Sonderangebot! Statt 9.95 - BdP Landesverband Schleswig ...
Sonderangebot! Statt 9.95 - BdP Landesverband Schleswig ...
Sonderangebot! Statt 9.95 - BdP Landesverband Schleswig ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Stadt & Land<br />
die großartige Idee, beim Schlecker<br />
Spülhandschuhe zu erwerben. Die halten<br />
zwar nur mäßig warm, schützen aber<br />
definitiv vor Feuchtigkeit. Die stört an<br />
den Händen und fehlt an den verhorntknusprigen<br />
Füßen. Also erwische ich<br />
mich innerlich lachend an der Kasse bei<br />
Schlecker mit zwei pinken Paaren Gummihandschuhe<br />
und einer Dose Vaseline.<br />
Der Blick der Kassiererin spricht Bände,<br />
sie spart sich aber eine Bemerkung.<br />
Vielleicht ist dieses komische Land<br />
doch nicht so katholisch wie es immer<br />
tut. Von nun an sind wir also weithin an<br />
unseren schweinchenrosanen Handschuhen<br />
zu erkennen. Qué bonito! Jane, die<br />
geile Sau, hat übrigens das letzte gelbe<br />
Paar erwischt. Jetzt sehen wir auch noch<br />
aus wie eine Schicksalsgemeinschaft.<br />
Innerhalb von 20 Minuten erreicht der<br />
trotz allem fahrende Bus Logroño. Unsere<br />
Gruppe teilt sich, wir wollen als<br />
einzige weiter. Der Jakobsweg führt<br />
uns nach dem Mittagssnack hinaus aus<br />
der Stadt in ein Winterwunderland. Die<br />
Weinberge von La Rioja sind komplett<br />
unter einer weißen Decke verschwunden<br />
und erinnern stark an den letzten Skiurlaub<br />
in Tirol. Da kommen unweigerlich<br />
herrliche Erinnerungen hoch. So geht es<br />
parallel zur Autobahn, vorbei an einem<br />
dieser großen, schwarzen Stiere, die<br />
überall in Spanien stehen und ursprünglich<br />
mal Werbung für den Spirituosenhersteller<br />
Osborne machen sollten, bis<br />
ins verschneite Navarrete. Hier soll eigentlich<br />
eine günstige Herberge geöffnet<br />
sein, allerdings erweist sich das wie so<br />
26<br />
oft in dieser Jahreszeit als Trugschluss.<br />
Und so stehen wir erneut vor der Frage,<br />
gehen wir jetzt um halb fünf noch 8<br />
Kilometer weiter oder nehmen wir mit<br />
der teuren Privatherberge Vorlieb? Der<br />
geschäftstüchtige Wirt nimmt uns die<br />
Entscheidung ab. Sehr zuvorkommend<br />
zeigt er uns den neu eröffneten Herbergstrakt<br />
und wärmt persönlich Ellis<br />
verfröstelte Hände. Die meisten Betten<br />
sind schon belegt. Zwei in England studierende<br />
Amerikanerinnen, der Japaner<br />
Yoshi, die Australierin Carole, die Irin<br />
Heute Nacht gibt‘s TK-Kost Klönschnack bei Kaffee und Kuchen<br />
Marie und unsere zwei vorgepreschten<br />
Belgierinnen Marie und Nelly haben<br />
sich schon häuslich eingerichtet. Wer<br />
nicht kommt zur rechten Zeit, darf im<br />
Gegensatz zu allen anderen im Kreise<br />
der Familie in der Privatküche Spaghetti<br />
Blondinen bevorzugt.<br />
kochen. Die anderen sitzen derweil oben<br />
und grämen sich. Als wir gesättigt und<br />
fast taub wieder zu ihnen stoßen, hat sich<br />
zu allem sprachlichen und weiblichen<br />
Überfluss auch noch eine Österreicherin<br />
aus dem Burgenland gesellt. So klönen<br />
wir an diesem Abend lange auf Englisch,<br />
Deutsch und Französisch und ich freue<br />
mich, dass ich endlich meine teilweise<br />
noch so rudimentären Sprachkenntnisse<br />
an den Mann bringen kann. Beziehungsweise<br />
an die Frau, denn Yoshi sagt außer<br />
„Aha“ nicht viel. Der Liter Wein aus<br />
dem Tetra Pak für 89 Cent tut sein übriges<br />
und darum geht es auch zeitig um<br />
10 in die Falle. Hoffentlich hat sich das<br />
Wetter bis morgen früh entschärft.<br />
Die Nacht in Navarrete war zwar ihr<br />
Geld wert, aber das nächste Mal schlafe<br />
ich nicht direkt über Carole. Die Frau hat<br />
dermaßen geschnarcht, dass es schwer zu<br />
glauben ist, dass in ihrer Heimat Tasmanien<br />
überhaupt noch Urwälder stehen.<br />
Ich war allerdings nicht der einzige im<br />
12er-Zimmer, den das gestört hat. Sabine,<br />
die Österreicherin, hat dann irgendwann<br />
angefangen, Schnalzgeräusche von<br />
sich zu geben. Was ja angeblich so der-<br />
maßen ablenken soll, dass der Schnarchende<br />
irritiert ist und aufhört. Half aber<br />
nichts. <strong>Statt</strong>dessen lieferten sich die Weiber<br />
ein Schnalz- und Schnarchduell der<br />
Extraklasse. Wie zwei Aliens, die sich<br />
Kochrezepte austauschen. Aber halb<br />
so schlimm. Die Matratzen und Betten<br />
waren nagelneu, kein Geknarze, keine<br />
Angst, dass der ganze Quatsch zusammenbricht,<br />
wenn man sich dreht oder<br />
morgens aufsteht. <strong>Statt</strong>dessen huscht<br />
bei Tagesanbruch die Dame des Hauses<br />
im Bademantel durch das Zimmer und<br />
sammelt die benutzten Wolldecken ein.<br />
Wieder mal was Neues. Fehlen nur die<br />
Lockenwickler. Getrennt voneinander<br />
tapern wir alle nach dem Frühstück los,<br />
in der Hoffnung, dass es wenigstens<br />
nicht weiter schneit oder regnet, doch<br />
der heutige Tagesmarsch schweißt uns<br />
noch enger zusammen. Sabine schließt<br />
sich uns an, kurze Zeit später haben wir<br />
auch den ständig vor sich hin brabbelnden<br />
Spanier auf Flipflops eingeholt, stehen<br />
aber schließlich nur wenige Kilome-<br />
Landesrundbrief 2‘08