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Erinnerungen an meine ersten zwanzig Jahre auf Ducati ...

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D A S J A H R 1 9 9 3<br />

4. April 1993: Wien - Schwechat - Hainburg - Marchegg - Angern - Dürnkrut - Zistersdorf - Wilfersdorf - Bad<br />

Pirawarth - Gänserndorf - Raasdorf - Breitenlee - Wien. (=200km)<br />

Die erste Probefahrt geriet beinahe zum Desaster: der Boden war noch kalt, der hintere Michelin war fast zwei <strong>Jahre</strong> alt<br />

und schon steinhart. Diese Kombination bescherte mir in einer flotten Rechtskurve einen Slide, <strong>an</strong> dem Kevin Schw<strong>an</strong>tz seine<br />

helle Freude gehabt hätte. Ich blieb d<strong>an</strong>ach freilich stehen und zündete mir mir zittrigen Fingern zur Beruhigung eine<br />

Zigarette <strong>an</strong>. Dieser Vorfall war nicht das einzige Ärgernis, aus unerfindlichen Gründen wollte die Duc nicht mehr über 6.000<br />

drehen, ab dieser Drehzahl und mehr als 2/3-Gas spuckte und spotzte sie g<strong>an</strong>z erbärmlich.<br />

Natürlich w<strong>an</strong>dte ich zunächst die üblichen chemischen Tricks <strong>an</strong> und leerte alle bek<strong>an</strong>nten Benzinzusätze in den T<strong>an</strong>k, um<br />

die vermeintlich verstopften Vergaserdüsen wieder durchzuputzen. Ein neuer Michelin M89X kam ebenfalls ins Haus, der<br />

<strong>an</strong>geblich nicht so hart sein würde wie sein Vorgänger, der ja nach 10.000 km immer noch halbneu aussah.<br />

10. April 1993: Wien - Südautobahn - Wiener Neudorf. (=20km)<br />

Das nahezu Unmögliche trat <strong>auf</strong> dieser Probefahrt ein: gerade, als ich nach Ende der Geschwindigkeitsbegrenzung in der<br />

äußerst linken Spur der Südautobahn kräftig am Gasgriff drehte, riß mit einem lauten Knall die Antriebskette. Ich hatte Mühe,<br />

durch den dichten Verkehr <strong>auf</strong> den P<strong>an</strong>nenstreifen zu gel<strong>an</strong>gen und ließ das Motorrad sol<strong>an</strong>ge als möglich ausrollen. Dennoch<br />

mußte ich die 900er noch einige Kilometer schieben, bis ich <strong>an</strong> der Abfahrt Wiener Neudorf <strong>an</strong> einer T<strong>an</strong>kstelle endlich ein<br />

Telefon f<strong>an</strong>d.<br />

Ich rief Karli Hons <strong>an</strong>, der seinen mit Bauschutt beladenen Anhänger ausleerte und mich abholte. In der Zwischenzeit besah<br />

ich mir die Schäden: diesmal hatte ich nicht so viel Glück wie vor vier <strong>Jahre</strong>n. Der Kotflügel war völlig zerfetzt und das<br />

Lichtmaschinengehäuse eingeschlagen, von der Kette, einem neuwertigen "jap<strong>an</strong>ischen Qualitätsprodukt" fehlte jede Spur.<br />

Der Gehäusedeckel wurde später fachmännisch geschweißt, die Radabdeckung erneuert, eine neue Kette, selbstverständlich<br />

das Topmodell des Marktes, wurde <strong>auf</strong>gelegt und schon zwei Wochen nach dem Malheur waren alle Schäden wieder behoben.<br />

25. April 1993: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Chorherrn - Riederberg - Sieghartskirchen - Preßbaum<br />

- Hengstl - Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d - Wiener Neudorf - Guntramsdorf - Wien. (=120km)<br />

Die <strong>ersten</strong> Meter fuhr noch die Angst mit: würde die neue Kette halten ? Statistisch gesehen war es ja schon unmöglich,<br />

daß einem innerhalb von wenigen <strong>Jahre</strong>n zwei Ketten reißen, jedesmal neue gepflegte Markenware. Das Stotterproblem bei<br />

höherer Last war noch immer nicht behoben, ich suchte also weiter einen ver<strong>an</strong>twortlichen Fehler. Dazu leerte ich den T<strong>an</strong>k<br />

vollständig aus und f<strong>an</strong>d viel Dreck und Wasser darin. Auch die Vergaser zerlegte ich zum <strong>ersten</strong> Male bis zur letzten Düse<br />

und prüfte sogar, ob die Benzinpumpe ausreichend Kraftstoff lieferte, doch die pumpte gut viermal mehr Benzin in die<br />

Schläuche als der Maximalbedarf erforderte. Anschließend fuhr ich 40 km Autobahn, <strong>auf</strong> denen das Ruckeln nur mehr bei<br />

Vollgas <strong>auf</strong>trat.<br />

15. Mai 1993: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Ollern - Riederberg - Sieghartskirchen - Preßbaum -<br />

Hengstl - Klausenleopoldsdorf - All<strong>an</strong>d - Wien. (=120km)<br />

An der P<strong>an</strong>tah war mittlerweile auch wieder ein Service fällig, ich wechselte Öl, Ölfilter und die Zahnriemen und justierte<br />

das Ventilspiel. Mehr Pflege benötigte die "Alte" zum Glück nicht, obwohl sie mittlerweile schon über 61.000 Kilometer <strong>auf</strong><br />

dem Tacho hatte.<br />

20. Mai 1993: Wien - Westautobahn - Lindach - Bad Ischl - Paß Gschütt - Rußbach - Lammertal - Bischofshofen -<br />

Dientner Sattel - Lend - Fusch - Großglockner-Hochalpenstraße - Heiligenblut - Iselsberg - Lienz - Silli<strong>an</strong> - Ol<strong>an</strong>g -<br />

Furkelsattel - Corvara. (=580km)<br />

Unsere "Dreier-Partie", Karli, Peter und ich, fuhr nun schon einige <strong>Jahre</strong> und viele Kilometer mitein<strong>an</strong>der und hatte viel<br />

Freude dar<strong>an</strong>. An diesem Tag paßte einfach alles, zunächst ver<strong>an</strong>stalteten wir <strong>auf</strong> der Westautobahn ein nettes "Gebläse". Um<br />

7:55 Uhr fuhren wir in Auhof <strong>auf</strong> die Autobahn, um 8:20 passierten wir St. Pölten, um 9:00 Linz. Um exakt 9:15 Uhr fuhren<br />

wir in Lindach <strong>an</strong> einer Autobahnraststätte zum T<strong>an</strong>ken. Für 200 km Autobahn hatten wir nur 1 Stunde und 20 Minuten<br />

gebraucht, das entspricht einem beachtlichen Schnitt von über 150 km/h.<br />

Als wir <strong>auf</strong> dieser Strecke mit beträchtlichem optischen und akustischen Aufsehen <strong>an</strong> einem Parkplatz vorbeifuhren, <strong>auf</strong><br />

dem gerade zwei Gendarmen neben ihrem Auto st<strong>an</strong>den, konnte ich aus den Augenwinkeln noch sehen, wie einer der beiden<br />

zum Funkgerät griff. Auf einem späteren Parkplatz bemerkten wir d<strong>an</strong>n eine offensichtlich alarmierte Motorradstreife, die<br />

sich in diesem Moment bereit machte, uns zu verfolgen.<br />

Nachdem wir in Lindau alle get<strong>an</strong>kt hatten und eben <strong>auf</strong> einen Kaffee in die Raststätte gehen wollten, traf auch dieser<br />

Gendarm ein. Er erk<strong>an</strong>nte die Duc´s und wußte sofort, daß wir es gewesen waren, die in Form dreier roter Kondensstreifen <strong>an</strong><br />

ihm vorbei gezischt waren, aber er konnte uns das nicht mehr beweisen. Der Ärger st<strong>an</strong>d ihm ins Gesicht geschrieben,<br />

besonders, da wir ihn unverhohlen <strong>an</strong>grinsten und genüßlich unseren kleinen Triumph auskosteten.<br />

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