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Erinnerungen an meine ersten zwanzig Jahre auf Ducati ...

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<strong>Erinnerungen</strong> <strong>an</strong> <strong>meine</strong><br />

<strong>ersten</strong> zw<strong>an</strong>zig <strong>Jahre</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>Ducati</strong> - Motorrädern<br />

M<strong>an</strong>fred J. K<strong>auf</strong>m<strong>an</strong>n<br />

Wien, 2001


Mein D<strong>an</strong>k gilt allen, die mich in dieser Zeit<br />

freundschaftlich begleitet haben,<br />

insbesondere aber<br />

<strong>meine</strong>r lieben Frau Christina "Crisi" K<strong>auf</strong>m<strong>an</strong>n.<br />

1. Auflage 2001<br />

© 2001 by M<strong>an</strong>fred J. K<strong>auf</strong>m<strong>an</strong>n, Eigenverlag<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche<br />

Genehmigung des Verfassers reproduziert oder unter Verwendung<br />

elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

ISBN 0-000-00000-0<br />

Seite 1


V O R G E S C H I C H T E<br />

Im Grunde bin ich, wie viele <strong>an</strong>dere aus <strong>meine</strong>r Generation auch, erblich ein wenig vorbelastet, was den H<strong>an</strong>g zu<br />

Motorrädern betrifft. Schon mein Großvater selig fuhr in den Dreißiger-<strong>Jahre</strong>n ein Dienstmotorrad, wenn er in einer kleinen<br />

Waldviertler Gemeinde seinen Pflichten als Gendarmerie-Rayonsinspektor nachkam. Mein Vater ging nach dem Krieg nach<br />

Wien und k<strong>auf</strong>te sich, wie die meisten, für die ein Automobil in dieser <strong>ersten</strong> Zeit des Wieder<strong>auf</strong>baues unerschwinglich war,<br />

ein Motorrad als Tr<strong>an</strong>sportmittel für die Fahrt zur Arbeit.<br />

"Urlaub" oder "Freizeit" waren in dieser Zeit eher Fremdwörter. Trotzdem habe ich im Archiv <strong>meine</strong>r Eltern Fotos<br />

gefunden, die belegen, daß mein Vater in den Fünfziger-<strong>Jahre</strong>n gemeinsam mit einem ebenfalls "motorradisierten" Freund<br />

ausgedehnte Fahrten durch Österreich unternommen hat. Dennoch war für ihn seine Puch 150 SV sicherlich in erster Linie<br />

Zweckfahrzeug und nur zu einem geringen Teil ein Freizeitgefährt.<br />

Als ich 1960 zur Welt gekommen war, st<strong>an</strong>d allerdings schon ein kleines Auto vor der Tür, die Puch war um wenig Geld<br />

verk<strong>auf</strong>t worden. Ich wuchs also ohne Kindheitskontakt zum Motorrad <strong>auf</strong>. Ich erinnere mich aber noch recht genau dar<strong>an</strong>,<br />

daß ich schon mit dreizehn <strong>Jahre</strong>n als Mittelschüler "Das Motorrad" regelmäßig zu lesen beg<strong>an</strong>n. Dieses Interesse <strong>an</strong> der<br />

Technik des Zweirades nahm d<strong>an</strong>n überproportional zu, als mein Schulfreund Rol<strong>an</strong>d, der ein Jahr älter als ich war, ein<br />

Moped bekam und mich, damals erst 15, probieren ließ.<br />

Ich hatte nie besondere Neigung, Fahrrad zu fahren, vielleicht, weil ich im Gegensatz zu m<strong>an</strong>chem Freund kein<br />

sogen<strong>an</strong>ntes Rennrad mit 5 oder gar 10 Gängen besaß, sondern nur ein Klapprad, mit dem m<strong>an</strong> sich zwar schwitzend<br />

abstrampelte, aber trotzdem nicht sonderlich vom Fleck kam. Der erste körperliche Kontakt mit der Kraft eines motorisierten<br />

Zweirades aber hat mich sofort infiziert. Die ungeheure Mobilität, die die Enge des Gemeindewohnbaus, des Häuserblocks,<br />

des Bezirks sprengte, das Bewußtsein, Macht über den Raum und seine Entfernungen auszuüben, faszinierte mich ab den<br />

<strong>ersten</strong> Gehversuchen mit zweieinhalb PS und 40 km/h.<br />

Natürlich konfrontierte ich <strong>meine</strong> Eltern sofort mit der unabänderlichen Tatsache, daß mein Geschenk zum 16.<br />

Geburtstag nur ein Moped sein könne. Zu <strong>meine</strong>m großen Glück traf ich <strong>auf</strong> relativ geringen Widerst<strong>an</strong>d, nur drei<br />

Versprechen nahm mir mein Vater ab: <strong>ersten</strong>s, niemals ohne Sturzhelm zu fahren, zweitens, vorher die wichtigsten<br />

Verkehrsregeln zu lernen und drittens, die Kosten für einen zukünftigen Führerschein durch Ferien-Jobs selbst zu verdienen,<br />

denn beides, Moped und später die Fahrschule, wäre ihm zuviel <strong>an</strong> Ausgaben.<br />

So bekam ich 1976, <strong>an</strong> einem kalten Märztag, wenige Wochen nach <strong>meine</strong>m 16. Geburtstag, eine funkelnagelneue<br />

metallic-grüne Zündapp KS 50 und freute mich wie ein Schneekönig. Gut informiert, wie ich durch die Lektüre diverser<br />

deutscher Motorradhefte ja war, wußte ich, daß der Motor normalerweise ja über sechs PS leistete und nur für die<br />

österreichischen Vorschriften <strong>auf</strong> 40 km/h gedrosselt war. Als auch diese notwendige minimale M<strong>an</strong>ipulation erledigt und die<br />

Zündapp dadurch sozusagen "verkehrstauglich" war, beg<strong>an</strong>nen für mich die wohl unbeschwertesten <strong>Jahre</strong> <strong>meine</strong>s Lebens.<br />

Die Schule bereitete mir keinerlei Probleme, durch den regelmäßigen Vorweis guter Noten waren <strong>meine</strong> Eltern stets<br />

großzügig, was Taschengeld und mein Freizeitverhalten betraf. So lernte ich in dieser Zeit nicht nur die Straßen des<br />

Wienerwaldes, sondern auch viele neue gleichgesinnte Freunde kennen. Es war immer etwas los zwischen Stamm-Café und<br />

Eissalon, zwischen Exelberg und den Badeseen südlich von Wien, dort, wo heute hektarweise Konsumtempel die L<strong>an</strong>dschaft<br />

versch<strong>an</strong>deln. Mit den vielen Kilometern <strong>auf</strong> engen L<strong>an</strong>dstraßen legte ich sicher damals schon einen Grundstein für <strong>meine</strong><br />

spätere Fahrpraxis.<br />

Einer <strong>meine</strong>r neuen Freunde, Toni Göllner, war schon einige <strong>Jahre</strong> älter als ich und besaß eine Hercules 125 und eine<br />

Yamaha XS 650, die er beide freigebig herborgte. Auf nebensächliche Formalitäten wie den Besitz eines gültigen<br />

Führerscheins legte er keinen besonderen Wert. Diese d<strong>an</strong>kenswerte Einstellung erlaubte mir schon im zarten Alter von 17<br />

<strong>Jahre</strong>n ausgiebige Übungsfahrten mit einer "schweren Maschine", denn das war die 650er zweifellos. Über 200 Kilo schwer,<br />

mit einem drehmomentstarken Paralleltwin und den dazugehörigen markerschütternden Vibrationen ausgestattet, war sie<br />

mein erster Inbegriff von einem ordentlichen Motorrad. Dazu paßte auch der tief-frequente Geräuschpegel, den die beiden<br />

offenen Burgess-Auspuff-"Tröten" erzeugten, was auch den Aufmerksamkeitswert der XS drastisch erhöhte.<br />

Im Juni 1977 wurde ich d<strong>an</strong>n auch zum <strong>ersten</strong> Mal mit den Schattenseiten des Lebens vertraut gemacht: mein ältester und<br />

bester Freund Alfred "Fredl" Koller, der mein Nachbar und Kamerad seit unserem Kindergartenalter war, starb einen<br />

schrecklichen Unfalltod. Beim Versuch, eine gerade abgefertigte Stadtbahn (heute U-Bahn) noch zu erreichen, rutschte er von<br />

der K<strong>an</strong>te des Perrons ab und fiel <strong>auf</strong> die Gleise. Ein Rad der in diesem Moment losfahrenden Garnitur ging ihm mitten durch<br />

den Kopf. Das Begräbnis war furchtbar, der Schock, daß jem<strong>an</strong>d aus unserer Mitte mit nicht einmal 17 <strong>Jahre</strong>n abtreten mußte,<br />

war für uns alle nicht leicht zu verdauen.<br />

Der Führerschein "passierte" d<strong>an</strong>n im Frühjahr 1978 quasi "im Vorbeigehen". An <strong>meine</strong> "Motorradausbildung" erinnere<br />

ich mich besonders gerne, war ich doch einer der <strong>ersten</strong>, der nicht mehr mit einer Beiwagenmaschine praktizieren mußte,<br />

sondern schon <strong>auf</strong> richtigen Motorrädern "lernen" durfte. Viele Übungen des neu eingeführten "Zwölf-Stationen-Pl<strong>an</strong>es"<br />

gel<strong>an</strong>gen mir <strong>auf</strong> Anhieb besser als <strong>meine</strong>m Fahrlehrer, was ihm ziemlichen Respekt abnötigte. Als es mir d<strong>an</strong>n in der letzten<br />

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Fahrstunde gel<strong>an</strong>g, ihn <strong>auf</strong> dem "Kleinen Semmering" (einer <strong>meine</strong>r Hausstrecken mit der Zündapp!) ziemlich "<strong>an</strong>zudrücken",<br />

obwohl er mit einer 400er und ich nur mit einer 200er unterwegs war, war er schon recht begeistert von <strong>meine</strong>n Fahrkünsten.<br />

Die Prüfung war d<strong>an</strong>n, wie m<strong>an</strong> in Wien sagt, "a g´maahte Wies´n"<br />

Mit der Ablegung der Reifeprüfung beg<strong>an</strong>n ein neuer Lebensabschnitt. Für mich war es keine Frage, <strong>an</strong>stelle des älteren<br />

Gebrauchtwagens, den mir <strong>meine</strong> Eltern aus Freude über die sehr erfolgreich best<strong>an</strong>dene Matura als Geschenk <strong>an</strong>boten, <strong>auf</strong><br />

einem gleichwertigen Motorrad zu bestehen. Noch dazu hatte mein schon erwähnter Schulfreund Rol<strong>an</strong>d auch schon eines,<br />

also war die Sache klar. Die Zündapp wurde in Zahlung gegeben, ein gutes Dutzend Tausender dazu, und schon hatte ich mein<br />

erstes Motorrad: eine zwei <strong>Jahre</strong> alte Yamaha RD 400.<br />

Besonders schön war sie ja nicht, denn der Vorbesitzer hatte ein Rutscherl damit gehabt, aber <strong>meine</strong>m älteren Freund und<br />

Yamaha-Händler Gerhard "Mecki" Klimek, dem sowohl der Vorfall als auch der Fahrer bek<strong>an</strong>nt waren, versicherte mir, daß<br />

"die Reib´m grad ist und fürchterlich guat geht". Diesen Eindruck hatte ich auch, denn schon bei der Übernahme wurde mir<br />

klar, daß 46 Zweitakt-PS bei nur 170 Kilo Eigengewicht viel Unheil <strong>an</strong>richten, aber auch viel Freude machen können. In alter<br />

Moped-M<strong>an</strong>ier gab ich beim Wegfahren viel zu viel Gas, sodaß ich Mühe hatte, das Vorderrad vor der nächsten Kreuzung<br />

wieder <strong>auf</strong> den Boden zu bekommen.<br />

Im Herbst desselben <strong>Jahre</strong>s, 1978, wechselte ich d<strong>an</strong>n die lederne Jacke gegen eine tarnfarbene und den Sturzhelm gegen<br />

einen aus Blech. In jenem Jahr war die Süd-Ost-T<strong>an</strong>gente dem Verkehr übergeben worden, und so sah ich mich des öfteren<br />

kurz vor dem Zapfenstreich vom Stamm-Café in Meidling nach Kagr<strong>an</strong> in die Carl-Kaserne rasen. Von "Radarkasteln" oder<br />

Zivilstreifen war damals noch keine Rede, die nächtliche Autobahn war meist völlig leer, sodaß ich unglaubliche Bestzeiten<br />

erzielen konnte. Seither weiß ich, daß m<strong>an</strong> von der Auffahrt Altm<strong>an</strong>nsdorfer Ast bis zur Abfahrt Donaustadtstraße locker mit<br />

der doppelten erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h fahren k<strong>an</strong>n und nicht ein einziges Mal bremsen muß. Heute<br />

klingt das wie ein Märchen, denn eine leere T<strong>an</strong>gente gibt es zu keiner Tages- oder Nachtzeit mehr.<br />

Ich hatte das Glück, in derselben Kaserne <strong>meine</strong>n Präsenzdienst abzuleisten, in der mein Vater als<br />

Nachschub-Unteroffizier seinen Dienst versah. Alle Möglichkeiten mech<strong>an</strong>ischer Betätigung st<strong>an</strong>den uns in Form von bestens<br />

eingerichteten Werkstätten sowie einschlägig ausgebildeten Kollegen offen, also wurde die RD in den schneereichen Monaten<br />

zerlegt und Stück für Stück s<strong>an</strong>iert. Ein Schliff für die Zylinder sowie Übermaßkolben, beide vom Zweitakt-Fachm<strong>an</strong>n<br />

Klimek auch noch "korrigiert" und überarbeitet und ein <strong>an</strong>derer Luftfilter nebst feiner Vergaserabstimmung bescherte dem<br />

Motor ein paar weitere PS. Eine Dixon-Halbverkleidung und eine noble dunkelblaue Lackierung mit goldenen Zierlinien und<br />

Schriftzügen verliehen dem Motorrad eine g<strong>an</strong>z neue Optik. Jeder Teil wurde begutachtet, gereinigt, poliert, ausgetauscht<br />

undsoweiter, sodaß zu Beginn der Saison 1979 eine "Schöner-Als-Neu" - Yamaha RD 400 mir noch mehr Freude und den<br />

Konkurrenten noch mehr Frust bereitete.<br />

In jenen Tagen kamen nämlich gerade die sogen<strong>an</strong>nten "Test-Tage" <strong>auf</strong> dem Österreichring in Mode, wo m<strong>an</strong> sich um<br />

wenig Geld gefahrlos mit den Freunden aus der Szene messen konnte. Hier zeigte sich, daß die leichte RD mit ihren knapp 50<br />

PS, bei zugegeben beherzter Fahrweise, durchaus mit größeren Maschinen mithalten konnte. Einige aus <strong>meine</strong>m<br />

Freundeskreis hatten damals zwar schon große Guzzis, dennoch aber mächtig Probleme, die blaue Yams´n hinter sich zu<br />

lassen. Das waren schöne Zeiten, der Ö-Ring war noch l<strong>an</strong>g und schnell, die Reifen schmal und hart. So verbrachte ich<br />

m<strong>an</strong>ches Wochenende <strong>auf</strong> dem heißen Asphalt des Österreichringes. Eine <strong>an</strong>dere Abart unserer sams- und sonntäglichen<br />

Freizeitbeschäftigungen n<strong>an</strong>nten wir "Ausfahrten".<br />

Diese best<strong>an</strong>den darin, daß wir uns in aller Herrgotts-Frühe trafen und <strong>an</strong>schließend hunderte Kilometer ohne besonderes<br />

Ziel herumfuhren, nur aus Spaß am Fahren und am Rhythmus der Kurven. Ich glaube, damals haben wir uns jedes halbwegs<br />

"verbogene" Straßerl zwischen dem Waldviertel und Kärnten, zwischen Innviertel und dem Burgenl<strong>an</strong>d mindestens einmal<br />

<strong>an</strong>geschaut. An Tagesausfahrten von 600 und 700 Kilometern, <strong>an</strong> denen wir in der Morgendämmerung <strong>auf</strong>brachen, nur um in<br />

Kärnten zu frühstücken und d<strong>an</strong>n über die Nockalmstraße und die Wildalpen wieder zurückzukehren, erinnere ich mich noch<br />

heute mit Freude. Die schmerzenden Gelenke und der wundgeriebene Hintern bleiben ja weniger deutlich im Gedächtnis.<br />

Den Dienst fürs Vaterl<strong>an</strong>d beendete ich im Mai 1979, das Herbstsemester <strong>an</strong> der Technischen Universität Wien, wohin<br />

ich <strong>meine</strong> Schritte zum Studium des Maschinenbaues lenken wollte, beg<strong>an</strong>n erst im Oktober. Daraus folgt, ich hatte über den<br />

Sommer viel Zeit und, nach zwei Monaten Ferialarbeit als Postler, auch halbwegs Schillinge in den Taschen. Mit der jüngst<br />

erst <strong>an</strong>gelachten Freundin <strong>auf</strong> dem Soziussitz und gerade dem allernotwendigsten Gepäck im T<strong>an</strong>krucksack verbrachte ich<br />

viele Wochenenden <strong>auf</strong> den Straßen unserer Heimat. Zu <strong>meine</strong>m Glück teilte das Mädchen <strong>meine</strong> Begeisterung für<br />

Motorräder vom <strong>ersten</strong> Tag <strong>an</strong> und best<strong>an</strong>d nicht, wie m<strong>an</strong>che <strong>an</strong>dere, <strong>auf</strong> einer Entscheidung "zwischen ihr und dem Ding<br />

da". Heute sind wir längst verheiratet und beide noch immer motorrad-fasziniert, was beweist, daß es auch "mitein<strong>an</strong>der"<br />

geht.<br />

Durch das, wie erwähnt, eingehende Studium diverser deutscher Fachzeitungen war mir seit jeher der Name <strong>Ducati</strong> als<br />

Inbegriff für sportliche und extravag<strong>an</strong>te Motorräder bek<strong>an</strong>nt. In Natura habe ich damals kaum eine gesehen, so selten gab es<br />

sie in Österreich. Angeheizt wurde der Nimbus dieser Marke d<strong>an</strong>n noch 1978 durch den unglaublichen Sieg von Mike "The<br />

Bike" Hailwood <strong>auf</strong> der Isle of M<strong>an</strong>. Allerdings kursierten auch damals schon wahre Gruselmärchen von der<br />

Unzuverlässigkeit und der schwierigen Wartung dieser Wundermaschinen, insbesonders erschauerten alle, sobald die Rede<br />

<strong>auf</strong> die sagenhafte Desmodromik kam. Nur g<strong>an</strong>z wenige Berufene <strong>auf</strong> der g<strong>an</strong>zen Welt seien imst<strong>an</strong>de, diese unerhört<br />

<strong>auf</strong>wendige Ventilsteuerung richtig einzustellen, ging die Mär.<br />

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Es waren aber nicht diese Gerüchte, die mich gehindert haben, eine <strong>Ducati</strong> zu k<strong>auf</strong>en, sondern zwei <strong>an</strong>dere Gründe. Zum<br />

<strong>ersten</strong> wollte ich eigentlich nichts stärkeres als 500 Kubik, mehr erschien mir in der Kosten-Nutzen-Relation unnötig. Zum<br />

zweiten war da ein astronomisch hoher Preis für die damaligen Spitzenmodelle 900 Supersport und 900<br />

Mike-Hailwood-Replica, der jeden K<strong>auf</strong>ged<strong>an</strong>ken sofort ad absurdum führte. Um das Geld bekam ja m<strong>an</strong> zwei jap<strong>an</strong>ische<br />

500er! Zwar gab es auch billigere <strong>Ducati</strong>s, mit 350er und 500er Paralleltwin-Motoren, doch die waren nur halbe Sachen.<br />

Nicht nur, daß sie ein verhunztes Styling hatten, die Motoren waren zudem undichte Ölsardinen ohne nennenswerte Leistung.<br />

Als d<strong>an</strong>n im Herbst 1979 die <strong>ersten</strong> Fotos von einer neuen 500er <strong>Ducati</strong> mit "Vau-Zwei-Desmo"-Motor durch die<br />

Gazetten geisterten, war ich wie elektrisiert. Der Herr hatte <strong>meine</strong> Gebete erhört, schien mir, denn diese schl<strong>an</strong>ke rot-silberne<br />

Maschine war die Kulmination aller <strong>meine</strong>r Wünsche. Alle Recherchen in Österreich betreffend Preis und Lieferzeit blieben<br />

vorerst erfolglos, den Winter über konnte ich mich nur in Geduld üben. Erst die Frühjahrsmesse des <strong>Jahre</strong>s 1980 erlöste mich<br />

von der quälenden Ungewißheit, ob mein Traummotorrad am Ende nur eine Zeitungsente war, eine Fata Morg<strong>an</strong>a in <strong>meine</strong>r<br />

Wüste heimlicher Sehnsüchte.<br />

Sie st<strong>an</strong>d <strong>auf</strong> einem Podest und war von Bändern umgrenzt, die die Menge davon abhalten sollten, sie allzu heftig zu<br />

begrapschen. Als erstes fiel mir <strong>auf</strong>, daß aus dem Rot-Silber der Erstproduktion inzwischen ein cooles Hellblau-Metallic<br />

geworden war (die Briten nennen die Farbe g<strong>an</strong>z zutreffend "Ice Blue"), das die Maschine noch schl<strong>an</strong>ker erscheinen ließ.<br />

Verglichen mit den jap<strong>an</strong>ischen und deutschen Modellen gleichen Hubraums bzw. gleicher Leistung wie zum Beispiel der<br />

Honda CX 500, Kawasaki Z 500, BMW R 65 war die <strong>Ducati</strong> mit dem interess<strong>an</strong>ten Namen "P<strong>an</strong>tah" eine geradezu<br />

überirdisch schöne Kreation italienischer Designer-Kunst.<br />

Trotz kaum vorh<strong>an</strong>dener Ersparnisse, als Maschinenbaustudent im zweiten Semester, weit entfernt von jeglichem<br />

Einkommen, bestellte ich sofort. Das heißt, ich durfte mich in eine Warteliste eintragen, die der damalige Importeur Richard<br />

Kas<strong>an</strong> in seinem Minibüro hinter dem Messest<strong>an</strong>d <strong>auf</strong>bewahrte. Ein rascher Blick <strong>auf</strong> die Liste offenbarte über 50<br />

Interessenten, eine Zwischenfrage ließ alle Hoffnungen gleich wieder schwinden. "Allerhöchstens 20 kommen dieses Jahr,<br />

maximal fünf gehen nach Wien" mußte ich entsetzt vernehmen.<br />

Der Herr der Duc´s mußte die Entgleisung <strong>meine</strong>r Gesichtszüge bemerkt haben, denn er verriet mir, daß noch keiner der<br />

Eingetragenen einen gültigen K<strong>auf</strong>vertrag habe, und für ihn zähle nur das. Ich solle nur so rasch als möglich zu seinem<br />

Vertragshändler in Wien, der Firma Detter zu gehen, um die Sache zu fixieren. Wie in Tr<strong>an</strong>ce fuhr ich heim und gest<strong>an</strong>d<br />

<strong>meine</strong>n Eltern, ich hätte soeben ein Motorrad um 75.000 Schilling praktisch schon gek<strong>auf</strong>t und sie müßten mir deshalb viel<br />

Geld borgen. Ich versprach, binnen zwei <strong>Jahre</strong>n die Summe durch Ferien-Jobs und Nachhilfeunterricht zurückzuzahlen und<br />

erhielt den notwendigen zinsenlosen Kredit. Vielleicht haben sie auch etwas von der Begeisterung gespürt, die in mir steckte.<br />

Zumindest hat die liebste Frau von allen etwas davon vernommen, denn entgegen aller weiblichen Vernunft verst<strong>an</strong>d sie<br />

sofort, wie wichtig mir die Sache war.<br />

Schon am nächsten Tag schnappte ich mein Sparbuch und fuhr zum "Racing Shop Detter". Eine Anzahlung von 10.000<br />

Schilling sei unumgänglich, damit der K<strong>auf</strong>vertrag bindend sei und ich eine der raren P<strong>an</strong>tah´s bekäme, meinte der Chef des<br />

Hauses. In spätestens 6 Wochen sei sie d<strong>an</strong>n da, höchstens Ende April könnte es werden, verkündete er <strong>auf</strong> <strong>meine</strong> b<strong>an</strong>ge Frage<br />

nach der Lieferzeit. Nachdem ich <strong>auf</strong> der nächsten B<strong>an</strong>k mein Sparbuch um die geforderte Summe erleichtert hatte und der<br />

Vertrag unterzeichnet war, erwartete mich eine freudige Überraschung. "Zufällig habe ich Kas<strong>an</strong>´s private P<strong>an</strong>tah als<br />

Testmotorrad da, wenn´s woll´n, können´s a Stunderl damit fahrn." Was für eine Frage, natürlich wollte ich, wovon ich seit<br />

Monaten träumte.<br />

Die erste Sitzprobe offenbarte sofort, was mich in Zukunft erwartete. "Was mich nicht umbringt, macht mich nur härter",<br />

unter diesem Motto faltete ich <strong>meine</strong> 181 cm Körpergröße in das Dreieck zwischen tiefliegenden Stummellenkern,<br />

hochliegenden Fußrasten und weit hintenliegender Sitzfläche. Als B<strong>an</strong>k konnte m<strong>an</strong> das winzige Platzerl zwischen T<strong>an</strong>k und<br />

Höcker ja wirklich nicht bezeichnen. Dieser sitzmäßige Notbehelf dürfte wohl aus Sparta stammen. Na, gemütlich war das ja<br />

nicht gerade, verglichen mit der RD 400, aber so ist das eben mit dem Sport. Ein Jockey sitzt ja auch nicht sehr bequem <strong>auf</strong><br />

seinem Renn-Leberkäs. Aber die ungewohnte Sitzposition war nur eine der Erfahrungen <strong>auf</strong> dieser Probefahrt.<br />

Den Chokehebel, der g<strong>an</strong>z vorne in der Verkleidung versteckt war, erreichte ich nur durch Streckung aller oberen<br />

Gliedmaßen inklusive Finger, wor<strong>auf</strong> mir gesagt wurde, daß m<strong>an</strong> ihn eh nur selten braucht, weil "zwei-dreimal einspritzen"<br />

auch genüge. Aha, die berühmten Dell´Orto-Vergaser mit Beschleunigerpumpe wurden hier <strong>an</strong>gesprochen. Ächz, wieso läßt<br />

sich der Gasgriff so schwer drehen. "Das ist so bei den Dell´Ortos" hörte ich noch, d<strong>an</strong>n spr<strong>an</strong>g der Motor nach einem Druck<br />

<strong>auf</strong> den Startknopf <strong>an</strong> und die Geräusche des Alltags traten in den Hintergrund. Trommelfellbeherrschend war ab diesem<br />

Moment nur noch die typische Mischung aus dem tiefen Conti-Brummen und dem infernalischen Schnüffeln der Vergaser.<br />

Nachdem es mich m<strong>an</strong>gels Einschlagwinkel beim Umdrehen fast umgeschmissen hatte, nahm ich endlich Fahrt <strong>auf</strong>.<br />

Die wenigen Kilometer bis zur Stadtgrenze ließen mich <strong>an</strong> <strong>meine</strong>m Entschluß heftigst zweifeln. Nein, das war kein<br />

Alltagsmotorrad, das ist nur was für Spezialisten <strong>auf</strong> einer Rennstrecke, damit k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sicher nicht zu zweit fahren, Gepäck<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auch keines mitnehmen, auweh, schon wieder eine Bodenwelle, mein armes Kreuz... Ortsende... Gas!<br />

Die Allee nach Biederm<strong>an</strong>nsdorf wurde immer schmäler, je weiter die Tachonadel sich im Uhrzeigersinne drehte. Bei<br />

180 km/h tauchte die nächste Ortstafel <strong>auf</strong>, ich griff voll in die Eisen. Drei Brembo-Sättel bissen in drei Gußscheiben und<br />

hatten wenig Mühe, die weniger als 200kg leichte Duc zu verzögern. D<strong>an</strong>n, nach dem Ortsende von Laxenburg, riß ich wieder<br />

das Gas <strong>auf</strong>, denn die nächsten drei, vier schnellen Kurven k<strong>an</strong>nte ich genau. Nur waren sie diesmal schneller da, weil mehr<br />

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Beschleunigung wirkte als bei der gewohnten Yams´n. Dafür konnte ich weiter umlegen, ohne daß die Fußrasten, wie üblich,<br />

kratzten. Die da kratzten überhaupt nicht, weil sie so hoch liegen, bestenfalls der Hauptständerdorn streifte in flotten Linken.<br />

Noch ein paar Kilometer freie L<strong>an</strong>dstraße, d<strong>an</strong>n ging´s über die Südautobahn wieder retour zum Detter, denn die Stunde<br />

war bald vorbei. Der Mensch ist wirklich aus sehr flexiblen Material: nach nur fünfzig Kilometern hatte ich mich <strong>an</strong><br />

Sitzposition und Bedienungselemente gewöhnt und empf<strong>an</strong>d alles g<strong>an</strong>z normal. Die Autobahn war fast verkehrsfrei, also gab<br />

ich der Duc die Sporen. Der Vierte drehte aus, der Fünfer wurde erst über 190 zähe, das genügte mir für´s erste. Nach dem<br />

Tausch kam mir <strong>meine</strong> RD ziemlich fremd vor, denn alle Hebel und Schalter ließen sich mühelos bedienen, und das Kreuz tat<br />

gar nicht weh, wenn m<strong>an</strong> über Straßenunebenheiten rumpelte.<br />

Im Stamm-Cafè herrschte maßloses Staunen ob <strong>meine</strong>r Verkündigung, ich hätte mir eine Duc gek<strong>auf</strong>t. Viel zu teuer,<br />

dauernd kaputt, niem<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n ein Service machen, das waren noch die zurückhaltendsten Äußerungen, die ich vernehmen<br />

mußte. Das schlimmste war aber, ich konnte kaum ein Argument entkräften, denn im Grunde wußte ich ja auch nicht, was <strong>auf</strong><br />

mich zukam. Dennoch verteidigte ich <strong>meine</strong> Neuerwerbung mit allen Mitteln der Redekunst. Lediglich beim K<strong>auf</strong>preis<br />

vermochte ich außer der vermutlich höheren Wertbeständigkeit nichts ins Treffen zu führen, denn eine ebenfalls neu<br />

erschienene Honda CB 900 Bol d´Or mit 95 PS kostete genausoviel wie <strong>meine</strong> P<strong>an</strong>tah. Heute weiß ich, daß ich auch in dieser<br />

Hinsicht recht behalten habe, denn für eine P<strong>an</strong>tah bekommt m<strong>an</strong> noch immer gutes Geld, während eine mehr als 20 <strong>Jahre</strong> alte<br />

"Boldi" bestenfalls noch den Kilopreis für gemischtes Alteisen erzielt.<br />

Die Wochen zogen ins L<strong>an</strong>d, die warme <strong>Jahre</strong>szeit hatte schon begonnen, die Duc war längst überfällig. Jede Woche<br />

dieselbe Frage, dieselbe Antwort. Der Mai verging, der halbe Juni auch. Endlich war sie da, die Heißersehnte. Die Yamaha,<br />

die ich schweren Herzens in Zahlung geben mußte, wurde rasch noch geputzt, d<strong>an</strong>n wechselte sie den Besitzer. <strong>Jahre</strong> später<br />

habe ich versucht, sie zurückzuk<strong>auf</strong>en, doch niem<strong>an</strong>d konnte sich erinnern, wer sie gek<strong>auf</strong>t hatte, und so verlor ich ihre Spur.<br />

Im Moment aber war das wichtigste die neue <strong>Ducati</strong> 500 SL P<strong>an</strong>tah, die ich nach Erledigung aller Zahlungs- und<br />

Anmeldeformalitäten endlich nach Hause ch<strong>auf</strong>fieren durfte. Dieses für mich sehr bedeutsame Datum war der 27. Juni 1980.<br />

Schon damals faßte ich den Beschluß, jede Ausfahrt genauestens zu dokumentieren, schon als Beweis für alle Zweifler. Im<br />

L<strong>auf</strong> der <strong>Jahre</strong> sind daraus drei h<strong>an</strong>dgeschriebene Bücher voller Tourenbeschreibungen und persönlicher Notizen geworden.<br />

Ich wollte damit zeigen, daß <strong>Ducati</strong>s zuverlässig, tourentauglich und l<strong>an</strong>glebig sind und nicht die "spinnerten Itaker-Radln",<br />

die mehr in der Werkstatt stünden als fahrbereit wären.<br />

Wobei der Begriff "tourentauglich" für mich eine <strong>an</strong>dere Bedeutung hatte als für <strong>meine</strong> vielen Guzzi-Freunde. Während<br />

diese ihre Motorräder mit großen schwarzen Koffern, Topcases und breiten Lenkern ausrüsteten, d<strong>an</strong>n auch noch Zelte und<br />

Schlafsäcke <strong>auf</strong>türmten, um so "<strong>auf</strong> Tour zu fahren", reiste ich maximal mit T<strong>an</strong>krucksack und Gepäckrolle.<br />

Für mich zählt beim Motorradw<strong>an</strong>dern ausschließlich Qualität, nicht Qu<strong>an</strong>tität. Ein Wochenende mit 1.500 Kilometern<br />

Fahrspaß in den Dolomiten, in Veneto oder Friaul ist mir lieber als viele tausende Kilometer <strong>auf</strong> staubigen Autobahnen in<br />

K<strong>auf</strong> zu nehmen, nur um irgendw<strong>an</strong>n stolz erzählen zu können: " Ich war am Nordkap" oder "Ich habe Nordafrika<br />

durchquert".<br />

Seite 5


D A S J A H R 1 9 8 0<br />

28. Juni 1980: den <strong>ersten</strong> Tag mit der neuen Duc verbrachte ich damit, mich quasi "häuslich einzurichten". Lenker,<br />

Schalter, Hebel usw. stellte ich <strong>auf</strong> <strong>meine</strong> Ergonomie ein, ergänzte das schon im Urzust<strong>an</strong>d brauchbare Bordwerkzeug um ein<br />

paar Kleinigkeiten, verstaute Apotheke und Kettenspray im geräumigen Fach im Sitzb<strong>an</strong>khöcker. Die Riemen des<br />

T<strong>an</strong>krucksacks mußten noch der neuen Rahmenrohrführung <strong>an</strong>gepaßt werden, d<strong>an</strong>n konnte die erste Ausfahrt schon<br />

stattfinden.<br />

Schonend einfahren, diesen Ratschlag galt es zu befolgen, wenn m<strong>an</strong> sich gute Leistung und l<strong>an</strong>ge Lebensdauer von einem<br />

<strong>Ducati</strong>-Motor erwartete. Das ausführliche, wenn auch englisch geschriebene H<strong>an</strong>dbuch gab für die <strong>ersten</strong> 500 Kilometer als<br />

Obergrenze 6.000 Touren vor, d.h. maximal 130 km/h im letzten G<strong>an</strong>g.<br />

Schon am nächsten Wochenende wollte ich diese <strong>ersten</strong> Kilometer zurückhaltend hinter mich bringen, doch daraus wurde<br />

nichts. "Mecki" Klimek und seine B<strong>an</strong>de nahm wenig Rücksicht <strong>auf</strong> <strong>meine</strong> Bedenken und schraubte wie gewohnt am<br />

Gasgriff. Irgendwie schaffte ich es dennoch, halbwegs hinterher zu kommen, noch dazu mit dem H<strong>an</strong>dicap einer Beifahrerin,<br />

denn zu dieser Zeit verbrachte <strong>meine</strong> liebste Crisi ihre Freizeit noch <strong>auf</strong> dem Soziussitz.<br />

29. Juni 1980: Wien - Berndorf - Auf dem Hals - Pernitz - Gutenstein - Klostertaler Gscheid - Höllental - Adlitzgräben -<br />

Semmering - Pfaffensattel - Hochwechsel-Mautstraße - Feistritzsattel - Gloggnitz - Wien. (=390km)<br />

Klimek, <strong>auf</strong> dessen Kilometerfresser-Ausfahrten ich ebenso viel gelernt habe wie im Windschatten hinter ihm <strong>auf</strong> dem<br />

Österreichring, baute in jede seiner Strecken ein Stück unbefestigte Straße ein, denn er behauptete stets, m<strong>an</strong> könne mit jedem<br />

Motorrad <strong>auf</strong> Schotter fahren.<br />

Der Weg <strong>auf</strong> den Hochwechsel forderte mir dennoch alles ab: ein ungewohntes Motorrad mit Stummellenker,<br />

Vollverkleidung und Beifahrerin <strong>auf</strong> einer Schotterstraße, <strong>auf</strong> der der kleinste Stein so groß wie ein Tennisball ist und die<br />

Steigung selten unter 15 % beträgt, dazu enge, ausgewaschene Spitzkehren und einige Kühe quer zur Fahrtrichtung, na d<strong>an</strong>ke.<br />

Oben <strong>auf</strong> der Schutzhütte kampierte zu Übungszwecken gerade eine Abteilung unseres Bundesheeres und bestaunte uns<br />

eintreffende Zweirad-Alpinisten, als kämen wir geradewegs vom Mars.<br />

Bei tausend Kilometern sollte das erste Service stattfinden, also legte ich im Juli gleich noch eine Ausfahrt nach. Diese<br />

gestaltete ich eher gemütlich, das heißt ohne die Klimek-Partie, aber selbstverständlich in Begleitung Crisi´s.<br />

6. Juli 1980: Wien - Klausenleopoldsdorf - Klammhöhe - Hainfeld - Kalte Kuchl - Ochsattel - Annaberg - Josefsberg -<br />

Niederalpl - Preiner Gescheid - Pfaffensattel - Feistritzsattel - Gloggnitz - Wien. (=470km)<br />

Damit war es Zeit für eine erste Inspektion der P<strong>an</strong>tah. Mittlerweile erlaubte das H<strong>an</strong>dbuch auch schon Drehzahlen bis<br />

7.500 U/min. Das war schon lustiger, als bei 6000 zu schalten, aber der richtige Bums fehlte noch immer. Das Service<br />

beschränkte sich <strong>auf</strong> Öl- und Ölfilterwechsel, nur ein Ventil mußte eingestellt und die Zahnriemensp<strong>an</strong>nung kontrolliert<br />

werden. Zur Sicherheit machte ich gleich dar<strong>auf</strong> eine Probefahrt, diesmal alleine.<br />

27. Juli 1980: Wien - Lunz am See - Hochkar - Zellerain - Gscheid - Walster - Lahnsattel - Hohe W<strong>an</strong>d - Wien.<br />

(=350km)<br />

Bald dar<strong>auf</strong> f<strong>an</strong>d sich wieder ein flottes Trio für eine Sonntagsausfahrt, das Ehepaar Klimek probierte seine neue<br />

vierzylindrige Yamaha XJ 650 aus und Rol<strong>an</strong>d führte uns stolz seine neu erworbene Seeley-Honda CB 750 vor. Natürlich<br />

verschleppte uns "Mecki" wieder <strong>auf</strong> wüste Schotterstraßerln. Auf dem steilen Ramssattel bei Gloggnitz kamen wir das erste<br />

Mal ins Schwitzen, <strong>auf</strong> der Schieslingalm bei Aflenz zum zweitenmal.<br />

3. August 1980: Wien - Gloggnitz - Ramssattel - Feistritzsattel - Sch<strong>an</strong>zsattel - Pretalsattel - Aflenz - Schieslingalm -<br />

Seebergsattel - Josefsberg - Annaberg - Traisen - Hainfeld - Klausenleopoldsdorf - Wien. (=540km)<br />

Die nächste Ausfahrt unternahm ich wieder alleine, sie beschränkte sich auch nur <strong>auf</strong> einen Vormittag, da für den<br />

Nachmittag Schlechtwetter prophezeit worden war.<br />

24. August 1980: Wien - Klammhöhe - Hegerberg - Weißenbach - Furth - Hocheck - Berndorf - Bad Vöslau - Wien.<br />

(=200km)<br />

Wie gesagt, ich hatte immer schon vor, mit der P<strong>an</strong>tah größere Ausfahrten zu unternehmen, auch zu zweit und mit etwas<br />

Gepäck. Ein großer T<strong>an</strong>krucksack schluckte die schweren Sachen, unsere Kleidungsstücke kamen in zwei rollenförmige<br />

Sporttaschen, deren Umhängeriemen ich mitein<strong>an</strong>der mittels Schnallen derart verb<strong>an</strong>d, daß Satteltaschen daraus entst<strong>an</strong>den.<br />

Crisi und ich übten uns sehr in der Kunst des Verzichts <strong>auf</strong> alles, was nicht lebensnotwendig war, und so reichte uns dieses<br />

spärliche Gepäckvolumen. Die P<strong>an</strong>tah erfuhr noch einen größeren Pflegedienst, ein neuer Hinterreifen Pirelli Gordon 3.50 H<br />

18 ersetzte den bereits abgefahrenen Michelin M 45, und so erwarteten wir den <strong>ersten</strong> Tag unserer <strong>ersten</strong> gemeinsamen<br />

Motorrad-Urlaubsreise, die uns selbstverständlich nach Italien führen sollte.<br />

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31. August 1980: Wien - Semmering - Bruck <strong>an</strong> der Mur - Scheifling - Klagenfurt - Tarvisio - Udine - Mestre.<br />

(=670km)<br />

Dieser erste Tag bescherte uns einen L<strong>an</strong>dregen, der erst im K<strong>an</strong>altal <strong>auf</strong>hörte und uns ungeachtet unserer Regenbekleidung<br />

ziemlich durchfeuchtete. Wir fuhren trotz Nässe sehr zeitig los und erreichten unser Etappenziel in Mestre schon am<br />

Nachmittag. Dort ließen wir die Duc nach gründlicher Reinigung zwei Tage <strong>auf</strong> dem bewachten Parkplatz hinter dem Hotel<br />

stehen und besichtigten ausführlich die Lagunenstadt Venedig. Den Regen hatten wir schnell vergessen, denn für den Rest der<br />

Woche schien nur noch die Sonne.<br />

3. September 1980: Mestre - Verona - Brescia - Bergamo - M<strong>an</strong>dello del Lario, Comosee (=360km)<br />

Die l<strong>an</strong>gweilige Autobahnetappe brachte uns aus der Tiefebene wieder <strong>an</strong> den R<strong>an</strong>d der Alpen, wo wir im Geburtsort der<br />

Moto Guzzi´s unseren Bek<strong>an</strong>nten Peter Horvath besuchten. Er hatte sich in Wien einen Namen als Guzzi-Tuner gemacht und<br />

war für ein Jahr zum Guzzi-Händler Duilio Agostini übersiedelt, um dort eine Sonderserie von hundert schnellen 1000er Le<br />

M<strong>an</strong>s zu bauen.<br />

Peter brachte uns in einem urigen kleinen Hotel in den Bergen unter, das offensichtlich ein Treffpunkt für Motorradfahrer<br />

war und überdies ein ausgezeichnetes Restaur<strong>an</strong>t beherbergte. Am nächsten Tag zeigte er uns die Stätte seines Werkens, sowie<br />

die Guzzi-Fabrik und einige herrlich verwinkelte Bergstraßen in den Bergen rund um den Comosee. In den<br />

sonnendurchglühten Dörfern, die <strong>an</strong> den steilen Hängen zu kleben schienen, st<strong>an</strong>d irgendwie die Zeit still. Schwarzgekleidete<br />

Frauen saßen vor den Häusern, alte Männer mit Hüten st<strong>an</strong>den vor verschlafenen Bars, ein paar Kinder spielten mit einem<br />

"Fetzenlaberl" mitten <strong>auf</strong> der Straße Fußball.<br />

5. September 1980: M<strong>an</strong>dello - Passo Tonale - Passo Mendola - Bozen - Passo Costalunga - Passo Pordoi - Passo<br />

Campolongo - Corvara - St. Kassi<strong>an</strong>. (=340km)<br />

Durch herrliche Obstpl<strong>an</strong>tagen und üppige Weingärten ging´s zunächst nach Bozen, d<strong>an</strong>n durch den Rosengarten zur<br />

klassischen Dolomitenstraße. Wir fühlten uns richtig wohl, so hatten wir uns diese Tour vorgestellt. Das Brummen der<br />

P<strong>an</strong>tah kl<strong>an</strong>g richtig zufrieden, als wir die unzähligen Kehren des Pordoi-Jochs in Angriff nahmen. Die Nacht verbrachten wir<br />

im Schiort S<strong>an</strong>kt Kassi<strong>an</strong> in einer netten Pension.<br />

Wir ließen die Zivilkleidung verpackt, da wir ja am nächsten Morgen weiterfahren wollten, und fuhren zum nächsten<br />

Restaur<strong>an</strong>t, wo wir wegen unserer Lederbekleidung und unserer Sturzhelme von einigen Gästen schief <strong>an</strong>gesehen wurden. Als<br />

d<strong>an</strong>n auch noch der Kellner seltsam dreinschaute, erklärte ich ihm höflich, daß ich außer uns beiden nur recht wenige Gäste<br />

sähe, die ebenso teuer gekleidet seien als wir in unseren rot-weißen Leder<strong>an</strong>zügen, und Hüte um mehrere tausend Schilling<br />

könne ich überhaupt nicht erspähen. Das wirkte, ab diesem Zeitpunkt wurden wir ausnehmend höflich bedient.<br />

6. September 1980: St. Kassi<strong>an</strong> - Grödner Joch - Sellajoch - Pordoi-Joch - Passo Falzarego - Cortina d´Ampezzo -<br />

Passo Tre Croci - Silli<strong>an</strong> - Lienz - Iselsberg. (=240km)<br />

Natürlich ließen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen und fuhren die "Sella Ronda" fertig. Crisi k<strong>an</strong>nte die Gegend ja<br />

schon von verschiedenen Schiurlauben mit ihren Eltern, doch für mich war alles neu und beeindruckend. Besonders<br />

faszinierte mich die Abfahrt vom Falzarego-Paß in das Talbecken von Cortina, wo wir in einer Trattoria die wohl teu<strong>ersten</strong><br />

Spaghetti aller Zeiten aßen. Wären wir nur ein paar Meter weiter ins nächste kleine Dorf gefahren, hätten wir ums selbe Geld<br />

wahrscheinlich viergängig speisen können. Heute passiert uns so etwas nicht mehr, im L<strong>auf</strong> der <strong>Jahre</strong> lernt m<strong>an</strong> dazu. Im<br />

Defreggerhof <strong>auf</strong> der Paßhöhe des Iselsberges entschädigte uns dafür ein ausgezeichnetes heimisches Abendessen.<br />

7. September 1980: Iselsberg - Großglockner-Hochalpenstraße - Zell am See - Schladming - Gröbming - Liezen -<br />

Gesäuse - Hieflau - Wildalpen - Josefsberg - Annaberg - Traisen - Hainfeld - Wien. (=520km)<br />

Auf der letzten Etappe ließen wir auch kaum eine Bergstraße unbefahren, die herrliche Großglocknerstraße genügte uns<br />

nicht, in Schladming wagten wir uns <strong>auf</strong> das Pl<strong>an</strong>ai-Straßerl, in Gröbming statteten wir der Stoderzinken-Höhenstraße einen<br />

Besuch ab, Gesäuse, Wildalpen, der Fahrspaß nahm kein Ende. Todmüde erreichten wir nach insgesamt 2.300 absolut<br />

p<strong>an</strong>nenfreien Genuß-Kilometern wieder heimatliche Gefilde.<br />

Das nun überfällige 5.000-km-Service ließ ich nicht mehr bei der Firma Detter durchführen, da mir Peter Horvath davon<br />

abgeraten hatte. Statt dessen verwies er mich <strong>an</strong> die Firma Dektereff, wo sich Edi Bauer, selbst <strong>Ducati</strong>-Fahrer, um <strong>meine</strong><br />

P<strong>an</strong>tah kümmern würde. Öl und Ölfilter wechselte ich selber, Ventilspiel und Zahnriemensp<strong>an</strong>nung kontrollierte "der Ederl".<br />

Einige Tage später drehte ich als Probefahrt noch eine kleine Runde durchs Alpenvorl<strong>an</strong>d.<br />

21. September 1980: Wien - Hals - Rohrersattel - Kalte Kuchl - Ramsau - Hainfeld - Hafnerberg - All<strong>an</strong>d - Wien.<br />

(=200km)<br />

Am dar<strong>auf</strong>folgenden Wochenende lud mich Gerhard "Mecki" Klimek ein, mit ihm <strong>auf</strong> den Österreichring zu fahren und ein<br />

bißchen zu trainieren. Gesagt, get<strong>an</strong>, schon am Freitag abend luden wir seine Yamaha XJ 650 und <strong>meine</strong> P<strong>an</strong>tah in seinen<br />

Tr<strong>an</strong>sporter und fuhren nach Zeltweg. Tags dar<strong>auf</strong> war die Strecke leer und Gerhard und ich konnten für wenig Geld g<strong>an</strong>z<br />

alleine stundenl<strong>an</strong>g im Kreis fahren. An diesem Vormittag habe ich viel gelernt und konnte <strong>meine</strong> Rundenzeiten<br />

kontinuierlich steigern. Als wir gegen Mittag nach über 400 Rennstreckenkilometern <strong>auf</strong>hörten, lag <strong>meine</strong> persönliche<br />

Bestmarke bei 2:32 Minuten.<br />

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Heute wird der eine oder <strong>an</strong>dere darüber lachen, doch damals, <strong>auf</strong> dem längeren Kurs, lag der Rundenrekord weit jenseits<br />

der 2-Minuten-Marke, der Honda-Cup fuhr Zeiten um die 2:20 und mit einer Dreißiger-Zeit war m<strong>an</strong> immer "live" dabei! Am<br />

Sonntag gingen wir es ausgeruht und voll trainiert <strong>an</strong>, und die P<strong>an</strong>tah schlug sich so tapfer, daß m<strong>an</strong>che Fahrer weit stärkerer<br />

Maschinen sich verwundert nach der neuen "750er" erkundigten und verbittert zur Kenntnis nehmen mußten, daß sie es "nur"<br />

mit einer 500er zu tun hatten.<br />

Auch der Pilot einer <strong>Ducati</strong> 900 Supersport, der sich zuvor noch abfällig über die "kleine Duc" geäußert hatte, war<br />

ziemlich verblüfft, als ich ihm in der Sebring-Kurve innen vorfuhr und er Mühe hatte, mich bis zum Linksknick wieder zu<br />

überholen. In diesen ausgezeichneten Fahrleistungen begründete sich aber auch das Dilemma der P<strong>an</strong>tahs, speziell der<br />

späteren 600er, die immer mit wesentlich größeren Motorrädern verglichen wurden.<br />

Den Vergleich mit den damaligen 500er Vierzylindern von Kawasaki, Suzuki und Yamaha best<strong>an</strong>d die Duc quasi im<br />

Vorbeigehen, und die Zweizylinder, wie die Honda CX 500, die Moto Guzzi 500, Morini 500 und auch die hubraumstärkere<br />

BMW R 65 kamen mit ihren Fahrleistungen nicht einmal in die Nähe der P<strong>an</strong>tah. Im Normalfall, also <strong>auf</strong> kurvenreichen<br />

L<strong>an</strong>dstraßen, war m<strong>an</strong> mit ihr durchaus in der Lage, mit den potenteren 750er Vierzylindern mitzuhalten, was wohl im<br />

wesentlichen <strong>auf</strong> das geringe Gewicht und das hervorragende Fahrwerk zurückzuführen war.<br />

Mit diesem erfreulichen Wochenendvergnügen beendete ich die erste <strong>Ducati</strong>-Saison und widmete mich dem<br />

Herbstsemester <strong>an</strong> der TU Wien. Die P<strong>an</strong>tah überwinterte in einem trockenen Abstellraum mit 6.900 Kilometern <strong>auf</strong> dem<br />

Zählwerk. Außer einem neuen Hinterreifen, wieder ein Pirelli Gordon, brauchte sie keine weitere Zuwendung.<br />

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D A S J A H R 1 9 8 1<br />

Besonders l<strong>an</strong>g war die erste Winterruhe der P<strong>an</strong>tah ja nicht, denn schon Anf<strong>an</strong>g Februar ließ es mir keine Ruhe mehr. Die<br />

Straßen waren trocken, die Sonne schien, nichts hinderte mich <strong>an</strong> einer <strong>ersten</strong> kleinen Runde um Wien. Schon drei Wochen<br />

später probierte ich, ob m<strong>an</strong> nicht schon wieder in den Wienerwald fahren konnte, mußte es aber <strong>auf</strong> dem Exelberg <strong>auf</strong>geben,<br />

weil Schneematsch und Unmengen Streusplitt die Straße nahezu unbefahrbar machten. Erst die dritte Märzwoche ermöglichte<br />

mit Temperaturen über 15° eine richtige Ausfahrt.<br />

22. März 1981: Wien - Ebreichsdorf - Loretto - Eisenstadt - Rust - Donnerskirchen - Hof - Kaisersteinbruch -<br />

Ebreichsdorf - Wien. (=200km)<br />

Das Leithagebirge weist zwar nur drei Straßen <strong>auf</strong>, die mit nennenswerten Kurven bestückt sind, es hat aber im Frühjahr<br />

einen unschätzbaren Vorteil: fast nie liegt Splitt <strong>auf</strong> der Straße. Eine Woche später wagten wir uns d<strong>an</strong>n wieder ins richtige<br />

Gebirge. Zu <strong>meine</strong>r großen Überraschung waren die Straßen kaum mehr "g´s<strong>an</strong>delt", obwohl links und rechts noch<br />

Schneeh<strong>auf</strong>en die Fahrbahnen säumten.<br />

29. März 1981: Wien - St. Pölten - Kirchberg/Pielach - Puchenstuben - Wastl am Wald - Josefsberg - Erl<strong>auf</strong>see -<br />

Niederalpl - Frein/Mürz - Lahnsattel - Ochsattel - Kalte Kuchl - Rohrersattel - Auf dem Hart - Berndorf - Baden - Wien.<br />

(=350km)<br />

Ostern st<strong>an</strong>d vor der Tür, und Crisi und ich hatten uns entschlossen, eine Woche Urlaub im Salzkammergut zu verbringen.<br />

Natürlich mußte die P<strong>an</strong>tah mit, denn wir wollten nicht nur per pedes, sondern auch zweirädrig bergw<strong>an</strong>dern! Crisi fuhr mit<br />

ihrem VW Käfer die kürzeste Strecke über die Westautobahn, ich reiste durch´s Gebirge <strong>an</strong>. Vor der Kirche in Bad Goisern<br />

war der vereinbarte Treffpunkt. Leider hatten wir beide nicht bedacht, daß in jener Gegend beide Konfessionen vertreten sind,<br />

und so wartete ich vor dem ev<strong>an</strong>gelischen und Crisi vor dem katholischen Gotteshaus.<br />

11. April 1981: Wien - Wieselburg - Lunz/See - Hochkar - Hieflau - Admont - Nagelschmiedpaß - Trieben -<br />

Hohentauern - Liezen - Bad Mitterndorf - Pötschenpaß - Bad Goisern. (=340km)<br />

Die Temperaturen stiegen zunehmend, einer Ausfahrt in höhergelegene Gebiete sollte nichts mehr im Wege stehen. Zwar<br />

blinkten da und dort noch Schneeflecken aus dem sprießenden Grün der Wiesen und Matten, doch einen Versuch war es<br />

allemal wert, auch wenn der Sölker Paß sich später noch als "winter-gesperrt" herausstellte.<br />

13. April 1981: Bad Goisern - Pötschenpaß - Altaussee - Loser-P<strong>an</strong>oramastraße - Bad Mitterndorf - Tauplitzalm -<br />

Donnersbach - Pl<strong>an</strong>neralm - Sölktal - Schladming - Pl<strong>an</strong>aistraße - Ramsau/Dachstein - Filzmoos - Lammertal - Paß<br />

Gschütt - Bad Goisern. (=330km)<br />

Abwechselnd zu Fuß und "in moto" erkundeten wir die wohl schönste Gegend Österreichs, das Salzkammergut. Diesmal<br />

führte uns unser Weg bis zum Salzburgring, wo ich ein paar schnelle Runden drehen wollte. Leider war es <strong>an</strong> diesem Tag<br />

nicht möglich, da das Suzuki Racing Team für den Gr<strong>an</strong>d Prix, der eine Woche später stattfinden sollte, trainierte. So<br />

schauten wir eben R<strong>an</strong>dy Mamola und Graeme Crosby zu, wie sie Runde um Runde schneller fuhren und ihre Motorräder<br />

abstimmten. Das zahlte sich aus, denn der Zieleinl<strong>auf</strong> beim WM-Rennen lautete später Mamola vor Crosby.<br />

15. April 1981: Bad Goisern - Hallstatt - Koppenstraße - Grundlsee - Toplitzsee - Pötschenpaß - Bad Ischl - Strobl -<br />

Postalmstraße - Fuschl - Salzburgring - Wiestalstraße - Hallein - Salzburg - Mondsee - Attersee - Bad Ischl - Bad<br />

Goisern. (=290km)<br />

Noch eine kleine Runde, d<strong>an</strong>n hieß es wieder Abschied nehmen. Zu uns hatte sich Peter Schett mit seiner Guzzi gesellt, der<br />

zeitgleich in Bad Goisern <strong>an</strong> einem Trainingslager seines Rock´n´Roll-Akrobatik-T<strong>an</strong>z-Clubs teilnahm. Auf der<br />

Roßbr<strong>an</strong>dstraße bei Radstadt, <strong>auf</strong> fast 1.800 m Seehöhe, blieben wir im tiefen Schnee stecken, am Ende der M<strong>an</strong>dlw<strong>an</strong>dstraße<br />

am Hochkönig beg<strong>an</strong>n es überhaupt zu schneien. Auf der Heimreise am nächsten Tag geriet ich <strong>auf</strong> der Westautobahn bei<br />

Amstetten in einen Schneesturm, der so heftig war, daß stehenbleiben mußte, weil ich keine zw<strong>an</strong>zig Meter weit sehen konnte.<br />

Motorradfahren ist halt doch ein Freiluftsport!<br />

17. April 1981: Bad Goisern - Gosau - Paß Gschütt - Lammertal - Radstadt - Roßbr<strong>an</strong>dstraße - Werfen - Bischofshofen<br />

- Mühlbach - M<strong>an</strong>dlw<strong>an</strong>dstraße - Golling - Paß Gschütt - Gosausee - Hallstätter See - Bad Goisern. (=250km)<br />

18. April 1981: Bad Goisern - Traunsee - Vöcklabruck - Schw<strong>an</strong>enstadt - Ansfelden - Amstetten - St. Pölten - Wien.<br />

(=360km)<br />

Mit 9.600 km Tachost<strong>an</strong>d war die Duc reif für das 10.000er-Service. Öl und Ölfilterwechsel, Zündkerzentausch und<br />

Zahnriemenüberprüfung machte ich selbst. Die Ventile kontrollierte der mittlerweile aus Italien zurückgekehrte Peter<br />

Horvath. Dabei sah ich <strong>auf</strong>merksam zu. Auch der Luftfilter war reif für einen Tausch, doch die Konstruktion des<br />

Luftfilterkastens erschien mir wenig leistungsfördernd, also rüstete ich <strong>auf</strong> zwei K&N-Filter um.<br />

Mit einer H<strong>an</strong>dvoll Düsen und Nadeln bewaffnet verbrachte ich den nächsten Sonntag <strong>auf</strong> dem damals menschenleeren<br />

Parkplatz der Shopping City Süd und stimmte die beiden Dell´Orto´s in unzähligen Versuchen und Probefahrten neu ab. Die<br />

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Anfettung tat der P<strong>an</strong>tah spürbar gut, denn ab dem Zeitpunkt nahm sie viel spont<strong>an</strong>er Gas <strong>an</strong>. Einzig um den bisher herrlich<br />

niedrigen Verbrauch von höchstens 5 Litern <strong>auf</strong> 100 km machte ich mir wirklich Sorgen, die sich aber als unbegründet<br />

herausstellten, denn mehr als durchschnittlich 5,5 wurden es trotz größerer Haupt- und Leerl<strong>auf</strong>düsen auch nicht.<br />

17. Mai 1981: Wien - Exelberg - Dopplerhütte - Königstetten - Traismauer - Krems - Senftenberg - Ottensteiner<br />

Stausee - Gföhl - Lengenfeld - Krems - Tulln - Wien. (=240km)<br />

Mein alter Freund Rol<strong>an</strong>d hatte die Idee, einmal mit allen Freunden und Bek<strong>an</strong>nten aus den diversen Cliquen gemeinsam<br />

eine Ausfahrt zu unternehmen. Immerhin, 21 Motorräder samt Besatzungen f<strong>an</strong>den sich tatsächlich ein, obwohl das Wetter<br />

nichts Gutes verhieß. Auf der Heimfahrt von dieser "Monster-Ausfahrt" erwischte uns d<strong>an</strong>n tatsächlich ein heftiges Gewitter.<br />

In jenen Tagen gab es kaum einen Motorradclub, der keinen "Slalom" ver<strong>an</strong>staltete. Das waren damals quasi<br />

"Motorradrennen für Arme", die <strong>an</strong> fast jedem Wochenende irgendwo <strong>auf</strong> einem Parkplatz oder Rübenlagerplatz stattf<strong>an</strong>den.<br />

Es wurde mächtig umgelegt, ein billiges und relativ ungefährliches Vergnügen. Die <strong>Ducati</strong> war für solche Späße zwar völlig<br />

ungeeignet, weil wegen des l<strong>an</strong>gen Radst<strong>an</strong>des viel zu bockig in engen Kurven, doch das hielt mich nicht von der Teilnahme<br />

<strong>an</strong> diesen Slaloms ab.<br />

24. Mai 1981: Wien - Krems - Stein - Traismauer - Bärndorf (1. Slalomdurchg<strong>an</strong>g) - Tulln - Gaisruck - Hollabrunn -<br />

Nappersdorf (2. Slalomdurchg<strong>an</strong>g) - Hollabrunn - Ziersdorf - Tulln - Exelberg - Wien. (=270km)<br />

Diese beiden Slaloms waren noch dazu durch eine bescheidene Rallye mitein<strong>an</strong>der verknüpft, ein fünfter Platz im<br />

Gesamtklassement war der Lohn des Tages. Auch der Trial-Sport interessierte mich damals, und die Gelegenheit, die<br />

Weltklasse zu beobachten, wollte ich nicht vorbeigehen lassen. Eine Woche später war am Semmering ein<br />

Weltmeisterschafts-Meeting und Crisi und ich sahen begeistert den Bal<strong>an</strong>ceakten der besten Trialakrobaten der Welt zu.<br />

31. Mai 1981: Wien - Spital am Semmering - Mattersburg - St. Margarethen - Wien. (=320km)<br />

Stubenberg am See: diese Sommerfrische rund um einen künstlich <strong>an</strong>gelegten Badesee inmitten des nordsteirischen<br />

Hügell<strong>an</strong>des ist üblicherweise Anl<strong>auf</strong>punkt für kinderreiche Familien und rüstige Rentner. Weil aber seinerzeit der längst<br />

wieder <strong>auf</strong>gelöste Guzzi-Club den Michel-Wirt in Stubenberg als Domizil für alkoholreiche Wochenende auserkoren hatte<br />

und die Guzzisten in <strong>meine</strong>m Freundeskreis diese Tradition weiterführen wollten, waren dieser "bacherlwarme" kleine See<br />

und die Pensionen rundherum mehrmals unser Ziel für zwei- oder dreitägige Ausfahrten.<br />

5. Juni 1981: Wien - Asp<strong>an</strong>g am Wechsel - Hartberg - Stubenberg. (=180km)<br />

Entweder lagen wir am Seeufer in der Sonne, spielten endlose Minigolf-Turniere oder wir fuhren jede noch so<br />

unbedeutende Bergstraße in der Umgebung <strong>auf</strong> und ab, wenn sie nur ordentliche Kurven <strong>auf</strong>zuweisen hatte. Abends<br />

vernichteten wir d<strong>an</strong>n beim erwähnten Michel-Wirt umso bedeutendere Mengen <strong>an</strong> hausgemachtem Heidelbeerschnaps.<br />

7. Juni 1981: Stubenberg - Br<strong>an</strong>dluckn - Straßegg - Eiweggsattel - Sch<strong>an</strong>zsattel - Toter M<strong>an</strong>n - Stubenberg. (=180km)<br />

8. Juni 1981: Stubenberg - Alpl - Pretalsattel - Seebergsattel - Annaberg - Josefsberg - St. Pölten - Wien. (=270km)<br />

Die nächste längere Ausfahrt nach Südtirol st<strong>an</strong>d bevor, das übliche prophylaktische Service offenbarte einen glatzerten<br />

Hinterreifen und eine ausgeleierte Kette samt Kettenrad, also wurden diese Teile erneuert und die Duc umsichtig vorbereitet.<br />

Leider verhieß die Wettervorhersage nichts Gutes, doch das konnte Crisi und mich damals nicht abhalten. Im Morgengrauen<br />

verließen wir Wien trotz kaltem Nieselregen in Richtung Osttirol, wo wir uns am Iselsberg eine gemütliche kleine Pension<br />

suchten.<br />

18. Juni 1981: Wien - Amstetten - Waidhofen/Ybbs - Liezen - Radstadt - Bischofshofen - Dientner Sattel - Filzensattel -<br />

Zell am See - Felbertauern - Lienz - Iselsberg. (=520km)<br />

Von dort aus unternahmen wir am nächsten Tag eine Rundfahrt durch die benachbarten Dolomiten, die uns mit<br />

ausgesprochen wechselhaften Wetterbedingungen überraschten: am Vormittag in den Bergen sonnig, aber kühl, zu Mittag<br />

Hitze am Kalterer See und am Nachmittag Eiseskälte und ein Schneegestöber am Falzarego-Paß. Am liebsten wären wir im<br />

nächsten Albergo abgestiegen, doch leider lag unser gesamtes Gepäck in der Pension am Iselsberg. So bissen wir die Zähne<br />

zusammen und froren uns zurück nach Osttirol.<br />

19. Juni 1981: Iselsberg - Lienz - Staller Sattel - Penser Joch - Bozen - Passo Mendola - Kalterer See - Passo Lavaze -<br />

Passo Costalunga - Passo Pordoi - Passo Sella - Passo Gardena - Passo Campolongo - Passo Falzarego - Silli<strong>an</strong> - Lienz<br />

- Iselsberg. (=540km)<br />

Am folgenden Wochenende sollte <strong>auf</strong> dem Österreichring ein L<strong>auf</strong> zur L<strong>an</strong>gstrecken-WM stattfinden. Wir wußten, daß<br />

Peter Horvath eine mächtig schnelle Moto Guzzi dafür präpariert hatte, M<strong>an</strong>fred Schopper und Walter Ficker würden damit<br />

fahren. Das konnten wir uns unmöglich entgehen lassen, also führte uns die nächste Etappe nach Zeltweg. Damals war es bei<br />

Rennen noch üblich, daß am Samstag, nach dem letzten Training, die Rennstrecke noch eine Stunde für das Publikum zu<br />

"Besichtigungsfahrten" zur Verfügung st<strong>an</strong>d.<br />

Natürlich wurde die Strecke, je nach Mut und Können, mehr oder weniger ras<strong>an</strong>t "besichtigt", was rasch zu einer<br />

Dezimierung des <strong>an</strong>getretenen Publikums führte. An diesem Samstagabend setzte leichter Nieselregen ein, was zu mehr<br />

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Ausfällen als sonst führte, leider auch zu <strong>meine</strong>m. Die nasse Strecke hätte mich ja weniger gestört, denn nach dem Schnee am<br />

Falzarego konnte mich das bißchen Regen <strong>auf</strong> dem Österreichring nicht mehr schrecken.<br />

Doch ich wollte in der Bosch-Kurve einen Kontrahenten schneidig außen überholen und geriet abseits der Ideallinie <strong>auf</strong><br />

eine Stelle, in der sich im Training ein Motor unter Verlust seiner Schmierflüssigkeit selbst zerlegt hatte, was die Haftreibung<br />

zwischen <strong>meine</strong>n Reifen und dem Straßenbelag schlagartig verminderte. Sekunden später krabbelte ich unter den Strohballen<br />

hervor und grub die Duc aus denselben.<br />

War wenig passiert, nur häßliche Schleifspuren <strong>an</strong> Auspuff und Verkleidung, aber der rechte Lenkerstummel war<br />

abgebrochen und der H<strong>an</strong>dbremszylinder zerstört, was für eine autarke Heimfahrt eher hinderlich war. Ein<br />

Honda-Cup-Fahrer, der noch Platz in seinem Tr<strong>an</strong>sporter hatte, erbarmte sich unser und brachte uns nach dem Endes des<br />

Rennens heim nach Wien. Die Horvath-Guzzi lag beim WM-L<strong>auf</strong> sogar kurz in Führung, fiel aber im Verl<strong>auf</strong> des<br />

1.000-Kilometer-Rennens aus, weil die Nockenwelle gebrochen war, ein Schaden, der "normalerweise" nie vorkam.<br />

Den Juli und den August war ich d<strong>an</strong>n mit der Restauration der P<strong>an</strong>tah beschäftigt: statt der originalen Lenkerstummel<br />

f<strong>an</strong>d ich viel schönere und bequemere von Tommaselli, die ohnehin miese Lackierung wich einer mehrschichtigen<br />

Qualitätsarbeit und die zugestopften Auspuffe und der Vorschalldämpfer w<strong>an</strong>derten in den Altmetallcontainer. Peter Horvath<br />

schweißte ein leeres Verbindungsrohr und steckte die offenen Conti-Tüten der alten Königswellen-750er dr<strong>auf</strong>. Ein<br />

infernalisches Brummen war das akustische Endprodukt, und die P<strong>an</strong>tah marschierte <strong>auf</strong> einmal, als hätte jem<strong>an</strong>d<br />

Nitrometh<strong>an</strong> in den T<strong>an</strong>k geleert!<br />

3. September 1981: Wien - Salzburg - Rosenheim - Jenbach - Zell am Ziller - Gerlospaß - Mittersill - Bruck -<br />

Großglockner-Hochalpenstraße - Iselsberg. (=660km)<br />

Die ausgedehnte dreitägige Probefahrt geriet wieder zum meteorologischen Debakel: <strong>auf</strong> der Westautobahn trocken, in den<br />

Tiroler Bergen kalter Regen, am Glockner noch kälterer Schnee. Aber die entfesselte, von allen Zugeständnissen <strong>an</strong> eine<br />

ruhebedürftige Bevölkerung befreite P<strong>an</strong>tah entschädigte sogar dafür. M<strong>an</strong>che Zeitgenossen nennen es ja lapidar "Lärm", doch<br />

ich bezeichne die Töne, die die nahezu dämpfungslosen Conti-Rohre in einem engen Tiroler Alpental in den Äther entließen,<br />

als Sphärenklänge, die durchaus als Untermalungsmusik für eine Verfilmung des Jüngsten Gerichts verwendet werden<br />

könnten.<br />

4. September 1981: Iselsberg - Spittal/Drau - Villach - Dobratsch - Ossiacher See - Gerlitzen - Feldkirchen - Turracher<br />

Höhe - Tamsweg - Twengerpaß - Radstädter Tauern - Radstadt - Bad Goisern. (=350km)<br />

Erst <strong>auf</strong> der Heimfahrt hatte Petrus ein Einsehen mit uns, die Regenwolken verschw<strong>an</strong>den und der Himmel strahlte so<br />

metallic-blau wie die frischlackierte <strong>Ducati</strong>. Die alte Sölkpaßstraße mit ihren grob geschotterten Kehren war wie immer eine<br />

kleine Sonderprüfung. Heute ist dieser wunderbare Alpenüberg<strong>an</strong>g ja tadellos asphaltiert und ohne Schwierigkeit befahrbar.<br />

5. September 1981: Bad Goisern - Bad Mitterndorf - Durch den Stein - Gröbming - Sölker Tauern - Scheifling -<br />

Leoben - Präbichl - Hieflau - Wildalpen - Mariazell - Josefsberg - Annaberg - Ulreichsberg - Ochsattel - Rohrer Sattel -<br />

Sollenau - Wien. (=470km)<br />

Und das nächste Stück schwarzen Gummis fiel der Entsorgung <strong>an</strong>heim: Hinterreifen fraß die P<strong>an</strong>tah genauso flott wie<br />

Kleinkinder bunte Gummibärlis. Außerdem st<strong>an</strong>den fast 14.500 km <strong>auf</strong> dem Tacho, also dürstete es die Duc nach frischem Öl<br />

und einem neuen Ölfilter. Zwei Probefahrten dienten der peniblen Überprüfung dieser überaus komplizierten<br />

Wartungsarbeiten und dem persönlichen Amusement des Hobby-Mech<strong>an</strong>ikers. Mit Hilfe der zweiten Ausfahrt konnte ich<br />

außerdem längst fällige Besuche bei <strong>meine</strong>m Cousin Otto und bei <strong>meine</strong>r Großmutter im Waldviertel in einem<br />

st<strong>an</strong>desgemäßen Outfit absolvieren, Oma war darob ein wenig befremdet.<br />

11. September 1981: Wien - Exelberg - Königstetten - Riederberg - Gablitz - Wien. (=50km)<br />

18. September 1981: Wien - Neulengbach - Krems - Rohrendorf - Hadersdorf/Kamp - Maissau - Eggenburg - Tulln -<br />

Exelberg - Wien. (=220km)<br />

Die Sonntage waren damals ausgefüllt mit schönen Touren durch die nahen Ostalpen. Oft verließen wir Wien am frühen<br />

Morgen, um erst spätabends wieder heimzukehren, todmüde, aber glücklich. Crisi beklagte sich selten, wenn, d<strong>an</strong>n höchstens<br />

über allzu flotte Fahrweise, nie über die harte Sitzb<strong>an</strong>k oder unerwartete Regenschauer. An diesem Sonntag beschwerte sie<br />

sich nur über die unmögliche Schotterstraße <strong>auf</strong> den Sonnwendstein, die ausgesprochen holprig war. An einer Querrinne<br />

krachte die Duc derart in die Federn, daß der exponiert liegende Ölfilter eine Delle bekam, die aber zu unserem Glück seine<br />

Funktion nicht beeinträchtigte.<br />

19. September 1981: Wien - Gutenstein - Klostertaler Gscheid - Höllental - Prein/Rax - Preiner Gscheid - Kapellen -<br />

Schneealm - Semmering - Sonnwendstein - Stuhleck - Pfaffensattel - Feistritzsattel - Ratten - Pretulalpe - Waldbach -<br />

Hochwechsel - Vorau - Hochneukirchen - Grimmenstein - Wien. (=460km)<br />

Fünfzehntausend - und die P<strong>an</strong>tah lief ohne Probleme. Peter Horvath hatte mich die Prozedur des Ventileinstellens gelehrt,<br />

die übrigens trotz Desmodromik gar nicht so kompliziert ist, wie sich Laien das immer einreden lassen. Mit Akribie und vier<br />

bis sechs Stunden Ausdauer habe ich das d<strong>an</strong>n immer in Heimarbeit gemacht und mir so viel Geld erspart.<br />

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Das letzte Sportereignis im Herbst war immer das Bergrennen <strong>auf</strong> die "Luft" bei Kirchberg <strong>an</strong> der Pielach. Heute ist es<br />

längst den gestiegenen Sicherheitsst<strong>an</strong>dards und dem Umweltschutz-Terrorismus der Wochenendhaus-Besitzer zum Opfer<br />

gefallen. Damals fuhr "Doc Hurry Harry" Reitprecht mit der wieder hergerichteten Horvath-Guzzi die Konkurrenz in der<br />

offenen Klasse in Grund und Boden. Der junge Graf Schönborn-Buchheim scheuchte seine alte Norton Comm<strong>an</strong>do über die<br />

winkelige Bergstraße und trug dabei ein blütenweißes Hemd und selbstverständlich eine Krawatte unter der schwarzen<br />

Lederkombi. Was waren das doch für schöne Zeiten.....<br />

4. Oktober 1981: Wien - Klausenleopoldsdorf - Laaben - Hainfeld - Traisen - Kirchberg/Pielach - Luft - St. Pölten -<br />

Wien. (=190km)<br />

Die Tage wurden wieder kürzer, meist war um den Nationalfeiertag Schluß mit der Fahrerei. Der nächste Winter st<strong>an</strong>d vor<br />

der Tür, endlose, öde Wochen, in denen m<strong>an</strong> nur die Lederkombi putzen und einfetten und dabei vom nächsten Frühjahr<br />

träumen konnte. Nur noch drei kurze Ausfahrten, d<strong>an</strong>n würde die Kälte wieder kommen.<br />

23. Oktober 1981: Wien - Exelberg - Dopplerhütte - Judenau - Michelhausen - Abstetten - Gablitz - Mauerbach - Wien.<br />

(=90km)<br />

25. Oktober 1981: Wien - Mödling - Sittendorf - All<strong>an</strong>d - Weißenbach - Furth - Berndorf - Markt Piesting - Stollhof -<br />

Hohe W<strong>an</strong>d - Pernitz - Rohrer Sattel - Kalte Kuchl - Hainfeld - Traisen - St. Pölten - Wien. (=280km)<br />

26. Oktober 1981: Wien - Heiligenkreuz - Weißenbach - Berndorf - Piesting - Puchberg - Pernitz - Pottenstein - Bad<br />

Vöslau - Baden - Wien. (=180km)<br />

Damals war das Motorradfahren unser Lebensinhalt, jede freie Minute, jeder regenfreie Sonntag wurde damit verbracht.<br />

Dazwischen studierte ich ein bißchen Maschinenbau, arbeitete in Gelegenheits- und Ferialjobs und putzte fleißig <strong>meine</strong><br />

<strong>Ducati</strong>. Der unvermeidliche Winter war für mich eine höchst lästige Unterbrechung dieses Abl<strong>auf</strong>es. Wenigstens hatte ich<br />

Zeit, die L<strong>an</strong>dkarten zu studieren und neue, vielleicht unbek<strong>an</strong>nte Paßstraßen zu finden, die wir d<strong>an</strong>n im nächsten Jahr<br />

"erfahren" konnten.<br />

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D A S J A H R 1 9 8 2<br />

Wie üblich konnte ich es kaum erwarten, die Duc aus ihrem Winterschlaf zu wecken und dem Frühjahrsbeginn zuvor zu<br />

kommen. Schon die <strong>ersten</strong> Sonnenstrahlen ver<strong>an</strong>laßten mich, ungeachtet der noch tiefen Temperaturen, erste kleine Runden zu<br />

drehen. Nur wenige Kilometer genügten, um mir zu bestätigen: das ist es, dieses Motorrad ist das richtige für mich.<br />

12. März 1982: Wien - Laxenburg - Münchendorf - Guntramsdorf - Wien. (=50km)<br />

26. März 1982: Wien - Exelberg - Riederberg - Wien. (=50km)<br />

27. März 1982: Wien - Velm - Reisenberg - Seibersdorf - Ebreichsdorf - Münchendorf - Traiskirchen -<br />

Gumpoldskirchen - Weinstraße - Mödling - Wien. (=100km)<br />

2. April 1982: Wien - Münchendorf - Traiskirchen - Baden - Helenental - Mayerling - Grub - Breitenfurt - Kleiner<br />

Semmering - Purkersdorf - Riederberg - Katzelsdorf - Königstetten - Exelberg - Neuwaldegg - Wien. (=130km)<br />

16. April 1982: Wien - Neuwaldegg - Dopplerhütte - Königstetten - Kierling - Klosterneuburg - Höhenstraße - Wien.<br />

(=80km)<br />

Nach all diesen kurzen Solo-Ausfahrten war sowohl die Zeit reif als auch die Temperatur hoch genug, um auch Crisi<br />

wieder <strong>an</strong> die <strong>Ducati</strong>-Fahrerei zu gewöhnen. Die nächste Ausfahrt <strong>an</strong> einem warmen und sonnigen Tag machten wir wieder<br />

gemeinsam, zunächst, zum Aufwärmen, noch in eher flachem Gelände.<br />

25. April 1982: Wien - Guntramsdorf - Eisenstadt - Neusiedl am See - Hainburg - Braunsberg - Gänserndorf -<br />

Mistelbach - Buschberg - Korneuburg - Wien. (=300km)<br />

Früher f<strong>an</strong>den die Motorrad-WM-Läufe <strong>auf</strong> dem Salzburgring statt, und zwar immer am <strong>ersten</strong> Mai-Wochenende. Dies<br />

barg einige Gefahren in sich, denn oft war Anf<strong>an</strong>g Mai das Wetter in Salzburg noch recht alpin, was m<strong>an</strong>chmal eisige Kälte<br />

und sogar Schneeregen bedeutete. 1982 war es nur kalt, windig und regnerisch. In der Morgendämmerung begaben wir uns<br />

<strong>auf</strong> die Westautobahn und trotzten 250 km l<strong>an</strong>g einem mächtigen Gegenwind, der unserer Duc nur mehr 150 km/h<br />

Spitzengeschwindigkeit zugest<strong>an</strong>d und den Benzinverbrauch um satte 30 Prozent erhöhte.<br />

2. Mai 1982: Wien - Westautobahn - Mondsee - St. Gilgen - Fuschl - Salzburgring - Salzburg - Gaisberg - Gmunden -<br />

Wien. (=630km)<br />

Und schon wieder war ein Hinterreifen abgehobelt, mehr als 3.000 Kilometer waren den schmalen Dingern einfach nicht<br />

abzutrotzen. Zugegeben, die originale Dimension 3.50-18 war schon ein wenig zierlich, heutzutage sind die meisten<br />

Vorderreifen breiter, und jede 600er hat mindestens einen 160er hinten <strong>auf</strong> der Felge. Damals waren die<br />

Niederquerschnittsreifen noch g<strong>an</strong>z frisch <strong>auf</strong> dem Markt, und einen 110/90-18er zu montieren grenzte fast noch <strong>an</strong> ein<br />

Experiment.<br />

15. Mai 1982: Wien - Mödling - Hafnerberg - Traisen - Tradigist - Kirchberg/Pielach - Fr<strong>an</strong>kenfels - Wastl am Wald -<br />

Annaberg - Ulreichsberg - Gscheid - Ochsattel - Kalte Kuchl - Hainfeld - Günselsdorf - Wien. (=280km)<br />

Der Mai neigte sich seinem Ende zu, das traditionelle "Stubenberg-Wochenende" rückte näher. Diesmal dauerte es nur<br />

zwei Tage, doch das tat dem Spaß am See kaum Abbruch. Der erste Tag gehörte überwiegend dem Fahrvergnügen <strong>auf</strong> den<br />

umliegenden Bergsträßchen, der zweite der Erholung am Badestr<strong>an</strong>d.<br />

30. Mai 1982: Wien - Südautobahn - Seebenstein - Hartberg - Stubenberg - Kulm - Br<strong>an</strong>dluckn - Passail - Rechberg -<br />

Fladnitz - Teichalpe - Straßegg - Birkfeld - Strallegg - Toter M<strong>an</strong>n - Stubenberg. (=350km)<br />

Die Heimfahrt durch die Bucklige Welt bescherte uns ein unerwartetes Aha-Erlebnis: die Duc, bisher ein Muster <strong>an</strong><br />

Stabilität in jeder Fahrsituation, wackelte in schnellen Kurven wie der vielzitierte "Lampelschwaaf" (für Dialekt-Unkundige:<br />

das heißt Lämmerschw<strong>an</strong>z).<br />

31. Mai 1982: Stubenberg - Oberwart - Bernstein - Kirchschlag in der Buckligen Welt - St. Martin - Mattersburg -<br />

Eisenstadt - Wien. (=160km)<br />

Großes Entsetzen <strong>meine</strong>rseits, doch Freund Peter Horvath wußte beim folgenden Werkstattbesuch sofort die Lösung: die<br />

Marzocchi-Stoßdämpfer, die als große Novität "luftdruckunterstützt" arbeiteten, hatten die Luft und damit auch den<br />

zugehörigen Druck l<strong>an</strong>gsam verloren, wodurch die Unterstützung der Dämpfung natürlich sehr bescheiden ausfiel.<br />

Regelmäßiges Auffüllen mit einem speziellen Gerät sei notwendig und koste jedesmal einen Obolus in die Kaffeekassa,<br />

meinte der Meister aller italienischen Geräte und behob flugs den Fehler.<br />

20. Juni 1982: Wien - Wieselburg - Lunz am See - Hieflau - Eisenerz - Präbichl - Zeltweg - Österreichring - Gaberl -<br />

Kapfenberg - Semmering - Wien. (=520km)<br />

Die L<strong>an</strong>gstrecken-WM st<strong>an</strong>d wieder <strong>auf</strong> dem Programm, einen Tagesausflug war uns das trotz schlimmer <strong>Erinnerungen</strong> <strong>an</strong><br />

das Vorjahr doch wieder wert. Im Zuseher-Gelände trafen Crisi und ich d<strong>an</strong>n <strong>auf</strong> unsere Freunde Robert und Fritzl, was die<br />

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abendliche Heimfahrt d<strong>an</strong>n recht vergnüglich gestaltete, denn mit zwei Touren-Guzzis konnte die P<strong>an</strong>tah jederzeit mithalten.<br />

Die Fahrwerksprobleme waren auch wieder beseitigt und die Duc fühlte sich in der kühlen Abendluft ausgesprochen wohl,<br />

denn <strong>auf</strong> der Südautobahn lief sie zu zweit locker über 180 km/h, nicht übel für eine 500er mit knappen 50 PS.<br />

27. Juni 1982: Wien - Mödling - Weinstraße - Baden - Berndorf - Günselsdorf - Südautobahn - Wien. (=120km)<br />

Wer bei schwarz-marmoriertem Himmel losfährt und hofft, daß sich das Wetter zum besseren wenden möge, der ist in<br />

unseren Breiten schlecht beraten. Natürlich goß es bald wie aus Kübeln, und die Ausfahrt endete in einem Wirtshaus in<br />

Berndorf. Nach mehreren Stunden vergeblichen Wartens <strong>auf</strong> einsetzende Trockenheit beschlossen Helmut Tiefinger, Michi<br />

Veith, Fritzl Reichel und ich, widerwillig unsere Regenbekleidung überzustreifen und den direkten Heimweg über die<br />

Südautobahn nach Wien <strong>an</strong>zutreten.<br />

4. Juli 1982: Wien - M<strong>an</strong>nersdorf - Loretto - Eisenstadt - Donnerskirchen - Hof - Kaisersteinbruch - Purbach -<br />

M<strong>an</strong>nersdorf - Baden - Helenental - Klausenleopoldsdorf - Schusternazl - Wien. (=210km)<br />

Unverdrossen probierten wir es eine Woche später wieder, diesmal blieben wir trocken. Einmal im Jahr muß das<br />

Leithagebirge dr<strong>an</strong>, es gibt dort, eh-scho-wissen, zwar nur drei Straßen, die aber sind recht sp<strong>an</strong>nend in der Streckenführung<br />

und im Straßenbelag. Dennoch, die kurze Tour ist immer ein netter Nachmittagsausflug.<br />

11. Juli 1982: Wien - Südautobahn - Wöllersdorf - Reichenthal - Ascher - Puchberg - Neunkirchen - Payerbach -<br />

Preiner Gscheid - Mürzzuschlag - Krieglach - Alpl - Fischbach - Auf der Sch<strong>an</strong>z - Rettenegg - Pfaffensattel -<br />

Feistritzsattel - St. Corona - Asp<strong>an</strong>g - Forchtenau - Wiener Neustadt - Wien. (=420km)<br />

Das war wieder eine richtige Tagestour, mit ausreichend Paßstraßen und tadellosen P<strong>an</strong>oramen im Semmering -<br />

Wechselgebiet. Die nächste Ausfahrt unternahmen wir wieder in Begleitung von Gerhard Klimek und seiner Frau Rosi, sie<br />

sollte uns über den Seiberer zum Ottensteiner Stausee führen, wo wir uns bei der mittlerweile herrschenden Hitze im kühlen<br />

Naß erfrischen wollten. Gerhard hatte sich beim Importeur die br<strong>an</strong>dneue Yamaha XZ 550 ausgeborgt, die aber nur bis<br />

Sittendorf hielt, wo sie lautstark einen Pleuellagerschaden <strong>an</strong>kündigte. Während wir warteten, fuhr er damit gnadenlos zurück<br />

nach Favoriten und holte seine gewohnte XJ 650.<br />

1. August 1982: Wien - Sittendorf - Schusternazl - Eichgraben - Neulengbach - Herzogenburg - Krems - Weißenkirchen<br />

- Seiberer - Zwettl - Ottensteiner Stausee - Dobrastausee - Krumau - Gföhl - L<strong>an</strong>genlois - Wien. (=320km)<br />

Das Ableben der XZ 550 war nicht das einzige un<strong>an</strong>genehme Erlebnis <strong>an</strong> diesem heißen Sommertag. Kurz nach<br />

Herzogenburg entpuppte sich eine schnelle Rechtskurve als sogen<strong>an</strong>nte "Ringelschw<strong>an</strong>zkurve", was uns etwas in Bedrängnis<br />

brachte. Gerhard brauchte ja nur die zweite Straßenhälfte, doch ich mußte bis <strong>auf</strong>s B<strong>an</strong>kett ausweichen. Dieses war schmal<br />

und steinig, außerdem st<strong>an</strong>d da ein Begrenzungspfahl im Weg.<br />

Ich war mir nicht sicher, ob die vorgesehene Sollbruchstelle in diesen Plastikpfosten wirklich so leicht nachgeben würde<br />

und suchte nach Alternativen. Links war einige Meter tiefer ein Gemüsefeld, also versuchte ich, wieder <strong>auf</strong> die Straße zu<br />

gel<strong>an</strong>gen. Leider war da eine Stufe von gut zehn Zentimetern und ich gel<strong>an</strong>gte nicht. Stattdessen schmiß es uns einfach hin.<br />

Zum Glück waren wir da schon sehr l<strong>an</strong>gsam, und nach ein paar Metern war die Rutschpartie zu Ende. Viel war nicht passiert,<br />

außer ein paar Kratzern, also setzten wir unseren Ausflug gelassen fort.<br />

11. August 1982: Wien - Graz - Stainz - Deutschl<strong>an</strong>dsberg - Eibiswald - Soboth - Völkermarkt - Klagenfurt - Loiblpaß<br />

- Wurzenpaß - Villach - Dobratsch - Feld am Brennsee. (=530km)<br />

Schon zehn Tage später waren die Sturzschäden weitestgehend beseitigt und wir waren wieder <strong>auf</strong> Tour durch Österreich.<br />

Das Wetter hielt sich diesmal <strong>an</strong> die Vorhersage und blieb sonnig und warm.<br />

12. August 1982: Feld am Brennsee - Radenthein - Paternion - Windische Höhe - Preßegger See - Naßfeld -<br />

Plöckenpaß - Lesachtal - Iselsberg - Heiligenblut - Großglockner Hochalpenstraße - Bruck - Zell am See - Dientner Sattel<br />

- Filzensattel - Bischofshofen - Gosau - Steeg am Hallstättersee. (=430km)<br />

Das schöne Wetter lockte nicht nur uns in die Berge, sondern leider auch viele Flachländer. Speziell Norddeutsche und<br />

Holländer bevölkerten in Massen die Großglocknerstraße, stellenweise bummelten sie im Schrittempo durch die Gegend und<br />

blieben bevorzugt in Serpentinen stehen, um "Oma beim Edelweißpflücken" oder ähnliches zu fotografieren. Oben, <strong>auf</strong> der<br />

Fr<strong>an</strong>z-Josefs-Höhe, st<strong>an</strong>k d<strong>an</strong>n die Kupplung der Duc wie eine gebratene Kuhflade und bergab verabschiedete sich die<br />

Hinterbremse durch Fading.<br />

13. August 1982: Steeg - Altaussee - Liezen - Windischgarsten - Hengstpaß - Kirchdorf/Krems - Steyr - Behamberg -<br />

Waidhofen/Ybbs - Gresten - Wieselburg - Wien. (=420km)<br />

Kleines Service nach der Heimkehr: gleich zwei neue Reifen, erstmals Metzeler statt Pirelli, Ölwechsel und<br />

Ölfilterwechsel, neue Zündkerzen, Schmier- und Pflegedienst. Zwei Wochen später ging´s bereits wieder in die Ferne.<br />

Diesmal begleitete uns Bruno Walter mit seiner Honda CB 750 F.<br />

26. August 1982: Wien - Salzburg - Wildbichl - Wörgl - Weerberg - Absam - Innsbruck - Axams - Grinzens. (=500km)<br />

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Autobahnfahren ist öd, aber m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n dr<strong>auf</strong> mächtig Meter machen. Schon nach drei Stunden waren wir am Walserberg,<br />

und bald dar<strong>auf</strong> in den Bergen Tirols. In der Axamer Lizum f<strong>an</strong>d Bruno eine nette Frühstückspension, der abendliche<br />

Spazierg<strong>an</strong>g entl<strong>an</strong>g des Sendersbaches war ausgesprochen erfrischend.<br />

27. August 1982: Grinzens - Zirl - Seefelder Sattel - Telfs - Holzleitensattel - Fernpaß - Bichlbach - Elmen -<br />

Hahntennjoch - Imst - Arlberg - Flexenpaß - Hocht<strong>an</strong>nberg - Furkajoch - R<strong>an</strong>kweil. (=320km)<br />

Nebel belästigte uns <strong>an</strong> diesem Tag, zeitweilig war er so dicht, daß m<strong>an</strong> kaum die Kühe sehen konnte, die sich am<br />

Furkajoch <strong>auf</strong> der Straße tummelten. Der Flexenpaß war durchgehend Baustelle, in den Lawinengalerien beinahe eine<br />

Moto-Cross-Piste. Die Autofahrer waren auch nicht sehr beschwingt unterwegs, mehr im Stop-<strong>an</strong>d-Go-Betrieb, der<br />

wiederum die Kupplungen unserer Motorräder arg malträtierte.<br />

Dafür entdeckte Bruno in R<strong>an</strong>kweil Privatzimmer bei g<strong>an</strong>z netten Leuten, die für unsere Motorräder sogar ihre Autos aus<br />

der Garage verb<strong>an</strong>nten. Im Gespräch wollten sie uns gar nicht glauben, daß wir aus Wien stammten, weil wir so überhaupt<br />

nicht wie der "Mundl" aus der damals aktuellen Fernsehserie "Ein echter Wiener..." sprachen.<br />

28. August 1982: R<strong>an</strong>kweil - Bregenz - Bludenz - Silvretta-Alpenstraße - Bielerhöhe - L<strong>an</strong>deck - Imst - Kühtai -<br />

Kematen - Jenbach - Zell am Ziller. (=400km)<br />

Regen, Regen, Regen... zum Verzweifeln. Über 2.000 Meter Seehöhe auch noch saukalt, so ein Mist. In Zell am Ziller<br />

nahmen wir in einem Gasthof den g<strong>an</strong>zen Heizraum in Beschlag, um unsere nassen Sachen wieder halbwegs trocken zu<br />

bekommen. Und die Wettervorhersage verhieß weiterhin nichts Gutes.<br />

29. August 1982: Zell am Ziller - Gerlospaß - Mittersill - Paß Thurn - Zell am See - Bischofshofen - Adnet - Krispl -<br />

Ebenau - Fuschl - Unterach am Attersee - Steinbach - Gmunden - Westautobahn - Wien. (=530km)<br />

Bis Bischofshofen pischte Petrus, als hätte er zuviel Bier getrunken, d<strong>an</strong>n trocknete die Straße rasch genug <strong>auf</strong>, um die alte<br />

Bergrennstrecke von Adnet nach Krispl richtig genießen zu können. Leider ging damit auch die Tour bald zu Ende, <strong>auf</strong> der<br />

Westautobahn schien d<strong>an</strong>n sogar noch die Sonne. Der Elektrostarter der P<strong>an</strong>tah mochte das Regenwetter auch nicht, mit<br />

scharrenden Geräuschen weigerte er sich, weiter seiner Aufgabe nachzukommen. Die Duc wurde damit quasi zur<br />

Rennmaschine, nach jedem Halt mußte ich sie <strong>an</strong>rennen. Eine Elektromotorenwerkstätte überholte den maroden<br />

Bosch-Starter mit einfachen Mitteln, das war viel billiger, als einen neuen zu k<strong>auf</strong>en.<br />

5. September 1982: Wien - Mautern - Weißenkirchen - Seiberer - Elsenreith - Spitz/Donau - Jauerling - Melktal - Melk<br />

- M<strong>an</strong>k - Luft - Kirchberg/Pielach - Traisen - Hainfeld - Klammhöhe - Wien. (=310km)<br />

Eine "Clubausfahrt" ins Donautal mit dem Twin-Club-Vienna, unserer damaligen Interessensgemeinschaft. Viele Freunde<br />

fuhren da mit: Rol<strong>an</strong>d Varecka, Rainer Zellhofer, Peter Schett, Michi Schreiter, Michi Killmeyer und <strong>an</strong>dere.<br />

3. Oktober 1982: Wien - Schusternazl - Traisen - Annaberg - Josefsberg - Zellerain - Seebergsattel - Pretalsattel -<br />

Niederalpl - Lahnsattel - Ochsattel - Rohrer Sattel - Gutenstein - Auf dem Hart - Hernstein - Wien. (=400km)<br />

Mit <strong>meine</strong>m alten Schulfreund Rol<strong>an</strong>d fuhr ich immer gerne gemeinsam, denn wir bevorzugten stets dieselben Straßen und<br />

dasselbe Tempo, sprich sportliche Fahrweise ohne übertriebenes Risiko. Diese Herbstausfahrt führte uns über einige der<br />

schönsten Strecken in den Voralpen. Weil es schon recht kühl war, hielt sich der sonstige Ausflugsverkehr in Grenzen. Für<br />

einige Kilometer tauschten wir unsere Motorräder, doch ich konnte mich mit der breiten und relativ schweren Kawasaki<br />

Z750 nicht recht <strong>an</strong>freunden, und Rol<strong>an</strong>d hatte Mühe, seine 196 cm Körpergröße <strong>auf</strong> der zierlichen P<strong>an</strong>tah unterzubringen.<br />

7. Oktober 1982: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Tulln - Tulbinger Kogl - Mauerbach - Tullnerbach -<br />

Riederberg - Troppberg - Irenental - Wienerwaldsee - Kleiner Semmering - Hochrotherd - Schusternazl - Kaltenleutgeben<br />

- Wien. (=120km)<br />

Beim Lesen <strong>meine</strong>r alten Aufzeichungen über die Fahrten mit der <strong>Ducati</strong> P<strong>an</strong>tah und beim Schreiben dieses Buches fragte<br />

ich mich oft, woher ich damals die Zeit nahm, soviel Zeit <strong>auf</strong> und mit dem Motorrad zu verbringen. 1980 fuhr ich von Ende<br />

Juni bis Ende September fast 7.000 km, 1981 beinahe 10.000 km, 1982 sollten es <strong>an</strong> die 9.000 km werden. Heutzutage bin<br />

ich schon froh, wenn ich in einer Saison einen Hinterreifen abfahren k<strong>an</strong>n, mehr als 5.000 km werden es kaum noch.<br />

17. Oktober 1982: Wien - Dopplerhütte - Passauerhof - Dopplerhütte - Königstetten - Tulbinger Kogl - Passauerhof -<br />

Dopplerhütte - Königstetten - Wien. (=100km)<br />

Diese seltsame Streckenführung war einer unserer Twin-Club-Späße: in spielerischem Wettstreit fuhren wir eine<br />

20-Kilometer-Runde durch den Wienerwald, möglichst genau mit einem Schnitt von 50 km/h. Dies kombinierten wir mit<br />

einer Sonderprüfung, die darin best<strong>an</strong>d, von der Dopplerhütte die vielen Kurven der früheren Bergrennstrecke bergab nach<br />

Königstetten ohne Motorkraft zu rollen. Der Gesamtsieger nach Addition der beiden Wertungen war ich selbst, zu <strong>meine</strong>r<br />

größten Überraschung, denn ich war weder der mit dem genauen Schnitt von 50 noch der Schnellste beim Bergabrollen.<br />

23. Oktober 1982: Wien - Exelberg - Tulln - Eggenburg - Röschitz - Pulkau - Retz - Hardegg - Drosendorf - Horn -<br />

Rosenburg - Maria Dreieichen - Eggenburg - Tulln - Tulbinger Kogl - Mauerbach - Wien. (=320km)<br />

Das Waldviertel übt im Herbst immer einen besonderen Reiz <strong>auf</strong> mich aus. Die unterschiedlichen Baumsorten im<br />

Mischwald spielten mit allen Farben des Malkastens. Bei der Rast <strong>auf</strong> einer Lichtung im T<strong>an</strong>nenwald zeigten die milden<br />

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Strahlen einer schon tiefstehenden Sonnen wie l<strong>an</strong>ge Finger durch den schattigen Dunst <strong>auf</strong> uns und tupften kleine<br />

Lichtreflexe <strong>auf</strong> die glänzenden Stellen am Motorrad.<br />

7. November 1982: Wien - Preßbaum - Hochstraß - Klausenleopoldsdorf - G´schriebene Buche - Schusternazl -<br />

Hochrotherd - Kleiner Semmering - Laab im Wald - Breitenfurt - Wien. (=80km)<br />

Nur mehr drei Grad Celsius, die Duc mochte gar nicht mehr gern <strong>an</strong>springen. Die letzte Ausfahrt des <strong>Jahre</strong>s war<br />

unwiderruflich vorbei, der Winter kehrte wieder ein. Diesmal st<strong>an</strong>d ein größeres Service für die P<strong>an</strong>tah bevor, denn sie war<br />

mittlerweile 25.000 Kilometer alt. Ventile wurden sorgfältig justiert, Öl und Ölfilter gewechselt, Kette und Kettenräder<br />

erneuert, das Lenkkopflager durch ein besseres ersetzt, die Gabel erhielt neue Dichtringe und frisches Gabelöl. Das nächste<br />

Jahr konnte kommen.<br />

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Wieder dauerte der Winter viel zu l<strong>an</strong>ge, ab Februar konnte ich es kaum mehr aushalten. Ende März hielt mich nichts mehr<br />

zurück, zehn Celsiusgrade mußten genügen, hinein in die Lederkombi und raus <strong>auf</strong>´s L<strong>an</strong>d.<br />

28. März 1983: Wien - Exelberg - Dopplerhütte - Ried - Sieghartskirchen - Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf<br />

- G´schriebene Buche - Schusternazl - Sittendorf - Wien. (=120km)<br />

Drei große Gefahren barg jeder neue Saisonbeginn in sich: der eigene Übermut, der nach Monaten der Zw<strong>an</strong>gspause schwer<br />

zu zügeln war, die Autofahrer, die über den Winter vergessen hatten, daß es Motorräder gab, und die Straßenoberfläche, die<br />

zum einen noch kalt war und den Reifen kaum Grip bot, zum <strong>an</strong>deren noch mit feinverteiltem Streusplitt bedeckt war.<br />

Zurückhaltung war also jedes Jahr <strong>auf</strong>s neue <strong>an</strong>gesagt, bis alles wieder eingespielt war und die April-Regenfälle den Splitt<br />

zum größten Teil weggeschwemmt hatten.<br />

6. April 1983: Wien - Exelberg - Weidling - Klosterneuburg - Höhenstraße - Neuwaldegg - Hütteldorf - Westautobahn -<br />

Preßbaum - Hochstraß - Klausenleopoldsdorf - Schusternazl - Sittendorf - Perchtoldsdorf - Wien. (=150km)<br />

Speziell die Höhenstraße war und ist noch immer berüchtigt für ihren Straßenbelag, der überwiegend aus<br />

Katzenkopfpflaster besteht. Die Oberfläche der kleinen Pflastersteine ist in 60 <strong>Jahre</strong>n spiegelbl<strong>an</strong>k poliert worden, in den<br />

Ritzen und Rillen hält sich hartnäckig feiner Splitt, oder es wächst Gras und Moos zwischen den Steinen. Alles in allem eine<br />

würzige Sache, aber die gelungene Streckenführung und die herrlichen Ausblicke machen diesen Umst<strong>an</strong>d mehr als wett.<br />

Außerdem, <strong>auf</strong> einem rutschfesten Belag, ähnlich dem <strong>auf</strong> einer gepflegten Rennstrecke, k<strong>an</strong>n ja jeder ordentlich gasgeben....<br />

10. April 1983: Wien - Riederberg - Chorherrn - Tulbinger Kogl - Mauerbach - Wien - Neuwaldegg - Exelberg -<br />

Chorherrn - Dopplerhütte - Wien. (=130km)<br />

Auch diese verschlungene Route hat ihren Ursprung in einer "Rätselrallye" des Twin-Club-Vienna, ihr geistiger Urheber<br />

war einmal mehr <strong>meine</strong> Person. Ein Punkt im Tullner Becken war navigatorisch, nur mit Hilfe vager geografischer Ortsdaten,<br />

<strong>auf</strong> einem äußerst dürftigen Pl<strong>an</strong> zeichnerisch zu ermitteln und d<strong>an</strong>n innerhalb einer vorgegebenen Zeit auch <strong>auf</strong>zusuchen.<br />

Der Spaß lief unter dem Titel "See you later, Navigator", und genau so hat es sich abgespielt.<br />

18. April 1983: Wien - Mödling - Weinstraße - Gumpoldskirchen - Baden - Helenental - All<strong>an</strong>d - Nöstach - Neuhaus -<br />

Weißenbach - Pottenstein - Berndorf - Auf dem Hart - Hernstein - Markt Piesting - Wien. (=150km)<br />

Es waren diese kleinen Spritztouren, die mir damals das Leben versüßten. Kaum war ein Nachmittag vorlesungsfrei, spr<strong>an</strong>g<br />

ich auch schon in den Leder<strong>an</strong>zug und fuhr mehr oder weniger ziellos durch den nahen Wienerwald. Ich führte damals "ein<br />

Leben wie ein junger Hund".<br />

23. April 1983: Wien - Preßbaum - Hochstraß - Klausenleopoldsdorf - Laaben - Klammhöhe - Hainfeld - Kalte Kuchl -<br />

Ochsattel - Hohenberg - Ochsattel - Schwarzau - Klostertaler Gscheid - Rohrer Sattel - Rohr im Gebirge - Rohrer Sattel -<br />

Gutenstein - Hals - Berndorf - Baden - Helenental - Heiligenkreuz - Wien. (=270km)<br />

Wieder eine Sonntagsausfahrt bei herrlichem Wetter, mit Crisi <strong>auf</strong> dem Sozius. Die Verständigung zwischen Fahrer und<br />

Beifahrerin war immer ein heikles Kapitel. Klopfen <strong>auf</strong> den Oberschenkel konnte bedeuten: "Schau, dort links das schöne<br />

Haus" oder "Bleib stehen, ich muß pinkeln" oder "Fahr nicht so schnell". Das Spektrum der Bedeutungen wie auch der<br />

Interpretationen war also breit gefächert, und es kam häufig zu Mißverständnissen.<br />

Schläge in die Nierengegend waren aber immer eindeutig und sagten: "Fahr nicht wie ein Geistesgestörter, ich habe<br />

Angst!". An diesem Tag hatte ich Nierenschmerzen, denn ich konnte mich mehrmals nicht zurückhalten, vor mir fahrende<br />

Kollegen <strong>auf</strong> ihre Fahrkenntnisse zu prüfen. Nun, es waren auch recht schnelle dabei, was mir mächtig Spaß machte, Crisi<br />

aber "spürbar" Sorgen bereitete.<br />

30. April 1983: Wien - Melk - Ybbs - Maria Taferl - Wachau - Weißenkirchen - Seiberer - Ottensteiner Stausee -<br />

Preinreichs - Gföhl - L<strong>an</strong>genlois. (=230km)<br />

Endstation L<strong>an</strong>genlois, das heißt nicht, daß wir in diesem schönen Weinort übernachten wollten, dort war die Fahrt<br />

zw<strong>an</strong>gsläufig zu Ende. Nach einer vergnüglichen Tour durchs Donautal und Waldviertel, inklusive Elektrobootfahren <strong>auf</strong><br />

dem Stausee, schlich sich ein Defekt in die Elektrik der P<strong>an</strong>tah ein. Mehrmals verweigerte sie g<strong>an</strong>z plötzlich jeglichen Dienst,<br />

nach dem Motto "kein Bild, kein Ton" blieb einfach der Strom komplett weg.<br />

Kurz vor L<strong>an</strong>genlois erschreckte uns d<strong>an</strong>n ein explosionsartiges Geräusch, ich blieb sofort stehen und sah, wie unter dem<br />

Motorblock eine schäumende Flüssigkeit zischend den Straßenbelag <strong>auf</strong>löste. Die Batterie hatte einen gröberen Plattenschluß<br />

und war zerborsten. Wir bef<strong>an</strong>den uns gerade in einer Einfamilienhaussiedlung, und wenige Meter vor uns wusch jem<strong>an</strong>d<br />

gerade sein Auto. In Windeseile schob ich die Duc vor seine Garageneinfahrt, entriß ihm mit dem Aufschrei "Das ist ein<br />

Notfall!" den sprudelnden Gartenschlauch und spülte die ätzende Batteriesäure von Motorblock und Fahrwerk.<br />

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Es blieben auch kaum Spuren zurück, nur der hintere Kotflügel behielt sein Ätzmuster bis heute. Mit dem Heimfahren war<br />

es natürlich vorbei, wir saßen in L<strong>an</strong>genlois fest und warteten <strong>auf</strong> das Eintreffen <strong>meine</strong>s telefonisch alarmierten Vaters. Der<br />

wiederum fuhr zu <strong>meine</strong>m Schwager, räumte dessen voll beladenen Ford-Tr<strong>an</strong>sit-Lieferwagen komplett aus und kam zu<br />

unserer Rettung, wenn auch sehr spät. In der Zwischenzeit hatten wir Gelegenheit, das zeremonielle Aufstellen eines<br />

geschmückten Maibaumes zu beobachten, was m<strong>an</strong> ja auch nicht alle Tage zu Gesicht bekommt.<br />

15. Mai 1983: Wien - Schusternazl - G´schriebene Buche - Laaben - Klammhöhe - Hainfeld - Rotheau - Tradigist -<br />

Kirchberg/Pielach - Luft - Texing - Weißenbach - Fr<strong>an</strong>kenfels - Wastl am Wald - Michelbühel - Gscheid - Ochsattel -<br />

Kalte Kuchl - Hafnerberg - All<strong>an</strong>d - Wien. (=290km)<br />

Das war eine ausgesprochen flotte Twin-Club-Ausfahrt, mit Rol<strong>an</strong>d Varecka, Josi Pr<strong>an</strong>ke, Helmut Tiefinger, Michi<br />

Schreiter und Helmuth Fraisl. Die Duc lief mit einer neuen Batterie wieder <strong>an</strong>st<strong>an</strong>dslos, dafür segnete der Hinterreifen bereits<br />

wieder einmal das Zeitliche. Für die kommende Zweitagesausfahrt nach Kärnten wurde ein neuer Metzeler montiert.<br />

22. Mai 1983: Wien - Westautobahn - St. Pölten - Annaberg - Josefsberg - Wildalpen - Gesäuse - Admont -<br />

Nagelschmied - Trieben - Hohentauern - Scheifling - Perchauer Sattel - Klagenfurt - Hafnersee. (=380km)<br />

Der Hafnersee ist ein kleiner Badesee südlich des Wörthersees, ein Abenteuerspielplatz mit einem hölzernen "Western -<br />

Fort" befindet sich <strong>an</strong> seinem Ufer. Dieses wurde vom Twin-Club sofort zum teilweise überdachten Zeltplatz umgewidmet<br />

und nächtens durch ein gewaltiges Lagerfeuer hell erleuchtet. Es wurde ein richtig rom<strong>an</strong>tischer Abend.<br />

23. Mai 1983: Hafnersee - Griffener Berg - Südautobahn - Wechsel - Wien. (=360km)<br />

Der nächste Morgen war leider verregnet. Crisi und ich hatten es vorgezogen, in einer Frühstückspension zu übernachten<br />

und waren relativ ausgeschlafen. Unsere Freunde aber, die nach dem Fest im "Fort Hafnersee" in Zelten und Schlafsäcken die<br />

kurze Nacht verbracht hatten und am frühen Morgen durch den Regen geweckt worden waren, sahen entsprechend verkatert<br />

drein. Bei vielen Tassen Kaffee warteten wir das Ende der Niederschläge in einem Gasthaus ab und fuhren bei trockenem<br />

Wetter <strong>auf</strong> der Direttissima, das heißt Autobahn, wieder heim.<br />

4. Juni 1983: Wien - Baden - Pottenstein - Hals - Pernitz - Klostertaler Gescheid - Höllental - Preiner Gscheid -<br />

Mürzzuschlag - Krieglach - Alpl - Rettenegg - Feistritzsattel - St. Corona - Mariensee - Asp<strong>an</strong>g - Kr<strong>an</strong>ichberg - Gloggnitz<br />

- Wien. (=340km)<br />

Ein sonniger und heißer Frühsommertag war dieser 4. Juni, gerade richtig für eine Fahrt in die schattigen Wälder von<br />

Rosegger´s Waldheimat. Irgendwo bei Mariensee haben wir uns d<strong>an</strong>n eine schöne Wiese gesucht und eine ausgiebige Pause<br />

inmitten duftender Gräser gemacht.<br />

20. Juni 1983: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Tulln - Stockerau - Wiesen - Tresdorf - Enzersfeld -<br />

Stammersdorf - Wien. (=130km)<br />

21. Juni 1983: Wien - Preßbaum - Hochstraß - Klausenleopoldsdorf - Schusternazl - Kleiner Semmering - Irenental -<br />

Sieghartskirchen - Riederberg - Mauerbach - Tulbingerkogl - St. Andrä - Greifenstein - Hadersfeld - Klosterneuburg -<br />

Höhenstraße - Wien. (=160km)<br />

Zwei kleine Solo-Ausfahrten in die Umgebung Wien´s, einfach, weil der Tag so schön war oder die Lust <strong>auf</strong>´s Fahren so<br />

groß. Irgendwie vermisse ich dieses lockere Leben, damals konnte ich noch g<strong>an</strong>z spont<strong>an</strong> jederzeit beschließen, die Duc zu<br />

nehmen und spazieren zu fahren. Heute? Die g<strong>an</strong>ze Woche hackeln, am Wochenende halbtot herumliegen und von der Woche<br />

erholen, und am Montag fängt das Spielchen wieder von vorne <strong>an</strong>.<br />

26. Juni 1983: Wien - Eggenburg - Röschitz - Retz - Hardegg - Drosendorf - Waidhofen - Litschau - Gmünd - Weitra -<br />

Zwettl - Ottensteiner Stausee - Dobrastausee - Wegscheid - Gars/Kamp - Eggenburg - Wien. (=460km)<br />

Ein Besuch im Motorradmuseum in Eggenburg und eine Runde durch´s urtümliche Waldviertel, das sollte die letzte<br />

Ausfahrt des <strong>Jahre</strong>s gewesen sein. Die Elektrik fing wieder zu spinnen <strong>an</strong>, m<strong>an</strong>chmal wurde Strom produziert, m<strong>an</strong>chmal<br />

nicht, gelegentlich brach das Netz zusammen und nichts ging mehr. Im Sommer war ich voll<strong>auf</strong> mit Ferialarbeit beschäftigt,<br />

im Herbstsemester war <strong>auf</strong> der T.U. mächtig viel zu tun. Als ich den heimtückischen Fehler endlich lokalisiert hatte, war die<br />

kalte <strong>Jahre</strong>szeit wieder da.<br />

Ein einziger Drahtbogen einer Wicklung der Lichtmaschine war schlampig gelegt und st<strong>an</strong>d etwas hervor. Eine einzige der<br />

sechs Befestigungsschrauben des Schwungrades war ein paar Zehntel zu l<strong>an</strong>g geraten. Die Wärmedehnung kam dazu, und im<br />

L<strong>auf</strong>e der Zeit war die Isolierlackierung des Stators durchgewetzt. Das Ergebnis waren natürlich g<strong>an</strong>z kurze Kurzschlüsse,<br />

jede Kurbelwellenumdrehung einer! Wenn der Zufall es wollte, blieb beim Abstellen des Motors die zu l<strong>an</strong>ge Schraube genau<br />

<strong>an</strong> der bl<strong>an</strong>ken Wicklung der Lichtmaschine stehen und der Masseschluß war perfekt. In so einem Fall lief d<strong>an</strong>n natürlich gar<br />

nichts mehr.<br />

Eine Elektromotorenwerkstätte wickelte mir die Lichtmaschine neu, zum halben Preis eines Originalersatzteiles. Das<br />

Endprodukt war schöner gearbeitet als das <strong>Ducati</strong>-Teil und außerdem ein paar Watt stärker. Zum 30.000er Service bekam die<br />

P<strong>an</strong>tah wieder einmal neue Zahnriemen, das Öl wurde im Frühjahr gewechselt und die Ventile peinlich genau eingestellt.<br />

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D A S J A H R 1 9 8 4<br />

Der Winter 83/84 war l<strong>an</strong>g und kalt, erst Ende März konnte ich den Betrieb der Duc wieder <strong>auf</strong>nehmen. Nach der l<strong>an</strong>gen<br />

Pause hatte sich die Luftdruckunterstützung der Marzocchi-Federbeine natürlich wieder verflüchtigt, entsprechend wackelten<br />

wir durch die Gegend, bis ich Zeit hatte, sie bei Peter Horvath wieder befüllen zu lassen.<br />

31. März 1984: Wien - Laxenburg - Hof - Wüste - M<strong>an</strong>nersdorf - Götzendorf - Schwechat - Wien. (=100km)<br />

4. April 1984: Wien - Südautobahn - Baden - Helenental - Mayerling - Grub - Schusternazl - Hochrotherd - Kleiner<br />

Semmering - Preßbaum - Wien. (=100km)<br />

Noch lag überall am Straßenr<strong>an</strong>d Steusplitt in Massen, in den Hügeln des Wienerwaldes konnte m<strong>an</strong> da und dort noch<br />

große Schneeflächen ausmachen. Es bräuchte eine längere warme Periode mit stärkeren Regenfällen, damit die Straßen wieder<br />

sauber würden.<br />

8. April 1984: Wien - Velm - Seibersdorf - Loretto - Eisenstadt - Donnerskirchen - Hof - Kaisersteinbruch - Neusiedl<br />

am See - Bad Deutsch-Altenburg - Orth/Donau - Wien. (=210km)<br />

Jedes Frühjahr: die ominösen drei Straßen über´s Leithagebirge. Wie schon erwähnt, nicht gerade hochalpine Paßstraßen,<br />

aber meistens nicht mit Streusplitt versaut und deshalb schon zeitig in der Saison ohne Bedenken befahrbar.<br />

30. April 1984: Wien - Südautobahn - St. Corona - Feistritzsattel - Pfaffensattel - Semmering - Puchberg - Ascher -<br />

Berndorf - Baden - Wien. (=280km)<br />

Ich schrieb es eing<strong>an</strong>gs schon, der Winter war hart und schneereich. Schon der Feistritzsattel war kein Hochgenuß, denn<br />

links und rechts der Fahrbahn türmten sich noch Schneewächten, und in den Kurven r<strong>an</strong>n das Schmelzwasser talwärts,<br />

natürlich quer über die Straße. Der Pfaffensattel aber war noch viel sp<strong>an</strong>nender, denn da best<strong>an</strong>d die Fahrbahn nur aus<br />

festgefahrenem Schnee. Bek<strong>an</strong>ntlich hat gefrorenes Wasser ja nicht viel Grip, also zirkelte ich die Duc äußerst gefühlvoll über<br />

die Paßstraße. Crisi und ich waren heilfroh, als wir am Semmering wieder <strong>auf</strong> trockenen Asphalt stießen.<br />

3. Juni 1984: Wien - St. Pölten - Kirchberg/Pielach - Wastl am Wald - Josefsberg - Erl<strong>auf</strong>see - Zellerain - Wegscheid -<br />

Niederalpl - Lahnsattel - Michelbühel - Annaberg - Traisen - Hafnerberg - All<strong>an</strong>d - Wien. (=350km)<br />

Bisher hatte ich <strong>auf</strong> all <strong>meine</strong>n Fahrten kaum <strong>an</strong>dere <strong>Ducati</strong>-Fahrer getroffen, diese Marke war damals in Österreich kaum<br />

vertreten. Wenige hundert gab es laut Zulassungsstatistik, entsprechend gering war die Wahrscheinlichkeit, zufällig irgendwo<br />

Kollegen zu treffen. An diesem Tag sah ich in Annaberg am Straßenr<strong>an</strong>d gleich zwei, eine Hailwood-Replica 900 und eine<br />

P<strong>an</strong>tah 600. Leider konnte ich die zugehörigen Fahrer nirgends entdecken, aus einem Erfahrungsaustausch wurde nichts.<br />

10. Juni 1984: Wien - Wr. Neustadt - Forchtenstein - Bucklige Welt - Asp<strong>an</strong>g/Wechsel - St. Corona - Kr<strong>an</strong>ichberg -<br />

Gloggnitz - Höllental - Kalte Kuchl - Ramsau - Hainfeld - Klammhöhe - Laaben - Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d - Wien.<br />

(=310km)<br />

An diesem Tag war "Mecki" Klimek wieder besonders gut dr<strong>auf</strong> und scheuchte seine Yamaha RD 350 durch die Bucklige<br />

Welt, daß ich nur fassungslos hinterdrein fahren konnte. Okay, ich war zu zweit unterwegs und er alleine, aber mir so davon<br />

zu fahren, war eine Gemeinheit. Am Beginn des Höllentales blieb er stehen und deutete mir, er müsse nur pinkeln und ich<br />

solle ruhig weiterfahren. Wenige Kilometer d<strong>an</strong>ach hatte er mich wieder überholt und fuhr wie ein Berserker weiter.<br />

21. Juni 1984: Wien - Westautobahn - Steyrermühl - Bad Ischl - Bad Goisern - Paß Gschütt - Bischofshofen - Dientner<br />

Sattel - Filzensattel - Zell am See - Großglockner-Hochalpenstraße - Iselsberg. (=500km)<br />

Bruno Walter war <strong>auf</strong> dieser Dreitagesausfahrt wieder unser <strong>an</strong>genehmer Begleiter. Den Großteil des Tages war es zwar<br />

bewölkt, aber trocken und warm. Ausgerechnet am Fuße des Großglockners änderte sich das Wetter, am Hochtor fuhren wir<br />

in einen kalten Regenschauer. Unsere Befürchtungen bewahrheiteten sich leider, auch der nächste Tag war regnerisch,<br />

allerdings öfters unterbrochen durch sonnige Auflockerungen.<br />

22. Juni 1984: Iselsberg - Lienz - Silli<strong>an</strong> - Lago di Misurina - Col S<strong>an</strong> Angelo - Passo Tre Croci - Cortina d´Ampezzo -<br />

Passo Falzarego - Passo Valparola - La Villa - Passo Furcia - Silli<strong>an</strong> - Lesachtal - Kötschach-Mauthen. (=310km)<br />

Wenigstens war es kein Dauerregen, nur gelegentliche Schauer störten uns bei unserer Runde durch die Dolomiten.<br />

Trotzdem, die Bergstraßen in Südtirol waren in jedem Fall ein Erlebnis, auch wenn sie feucht waren und keine allzu flotte<br />

Fahrt zuließen.<br />

23. Juni 1984: Kötschach-Mauthen - Plöckenpaß - Hermagor - Windische Höhe - Auf der Eben - Millstätter See -<br />

Ebene Reichenau - Nockalmstraße - Katschberg - Radstädter Tauern - Liezen - Admont - Weyer - Amstetten - Wien.<br />

(=550km)<br />

Die dritte Etappe bescherte mir einen sogen<strong>an</strong>nten "Patschen" im Hinterreifen. "Auf der Eben", eine kleine Paßstraße in<br />

Kärtnen, hieß der Unglücksort, <strong>an</strong> dem die Duc plötzlich unfahrbar wurde. An Ort und Stelle versuchte ich eine Notreparatur<br />

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mit einem P<strong>an</strong>nenflickspray. Leider reichte weder der Druck noch die Klebekraft dieses Mittels aus, um den Reifen prall zu<br />

halten. Jede Stunde einmal mußte ich eine T<strong>an</strong>kstelle <strong>auf</strong>suchen, um drei neue "bar" Luft hinein zu pumpen.<br />

Crisi setzte sich zu Bruno <strong>auf</strong> den Soziussitz, der aber seine Honda-Stoßdämpfer <strong>auf</strong> Solobetrieb eingestellt hatte und das<br />

entsprechende Werkzeug zuhause vergessen hatte. Wie zwei Hochseedampfer kamen wir daher, schlingernd und schaukelnd<br />

wackelten wir heimwärts. Zu allem Überfluß beg<strong>an</strong>n es <strong>auf</strong> der Westautobahn auch noch zu regnen. Zwei neue<br />

Metzeler-Reifen waren d<strong>an</strong>ach fällig, br<strong>an</strong>dneue Profile: ein ME 33 Laser zierte ab da das Vorderrad, ein ME 99 das hintere.<br />

15. Juli 1984: Wien - Ebreichsdorf - Forchtenstein - L<strong>an</strong>dsee - Bromberg - Pitten - Schwarzau im Steinfelde -<br />

Winzendorf - Berndorf - Hafnerberg - G´schriebene Buche - Kleiner Semmering - Wolfsgraben - Wien. (=270km)<br />

Die neuen Reifen schienen zu halten, was die Werbung versprach: gutes H<strong>an</strong>dling, ausreichend Grip. Eine flotte Ausfahrt<br />

mit Freund Rol<strong>an</strong>d war die beste Probe <strong>auf</strong>´s Exempel. Wenn auch die Lebensdauer halbwegs reichlich ausfallen sollte, wären<br />

das die idealen Gummi´s für die Duc.<br />

21. Juli 1984: Wien - Traismauer - Krems - Imbach - Stausee Ottenstein - Gars/Kamp - L<strong>an</strong>genlois - Tulln - Tulbinger<br />

Kogl - Wien. (=260km)<br />

Ein historisches Datum, d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> diesem Tag f<strong>an</strong>d in Imbach das erste Treffen der "<strong>Ducati</strong>-Freunde-Österreich" statt. Bis zu<br />

diesem Wochenende hatte ich kaum Kontakt zu <strong>an</strong>deren Desmo-Piloten, zu selten waren diese zu finden, speziell in Wien. In<br />

St. Pölten und Krems aber hatte sich schon ein Grüppchen gefunden, Ewald Grillmayer, Andi Loidl und die Stadler-Brüder<br />

waren der harte Kern dieses inoffiziellen Clubs. Eine Gründungssitzung wurde vereinbart, und für mich war es Ehrensache,<br />

von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> dabei zu sein.<br />

5. August 1984: Wien - Gloggnitz - Krieglach - Alpl - Toter M<strong>an</strong>n - Schloffereck - Stubenbergsee - Birkfeld - Ratten -<br />

Feistritzsattel - Gloggnitz - Wien. (=370km)<br />

Tropische Hitze herrschte <strong>an</strong> diesem Tag, was lag also näher, als eine Ausfahrt in die schattigen Wälder der Steiermark mit<br />

einem kühlen Bad im Stubenbergsee zu verbinden. Nach der Heimkehr war noch ein kleines Service fällig, denn ein paar<br />

Wochen später wollte ich die Duc in unsere Sommerfrische in Bad Goisern mitnehmen. Ölwechsel, Ölfilterwechsel, Putzund<br />

Schmierdienst, das sollte reichen.<br />

20. August 1984: Wien - Westautobahn - Amstetten - Weyer - Hengstpaß - Windischgarsten - Pyhrnpaß - Liezen -<br />

Stainach - Pötschenpaß - Bad Goisern. (=300km)<br />

23. August 1984: Bad Goisern - Durch den Stein - St. Nikolai - Sölker Tauern - Seethaler Höhe - Tamsweg - Turracher<br />

Höhe - Ebene Reichenau - Nockalmstraße - Schönfeldsattel - Bundschuhtal - Mauterndorf - Twenger Paß - Radstädter<br />

Tauern - Radstadt - Wagrainer Höhe - Lammertal - Paß Gschütt - Hallstatt - Koppenstraße - Bad Aussee - Pötschenpaß -<br />

Bad Goisern. (=400km)<br />

Nach einer halbwegs interess<strong>an</strong>ten, aber getrennten Anreise und zwei Tagen der Entsp<strong>an</strong>nung und des "dolce far niente"<br />

inmitten des l<strong>an</strong>dschaftlichen Kleinods Salzkammergut begaben wir uns <strong>auf</strong> die erste Ausfahrt in die naheliegenden Tauern.<br />

Das macht dieses Gebiet ja so interess<strong>an</strong>t: es ist nahe genug, um mit Auto und Motorrad <strong>an</strong>zureisen, es bietet m<strong>an</strong>nigfaltige<br />

Erholungsmöglichkeiten und die Nähe zu wunderbaren Alpenstraßen. Der Sölker Tauern oder Sölkpaß war übrigens in<br />

diesem Jahr noch immer Schotterstraße.<br />

28. August 1984: Bad Goisern - Traunkirchen - Unterach am Attersee - Koppl - Krisplsattel - Hallein -<br />

Marktschellenberg - Roßfeld-Ringstraße - Hochschwarzeckpaß - Salzburg - Gaisbergspitze - Bad Ischl - Bad Goisern.<br />

(=300km)<br />

Auch Bayern ist nahe genug, um es vom Salzkammergut bequem zu erreichen und den östlichsten Ausläufer der Deutschen<br />

Alpenstraße einmal zu erkunden. Der Weg führte uns auch am ehemaligen Domizil des "GröFaZ" vorbei, dem Berghof, der<br />

nach dem Ende des unrühmlichen Dritten Reiches fast völlig dem Erdboden gleich gemacht wurde, um nicht kommenden<br />

Generationen von Neonazis als Erinnerungsstätte dienen zu können.<br />

29. August 1984: Bad Goisern - Pötschenpaß - Liezen - Trieben - Kaiseraustraße - Nagelschmiedpaß - Admont -<br />

Gesäuse - Hieflau - Lunz am See - Grubberg - Pielachtal - St. Pölten - Wien. (=290km)<br />

Auch die Heimfahrt war ein Genuß, das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, die Duc benahm sich tadellos. Lediglich<br />

ein Marzocchi-Stoßdämpfer sabberte ein wenig Öl aus seinem Gehäuse, hier war ein Dichtsatz und eine Überholung<br />

notwendig.<br />

21. Oktober 1984: Wien - Westautobahn - St. Pölten - Annaberg - Josefsberg - Mariazell - Seebergsattel - Pretalsattel -<br />

Kindberg - Sch<strong>an</strong>zsattel - Fischbach - Koglhof - Br<strong>an</strong>dluckn - Gasen - Straßegg - St. Jakob - Eiweggsattel - Kindberg -<br />

Kapellen - Preiner Gscheid - Gloggnitz - Südautobahn - Wien. (=450km)<br />

Fast zwei Monate Pause, und die Duc rev<strong>an</strong>chiert sich sofort für die m<strong>an</strong>gelhafte Aufmerksamkeit: die Batterie ist<br />

entladen und die Marzocchi´s sind drucklos. Auch von der Strecke her gab´s eine Überraschung: der Sch<strong>an</strong>zsattel, bisher<br />

S<strong>an</strong>dstraße, war plötzlich asphaltiert.<br />

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27. Oktober 1984: Wien - St. Pölten - Annaberg - Josefsberg - Wildalpen - Hieflau - Leopoldsteiner See - Präbichl -<br />

Trofaiach - Hiaslegg - Tragöß. (=280km)<br />

Eine neue Einrichtung des Twin-Club-Vienna: das "Herbst-Camp" in Tragöß. Bereits im Vorjahr hatten wir uns dieser<br />

Herausforderung gestellt, allerdings m<strong>an</strong>gels Tr<strong>an</strong>sportmöglichkeit für das Zelt alternativ im VW Käfer, wodurch wir uns<br />

natürlich heftigen Spott einh<strong>an</strong>delten. Dieses Jahr hatten wir uns ein riesiges Familien-Zelt von <strong>meine</strong>m Studienkollegen<br />

Willi Frey ausgeborgt und dem "Versorgungs-Wagen", nämlich Fritzl´s Eigenbau-Wohnmobil, mitgegeben. Dafür war auch<br />

fast ein LKW notwendig, denn es h<strong>an</strong>delte sich um zwei riesige Säcke voll mit Pl<strong>an</strong>en und St<strong>an</strong>gen, zusammen gut 30 Kilo<br />

schwer.<br />

Wir fuhren gemeinsam mit Rol<strong>an</strong>d und Bruno mit leichtem Gepäck zum T.C.V.-Zeltplatz <strong>auf</strong> dem Gelände einer<br />

"Naturfreunde"- Hütte hinter dem Grünen See. Die Routenwahl führte uns d<strong>an</strong>n in eine erstklassige Geländeprüfung, denn die<br />

als "Nebenstraße" verzeichnete Strecke über das Hiaslegg entpuppte sich als übelste Forststraße mit faustgroßen Steinen als<br />

Belag. An einer Stelle lag sogar ein frisch geschlägerter Baumstamm quer über die Straße, und wir mußten die drei<br />

Motorräder mit vereinten Kräften darüber hinweg hieven.<br />

Die Übernachtung in unserem Leih-Zelt war d<strong>an</strong>n recht komfortabel, denn im Gegensatz zu den Zelten unserer Freunde<br />

war unseres mehr vom Typ "Zirkus Roncalli", es war m<strong>an</strong>nshoch, bot locker Platz für vier ausgewachsene Schläfer und,<br />

welch Luxus, im Vorzelt Unterkunft für drei Motorräder. Am nächsten Morgen waren unsere Fahrzeuge d<strong>an</strong>n auch die<br />

einzigen ohne Eiskruste, was den Kaltstart entschieden erleichterte.<br />

28. Oktober 1984: Tragöß - Bruck/Mur - Mürzzuschlag - Preiner Gscheid - Höllental - Klostertaler Gscheid -<br />

Gutenstein - Hals - Berndorf - All<strong>an</strong>d - Breitenfurt - Wien. (=200km)<br />

Mit einer vergnüglichen Heimfahrt bei kaltem, aber sonnigem Wetter endete unser Survival-Camp. Nur die Tachowelle<br />

brach, und die Marzocchis <strong>an</strong> der P<strong>an</strong>tah quittierten vollends luftleer ihren Dienst und sabberten Öl aus allen Dichtflächen.<br />

Beim Versuch, sie zu zerlegen, brach d<strong>an</strong>n ein Gehäuse irreparabel entzwei. Nachdem die roten Dinger ohnehin mehr<br />

Marterinstrument als Stoßdämpfer gewesen waren, ärgerte ich mich gar nicht sehr.<br />

Wenige Tage später waren Koni-Federbeine montiert, die mit erstklassiger Dämpfung und progressiver Federung bis heute<br />

die Straßenlage der P<strong>an</strong>tah entscheidend prägen. Dies war gleichzeitig die letzte Ausfahrt dieses <strong>Jahre</strong>s, das übliche<br />

Winter-Service bei ca. 35.000 Kilometern Tachost<strong>an</strong>d erschöpfte sich in einem Ölwechsel und einer Überprüfung des<br />

Ventilspieles. Noch immer hielt der Motor durch und strafte die Mutmaßungen notorischer Jap<strong>an</strong>er-F<strong>an</strong>s Lügen, die<br />

behaupteten, eine <strong>Ducati</strong> wäre nach wenigen tausend Kilometern reif für den <strong>ersten</strong> Motorschaden.<br />

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D A S J A H R 1 9 8 5<br />

Die neue Saison beg<strong>an</strong>n spät, erst Mitte April tat die Duc ihren <strong>ersten</strong> Huster. Es war noch kühl, die Straßen bedeckte noch<br />

der im Winter gestreute Splitt, also beschränkte ich <strong>meine</strong>n Tatendr<strong>an</strong>g <strong>auf</strong> eine kleine Wienerwaldrunde. Die neuen<br />

Koni-Dämpfer paßten perfekt für mein Gewicht und <strong>meine</strong> Fahrweise, hoffentlich würden sie auch im<br />

Zwei-Personen-Betrieb so gut funktionieren.<br />

18. April 1985: Wien - Südautobahn - Laxenburg - Münchendorf - Traiskirchen - Baden - Helenental - Mayerling -<br />

Heiligenkreuz - Wolfsgraben - Tullnerbach - Sieghartskirchen - Riederberg - Wien. (=120km)<br />

20. April 1985: Wien - Preßbaum - Hochstraß - Laaben - Klammhöhe - Traisen - Gaiseben - Kirchberg/Pielach - Luft -<br />

M<strong>an</strong>k - Melk - Wachau - Krems - Tulln - Exelberg - Wien. (=280km)<br />

Diese Probe best<strong>an</strong>den sie ebenfalls ohne Probleme, auch Crisi war mit dem Komfort der neuen Federbeine sehr zufrieden.<br />

Die Einstellung stellte einen Kompromiß für beide Betriebsarten dar: solo eher hart, zu zweit eher weich. Das entsprach auch<br />

<strong>meine</strong>n Gepflogenheiten, allein eher sportlich zu fahren, zu zweit eher gemütlich, schon aus Rücksicht <strong>auf</strong> <strong>meine</strong><br />

Nierengegend, die sonst unter den Protestschlägen <strong>meine</strong>r Angetrauten zu sehr leiden mußten.<br />

25. Mai 1985: Wien - Baden - Berndorf - Hals - Klostertaler Gscheid - Höllental - Preiner Gscheid - Semmering -<br />

Pfaffensattel - Feistritzsattel - Wechsel - Bucklige Welt - Wr. Neustadt - Südautobahn - Wien. (=320km)<br />

Für den Juni hatten wir uns wieder eine größere Tour vorgenommen, diesmal unter starker Beteiligung: Rol<strong>an</strong>d Varecka,<br />

Bruno Walter, Helmuth Fraisl, Günter Bitterm<strong>an</strong>n und wir beide. Die Duc wurde noch mit einem neuen Hinterreifen, einer<br />

neuen Kette samt Kettenrad, neuen Bremsbelägen und frischer Bremsflüssigkeit verwöhnt, d<strong>an</strong>n gingen wir alle "on the road".<br />

6. Juni 1985: Wien - Westautobahn - St. Pölten - Pielachtal - Lunz am See - Hengstpaß - Pyhrnpaß - Liezen - Sölkpaß -<br />

Tamsweg - Bundschuhtal - Schönfeldsattel - Nockalmstraße - Brennsee. (=450km)<br />

Trotz motorischer Überlegenheit der <strong>an</strong>deren, die zudem durchwegs ohne das Gewichtsh<strong>an</strong>dicap einer Beifahrerin<br />

unterwegs waren, brauchte ich mich mit den Fahrleistungen der P<strong>an</strong>tah niemals zu genieren. Das geringe Gewicht und das<br />

überlegene Fahrwerk machten viele PS wett. Es hat sich noch selten jem<strong>an</strong>d beschwert, daß es ihm hinter mir "fad" geworden<br />

wäre. Ein weiteres großes Plus der <strong>Ducati</strong> war immer ihr geringer Verbrauch von höchstens fünfeinhalb Litern bei normaler<br />

Fahrweise.<br />

7. Juni 1985: Brennsee - Nöringsattel - Millstätter See - Katschberg - Twenger Paß - Radstädter Tauern - Wagrainer<br />

Höhe - Bischofshofen - Dientner Sattel - Filzensattel - Paß Grießen - Wörgl - Innsbruck - Seefelder Sattel - Möserer Sattel<br />

- Buchener Sattel - Telfs. (=400km)<br />

Der Nöring-Sattel entpuppte sich als Sackgasse, nach steiler Anfahrt <strong>auf</strong> tiefem Erdboden mündete der Weg in einem<br />

<strong>auf</strong>gelassenen Bergwerk. Wir mußten also fluchend umkehren. Leider war die Weiterfahrt außerdem teilweise verregnet und<br />

sehr kühl, was den Genuß weiter schmälerte. Abends in Telfs f<strong>an</strong>den wir uns nach dem Abendessen noch in einer obskuren<br />

"Bar" wieder, in der m<strong>an</strong> sauren und eiskalten Rotwein in Limonadegläsern servierte und dafür horrende Beträge verl<strong>an</strong>gte.<br />

Unsere wütenden Reklamationen wurden mit abfälligen Bemerkungen über unsere Heimatstadt Wien kommentiert. Nach der<br />

Erkenntnis, daß m<strong>an</strong> im westlichen Bergl<strong>an</strong>d besser ein deutscher Tourist als ein Wiener sei, weil ersterer sich <strong>an</strong>scheinend<br />

widerspruchsloser durch die Tiroler schröpfen ließ, gingen wir zu Bett.<br />

8. Juni 1985: Telfs - Holzleitensattel - Fernpaß. (=35km)<br />

Kalt und naß präsentierten sich die Alpen auch am dritten Tag unserer Tour. In einer endlosen Prozession von PKW´s und<br />

LKW´s schlichen wir zum Fernpaß. Exakt <strong>auf</strong> der Paßhöhe, in einer Rechtskurve, in der, wie wir später feststellten, Dieselöl<br />

aus einem Lastwagent<strong>an</strong>k <strong>auf</strong> die Straße geraten war, verließ mich das Vorderrad seitwärts, was einen Sturz unvermeidlich<br />

machte.<br />

Zum Glück waren wir <strong>an</strong> dieser Stelle sehr l<strong>an</strong>gsam, so daß die Rutschpartie nach wenigen Metern schon zu Ende war. Die<br />

Duc schlitterte auch nicht gegen feste Hindernisse, die Schäden hielten sich in Grenzen. Nur der H<strong>an</strong>dbremszylinder war<br />

schon wieder kaputt, wie damals in Zeltweg, was in jedem Falle eine Notreparatur erforderlich machte.<br />

Doch derartige Überlegungen waren müßig, denn hinter uns war auch Günter Bitterm<strong>an</strong>n zu Sturz gekommen, und er hatte<br />

weniger Glück als wir. Seine 1100er Suzuki donnerte in die Leitpl<strong>an</strong>ke, Günter selbst rutschte bäuchlings gegen einen<br />

Betonklotz und verletzte sich <strong>an</strong> der Schulter. Die Suzuki war rundherum ziemlich beschädigt, <strong>an</strong> eine Heimfahrt war<br />

plötzlich nicht mehr zu denken.<br />

Wir ver<strong>an</strong>laßten d<strong>an</strong>n den Abtr<strong>an</strong>sport der Motorräder nach Imst, deponierten dort entbehrliches Gepäck und fuhren weiter<br />

Richtung Heimat. Es traf sich gut, daß drei aus unserer Gruppe solo unterwegs waren und uns "Verunfallten" Platz <strong>auf</strong> dem<br />

Beifahrersitz <strong>an</strong>bieten konnten. Im strömenden Regen kämpften wir uns über Autobahnen bis Mondsee durch, wo wir<br />

<strong>auf</strong>gaben und die Nacht verbrachten. Günter telefonierte d<strong>an</strong>n mit Leo Potesil, der uns am folgenden Morgen mit einem<br />

trockenen und bequemen Auto abholte und nach Wien ch<strong>auf</strong>fierte.<br />

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Leo org<strong>an</strong>isierte wenige Tage später auch einen Lastwagen, mit dem wir die "Wracks" aus dem Inntal holen konnten.<br />

Leider hatte dieser LKW eine defekte Zylinderkopfdichtung und eigentlich nur zwei Sitze im Fahrerhaus. Einer von uns saß<br />

also immer <strong>auf</strong> der Motorhaube, mit eingezogenem Kopf und heißem Hintern. Der jeweilige Fahrer mußte immer einen<br />

wachsamen Blick <strong>auf</strong> die Instrumente haben, denn durch Kühlwasser- und Ölvernichtung infolge der kaputten Dichtung<br />

wurde der Motor ständig zu heiß.<br />

Mit der Zeit f<strong>an</strong>den wir einen Kompromiß zwischen Überhitzung und Geschwindigkeit: bei konst<strong>an</strong>t 80km/h blieb der<br />

Zeiger der Kühlmitteltemperatur<strong>an</strong>zeige knapp unter dem roten Bereich. Leider hemmte dieses bescheidene Tempo unser<br />

Vorwärtskommen ziemlich. Um wenigstens <strong>auf</strong> die Nachfüll-Pausen verzichten zu können, nahmen wir unter akrobatischen<br />

Verrenkungen während der Fahrt die Motorabdeckung herunter und schütteten von Zeit zu Zeit Wasser und billiges Öl in die<br />

dazugehörigen Einfüllöffnungen.<br />

Am späten Nachmittag trafen wir d<strong>an</strong>n in Imst ein und verluden die beiden Motorräder. Die Heimfahrt zog sich d<strong>an</strong>n noch<br />

mehr, erst gegen Morgengrauen kehrten wir wieder heim nach Wien. Die S<strong>an</strong>ierungsarbeiten <strong>an</strong> der Duc gestalteten sich<br />

zeit<strong>auf</strong>wendig, denn m<strong>an</strong>gels Geld wollte ich alles so preiswert als möglich reparieren. So kittete ich alle Lackteile selbst,<br />

schliff, grundierte, schliff, grundierte, schliff und grundierte bis die Oberfläche auch dem Fachm<strong>an</strong>n perfekt erschien. Nur die<br />

Metallic-Lackierung selbst ließ ich in einem Meisterbetrieb machen.<br />

Die roten und blauen Dekor-Aufkleber schnitt ich selbst aus Folie und brachte sie und die Schriften eigenhändig <strong>an</strong>. Alle<br />

notwendigen Ersatzteile besorgte ich bei Herm<strong>an</strong>n Beyreuther in München, denn dort waren sie erheblich billiger als beim<br />

damaligen Importeur Richard Kas<strong>an</strong>. So verging der Sommer mit Reparaturarbeiten, erst im Oktober konnte ich die<br />

Wiedererst<strong>an</strong>dene wenigstens noch einmal vor der Winterpause <strong>an</strong> die frische Luft führen.<br />

6. Oktober 1985: Wien - Baden - Pernitz - Klostertaler Gscheid - Höllental - Preiner Gscheid - Niederalpl - Lahnsattel<br />

- Gscheid - Ochsattel - Kalte Kuchl - Hainfeld - Hafnerberg - All<strong>an</strong>d - Wien. (=300km)<br />

Es war eine sogen<strong>an</strong>nte Clubausfahrt, weil drei Mitglieder des Twin-Club mitein<strong>an</strong>der spazieren fuhren. Tommy und Niko<br />

begleiteten mich <strong>auf</strong> ihren Touren-Motorrädern Guzzi California und Yamaha XS 850 durch´s Voralpenl<strong>an</strong>d. Dieses Jahr<br />

brachte keine wesentlichen Fortschritte <strong>auf</strong> dem Kilometerzähler der P<strong>an</strong>tah, mit St<strong>an</strong>d 37.000 wurde sie konserviert und<br />

eingewintert.<br />

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D A S J A H R 1 9 8 6<br />

22. April 1986: Wien - Kaltenleutgeben - Schusternazl - Klausenleopoldsdorf - Hochstraß - Preßbaum -<br />

Sieghartskirchen - Königstetten - Dopplerhütte - Exelberg - Wien. (=120km)<br />

Ein halbes Jahr ohne Duc-Fahren hinterläßt Spuren, <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs war ich <strong>an</strong> diesem Tag noch sehr verhalten unterwegs. Es war<br />

auch besser so, denn <strong>auf</strong> den Straßen rund um Wien lag noch in jeder Kurve Rollsplitt. Diese Unsitte ärgert mich jedes Jahr<br />

<strong>auf</strong>´s neue, kaum schneit es drei Flocken, streut m<strong>an</strong> Unmengen Kies <strong>auf</strong> jede noch so unbedeutende Nebenstraße, doch wenn<br />

der Schnee d<strong>an</strong>n geschmolzen ist, räumt niem<strong>an</strong>d den Dreck wieder weg.<br />

25. Mai 1986: Wien - Riederberg - Traismauer - Mautern - Egelsee - Mautern - Aggsbach - Loosdorf - M<strong>an</strong>k - Luft -<br />

Kirchberg/Pielach - Tradigist - Lilienfeld - Hainfeld - Klammhöhe - Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d - Wien. (=260km)<br />

Die <strong>Ducati</strong>-Freunde hatten wieder einmal zu einem Treffen für Italienische Motorräder gebeten. Der Guzzi-fahrende Anteil<br />

des Twin-Clubs hatte deshalb das Wochenende <strong>auf</strong> dem Camping-Gelände in Egelsee verbracht. Für ihre Eigenkomposition<br />

"Rum-Früchte-Tee", den sie offenherzig verteilten, wurden Rainer Zellhofer, Fritzl Reichel und Peter Schett von all jenen, die<br />

in der kühlen Nacht froren, sehr gelobt. Am Sonntag kam auch ich zu Besuch, die Heimreise war d<strong>an</strong>n sehr <strong>an</strong>regend. Nach<br />

dieser Ausfahrt war d<strong>an</strong>n routinemäßig wieder ein Vorderreifen fällig, eine neue Batterie ebenfalls.<br />

22. Juni 1986: Wien - Südautobahn - Semmering - Zeltweg - Österreichring - Kapfenberg - Seebergsattel - Josefsberg -<br />

Annaberg - St. Pölten - Westautobahn - Wien. (=460km)<br />

Die L<strong>an</strong>gstrecken-WM gastierte wieder <strong>auf</strong> dem Ö-Ring. Damals war das die einzige Gelegenheit, richtige<br />

Viertakt-Rennmaschinen in Aktion zu sehen, denn Superbikes oder Battle-of-the-Twins-Rennen gab es damals bestenfalls in<br />

den Vereinigten Staaten zu sehen. Oft fuhren auch frisierte Guzzi´s oder <strong>Ducati</strong>´s mit, allerdings <strong>auf</strong> schnellen Kursen wie<br />

dem Ö-Ring ohne Ch<strong>an</strong>ce gegen die Vierzylinder. Obwohl, ein erster Hoffnungsschimmer zeigte sich am Horizont: in diesem<br />

Jahr hatte Marco Lucchinelli in Daytona mit einer <strong>auf</strong> 851 ccm <strong>auf</strong>gebohrten <strong>Ducati</strong> F1 gewonnen.<br />

2. August 1986: Wien - St. Gilgen - Hof - Salzburgring - Mondsee. (=300km)<br />

Schon 1985 hatte der <strong>Ducati</strong>-Club-München <strong>auf</strong> dem Salzburgring ein Treffen mit Trainingsläufen ver<strong>an</strong>staltet, wir waren<br />

damals mit dem Auto gekommen, weil die P<strong>an</strong>tah ja nach dem Fernpaß-Crash marod war. Ewald Grillmayer hatte mich<br />

vorher mit Herm<strong>an</strong>n Beyreuther "kurzgeschlossen", der mir d<strong>an</strong>n die Ersatzteile, die ich telefonisch bei ihm bestellt hatte,<br />

sogar nach Salzburg mitbrachte. Damit beg<strong>an</strong>n eine dauerhafte Freundschaft und intensive "Geschäftsbeziehung".<br />

Ein Jahr später f<strong>an</strong>d wieder ein solches "Trainingslager" statt, die <strong>Ducati</strong>-Freund-Österreich mischten auch mit, sei´s als<br />

Helfer oder Fahrer. Über 100 Fahrer vergnügten sich <strong>auf</strong> der Rennstrecke, darunter auch H<strong>an</strong>s Amon aus Bad Aussee. Er<br />

demonstrierte mit seiner neuen <strong>Ducati</strong> 750 Montjuich sehr eindrucksvoll, welche Power in einer werks-getunten F1 steckte.<br />

Lisi Meixner, Leo Potesil, Günter Bitterm<strong>an</strong>n und ich fotografierten alles, was sich <strong>auf</strong> und abseits des Kurses bewegte. Die<br />

Dia-Show <strong>an</strong> einem der nächsten Clubabende in Melk war d<strong>an</strong>n entsprechend sp<strong>an</strong>nend und sehr l<strong>an</strong>g.<br />

3. August 1986: Mondsee - St. Gilgen - Bad Goisern - Obertraun - Koppenpaßstraße - Bad Aussee - Liezen - Trieben -<br />

Nagelschmiedpaß - Admont - Gesäuse - Hieflau - Wildalpen - Mariazell - Gscheid - Ochsattel - Kalte Kuchl - Rohrer<br />

Sattel - Wöllersdorf - Wien. (=450km)<br />

Die Heimfahrt war fast schon zuviel des Schönen: blauer Himmel, 30° im Schatten, eine Bade-Pause am Hallstätter See,<br />

wunderbare Kurvenstraßen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit kehrten wir nach Wien heim. Solche Wochenenden sind<br />

absolute Höhepunkte und immer unvergeßlich. Der Hinterreifen war auch schon wieder abgewetzt und wurde von einem<br />

weiteren Metzeler ME 99 A abgelöst.<br />

23. August 1986: Wien - Amstetten - Waidhofen/Ybbs - Altenmarkt - Hengstpaß - Pyhrnpaß - Liezen - Obertauern -<br />

Tauernautobahn - Spittal/Drau - Lienz. (=470km)<br />

Die <strong>Ducati</strong>-Freunde hatten beschlossen, gemeinsam durch Österreich zu touren. Wir trafen uns in Amstetten, noch bei<br />

tadellosem Wetter. Ein gutes Dutzend Motorradfahrer waren da beisammen, unter <strong>an</strong>deren Andi Loidl, das Ehepaar Strobl,<br />

H<strong>an</strong>s Stöger, Ewald Grillmayer, Lisi Meixner, Leo Potesil, Günter Bitterm<strong>an</strong>n und wir beide eben. Auf unserer Fahrt<br />

Richtung Alpenhauptkamm wurde der Himmel immer finsterer, während der Mittagspause in Obertauern beg<strong>an</strong>n es d<strong>an</strong>n zu<br />

regnen.<br />

Ich hatte ein winziges Tr<strong>an</strong>sistorradio im T<strong>an</strong>krucksack, wir lauschten ergriffen der Hiobsbotschaft des Wetterberichtes:<br />

Temperatursturz, Regen, Schnee im Gebirge. Nur für die Alpen-Südseite wurde besseres Wetter versprochen, in Südtirol<br />

sollte sogar die Sonne scheinen. Nun schieden sich die Geister, die Mehrheit brach enttäuscht die Wochenendausfahrt ab und<br />

sah zu, daß sie vor dem Winter wieder daheim war. Die Wiener, also wir fünf, beschlossen, die Kaltfront zu durchstoßen, bis<br />

der Regen <strong>auf</strong>hörte. Schließlich meinte Günter Bitterm<strong>an</strong>n noch, er kenne ein ausgezeichnetes Fisch-Restaur<strong>an</strong>t in Mer<strong>an</strong>.<br />

Damit st<strong>an</strong>d sofort auch unser nächstes gepl<strong>an</strong>tes Etappenziel fest.<br />

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Nur hatten wir die Rechnung ohne Petrus gemacht: der Regen nahm <strong>an</strong> Intensität zu und vereinigte sich mit einem<br />

mächtigen Sturmwind fast zu einem Taifun, der uns zeitweilig beinahe von der Tauernautobahn geschwemmt hätte. Er setzte<br />

auch die Motorräder derart unter Wasser, daß die Elektrik von Leo´s Königswellen-900er den totalen Kurzschluß<br />

praktizierte. Ohne Elektrostarter geriet die Diagnose zur Tortur, nie wußten wir, ob Leo, der ja gelernter KFZ-Elektriker ist,<br />

den richtigen oder den falschen Fehler lokalisiert hatte oder ob wir einfach schon zu schwach waren, um die Duc zum x-ten<br />

Male <strong>an</strong>zurennen oder ob sie sowieso nicht <strong>an</strong>springen wollte.<br />

Am Ende bef<strong>an</strong>d er ein Relais für schuldig, das die Schwunglichtmagnetzündung beim Umdrehen des Zündschlüssels<br />

kurzschließen sollte, um den Motorl<strong>auf</strong> zu beenden. Kurzerh<strong>an</strong>d baute er es aus und mußte fort<strong>an</strong> den Motor bei jedem Halt<br />

abwürgen, denn trotz Zündschlüssel <strong>auf</strong> "Aus" lief er ja munter weiter. Ein Abendessen in Mer<strong>an</strong> konnten wir nun vergessen,<br />

in der Abenddämmerung kamen wir gerade noch nach Lienz in Osttirol.<br />

24. August 1986: Lienz - Felbertauern - Mittersill - Bischofshofen - Tauernautobahn - Salzburg - Westautobahn -<br />

Mondsee. (=240km)<br />

Saukalt war der nächste Tag, doch wenigstens regnete es nicht. Uns verließ der Mut, wir wollten nun doch wieder heim,<br />

<strong>auf</strong> dem kürzesten Wege. Dieser führte uns durch den Felbertauerntunnel. Am südlichen Portal war es nur kalt und nebelig,<br />

am nördlichen Ausg<strong>an</strong>g wurden wir von einem Schneeregen überrascht, der uns blitzartig wieder in die verhaßten<br />

Regenkombi´s zw<strong>an</strong>g. Im Talboden wurde aus dem Schnee wieder Regen, doch der wurde immer stärker. Am Mondsee gaben<br />

wir <strong>auf</strong> und übernachteten in einem kleinen Hotel am See, genau wie im letzten Jahr.<br />

25. August 1986: Mondsee - Westautobahn - Wien. (=260km)<br />

Am Morgen hatte der Regen <strong>auf</strong>gehört. Die leidige, stinkl<strong>an</strong>gweilige Westautobahn war staubtrocken, bei St. Pölten<br />

blinzelte sogar, wie zum Hohn, die Sonne durch die Wolken. Die Motorräder sahen aus, als wären sie p<strong>an</strong>iert. Eine<br />

hartnäckige graue Dreckschicht bedeckte alle noch so verborgenen Teile und ließ sich erst nach mehrmaliger H<strong>an</strong>dwäsche<br />

mühsam entfernen.<br />

14. September 1986: Wien - Südautobahn - Wr. Neustadt - Forchtenstein - Rosalia - Hochwolkersdorf - Bromberg -<br />

Thernberg - Schlag - Asp<strong>an</strong>g - St. Corona - Schottwien - Semmering - Südautobahn - Wien. (=270km)<br />

Die Bucklige Welt ist ein kleines Motorrad-Schlaraffenl<strong>an</strong>d. Stundenl<strong>an</strong>g k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> berg<strong>auf</strong>, bergab über kurvenreiche<br />

Straßerln bummeln, kein Autoverkehr stört die Idylle. Meist fährt m<strong>an</strong> <strong>auf</strong> sonnigen Bergrücken und k<strong>an</strong>n solcherart<br />

ungetrübte Ausblicke über gepflegte Wiesen und Felder genießen. Verträumte Ortschaften und einsame Gasthöfe laden zur<br />

gemütlichen Jause. All das findet der Kenner nur eine Stunde von Wien entfernt.<br />

28. September 1986: Wien - Seebenstein - Bromberg - Klimek´s Wertungsfahrt - Bromberg - Wien. (=420km)<br />

Gerhard Klimek nutzte dieses dichte Straßennetz ohne nennenswerten Autoverkehr als Terrain für seine Wertungsfahrt. In<br />

einer selbst gewählten Durchchnittsgeschwindigkeit mußten insgesamt rund 250 km Straßen und Güterwege, Feldwege und<br />

Forststraßen befahren werden. Als Wegweiser hatte er ein selbstentworfenes "Roadbook" mit kryptischen Erläuterungen<br />

ausgegeben. Crisi und ich lagen g<strong>an</strong>z gut im Schnitt, doch ein einziges falsches Abbiegen machte jede Siegch<strong>an</strong>ce zunichte.<br />

Trotzdem, es war ein äußerst vergnüglicher Tag.<br />

Bald dar<strong>auf</strong> wurde der Herbst immer winterlicher, die Duc rief nach einem größeren Service, hatte sie doch nun schon<br />

40.000 km <strong>auf</strong> dem Tachometer. Interessehalber zerlegte ich den Motor und f<strong>an</strong>d in den Zylindern noch den Kreuzstrich vom<br />

Honen. Diese Nikasil-Beschichtung war wirklich hart. Die Auslaßventile waren etwas <strong>an</strong>gebr<strong>an</strong>nt, also wurden sie ersetzt,<br />

prophylaktisch erneuerte ich auch die Kolbenringe. Kolben und Köpfe wurden gesäubert, die Ventilsitze korrekturgefräst, alle<br />

Ventile sorgfältig eingeschliffen, alle Dichtungen erneuert, das Ventilspiel genauestens justiert. Ölwechsel, Filterwechsel,<br />

neue Gabelsimmerringe und frisches Gabelöl rundeten das umf<strong>an</strong>greiche Programm ab.<br />

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2. Mai 1987: Wien - Preßbaum - Hochstraß - Klausenleopoldsdorf - Schusternazl - Wöglerin - Kleiner Semmering -<br />

Laab im Wald - Breitenfurt - Wien. (=100km)<br />

Die <strong>ersten</strong> Kilometer zeigten, daß sich die Frischzellenkur gelohnt hatte. Ordentliche Kompression und sauberer Motorl<strong>auf</strong><br />

waren der Lohn der Arbeit. Mit maximal 5.000 U/min wurde das überholte Aggregat schonend eingefahren.<br />

9. Mai 1987: Wien - Auhof - Sophienalpe - Mauerbach - Tulbingerkogl - Dopplerhütte - Kirchbach - Gugging -<br />

Klosterneuburg - Höhenstraße - Neuwaldegg - Wien. (=100km)<br />

Weitere hundert Kilometer mit 6.000 U/min <strong>auf</strong> altbek<strong>an</strong>nten Wienerwaldstraßen.<br />

30. Mai 1987: Wien - Sieghartskirchen - Traismauer - Krems - Egelsee - Wien. (=160km)<br />

Mit bereits 7.000 U/min fuhren wir zum <strong>Ducati</strong>-Treffen nach Egelsee. Die Stimmung war so gut, der Abend so lustig, daß<br />

wir es bereuten, keine Übernachtung eingepl<strong>an</strong>t zu haben. Spätabends kamen wir erst heim und ich beschloß, am nächsten<br />

Morgen alleine nochmals hin zu fahren.<br />

31. Mai 1987: Wien - Sieghartskirchen - Wien. (=60km)<br />

Bei der Ortsdurchfahrt Sieghartskirchen vernahm ich plötzlich seltsame Geräusche hinter dem Kupplungsdeckel, als würde<br />

jem<strong>an</strong>d eine Blechdose mit einigen großen Schrauben drin schütteln. Vorsichtshalber drehte ich sofort um und verbrachte den<br />

Rest des Sonntages in <strong>meine</strong>r Werkstatt. Die Übeltäter waren rasch entdeckt: zwei Kupplungsfedern waren gebrochen. Die<br />

Beläge selbst sahen noch g<strong>an</strong>z gut aus, also gab ich nur sechs neue Federn und neues Motoröl.<br />

28. Juni 1987: Wien - Südstadt - Schusternazl - Heiligenkreuz - Wr. Neudorf - Pfaffstätten - Gaaden - Shopping City<br />

Süd - Burg Liechtenstein - Maria Enzersdorf - Wien. (=160km)<br />

Diese seltsame Streckenführung gehört zu einer Rätselrallye, <strong>an</strong> der Peter Schett, Helmuth Fraisl und ich als Team<br />

teilnahmen. Der Ver<strong>an</strong>stalter, ein Club aus Mödling, hatte viele knifflige Fragen und interess<strong>an</strong>te Sonderprüfungen eingebaut,<br />

doch wir gew<strong>an</strong>nen souverän. Jetzt stellte sich nur die Frage, wie m<strong>an</strong> die Siegprämie, eine Garnitur Reifen, durch drei teilen<br />

sollte. Ich brauchte sowieso bald zwei neue Reifen, Helmuth und Peter habe ich ausbezahlt, so hatten wir drei neben einem<br />

lustigen Tag auch noch einen beträchtlichen Gewinn.<br />

5. Juli 1987: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Kleinstaasdorf - Riederberg - Sieghartskirchen -<br />

Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf - Heiligenkreuz - Mödling - Guntramsdorf - Wien. (=100km)<br />

Mittlerweile waren seit dem Service schon fast 1.000 km verg<strong>an</strong>gen, ich drehte den Motor schon wieder über 8.000 U/min.<br />

Die 10.000er-Grenze wollte ich aber erst nach einer Überprüfung des Ventilspieles überschreiten. Nach der nächsten Ausfahrt<br />

sollte auch das erledigt werden.<br />

10. Juli 1987: Wien - Altlengbach - Klammhöhe - Hainfeld - Kalte Kuchl - Rohrer Sattel - Pernitz - Hals - Pottenstein -<br />

Baden - Wien. (=180km)<br />

Die Ventilspielkontrolle bestätigte mir sorgfältige Arbeit, denn alles lag deutlich innerhalb der Toler<strong>an</strong>zen. Beim Ausbau<br />

der Räder für den fälligen Reifenwechsel entdeckte ich rasselnde Radlager im Vorderrad. Günter Bitterm<strong>an</strong>n arbeitete damals<br />

bei der Firma F.A.G. und besorgte mir kostengünstig qualitativ besseren Ersatz.<br />

Der Rest des Monats Juli verging mit der Vorbereitung unseres <strong>ersten</strong> Clubrennens der <strong>Ducati</strong>-Freunde-Österreich <strong>auf</strong><br />

dem Österreichring. Der Münchner Club hatte <strong>auf</strong> dem Salzburgring wegen allzu enger Lärmvorschriften der Behörden das<br />

H<strong>an</strong>dtuch geworfen. Wir spr<strong>an</strong>gen nach einiger Überlegung in die Bresche und l<strong>an</strong>deten spont<strong>an</strong> einen Anf<strong>an</strong>gserfolg: über<br />

200 Nennungen, darunter viele Italiener. Das war das erste Battle-Of-The-Twins-Rennen in Österreich, es siegte Ferdin<strong>an</strong>do<br />

De Cecco <strong>auf</strong> <strong>Ducati</strong> vor M<strong>an</strong>fred Schopper <strong>auf</strong> Guzzi.<br />

Der August ging d<strong>an</strong>n mit der Aufarbeitung des Ereignisses dr<strong>auf</strong>: eine Sondernummer unserer Clubzeitung mit allen<br />

Ergebnissen mußte rasch produziert und versendet werden. Der B.O.T.-Sieger De Cecco hatte uns bei der Siegerehrung<br />

spont<strong>an</strong> nach Italien eingeladen, eine Aufforderung, der wir gerne nachkamen. Weil das Wetter wieder einmal schlecht war,<br />

fuhren Crisi und ich per PKW nach Muzz<strong>an</strong>a del Turgn<strong>an</strong>o, südlich von Udine.<br />

Dort hatte Ferdin<strong>an</strong>do, der früher Werksrennfahrer für N.C.R. war, ein Motorradgeschäft. Lisi, Leo und Günter hielt der<br />

Regen nicht vom Motorradfahren ab, abends trafen wir uns alle zu einem improvisierten Festessen. Auch mit N<strong>an</strong>do und<br />

seiner Frau Nidia verbindet uns seither eine tiefe Freundschaft. Erst im September f<strong>an</strong>d ich wieder Zeit für mich und mein<br />

liebstes Hobby.<br />

12. September 1987: Wien - Krems - Gföhl - Ottenstein - Zwettl - Vitis - Wolfsegg - Horn - Stockerau - Wien. (=400km)<br />

Dem Twin-Club-Vienna, den ich mit einigen Freunden 1978 gegründet hatte, konnte ich mich immer weniger widmen.<br />

Das Clubtreffen im Waldviertel besuchte ich nur als Gast und nahm auch als solcher <strong>an</strong> der darin integrierten Rätselrallye teil.<br />

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Nachdem ich alle Rätselfragen richtig be<strong>an</strong>twortet und auch alle Kontrollpunkte gefunden hatte, verschenkte ich den Sieg<br />

durch Fehler in der abschließenden Sonderprüfung und wurde schließlich nur Vierter.<br />

5. Oktober 1987: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Tulln - Tulbinger Kogl - Mauerbach - Wien. (=80km)<br />

10. Oktober 1987: Wien - Klosterneuburg - Höhenstraße - Dopplerhütte - Tulln - Judenau - Sieghartskirchen -<br />

Preßbaum - Hochstraß - All<strong>an</strong>d - Wien. (=150km)<br />

Helmuth Fraisl, der trotz seiner Kawasaki Z 500 ebenfalls Mitglied der <strong>Ducati</strong>-Freunde war, hatte sich eine P<strong>an</strong>tah 500<br />

von einem Clubkollegen gek<strong>auf</strong>t. Dieser hatte sie rot lackiert, einen Rechteckscheinwerfer <strong>an</strong>gebaut und auch sonst diverse<br />

Veränderungen vorgenommen. Leider hatte er auch einen Kupplungsschaden <strong>an</strong>gerichtet, was aber den K<strong>auf</strong>preis für<br />

Helmuth erst erträglich machte. In Leo Potesils Werkstatt zerlegten wir den Motor und brachten alles wieder ins Lot. An<br />

diesem 10. Oktober fuhren wir das erstemal gemeinsam spazieren.<br />

11. Oktober 1987: Wien - L<strong>an</strong>genlois - Kamptal - Horn - Raabs - Litschau - Gmünd - Weitra - Nebelstein - Zwettl -<br />

Dobrastausee - Gföhl - Krems - St. Pölten - Wien. (=420km)<br />

Eine ausgedehnte Ausfahrt ins Waldviertel bildete oft schon den Auskl<strong>an</strong>g einer Motorradsaison, einfach weil im Herbst<br />

der Wald so schön farbig leuchtet und die Gefahr von Wetterstürzen im Hochgebirge viel höher ist. Dieses Jahr waren es<br />

gleich zwei, einmal fuhren Crisi und ich alleine, das zweite Mal begleiteten uns Helmuth, Leo, Lisi und Günter "in den<br />

Wald".<br />

26. Oktober 1987: Wien - Tulbingerkogl - Judenau - Traismauer - Krems - Weißenkirchen - Els - Lichtenau - Loiwein -<br />

Senftenberg - Krems - Tulln - L<strong>an</strong>genlebarn - Dopplerhütte - Neuwaldegg - Wien. (=220km)<br />

Viel nasses Laub bedeckte bereits die Straßen, die ohnehin zumeist feucht waren. Außerdem war es schon empfindlich kühl<br />

geworden, deshalb war dies auch die letzte Ausfahrt des <strong>Jahre</strong>s. Über den Winter hatte ich nur wenig <strong>an</strong> <strong>meine</strong>r P<strong>an</strong>tah zu<br />

schrauben, neue stahlumm<strong>an</strong>telte Bremsschläuche spendierte ich ihr. Umso mehr arbeiteten wir <strong>an</strong> Helmuth´s P<strong>an</strong>tah, damit<br />

sie im Frühjahr wieder halbwegs original dast<strong>an</strong>d.<br />

Herbstliches Fazit: Siebeneinhalb <strong>Jahre</strong> <strong>Ducati</strong>. Eine kleine Statistik zeigt: 43.200 km gefahren, d.h. durchschnittlich knapp<br />

5.800 in jedem Jahr. 2.300 Liter Superbenzin verbraucht, d.h. ca. 5,3 l/100 km Durchschnittsverbrauch. 14 Ölwechsel, im<br />

Schnitt alle 3.000 km. Fünf Vorderreifen, einer <strong>auf</strong> 8.600 km. 12 Hinterreifen, jeder hielt rund 3.600 km. Elf Kontrollen des<br />

Ventilspiels, alle 4.000 km, aber nur bei sieben davon war tatsächlich auch eine Korrektur nötig, d.h. alle 6.000 km. Vier<br />

Antriebsketten hielten jeweils 10.000 km.<br />

Insgesamt kosteten mich die <strong>ersten</strong> 7,5 <strong>Jahre</strong> <strong>Ducati</strong>-Fahren inklusive des K<strong>auf</strong>preises der P<strong>an</strong>tah knapp über 200.000.-<br />

Schilling. Das sind fast öS 27.000.- pro Jahr oder rund 4,60.- Schilling pro gefahrenem Kilometer. Damals kostete ein Liter<br />

Superbenzin aber noch rund 9.- Schilling, und für einen gängigen Motorradreifen, etwa einen Metzeler ME 99 A der<br />

Dimension 120/90-V-18 mußte m<strong>an</strong> nur einen runden Tausender kalkulieren.<br />

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20. April 1988: Wien - Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d - Baden - Helenental - Mayerling - Baden - Wien. (=110km)<br />

Die erste Probefahrt des neuen <strong>Jahre</strong>s, noch war es eher kühl, nach fünf Monaten Pause fühlte ich mich auch noch nicht<br />

g<strong>an</strong>z heimisch. Der Druckpunkt der Vorderbremse ist durch die Stahlbremsschläuche entscheidend härter geworden.<br />

1. Mai 1988: Wien - Wöllersdorf - Auf dem Hart - Berndorf - Hals - Pernitz - Rohrer Sattel - Kalte Kuchl - Hainfeld -<br />

Klammhöhe - Laaben - All<strong>an</strong>d - Wien. (=210km)<br />

Über den Winter hatten wir neue Bek<strong>an</strong>nte gewonnen: Karl Hons und Peter Zimmer. Sie waren, beeinflußt von unserem<br />

Clubrennen in Zeltweg, im verg<strong>an</strong>genen Herbst <strong>an</strong> einem Clubabend in Melk <strong>auf</strong>gekreuzt und hatten sich erkundigt, wo sie<br />

zwei 750er F1 zu vernünftigen Preisen k<strong>auf</strong>en konnten. Ich n<strong>an</strong>nte ihnen damals H<strong>an</strong>s Amon, der, wie wir wußten, seine<br />

Duc´s immer direkt in Italien k<strong>auf</strong>te und selbst typisierte.<br />

Im Winter, nach vielen Hindernissen, hatte Karl Hons die <strong>an</strong>geblich letzte 750 F1 ergattert. Peter Zimmer erwarb<br />

kurzerh<strong>an</strong>d H<strong>an</strong>s Amon´s Montjuich, die zum Verk<strong>auf</strong> st<strong>an</strong>d. Der schnelle Ausseer hatte sich nämlich mittlerweile<br />

Österreich´s erste <strong>Ducati</strong> 851 Racing unter den Nagel gerissen.<br />

An diesem "Tag der Arbeit" fuhren wir zum <strong>ersten</strong>mal gemeinsam in den Wienerwald, auch Helmuth Fraisl führte seine<br />

nun wieder fast original restaurierte P<strong>an</strong>tah aus. In der Kalten Kuchl trafen wir d<strong>an</strong>n noch Andi Loidl, der mit seiner roten<br />

Königswellen-900er unterwegs war. Zusammen ver<strong>an</strong>stalteten wir d<strong>an</strong>n ein Blaskonzert aus insgesamt acht<br />

Conti-Trompeten.<br />

23. Mai 1988: Wien - Exelberg - Dopplerhütte - Tulln - Traismauer - Krems - Senftenberg - Gföhl - Ottensteiner<br />

Stausee - Wegscheid - St. Leonhard - Gars/Kamp - Kamptal - L<strong>an</strong>genlois - Korneuburg - Wien. (=260km)<br />

Diese Waldviertel-Ausfahrt war praktisch eine Variation der Ausfahrt vom letzten Herbst, allerdings diesmal <strong>auf</strong><br />

trockenen Straßen. Die Duc lief einw<strong>an</strong>dfrei, lediglich ein bißchen Ölaustritt im Bereich der hinteren Zylinderkopfdichtung<br />

irritierte mich. Die Batterie hat die l<strong>an</strong>ge Winterpause nicht gut überst<strong>an</strong>den, ziemlich müde nur bewegte sie den<br />

Elektrostarter.<br />

28. Mai 1988: Wien - Exelberg - Tulln - Krems - Egelsee - Krems - Wien. (=180km)<br />

29. Mai 1988: Wien - St. Pölten - Krems - Egelsee - St. Pölten - Kirchberg/Pielach - Schwarzenbach - Gscheid -<br />

Freil<strong>an</strong>d - Hohenberg - Ochsattel - Kalte Kuchl - Hainfeld - Hafnerberg - All<strong>an</strong>d - Wien. (=290km)<br />

Das <strong>Ducati</strong>-Treffen der <strong>Ducati</strong>-Freunde bereitet mir jedes Jahr kleinere Schwierigkeiten. Diesmal riß bei der Heimfahrt das<br />

Kupplungsseil. In weiser Voraussicht hatte ich aber schon l<strong>an</strong>ge Zeit zuvor als Reserve einen Zwillingsbruder parallel verlegt,<br />

die Behebung einer solchen P<strong>an</strong>ne kostete mich kaum zehn Minuten. Ansonsten war das italophile Meeting wie immer gut<br />

besucht und ein Ort für <strong>an</strong>regende Benzin-Gespräche mit Gleichgesinnten.<br />

25. Juni 1988: Wien - Baden - Helenental - Hafnerberg - Hainfeld - Kalte Kuchl - Rohrer Sattel - Pernitz - Hals -<br />

Pottenstein - Baden - Weinstraße - Wien. (=180km)<br />

Mit Peter Zimmer und Helmuth Fraisl trotzte ich damals einem äußerst unbeständigen Wetter, alle paar Minuten regnete es<br />

ein bißchen, d<strong>an</strong>n schien wieder die Sonne. Alles in allem best<strong>an</strong>d aber keine Notwendigkeit, das Regenzeug <strong>an</strong>zuziehen. In<br />

der Kalten Kuchl trafen wir d<strong>an</strong>n noch Andi Loidl, doch in Anbetracht der unsicheren Verhältnisse kehrten wir nach einem<br />

Kaffee wieder um und fuhren jeweils in unsere Heimatgefilde zurück.<br />

30. Juni 1988: Wien - Dopplerhütte - Königstetten - L<strong>an</strong>genlebarn - Dopplerhütte - Exelberg - Wien. (=80km)<br />

Mittlerweile war der Ölnebel am hinteren Zylinder schon mehr als lästig, er versaute nämlich nicht nur das Motorgehäuse,<br />

sondern auch den Hinterreifen, was mich wirklich störte. Leo half mir d<strong>an</strong>n, das Problem zu lösen: wir montierten einfach<br />

neue, etwas dickere O-Ringe in den Ölsteigleitungen und eine neue Fußdichtung, schon war alles dicht und fort<strong>an</strong> sauber.<br />

2. Juli 1988: Wien - Semmering - Zeltweg. (=200km)<br />

3. Juli 1988: Zeltweg - Semmering - Wien. (=200km)<br />

Fade Strecke, schlechtes Wetter, aber ein lohnendes Ziel: die erste Superbike-WM <strong>auf</strong> dem Österreichring. Marco<br />

Lucchinelli gew<strong>an</strong>n damals mit der neuen Vier-Ventil-<strong>Ducati</strong> 851, es war ein Volksfest für uns <strong>Ducati</strong>sten. Endlich hatte eine<br />

Duc in einem ernstzunehmenden Rennen gegen die jap<strong>an</strong>ischen Vierzylinder die Nase vorne. Das gab viel Gesprächsstoff im<br />

Stammlokal!<br />

Meine liebe Frau hatte in diesem Jahr ebenfalls Grund zur Freude, sie hatte den Motorrad-Führerschein nachgeholt und<br />

von mir ein kleines Motorrad bekommen, eine Yamaha XS 360, sehr gepflegt und kaum gefahren. Karl Hons Ehefrau Sylvia<br />

war die Vorbesitzerin, sie rüstete nämlich <strong>auf</strong> und legte sich einen Softchopper namens Honda CB 650 zu. Anf<strong>an</strong>g August 88<br />

fuhren Crisi und ich mehrmals alleine in den Wienerwald, um zu üben.<br />

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Mitte August verpaßte ich der P<strong>an</strong>tah d<strong>an</strong>n ein etwas ausgiebigeres Service: ein neuer Hinterreifen, erstmals ein etwas<br />

breiterer 120/90er, neue Kettenräder, eine neue Kette, neue Bremsbeläge, frisches Motoröl usw. Wir hatten eine weite Reise<br />

vor uns: gemeinsam mit Helmuth Fraisl wollten wir in die Tosk<strong>an</strong>a fahren, genauer gesagt bis <strong>auf</strong> die Insel Elba, wo wir für<br />

zwei Wochen ein Appartement gemietet hatten. Crisi und Ilse, Helmuth´s Verlobte, wollten mit seinem Auto fahren und unser<br />

aller Gepäck tr<strong>an</strong>sportieren.<br />

18. August 1988: Wien - Ybbs - Lunz am See - Hieflau - Gesäuse - Admont - Nagelschmiedpaß - Hohentauern -<br />

Oberzeiring - Murau - Bundschuhtal - Nockalmstraße - Spittal/Drau - Gailberg - Lesachtal - Kartitschsattel. (=570km)<br />

Helmuth und ich fuhren einen Tag vor unseren Frauen los, denn wir wollten einen kleinen Umweg über Südtirol machen.<br />

Schon die Anreise war das reinste Vergnügen, herrliches Wetter und schöne Bergstraßen. Als krönenden Abschluß<br />

genehmigten wir uns am Abend das Lesachtal, das ist eine 50 km l<strong>an</strong>ge total enge Straße ohne jegliche Gerade zwischen den<br />

unzähligen Kurven. Am Abend taten uns d<strong>an</strong>n vom vielen Kuppeln und Bremsen "die Pratzen weh".<br />

19. August 1988: Kartitsch - Toblach - Passo Tre Croci - Cortina d´Ampezzo - Passo Falzarego - Passo Pordoi -<br />

Trento - Verona - Modena - S<strong>an</strong> Giov<strong>an</strong>ni in Persiceto. (=480km)<br />

Durch die leider von deutschen und holländischen Wohnwagengesp<strong>an</strong>nen überl<strong>auf</strong>enen Dolomiten und die öde Po-Ebene<br />

führte uns diese Etappe, zeitweilig war es unerträglich heiß. Der Treffpunkt S<strong>an</strong> Giov<strong>an</strong>ni ist ein Dorf gleich neben Bologna,<br />

es gilt als Kerngebiet des spritzigen Lambrusco. Nach einem opulenten Mahl und einigen Gläsern dieses roten Weines fuhren<br />

wir d<strong>an</strong>n in der Abenddämmerung noch nach Borgo P<strong>an</strong>igale und drehten eine Ehrenrunde um das <strong>Ducati</strong>-Werk.<br />

20. August 1988: S<strong>an</strong> Giov<strong>an</strong>ni - Modena - Mar<strong>an</strong>ello - Pavullo nel Frign<strong>an</strong>o - Lucca - Pisa - Cecina - Piombino -<br />

Portoferraio - Lacona. (=340km)<br />

Die kurvenreiche Straße von Modena über Pavullo nach Lucca fuhren wir gemeinsam, das heißt, Helmuth und ich fuhren<br />

fröhlich eine Stunde voraus, d<strong>an</strong>n warteten wir eine halbe Stunde <strong>auf</strong> unsere Damen im PKW. Die Strecke ist wirklich<br />

empfehlenswert. In Piombino waren wir viel zu früh, es herrschte Hochbetrieb. Wir mußten also warten, bis endlich die Fähre<br />

abgefertigt wurde, für die wir eine Reservierung hatten. Keine Ch<strong>an</strong>ce, in eine frühere zu schlüpfen, also mußten wir<br />

letztendlich im Stockdunklen unser Ferienquartier suchen, die "Villa Parco" in Lacona.<br />

Wir machten uns kaum die Mühe, alles ordentlich auszupacken. Wir wollten nur noch duschen und ein kaltes Bier <strong>auf</strong> der<br />

Terrasse trinken, d<strong>an</strong>n gingen wir müde zu Bett. Am nächsten Morgen sahen wir, daß wir es hervorragend getroffen hatten.<br />

Von unserem Appartement waren es nur fünf Gehminuten bis zum schönsten Badestr<strong>an</strong>d der Insel. Dort verbrachten wir die<br />

folgenden Tage mit absolutem Nichtstun. Erst nach dieser Erholungspause wollten wir die Insel motorradmäßig erkunden.<br />

23. August 1988: Lacona - Marina di Campo - Fetovaia - Chiessi - Z<strong>an</strong>ca - Marci<strong>an</strong>a - Poggio - Marci<strong>an</strong>a Marina -<br />

Procchio - S<strong>an</strong> Giov<strong>an</strong>ni - Porto Azzurro - Rio Marina - Cavo - Rio nell Elba - Capoliveri - Lacona. (=140km)<br />

Die Insel ist ja nicht besonders groß, nur etwa 28 km breit und zwischen vier und 18 km l<strong>an</strong>g. Die Tagesausfahrt hatte uns<br />

bereits über 80 Prozent aller asphaltierten Straßen geführt. Trotzdem, Elba ist ein Erlebnis, l<strong>an</strong>dschaftlich ein verkleinertes<br />

Abbild der Tosk<strong>an</strong>a. Die Straßen sind durchwegs gut ausgebaut und sehr kurvenreich. Speziell am 1.019 Meter hohen Monte<br />

Cap<strong>an</strong>ne gibt es richtige Bergstraßen, mit großen Steigungen und vielen Serpentinen.<br />

30. August 1988: Lacona - Marina di Campo - S<strong>an</strong> Ilario - Monte Perone - Poggio - Marci<strong>an</strong>a Marina - Procchio -<br />

La Pila - Lacona. (=60km)<br />

Dies waren die restlichen 20 % <strong>an</strong> verfügbaren Freil<strong>an</strong>dstraßen. Am Monte Perone ist ein Naturpark mit herrlichem<br />

Baumbest<strong>an</strong>d, eine richtige Paßstraße führt mitten durch. An <strong>meine</strong>r Duc verabschiedete sich plötzlich eine Halte-Feder des<br />

Zündschlosses, der Schlüssel spr<strong>an</strong>g deshalb immer wieder heraus. Eine Notreparatur mit Hilfe eines starken Gummiringerls<br />

reichte bis ins Quartier. Dort zerlegte ich das Zündschloß bis ins kleinste Detail und "schnitzte" und feilte mir mit <strong>meine</strong>m<br />

Schweizer Offiziersmesser aus der Spiralfeder und <strong>an</strong>deren Teilen eines Kugelschreibers Ersatz für die verschlissenen Teile.<br />

Das Schloß hielt d<strong>an</strong>n wieder <strong>an</strong>st<strong>an</strong>dslos.<br />

3. September 1988: Lacona - Portoferraio - Piombino - Follonica - Massa Marittima - Siena - Arezzo - Passo dei<br />

M<strong>an</strong>drioli - S<strong>an</strong> Piero in Bagno - Cesena - Bologna - Mestre - Muzz<strong>an</strong>a del Turgn<strong>an</strong>o. (=620km)<br />

Zunächst schien ja alles wunderbar zu l<strong>auf</strong>en. Die Fahrt quer durch den Apennin offenbarte uns immer neue optische<br />

Eindrücke. Nach dem eindrucksvollen Passo dei M<strong>an</strong>drioli verlor ich Helmuth hinter mir aus dem Rückspiegel. Einige<br />

Kilometer später beschloß ich, umzukehren, und schon bald kam er mir schiebenderweise entgegen. Wir ließen den Motor nur<br />

kurz <strong>an</strong>, und unsere Schnelldiagnose war identisch: Getriebeschaden.<br />

Ein Abschleppdienst des ACI verfrachtete die Duc d<strong>an</strong>n in eine Garage, wo sie unser Freund Ferdin<strong>an</strong>do De Cecco, der ja<br />

in Muzz<strong>an</strong>a eine Werkstätte besaß, ein paar Tage später abholte und auch reparierte. Bei ihm erreichten wir auch telefonisch<br />

unsere Frauen, die uns d<strong>an</strong>n wieder entgegen fuhren und mich <strong>auf</strong> einer Autobahnraststätte zwischen Bologna und Mestre von<br />

der ungewohnten Last eines ausgewachsenen Beifahrers samt seinem Gepäck befreiten.<br />

In Muzz<strong>an</strong>a übernachteten wir d<strong>an</strong>n auch, in dem Hotel war gerade eine Hochzeitstafel und entsprechend Stimmung. Das<br />

Malheur war bald verschmerzt, Helmuth fuhr tags dar<strong>auf</strong> kommod mit seinem Auto nach Hause. Einige Wochen später<br />

holten wir die reparierte P<strong>an</strong>tah d<strong>an</strong>n mit einem Anhänger wieder heim.<br />

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4. September 1988: Muzz<strong>an</strong>a - Udine - K<strong>an</strong>altal - Tarvis - Klagenfurt - Griffner Berg - Südautobahn - Graz - Wien.<br />

(=550km)<br />

Meine Duc hatte die zwei heißen Wochen und die dazugehörigen 3.000 Kilometer ohne größere Schäden überst<strong>an</strong>den. Das<br />

lädierte Zündschloß tauschte ich vorsichtshalber doch aus. Ansonsten war nur Putz- und Pflegedienst fällig. Feiner Flugs<strong>an</strong>d<br />

war in alle Vertiefungen des Motorgehäuses gedrungen und ließ sich erst nach mehreren Waschungen entfernen.<br />

15. Oktober 1988: Wien - Tulln - Kirchberg am Wagram - L<strong>an</strong>genlois - Gföhl - Krems - Kleinhain - St. Pölten -<br />

Böheimkirchen - Neul<strong>an</strong>gbach - Preßbaum - Wien. (=210km)<br />

Crisi´s bisher längste Ausfahrt war leider ein bißchen neblig. Wichtiger als tolle Kurven war mir dabei, möglichst<br />

verkehrsarme Straßen zu fahren, damit sie Fahrpraxis ohne Angst erwerben konnte.<br />

23. Oktober 1988: Wien - Baden - Pottenstein - Hals - Pernitz - Rohrer Sattel - Kalte Kuchl - Klammhöhe - Laaben -<br />

All<strong>an</strong>d - Wien. (=180km)<br />

Karl und Sylvia Hons begleiteten uns <strong>auf</strong> dieser letzten Ausfahrt im Jahr 1988. Wenn die Strecke eindeutig war, fuhren<br />

Karli und ich voraus und warteten d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> der nächsten Schlüsselstelle <strong>auf</strong> unsere Ehefrauen. Sylvi fuhr <strong>an</strong> diesem Tag ein<br />

wenig vorwitzig und rutschte in einer Serpentine des Hals-Passes aus. Es passierte zwar nichts, aber d<strong>an</strong>ach hatten weder<br />

Crisi noch Sylvi mehr rechte Freude am Fahren.<br />

Nun hatte die P<strong>an</strong>tah schon 49.000 km <strong>auf</strong> dem "Buckel". Im Winter bekam sie neue Benzinschläuche aus<br />

gewebeumm<strong>an</strong>telten Gummi <strong>an</strong>stelle der durchsichtigen Plastikschläuche, die immer schon nach nur fünf Minuten Kontakt<br />

mit Benzin steinhart wurden. Die Gummischläuche halten noch heute und sind total flexibel geblieben. Ich reinigte und<br />

justierte die Vergaser, tauschte die mittlerweile brüchig gewordenen Zündkabel und stellte die Pick-Up´s der Zündung exakt<br />

ein. Ansonsten genügten der Duc die üblichen Wintermaßnahmen, neue Zahnriemen und frisches Motoröl.<br />

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D A S J A H R 1 9 8 9<br />

In St. Pölten war Motorradausstellung im Stadtsaal. Auch die <strong>Ducati</strong>-Freunde hatten einen schönen St<strong>an</strong>d <strong>auf</strong>gebaut und<br />

ich stellte <strong>meine</strong> <strong>auf</strong> Hochgl<strong>an</strong>z polierte P<strong>an</strong>tah dort zur Schau. Den Weg dorthin legte sie <strong>auf</strong> Peter´s Anhänger zurück,<br />

heimfahren wollte ich trotz relativ kühler Witterung selber.<br />

5. März 1989: St. Pölten - Westautobahn - Hochstraß - All<strong>an</strong>d - Wien. (=80km)<br />

Diese erste kurze Probefahrt offenbarte, daß alle die kleinen Maßnahmen nicht unnötig waren. Die Duc spr<strong>an</strong>g sofort <strong>an</strong><br />

und lief wie ein Uhrwerk. Exakte Zündungs- und Vergasereinstellung zahlen sich halt immer aus. Zuhause kontrollierte ich<br />

bei heißem Motor sofort, ob die Zahnriemen auch richtig gesp<strong>an</strong>nt waren.<br />

7. März 1989: Wien - Wr. Neudorf - Laxenburg - Gumpoldskirchen - Weinstraße - Mödling - Heiligenkreuz -<br />

Schusternazl - Wolfsgraben - Preßbaum - Au - Sieghartskirchen - Königstetten - Dopplerhütte - Exelberg - Neuwaldegg -<br />

Wien. (=130km)<br />

Auch die zweite Probefahrt verlief problemlos, nach einigen kleineren Korrekturen am Leerl<strong>auf</strong>gemisch war am<br />

L<strong>auf</strong>verhalten des Motoras wirklich nichts auszusetzen. Die erste richtige Ausfahrt in die Berge konnte in Angriff genommen<br />

werden.<br />

19. März 1989: Wien - Preßbaum. (=20km)<br />

Dies war der Versuch einer <strong>ersten</strong> richtigen Ausfahrt. Es war warm und sonnig, und ich fuhr alleine <strong>auf</strong> der Autobahn nach<br />

Westen. Bei der Ausfahrt Preßbaum machte es einen Schnalzer und ich rollte aus. Die Antriebskette war gerissen, hatte aber<br />

zum Glück keine <strong>an</strong>deren Teile beschädigt. Auch das Kettenschloß war unversehrt, es konnte sich also nur um einen<br />

Materialfehler h<strong>an</strong>deln.<br />

Ich schob die Duc d<strong>an</strong>n schwitzend und keuchend bis ins Ortsgebiet von Preßbaum und kettete sie diebstahlsicher <strong>an</strong> einen<br />

Laternenpfahl neben einer T<strong>an</strong>kstelle. D<strong>an</strong>n telefonierte ich mit Crisi zwecks baldigem Abholdienst. Am nächsten Tag lieh ich<br />

mir Peter Zimmer´s Tr<strong>an</strong>sport<strong>an</strong>hänger und führte die P<strong>an</strong>tah heim. Natürlich bekam sie sofort eine neue Kette, die beste und<br />

teuerste, die ich nur <strong>auf</strong>treiben konnte.<br />

Außerdem hatte ich bei <strong>meine</strong>m letzten Besuch bei Herm<strong>an</strong>n Beyreuther in München neue, einw<strong>an</strong>dige Krümmer<br />

erworben. Die waren nicht nur um zwei Kilo leichter, sondern auch um 20 % größer im Durchlaßquerschnitt. Beides konnte<br />

nicht schaden, also wurden sie sofort montiert.<br />

26. März 1989: Wien - Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf - St. Corona - Klammhöhe - Hainfeld - Ramsau -<br />

Annental - Kalte Kuchl - Rohrer Sattel - Pernitz - Waldegg - Markt Piesting - Auf dem Hart - Hernstein - Berndorf -<br />

Baden - Weinbergstraße - Mödling - Wien. (=180km)<br />

Karl Hons begleitete mich mit seiner <strong>Ducati</strong> 750 F1 <strong>auf</strong> dieser kleinen Ausfahrt. Die strömungsgünstigeren Krümmer<br />

bedingten auch minimale Feinabstimmung <strong>an</strong> den Vergasern. Nach mehreren Versuchen hatte ich den Überg<strong>an</strong>g tadellos<br />

justiert. Die Fahrfreude <strong>an</strong> diesem sonnigen Tag wurde nur durch einen sturen Gendarmen getrübt, dessen geschultes Auge<br />

uns justament mit 60 statt der erlaubten 50 km/h durch das Ortsgebiet von Waldegg "rasen" sah. Das ungerechtfertigte<br />

Strafm<strong>an</strong>dat ließ er sich partout nicht ausreden.<br />

9. April 1989: Wien - Breitenfurt - Sittendorf - Gaaden - Baden - Pottenstein - Hals - Pernitz - Rohrer Sattel - Kalte<br />

Kuchl - Ramsau - Hainfeld - Klammhöhe - Laaben - Klausenleopoldsdorf - Schusternazl - Wien. (=200km)<br />

Auch diesmal fuhr ich solo, aber nicht alleine. Günter Bitterm<strong>an</strong>n und seine Christine waren mit, und auch Peter Bernhard,<br />

der eine ausgewachsene BMW R 100 RT unter sich wie ein Moped aussehen ließ. Kein Wunder bei einer Körpergröße von<br />

2,05 Metern und 120 kg Lebendgewicht. Wenn Peter, der immer eine schwarze Lederkombi trug, eine Gastwirtschaft betrat,<br />

wurde es finster und die Gäste sprachen nur mehr im Flüsterton weiter.<br />

23. April 1989: Wien - Breitenfurt - Hochrotherd - Wöglerin - Schusternazl - Klausenleopoldsdorf - Hengstl -<br />

Preßbaum - Purkersdorf - Wien. (=80km)<br />

Nur das naßkalte Wetter hinderte Crisi dar<strong>an</strong>, mit Leo, Lisi und mir noch mehr durch den Wienerwald zu bummeln. Ich<br />

glaube, damals ihr das Fahren richtig Spaß gemacht.<br />

4. Mai 1989: Wien - Neuwaldegg - Dopplerhütte - St. Andrä - Greifenstein - Klosterneuburg - Höhenstraße -<br />

Neuwaldegg - Hütteldorf - Jubiläumswarte - Wien. (=80km)<br />

Eine statistische Auswertung der Ortsnamen in diesem Buch würde vermutlich enthüllen, daß der von mir am häufigsten<br />

<strong>auf</strong>gesuchte Ort die Dopplerhütte oder der Exelberg ist. Kein Wunder, liegt doch diese kurvenreiche Straße in unmittelbarer<br />

Nähe der Großstadt und ist sehr abwechslungsreich. Im Ausflugslokal Dopplerhütte trifft m<strong>an</strong> außerdem immer Kollegen.<br />

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Auf dem Tachometer näherte sich das Zählwerk unbarmherzig den 50.000. Diesmal mußte das Ventilspiel eingestellt<br />

werden, ein halber Tag in <strong>meine</strong>r Werkstatt war dafür nötig und bescherte mir den üblichen schmerzenden Rücken. Die<br />

nächste Ausfahrt würde über mehr als tausend Kilometer gehen, also mußte alles passen.<br />

12. Mai 1989: Wien - Edlitz - Wechsel - Hartberg - Gleisdorf - Graz - Lieboch - Eibiswald - Soboth - Lavamünd -<br />

Bleiburg. (=290km)<br />

Unser Ziel hieß diesmal Monte Grappa. Schon im Vorjahr waren wir mit dem Auto bei einem der berühmten Treffen des<br />

"Mister Pompone" Maurizio Bavaresco. Dieser liebenswerte <strong>Ducati</strong>-Verrückte n<strong>an</strong>nte ein Gasthaus am Fuße des gen<strong>an</strong>nten<br />

Berges sein eigen und lud zweimal im Jahr hunderte <strong>Ducati</strong>-F<strong>an</strong>s aus g<strong>an</strong>z Europa dorthin zu einem Fest ein. Leider konnten<br />

Crisi, Peter Bernhard und ich erst mittags losfahren, also unterbrachen wir die Anfahrt in Kärnten.<br />

13. Mai 1989: Bleiburg - Völkermarkt - Klagenfurt - Villach - K<strong>an</strong>altal - Gemona - Pordenone - Conegli<strong>an</strong>o -<br />

Cresp<strong>an</strong>o del Grappa - Valle S<strong>an</strong> Liberale - Castelcucco. (=360km)<br />

Unser Freund N<strong>an</strong>do war mittlerweile in ein größeres Geschäft nach Conegli<strong>an</strong>o übersiedelt, was lag also näher, als ihn<br />

dort zu besuchen. Der Vorderreifen <strong>an</strong> der P<strong>an</strong>tah war sowieso am Ende, also nutzte ich die Gelegenheit, gleich einen neuen<br />

zu montieren. Abends schnappte sich N<strong>an</strong>do d<strong>an</strong>n eine gebrauchte Hailwood-Replica, die in seinem Laden zwecks Verk<strong>auf</strong><br />

herumst<strong>an</strong>d, und begleitete uns nach Cresp<strong>an</strong>o del Grappa.<br />

Das Tempo, mit dem er im Abendverkehr <strong>auf</strong> der Mittellinie zwischen den Autokolonnen durch die Ortschaften brauste,<br />

war atemberaubend. Wir mußten uns notgedrungen <strong>an</strong>hängen, um uns nicht in dem Straßengewirr zu verfahren. Leider war<br />

das Hotel "Alla Posta", das wir schon im Jahr zuvor entdeckt hatten, schon voller <strong>Ducati</strong>-Fahrer. Maurizio brachte uns d<strong>an</strong>n<br />

ein paar Kilometer entfernt in einem Albergo in Castelcucco unter.<br />

Das abendliche Fest war wegen des großen Andr<strong>an</strong>ges in einem Zelt vor dem Gasthaus. Wir sahen dort viele bek<strong>an</strong>nte<br />

Gesichter aus Wien, St. Pölten, Krems, Bayern usw. Höhepunkt des Abends war immer das Anschneiden der Torten, diesmal<br />

waren es neunzehn, jede stellte einen Buchstaben dar. "<strong>Ducati</strong> Pompone Italia" bildeten die Lettern, so hieß der Club, den<br />

Maurizio leitete. Die Torten waren im Grunde überdimensionale Creme-Schnitten und so kräftig mit Grappa versetzt, daß uns<br />

nach dem zweiten Stück fast schwindlig wurde.<br />

14. Mai 1989: Castelcucco - Valle S<strong>an</strong> Liberale - Pederobba - Feltre - Belluno - Pieve di Cadore - Passo Mauria -<br />

Tolmezzo - Plöckenpaß - Kötschach-Mauthen. ( =250km)<br />

Nach einem gemeinsamen Frühstück aller verabschiedeten wir uns erst zu Mittag vom Monte Grappa. In einem Tunnel<br />

zwischen Pederobba und Feltre vernahm ich plötzlich Geräusche aus dem Getriebe, die genauso kl<strong>an</strong>gen, wie die ein Jahr<br />

zuvor, als Helmuth´s P<strong>an</strong>tah streikte. Der vierte G<strong>an</strong>g hatte einige Zähne verloren. Unter Auslassung dieser Getriebestufe<br />

fuhren wir zwar noch bis Kärnten weiter, aber vor <strong>meine</strong>m geistigen Auge sah ich immer, wie zerriebene Zahnradreste sich<br />

ihren Weg bis zu allen Lagerstellen bahnten und einen kapitalen Motorschaden <strong>an</strong>richten wollten.<br />

In Kötschach-Mauthen speisten wir vorzüglich zu Abend und telefonierten d<strong>an</strong>n mit dem Retter in der Not, Leo Potesil. Er<br />

sollte Peter Bernhard´s Ford-Tr<strong>an</strong>sit-Lieferwagen nehmen und uns am nächsten Tag abholen. Wir erwarteten ihn erst zu<br />

Mittag, doch schon um sechs Uhr früh klopfte er <strong>an</strong> unsere Tür und weckte uns <strong>auf</strong>. Das Fernsehprogramm sei ohnehin<br />

schlecht gewesen, und so hätten er und Lisi Meixner gleich nach unserem Anruf den Lieferwagen geholt und seien gemütlich<br />

nach Kärnten gefahren.<br />

Nun hatten wir aber nicht alle Platz in dem Auto. Vorne konnten drei sitzen, einer mußte hinten <strong>auf</strong> der Ladefläche neben<br />

der P<strong>an</strong>tah hocken. Am Anf<strong>an</strong>g unserer Heimfahrt, sol<strong>an</strong>ge das Wetter trocken war, fuhr Peter hinter uns her, und wir<br />

wechselten ab und zu die Plätze im Tr<strong>an</strong>sit. In Graz aber beg<strong>an</strong>n es zu regnen, und Peter hatte keine Regenbekleidung. Ich<br />

schlüpfte also in <strong>meine</strong> wasserdichten Sachen und ch<strong>auf</strong>fierte seine BMW nach Wien, während er seinen Lieferwagen<br />

heimfuhr.<br />

Den P<strong>an</strong>tah-Motor baute ich zuhause aus und brachte ihn zu Herm<strong>an</strong>n Beyreuther nach Oberhaching. Der Schaden hatte<br />

mich nicht weiter überrascht, denn es war seit l<strong>an</strong>gem allgemein bek<strong>an</strong>nt, daß die <strong>ersten</strong> P<strong>an</strong>tah´s ein zu schwach gebautes<br />

Getriebe hatten. Verwunderlich war also nur, daß es überhaupt so l<strong>an</strong>ge gehalten hatte. Das verbesserte Getriebe der 750er<br />

sollte ab nun in dem Motor Dienst verrichten.<br />

Rein zufällig lagen in Herm<strong>an</strong>n´s Werkstätte aber fast neue Zylinder und Kolben von einer 650er herum, der Eigentümer<br />

hatte <strong>auf</strong> 750 ccm <strong>auf</strong>gerüstet. Der Preis dafür war nicht der Rede wert, also wuchs die P<strong>an</strong>tah im reifen Alter von nunmehr<br />

über 50.000 Kilometern hubraummäßig um gute 100 Kubik. Heinz Tschinkel, der damals für Herm<strong>an</strong>n schraubte, nahm sich<br />

der Zylinderköpfe <strong>an</strong> und glättete alle Unebenheiten in den K<strong>an</strong>älen. Alle Lager wurden selbstverständlich erneuert und die<br />

Zündung neu justiert. Wenige Wochen nach dem Malheur war alles wieder paletti.<br />

7. Juli 1989: Wien - Leobersdorf - Berndorf - Hals - Pernitz - Gutenstein - Klostertaler Gscheid - Kalte Kuchl -<br />

Hainfeld - Klammhöhe - Laaben - Klausenleopoldsdorf - G´schriebene Buche - Schusternazl - Wien. (=200km)<br />

Und wie paletti das war, trotz Einfahrdrehzahlen unter 6.000 U/min fühlte sich der Motor merklich stärker <strong>an</strong>. Natürlich,<br />

allein <strong>auf</strong>grund des größeren Hubraumes sollten schon zehn Pferde mehr <strong>an</strong> der Kette zerren.<br />

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28. Juli 1989: Wien - Leopoldau - Wolkersdorf - Bockfließ - Deutsch Wagram - Kagr<strong>an</strong> - Meidling - Breitenlee - Wien.<br />

(=180km)<br />

Peter Zimmer war so nett, die Vergaser mit einem Abgasmeßgerät und Unterdruckuhren zu synchronisieren und<br />

abzustimmen, nachdem ich alle ihre verschleißgefährdeten Teile ausgewechselt hatte. Mit 3,5 % CO im Leerl<strong>auf</strong> war sie zwar<br />

zu fett für den TÜV, nahm aber tadellos Gas <strong>an</strong>. Da der Motor ja quasi neu war, machte ich rasch einen Ölwechsel.<br />

14. August 1989: Wien - St. Pölten - Pielachtal - Grubberg - Lunz/See - Hieflau - Gesäuse - Admont - Liezen - Stainach<br />

- Bad Aussee. (=290km)<br />

Wie schon oft fuhren Crisi und ich ein paar Tage <strong>auf</strong> Erholung ins Salzkammergut, diesmal nach Bad Aussee, wo Familie<br />

Zimmer gerade "sommerfrischte". Peter hatte seine Montjuich <strong>auf</strong> dem Anhänger mitgenommen, <strong>meine</strong> P<strong>an</strong>tah rollte <strong>auf</strong><br />

eigenen Rädern ins "Herz von Österreich". Crisi fuhr wie immer mit dem Auto. Einige Tage "in der Wiese liegen und mit der<br />

Seele baumeln" st<strong>an</strong>den <strong>auf</strong> dem Programm.<br />

17. August 1989: Bad Aussee - Paß Gschüttt - Golling - Berchtesgaden - Inzell - Oberhaching - Ottobrunn -<br />

Walserberg - Thalgau - Bad Ischl - Bad Aussee. (=500km)<br />

Diese Ausfahrt nach Oberhaching hatte einen bestimmten Zweck: Herm<strong>an</strong>n sollte sich nach nunmehr 1.000 km schonenden<br />

Einfahrens sein Werk selbst begutachten. Eine Kontrolle des Ventilspiels bescheinigte ihm saubere Arbeit, nichts war<br />

eingel<strong>auf</strong>en. Peter´s Batterie kochte plötzlich über, schuld dar<strong>an</strong> war eine Lichtmaschine, die zuviel Strom lieferte. Ein paar<br />

Zehntel drehte Heinz Tschinkel vom Stator ab, und die Sache war wieder in Ordnung.<br />

Beim Heimfahren durfte ich d<strong>an</strong>n wieder ordentlich Gas geben, <strong>auf</strong> der deutschen Autobahn war das noch dazu legal.<br />

Dabei zeigte es sich, daß die alte Kupplung der gesteigerten Leistung nicht mehr gewachsen war, sie rutschte bei Drehzahlen<br />

über 9.000 durch. Auf <strong>meine</strong> diesbezügliche Anfrage bestellte Herm<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n eine Sintermetallkupplung aus Italien, die vor<br />

<strong>Jahre</strong>n speziell für die <strong>ersten</strong> 500er und 600er Rennmaschinen produziert worden war. Leider dauerte es ein Weilchen, bis<br />

dieses Ersatzteil geliefert wurde.<br />

20. August 1989: Bad Aussee - Liezen - Windischgarsten - Hengstpaß - Altenmarkt - Palfau - Wildalpen - Mariazell -<br />

Josefsberg - Annaberg - St. Pölten - Wien. (=310km)<br />

Die Heimfahrt quer durch die Steirischen und Niederösterreichischen Alpen war ein reines Vergnügen, besonders, da das<br />

Wetter mitspielte und endlich sommerliche Temperaturen bereitstellte. Sol<strong>an</strong>ge m<strong>an</strong> die Duc unter 9.000 Touren bewegte,<br />

spielte die altersschwache Kupplung ja mit, damit konnte ich leben, bis Ersatz da war. Für <strong>auf</strong>rechte 190 km/h reichte das<br />

noch immer.<br />

25. August 1989: Wien - Laxenburg - Baden - Helenental - Laaben - Br<strong>an</strong>d - Böheimkirchen - St. Pölten -<br />

Westautobahn - All<strong>an</strong>der Autobahn - Wien. (=200km)<br />

Mittlerweile hatte auch unser Bek<strong>an</strong>nter Norbert Skoulas, dem wir <strong>an</strong>läßlich seiner Hochzeit mit L<strong>an</strong>gzeitfreundin Christl<br />

eine Motorrad-Führerscheinausbildung geschenkt hatten, ein zweirädriges Gefährt, eine Kawasaki GPZ 500 S. An diesem<br />

Nachmittag fuhren Crisi mit ihrer Yamaha, Norbert und Christl mit der Kawa und ich mit der Duc zum Clubabend der<br />

<strong>Ducati</strong>-Freunde nach St. Pölten. Auf der späten Heimfahrt über die nächtliche Autobahn wurde es schon recht kühl unter der<br />

Kombi.<br />

2. September 1989: Wien - Laxenburg - Ebreichsdorf - Seibersdorf - Hof - Donnerskirchen - Breitenbrunn -<br />

Kaisersteinbruch - Götzendorf - Velm - Laxenburg - Wien. (=110km)<br />

Norbert´s Eltern besaßen ein Gartenhaus in Laxenburg. Bei einem Besuch <strong>an</strong> einem heißen Spätsommer-Nachmittag<br />

konnten Crisi, Lisi Meixner, Leo Potesil und ich Norbert davon überzeugen, daß der beste Weg von seinem Garten in den<br />

Eissalon im Ortszentrum über das Leithagebirge führte. Zwei Stunden Spazierenfahren ließen uns den Eiscoup d<strong>an</strong>n noch<br />

mehr genießen.<br />

7. September 1989: Wien - Semmering - Zeltweg - Scheifling - St. Veit/Gl<strong>an</strong> - Villach - Tarvis - Tolmezzo - Passo<br />

Mauria - Pieve di Cadore - Belluno - Feltre - Cresp<strong>an</strong>o del Grappa. (=620km)<br />

Der kürzeste Weg zum Monte Grappa ist zwar nicht überfüllt mit touristischen Höhepunkten, aber trotz der l<strong>an</strong>gen Dist<strong>an</strong>z<br />

erträglich. Am Passo Mauria riß mir ein Gasseil, doch da ich immer Ersatzseile und passende Schraubnippel im<br />

Bordwerkzeug mithabe, dauerte die Notreparatur nur eine halbe Stunde. Im Piavetal überholten Peter Zimmer und ich trotz<br />

Ortsgebiet, Überholverbot, Sperrlinie und Geschwindigkeitsbegrenzung ras<strong>an</strong>t eine Autokolonne. Als wir dabei noch einen<br />

Zebrastreifen ignorierten, war dies einem Carabiniere, der uns vom Straßenr<strong>an</strong>d aus beobachtete, doch zuviel.<br />

Noch vor der Aufzählung unserer Delikte kassierte er zunächst einmal unsere Reisepässe, wodurch er unsere Position in<br />

den folgenden Verh<strong>an</strong>dlungen entscheidend schwächte. Für diese Vergehen, noch dazu bei dem Lärmpegel der P<strong>an</strong>tah und der<br />

Montjuich, hätte m<strong>an</strong> uns in Österreich für mindestens zwei Wochen bei Wasser und Brot eingekerkert und <strong>an</strong>schließend <strong>auf</strong><br />

Lebenszeit den Führerschein entzogen.<br />

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In Italien aber schaute sich der Carabiniere nur mit glänzenden Augen unsere Motorräder <strong>an</strong>, freute sich, daß ihn ein<br />

österreichischer Tourist in seiner Muttersprache <strong>an</strong>redete und ersuchte uns höflich um die Bezahlung eines Strafm<strong>an</strong>dates in<br />

der Höhe von 12.500.- Lire, wohlgemerkt, nur eines, gültig für uns beide.<br />

8. September 1989: Cresp<strong>an</strong>o - Montebelluna - Nervesa della Battaglia - Conegli<strong>an</strong>o - Sernaglia - Vidor - Pederobba<br />

- Bass<strong>an</strong>o del Grappa - Cima Grappa - Cresp<strong>an</strong>o. (=180km)<br />

Am Abend unserer Ankunft war auch Karl Hons zu uns gestoßen, der mit seiner Frau Sylvia gerade von einem<br />

Fr<strong>an</strong>kreich-Urlaub heimgekehrt war. Wie üblich fuhren die Damen mit den jeweiligen Autos, so auch <strong>meine</strong> Angetraute.<br />

Nach einem Besuch bei Ferdin<strong>an</strong>do De Cecco in Conegli<strong>an</strong>o nutzten wir das sonnige Wetter, um dem Gipfel des im Ersten<br />

Weltkrieg heiß umkämpften Monte Grappa einen Besuch abzustatten.<br />

Über Bass<strong>an</strong>o, das fast schon in der Po-Ebene liegt, erhebt sich dieses beeindruckende Gebirgsmassiv bis <strong>auf</strong> eine Höhe<br />

von 1.775 Metern. Eine kühn <strong>an</strong>gelegte Straße windet sich in unzähligen Serpentinen und unübersichtlichen Kurven über<br />

knapp 30 Kilometer bis zum Gipfel. Dort ist neben einem "Rifugio", einer Schutzhütte, auch ein monumental-protziges<br />

Denkmal für die vielen Gefallenen der blutigen Gefechte um diesen Berg.<br />

Auf dem Parkplatz dort trifft m<strong>an</strong> immer Motorradfahrer, nicht nur Italiener, auch viele Österreicher und Deutsche, unter<br />

ihnen überproportional viele <strong>Ducati</strong>sti. An klaren Tagen sieht m<strong>an</strong> vom höchsten Punkt aus die Lagune von Venedig, das<br />

Flußbett des Piave, die Asol<strong>an</strong>ischen Hügel und die Po-Ebene, und alles sieht aus wie eine Relief-L<strong>an</strong>dkarte von gig<strong>an</strong>tischen<br />

Ausmaßen.<br />

9. September 1989: Cresp<strong>an</strong>o - Treviso - Autostrada - Udine - Gemona - K<strong>an</strong>altal - Tarvis - Villach - Klagenfurt - Graz<br />

- Wien. (=630km)<br />

Normalerweise verließen wir Cresp<strong>an</strong>o immer bei schönem Wetter, erst in Kärnten wurde es oft regnerisch. Diesmal hatten<br />

wir nicht soviel Glück: schon in der Nacht hatte es zu regnen begonnen. Wir entschlossen uns, <strong>auf</strong> schnellstem Weg die<br />

Autobahn <strong>auf</strong>zusuchen und möglichst konst<strong>an</strong>t und sicher nach Hause zu rollen. Trotzdem brauchten wir für 600 Kilometer<br />

Autobahn acht Stunden reine Fahrzeit, der strömende Regen ließ nicht mehr Tempo zu.<br />

Zuhause wollte die P<strong>an</strong>tah wieder einmal einen neuen Metzeler <strong>auf</strong> ihre hintere Felge, und die vom Dauerregen<br />

ausgewaschene Kette mußte ich in heißem Kettenfett kochen. Die Behelfsreparatur des gerissenen Gasseiles verw<strong>an</strong>delte ich<br />

in einen dauerhaft gelöteten, geschmierten Bowdenzug und kontrollierte auch gleich die Synchronisation beider Gasschieber.<br />

Superweiche Fren-Do Bremsbeläge ersetzten die bereits verschlissenen Vorgänger.<br />

22. September 1989: Wien - Gloggnitz - Otterthal - Feistritzsattel - Ratten - Alpl - Krieglach - Bruck / Mur - Semmering<br />

- Wien. (=320km)<br />

Schon seit längerem war ich gut bek<strong>an</strong>nt mit Ulli Leitner, der seit einigen <strong>Jahre</strong>n <strong>Ducati</strong>-Importeur war. In jener Zeit<br />

wurden gerade verschärfte Lärm- und Abgasvorschriften für Motorräder in Österreich eingeführt. Mein<br />

Maschinenbaustudium und speziell <strong>meine</strong> Diplomarbeit zum Thema "Lärm von Motorrädern" inspirierten Ulli Leitner, und er<br />

bat mich, ihm bei der Homologation der neuen Modelle mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.<br />

Wir fuhren oft gemeinsam nach Bologna, wo ich mit <strong>meine</strong>n, damals noch spärlichen Italienischkenntnissen dem<br />

Chef-Konstrukteur Dottore Ingegnere Massimo Bordi klarzumachen versuchte, daß der österreichische Markt eine<br />

Sonderbeh<strong>an</strong>dlung erforderlich machte. Kopfschüttelnd versprach er, m<strong>an</strong> werde in Zukunft leisere Auspuffe für die<br />

Alpenrepublik <strong>an</strong>bauen. Trotzdem war auch später fast jedes Modell, das neu nach Österreich kam, zu laut.<br />

Damit wir schon vor der offiziellen Messung entsprechend reagieren konnten, führte ich für Ulli umf<strong>an</strong>greiche Messungen<br />

durch und empfahl ihm einschlägige Maßnahmen, um das Problem ohne größeren Leistungsverlust zu lösen. So hatten die<br />

Homologationsmodelle durchwegs lärmdämmende Schaumstoffmatten in den Verkleidungen, um die Motorgeräusche<br />

einigermaßen zu verringern.<br />

An diesem Septembertag fuhr ich nach Bruck <strong>an</strong> der Mur, um <strong>an</strong> der neu gelieferten <strong>Ducati</strong> 900 Supersport <strong>meine</strong><br />

Lärmmessungen durchzuführen. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, gleich eine kleine Probefahrt damit zu machen, wo<br />

ich doch schon die entsprechende Kleidung <strong>an</strong>hatte. Einen Hinterged<strong>an</strong>ken hatte ich auch dabei: nach fast zehn <strong>Jahre</strong>n könnte<br />

m<strong>an</strong> sich doch wieder einmal eine neue <strong>Ducati</strong> k<strong>auf</strong>en, oder ?<br />

22. September 1989: Bruck / Mur - Aflenz - Seebergsattel - Bruck. (=100km)<br />

1. Oktober 1989: Wien - Altlengbach - Klammhöhe - Hainfeld - Traisen - Tradigist - Kirchberg/Pielach - Margraben -<br />

Hainfeld - Kalte Kuchl - Haselrast - Pernitz - Hals - Pottenstein - Neuhaus - All<strong>an</strong>d - Wien. (=240km)<br />

Das war eine herbstliche Club-Ausfahrt der <strong>Ducati</strong>-Freunde, neblig und kühl, aber mit vielen <strong>Ducati</strong>´s. Andi Loidl hatte die<br />

Streckenführung ausgewählt und übernahm auch die Position <strong>an</strong> der Spitze des Rudels. Für mich war das ungewohnt, denn<br />

im Normalfall ist das genau <strong>meine</strong> Rolle. In <strong>meine</strong>m Freundeskreis verlassen sich alle dar<strong>auf</strong>, daß ich die Route genau kenne<br />

und daß die Kurven darin reichlich sind. Mein bevorzugtes Tempo hat auch noch niem<strong>an</strong>den gel<strong>an</strong>gweilt.<br />

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14. Oktober 1989: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Königstetten - St. Andrä - Hintersdorf -<br />

Unterkirchbach - Tulbinger Kogl - Katzelsdorf - Ollern - Sieghartskirchen - Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf -<br />

G´schriebene Buche - Schusternazl - Breitenfurt - Kleiner Semmering - Laab im Wald - Breitenfurt - Wien. (=130km)<br />

Die Streckenwahl <strong>an</strong> diesem warmen Oktobertag beschränkte sich <strong>auf</strong> Straßen, die allesamt nicht mehr als 25 Kilometer<br />

Luftlinie vom Zentrum Wien´s entfernt lagen. Unsere Bundeshauptstadt ist ja in der glücklichen Lage, mit dem Wienerwald<br />

ein unbezahlbares Naherholungsgebiet zu besitzen, sei es für W<strong>an</strong>derer, Radfahrer oder eben Motorradfahrer.<br />

22. Oktober 1989: Wien - Wr. Neudorf - Baden - Bad Vöslau - Berndorf - Auf dem Hart - Markt Piesting - Oed - Ascher<br />

- Puchberg am Schneeberg - Hohe W<strong>an</strong>d - Wr. Neustadt - Guntramsdorf - Wien. (=190km)<br />

Diese Auswahl ist sozusagen eine Erweiterung der vorhergehenden Runde nach Süden, noch immer liegt alles im Bereich<br />

einer Stunde von der Großstadt entfernt. Auf dem Heimweg besuchte ich noch rasch <strong>meine</strong> Schwiegereltern, die in<br />

Guntramsdorf ein Haus bewohnen, und lud mich <strong>auf</strong> einen Kaffee ein. Besonders im Sommer ist das bei uns üblich: Crisi<br />

besucht sonntags ihre Eltern, ich fahre mit der Duc spazieren, am Nachmittag trifft m<strong>an</strong> sich zur Jause im Garten. Darin gibt<br />

es auch einen Swimming-Pool, ein weiterer Pluspunkt <strong>an</strong> heißeren Tagen.<br />

28. Oktober 1989: Wien - Laxenburg - Heiligenkreuz - Grub - Schusternazl - G´schriebene Buche -<br />

Klausenleopoldsdorf - Hengstl - Preßbaum - Ried - Königstetten - Dopplerhütte - Neuwaldegg - Wien. (=150km)<br />

Noch einmal, bevor der Winter kam, wollte ich die Duc bewegen, speziell weil es trotz der fortgeschrittenen <strong>Jahre</strong>szeit<br />

noch <strong>an</strong>genehm warm war. Schon bald dar<strong>auf</strong> meldete sich General Winter zum Saison-Dienst zurück. Endlich war auch die<br />

bestellte Sintermetallkupplung eingetroffen und wurde natürlich sofort eingebaut. Ansonsten wechselte ich nur das Öl und<br />

den Ölfilter.<br />

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D A S J A H R 1 9 9 0<br />

20. Mai 1990: Wien - Preßbaum - Hochstraß - Klausenleopoldsdorf - Schöpflgitter - Altenmarkt - Neuhaus - Nöstach -<br />

All<strong>an</strong>d - Helenental - Baden - Trumau - Münchendorf - Guntramsdorf - Wien. (=130km)<br />

Mit der neuen Kupplung war auch das Rutsch-Problem aus der Welt geschafft, die P<strong>an</strong>tah drehte wieder locker bis 10.000<br />

U/min. Erstmals konnte ich auch testen, ob die Hubraumvergrößerung und das leichte Zylinderkopf-Tuning etwas <strong>an</strong><br />

Spitzengeschwindigkeit gebracht hatte. Bei Windstille, knapp 20° Lufttemperatur und <strong>auf</strong> gerader, ebener Fahrbahn drehte die<br />

Duc im letzten G<strong>an</strong>g problemlos über 9.500 Touren, das entspricht ehrlichen 205 km/h. Nicht schlecht für einen zehn <strong>Jahre</strong><br />

alten Zweizylinder mit nur 613 ccm !<br />

24. Mai 1990: Wien - Südautobahn - Grimmenstein - Wechselpaß - Hartberg - Ilz - Feldbach - Paldau - St. Stef<strong>an</strong> -<br />

Spielfeld - Südsteirische Weinstraße - Eibiswald - Soboth - Lavamünd - Bleiburg - Ferlach. (=400km)<br />

Diesmal begleitete mich Norbert Skoulas zum alljährlichen <strong>Ducati</strong>-Treffen am Monte Grappa, während unsere beiden<br />

Ehefrauen gemeinsam im PKW fuhren. Am Abend trafen wir uns d<strong>an</strong>n in Ferlach in einem urigen Kärnter Gasthof und<br />

verdrückten eine Riesenportion Kasnudeln.<br />

25. Mai 1990: Ferlach - Rosental - Finkenstein - Thörl-Maglern - K<strong>an</strong>altal - Gemona - S<strong>an</strong> D<strong>an</strong>iele - Pordenone -<br />

Conegli<strong>an</strong>o - Montebelluna - Asolo - Cresp<strong>an</strong>o del Grappa. (=330km)<br />

Einige Regenschauer hinderten uns, einen Weg durch die Karnischen Dolomiten zu wählen. Die direkte, auto-gerechte<br />

Strecke nach Cresp<strong>an</strong>o ist ausgesprochen l<strong>an</strong>gweilig und außerdem stark befahren. Norbert, der erst wenige Kilometer<br />

Fahrpraxis hatte, konnte sich <strong>an</strong> die "italienische Fahrweise", nämlich, <strong>auf</strong> einer Sperrlinie beinhart zwischen den<br />

Autokolonnen durchzustechen, nicht so schnell gewöhnen.<br />

26. Mai 1990: Cresp<strong>an</strong>o - Montebelluna - Conegli<strong>an</strong>o - Bass<strong>an</strong>o del Grappa - Cima Grappa - Cresp<strong>an</strong>o del Grappa.<br />

(=200km)<br />

Wie im Vorjahr besuchte ich zuerst die De Cecco´s in Conegli<strong>an</strong>o, wo N<strong>an</strong>do gleich den fälligen Wechsel der beiden<br />

Zahnriemen vollzog, dabei entdeckte er, daß die Aluminium-Antriebsräder schon ein wenig ausgeschlagen waren und empfahl<br />

baldigen Wechsel <strong>auf</strong> neue Stahlräder. D<strong>an</strong>ach erklommen wir wieder den Gipfel des Monte Grappa, erneut ein Fahr- wie<br />

Sehvergnügen. Am Abend lud Maurizio wieder zu seinem <strong>Ducati</strong>-Festessen. Als Höhepunkt wurde zu fortgeschrittener<br />

Stunde N<strong>an</strong>do´s <strong>Ducati</strong>-888-Rennmaschine, mit der er vor wenigen Wochen in Daytona den ausgezeichneten sechsten Platz<br />

belegt hatte, ausgerechnet <strong>auf</strong> unseren Tisch gestellt und er selbst wie ein Held gefeiert.<br />

27. Mai 1990: Cresp<strong>an</strong>o - Pederobba - Feltre - Belluno - Ponte nelle Alpi - Lozzo di Cadore - Passo Mauria - Ampezzo<br />

- Tolmezzo - Pontebba - Tarvis - Finkenstein - Ferlach - Klagenfurt - Südautobahn - Wien. (=700km)<br />

Es war gottseid<strong>an</strong>k nicht sehr heiß <strong>an</strong> diesem Tag der Heimfahrt, denn 700 Kilometer <strong>an</strong> einem Stück sind "kein Bemmerl",<br />

wie m<strong>an</strong> in Wien sagt. Das Fest vom Vortag war noch dazu sehr lustig gewesen und endete erst in den frühen Morgenstunden.<br />

Entsprechend müde waren wir d<strong>an</strong>n am Abend der Heimkehr, aber dieses Wochenende war wieder ein absoluter Genuß<br />

gewesen.<br />

16. Juni 1990: Wien - All<strong>an</strong>d - St. Pölten - Rotheau - Tradigist - Kirchberg/Pielach - Puchenstuben - Wastl am Wald -<br />

Ulreichsberg - Gscheid - St. Aegyd - Ochsattel - Kalte Kuchl - Hainfeld - Klammhöhe - St. Corona - Schöpflgitter -<br />

Klausenleopoldsdorf - Wien. (=260km)<br />

Eigentlich hatte ich mich ja nur mit Karli Hons verabredet, doch plötzlich tauchten ein halbes Dutzend weitere Kagr<strong>an</strong>er<br />

am Treffpunkt <strong>auf</strong>. Karli meinte entschuldigend, er hätte nur Burli Walek Bescheid gesagt, doch der hätte offensichtlich<br />

gleich eine Massenver<strong>an</strong>staltung im Sinne gehabt. Nun, die "Wilde Reiter A.G." zeigte gleich bei der Ausfahrt aus dem<br />

Parkplatz <strong>an</strong> der Umfahrungsautobahn, wes Geistes Kind sie seien: <strong>auf</strong> die linke Spur und Tempo 200 bis St. Pölten.<br />

Der Rest der Ausfahrt war d<strong>an</strong>n auch entsprechend hektisch, die Truppe ließ sich von einem kurzen Regenschauer auch<br />

nicht von ihrer risk<strong>an</strong>ten Fahrweise abbringen. Karli war das bald zuviel, er drehte plötzlich um und verschw<strong>an</strong>d grußlos. Ich<br />

wollte nicht unhöflich sein und begleitete Burli und seine Freunde weiterhin. Am Abend war ich d<strong>an</strong>n ein bißchen mehr<br />

geschafft als sonst.<br />

17. Juni 1990: Wien - Wr. Neudorf - Loretto - Eisenstadt - Hof - Donnerskirchen - Breitenbrunn - Kaisersteinbruch -<br />

Breitenbrunn - Hof - Ebreichsdorf - Guntramsdorf - Wien. (=160km)<br />

Zur Erholung fuhr ich am nächsten Tag mit Crisi und Norbert gemütlich ins Leithagebirge, das wir ausgiebig<br />

durchkreuzten. Im Juli hatte ich beruflich viel zu tun, nebenbei präparierte ich die P<strong>an</strong>tah schon für die nächste längere Tour.<br />

Weil es uns vor zwei <strong>Jahre</strong>n so gut gefallen hatte, zog es Crisi und ich nochmals <strong>auf</strong> die Insel Elba. Wir hatten diesmal eine<br />

große Ferienwohnung gemietet, begleiten wollten uns Christl und Norbert Skoulas, Doris und Willi Frey mit ihren beiden<br />

Kindern und Crisi´s Schwester Andrea mit ihrem zwei <strong>Jahre</strong> alten Sohn Fabi<strong>an</strong>.<br />

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Die P<strong>an</strong>tah bekam vorsichtshalber noch rasch die fälligen Zahnriemenräder und neue Sp<strong>an</strong>nrollenlager, das Ventilspiel<br />

kontrollierte ich ebenfalls. Eine neue Batterie und ein Ölwechsel komplettierten das Service. Mitte August sollte es losgehen,<br />

Crisi und Christl fuhren mit unserem voll beladenen Ford Fiesta, die Familie Frey wollte erst in der Tosk<strong>an</strong>a zu uns stoßen,<br />

und Andrea und Fabi<strong>an</strong> kamen ein paar Tage später mittels Flugzeug nach.<br />

17. August 1990: Wien - St. Pölten - Annaberg - Josefsberg - Seebergsattel - Bruck/Mur - Voitsberg - Packsattel -<br />

Wolfsberg - Südautobahn - Villach - Tarvis - K<strong>an</strong>altal - Gemona - Pordenone - Conegli<strong>an</strong>o. (=650km)<br />

Wir trafen uns mit unseren Ehefrauen in Conegli<strong>an</strong>o, wo wir schon im Mai ein schönes Motel vis-a-vis von N<strong>an</strong>do´s<br />

Geschäft entdeckt hatten. Zu unserem Erstaunen hatte sich De Cecco von seinem Geschäftspartner getrennt und war hier nicht<br />

mehr <strong>an</strong>zutreffen. Die Duc machte mir ebenfalls einige Sorgen, ein leichtes Klopfgeräusch bei mittlerer Drehzahl beunruhigte<br />

mich ein wenig.<br />

18. August 1990: Conegli<strong>an</strong>o - Mestre - Bologna - Firenze - Certosa - Grassina in Chi<strong>an</strong>ti - Strada - Greve in Chi<strong>an</strong>ti<br />

- Castellina in Chi<strong>an</strong>ti - Poggibonsi - Colle di Val d´Elsa. (=380km)<br />

Der Vormittag war leider regnerisch, also bewegten wir uns im Konvoi <strong>auf</strong> der Autobahn nach Süden. Im Apennin, <strong>auf</strong> der<br />

Autostrada zwischen Bologna und Firenze, zeigte ein Überkopf-Display eine Temperatur von nur 14 Grad <strong>an</strong>, und es regnete<br />

leicht. D<strong>an</strong>n fuhren wir durch einen Tunnel, und <strong>auf</strong> der <strong>an</strong>deren Seite empfing uns strahlender Sonnenschein und die nächste<br />

Anzeige war 28 Grad. Im Nu dampften wir so unter den Regenkombis, daß wir schleunigst den nächsten Parkplatz<br />

<strong>an</strong>steuerten und uns das Plastik vom Leib zerrten. Ab da war es zwei Wochen l<strong>an</strong>g nur wolkenlos bei rund 30° Celsius!<br />

In Florenz verließen wir endlich die ungeliebte Autobahn und genossen die herrliche L<strong>an</strong>dschaft der Tosk<strong>an</strong>a. Speziell die<br />

"Strada del Chi<strong>an</strong>ti Classico" war ein Erlebnis, inmitten von Wäldchen und Weingärten schw<strong>an</strong>gen wir von Kurve zu Kurve,<br />

impos<strong>an</strong>te Weingüter und idyllische Dörfer säumten die Straße. Pl<strong>an</strong>gemäß trafen wir uns mit <strong>meine</strong>m Studienkollegen Willi<br />

Frey und seiner Familie in Colle di Val d´Elsa, wo wir in einem alten Palazzo abstiegen, der heute als Hotel fungiert.<br />

19. August 1990: Colle di Val d´Elsa - Volterra - Pomer<strong>an</strong>ce - Castelnuovo di Val di Cécina - Monterotondo -<br />

Suvereto - Venturina - Piombino - Portoferraio - Lacona. (=130km)<br />

Nun fuhren wir durch einen eher rauhen L<strong>an</strong>dstrich, hier war der Boden ausgetrocknet und die Erde gelb und s<strong>an</strong>dig. Dazu<br />

br<strong>an</strong>nte uns unbarmherzig die Sonne <strong>auf</strong> die Helme, wir waren froh, als wir uns in Piombino am Hafen endlich aus der<br />

Schutzkleidung schälen konnten. Die Wartezeit <strong>auf</strong> die Fähre dörrte uns die Kehlen zusätzlich aus, ein eisgekühltes Getränk<br />

nach dem <strong>an</strong>deren mußten wir uns einflößen, um nicht zu verdursten. Die Überfahrt war ruhig, die Lage unserer Wohnung<br />

war uns schon bek<strong>an</strong>nt, denn sie bef<strong>an</strong>d sich im selben Areal wie das Appartement zwei <strong>Jahre</strong> vorher.<br />

Rasch hatten wir uns häuslich eingerichtet, die Wohnung wies mit über 100 m² genug Zimmer für alle <strong>auf</strong>. Dazu hatten<br />

wir noch eine 50 m² große Terrasse mit Sonnendach und Blick <strong>auf</strong>s nahe Meer. Das einzige, was <strong>meine</strong> Stimmung ein bißchen<br />

trübte, war das unübliche Motorgeräusch der P<strong>an</strong>tah. Mittlerweile war ich mir schon sicher, daß irgendein Lager das Zeitliche<br />

gesegnet hatte, aber welches, und, war es opportun, damit noch weiter zu fahren ?<br />

22. August 1990: Lacona - Monte Tambone - Pila - S<strong>an</strong> Ilario - Monte Perone - Poggio - Marci<strong>an</strong>a - Z<strong>an</strong>ca - Chiessi -<br />

Pomonte - Fetovaia - Marina di Campo - Lacona. (=70km)<br />

Aus diesem Grund machte ich auch nur eine einzige kurze Insel-Rundfahrt, einmal um den höchsten Berg der kleinen Insel,<br />

den 1.019 m hohen Monte Cap<strong>an</strong>ne. Ansonsten lagen wir zumeist unter dem Sonnensegel, das wir uns am Str<strong>an</strong>d <strong>auf</strong>gebaut<br />

hatten, oder vergnügten uns im Meer. Ich hatte mir für diesen Urlaub eine wasserdichte Kamera gek<strong>auf</strong>t, damit und mit Brille<br />

und Schnorchel grundelten Willi, Norbert und ich in der Bucht von Lacona umher und machten Unterwasserfotos.<br />

Die zwei Wochen vergingen wie im Flug, speziell als d<strong>an</strong>n noch Andrea mit <strong>meine</strong>m quecksilbrigen Neffen Fabi<strong>an</strong><br />

nachgekommen war. Das Motorenproblem mußte ich dennoch lösen, also telefonierte ich mit Ferdin<strong>an</strong>do De Cecco. Er<br />

machte mir das Angebot, die P<strong>an</strong>tah zu untersuchen und nötigenfalls sofort zu reparieren, er habe alles notwendige dazu in<br />

seiner kleinen Privatwerkstatt in Pocenìa.<br />

31. August 1990: Lacona - Portoferraio - Piombino - Livorno - Pisa - Lucca - Firenze - Bologna - Mestre - Latis<strong>an</strong>a -<br />

Pocenìa. (=510km)<br />

Am letzten Tag nahm ich d<strong>an</strong>n die erste Fähre um fünf Uhr früh und prügelte die immer lauter werdende Duc über die<br />

Autobahn nach Pocenìa. In weniger als fünf Stunden l<strong>an</strong>gte ich bei N<strong>an</strong>do ein, der machte schon beim <strong>ersten</strong> Anhören ein<br />

sorgenvolles Gesicht. Während ich mit Crisi telefonierte, die noch in Lacona beim Einpacken war, hatte er schon den Motor<br />

ausgebaut und zerlegt. Eine ausgel<strong>auf</strong>ene Pleuellagerschale war die Ursache, diesen Schaden konnte er nicht ad hoc<br />

reparieren, denn dazu müßte der Hubzapfen ebenfalls inspiziert werden.<br />

Ich rief nochmals in Lacona <strong>an</strong> und erklärte die Situation. Crisi sollte mich d<strong>an</strong>n am nächsten Tag in Pocenìa abholen und<br />

ich würde mit dem Auto heimfahren. Gesagt, get<strong>an</strong>. N<strong>an</strong>do brachte die Kurbelwelle und die Pleuel später zu Giorgio Nepoti<br />

nach Bologna. Dort wurde der Hubzapfen, der oval abgenützt war, wieder in Form gebracht und neue Pleuellagerschalen<br />

<strong>an</strong>gepaßt. Eine neue Schwingenachse mit zwei Hundertstel Übermaß beseitigte auch das minimale Spiel in der<br />

Schwingenlagerung, das im L<strong>auf</strong>e der <strong>Jahre</strong> entst<strong>an</strong>den war.<br />

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23. September 1990: Pocenìa - Sammardenchìa - Udine - Gemona - Tarvis - Villach - Klagenfurt - Graz - Wechsel -<br />

Wien. (=550km)<br />

Zwei Wochen später holte ich die reparierte Duc wieder ab. Bei der Gelegenheit zeigten uns Ferdin<strong>an</strong>do und Nidia gleich<br />

ihr zukünftiges Zuhause, einen großen Bauernhof nahe Udine, in dem er bald Wohnhaus und Werkstätte einrichten wollte.<br />

Die Autobahnfahrt nach Wien, noch dazu im Schnürlregen, war fade. Wenigstens waren damit gleich die nötigen Kilometer<br />

Einfahrstrecke für die neuen Lager absolviert.<br />

29. September 1990: Wien - Wr. Neustadt - Erlach - Bromberg - Thernberg - Schlag - Lichtenegg - Kirchschlag in der<br />

Buckligen Welt - Zöbern - Asp<strong>an</strong>g Markt - St. Corona - Otterthal - Feistritzsattel - Rettenegg - Pfaffensattel - Steinhaus<br />

am Semmering - Mürzzuschlag - Kapellen - Preiner Gscheid - Hirschw<strong>an</strong>g - Höllental - Klostertaler Gscheid - Gutenstein<br />

- Pernitz - Hals - Pottenstein - Baden - Wien. (=320km)<br />

Die Duc lief wieder optimal, lediglich der Hinterreifen sah nach 1.000 km Autobahnfahrt reichlich eckig aus. Die K<strong>an</strong>ten<br />

störten beim flüssigen Kurvenfahren enorm. Die Bucklige Welt erinnerte mich mit ihren grünen, s<strong>an</strong>ften Hügeln frapp<strong>an</strong>t <strong>an</strong><br />

die Tosk<strong>an</strong>a, speziell <strong>an</strong> das Chi<strong>an</strong>ti-Tal. Leider war es in der Steiermark l<strong>an</strong>ge nicht mehr so warm wie sechs Wochen zuvor<br />

in Italien.<br />

6. Oktober 1990: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Kleinstaasdorf - Riederberg - Sieghartskirchen -<br />

Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d - Helenental - Gaaden - Schusternazl - G´schriebene Buche -<br />

Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d - Wien. (=150km)<br />

Der Zahn der Zeit nagte erbarmungslos <strong>an</strong> der alten P<strong>an</strong>tah, im Verl<strong>auf</strong>e dieser schönen Herbstausfahrt durch den<br />

Wienerwald schlich sich ein heimtückischer Fehler in der Elektrik ein. Mehrmals fiel der Strom total aus, einmal genau am<br />

Scheitel einer Rechts-berg<strong>auf</strong>-Serpentine. Dabei hätte es mich beinahe hingeschmissen. Trotz intensiver Suche konnte ich den<br />

Fehler nicht gleich lokalisieren.<br />

22. Oktober 1990: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Tulbinger Kogl - Mauerbach - Riederberg -<br />

Sieghartskirchen - Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf - Kaltenleutgeben - Wien. (=110km)<br />

Während dieser letzten Runde der Saison 1990 trat der lästige Defekt weitere dreimal <strong>auf</strong>, eine weitere Inspektion ergab<br />

d<strong>an</strong>n, daß nur das Zündschloß der Übeltäter sein konnte. Die P<strong>an</strong>tah wurde in diesem Herbst sorgfältig dauerkonserviert und<br />

stillgelegt, denn ich wollte mir im Frühjahr eine neue Duc k<strong>auf</strong>en und die alte erst später, d<strong>an</strong>n aber vollständig, restaurieren.<br />

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D A S J A H R 1 9 9 1<br />

Seit ich 1989 die rot-weiße 900er Supersport probegefahren war, st<strong>an</strong>d es für mich außer Frage: diese würde <strong>meine</strong> zweite<br />

<strong>Ducati</strong> werden. Ein Jahr später wurde sie d<strong>an</strong>n sogar noch kräftig überarbeitet, und als ich sie bei <strong>meine</strong>m alljährlichen<br />

Besuch der Motor-Show in Bologna im Dezember 1990 in ihrem neuen Styling, g<strong>an</strong>z in rot, mit weißem Rahmen und weißen<br />

Felgen, gesehen hatte, beschloß ich, mein B<strong>an</strong>k-Konto unbarmherzig zu plündern.<br />

Im Februar besuchten wir, Peter Zimmer, Karli Hons, Crisi und ich, unseren Freund und Duc-Importeur Ulli Leitner in<br />

seinem Haus in Aflenz. Zum einen wollten wir, wie jedes Jahr seit 1987, wegen Sponsorgeldern für unser <strong>Ducati</strong>-Clubrennen<br />

verh<strong>an</strong>deln, zum <strong>an</strong>deren wollten Peter und ich in einem günstigen Moment einen guten Preis für zwei 900er Supersport<br />

fixieren. Nach ein paar Flaschen vom ausgezeichneten Schilcher hatten wir die Unterstützung für Zeltweg quasi in der Tasche<br />

und erwähnten beiläufig unsere K<strong>auf</strong>absicht.<br />

Ulli war immer schon ein schlauer Fuchs und meinte, er könne uns in diesem Moment nichts definitives mehr sagen, er<br />

wolle uns beim Frühstück Bescheid geben. Am nächsten Morgen waren wir zwar alle wieder nüchtern, dennoch übertraf der<br />

Preis noch unsere ohnehin knapp kalkulierten Erwartungen. An diesen beiden Motorrädern würde die Firma B.L.M. so gut<br />

wie nichts verdienen, denn Ulli hatte uns einen wirklichen Freundschaftspreis zugesagt.<br />

Erst Ende April 1991 wurden die neuen 900er geliefert, zunächst mit Halbschale, die Vollverkleidungen würden erst<br />

später produziert werden. Am 27. April holten wir die Duc´s mit Peter Zimmers Anhänger aus Bruck <strong>an</strong> der Mur. Für die<br />

Neue hatte ich mir einen besonderen Gag in den Kopf gesetzt: ein Wunschkennzeichen, nämlich W-D 900, das brauchte<br />

behördlich seine Zeit. Deshalb wurde <strong>meine</strong> zweite Duc erst am 3. Mai 1991 erstmals <strong>an</strong>gemeldet.<br />

9. Mai 1991: Wien - Laxenburg - Münchendorf - Trumau - Traiskirchen - Siegenfeld - Helenental - Mayerling - Grub -<br />

Breitenfurt - Wien - Preßbaum - Hengstl - G´schriebene Buche - Grub - Mayerling - Helenental - Baden - Wien. (=200km)<br />

Das Gefühl, nach über zehn <strong>Jahre</strong>n wieder eine g<strong>an</strong>z neue <strong>Ducati</strong> "in Besitz" zu nehmen, war sehr erhebend. An der 900er<br />

war alles bequemer, stärker, <strong>an</strong>ders. Die Sitzposition war fast maßgeschneidert für mich, eher <strong>auf</strong>recht, nicht so bucklig wie<br />

<strong>auf</strong> der P<strong>an</strong>tah. Alle Bedienungselemente waren leichtgängig und ergonomisch <strong>an</strong>geordnet. Der Motor fühlte sich trotz<br />

Einfahr-Beschränkung <strong>auf</strong> maximal 5.500 U/min ausgesprochen drehmomentstark <strong>an</strong>. Nur die dicken Reifen waren sehr<br />

gewöhnungsbedürftig und erforderten ein Umdenken in <strong>meine</strong>n Kurvenfahrgewohnheiten.<br />

Die <strong>ersten</strong> 100 km fuhr ich alleine spazieren, um mich ein bißchen einzugewöhnen. D<strong>an</strong>n holte ich Crisi von zuhause ab<br />

und vollendete die erste Probefahrt mit ihr gemeinsam. Dabei stellten wir beide fest, daß der Sozius nur ein unbequemer<br />

Notbehelf war, besonders, da Crisi fast zehn Zentimeter über <strong>meine</strong>m Fahrersitz thronte und den Fahrtwind voll ins Gesicht<br />

bekam.<br />

11. Mai 1991: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - St. Andrä - Klosterneuburg - Wien. (=100km)<br />

Bei der zweiten Probefahrt f<strong>an</strong>d ich gleich etwas auszusetzen, was mir im <strong>ersten</strong> Freudentaumel gar nicht <strong>auf</strong>gefallen war.<br />

Die Vorderbremse fühlte sich <strong>an</strong>, als griffe m<strong>an</strong> in einen nassen Schwamm. Nicht, daß sie nicht ordentlich bremste, aber das<br />

Gefühl, daß die Bremse nicht ordentlich entlüftet wäre, f<strong>an</strong>d ich nervtötend. Zurück in <strong>meine</strong>r Werkstatt tauschte ich die<br />

Bremsflüssigkeit gegen <strong>meine</strong> gewohnte Marke Bel Ray DOT 5 und entlüftete penibel. Es wurde ein bißchen härter, aber von<br />

einem Druckpunkt konnte immer noch nicht die Rede sein.<br />

20. Mai 1991: Wien - Klosterneuburg - Ernstbrunn - Eichenbrunn - Stronsdorf - Haugsdorf - Retz - Geras - Raabs -<br />

Karlstein - Heidenreichstein - Schrems - Gmünd - Weitra - Karlstift - Großgerungs - Zwettl - Rastenfeld - Ottensteiner<br />

Stausee - Wegscheid - Gars am Kamp - L<strong>an</strong>genlois - Tulln - Dopplerhütte - Exelberg - Wien. (=430km)<br />

Längst schon hatte ich mich bei Charly Putz in Bruck <strong>an</strong> der Mur für das 1.000er Service <strong>an</strong>gemeldet, jetzt war es <strong>an</strong> der<br />

Zeit, ein paar Kilometer dafür zu sammeln. Joh<strong>an</strong>nes Wolf, mein Freund und Kollege aus dem Wirtschaftsförderungsinstitut,<br />

der seit kurzem eine Honda NTV 650 besaß, begleitete mich <strong>an</strong> diesem kalten Frühjahrstag. Ich hatte mir mindestens 500 km<br />

vorgenommen, doch soviel schafften wir nicht g<strong>an</strong>z. Ab Kilometerst<strong>an</strong>d 500 durfte ich die Duc bis 7.000 U/min drehen,<br />

hoppala, da war plötzlich schon mehr los als früher bei der P<strong>an</strong>tah.<br />

24. Mai 1991: Wien - Bruck <strong>an</strong> der Mur - Wien. (=300km)<br />

Um sechs Uhr früh fuhr ich im strömenden Regen los, <strong>auf</strong> dem Semmering überraschte mich sogar ein kurzes<br />

Schneegestöber. Um acht Uhr gab ich die 900er bei B.L.M. zur weiteren Beh<strong>an</strong>dlung ab und vertrieb mir die Zeit, bis das<br />

Service vollbracht war, mit dem Lesen sämtlicher Prospekte und Zeitschriften, die in Ulli´s Büro herumlagen. Wenigstens<br />

war der Heimweg d<strong>an</strong>n trocken, <strong>auf</strong> dem geraden, ebenen Autobahnstück bei Neunkirchen gab ich im sechsten G<strong>an</strong>g einmal<br />

bis 7.500 U/min Gas und freute mich, daß die Duc mühelos die 200-km/h-Marke überschritt, ohne daß ich mich besonders<br />

gut hinter der ohnehin zu niedrigen Scheibe verstecken mußte.<br />

30. Mai 1991: Wien - Südautobahn - Wiener Neustadt - Bucklige Welt - Feldbach - Ehrenhausen - Südsteirische<br />

Weinstraße - Eibiswald - Soboth - Lavamünd - Bleiburg - Ferlach - Arnoldstein - Hermagor. (=550km)<br />

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Die alljährliche Grappa-Ausfahrt st<strong>an</strong>d <strong>auf</strong> dem Programm. Peter Zimmer <strong>auf</strong> seiner <strong>Ducati</strong> 900 SS, Karli Hons <strong>auf</strong> <strong>Ducati</strong><br />

750 F1, Günter Pisecky <strong>auf</strong> <strong>Ducati</strong> 750 Sport und ich <strong>auf</strong> <strong>meine</strong>r 900er Supersport nahmen die Strecke in Angriff. Eine so<br />

konzentrierte Ansammlung von neuen Duc´s erregte bei jeder T<strong>an</strong>kstelle, vor jedem Kaffeehaus beträchtliches Aufsehen,<br />

leider auch bei einer Zivilstreife der Gendarmerie, die aber jedem von uns für eine mehr als geringfügige Überschreitung der<br />

erlaubten Höchstgeschwindigkeit nur einen bescheidenen Hunderter abknöpfte.<br />

In der Südsteiermark genossen wir bei einem Gläschen Schilcher und einem deftigen "Verhackerts"-Brot die endlich<br />

akzeptablen Temperaturen. Ein netter Gasthof außerhalb von Hermagor bot uns und den vier Duc´s <strong>an</strong>gemessenes Obdach,<br />

denn der Besitzer beeilte sich, für sie ausreichend Platz in seiner Garage zu schaffen. Ein gepflegtes Kärnter Abendessen<br />

beendete einen schönen Tag.<br />

31. Mai 1991: Hermagor - Kötschach - Plöckenpaß - Sutrio - Sella Valcalda - Comegli<strong>an</strong>s - Villa S<strong>an</strong>tina - Forcella<br />

di Priuso - Passo Monte Rest - M<strong>an</strong>iago - Valcellina - Passo S<strong>an</strong> Osvaldo - Longarone - Belluno - Feltre - Pederobba -<br />

Cresp<strong>an</strong>o del Grappa. (=280km)<br />

Diese Etappe bot <strong>an</strong> Delikatessen alles, was sich der Straßen-Feinspitz wünschen k<strong>an</strong>n. Erst der kühn <strong>an</strong>gelegte Plöckenpaß<br />

mit seinen fast überein<strong>an</strong>derliegenden Serpentinen und Kehr-Tunnels, d<strong>an</strong>n der steile, enge und ungesicherte Passo di Monte<br />

Rest. Anschließend das märchenhafte Valcellina mit der Straße unter den überhängenden Felsen, wo ein Verkehrsschild vor<br />

Überflutung durch den nur wenig tiefer liegenden Fluß warnt. Zum Abschluß das breite, kurvenreiche Piavetal, wo diesmal<br />

relativ geringer Verkehr flottes Fortkommen möglich machte.<br />

Wir waren recht früh in Cresp<strong>an</strong>o und suchten nach einer erfrischenden Dusche in "unserem" Albergo Alla Posta sofort<br />

den örtlichen Barbiere <strong>auf</strong>. Eine Genußrasur und ein ordentlicher Haarschnitt, d<strong>an</strong>n ein feines Abendessen und eine gute<br />

Flasche Wein vervollkommneten unser Wohlbefinden. Ich hatte mir zu den Osterfeiertagen, die Crisi und ich <strong>an</strong>läßlich eines<br />

Italienisch-Intensiv-Sprachkurses im nahen Belluno verbracht hatten, bei der Motorradbekleidungsfirma Corner in Molvena<br />

eine maßgeschneiderte Lederkombi bestellt, die ich nun endlich abholen wollte.<br />

1. Juni 1991: Cresp<strong>an</strong>o - Fonte Oné - Bass<strong>an</strong>o - Molvena - Breg<strong>an</strong>ze - Bass<strong>an</strong>o - Cima Grappa - Cresp<strong>an</strong>o. (=120km)<br />

Die Farben <strong>meine</strong>r neuen Schale waren selbstredend Grün, Weiß und Rot, <strong>auf</strong> dem Rücken pr<strong>an</strong>gte unübersehbar die<br />

Aufschrift "<strong>Ducati</strong>". Maurizio hatte mir direkt in der Erzeugerfirma Styl Martin sehr preiswert rot-weiße Stiefel besorgt, die<br />

ausgezeichnet dazu paßten. Im komplett neuen Outfit fühlte ich mich richtig wohl. Hoffentlich würde uns <strong>an</strong> der Grenze<br />

niem<strong>an</strong>d kontrollieren, in den mühsamen Zeiten vor dem EU-Beitritt Österreichs hätte das eine Menge Ärger bedeutet.<br />

Tarvis - Südautobahn - Graz - Wien. (=650km)<br />

Die Sorgen um den Zoll erwiesen sich als unnötig, denn nach dem Passo Mauria beg<strong>an</strong>n es zu regnen und die neuen Stücke<br />

wurden unter einer alten Regenausrüstung vollständig verborgen. Die Wasserfluten brachten auch die Elektrik <strong>an</strong> <strong>meine</strong>r und<br />

auch <strong>an</strong> Peter´s 900er durchein<strong>an</strong>der, die Kontroll-Lämpchen spielten plötzlich verrückt und zeigten alles mögliche und<br />

unmögliche <strong>an</strong>. Blaues Polfett in jeder sorgfältig getrockneten Steckverbindung des Kabelbaumes behob dieses M<strong>an</strong>ko ein für<br />

allemal. Die Vollverkleidung war mittlerweile auch schon eingel<strong>an</strong>gt und wurde von mir sofort montiert.<br />

9. Juni 1991: Wien - Mayerling - All<strong>an</strong>d - Hafnerberg - Nöstach - Neuhaus - Pottenstein - Hals - Rohrer Sattel - Kalte<br />

Kuchl - Traisen - St. Pölten - Westautobahn - Umfahrungsautobahn - Südautobahn - Guntramsdorf - Wien. (=250km)<br />

Im St. Pöltner Industriegebiet sollte ein Veter<strong>an</strong>enrennen stattfinden, <strong>an</strong> dem einige der <strong>Ducati</strong>-Freunde teilnehmen<br />

wollten. Das mußte ich mir <strong>an</strong>sehen und dabei gleich die neu erworbenen "Spielsachen" herzeigen. Andi Loidl, der sich von<br />

Erich Racher eine uralte Triumph ausgeliehen hatte, ruderte in spektakulärem Moto-Cross-Stil durch die Kurven und gew<strong>an</strong>n<br />

souverän, denn die <strong>an</strong>deren waren viel zu besorgt um ihre Sammlerstücke und fuhren eher im Bummeltempo um den<br />

improvisierten Kurs.<br />

Eine schnelle Autobahnfahrt brachte mich d<strong>an</strong>n noch rechtzeitig nach Guntramsdorf, wo mich Crisi und ihre Eltern schon<br />

mit einer guten Jause erwarteten. D<strong>an</strong>ach machte ich es mir noch vor dem Fernseher gemütlich und genoß eine <strong>an</strong>dere Art<br />

Motorsport, denn im Kabelnetz war eine Übertragung eines 500er Gr<strong>an</strong>d-Prix, den damals Wayne Rainey gew<strong>an</strong>n.<br />

15. Juni 1991: Wien - Münchendorf - Hof - Donnerskirchen - Eisenstadt - Mattersburg - Fochtenstein -<br />

Hochwolkersdorf - Kobersdorf - L<strong>an</strong>dsee - Wiesmath - Lichtenegg - Bromberg - Scheiblingkirchen - Seebenstein - Erlach<br />

- Forchtenstein - Eisenstadt - Loretto - Ebreichsdorf - Wien. (=300km)<br />

Karl Hons besaß damals neben seiner 750 F1 als Kontrastprogramm noch eine Honda GoldWing 1200. Damit fuhren er<br />

und seine Frau Sylvi und ich mit <strong>meine</strong>r Crisi <strong>auf</strong> der 900er in die Bucklige Welt. Dort tauschten wir die Fahrzeuge und<br />

hatten allesamt Aha-Erlebnisse: Crisi und Sylvi waren einhellig der Meinung, daß die Supersport nicht zum Fahren zu zweit<br />

taugt, Karli war begeistert, daß die 900er noch viel mehr "Schmalz" als seine 750 F1 hatte und ich wußte, daß ich mir niemals<br />

ein Schlachtschiff wie die GoldWing zulegen würde. Die beiden Damen sprachen mir übrigens vollständig aus der Seele,<br />

schon bald dar<strong>auf</strong> bestellte ich bei Herm<strong>an</strong>n Beyreuther eine superleichte GFK-Einm<strong>an</strong>n-Sitzb<strong>an</strong>k.<br />

22. Juni 1991: Wien - Schusternazl - Schöpflgitter - Laaben - Klammhöhe - Kalte Kuchl - Rohrer Sattel - Ascher -<br />

Puchberg am Schneeberg - Ternitz - Gloggnitz - Preiner Gscheid - Semmering - Südautobahn - Wien. (=360km)<br />

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7. Juli 1991: Wien - Altlengbach - Klammhöhe - Traisen - Annaberg - Josefsberg - Seebergsattel - Pretalsattel - Alpl -<br />

Feistritzsattel - Schlagl - Gloggnitz - Südautobahn - Wien. (=300km)<br />

Schon 3.500 Kilometer mit der neuen, ich bin bereits vollständig eingewöhnt. Jede Sonntagsausfahrt machte mir riesig<br />

Spaß, obwohl die Straßen immer noch dieselben sind wir vor zehn <strong>Jahre</strong>n.<br />

20. August 1991: Wien - Gaaden - Heiligenkreuz - Purkersdorf - Tulbinger Kogl - Dopplerhütte - Exelberg - Wien.<br />

(=130km)<br />

Den diesjährigen Sommerurlaub hatten Crisi und ich in Schottl<strong>an</strong>d verbracht, mit einem Mietauto, aber An- und Rückreise<br />

mit dem Flugzeug. Kaum zuhause, packten mich Entzugserscheinungen und ich mußte sofort die Duc ein bißchen durch die<br />

Gegend scheuchen.<br />

23. August 1991: Wien - Westautobahn - Ybbs - Scheibbs - Grubberg - Hieflau - Gesäuse - Liezen - Sölkpaß - Murau -<br />

Sölkpaß - Stainach - Bad Aussee. (=450km)<br />

Unsere Freunde, die Zimmer´s und die Hons´, faulenzten schon wochenl<strong>an</strong>g im Salzkammergut, wir hängten noch ein paar<br />

Tage <strong>an</strong> unseren Urlaub <strong>an</strong> und besuchten sie. Crisi fuhr mit dem Auto direkt nach Westen, ich bummelte durch die Berge und<br />

sah noch schnell nach, wie Familie Wolf in Murau urlaubte. Dabei hatte ich das besondere Vergnügen, gleich zweimal <strong>an</strong><br />

einem Tag den nunmehr tadellos asphaltierten Sölkpaß zu überqueren.<br />

25. August 1991: Bad Aussee - Pötschenpaß - Gmunden - Linz - Wien. (=300km)<br />

Wir zögerten die Heimfahrt so l<strong>an</strong>ge als möglich hinaus, bis nur mehr der direkte Weg über die Westautobahn übrig blieb.<br />

Da es ohnehin schwül war und sehr nach Gewitter roch, war mir das sogar lieber, als im Gebirge vom Regen heimgesucht zu<br />

werden.<br />

1. September 1991: Wien - Baden - Hals - Pernitz - Klostertaler Gscheid - Kalte Kuchl - Klammhöhe - Laaben -<br />

G´schriebene Buche - Schusternazl - Heiligenkreuz - Helenental - Pfaffstätten - Weinstraße - Guntramsdorf - Wien.<br />

(=250km)<br />

Mein Freund Rainer Zoubek, ebenfalls ein Arbeitskollege aus dem Wirtschaftsförderungsinstitut, hatte sich wie Joh<strong>an</strong>nes<br />

Wolf eine Honda NTV 650 gek<strong>auf</strong>t. Er war immer schon ein flotter Autofahrer, deshalb kam ihm zunächst das brave<br />

Allzweckmotorrad zuwenig spritzig vor. Auf unserer bisl<strong>an</strong>g einzigen gemeinsamen Ausfahrt tauschten wir die Fahrzeuge.<br />

Natürlich konnte m<strong>an</strong> mit den 50 PS der Honda kein Rennen gewinnen, aber sie fuhr sich sehr <strong>an</strong>genehm und hatte<br />

ausreichend Drehmoment. Umso mehr war Rainer von der Fahrt mit der Supersport begeistert.<br />

20. September 1991: Wien - Bruck <strong>an</strong> der Mur (=150km)<br />

Schon war das 5.000er-Service fällig, Joh<strong>an</strong>nes Wolf begleitete mich zu B.L.M. in die Steiermark. Ulli borgte uns zur<br />

Überbrückung der Wartezeit einen 900er-Elef<strong>an</strong>ten und eine 907 i.e., mit denen wir uns am Präbichl, in den Wildalpen und<br />

am Seebergsattel 200 km l<strong>an</strong>g vergnügten, wobei wir die Leih-Fahrzeuge öfters wechselten. Joh<strong>an</strong>nes war d<strong>an</strong>ach g<strong>an</strong>z nahe<br />

dr<strong>an</strong>, sich sofort eine gebrauchte Paso zu k<strong>auf</strong>en. Am Nachmittag verabschiedete er sich und fuhr alleine heim, ich wartete<br />

<strong>auf</strong> Karli, Günter und Peter, mit denen ich weiter nach Italien fahren wollte.<br />

20. September 1991: Bruck <strong>an</strong> der Mur - Judenburg - Scheifling - St. Veit - Feldkirchen - Villach - Arnoldstein.<br />

(=200km)<br />

Kurz bevor die drei mich abholten, verfinsterte sich der Himmel und es beg<strong>an</strong>n wie aus Kübeln zu schütten. Eine wahre<br />

Sintflut ergoß sich über uns, als wir uns einen Weg nach Kärnten bahnten. In Arnoldstein war unser gewohntes Hotel leider<br />

voll, nach längerer Suche entdeckten wir schließlich ein sogen<strong>an</strong>ntes "Baby-Hotel", in dem noch Zimmer und sogar eine<br />

Garage frei waren. Auf dem Nachtkastl st<strong>an</strong>d für besonders hungrige Kleinkinder ein Fläschchen Brei, leider war es nicht<br />

g<strong>an</strong>z <strong>meine</strong> Geschmacksrichtung, also ließ ich es unberührt.<br />

21. September 1991: Arnoldstein - Kötschach - Plöckenpaß - Comegli<strong>an</strong>s - Forcella Lavardet - Sella Ciampogotto -<br />

Pieve di Cadore - Belluno - Busche - Pederobba - Cresp<strong>an</strong>o. ( = 280km)<br />

Der nächste Morgen entschädigte für das Unwetter: der Himmel war tiefblau und ohne ein Wölkchen. In den Bergen war es<br />

noch empfindlich kalt, erst in den grünen Hügeln südlich des Grappa-Massivs wurde es <strong>an</strong>genehm warm. Nach dem obligaten<br />

Besuch beim Barbiere verbrachten wir den Abend bei Maurizio, der uns, wie immer, die neuesten Gerüchte aus Bologna<br />

erzählte.<br />

22. September 1991: Cresp<strong>an</strong>o - Bass<strong>an</strong>o - Primol<strong>an</strong>o - Fiera di Primiero - Passo Cereda - Agordo - Passo Dur<strong>an</strong> -<br />

Forno di Zoldo - Passo Cibi<strong>an</strong>a - Pieve di Cadore - Passo Mauria - Tolmezzo - Villach - Feldkirchen - Scheifling - Bruck<br />

<strong>an</strong> der Mur - Semmering - Wien. (=670km)<br />

Auf wenig befahrenen, wunderschönen Paßstraßen schw<strong>an</strong>gen wir in den Dolomiten wir von Kurve zu Kurve, so machte<br />

es uns richtig Spaß. Erst ab der Staatsgrenze wurde es <strong>ersten</strong>s l<strong>an</strong>gweilig, zweitens mit zunehmender Verkehrsdichte auch<br />

gefährlicher. M<strong>an</strong>chmal denke ich, daß der Autoreisezug Villach-Wien gar keine schlechte Alternative wäre.<br />

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27. Oktober 1991: Wien - Sparbach - Gaaden - Helenental - All<strong>an</strong>d - Klausenleopoldsdorf - Hengstl - Preßbaum -<br />

Irenental - Sieghartskirchen - Riederberg - Ollern - Königstetten - Dopplerhütte - Exelberg - Wien. (=130km)<br />

Eine Ausfahrt war mir noch gestattet, d<strong>an</strong>n kam schon wieder die kalte <strong>Jahre</strong>szeit. Im Winter veränderte ich das Aussehen<br />

der 900er ein wenig, mit der Einser-Sitzb<strong>an</strong>k bekam sie eine viel sportlichere Optik und verlor zudem 2 kg Gewicht.<br />

Weichere Ferodo-Racing-Bremsbeläge verbesserten die Bremswirkung enorm. Die O-Ring-Kette eliminierte ich und ersetzte<br />

sie durch eine viel leichter l<strong>auf</strong>ende Rennkette.<br />

Fast 60.000 Kilometer hatte die alte P<strong>an</strong>tah mittlerweile <strong>auf</strong> dem Tacho, die l<strong>an</strong>ge Pause von einem Jahr war wohl<br />

verdient. Erst in diesem Winter 1991 / 1992 nahm ich d<strong>an</strong>n die fälligen Arbeiten in Angriff. Natürlich wurde als erstes das<br />

defekte Zündschloß ersetzt. Die beiden Leichtmetallfelgen ließ ich s<strong>an</strong>dstrahlen und neu lackieren, alle Radlager und den<br />

Ruckdämpfer erneuerte ich. Neue Reifen und Schläuche waren notwendig, als besonderes Zuckerl montierte ich <strong>auf</strong><br />

Empfehlung von "Mecki" Klimek schnelle Avon-Clubracer-Reifen, die in ihrer Oberflächenkonsistenz mit mittelharten Slicks<br />

vergleichbar sind, dafür aber <strong>an</strong>geblich profilmäßig nur 2.000 Kilometer flotte Fahrt verkraften.<br />

Kette, Ritzel und Kr<strong>an</strong>zel gab ich ebenso neu wie die Bremsbeläge und die Bremsflüssigkeit. Das Gabelöl ersetzte ich<br />

durch frisches, Luftfilter und Vergaser wurden sorgfältig gereinigt, letzterer mit neuen Dichtungen und O-Ringerln versehen.<br />

Ölwechsel und Filterwechsel waren selbstverständlich, den T<strong>an</strong>k entleerte ich vollständig, säuberte und entrostete ihn innen<br />

und schloß ihn mit neuen Benzinfiltern wieder <strong>an</strong> die Treibstoffversorgung <strong>an</strong>. Neue Zündkerzen erleichterten die<br />

Wiederbelebung, und <strong>auf</strong> einem Motorenprüfst<strong>an</strong>d stellte ich sorgfältig Synchronl<strong>auf</strong>, Leerl<strong>auf</strong>gemisch und<br />

Überg<strong>an</strong>gsbereich ein. Diese Kur war wie ein Jungbrunnen für die alte Duc, nun war sie wieder fahrbereit.<br />

Für den Normalbetrieb wollte ich in Zukunft die neue 900er verwenden, für spezielle Gelegenheiten, wie z. B. zu<br />

<strong>Ducati</strong>-Treffen, die wesentlich seltenere P<strong>an</strong>tah ausführen. Außerdem hatte ich nun immer zumindest eine Duc zur<br />

Verfügung, sollte die jeweils <strong>an</strong>dere gerade Mucken machen oder ein benötigter Teil nicht lieferbar sein.<br />

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4. April 1992: Wien - Mauerbach - Tulbinger Kogl - Dopplerhütte - Klosterneuburg - Wien - Süßenbrunn - Breitenlee -<br />

Wien. (=120km)<br />

Ich hatte die 900er über den Winter stillgelegt und sollte das Kennzeichen erst Anf<strong>an</strong>g Mai wieder erhalten, denn die<br />

Mindestdauer der Abmeldung war ministeriell <strong>auf</strong> sechs Monate erweitert worden. Ich weiß gar nicht, wozu ich diesen<br />

Blödsinn gemacht hatte, im Endeffekt ersparte ich mir nur einen knappen Tausender und konnte dafür ein halbes Jahr nicht<br />

fahren. Nie wieder habe ich das später wiederholt.<br />

Die erste Probefahrt machte ich also mit der frisch renovierten P<strong>an</strong>tah. Die Umstellung war enorm, alles war <strong>an</strong>ders <strong>auf</strong><br />

der "Alten". Aber sie lief tadellos, die weichen Rennreifen waren ein weiteres Erlebnis: wenn sie heißgefahren waren und m<strong>an</strong><br />

über Splitt rollte, blieben die Steinchen im weichen Gummi kleben, die Reifen sahen d<strong>an</strong>n wie p<strong>an</strong>iert aus.<br />

Schon im Vorjahr waren Crisi und ich im Frühjahr <strong>auf</strong> einem Intensiv-Italienisch-Sprachkurs in Belluno gewesen. Es hatte<br />

uns so gut gefallen, daß wir Ostern 92 gleich noch einmal mitmachen wollten. Die Idee gefiel auch unseren Freunden, auch<br />

Günter Pisecky, seine Freundin Edith und Crisi´s Schwester Andrea wollten ihre Sprachkenntnisse vertiefen.<br />

Ostern war relativ spät in diesem Jahr, die Temperaturen stiegen bereits in <strong>an</strong>genehme Höhen. Günter und ich beschlossen,<br />

unsere Duc´s mitzunehmen und <strong>an</strong> den freien Nachmittagen ein paarmal spazieren zu fahren. Er schnallte seine 750 Sport <strong>auf</strong><br />

den Anhänger, ich die P<strong>an</strong>tah. Im Valbelluna war es noch viel wärmer als erwartet, obwohl <strong>auf</strong> den umliegenden Berggipfeln<br />

noch Schnee lag.<br />

12. April 1992: Belluno - Trichi<strong>an</strong>a - S<strong>an</strong> Antonio - Passo S<strong>an</strong> Boldo - Pr<strong>an</strong>olz - Valmorel - Nevegal - Belluno.<br />

(=60km)<br />

14. April 1992: Belluno - Ponte nelle Alpi - Longarone - Pieve di Cadore - Lozzo di Cadore - Longarone -<br />

Vajont-Stausee - Longarone - Ponte nelle Alpi - Belluno. (=140km)<br />

Die erste Ausfahrt war noch recht zaghaft, wir sahen uns nur in den Bergen südlich von Belluno ein wenig um. Zwei Tage<br />

später fuhren wir d<strong>an</strong>n das kurvenreiche Piavetal <strong>auf</strong> und ab. Günter ging plötzlich das Benzin total aus, mühsam zapften wir<br />

mit Hilfe einer gefundenen Limo-Dose einen Liter aus <strong>meine</strong>m Spritvorrat ab, damit er bis zur nächsten T<strong>an</strong>kstelle gel<strong>an</strong>gen<br />

konnte.<br />

19. April 1992: Belluno - Àgordo - Forcella Aurine - Passo di Cereda - Fiera di Primiero - Passo di Gobbera - Passo<br />

Brocon - V<strong>an</strong>oi-Schlucht - Moline - Passo Croce d´Aune - Feltre - Busche - Cesiomaggiore - Sospirolo - Lago di Mis -<br />

Mas - Belluno. (=190km)<br />

Exakt wegen einer solchen Ausfahrt hatten wir die Duc´s mitgenommen. Es war schon herrlich warm, die Bergstraßen<br />

waren frei von Schnee und Splitt, nur ein paar Bächlein Schmelzwasser r<strong>an</strong>nen m<strong>an</strong>chmal über die Fahrbahn. Es waren kaum<br />

Autos unterwegs, niem<strong>an</strong>d störte unser Vergnügen. Die schönen Eindrücke <strong>an</strong> diesem Tag blieben für uns unvergeßlich.<br />

2. Mai 1992: Wien - Horn - Waidhofen - Heidenreichstein - Vitis - Großgerungs - Arbesbach - Königswiesen -<br />

Mönchdorf - Grein - Neustadtl - Blindenmarkt - Purgstall - Scheibbs - Texing - Luft - Kirchberg/Pielach - Eschenau -<br />

Traisen - Hafnerberg - All<strong>an</strong>d - Wien. (=470km)<br />

Karli wartete wie ich <strong>auf</strong> die Rückgabe der Kennzeichentafel für seine Duc, also fuhr er die erste größere Ausfahrt des<br />

<strong>Jahre</strong>s mit der GoldWing. Er machte sich auch erbötig, Crisi <strong>auf</strong> dem Sozius mitzunehmen, was mir gar nicht un<strong>an</strong>genehm<br />

war. Peter hatte seine 900er schon wieder aktiviert, dennoch hatte er Probleme, mir zu folgen, denn die P<strong>an</strong>tah und ich waren<br />

durch den Aufenthalt im Valbelluna schon wieder <strong>auf</strong>ein<strong>an</strong>der eingespielt, während er seit Monaten kein Motorrad bewegt<br />

hatte.<br />

13. Mai 1992: Wien - Baden - Helenental - All<strong>an</strong>d - Klausenleopoldsdorf - Hengstl - Preßbaum - Irenental -<br />

Sieghartskirchen - Riederberg - Königstetten - Dopplerhütte - Exelberg - Neuwaldegg - Wien. (=130km)<br />

Hart war die Sitzfläche der neuen Einserb<strong>an</strong>k, aber auch um drei Zentimeter tiefer. Ich saß also noch mehr integriert in der<br />

900er und fühlte mich deshalb noch um einen Deut wohler. Außerdem war die Optik ausgesprochen scharf. Im selben Jahr<br />

erschien d<strong>an</strong>n <strong>auf</strong> dem Markt die Sonderserie <strong>Ducati</strong> Superlight, die schon serienmäßig einen sportlichen Solositz hatte.<br />

16. Mai 1992: Wien - Kaltenleutgeben - Sparbach - Gaaden - Helenental - Mayerling - Neuhaus - Pottenstein -<br />

Neuhaus - All<strong>an</strong>d - Klausenleopoldsdorf - Hengstl - Preßbaum - Wien. (=140km)<br />

Auch Günter´s Freundin Edith hatte in der Zwischenzeit den Motorradführerschein nachgeholt, mit ihr und Crisi machten<br />

Günter und ich diese "Zweimäderl-Ausfahrt". Weil Edith relativ groß gewachsen ist, glaubten Peter und Günter, eine Cagiva<br />

Elef<strong>an</strong>t wäre das richtige Motorrad für sie. Doch die dicke 750er-Enduro war <strong>meine</strong>s Erachtens doch eine Nummer zu groß,<br />

jedenfalls fühlte war sie damit sichtlich überfordert, während Crisi mit ihrer kleinen Yamaha schon recht flott unterwegs war.<br />

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31. Mai 1992: Wien - All<strong>an</strong>d - Laaben - Klammhöhe - Hainfeld - Kalte Kuchl - Ochsattel - Gscheid - Ulreichsberg -<br />

Wienerbruck - Traisen - St. Pölten - Wien. (=300km)<br />

Das war einer der besonderen Anlässe, für die die P<strong>an</strong>tah reserviert war: die <strong>Ducati</strong>-Freunde ver<strong>an</strong>stalteten ein Treffen in<br />

Wienerbruck, <strong>auf</strong> einer Wiese <strong>auf</strong> halber Höhe des Josefsberges. Die altbek<strong>an</strong>nte Anfahrtsstrecke unternahmen Crisi und ich<br />

gemeinsam mit Reinhard und Trixi Keckeis, die sich <strong>an</strong>schließend wunderten, wie gut die "Alte" lief.<br />

14. Juni 1992: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Königstetten - Kleinstaasdorf - Riederberg -<br />

Sieghartskirchen - Irenental - Tullnerbach - Hengstl - Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d - Wien. (=120km)<br />

Auf der Suche nach Sponsoren für unser <strong>Ducati</strong>-Rennen <strong>auf</strong> dem Ö-Ring waren wir <strong>auf</strong> die Auspuff-Firma Sebring<br />

gestoßen. Wir einigten uns <strong>auf</strong> ein Gegengeschäft: wir borgten ihnen verschiedene Duc´s für die Entwicklung von leichten<br />

Racing-Töpfen, dafür dürften sie diese während unserer Ver<strong>an</strong>staltung in Zeltweg verk<strong>auf</strong>en und uns fin<strong>an</strong>ziell unterstützen.<br />

Die 900er verbrachte einige Wochen in Köflach, d<strong>an</strong>ach hatte ich gratis maßgefertigte Alu-Töpfe dr<strong>an</strong>, die um 4 kg leichter<br />

waren als die Serienpend<strong>an</strong>ts.<br />

Wir wollten nun die Vergaser entsprechend umdüsen und später das Ergebnis <strong>auf</strong> dem Sebring-Motorenprüfst<strong>an</strong>d<br />

dokumentieren. Leider waren die Düsen für die Mikuni-Vergaser schwer erhältlich, also fuhr ich zunächst mit der<br />

Originalbestückung, die etwas zu mager war. Doch schon in diesem Zust<strong>an</strong>d ging die Duc "in der Mitte" besser als zuvor,<br />

dazu kam noch ein noch tieferer Kl<strong>an</strong>g als mit den Serienauspuffen. Vollget<strong>an</strong>kt fahrfertig hatte die 900er jetzt nur mehr 195<br />

kg.<br />

18. Juni 1992: Wien - St. Pölten - Annaberg - Josefsberg - Kapfenberg - Judenburg - St. Michael im Lungau -<br />

Katschberg - Spittal/Drau - Oberdrauburg - Gailberg - Kötschach - Lesachtal - Silli<strong>an</strong> - Ol<strong>an</strong>g - Passo Furcia - St. Vigil<br />

- Corvara. (=600km)<br />

Karli, Peter, Günter und ich waren schon wieder <strong>auf</strong> dem Weg zum Monte Grappa. Diesmal wählten wir eine Route über<br />

Südtirol, denn wir wollten uns in Corvara ein Vier-Sterne-Hotel genauer <strong>an</strong>sehen. Nach diesem Testbesuch würden wir uns<br />

erst entscheiden, ob wir im nächsten Jahr alle zusammen dort einen Schiurlaub verbringen wollten. Die Strecke bot keine<br />

wesentlichen Höhepunkte, alles war altbek<strong>an</strong>nt. Nur der enge und steile Passo Furcia war, speziell bei dem leider<br />

einsetzenden Regen, eine Herausforderung.<br />

19. Juni 1992: Corvara - Passo Campolongo - Arabba - Cencenighe - Falcade - Passo di Valles - Passo di Rolle -<br />

Fonzaso - Feltre - Pederobba - Cresp<strong>an</strong>o. (=180km)<br />

Das Hotel hielt, was der Prospekt versprochen hatte, seitdem sind wir fast jeden März eine Woche dorthin zum schil<strong>auf</strong>en<br />

gefahren. An diesem Tag aber regnete es, die Sichtweite war auch äußerst bescheiden. Wir quälten uns trotzdem über einige<br />

Pässe und büßten dafür mit Vergaservereisung. Ist gar nicht lustig, wenn vor jeder Kurve, die du durch die Wolkenfetzen<br />

ohnehin nicht klar einsehen k<strong>an</strong>nst, auch noch das Gas offen bleibt, weil die Vergaser zufrieren.<br />

So zitterten wir uns bergab in die Ebene, wo es, uns zum Hohne, wieder warm und sogar sonnig wurde. Den Nachmittag<br />

brauchten wir, um uns mittels einer heißen Dusche, einem Besuch beim Barbiere und etlichen Gläsern Prosecco wieder zu<br />

regenerieren. Das abendliche <strong>Ducati</strong>-Festival bei Maurizio war wie immer eine Gelegenheit, viele liebe Bek<strong>an</strong>nte wieder zu<br />

sehen.<br />

21. Juni 1992: Cresp<strong>an</strong>o - Valdobbiadene - Vittorio Veneto - Pordenone - M<strong>an</strong>iago - Pinz<strong>an</strong>o - Sella Chi<strong>an</strong>zut<strong>an</strong> -<br />

Tolmezzo - Moggio - Sella Cereschiatis - Pontebba - Südrast - Klagenfurt - St. Veit/Gl<strong>an</strong> - Scheifling - Judenburg -<br />

Semmering - Baden - Wien. (=650km)<br />

Einige dieser Bek<strong>an</strong>nten begleiteten uns ein Stück des Weges, Trixi Keckeis bis Vittorio Veneto, Burli Walek und seine<br />

Freunde bis Pinz<strong>an</strong>o al Tagliamento. In diesem kleinen Dorf entdeckten wir eine Trattoria, wo ein ausgezeichnetes<br />

dreigängiges Menü den unglaublichen Betrag von nur 10.000.- Lire kostete. Eingedenk österreichischer Wirte, die sich<br />

erdreisten, in einem verstunkenen Dorfwirtshaus für ein fettiges Schweinsschnitzel und ein Seidel Bier mehr als einen<br />

Hunderter zu verl<strong>an</strong>gen, ist das ein g<strong>an</strong>z unglaublicher Preis.<br />

Zuhause kontrollierte ich die 900er und sah zu <strong>meine</strong>m größten Erstaunen, daß der Vorderreifen schon abgefahren war, der<br />

Hinterreifen aber noch wie neu aussah. Burli Walek besorgte mir d<strong>an</strong>n den g<strong>an</strong>z neuen Michelin A 89 X, der mit dem hinteren<br />

M 59 X gut harmonierte.<br />

19. Juli 1992: Wien - Mauerbach - Tulbingerkogl - Dopplerhütte - Weidlingbach - Höhenstraße - Klosterneuburg -<br />

Wien - Südautobahn - Guntramsdorf - Wien. (=120km)<br />

Endlich hatte ich die benötigten Mikuni-Düsen, um die Vergaser <strong>auf</strong> die Sebring-Auspuffe abzustimmen. Mit Größe 150<br />

statt 140 lief sie am besten. Ein Besuch <strong>auf</strong> Sebring´s Bosch-Rollenprüfst<strong>an</strong>d bestätigte dies: Serienmäßig hatte die Duc <strong>an</strong><br />

der Kurbelwelle 78 PS bei 7.200 U/min und 80 Nm bei 6.000. Die fetteren Düsen und die offenen Auspuffe brachten 81 PS<br />

bei 7.500 und 83 Nm bei 5.500 U/min, im mittleren Drehzahlbereich also acht PS mehr! Ein satter Durchzug und ein bißchen<br />

mehr Spitzenleistung waren die Belohnung für diese minimalen Umbauten.<br />

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1. August 1992: Wien - All<strong>an</strong>d - Hochstraß - Klausenleopoldsdorf - Schöpflgitter - St. Corona - Altenmarkt - Nöstach -<br />

Neuhaus - All<strong>an</strong>d - Helenental - Siegenfeld - Pfaffstätten - Gumpoldskirchen - Guntramsdorf - Laxenburg - Wien.<br />

(=150km)<br />

Beinahe hätte ich <strong>auf</strong> das "Pickerl" für die P<strong>an</strong>tah vergessen, die jährliche Überprüfung war fällig. Eine Probefahrt<br />

offenbarte mir, daß alles in Ordnung war, also fuhr ich getrost hin. M<strong>an</strong> konnte keine Mängel feststellen, lediglich den<br />

CO-Wert im Leerl<strong>auf</strong> bef<strong>an</strong>d der Techniker für zu hoch, kein Wunder bei 3,5 %.<br />

Im August 1992 wurden wir unseren beiden <strong>Ducati</strong>´s untreu. Für einen größeren Motorradurlaub, der Karl Hons und ich<br />

gemeinsam mit unseren Angetrauten nach Südfr<strong>an</strong>kreich führen sollte, lieh ich mir einen dicken "BMW-Boxer" aus, eine R<br />

100 R. Zwei große Koffer, eine umf<strong>an</strong>greiche Gepäcksrolle, ein zweistöckiger T<strong>an</strong>krucksack und eine Beifahrerin hätte ich<br />

<strong>auf</strong> keiner Duc untergebracht. Karli und Silvi fuhren die rund 3.500 Kilometer bis <strong>an</strong> die Cote d´Azur und zurück mit ihrer<br />

GoldWing, so waren beide Damen mit ihrem Sitzkomfort durchaus zufrieden.<br />

8. August 1992: Wien - Westautobahn - Walserberg - Bad Reichenhall - Lofer - Wörgl - Innsbruck - Brenner - Sterzing<br />

- J<strong>auf</strong>enpaß - St. Leonhard in Passeier. (=550km)<br />

Die tropische Hitze, die in diesem August über g<strong>an</strong>z Europa lag, ver<strong>an</strong>laßte uns vier, schon um sieben Uhr früh<br />

<strong>auf</strong>zubrechen. Ein rascher Ritt über die fade Westautobahn und die ebenso l<strong>an</strong>gweilige Inntalautobahn brachte uns nach<br />

Innsbruck. Die alte Brenner-Straße und wenigstens ein ordentlicher Alpenüberg<strong>an</strong>g, der J<strong>auf</strong>enpaß, führten uns in das<br />

idyllische S<strong>an</strong>kt Leonhard im Passeiertal. Eine nette Pension war auch bald gefunden, nach einer kühlen Dusche und einem<br />

noch kühleren Bier <strong>auf</strong> einer schattigen Terrasse kam erstmals wirkliche Urlaubsstimmung <strong>auf</strong>.<br />

9. August 1992: St. Leonhard - Mer<strong>an</strong> - Spondinig - Stilfser Joch - Bormio - Tir<strong>an</strong>o - Lago di Como - Molvedo.<br />

(=270km)<br />

Nach einem kleinen Chaos im Mer<strong>an</strong>er Morgen-Verkehr näherten wir uns dem <strong>ersten</strong> fahrerischen Höhepunkt unserer<br />

Tour: die fast hundert Kehren des Stilfser Jochs warteten <strong>auf</strong> uns. Hier erwies sich unsere BMW der dicken GoldWing als<br />

deutlich überlegen. Während Karli sich in den engen und steilen Haarnadelkurven ziemlich plagte und oft unter Ausnutzung<br />

beider Fahrstreifen die schwere Fuhre herumwuchten mußte, konnte ich mit dem relativ leichtfüßigen BMW-Roadster g<strong>an</strong>z<br />

enge Kurvenradien wählen und fröhlich durch die Serpentinen "t<strong>an</strong>zen".<br />

Abends f<strong>an</strong>d Karli d<strong>an</strong>n ein gemütliches Albergo direkt am Ufer des Como-Sees. Der Wirt machte in seiner Garage sogar<br />

Platz für unsere Motorräder. Nur einen kurzen Spazierg<strong>an</strong>g entfernt gab es auch eine nette Trattoria. In der Nacht entlud sich<br />

ein ordentliches Wärmegewitter, grelle Blitze zuckten aus tiefhängenden Wolken in die Wasseroberfläche. Am nächsten<br />

Morgen war alles wieder vorbei, und die Luft war nicht mehr g<strong>an</strong>z so schwül. Wir blieben noch einen Tag und eine Nacht am<br />

Lago di Como, sozusagen zur Erholung.<br />

11. August 1992: Molvedo - Menaggio - Lug<strong>an</strong>o - Luino - Laveno - Sesto Calende - Borgom<strong>an</strong>ero - Crevacuore - Valle<br />

Mosso - Biella - Ivrea - Torino - Rivoli - Avigli<strong>an</strong>a. (=310km)<br />

Ein Zipferl der Schweiz mußten wir durchfahren, der Zöllner prüfte mißtrauisch unsere Pässe, als stünden wir <strong>auf</strong> der<br />

Terroristen-Fahndungsliste. Am Lago Maggiore konnten wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der noblen Villen sehen, wo das Geld zu Hause ist. Ein<br />

wunderbares bewaldetes Hügell<strong>an</strong>d lag vor uns <strong>auf</strong> unserem Weg nach Torino. Nahe der FIAT-Millionenstadt entdeckten wir<br />

einen kleinen See und ein verstecktes Hotel, gleich d<strong>an</strong>eben eine Trattoria unmittelbar am Str<strong>an</strong>d, wo der Kellner sich nach<br />

get<strong>an</strong>er Arbeit <strong>an</strong> eine Elektro-Orgel setzte und lustig für uns musizierte.<br />

12. August 1992: Avigli<strong>an</strong>a - Pinerolo - Sestriere - Col de Montgenevre - Bri<strong>an</strong>con - Col d´Izoard - Guillestre - Col de<br />

Vars - Barcelonette. (=200km)<br />

Endlich näherten wir uns unserem Ziell<strong>an</strong>d Gallien, und drei fr<strong>an</strong>zösische Alpenpässe st<strong>an</strong>den sogleich <strong>auf</strong> unserem<br />

Programm. Am Nachmittag trafen wir in Barcelonette ein, einem Bilderbuch-Städtchen inmitten schroffer Berggipfel. Ein<br />

ausgiebiger abendlicher Spazierg<strong>an</strong>g tat Geist und Körper wohl.<br />

13. August 1992: Barcelonette - Col de la Bonette - St. Sauveur - Puget - Annot - Castell<strong>an</strong>e - Gr<strong>an</strong>d C<strong>an</strong>yon du<br />

Verdon - Comps s. Artuby - Grasse. (=370km)<br />

Morgens st<strong>an</strong>d uns gleich einer der "Höhepunkte" unserer Tour bevor, der höchste asphaltierte Alpenüberg<strong>an</strong>g. Am 2.802<br />

Meter hohen Col de la Bonette ging unseren Motorrädern ein wenig die Luft aus, die L<strong>an</strong>dschaft rings um uns aber war<br />

einfach gr<strong>an</strong>dios. Für den Nachmittag hatten wir uns ein weiteres extrem-geografisches "Schm<strong>an</strong>kerl" vorgenommen, die<br />

tiefste Schlucht Europas, den Gr<strong>an</strong>d C<strong>an</strong>yon du Verdon wollten wir umrunden. Spätabends trafen wir d<strong>an</strong>n in der "Stadt des<br />

Parfums" ein, in Grasse, wo wir mit Müh und Not noch zwei Zimmer für die Nacht f<strong>an</strong>den.<br />

14. August 1992: Grasse - Cagnes sur Mer - Nice - Monte Carlo - Menton - Sospel - Col de Braus - Drap. (=240km)<br />

Eigentlich wollten wir ja die nächsten Tage in Menton am Meer verbringen, doch dort war nirgends Quartier für uns<br />

<strong>auf</strong>zutreiben. Auf der Suche nach freien Zimmern fuhren wir praktisch wieder zurück Richtung Nizza, quer durch die Berge.<br />

In Drap f<strong>an</strong>den wir endlich Unterkunft, doch insgeheim wollten wir doch in eine der Ortschaften direkt <strong>an</strong> der Cote d´Azur.<br />

Beim Abendessen ließen wir uns <strong>an</strong> der berühmten Promenade des Anglais in Nizza kräftig über den Tisch ziehen, das Essen<br />

war miserabel, dafür die Preise geschmalzen.<br />

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15. August 1992: Drap - Nice - La Turbie - Menton - Monte Carlo - Nice - Drap. (=100km)<br />

Die Küstenstraße, die sogen<strong>an</strong>nte Corniche, st<strong>an</strong>d <strong>an</strong> diesem Tag <strong>auf</strong> dem Pl<strong>an</strong>. In La Turbie bestaunten wir das Siegesmal<br />

der <strong>an</strong>tiken römischen Besatzer, das seinerzeit die Grenze zwischen Italien und Gallien markierte. In Menton hatten wir<br />

diesmal mehr Glück, in einem hübschen ruhigen Hotel mit Klima<strong>an</strong>lage und Tiefgarage konnten wir für die folgenden Tage<br />

Zimmer reservieren. Der erste oberflächliche Anschein von Monte Carlo hinterließ hingegen in uns nur den Eindruck von<br />

Protz und Prunk.<br />

16. August 1992: Drap - Menton. (=40km)<br />

An diesem Tag verließen wir endlich unser Notquartier in Drap und bezogen tadellose Räume in der Altstadt von Menton.<br />

Den Nachmittag verbummelten wir einfach am Ufer des Mittelmeeres. Der öffentliche Badestr<strong>an</strong>d sah nicht sehr gemütlich<br />

aus, also suchten wir einen gepflegten Privatstr<strong>an</strong>d <strong>auf</strong>, der nur einen Nachteil hatte: dort war alles unverschämt teuer, vom<br />

Eintritt bis zur Liegestuhlmiete.<br />

Am nächsten Tag fuhren wir mit der Lokalbahn noch einmal nach Monte Carlo und machten einen ausgedehnten<br />

Stadtbummel. Der zweite Eindruck war schon besser, neben den Appartement-Silos der Steuerflüchtlinge und der<br />

Superreichen gab es auch schöne historische Plätze in dieser Hochburg des Mammons zu entdecken. Besonders fasziniert war<br />

ich von den luxuriösen Yachten im Hafen.<br />

19. August 1992: Menton - Col de Breuis - Col de Tende - Cuneo - Mondovi - Caìro - Aqui Terme. (=230km)<br />

Die erste Etappe der Heimfahrt führte uns am Südr<strong>an</strong>d der Region Piemont nach Aqui Terme, wo eine Heilquelle mit 75°<br />

Wassertemperatur brühheiß aus der Erde sprudelt. Kaum waren wir wieder im L<strong>an</strong>desinneren, wo die klimaausgleichende<br />

Wirkung des Meeres fehlte, meldete sich die drückende Hitze zurück. Das war damals ein Jahrhundertsommer, in dem es in<br />

Europa kaum regnete und ständig Temperaturen weit über 30° herrschten. In Aqui Terme nahmen wir Quartier in einem<br />

Hotel, <strong>an</strong> dem nur mehr die Fassade von verg<strong>an</strong>gener Herrlichkeit zeugte. Die Zimmer waren ziemlich schmuddelig,<br />

außerdem funktionierte die Klima<strong>an</strong>lage nicht, was unsere Schlafqualität doch recht negativ beeinflußte.<br />

20. August 1992: Aqui Terme - Aless<strong>an</strong>drìa - Piacenza - Brescia - Lòvere. (=240km)<br />

Schon frühmorgens verließen wir unter Verzicht <strong>auf</strong> ein Frühstück die unappetitliche W<strong>an</strong>zenburg. Auf schnellstem Wege<br />

suchten wir die Autostrada <strong>auf</strong>, k<strong>auf</strong>ten uns <strong>an</strong> der nächsten Raststätte einen Cappuccino und ein P<strong>an</strong>ino und beeilten uns, vor<br />

der Hitze des Tages die Po-Ebene zu durchqueren. Bei Brescia bogen wir wieder in die Berge ab und beschlossen, wieder<br />

einen See <strong>an</strong>zupeilen, weil dort die Temperaturen hoffentlich erträglicher sein würden.<br />

Nach einer halben Rundfahrt um den Lago d´Iseo entdeckten wir ein schönes Hotel in Lòvere, dem Geburtsort von<br />

Giacomo Agostini, des erfolgreichsten Motorradrennfahrers aller Zeiten. Klimatisierte, gepflegte Räume und ein exqusites<br />

Abendessen nach einem abendlichen Spazierg<strong>an</strong>g durch die Stadt belebten unsere hitzegeschädigten Lebensgeister.<br />

21. August 1992: Lòvere - Passo Croce Domini - Bagolino - Lago d´Idro - Valle di Ledro - Riva del Garda - Rovereto -<br />

Passo Pi<strong>an</strong> delle Fugazze - Schio - Bass<strong>an</strong>o del Grappa - Valdobbiàdene - Vittorio Veneto - Pordenone - Pozzuolo del<br />

Friuli. (=340km)<br />

Diese Etappe führte uns durch eine wunderbare Gegend, der steile und enge Passo Croce Domini, der rom<strong>an</strong>tische<br />

Idro-See, der Ausblick <strong>auf</strong> den Garda-See und der kurvenreiche Passo Pi<strong>an</strong> delle Fugazze bestätigten uns, daß m<strong>an</strong> nur <strong>auf</strong><br />

dem Motorrad so unmittelbar die L<strong>an</strong>dschaft erleben k<strong>an</strong>n. Weiter gings <strong>an</strong> bek<strong>an</strong>nten Orten über Bass<strong>an</strong>o und die "Strada del<br />

Vino Bi<strong>an</strong>co" nach Vittorio Veneto.<br />

Unser Ziel war Pozzuolo bei Udine, wo wir noch rasch N<strong>an</strong>do und Nidia De Cecco besuchten. Dort erwartete uns eine<br />

Überraschung, denn Linde und Peter Zimmer, Günter Pisecky und Edith Führing und Christl und Norbert Skoulas hatten<br />

einen Wochenend-Eink<strong>auf</strong>sausflug nach Udine unternommen. Unser Zusammentreffen war mehr oder weniger zufällig, das<br />

abendliche Festessen in einer g<strong>an</strong>z unglaublichen Trattoria entwickelte sich d<strong>an</strong>k der friul<strong>an</strong>ischen Küche zu einem<br />

kulinarischen Erlebnis.<br />

22. August 1992: Pozzuolo - S<strong>an</strong> D<strong>an</strong>iele - Pinz<strong>an</strong>o al Tagliamento - Sella Chi<strong>an</strong>zut<strong>an</strong> - Tolmezzo - Carnia -<br />

Pontebba - Tarvisio - Arnoldstein. (=150km)<br />

Tags dar<strong>auf</strong> fuhren alle unsere Freunde <strong>auf</strong> direktem Wege nach Hause, auch Karli und Silvia bevorzugten eine schnelle<br />

Autobahnetappe, um möglichst rasch heimzukehren. Crisi und ich wollten aber noch gemütlich in Kärnten eine Nächtigung<br />

einlegen und erst am nächsten Tag über interess<strong>an</strong>tere Straßen Richtung Heimat bummeln und so unseren Urlaub abschließen.<br />

Ausgerechnet <strong>an</strong> diesem Tag ging ein heftiges Gewitter über Friaul nieder, wir suchten uns schnell ein trockenes Plätzchen in<br />

einem Rohbau am Straßenr<strong>an</strong>d, Karli und Silvia aber wurden, wie wir später erfuhren, völlig durchnäßt.<br />

23. August 1992: Arnoldstein - Ferlach - Bleiburg - Lavamünd - Soboth - Eibiswald - Lieboch - Graz - Wechsel - Wien.<br />

(=460km)<br />

G<strong>an</strong>z gelassen bummelten wir <strong>an</strong> diesem letzten Tag unserer Tour heimwärts. Auf der Soboth stach mich noch einmal der<br />

Hafer, und ich gab der "Gummikuh" <strong>auf</strong> der kurvenreichen Bergstraße die Sporen. Als ich sie am nächsten Tag der<br />

BMW-Vertretung zurückbrachte, war der Werkstattmeister, der sie kontrollierte, leicht verblüfft über die Schleifspuren <strong>an</strong><br />

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den Zylinderschutzbügeln. Es fehlte ihr zwar <strong>an</strong> Spitzenleistung, doch das ausgezeichnete Fahrwerk des bayrischen Boxers<br />

ermöglichte auch sportlichere Fortbewegung. Alles in allem war dieser "Seitensprung" eine Erfahrung wert.<br />

Bei Ferdin<strong>an</strong>do hatte ich mir g<strong>an</strong>z spezielle Bremsschläuche für die 900er gek<strong>auf</strong>t: Teflon mit Kevlar-Umm<strong>an</strong>telung,<br />

superleicht und druckfest. Endlich war das schwammige Bremsgefühl verschwunden, obwohl der Druckpunkt ruhig noch<br />

ausgeprägter sein konnte. Vor der nächsten Ausfahrt machte ich <strong>an</strong> der Supersport noch rasch einen Ölwechsel, denn diesmal<br />

sollte es wieder eine von der längeren Art werden.<br />

11. September 1992: Wien - Südautobahn - Semmering - St. Marein - Zeltweg - Gaberl - Köflach - Pack - Twimberg -<br />

Klippitztörl - St. Veit - Feldkirchen - Bad Bleiberg - Hermagor - Kötschach-Mauthen. (=450km)<br />

Der "Heilige Berg" rief uns schon wieder. Karl Hons konnte uns diesmal nicht begleiten, statt ihm führten Norbert und<br />

Christl Skoulas erstmals ihre neu erworbene <strong>Ducati</strong> 750 Supersport in deren italienische Heimat. Peter Zimmer war der vierte<br />

im Bunde, während <strong>meine</strong> Crisi die bequemere Art der Fortbewegung wählte und mit unserem Ford Escort nach Kötschach<br />

voraus fuhr und für Quartier sorgte.<br />

12. September 1992: Kötschach - Plöckenpaß - Sutrio - Comegli<strong>an</strong>s - Sappada - Pieve di Cadore - Passo Cibi<strong>an</strong>a -<br />

Forno di Zoldo - Passo Dur<strong>an</strong> - Agordo - Passo Cereda - Fiera di Primiero - Seren del Grappa - Cima Grappa -<br />

Cresp<strong>an</strong>o del Grappa. (=290km)<br />

Bei herrlichem Wetter durchstreiften wir die Täler und Paßstraßen der Dolomiten. Nach den wunderbaren Übergängen<br />

Cibi<strong>an</strong>a, Dur<strong>an</strong> und Cereda, übrigens eine wenig befahrene Alternative zum verkehrsreichen Valbelluna, vergönnten wir uns<br />

ein abenteuerliches "Dessert". Die Auffahrt von Seren <strong>auf</strong> den Monte Grappa war damals noch ein straßenbauliches Erlebnis.<br />

Zerborstener Asphalt, tiefe Schlaglöcher und Schotterpiste wechselten ein<strong>an</strong>der ab.<br />

13. September 1992: Cresp<strong>an</strong>o - Busche - Belluno - Longarone - Passo S<strong>an</strong> Osvaldo - Valcellina - M<strong>an</strong>iago - Passo<br />

Monte Rest - Tolmezzo - Moggio - Sella Cereschiatis - Pontebba - Tarvis - Arnoldstein. (=270km)<br />

Auch die Heimfahrt wollten wir in diesem schönen Herbst genießen, deshalb fuhren wir <strong>auf</strong> zwei Etappen heim. Das<br />

rom<strong>an</strong>tische Valcellina war leider ab diesem Jahr nicht mehr befahrbar, <strong>an</strong>stelle der interess<strong>an</strong>ten Schlucht bef<strong>an</strong>d sich<br />

plötzlich ein fader, ewig l<strong>an</strong>ger Tunnel. Dafür war der Monte Rest wieder ein Abenteuer, steil, eng und ohne R<strong>an</strong>dsicherung<br />

fordert er stets volle Konzentration.<br />

14. September 1992: Arnoldstein - St. Stef<strong>an</strong> - Windische Höhe - Paternion - Radenthein - Ebene Reichenau -<br />

Nockalmstraße - Bundschuhtal - Tamsweg - Schöder - Sölkpaß - Liezen - Pyhrnautobahn - Leoben - Semmering -<br />

Südautobahn - Wien. (=500km)<br />

Abends trafen wir im Gasthof Wallner in Arnoldstein noch Günter Pisecky, der <strong>auf</strong> diese Weise wenigstens eine<br />

Zweitagesausfahrt machen wollte. Am nächsten Vormittag setzten wir d<strong>an</strong>n unsere Vergnügungstour fort, die Höhepunkte<br />

waren eindeutig die beiden 2.000er-Übergänge im Verl<strong>auf</strong> der Nockalmstraße und später der Sölkpaß. Leider zogen ab der<br />

Mittagszeit dunkle Wolken über das Firmament, die uns d<strong>an</strong>n auch mit ihrem nassen Inhalt beglückten. Ab dem Mürztal<br />

regnete es in Strömen, doch nach den vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen drei-einhalb schönen Tagen konnte uns das nicht mehr erschüttern.<br />

27. September 1992: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Tulln - Göllersdorf - Großmugl - Ernstbrunn -<br />

Buschberg - Asparn/Zaya - Mistelbach - Gaweinstal - Wolkersdorf - Deutsch-Wagram - Breitenlee - Wien. (=190km)<br />

An jenem Tage war ich der "reitende Bote", morgens holte ich bei M<strong>an</strong>fred Schmid einen H<strong>an</strong>dbremszylinder ab, fuhr<br />

<strong>an</strong>schließend durch den Wienerwald und das Weinviertel und besuchte d<strong>an</strong>ach Norbert und Peter in Breitenlee. Dort f<strong>an</strong>d<br />

besagtes Teil seinen Platz <strong>an</strong> Norberts 750er, damit auch er in den Genuß eines brauchbaren Druckpunktes gel<strong>an</strong>gte. Bald<br />

dar<strong>auf</strong> wurde es im Wechsel der <strong>Jahre</strong>szeiten wieder kalt und dunkel.<br />

An der 900er war das 10.000er-Service fällig, das Ventilspiel bewegte sich innerhalb der Toler<strong>an</strong>zen, der obligate<br />

Zahnriemenwechsel, frisches Motoröl und ein neuer Ölfilter waren die einzigen notwendigen Pflichtarbeiten, während neue,<br />

widerst<strong>an</strong>dslose Kerzenstecker und Zündkerzen eher eine Dr<strong>auf</strong>gabe waren.<br />

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4. April 1993: Wien - Schwechat - Hainburg - Marchegg - Angern - Dürnkrut - Zistersdorf - Wilfersdorf - Bad<br />

Pirawarth - Gänserndorf - Raasdorf - Breitenlee - Wien. (=200km)<br />

Die erste Probefahrt geriet beinahe zum Desaster: der Boden war noch kalt, der hintere Michelin war fast zwei <strong>Jahre</strong> alt<br />

und schon steinhart. Diese Kombination bescherte mir in einer flotten Rechtskurve einen Slide, <strong>an</strong> dem Kevin Schw<strong>an</strong>tz seine<br />

helle Freude gehabt hätte. Ich blieb d<strong>an</strong>ach freilich stehen und zündete mir mir zittrigen Fingern zur Beruhigung eine<br />

Zigarette <strong>an</strong>. Dieser Vorfall war nicht das einzige Ärgernis, aus unerfindlichen Gründen wollte die Duc nicht mehr über 6.000<br />

drehen, ab dieser Drehzahl und mehr als 2/3-Gas spuckte und spotzte sie g<strong>an</strong>z erbärmlich.<br />

Natürlich w<strong>an</strong>dte ich zunächst die üblichen chemischen Tricks <strong>an</strong> und leerte alle bek<strong>an</strong>nten Benzinzusätze in den T<strong>an</strong>k, um<br />

die vermeintlich verstopften Vergaserdüsen wieder durchzuputzen. Ein neuer Michelin M89X kam ebenfalls ins Haus, der<br />

<strong>an</strong>geblich nicht so hart sein würde wie sein Vorgänger, der ja nach 10.000 km immer noch halbneu aussah.<br />

10. April 1993: Wien - Südautobahn - Wiener Neudorf. (=20km)<br />

Das nahezu Unmögliche trat <strong>auf</strong> dieser Probefahrt ein: gerade, als ich nach Ende der Geschwindigkeitsbegrenzung in der<br />

äußerst linken Spur der Südautobahn kräftig am Gasgriff drehte, riß mit einem lauten Knall die Antriebskette. Ich hatte Mühe,<br />

durch den dichten Verkehr <strong>auf</strong> den P<strong>an</strong>nenstreifen zu gel<strong>an</strong>gen und ließ das Motorrad sol<strong>an</strong>ge als möglich ausrollen. Dennoch<br />

mußte ich die 900er noch einige Kilometer schieben, bis ich <strong>an</strong> der Abfahrt Wiener Neudorf <strong>an</strong> einer T<strong>an</strong>kstelle endlich ein<br />

Telefon f<strong>an</strong>d.<br />

Ich rief Karli Hons <strong>an</strong>, der seinen mit Bauschutt beladenen Anhänger ausleerte und mich abholte. In der Zwischenzeit besah<br />

ich mir die Schäden: diesmal hatte ich nicht so viel Glück wie vor vier <strong>Jahre</strong>n. Der Kotflügel war völlig zerfetzt und das<br />

Lichtmaschinengehäuse eingeschlagen, von der Kette, einem neuwertigen "jap<strong>an</strong>ischen Qualitätsprodukt" fehlte jede Spur.<br />

Der Gehäusedeckel wurde später fachmännisch geschweißt, die Radabdeckung erneuert, eine neue Kette, selbstverständlich<br />

das Topmodell des Marktes, wurde <strong>auf</strong>gelegt und schon zwei Wochen nach dem Malheur waren alle Schäden wieder behoben.<br />

25. April 1993: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Chorherrn - Riederberg - Sieghartskirchen - Preßbaum<br />

- Hengstl - Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d - Wiener Neudorf - Guntramsdorf - Wien. (=120km)<br />

Die <strong>ersten</strong> Meter fuhr noch die Angst mit: würde die neue Kette halten ? Statistisch gesehen war es ja schon unmöglich,<br />

daß einem innerhalb von wenigen <strong>Jahre</strong>n zwei Ketten reißen, jedesmal neue gepflegte Markenware. Das Stotterproblem bei<br />

höherer Last war noch immer nicht behoben, ich suchte also weiter einen ver<strong>an</strong>twortlichen Fehler. Dazu leerte ich den T<strong>an</strong>k<br />

vollständig aus und f<strong>an</strong>d viel Dreck und Wasser darin. Auch die Vergaser zerlegte ich zum <strong>ersten</strong> Male bis zur letzten Düse<br />

und prüfte sogar, ob die Benzinpumpe ausreichend Kraftstoff lieferte, doch die pumpte gut viermal mehr Benzin in die<br />

Schläuche als der Maximalbedarf erforderte. Anschließend fuhr ich 40 km Autobahn, <strong>auf</strong> denen das Ruckeln nur mehr bei<br />

Vollgas <strong>auf</strong>trat.<br />

15. Mai 1993: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Ollern - Riederberg - Sieghartskirchen - Preßbaum -<br />

Hengstl - Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d - Wien. (=120km)<br />

An der P<strong>an</strong>tah war mittlerweile auch wieder ein Service fällig, ich wechselte Öl, Ölfilter und die Zahnriemen und justierte<br />

das Ventilspiel. Mehr Pflege benötigte die "Alte" zum Glück nicht, obwohl sie mittlerweile schon über 61.000 Kilometer <strong>auf</strong><br />

dem Tacho hatte.<br />

20. Mai 1993: Wien - Westautobahn - Lindach - Bad Ischl - Paß Gschütt - Rußbach - Lammertal - Bischofshofen -<br />

Dientner Sattel - Lend - Fusch - Großglockner-Hochalpenstraße - Heiligenblut - Iselsberg - Lienz - Silli<strong>an</strong> - Ol<strong>an</strong>g -<br />

Furkelsattel - Corvara. (=580km)<br />

Unsere "Dreier-Partie", Karli, Peter und ich, fuhr nun schon einige <strong>Jahre</strong> und viele Kilometer mitein<strong>an</strong>der und hatte viel<br />

Freude dar<strong>an</strong>. An diesem Tag paßte einfach alles, zunächst ver<strong>an</strong>stalteten wir <strong>auf</strong> der Westautobahn ein nettes "Gebläse". Um<br />

7:55 Uhr fuhren wir in Auhof <strong>auf</strong> die Autobahn, um 8:20 passierten wir St. Pölten, um 9:00 Linz. Um exakt 9:15 Uhr fuhren<br />

wir in Lindach <strong>an</strong> einer Autobahnraststätte zum T<strong>an</strong>ken. Für 200 km Autobahn hatten wir nur 1 Stunde und 20 Minuten<br />

gebraucht, das entspricht einem beachtlichen Schnitt von über 150 km/h.<br />

Als wir <strong>auf</strong> dieser Strecke mit beträchtlichem optischen und akustischen Aufsehen <strong>an</strong> einem Parkplatz vorbeifuhren, <strong>auf</strong><br />

dem gerade zwei Gendarmen neben ihrem Auto st<strong>an</strong>den, konnte ich aus den Augenwinkeln noch sehen, wie einer der beiden<br />

zum Funkgerät griff. Auf einem späteren Parkplatz bemerkten wir d<strong>an</strong>n eine offensichtlich alarmierte Motorradstreife, die<br />

sich in diesem Moment bereit machte, uns zu verfolgen.<br />

Nachdem wir in Lindau alle get<strong>an</strong>kt hatten und eben <strong>auf</strong> einen Kaffee in die Raststätte gehen wollten, traf auch dieser<br />

Gendarm ein. Er erk<strong>an</strong>nte die Duc´s und wußte sofort, daß wir es gewesen waren, die in Form dreier roter Kondensstreifen <strong>an</strong><br />

ihm vorbei gezischt waren, aber er konnte uns das nicht mehr beweisen. Der Ärger st<strong>an</strong>d ihm ins Gesicht geschrieben,<br />

besonders, da wir ihn unverhohlen <strong>an</strong>grinsten und genüßlich unseren kleinen Triumph auskosteten.<br />

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Auch die Glocknerstraße bereitete uns <strong>an</strong> diesem Tag besonderes Vergnügen. Links und rechts säumten noch die Reste<br />

eines l<strong>an</strong>gen Winters die Fahrbahn, meterhohe Schneewände gaben uns das Gefühl, in einem Eisk<strong>an</strong>al zu fahren. Wir fühlten<br />

uns dennoch so wohl, daß uns weder die Rinnsale aus Schmelzwasser störten, die in den Kurven flossen, noch die Horden<br />

germ<strong>an</strong>ischer Chopperfahrer, die uns <strong>auf</strong> der winkeligen Straße öfters im Weg waren. Erstere ignorierten wir, obwohl die<br />

Bächlein m<strong>an</strong>chmal kleine "Rutscherl" verursachten, zweitere betrachteten wir nur als fahrbare Schik<strong>an</strong>en, die wir nach<br />

Belieben überholten.<br />

Üblicherweise bleibt m<strong>an</strong> ja <strong>auf</strong> der Glocknerstraße zumindest einmal stehen, um die Aussicht zu bewundern, doch wir<br />

gaben uns damals vollkommen dem Rhythmus der Kurven hin und stoppten erst in Heiligenblut. Abends erwartete uns d<strong>an</strong>n<br />

eine herbe Enttäuschung: das schöne Hotel, in dem wir immer unseren Schiurlaub verbrachten, war geschlossen. Unsere<br />

Suche nach einem Ausweichquartier blieb fast erfolglos, denn die eine Hälfte der Betriebe hatte wegen Renovierung zu, die<br />

<strong>an</strong>dere war ausgebucht. Ein winziges Zweibettzimmer war alles, was wir <strong>auf</strong>treiben konnten, unter Zuhilfenahme einer<br />

weiteren Matratze f<strong>an</strong>den wir drei schließlich <strong>auf</strong> engstem Raum unsere Nachtruhe.<br />

21. Mai 1993: Corvara - Passo Campolongo - Arabba - Agordo - Sedico - Feltre - Busche - Pederobba - Cresp<strong>an</strong>o del<br />

Grappa. (=160km)<br />

Am nächsten Morgen hingen die Wolken bis in Augenhöhe, es regnete in Strömen. Diesmal wiederholten wir aber nicht<br />

den Fehler des Vorjahres, trotzdem über 2.000 m hohe Paßstraßen zu fahren und dabei wegen Vergaservereisung vor jeder<br />

Kurve in Bedrängnis zu geraten. Wir mußten nur den relativ niedrigen Passo Campolongo überwinden, ab da ging´s nur mehr<br />

bergab. Schon in Agordo ließ der Regen nach, in Feltre hörte er g<strong>an</strong>z <strong>auf</strong> und es wurde warm, in Cresp<strong>an</strong>o schien sogar<br />

wieder die Sonne.<br />

21. Mai 1993: Cresp<strong>an</strong>o - Cima Grappa - Cresp<strong>an</strong>o. (=80km)<br />

Kaum hatten wir uns der lästigen Plastik-Kleider entledigt und einige Cappuccini getrunken, ließ uns das nunmehr wieder<br />

tadellose Wetter keine Ruhe. An der nächsten T<strong>an</strong>kstelle wuschen wir den braunen Grind von unseren Duc´s und begaben uns<br />

mit ernsthaftem Einsatz <strong>auf</strong> die kurvenreiche Straße zum Monte Grappa. Diese Referenz vor dem "Heiligen Berg" war ein<br />

würdiger Abschluß des Tages.<br />

23. Mai 1993: Cresp<strong>an</strong>o - Bass<strong>an</strong>o - Valle S<strong>an</strong> Liberale - Pederobba - Vidor - Sernaglia - Conegli<strong>an</strong>o - Pordenone -<br />

S<strong>an</strong> D<strong>an</strong>iele - Osoppo - K<strong>an</strong>altal - Arnoldstein. (=270km)<br />

Für diesen Sonntag hatte sich "Mister Pompone" Maurizio Bavaresco ein besonderes Fest einfallen lassen. Auf dem<br />

Gelände eines großen <strong>Ducati</strong>-Händlers in Bass<strong>an</strong>o trafen nach und nach <strong>an</strong> die hundert Duc´s ein. Plötzlich schwebte über<br />

unseren Köpfen ein roter Agusta-Hubschrauber her<strong>an</strong> und l<strong>an</strong>dete. Ihm entstiegen die Cagiva-Bosse Claudio und Gi<strong>an</strong>fr<strong>an</strong>co<br />

Castiglioni, der <strong>Ducati</strong>-Chefkonstrukteur Massimo Bordi und der damalige GP-Rennleiter Giacomo Agostini. Später trafen<br />

d<strong>an</strong>n auch noch Gi<strong>an</strong>carlo Falappa und Marco Lucchinelli ein und komplettierten den prominenten Aufmarsch.<br />

Im Konvoi fuhren Peter und ich d<strong>an</strong>n inmitten rund fünfzig geladener Gäste in Maurizio´s Ristor<strong>an</strong>te im Valle S<strong>an</strong><br />

Liberale. Dort wartete ein Festessen <strong>auf</strong> uns, <strong>an</strong>schließend hatten wir Gelegenheit, die <strong>an</strong>wesende Prominenz persönlich zu<br />

unserem <strong>Ducati</strong>-Rennen nach Zeltweg einzuladen. Leider mußten wir d<strong>an</strong>n vorzeitig <strong>auf</strong>brechen, Karli Hons war schon nach<br />

Kärnten vorausgefahren uns wartete in unserem gewohnten Gasthof Wallner <strong>auf</strong> uns.<br />

24. Mai 1993: Arnoldstein - Ferlach - Brückl - Lölling - Klippitztörl - Twimberg - Packsattel - Hirschegger Sattel -<br />

Judenburg - Hohentauern - Trieben - Nagelschmiedpaß - Admont - Gesäuse - Hieflau - Gams - Lunz am See - Grubberg -<br />

Neubruck - Pielachtal - St. Pölten - Westautobahn - Wien. (=480km)<br />

An einem Montag macht sogar die Heimfahrt Spaß, denn die Straßen sind relativ frei von PKW-Verkehr. Das Klippitztörl<br />

verunzierte leider eine kilometerl<strong>an</strong>ge Baustelle und der Hirschegger Sattel entpuppte sich als Geländeprüfung, die<br />

Scheitelstrecke best<strong>an</strong>d aus gröberem Schotter. Ziemlich müde kehrten wir abends heim nach Wien. Meine 900er hatte noch<br />

immer dieselben Mätzchen, über 6.000 U/min und 3/4-Gas spotzte sie g<strong>an</strong>z fürchterlich.<br />

18. Juni 1993: Wien - Autobahn - Heiligenkreuz - Sparbach - Sittendorf - Hochrotherd - Breitenfurt - Wien. (=80km)<br />

Auch das penible Überprüfen aller Zündungskomponenten brachte keine Abhilfe, alle gemessenen Widerst<strong>an</strong>dswerte<br />

schienen mir g<strong>an</strong>z normal: die Pick-Up´s jeweils 100 Ohm, die Zündspulen primär 0,4 Ohm, sekundär 12 KiloOhm. Ich<br />

zerlegte auch ein weiteres Mal die Vergaser, doch kein Fehler war zu finden. Am St<strong>an</strong>d drehte sie problemlos ohne jeden<br />

Aussetzer bis 8.000 und darüber, doch unter Last wollte sie einfach nicht.<br />

20. Juni 1993: Wien - Heiligenkreuz - All<strong>an</strong>d - Nöstach - Neuhaus - Pottenstein - Hals - Pernitz - Wöllersdorf -<br />

Südautobahn - Wien. (=120km)<br />

Aus Frust, weil ich mich über die 900er ärgern mußte, nahm ich die 600er für diesen Ausflug und geriet vom Regen in die<br />

Tr<strong>auf</strong>e: der Regler, der entgegen allen fachmännischen Voraussagen doch 13 <strong>Jahre</strong> l<strong>an</strong>g funktioniert hatte, gab endlich seinen<br />

Geist <strong>auf</strong>. Mit Batteriestrom schaffte ich es gerade noch bis nach Hause und montierte wenige Tage später einen neuen,<br />

verbesserten Regler und eine neue Batterie.<br />

16. Juli 1993: Wien - Westautobahn - Salzburg - Irschenberg - Bad Tölz - Peißenberg - Marktoberdorf - Kempten -<br />

Isny - Kißlegg - Wolfegg - Volkertshaus. (=620km)<br />

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Während unseres Motorradrennens <strong>auf</strong> dem Österreichring hatte ich Karl-Heinz Bernhard und Lufto Mahle, zwei lieben<br />

Freunden aus dem Schwabenl<strong>an</strong>d und wahrhaftigen <strong>Ducati</strong>-Spezialisten, von <strong>meine</strong>n Problemen mit der 900 Supersport<br />

erzählt. Um mir einen Gefallen zu tun und wohl auch aus der Überzeugung heraus, daß sie jeden Duc-Fehler finden könnten,<br />

luden mich die beiden nach Oberschwaben ein, wo sie ein Totalservice ver<strong>an</strong>stalten wollten.<br />

Ich wollte ursprünglich über zwei Tage und durch die Tiroler Bergwelt Richtung Bodensee gondeln, doch naßkaltes Wetter<br />

machte mir einen dicken Strich durch die Rechnung. So blieb mir nur der fade Weg über die Autobahn und einige bayrische<br />

Bundesstraßen übrig. Spätnachmittags traf ich im Haus der Bernhards ein und f<strong>an</strong>d mich sofort in einer Athmosphäre<br />

herzlichster Gastfreundschaft wieder.<br />

Am nächsten Tag machten die beiden Tüftler ein allumfassendes Motorservice und f<strong>an</strong>den dabei leider heraus, daß<br />

sämtliche Ventilführungen verschlissen waren. Laut Lufto, der nach einem Versuch als selbständiger Werkstattinhaber gerade<br />

beim bayrischen <strong>Ducati</strong>-Guru Herm<strong>an</strong>n Beyreuther sein Geld verdiente, hatten die meisten 91er-Modelle diesen Schaden, der<br />

aber in Deutschl<strong>an</strong>d beim jeweils nächsten Kundendienst <strong>auf</strong> Gar<strong>an</strong>tie behoben worden war.<br />

Bei unserem Importeur hatte <strong>an</strong>geblich noch niem<strong>an</strong>d von einem derartigen Serienproblem gehört, und es gab auch<br />

keinerlei Gar<strong>an</strong>tieersatz. Wir vereinbarten, daß sie im nächsten Winter den Motor gleich komplett "überarbeiten" würden und<br />

widmeten uns der weiteren Fehlersuche. Ein K&N-Luftfilter, eine 160er Hauptdüse und ein geänderter Krümmer verhalfen<br />

dem Motor zu mehr Gasdurchsatz, eine extrem genaue Ventilspieleinstellung und Vergasersynchronisation zu rundem L<strong>auf</strong>.<br />

Der Ruckel-Fehler war auch bald behoben: die jap<strong>an</strong>ische Kokus<strong>an</strong>-Zündung reagierte allergisch <strong>auf</strong> die fehlenden<br />

Vorwiderstände, mit <strong>an</strong>deren Kerzen und Steckern war alles behoben.<br />

19. Juli 1993: Volkertshaus - W<strong>an</strong>gen - Oberst<strong>auf</strong>en - Immenstadt - Füssen - Schongau - Weilheim - Starnbergersee -<br />

Wolfratshausen - Oberhaching. (=270km)<br />

Auf dem Heimweg besuchte ich noch Herm<strong>an</strong>n Beyreuther, der mich gleich mit noch einer Rückrufaktion konfrontierte:<br />

<strong>an</strong> den <strong>ersten</strong> Duc´s waren die Kettensp<strong>an</strong>nerschrauben zu schwach dimensioniert und konnten sich verformen, alle deutschen<br />

Händler rüsteten die Kundenmotorräder kostenlos <strong>auf</strong> stärkere Schrauben um. Wohlgemerkt, nur in Deutschl<strong>an</strong>d, in<br />

Österreich wußte wiederum niem<strong>an</strong>d von diesem gefährlichen Mißst<strong>an</strong>d, und gratis gab´s auch nichts.<br />

20. Juli 1993: Oberhaching - Salzburg - Wien. (=450km)<br />

Waren die Straßen bisher nur feucht bis naß, so schienen sie mir <strong>auf</strong> der Heimfahrt richtig unter Wasser zu stehen. Ein<br />

extremer Dauerregen machte die 450 Kilometer Autobahn zum Alptraum. Ich war d<strong>an</strong>n wahrhaft froh, ohne<br />

Aquapl<strong>an</strong>ing-Unfall nach Hause gel<strong>an</strong>gt zu sein. Die Putz- und Schmierprozedur für die 900er nahm mich d<strong>an</strong>n fast einen<br />

g<strong>an</strong>zen Tag l<strong>an</strong>g in Anspruch.<br />

8. August 1993: Wien - All<strong>an</strong>d - Laaben - Klammhöhe - Hainfeld - Kalte Kuchl - Ochsattel - Gscheid - Lahnsattel -<br />

Mürzsteg - Preiner Gscheid - Höllental - Klostertaler Gscheid - Pernitz - Hals - Weißenkirchen - Neuhaus - All<strong>an</strong>d -<br />

Mayerling - Heiligenkreuz - Wien. (=290km)<br />

Früher hatten wir öfters solche Sonntagsausfahrten gemacht, meistens im Freundeskreis. Die Orte und Straßen sind noch<br />

dieselben wie damals, nur jetzt fuhr ich g<strong>an</strong>z alleine. War ich wirklich der einzige, dessen Einstellung zum Motorradfahren<br />

sich in fünfzehn <strong>Jahre</strong>n nur unwesentlich verändert hat. Wo sind die <strong>an</strong>deren geblieben ?<br />

15. August 1993: Wien - Hinterbrühl - Gaaden - Helenental - Mayerling - All<strong>an</strong>d - Klausenleopoldsdorf - Hengstl -<br />

Preßbaum - Sieghartskirchen - Riederberg - Gablitz - Tulbinger Kogl - Königstetten - Dopplerhütte - Exelberg -<br />

Neuwaldegg - Wien. (=170km)<br />

Die P<strong>an</strong>tah war wieder g<strong>an</strong>z in Ordnung, alles inklusive der Elektrik funktionierte bestens. Der Umstieg von der "Neuen"<br />

<strong>auf</strong> die "Alte" fiel mir von mal zu mal schwerer, erst nach einer Gewöhnungszeit war ich wieder eins mit dem knüppelharten<br />

Fahrwerk, den schmalen Reifen und dem hochdrehenden Motor. D<strong>an</strong>n aber machte es noch immer viel Spaß, auch wenn es im<br />

Grunde ein Motorrad "von gestern" war.<br />

21. August 1993: Wien - Forchtenstein - Wiesmath - Kirchschlag - Hochneukirchen - Friedberg - Wenigzell - Alpl -<br />

Krieglach - Mürzzuschlag - Preiner Gscheid - Gloggnitz - Wien. (=360km)<br />

Karli, Peter und ich waren <strong>an</strong> diesem Sonntag mit unseren "Alten" unterwegs, <strong>auf</strong> den wenig befahrenen Straßen der<br />

Buckligen Welt und der Fischbacher Alpen. Leider fing Peters Montjuich am Preiner Gscheid zu spinnen <strong>an</strong> und wollte nur<br />

noch <strong>auf</strong> einem Zylinder l<strong>auf</strong>en. Da wir den Defekt nicht <strong>an</strong> Ort und Stelle beheben konnten, zuckelten wir über die Autobahn<br />

heimwärts.<br />

29. August 1993: Wien - Preßbaum - Neulengbach - Herzogenburg - Mamau - Weyersdorf - G<strong>an</strong>sbach - Aggsbach -<br />

Melk - Marbach - Melk - St. Pölten - Wien. (=230km)<br />

Die <strong>Ducati</strong>-Freunde hatten eine gemeinsame Clubausfahrt gepl<strong>an</strong>t, und weil Karl Rappersberger sich eventuell eine P<strong>an</strong>tah<br />

k<strong>auf</strong>en wollte, fuhr ich mit <strong>meine</strong>r dabei mit, damit er sie ein Stückchen des Weges ausprobieren konnte. Leider war das<br />

Wetter schon wieder regnerisch, ich trennte mich deshalb in der Wachau vom Rest der Truppe, die noch bis nach<br />

Oberösterreich weiterfahren wollte. Mir war es lieber, halbwegs trocken heim zu kommen.<br />

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10. September 1993: Wien - Semmering - Judenburg - Scheifling - St. Veit/Gl<strong>an</strong> - Feldkirchen - Villach - Arnoldstein -<br />

Pontebba - Sella Cereschiatis - Moggio - Gemona - S<strong>an</strong> D<strong>an</strong>iele - Pordenone - Conegli<strong>an</strong>o - Nervesa - Vidor -<br />

Pederobba - Cresp<strong>an</strong>o. (=570km)<br />

Ein "Laverda-Treffen" st<strong>an</strong>d <strong>auf</strong> Maurizio´s Herbstprogramm, da durften wir trotz unserer eindeutigen Vorliebe für <strong>Ducati</strong><br />

nicht fehlen. Der Himmel wollte seine Schleusen <strong>an</strong> diesem Tag nicht schließen, vom Aichfeld bis nach Kärnten begleitete<br />

Peter, Norbert und mich ein heftiger Regen. In Italien überraschte uns sogar ein kurzer Hagelschauer, d<strong>an</strong>ach war es<br />

besonders reizvoll, <strong>auf</strong> den eisigen Körnderln weiter zu fahren.<br />

11. September 1993: Cresp<strong>an</strong>o - Bass<strong>an</strong>o - Primol<strong>an</strong>o - Enego - Foza - Asiago - Passo di Vezzena - Carbonare -<br />

Tonezza - Arsiero - Thiene - Bass<strong>an</strong>o - Valle S<strong>an</strong> Liberale - Cresp<strong>an</strong>o del Grappa. (=220km)<br />

Trotz weiterhin drohender Wolken und gelegentlicher Schauer wagten wir drei uns <strong>auf</strong> die Hochfläche der "Sieben<br />

Gemeinden". Das ist ein richtiges Motorrad-Schlaraffenl<strong>an</strong>d, mit unzähligen schönen kurvenreichen Straßen und<br />

überwältigenden Ausblicken in die Ebene. Irgendw<strong>an</strong>n, so nahmen wir uns vor, würden wir für länger als nur für ein<br />

Wochenende hierher kommen und alle Ecken dieser Gegend erkunden.<br />

12. September 1993: Cresp<strong>an</strong>o - Pederobba - Busche - Ponte nelle Alpi - Longarone - Lozzo di Cadore - Passo Mauria<br />

- Tolmezzo - Chiusaforte - Sella Nevea - Tarvisio - Villach - Feldkirchen - Weitensfeld - Gurk - Neumarkt in Steiermark -<br />

Judenburg - Semmering - Wien. (=600km)<br />

Erst <strong>auf</strong> der Heimfahrt lachte uns <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs die Sonne. Die Sella Nevea, die ich bis dato noch nicht k<strong>an</strong>nte, bereitete uns viel<br />

Spaß, besonders die unbeleuchteten Tunnels in den Serpentinen. Auch das Gurk-Tal ist eine reizvolle Alternative zu den<br />

vielbefahrenen Straßen durch Kärnten. Am Neumarkter Sattel erwischte uns eine Gendarmerie-Falle mit ihrer Laserpistole.<br />

Während die Beamten aber den vor uns fahrenden PKW mit einheimischem Kennzeichen ungeschoren ließen, sollten wir<br />

jeweils öS 300.- löhnen, für 65 statt 50 km/h im Ortsgebiet.<br />

Alle Einwände, daß der PKW vor uns ja d<strong>an</strong>n auch zu schnell gefahren wäre, zogen bei den uniformierten Wegelagerern<br />

nicht. Uns war bald klar, daß wir in jedem Fall zur Kasse gebeten werden sollten, während autofahrende Einheimische nicht<br />

behelligt wurden. Als Dr<strong>auf</strong>gabe zu dieser steirischen Frechheit beg<strong>an</strong>n es d<strong>an</strong>n im Aichfeld wieder zu regnen, und <strong>auf</strong> der<br />

Südautobahn mußten wir uns <strong>an</strong> einem zw<strong>an</strong>zig Kilometer l<strong>an</strong>gen Mega-Stau <strong>auf</strong> dem P<strong>an</strong>nenstreifen vorbei schummeln.<br />

10. Oktober 1993: Wien - All<strong>an</strong>d - Klausenleopoldsdorf - Laaben - Klammhöhe - Hainfeld - Ramsau - Kalte Kuchl -<br />

Schwarzau - Klostertaler Gscheid - Gutenstein - Pernitz - Hals - Pottenstein - Gainfarn - Merkenstein - Schwarzensee -<br />

Mayerling - Wien. (=200km)<br />

Ich weiß gar nicht, wie oft ich durch diesen L<strong>an</strong>dstrich in den letzten fünfzehn <strong>Jahre</strong>n schon gefahren bin, aber es machte<br />

mir immer wieder Spaß. Die kühlen Temperaturen deuteten leider schon wieder <strong>auf</strong> das Her<strong>an</strong>nahen der kalten <strong>Jahre</strong>szeit hin.<br />

Als Abschluß einer schönen Saison wollte ich aber noch einmal ins herbstliche Waldviertel.<br />

16. Oktober 1993: Wien - Westautobahn - Melk - Pöggstall - Gutenbrunn - Bärnkopf - Linden - Königswiesen -<br />

Arlesbach - Großgerungs - Karlstift - Steinbach - Engelstein - Zwettl - Ottenstein - Dobrastausee - Krumau/Kamp -<br />

Wegscheid - Gars - Pl<strong>an</strong>k - Eggendorf - Ravelsbach - Hollabrunn - Großmugl - Leitzersdorf - Korneuburg - Wien.<br />

(=400km)<br />

Obwohl es ein saukalter, wenn auch sonniger Tag war und schon viele herabgefallene Blätter die Straßenoberfläche recht<br />

unberechenbar gemacht hatten, machte diese Abschlußtour Peter, Karli und mir viel Freude. Die bunten Wälder, die einsamen<br />

Kurvenstraßen und der Genuß unbeschwerten Fahrens waren <strong>Erinnerungen</strong>, die uns über den Winter helfen würden.<br />

Bis Dezember passierte nun ziemlich wenig, beide Duc´s hielten Winterschlaf. D<strong>an</strong>n baute ich den Motor der 900er aus<br />

und übergab ihn mit km-St<strong>an</strong>d 16.000 <strong>an</strong> Karl-Heinz Bernhard und Lufto Mahle, die nach Wien gekommen waren, um mit<br />

uns gemeinsam in einem Kleinbus zur Motor-Show nach Bologna zu reisen. Während die beiden sich nach ihrer Rückkehr<br />

nach Oberschwaben über den Winter mit dem Aggregat ausein<strong>an</strong>dersetzten, pflegte ich einstweilen das restliche Chassis.<br />

Ich reinigte beispielsweise die Antriebskette und den Luftfilter in Waschbenzin und kochte erstere in Kettenfett, zweiteren<br />

sprühte ich mit K&N-Öl ein. Das Lenkkopflager wurde neu justiert und die Bremsbeläge gewechselt. Der Verschleiß der<br />

Bremsklötze für die vordere Doppelscheibe war erfreulich niedrig: obwohl von g<strong>an</strong>z weicher Mischung (Ferodo Racing),<br />

betrug er nur ca. 1,5 mm <strong>auf</strong> 10.000 km. Dies bedeutete, m<strong>an</strong> konnte von einer Lebensdauer von rund 20.000 km ausgehen.<br />

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D A S J A H R 1 9 9 4<br />

1. April 1994: Wien - Leopoldau - Südostt<strong>an</strong>gente - Sparbach - Sittendorf - Hochrotherd - Breitenfurt - Wien.<br />

(=120km)<br />

Das Frühjahrsservice für die P<strong>an</strong>tah erledigte ich quasi im Vorbeifahren bei Peter Zimmer, in seiner Autowerkstätte in<br />

Leopoldau. Es beschränkte sich auch nur <strong>auf</strong> einen Öl- und Ölfilterwechsel. D<strong>an</strong>ach genoß ich die <strong>ersten</strong> warmen Strahlen der<br />

Frühlingssonne <strong>auf</strong> den Straßerln im Wienerwald.<br />

Eine Woche später fuhren Crisi und ich d<strong>an</strong>n nach Oberschwaben, <strong>auf</strong> dem Anhänger die motorlose 900er. Lufto und<br />

Karl-Heinz hatten g<strong>an</strong>ze Arbeit geleistet und den Triebling total überholt, jedoch unter der von mir vorgegebenen Prämisse,<br />

daß die vordringlichsten Ziele Haltbarkeit, L<strong>auf</strong>ruhe und sattes Drehmoment "von unten" sein sollten.<br />

Folgende Arbeiten waren durchgeführt worden: neue Ventile, Führungen und Sitze, alle korrigiert und optimiert,<br />

Ventilspiel eingestellt, bearbeitete Ansaug- und Auslaßk<strong>an</strong>äle, Verdichtung <strong>auf</strong> 1:10,5 erhöht, Kolben bearbeitet, Brennräume<br />

ausgelitert und <strong>an</strong>geglichen, Zylinderflucht <strong>auf</strong> genau 90° korrigiert, extrem leichte Schwunggruppe, Kurbelwelle<br />

feingewuchtet, Steuerzeiten mittels dezentrierter Keile genauestens eingestellt, neue Kupplungsbeläge, spezielle einstellbare<br />

Druckplatte, Zündungs-Pick-Up´s justiert, Vergaser mit Dyno-Jet-Stage-2-Kit optimiert und synchronisiert.<br />

9. April 1994: Volkertshaus und Umgebung (=ca. 50km)<br />

Leider behinderten des öfteren Schnee- und Regenschauer die notwendigen Probefahrten, dennoch konnten wir eine<br />

passable Grundeinstellung finden. Die Duc fühlte sich viel kräftiger <strong>an</strong> und vibrierte absolut nicht mehr. Eine Feineinstellung<br />

wollte ich bei St<strong>an</strong>dardbedingungen, das heißt bei vernünftigem Lufdruck und 20 ° Celsius in Wien vornehmen.<br />

17. April 1994: Wien - Bruck/Leitha - Kaisersteinbruch - Russenstraße - Donnerskirchen - M<strong>an</strong>nersdorf - Seibersdorf -<br />

Baden - Helenental - Mayerling - All<strong>an</strong>d - Wien. (=180km)<br />

Die <strong>ersten</strong> Kilometer mit der generalüberholten 900er fuhr ich noch so verhalten, daß ich mir über Abstimmungsprobleme<br />

noch kein Urteil erlauben wollte. Außerdem hatten die beiden schwäbischen Tüftler die Drehzahlobergrenze während der<br />

<strong>ersten</strong> 1.000 Kilometer <strong>auf</strong> 6.000 U/min beschränkt. Erst nach dieser Dist<strong>an</strong>z und einem Service wollte ich <strong>an</strong> die<br />

Detailarbeit gehen.<br />

22. April 1994: Wien - Südautobahn - Semmering - Zeltweg - Leoben - Präbichl - Hieflau - Wildalpen - Gußwerk -<br />

Josefsberg - Annaberg - Traisen - Hainfeld - Klammhöhe - Laaben - All<strong>an</strong>d - Wien. (=480km)<br />

Zum Kilometersammeln nützte ich jede Gelegenheit, auch einen Termin mit der Direktion des Österreichringes wegen<br />

unseres diesjährigen Clubrennens. Gleicherweise hatte die folgende kleine Runde durch die Voralpen nur den Zweck,<br />

möglichst bald die Einfahrstrecke zu absolvieren.<br />

24. April 1994: Wien - Leobersdorf - Hernstein - Auf dem Hart - Markt Piesting - Pottenstein - Neuhaus - All<strong>an</strong>d -<br />

Klausenleopoldsdorf - Schusternazl - Wien. (=170km)<br />

Die folgende Ventilspielkontrolle offenbarte nur kleine Abweichungen der Öffner des liegenden Zylinders, alles <strong>an</strong>dere<br />

paßte exakt. Auf Peter Zimmers Abgastester stellten wir Leerl<strong>auf</strong>gemisch und St<strong>an</strong>dgas ein. Weil ich das Gefühl hatte, der<br />

Motor liefe zu fett, hängten wir die Vergasernadeln eine Kerbe tiefer. Die nächstfolgende Ausfahrt bestätigte dies: nun hing<br />

die 900er wirklich perfekt am Gas.<br />

10. Mai 1994: Wien - Westautobahn - Melk - Emmersdorf - Weitenegg - Weiten. (=100km)<br />

Wir wollten, wie jeden Mai, wieder zum Monte Grappa fahren. Leider hatte ich ausgerechnet am Tag unserer gepl<strong>an</strong>ten<br />

Abreise zu arbeiten, eine Partei-Ver<strong>an</strong>staltung <strong>auf</strong> der Mollenburg im Weitental war zu überwachen. Um trotzdem rechtzeitig<br />

zum Treffpunkt zu gel<strong>an</strong>gen, nahm ich die 900er gleich mit und verließ <strong>meine</strong>n Posten, sobald das möglich war. Rasch<br />

wechselte ich den Business-Anzug gegen die Lederkombi und zischte nach Melk, wo schon Karl Rappersberger und Norbert<br />

Skoulas <strong>auf</strong> mich warteten.<br />

11. Mai 1994: Weiten - Melk - St. Leonhard - Scheibbs - Pfaffenschlag - Göstling - Hieflau - Gesäuse - Admont -<br />

Nagelschmiedpaß - Trieben - Hohentauern - Judenburg - Scheifling - Perchauer Sattel - St. Veit/Gl<strong>an</strong> - Villach -<br />

Arnoldstein. (=340km)<br />

Der Himmel war kräftig mit dunklen Wolken durchwachsen, doch irgendwie konnten wir uns bis Kärnten<br />

durchschummeln, obwohl wir bei der Streckenwahl kaum Kompromisse eingingen. Vordringlich war der Fahrspaß,<br />

schließlich ist beim Motorradfahren ja der Weg das Ziel. Am nächsten Morgen trafen d<strong>an</strong>n noch Peter Zimmer und Günter<br />

Pisecky nach einer <strong>an</strong>strengenden Morgenetappe beim Gasthof Wallner in Arnoldstein ein.<br />

12. Mai 1994: Arnoldstein - Sella Nevea - Chiusaforte - Tolmezzo - Sella Chi<strong>an</strong>zut<strong>an</strong> - Pielungo - Campone - M<strong>an</strong>iago<br />

- Valcellina - Passo S<strong>an</strong> Osvaldo - Longarone - Belluno - Busche - Pederobba - Cresp<strong>an</strong>o del Grappa. (=280km)<br />

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Die Karnischen Alpen boten wie immer reizvolle Straßen zwischen schroffen Felsen und durch dichte Nadelwälder. Das<br />

Valcellina bezauberte erneut, dieses kaum bewohnte Tal hat wirklich Heimatfilm-Athmosphäre, m<strong>an</strong> meint, jederzeit könnte<br />

Luis Trenker H<strong>an</strong>d in H<strong>an</strong>d mit der legendären Geierwally hinter dem nächsten Baum hervortreten. Nach so viele Besuchen in<br />

den Asol<strong>an</strong>ischen Hügeln beschlich mich diesmal das merkwürdige Gefühl einer Heimkehr, so vertraut war mir die Gegend<br />

um den Monte Grappa im L<strong>auf</strong> der <strong>Jahre</strong> geworden.<br />

13. Mai 1994: Cresp<strong>an</strong>o - Bass<strong>an</strong>o - Conco - Lusi<strong>an</strong>a - Thiene - Breg<strong>an</strong>ze - Marostica - Molvena - Bass<strong>an</strong>o - Cima<br />

Grappa - Cresp<strong>an</strong>o. (=170km)<br />

Noch zwei Bek<strong>an</strong>nte gesellten sich zu uns, Andreas Kernreiter aus Salzburg und Markus Mraz, der Sohn unseres<br />

Lieblingsgastronomen in Wien. Markus hatte ein kleines H<strong>an</strong>dicap, als einziger unter uns sieben fuhr er keine Duc, sondern<br />

eine dicke Harley Davidson und tat sich entsprechend schwer <strong>auf</strong> den engen Straßen der "Sieben Gemeinden". Bei der<br />

Auffahrt zum Gipfel des Monte Grappa stach Peter plötzlich der Hafer. Er, der aus alter Gewohnheit immer als Letzter fuhr,<br />

überholte die fünf vor ihm und plazierte sich deutlich in <strong>meine</strong>m Rückspiegel.<br />

Ich verst<strong>an</strong>d den dezenten Hinweis und wir ließen es gemeinsam ein bißchen "fliegen". Auf halbem Wege, die <strong>an</strong>deren<br />

hatten wir da schon weit hinter uns gelassen, hielten wir kurz <strong>an</strong> und tauschten unsere Motorräder. Ich wollte den direkten<br />

Vergleich zwischen <strong>meine</strong>r überarbeiteten und Peter´s absolut serienmäßigen 900er spüren, und es war ein deutlicher<br />

Unterschied. Kurz dar<strong>auf</strong> waren wir <strong>auf</strong> dem Gipfelparkplatz und mußten etliche Minuten warten, bis der nächste eintraf.<br />

15. Mai 1994: Cresp<strong>an</strong>o - Pederobba - Vidor - Conegli<strong>an</strong>o - Pordenone - S<strong>an</strong> D<strong>an</strong>iele - Gemona - K<strong>an</strong>altal - Tarvisio<br />

- Villach - Klagenfurt - Graz - Wien. (=580km)<br />

Ich war damals Angestellter der Parteizentrale der Österreichischen Volkspartei, zuständig für die Org<strong>an</strong>isation von<br />

politischen Ver<strong>an</strong>staltungen. Der 15. Mai war bek<strong>an</strong>ntlich der Tag der Unterzeichnung des Staatsvertrages, und aus diesem<br />

Grund f<strong>an</strong>d im Schloß Belvedere, dem historischen Ort dieses Ereignisses, ein internationaler Kongreß statt. Ich hatte der<br />

Parteispitze versprochen, rechtzeitig wieder in Wien zu sein, um die Abwicklung persönlich zu überwachen und mußte mich<br />

deshalb ordentlich beeilen. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 100 km/h <strong>auf</strong> dieser l<strong>an</strong>gen Dist<strong>an</strong>z ist ein deutliches<br />

Indiz dafür, wie groß <strong>meine</strong> Eile war.<br />

28. Mai 1994: Wien - All<strong>an</strong>d - Laaben - Klammhöhe - Hainfeld - Ramsau - Kalte Kuchl - Ochsattel - St. Aegyd -<br />

Gscheid - Ulrichsberg - Wienerbruck. (=140km)<br />

Zum Treffen der <strong>Ducati</strong>-Freunde, die sich nunmehr offiziell <strong>Ducati</strong> Motorradclub Österreich n<strong>an</strong>nten, mußte<br />

selbstverständlich die P<strong>an</strong>tah her<strong>an</strong>gezogen werden. Norbert und Christl Skoulas begleiteten uns zu dem gemütlichen<br />

Beisammensein am Fuße des Josefsberges. Leider beg<strong>an</strong>n es am Abend zu regnen, aus der Lagerfeuerrom<strong>an</strong>tik wurde nichts.<br />

Einige Besucher harrten unerschrocken in einem großen Partyzelt aus, wir und viele <strong>an</strong>dere aber zogen ein gemütliches<br />

Gasthaus vor.<br />

29. Mai 1994: Wienerbruck - Annaberg - Türnitz - Traisen - Hainfeld - Altenmarkt - Hafnerberg - All<strong>an</strong>d - Wien.<br />

(=130km)<br />

Die Nacht verbrachten wir in weiser Voraussicht in einer Frühstückspension. Zelten wäre ein ungemütlich feuchtes<br />

Erlebnis geworden, denn es regnete am Morgen noch immer. Der Heimweg war dementsprechend un<strong>an</strong>genehm, die widrigen<br />

Witterungsverhältnisse machten auch ein umf<strong>an</strong>greiches Putz- und Pflegeprogramm <strong>an</strong> der "Alten" unumgänglich.<br />

26. Juni 1994: Wien - Preßbaum - Hochstraß - Klausenleopoldsdorf - Laaben - Klammhöhe - Hainfeld - Kalte Kuchl -<br />

Haselrast - Pernitz - Hals - Mayerling - Heiligenkreuz - Wien. (=190km)<br />

An diesem Sonntag war ausgesprochen sonniges und heißes Wetter <strong>an</strong>gesagt, ich verlegte <strong>meine</strong>n Ausflug deshalb in die<br />

Morgenstunden und war zu Mittag schon wieder zu Hause. Fast 19.000 km waren jetzt schon <strong>auf</strong> dem Zähler der 900er, sie<br />

brauchte einen neuen Hinterreifen, zwei neue Kettenräder, eine neue Kette sowie einen Ölwechsel. Als Pneu wählte ich<br />

wieder einen Michelin M89X in 170/60ZR17.<br />

24. Juli 1994: Wien - Mayerling - Raisenmarkt - Pottenstein - Hals - Pernitz - Gutenstein - Haselrast - Kalte Kuchl -<br />

Hainfeld - Klammhöhe - Laaben - Breitenfurt - Laab im Wald - Guntramsdorf - Wien. (=220km)<br />

Die letzte Ausfahrt in dieser Besetzung lag fast zehn <strong>Jahre</strong> zurück, damals war ich mit <strong>meine</strong>n beiden ältesten Freunden<br />

Rol<strong>an</strong>d Varecka und Bruno Walter über das steinige Hiaslegg nach Tragöß gefahren. So gesehen, war dies eine<br />

Nostalgie-Tour, und wir genossen sie sehr und schwelgten bei jeder Pause in Jugenderinnerungen. Bruno hatte sich<br />

mittlerweile eine 1100er Honda P<strong>an</strong>Europe<strong>an</strong> zugelegt und war mit dem 300-kg-Brocken natürlich etwas geh<strong>an</strong>dicapt,<br />

während Rol<strong>an</strong>d mit seiner agilen Yamaha TDM 850 wie eh und je durch die Kurven t<strong>an</strong>zte und seinem alten Spitznamen<br />

"Orl<strong>an</strong>do Furioso" total gerecht wurde.<br />

26. Juli 1994: Wien - Westautobahn - St. Pölten - Freil<strong>an</strong>d - Annaberg - Josefsberg - Mariazell - Seebergsattel -<br />

Kapfenberg - Zeltweg. (=250km)<br />

In diesem Jahr wollten wir unseren Urlaub unmittelbar nach der <strong>Ducati</strong>-Speed-Week <strong>an</strong>treten. Wir hatten für die Zimmer´s,<br />

die Hons´ens und uns im schönen Bad Aussee eine Ferienwohnung gemietet und pl<strong>an</strong>ten, die nächsten drei Wochen mit<br />

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erholsamen Aktivitäten wie Nichtstun, W<strong>an</strong>dern, Baden und Motorradfahren zu verbringen. Ich wollte keinen Tag verlieren<br />

und nahm die Duc gleich zum Österreichring zu unserem Rennen mit.<br />

1. August 1994: Zeltweg - Pöls - Oberzeiring - Schöder - Sölkpaß - Stein/Enns - Durch den Stein - Bad Mitterndorf -<br />

Bad Aussee. (=160km)<br />

Am <strong>ersten</strong> Tag nach unserer wieder sehr erfolgreichen Speed-Week war es unerträglich heiß. Am 1.788 Meter hohen<br />

Sölkpaß brauchte ich dringend eine Erfrischung und tauchte Kopf und Oberkörper samt Lederkombi in einen hölzernen<br />

Brunnentrog mit eiskaltem Quellwasser. Nach wenigen Kilometern war alles wieder trocken und die Schwitzerei beg<strong>an</strong>n von<br />

neuem. Der Paß Durch den Stein ist offiziell für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen gesperrt, aber wo ein Wille ist, führt auch<br />

ein Weg seitlich am Schr<strong>an</strong>ken vorbei.<br />

5. August 1994: Bad Aussee - Koppenstraße - Hallstatt - Gosau - Paß Gschütt - Rußbach - Lammertal - Eben -<br />

Filzmoos - Ramsau - Weißenbach - Gröbming - Durch den Stein - Bad Mitterndorf - Bad Aussee. (=150km)<br />

Die Hitze hielt weiter <strong>an</strong>, die <strong>ersten</strong> Tage im Salzkammergut lümmelten wir deshalb bevorzugt <strong>an</strong> Badeseen herum. Die<br />

Runde um den Hohen Dachstein machten wir am frühen Abend, als die Temperaturen schon menschlicher geworden waren.<br />

Leider mußte Peter Zimmer in jenen Tagen erfahren, daß einer seiner Freunde aus früheren Tagen während des<br />

Motorradfahrens einen Herzinfarkt erlitten hatte und <strong>an</strong> den Folgen des unvermeidlichen Unfalls gestorben war. Aus diesem<br />

Grund wollte er nicht mit Karli und mir nach Italien fahren.<br />

10. August 1994: Bad Aussee - Pötschenpaß - Gosau - Paß Gschütt - Lammertal - Radstadt - Radstädter Tauern -<br />

Mauterndorf - Katschberg - Spittal/Drau - Oberdrauburg - Gailberg - Plöckenpaß - Sutrio - Forcella Lavardet - Sella di<br />

Razzo - Sella Ciampigotto - Pieve di Cadore - Longarone - Belluno - Busche - Cornuda - Cresp<strong>an</strong>o. (=490km)<br />

Nur am Morgen war es halbwegs frisch, gegen Mittag kehrte die Hitze wieder, selbst in den Bergen schwitzten wir<br />

mächtig. Im Piavetal überfiel uns ein heftiges, aber umso kürzeres Gewitter, d<strong>an</strong>ach war die Luft wieder genießbar. Abends<br />

waren wir beide d<strong>an</strong>n reichlich müde und gingen zeitig zu Bett.<br />

11. August 1994: Cresp<strong>an</strong>o - Bass<strong>an</strong>o - Primol<strong>an</strong>o - Fiera di Primiero - Passo di Rolle - Passo Valles - Caprile -<br />

Passo di Giau - Cortina - Passo Tre Croci - Silli<strong>an</strong> - Lienz - Iselsberg - Mallnitz - Böckstein - Gasteinertal -<br />

Bischofshofen - Lammertal - Paß Gschütt - Gosau - St. Agatha - Pötschenpaß - Bad Aussee. (=440km)<br />

Der Vormittag in den Dolomiten war wunderbar kühl, die Straßen noch etwas feucht von den Gewittern während der<br />

Nacht. Ab der Tagesmitte ließen unsere Kräfte nach, das gesamte Gebein und besonders der Hintern schmerzte.<br />

Normalerweise hätten mich keine zehn Pferde in den Eisenbahnwaggon der Auto-Verladestelle in Mallnitz gebracht, aber <strong>an</strong><br />

diesem Tag empf<strong>an</strong>d ich die zw<strong>an</strong>zig Minuten Fahrt im Tunnel sogar als willkommene Entsp<strong>an</strong>nungspause.<br />

15. August 1994: Bad Aussee - Liezen - Pyhrnpaß - Windischgarsten - Hengstpaß - Altenmarkt - Palfau - Göstling -<br />

Lunz/See - Wieselburg - Wien. (=290km)<br />

Leider rief mich der bevorstehende Nationalratswahlkampf schon vor Abl<strong>auf</strong> der gepl<strong>an</strong>ten drei Wochen aus dem Urlaub<br />

zurück <strong>an</strong> den Schreibtisch. Die Heimfahrt <strong>an</strong> diesem sonnigen Montag war ausgesprochen vergnüglich, denn außer mir<br />

waren kaum jem<strong>an</strong>d <strong>auf</strong> den Straßen unterwegs.<br />

25. September 1994: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Königstetten - Chorherrn - Riederberg -<br />

Sieghartskirchen - Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf - G´schriebene Buche - Schusternazl - Heiligenkreuz -<br />

Wien. (=130km)<br />

Viel Arbeit in der Parteizentrale, wenig Zeit zum Motorradfahren. Kaum, daß ich die wenigen Stunden für eine kleine<br />

Runde durch den Wienerwald erübrigen konnte. Die letzte Ausfahrt des <strong>Jahre</strong>s 1994 war aber der alten P<strong>an</strong>tah vorbehalten.<br />

23. Oktober 1994: Wien - Baden - Helenental - Mayerling - Heiligenkreuz - Schusternazl - Wöglerin - Hochrotherd -<br />

Breitenfurt - Wien. (=80km)<br />

Der Winter war wieder die Zeit für Wartungsarbeiten <strong>an</strong> den beiden Duc´s. Ölwechsel und Filterwechsel genügten für die<br />

P<strong>an</strong>tah und waren ebenso selbstverständlich für die 900er. An der wusch ich auch den K&N-Filter in Benzin aus und<br />

erneuerte Kupplungs- und Bremsflüssigkeiten, nachdem ich den originalen H<strong>an</strong>dbremszylinder mit 15mm gegen einen mit<br />

16mm Kolbendurchmesser von einer Superlight getauscht hatte. Als kosmetische Maßnahme wechselte ich alle schwach<br />

belasteten Schrauben am Motor und am Chassis gegen superleichte Ergal-Schrauben aus und ließ die Fußrasten schl<strong>an</strong>ker<br />

machen und hochgl<strong>an</strong>zpolieren.<br />

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D A S J A H R 1 9 9 5<br />

23. April 1995: Wien - Laaerberg - Leobersdorf - Lindabrunn - Hernstein - Auf dem Hart - Markt Piesting - Puchberg<br />

am Schneeberg - Ascher - Pernitz - Hals - Nöstach - Hafnerberg - All<strong>an</strong>d - Wien. (=200km)<br />

Die erste Ausfahrt in einem neuen Frühling, auch Karli Hons wollte seine nagelneue <strong>Ducati</strong> 916 spazierenführen. Leider<br />

brach mir <strong>auf</strong> dieser Tour zum einen die Tachowelle, zum <strong>an</strong>deren das Gehäuse des Öldruckschalters, was nicht unbedeutende<br />

Mengen Motoröls <strong>auf</strong> die hintere Hälfte des Motorrades gel<strong>an</strong>gen ließ. Mit öligem Reifen brachte ich die Duc gleich in Peter<br />

Zimmer´s Werkstatt, denn es war ohnehin die obligate Ventilspielkontrolle fällig.<br />

Dabei ließ ich mir neben neuen Zahnriemen auch eine hochgepriesene Wunder-Zündung einbauen, die mir Lufto Mahle<br />

schon länger <strong>an</strong>s Herz gelegt hatte. Auch das Gabelöl mußte bei Kilometerst<strong>an</strong>d 20.000 endlich erneuert werden, dazu<br />

braucht m<strong>an</strong> Spezialwerkzeug. Auf der Heimfahrt von Peter´s Werkstatt blieb der Duc <strong>auf</strong> der Südostt<strong>an</strong>gente seltsamerweise<br />

zweimal der Zündstrom weg und mir gleichzeitig das Herz vor Schreck beinahe stehen.<br />

29. April 1995: Wien - Sparbach - Sittendorf - Dornbach - Schusternazl - G´schriebene Buche - Klausenleopoldsdorf -<br />

Hengstl - Preßbaum - Wienerwaldsee - Laab - Breitenfurt - Wien. (=90km)<br />

Im Gegensatz zur funkenverwirrten Supersport lief die P<strong>an</strong>tah <strong>auf</strong> ihrer <strong>ersten</strong> Ausfahrt dieses <strong>Jahre</strong>s g<strong>an</strong>z ohne Probleme.<br />

Das war in diesem Frühjahr auch besonders wichtig, denn mit ihr wollte ich heuer, als Reminiszenz <strong>an</strong> verg<strong>an</strong>gene Zeiten,<br />

wieder einmal zum Monte Grappa fahren.<br />

6. Mai 1995: Wien - Laaerberg - All<strong>an</strong>d - Helenental - Baden - Wien. (=80km)<br />

Selten ging eine Ausfahrt so in die Hose wie diese. Ich wollte mit Peter Zimmer und Fr<strong>an</strong>z Schöffel zum Österreichring<br />

nach Zeltweg fahren, wo unser Freund Rudi Moravek gerade trainierte. Aber schon <strong>auf</strong> der Südautobahn gab Peter´s<br />

Montjuich ihren Geist <strong>auf</strong>, der Simmerring am Getriebeausg<strong>an</strong>g leckte und Öl trat aus. Peter beschloß, umzukehren und seine<br />

900er zu holen, während Fr<strong>an</strong>z und ich weiterfahren wollten, um <strong>auf</strong> der Semmering-Paßhöhe <strong>auf</strong> ihn zu warten.<br />

Doch so weit sollten ich gar nicht kommen, im Helenental verweigerte die neue Zündung mehrmals den Dienst, wor<strong>auf</strong><br />

<strong>meine</strong> Duc jedesmal schlagartig stehenblieb. Ich entschied mich, heim zu fahren, Fr<strong>an</strong>z hingegen fuhr weiter. Auf der<br />

Südautobahn passierte es noch weitere drei Male, ich war erst froh, als ich heil wieder in <strong>meine</strong>r Garage <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt war. Später<br />

hörte ich, daß auch <strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>z Schöffels 900er diese Wunderzündung ihre Mucken hatte. Vermutlich hatten die ominösen<br />

"Black Boxes" heimtückische Schaltfehler.<br />

20. Mai 1995: Wien - Leopoldau - Aderklaa - Raasdorf - Großenzersdorf - Orth <strong>an</strong> der Donau - Engelhartstetten - Bad<br />

Deutsch Altenburg - Bruck <strong>an</strong> der Leitha - Kaisersteinbruch - Breitenbrunn - Donnerskirchen - Hof - Ebreichsdorf -<br />

Laxenburg - Wien. (=180km)<br />

Fast hätte Peter geschworen, durch eine <strong>an</strong>dere Verlegung der entsprechenden Kabel die Zündstörungen behoben zu haben,<br />

doch die Ausfälle hörten wieder nicht <strong>auf</strong>. Nach dieser gemeinsamen Probefahrt schien es mir klüger, für die im Juni gepl<strong>an</strong>te<br />

Ausfahrt in die Schweizer Alpen wieder die Serien-Zündung einzubauen und die defekten Teile zum Erzeuger zurück zu<br />

senden.<br />

24. Mai 1995: Wien - Südautobahn - Semmering - Judenburg - Scheifling - Perchauer Sattel - St. Veit/Gl<strong>an</strong> - Villach -<br />

Arnoldstein. (=390km)<br />

Wie gesagt, ich fuhr diesmal wieder mit der 600er P<strong>an</strong>tah in den Süden, begleitet von Rudi Moravek und einigen <strong>an</strong>deren<br />

Bek<strong>an</strong>nten. Peter Zimmer, Fr<strong>an</strong>z Schöffel und weitere Mitfahrer wollten erst am nächsten Morgen <strong>an</strong> der<br />

Kärntnerisch-Italienischen Grenze zu uns stoßen. Insgesamt würde es eine Gruppe von elf Motorrädern ergeben.<br />

25. Mai 1995: Arnoldstein - Wurzenpaß - Kr<strong>an</strong>jska Gora - Vrsicpaß - Bovec - Zaga - Uccea - Passo T<strong>an</strong>amea -<br />

Pradielis - Taip<strong>an</strong>a - Platischis - Prossenico - Attimis - Faedis - Udine - Conegli<strong>an</strong>o - Moriago - Vidor - Pederobba -<br />

Cresp<strong>an</strong>o. (=300km)<br />

Auf dem Vrsic-Paß lag sogar noch beträchtlich Schnee neben der Straße, als wir über die Paßhöhe fuhren. In einem<br />

unübersichtlichen Gewirr von kleinen Nebenstraßerln im friaulisch-slowenischen Grenzgebiet zeigte es sich, daß unsere<br />

Truppe viel zu groß war, um beständig zusammen zu bleiben. Bei jedem Halt fehlte jem<strong>an</strong>d, m<strong>an</strong>che schafften irgendw<strong>an</strong>n<br />

wieder den Anschluß, <strong>an</strong>dere blieben längere Zeit verschollen. Zum Glück f<strong>an</strong>den am Abend doch alle nach Cresp<strong>an</strong>o del<br />

Grappa.<br />

26. Mai 1995: Cresp<strong>an</strong>o - Rom<strong>an</strong>o - Cima Grappa - Seren del Grappa - Arsie - Primol<strong>an</strong>o - Enego - Foza - Asiago -<br />

Conco - Bass<strong>an</strong>o - Cresp<strong>an</strong>o. (=180km)<br />

Auf den Tag genau fünf <strong>Jahre</strong> davor war die "Alte" das letzte Mal <strong>auf</strong> dem Grappa, bei der Auffahrt schlug sie sich trotz<br />

ihres biblischen Alters recht wacker. Nur Rudi Moravek, Fr<strong>an</strong>z Schöffel und Peter Zimmer waren noch in Sichtweite hinter<br />

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mir, als ich den Gipfelparkplatz erreichte, die <strong>an</strong>deren hatten wir weit hinter uns gelassen. Die Hochebene der "Sieben<br />

Gemeinden" begeisterte alle, besonders diejenigen, die bisher noch nie dort gewesen waren.<br />

28. Mai 1995: Cresp<strong>an</strong>o - Pederobba - Busche - Belluno - Ponte nelle Alpi - Longarone - Lozzo di Cadore - Passo<br />

Mauria - Ampezzo - Tolmezzo - K<strong>an</strong>altal - Tarvisio - Villach - Feldkirchen - St. Veit/Gl<strong>an</strong> - Judenburg - Semmering -<br />

Wien. (=600km)<br />

Auf dem Heimweg trennte sich unsere Riesengruppe, mich begleiteten Peter Zimmer, Rudi Moravek und Poldi Binder.<br />

Auch <strong>an</strong> Rudi´s 900er Superlight trat der sattsam bek<strong>an</strong>nte Zündungsausfall ein paarmal <strong>auf</strong>, irgendwie schafften wir es<br />

trotzdem bis nach Hause. An der P<strong>an</strong>tah waren sowohl der hintere, als auch der vordere Gummi abgefahren, die superweichen<br />

Rennreifen hatten immerhin über 4.000 km bei schonender Fahrweise gehalten. Vielleicht war das die letzte große Ausfahrt<br />

für die "Alte", dachte ich insgeheim, als ich abends die Garage versperrte.<br />

Für den Juni hatten wir, das heißt Karli Hons, Peter Zimmer und ich eine längere Ausfahrt bis in die Schweiz und nach<br />

Fr<strong>an</strong>kreich gepl<strong>an</strong>t. Um die Anreise ein wenig abzukürzen, benützten wir den nächtlichen Autoreisezug nach Vorarlberg und<br />

verschliefen die 700 km bis dorthin im Schlafwagenabteil.<br />

Auf der Fahrt durch die Nacht wurde das Wetter immer schlechter, die Wettervorhersage verhieß auch für die nächsten<br />

Tage nichts Gutes. Wir entwarfen spont<strong>an</strong> ein Krisenprogramm, das vorsah, so l<strong>an</strong>ge Richtung Süden zu fahren, bis die Sonne<br />

wieder schien. Insgeheim wollten wir in das Herz Italiens, in die Tosk<strong>an</strong>a.<br />

14. Juni 1995: Feldkirch - Chur - Splügenpaß - Chiavenna - Lecco - Mil<strong>an</strong>o - Piacenza - Bobbio - Marsaglia -<br />

Rezzoaglio. (=420km)<br />

Nach einem winterlichen Intermezzo am Splügenpaß mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und heftigem Schneetreiben<br />

samt <strong>an</strong>schließender Fingerwiederbelebung trat wirklich die Sonne hinter den Wolken hervor. In Sichtweite des Comer Sees<br />

stieg die Quecksilbersäule d<strong>an</strong>n so kräftig, daß es uns in den leuchtend-bunten Plastik<strong>an</strong>zügen unerträglich warm wurde. Am<br />

Straßenr<strong>an</strong>d lockte ein gepflegtes Ristor<strong>an</strong>te mit einem großen Parkplatz, die Uhrzeiger näherten sich auch dem Mezzogiorno,<br />

da paßte wieder alles zusammen.<br />

Ein kurzes Gewitter bei Mil<strong>an</strong>o, heftiger Verkehr <strong>auf</strong> den Autobahnen, ein Kaffee in Piacenza, d<strong>an</strong>n bogen wir ab in den<br />

Apennin. Bei Bobbio "links schwenkt" <strong>auf</strong> enge Nebenstraßen, ein Wagnis bei 200 km <strong>auf</strong> dem Tageskilometerzähler, denn<br />

T<strong>an</strong>kstellen sind eher selten in diesen Bergen.<br />

Doch, Glückes Geschick, just als die bek<strong>an</strong>nten roten Lämpchen zum Treibstoff-Fassen mahnten, trafen wir in Rezzoaglio<br />

ein, wo zufällig ein Albergo-Ristor<strong>an</strong>te und eine Agip-Zapfsäulerei herumst<strong>an</strong>den. Rasch noch die Antriebsketten mit<br />

Schmierage und Sp<strong>an</strong>nung versorgen, d<strong>an</strong>n duschen und zum Futternapf, so sah unser weiteres Abendprogramm aus.<br />

15. Juni 1995: Rezzoaglio - Passo La Forcella - Borgonovo - Passo di Bocco - Bedonia - Passo Cento Croci - Sesto<br />

God<strong>an</strong>o - Coloretta - Pontremoli - Aulla - Passo Foce Carpinelli - Castelnuovo - Barga. (=250km)<br />

Am nächsten Tage pirschten wir d<strong>an</strong>n <strong>auf</strong> abenteuerlichen Pfaden abwechselnd nord- und südwärts durch den Ligurischen<br />

Apennin, nur Kurven, alle 40 oder 50 Meter eine. Pässe und Täler, Bars und Trattorie, Kaffee und Vino Rosso, dabei<br />

ungetrübter Sonnenschein, so hatten wir uns diese Ausfahrt vorgestellt.<br />

Am Abend entdeckte Karli d<strong>an</strong>n ein altes ummauertes Städtchen namens Barga mit einer eleg<strong>an</strong>ten Villa als Hotel und<br />

Ristor<strong>an</strong>te. Ein Spazierg<strong>an</strong>g mit herrlichen tosc<strong>an</strong>ischen Fernblicken und ein Abendessen mit tiefdunklem Rotwein, genauso<br />

sollte es immer sein, waren wir uns einig<br />

16. Juni 1995: Barga - Bagni di Lucca - La Lima - Pistoia - Firenze - Barberino - Passo di Futa - Passo di Raticosa -<br />

Pi<strong>an</strong>oro - Bologna - Padova - Bass<strong>an</strong>o - Cresp<strong>an</strong>o. (=410km)<br />

Und schon wieder blinkte ein blauer Himmel am Morgen, rasch zogen wir weiter bis Firenze, endlich waren wir wirklich<br />

im Schmuckkasterl Italiens, mitten in der Tosc<strong>an</strong>a. Historische Kurven lockten uns <strong>auf</strong> den Passo di Futa und <strong>auf</strong> den Passo<br />

di Raticosa. Vor <strong>meine</strong>m geistigen Auge erschienen plötzlich Stirling Moss und der silbergraue Mercedes mit der<br />

Achtzylinder-Desmo-Maschine, <strong>auf</strong> ihrer Siegesfahrt bei der Mille Miglia.<br />

Bologna war, wie immer, ein Verkehrschaos, d<strong>an</strong>ach fad und heiß die Autostrada durch die endlos scheinende Poebene. An<br />

des Tages Neige f<strong>an</strong>den wir uns in bek<strong>an</strong>nten Gefilden wieder, in Cresp<strong>an</strong>o del Grappa und im vertrauten Albergo "Alla<br />

Posta".<br />

17. Juni 1995: Cresp<strong>an</strong>o - Busche - Belluno - Longarone - Passo S<strong>an</strong> Osvaldo - M<strong>an</strong>iago - Sella Chi<strong>an</strong>zut<strong>an</strong> -<br />

Tolmezzo - Chiusaforte - Sella Nevea - Passo Predil - Bovec - Soca. (=270km)<br />

Belluno, Longarone, Osvaldo-Pass, Valcellina, der jadegrüne Stausee, Mittagessen in M<strong>an</strong>iago. Die Strecke war uns nicht<br />

g<strong>an</strong>z neu, aber immer wieder schön. Auf der Sella Chi<strong>an</strong>zut<strong>an</strong> fühlten wir uns wie in einem Märchenwald, <strong>auf</strong> der Sella Nevea<br />

konnten wir nirgends eine offene Bar entdecken, erst kurz vor dem Predil-Paß st<strong>an</strong>d da ein Wirtshaus am See. Es war schon<br />

früher Abend, wir fuhren weiter nach Slowenien, billig t<strong>an</strong>ken in Bovec, d<strong>an</strong>n weiter Richtung Vrsic-Paß.<br />

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In einer unübersichtliche Linkskurve kam mir zu <strong>meine</strong>m Entsetzen <strong>auf</strong> der Mittellinie ein weißes Polizei-Auto entgegen,<br />

ich war auch eher linkslastig in <strong>meine</strong>r Fahrbahnhälfte, also wurde es verdammt knapp. Der slowenische Gesetzeshüter verriß<br />

sein Fahrzeug, ich versuchte ebenfalls auszuweichen und fiel dabei <strong>auf</strong> die Nase.<br />

Die Duc rutschte vor mir Richtung Straßenr<strong>an</strong>d, ich hinterher, bis sie <strong>an</strong> einen Felsbrocken prallte, sich abrupt umdrehte<br />

und d<strong>an</strong>ach über mich hinweg rodelte. Dabei erlitt ich ernste innere Verletzungen und brach mir fünf Rippen. Eine<br />

slowenische Ambul<strong>an</strong>z tr<strong>an</strong>sportierte mich d<strong>an</strong>n wegen <strong>meine</strong>r heftigen Proteste nicht nach Kobarid, sondern gleich ins LKH<br />

Villach, wo jedoch ein überlasteter Turnusarzt ein schlampiges Röntgenbild falsch interpretierte und mich mitten in der Nacht<br />

mit der harmlosen Diagnose "Rippenprellung" <strong>auf</strong> die Straße setzte.<br />

Mit einem Taxi gel<strong>an</strong>gte ich schließlich nach Arnoldstein, wo ich <strong>meine</strong> Freunde im altgewohnten Gasthof "Wallner"<br />

wiederf<strong>an</strong>d. Ein Abschleppdienst hatte mittlerweile auch die arg ramponierte Duc hierher geliefert. Crisi holte mich d<strong>an</strong>n am<br />

frühen Morgen mit unserem Auto ab und brachte mich heim nach Wien.<br />

Mein alter Schulfreund und nunmehriger Hausarzt Gerhard Hubm<strong>an</strong>n diagnostizierte am folgenden Tag schon beim<br />

Abhören die gebrochenen Rippen, eine präzisere Serie von Röntgenbildern offenbarte d<strong>an</strong>n zusätzlich noch einen<br />

Fluidpneumothorax, das heißt, die Lunge war durch ein Rippenfragment <strong>an</strong>gestochen und füllte sich mit Flüssigkeit.<br />

Bald dar<strong>auf</strong> f<strong>an</strong>d ich mich im Kr<strong>an</strong>kenhaus Lainz wieder, wo m<strong>an</strong> noch eine Lungenblutung und eine durch den harten<br />

Aufprall geplatzte, aber gottseid<strong>an</strong>k wieder selbsttätig verschlossene Vena Cava im Brustraum feststellte. An dieser bisher<br />

unentdeckt geliebenen inneren Verletzung hätte ich nach Auskunft der Ärzte ebensogut 60 Sekunden nach dem Aufprall<br />

innerlich verbluten können.<br />

Davor hat mich ein gütiges Schicksal bewahrt, aber als bleibende Erinnerung <strong>an</strong> den Unfall werde ich für den Rest <strong>meine</strong>s<br />

Lebens eine eingeschränkte Lungenfunktion behalten. In den fünf Wochen im Kr<strong>an</strong>kenhaus und dem späteren dreiwöchigen<br />

Aufenthalt im Rehabilitationszentrum hatte ich viel Zeit zum Nachdenken.<br />

In m<strong>an</strong>chen Momenten, in denen mir bewußt wurde, wie sehr m<strong>an</strong> mitten im Leben dem Tode nah ist, dachte ich ernsthaft<br />

dar<strong>an</strong>, niemals wieder <strong>auf</strong> ein Motorrad zu steigen. Erst ein halbes Jahr nach dem unglücklichen Sturz konnte ich mich dazu<br />

entschließen, die <strong>Ducati</strong> 900 SS doch wieder neu erstehen zu lassen.<br />

Im Sinne der Bewältigung dieses für mich ziemlich bewußtseinsverändernden Ereignisses wollte ich auch nicht mehr mit<br />

den alten Klamotten weiter fahren. Die Lederkombi war zwar gar nicht arg zerschunden, die Stiefel nahezu unbeschädigt, nur<br />

Helm und H<strong>an</strong>dschuhe waren durch das l<strong>an</strong>ge Schlittern <strong>auf</strong> rauhem slowenischem Asphalt <strong>an</strong>- bis durchgeschliffen. Aber ich<br />

hatte damals einfach Hemmungen, jene Kleidungsstücke, in denen ich mit etwas weniger Glück auch sterben hätte können,<br />

wieder zu benützen.<br />

Mittlerweile ist auch die Duc d<strong>an</strong>k Peter Zimmer´s <strong>Ducati</strong>-Werkstatt wiederhergestellt, noch schöner als vorher. Die 900er<br />

hat auch einige zusätzliche "Schm<strong>an</strong>kerl" erhalten, zum Beispiel ultraleichte Marchesini-Magnesiumfelgen, eine neue<br />

Termignoni-Auspuff<strong>an</strong>lage, Guß-Bremsscheiben von den Racing-Duc´s, weiche Pirelli-Dragon-Corsa-Rennreifen und <strong>an</strong><br />

vielen Verschraubungen Ergal oder Tit<strong>an</strong>ium statt schnödem Stahl. Was kaputt war, wurde durch Neuteile ersetzt oder<br />

fachgerecht repariert.<br />

Lohn der Mühe ist nun eine Supersport "Hyperlight" mit einem sensationellen Trockengewicht von nur 170 kg, weniger als<br />

185 kg vollget<strong>an</strong>kt fahrfertig, das heißt echte 15 Kilogramm weniger als das Serienmodell. Auch dem Motor wurde ein<br />

großes Service spendiert, der Ventiltrieb gepflegt und fein justiert und die Steuerzeiten um 5° voreilend verstellt, was laut<br />

Lufto in Kombination mit der endlich funktionierenden Silent-Hektik-Zündung mehr <strong>an</strong> Drehfreude und Spitzenleistung<br />

bringen sollte.<br />

Bei "Corner" in Italien habe ich mir wieder eine neue Lederkombi maßschneidern lassen, mein alter Freund Maurizio hat<br />

mir bei Styl Martin neue Stiefel besorgt und ein neuer BMW-System-Helm schützt wieder <strong>meine</strong>n Kopf. Jetzt ist es Frühjahr<br />

1996, Zeit für eine neue Motorradsaison.<br />

Mit dem Aufarbeiten <strong>meine</strong>r "zweirädrigen Verg<strong>an</strong>genheit" kam glücklicherweise auch die Freude am <strong>Ducati</strong>-Fahren<br />

wieder. Pl<strong>an</strong>mäßig sollte dieses Buch hier enden. Zehn Tage vor <strong>meine</strong>m eigentlichen Jubiläum "15 <strong>Jahre</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>Ducati</strong>-Motorrädern" wäre der 17. Juni 1995 beinahe mein letzter geworden. Doch weil ich das <strong>Ducati</strong>-Fahren ja doch nicht<br />

lassen konnte, geht die Dokumentation <strong>meine</strong>r Fahrten durch die Alpen weiter, und das Buch wird d<strong>an</strong>n halt "20 <strong>Jahre</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>Ducati</strong>-Motorrädern" heißen.<br />

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Erst reichlich spät im <strong>Jahre</strong>szyklus beg<strong>an</strong>n für mich die neue Saison. Beim Basteln <strong>an</strong> <strong>meine</strong>r alten P<strong>an</strong>tah verletzte ich<br />

mich Anf<strong>an</strong>g März aus eigener Dummheit am rechten Zeigefinger, der war <strong>an</strong>schließend blutig gequetscht und gebrochen,<br />

seines Fingernagels verlustig und für vier Wochen unbrauchbar. An Motorradfahren war bis April nicht zu denken, ich war<br />

schon froh, daß ich den Finger im Schiurlaub schon wieder halbwegs zum Greifen der Schistöcke einsetzen konnte. Der l<strong>an</strong>ge,<br />

strenge Winter tat ein übriges, um den Neustart zu verzögern.<br />

Die 900er st<strong>an</strong>d mittlerweile halbfertig in Peter´s Werkstatt herum und wartete <strong>auf</strong> Ersatzteile und die kundigen Hände<br />

eines Mech<strong>an</strong>ikers. Nach endlos scheinenden Verzögerungen hatte ich Anf<strong>an</strong>g Mai endlich alle fehlenden Trümmer<br />

beisammen, und nur gerade rechtzeitig zum alljährlichen Grappa-Weekend schaffte Peter Zimmer auch den Zusammenbau,<br />

weil der bei ihm <strong>an</strong>gestellte Mech<strong>an</strong>iker gekündigt hatte und in seiner frisch renovierten Firma mächtig viel Arbeit war. Das<br />

und <strong>an</strong>deres hinderte ihn auch, mit zum Monte Grappa zu fahren, schließlich blieben nur Karli und Silvia Hons, Crisi und ich<br />

für unsere traditionelle Frühjahrsausfahrt übrig.<br />

Aus M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Zeit konnte ich gar keine richtige Probefahrt mit der Supersport machen, das aber würde die Anfahrt nach<br />

Borso del Grappa zur Jungfernfahrt erheben. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch lud ich die 900er <strong>auf</strong> dem Parkplatz der<br />

Raststätte Dreiländereck in Kärtnen ab, denn bis hierher hatten wir unsere Duc´s <strong>auf</strong> <strong>meine</strong>m Anhänger mitgeführt, um uns<br />

die fade Autobahn zu ersparen. Das Kribbeln im Magen blieb auch die <strong>ersten</strong> Kilometer durch´s K<strong>an</strong>altal, es wurde noch<br />

stärker, als wir in dunkle Regenwolken eintauchten.<br />

16. Mai 1996: Südrast - K<strong>an</strong>altal - Carnia - Verzegnis - Sella Chi<strong>an</strong>zut<strong>an</strong> - Pielungo - Sequals - M<strong>an</strong>iago - Avi<strong>an</strong>o -<br />

Conegli<strong>an</strong>o - Vidor - Pederobba - Borso del Grappa. (=280km)<br />

Das hatte mir gerade noch gefehlt: ohnehin noch recht unsicher beim Fahren, und d<strong>an</strong>n noch Regen. Widerwillig quälten<br />

wir uns in die Plastik<strong>an</strong>züge und rollten weiter, durch teilweise heftige Schauer, bis bei Carnia die Straße wieder trocken<br />

wurde. Dort mußten wir uns auch entscheiden, ob wir weiter über die l<strong>an</strong>gweilige, aber bei Nässe risikolosere Straße durch<br />

die Ebene tuckern oder, wie gepl<strong>an</strong>t, über einige Berge fahren wollten. Um diese Frage mit Karli zu klären, hielt ich vor der<br />

bewußten Abzweigung <strong>an</strong>.<br />

Ich habe, wie viele <strong>an</strong>dere Motorradfahrer auch, die Angewohnheit, im normalen Betrieb die hintere Bremse völlig<br />

unbeachtet zu lassen und nur mit der Vorderbremse zu verzögern. Nur beim Stehenbleiben setze ich die Hinterbremse ein, um<br />

zuverlässigen Stillst<strong>an</strong>d zu gewährleisten und beide Hände frei zu haben. So stieg ich auch <strong>an</strong> dieser Kreuzung <strong>auf</strong> den<br />

Fußbremshebel und spürte ... nichts, keinen Druck, keine Bremswirkung.<br />

Karli und ich entdeckten auch gleich, warum: der Druckschlauch war schlampig verlegt und von der K<strong>an</strong>te des<br />

Hinterreifens durchgewetzt worden. Zu allem Überdruß war der Reifen auch noch voll glitschiger Bremsflüssigkeit.<br />

Nachdem wir diese entfernt hatten, entschlossen wir uns <strong>an</strong>gesichts des heller werdenden Himmels zu einer Weiterfahrt durch<br />

die Berge. Leider war die Wetterbesserung nur von kurzer Dauer, schon bei der Auffahrt zur Sella Chi<strong>an</strong>zut<strong>an</strong> erwischte uns<br />

wieder ein Regenguß.<br />

Die <strong>an</strong>schließende Fahrt durch dichte Wälder, über enge, steile und holprige friul<strong>an</strong>ische Nebenstraßen nach M<strong>an</strong>iago<br />

gefiel mir d<strong>an</strong>n schon wieder recht gut, denn der Regen hörte endlich <strong>auf</strong> und ich beg<strong>an</strong>n, mich wieder heimisch <strong>auf</strong> <strong>meine</strong>r<br />

<strong>Ducati</strong> zu fühlen. Nach einer Pause im Sonnenschein, die wir zum Ablegen der Regenkombi´s ebenso nutzten wie zum<br />

Einfüllen eines kühlen Bieres, rollten wir fröhlich weiter, der sinkenden Sonne entgegen.<br />

An der nächsten Kreuzung aber schlug der Defektteufel aber unbarmherzig wieder zu: eine weithin sichtbare rote Ampel<br />

ver<strong>an</strong>laßte mich, schon rechtzeitig zu verl<strong>an</strong>gsamen, doch ich mußte trotz Motorbremse noch die Vorderbremse benützen und<br />

griff ins Leere! Kein Druck, keine Bremswirkung, und die Kreuzung kam immer näher. Ich drosch den <strong>ersten</strong> G<strong>an</strong>g hinein und<br />

setzte beide Stiefelsohlen <strong>auf</strong> den Asphalt, um endlich zum Stillst<strong>an</strong>d zu kommen. Im selben Moment blieb Karli neben mir<br />

stehen und meinte, von <strong>meine</strong>m Motorrad sei ein Teil davongeflogen, ihm <strong>an</strong> den Helm geprallt und im Straßengraben<br />

verschwunden.<br />

Nach kurzem Augenschein der Bremse war uns klar, was es gewesen war: <strong>an</strong> der rechten Bremsz<strong>an</strong>ge fehlte sowohl ein<br />

Bremsbelag als auch die Schraube, die beide Beläge sichern sollte. Mit wurde nachträglich noch bei dem Ged<strong>an</strong>ken kotz-übel,<br />

was passiert wäre, wenn dieses Malheur nur zw<strong>an</strong>zig Kilometer früher eingetreten wäre, als wir durch etliche Serpentinen<br />

steil bergab fuhren, links der Fels und rechts ein kaum gesicherter Abh<strong>an</strong>g.<br />

Doch irgendwie mußten wir baldigst zu einer Lösung kommen, es war schon fünf Uhr nachmittags, um sechs waren wir<br />

mit unseren Ehefrauen im Hotel verabredet. Karli borgte mir d<strong>an</strong>n seine 916, mit der fuhr ich 60 km nach Conegli<strong>an</strong>o zu<br />

Piero Toffolatti, der mittlerweile Geschäftsführer der <strong>Ducati</strong>-Vertretung "Dolomiti Racing" geworden war.<br />

Nach einigem freundschaftlichen Palaver schraubte er d<strong>an</strong>n die Sicherungsschraube aus der Bremse einer gebrauchten<br />

851er, versorgte mich noch mit Bremsbelägen und einer neuen selbstsichernden Mutter und ließ sich dafür nichts bezahlen.<br />

Mit Hilfe seines Telefons konnte ich auch Crisi von unserer Verspätung in Kenntnis setzen.<br />

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Im einsetzenden Abendverkehr mühte ich mich zurück nach M<strong>an</strong>iago, weitere 60 km in einer völlig ungewohnten<br />

Sitzposition. Wenigstens weiß ich nun, daß eine 916 oder 748 für mich ungeeignet sind, denn <strong>meine</strong> Wirbelsäule und <strong>meine</strong><br />

H<strong>an</strong>dgelenke würden die Tortur nicht l<strong>an</strong>ge aushalten. Also l<strong>an</strong>gte ich nach fast drei Stunden wieder bei Karli ein, der<br />

mittlerweile schon ungezählte Achtel Wein konsumiert hatte und schleunigst nach Abendmahl und Bettruhe verl<strong>an</strong>gte.<br />

Die eigentliche Reparatur dauerte d<strong>an</strong>n nur zehn Minuten, in der einsetzenden Dämmerung und <strong>an</strong>schließenden Finsternis<br />

eilten wir d<strong>an</strong>n weiter nach Borso del Grappa, wo unsere beiden Angetrauten uns schon sehnsüchtig erwarteten. Die nächsten<br />

zwei Tage ließ ich die 900er in der Hotelgarage und bewegte mich nur <strong>auf</strong> zwei Beinen fort, unter <strong>an</strong>derem stiegen Karli,<br />

Silvia und ich <strong>auf</strong> den Gipfel des Monte Grappa. 1.500 Meter Höhenunterschied, mehr als fünf Stunden Hatscherei, nicht so<br />

schlecht für einen Lungenkr<strong>an</strong>ken.<br />

19. Mai 1996: Borso del Grappa - Conegli<strong>an</strong>o - Pordenone - S<strong>an</strong> D<strong>an</strong>iele - Gemona - K<strong>an</strong>altal - Tarvis - Südrast.<br />

(=230km)<br />

Als Krönung des Mißgeschicks brach mir beim Helmreinigen im Hotelzimmer auch noch eine jener Spezialschrauben<br />

entzwei, die den Angelpunkt für das <strong>auf</strong>klappbare Kinnteil und das Visier des BMW-Helms bilden. Ersatz war kurzfristig<br />

nicht <strong>auf</strong>zutreiben, also blieb mir nichts <strong>an</strong>deres übrig, als den Integral-Helm zum Jet-Helm umzubauen und ohne Visier<br />

zurück zu fahren.<br />

Ohne Schutzbrille war mir aber nur eine Höchstgeschwindigkeit von rund 80 km/h möglich, darüber tränten <strong>meine</strong> Augen<br />

zu sehr. Also trennten wir uns, Karli suchte sich einen Weg durch´s Gebirge, ich rollte gemütlich durch die Dörfer in der<br />

Ebene, Crisi und Silvia fuhren etwas später mit Karli´s Mercedes heimwärts. Auf dem Parkplatz in Kärnten trafen wir uns alle<br />

wieder und kehrten mit Auto, Anhänger und zwei Motorrädern nach Wien zurück.<br />

Erfreulich, wie sparsam die 900er mit dem kostbaren Super-Plus-Benzin umgeht: beim Bummeln durch die Dörfer in<br />

Veneto und Friaul schluckte sie nur 4,8 Liter, bei fröhlichem Normaltempo nur 5,3 bis 5,5 Liter <strong>auf</strong> je 100 km. Angesichts<br />

eines Preises von mittlerweile 12.- Schilling für einen Liter Super-Plus eine löbliche Angewohnheit der <strong>Ducati</strong>, obwohl oder<br />

vielleicht gerade weil sie leichte Tuningmaßnahmen hinter sich hat.<br />

Tags dar<strong>auf</strong> rief mich Peter Zimmer <strong>an</strong>, der von Karli von der Beinahe-Katastrophe gehört hatte und entschuldigte sich<br />

kleinlaut für die Schlamperei, für die er selbstverständlich die Ver<strong>an</strong>twortung trage, obwohl er die Arbeit nicht selbst<br />

durchgeführt hatte. Unsicher geworden, ob nicht noch einige Dinge nicht so waren, wie sie sollten, ersuchte er mich, ihm das<br />

Motorrad zu einer nachträglichen Total-Überprüfung zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber schon einen halben Tag<br />

in <strong>meine</strong>r Werkstatt zugebracht, beide Bremsen repariert und alle wichtigen Schrauben nachgezogen.<br />

Bei dieser Gelegenheit nahm ich auch die Feinabstimmung der Federungselemente vor. Die 900er war werksmäßig viel zu<br />

hart eingestellt, die Vorschläge in einem Artikel der Motorradzeitschrift PS bezogen sich <strong>auf</strong> einen 80kg-Fahrer, waren also<br />

für <strong>meine</strong> mehr als 90kg Lebendgewicht deutlich zu weich. Es bot sich also der goldene Mittelweg <strong>an</strong>: Federvorsp<strong>an</strong>nung<br />

18mm, 4 Ringe sichtbar, Zugstufe 6 Klicks offen, Druckstufe 5 Klicks offen. Federbeinvosp<strong>an</strong>nung <strong>auf</strong> ca. 30% des<br />

Gesamtfederwegs eingestellt, Zugstufe 3/4 bis 1 Umdrehung offen, Druckstufe 3/4 Umdrehungen offen. Diese Werte paßten<br />

<strong>auf</strong> Anhieb perfekt.<br />

8. Juni 1996: Wien - Südautobahn - Leobersdorf - Pottenstein - Hals - Pernitz - Gutenstein - Rohrer Sattel - Kalte<br />

Kuchl - Ochsattel - Gscheid - Terz - Mariazell - Wildalpen - Göstling / Ybbs - Lunz am See - Gaming - Puchenstuben -<br />

Wastl am Wald - Wienerbruck - Josefsberg. (=280km)<br />

Bei drückenden 30° Celsius im Schatten machten Crisi und ich uns <strong>auf</strong> den Weg zum Josefsberg, zum Italo-Treffen des<br />

<strong>Ducati</strong>-Motorrad-Club-Österreich. Wie in alten Zeiten pausierten wir mit Dutzenden <strong>an</strong>deren Motorradfahrern im Gastgarten<br />

des Wirtshauses "Kalte Kuchl", plauderten mit diesem und jenem Bek<strong>an</strong>nten, den wir dort trafen und beobachteten<br />

interessiert, wer mit welchem Gerät kam oder wieder wegfuhr.<br />

Die Wildalpen hatten sich ziemlich verändert, seit wir das letztemal dort waren: <strong>an</strong>stelle der alten, buckligen Straße mit<br />

ihren vielen unübersichtlichen Kurven ist nun eine flott ausgebaute, tadellose Trasse mit etlichen Tunnels und Galerien dort.<br />

Speziell dort zauberte das tiefe Brummen der Conti´s <strong>an</strong> der alten P<strong>an</strong>tah ein besonders nettes Echo zwischen die hohen<br />

Felswände links und rechts der Fahrbahn. Auf dem Josefsberg schließlich hatten die <strong>Ducati</strong>-Freunde <strong>auf</strong> einer hochgelegenen<br />

Wiese ein idyllisches Grillfest org<strong>an</strong>isiert, <strong>auf</strong> dem wir uns bis spät in die Nacht gut unterhielten.<br />

9. Juni 1996: Josefsberg - Annaberg - Traisen - Hainfeld - Klammhöhe - Laaben - Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d -<br />

Wien. (=130km)<br />

Wir nächtigten allerdings nicht mit Schlafsack und Zelt im Grünen, wir zogen ein ruhiges Hotelzimmer vor. Das ersparte<br />

uns auch die Begegnungen der tierischen Art mit einer Herde Haflingern, die die Motorradfahrer <strong>auf</strong> ihrer Weide interessiert<br />

beäugten und alles mögliche, inklusive der Motorräder ablutschten und <strong>an</strong>knabberten. Am Morgen, der wieder einen heißen<br />

Tag versprach, besuchten wir nochmals unsere Freunde, d<strong>an</strong>n fuhren wir gemütlich <strong>auf</strong> altbek<strong>an</strong>nten Wegen wieder heim.<br />

27. Juni 1996: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Königstetten - Riederberg - Sieghartskirchen -<br />

Preßbaum - Hengstl - All<strong>an</strong>d - Helenental - Baden - Oberwaltersdorf - Hornstein - Hof - Donnerskirchen - Hof -<br />

Götzendorf - Himberg - Wien. (=190km)<br />

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Nachdem Peter Zimmer die Supersport noch einmal überprüft hatte, wartete ich <strong>auf</strong> eine Gelegenheit zu einer Probefahrt.<br />

Leider war das Wetter sehr unbeständig, <strong>auf</strong> teilweise nassen Straßen war nicht gut gasgeben. Nur <strong>auf</strong> der bek<strong>an</strong>nt haftfähigen<br />

Straße durch das Leithagebirge, zwischen Hof und Donnerskirchen, gab ich der Duc ein bißchen die Sporen. D<strong>an</strong>ach k<strong>an</strong>nte<br />

ich den Unterschied zwischen einem Michelin-Tourenreifen und dem Pirelli Dragon Corsa: Grip k<strong>an</strong>n eben durch nichts<br />

ersetzt werden!<br />

13. Juli 1996: Wien - Südautobahn - Graz - Ehrenhausen - Südsteirische Weinstraße - Leutschach - Soboth -<br />

Lavamünd - Eisenkappel - Seebergsattel - Kr<strong>an</strong>j - Skofja Loka - Zelezniki - Zgornja Sorica - Podbrdo - Tolmin - Kobarid<br />

- Robic - Cividale del Friuli. (=540km)<br />

Endlich wieder eine Ausfahrt "wie in alten Zeiten": schon frühmorgens fuhren Karli, Peter und ich in flotter<br />

Marschformation nach Süden. In 80 Minuten erreichten wir über die Südautobahn den Knoten Graz, das ist ein rescher<br />

150er-Schnitt. Die Südsteirische Weinstraße war der erste l<strong>an</strong>dschaftliche Höhepunkt des Vormittags, die Soboth ein<br />

beschwingter Kurvenwalzer. Am Kärntner Seebergsattel brachten uns die mit Bitumen ausgegossenen Frost<strong>auf</strong>brüche des<br />

verg<strong>an</strong>genen Winters ein wenig in Verlegenheit, denn gegen diese "Rutscherl" hilft selbst der beste Reifen nicht viel.<br />

Die Straßen in Slowenien entpuppten sich als Abenteuer-Pisten. Entweder sind sie so schlecht, daß einem die Buckel und<br />

Schlaglöcher den Lenker aus den Pfoten schlagen oder sie sind so jungfräulich neu, daß die noch klebrigen Asphalt-Körndln<br />

die Motorrad-Unterseite regelrecht p<strong>an</strong>ieren. Beide Vari<strong>an</strong>ten mahnen zu eher verhaltener Fahrweise. Eine Umleitung<br />

bescherte uns die befürchtete Krönung dieses Straßen-Mixes: eine kurvenreiche, steile Naturstraße mit tiefen Rinnen und viel<br />

losem Schotter brachte uns arg ins Schwitzen.<br />

Cividale del Friuli hieß unser Etappenziel, diese uralte Stadt, die schon den Römern und d<strong>an</strong>n den L<strong>an</strong>gobarden als<br />

Provinzhauptstadt gedient hatte. Auf einem kurzen Spazierg<strong>an</strong>g besichtigten wir den Dom und den Ponte del Diavolo, die<br />

Teufelsbrücke aus dem 15. Jahrhundert, d<strong>an</strong>n meldeten sich unsere hungrigen Mägen zu Wort, und der Durst war auch schon<br />

schlimm.<br />

14. Juli 1996: Cividale - Tarcento - Passo di T<strong>an</strong>amea - Zaga - Bovec - Vrsicpaß - Kr<strong>an</strong>jska Gora - Wurzenpaß -<br />

Villach - Ossiachersee - Feldkirchen - Flattnitz - Stadl <strong>an</strong> der Mur - Judenburg - Semmering - Südautobahn - Wien.<br />

(=550km)<br />

Am nächsten Morgen war es genauso heiß wie am Vortag. Erst die nahen Julischen Alpen versprachen Kühle. Über den<br />

interess<strong>an</strong>ten Passo di T<strong>an</strong>amea gel<strong>an</strong>gten wir wieder nach Slowenien, d<strong>an</strong>n hielten wir kurz <strong>an</strong> der Südrampe des<br />

Vrsic-Passes, wo ich mir die "Stätte des Grauens", jene Kurve, die mir vor nunmehr 13 Monaten beinahe zum Verhängnis<br />

geworden wäre, noch einmal <strong>an</strong>sehen wollte. Nach einem kurzen Moment des Gedenkens zog ich einen innerlichen<br />

Schlußstrich unter diese Affäre.<br />

Die Auffahrt zur Paßhöhe war eine Herausforderung: 30 Serpentinen und unzählige enge Ecken, ein Höhengewinn von<br />

über 1.000 Metern in nur 15 Kilometern, das sind die Eckdaten dieser klassischen Paßstraße. Leider sind die 20 Kehren der<br />

Nordrampe mit Kopfsteinpflaster ausgelegt, das mit Gras durchwachsen ist und entsprechende Vorsicht beim Bremsen und<br />

Gasgeben verl<strong>an</strong>gt. Der Wurzenpaß ist dagegen fade, aber sehr steil, weswegen sich die PKW-Touristen bei der Abfahrt<br />

meistens ins Hemd machen und nur im Schrittempo die Kurven hinabgeistern.<br />

Nach einer Mittagspause am Ossiacher-See blieb uns zum fahrerischen Vergnügen nur mehr die Verbindung Feldkirchen -<br />

Flattnitz - Stadl <strong>an</strong> der Mur, die wenigstens ohne Verkehr und halbwegs kurvig war. Das folgende Mur- und Mürztal, der<br />

Semmering und die Südautobahn passierten wir zwar recht hurtig, doch besondere Reize bot diese Schnellverbindung nicht.<br />

Alles in allem war es ein sehr <strong>an</strong>regendes Wochenende, mit dem seltenen Vergnügen, 1.100 Kilometer <strong>an</strong> einem Stück ohne<br />

Regenkombi gefahren zu sein.<br />

Nach dem Vergnügen kam d<strong>an</strong>n tags dar<strong>auf</strong> die Arbeit: erst nach mehrmaligem Waschen und der Anwendung von einem<br />

Liter Kaltreiniger war der Dreck der Balk<strong>an</strong>-Pisten wieder weg. Die Kette war zum Erbarmen trocken und ausgelängt, die<br />

wunderbaren Dragon-Corsa-Reifen hatten fast die Hälfte ihres Profiles unterwegs verloren und würden also höchstens noch<br />

2.000 Kilometer halten. Die Verbräuche bewegten sich um die 5 Liter <strong>auf</strong> der L<strong>an</strong>dstraße, knapp 6 Liter bei normaler und<br />

nicht mehr als 6,5 Liter bei beschleunigter Autobahnfahrt.<br />

Der Sommer, der in diesem Jahr in Österreich seinem Namen überhaupt nicht gerecht wurde, bot kaum Gelegenheit zu<br />

einer weiteren Ausfahrt. Im August verbrachten Crisi und ich eine Woche Urlaub in Borso del Grappa. Um mir dort die Zeit<br />

ein wenig zu vertreiben, hatte ich unsere alte Yamaha XS 360 <strong>auf</strong> dem Anhänger mitgebracht. Mit diesem "Moped" erforschte<br />

ich die unzähligen kleinen Straßerln <strong>auf</strong> dem Grappa-Massiv.<br />

Dieser Berg ist wegen seiner strategischen Bedeutung im Ersten Weltkrieg mit einem dichten Netz von<br />

Versorgungsstraßen überzogen worden, die heute noch existieren, aber in einem höchst unterschiedlichen Zust<strong>an</strong>d. Von<br />

asphaltglatter Oberfläche bis zum kaum noch befahrbaren, grob geschotterten Trampelpfad ist alles vertreten, aber mit der<br />

h<strong>an</strong>dlichen, vollget<strong>an</strong>kt nur 170 kg leichten Yamaha konnte ich das meiste davon tadellos bewältigen.<br />

Auf den schwierigeren Straßenstücken kam mir aber doch m<strong>an</strong>chmal der Wunsch nach einem Geländemotorrad in den<br />

Sinn, am liebsten hätte ich für solche W<strong>an</strong>derungen über Stock und Stein eine ultra-leichte Trial-Maschine mit<br />

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straßentauglichen Attributen, also Sitzb<strong>an</strong>k, Licht und Blinker. Viel Drehmoment aus 250 Zweitakt-Kubikzentimeter und nur<br />

80 kg Fahrzeuggewicht, damit könnte m<strong>an</strong> so m<strong>an</strong>che "Kletter-Tour" machen...<br />

Aus dem verregneten Sommer wurde bald ein kühler Herbst, der mit heftigen Schneefällen im November in einen kalten<br />

Winter überging. M<strong>an</strong>gels trockener Wochenende blieben nach dem kurzen Italien-Urlaub alle Rösser im Stall, die beiden<br />

<strong>Ducati</strong>´s ebenso wie die kleine Yamaha. Blieb nur zu hoffen, daß das nächste Jahr wieder mehr Motorrad-Kilometer erlauben<br />

würde.<br />

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Die zweite Hälfte des Februar überraschte uns mit frühlingshaft warmen Temperaturen. Einen jener sonnigen<br />

Februar-Sonntage nutzte ich, um die seit September 96 ungeputzte Yamaha wieder in einen ordnungsgemäßen Zust<strong>an</strong>d zu<br />

versetzen und nach dem Pflegedienst gleich eine kleine Probefahrt zu machen. Anf<strong>an</strong>g März war es schon so mild, daß wir<br />

unseren alljährlichen Schi-Urlaub in Südtirol buchstäblich dahinschmelzen sahen. Doch der Winter schlug noch einmal<br />

erbarmungslos zurück.<br />

Während wir Mitte März in Corvara in der Sonne unserem Pistenvergnügen frönten, überzog er g<strong>an</strong>z Österreich mit einer<br />

Decke aus Schnee und Eis. Bis über Ostern dauerte dieser späte Wintereinbruch, d<strong>an</strong>ach kehrten für einige Tage wieder<br />

erträgliche Temperaturen ein. Der April überraschte uns noch mehrmals mit Schneeschauern, erst der Mai ließ uns <strong>auf</strong> die<br />

Wiederkehr des Sommers hoffen.<br />

Seit Anf<strong>an</strong>g März quälte mich ein lästiger Husten, verbunden mit leichtem Fieber. Auch die Höhenluft der Dolomiten<br />

brachte dieser vermeintlichen Bronchitis keine Linderung. Auf einem Lungenröntgen entdeckten die Ärzte d<strong>an</strong>n Mitte April<br />

ein Lymphom und eine Einschnürung <strong>meine</strong>r Luftröhre. Die Ergebnisse einer umfassenden Blutuntersuchung wiesen d<strong>an</strong>n<br />

<strong>auf</strong> eine ernste Erkr<strong>an</strong>kung <strong>meine</strong>s Lymphsystems hin.<br />

An Motorradfahren war mit <strong>meine</strong>r geschwächten Konstitution nicht zu denken, nur die allernotwendigsten Arbeiten <strong>an</strong> der<br />

900er führte ich durch, zum Beispiel den obligaten Ölwechsel und die Kontrolle der Zahnriemensp<strong>an</strong>nung bei<br />

betriebswarmem Motor. Beim Warml<strong>auf</strong> für Schmiermitteltausch erwies sich die Batterie als altersschwach, also wurde sie<br />

durch eine g<strong>an</strong>z neue ersetzt.<br />

Damit fiel auch die schon traditionelle Frühjahrsausfahrt zum Monte Grappa für mich ins Wasser, doch das traf mich nicht<br />

sehr hart, da mich diesmal ohnehin niem<strong>an</strong>d begleiten wollte oder konnte. Für die Woche nach Christi Himmelfahrt st<strong>an</strong>den<br />

mir umf<strong>an</strong>greiche medizinische Untersuchungen ins Haus, davor wollte ich wenigstens noch einige Tage im sonnigen Veneto<br />

verbringen und entschloß mich deshalb, mit Crisi per Automobil nach Bass<strong>an</strong>o del Grappa zu fahren.<br />

Die nun folgenden Wochen im Hämatologisch-Onkologischen Zentrum des H<strong>an</strong>usch-Kr<strong>an</strong>kenhauses waren ziemlich<br />

schlimm. Eine un<strong>an</strong>genehme Untersuchung folgte der vorigen <strong>auf</strong> dem Fuße. Die Knochenmarksbiopsie und die<br />

Mediastinoskopie waren die grauslichsten, weil schmerzhaftesten für mich. Bald st<strong>an</strong>d unumstößlich fest, was ich immer zu<br />

verdrängen gesucht hatte: ich hatte Morbus Hodgkin, Lymphdrüsen-Krebs.<br />

Zwei Alternativen stellten mir die beh<strong>an</strong>delnden Ärzte in Aussicht: ohne Therapie binnen zwei, höchstens drei Monaten den<br />

vielzitierten Löffel abzugeben oder mich einer un<strong>an</strong>genehmen, sehr intensiven, aber relativ kurzen Chemotherapie mit<br />

<strong>an</strong>schließender Strahlenbeh<strong>an</strong>dlung zu unterziehen. Die Qual der Wahl stellte sich hier nicht, natürlich entschied ich mich für<br />

zweiteres.<br />

Dies ist hier nicht der Ort, um in Selbstmitleid zu baden, nur in aller Kürze sei gesagt: es war schiach und mühselig, ich<br />

fühlte mich beschissen, ziemlich schwach und unfähig jeglicher Leistungserbringung. Die <strong>Ducati</strong> Speed Week ging in diesem<br />

Jahr irgendwie <strong>an</strong> mir vorüber. Zwischen zwei Chemotherapien war ich zwar körperlich in Zeltweg <strong>an</strong>wesend, aber nicht<br />

wirklich sehr aktiv.<br />

Bleich und haarlos erfüllte ich gerade Anwesenheitspflichten und war froh, daß mich fähige Kollegen vertreten konnten.<br />

Zu allem Überfluß passierte in einem Rennen auch noch eine schlimm aussehende Startkollision, bei der zwei unserer<br />

Freunde, Andi Brüggler und Heinz Tschinkel, erheblich verletzt wurden.<br />

D<strong>an</strong>ach, in einer Beh<strong>an</strong>dlungspause, erholte ich mich im August in Bad Aussee bei einem kurzen Kur<strong>auf</strong>enthalt von den<br />

Strapazen der Therapie und der Speed Week. Im September erwischte mich d<strong>an</strong>n endlich die <strong>auf</strong>grund des schwer beleidigten<br />

Immunsystems unvermeidliche Infektion und ich durfte drei Wochen im Spital am Antibiotika-Tropf hängen.<br />

Das brachte den g<strong>an</strong>zen Heil-Pl<strong>an</strong> durchein<strong>an</strong>der, nach kurzem Heimaturlaub mußte ich d<strong>an</strong>n im Oktober die für<br />

September <strong>an</strong>gesetzte Hochdosis-Chemotherapie über mich ergehen lassen. Das un<strong>an</strong>genehmste dar<strong>an</strong> waren nicht die<br />

Unmengen <strong>an</strong> Pharmazeutika, die mir während der zwei Wochen eingefüllt wurden, sondern der schmerzhafte Katheter in der<br />

Halsvene, durch den mein Blut während vier Tagen in Zyklen zu je vier Stunden komplett abgepumpt wurde, um die<br />

blutbildenden Zellen herauszufiltern.<br />

Diese sogen<strong>an</strong>nten "Stammzellen" sind seither in flüssigem Stickstoff tiefgekühlt eingelagert und können, falls in<br />

kommenden <strong>Jahre</strong>n irgendetwas mit <strong>meine</strong>m Heilungsprozeß schiefgeht, als Grundstock für frisches, gesundes Blut dienen.<br />

Ein tröstlicher Ged<strong>an</strong>ke, immerhin... Irgendwie ging aber auch dieses 1997 vorüber, und gegen Ende des <strong>Jahre</strong>s zeigte sich ein<br />

Silberstreif am Horizont: ich mußte keine Chemikalien mehr schlucken bzw. intravenös in mich einfüllen lassen, mein<br />

Beh<strong>an</strong>dlungsfortschritt ließ zu diesem Zeitpunkt durchaus das Beste <strong>an</strong>nehmen.<br />

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Nach Ende der Chemotherapie folgten insgesamt 31 Beh<strong>an</strong>dlungen in einem Kobalt-Linearbeschleuniger, <strong>auf</strong> gut deutsch,<br />

ein Bombardement mit härtester radioaktiver Strahlung, um den Riesenknödel namens Lymphom in <strong>meine</strong>m Atemkastl zum<br />

Schrumpfen zu ver<strong>an</strong>lassen.<br />

Ans Motorradfahren war trotz eines sommerlichen Februars, mit Temperaturen hart <strong>an</strong> der 20-Grad-Marke, nicht wirklich<br />

zu denken. Da st<strong>an</strong>den nun zwei vollget<strong>an</strong>kte, fahrbereite <strong>Ducati</strong>s in der Garage, und ich war von der Bestrahlerei so müde,<br />

daß ich jeden Nachmittag mindestens zwei Stunden ausruhen mußte.<br />

Mittlerweile hatte mich <strong>meine</strong> Pensionsversicherungs<strong>an</strong>stalt auch schon als "berufsunfähig" befristet pensioniert, sodaß<br />

zumindest mein Lebensunterhalt, wenn auch sehr bescheiden, gesichert war. Ich f<strong>an</strong>d das auch gerechtfertigt, schließlich hatte<br />

ich ein Jahrzehnt l<strong>an</strong>g monatlich mehr Steuern und Sozialabgaben abgeliefert, als m<strong>an</strong>ch <strong>an</strong>derer überhaupt netto verdient.<br />

Außerdem war geregelte Arbeit in diesem Frühjahr gar nicht möglich, ich war zu sehr körperlich geschwächt. Und die<br />

Wiederherstellung <strong>meine</strong>s Ausg<strong>an</strong>gszust<strong>an</strong>des vor Ausbruch der Kr<strong>an</strong>kheit war mir wichtiger als schnöder Mammon.<br />

Immerhin konnte ich noch im vor einem Jahr, im Jänner 97, zw<strong>an</strong>zig, dreißig Kilometer am Stück bei klirrender Kälte<br />

schil<strong>an</strong>gl<strong>auf</strong>en, ohne daß ich richtig außer Atem geriet.<br />

Aber als das Frühjahr näher rückte, beg<strong>an</strong>n ich bereits wieder Pläne zu schmieden: das Christi- Himmelfahrts-Wochenende<br />

im Mai sollte das <strong>Ducati</strong>-Revival einleiten, traditionell st<strong>an</strong>d da die Ausfahrt zum Monte Grappa <strong>auf</strong> dem Programm. An der<br />

900er war das obligate Überprüfungs-"Pickerl" fällig, eine rasch erledigte Pflichtübung, der eine erste kurze Probefahrt<br />

folgte.<br />

13. Mai 1998: Wien XII - Leopoldau - A22 - Tulln - Dopplerhütte - Exelberg - Schottenhof - Wien XII. (= 110km)<br />

Obwohl ich seit Juli 1996 nicht mehr <strong>auf</strong> der 900er unterwegs gewesen war, fühlte ich mich bald wieder recht wohl <strong>auf</strong><br />

ihr. Anf<strong>an</strong>gs noch verkrampft und furchtsam, nach kurzer Eingewöhnung wieder routiniert wie früher, kutschierte ich durch<br />

altbek<strong>an</strong>nte Wienerwaldstraßen nach Hause. Für Übermut war es trotzdem noch zu früh, also nahm ich sie <strong>auf</strong> dem Anhänger<br />

nach Borso del Grappa mit. Karl Hons, Günter Führing und Peter Zimmer fuhren mit ihren Motorrädern dorthin.<br />

22. Mai 1998: Borso del Grappa - Semonzo - Cima Grappa - Seren del Grappa - Primol<strong>an</strong>o - Enego - Foza - Asiago -<br />

Conco - Bass<strong>an</strong>o del Grappa - Borso. (=160km)<br />

Bei traumhaft schönem Maiwetter ging´s endlich wieder <strong>auf</strong> den Berg der Berge, <strong>auf</strong> einer alternativen Straße, die sich<br />

wegen ihrer geringen Fahrbahnbreite und engen Kurvenradien als Falle für mich erwies: <strong>an</strong> einer Gabelung, die sich<br />

dummerweise genau am Scheitel einer engen Serpentine bef<strong>an</strong>d, studierte ich einen Moment zu l<strong>an</strong>ge die Wegweiser-Tafeln.<br />

Als ich wieder beschleunigen wollte, war die Duc schon schräg eingelenkt und viel zu l<strong>an</strong>gsam. Der Versuch, mich mit einem<br />

Fußtritt nach unten wieder zu stabilisieren, endete mit einem Hoppala.<br />

Mein noch kraftloses Knie gab nach, und wie in Zeitlupe kippten wir um. Dem Motorrad passierte außer zwei kleinen<br />

Lackschäden <strong>an</strong> der Verkleidung gar nichts, nur war ich noch zu schwach, um es alleine wieder <strong>auf</strong>zurichten. Zu dritt brachten<br />

wir alles wieder ins Lot und setzten unsere Ausfahrt fort. Beim Anstieg vom Valsug<strong>an</strong>a <strong>auf</strong> die Hochebene der Sieben<br />

Gemeinden stach mich schon wieder der Hafer: die wohlbek<strong>an</strong>nten und gut ausgebauten Spitzkehren verleiteten mich zu<br />

forschem Gasgeben und geschwinde war der blamable Zwischenfall vergessen.<br />

Leider beg<strong>an</strong>n es nachmittags zu tröpfeln, und auch die folgenden Tage waren eher regenschw<strong>an</strong>ger. Aus<br />

Sicherheitsgründen tr<strong>an</strong>sportierte ich die Duc wieder huckepack nach Hause, ich fühlte mich noch nicht kräftig genug für die<br />

l<strong>an</strong>ge Heimreise. Die "Pecker" <strong>an</strong> der Verkleidung wurden durch <strong>meine</strong> dilett<strong>an</strong>tischen Pinseleien nicht schöner, hier mußte<br />

im nächsten Winter ein Fachm<strong>an</strong>n her.<br />

Der Frühsommer und der Sommer verging mit umf<strong>an</strong>greichen Vorbereitungsarbeiten, einerseits für das gepl<strong>an</strong>te World<br />

<strong>Ducati</strong> Weekend in Mis<strong>an</strong>o, <strong>an</strong>dererseits für unsere <strong>Ducati</strong> Speed Week. Die Werksleitung in Bologna hatte den <strong>Ducati</strong> Club<br />

Austria gebeten, für ihr erstes große Fest für <strong>Ducati</strong>-F<strong>an</strong>s aus aller Welt <strong>auf</strong> der Rennstrecke von S<strong>an</strong>tamonica Rennläufe zu<br />

org<strong>an</strong>isieren. Leider wurde nichts daraus, da es selbst <strong>Ducati</strong> Motor nicht gel<strong>an</strong>g, die Einwilligung der italienischen<br />

Rennsport-Behörde FMI dafür zu erhalten, und ohne den Reiz eines <strong>Ducati</strong>-Rennens kamen auch viel weniger Besucher nach<br />

Mis<strong>an</strong>o als erwartet.<br />

Die Speed Week wurde von uns Ende August ohne Zwischenfall erfolgreich abgewickelt, leider aber mit fühlbarem<br />

Besucherschwund. Das Über<strong>an</strong>gebot <strong>an</strong> <strong>Ducati</strong>-Treffen während des g<strong>an</strong>zen <strong>Jahre</strong>s ließ 10 % weniger aktive Fahrer und 20 %<br />

weniger Zuseher nach Zeltweg kommen, eine un<strong>an</strong>genehme fin<strong>an</strong>zielle Einbuße war die Folge. Für die nächsten <strong>Jahre</strong> mußten<br />

wir uns etwas einfallen lassen, denn ohne ein gesundes und rechtzeitig vorh<strong>an</strong>denes Budget war es zweifellos klüger, in<br />

Zukunft die Finger davon zu lassen.<br />

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Im August, der 1998 extrem heiß war, verbrachte ich zwei erholsame Urlaube: zunächst eine Woche in einem absolut<br />

ruhigen, fast schon l<strong>an</strong>gweiligen Thermenhotel im "Bl<strong>auf</strong>ränkisch-L<strong>an</strong>d" <strong>an</strong> der burgenländisch-ungarischen Grenze,<br />

ausgefüllt mit Faulenzen, Radfahren und natürlich mit wiederholter Rotweinverkostung.<br />

D<strong>an</strong>ach verlebte ich eine Woche mit Freunden im zweit-heimatlichen Borso del Grappa, mit Ausflügen und Spaziergängen<br />

in den wunderbaren Städtchen im Veneto. Eine Höhenw<strong>an</strong>derung <strong>auf</strong> dem Monte Grappa zeigte mir erschreckend die Grenzen<br />

<strong>meine</strong>r Lungenkapazität: ein Anstieg von nur 500 Höhenmetern ließ mich keuchen wie einen Asthmatiker.<br />

Im September förderte die nächste große Nachuntersuchung <strong>meine</strong>s halbwegs wieder hergestellten Kadavers leider<br />

betrübliche Neuigkeiten zutage: der "Restbulk", also das (hoffentlich!) inaktive Knödel in <strong>meine</strong>m Brustkorb, war wider<br />

Erwarten nicht geschrumpft. In der Größe eines Bierglases (bis zu 6 cm Durchmesser, 11 cm hoch) war es immer noch<br />

präsent und drückte leicht <strong>auf</strong> <strong>meine</strong> Luftröhre.<br />

Diese Erkenntnis legte sich heftig <strong>auf</strong> mein Gemüt: ich hatte eigentlich erwartet, m<strong>an</strong> würde mich als geheilt<br />

beglückwünschen, stattdessen boten mir die Ärzte nur zwei Alternativen: entweder regelmäßige Beobachtung, das heißt, alle<br />

drei Monate einen Tag voller Untersuchungen im Kr<strong>an</strong>kenhaus, oder eine <strong>auf</strong>wendige Operation, die mich für mindestens vier<br />

Wochen <strong>an</strong>s Bett fesseln und ein weiteres halbes Jahr <strong>an</strong> Rekonvaleszenz nach sich ziehen würde. In beiden Fällen wäre aber<br />

trotz alledem keine Gar<strong>an</strong>tie gegeben, daß die Kr<strong>an</strong>kheit nicht doch irgendw<strong>an</strong>n wieder käme.<br />

So tapfer ich mich im vorigen Jahr dem Kampf gegen den Krebs gestellt hatte, so mutlos war ich nun. Ohne ein faßbares<br />

Ziel vor Augen fehlte mir plötzlich jeglicher Antrieb, irgendetwas für <strong>meine</strong> Rehabilitation zu tun. Ich sollte körperliche<br />

Ertüchtigung betreiben, stattdessen saß ich lustlos zuhause vor der Glotze. Ich sollte für mein berufliches Fortkommen in der<br />

Zukunft pl<strong>an</strong>en, doch m<strong>an</strong>gels echter Perspektiven grübelte ich nur über mein Schicksal nach.<br />

Für <strong>meine</strong> Umgebung machte ich dummerweise einen oberflächlich recht gesunden Eindruck. Wenn ich <strong>auf</strong> die Frage nach<br />

<strong>meine</strong>m Befinden <strong>an</strong>twortete, es ginge mir nicht besonders gut, d<strong>an</strong>n erntete ich nur höchst erstaunte Blicke und die verdutzte<br />

Replik: "...aber Du schaust doch super aus...!". Logisch, verglichen mit dem bleichen, haarlosen, vom Cortison <strong>auf</strong>gedunsenen<br />

M<strong>an</strong>fred des Vorjahres machte ich nun äußerlich einen relativ intakten Eindruck.<br />

Dies und das übliche Maß <strong>an</strong> Abwehr gegenüber den psychischen Problemen <strong>an</strong>derer verleitete wahrscheinlich viele <strong>meine</strong>r<br />

Freunde zu dem Trugschluß, ich würde es in Wirklichkeit nicht so kraß <strong>meine</strong>n, oder ich sei ein Hypochonder. Lediglich mein<br />

alter Schulfreund und jetziger Hausarzt Gerhard Hubm<strong>an</strong>n erfaßte den tatsächlichen Umf<strong>an</strong>g <strong>meine</strong>r tiefen Verunsicherung<br />

und bemühte sich ehrlich, mir bei der Bewältigung zu helfen.<br />

Anf<strong>an</strong>g Dezember brachten wir die 907i.e. von Joh<strong>an</strong>nes Wolf nach Volkertshaus zu einer "schwäbischen Kur": Lufto<br />

Mahle und Karl-Heinz Bernhard sollten ihr zu rundem L<strong>auf</strong> und l<strong>an</strong>gem Leben verhelfen. Im nächsten Frühjahr wollten wir<br />

sie wieder holen. Auch Peter L<strong>an</strong>drichter´s Wunsch nach einer eigenen <strong>Ducati</strong> sollte bald Wirklichkeit werden: nach<br />

l<strong>an</strong>gwierigen Verh<strong>an</strong>dlungen erklärte sich <strong>Ducati</strong> Motor in Bologna bereit, für die "besonderen Verdienste" des <strong>Ducati</strong> Clubs<br />

eine Monster 600 Dark heraus zu rücken, die Peter für sich behalten und Crisi, Joh<strong>an</strong>nes und mir unsere Anteile auszahlen<br />

wollte. Auch diese Duc sollte im Frühjahr 1999 eintreffen.<br />

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D A S J A H R 1 9 9 9<br />

Den Silvester 1998 verbrachte ich infolge einer grippösen Infektion im Bett. Wenige Tage später stellte ich mich einer<br />

ärztlichen Untersuchung, ob mein Gesundheitszust<strong>an</strong>d einen weiteren Aufenthalt im Rehabilitationszentrum Hochegg<br />

rechtfertigen würde. Kurze Zeit später erhielt ich den positiven Bescheid: ich durfte wieder drei Wochen verstärkt <strong>an</strong> <strong>meine</strong>r<br />

Genesung arbeiten.<br />

Anf<strong>an</strong>g Februar rückte ich dort ein. Schon der erste Lungenfunktionstest zeigte, daß ich <strong>auf</strong> dem besten Wege war, der<br />

Wert war schon wieder fast so hoch wie der eines untrainierten Gesunden. Auch der Ergometrietest war nicht übel: 200 Watt<br />

sind für einen Normalmenschen nicht überragend, aber für einen Krebskr<strong>an</strong>ken mit eingeschränkter Lungenkapazität recht<br />

passabel.<br />

Die folgenden 20 Tage betrachtete ich das Rehab-Zentrum als mein persönliches Trainingslager, ich ließ mir gierig alle<br />

erlaubten Therapien verschreiben und bemühte mich, dabei immer <strong>an</strong> <strong>meine</strong> Belastungsgrenzen zu gehen. An den<br />

Nachmittagen marschierte ich d<strong>an</strong>n alleine "im Stechschritt durch die Tundra", also recht flott durch die schneebedeckte<br />

L<strong>an</strong>dschaft, täglich zwei bis drei Stunden. Als ich Anf<strong>an</strong>g März heimfuhr, fühlte ich mich beinahe schon wieder fit, zudem<br />

hatte ich rund 5 Kilogramm abgespeckt.<br />

Auch zuhause machte ich weiter "<strong>auf</strong> gesund": viele Spaziergänge, weite W<strong>an</strong>derungen und, als der Frühling l<strong>an</strong>gsam<br />

wiederkam, l<strong>an</strong>ge Fahrradtouren halfen mir beim Aufbautraining. Gesunde und maßvolle Ernährung ließ mich auch l<strong>an</strong>gsam<br />

weiter Gewicht abbauen. Mein Ziel war, am Beginn der Saison wieder bequem in die Lederkombi zu passen. Peter´s Monster<br />

Dark war für April <strong>an</strong>gekündigt, im selben Monat wollten wir auch Joh<strong>an</strong>nes´ 907i.e. heim holen, d<strong>an</strong>n sollte es in neuer<br />

Formation wieder einmal los gehen.<br />

Ende März machte ich das obligate 900er-Service. Viel war nicht zu tun, bloß Ölwechsel, ein neuer Ölfilter und die<br />

Zahnriemensp<strong>an</strong>nung kontrollieren. Die rechte Verkleidungshälfte war neu lackiert, und etliche Plastik- und Aluteile wichen<br />

exquisiten Kohlefaser-Pend<strong>an</strong>ts. Meine "rote Primadonna" war wieder frisch geschminkt für ihren nächsten Auftritt.<br />

9. April 1999: Wien XII - A2 - Laxenburg - Seibersdorf - Hof am Leithagebirge - Donnerskirchen - Hof -<br />

Unterwaltersdorf - Ebreichsdorf - Laxenburg - A2 - Wien XII. (=120km)<br />

Angst essen Seele <strong>auf</strong> - das war das Motto <strong>auf</strong> <strong>meine</strong>r <strong>ersten</strong> Probefahrt seit fast einem Jahr Pause. Noch sehr furchtsam<br />

beim Umlegen und ziemlich schreckhaft in unerwarteten Situationen ertastete ich <strong>meine</strong> Grenzen <strong>auf</strong> der bek<strong>an</strong>nten<br />

harmlosen Teststrecke im Leithagebirge. Zwei Zentimeter breite Angststreifen unberührten Profils links und rechts am 180er<br />

Pirelli Dragon Corsa Hinterreifen zeigten mir erschreckend deutlich, wieviel ich noch zu üben hatte, um wieder <strong>an</strong> frühere<br />

Fahrkünste <strong>an</strong>schließen zu können.<br />

Peter L<strong>an</strong>drichter f<strong>an</strong>d das aus seiner Sicht g<strong>an</strong>z in Ordnung, schließlich wäre er ja wirklich Anfänger <strong>auf</strong> der Monster 600<br />

und wollte nicht schon am Anf<strong>an</strong>g seiner <strong>Ducati</strong>sten-Karriere durch rasch enteilende Kollegen frustriert werden. Conny, seine<br />

Freundin, machte ebenfalls ernst mit ihren zweirädrigen Absichten und beg<strong>an</strong>n tatsächlich mit der<br />

Motorrad-Führerscheinausbildung. Joh<strong>an</strong>nes Wolf ergriff pl<strong>an</strong>ungsmäßig die Initiative und regte eine größere Ausfahrt im<br />

Juli durch die Schweiz nach Fr<strong>an</strong>kreich und zurück durch die Dolomiten <strong>an</strong>. Viel Neues in diesem Frühjahr...<br />

12. April 1999: Wien XII - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Rieder Berg - Sieghartskirchen - Preßbaum -<br />

Hengstlhöhe - Klausenleopoldsdorf - G´schriebene Buche - Schusternazl - Breitenfurt - Wien XII. (=110km)<br />

Das war die klassische Zweistunden-Wienerwaldausfahrt, ideal, um wieder ein paar Kurvenkombinationen zu üben. Alte<br />

Weisheiten aus den Klassikern der Motorradliteratur ("Klacks" Leverkus, schau oba!) fielen mir wieder ein und halfen beim<br />

Wieder-Lernen. Es nützt ja tatsächlich, wenn m<strong>an</strong> bewußt und mit dem g<strong>an</strong>zen Kopf dorthin schaut, wohin m<strong>an</strong> in den<br />

nächsten paar Sekunden fahren wird, der Rest, M<strong>an</strong>n und Maschine, folgen d<strong>an</strong>n fast von alleine. Besonders in engen<br />

Berg<strong>auf</strong>-Serpentinen wird m<strong>an</strong> durch diese betonte Blicktechnik davor bewahrt, eine falsche Linie zu wählen.<br />

15. April 1999: Wien XII - A 21 - All<strong>an</strong>d - Hafnerberg - Pottenstein - Hals - Rohrer Sattel - Kalte Kuchl - Hainfeld -<br />

Klammhöhe - Laaben - Klausenleopoldsdorf - G´schriebene Buche - Schusternazl - Kleiner Semmering - Gablitz -<br />

Mauerbach - Dopplerhütte - Mauerbach - Wien XII. (=230km)<br />

Ein sonniger, föhniger Nachmittag verleitete mich zu einer weiteren Ausfahrt mit einem klassischen Ziel: ein Kaffee im<br />

Gasthaus Kalte Kuchl. Die Lederkombi zwickte <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs ein bißchen, bis das Leder wieder warm und geschmeidig wurde.<br />

Mit den Kilometern kehrte auch die Routine zusehends wieder, die Angst machte dem Fahrspaß gerne Platz. Auf der<br />

Dopplerhütte traf ich <strong>meine</strong>n alten Freund Leo Potesil und plauderte über alte Zeiten. Mein "Bordcomputer", der<br />

elektronische Fahrradtacho, funktionierte d<strong>an</strong>k eines neuen, größeren Perm<strong>an</strong>entmagneten am Bremsscheibenstern auch<br />

wieder, so ich bei der Heimkehr nicht <strong>auf</strong>s Ablesen vergesse, k<strong>an</strong>n ich ab jetzt wieder die Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

<strong>an</strong>geben.<br />

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3. Mai 1999: Wien XII - Preßbaum - Rappoltenkirchen - Würmla - St. Pölten - Prinzersdorf - Obergrafendorf - Pyhra -<br />

Furth - Laaben - All<strong>an</strong>d - Helenental - Teesdorf - Wien XII. (=200km @ 62km/h)<br />

Weil gute Gespräche mit alten Freunden für mich zu dieser Zeit g<strong>an</strong>z besonders wichtig waren, fuhr ich <strong>auf</strong> reizvollen<br />

abgelegenen Nebenstraßen nach Prinzersdorf, zu Andi Loidl und Karl Rappersberger in ihr "Desmo"-Geschäft. L<strong>an</strong>gsam<br />

kehrte endlich die nötige Feinmotorik und die Automatismen des Motorrad-H<strong>an</strong>dlings zurück, damit blieb mehr<br />

Gehirn-Kapazität für die Konzentration <strong>auf</strong> den Straßenverl<strong>auf</strong>.<br />

13. Mai 1999: Arnoldstein - K<strong>an</strong>altal - Carnia - Tolmezzo - Sella Chi<strong>an</strong>zut<strong>an</strong> - M<strong>an</strong>iago - Valcellina - Passo di S<strong>an</strong><br />

Osvaldo - Belluno - Busche - Pederobba - Borso del Grappa. (=260km @ 72 km/h)<br />

So ein schöner Tag, mir war richtig froh ums Herz, als ich endlich wieder einmal zum Monte Grappa fahren konnte. Karli<br />

Hons (<strong>Ducati</strong> 944 ST2), Günter Führing (Laverda 668) und Pauli Markuzy (BMW R 1100 S) waren schon ab Wien<br />

zweirädrig unterwegs, ich verzichtete nicht zuletzt wegen der schon betagten Dragon-Gummis <strong>auf</strong> den österreichischen<br />

Streckenteil und fuhr mit Crisi im PKW mit Anhänger zur Südrast.<br />

Alleine fahren hat auch seine Vorteile, m<strong>an</strong> macht weniger Pausen und muß <strong>auf</strong> niem<strong>an</strong>den warten. Daraus ergab sich der<br />

für friul<strong>an</strong>ische Nebenstraßen beachtliche Schnitt von 72km/h. Abends trafen wir uns alle in der Loc<strong>an</strong>da Montegrappa und<br />

warteten vergeblich <strong>auf</strong> Karl-Heinz Berhard, der mit seinem 750er Elef<strong>an</strong>ten aus Oberschwaben zu uns stoßen wollte. Später<br />

erfuhren wir d<strong>an</strong>n, daß er wegen technischer Probleme umkehren mußte. Tags dar<strong>auf</strong> erholten wir uns bei gemütlichen<br />

Spaziergängen durch Bass<strong>an</strong>o und Umgebung.<br />

15. Mai 1999: Borso - Bass<strong>an</strong>o - Breg<strong>an</strong>ze - Borso. (=50km)<br />

Die gepl<strong>an</strong>te Samstag-Ausfahrt durch die Sieben Gemeinden zum Gardasee fiel leider buchstäblich ins Wasser. Gewitter<br />

und Regenschauer beherrschten den g<strong>an</strong>zen Tag. Am Abend traf sich d<strong>an</strong>n die g<strong>an</strong>ze <strong>Ducati</strong>-Gemeinde bei Maurizio´s<br />

Pompone-Party im Valle S<strong>an</strong> Liberale, viele liebe Bek<strong>an</strong>nte sah m<strong>an</strong> dort, und es wurde ein wirklich fröhliches Fest.<br />

16. Mai 1999: Borso - Valdobbiadene - Strada del Vino Prosecco - Vittorio Veneto - Avi<strong>an</strong>o - M<strong>an</strong>iago - S<strong>an</strong> D<strong>an</strong>iele<br />

- Gemona - K<strong>an</strong>altal - Arnoldstein. (=240km @ 73km/h)<br />

Auch die Heimfahrt war leider nicht g<strong>an</strong>z trocken. Zunächst schlichen wir über schöne Nebenstraßen am R<strong>an</strong>de der Berge<br />

entl<strong>an</strong>g, zur linken immer drohende Regenwolken, und glaubten schon, ohne Gummigew<strong>an</strong>d durch zu kommen. Doch bei<br />

M<strong>an</strong>iago zw<strong>an</strong>g uns ein heftiger Regenguß doch noch in die ungeliebten Plastikhäute. Im <strong>auf</strong>trocknenden K<strong>an</strong>altal stach d<strong>an</strong>n<br />

Karli Hons der Hafer und er preschte mit 160 Sachen voraus, wir hinterdrein. Zugegeben, diese 50 flott gefahrenen Kilometer<br />

haben ziemlichen Spaß gemacht.<br />

In Österreich war wider Erwarten sonniges Wetter, Crisi und ich zuckelten gemütlich mit Auto und Hänger heimwärts, die<br />

<strong>an</strong>deren hatten noch eine schöne Rückfahrt. Zuhause entdeckte ich einige Auflösungserscheinungen <strong>an</strong> <strong>meine</strong>m<br />

Motorradtr<strong>an</strong>sport<strong>an</strong>hänger, die Kotflügel fielen ab. Karli bot mir eine kostengünstige Reparatur in seiner Firma <strong>an</strong>, doch<br />

eine intensivere Prüfung der Sachlage ergab, daß der gesamte Rahmen völlig durchgerostet war. Hier half nur ein komplett<br />

neues Gerüst, der <strong>Ducati</strong> Club würde die Kosten übernehmen, weil ja alle den Hänger irgendw<strong>an</strong>n benützt hatten oder<br />

benützen wollten.<br />

24. Mai 1999: Wien XII - Hütteldorf - Höhenstraßen - Klosterneuburg - Alte Donau - Wien XII. (=70 km @ 49km/h)<br />

Den Besuch bei einem Schulfreund, der Rechts<strong>an</strong>walt geworden war und mir seine fachliche Hilfe bei einem einschlägigen<br />

Problem <strong>an</strong>geboten hatte, verb<strong>an</strong>d ich mit einer gemütlichen Höhenstraßenfahrt. Dabei fiel mir <strong>auf</strong>, daß das<br />

Reserve-Warnlämpchen trotz fortgeschrittener Strecke <strong>auf</strong> dem Tageskilometerzähler nicht leuchtete. Dies konnte nur<br />

entweder <strong>auf</strong> sehr geringen Verbrauch oder einen Defekt hindeuten. Die einfachste Möglichkeit, dies festzustellen, war, mit<br />

einem 3-Liter-K<strong>an</strong>ister <strong>auf</strong> dem Sitzb<strong>an</strong>khöcker den T<strong>an</strong>k g<strong>an</strong>z leer zu fahren.<br />

27. Mai 1999: Wien XII - Hernals - Exelberg - Dopplerhütte - Riederberg - Sieghartskirchen - Preßbaum - Laab im<br />

Wald - Breitenfurt - Wien XII. (=120km)<br />

Das alljährliche Treffen des <strong>Ducati</strong>-Motorradclub-Österreich in Wastl am Wald nahte, also war es <strong>an</strong> der Zeit, die<br />

klassische P<strong>an</strong>tah aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. Dies gel<strong>an</strong>g unter Zuhilfenahme einer neuen Batterie auch g<strong>an</strong>z<br />

problemlos, nach einem Ölwechsel und einer Kontrolle von Zahnriemensp<strong>an</strong>nung, Zündkerzenbild und Reifendruck fuhr ich<br />

zur fälligen §57a-Überprüfung. Nur das St<strong>an</strong>dgas war zu hoch, wahrscheinlich hatten sich während der drei <strong>Jahre</strong> Stehzeit<br />

irgendwelche Vergaserbohrungen mit Benzinrückständen verlegt. Mit einer g<strong>an</strong>zen Flasche STP-Benzinzusatz im T<strong>an</strong>k<br />

besserte sich das Problem l<strong>an</strong>gsam von alleine, das Zerlegen und Reinigen der Dell´Ortos konnte ich mir hoffentlich ersparen.<br />

Auf der kleinen Probefahrt durch den Wienerwald freute ich mich <strong>an</strong> dem spielerischen H<strong>an</strong>dling der beinahe 20 <strong>Jahre</strong><br />

alten <strong>Ducati</strong> und ihrem infernalischen Gebrüll aus den Conti-Tüten. Zwei Tage später gings d<strong>an</strong>n zum Wastl am Wald, wo ich<br />

mich mit vielen alten Bek<strong>an</strong>nten sehr gut unterhalten konnte. Weil über dem Mariazeller Bergl<strong>an</strong>d heftige Gewitter nieder<br />

gingen, verlegte ich die Rückfahrt ins Alpenvorl<strong>an</strong>d und gel<strong>an</strong>gte beinahe trocken nach Hause, nur ein dreiminütiger Schauer<br />

versaute die P<strong>an</strong>tah derart, daß ich sofort eine Waschung <strong>an</strong>bringen mußte.<br />

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29. Mai 1999: Wien XII - Schusternazl - Laaben - Klammhöhe - Hainfeld - Kalte Kuchl - Ochsattel - Gscheid -<br />

Michelbühel - Wastl am Wald - DMCÖ-Treffen - Kirchberg a.d. Pielach - Obergrafendorf - Pyhra - Böheimkirchen -<br />

Rekawinkel - Preßbaum - Wien XII. (=280km)<br />

31. Mai 1999: Wien XII - Guntramsdorf - Gumpoldskirchen - Pfaffstätten - Gaaden - Heiligenkreuz - Schusternazl -<br />

Kleiner Semmering - Wolfsgraben - Laab im Wald - Breitenfurt - Wien XII. (=80km)<br />

Auf dieser Testfahrt fuhr ich den T<strong>an</strong>k der 900er völlig leer, ohne daß die rote Warnlampe vor dem Austrocknen gewarnt<br />

hätte. 300 km Fahrtstrecke mit 17 Litern ergab den üblichen Durchschnittsverbrauch von 5,6 Litern <strong>auf</strong> 100 km. Drei Liter<br />

Sprit aus einem Wegwerfk<strong>an</strong>ister reichten zur Rückfahrt in die Garage, wo eine Kontrolle des Glühlämpchens ergab, daß<br />

dieses wider Erwarten intakt war. Der Fehler mußte als im Geber liegen, doch dafür mußte ein Fachm<strong>an</strong>n her und das Ding<br />

durchchecken. Hoffentlich war er nicht wirklich kaputt, sonst würden Kosten von rund öS 2.000.- mein derzeit sehr schmales<br />

Budget völlig aus dem Lot bringen.<br />

Doch das war nicht die einzige Hiobsbotschaft in dieser Zeit. Peter´s Monster konnte oder wollte vom <strong>Ducati</strong>-Importeur<br />

nicht ausgeliefert werden, weil die Bologneser noch immer keine Pro-Forma-Faktura für das zweirädrige Geschenk geschickt<br />

hatten. Joh<strong>an</strong>nes Wolf lag mit einem frisch operierten B<strong>an</strong>dscheibenvorfall im Spital und mußte mindestens zwei Monate<br />

pausieren. Und ich mußte die Pensionsversicherung vor dem Sozialgericht klagen, weil mein Antrag <strong>auf</strong> Verlängerung der<br />

Berufsunfähigkeitspension um ein weiteres Jahr ohne Untersuchung oder Einsicht in die neuesten Befunde einfach abgelehnt<br />

worden war.<br />

Damit verschoben sich alle <strong>Ducati</strong>-Aktivitäten um viele Wochen, bis Peter endlich seine 600er <strong>an</strong>gemeldet und<br />

eingefahren hatte, Joh<strong>an</strong>nes wieder gesundet und erholt war und ich wieder ein bißchen Geld <strong>auf</strong> dem Konto hatte. Bis dahin<br />

mußte sehr sparsam gewirtschaftet werden, was umso härter für mich war, weil es ein wunderschöner, trockener Sommer zu<br />

werden versprach. Nun gut, die fälligen Dragon-Evo-Reifen für die 900er waren sowieso gerade ausverk<strong>auf</strong>t, und bei allzu<br />

großen Entzugserscheinungen hatte ich ja noch die einsatzbereite P<strong>an</strong>tah für kleinere Solo-Ausfahrten.<br />

Die Ablehnung der PV-Ang. warf alle <strong>meine</strong> Pläne über den H<strong>auf</strong>en. Ich wollte das Sommerhalbjahr 1999 intensiv nutzen,<br />

um <strong>meine</strong> körperliche und psychische Fitness wieder herzustellen, um d<strong>an</strong>n im Herbst gestärkt <strong>an</strong> die sicher nicht leichte<br />

Jobsuche zu gehen. Anf<strong>an</strong>g des nächsten <strong>Jahre</strong>s, hoffte ich, würde ich d<strong>an</strong>n wieder ein g<strong>an</strong>z normales Leben mit ordentlicher<br />

Arbeit und regelmäßigem Einkommen führen und in <strong>meine</strong>m vierzigsten Lebensjahr wieder einmal von vorn beginnen.<br />

Anf<strong>an</strong>g Juni halfen mir Rudi Moravek und Uli Steinfelder beim längst fälligen Service <strong>an</strong> unserer Yamaha XS 360.<br />

Ölwechsel, Ventilspiel-Einstellung, neue Zündkontakte, neue K&N-Luftfilter und neue Bosch-Zündkerzen sollten wieder für<br />

einige Zeit störungsfreien Alltagsbetrieb erlauben. Zwei neue Pirelli-MT-65-Reifen warteten schon beim Reifenhändler <strong>auf</strong><br />

fachgerechte Montage, d<strong>an</strong>n würden endlich die zehn bzw. 20 <strong>Jahre</strong> alten Hartgummireifen den verdienten Weg zur<br />

Entsorgung <strong>an</strong>treten. Mit dem kleinen Twin würde ich d<strong>an</strong>n wieder die "Fahrten des täglichen Lebens" erledigen und so <strong>auf</strong><br />

einfachste Weise zur alten Fahr-Routine gel<strong>an</strong>gen.<br />

Die beiden checkten bei der Gelegenheit auch den T<strong>an</strong>k-Reserve-Warnlampen-Stromkreis der 900er. Es kam, wie<br />

befürchtet: das teuerste Teil, der Geber, war kaputt. Zum Glück war sofortiger Ersatz nicht notwendig, ich mußte halt<br />

<strong>auf</strong>passen und nicht zu spät die nächste T<strong>an</strong>kstelle <strong>an</strong>steuern. Bis zur gepl<strong>an</strong>ten Schweiz-Tour im August wollte ich aber doch<br />

wieder eine funtionierende Warnleuchte.<br />

3. Juni 1999: Wien XII - Mauerbach - Passauerhof - Tulbing - Königstetten - Dopplerhütte - Exelberg - Neuwaldegg -<br />

Wien XII. (=70km)<br />

Damit der reinigende Benzinzusatz wirken und die Dell´Ortos wieder säubern konnte, mußte ich die P<strong>an</strong>tah öfters<br />

bewegen. Kleine Wienerwald-Ausfahrten waren dazu am besten geeignet und weckten außerdem <strong>Erinnerungen</strong> <strong>an</strong> längst<br />

verg<strong>an</strong>gene Zeiten, als ich mich noch beinahe jeden Tag oder zumindest jedes Wochenende einmal mit <strong>meine</strong>n damaligen<br />

Freunden und Bek<strong>an</strong>nten <strong>auf</strong> der Dopplerhütte traf. Zw<strong>an</strong>zig <strong>Jahre</strong> ist das mittlerweile her, heute trifft m<strong>an</strong> ein<strong>an</strong>der nur noch<br />

alle paar Monate in Restaur<strong>an</strong>ts, nach vorheriger Terminabsprache.<br />

Die pflegeleichten K&N-Filter, die ich <strong>an</strong>stelle der vermoderten Original-Luftfilter aus den 70ern <strong>an</strong> die Yamaha gebaut<br />

hatte, waren natürlich viel zu durchlässig für die magere Serien-Bedüsung. Das Ansauggeräusch kl<strong>an</strong>g zwar vielsprechend,<br />

aber ab Halbgas ging nichts mehr und die neuen Zündkerzen blieben schneeweiß. Größere Hauptdüsen für die Mikunis waren<br />

nicht mehr <strong>auf</strong>zutreiben, doch Rudi Moravek half mir erneut aus der Patsche: mit einem Düsen-Aufreibebesteck erweiterte er<br />

vorsichtig den Durchmesser von 1,35 <strong>auf</strong> ca. 1,45 mm.<br />

Eine <strong>an</strong>schließende Probefahrt förderte Erfreuliches zutage: der alte Twin röhrte wie ein brünftiger Elch und lief bestens,<br />

nunmehr mit tadellos braunem Kerzenbild. Dafür beg<strong>an</strong>n die hintere Scheibenbremse zu spinnen: die Z<strong>an</strong>ge gab die Scheibe<br />

nicht mehr g<strong>an</strong>z frei, durch dieses leichte Dauerbremsen wurde beides brennheiß. Ich zerlegte die Bremsz<strong>an</strong>ge und sah, daß<br />

der Kolben im L<strong>auf</strong> der Zeit <strong>an</strong>gerostet war und deshalb nicht mehr in seinen Zylinder zurückwollte. Feinstes Überschleifen<br />

und Polieren von Kolben und Zylinder behob diese Altersschwäche, selbstverständlich tauschte ich gleich auch die<br />

Bremsflüssigkeit und entlüftete penibel die g<strong>an</strong>ze Anlage.<br />

Das Internet ist eine lustige und informative Sache. In den Newsgroups lernt m<strong>an</strong> "elektronisch" Leute kennen, die<br />

dieselben Interessen haben. Noch reizvoller ist es, wenn m<strong>an</strong> diese Truppe d<strong>an</strong>n noch persönlich kennenlernt und mit einigen<br />

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davon durchs Voralpenl<strong>an</strong>d kurvt. An diesem Sonntag war die alte P<strong>an</strong>tah dr<strong>an</strong>, denn die Reifen für die 900er waren noch<br />

immer nicht lieferbar. War sowieso besser, von einem alten M<strong>an</strong>n <strong>auf</strong> einem alten Motorrad erwarten sich die Leute weniger,<br />

und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n überraschte Gesichter sehen, wenn sie d<strong>an</strong>n merken, daß trotzdem ordentlich was weitergeht.<br />

27. Juni 1999: Wien XII - Mödling - Weinstraße - Baden - Berndorf - Auf dem Hart - Markt Piesting - Ascher -<br />

Puchberg - Ternitz - Gloggnitz - Preiner Gscheid - Mützsteg - Niederalpl - Mariazell - Josefsberg - Annaberg - Traisen -<br />

Hainfeld - Kalte Kuchl - Ochsattel - Gscheid - Michelbühel - Annaberg - Traisen - Hainfeld - Klammhöhe - Laaben -<br />

Klausenleopoldsdorf - Hengstl - Preßbaum - Wien XII. (=460km).<br />

Endlich war Peter´s Monster Dark 600 <strong>an</strong>gemeldet und fahrbereit, und der <strong>Ducati</strong> Club rüstete zu seiner <strong>ersten</strong> Ausfahrt.<br />

Peter wartete in seinem Wochenendhaus im nördlichen Waldviertel <strong>auf</strong> uns, Joh<strong>an</strong>nes und ich wollten zu ihm und d<strong>an</strong>n<br />

gemeinsam weiter fahren. Treffpunkt war <strong>an</strong> der Westausfahrt, d<strong>an</strong>n gings <strong>auf</strong> schnellstem Wege nach Krems und Richtung<br />

Senftenberg.<br />

14. August 1999: Wien XII - Auhof - Dopplerhütte - Tulln - S3 - Krems - Senftenberg - Obermeisling - Gföhl - Neupölla<br />

- Brunn <strong>an</strong> der Wild - Klein Ulrichschlag - Raabs <strong>an</strong> der Thaya - Weikertschlag - Wetzles (=160km @ 69km/h).<br />

In einer unübersichtlichen Linkkskurve am Ortsbeginn von Obermeisling mußten wir links abbiegen, aber ich sah den<br />

Wegweiser nicht rechtzeitig und rollte zum rechten Fahrbahnr<strong>an</strong>d, um eine Kehrtwendung <strong>an</strong>zusetzen. Joh<strong>an</strong>nes bemerkte<br />

dies einen Augenblick zu spät und befürchtete, er würde mich bei <strong>meine</strong>r Wende rammen. Ein zu forscher Griff zur<br />

Vorderbremse, ein wirklich winziger Splitt-Fleck, und das Vorderrad der 907ie flutschte seitlich weg.<br />

Die Paso rutschte noch ein paar Meter, bis sie <strong>an</strong> <strong>meine</strong>m Hinterrad zur Ruhe kam, wobei Kennzeichen und Kotflügel<br />

<strong>meine</strong>r 900er davon flogen. Zum Glück war das alles bei sehr geringen Geschwindigkeiten passiert, sodaß sich Joh<strong>an</strong>nes nicht<br />

verletzte. Doch die vollverkleidete <strong>Ducati</strong> hatte schlimme Schleifspuren und durch den Anprall <strong>auf</strong> mein Heck war die Front<br />

so zerlegt, daß <strong>an</strong> ein Weiterfahren nicht zu denken war.<br />

Wir schoben die Motorräder in einen nahen Bauernhof und telefonierten nach Peter, der uns d<strong>an</strong>n mit seinem Alfa Spider<br />

abholte. Relativ vorsichtig folgte ich ihm den Rest des Weges, ziemlich <strong>an</strong>onym, denn das verbeulte Nummerschild reiste<br />

fort<strong>an</strong> im T<strong>an</strong>krucksack. Nach vielem Erzählen und einem guten Abendessen war der Ausrutscher bald nur mehr halb so<br />

schlimm, zudem Joh<strong>an</strong>nes ja Vollkasko-versichert und die Sachlage eindeutig war.<br />

Am nächsten Tag bastelte ich ein Papp-Kennzeichen und fuhr mit Peter, der seine Monster endlich einfahren wollte, eine<br />

kleine Runde durchs Waldviertel. Für einen ungeübten Späteinsteiger fuhr er absolut brav, mit einem Schnitt von 65km/h <strong>auf</strong><br />

Nebenstraßen waren wir ziemlich flott unterwegs. Nach unserer Rückkehr probierte ich die 600er und f<strong>an</strong>d ein sehr agiles<br />

Fahrwerk und einen überraschend kräftigen Motor vor.<br />

15. August 1999: Wetzles - Dobersberg - Ruders - Heidenreichstein - Gmünd - Weitra - Karlstift - Zwettl - Vitis -<br />

Waidhofen - Karlstein - Wetzles (=150km @ 65km/h ).<br />

Mit einem flotten 73er-Schnitt düste ich abends <strong>auf</strong> kürzestem Weg nach Hause, die sonntag-abendlichen<br />

Heimkehrer-Kolonnen forsch überholend. Der Hinterreifen war mittlerweile völlig am Ende, und bis zur Behebung des<br />

Versicherungs-Schadens pausierte die 900er. Bei dieser herbstlichen Reparatur ließ ich auch gleich neue Reifen vorne und<br />

hinten <strong>auf</strong>ziehen, wieder Pirelli Dragon, jedoch die neue Evo-Version in der Normalmischung, die <strong>auf</strong>grund einer geänderten<br />

Profilierung <strong>auf</strong> nasser Straße besser haften sollte. Außerdem ich kehrte zur h<strong>an</strong>dlicheren Hinterreifenbreite von 170mm<br />

zurück.<br />

15. August 1999: Wetzles - Raabs - Irnfritz - Horn - Maissau - Ziersdorf - Tulln - Dopplerhütte - Exelberg -<br />

Neuwaldegg - Wien XII (=130km @ 73km/h)<br />

Weil mein Wunschkennzeichen W-D900 arg zerknittert war, ließ ich mir vom Verkehrsamt ein neues ausstellen. Wie<br />

gewohnt klebte ich es <strong>auf</strong> eine 2mm-Kunststoffplatte und faltete die Seitenränder um. Zur weiteren Gewichtsersparnis<br />

verzichtete ich <strong>auf</strong> die schwere Eisenblech-Halterung inklusive zweier dicker Stahlschrauben und schraubte das versteifte<br />

Kennzeichen mit zwei leichten Ergal-Schrauben direkt <strong>an</strong> den Plastik-Kotflügel.<br />

16. Oktober 1999: Wien XII - Schusternazl - Klammhöhe - Hainfeld - Adamstal - Kalte Kuchl - Ochsattel - Terz -<br />

Kapellen - Preiner Gscheid - Gloggnitz - Neunkirchen - Thernberg - Bromberg - Erlach - L<strong>an</strong>zenkirchen - Katzelsdorf -<br />

Wiener Neustadt - Wien XII (=250km)<br />

Noch eine Ausfahrt mit Peter L<strong>an</strong>drichter, diesmal nahm ich wieder die P<strong>an</strong>tah, bei sehr unwirtlichen Außentemperaturen<br />

von nur mehr 5° Celsius. Schön war´s trotzdem, denn die sonnenbeschienene Herbstl<strong>an</strong>dschaft der Ostalpen und die<br />

altbek<strong>an</strong>nten Bergstraßen machten viel Spaß. Leider brach irgendwo in der Buckligen Welt der Tacho<strong>an</strong>trieb der alten Duc,<br />

was bedeutete, daß eine Bastelei ins Haus st<strong>an</strong>d, denn dieses Ersatzteil ist <strong>meine</strong>s Wissens nicht mehr lieferbar.<br />

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D A S J A H R 2 0 0 0<br />

Der Winter war ziemlich kalt und schneereich, doch im Februar verleiteten mich ein paar warme Tage, als erstes die<br />

Yamaha zu einer kleinen Ausfahrt aus dem Winterschlaf zu wecken. 15° Celsius und Sonnenschein verhießen scheinbar schon<br />

einen Schimmer von Frühling, aber die Schneewächten links und rechts und die Splitth<strong>auf</strong>en mitten <strong>auf</strong> der Straße machten<br />

mir mehr als deutlich, daß es noch Winter war.<br />

Die 900er war praktisch fahrbereit, der noch immer defekte Benzinst<strong>an</strong>ds-Geber störte ja vorerst nicht, und ein Ölwechsel<br />

schien mir auch nicht notwendig, nach nur 2000 km seit dem letzten. Der echte Frühling kam d<strong>an</strong>n erstmals Anf<strong>an</strong>g März, ein<br />

warmer Sturmwind blies die Kälte weg und heftiger Regen spülte den Staub und den meisten Splitt von der Straßenmitte. An<br />

der P<strong>an</strong>tah war auch nur der defekte Tacho<strong>an</strong>trieb zu reparieren, was nicht weiter schwierig war. Am 10. März waren nach<br />

allge<strong>meine</strong>n Überprüfungs- und Wartungsarbeiten endlich beide <strong>Ducati</strong>´s "ready for the action".<br />

Der dar<strong>auf</strong>folgende Sonntag versprach, zumindest nach der Prognose der Wetterfrösche, trocken und sonnig, wenn auch<br />

nicht sonderlich warm zu werden. Ich nahm die Yamaha, um mich <strong>auf</strong> dem Parkplatz eines Eink<strong>auf</strong>szentrums ein wenig<br />

"warm" zu fahren. Blickführung, Schräglagenkreis, Achter, Zielbremsungen, die üblichen Spielchen eben. Peter L<strong>an</strong>drichter<br />

leistete mir später dabei Gesellschaft und legte die Monster g<strong>an</strong>z beachtlich um, zieht m<strong>an</strong> seine noch geringe Fahrpraxis in<br />

Betracht.<br />

D<strong>an</strong>ach wollten wir die Supersport aus der Garage zerren und ein bisserl im Leithagebirge herumfahren, doch der<br />

Starterfreil<strong>auf</strong> spielte nicht mit. Das Problem hatte ich zwar schon seit einem Jahr, doch irgendwie war sie doch immer<br />

<strong>an</strong>gesprungen. In diesem Fall dürfte wohl das nur 9 Grad kalte Motoröl doch zu steif gewesen sein, denn selbst mit<br />

<strong>an</strong>geschlossenem Ladegerät und entsprechend leistungsfähiger Batterie ratschte der Freil<strong>auf</strong> nur durch, <strong>an</strong>statt einmal<br />

ordentlich die Kurbelwelle zu drehen. Vermutlich würde mir <strong>auf</strong> Dauer eine Reparatur nicht erspart bleiben.<br />

Doch wozu hat m<strong>an</strong> schließlich eine zweite <strong>Ducati</strong>. Die alte P<strong>an</strong>tah rettete die Ehre der Bologneser und spr<strong>an</strong>g auch bei<br />

nur 6° Celsius ohne Probleme <strong>an</strong>. Der Leerl<strong>auf</strong> war zwar noch immer schw<strong>an</strong>kend und zu hoch, doch das tat dem<br />

Fahrvergnügen keinen Abbruch. Die tadellos asphaltierte Straße zwischen Hof und Donnerskirchen fuhren wir gleich doppelt,<br />

in jeder Fahrtrichtung einmal. Ein prüfender Blick <strong>auf</strong> die von mir weiß gekreideten Kontroll-Streifen am Hinterreifenprofil<br />

bestätigte mein subjektives Wohlempfinden <strong>auf</strong> dieser Etappe: kaum mehr sichtbar, maximal noch ein mm links und rechts,<br />

das hieß, über 40 Grad gefahrene Schräglage!<br />

12. März 2000: Wien XII - Laxenburg - Velm - Reisenberg - Hof - Donnerskirchen - Hof - Kaisersteinbruch - Neusiedl<br />

am See - Bruck <strong>an</strong> der Leitha - Schwadorf - Himberg - Wien XII (=160km).<br />

Bei Fa. Oppitzhauser in Neusiedl war zufällig gerade Hausmesse, und neben der Bewunderung der neuesten<br />

Ferrari-Modelle f<strong>an</strong>d sich auch eine Gelegenheit, mit alten Bek<strong>an</strong>nten zu plaudern. Ausnahmsweise drehten sich die<br />

Gespräche um Autosport, denn es war gerade der Auftakt zur Formel-1-Saison und Ferrari konnte einen Doppelsieg<br />

verbuchen, weil beide McLaren-Mercedes mit Motorschäden ausgefallen waren. Ein paar Tage später kehrte der Winter noch<br />

einmal zurück, heftige Schneefälle machten die Straßen für Motorräder wieder unbefahrbar, und das nur wenige Tage vor dem<br />

kalendermäßigen Beginn des Frühjahrs.<br />

Einen Monat d<strong>an</strong>ach war es zwar wieder sonnig und trocken, aber noch bitter kalt. Den Eisbären zum Trotz wagten Peter<br />

und ich eine kleine Ausfahrt ins Wein- und Waldviertel. Leider lag noch viel Splitt <strong>auf</strong> den Straßen, das Fahrvergnügen war<br />

zeitweise kein g<strong>an</strong>z ungetrübtes. Der Starterfreil<strong>auf</strong> der 900er benahm sich nach einer Überprüfung wieder m<strong>an</strong>ierlich, dafür<br />

verweigerte das Startrelais m<strong>an</strong>chmal den Dienst. Die neuen Pirelli Dragon Evo sind schön rund im Querschnitt, die<br />

Supersport ist damit wieder eine Nu<strong>an</strong>ce h<strong>an</strong>dlicher geworden.<br />

8. April 2000: Wien XII - Stockerau - Göllersdorf - Eggenburg - Gars am Kamp - Rosenburg - St. Leonhard am<br />

Hornerwald - Dobrastausee - Ottenstein - Gföhl - Krems - Traismauer - Atzenbrugg - Sieghartskirchen - Riederberg -<br />

Purkersdorf - Wien XII (=270km @ 70km/h)<br />

Mit Thomas und Gitti, die ich beide letztes Jahr über´s Internet, über die Newsgroup "at.freizeit.motorrad", kennen gelernt<br />

hatte, nützte ich auch den folgenden sonnigen und etwas wärmeren Sonntag-Nachmittag zu einer kleinen Ausfahrt ins<br />

niederösterreichische Voralpenl<strong>an</strong>d. Die Kalte Kuchl machte diesmal ihrem Namen keine Ehre, es war so warm, daß m<strong>an</strong><br />

bequem ohne Jacke im Sch<strong>an</strong>igarten sitzen konnte. Dort trafen wir auch Philipp und zwei weitere "a.f.m."-Fahrer, so daß wir<br />

die Weiterfahrt zum Annaberg zu sechst <strong>auf</strong>nahmen. Die 900er machte mir <strong>an</strong> diesem Frühlingstag viel Freude, besonders am<br />

Ochsattel, obwohl mir die beiden zwei Zentimeter breiten Streifen unbenützten Hinterreifenprofils deutlich zeigten, daß es<br />

ohne weiteres noch ein bißchen schräger gehen mußte.<br />

9. April 2000: Wien XII - Sollenau - Markt Piesting - Gutenstein - Rohrer Sattel - Kalte Kuchl - Ochsattel - Gscheid -<br />

Michelbühel - Annaberg - Traisen - Hainfeld - Klammhöhe - Laaben - All<strong>an</strong>d - A21 - Wien. (=250km @ 69km/h)<br />

Gleich am dar<strong>auf</strong> folgenden Montag befreite ich die 900er vom Dreck, den die zeitweilige Querung von<br />

Schneeschmelzwasserbächlein <strong>auf</strong> hinterlassen hatte. Bei dieser Gelegenheit tauschte ich auch <strong>an</strong> beiden Duc´s die Brems-<br />

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und Kupplungsflüssigkeiten gegen frische Bel Ray Dot 5 und reinigte <strong>an</strong> der P<strong>an</strong>tah die Vergaser. Dabei bemerkte ich, daß<br />

der Filter-Schaumgummi der Malossi-Luftfilter sich in Brösel verw<strong>an</strong>delt hatte und das wohl der Grund für den<br />

unregelmäßigen Leerl<strong>auf</strong> gewesen sein dürfte.<br />

Zum Glück f<strong>an</strong>d ich in <strong>meine</strong>m Fundus noch zwei halbwegs passende Textilfilter vom Typ "K&N", die ich montieren<br />

konnte. Auf einer Probefahrt müßte es sich zeigen, ob diese eine brauchbare Alternative sind oder ob ich das<br />

Malossi-Schaumzeug in Italien bzw einen gleichwertigen Ersatz suchen würde müssen. Eine Kontrolle der Profiltiefe <strong>an</strong> den<br />

Dragon Evo´s der 900er offenbarte ziemlich drastischen Verschleiß schon <strong>auf</strong> den <strong>ersten</strong> 600 Kilometern. Mehr als 4000 km<br />

würde der hintere sicherlich nicht halten, außer der Abrieb würde irgendw<strong>an</strong>n nicht-linear l<strong>an</strong>gsamer.<br />

In der Zwischenzeit war auch Joh<strong>an</strong>nes´ 907ie wieder erst<strong>an</strong>den. Das Finish in Form einer neu gestalteten<br />

Armaturenhalterung aus Alu-Blech samt der dazugehörigen neuen Verkabelung bekam sie in <strong>meine</strong>r Garage. Zehn Stunden<br />

und zehn <strong>an</strong>gesengte Fingerspitzen durch die Verlötung unzähliger Kabelstecker hat´s gebraucht, d<strong>an</strong>n war die Paso wieder<br />

einsatzfähig. Für den übernächsten Tag vereinbarten wir eine kleine Ausfahrt, doch Joh<strong>an</strong>nes wollte d<strong>an</strong>n nicht so recht, und<br />

so machte ich mit der P<strong>an</strong>tah die erwähnte Probefahrt.<br />

15. April 2000: Wien XII - Schusternazl - Klammhöhe - Hainfeld - Adamstal - Kalte Kuchl - Rohrer Sattel - Pernitz -<br />

Hals - Berndorf - Hernstein - Auf dem Hart - Piesting - Lindabrunn - Hirtenberg - St. Veit - Raisenmarkt - Mayerling -<br />

Heiligenkreuz - Sittendorf - Hochrotherd - Wien XII. (=230km)<br />

Die neuen Filter entpuppten als ein wenig zu dicht, also lief die P<strong>an</strong>tah zu fett. Nach Senkung der Leerl<strong>auf</strong>drehzahl und<br />

Abmagern des Leerl<strong>auf</strong>gemisches gings d<strong>an</strong>n einigermaßen. Über 4000 U/min war offenbar das Gemisch brauchbar, also<br />

brummte die Alte wieder durch altbek<strong>an</strong>nte Täler im niederösterreichischen Voralpenl<strong>an</strong>d. Die frisch <strong>auf</strong>getragenen weißen<br />

Kreidemarkierungen am Hinterreifenprofil waren bald komplett weggeputzt, also war ich wieder mehr als 40 Grad schräg<br />

unterwegs gewesen.<br />

Irgendwie habe ich das Gefühl, mit der alten Duc einfach mehr Schräglage zu erreichen als mit der neuen, obwohl die<br />

schmale Metzeler-Bereifung sicher nicht so viel Grip lieferte als die g<strong>an</strong>z frischen Pirelli Dragon Evo. Auch kommt mir die<br />

"Kleine" immer h<strong>an</strong>dlicher vor als die "Große", was natürlich Unsinn ist, denn die 900er ist sowohl vom Gewicht als auch<br />

von der Fahrwerksgeometrie her g<strong>an</strong>z sicher die h<strong>an</strong>dlichere der beiden <strong>Ducati</strong>´s. Ich vermute, es liegt am Respekt vor der<br />

höheren Leistung.<br />

Es näherte sich ein frühlingshaft warmes Osterwochenende, Peter und Conny verbrachten es in ihrem<br />

Wochenend-Bauernhaus im nördlichen Waldviertel. Für den Karfreitag hatten wir vereinbart, daß ich, schönes trockenes<br />

Wetter vorausgesetzt, in aller Frühe zu ihnen <strong>auf</strong>brechen würde. Gemeinsam mit Peter wollte ich d<strong>an</strong>n eine Ausfahrt in das<br />

benachbarte südliche Böhmen unternehmen.<br />

21. April 2000: Wien XII - A23 - A22 - Stockerau - Harm<strong>an</strong>nsdorf - Eggenburg - Horn - Irnfritz - Raabs <strong>an</strong> der Thaya -<br />

Wetzles. (=160km @ 81km/h)<br />

Das war eine flotte Anreise über fast menschenleere Straßen, denn wer ist denn schon um sieben Uhr früh unterwegs? Ich<br />

hatte erstmals das GPS-Satellitennavigationsgerät mit und zeichnete damit die Strecke <strong>auf</strong>. Zur Vervollständigung der<br />

eingebauten Datenb<strong>an</strong>k von ca. 25.000 europäischen Städten mit mehr als 5.000 Einwohnern blieb ich <strong>an</strong> wichtigen<br />

Kreuzungspunkten oder sonstigen für mich bedeutungsvollen Orten stehen und speicherte diese Wegpunkte. Nach einem<br />

zweiten Frühstück in Wetzles rollten Peter und ich d<strong>an</strong>n Richtung tschechische Grenze los.<br />

21. April 2000: Wetzles - Heidenreichstein - Gmünd - Trhove Sviny - Cesky Krumlov - Cerna v Posumavi - Vyssi Brod -<br />

Rozmberk - Cesky Krumlov - Rimonv - Trebon - Lasenice - Nova Bystrice - Illm<strong>an</strong>ns - Leopoldsdorf - Radschin - Kautzen -<br />

Brunn - Waldkirchen - Waldhers - Wetzles. (=310km @ 70km/h).<br />

Die Straßen in Böhmen sind zwar m<strong>an</strong>chmal rechte Stoßdämpfer-Teststrecken, aber die urwüchsige L<strong>an</strong>dschaft, die vielen<br />

Burgen und Schlösser und die naturbelassenen Dörfer entschädigen für die geprellten H<strong>an</strong>dgelenke und die Tritte in den<br />

Arsch. Es wurde unnatürlich heiß, obwohl es erst Ostern im April war, überschritten die Temperaturen die 25-Grad-Marke!<br />

Im historischen Städtchen Böhmisch-Krumau staunten wir beim Mittagessen über die niedrigen Preise für die<br />

ausgezeichneten einheimischen Küchenprodukte.<br />

Am Ufer eines Stausees frönten wir unseren künstlerischen Ambitionen und machten eine ausgiebige Foto-Session. Das<br />

rom<strong>an</strong>tische Moldautal bei Rosenberg ist ein l<strong>an</strong>dschaftliches und kurvenreiches Spitzen-Erlebnis. Wieder zurück im<br />

Waldviertel <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt zeigte mir Peter, daß er die kleinen Nebenstraßen entl<strong>an</strong>g der Grenze besonders gut kennt und gab der<br />

kleinen Monster ordentlich Stoff, ein würdiger Abschluß für eine schöne Tour durch ein eher unbek<strong>an</strong>ntes Nachbarl<strong>an</strong>d.<br />

Conny und Peter sind L<strong>an</strong>gschläfer, also machte ich als Früh<strong>auf</strong>steher einen einsamen Morgenspazierg<strong>an</strong>g durch den<br />

kleinen Ort und hatte entsprechenden Hunger für das späte Frühstück. Als ich zu Mittag <strong>auf</strong>brach, war es schon wieder richtig<br />

sommerlich heiß. Das kurvige Kamptal und die Dopplerhüttenstrecke bildeten den Auskl<strong>an</strong>g für die schöne Osterausfahrt.<br />

Zuhause in der Werkstatt mußte ich d<strong>an</strong>n feststellen, daß am Lichmaschinen-Gehäusedeckel Öl austrat und als feiner Nebel<br />

<strong>auf</strong> die hintere Felge sprühte, von wo der schmierige Film d<strong>an</strong>n auch <strong>auf</strong> die äuß<strong>ersten</strong> Profilränder kroch.<br />

22. April 2000: Wetzles - Raabs - Messern - Horn - Rosenburg - Gars am Kamp - Hadersdorf am Kamp - Tulln -<br />

Dopplerhütte - Mauerbach - Wien XII. (=140km @ 71 km/h)<br />

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Beim Zusammenbau nach dem Überprüfen des m<strong>an</strong>chmal streikenden Starterfreil<strong>auf</strong>s hatte ich statt einer Papierdichtung<br />

nur Dichtmasse <strong>auf</strong>getragen, das war wohl nicht g<strong>an</strong>z optimal. Nach der Kontrolle war zwar der Freil<strong>auf</strong> wieder in bester<br />

Funktion, dafür aber leider die Montage undicht. Es mußte also wieder eine originale Dichtung her, um die Öltropfen zu<br />

stoppen. Der Dragon Evo Hinterreifen verlor weiter rapid <strong>an</strong> Profil: nur noch 3,7mm bei einer L<strong>auf</strong>leistung von etwas über<br />

1.200km, das bedeutete einen Verschleiß von ziemlich genau einem Millimeter <strong>auf</strong> 1.000 Kilometer bei linearem Verl<strong>auf</strong><br />

und damit eine L<strong>auf</strong>leistung von maximal 3.500km. Guter Grip und bestes H<strong>an</strong>dling hat halt seinen Preis, nach der<br />

Grappa-Ausfahrt zu Christi Himmelfahrt mußte ein neuer Gummi her!<br />

1. Mai 2000: Wien XII - Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf - Laaben - Klammhöhe - Hainfeld - Ramsau -<br />

Kalte Kuchl - Rohrer Sattel - Pernitz - Hals - Pottenstein - Neuhaus - Schwarzensee - Baden - Guntramsdorf - Wien XII.<br />

(=190km @ 69km/h)<br />

Der erste Teil der "a.f.m.-y2kGT", der l<strong>an</strong>ge gepl<strong>an</strong>ten Sternfahrt der Internet-Truppe ins Mariazellerl<strong>an</strong>d, war ja noch<br />

sonnig und warm. Rund zw<strong>an</strong>zig Fahrer brachen von Wien aus in die Kalte Kuchl <strong>auf</strong>, dort kamen weitere Nieder- und<br />

Oberösterreicher dazu, die Steirer würden in Mariazell dazu stoßen, insgesamt waren es d<strong>an</strong>n wohl <strong>an</strong> die fünfzig Piloten.<br />

Doch über dem Ötschergebiet dräuten bereits dunkle Gewitterwolken, und ich zog <strong>an</strong>statt mit den <strong>an</strong>deren in die<br />

Regenschlacht wieder in den sonnigeren Osten. Nach einem kurzen Regenschauer am Rohrer Sattel besuchte ich noch Crisi<br />

bei ihren Eltern und erholte mich von rund 200 flotten Kilometern. Der Lichtmaschinendeckel war endlich wieder dicht, die<br />

900er lief nahezu perfekt.<br />

13. Mai 2000: Wien XII - Preßbaum - Rappoltenkirchen - Neulengbach - Murstetten - Untergrafendorf - St. Pölten -<br />

Prinzersdorf - Obergrafendorf - Pyhra - Laaben - Schusternazl - Vösendorf - Himberg - Bruck <strong>an</strong> der Leitha -<br />

Prellenkirchen - Bruck - Schwadorf - Wien XII. (=300km)<br />

Drei Verpflichtungen, die sich <strong>an</strong> einem sonnigen, wenn auch kühlen Frühlingstag mit einer Ausfahrt verbinden ließen, das<br />

machte Sinn und Spaß. Zuerst rollte ich gemütlich durch einsame Gemeindesträßchen nach Prinzersdorf, zu Andi Loidl und<br />

Karl Rappersberger, um ihnen für das baldige <strong>Jahre</strong>streffen der <strong>Ducati</strong>-Freunde unser Speed-Week-Material zur Verteilung zu<br />

bringen. D<strong>an</strong>n stattete ich dem Motorrad-Veter<strong>an</strong>enclub in Breitenfurt einen Besuch ab, mit derselben Absicht. Vielleicht<br />

ließen sich damit Zuseher oder Fahrer für unser Rennen motivieren.<br />

Zu guter Letzt besuchte ich Colette und Fred Artbauer in ihrem Wochenendhaus in Prellenkirchen, um in Fred´s Porsche<br />

einen Fahrrad-Computer zu installieren und auch korrekt zu eichen. Auf der Heimfahrt löste sich d<strong>an</strong>n das Kupplungsseil <strong>an</strong><br />

der alten P<strong>an</strong>tah beinahe <strong>auf</strong>, also st<strong>an</strong>d mir demnächst wohl eine Bastelstunde mit Nippel und Lötkolben ins Haus. Bis <strong>auf</strong><br />

diesen harmlosen Defekt lief die 600er tadellos, das war auch gut so. Schließlich wollte ich sie ja in vier Wochen zum World<br />

<strong>Ducati</strong> Weekend nach Mis<strong>an</strong>o mitnehmen, um dort ein bißchen in der Tosk<strong>an</strong>a herum zu fahren.<br />

24. Mai 2000: Wien XII - A2 - Baden - Pottenstein - Hals - Pernitz - Rohrer Sattel - Kalte Kuchl - Adamstal - Hainfeld -<br />

Klammhöhe - Laaben - Klausenleopoldsdorf - Schusternazl - Breitenfurt - Wien XII. (=180km @ 67km/h)<br />

Endlich eine gemeinsame Ausfahrt des Clubvorst<strong>an</strong>des, wenn auch nur einen Nachmittag l<strong>an</strong>g: Peter und Joh<strong>an</strong>nes hatten<br />

sich die Zeit genommen, mit mir zum Verzehr einer Jause in die Kalte Kuchl zu fahren, für Joh<strong>an</strong>nes war es die erste richtige<br />

Ausfahrt nach seinem Sturz. Entsprechend vorsichtig fuhr er auch, erst nachdem wir alle die Motorräder unterein<strong>an</strong>der<br />

getauscht hatte, fühlte er sich wohler und es machte ihm sichtlich wieder Spaß. Die 907i.e. schiebt mächtig <strong>an</strong>, aber das<br />

Fahrwerk ist relativ träge, die Monster hingegen läßt sich fast wie eine leichte Enduro durch die Ecken treiben und läuft trotz<br />

der im Vergleich geringeren Leistung g<strong>an</strong>z ordentlich.<br />

31. Mai 2000: Wien XII - A2 - Semmering - St. Marein <strong>an</strong> der Mur - Scheifling - Tamsweg. (=280km @ 92km/h)<br />

So l<strong>an</strong>ge hatten wir uns <strong>auf</strong> dieses Christi-Himmelfahrts-Wochenende gefreut, und d<strong>an</strong>n regnete es den g<strong>an</strong>zen Tag. Wir<br />

brachten die erste Nachmittagsetappe, die ja ohnehin nur über Autobahn und Schnellstraßen führte, halt im Regeng´w<strong>an</strong>dl<br />

hinter uns, der Wetterbericht versprach ja für die nächsten Tage wieder sommerliche Temperaturen. Karl Hons und Peter<br />

Bachmayer begleiteten mich <strong>auf</strong> dieser traditionellen Monte-Grappa-Ausfahrt <strong>auf</strong> ihren <strong>Ducati</strong>s, einer 750 F1 und einer 944<br />

ST2.<br />

1. Juni 2000: Tamsweg - Bundschuhtal - Nockalmstraße - Bad Kleinkirchheim - Döbriach - Paternion - Windische<br />

Höhe - Hermagor - Kötschach-Mauthen - Plöckenpaß - Paluzza - Comegli<strong>an</strong>s - Cima Sappada - Lozzo di Cadore -<br />

Longarone - Ponte nelle Alpi - Belluno - Busche - Pederobba - Borso del Grappa. (=370km @ 67 km/h)<br />

Die Prognose stimmte zu 100%: bei strahlend blauem Frühsommerhimmel brummten wir drei durch das<br />

wild-rom<strong>an</strong>tische Bundschuhtal zur Nockalmstraße. Auf über 2000m Seehöhe war es um diese frühe Tageszeit noch ziemlich<br />

kalt, als ich bei einer Fotopause ein un<strong>an</strong>genehmes Geräusch aus dem Bauch der 900er hörte: ein metallisch hartes,<br />

unregelmäßig <strong>auf</strong>tretendes Knacken störte ihr und auch mein Wohlbefinden. Während der nächsten Kaffeepause entfernte ich<br />

die Verkleidung und die Carbon-Deckel über der Kupplung und dem Zahnriemen<strong>an</strong>trieb, konnte aber keine offensichtlichen<br />

Schäden entdecken. Im normalen Fahrbetrieb war auch nichts zu bemerken, nur bei Lastwechsel in niedrigen Drehzahlen<br />

knackte es von Zeit zu Zeit.<br />

Abends im Hotel Loc<strong>an</strong>da Montegrappa trafen d<strong>an</strong>n noch Crisi mit dem Großteil des Gepäcks in unserem alten Ford<br />

Escort und etwas später Karl-Heinz Bernhard, unser Freund aus Oberschwaben, <strong>auf</strong> einer Yamaha SZR 660 Supersingle ein.<br />

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Am nächsten Morgen fuhr Peter Bachmayer alleine weiter in seinen Badeurlaub <strong>an</strong>s Meer. KHB stellte nach einer Probefahrt<br />

die Vermutung <strong>auf</strong>, daß es die Kupplung der knackende Poltergeist sein müßte und zerlegte sie, um genaueres heraus zu<br />

finden.<br />

Die Diagnose stimmte <strong>auf</strong>fallend: es waren sowohl die Belag- und Stahlscheiben ziemlich böse abgenutzt, als auch die<br />

Zahnkonturen der inneren Aluminium-Trommel tief eingeschlagen. Um g<strong>an</strong>z sicher zu gehen, daß sich kein Lager- oder<br />

Getriebeschaden <strong>an</strong>kündigte, ließen wir das Motoröl abl<strong>auf</strong>en und seihten es durch ein feines Netzgewebe: keine Splitter, kein<br />

ungewöhnlicher Metallabrieb, alles im Lot.<br />

Unser Freund Maurizio "Mr. Pompone" telefonierte d<strong>an</strong>n am Nachmittag ein bißchen herum und abends konnten wir beim<br />

<strong>Ducati</strong>- und Aprilia-Händler Agostini im 50km entfernten Noale nicht nur die Kupplung erwerben, sondern uns auch den<br />

notwendigen Spezial-Schlüssel zur Demontage und Montage über Nacht ausborgen. Nach dem Abendessen zogen sich KHB<br />

und ich d<strong>an</strong>n zur nächtlichen Reparatur zurück und bauten die 900er sorgfältig wieder zusammen. Tags dar<strong>auf</strong> brachten wir<br />

rasch das Werkzeug zu Agostini zurück und fuhren weiter über den Monte Grappa in die Sieben Gemeinden.<br />

3. Juni 2000: Borso - Noale - Bass<strong>an</strong>o - Cima Grappa - Seren - Primol<strong>an</strong>o - Enego - Foza - Conco - Bass<strong>an</strong>o - Borso.<br />

(=240km @ 62km/h)<br />

Für die 29km von Rom<strong>an</strong>o d´Ezzelino <strong>auf</strong> den Gipfelparkplatz brauchte ich diesmal 26 Minuten, nur zwei mehr als bei<br />

<strong>meine</strong>r "Spitzenzeit" von 24 Minuten, die ich allerdings in der Zeit vor <strong>meine</strong>m schweren Unfall 1995 zuwege gebracht hatte.<br />

Das Kurven-Wunderl<strong>an</strong>d der Sette Comuni war wieder das reinste Genußfahren, diese Gegend k<strong>an</strong>n ich jedem<br />

schräglagenfreudigen Motorradfahrer nur wärmstens empfehlen.<br />

Nachmittags gings d<strong>an</strong>n zuerst zum Barbiere, den Bart vom Hals schaben und die Haare kürzen, d<strong>an</strong>ach zum Shopping und<br />

Aperitiv-Trinken nach Bass<strong>an</strong>o del Grappa. Abends speisten wir d<strong>an</strong>n bei Maurizio ein ziemlich rustikales Grillhuhn und<br />

freundeten uns mit drei <strong>Ducati</strong>sti aus der Schweiz <strong>an</strong>, von denen sich d<strong>an</strong>n einer als der Obm<strong>an</strong>n des Schweizer <strong>Ducati</strong>-Clubs<br />

entpuppte. Natürlich ließ ich mir die Gelegenheit nicht entgehen, drei Piloten für unsere baldige Speed Week zu rekrutieren.<br />

4. Juni 2000: Borso - Bass<strong>an</strong>o - Primol<strong>an</strong>o - Fiera di Primiero - Passo Cereda - Forcella Aurine - Agordo - Passo<br />

Dur<strong>an</strong> - Forno di Zoldo - Passo Cibi<strong>an</strong>a - Lozzo di Cadore - Passo Mauria - Tolmezzo - Moggio Udinese - Sella di<br />

Cereschatis - Pontebba - Nassfeld - Hermagor - Arnoldstein - Ferlach - Schaidasattel - Eisenkappel - Eberndorf.<br />

(=440km @ 65 km/h)<br />

Damit auch die Heimreise eine Genußfahrt würde, hatten Karli und ich sie <strong>auf</strong> zwei Tage verteilt. Karl-Heinz begleitete<br />

uns noch ein Stück bis Fiera di Primiero, d<strong>an</strong>n bog er über den Passo Rolle nach Tirol ab. Wir zwei aber fuhren über<br />

Nebenstraßen durch die Dolomiten nach Kärnten und f<strong>an</strong>den gerade noch rechtzeitig vor einem drohenden Gewitter ein<br />

überdachtes Plätzchen für die <strong>Ducati</strong>s und ein Doppelzimmer für uns in einem Kärntner L<strong>an</strong>dgasthof.<br />

5. Juni 2000: Eberndorf - Bleiburg - Lavamünd - Soboth - Eibiswald - Deutschl<strong>an</strong>dsberg - Hebalpe - Packsattel -<br />

Köflach - Bärnbach - Geistthal - Friesach - Semriach - Rechberg - Passail - Br<strong>an</strong>dluckn - Birkfeld - Ratten -<br />

Feistritzsattel - Otterthal - Gloggnitz - A2 - Wien. (=380km @ 75km/h)<br />

Auch den zweiten Teil der Heimreise verbrachten wir überwiegend <strong>auf</strong> engen und engsten Kurvenstrassen, bis uns<br />

schließlich in der Hitze des Nachmittags in Gloggnitz die Kräfte verließen und wir <strong>auf</strong> der Südautobahn heimwärts rollten.<br />

Über 1.700 Kilometer hatten wir <strong>an</strong> diesem l<strong>an</strong>gen Wochenende abgespult, nur etwa 300 davon <strong>auf</strong> Schnellstraßen, den Rest<br />

<strong>auf</strong> tausenden Kurven in den Bergen. Von dieser Super-Ausfahrt würden wir noch l<strong>an</strong>ge zehren können.<br />

Die Pirelli Dragon Evo <strong>auf</strong> der 900er zeigten sich besonders griffig, aber auch sehr verschleißfreudig: nur etwa 3.500km<br />

für einen "normalen" Hinterreifen war nicht besonders viel. Der vordere hatte auch nur mehr eine Lebensdauer von weiteren<br />

3.000km, also insgesamt maximal 6.500km, das war bestenfalls unterer Durchschnitt in Sachen Haltbarkeit. Aber gut, Grip<br />

war mir allemal wichtiger als mehrjährige Verwendung, also blieb ich der Type treu.<br />

Dafür brauchte die 900er erfreulich wenig von dem knapp ATS 14.- teuren Super-Plus-Benzin: nur 5,5 Liter <strong>auf</strong> der <strong>ersten</strong><br />

Autobahn-Etappe mit 95km/h Schnitt, d<strong>an</strong>ach in den Bergen nur mehr knapp unter 5,0 Liter <strong>auf</strong> 100 Kilometer, das ist für ein<br />

90PS-Sportmotorrad wahrlich nicht viel und zeugt von hervorragender Motor-Abstimmung und hohem Drehmoment bei<br />

niedrigen Drehzahlen, denn mehr als 5.500U/min mußte der Twin <strong>auf</strong> der g<strong>an</strong>zen Tour nicht drehen.<br />

Zum zweiten World <strong>Ducati</strong> Weekend im Juni in Mis<strong>an</strong>o nahmen Peter und ich doch keine Motorräder mit, wir nutzten<br />

unsere Auftrittsmöglichkeit <strong>auf</strong> diesem riesigen <strong>Ducati</strong>-Jahrmarkt, um fleißig Werbung für unser eigenes Rennen zu machen.<br />

Wir verteilten 4.000 Flugzettel <strong>auf</strong> den Motorradparkplätzen, und obwohl wir die Flyer nur <strong>an</strong> <strong>Ducati</strong>s steckten, waren es<br />

zuwenig. Angeblich waren über 6.000 Ducs dort, über 10.000 Besucher, und es war ein Riesen-Fest. Ich traf dort N<strong>an</strong>do De<br />

Cecco und viele alte Freunde wieder konnte einige Prominenz überzeugen, zu unserem Event in die Steiermark zu kommen.<br />

Unsere <strong>Ducati</strong> Speed Week 2000 im Juli war d<strong>an</strong>n auch ein voller Erfolg: Marco Lucchinelli kam wirklich und siegte in<br />

der Supersportklasse, Gi<strong>an</strong>carlo Falappa kam ebenfalls und signierte alles, was ihm vor den Filzschreiber kam, Andi Meklau<br />

und Robert Ulm kamen auch und gratulierten den Siegern. <strong>Ducati</strong> Bologna s<strong>an</strong>dte zwei Ingenieure zur Beobachtung und ein<br />

<strong>Ducati</strong>-fahrender Redakteur der <strong>auf</strong>lagenstarken italienischen Zeitschrift Motociclismo schrieb vor lauter Begeisterung über<br />

seinen Podestplatz einen achtseitigen Artikel.<br />

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Der Rest des <strong>Jahre</strong>s verging d<strong>an</strong>n quasi ohne Motorräder, mein Wiedereintritt ins Berufsleben raubte mir im Sommer und<br />

Herbst fast jegliche Freizeit. Weil kein Personalchef einen 40-jährigen ex-krebskr<strong>an</strong>ken L<strong>an</strong>gzeitarbeitslosen im gehobenen<br />

M<strong>an</strong>agement beschäftigen wollte, wagte ich den Schritt in die Selbständigkeit. Arbeit für einen Werbek<strong>auf</strong>m<strong>an</strong>n gab´s ja<br />

genug, nur Job gab´s halt keinen. Mit <strong>meine</strong>n zwei, drei Kunden konnte ich <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs zwar nicht <strong>auf</strong> plötzlich ausbrechenden<br />

Reichtum hoffen, aber zum Überleben reichte es.<br />

Zu heftig wollte ich es auch nicht <strong>an</strong>gehen, <strong>meine</strong> Lebensqualität ist mir wichtiger als Erfolg und Geld geworden.<br />

Begreiflich, wenn m<strong>an</strong> schon zweimal kurz davor war, von dieser Bühne ohne Applaus abzutreten. So werde ich es auch in<br />

Zukunft halten: Arbeit ja, aber ohne Verzicht <strong>auf</strong> die Freuden des Lebens. "Carpe diem" sagten die Römer, nütze den Tag. Ich<br />

würde den weisen Rat noch erweitern: nütze jeden Tag, als sei es dein letzter.<br />

© M<strong>an</strong>fred J. K<strong>auf</strong>m<strong>an</strong>n fecit 1996 - 2001<br />

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