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Brückenschlag mit Penthesilea - Zürcher Hochschule der Künste

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12 hgkzintern1/07Ensslin gesammelt hatte. Peymann in Stuttgart und nebenihm Peter Zadek in Bochum entwickelten damals Theaterformen,die sich politisch gaben, die einen Anspruchan sich selbst, ans Publikum und an die Welt stellten. Dasinteressierte mich. Nach einer Hospitanz bei Giorgio Strehlerwusste ich: Ich will Regisseur werden. Gleich nach demStudium begann ich bei Peymann als Regieassistent, wolltedort aber schon bald wie<strong>der</strong> weg. Ich fand es ziemlichblöd, als ich plötzlich <strong>mit</strong> den Nie<strong>der</strong>ungen des Theaterskonfrontiert war, <strong>mit</strong> Dummheit, Neid und Machtkämpfen.Peymann sagte, wenn du Regisseur werden willst, musst dujetzt beim Theater bleiben. Das hab ich getan.die überlagerung<strong>der</strong> fächerist ein programmfür die zhdk„Kunstformen, die vom Team abhängig sind,müssen wir schon in <strong>der</strong> Ausbildungso anbieten“, sagt Hartmut Wickert, <strong>der</strong>seit September 2006 das Departement Theater<strong>der</strong> HMT leitet. An <strong>der</strong> Zürcher <strong>Hochschule</strong><strong>der</strong> Künste* wird er das DepartementDarstellende Künste und Film übernehmen,zu dem Theater, Tanz und Film gehören.Adriana Bognar und Heike Pohl habensich<strong>mit</strong> dem Theaterprofi unterhalten.Aufgezeichnet von Heike Pohl (Bild und Text)* Die Zürcher <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste soll per 1. September 2007 gegründetwerden. Vorbehalten ist die Annahme des revidierten Fachhochschulgesetzes.Bevor Sie zur HMT kamen, haben Sie 20 Jahre an verschiedenenBühnen in Deutschland und in <strong>der</strong> Schweiz inszeniert.Ursprünglich sind Sie Germanist, Publizist und Soziologe.Wieso Theater?Zum Theater bin ich eher per Zufall gekommen, über einenBekannten, <strong>der</strong> in Wuppertal Regieassistent war. Währenddes Studiums habe ich immer am Theater gearbeitet, alsBühnentechniker, als Statist, und habe dabei den Regisseurenbei <strong>der</strong> Arbeit zugeschaut. Ich hatte ein heftigesInteresse an Literaturwissenschaft und Politik, und dieMöglichkeit, dies nicht nur an <strong>der</strong> Universität zu betreiben,son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Welt wie<strong>der</strong>zusehen, war das Theater. Dortist das Erkunden <strong>der</strong> Welt und das spielerische Wie<strong>der</strong>geben<strong>der</strong> Resultate dieses Erkundens möglich. – Ich machteHospitanzen und Ferienjobs in Göttingen und Kassel. Indieser Zeit engagierte sich <strong>der</strong> Schauspieldirektor ClausPeymann in Stuttgart sehr politisch und legte sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong>Landesregierung an. Es war ein Skandal, dass er im Theateröffentlich für den Zahnersatz <strong>der</strong> RAF-Terroristin GudrunIst <strong>der</strong> Wechsel von <strong>der</strong> Bühnenwelt an die Theaterhochschulenach Zürich auch <strong>mit</strong> etwas Wehmut verbunden?Nein, überhaupt nicht. Als Regisseur habe ich ja unterschiedlicheWellenbewegungen <strong>mit</strong>gemacht und mich auchfür abstrusere Formen <strong>der</strong> Inszenierung interessiert. EineZeitlang bekam ich viele Inszenierungsangebote. Ich warvier Jahre Intendant am Tübinger Zimmertheater, dannzwei Jahre lang Regisseur bei Baumbauer in Basel, danachin Konstanz als Oberspielleiter bei Ulrich Khuon. DieseZusammenarbeit setzte sich in Hannover für mehrere Jahrefort. Dort habe ich auch <strong>mit</strong> Studierenden <strong>der</strong> Schauspielschulezusammengearbeitet, und zwar in Projekten, die sichdem „System Stadttheater“ entzogen haben. Dieser Weg hathier in Zürich relativ konsequent einen Ort gefunden. Michinteressiert die Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong> dem Medium ansich, <strong>mit</strong> den Menschen, die in diesem Medium agieren.Erfolg läuft ja heute so, dass man zu einer Marke wird, auchim Theater, und dann diese Marke kontinuierlich bestätigt.Bei <strong>der</strong> Theaterarbeit empfinde ich den Prozess als dasSpannendste und nicht das Ergebnis. Ich hätte mir wohl„nicht ankommen“ auf die Marke schreiben müssen.Weshalb, glauben Sie, braucht es eine Zürcher <strong>Hochschule</strong><strong>der</strong> Künste?Das Departement Darstellende Künste und Film könnte einzentraler Ort sein, wo sich die Idee <strong>der</strong> ZHdK wi<strong>der</strong>spiegelt,weil hier bestimmte Richtungen <strong>der</strong> Kunstausbildungzusammenrücken. Wir müssen die Theaterausbildung unddie traditionelle Kunstausbildung überprüfen. Die Weltbesteht auch für Schauspieler/innen nicht mehr aus zwanzigTheaterbühnen. Heute gibt es tausend Formen des Realisierensdarstellen<strong>der</strong> Künste. Wenn es uns gelingt, unterden Dozierenden einen hohen Grad an Kommunikationund gegenseitiges Interesse an <strong>der</strong> Arbeit zu wecken, dannkönnte das Projekt Zürcher <strong>Hochschule</strong> <strong>der</strong> Künste wirklicheinzigartig sein. Wir müssen den Studierenden sowohl dieMöglichkeit bieten als auch die Notwendigkeit klarmachen,dass sie neben <strong>der</strong> Konzentration auf ihr Fach auch Skillsund Kenntnisse in an<strong>der</strong>en Bereichen erwerben sollen. Filmund Medien sind für unsere Schauspielstudierenden sosubstanziell, dass sie von Beginn ihres Studiums an da<strong>mit</strong>konfrontiert sein müssen. Bildende Künstler sollen auchetwas von Schauspiel o<strong>der</strong> Regie verstehen, wenn sie in denPerformancebereich gehen, Musikerinnen sollen sich <strong>mit</strong>Oper auseinan<strong>der</strong> setzen. Genau diese Überlagerung <strong>der</strong>Fächer ist ein Programm für die ZHdK.Wie wollen Sie dies im Unterricht verankern? Wie soll sichdas in Ihrem Departement vermischen?

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