Erinnerungen an meine ersten zwanzig Jahre auf Ducati ...

D A S J A H R 1 9 8 7
2. Mai 1987: Wien - Preßbaum - Hochstraß - Klausenleopoldsdorf - Schusternazl - Wöglerin - Kleiner Semmering -
Laab im Wald - Breitenfurt - Wien. (=100km)
Die ersten Kilometer zeigten, daß sich die Frischzellenkur gelohnt hatte. Ordentliche Kompression und sauberer Motorlauf
waren der Lohn der Arbeit. Mit maximal 5.000 U/min wurde das überholte Aggregat schonend eingefahren.
9. Mai 1987: Wien - Auhof - Sophienalpe - Mauerbach - Tulbingerkogl - Dopplerhütte - Kirchbach - Gugging -
Klosterneuburg - Höhenstraße - Neuwaldegg - Wien. (=100km)
Weitere hundert Kilometer mit 6.000 U/min auf altbekannten Wienerwaldstraßen.
30. Mai 1987: Wien - Sieghartskirchen - Traismauer - Krems - Egelsee - Wien. (=160km)
Mit bereits 7.000 U/min fuhren wir zum Ducati-Treffen nach Egelsee. Die Stimmung war so gut, der Abend so lustig, daß
wir es bereuten, keine Übernachtung eingeplant zu haben. Spätabends kamen wir erst heim und ich beschloß, am nächsten
Morgen alleine nochmals hin zu fahren.
31. Mai 1987: Wien - Sieghartskirchen - Wien. (=60km)
Bei der Ortsdurchfahrt Sieghartskirchen vernahm ich plötzlich seltsame Geräusche hinter dem Kupplungsdeckel, als würde
jemand eine Blechdose mit einigen großen Schrauben drin schütteln. Vorsichtshalber drehte ich sofort um und verbrachte den
Rest des Sonntages in meiner Werkstatt. Die Übeltäter waren rasch entdeckt: zwei Kupplungsfedern waren gebrochen. Die
Beläge selbst sahen noch ganz gut aus, also gab ich nur sechs neue Federn und neues Motoröl.
28. Juni 1987: Wien - Südstadt - Schusternazl - Heiligenkreuz - Wr. Neudorf - Pfaffstätten - Gaaden - Shopping City
Süd - Burg Liechtenstein - Maria Enzersdorf - Wien. (=160km)
Diese seltsame Streckenführung gehört zu einer Rätselrallye, an der Peter Schett, Helmuth Fraisl und ich als Team
teilnahmen. Der Veranstalter, ein Club aus Mödling, hatte viele knifflige Fragen und interessante Sonderprüfungen eingebaut,
doch wir gewannen souverän. Jetzt stellte sich nur die Frage, wie man die Siegprämie, eine Garnitur Reifen, durch drei teilen
sollte. Ich brauchte sowieso bald zwei neue Reifen, Helmuth und Peter habe ich ausbezahlt, so hatten wir drei neben einem
lustigen Tag auch noch einen beträchtlichen Gewinn.
5. Juli 1987: Wien - Neuwaldegg - Exelberg - Dopplerhütte - Kleinstaasdorf - Riederberg - Sieghartskirchen -
Preßbaum - Hengstl - Klausenleopoldsdorf - Heiligenkreuz - Mödling - Guntramsdorf - Wien. (=100km)
Mittlerweile waren seit dem Service schon fast 1.000 km vergangen, ich drehte den Motor schon wieder über 8.000 U/min.
Die 10.000er-Grenze wollte ich aber erst nach einer Überprüfung des Ventilspieles überschreiten. Nach der nächsten Ausfahrt
sollte auch das erledigt werden.
10. Juli 1987: Wien - Altlengbach - Klammhöhe - Hainfeld - Kalte Kuchl - Rohrer Sattel - Pernitz - Hals - Pottenstein -
Baden - Wien. (=180km)
Die Ventilspielkontrolle bestätigte mir sorgfältige Arbeit, denn alles lag deutlich innerhalb der Toleranzen. Beim Ausbau
der Räder für den fälligen Reifenwechsel entdeckte ich rasselnde Radlager im Vorderrad. Günter Bittermann arbeitete damals
bei der Firma F.A.G. und besorgte mir kostengünstig qualitativ besseren Ersatz.
Der Rest des Monats Juli verging mit der Vorbereitung unseres ersten Clubrennens der Ducati-Freunde-Österreich auf
dem Österreichring. Der Münchner Club hatte auf dem Salzburgring wegen allzu enger Lärmvorschriften der Behörden das
Handtuch geworfen. Wir sprangen nach einiger Überlegung in die Bresche und landeten spontan einen Anfangserfolg: über
200 Nennungen, darunter viele Italiener. Das war das erste Battle-Of-The-Twins-Rennen in Österreich, es siegte Ferdinando
De Cecco auf Ducati vor Manfred Schopper auf Guzzi.
Der August ging dann mit der Aufarbeitung des Ereignisses drauf: eine Sondernummer unserer Clubzeitung mit allen
Ergebnissen mußte rasch produziert und versendet werden. Der B.O.T.-Sieger De Cecco hatte uns bei der Siegerehrung
spontan nach Italien eingeladen, eine Aufforderung, der wir gerne nachkamen. Weil das Wetter wieder einmal schlecht war,
fuhren Crisi und ich per PKW nach Muzzana del Turgnano, südlich von Udine.
Dort hatte Ferdinando, der früher Werksrennfahrer für N.C.R. war, ein Motorradgeschäft. Lisi, Leo und Günter hielt der
Regen nicht vom Motorradfahren ab, abends trafen wir uns alle zu einem improvisierten Festessen. Auch mit Nando und
seiner Frau Nidia verbindet uns seither eine tiefe Freundschaft. Erst im September fand ich wieder Zeit für mich und mein
liebstes Hobby.
12. September 1987: Wien - Krems - Gföhl - Ottenstein - Zwettl - Vitis - Wolfsegg - Horn - Stockerau - Wien. (=400km)
Dem Twin-Club-Vienna, den ich mit einigen Freunden 1978 gegründet hatte, konnte ich mich immer weniger widmen.
Das Clubtreffen im Waldviertel besuchte ich nur als Gast und nahm auch als solcher an der darin integrierten Rätselrallye teil.
Seite 26