Höher, schneller, weiter …
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BRANCHEUnternehmen<br />
<strong>Höher</strong>, <strong>schneller</strong>, <strong>weiter</strong> <strong>…</strong><br />
Um den Briefmarkendiebstahl in seinem Unternehmen in den Griff zu bekommen, entwickelte Arthur Pitney im Jahre 1921 die<br />
erste Frankiermaschine und revolutionierte damit den Umgang mit Post. Heute gilt das von Pitney und seinem Geschäftspartner<br />
Walter Bowes gegründete Unternehmen als einer der weltweit führenden Spezialisten für Versand- und Dokumentenmanagement.<br />
Im Gespräch mit FACTS schildern Dr.<br />
Christoph Stehmann, Vice President<br />
Northern Europe und Stefan Huth,<br />
Director Marketing Central Europe,<br />
die aktuellen Trends im Postbearbeitungsmarkt,<br />
die Zielsetzungen von<br />
Pitney Bowes sowie die Erwartungen an den<br />
diesjährigen drupa-Auftritt.<br />
FACTS: Durch die Deregulierung des Postmarktes<br />
befindet sich selbiger zurzeit stark im Aufbruch.<br />
Dr. Christoph Stehmann: Diese Einschätzung<br />
kann ich nicht ganz teilen. Seit der Öffnung<br />
des Marktes zum 1. Januar 2008 ist doch abgesehen<br />
von der PIN-Insolvenz nicht besonders<br />
68 FACTS 5/2008<br />
viel passiert. Einige Kunden der Privaten sind<br />
wieder zur Deutschen Post AG zurückgekehrt.<br />
Dennoch: Nach der Bereinigung im Markt der<br />
Privaten wird es wieder mehr Wettbewerb geben<br />
- und damit auch mehr Angebote und eine<br />
größere Auswahl. Dabei tragen gerade die<br />
verlagseigenen Zeitungszusteller dazu bei,<br />
dass das Geschäftsmodell der privaten Postdienstleister<br />
sich nicht großartig verändern<br />
wird. Sie werden zunehmend auch die „letzte<br />
Meile“ anbieten.<br />
FACTS: Welche Herausforderungen stellen sich<br />
vor diesem Hintergrund an Pitney Bowes und wie<br />
hat sich das Unternehmen darauf eingestellt?<br />
Stefan Huth: Neben den Bewegungen im Markt<br />
der Postdienstleister wirft die Postgesetz-Novellierung<br />
auch eine Reihe neuer Themen auf:<br />
die Umsatzsteuer auf Postdienstleistungen<br />
oder die Umsetzung neuer Tarifstrukturen, die<br />
künftig örtliche und zeitliche Komponenten<br />
beinhalten können. Das sind Themen, denen<br />
auch wir uns stellen müssen und für die wir gewappnet<br />
sind. Die technische Ausstattung unserer<br />
Frankiermaschine macht es beispielsweise<br />
möglich, Softwareupdates und Tarifstrukturen<br />
per Download direkt in das System<br />
zu laden. Damit können unsere Kunden ihre<br />
Maschinen immer auf dem aktuellen Stand<br />
halten. Auch das Zusammenspiel von Syste-
DR. CHRISTOPH STEHMANN, Vice President<br />
Northern Europe, Pitney Bowes<br />
men und Software in der Dokumentenerstellung<br />
wird immer wichtiger: Intelligentes Verarbeiten<br />
von Daten erbringt einen deutlichen<br />
Mehrwert in der Produktion, aber auch in der<br />
Kundenansprache.<br />
FACTS: Ein Trendthema momentan ist White-<br />
Paper-Marketing. Welchen Zugang und welche<br />
Lösungen bietet Pitney Bowes für diesen Bereich<br />
und welche <strong>weiter</strong>en aktuellen Themen bewegen<br />
das Unternehmen derzeit am meisten?<br />
Huth: In der Tat, White-Paper-Marketing oder<br />
auch White-Space-Marketing ist derzeit das<br />
große Thema. Pitney Bowes hat ein breites Lösungsangebot,<br />
um Kunden in diesem Bereich,<br />
von uns kurz „Transpromo“ genannt, zu unterstützen.<br />
Wir haben modulare Softwarekomponenten,<br />
mit denen wir an unterschiedlichen<br />
Stellen in der Wertschöpfungskette individuelle<br />
Werbebotschaften aufbringen können, vom<br />
Direct Mailing über die Bestellbestätigung bis<br />
zur Rechnung oder dem Kontoauszug. In Kombination<br />
mit einer File-basierten Kuvertierung<br />
lässt sich der Erfolg der Kundenkommunikation<br />
dann exakt ermitteln.<br />
FACTS: Das müssen Sie noch <strong>weiter</strong> ausführen.<br />
Huth: Gern. Zum Beispiel kann aus dem individuellen<br />
Bestellverhalten ermittelt werden, über<br />
welche Produkte ein Kunde künftig informiert<br />
werden möchte oder über welchen Vertriebskanal.<br />
Mit einem von Pitney Bowes unterstützten<br />
White-Space-Marketing können Unternehmen<br />
ihre Kundenkommunikation optimieren und<br />
den besten ROI ermitteln. Das wird übrigens<br />
auch eines unserer großen Themen auf der<br />
drupa sein, wo wir einige unserer Lösungen<br />
zum Thema Transpromo präsentieren werden.<br />
Stehmann: Im Grunde genommen ist White-Paper-Marketing<br />
keine vollkommen neue Idee. Es<br />
geht darum, die Pflichtkommunikation mit<br />
Kunden für eigene Zwecke zu nutzen. Früher<br />
lief das über eine gedruckte Beilage, die zur<br />
Rechnung gelegt wurde. Heute gibt es eben<br />
modernere und effektivere Möglichkeiten, aber<br />
das haben viele Unternehmen noch nicht erkannt.<br />
Transpromo liefert einen Mehrwert für<br />
das Unternehmen und seine Kunden, die spezifisch<br />
mit den Informationen versorgt werden,<br />
die für sie relevant sind. Was dieses Thema betrifft,<br />
gibt es hier noch einen großen Beratungsbedarf.<br />
Für Pitney Bowes ist das die Möglichkeit,<br />
sich als Dienstleister in diesem Sektor zu<br />
positionieren, und genau hier werden wir auch<br />
ansetzen.<br />
FACTS: Wie beurteilen Sie die aktuelle Positionierung<br />
von Pitney Bowes im Markt und wo will<br />
das Unternehmen mittel- bis langfristig stehen?<br />
Huth: Pitney Bowes ist bereits heute sehr gut im<br />
deutschen Markt positioniert. Im Zuge der Deregulierung<br />
sind neue Postdienstleister in den<br />
Markt eingetreten, die wir mit leistungsstarken<br />
Sortiersystemen unterstützen, neuerdings<br />
auch im hohen Mischpostaufkommen. Für uns<br />
ist auch die Ausstattung der privaten Postdienstleister<br />
mit einer Infrastruktur für deren<br />
Retail-Geschäft denkbar. Denken Sie etwa an<br />
unsere „Post-Kiosks“, die seit dem letzten Jahr<br />
erfolgreich im englischen Markt bei der Royal<br />
Mail laufen. Auf der anderen Seite haben wir im<br />
Zuge einiger Akquisitionen in den letzten Monaten<br />
gezielt unser Know-how im Bereich Softwaretechnologie<br />
verstärkt. Unser Ziel ist es, das<br />
im Sinne einer ganzheitlichen Kundenbetreuung<br />
noch besser zu integrieren.<br />
Stehmann: Generell ist es unser langfristiges<br />
Ziel, den Brief als wichtigstes Kommunikationsmittel<br />
auch künftig möglichst effizient zu<br />
produzieren. Gleichzeitig wollen wir aber auch<br />
seinen Status nutzen, um über ihn noch mehr<br />
Kommunikationsinhalte zu transportieren. ❯<br />
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Genauso spannend ist aber ein anderer Gedanke:<br />
Der Weg eines Briefes endet nicht in der<br />
Poststelle. Deswegen unterstützen wir unsere<br />
Kunden auch darin, den eingehenden Brief optimal<br />
in die internen Abläufe zu integrieren.<br />
Beispielsweise indem wir die Eingangspost<br />
scannen und elektronisch <strong>weiter</strong>verarbeiten.<br />
Gerade bei verschiedenen Standorten, die von<br />
einer zentralen Poststelle aus versorgt werden,<br />
ist das ein immenser zeitlicher Vorteil, da der<br />
Brief nicht mehr physisch <strong>weiter</strong>bewegt werden<br />
muss. Von der Dokumentation und Archivierung<br />
ganz zu schweigen.<br />
FACTS: Rückblick: Im August 2007 war Pitney<br />
Bowes laut Statistik der Deutschen Post AG<br />
Marktführer im Bereich der Frankit-Frankiermaschinen<br />
in Deutschland. Wie beurteilen Sie<br />
diese Entwicklung?<br />
Huth: Richtig, Mitte des Jahres 2007 hat Pitney<br />
Bowes die Führung übernommen, was die Platzierung<br />
neuer Frankit-Frankiermaschinen im<br />
Markt betrifft. Seitdem haben wir unsere Position<br />
jeden Monat verteidigt und unsere Marktanteile<br />
noch <strong>weiter</strong> ausgebaut. Grundlage für<br />
diesen Erfolg ist nicht zuletzt unser breit aufgestelltes<br />
Produktportfolio, das dem modernsten<br />
technischen Stand entspricht.<br />
FACTS: Was hat sich Pitney Bowes für das Jahr<br />
2008 noch vorgenommen?<br />
Stehmann: Im olympischen Jahr gilt auch für<br />
uns das Motto: höher, <strong>schneller</strong>, <strong>weiter</strong>. Das<br />
meint vor allem die Er<strong>weiter</strong>ung unseres Lösungsportfolios.<br />
Gerade im mittleren Maschinensegment<br />
mit einem Arbeitsvolumen von 90<br />
bis 140 Briefen pro Tag wollen wir in diesem<br />
Jahr überproportional wachsen. Unsere neuen<br />
Frankiermaschinen DM300C und DM400C<br />
sind ein großer Schritt in diese Richtung. Mit<br />
ihnen können wir unseren Kunden noch spezifischere,<br />
auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmte<br />
Lösungen anbieten. Unser Ziel ist<br />
es, durch ein starkes Produktportfolio und einen<br />
möglichst optimalen Kundenservice auch<br />
in diesem Segment der Anbieter Nummer eins<br />
zu werden. Dazu gehört im Übrigen auch die<br />
intelligente Kombination von Innen- und<br />
Außendienst.<br />
FACTS: Und das heißt konkret?<br />
Stehmann: Unsere Ziele sind ganz klar definiert:<br />
Wir wollen auf dem deutschen Markt absoluter<br />
70 FACTS 5/2008<br />
STEFAN HUTH, Director Marketing<br />
Central Europe, Pitney Bowes<br />
Marktführer im Bereich Frankier- und Kuvertiermaschinen<br />
werden. Gerade jetzt, wo die<br />
Unsicherheiten über die Deregulierung vom<br />
Tisch sind, gehen wir von einer deutlichen<br />
Wiederbelebung des Frankiermaschinenmarktes<br />
aus. Für uns als Anbieter von Systemen in allen<br />
Größen und Leistungsklassen liegt hier eine<br />
große Chance, hierzulande der wichtigste Player<br />
im Postbearbeitungsmarkt zu werden. Vor dem<br />
Hintergrund, dass eine Falz-, Kuvertier- oder<br />
Frankiermaschine im Durchschnitt 15 Jahre<br />
beim Kunden steht, ist jeder Prozentpunkt<br />
Marktanteil, den wir hinzugewinnen, ein besonderer<br />
Erfolg, auf den wir auch sehr stolz sind.<br />
FACTS: Das hört sich sehr zuversichtlich an.<br />
Worin hat Pitney Bowes denn konkrete Vorteile<br />
gegenüber den Wettbewerbern?<br />
Stehmann: Als weltweit tätiges Unternehmen<br />
können wir in wichtigen Märkten auch anorganisch<br />
wachsen, uns also durch geschickte Akquisitionen<br />
strategische Vorteile verschaffen.<br />
Außerdem haben wir mit unserer breiten Angebotspalette<br />
die Möglichkeit, unseren Kunden<br />
Synergieeffekte zu bieten - das können andere<br />
so nicht.<br />
Huth: Eben. Pitney Bowes ist der einzige Anbieter<br />
wirklich ganzheitlicher Lösungen für die<br />
komplette Wertschöpfungskette in der Medien-<br />
industrie. Darüber hinaus haben wir ein umfangreiches<br />
Sortiment an Büro- und Verbrauchsmaterial.<br />
Finanziell sind wir gut positioniert,<br />
das erlaubt es uns beispielsweise, jährlich<br />
rund 150 Millionen Dollar in den Bereich<br />
Forschung und Entwicklung zu investieren.<br />
Das macht uns sicher, dass wir auch in Zukunft<br />
unserem technologischen Führungsanspruch<br />
gerecht werden.<br />
FACTS: Welche Erwartungen hat Pitney Bowes<br />
an die diesjährige drupa? Welche Schwerpunkte<br />
werden auf der Messe gesetzt und welche neuen<br />
Produkte und Dienstleistungen werden präsentiert?<br />
Stehmann: Zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte<br />
legen wir den Schwerpunkt<br />
unseres Messeauftritts dieses Mal nicht auf die<br />
Hardware. Neben dem Softwarethema stehen<br />
die Verwendung von Farbe und die effiziente<br />
Produktion ganz im Fokus unseres Auftritts.<br />
Huth: Die bereits angesprochenen Themen<br />
Transpromo beziehungsweise White-Paper-<br />
Marketing stehen ebenfalls besonders im Blickpunkt.<br />
Die Theorie dazu ist in aller Munde - wir<br />
aber können sie in die Praxis umsetzen. Außerdem<br />
präsentieren wir die neueste Generation<br />
unserer Hochleistungs-Postbearbeitungsmaschinen<br />
und unsere intelligenten Softwarelösungen<br />
dem Publikum.<br />
FACTS: Wie beurteilen Sie generell den Stellenwert<br />
der drupa für die Branche?<br />
Huth: Mit annähernd 2.000 Ausstellern und erwarteten<br />
400.000 Besuchern aus aller Welt<br />
wird die drupa als internationale Leitmesse<br />
für ihre Branche so groß wie noch nie sein.<br />
Was für die Fußballer die Weltmeisterschaften<br />
sind, ist für die Druck- und Finishingindustrie<br />
die drupa. Pitney Bowes wird mit einem 400<br />
Quadratmeter großen Stand das gesamte Leistungsspektrum<br />
im Mailstream zeigen. Neben<br />
dem eigenen Stand werden wir auch auf den<br />
Ständen von Hewlett Packard und Xerox vertreten<br />
sein.<br />
Stehmann: Das drupa-Engagement von Pitney<br />
Bowes ist international ausgerichtet. Wir erwarten<br />
Kunden aus allen Märkten, auf denen<br />
wir vertreten sind. Entsprechend international<br />
ist auch die Zusammenstellung unserer Messemannschaft:<br />
Zwei Drittel davon kommen<br />
aus dem Ausland.<br />
Daniel Müller ■