses Gutachten<br />

in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Publikation präsentiert. Das europäische Bilanzrecht und damit auch die <strong>de</strong>utsche Rechnungslegung sind in einem<br />

tiefgreifen<strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l begriffen. Das weitere Vordringen <strong>de</strong>r IFRS bis in <strong>de</strong>n Einzelabschluss wirft - insbeson<strong>de</strong>re aus steueriicher Sicht -<br />

zwangsläufig die Frage nach <strong>de</strong>r Zukunft <strong>de</strong>s althergebrachten Maßgeblichkeitsgrundsatzes auf. Die Zielsetzung <strong>de</strong>s zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n<br />

Forschungsgutachtens bestand zum einen darin, die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Maßgeblichkeitsgrundsatzes im gelten<strong>de</strong>n Recht zu untersuchen und<br />

Konsequenzen und Reformbedarf aufzuzeigen, die sich aus <strong>de</strong>r Aufhebung dieses Grundsatzes ergeben. Zum an<strong>de</strong>ren sollten mögliche Mo<strong>de</strong>lle<br />

und Konzeprionen einer eigenständigen steueriichen Gewinnermittlung erarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Problemstellung, Zielsetzung und Aufbau <strong>de</strong>r Arbeit - Maßgeblichkeitsgrundsatz und Internationalisierung <strong>de</strong>r Rechnungslegung - Allgemeine<br />

Grundlagen einer steuerlichen Gewinnermitriung bei Aufgabe <strong>de</strong>s Maßgeblichkeitsgrundsatzes - Betriebsvermögensvergleich - Einnahme-<br />

Überschussrechnung - Umsetzung <strong>de</strong>r vorgestellten Konzepte und Ausblick.<br />

Würdigung<br />

Herzig gelangt zum Ergebnis, dass die Gestaltung einer eigenständigen steuerlichen Gewinnermittlung eine zukunftsweisen<strong>de</strong> Lösung sein<br />

könnte. Der Autor schlägt vor <strong>de</strong>n Unternehmen die Wahl zwischen einem Betriebsvermögensausgleich und einer modifizierten Einnahmen-<br />

Überschussrechnung zu geben. Der Betriebsvermögensausgleich könnte nach <strong>de</strong>n Vorschlägen auf einem IFRS-Abschluss aufsetzen. Die<br />

Einnahme-Überschussrechnung könnte von allen Steuerpflichtigen genutzt wer<strong>de</strong>n, unabhängig davon, ob ein IFRS-Abschluss erstellt wird.<br />

Neben <strong>de</strong>r Erörterung <strong>de</strong>r zentralen Fragestellung <strong>de</strong>r steuerlichen Gewinnermittlung hat die Neuerscheinung auch einen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Lesewert<br />

durch die eingehen<strong>de</strong> vergleichen<strong>de</strong> Betrachtung <strong>de</strong>r IFRS mit <strong>de</strong>m Steuerrecht. Dabei zeigt sich, dass in bei<strong>de</strong>n Rechenwerken neben<br />

gravieren<strong>de</strong>n Abweichungen in zentralen Aspekten auch breite Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Übereinstimmung zu fin<strong>de</strong>n sind und darüber hinaus die lAS/IFRS-<br />

Lösungen sogar Ansätze für die Verbesserung <strong>de</strong>r steuerlichen Gewinnermitriung beinhalten. Insofern verhilft die Veröffenriichung - über das<br />

eigentliche Forschungsziel <strong>de</strong>r Steuerbilanz hinaus - auch zu einem vertiefen<strong>de</strong>n Zugang und näherem Verständnis <strong>de</strong>s lAS/IFRS-Regelwerkes.<br />

Heno, Rudolf: Jahresabschluss nach Han<strong>de</strong>lsrecht, Steuerrecht und internationalen Standards (lAS/IFRS)<br />

Hei<strong>de</strong>lberg: Physica Verlag 2004 - 535 Seiten -€ 32,95<br />

Die vierte, neu bearbeitete Auflage folgt schnell auf die dritte Auflage. Dieses Werk bietet in kompakter Form ein reichhaltiges Informationsangebot:<br />

Es behan<strong>de</strong>lt die Rechnungslegung nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls- und steuerrechriichen Vorschriften sowie nach IAS/IFRS. Neben <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung und <strong>de</strong>n für die lAS gelten<strong>de</strong>n Rahmengrundsätzen wird schwerpunktmäßig die<br />

jeweilige Bewertungskonzeption dargestellt. Sowohl zahlreiche Beispiele, Übersichten und Tabellen als auch 73 Aufgaben mit ausführilchen<br />

Lösungen unterstützen die Vermittlung <strong>de</strong>r Materie und empfehlen darüber hinaus das Buch in beson<strong>de</strong>rer Weise zum Selbststudium. Insofern<br />

eignet sich das Werk auch für Controller die sich verstärkt mit <strong>de</strong>m externen Rechnungswesen auseinan<strong>de</strong>rsetzen wollen.<br />

Lü<strong>de</strong>nbach, Norbert: lAS / IFRS<br />

Freiburg: <strong>Haufe</strong> Verlag 2004 - 392 Seiten -€ 49,90<br />

Autor und Zielsetzung<br />

Dr Norbert Lü<strong>de</strong>nbach ist Certified Public Accountant, Wirtschaftsprüfer Steuerberater und IFRS-Experte bei BDO Deutsche Warentreuhand AG.<br />

Lü<strong>de</strong>nbach ist auch Mitherausgeber <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong> lAS-Kommentars. Bei diesem Buch han<strong>de</strong>lt es sich um einen <strong>de</strong>r ersten und bekanntesten<br />

Ratgeber zur erfolgreichen Umstellung von HGB auf IAS/IFRS, <strong>de</strong>r nun in 3., überarbeiteter und erweiterter Auflage erschienen ist. Das Buch<br />

befin<strong>de</strong>t sich auf aktuellem Stand einschließlich <strong>de</strong>r Neufassung von 15 Standards durch das Improvement Project.<br />

Inhaltsübersicht<br />

Strategien einer Anpassung <strong>de</strong>r Rechnungslegung - Struktur und Grundannahmen <strong>de</strong>s IFRS-Regelwerkes - Immaterielles und Sachanlagevermögen<br />

- Finanzvermögen - Vorräte, Ferügungsaufträge, Ertragsrealisierung - Eigenkapital - Rückstellungen - Verbindlichkeiten - Tatsächliche<br />

und latente Steuern - Weitere Abschlussbestandteile - Konzernabschluss - Einführung von IFRS - Checkliste wesentlicher Abweichungen lAS/<br />

IFRS - Arbeitshilfen.<br />

Würdigung<br />

Sofern man bei diesem Thema diese Wertung überhaupt benutzen darf, kann man „<strong>de</strong>n Lü<strong>de</strong>nbach" als Klassiker bezeichnen. Dieses Buch ist<br />

erstmals 2001 erschienen. Zu einer Zeit, zu <strong>de</strong>r nur wenige Autoren <strong>de</strong>r Umstellung auf IFRS ihre Aufmerksamkeit widmeten. Ausgehend vom<br />

HGB führt <strong>de</strong>r Autor anschaulich und verständlich in die Rechnungslegung nach lAS/IFRS ein. Deutsche Anwen<strong>de</strong>r erfahren viel Wissenswertes<br />

zur Umstellung von HGB auf IFRS. Der lASB hat im Dezember 2003 große Teile <strong>de</strong>s Improvement Projects abgeschlossen und 15 Standards<br />

revidiert. Die vorliegen<strong>de</strong> Neuauflage berücksichtigt bereits die revidierten Fassungen. Wie ein Blick auf die Inhaltsübersicht ver<strong>de</strong>utlicht, liegt<br />

<strong>de</strong>r Schwerpunkt auf <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r Standards. Die Auswirkungen auf das Rechnungswesen, die Unternehmensführung und -Steuerung<br />

wer<strong>de</strong>n mit rund 15 Seiten eher knapp und allgemein behan<strong>de</strong>lt. Das Umstellungsprojekt wird in einem eigenen Kapitel auf rund 30 Seiten<br />

bearbeitet. Insgesamt ein empfehlenswerter kompakter Praxis-Ratgeber, <strong>de</strong>r sich vor allem <strong>de</strong>n Abschlusspositionen widmet und <strong>de</strong>n Übergang<br />

vom HGB auf IFRS unterstützt und erleichtert. •<br />

504<br />

Fortsetzung <strong>de</strong>s lAS / IFRS Spezial-Literaturforum<br />

im Novemberheft von Controller Magazin


ICV<br />

i m<br />

CM<br />

Internationaler<br />

Controller Verein eV<br />

im Controller Magazin<br />

Vorbereitungen<br />

zum 30. Congress<br />

haben begonnen<br />

Am 9./10. Mai 2005 fin<strong>de</strong>t in<br />

München <strong>de</strong>r 30. Controller Congress<br />

<strong>de</strong>s Internationalen Controller<br />

Vereins statt.<br />

Um <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r erwarteten rund<br />

600 Teilnehmern ein attraktives<br />

Programm bieten zu können, traf<br />

sich <strong>de</strong>r Veranstaltungsausschuss<br />

<strong>de</strong>s ICV am 2./3. Juli an <strong>de</strong>r FH<br />

Steyr (Oberösterreich) auf Einladung<br />

<strong>de</strong>s Delegierten für die Region<br />

Österreich, Prof. Dr. Heimo<br />

Losbichler.<br />

Der Controller Congress, immer<br />

schon mit <strong>de</strong>m Anspruch, Stand<br />

und Entwicklung <strong>de</strong>s Controlling<br />

aktuell zu beleuchten, wird auch<br />

im kommen<strong>de</strong>n Jahr unter <strong>de</strong>m<br />

Motto „Controlling-Praxis - So<br />

geht's weiter" Stellung beziehen.<br />

Die bewährte Form mit vier parallelen<br />

Foren am Nachmittag <strong>de</strong>s ersten<br />

Congresstages wird beibehalten.<br />

Diese vier Themenzentren<br />

stehen unter folgen<strong>de</strong>n Überschriften:<br />

„Controlling - Dienstleistung<br />

für alle"; „Intangibles - Strategieumsetzung<br />

und Bewertung in <strong>de</strong>r<br />

Praxis"; „Sind wir fit für die Zukunft?<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an Controller";<br />

„Wie geht's weiter? Paradigmenwechsel<br />

im Controlling".<br />

Den Eröffnungsvortrag wird Stefan<br />

Krause, CFO <strong>de</strong>r BMW AG,<br />

halten. Am 9. Mai 2005 wird zu<strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r „ControllerPreis 2005"<br />

verliehen.<br />

Controlling In <strong>de</strong>n neuen EU-Län<strong>de</strong>rn<br />

Controlling ist beim Start in <strong>de</strong>n<br />

neuen EU-Län<strong>de</strong>rn meistens auf<br />

Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Manager gestoßen.<br />

Das war großteils in jenen Unternehmen<br />

so, die durch eine lokale<br />

Führung geleitet wur<strong>de</strong>n. Bei<br />

<strong>de</strong>r Zu.sammenlegung mit Firmen<br />

aus ..alten" EU-Län<strong>de</strong>rn ist es<br />

dann oft zu ziemlich starken Meinungskonflikten<br />

gekommen.<br />

In einigen an<strong>de</strong>ren Unternehmen<br />

kam es ganz im Gegenteil zu einem<br />

zweiten Extrem: Herr Direktor<br />

hatte z.B. eine Schulung ..Controllingeinführung<br />

einfach und<br />

schnell" absolviert und aufgrund<br />

erhaltener beschlossen, das Controlling<br />

in „seinem" Unternehmen<br />

zu implementieren.<br />

Bei<strong>de</strong> Wege waren domig und länger<br />

als notwendig. Im ersten Fall<br />

waren in <strong>de</strong>n Firmen „Controllingspezialisten"<br />

eingesetzt, die<br />

mit <strong>de</strong>m Auslandseigentümer im<br />

Rücken die „Schweigenwand"<br />

o<strong>de</strong>r „Informationsmangelwand"<br />

durchzubrechen begannen.<br />

Im zweiten Fall wur<strong>de</strong> die Abteilung<br />

..Planung" in Abteilung ..Controlling"<br />

umbenannt und die alten<br />

guten Buchhalter sind zum ersten<br />

Kalen<strong>de</strong>rtag <strong>de</strong>s anschließen<strong>de</strong>n<br />

Monats Controller gewor<strong>de</strong>n.<br />

Zur Thematik Controlling in <strong>de</strong>n<br />

neuen EU-Län<strong>de</strong>rn gehört noch<br />

ein weiterer Fakt: Die neuen EU-<br />

Län<strong>de</strong>r Osteuropas wer<strong>de</strong>n wirtschaftlich<br />

insbeson<strong>de</strong>re durch<br />

Deutschland und Österreich be­<br />

einflusst. Der Einfluss <strong>de</strong>s Controlling<br />

aus englischsprachigen<br />

Län<strong>de</strong>rn ist nicht so stark, aber<br />

stark genug für eine gewisse ..Begriffsverwirrung".<br />

Ein passen<strong>de</strong>s<br />

Äquivalent zwischen <strong>de</strong>r englischen<br />

Controllingterminologie, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Terminologie, die eben<br />

in <strong>de</strong>n Unternehmen <strong>de</strong>r neuen<br />

EU-Län<strong>de</strong>r verbreitet ist, und <strong>de</strong>r<br />

Muttersprache <strong>de</strong>s jeweiligen Lan<strong>de</strong>s<br />

zu fin<strong>de</strong>n, war eine Aufgabe,<br />

die in mehreren Jahren gelöst wor<strong>de</strong>n<br />

ist. Zur Stabilisierung <strong>de</strong>r<br />

Controllingterminologie ist es vor<br />

allem dank <strong>de</strong>r praktischen Controllingeinführung<br />

in immer größerer<br />

Zahl gekommen.<br />

In <strong>de</strong>n durch einen ausländischen<br />

Eigentümer beherr.schten Unternehmen<br />

ist das Controlling meistens<br />

schon eingeführt und funktioniert.<br />

Ein neuer regionaler Arbeitskreis<br />

<strong>de</strong>s ICV, „Kolo Praktykow<br />

Controllingu - Poznan/<br />

Wroclaw" - soll in Polen gegrün<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Das I. Treffen<br />

fin<strong>de</strong>t am 21./22.10.2004<br />

in Posen statt. Interessenten<br />

mel<strong>de</strong>n sich bei: Slawomir<br />

Pieloch, Tel. -t48-65-525 5768<br />

bzw. bei Herwig Friedag, Tel.:<br />

-1-49-30-803 6845.<br />

Die sozialistische Planwirtschaft<br />

hat sich in das Gedächtnis <strong>de</strong>r<br />

Manager aus diesen Län<strong>de</strong>rn un­<br />

auslöschlich eingeprägt und eine<br />

Immunität gegen die Einführung<br />

stereotyper und starrer Systeme<br />

herausgebil<strong>de</strong>t. Trägt eine Tätigkeit<br />

o<strong>de</strong>r ein Prozess diese Merkmale<br />

(das muss nicht unbedingt<br />

nur Controlling sein), so erklärt<br />

die Geschäftsführung sehr schnell<br />

diese Instrumente für ineffizient.<br />

An<strong>de</strong>rerseits ist aber die Führung<br />

manchmal auch zu skeptisch.<br />

Die Unternehmen aus <strong>de</strong>n neuen<br />

EU-Län<strong>de</strong>rn konnten „im Grünen"<br />

bauen. Das Controlling in<br />

Unternehmen aus <strong>de</strong>n „alten" EU-<br />

Län<strong>de</strong>rn ist hingegen sehr oft mit<br />

einer überdimensionierten Vergangenheit<br />

belastet.<br />

Nach Jahren <strong>de</strong>s Implementierens<br />

von Controlling-Grundbausteinen<br />

beginnt nun eine neue Phase <strong>de</strong>r<br />

weiteren Entwicklung und Qualität.<br />

Das Niveau <strong>de</strong>r Controllingspezialisten<br />

in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

aus <strong>de</strong>n neuen EU-Uin<strong>de</strong>m ermöglicht<br />

heute professionellen Austausch<br />

mit <strong>de</strong>n Kollegen aus <strong>de</strong>n<br />

Unternehmen <strong>de</strong>r „alten" Län<strong>de</strong>r.<br />

Das fachliche Niveau <strong>de</strong>r Seminare<br />

und informellen Treffen z.B. im<br />

Internationalen Controller Verein<br />

ist sehr hoch und bringt <strong>de</strong>n Teilnehmern<br />

umfangreiche Erkennt-<br />

Dr. Gerhard Kornfeld, Vors. <strong>de</strong>s<br />

Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r VA TECH EZ<br />

Praha a.s., AK-Leiter Tscliechien<br />

im ICV<br />

+++Termine+++Termine-h-i-i- Termine-h-h-h Termine+++Termine+++<br />

AK West II<br />

30.09./01.10.2004, Adveniat<br />

in Essen, „Aufbau einer Kore<br />

in Non-Profit-Unternehmen",<br />

Info: Barbara Hilger<br />

Tel.: +49-228-82 05 7949<br />

AK Thüringen<br />

01.10.2004, Hotel Carat, Erfurt,<br />

„Benchmarking in gesetzl.<br />

Rentenversicherung"/<br />

„Führen m. Zielvereinbamngen",<br />

Info: Cornelia Bieler,<br />

TeL: -^-49-89-54 34 46-0<br />

AK Tschechien<br />

13.10.2004, Ort: n.n.,<br />

„BSC", „Synergien QM<br />

und CO",<br />

Info: Dr. Gerhard Kornfeld<br />

Tel.: +420-244-33026-343<br />

AK Stuttgart<br />

15.10.2004, Bad-Hotel, Bad<br />

Teinach, „Rating/Basel II",<br />

Info: Gudrun Reuter<br />

Tel.: +49-6204-735 77<br />

AK Ostbayern<br />

22.10.2004, Loher GmbH,<br />

Ruhstorf/Rott, „Controllingphilosophie,<br />

-Strategie,<br />

-Werkzeuge",<br />

Info: Walter Meissner<br />

Tel.: +49-8721-3915<br />

AK Südbayern<br />

22.10.2004 in Stegen a.A.,<br />

„Prozesskostenrechnung",<br />

Info: Klemens Küstner<br />

Tel.: +49-89-700 59 817<br />

AK Nord III<br />

28./29.10.2004, Fa. J. Müller<br />

GmbH & Co. KG in Brake,<br />

Info: Joachim Jäger<br />

Tel.: +49-5742-46 126<br />

AK Weser-Harz<br />

28./29.10.2004 in Griinenplan,<br />

„IFRS u. Umstellung von<br />

GKV auf UKV", „Nutzen/<br />

Marketing <strong>de</strong>s Controlling",<br />

Info: Wolfgang Schnei<strong>de</strong>r<br />

Tel.: +49-3691-69 52 20<br />

AK Versorgungswirtschaft<br />

10./I LI 1.2004 in Berlin,<br />

„Controllingeffizienz",<br />

„Unbundling",<br />

Info: Ulrich Dorprigter<br />

TeL: +49-211-40 80 423<br />

AK Gesundheitswesen CH<br />

12.11.2004, Klinik Hirslan<strong>de</strong>n,<br />

Zürich, „Benchmarking",<br />

Info: Rainer Stelzer<br />

TeL: +41-1-400 55 40<br />

AK CH-MitteUand<br />

19.11.2004, Swarovski<br />

Intemational in Feldmeilen,<br />

„Führungsphilosophie eines<br />

Geschäftsbereiches",<br />

Info:Marcus Haegi<br />

TeL: +41-61-486 3737


Internationaler Controller Verein eV im Controller Magazin<br />

ICV-Tagungen im Herbst in München & Steyr<br />

Gesundheitstagung<br />

Am 15. Oktober fin<strong>de</strong>t im<br />

Deutschen Herzzentrum<br />

München die 5. Internationale<br />

Controller-Tagung <strong>de</strong>r ICV-<br />

Arbeitskreise Gesundheitswesen<br />

(D, A, CH) „Benchmarking<br />

/ Integriertes Controlling<br />

für das Krankenhaus" statt.<br />

Die Themen befassen sich unter<br />

an<strong>de</strong>rem mit: „Neuen Versorgungsformen",„Strategischen<br />

Budgetverhandlungen",<br />

„Medizinischer Leistungsplanung<br />

und Steuerung", „Kennzahlen<br />

für maximale Leistungstransparenz";<br />

„Quantitative &<br />

qualitative Ergebnismessung<br />

<strong>de</strong>finierter Diagnosen", „Kostenträgerrechnung<br />

& leistungsorientierte<br />

Finanzierung",<br />

„Verän<strong>de</strong>rungsmanagement".<br />

Infos & Anmeldungen:<br />

Bei AK-Leitern Gesundheitswesen<br />

& ICV-Geschäftsstelle,<br />

Gauting, Tel. 4-49-89-893134-<br />

20; Fax: 893134-31, eMaih<br />

verein @ control lerverei n.com.<br />

„Controlling<br />

Insights Steyr"<br />

Am 19. November fin<strong>de</strong>t an<br />

<strong>de</strong>r Fachhochschule Steyr die<br />

regionale Fachtagung „Controlling<br />

Insights Steyr 2004"<br />

statt.<br />

Die Themen befassen sich unter<br />

an<strong>de</strong>rem mit: „Strategieumsetzung<br />

mit <strong>de</strong>r BSC", „Restrukturierung<br />

eines österreichischen<br />

Weltmarktführers",<br />

„Performance Management",<br />

„Intangible Asset Reporting",<br />

„Qualitäts- und Umweltmanagement",<br />

„Controlling einfach<br />

gestalten", „Basel II/Rating",<br />

„Controlling und Risikomanagement".<br />

Nach einer Podiumsdiskussion<br />

„IAS/IFRS -<br />

Wird <strong>de</strong>r Controller überflüssig?"<br />

hält <strong>de</strong>r ICV-Vorsitzen<strong>de</strong><br />

Dr. Wolfgang Berger-Vogel<br />

das Schlusswort.<br />

Infos & Anmeldungen (bis<br />

5.11.): Anita Obere<strong>de</strong>r, Fax:<br />

-1-43-7252-884-477; eMail;<br />

cis@fh-steyr.at; Tel.; -t-43-<br />

7252-884-406<br />

Alfred Biel: Seit 25 Jahren Autor und Rezensent<br />

Alfred Biel, Gründungsmitglied<br />

<strong>de</strong>r ICV-I<strong>de</strong>en-Werkstatt,<br />

begeht sein 25-jähriges Jubiläum<br />

als Autor und Rezensent<br />

<strong>de</strong>s „Controller Magazin".<br />

Fachleute wie <strong>de</strong>r ICV-Vorsitzen<strong>de</strong>,<br />

Dr. Berger-Vogel, haben Ihnen<br />

zum Jubiläum Anerkennungausgesprochen.<br />

Was be<strong>de</strong>utet<br />

das für Sie?<br />

Ich verbin<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Jubiläum in<br />

erster Linie eine große Dankbarkeit<br />

1. Weil die Zusammenarbeit mit Dr.<br />

Deyhle, Frau Deyhle-Friedrich, Frau<br />

Kießling und <strong>de</strong>n weiteren Teammitglie<strong>de</strong>m,<br />

u.a. auch Frau Nebl, mir<br />

diese langjährige Arbeit überhaupt erst<br />

ermöglicht hat 2. Weil ich durch diese<br />

Arbeit viele Persönlichkeiten kennenund<br />

schätzen lernen durfte und so<br />

mancher Dauerkontakt entstan<strong>de</strong>n<br />

ist 3. Weil <strong>de</strong>r Veriag für Controlling<br />

Wissen AG sowie <strong>de</strong>r ICV in vielfältiger<br />

Weise meine Arbeit für das<br />

CM unterstützt und geför<strong>de</strong>rt haben.<br />

Auch die vielen Vertage, mit <strong>de</strong>nen<br />

mich fast ausnahmslos eine lange Zusammenarbeit<br />

verbin<strong>de</strong>t, muss ich in<br />

diesen Dank einbeziehen.<br />

Wie sind Sie zu dieser Aufgabe<br />

gekommen?<br />

Eher zufällig. Mein erster Beitrag<br />

geht auf eine Begegnung mit Dr<br />

Deyhle zurück. Danach hatte er<br />

einige Bücher voriiegen und fragte,<br />

ob man diese nicht im CM vorstellen<br />

sollte. Ich arbeitete damals<br />

für <strong>de</strong>n Literaturberater Wirt­<br />

schaft, insofern hatte ich schon<br />

immer eine enge Beziehung zur<br />

Fachpresse. Zu dieser Zeit gab es<br />

ja auch bei weitem noch nicht so<br />

viele Veröffentlichungen wie heute.<br />

Daraus hat sich allmählich das<br />

heutige Literaturfomm ebenso entwickelt<br />

wie meine Fachbeiträge.<br />

„Kennzahlen mit Konsequenzen!"<br />

Berliner CIB 2004 beriet Kennzahlen<br />

\ /<br />

„Kennzahlen - Kennen wir unsere Zahlen?" war das Motto <strong>de</strong>r CIB<br />

2004 am 4. September mit 177 Gästen. „ Controlling-Kennzahlen müssen<br />

Kennzahlen für das Tun, Kennzahlen mit Konsequenzen sein!",<br />

fasste ICV-Vorstandsmitglied Dr Walter Schmidt in .meinem Schlusswort<br />

zusammen. Unser Bild zeigt die Referenten, Mo<strong>de</strong>ratoren und <strong>de</strong>n Organisationsleiter<br />

(v.l.n.r): Dr Mark Richter (AK Meckl.-Vorp.), Gerd<br />

Burger (Org.-Leiter AK Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg). Dr Waller Schmidt (Vorstandsmitglied<br />

ICV, Leiter AK Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg), Herwig R. Friedag<br />

(Regional<strong>de</strong>legierter Ost <strong>de</strong>s ICV), Dr Ulla Peters (Lauer & Partner,<br />

Berlin), Cornelia Bieler (Leherin AK Thüringen), Dr Winfried Melcher<br />

(KPMG Bertin), Stephan Jockel (National Rejectors, Buxtehu<strong>de</strong>), Manfred<br />

Grotheer (Plaut, München), Dr Jürgen Zeplin (Leiter AK Berlin).<br />

Wie schaffen Sie nebenberuflich<br />

die vielen Buchbesprechungen<br />

und Fachbeiträge?<br />

Bücher und Fachjoumalismus sind<br />

für mich zum Hobby gewor<strong>de</strong>n<br />

und im CM steckt von mir viel<br />

„Herzblut". Natürlich kommt es<br />

auf eine gute Organisation an. Ich<br />

habe einen langen Weg zur Arbeit,<br />

<strong>de</strong>n ich täglich mit <strong>de</strong>r Bahn zurücklege,<br />

damit gewinne ich viel<br />

Lesezeit. Dankbar bin ich auch,<br />

dass meine Frau mir <strong>de</strong>n notwendigen<br />

Freiraum gewährt.<br />

Haben Sie bezüglich Ihrer Veröffentlichungen<br />

noch Pläne?<br />

Durchaus. Aufgrund <strong>de</strong>r vielen<br />

Ehrungen fühle ich mich in die<br />

Pflicht genommen. Ich bin Mitautor<br />

von drei Publikationen in <strong>de</strong>r<br />

Reihe „Controlling Beispielhefte",<br />

voraussichtlich wer<strong>de</strong>n weitere<br />

Bän<strong>de</strong> folgen. Verschie<strong>de</strong>ntlich bin<br />

ich auch für an<strong>de</strong>re Fachmedien<br />

tätig, schon im Interesse <strong>de</strong>r eigenen<br />

Qualitätssicherung. Neben einer<br />

weiteren Verbesserung <strong>de</strong>s<br />

Literaturforums möchte ich mich<br />

verstärkt vor allem neuen und innovativenbetriebswirtschaftlichen<br />

Themen widmen.<br />

Weitere aktuelle Informationen fm<strong>de</strong>n Sie im Intemet unter „www.controllerverein,com".<br />

-h+-i-Personen-h-i-i-<br />

Rainer Weichbrodt, langjähriges<br />

und aktives Mitglied im<br />

ICV-Arbeitskreis West III, ist<br />

vom Wirtschaftsmagazin „Impulse"<br />

und <strong>de</strong>r Commerzbank<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

,JFinancial Times Deutschland"<br />

zum „Wissensmanager <strong>de</strong>s<br />

Jahres" gewählt wor<strong>de</strong>n.<br />

Bärbel Kuhn, Controllerin<br />

bei <strong>de</strong>r ALBA Management<br />

GmbH, Velten, ist neue Stellv.<br />

Leiterin im AK Bedin-Bran<strong>de</strong>nburg.<br />

Dr. Arno Mahlert aus <strong>de</strong>m<br />

AK Nord I ist in <strong>de</strong>n Vorstand<br />

<strong>de</strong>r Tchibo Holding AG, Hamburg<br />

berufen wor<strong>de</strong>n.


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