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Ausgabe 20 - Juli 2009 - Marktgemeinde Sillian

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PORTRAIT<br />

Die ehemalige Arztpraxis von Dr. Urbaner hat seit April<br />

einen neuen Mieter gefunden und <strong>Sillian</strong> einen neuen Handwerksbetrieb<br />

dazu gewonnen. Werner Trojer ist Meister im<br />

Bau von Streich-, Zupf- und Saiteninstrumenten. Er ist 30<br />

Jahre jung und hat in Hallstatt in einer 4-jährigen Ausbildung<br />

das Handwerk erlernt und mit der Meisterprüfung abgeschlossen.<br />

Wie kommt ein junger Mann auf die Idee Geigenbauer<br />

zu werden?<br />

Eigentlich wollte der gelernte Tischler in Wien an der<br />

Hochschule für Musik Trompete studieren. An der Universität<br />

lernte er einen Geigenbauer kennen und besuchte dessen<br />

Werkstatt. Die kunstvolle und sensible Arbeit des Instrumentenbaus<br />

in Kombination mit dem intensiven Kontakt mit<br />

Musikern begeisterten ihn so sehr, dass er beschloss, dieses<br />

Handwerk zu erlernen. „Mich hat schon als Junge Holz fasziniert<br />

und ebenso die Musik. Und es ist schon etwas ganz<br />

Besonderes, wenn ich bei einem Konzert unter den Zuhörern<br />

sitze und der Musiker auf der Bühne spielt mein Instrument“.<br />

Dabei braucht ein guter Instrumentenbauer ein zumindest<br />

ebenso sensibles Gehör wie der Musiker selbst. Der Bau einer<br />

Geige, zum Beispiel, beginnt schon mit der Auswahl des<br />

geeigneten Holzes, denn für den Wohlklang des Instrumentes<br />

ist nicht nur der Musiker allein verantwortlich. Werner Trojer<br />

streicht über die Oberfläche einer Holzplatte und klopft sie<br />

mit den Fingern ab. An dem Klang hört er bereits, ob dieses<br />

Holz geeignet ist. „Ich stelle mir schon beim Bauen vor,<br />

wie das Instrument später klingen wird.“ Für die Decke einer<br />

Geige verwendet er Fichte, Ahorn für den Boden, die Resonanzkörper<br />

und den Hals. Zur Herstellung des Instrumentes<br />

werden Handwerkstechniken verwendet, die Jahrhunderte alt<br />

sind. Jeder Arbeitsschritt ist aufwändig und verlangt viel Geschick<br />

und Fingerspitzengefühl. Aus der Holzplatte wird mit<br />

einem Hobel millimeterdünn die Wölbung heraus gearbeitet.<br />

Am Arbeitstisch liegt ein Stück Holz, aus dem Werner Trojer<br />

Das Schnitzen der Schnecke<br />

„Mit Liebe zum Holz und zur Musik“<br />

Werner Trojer ist Streich- und Saiteninstrumentenerzeuger<br />

und hat vor kurzem in <strong>Sillian</strong> seine Werkstatt eröffnet.<br />

Fotos: Karin Klammer<br />

Seite 18 • <strong>Juli</strong> <strong>20</strong>09<br />

gerade den Wirbelkasten und die Schnecke schnitzt. Der Geigenbauer<br />

braucht Tage für solch kunstvolle Anfertigungen.<br />

„Jede Geige ist ein Unikat, ein Kunstwerk“ und Werner Trojer<br />

zeigt an den Feinheiten seiner Geige, woran man den guten<br />

Geigenbauer erkennt, etwa an der präzisen Einlegung des<br />

Aderspanes. Nicht zuletzt hängt die Qualität eines Streichinstrumentes<br />

auch von der Lackierung ab. Diese muss sehr<br />

dünn und gleichmäßig sein, um eine optimale Schwingung<br />

des Klangkörpers zu ermöglichen. Hier setzt er auf Natur<br />

und verwendet dazu eine eigene Rezeptur. Durch das f-Loch<br />

sieht man das Etikett, äußeres Erkennungszeichen einer echten<br />

Trojer-Geige – vielleicht in Zukunft so hoch gehandelt<br />

wie der berühmte große Bruder, die Stradivari.<br />

Werner Trojer weiß, dass es nicht leicht ist, als Instrumentenbauer<br />

Fuß zu fassen. Qualitätsarbeit ist jedenfalls eine notwendige<br />

Voraussetzung für den langfristigen Erfolg, und bei<br />

Qualität will Werner Trojer keine Abstriche machen. Seine<br />

Freunde haben ihm jedenfalls zum Einstand einen Fichtenbaum<br />

geschenkt - genug Holz für jede Menge Instrumente.<br />

Karin Klammer<br />

Werner Trojer spielt auf dem barocken Streichinstrument Baryton<br />

– dem Lieblingsinstrument von Fürst Esterházy. Josef<br />

Haydn hat viel für dieses Instrument komponiert.

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