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Erinnerungen an meine ersten zwanzig Jahre auf Ducati ...

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Beschleunigung wirkte als bei der gewohnten Yams´n. Dafür konnte ich weiter umlegen, ohne daß die Fußrasten, wie üblich,<br />

kratzten. Die da kratzten überhaupt nicht, weil sie so hoch liegen, bestenfalls der Hauptständerdorn streifte in flotten Linken.<br />

Noch ein paar Kilometer freie L<strong>an</strong>dstraße, d<strong>an</strong>n ging´s über die Südautobahn wieder retour zum Detter, denn die Stunde<br />

war bald vorbei. Der Mensch ist wirklich aus sehr flexiblen Material: nach nur fünfzig Kilometern hatte ich mich <strong>an</strong><br />

Sitzposition und Bedienungselemente gewöhnt und empf<strong>an</strong>d alles g<strong>an</strong>z normal. Die Autobahn war fast verkehrsfrei, also gab<br />

ich der Duc die Sporen. Der Vierte drehte aus, der Fünfer wurde erst über 190 zähe, das genügte mir für´s erste. Nach dem<br />

Tausch kam mir <strong>meine</strong> RD ziemlich fremd vor, denn alle Hebel und Schalter ließen sich mühelos bedienen, und das Kreuz tat<br />

gar nicht weh, wenn m<strong>an</strong> über Straßenunebenheiten rumpelte.<br />

Im Stamm-Cafè herrschte maßloses Staunen ob <strong>meine</strong>r Verkündigung, ich hätte mir eine Duc gek<strong>auf</strong>t. Viel zu teuer,<br />

dauernd kaputt, niem<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n ein Service machen, das waren noch die zurückhaltendsten Äußerungen, die ich vernehmen<br />

mußte. Das schlimmste war aber, ich konnte kaum ein Argument entkräften, denn im Grunde wußte ich ja auch nicht, was <strong>auf</strong><br />

mich zukam. Dennoch verteidigte ich <strong>meine</strong> Neuerwerbung mit allen Mitteln der Redekunst. Lediglich beim K<strong>auf</strong>preis<br />

vermochte ich außer der vermutlich höheren Wertbeständigkeit nichts ins Treffen zu führen, denn eine ebenfalls neu<br />

erschienene Honda CB 900 Bol d´Or mit 95 PS kostete genausoviel wie <strong>meine</strong> P<strong>an</strong>tah. Heute weiß ich, daß ich auch in dieser<br />

Hinsicht recht behalten habe, denn für eine P<strong>an</strong>tah bekommt m<strong>an</strong> noch immer gutes Geld, während eine mehr als 20 <strong>Jahre</strong> alte<br />

"Boldi" bestenfalls noch den Kilopreis für gemischtes Alteisen erzielt.<br />

Die Wochen zogen ins L<strong>an</strong>d, die warme <strong>Jahre</strong>szeit hatte schon begonnen, die Duc war längst überfällig. Jede Woche<br />

dieselbe Frage, dieselbe Antwort. Der Mai verging, der halbe Juni auch. Endlich war sie da, die Heißersehnte. Die Yamaha,<br />

die ich schweren Herzens in Zahlung geben mußte, wurde rasch noch geputzt, d<strong>an</strong>n wechselte sie den Besitzer. <strong>Jahre</strong> später<br />

habe ich versucht, sie zurückzuk<strong>auf</strong>en, doch niem<strong>an</strong>d konnte sich erinnern, wer sie gek<strong>auf</strong>t hatte, und so verlor ich ihre Spur.<br />

Im Moment aber war das wichtigste die neue <strong>Ducati</strong> 500 SL P<strong>an</strong>tah, die ich nach Erledigung aller Zahlungs- und<br />

Anmeldeformalitäten endlich nach Hause ch<strong>auf</strong>fieren durfte. Dieses für mich sehr bedeutsame Datum war der 27. Juni 1980.<br />

Schon damals faßte ich den Beschluß, jede Ausfahrt genauestens zu dokumentieren, schon als Beweis für alle Zweifler. Im<br />

L<strong>auf</strong> der <strong>Jahre</strong> sind daraus drei h<strong>an</strong>dgeschriebene Bücher voller Tourenbeschreibungen und persönlicher Notizen geworden.<br />

Ich wollte damit zeigen, daß <strong>Ducati</strong>s zuverlässig, tourentauglich und l<strong>an</strong>glebig sind und nicht die "spinnerten Itaker-Radln",<br />

die mehr in der Werkstatt stünden als fahrbereit wären.<br />

Wobei der Begriff "tourentauglich" für mich eine <strong>an</strong>dere Bedeutung hatte als für <strong>meine</strong> vielen Guzzi-Freunde. Während<br />

diese ihre Motorräder mit großen schwarzen Koffern, Topcases und breiten Lenkern ausrüsteten, d<strong>an</strong>n auch noch Zelte und<br />

Schlafsäcke <strong>auf</strong>türmten, um so "<strong>auf</strong> Tour zu fahren", reiste ich maximal mit T<strong>an</strong>krucksack und Gepäckrolle.<br />

Für mich zählt beim Motorradw<strong>an</strong>dern ausschließlich Qualität, nicht Qu<strong>an</strong>tität. Ein Wochenende mit 1.500 Kilometern<br />

Fahrspaß in den Dolomiten, in Veneto oder Friaul ist mir lieber als viele tausende Kilometer <strong>auf</strong> staubigen Autobahnen in<br />

K<strong>auf</strong> zu nehmen, nur um irgendw<strong>an</strong>n stolz erzählen zu können: " Ich war am Nordkap" oder "Ich habe Nordafrika<br />

durchquert".<br />

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