Erinnerungen an meine ersten zwanzig Jahre auf Ducati ...

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Die Pantah bekam vorsichtshalber noch rasch die fälligen Zahnriemenräder und neue Spannrollenlager, das Ventilspiel kontrollierte ich ebenfalls. Eine neue Batterie und ein Ölwechsel komplettierten das Service. Mitte August sollte es losgehen, Crisi und Christl fuhren mit unserem voll beladenen Ford Fiesta, die Familie Frey wollte erst in der Toskana zu uns stoßen, und Andrea und Fabian kamen ein paar Tage später mittels Flugzeug nach. 17. August 1990: Wien - St. Pölten - Annaberg - Josefsberg - Seebergsattel - Bruck/Mur - Voitsberg - Packsattel - Wolfsberg - Südautobahn - Villach - Tarvis - Kanaltal - Gemona - Pordenone - Conegliano. (=650km) Wir trafen uns mit unseren Ehefrauen in Conegliano, wo wir schon im Mai ein schönes Motel vis-a-vis von Nando´s Geschäft entdeckt hatten. Zu unserem Erstaunen hatte sich De Cecco von seinem Geschäftspartner getrennt und war hier nicht mehr anzutreffen. Die Duc machte mir ebenfalls einige Sorgen, ein leichtes Klopfgeräusch bei mittlerer Drehzahl beunruhigte mich ein wenig. 18. August 1990: Conegliano - Mestre - Bologna - Firenze - Certosa - Grassina in Chianti - Strada - Greve in Chianti - Castellina in Chianti - Poggibonsi - Colle di Val dÉlsa. (=380km) Der Vormittag war leider regnerisch, also bewegten wir uns im Konvoi auf der Autobahn nach Süden. Im Apennin, auf der Autostrada zwischen Bologna und Firenze, zeigte ein Überkopf-Display eine Temperatur von nur 14 Grad an, und es regnete leicht. Dann fuhren wir durch einen Tunnel, und auf der anderen Seite empfing uns strahlender Sonnenschein und die nächste Anzeige war 28 Grad. Im Nu dampften wir so unter den Regenkombis, daß wir schleunigst den nächsten Parkplatz ansteuerten und uns das Plastik vom Leib zerrten. Ab da war es zwei Wochen lang nur wolkenlos bei rund 30° Celsius! In Florenz verließen wir endlich die ungeliebte Autobahn und genossen die herrliche Landschaft der Toskana. Speziell die "Strada del Chianti Classico" war ein Erlebnis, inmitten von Wäldchen und Weingärten schwangen wir von Kurve zu Kurve, imposante Weingüter und idyllische Dörfer säumten die Straße. Plangemäß trafen wir uns mit meinem Studienkollegen Willi Frey und seiner Familie in Colle di Val dÉlsa, wo wir in einem alten Palazzo abstiegen, der heute als Hotel fungiert. 19. August 1990: Colle di Val dÉlsa - Volterra - Pomerance - Castelnuovo di Val di Cécina - Monterotondo - Suvereto - Venturina - Piombino - Portoferraio - Lacona. (=130km) Nun fuhren wir durch einen eher rauhen Landstrich, hier war der Boden ausgetrocknet und die Erde gelb und sandig. Dazu brannte uns unbarmherzig die Sonne auf die Helme, wir waren froh, als wir uns in Piombino am Hafen endlich aus der Schutzkleidung schälen konnten. Die Wartezeit auf die Fähre dörrte uns die Kehlen zusätzlich aus, ein eisgekühltes Getränk nach dem anderen mußten wir uns einflößen, um nicht zu verdursten. Die Überfahrt war ruhig, die Lage unserer Wohnung war uns schon bekannt, denn sie befand sich im selben Areal wie das Appartement zwei Jahre vorher. Rasch hatten wir uns häuslich eingerichtet, die Wohnung wies mit über 100 m² genug Zimmer für alle auf. Dazu hatten wir noch eine 50 m² große Terrasse mit Sonnendach und Blick aufs nahe Meer. Das einzige, was meine Stimmung ein bißchen trübte, war das unübliche Motorgeräusch der Pantah. Mittlerweile war ich mir schon sicher, daß irgendein Lager das Zeitliche gesegnet hatte, aber welches, und, war es opportun, damit noch weiter zu fahren ? 22. August 1990: Lacona - Monte Tambone - Pila - San Ilario - Monte Perone - Poggio - Marciana - Zanca - Chiessi - Pomonte - Fetovaia - Marina di Campo - Lacona. (=70km) Aus diesem Grund machte ich auch nur eine einzige kurze Insel-Rundfahrt, einmal um den höchsten Berg der kleinen Insel, den 1.019 m hohen Monte Capanne. Ansonsten lagen wir zumeist unter dem Sonnensegel, das wir uns am Strand aufgebaut hatten, oder vergnügten uns im Meer. Ich hatte mir für diesen Urlaub eine wasserdichte Kamera gekauft, damit und mit Brille und Schnorchel grundelten Willi, Norbert und ich in der Bucht von Lacona umher und machten Unterwasserfotos. Die zwei Wochen vergingen wie im Flug, speziell als dann noch Andrea mit meinem quecksilbrigen Neffen Fabian nachgekommen war. Das Motorenproblem mußte ich dennoch lösen, also telefonierte ich mit Ferdinando De Cecco. Er machte mir das Angebot, die Pantah zu untersuchen und nötigenfalls sofort zu reparieren, er habe alles notwendige dazu in seiner kleinen Privatwerkstatt in Pocenìa. 31. August 1990: Lacona - Portoferraio - Piombino - Livorno - Pisa - Lucca - Firenze - Bologna - Mestre - Latisana - Pocenìa. (=510km) Am letzten Tag nahm ich dann die erste Fähre um fünf Uhr früh und prügelte die immer lauter werdende Duc über die Autobahn nach Pocenìa. In weniger als fünf Stunden langte ich bei Nando ein, der machte schon beim ersten Anhören ein sorgenvolles Gesicht. Während ich mit Crisi telefonierte, die noch in Lacona beim Einpacken war, hatte er schon den Motor ausgebaut und zerlegt. Eine ausgelaufene Pleuellagerschale war die Ursache, diesen Schaden konnte er nicht ad hoc reparieren, denn dazu müßte der Hubzapfen ebenfalls inspiziert werden. Ich rief nochmals in Lacona an und erklärte die Situation. Crisi sollte mich dann am nächsten Tag in Pocenìa abholen und ich würde mit dem Auto heimfahren. Gesagt, getan. Nando brachte die Kurbelwelle und die Pleuel später zu Giorgio Nepoti nach Bologna. Dort wurde der Hubzapfen, der oval abgenützt war, wieder in Form gebracht und neue Pleuellagerschalen angepaßt. Eine neue Schwingenachse mit zwei Hundertstel Übermaß beseitigte auch das minimale Spiel in der Schwingenlagerung, das im Laufe der Jahre entstanden war. Seite 37
23. September 1990: Pocenìa - Sammardenchìa - Udine - Gemona - Tarvis - Villach - Klagenfurt - Graz - Wechsel - Wien. (=550km) Zwei Wochen später holte ich die reparierte Duc wieder ab. Bei der Gelegenheit zeigten uns Ferdinando und Nidia gleich ihr zukünftiges Zuhause, einen großen Bauernhof nahe Udine, in dem er bald Wohnhaus und Werkstätte einrichten wollte. Die Autobahnfahrt nach Wien, noch dazu im Schnürlregen, war fade. Wenigstens waren damit gleich die nötigen Kilometer Einfahrstrecke für die neuen Lager absolviert. 29. September 1990: Wien - Wr. Neustadt - Erlach - Bromberg - Thernberg - Schlag - Lichtenegg - Kirchschlag in der Buckligen Welt - Zöbern - Aspang Markt - St. Corona - Otterthal - Feistritzsattel - Rettenegg - Pfaffensattel - Steinhaus am Semmering - Mürzzuschlag - Kapellen - Preiner Gscheid - Hirschwang - Höllental - Klostertaler Gscheid - Gutenstein - Pernitz - Hals - Pottenstein - Baden - Wien. (=320km) Die Duc lief wieder optimal, lediglich der Hinterreifen sah nach 1.000 km Autobahnfahrt reichlich eckig aus. Die Kanten störten beim flüssigen Kurvenfahren enorm. Die Bucklige Welt erinnerte mich mit ihren grünen, sanften Hügeln frappant an die Toskana, speziell an das Chianti-Tal. Leider war es in der Steiermark lange nicht mehr so warm wie sechs Wochen zuvor in Italien. 6. Oktober 1990: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Kleinstaasdorf - Riederberg - Sieghartskirchen - Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf - Alland - Helenental - Gaaden - Schusternazl - G´schriebene Buche - Klausenleopoldsdorf - Alland - Wien. (=150km) Der Zahn der Zeit nagte erbarmungslos an der alten Pantah, im Verlaufe dieser schönen Herbstausfahrt durch den Wienerwald schlich sich ein heimtückischer Fehler in der Elektrik ein. Mehrmals fiel der Strom total aus, einmal genau am Scheitel einer Rechts-bergauf-Serpentine. Dabei hätte es mich beinahe hingeschmissen. Trotz intensiver Suche konnte ich den Fehler nicht gleich lokalisieren. 22. Oktober 1990: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Tulbinger Kogl - Mauerbach - Riederberg - Sieghartskirchen - Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf - Kaltenleutgeben - Wien. (=110km) Während dieser letzten Runde der Saison 1990 trat der lästige Defekt weitere dreimal auf, eine weitere Inspektion ergab dann, daß nur das Zündschloß der Übeltäter sein konnte. Die Pantah wurde in diesem Herbst sorgfältig dauerkonserviert und stillgelegt, denn ich wollte mir im Frühjahr eine neue Duc kaufen und die alte erst später, dann aber vollständig, restaurieren. Seite 38
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