01.12.2012 Aufrufe

Sonderangebot! Statt 9.95 - BdP Landesverband Schleswig ...

Sonderangebot! Statt 9.95 - BdP Landesverband Schleswig ...

Sonderangebot! Statt 9.95 - BdP Landesverband Schleswig ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

a Wieder ein Kraftakt geschafft.<br />

Wenn auch nur ein kurzer. Aber der Reihe<br />

nach. Fünf Kilometer hinter Uterga<br />

kommen wir nach Puente la Reina, wo<br />

sich die Jakobswege aus Navarra und<br />

Aragón zum Camino francés vereinigen.<br />

Dort setzen wir uns unterhalb der<br />

berühmten Brücke in den Schatten und<br />

verköstigen unsere selbstgemachten<br />

Bocadillos. Im kleinen Ort vorher hatte<br />

nämlich trotz Sonntag ein Lädchen auf<br />

und wir haben uns mit Weißbrot und<br />

Chorizo eingedeckt. Zusammen mit den<br />

Tomaten aus Pamplona ein Gedicht. Bei<br />

gefühlten 30 Grad im Schatten geht es<br />

dann in der Nachmittagshitze weiter entlang<br />

der Autobahn von Pamplona nach<br />

Logroño. Man links davon, mal rechts,<br />

drunter durch, oben drüber, alles bei unnachgiebiger<br />

Hitze. Sehr attraktiv. Auf<br />

der Suche nach Trinkbarem in Ciranqui<br />

bin ich wahrscheinlich sogar noch einen<br />

Kilometer extra gelaufen. Und die Idee<br />

mit der Sonnencreme kam auch wieder<br />

mal zu spät. Am Abend sind erneut das<br />

Gesicht und zur Abwechslung diesmal<br />

auch Unterarme und Hände gnadenlos<br />

verbrannt. Das schlägt natürlich auch auf<br />

die Kondition. Drum verkürzen wir die<br />

geplante Etappe und bleiben die Nacht<br />

kurzerhand in Lorca. Die Herberge hat<br />

allerdings gerade Großreinemachen und<br />

Frühjahrsputz, schließlich beginnt die<br />

Pilgersaison erst in der Karwoche, und<br />

so müssen wir leider mit einer Suite unterm<br />

Dach Vorlieb nehmen. Für 10 Euro<br />

Auch der gemeine Spanier<br />

pilgert lieber im Sommer.<br />

pro Person gar nicht schlecht. Und die<br />

fröhliche Hausherrin lässt es sich auch<br />

nicht nehmen, uns die Betten zu beziehen.<br />

Und obendrein gibt es zum ersten<br />

Mal überhaupt keine Etagenbetten. Dafür<br />

ein fast leeres Haus (bis auf die beiden<br />

Belgierinnen Nellie und Marie), ein<br />

Fernseher, Heizung und eine richtige Küche.<br />

Dort machen wir uns eine gesunde,<br />

dicke Gemüsesuppe mit Nudeleinlage,<br />

zicken uns noch mal so richtig wegen irgendwelcher<br />

Nichtigkeiten an und fallen<br />

bald in eine barmherzige Ohnmacht. Es<br />

schläft sich zur Abwechslung aber auch<br />

mal geil ohne Schlafsack! Fehlen nur<br />

Frottéhandtücher zu unserem Glück.<br />

Landesrundbrief 2‘08<br />

Morgens kommen wir zwar einigermaßen<br />

zeitig hoch, aber trotzdem vermiesen<br />

uns dicke Wermutstropfen das<br />

Aufstehen. Hat es nachts doch tatsächlich<br />

angefangen zu regnen. Und das soll<br />

sich auch erst mal nicht ändern. Es prasselt<br />

fröhlich auf das Oberlicht. Als wir<br />

missmutig das Penthouse räumen, pfeift<br />

zudem draußen ganz schön der Wind.<br />

Nicht gerade passend für einen ausge-<br />

strömenden Regen Schuhe und Hose<br />

ausziehen, Regenhose über die lange<br />

Unterhose, Schuhe wieder an, bemerken,<br />

dass man die Regenhose nicht in<br />

die Stiefel stecken sollte, Schuhe wieder<br />

aus, Schuhe wieder an, alles zusammen<br />

etwas nervig. Besonders für Elli, denn<br />

ich stehe ja im Trockenen. Aber das dicke<br />

Ende kommt ja erst noch. Auf dem<br />

absolut verregneten Stück, das eigentlich<br />

nur 7 Kilometer lang ist, kommen<br />

wir nur sehr langsam voran. Der Wind<br />

und der Regen sind kalt und eklig. Spanien<br />

im März stellt man sich anders vor.<br />

Estella „La Bella“ erreichen wir erst am<br />

Mittag. Am Orteingang überholen uns<br />

zwei spanische Pilger ohne Regenbekleidung.<br />

Der eine trägt kurze Hosen,<br />

der andere nicht mal eine Jacke, nur ein<br />

Sweatshirt, und beide begnügen sich mit<br />

Turnschuhen und weißen Tennissocken.<br />

Wohlgemerkt, es regnet in Strömen. Im<br />

vermeintlich schönen Ortskern suchen<br />

und finden wir schließlich eine Bar, an<br />

der ein Schild mit der Aufschrift „Noch<br />

666 Kilometer bis Santiago“ hängt. Wie<br />

einladend. Drinnen gibt es leckeren Kaffee<br />

und Kakao, Elli braucht zudem Mo-<br />

Noch 666 Kilometer bis Santiago de Compostela.<br />

dehnten Spaziergang. Elli ist sich auch<br />

erst einmal sicher, dass sie ihre Regenhose<br />

nicht brauchen wird. Trotz meiner<br />

bereits angelegten vollen Montur. Nach<br />

500 Metern im Regen kommt sie allerdings<br />

doch zu der Einsicht, dass es vielleicht<br />

gar nicht schaden könnte. Also im<br />

Stadt & Land<br />

tivation in Form eines mit Schokolade<br />

überzogenen Plundergebäcks und reibt<br />

sich anschließend auf der Toilette ihre<br />

Beine mit Einmalhandtüchern ab. Ein<br />

paar davon verliert sie übrigens später<br />

auf dem Weg. Nach etwa einer Stunde in<br />

der bodenständigen Kaffeebar, wo von<br />

Fahrerflucht<br />

einheimischen Rentnern männlichen<br />

Geschlechts schon um diese Zeit kräftig<br />

in gehobene Stimmung investiert wird,<br />

machen wir uns wieder trocken und gewärmt<br />

auf den Weg. Kurz hinter Estella<br />

liegt das Kloster Irache, dort ist eine bekannte<br />

Weinkellerei und eine öffentlich<br />

zugängliche Quelle lässt angeblich Wasser<br />

und Wein sprudeln. Man darf sogar<br />

seine Trinkflaschen vollzapfen. Die Idee<br />

hatten aber wohl schon mehrere, jedenfalls<br />

tröpfelt der Wein nur noch sehr<br />

spärlich aus dem goldenen Hahn. Was<br />

für ein Reinfall! <strong>Statt</strong>dessen füttern wir<br />

wiedermal den nebenstehenden Süßigkeitenautomaten<br />

und winken lächelnd<br />

in die Webcam. Kurz hinter der Hotelanlage<br />

von Irache dann das Unglaubliche:<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!