Autobahnfahren ist öd, aber m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n dr<strong>auf</strong> mächtig Meter machen. Schon nach drei Stunden waren wir am Walserberg, und bald dar<strong>auf</strong> in den Bergen Tirols. In der Axamer Lizum f<strong>an</strong>d Bruno eine nette Frühstückspension, der abendliche Spazierg<strong>an</strong>g entl<strong>an</strong>g des Sendersbaches war ausgesprochen erfrischend. 27. August 1982: Grinzens - Zirl - Seefelder Sattel - Telfs - Holzleitensattel - Fernpaß - Bichlbach - Elmen - Hahntennjoch - Imst - Arlberg - Flexenpaß - Hocht<strong>an</strong>nberg - Furkajoch - R<strong>an</strong>kweil. (=320km) Nebel belästigte uns <strong>an</strong> diesem Tag, zeitweilig war er so dicht, daß m<strong>an</strong> kaum die Kühe sehen konnte, die sich am Furkajoch <strong>auf</strong> der Straße tummelten. Der Flexenpaß war durchgehend Baustelle, in den Lawinengalerien beinahe eine Moto-Cross-Piste. Die Autofahrer waren auch nicht sehr beschwingt unterwegs, mehr im Stop-<strong>an</strong>d-Go-Betrieb, der wiederum die Kupplungen unserer Motorräder arg malträtierte. Dafür entdeckte Bruno in R<strong>an</strong>kweil Privatzimmer bei g<strong>an</strong>z netten Leuten, die für unsere Motorräder sogar ihre Autos aus der Garage verb<strong>an</strong>nten. Im Gespräch wollten sie uns gar nicht glauben, daß wir aus Wien stammten, weil wir so überhaupt nicht wie der "Mundl" aus der damals aktuellen Fernsehserie "Ein echter Wiener..." sprachen. 28. August 1982: R<strong>an</strong>kweil - Bregenz - Bludenz - Silvretta-Alpenstraße - Bielerhöhe - L<strong>an</strong>deck - Imst - Kühtai - Kematen - Jenbach - Zell am Ziller. (=400km) Regen, Regen, Regen... zum Verzweifeln. Über 2.000 Meter Seehöhe auch noch saukalt, so ein Mist. In Zell am Ziller nahmen wir in einem Gasthof den g<strong>an</strong>zen Heizraum in Beschlag, um unsere nassen Sachen wieder halbwegs trocken zu bekommen. Und die Wettervorhersage verhieß weiterhin nichts Gutes. 29. August 1982: Zell am Ziller - Gerlospaß - Mittersill - Paß Thurn - Zell am See - Bischofshofen - Adnet - Krispl - Ebenau - Fuschl - Unterach am Attersee - Steinbach - Gmunden - Westautobahn - Wien. (=530km) Bis Bischofshofen pischte Petrus, als hätte er zuviel Bier getrunken, d<strong>an</strong>n trocknete die Straße rasch genug <strong>auf</strong>, um die alte Bergrennstrecke von Adnet nach Krispl richtig genießen zu können. Leider ging damit auch die Tour bald zu Ende, <strong>auf</strong> der Westautobahn schien d<strong>an</strong>n sogar noch die Sonne. Der Elektrostarter der P<strong>an</strong>tah mochte das Regenwetter auch nicht, mit scharrenden Geräuschen weigerte er sich, weiter seiner Aufgabe nachzukommen. Die Duc wurde damit quasi zur Rennmaschine, nach jedem Halt mußte ich sie <strong>an</strong>rennen. Eine Elektromotorenwerkstätte überholte den maroden Bosch-Starter mit einfachen Mitteln, das war viel billiger, als einen neuen zu k<strong>auf</strong>en. 5. September 1982: Wien - Mautern - Weißenkirchen - Seiberer - Elsenreith - Spitz/Donau - Jauerling - Melktal - Melk - M<strong>an</strong>k - Luft - Kirchberg/Pielach - Traisen - Hainfeld - Klammhöhe - Wien. (=310km) Eine "Clubausfahrt" ins Donautal mit dem Twin-Club-Vienna, unserer damaligen Interessensgemeinschaft. Viele Freunde fuhren da mit: Rol<strong>an</strong>d Varecka, Rainer Zellhofer, Peter Schett, Michi Schreiter, Michi Killmeyer und <strong>an</strong>dere. 3. Oktober 1982: Wien - Schusternazl - Traisen - Annaberg - Josefsberg - Zellerain - Seebergsattel - Pretalsattel - Niederalpl - Lahnsattel - Ochsattel - Rohrer Sattel - Gutenstein - Auf dem Hart - Hernstein - Wien. (=400km) Mit <strong>meine</strong>m alten Schulfreund Rol<strong>an</strong>d fuhr ich immer gerne gemeinsam, denn wir bevorzugten stets dieselben Straßen und dasselbe Tempo, sprich sportliche Fahrweise ohne übertriebenes Risiko. Diese Herbstausfahrt führte uns über einige der schönsten Strecken in den Voralpen. Weil es schon recht kühl war, hielt sich der sonstige Ausflugsverkehr in Grenzen. Für einige Kilometer tauschten wir unsere Motorräder, doch ich konnte mich mit der breiten und relativ schweren Kawasaki Z750 nicht recht <strong>an</strong>freunden, und Rol<strong>an</strong>d hatte Mühe, seine 196 cm Körpergröße <strong>auf</strong> der zierlichen P<strong>an</strong>tah unterzubringen. 7. Oktober 1982: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Tulln - Tulbinger Kogl - Mauerbach - Tullnerbach - Riederberg - Troppberg - Irenental - Wienerwaldsee - Kleiner Semmering - Hochrotherd - Schusternazl - Kaltenleutgeben - Wien. (=120km) Beim Lesen <strong>meine</strong>r alten Aufzeichungen über die Fahrten mit der <strong>Ducati</strong> P<strong>an</strong>tah und beim Schreiben dieses Buches fragte ich mich oft, woher ich damals die Zeit nahm, soviel Zeit <strong>auf</strong> und mit dem Motorrad zu verbringen. 1980 fuhr ich von Ende Juni bis Ende September fast 7.000 km, 1981 beinahe 10.000 km, 1982 sollten es <strong>an</strong> die 9.000 km werden. Heutzutage bin ich schon froh, wenn ich in einer Saison einen Hinterreifen abfahren k<strong>an</strong>n, mehr als 5.000 km werden es kaum noch. 17. Oktober 1982: Wien - Dopplerhütte - Passauerhof - Dopplerhütte - Königstetten - Tulbinger Kogl - Passauerhof - Dopplerhütte - Königstetten - Wien. (=100km) Diese seltsame Streckenführung war einer unserer Twin-Club-Späße: in spielerischem Wettstreit fuhren wir eine 20-Kilometer-Runde durch den Wienerwald, möglichst genau mit einem Schnitt von 50 km/h. Dies kombinierten wir mit einer Sonderprüfung, die darin best<strong>an</strong>d, von der Dopplerhütte die vielen Kurven der früheren Bergrennstrecke bergab nach Königstetten ohne Motorkraft zu rollen. Der Gesamtsieger nach Addition der beiden Wertungen war ich selbst, zu <strong>meine</strong>r größten Überraschung, denn ich war weder der mit dem genauen Schnitt von 50 noch der Schnellste beim Bergabrollen. 23. Oktober 1982: Wien - Exelberg - Tulln - Eggenburg - Röschitz - Pulkau - Retz - Hardegg - Drosendorf - Horn - Rosenburg - Maria Dreieichen - Eggenburg - Tulln - Tulbinger Kogl - Mauerbach - Wien. (=320km) Das Waldviertel übt im Herbst immer einen besonderen Reiz <strong>auf</strong> mich aus. Die unterschiedlichen Baumsorten im Mischwald spielten mit allen Farben des Malkastens. Bei der Rast <strong>auf</strong> einer Lichtung im T<strong>an</strong>nenwald zeigten die milden Seite 15
Strahlen einer schon tiefstehenden Sonnen wie l<strong>an</strong>ge Finger durch den schattigen Dunst <strong>auf</strong> uns und tupften kleine Lichtreflexe <strong>auf</strong> die glänzenden Stellen am Motorrad. 7. November 1982: Wien - Preßbaum - Hochstraß - Klausenleopoldsdorf - G´schriebene Buche - Schusternazl - Hochrotherd - Kleiner Semmering - Laab im Wald - Breitenfurt - Wien. (=80km) Nur mehr drei Grad Celsius, die Duc mochte gar nicht mehr gern <strong>an</strong>springen. Die letzte Ausfahrt des <strong>Jahre</strong>s war unwiderruflich vorbei, der Winter kehrte wieder ein. Diesmal st<strong>an</strong>d ein größeres Service für die P<strong>an</strong>tah bevor, denn sie war mittlerweile 25.000 Kilometer alt. Ventile wurden sorgfältig justiert, Öl und Ölfilter gewechselt, Kette und Kettenräder erneuert, das Lenkkopflager durch ein besseres ersetzt, die Gabel erhielt neue Dichtringe und frisches Gabelöl. Das nächste Jahr konnte kommen. Seite 16