jatros - Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie
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JATROS <strong>Unfallchirurgie</strong> & Sporttraumatologie 3 I 2009<br />
A.-M. Weinberg, Graz<br />
Phänomene des Wachstums<br />
Man unterscheidet grundsätzlich die stimulative<br />
von der hemmenden Wachstumsstörung;<br />
als weiteres Phänomen wird<br />
im Wachstum die Spontankorrektur genannt,<br />
die aus didaktischen Gründen der<br />
Heilung zugeordnet wurde.<br />
Die simulative<br />
Wachstumsstörung<br />
Die stimulative Wachstumsstörung betrifft<br />
meist die gesamte Fuge, tritt nach<br />
jeder Fraktur auf und dauert bis zum Abschluss<br />
der Heilung. Dies bedeutet, je<br />
länger das Remodelling desto länger der<br />
stimulative Reiz und damit der Längenzuwachs.<br />
Dies ist eigentlich nur <strong>für</strong> die<br />
untere Extremität von Bedeutung da es<br />
nur dort durch eine Beinlängenzunahme<br />
zu klinischen Symptomen kommen<br />
kann. An der oberen Extremität ist die<br />
Längenzunahme vernachlässigbar. Darüber<br />
hinaus wird die Stimulation durch<br />
häufige Manipulationen, Nachrepositionen<br />
oder Therapiewechsel angeregt.<br />
Auf molekularer Ebene konnte nachgewiesen<br />
werden, dass es in den Tagen 3-29<br />
im Rattenmodell zu einer vermehrten<br />
Proliferation der Chondrozyten in der<br />
Epiphysenfuge kommt (BrdU Labeling).<br />
Gleichzeitig zeigt der Übergang zur Metaphyse<br />
eine vermehrte Apoptose ab dem<br />
10.Tag, welche mit einer erhöhten Knochenumbaurate<br />
einhergeht (Abb. 1, 2).<br />
Aus diesem Grund sollte schon die Primärbehandlung<br />
so definitiv wie möglich<br />
I 18<br />
Besonderheiten des kindlichen<br />
Skeletts<br />
Das kindliche Skelett zeichnet sich im Gegensatz zum Erwachsenen durch sein Wachstum und deren Phä-<br />
nomene aus. Diese beeinflussen nicht nur die Heilung, sondern führen auch zu typischen Frakturen, die sich<br />
nur im Wachstum finden. Als Beispiel seien die Grünholzfrakturen und die Übergangsfrakturen angeführt.<br />
das Endergebnis sichern, um mehrere<br />
Manipulationen, Nachrepositionen oder<br />
Therapiewechsel <strong>für</strong> den Patienten zu<br />
Abb. 1A: Safran-O-Färbung der Epiphyse an der<br />
wachsenden Ratte im Überblick (Vergrößerungx40)<br />
1B: Safran -O- Färbung mit Vergrößerung (x100) 1C:<br />
BrdU Labeling der Epiphyse mit Vergrößerung x100.<br />
In der Ruhezone angefärbte BrdU Chondrozyten<br />
Abb. 2a):lichtmiskroskopische Darstellung der<br />
Epiphyse mittels TUNEL Färbung. Es kann die<br />
hypertrophen Knorpelzellen vom Säulenknorpel<br />
gut differenziert werden 2b): TUNEL positive Zelle<br />
2c): Apoptotischer Kern einer hypertrophen<br />
Chjondrozyten, der kondensiert und fragmentiert<br />
2d): Hypertropher Chondrozyt<br />
vermeiden. Am Oberschenkel hat sich<br />
daher die primäre definitive osteosynthetische<br />
Versorgung der Frakturen, sofern<br />
diese nicht im Pflasterverband extendiert<br />
werden können, (neben dem vermeintlichen<br />
Komfort <strong>für</strong> den Patienten), praktisch<br />
durchgesetzt. Stimulative Wachstumsstörungen<br />
können allerdings auch<br />
nur einen Teil der Fuge betreffen und damit<br />
zu einer zunehmenden Achsfehlstellung<br />
führen (Condylus radialis).<br />
Die hemmende<br />
Wachstumsstörung<br />
Die hemmende Wachstumsstörung hingegen<br />
ist fakultativ und kann bislang nicht<br />
vorhergesagt werden. Sie kann komplett<br />
oder partiell auftreten. Komplette Hemmungen<br />
sind seltener und gehen mit einer<br />
Verkürzung der Extremität einher. Meist<br />
handelt es sich um einen zentralen Verschluss<br />
der Fuge. Die partielle Hemmung<br />
bedeutet eine Veränderung der Gelenkachse<br />
und zieht oft mehrfache Korrekturen<br />
nach sich, da in jungen Jahren nur<br />
selten die gesamte Korrektur so durchgeführt<br />
werden kann, dass die Hemmung<br />
bis zum Wachstum nicht erneut zum<br />
Tragen kommt. Die hemmenden Wachstumsstörungen<br />
sind an der unteren Extremität<br />
wesentlich häufiger als an der<br />
oberen. Sie können nach jeder Frakturart<br />
auftreten, obwohl es nicht zwangsläufig<br />
eine Gelenkfraktur sein muss. Nichts<br />
desto trotz sehen wir an der unteren Extremität<br />
die hemmenden Wachstumsstörungen<br />
relativ häufig fugennah oder bei<br />
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