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Erinnerungen an meine ersten zwanzig Jahre auf Ducati ...

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Im August, der 1998 extrem heiß war, verbrachte ich zwei erholsame Urlaube: zunächst eine Woche in einem absolut<br />

ruhigen, fast schon l<strong>an</strong>gweiligen Thermenhotel im "Bl<strong>auf</strong>ränkisch-L<strong>an</strong>d" <strong>an</strong> der burgenländisch-ungarischen Grenze,<br />

ausgefüllt mit Faulenzen, Radfahren und natürlich mit wiederholter Rotweinverkostung.<br />

D<strong>an</strong>ach verlebte ich eine Woche mit Freunden im zweit-heimatlichen Borso del Grappa, mit Ausflügen und Spaziergängen<br />

in den wunderbaren Städtchen im Veneto. Eine Höhenw<strong>an</strong>derung <strong>auf</strong> dem Monte Grappa zeigte mir erschreckend die Grenzen<br />

<strong>meine</strong>r Lungenkapazität: ein Anstieg von nur 500 Höhenmetern ließ mich keuchen wie einen Asthmatiker.<br />

Im September förderte die nächste große Nachuntersuchung <strong>meine</strong>s halbwegs wieder hergestellten Kadavers leider<br />

betrübliche Neuigkeiten zutage: der "Restbulk", also das (hoffentlich!) inaktive Knödel in <strong>meine</strong>m Brustkorb, war wider<br />

Erwarten nicht geschrumpft. In der Größe eines Bierglases (bis zu 6 cm Durchmesser, 11 cm hoch) war es immer noch<br />

präsent und drückte leicht <strong>auf</strong> <strong>meine</strong> Luftröhre.<br />

Diese Erkenntnis legte sich heftig <strong>auf</strong> mein Gemüt: ich hatte eigentlich erwartet, m<strong>an</strong> würde mich als geheilt<br />

beglückwünschen, stattdessen boten mir die Ärzte nur zwei Alternativen: entweder regelmäßige Beobachtung, das heißt, alle<br />

drei Monate einen Tag voller Untersuchungen im Kr<strong>an</strong>kenhaus, oder eine <strong>auf</strong>wendige Operation, die mich für mindestens vier<br />

Wochen <strong>an</strong>s Bett fesseln und ein weiteres halbes Jahr <strong>an</strong> Rekonvaleszenz nach sich ziehen würde. In beiden Fällen wäre aber<br />

trotz alledem keine Gar<strong>an</strong>tie gegeben, daß die Kr<strong>an</strong>kheit nicht doch irgendw<strong>an</strong>n wieder käme.<br />

So tapfer ich mich im vorigen Jahr dem Kampf gegen den Krebs gestellt hatte, so mutlos war ich nun. Ohne ein faßbares<br />

Ziel vor Augen fehlte mir plötzlich jeglicher Antrieb, irgendetwas für <strong>meine</strong> Rehabilitation zu tun. Ich sollte körperliche<br />

Ertüchtigung betreiben, stattdessen saß ich lustlos zuhause vor der Glotze. Ich sollte für mein berufliches Fortkommen in der<br />

Zukunft pl<strong>an</strong>en, doch m<strong>an</strong>gels echter Perspektiven grübelte ich nur über mein Schicksal nach.<br />

Für <strong>meine</strong> Umgebung machte ich dummerweise einen oberflächlich recht gesunden Eindruck. Wenn ich <strong>auf</strong> die Frage nach<br />

<strong>meine</strong>m Befinden <strong>an</strong>twortete, es ginge mir nicht besonders gut, d<strong>an</strong>n erntete ich nur höchst erstaunte Blicke und die verdutzte<br />

Replik: "...aber Du schaust doch super aus...!". Logisch, verglichen mit dem bleichen, haarlosen, vom Cortison <strong>auf</strong>gedunsenen<br />

M<strong>an</strong>fred des Vorjahres machte ich nun äußerlich einen relativ intakten Eindruck.<br />

Dies und das übliche Maß <strong>an</strong> Abwehr gegenüber den psychischen Problemen <strong>an</strong>derer verleitete wahrscheinlich viele <strong>meine</strong>r<br />

Freunde zu dem Trugschluß, ich würde es in Wirklichkeit nicht so kraß <strong>meine</strong>n, oder ich sei ein Hypochonder. Lediglich mein<br />

alter Schulfreund und jetziger Hausarzt Gerhard Hubm<strong>an</strong>n erfaßte den tatsächlichen Umf<strong>an</strong>g <strong>meine</strong>r tiefen Verunsicherung<br />

und bemühte sich ehrlich, mir bei der Bewältigung zu helfen.<br />

Anf<strong>an</strong>g Dezember brachten wir die 907i.e. von Joh<strong>an</strong>nes Wolf nach Volkertshaus zu einer "schwäbischen Kur": Lufto<br />

Mahle und Karl-Heinz Bernhard sollten ihr zu rundem L<strong>auf</strong> und l<strong>an</strong>gem Leben verhelfen. Im nächsten Frühjahr wollten wir<br />

sie wieder holen. Auch Peter L<strong>an</strong>drichter´s Wunsch nach einer eigenen <strong>Ducati</strong> sollte bald Wirklichkeit werden: nach<br />

l<strong>an</strong>gwierigen Verh<strong>an</strong>dlungen erklärte sich <strong>Ducati</strong> Motor in Bologna bereit, für die "besonderen Verdienste" des <strong>Ducati</strong> Clubs<br />

eine Monster 600 Dark heraus zu rücken, die Peter für sich behalten und Crisi, Joh<strong>an</strong>nes und mir unsere Anteile auszahlen<br />

wollte. Auch diese Duc sollte im Frühjahr 1999 eintreffen.<br />

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