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Tong Tana Dezember 1998 - Bruno Manser Fonds

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<strong>Tong</strong> <strong>Tana</strong><strong>Dezember</strong> <strong>1998</strong>Zeitung des <strong>Bruno</strong>-<strong>Manser</strong>-<strong>Fonds</strong>zu den Themen Regenwald, Indigenenrechte und HolzhandelBMF, Heuberg 25, CH-4051 Basel, Schweiz


EditorialDie Krise als Chancevon <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>Seit Jahren setzen wir uns mit Freunden fürden Schutz der letzten Urwälder und ihrer Völkerein. Wir strampeln dahin, die Welt nimmtihren Lauf, doch kommen wir kaum vom Fleck:Die Penan in Sarawak haben bis heute noch keinenQuadratmeter angestammten Urwalds alseigenes Territorium garantiert bekommen, und1997 sind weltweit wieder 112 000 km 2 Waldfläche(davon über ein Drittel Regenwald) zerstörtworden. Sollen wir vom BMF unser Minibüromangels Effizienz und Finanzen auflösen,unser Engagement hinschmeissen?Wo wohlbetuchte Herren auf internationalenKonferenzen, sektschlürfend, nicht zu dennotwendigen Entscheidungen fähig sind,kommt nun die geschändete Natur zu Hilfe:Infolge der Überschwemmungskatastrophevon 1989 hat die thailändische Regierung diekommerzielle Holzfällerei im ganzen Landverboten. 3000 Menschen mussten nun beimHochwasser des Jangtse-Flusses in China ihrLeben lassen, 5 Millionen Wohnungen zerstörtwerden, und plötzlich geht es: China hatseine letzten Urwälder von einem Tag auf denanderen unter Schutz gestellt. Der Zusammenbruchder Währungen in Südostasien hatdank sinkender Holznachfrage die Plünderungder Wälder gebremst, doch sind30 000 km 2 Wald in Indonesien «menschgemachtem»Feuer zum Opfer gefallen. Bilderbeweisen (s. BMF-Internet: bmf.ch): Die Erschliessungund die Degradierung vorherintakter Wälder durch die Holzindustrie isthauptschuldig an den Waldbränden. Wieviele Menschen und Tiere müssen in Asien,Afrika und Südamerika noch in Waldbrändenund Fluten umkommen, bis sämtliche Holzeinschlagslizenzenin Urwäldern zurückgezogenwerden?Die Schweiz erlebte Ende letzten JahrhundertsÄhnliches. Da Tropenländer noch vielmehr zu verlieren haben an Lebensformenund Kulturen, wünscht der BMF den VerantwortlichenMut und Glück zu raschem undbeherztem Handeln. Möge es Sarawak bessergelingen als der Schweiz, das Erbe für diekommenden Generationen zu bewahren!Wir vom BMF haben beschlossen, denPenan und dem Regenwald eine Stimme zugeben, solange Schnauf und Finanzen reichen.Letztere reichen mit Fr. 40 000.– Defizitin den letzten zwei Jahren ohne Ihre Hilfenicht mehr weit. Wir danken hier darum allenfür ihren Beitrag. Unterstützen Sie unser Engagementmit Taten und Geld.Setzen Sie sich in Ihrer Gemeinde für denklaren Verzicht auf Raubbauholz in öffentlichenBauten ein. Kaufen Sie vorwiegendlokale Produkte – sogar Malaysias PremierMahathir hat diese Order ausgegeben. VerzichtenSie auf den Kauf von FSC-Produktenaus dem Ausland, solange FSC Holzeinschlagin Urwäldern nicht ganz klar ausschliesst.Setzen Sie sich in Ihrem Land dafür ein,dass die folgende Regelung der Weltbankauch auf nationaler Ebene umgesetzt wird:– Strassenbau und kommerzielle Holzfällereiin Urwaldgebieten werden auf keinen Fallunterstützt.– Die nachhaltige Holznutzung in natürlichenSekundärwäldern ist zu fördern.Wir wünschen den Penan genügend Nahrungund Urwald, Ihnen schöne Weihnachtenund dem im Gefängnis malträtierten Ex-Finanzminister Anwar Ibrahim eine korrekteund gerechte Behandlung.Das BMF-TeamGenügend Nahrung ist alles, was die Penanbrauchen, um ein fröhliches Fest zu feiern.Wird dieser Junge dereinst in der Grosstadtum Nahrung betteln müssen? Foto: BMF,<strong>1998</strong>InhaltsverzeichnisEditorial 2Nachrichten aus Sarawak 3–7Rund ums Holz: Nachrichten 8–9Rund ums Holz: Bravo! 10Rund ums Holz: Pfui! 11BMF intern 122


Nachrichten aus SarawakReisebericht von <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>Der Plan, dem Chief Minister von Sarawakund seiner Frau zum Fest der Mekka-Pilger alsFriedensbotschaft das weisse Lamm «Gumperli»zu überbringen, war verhindert worden.Der 62. Geburtstag des Chief MinistersTaib Mahmud am 21. Mai bot sich als nächsteGelegenheit für positiven Dialog. Doch dieSarawak anfliegenden Airlines hatten die Anweisung«Top Urgent: <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong> not allowedto enter Kuching» erhalten und musstenmeine Weiterreise von Singapur nach Sarawakverweigern. Auch ein Besuch in Westmalaysiawurde von den Behörden abgelehnt.Haji Salim Bin Hashim, der malaysischeHigh Commissioner in Singapur, ein freundlicherMann, wollte zwischen mir und demChief Minister vermitteln. Was sollte mit denUS$ 10 000.– geschehen, die Erika und JürgBinz (Ebipharm, Kirchlindach) in uneigennützigerWeise als Startkapital für eine mobileZahnarztklinik für die Penan und Kelabit gespendethatten? Da eine Antwort währendWochen ausblieb, wurde der Betrag auf einerBank in Singapur deponiert und dem ChiefMinister ein komplettes Dossier der «Secoursdentaire international» zugestellt. Die Gesamtkostenfür das von den Penan begrüssteProjekt betragen für eine Laufzeit von 2 Jahrenca. CHF 200 000.–. Mit dem Segen desChief Ministers kann es verwirklicht werden.Wir warten gespannt auf Antwort! KonkreteHilfe wollte ich auch Maleng, meinem bestenPenanfreund, bringen: Vor zwei Jahren hat erim Dschungel beim Fällen einer Nyiwung-Palme ein Bein verloren. James Ritchie, Pressesprecherdes Chief Ministers, versprach,sich um eine Prothese zu kümmern. Soeben erhieltenwir dieNachricht, dass Dr. Judson Sakaivon Ba Kelalan die Prothese beschafft hat.Wir danken allen Wohlwollenden für ihrenBeitrag.MalengFoto:BMF 1997Penan lehnendeutsches Forstprojekt abDie deutsche Gesellschaft für technischeZusammenarbeit (GTZ) hat mit der SamlingCo. und dem Forstdepartement von Sarawakeinen Vertrag (Projekt FOMISS) zur nachhaltigenNutzung einer 1680 km 2 grossen Holzeinschlags-Konzessionunterzeichnet. Es handeltsich grösstenteils um unberührten Urwaldim Lebensraum der Penan, der nun mit deutscherHilfe mit Bulldozern und Motorsägen erschlossenund innert ca. 10 Jahren abgeholztwerden soll. Mit der Drohung, der Urwaldmüsse so oder so sein Holz hergeben, werdendie Penan genötigt, dem Projekt zuzustimmen.Obwohl für die dreijährige Inventur einMoratorium abgemacht ist, hat Samling anverschiedenen Orten weitergeholzt. Ein betroffenerPenan meint: «Seit so vielen Jahrenwollen wir unseren Urwald schützen, wieviele von uns sind verhaftet worden! 1 Einigehaben gar mit dem Leben bezahlt! 2 UnserWald spendet alles, was wir zum Leben brauchen.Wir sind gewohnt, mit unseren eigenenSchwierigkeiten am Fuss der Berge zu leben –wenn nur ihr uns nicht stört! Zwingt uns nicht,bei euch talwärts um Nahrung betteln zu müssen!Das deutsche Projekt lehnen wir ab, daes unseren Lebensraum einschränken würde!»Das verantwortliche Bundesministerium fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung(BMZ) verlangt, dass Tropenwaldprojektenur in dafür geeigneten Waldvorkommenrealisiert werden. Primärwäldersollen nur zu Schutzzwecken oder für besondereUntersuchungen einbezogen werden. 3Ganz im Widerspruch dazu fördert die GTZdie Erschliessung von Urwäldern. Sollen deutscheSteuergelder für eine Entwicklung missbrauchtwerden, die den Penan genau dasnimmt, was sie auf keinen Fall geben wollen:die Bäume ihres Waldes?! Schreiben Sie IhreMeinung an Frau BundesministerinHeidemarie Wieczorek-Zeul, BMZ,Friedrich-Ebert-Allee 40, 53113 Bonn,Fax: ++49(228)535 33 25.Verlangen Sie, dass die deutsche Regierungunter keinen Umständen Strassenbauund kommerzielle Holzfällerei in Urwäldernunterstützt. Verlangen Sie, dass Deutschland1 über 700 seit 1987.2 ein 4-jähriges Kind bei Tränengaseinsatz umgekommen. 4 ungelösteMordfälle, ein 12-jähriges Penanmädchen von Police Field Forcevergewaltigt.3 BMZ, Entwicklungspolitik, Sektorkonzept Tropenwald, Nr. 014, 19923


in Entwicklungshilfeprojekten eine nachhaltigeForstwirtschaft nur in Sekundärwäldernund in degradierten Gebieten fördert – im klarenEinverständnis mit der Lokalbevölkerung.Die GTZ kann in Sarawak sehr wohl Hilfeleisten. Der BMF hat bei zwei persönlichenTreffen und auch auf schriftlichem Weg vorgeschlagen,ihr unbestrittenes technischesWissen in Sachen «Reduced Impact Logging»(Holzerei mit reduzierter Auswirkung) inSekundärwaldgebieten anzuwenden und dietraditionellen Landrechte der Ureinwohner zurespektieren. Die Samling Co., Sarawaksgrösste Holzfirma, hat vom Chief Ministerrund 15 000 km 2 Wald geschenkt bekommen.Die meisten an das FOMISS-Gebietangrenzenden Wälder sind talwärts bereitsselektiv genutzt worden und verlangen geradezunach einer nachhaltigen Forstwirtschaft.Hier kann und soll die FOMISS ihr Projektlangfristig glaubhaft umsetzen. Eine konstruktiveAntwort auf diesen Vorschlag ist die GTZbislang schuldig geblieben.blockieren, schoss der chinesische Chef desForstdepartements Pusui aus zwei MeternEntfernung eine Salve von 20 Schüssen direktüber die Köpfe von Lakei Suti und seinen Freunden.Lee Ling Timber bezahlt verschiedenen sesshaftenPenanführern einen regelmässigen Monatslohnsowie 25 000.– Malaysische Ringgit(MR) pro Jahr zum Weiterverteilen. Im Gegenzugverpflichten diese sich, nichts gegen die Aktivitätender Holzfäller zu unternehmen. VielePenan haben die Entgegennahme ihres Anteilsverweigert, sind aber nach all den Verhaftungenmüde, friedfertig aktiven Widerstand zu leisten.Ganz arg wütet die Firma Ravenscourt in UluLimbang, auch in dem Gebiet, das wegen seinergrossen Artenvielfalt schon 1984 als Nationalparkvorgeschlagen wurde. Bis heute istdas Schutzgebiet jedoch nicht realisiert worden(Pulong Tau Nationalpark, 1640 km 2 ). Bereitswühlen Bulldozer unter dem Gunung Murud,dem höchsten Berg Sarawaks (2560 m) und amFusse des Batu Lawi, dem schönsten sagenumwobenenFelsklotz im Land – beides sowohl Lebensräumeder Penannomaden als auch derletzten Nebelparder. Dabei verschmutzen sieden «Baa Pina Uwut», den «Fluss der vielen Sagopalmen»,einen der letzten noch klaren Flüsseim eigentlichen Herzen des Penanterritoriums.Die nähere Zukunft wird zeigen, ob besagteFirmen sich von Bösewichten in Retter verwandelnwerden – durch Verzicht auf die Nutzungvon Urwald innerhalb ihrer Konzessionen.Wird Ravenscourt den ersten Schritt wagen?«Timber Mining»: Ravenscourt Co.(Lizenz 0294) baut neue Strasse am Tabun-Fluss, um letzte Urwaldgebiete zu plündern.Die Erosionsschäden verschmutzen dieGewässer, reduzieren die Fischbestände undverunmöglichen es den Penan, ihre HauptnahrungSago zu gewinnen, zu dessenVerarbeitung klares Wasser notwendig ist.Im Hintergrund der Batu LawiDrei BösewichteDrei Holzfirmen zerstören bis heute denLebensraum der Penannomaden. Sie heissenRavenscourt, Lee Ling Timber (vormals LTL) undWTK Co. Letztere ist die älteste Logging-CompanySarawaks mit Sitz in Miri. Sie darf4000 km 2 geschenkten Urwald plündern,während die Urbevölkerung nicht nur leer ausgeht,sondern auch noch eingeschüchtert wird:Bei einem Treffen mit den Nomaden vonMagoh, die drohten, eine Zufahrtsstrasse zuDer Sippenführer der Nomaden von UluLimbang spricht: «Bis heute sind wir wedervon der Holzgesellschaft noch von der Regierungrespektiert worden. Wir erwarten vonunserem Chief Minister Taib Mahmud, dasser sich wie ein echter Vater benimmt.Wir erwarten, dass er die Holzschlaglizenzenzurückzieht und unsere übriggebliebenenUrwälder schützt, damit wir alsPenan im Wald überleben können.»Fotos: BMF, <strong>1998</strong>4


Ansiedlungsprojekt fürnomadische Penan misslungenSarawaks Umweltminister und HolzkönigDatuk James Wong hat die nomadischenPenan eingeladen, in ihrem angestammten3100 km 2 grossen Lebensraum sesshaft zuwerden, nachdem ihm dieses Gebiet vomChief Minister als Konzessionsgebiet geschenktwurde. In Long Napir hat er darum inden 80er Jahren ein Langhaus für sie bauenlassen. Heute steht das Gebäude bis auf wenigeFamilien leer – denn ein Haus kann mannicht essen. Die nähere Umgebung ist von derFirma des Umweltministers inzwischen abgeholztworden, die Penan finden nicht mehrgenügend Nahrung. Viele Familien sind deshalbschrittweise quellwärts in unberührte Gebietegezogen und haben dort neue Siedlungenin Flussnähe gegründet, um als Bauernund Jäger überleben zu können. Datuk JamesWong hat seine Firma LTL mittlerweile an dasUnternehmen Lee Ling Timber Co. verkauft.Durch das Scheitern seiner Politik steigt derDruck auf die letzten intakten Urwälder zusätzlich,denn diese sind bereits so arg dezimiert,dass sie neben den Nomaden nichtmehr allzuviele Rückkehrer ernähren können.Bakun-DammGemäss Berichten in der «Borneo Post»(27.und 29.08.<strong>1998</strong>) soll der Bakun-Dammbis zum Jahr 2006 realisiert werden. Daseinstige Prestigeprojekt wurde allerdings redimensioniertauf die Hälfte der ursprünglichvorgesehenen Leistung. Der Strom soll nunvollumfänglich Sarawak zugute kommen, daman aus Kostengründen auf die Unterwasserleitungnach Westmalaysia verzichtet. Die billigeElektrizität – für die es heute noch keineVerwendung gibt – soll Investoren anlocken,vor allem in den holzverarbeitenden Sektorenwie der Papierindustrie. Aber auch in die Palmöl-und in die Aluminiumindustrie werdengrosse Hoffnungen gesetzt. Die Umsiedlungder 10 000 Menschen verläuft schleppendund begleitet von Misstönen, aber nach Plan.Für die Betroffenen ist die Wirtschaftskrise jedochein hartes Los: Jetzt, wo sie besondersdarauf angewiesen wären, verlieren sie ihreGärten und Gründe. Einige haben sich verschuldet,um sich in irgendeiner Form amDammbau zu beteiligen. Der Stillstand hat sieruiniert. Dass die verantwortlichen Kräftenoch diesen Sommer die Betroffenen beschwörendermahnten, mit den Entschädigungsgeldern«weise» umzugehen und siekollektiv in Finanzinstitute und Aktienfonds zuinvestieren, mutet angesichts der harten Wirtschaftsrealitätrecht seltsam an: Den kleinenLeuten wird das Glücksspiel verboten, damitsie die Spielschulden der Grossen bezahlen.KartenausschnittUlu Tutoh/Ulu Limbang■ ungefähre Fläche noch intakten Urwaldsim Lebensraum der Nomaden, <strong>1998</strong>→ Penan Movements➔ Logging Companies5


Chief Minister TaibMahmud und dieOrang-UtansDas Lanjak-Entimau-Wildschutzgebietin Westsarawakbesteht zu 90% aus Dipterocarp-Urwaldund ist vor allemals Lebensraum für die ca.1000 wildlebenden Orang-Utans geschützt worden.Anlässlich der von 150Wissenschaftlern aus allerWelt besuchten «Great Apesof the World»-Konferenz vomJuli <strong>1998</strong> in Kuching (Sarawak),verkündete der ChiefMinister Taib Mahmud, dassein «Peat Swamp Forest»(Torf-Sumpf-Wald) geschütztwerde für ein Orang-Utan-Reservat. Dies geschehe alsBeitrag zu den BemühungenChief Minister Taib Mahmud der Wissenschaftler, die Orang-Utan-Baby «Happy»Orang-Utans vor dem Aussterbenzu bewahren. Dr. Gary Shapiro, Chef der internationalen Orang-Utan-Stiftung, welche dieKonferenz organisierte, war entzückt von diesem überraschenden Angebot. Allerdings hat der ChiefMinister keine näheren Angaben gemacht, wann, wo und in welcher Grösse das Reservat geschaffenwerden soll. Der BMF freut sich auf effiziente Umsetzung der Ankündigung, gratuliert der Regierungvon Sarawak zu diesem Schritt und hofft, dass nach den Orang-Utans nun auch die Landansprücheder Penan beim Chief Minister auf Gehör stossen.Orang-Utans bedrohtDie Zahl wildlebender Orang-Utans in Borneo und Sumatra ist in den letzten 10 Jahren umetwa 50% auf geschätzte 20 000 Exemplare reduziert worden. Der Grund ist die Zerstörung ihresLebensraums durch kommerzielle Holzfällerei, Kahlschläge und von Menschen gelegte Feuerzur Landgewinnung für Ölpalmplantagen und Mega-Entwicklungsprojekte. Die Environmental InvestigationAgency mit Sitz in London und Washington (eia, 69 Old Street, London EC1V 9HX,UK), tadelt in ihrem Bericht «The Politics Of Extinction» das korrupte Regime unter Suharto, weiles der Holz- und Plantagenindustrie beinahe unbeschränkten Zugang zu noch intakten Waldgebietengewährt hat. Die treibende Kraft für die ökologische Katastrophe liegt aber eher bei unserenindustriealisierten Ländern, wie folgende Beispiele zeigen:• Die amerikanische Firma Goldman & Schuster finanzierte mit US$ 500 Mio. Indonesiens grössteHolzfirma, Barito Pacific, die 50 000 km 2 Wald abholzt (Fläche Schweiz: 41 300 km 2 ).• Japans Marubeni Corp., weltweit die grösste Käuferin von Holz aus Sarawak und auch imReebok-Schuh- und Blizzard-Ski-Geschäft, beteiligt sich zusammen mit der Mitsubishi-Bank,dem finnischen Unternehmen Enso, Schwedens Cellmark, der deutschen Export Kredit und vielenanderen an der Finanzierung riesiger Zellstoff- und Papierfabriken in Indonesien.• Deutschland ist als grösster europäischer Importeur von Palmöl (1997: 288 000 Tonnen/EUtotal: 878 000 Tonnen) hauptverantwortlich für die von Palmölfirmen zwecks Landgewinnunggelegten Feuer. Die weltweite Nachfrage nach Palmöl stieg in den letzten 5 Jahren um 32%!Europäische, japanische und amerikanische Firmen, Banken und Entwicklungshilfe-Institutionen finanzieren industrielle Projekte in Regenwaldgebieten; sie schaffen die steigendeNachfrage für billiges Tropenholz, billiges Palmöl, billigen Zellstoff und billiges Papier und realisierendabei hohe Gewinne – solange wir ihre Produkte kaufen.Die eia, die einen Orang-Utan-Schutzplan vorgelegt hat, verlangt folgerichtig, dass jeglicheInvestition und Finanzhilfe an Projekte in Indonesien von der Einhaltung strikter ökologischer, sozialerund ökonomischer Bedingungen abhängig gemacht wird.6


Sarawak: Landrechte derUreinwohner bedrohtDie Regierung in Sarawak beabsichtigt,den Status von 2984 km 2 Land im Baram-Gebietzu ändern. Das Land soll neu den Status«Protected Forest» (Geschützter Wald) erhalten.Betroffen sind hauptsächlich Penan. Aberauch Kenyah, Kayan und Kelabit befindensich im vorgeschlagenen Gebiet. Die in Sarawakansässige Organisation BRIMAS (BorneoResources Inst.) ist bestürzt über diese Statusänderung,denn dadurch verlieren die Ureinwohnerdie gesetzlich garantierten Besitzansprücheauf ihr Land. Auch wirdbemängelt, dass die Erklärungen der Regierungden Betroffenen nicht verständlich waren,und genaue Angaben zu Ausdehnungund Grenzen der betroffenen Fläche fehlen.Auch widerspricht der Status «GeschützterWald» der Realität, denn Holzfällerei wird imgesamten vorgeschlagenen Gebiet betrieben.Die Fläche erstreckt sich auch auf das Gebiet,das die GTZ mit «Reduced Impact»-Methodenauszubeuten plant. Es wird befürchtet, dassnach der Statusänderung die seit Jahrzehntenanhaltenden Proteste gegen die Machenschaftender Holzfirmen mit aller Härtebekämpft werden. BRIMAS fügt an, dass speziellim Baram-Gebiet, aber auch im übrigenSarawak, der Status «Protected Forest» vonder Regierung schon oft rückgängig gemachtworden ist, worauf die Flächen in der RegelPlantagenunternehmen überlassen wurden.Kommentar BMF: Der Status «GeschützterWald» bedeutet «Geschützt für dieHolzfällerei». Mangels einer Schrift könnendie Ureinwohner nichts vorweisen, was ihreLandrechte unterstreichen würde. Historischgesehen sind ihre Ansprüche jedoch ganzklar berechtigt. Seit Anfang der 80er Jahrehaben die Ureinwohner aus der Baram- undLimbang-Region vorschriftsgemäss über 50Gesuche um Anerkennung ihrer Landrechteeingereicht – bis heute ist kein einziges dieserGesuche anerkannt worden!Neue Jagdgründe für diemalaysische HolzindustrieWegen schwindender Holzreserven im eigenenLand sind 30 malaysische Holzfirmenmit 23 Regierungen aus aller Welt in Verhandlungen,um Abholzungsrechte für insgesamtmindestens 222 000 km 2 zu kaufen.Dies entspricht mehr als der 5fachen Flächeder Schweiz und nahezu der Fläche Westdeutschlands.Viele Verträge sind bereits abgeschlossen.Malaysische Firmen kontrollierenheute schon die Hälfte oder mehr der Konzessionsgebietein Französisch Guyana, PapuaNeuguinea und auf den Solomon- undVanuat-Inseln. Sie sind präsent in Kambodscha,Indonesien, Laos, Myanmar und Westpapua;inKamerun, Kongo, DemokratischenRepublik Kongo, Gabun, Guinea, Liberia,Madagaskar, Malawi und Zimbabwe;in Belize,Bolivien, Brasilien und Surinam;in derTschechei, in Ostrussland und in Neuseeland(Plantagen).Diese Information verdanken wirdem empfehlenswerten Bericht «High Stakes:The Need to Control Transnational LoggingCompanies». Der Bericht wurde <strong>1998</strong> vonder englischen Forest Monitor Ltd, 114 BroadStreet, Ely, CB7 4BE, London, UK, herausgegeben.Er zeigt auf, dass bei der Vergabe vonEinschlagslizenzen an ausländische Firmen invielen Fällen weniger als 1% vom Wert desgeschlagenen Holzes im Produktionslandbleibt. Gleichzeitig wird die Wirtschaft unddamit die Kultur der vom intakten Wald abhängigenLokalbevölkerung unwiederbringlichzerstört. Der Bericht geht auf 58 Seitendetailliert auf einzelne malaysische Firmen einund ist Pflichtlektüre für alle, die nationaleWaldressourcen nachhaltig verwalten wollen(Bezug via BMF).Positive Signale von Weltbank?Der Präsident der Weltbank, James Wolfensohn,traf sich Mitte Juli mit den Generaldirektorenvon Samling und WTK sowieden Geschäftsführern der Sarawak TimberAssociation und dem Malaysian TimberBoard zu einem Gedankenaustausch. Dabeikamen die Praktiken der internationalen Holzfirmenin verschiedenen Ländern Asiens,Afrikas und Lateinamerikas zur Sprache. ImWeiteren wurden Fragen zum Biodiversitätsschutzin Sarawak erörtert. Die Weltbankunterstrich dabei ihr Interesse, Sarawak imRahmen des Global Environment Facility(GEF) zu unterstützen.Ein ITTO-Projekt im Penangebiet?Die Sarawak Timber Association befasstsich mit der Vorbereitung eines Projektes, dasdurch die internationale Tropenholzorganisation(ITTO) finanziert werden soll. Das Projektgebietbetrifft die Magoh- und Pulong-Tau,Region im Nordosten Sarawaks, dem Kerngebietder Penan. Die Zielsetzung des Projektesumfasst eine nachhaltige Waldnutzungund Biodiversitätsschutz in Primärwäldern.Die ITTO betreut bereits ein grösseres Projektdieser Art in Lanjak-Entimau, im westlichenGrenzgebiet zu Indonesien.7


Rund ums Holz: NachrichtenHolz-Deklarationspflicht wiederein Themavon Roger GrafNationalrat Christoph Eymann (LiberalePartei, Präsident Gewerbeverband BS) hat am9. Oktober 1997 im Nationalrat eine Motionzur Deklaration von Holz eingereicht. Das Anliegendürfte möglicherweise in der Sessionvon November/<strong>Dezember</strong> <strong>1998</strong> zur Abstimmungkommen. Dazu braucht es allerdingsein wenig Druck aus der Öffentlichkeit. Bittebeachten Sie unseren Hinweis am Schluss desArtikels.Zur Vorgeschichte: Im Jahre 1993 habenNationalrat Hugo Wick und StänderätinRosmarie Simmen (beide CVP) zwei Motionenzur Deklarationspflicht von Holz eingereicht.Der Ständerat hat dem Anliegen mit Stichentscheidvon Otto Piller (CVP), knapp zugestimmt,der Nationalrat lehnte es jedoch imFrühjahr 1994 mit 81 zu 68 Stimmen relativknapp ab. Prominenteste Gegner der Deklarationspflichtwaren die Firma HIAG (grössteholzverarbeitende Industrie der Schweiz), derSchweizer Handels- und Industrieverein «Vorort»,die Lignum (Arbeitsgemeinschaft für dasHolz) und sogar die Schweizer TropenholzfirmaPrecious Woods. Die Gegner kritisiertenden Alleingang der Schweiz ohne internationaleKoordination, den administrativen Mehraufwandim Bereich der Kontrollen und dieMehrkosten. Ausserdem fürchtete man sichvor weitergehenden Deklarationsforderungenvon KonsumentInnenseite für andere Produkte.Zur Bekämpfung der obligatorischenDeklaration wurde immer wieder das freiwillige«Öko-Label» ins Spiel gebracht und diesebeiden völlig verschiedenen Ansätze gegeneinanderausgespielt. Für die Umweltverbändeist das «Öko-Label» eine sinnvolle Ergänzungzur Deklarationspflicht, welcheAngaben über die Holzarten und die Herkunft(Wuchsgebiet) der betreffenden Hölzer gebenmuss. Ein «Öko-Label» ist schliesslich eineweitergehende, jedoch freiwillige Auszeichnungfür gute Forstwirtschaft. Im Baumarktbereichhaben sich die Grossverteiler in denletzten Jahren mit unterschiedlichem Erfolgbemüht, eine Kennzeichnung ihrer Holzprodukteeinzuführen. Pionier ist in dieserHinsicht die Migrosgenossenschaft, die aucheine Kennzeichnung im Haushalts- undPygmäen in Afrika: «Baut Eure Häuser nichtaus unserem Wald!» Ohne Deklarationspflichtkönnen die KonsumentInnen dieserBitte nicht nachkommen.Foto: B. <strong>Manser</strong>Möbelsortiment erstaunlich gut umgesetzt hat.Gemäss Auskunft der Migros ist eine Kennzeichnungaller Holzprodukte durchaus machbar,obwohl selten auch aufwendige Nachforschungennötig sind. Im mengenmässigwichtigen Bereich des Innenausbaus, derBaubranche und bei Papierprodukten fehlt bisheute eine Deklaration praktisch vollständig.Papier ist für 25% des Holzverbrauchs in derSchweiz verantwortlich und muss daherunbedingt auch deklariert werden. Wie eineUmfrage des <strong>Bruno</strong>-<strong>Manser</strong>-<strong>Fonds</strong> bei 13Schweizer Papierfabriken im Jahre 1994ergeben hat, ist auch dies ohne Problememöglich.Der Bundesrat hat 1994 versprochen, fallskeine Lösung für eine (freiwillige) Deklarationauf privatrechtlicher Basis zustandekommt,selber aktiv zu werden und aufgrund des Konsumenten-Informationsgesetzes(KIG) eine Verordnungdurchzusetzen. Leider hat der Bundesratbis heute sein Versprechen nichteingelöst. Die Motion Eymann soll ihm nunendlich Beine machen. Das Recht auf objektiveInformation über Herkunft und Zusammensetzungvon käuflichen Produkten sollte ineinem fortschrittlichen Staat wie der Schweizschon lange selbstverständlich sein. Um diesesRecht auf mehr Transparenz bei Holzproduktendurchzusetzen, braucht es aber auchnoch ein wenig Hilfe der Öffentlichkeit. Bittekontaktieren Sie die Präsidentin des Nationalrats,Frau Trix Heberlein, und bitten Siefreundlich um Auskunft, in welcher Nationalratssessiondie Motion behandelt werde. Telefon:01/918 16 39 Fax: 01/919 01 40.8


Warum in einem Alpenlandkeine Shrimps gegessenwerden solltenShrimps (Garnelen) sind heute ein festerBestandteil auf dem Schweizer Lebensmittelmarkt.In verschiedenen Grössen und Konservierungenbieten sie sich für eine Vielzahl vonVerwendungsmöglichkeiten an. Die fernenund teilweise exotischen Herkunftsländer derKrebse mögen zwar etwas irritieren, in Ermangelungweiterer Informationen vermagdies der Attraktivität der Produkte jedoch keinenAbbruch zu tun. Aus der Herkunftsdeklarationist nämlich nicht ersichtlich, ob die Tiereim Meer gefischt oder auf einer Farm gezüchtetworden sind. Diese wichtige Informationwird der Konsumentenschaft vorenthalten, obschonseit 1995 über ein Drittel der Weltproduktionvon Shrimps aus der Zucht stammt.Diese Zuchtanlagen werden zur Hauptsachein den Küstenregionen der Tropenländer angelegt,wo sie heute zur massgeblichen Bedrohungfür die sensiblen Mangrovenwäldergeworden sind. Gemäss UNO ist in den letztenJahren bereits die Hälfte der tropischenMangrovenwälder vernichtet worden, wobeiSüdostasien einmal mehr die Schwerpunktregiondarstellt.Betrieben werden die Zuchtfarmen nacheinem «Nomadic Farming» genannten Prinzip,weniger wohlwollende Zungen haben diesesPrinzip auch schon «Rape and Run» genannt:Gibt der Standort nach wenigen Jahren nichtsmehr her, zieht der Investor einfach weiter. Dieökologischen und sozialen Folgekosten werdender örtlichen Bevölkerung zurückgelassen.Zurück bleibt ein gestörtes Ökosystem in einerverödeten Landschaft. Einstmals fruchtbarerBoden hinter den Mangrovenwäldern erodiertoder versalzt, die Freisetzung u.a. grosser MengenAntibiotika, organischen Materials (für1 kg Garnelen werden 3 kg tierische Eiweisse,meist Fischmehl benötigt) und Fischgift (Ausmerzungder natürlichen Feinde der Garnelen)veränderten die Umweltbedingungen in derganzen Küstenregion. Die lokale Bevölkerungsteht vor dem Nichts. Inzwischen hat Thailandden Bau neuer Zuchtanlagen im Landesinneren,wo vor allem Reisfelder über Kanäle mit Salzwasserversorgt werden, verboten, und selbstWestmalaysia besteht seit kurzem auf der Einreichungdes gesetzlich verlangten Berichtes zuden Auswirkungen solcher Projekte auf die Umwelt,bevor mit dem Bau begonnen werdendarf.Genauso wenig nachhaltig ist die marineShrimpsfischerei: Die globalen Bestände sindübernutzt und die Erträge rückläufig. Mit5,2 kg Beifang, (der meist tot ins Meer zurückgeworfenwird) auf 1 kg Shrimps, ist derShrimpsfang die derzeit mit Abstand verschwenderischsteForm der Fischerei.Bei einem jährlichen globalen Handelsvolumenvon über 6 Milliarden US$ sind die Garnelendie wertvollste aller marinen Ressourcen.Ohne Druck von der Konsumentenseite wirdsich die Shrimpsindustrie nicht ändern. Der Boykotthat sich bei weitem als effektivstes Mittel erwiesen,um die Produzenten zum Umdenken zubewegen. Ausführlich thematisiert wurden dieAuswirkungen der Shrimpsindustrie am diesjährigenForest-Movement-Europe-Treffen inAmsterdam. Die deutsche «ArbeitsgemeinschaftRegenwald und Artenschutze.V. (ARA, Klasingstrasse 17D-33504 Bielefeld)» hat in der jüngstenAusgabe ihrer Zeitschrift «ökozidjournal»Nr. 15 1/98, fundierte Detailinformationgeliefert, und der BMF kannsich – solange eine sozial- und umweltfreundlicheProduktion nicht gewährleistetist – der Schlussfolgerung nuranschliessen: Boykott von Shrimps –was sonst! (Abo- und Einzelheftbestellung:Focus Verlag, PF 110328,D-35348 Giessen)Foto: J. Künzli9


Rund ums Holz: Bravo!218 Schweizer Gemeindenverzichten auf Holz aus RaubbauSeit <strong>Tong</strong> <strong>Tana</strong> Juli 98 haben uns weitereGemeinden den Beschluss, auf Holz ausRaubbau zu verzichten, mitgeteilt: Aarburg,Küttigen, Möriken-Wildegg (AG), Herisau,Schwellbrunn, Urnäsch (AR), Ettingen (BL),Ittigen, Meiringen, Muri, Sigriswil (BE),Schwanden (GL), Roveredo, Splügen (GR),Sursee (LU), Fontainemelon (NE), Balsthal(SO), Altendorf (SZ), Andwil, Brunnadern,Bütschwil, Rapperswil (SG), Silenen (UR),Montreux (VD), Uster, Wädenswil (ZH).Herzliche Gratulation!Damit verzichten in der Schweiz insgesamt218 Gemeinden mit total 2 317 801EinwohnerInnen(etwa 30% der Schweizer Bevölkerung)auf die Verwendung von Holz ausRaubbau bei öffentlichen Bauten (Stand Nov.98). Von den verzichtenden Kantonen habenwir bislang Kenntnis von Appenzell AR, Basel-Land, Basel-Stadt, Solothurn und Schwyz.Auszeichnung auf dem SäntisDer Ostschweizer Verein «Kein Stolz aufTropenholz» und der BMF haben die bis dahin206 Gemeinden am 25. September <strong>1998</strong>auf den Säntis eingeladen, wo den Gemeindevertretungenin feierlichem Rahmen, beischönem Wetter und positiver Stimmung eineanerkennende Urkunde überreicht wurde. Anwesendwaren Gemeinden aus den KantonenTessin, Wallis, Bern, Luzern, Uri, Glarus,Appenzell/AR, St. Gallen und Zürich. Denübrigen wurde die Urkunde per Post zugestellt.Der BMF hofft, die Urkunden mögeneinen Ehrenplatz erhalten und die EinwohnerInnenermuntern, ebenfalls einen Beitrag zumSchutz der letzten Urwälder zu leisten.sich in der Heimat- oder Wohngemeinde fürdieses Anliegen einsetzen möchte, kann beimBMF die Unterlagen bestellen.Einen engagierten Einsatz leistet einFreund in Wädenswil: Nachdem er auf seineschriftliche Anfrage vom Gemeinderat eineAbsage erhalten hatte (Zitat: «Nach Rücksprachemit einzelnen ortsansässigen Schreinernzeigte sich, dass bereits heute praktischkein Holz aus tropischen oder nordischen Urwäldernmehr verwendet wird» weshalb aufBeschluss, Richtlinien und Merkblatt verzichtetwerde), reichte er eine Einzelinitiative ein,mit der sich der Gemeinderat auseinandersetzenmusste. Resultat: Wädenswil ist die 217.Schweizer Gemeinde, die auf Holz aus Raubbauverzichtet: BRAVO!Eine Flasche guten SchweizerWeins!Der BMF hat mehrere Antworten im SinneWädenswils erhalten, jedoch zusammen mitSchreinern festgestellt, dass in praktisch allenGemeindebauten und -möblierungen sowie inder Sargbeschaffung Hölzer aus Raubbaueruierbar sind. Oft versteckt hinter Farbe, Plastikund Aluminium oder an Orten, wo mannormalerweise nicht hinguckt. Der BMF offeriertdarum der Gemeinde Wädenswil und alljenen Gemeinden, die eine ähnliche Positionvertreten, eine Flasche guten SchweizerWeins, falls bei einem Besuch in gemeindeeigenenGebäuden kein Holz aus Raubbauzu entdecken ist (Schnitzprobe erlaubt). Wirfreuen uns auf Ihre Einladung!Eine spezielle Ehrung durften gleichentagsdie Stadt Zürich, vertreten durchStadtrat Elmar Ledergerber sowie dieGemeinde Fällanden, vertreten durchGemeinderat Albert Ochsner entgegennehmen.Die Stadt Zürich hat die Richtlinien,die Gemeinde Fällanden den Gemeinderatsbeschlussfür die Kampagne zur Verfügunggestellt. Viele der neuen Gemeinden stütztensich auf diese vorbildlichen Grundlagen.Bei 2917 Schweizer Gemeinden ist dieKampagne noch lange nicht beendet. Wer35 Schweizer Gemeinden auf dem Säntis.Foto: I. Kürsteiner10


Rund ums Holz: Pfui!Schweizer «Öko»-FirmaPrecious Woods gesteht«saudummen Fehler»Die Münchner Organisation Pro Regenwaldfand heraus, dass Precious Woods (PW)der Ostsee-Küstenstadt Rostock vertragswidrignicht-FSC-zertifiziertes Acaricuara-Holz lieferte. Der Anteil der «Falschlieferung»am Gesamtvolumen betrug 40%! DanielHeuer, Sekretär der PW, beschwörend: «Dawar absolut keine Betrugsabsicht dahinter –uns ist hier einfach ein saudummer Fehler passiert.»Der Imageschaden in Deutschland istjedoch beträchtlich. Der Leiter des StaatlichenAmtes für Umwelt und Natur in Rostock: «Ichfühle mich benutzt.» Seine Behörde hätte aufkeinen Fall die Lieferung von Raubbauholzakzeptiert (Rostock ist Mitglied des Klimabündnisses).Kommentar BMF: Ursprünglich wolltePrecious Woods degradierte Gebiete inCosta Rica aufforsten. Das tönte gut, undauch die Schweiz beteiligte sich mit Steuergeldernin Höhe von 3 Mio. CHF an diesemProjekt, obwohl Umweltverbände bemängelten,dass mit standortfremden Teakbäumenaufgeforstet wurde. Bis die Plantage nach25 Jahren reif für die Ernte ist, wollte PW jedochnicht warten und kaufte sich in Brasilien800 km 2 Urwald, um ab sofort Gewinne einzufahren.Dies ist für den BMF nicht akzeptabel,auch wenn PW verkündete, der Forest-Stewardship-Council (FSC) habe ihrerWaldwirtschaft Nachhaltigkeit bescheinigt.Dass der FSC Holz aus Urwäldern zertifiziert,lehnt der BMF kategorisch ab. Dies ebnet denWeg zur Plünderung der letzten Urwälder untereinem grünen Mäntelchen! Nun stellt sichheraus, dass PW auch mit nicht-zertifiziertemHolz handelt. «Mit dem Kauf dieser Aktienschützen Sie den Regenwald!» hat PW potentielleAnleger geködert. Die Frage ist, wielange diese Aktionäre dem Geschäftsgebarenvon PW noch zuzuschauen gewillt sind. Diejüngsten Ereignisse wirken nicht sehr vertrauensbildend,und man mag gar nicht darandenken, was passiert, wenn PW weitere TausendeQuadratkilometer unberührten Regenwaldzukauft. Dass die Schweizer Firma aufden steuerfreien Virgin Islands (GB) registriertist und ihre Geschäfte in den DrittweltländernCosta Rica und Brasilien steuer- resp. zollfreiabwickelt, obschon mit jährlichen Wertzunahmenvon 11–16% gerechnet wird, lässt auchdas soziale Verantwortungsbewusstsein vonPW in zweifelhaftem Licht stehen. Der gesamteGewinn wird an die Aktionäre ausgeschüttet,der Lokalbevölkerung bleibt nur dieMöglichkeit, sich als Plantagen- und Holzarbeiterzu verdingen. PW nennt das «Entwicklungshilfeim besten Sinn» und hält an der Ansichtfest, die Not der Lokalbevölkerung – undnicht die Industrie, die das Eindringen der Armenin die degradierten Wälder überhaupterst ermöglicht – sei schuld an der Zerstörungder Urwälder. Unter Entwicklungshilfe und Regenwaldschutzversteht der BMF etwas anderes:den Schutz der traditionellen Wirtschaftsgrundlagender Lokalbevölkerung nämlich.Schliesslich haben es diese während Jahrhundertenverstanden, die Regenwälder nachhaltigzu bewirtschaften, indem sie nur Sekundärprodukte(Früchte, Gummi, Heilpflanzen etc.)nutzten und die Bäume stehen liessen. Nurfliesst so natürlich kein Rappen in die Taschender Schweizer Möchtegern-Waldretter.Entla AG täuscht KundschaftEin Freund bestellte eine Fichtentüre mit Fichtenumleimer.Für den Fachmann ist somit klar,dass eine Türe aus Fichtenholz bestellt ist. Geliefertwurde eine «Entla-Türe, RöhrenspanFichte 1/A mit Fichtenumleimer». Dass sichunter dem Fichten-Umleimer ein Einleimer ausAbachi-Holz (Afrika) versteckt, verschweigt derLieferschein. Auf Anfrage bestätigt Entla AG:«Wir machen das immer so, aus Stabilitätsgründen.»Dies löste Kopfschütteln aus, denn fürdie Stabilität genügt der Umleimer vollauf. Fürden Fichtenumleimer wurde zudem ein Mehrpreisverrechnet, Türen ohne Abachi-Einleimerwären laut Lieferant gar noch teurer. Die aktuellenMaterialpreise rechtfertigen diese Mehrkostenin keiner Weise! Entla kauft billige Türrohlingemit Raubbauholz, klebt etwas Fichtedrumherum und verkauft sie gegen Aufpreis alsFichtentüre.Hinweis an Architekten und Bauherren:Norma Reiden AG produziert Türen auseinheimischen Hölzern zum selben Preis wiedie Raubbauholz-Türen. Ihre Brandschutztüren(T30) aus schichtverleimter Buche sindEmpa-geprüft. Die höheren Produktionskostenwerden als Beitrag zum Schutz der Regenwälderselbst getragen. Kontakt: NormaReiden AG, Postfach, 6260 Reiden.Tel: 062.758.42.42.11


BMF InternDie Tagebücher von <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>Im Naturhistorischen Museum Basel(Augustinergasse 2, beim Münster) findetnoch bis zum 21. Februar 1999 eine Ausstellungstatt, in deren Zentrum Reproduktionenvon <strong>Bruno</strong>s Tagebuchseiten stehen. <strong>Bruno</strong>baute am Eröffnungswochenende eine Penanhütte.Dazu werden Gegenstände aus demAlltag im Urwald von Sarawak vorgestellt sowieein Videofilm aufgeführt. Ergänzt wird dieAusstellung durch viele Bild- und Texttafeln zuden Themen: Regenwald, Waldvölker, Produkteund Gefahren für diese wertvollen Ökosysteme.Anhand verschiedener Objekte ausunserem täglichen Gebrauch wird aufgezeigt,wo überall in unserem Umfeld – oftganz unbewusst – Tropenholz verwendetwird. Es finden Führungen durch die Museumsleitungsowie Vorträge von <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>und Filmvorführungen statt:Ansichtskarten furniertDer Verein «Kein Stolz auf Tropenholz»produzierte furnierte Ansichtskarten aus23 verschiedenen einheimischen Holzarten,deklariert nach Art und Herkunft. Ein Set à 5Karten kostet CHF 9.–, die Hälfte des Erlösesist zugunsten des BMF. Da einige Furniere vielteurer sind als andere und der Einzelpreis vonFr. 1.80 ein Durchschnittspreis ist, kann dieHolzart nicht gewählt werden. Die schönenKarten sollen der Forderung nach einer DeklarationspflichtNachdruck verleihen. DieKarten können beim BMF bestellt werden.Nomads of the Dawn1995, 144 Seiten, von Wade Davis undIan Mackenzie, Pomegranate Artbooks, Box6099, Rohnert Park, CA 94927 USA, ISBN0-87654-357-3Das schönste Fotobuch über die Penan undihr Leben im Regenwald Borneos. Ein Werkmit viel Herz, in dem die Indigenen selbst eineStimme haben.10.01.1999, 11 Uhr: Sago-Filmvorführung,anschliessend Führung, Blasrohrschiessen19.01.1999, 19 Uhr: Vortrag <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>02.02.1999, 19 Uhr: Sago-Filmvorführungmit <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>16.02.99, 19:00 Uhr: Vortrag <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>Öffnungszeiten:Dienstag bis Sonntag 10–17 UhrJeden Sonntag freier EintrittImpressum«<strong>Tong</strong> <strong>Tana</strong>»Zeitschrift des <strong>Bruno</strong>-<strong>Manser</strong>-<strong>Fonds</strong> (BMF)Verein für die Völker des RegenwaldesHeuberg 25, CH-4051 BaselTelefon 061/261 94 74Telefax 061/261 94 73E-Mail: bmf@bmfonds.links.chInternet: http://www.bmf.chSpendenkonten: Schweiz/Liechtenstein:Postkonto: 40-5899-8Coop-Bank, CH-4002 Basel,Konto 421329.29.00.00-5Frankreich: La Poste, Strasbourg,Numéro CCP 2.604.59TDeutschland: Deutsche Bank, Lörrach(BLZ 683 700 34) Konto 1678556Redaktion: <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>, John KünzliAutoren: <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>, John Künzli,Roger GrafFotos: Isabel Kürsteiner, John Künzli, Ruedi Habegger,<strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>, BMFZeichnung Titelbild: <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong>Übersetzungen: Robert Gogel (französisch),Barbara Jäckli (englisch),John Künzli, <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong> (deutsch)Auflage: 5700 (3500 deutsch, 1500 französisch,700 englisch)Erscheint dreimal jährlichAuf Spenden sind wir angewiesen –herzlichen Dank!Satz und Druck: Gremper AG, Basel12

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