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Erinnerungen an meine ersten zwanzig Jahre auf Ducati ...

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Am nächsten Morgen fuhr Peter Bachmayer alleine weiter in seinen Badeurlaub <strong>an</strong>s Meer. KHB stellte nach einer Probefahrt<br />

die Vermutung <strong>auf</strong>, daß es die Kupplung der knackende Poltergeist sein müßte und zerlegte sie, um genaueres heraus zu<br />

finden.<br />

Die Diagnose stimmte <strong>auf</strong>fallend: es waren sowohl die Belag- und Stahlscheiben ziemlich böse abgenutzt, als auch die<br />

Zahnkonturen der inneren Aluminium-Trommel tief eingeschlagen. Um g<strong>an</strong>z sicher zu gehen, daß sich kein Lager- oder<br />

Getriebeschaden <strong>an</strong>kündigte, ließen wir das Motoröl abl<strong>auf</strong>en und seihten es durch ein feines Netzgewebe: keine Splitter, kein<br />

ungewöhnlicher Metallabrieb, alles im Lot.<br />

Unser Freund Maurizio "Mr. Pompone" telefonierte d<strong>an</strong>n am Nachmittag ein bißchen herum und abends konnten wir beim<br />

<strong>Ducati</strong>- und Aprilia-Händler Agostini im 50km entfernten Noale nicht nur die Kupplung erwerben, sondern uns auch den<br />

notwendigen Spezial-Schlüssel zur Demontage und Montage über Nacht ausborgen. Nach dem Abendessen zogen sich KHB<br />

und ich d<strong>an</strong>n zur nächtlichen Reparatur zurück und bauten die 900er sorgfältig wieder zusammen. Tags dar<strong>auf</strong> brachten wir<br />

rasch das Werkzeug zu Agostini zurück und fuhren weiter über den Monte Grappa in die Sieben Gemeinden.<br />

3. Juni 2000: Borso - Noale - Bass<strong>an</strong>o - Cima Grappa - Seren - Primol<strong>an</strong>o - Enego - Foza - Conco - Bass<strong>an</strong>o - Borso.<br />

(=240km @ 62km/h)<br />

Für die 29km von Rom<strong>an</strong>o d´Ezzelino <strong>auf</strong> den Gipfelparkplatz brauchte ich diesmal 26 Minuten, nur zwei mehr als bei<br />

<strong>meine</strong>r "Spitzenzeit" von 24 Minuten, die ich allerdings in der Zeit vor <strong>meine</strong>m schweren Unfall 1995 zuwege gebracht hatte.<br />

Das Kurven-Wunderl<strong>an</strong>d der Sette Comuni war wieder das reinste Genußfahren, diese Gegend k<strong>an</strong>n ich jedem<br />

schräglagenfreudigen Motorradfahrer nur wärmstens empfehlen.<br />

Nachmittags gings d<strong>an</strong>n zuerst zum Barbiere, den Bart vom Hals schaben und die Haare kürzen, d<strong>an</strong>ach zum Shopping und<br />

Aperitiv-Trinken nach Bass<strong>an</strong>o del Grappa. Abends speisten wir d<strong>an</strong>n bei Maurizio ein ziemlich rustikales Grillhuhn und<br />

freundeten uns mit drei <strong>Ducati</strong>sti aus der Schweiz <strong>an</strong>, von denen sich d<strong>an</strong>n einer als der Obm<strong>an</strong>n des Schweizer <strong>Ducati</strong>-Clubs<br />

entpuppte. Natürlich ließ ich mir die Gelegenheit nicht entgehen, drei Piloten für unsere baldige Speed Week zu rekrutieren.<br />

4. Juni 2000: Borso - Bass<strong>an</strong>o - Primol<strong>an</strong>o - Fiera di Primiero - Passo Cereda - Forcella Aurine - Agordo - Passo<br />

Dur<strong>an</strong> - Forno di Zoldo - Passo Cibi<strong>an</strong>a - Lozzo di Cadore - Passo Mauria - Tolmezzo - Moggio Udinese - Sella di<br />

Cereschatis - Pontebba - Nassfeld - Hermagor - Arnoldstein - Ferlach - Schaidasattel - Eisenkappel - Eberndorf.<br />

(=440km @ 65 km/h)<br />

Damit auch die Heimreise eine Genußfahrt würde, hatten Karli und ich sie <strong>auf</strong> zwei Tage verteilt. Karl-Heinz begleitete<br />

uns noch ein Stück bis Fiera di Primiero, d<strong>an</strong>n bog er über den Passo Rolle nach Tirol ab. Wir zwei aber fuhren über<br />

Nebenstraßen durch die Dolomiten nach Kärnten und f<strong>an</strong>den gerade noch rechtzeitig vor einem drohenden Gewitter ein<br />

überdachtes Plätzchen für die <strong>Ducati</strong>s und ein Doppelzimmer für uns in einem Kärntner L<strong>an</strong>dgasthof.<br />

5. Juni 2000: Eberndorf - Bleiburg - Lavamünd - Soboth - Eibiswald - Deutschl<strong>an</strong>dsberg - Hebalpe - Packsattel -<br />

Köflach - Bärnbach - Geistthal - Friesach - Semriach - Rechberg - Passail - Br<strong>an</strong>dluckn - Birkfeld - Ratten -<br />

Feistritzsattel - Otterthal - Gloggnitz - A2 - Wien. (=380km @ 75km/h)<br />

Auch den zweiten Teil der Heimreise verbrachten wir überwiegend <strong>auf</strong> engen und engsten Kurvenstrassen, bis uns<br />

schließlich in der Hitze des Nachmittags in Gloggnitz die Kräfte verließen und wir <strong>auf</strong> der Südautobahn heimwärts rollten.<br />

Über 1.700 Kilometer hatten wir <strong>an</strong> diesem l<strong>an</strong>gen Wochenende abgespult, nur etwa 300 davon <strong>auf</strong> Schnellstraßen, den Rest<br />

<strong>auf</strong> tausenden Kurven in den Bergen. Von dieser Super-Ausfahrt würden wir noch l<strong>an</strong>ge zehren können.<br />

Die Pirelli Dragon Evo <strong>auf</strong> der 900er zeigten sich besonders griffig, aber auch sehr verschleißfreudig: nur etwa 3.500km<br />

für einen "normalen" Hinterreifen war nicht besonders viel. Der vordere hatte auch nur mehr eine Lebensdauer von weiteren<br />

3.000km, also insgesamt maximal 6.500km, das war bestenfalls unterer Durchschnitt in Sachen Haltbarkeit. Aber gut, Grip<br />

war mir allemal wichtiger als mehrjährige Verwendung, also blieb ich der Type treu.<br />

Dafür brauchte die 900er erfreulich wenig von dem knapp ATS 14.- teuren Super-Plus-Benzin: nur 5,5 Liter <strong>auf</strong> der <strong>ersten</strong><br />

Autobahn-Etappe mit 95km/h Schnitt, d<strong>an</strong>ach in den Bergen nur mehr knapp unter 5,0 Liter <strong>auf</strong> 100 Kilometer, das ist für ein<br />

90PS-Sportmotorrad wahrlich nicht viel und zeugt von hervorragender Motor-Abstimmung und hohem Drehmoment bei<br />

niedrigen Drehzahlen, denn mehr als 5.500U/min mußte der Twin <strong>auf</strong> der g<strong>an</strong>zen Tour nicht drehen.<br />

Zum zweiten World <strong>Ducati</strong> Weekend im Juni in Mis<strong>an</strong>o nahmen Peter und ich doch keine Motorräder mit, wir nutzten<br />

unsere Auftrittsmöglichkeit <strong>auf</strong> diesem riesigen <strong>Ducati</strong>-Jahrmarkt, um fleißig Werbung für unser eigenes Rennen zu machen.<br />

Wir verteilten 4.000 Flugzettel <strong>auf</strong> den Motorradparkplätzen, und obwohl wir die Flyer nur <strong>an</strong> <strong>Ducati</strong>s steckten, waren es<br />

zuwenig. Angeblich waren über 6.000 Ducs dort, über 10.000 Besucher, und es war ein Riesen-Fest. Ich traf dort N<strong>an</strong>do De<br />

Cecco und viele alte Freunde wieder konnte einige Prominenz überzeugen, zu unserem Event in die Steiermark zu kommen.<br />

Unsere <strong>Ducati</strong> Speed Week 2000 im Juli war d<strong>an</strong>n auch ein voller Erfolg: Marco Lucchinelli kam wirklich und siegte in<br />

der Supersportklasse, Gi<strong>an</strong>carlo Falappa kam ebenfalls und signierte alles, was ihm vor den Filzschreiber kam, Andi Meklau<br />

und Robert Ulm kamen auch und gratulierten den Siegern. <strong>Ducati</strong> Bologna s<strong>an</strong>dte zwei Ingenieure zur Beobachtung und ein<br />

<strong>Ducati</strong>-fahrender Redakteur der <strong>auf</strong>lagenstarken italienischen Zeitschrift Motociclismo schrieb vor lauter Begeisterung über<br />

seinen Podestplatz einen achtseitigen Artikel.<br />

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