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Erinnerungen an meine ersten zwanzig Jahre auf Ducati ...

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Auf dem Tachometer näherte sich das Zählwerk unbarmherzig den 50.000. Diesmal mußte das Ventilspiel eingestellt<br />

werden, ein halber Tag in <strong>meine</strong>r Werkstatt war dafür nötig und bescherte mir den üblichen schmerzenden Rücken. Die<br />

nächste Ausfahrt würde über mehr als tausend Kilometer gehen, also mußte alles passen.<br />

12. Mai 1989: Wien - Edlitz - Wechsel - Hartberg - Gleisdorf - Graz - Lieboch - Eibiswald - Soboth - Lavamünd -<br />

Bleiburg. (=290km)<br />

Unser Ziel hieß diesmal Monte Grappa. Schon im Vorjahr waren wir mit dem Auto bei einem der berühmten Treffen des<br />

"Mister Pompone" Maurizio Bavaresco. Dieser liebenswerte <strong>Ducati</strong>-Verrückte n<strong>an</strong>nte ein Gasthaus am Fuße des gen<strong>an</strong>nten<br />

Berges sein eigen und lud zweimal im Jahr hunderte <strong>Ducati</strong>-F<strong>an</strong>s aus g<strong>an</strong>z Europa dorthin zu einem Fest ein. Leider konnten<br />

Crisi, Peter Bernhard und ich erst mittags losfahren, also unterbrachen wir die Anfahrt in Kärnten.<br />

13. Mai 1989: Bleiburg - Völkermarkt - Klagenfurt - Villach - K<strong>an</strong>altal - Gemona - Pordenone - Conegli<strong>an</strong>o -<br />

Cresp<strong>an</strong>o del Grappa - Valle S<strong>an</strong> Liberale - Castelcucco. (=360km)<br />

Unser Freund N<strong>an</strong>do war mittlerweile in ein größeres Geschäft nach Conegli<strong>an</strong>o übersiedelt, was lag also näher, als ihn<br />

dort zu besuchen. Der Vorderreifen <strong>an</strong> der P<strong>an</strong>tah war sowieso am Ende, also nutzte ich die Gelegenheit, gleich einen neuen<br />

zu montieren. Abends schnappte sich N<strong>an</strong>do d<strong>an</strong>n eine gebrauchte Hailwood-Replica, die in seinem Laden zwecks Verk<strong>auf</strong><br />

herumst<strong>an</strong>d, und begleitete uns nach Cresp<strong>an</strong>o del Grappa.<br />

Das Tempo, mit dem er im Abendverkehr <strong>auf</strong> der Mittellinie zwischen den Autokolonnen durch die Ortschaften brauste,<br />

war atemberaubend. Wir mußten uns notgedrungen <strong>an</strong>hängen, um uns nicht in dem Straßengewirr zu verfahren. Leider war<br />

das Hotel "Alla Posta", das wir schon im Jahr zuvor entdeckt hatten, schon voller <strong>Ducati</strong>-Fahrer. Maurizio brachte uns d<strong>an</strong>n<br />

ein paar Kilometer entfernt in einem Albergo in Castelcucco unter.<br />

Das abendliche Fest war wegen des großen Andr<strong>an</strong>ges in einem Zelt vor dem Gasthaus. Wir sahen dort viele bek<strong>an</strong>nte<br />

Gesichter aus Wien, St. Pölten, Krems, Bayern usw. Höhepunkt des Abends war immer das Anschneiden der Torten, diesmal<br />

waren es neunzehn, jede stellte einen Buchstaben dar. "<strong>Ducati</strong> Pompone Italia" bildeten die Lettern, so hieß der Club, den<br />

Maurizio leitete. Die Torten waren im Grunde überdimensionale Creme-Schnitten und so kräftig mit Grappa versetzt, daß uns<br />

nach dem zweiten Stück fast schwindlig wurde.<br />

14. Mai 1989: Castelcucco - Valle S<strong>an</strong> Liberale - Pederobba - Feltre - Belluno - Pieve di Cadore - Passo Mauria -<br />

Tolmezzo - Plöckenpaß - Kötschach-Mauthen. ( =250km)<br />

Nach einem gemeinsamen Frühstück aller verabschiedeten wir uns erst zu Mittag vom Monte Grappa. In einem Tunnel<br />

zwischen Pederobba und Feltre vernahm ich plötzlich Geräusche aus dem Getriebe, die genauso kl<strong>an</strong>gen, wie die ein Jahr<br />

zuvor, als Helmuth´s P<strong>an</strong>tah streikte. Der vierte G<strong>an</strong>g hatte einige Zähne verloren. Unter Auslassung dieser Getriebestufe<br />

fuhren wir zwar noch bis Kärnten weiter, aber vor <strong>meine</strong>m geistigen Auge sah ich immer, wie zerriebene Zahnradreste sich<br />

ihren Weg bis zu allen Lagerstellen bahnten und einen kapitalen Motorschaden <strong>an</strong>richten wollten.<br />

In Kötschach-Mauthen speisten wir vorzüglich zu Abend und telefonierten d<strong>an</strong>n mit dem Retter in der Not, Leo Potesil. Er<br />

sollte Peter Bernhard´s Ford-Tr<strong>an</strong>sit-Lieferwagen nehmen und uns am nächsten Tag abholen. Wir erwarteten ihn erst zu<br />

Mittag, doch schon um sechs Uhr früh klopfte er <strong>an</strong> unsere Tür und weckte uns <strong>auf</strong>. Das Fernsehprogramm sei ohnehin<br />

schlecht gewesen, und so hätten er und Lisi Meixner gleich nach unserem Anruf den Lieferwagen geholt und seien gemütlich<br />

nach Kärnten gefahren.<br />

Nun hatten wir aber nicht alle Platz in dem Auto. Vorne konnten drei sitzen, einer mußte hinten <strong>auf</strong> der Ladefläche neben<br />

der P<strong>an</strong>tah hocken. Am Anf<strong>an</strong>g unserer Heimfahrt, sol<strong>an</strong>ge das Wetter trocken war, fuhr Peter hinter uns her, und wir<br />

wechselten ab und zu die Plätze im Tr<strong>an</strong>sit. In Graz aber beg<strong>an</strong>n es zu regnen, und Peter hatte keine Regenbekleidung. Ich<br />

schlüpfte also in <strong>meine</strong> wasserdichten Sachen und ch<strong>auf</strong>fierte seine BMW nach Wien, während er seinen Lieferwagen<br />

heimfuhr.<br />

Den P<strong>an</strong>tah-Motor baute ich zuhause aus und brachte ihn zu Herm<strong>an</strong>n Beyreuther nach Oberhaching. Der Schaden hatte<br />

mich nicht weiter überrascht, denn es war seit l<strong>an</strong>gem allgemein bek<strong>an</strong>nt, daß die <strong>ersten</strong> P<strong>an</strong>tah´s ein zu schwach gebautes<br />

Getriebe hatten. Verwunderlich war also nur, daß es überhaupt so l<strong>an</strong>ge gehalten hatte. Das verbesserte Getriebe der 750er<br />

sollte ab nun in dem Motor Dienst verrichten.<br />

Rein zufällig lagen in Herm<strong>an</strong>n´s Werkstätte aber fast neue Zylinder und Kolben von einer 650er herum, der Eigentümer<br />

hatte <strong>auf</strong> 750 ccm <strong>auf</strong>gerüstet. Der Preis dafür war nicht der Rede wert, also wuchs die P<strong>an</strong>tah im reifen Alter von nunmehr<br />

über 50.000 Kilometern hubraummäßig um gute 100 Kubik. Heinz Tschinkel, der damals für Herm<strong>an</strong>n schraubte, nahm sich<br />

der Zylinderköpfe <strong>an</strong> und glättete alle Unebenheiten in den K<strong>an</strong>älen. Alle Lager wurden selbstverständlich erneuert und die<br />

Zündung neu justiert. Wenige Wochen nach dem Malheur war alles wieder paletti.<br />

7. Juli 1989: Wien - Leobersdorf - Berndorf - Hals - Pernitz - Gutenstein - Klostertaler Gscheid - Kalte Kuchl -<br />

Hainfeld - Klammhöhe - Laaben - Klausenleopoldsdorf - G´schriebene Buche - Schusternazl - Wien. (=200km)<br />

Und wie paletti das war, trotz Einfahrdrehzahlen unter 6.000 U/min fühlte sich der Motor merklich stärker <strong>an</strong>. Natürlich,<br />

allein <strong>auf</strong>grund des größeren Hubraumes sollten schon zehn Pferde mehr <strong>an</strong> der Kette zerren.<br />

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