Sonderangebot! Statt 9.95 - BdP Landesverband Schleswig ...
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a Wieder ein Kraftakt geschafft.<br />
Wenn auch nur ein kurzer. Aber der Reihe<br />
nach. Fünf Kilometer hinter Uterga<br />
kommen wir nach Puente la Reina, wo<br />
sich die Jakobswege aus Navarra und<br />
Aragón zum Camino francés vereinigen.<br />
Dort setzen wir uns unterhalb der<br />
berühmten Brücke in den Schatten und<br />
verköstigen unsere selbstgemachten<br />
Bocadillos. Im kleinen Ort vorher hatte<br />
nämlich trotz Sonntag ein Lädchen auf<br />
und wir haben uns mit Weißbrot und<br />
Chorizo eingedeckt. Zusammen mit den<br />
Tomaten aus Pamplona ein Gedicht. Bei<br />
gefühlten 30 Grad im Schatten geht es<br />
dann in der Nachmittagshitze weiter entlang<br />
der Autobahn von Pamplona nach<br />
Logroño. Man links davon, mal rechts,<br />
drunter durch, oben drüber, alles bei unnachgiebiger<br />
Hitze. Sehr attraktiv. Auf<br />
der Suche nach Trinkbarem in Ciranqui<br />
bin ich wahrscheinlich sogar noch einen<br />
Kilometer extra gelaufen. Und die Idee<br />
mit der Sonnencreme kam auch wieder<br />
mal zu spät. Am Abend sind erneut das<br />
Gesicht und zur Abwechslung diesmal<br />
auch Unterarme und Hände gnadenlos<br />
verbrannt. Das schlägt natürlich auch auf<br />
die Kondition. Drum verkürzen wir die<br />
geplante Etappe und bleiben die Nacht<br />
kurzerhand in Lorca. Die Herberge hat<br />
allerdings gerade Großreinemachen und<br />
Frühjahrsputz, schließlich beginnt die<br />
Pilgersaison erst in der Karwoche, und<br />
so müssen wir leider mit einer Suite unterm<br />
Dach Vorlieb nehmen. Für 10 Euro<br />
Auch der gemeine Spanier<br />
pilgert lieber im Sommer.<br />
pro Person gar nicht schlecht. Und die<br />
fröhliche Hausherrin lässt es sich auch<br />
nicht nehmen, uns die Betten zu beziehen.<br />
Und obendrein gibt es zum ersten<br />
Mal überhaupt keine Etagenbetten. Dafür<br />
ein fast leeres Haus (bis auf die beiden<br />
Belgierinnen Nellie und Marie), ein<br />
Fernseher, Heizung und eine richtige Küche.<br />
Dort machen wir uns eine gesunde,<br />
dicke Gemüsesuppe mit Nudeleinlage,<br />
zicken uns noch mal so richtig wegen irgendwelcher<br />
Nichtigkeiten an und fallen<br />
bald in eine barmherzige Ohnmacht. Es<br />
schläft sich zur Abwechslung aber auch<br />
mal geil ohne Schlafsack! Fehlen nur<br />
Frottéhandtücher zu unserem Glück.<br />
Landesrundbrief 2‘08<br />
Morgens kommen wir zwar einigermaßen<br />
zeitig hoch, aber trotzdem vermiesen<br />
uns dicke Wermutstropfen das<br />
Aufstehen. Hat es nachts doch tatsächlich<br />
angefangen zu regnen. Und das soll<br />
sich auch erst mal nicht ändern. Es prasselt<br />
fröhlich auf das Oberlicht. Als wir<br />
missmutig das Penthouse räumen, pfeift<br />
zudem draußen ganz schön der Wind.<br />
Nicht gerade passend für einen ausge-<br />
strömenden Regen Schuhe und Hose<br />
ausziehen, Regenhose über die lange<br />
Unterhose, Schuhe wieder an, bemerken,<br />
dass man die Regenhose nicht in<br />
die Stiefel stecken sollte, Schuhe wieder<br />
aus, Schuhe wieder an, alles zusammen<br />
etwas nervig. Besonders für Elli, denn<br />
ich stehe ja im Trockenen. Aber das dicke<br />
Ende kommt ja erst noch. Auf dem<br />
absolut verregneten Stück, das eigentlich<br />
nur 7 Kilometer lang ist, kommen<br />
wir nur sehr langsam voran. Der Wind<br />
und der Regen sind kalt und eklig. Spanien<br />
im März stellt man sich anders vor.<br />
Estella „La Bella“ erreichen wir erst am<br />
Mittag. Am Orteingang überholen uns<br />
zwei spanische Pilger ohne Regenbekleidung.<br />
Der eine trägt kurze Hosen,<br />
der andere nicht mal eine Jacke, nur ein<br />
Sweatshirt, und beide begnügen sich mit<br />
Turnschuhen und weißen Tennissocken.<br />
Wohlgemerkt, es regnet in Strömen. Im<br />
vermeintlich schönen Ortskern suchen<br />
und finden wir schließlich eine Bar, an<br />
der ein Schild mit der Aufschrift „Noch<br />
666 Kilometer bis Santiago“ hängt. Wie<br />
einladend. Drinnen gibt es leckeren Kaffee<br />
und Kakao, Elli braucht zudem Mo-<br />
Noch 666 Kilometer bis Santiago de Compostela.<br />
dehnten Spaziergang. Elli ist sich auch<br />
erst einmal sicher, dass sie ihre Regenhose<br />
nicht brauchen wird. Trotz meiner<br />
bereits angelegten vollen Montur. Nach<br />
500 Metern im Regen kommt sie allerdings<br />
doch zu der Einsicht, dass es vielleicht<br />
gar nicht schaden könnte. Also im<br />
Stadt & Land<br />
tivation in Form eines mit Schokolade<br />
überzogenen Plundergebäcks und reibt<br />
sich anschließend auf der Toilette ihre<br />
Beine mit Einmalhandtüchern ab. Ein<br />
paar davon verliert sie übrigens später<br />
auf dem Weg. Nach etwa einer Stunde in<br />
der bodenständigen Kaffeebar, wo von<br />
Fahrerflucht<br />
einheimischen Rentnern männlichen<br />
Geschlechts schon um diese Zeit kräftig<br />
in gehobene Stimmung investiert wird,<br />
machen wir uns wieder trocken und gewärmt<br />
auf den Weg. Kurz hinter Estella<br />
liegt das Kloster Irache, dort ist eine bekannte<br />
Weinkellerei und eine öffentlich<br />
zugängliche Quelle lässt angeblich Wasser<br />
und Wein sprudeln. Man darf sogar<br />
seine Trinkflaschen vollzapfen. Die Idee<br />
hatten aber wohl schon mehrere, jedenfalls<br />
tröpfelt der Wein nur noch sehr<br />
spärlich aus dem goldenen Hahn. Was<br />
für ein Reinfall! <strong>Statt</strong>dessen füttern wir<br />
wiedermal den nebenstehenden Süßigkeitenautomaten<br />
und winken lächelnd<br />
in die Webcam. Kurz hinter der Hotelanlage<br />
von Irache dann das Unglaubliche:<br />
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