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Brückenschlag mit Penthesilea - Zürcher Hochschule der Künste

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hgkzintern1/07 0erteilt wurde, transferierten wir das Geschichtenerzählenvom Volksmärchen (also <strong>der</strong> metaphorischen Ideenwelt) indie Alltagsrealität und übergaben das Wort <strong>der</strong> rätoromanischenBevölkerung. Die entstandene Arbeit „Uschè ditgche jau viv – solange ich lebe“ brachte direkte und ungekünstelteBetrachtungen über den Stellenwert <strong>der</strong> viertenLandessprache hervor. Mit Rucksack und Kamera bepackt,zogen wir durch die Bündner Täler und sammelten über180 spontane Interviews. Die kurzen und bündigen und voneinem feinsinnigen Humor durchzogenen Videostatementssind nun in <strong>der</strong> Installation über das Stöbern in einem altenBuch zugänglich. Der Zweck dieses Buches, ein Schriftzeichenträger<strong>mit</strong> Bedeutung zu sein, wird hier von einerneuen Funktion abgelöst, nämlich als Videoplayer-Interfacezu dienen. Jede Buchseite trägt zusätzliche Codes, und <strong>mit</strong>jedem Umblättern wird eine eigene Filmsequenz aufgerufenund auf einem Bildschirm gezeigt.Die allabendliche Videoprojektion im Glaskubus des ParkHotels wirkt abstrakt und verträumt und will in dieser FormDestillate <strong>der</strong> romanischen Ansichten zum Ausdruck bringen.Textwürmer durchziehen überdimensionierte Nahaufnahmenvon Gesichtern, Händen, Gräsern, Blüten undSteinen. Dabei handelt es sich um in Rumantsch Grischun –die allen Romanen gemeinsame Schriftsprache – übertrageneStatements.Wie im Jahr zuvor interessierte es uns, an den Bruchliniendes Medialen zu arbeiten, das Fiktionale <strong>mit</strong> dem Realen zuverweben, das Lokale und die Arbeit <strong>mit</strong> Mensch und Natur<strong>mit</strong> einer unerwarteten, verspielten und selbst definiertentechnischen Anordnung in Einklang zu bringen.Vernetzte ProduktionsweiseEine solche Arbeit bewerkstelligen zu können, heisst: sichüber die mal mehr, mal weniger komplexen inhaltlichen,gestalterischen und technologischen ZusammenhängeGedanken zu machen, sie in eine produktive Einheit zubringen, diverse Komponenten und Mitwirkende <strong>mit</strong> dennötigen Kompetenzen zu managen, viele temporäre Expertinnenund Experten beizuziehen sowie die Umsetzung ineinem meist knappen zeitlichen und finanziellen Rahmenin den Griff zu bekommen, also schnell und schlau zu handeln.Aus meiner Sicht sind dies wichtige Aspekte <strong>der</strong> Befähigungen,die am Studienbereich Neue Medien ver<strong>mit</strong>teltwerden. Für mich hat sich in diesem Sinne ein Traumberuferschlossen, in dem ich vielfältig vernetzt, erfin<strong>der</strong>isch undgleichzeitig funktionsorientiert arbeiten kann. Dafür habeich auch eine treffende Bezeichnung gefunden: die Schnittstellerin.Weitere Informationen unter http://int.gundula.ch http://schnittsteller.in.Die Installation „Uschè ditg che jau viv – solange ich lebe“ von NikiSchawal<strong>der</strong>, Philipp Oettli, Oliver Wolf und David Vetsch läuft bis Sommer2007 im Park Hotel Waldhaus in Flims.* Niki Schawal<strong>der</strong> diplomierte 2003 am Studienbereich Neue Medien undarbeitet dort seither als Lehrassistentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin.Sie realisiert ausserdem freie künstlerische und angewandte mediale Inszenierungen.elektronik und daswahre lebenZwei Diplomarbeiten 06 aus dem DepartementMedien & Kunst wurden im November 06 <strong>mit</strong>dem „tpc creaTVty award“ ausgezeichnet: DerFilm „Schnäbi“ von Luzius Wespe und dieNeue-Medien-Arbeit „Sigbeep“ von ValentinaVuksic. Ein Interview <strong>mit</strong> den beiden Preisträgern.Graziella Bomio*, Foto: Oscar AlessioWorum geht es genau bei euren prämierten Arbeiten?Luzius Wespe: Ich habe einen Kurzspielfilm realisiert. DerFilm erzählt die Geschichte des 14-jährigen Lean<strong>der</strong>s. Lean<strong>der</strong>hat das Gefühl, sein „Schnäbi“ sei zu klein. Er verliebtsich in Martina, die ihm die Geometrie-Hausaufgabenerklärt. Die an<strong>der</strong>en Jungs finden aber, zu <strong>der</strong> schönenMartina passe nur ein „richtiger“ Mann, und benutzen dasGeo-Dreieck, um ganz an<strong>der</strong>e Sachen nachzumessen ...So viel zum Inhalt des Films. Mehr verrate ich nicht. Dazumuss man den Film schon selber anschauen ...Valentina Vuksic: Bei den Bühnenfiguren von Luigi Pirandello– den „Sei Personaggi“ – geht es unter an<strong>der</strong>em umGrenzen und ihre Aufhebung. Die innere Struktur <strong>der</strong>Figuren ist wi<strong>der</strong>sprüchlich. Sie sind gebunden an dieenge Wirklichkeit <strong>der</strong> Szenen, in denen sich ihr Familiendramaentwickelt. Gleichzeitig halten sie in ihrem zweitenDrama „Sechs Personen suchen einen Autor“ Ausschaunach einem Ort, an dem diese Szenen gezeigt werden. Siesind auf <strong>der</strong> Suche nach einer Form: einem Stück, einerBühne und einem Publikum. Diese Auseinan<strong>der</strong>setzungwird in dem experimentellen Computerstück, sozusagen„Sei Personaggi: Part Two“, weitergeführt. Die Figuren werdendurch ein System von vernetzten Rechnern gespieltund auch interpretiert. Jede Figur ist ein Rechner, <strong>der</strong> ausHardware, einem Linux-Betriebssystem und einem Software-Programmbesteht. Die Software ist determiniert undvoraussehbar – aber nur, wenn eine perfekt funktionierendeHardware vorausgesetzt werden kann. Ich verwende ausrangierteHardware-Elemente, die den Ablauf <strong>der</strong> Softwareunterbrechen, stören und massgeblich beeinflussen. DasMaschinenhafte <strong>der</strong> Figuren, ihr Familiendrama, entspricht<strong>der</strong> Software.Das elektronische Stück – die Prozessierung – findet aufeiner imaginären Bühne für Software statt. Der Prozessoro<strong>der</strong> die CPU als Takt gebende Einheit bestimmt die Dimension<strong>der</strong> Zeit, <strong>der</strong> flüchtige Arbeitsspeicher den Raum.Mikrofone in den Rechnern, neben dem Arbeitsspeicher,verstärken die Systemgeräusche für das Publikum. Die Prozessierung<strong>der</strong> einzelnen Figuren sowie die Kommunikationzwischen ihnen werden akustisch verfolgt.

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