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Erinnerungen an meine ersten zwanzig Jahre auf Ducati ...

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D A S J A H R 1 9 8 5<br />

Die neue Saison beg<strong>an</strong>n spät, erst Mitte April tat die Duc ihren <strong>ersten</strong> Huster. Es war noch kühl, die Straßen bedeckte noch<br />

der im Winter gestreute Splitt, also beschränkte ich <strong>meine</strong>n Tatendr<strong>an</strong>g <strong>auf</strong> eine kleine Wienerwaldrunde. Die neuen<br />

Koni-Dämpfer paßten perfekt für mein Gewicht und <strong>meine</strong> Fahrweise, hoffentlich würden sie auch im<br />

Zwei-Personen-Betrieb so gut funktionieren.<br />

18. April 1985: Wien - Südautobahn - Laxenburg - Münchendorf - Traiskirchen - Baden - Helenental - Mayerling -<br />

Heiligenkreuz - Wolfsgraben - Tullnerbach - Sieghartskirchen - Riederberg - Wien. (=120km)<br />

20. April 1985: Wien - Preßbaum - Hochstraß - Laaben - Klammhöhe - Traisen - Gaiseben - Kirchberg/Pielach - Luft -<br />

M<strong>an</strong>k - Melk - Wachau - Krems - Tulln - Exelberg - Wien. (=280km)<br />

Diese Probe best<strong>an</strong>den sie ebenfalls ohne Probleme, auch Crisi war mit dem Komfort der neuen Federbeine sehr zufrieden.<br />

Die Einstellung stellte einen Kompromiß für beide Betriebsarten dar: solo eher hart, zu zweit eher weich. Das entsprach auch<br />

<strong>meine</strong>n Gepflogenheiten, allein eher sportlich zu fahren, zu zweit eher gemütlich, schon aus Rücksicht <strong>auf</strong> <strong>meine</strong><br />

Nierengegend, die sonst unter den Protestschlägen <strong>meine</strong>r Angetrauten zu sehr leiden mußten.<br />

25. Mai 1985: Wien - Baden - Berndorf - Hals - Klostertaler Gscheid - Höllental - Preiner Gscheid - Semmering -<br />

Pfaffensattel - Feistritzsattel - Wechsel - Bucklige Welt - Wr. Neustadt - Südautobahn - Wien. (=320km)<br />

Für den Juni hatten wir uns wieder eine größere Tour vorgenommen, diesmal unter starker Beteiligung: Rol<strong>an</strong>d Varecka,<br />

Bruno Walter, Helmuth Fraisl, Günter Bitterm<strong>an</strong>n und wir beide. Die Duc wurde noch mit einem neuen Hinterreifen, einer<br />

neuen Kette samt Kettenrad, neuen Bremsbelägen und frischer Bremsflüssigkeit verwöhnt, d<strong>an</strong>n gingen wir alle "on the road".<br />

6. Juni 1985: Wien - Westautobahn - St. Pölten - Pielachtal - Lunz am See - Hengstpaß - Pyhrnpaß - Liezen - Sölkpaß -<br />

Tamsweg - Bundschuhtal - Schönfeldsattel - Nockalmstraße - Brennsee. (=450km)<br />

Trotz motorischer Überlegenheit der <strong>an</strong>deren, die zudem durchwegs ohne das Gewichtsh<strong>an</strong>dicap einer Beifahrerin<br />

unterwegs waren, brauchte ich mich mit den Fahrleistungen der P<strong>an</strong>tah niemals zu genieren. Das geringe Gewicht und das<br />

überlegene Fahrwerk machten viele PS wett. Es hat sich noch selten jem<strong>an</strong>d beschwert, daß es ihm hinter mir "fad" geworden<br />

wäre. Ein weiteres großes Plus der <strong>Ducati</strong> war immer ihr geringer Verbrauch von höchstens fünfeinhalb Litern bei normaler<br />

Fahrweise.<br />

7. Juni 1985: Brennsee - Nöringsattel - Millstätter See - Katschberg - Twenger Paß - Radstädter Tauern - Wagrainer<br />

Höhe - Bischofshofen - Dientner Sattel - Filzensattel - Paß Grießen - Wörgl - Innsbruck - Seefelder Sattel - Möserer Sattel<br />

- Buchener Sattel - Telfs. (=400km)<br />

Der Nöring-Sattel entpuppte sich als Sackgasse, nach steiler Anfahrt <strong>auf</strong> tiefem Erdboden mündete der Weg in einem<br />

<strong>auf</strong>gelassenen Bergwerk. Wir mußten also fluchend umkehren. Leider war die Weiterfahrt außerdem teilweise verregnet und<br />

sehr kühl, was den Genuß weiter schmälerte. Abends in Telfs f<strong>an</strong>den wir uns nach dem Abendessen noch in einer obskuren<br />

"Bar" wieder, in der m<strong>an</strong> sauren und eiskalten Rotwein in Limonadegläsern servierte und dafür horrende Beträge verl<strong>an</strong>gte.<br />

Unsere wütenden Reklamationen wurden mit abfälligen Bemerkungen über unsere Heimatstadt Wien kommentiert. Nach der<br />

Erkenntnis, daß m<strong>an</strong> im westlichen Bergl<strong>an</strong>d besser ein deutscher Tourist als ein Wiener sei, weil ersterer sich <strong>an</strong>scheinend<br />

widerspruchsloser durch die Tiroler schröpfen ließ, gingen wir zu Bett.<br />

8. Juni 1985: Telfs - Holzleitensattel - Fernpaß. (=35km)<br />

Kalt und naß präsentierten sich die Alpen auch am dritten Tag unserer Tour. In einer endlosen Prozession von PKW´s und<br />

LKW´s schlichen wir zum Fernpaß. Exakt <strong>auf</strong> der Paßhöhe, in einer Rechtskurve, in der, wie wir später feststellten, Dieselöl<br />

aus einem Lastwagent<strong>an</strong>k <strong>auf</strong> die Straße geraten war, verließ mich das Vorderrad seitwärts, was einen Sturz unvermeidlich<br />

machte.<br />

Zum Glück waren wir <strong>an</strong> dieser Stelle sehr l<strong>an</strong>gsam, so daß die Rutschpartie nach wenigen Metern schon zu Ende war. Die<br />

Duc schlitterte auch nicht gegen feste Hindernisse, die Schäden hielten sich in Grenzen. Nur der H<strong>an</strong>dbremszylinder war<br />

schon wieder kaputt, wie damals in Zeltweg, was in jedem Falle eine Notreparatur erforderlich machte.<br />

Doch derartige Überlegungen waren müßig, denn hinter uns war auch Günter Bitterm<strong>an</strong>n zu Sturz gekommen, und er hatte<br />

weniger Glück als wir. Seine 1100er Suzuki donnerte in die Leitpl<strong>an</strong>ke, Günter selbst rutschte bäuchlings gegen einen<br />

Betonklotz und verletzte sich <strong>an</strong> der Schulter. Die Suzuki war rundherum ziemlich beschädigt, <strong>an</strong> eine Heimfahrt war<br />

plötzlich nicht mehr zu denken.<br />

Wir ver<strong>an</strong>laßten d<strong>an</strong>n den Abtr<strong>an</strong>sport der Motorräder nach Imst, deponierten dort entbehrliches Gepäck und fuhren weiter<br />

Richtung Heimat. Es traf sich gut, daß drei aus unserer Gruppe solo unterwegs waren und uns "Verunfallten" Platz <strong>auf</strong> dem<br />

Beifahrersitz <strong>an</strong>bieten konnten. Im strömenden Regen kämpften wir uns über Autobahnen bis Mondsee durch, wo wir<br />

<strong>auf</strong>gaben und die Nacht verbrachten. Günter telefonierte d<strong>an</strong>n mit Leo Potesil, der uns am folgenden Morgen mit einem<br />

trockenen und bequemen Auto abholte und nach Wien ch<strong>auf</strong>fierte.<br />

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