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Erinnerungen an meine ersten zwanzig Jahre auf Ducati ...

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In Italien aber schaute sich der Carabiniere nur mit glänzenden Augen unsere Motorräder <strong>an</strong>, freute sich, daß ihn ein<br />

österreichischer Tourist in seiner Muttersprache <strong>an</strong>redete und ersuchte uns höflich um die Bezahlung eines Strafm<strong>an</strong>dates in<br />

der Höhe von 12.500.- Lire, wohlgemerkt, nur eines, gültig für uns beide.<br />

8. September 1989: Cresp<strong>an</strong>o - Montebelluna - Nervesa della Battaglia - Conegli<strong>an</strong>o - Sernaglia - Vidor - Pederobba<br />

- Bass<strong>an</strong>o del Grappa - Cima Grappa - Cresp<strong>an</strong>o. (=180km)<br />

Am Abend unserer Ankunft war auch Karl Hons zu uns gestoßen, der mit seiner Frau Sylvia gerade von einem<br />

Fr<strong>an</strong>kreich-Urlaub heimgekehrt war. Wie üblich fuhren die Damen mit den jeweiligen Autos, so auch <strong>meine</strong> Angetraute.<br />

Nach einem Besuch bei Ferdin<strong>an</strong>do De Cecco in Conegli<strong>an</strong>o nutzten wir das sonnige Wetter, um dem Gipfel des im Ersten<br />

Weltkrieg heiß umkämpften Monte Grappa einen Besuch abzustatten.<br />

Über Bass<strong>an</strong>o, das fast schon in der Po-Ebene liegt, erhebt sich dieses beeindruckende Gebirgsmassiv bis <strong>auf</strong> eine Höhe<br />

von 1.775 Metern. Eine kühn <strong>an</strong>gelegte Straße windet sich in unzähligen Serpentinen und unübersichtlichen Kurven über<br />

knapp 30 Kilometer bis zum Gipfel. Dort ist neben einem "Rifugio", einer Schutzhütte, auch ein monumental-protziges<br />

Denkmal für die vielen Gefallenen der blutigen Gefechte um diesen Berg.<br />

Auf dem Parkplatz dort trifft m<strong>an</strong> immer Motorradfahrer, nicht nur Italiener, auch viele Österreicher und Deutsche, unter<br />

ihnen überproportional viele <strong>Ducati</strong>sti. An klaren Tagen sieht m<strong>an</strong> vom höchsten Punkt aus die Lagune von Venedig, das<br />

Flußbett des Piave, die Asol<strong>an</strong>ischen Hügel und die Po-Ebene, und alles sieht aus wie eine Relief-L<strong>an</strong>dkarte von gig<strong>an</strong>tischen<br />

Ausmaßen.<br />

9. September 1989: Cresp<strong>an</strong>o - Treviso - Autostrada - Udine - Gemona - K<strong>an</strong>altal - Tarvis - Villach - Klagenfurt - Graz<br />

- Wien. (=630km)<br />

Normalerweise verließen wir Cresp<strong>an</strong>o immer bei schönem Wetter, erst in Kärnten wurde es oft regnerisch. Diesmal hatten<br />

wir nicht soviel Glück: schon in der Nacht hatte es zu regnen begonnen. Wir entschlossen uns, <strong>auf</strong> schnellstem Weg die<br />

Autobahn <strong>auf</strong>zusuchen und möglichst konst<strong>an</strong>t und sicher nach Hause zu rollen. Trotzdem brauchten wir für 600 Kilometer<br />

Autobahn acht Stunden reine Fahrzeit, der strömende Regen ließ nicht mehr Tempo zu.<br />

Zuhause wollte die P<strong>an</strong>tah wieder einmal einen neuen Metzeler <strong>auf</strong> ihre hintere Felge, und die vom Dauerregen<br />

ausgewaschene Kette mußte ich in heißem Kettenfett kochen. Die Behelfsreparatur des gerissenen Gasseiles verw<strong>an</strong>delte ich<br />

in einen dauerhaft gelöteten, geschmierten Bowdenzug und kontrollierte auch gleich die Synchronisation beider Gasschieber.<br />

Superweiche Fren-Do Bremsbeläge ersetzten die bereits verschlissenen Vorgänger.<br />

22. September 1989: Wien - Gloggnitz - Otterthal - Feistritzsattel - Ratten - Alpl - Krieglach - Bruck / Mur - Semmering<br />

- Wien. (=320km)<br />

Schon seit längerem war ich gut bek<strong>an</strong>nt mit Ulli Leitner, der seit einigen <strong>Jahre</strong>n <strong>Ducati</strong>-Importeur war. In jener Zeit<br />

wurden gerade verschärfte Lärm- und Abgasvorschriften für Motorräder in Österreich eingeführt. Mein<br />

Maschinenbaustudium und speziell <strong>meine</strong> Diplomarbeit zum Thema "Lärm von Motorrädern" inspirierten Ulli Leitner, und er<br />

bat mich, ihm bei der Homologation der neuen Modelle mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.<br />

Wir fuhren oft gemeinsam nach Bologna, wo ich mit <strong>meine</strong>n, damals noch spärlichen Italienischkenntnissen dem<br />

Chef-Konstrukteur Dottore Ingegnere Massimo Bordi klarzumachen versuchte, daß der österreichische Markt eine<br />

Sonderbeh<strong>an</strong>dlung erforderlich machte. Kopfschüttelnd versprach er, m<strong>an</strong> werde in Zukunft leisere Auspuffe für die<br />

Alpenrepublik <strong>an</strong>bauen. Trotzdem war auch später fast jedes Modell, das neu nach Österreich kam, zu laut.<br />

Damit wir schon vor der offiziellen Messung entsprechend reagieren konnten, führte ich für Ulli umf<strong>an</strong>greiche Messungen<br />

durch und empfahl ihm einschlägige Maßnahmen, um das Problem ohne größeren Leistungsverlust zu lösen. So hatten die<br />

Homologationsmodelle durchwegs lärmdämmende Schaumstoffmatten in den Verkleidungen, um die Motorgeräusche<br />

einigermaßen zu verringern.<br />

An diesem Septembertag fuhr ich nach Bruck <strong>an</strong> der Mur, um <strong>an</strong> der neu gelieferten <strong>Ducati</strong> 900 Supersport <strong>meine</strong><br />

Lärmmessungen durchzuführen. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, gleich eine kleine Probefahrt damit zu machen, wo<br />

ich doch schon die entsprechende Kleidung <strong>an</strong>hatte. Einen Hinterged<strong>an</strong>ken hatte ich auch dabei: nach fast zehn <strong>Jahre</strong>n könnte<br />

m<strong>an</strong> sich doch wieder einmal eine neue <strong>Ducati</strong> k<strong>auf</strong>en, oder ?<br />

22. September 1989: Bruck / Mur - Aflenz - Seebergsattel - Bruck. (=100km)<br />

1. Oktober 1989: Wien - Altlengbach - Klammhöhe - Hainfeld - Traisen - Tradigist - Kirchberg/Pielach - Margraben -<br />

Hainfeld - Kalte Kuchl - Haselrast - Pernitz - Hals - Pottenstein - Neuhaus - All<strong>an</strong>d - Wien. (=240km)<br />

Das war eine herbstliche Club-Ausfahrt der <strong>Ducati</strong>-Freunde, neblig und kühl, aber mit vielen <strong>Ducati</strong>´s. Andi Loidl hatte die<br />

Streckenführung ausgewählt und übernahm auch die Position <strong>an</strong> der Spitze des Rudels. Für mich war das ungewohnt, denn<br />

im Normalfall ist das genau <strong>meine</strong> Rolle. In <strong>meine</strong>m Freundeskreis verlassen sich alle dar<strong>auf</strong>, daß ich die Route genau kenne<br />

und daß die Kurven darin reichlich sind. Mein bevorzugtes Tempo hat auch noch niem<strong>an</strong>den gel<strong>an</strong>gweilt.<br />

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