5.2 Kommissionierung
5.2 Kommissionierung
5.2 Kommissionierung
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86 5. Lagerwirtschaft<br />
<strong>5.2</strong> <strong>Kommissionierung</strong><br />
Nach einer VDI-Richtlinie hat das Kommissionieren das Ziel, aus einer Gesamtmenge<br />
von Gütern (Sortiment) Teilmengen aufgrund von Anforderungen (Aufträge) zusammenzustellen.<br />
1 Kommissionieren ist eine Tätigkeit im Lager sowohl der Industrie- als auch<br />
der Großhandelsunternehmen; sie umfasst die Entnahme und das Sammeln von Waren,<br />
Artikeln, Materialien u. dgl., den Transport der gesammelten Waren bzw. Artikel und die<br />
Bereitstellung für den Verkauf, für den Versand, für die Verpackung oder für die Abholung<br />
bzw. für den Transport.<br />
Grundlage der <strong>Kommissionierung</strong> sind Anforderungen bzw. Aufträge. In der Industrie stehen<br />
die Aufträge im Zusammenhang mit dem System der Produktionsplanung und -steuerung<br />
(PPS); die Produktionsplanung verlangt u.a. die Bereitstellung von Material. Im Großhandel<br />
liegt der <strong>Kommissionierung</strong> ein Auftrag oder eine Bestellung eines Wiederverkäufers<br />
(Einzelhändlers) oder eines Weiterverwenders zu Grunde.<br />
Kommissionierer können Menschen oder Maschinen sein. Nach der Bedeutung des Kommissionierers<br />
bei der Entnahme werden folgende Methoden der Entnahme unterschieden:<br />
1. Mann zur Ware: Der Kommissionierer begibt sich zum Lagerplatz und entnimmt die<br />
Ware, den Artikel, das Material u. dgl. und legt ihn bzw. es in den Sammelbehälter. Diese<br />
Entnahme ist i.d.R. ohne Hilfsmittel, d.h. manuell, möglich. Manuelle Entnahme ist besonders<br />
häufig bei leichten Artikeln von geringem Umfang, die vom Lagergang einfach<br />
zu greifen sind, deshalb kommt die Mannzurware-Methode nur bei horizontalem Entnahmeweg<br />
in Betracht.<br />
Der besondere Vorteil dieser Methode liegt in ihrer relativ hohen Flexibilität. Sie eignet<br />
sich eher für relativ geringe Entnahmemengen und für Eilaufträge.<br />
2. Ware zum Mann: Der Behälter o. Ä., der die Artikel enthält, wird vom Lagerplatz, an dem<br />
er untergebracht ist, zum Kommissionierer transportiert; der Kommissionierer entnimmt die<br />
erforderliche Menge des Artikels; der Behälter wird danach zum Lagerplatz zurückgebracht.<br />
Eilaufträge lassen sich nicht ausführen; Durchlaufzeiten sind relativ lang.<br />
Die Warezummann-Methode findet sich vor allem bei Hochregallagern und sonstigen<br />
Lagersystemen; der Entnahmeweg ist also sowohl horizontal als auch vertikal, d.h. zweidimensional,<br />
zur Einlagerung und Auslagerung werden Hilfsmittel und automatische Fördereinrichtungen<br />
benötigt. Dies weist einerseits auf den erheblichen Mittelbedarf für die<br />
Einrichtung, andererseits aber auch auf Möglichkeiten zur Personaleinsparung hin.<br />
Die <strong>Kommissionierung</strong> kann sich auf Aufträge – Einzelaufträge und Auftragsserien – beziehen;<br />
wenn für einen Einzelauftrag kommissioniert wird, liegt eine einstufige <strong>Kommissionierung</strong><br />
vor; wenn sich die <strong>Kommissionierung</strong> auf eine Serie von Aufträgen bezieht,<br />
spricht man von serieller <strong>Kommissionierung</strong>. In Abbildung 5.1 wird der Entnahmeweg<br />
und der Transportweg zur Bereitstellung exemplarisch dargestellt. Dargestellt wird das<br />
sog. Hauptgangverfahren (auf die Einbeziehung von Stichgängen wird hier verzichtet).<br />
Der Kommissionierer läuft oder fährt auf dem angedeuteten Weg durch den Hauptgang<br />
1 VDI Richtlinie 3590 Kommissioniersysteme, Blatt 1, 1994
<strong>5.2</strong> <strong>Kommissionierung</strong><br />
des Lagers und entnimmt auftragsgemäß die Artikel, sammelt sie in einem Korb oder<br />
ähnlichem Behälter und transportiert sie zum Bereitstellungsplatz.<br />
Wareneingang<br />
�<br />
<strong>Kommissionierung</strong>sweg<br />
Rüstzone Auftragsannahme<br />
�<br />
Bereitstellung<br />
�<br />
�<br />
Waren- und<br />
Materialausgang<br />
Abb. 5.1: einstufige und serielle <strong>Kommissionierung</strong> – Lagergangverfahren (schematisierte Darstellung)<br />
Die sog. mehrstufige <strong>Kommissionierung</strong> ist artikelbezogen. Kommissioniert wird gleichzeitig<br />
für mehrere Aufträge. Dazu werden die Artikel der Aufträge zusammengefasst. Nach<br />
Entnahme werden sie auftragsbezogen wieder zusammengestellt.<br />
Gelegentlich ist es möglich, einen Auftrag so zu zerlegen, dass die <strong>Kommissionierung</strong> in<br />
zwei verschiedenen Lagern oder Lagerbereichen gleichzeitig stattfinden kann. Diese sog.<br />
parallele <strong>Kommissionierung</strong> kann sowohl einstufig als auch mehrstufig sein. Vor allem<br />
die mehrstufige parallele <strong>Kommissionierung</strong> ist fehleranfällig und wird selten praktiziert.<br />
87
88 5. Lagerwirtschaft<br />
Im Großhandel werden die <strong>Kommissionierung</strong>sunterlagen aufgrund der Bestellung durch<br />
den Einzelhändler oder sonstigen Weiterverwender zusammengestellt. Im Allgemeinen<br />
werden die einzelnen Positionen automatisch auf Etiketten gedruckt, die der Kommissionierer<br />
bei Entnahme auf die Artikel klebt. Die so gekennzeichneten einzelnen Artikel<br />
können dem Auftrag zugeordnet werden.<br />
einstufige<br />
<strong>Kommissionierung</strong><br />
Auftragsbezug<br />
5.3 Lagerorganisation<br />
5.3.1 Lagerarten und -typen<br />
Aufträge<br />
<strong>Kommissionierung</strong><br />
serielle<br />
<strong>Kommissionierung</strong><br />
Artikelbezug<br />
mehrstufige<br />
<strong>Kommissionierung</strong><br />
Für die Wahl der Lagerart sind u.a. folgende Kriterien entscheidend:<br />
• Funktionen bzw. Ziele der Lagerhaltung,<br />
• Kosten der Lagerhaltung, das sind die Lagerkosten i.e.S. und die Kosten der Kapitalbindung,<br />
• die Höhe der Bestandshaltung,<br />
• die Art des Lagerguts,<br />
• Transportwege.<br />
Die folgenden Lagerarten werden durch die Ziele, die mit ihnen verfolgt werden, wesentlich<br />
bestimmt. Diese Lager werden deshalb auch als zielorientierte Lager bezeichnet.<br />
• Reservelager – Sicherung angemessener Verkaufs- und Lieferfähigkeit,<br />
• Sammellager – Aufnahme großer Mengen zum Ausgleich starker Beschaffungsschwankungen,<br />
• Verteilungslager – Ausgleich von Absatzschwankungen,<br />
• Manipulationslager – Verbesserung oder Veredelung des Produkts,<br />
• Umschlaglager – kurzfristige Aufnahme des Lagerguts vor Weitertransport,
5.3 Lagerorganisation<br />
• Spekulationslager – Bestand wird aus spekulativen Gründen gehalten, z.B. wegen<br />
der Erwartung eines Preisanstiegs,<br />
• Normallager – Berücksichtigung üblicher Beschaffungs- und Absatzschwankungen.<br />
5.3.1.1 Lagerart nach Lagerordnung<br />
Die Lagerung von Gütern u.dgl. ist grundsätzlich sowohl im Freiplatz- als auch im Festplatzsystem<br />
möglich.<br />
Beim Freiplatzsystem werden die Waren auf derzeitig freien Lagerplätzen untergebracht.<br />
Diese Lagerung wird auch als chaotische Lagerhaltung bezeichnet. Der Lagerplatz ist<br />
durch eine Lagerplatznummer zu kennzeichnen. Lagerung im Freiplatzsystem ist typisch<br />
für Hochregallager. Insbesondere in diesem Fall setzt die Lagerführung Computerunterstützung<br />
voraus. Beim Festplatzsystem hat jeder Artikel u.dgl. seinen festen Lagerplatz,<br />
der auch auf Dauer für sie reserviert bleibt, auch wenn er zeitweilig nicht genutzt wird.<br />
Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Vorteile des Freiplatzsystems sind z.B. neben<br />
der besseren Ausnutzung der Lagerkapazität der geringere Platzbedarf und die schnellere<br />
Einlagerung. Nachteilig kann z.B. sein, dass die Einlagerung gleicher Waren bzw. Artikel<br />
auf getrennten Lagerplätzen evtl. zu Verzögerungen bei Entnahmen führt.<br />
Mithilfe eines Lagerplatznummernsystems wird das Auffinden des Lagergutes erleichtert.<br />
Die Ziffernfolge einer Lagerplatznummer gibt das Lager, das Regal, die Regalebene und<br />
das Lagerfach an. (Die Lagernummer 01 02 03 04 bedeutet z.B. erstes Lager, zweites<br />
Regal, dritte Regalebene, viertes Lagerfach.)<br />
Der besondere Vorteil des Festplatzsystems liegt darin, dass Entnahmehäufigkeiten und<br />
die Optimierung der Transportwege berücksichtigt werden können. Nachteilig könnte sein,<br />
dass bei geringem Lagerbedarf der reservierte Lagerplatz nicht optimal genutzt wird, und<br />
bei höherem Bedarf der Lagerraum nicht ausreicht und eine neue Lagerplatzordnung<br />
erforderlich wird.<br />
5.3.1.2 Lagerart nach Standort<br />
Nach ihrem Standort lassen sich zentrale und dezentrale Lager unterscheiden. Zentrale<br />
Lagerung bedeutet räumliche Zusammenfassung der Lager gleicher Art. Dezentrale<br />
Lagerung ist die räumliche Trennung der Lager gleicher Art.<br />
Die Vorteile der zentralen Lagerung sind u.a.<br />
• die große Übersichtlichkeit,<br />
• die geringen Raum- und Verwaltungskosten,<br />
• die einfachen Bestands- und Bewegungskontrollen,<br />
• der schnelle (weil zentrale) Datenzugriff.<br />
89
90 5. Lagerwirtschaft<br />
Nachteile liegen möglicherweise in den längeren Transportwegen, die höhere Transportkosten<br />
verursachen, außerdem können bei längeren Transportwegen Störungen der<br />
Lieferungen auftreten.<br />
Vorteile der dezentralen Lagerung sind u.a.<br />
• Kundennähe,<br />
• kürzere Transportwege,<br />
• geringere Transportkosten,<br />
• evtl. geringere Störungen bei Lieferungen.<br />
Nachteile sind u.a.<br />
• geringe Übersichtlichkeit,<br />
• hohe Raum- und Verwaltungskosten,<br />
• schwierigere Bestands- und Bewegungskontrollen.<br />
5.3.1.3 Lagerart nach Eigentum des Lagers<br />
Bei einem Eigenlager ist der Abnehmer der Waren Eigentümer der Lager bzw. der Lagerräume,<br />
in denen das angelieferte Gut eingelagert wird. Bei einem Fremdlager sind<br />
die Lager bzw. die Lagerräume Eigentum eines Dritten. Der Abnehmer der Waren nimmt<br />
also die Dienste eines Lagerhalters in Anspruch.<br />
Häufig sind Mischformen. Bestimmte Waren bedürfen besonderer Lagerung. Wenn der<br />
Käufer nicht über entsprechende Lagerungsmöglichkeiten verfügt, bringt er sie in einem<br />
Fremdlager, alle anderen Materialien im Eigenlager unter.<br />
Bei der Unterscheidung von Eigen- und Fremdlager nimmt das Konsignationslager eine<br />
Sonderstellung ein.<br />
Bei einem Konsignationslager gehört das Lagergut dem Lieferer, es wird allerdings beim<br />
Abnehmer gelagert. Der Abnehmer kann bei Bedarf entnehmen; abgerechnet wird i.d.R.<br />
monatlich. Der Abnehmer bindet kein Kapital und verfügt schnell über die Ware. Der Lieferer<br />
bindet einen Kunden und spart evtl. Auftragsabwicklungskosten.<br />
Der Lagerhalter ist ein selbstständiger Kaufmann, der gewerbsmäßig die Lagerung und<br />
Aufbewahrung von Gütern für andere übernimmt.<br />
Die Inanspruchnahme eines Fremdlagers soll vor allem der Minimierung von Kosten und<br />
der Verminderung von Risiken dienen. Im Einzelnen können u.a. folgende Gründe für die<br />
Inanspruchnahme eines Fremdlagers bestehen:<br />
• Ein Eigenlager wird zu teuer.<br />
• Der Lagerbedarf ist nur vorübergehend.<br />
• Das Fremdlager verfügt über Einrichtungen zur speziellen Lagerung.
5.3 Lagerorganisation<br />
• Das Fremdlager bietet besondere Dienste an, z.B. Pflege des Lagerguts, Verpackung,<br />
Versand.<br />
5.3.1.4 Lagerart nach warenspezifischen Anforderungen des<br />
Lagerguts<br />
Das Lagergut eines Handelsbetriebes stellt unterschiedliche Anforderungen an die Lagerung.<br />
So verlangt z.B. hochwertiges, verderbliches Lagergut die Unterbringung in geschlossenen<br />
Lagern, evtl. sogar in Speziallagern; bestimmtes Verpackungsmaterial kann<br />
in offenen oder halboffenen Lagern gelagert werden.<br />
Die meisten Waren werden in geschlossenen Lagern untergebracht. Geschlossene Lager<br />
verfügen nicht über spezielle Lagereinrichtungen. Sie enthalten lediglich die üblichen<br />
Geräte für den Transport, für die Einlagerung, für die Entnahme, für die Materialprüfung<br />
u. Ä. Geschlossene Lager können ein- und mehrgeschossig sein.<br />
Zu den geschlossenen Lagern i.w.S. zählen auch die Speziallager. Bestimmte Rohstoffe<br />
erfordern spezielle Lagereinrichtungen zur Trocknung, zur temperierten Lagerung usw.;<br />
auch für flüssige und gasförmige Materialien usw. gibt es Speziallager.<br />
Bei offenen Lagern handelt es sich um Lagerplätze, die lediglich umzäunt sind. Sie eignen<br />
sich nur zur Lagerung solcher Güter, die durch Witterungseinflüsse nicht zerstört werden,<br />
dazu zählen z.B. Baumaterialien.<br />
Halboffene Lager sind überdachte Lagerflächen, die sich zur Unterbringung von Gütern<br />
eignen, bei denen Qualitätsminderungen durch diese Lagerung nicht zu befürchten sind,<br />
dazu zählen z.B. Paletten u.Ä.<br />
Lagerarten<br />
Unterscheidungen<br />
Lagerordnung Standort<br />
Eigentum<br />
Freiplatzlagerung<br />
Festplatzlagerung<br />
zentrale<br />
Lagerung<br />
dezentrale<br />
Lagerung<br />
Eigenlager<br />
Fremdlager<br />
warenspezif.<br />
Anforderungen<br />
geschlossene<br />
Lager<br />
offene<br />
Lager<br />
halboffene<br />
Lager<br />
Speziallager<br />
91
92 5. Lagerwirtschaft<br />
5.3.2 Lagereinrichtung und Lagerhilfsmittel<br />
Folgende Faktoren bestimmen u.a. die Art der Lagereinrichtung bzw. die Auswahl der<br />
Einrichtungsgegenstände:<br />
• Art des Lagerguts,<br />
• optimale Ausnutzung von Lagerfläche und -raum,<br />
• Gestaltung der Transportwege für Einlagerung und Entnahme,<br />
• Arbeit am Lagergut (Manipulation, Kontrolle, Pflege),<br />
• Qualifikation des Lagerpersonals.<br />
Folgende Arten von Lagereinrichtungen werden im Allgemeinen für eine zweckmäßige<br />
und funktionierende Lagerhaltung benötigt:<br />
• Regale,<br />
• Lagerhilfsmittel (Ladehilfsmittel, Förderhilfsmittel),<br />
• Lagerhilfsgerät,<br />
• materialspezifische Sondereinrichtungen.<br />
Folgende Regalsysteme können unterschieden werden:<br />
• Durchlaufregale sind von zwei Seiten zugänglich und tragen so dazu bei, dass die<br />
zuerst eingelagerten Waren auch zuerst entnommen werden. Ladenhüter werden vermieden.<br />
• Compactregale bestehen aus Regaleinheiten, die erforderlichenfalls auseinander geschoben<br />
werden können. Sie kommen damit wachsendem Lagerbedarf entgegen.<br />
• Paternosterregale lassen sich für die Einlagerung und die Entnahme in vertikaler<br />
Richtung bewegen. Sie gestatten eine bessere Raumausnutzung.<br />
• Palettenregale. Beladene Paletten werden in Regale eingestellt oder übereinander<br />
gestapelt.<br />
• Fachregale.<br />
Als Lagerhilfsmittel werden Mittel zur Zusammenfassung von Gütern zu Lager- oder Ladeeinheiten<br />
bezeichnet, die das Lagergut tragen, z.B. Paletten, tragen und umschließen,<br />
z.B. Behälter, tragen, umschließen und abschließen, z.B. Container. 2<br />
Lagerhilfsmittel dienen zunächst der Lagerung und dem Schutz der Materialien. Da sie<br />
gleichzeitig auch für den Transport genutzt werden, tragen sie zur Verringerung von Transport-,<br />
Lade- und Verpackungskosten bei. (Wegen der verschiedenen Funktionen werden<br />
sie sowohl in der Praxis als auch in der Literatur unterschiedlich bezeichnet, häufig ist z.B.<br />
die Bezeichnung Förderhilfsmittel, weil sie auch dem Materialfluss im Betrieb dienen.)<br />
Als Lagerhilfsgerät werden die Geräte zum Prüfen, Wiegen, Messen, Manipulieren, Pflegen<br />
des Lagerguts bezeichnet.<br />
2 Vgl. Koether u.a., Taschenbuch der Logistik, S. 366 ff.
5.3 Lagerorganisation<br />
Materialspezifische Sondereinrichtungen sind z.B. Kühlräume, Trockenräume, Belüftungseinrichtungen<br />
u.Ä.<br />
Regalsysteme Lagerhilfsmittel Lagerhilfsgerät<br />
Durchlaufregale<br />
Compactregale<br />
Paternosterregale<br />
Palettenregale<br />
Fachregale<br />
Lagereinrichtungen<br />
tragende<br />
tragende und<br />
umschließende<br />
tragende,<br />
umschließende,<br />
abschließende<br />
Sondereinrichtungen<br />
Packmittel sind Umhüllungen des Lagergutes aus Papier, Karton und Pappe, aus Glas,<br />
Kunststoff und Metall u.Ä.; sie sollen die Lagerfähigkeit des Gutes fördern. (Sie dienen<br />
aber auch der Versand- und Verkaufsfähigkeit.) Bei der Auswahl von Packmitteln spielen<br />
nicht nur die Anforderungen des Lagergutes, sondern auch die Entsorgungsmöglichkeiten<br />
des Packmaterials eine bedeutende Rolle.<br />
Packmittel sind z.B.<br />
• Beutel aus Papier oder Kunststoff,<br />
• Kasten aus Holz oder Kunststoff, ohne Deckel, stapelbar,<br />
• Kiste aus Holz oder Pappe, mit Boden fest verbundene Seitenteile und Deckel,<br />
• Schachtel aus Pappe, verschließbar (auch als „Karton“ bezeichnet),<br />
• Flasche aus Glas oder Kunststoff,<br />
• Dose aus Metall.<br />
Verpackung erfüllt mehre Funktionen: Schutz-, Lager-, Transport- und Informationsfunktion.<br />
Die Verpackung schützt einerseits das Material auf dem Transport, während der Lagerung,<br />
bei der Entnahme usw. vor Einflüssen auf die Qualität und auf die Quantität sowie vor<br />
Beschädigungen; bei gefährlichen Gütern schützt sie auch den Menschen und die Umwelt<br />
(Schutzfunktion). Mithilfe der Verpackung kann die Lagerung rationalisiert werden, das<br />
Material wird durch die Verpackung stapelbar, die Verpackung bestimmt die Entnahmeeinheit<br />
(Lagerfunktion).<br />
93
94 5. Lagerwirtschaft<br />
Die Verpackungseinheiten bilden auch die Transporteinheiten. Dadurch können die Materialien<br />
einfacher transportiert werden; die Transporteinrichtungen werden optimal ausgelastet<br />
(Transportfunktion). Durch entsprechende Aufschriften auf den Verpackungen<br />
wird informiert über die Ware, die Behandlung, erforderliche Vorsichtsmaßnahmen, Identifikation<br />
usw. (Informationsfunktion). Im SB-Einzelhandel hat die Informationsfunktion<br />
eine besondere Bedeutung; durch die Aufschrift kann sich der Kunde über den Artikel<br />
informieren; sie unterstützt die Präsentation und den Verkauf.<br />
Durch die Rationalisierung der Verpackung sollen logistische Abläufe vereinfacht und<br />
beschleunigt werden. Die Rationalisierung betrifft sowohl die Verpackungsvorgänge als<br />
auch das Verpackungsmaterial. 3<br />
Folgende Maßnahmen können der Rationalisierung dienen:<br />
• Standardisierung des Verpackungsmaterials und Vermeidung einer Vielzahl von Verpackungsgrößen,<br />
Verwendung von Standardkartons; Normcontainer, Standardpaletten<br />
usw.,<br />
• Vereinheitlichung der Aufschriften, und zwar sowohl hinsichtlich des Inhalts der Angaben<br />
(z.B. Artikelnummer, Hinweise auf Qualität und Quantität) als auch des Aufschriftenfeldes<br />
(Platz und Umfang),<br />
• Anwendung der vereinheitlichten Aufschriften auf der gesamten logistischen Kette,<br />
vom Lieferanten über den Logistikdienstleister und den innerbetrieblichen Transport<br />
bis zur Einlagerung und der Verwendung (z.B. Entnahme) und Weitertransport zum<br />
Bearbeitungsstelle, sodass Umpackungen, neue Codierungen u.Ä. nicht anfallen,<br />
• Verwendung des EAN-Strichcodes auf Verpackungen für Lebensmittel.<br />
Verpackung<br />
Packmittel Funktionen<br />
Umhüllungen Schutz<br />
Lager<br />
Transport<br />
Information<br />
Rationalisierung<br />
Standardisierung<br />
Vereinheitlichung<br />
der Aufschriften<br />
Kennzeichnung<br />
der Packstücke<br />
EAN-Strichcode<br />
3 Zur Ergänzung dieses Themenbereichs wird auf 3.2.4 Efficient Unit Loads verwiesen.
5.3 Lagerorganisation<br />
5.3.3 Lagersteuerung und -verwaltung<br />
Das Ziel der Lagersteuerung und -verwaltung ist der störungsfreie, termingerechte und<br />
überprüfbare Warenfluss im Lager bei minimalen Kosten. Die optimale Gestaltung des<br />
Warenflusses setzt mindestens Folgendes voraus:<br />
• Die anforderungsgerechte Dimensionierung der Kapazitäten (des gesamten Lagers,<br />
der einzelnen Lagerzonen und Lagerplätze usw.) und der Lagerhilfsmittel (innerbetriebliche<br />
Transporteinrichtungen usw.),<br />
• die Abstimmung einzelner Logistikleistungen aufeinander mithilfe eines Informationssystems,<br />
• die exakte und transparente Bestandsrechnung.<br />
Lagersteuerung und -verwaltung beziehen sich auf folgende Bereiche:<br />
• Einlagerung, dazu zählen Wareneingang, Identifizierung, Positionierung, körperliche<br />
Einlagerung,<br />
• Auslagerung des Materials, dazu zählen Auftragsvorbereitung, <strong>Kommissionierung</strong>,<br />
Warenausgang, Entsorgung, Fortbewegung,<br />
• Erfassung der Lagerbewegungen und Überwachung des Bestands durch die Rechnungssysteme.<br />
4<br />
Die Aufgaben der Lagersteuerung und -verwaltung werden im Allgemeinen von einem Lagerverwaltungssystem<br />
(LVS) ausgeführt. Als LVS bezeichnet man die Anwendungssoftware,<br />
die die Lagerprozesse steuert und verwaltet. Diese Prozesse stehen im Zusammenhang<br />
mit der Einlagerung, der Auslagerung und den Rechnungssystemen.<br />
Das Lagerverwaltungssystem (LVS) soll zur optimalen Gestaltung des Materialflusses<br />
durch die Lösung folgender Aufgaben beitragen: 5<br />
• Optimierung der Reihenfolge von Einlagerungs- und Auslagerungsaufträgen,<br />
• Zuordnung von Einlagerungsaufträgen zu Leerflächen,<br />
• Zuordnung von Auslagerungsaufträgen zu Ladeeinheiten,<br />
• Veranlassung und Überwachung von Fahranweisungen für die Regalförderzeuge,<br />
• reibungslose Identifikation und Kontrolle der Ein- und Auslagerung von Lagerhilfsmitteln,<br />
• Führung des Lagerspiegels (Angabe der Leerfächer und der belegten Fächer),<br />
• Regelung der Transportvorgänge,<br />
• Regelungen des Einsatzes von Mensch und Technik.<br />
4 in Anlehnung an Ehrmann: Logistik, S. 380 ff.<br />
5 vgl. hierzu: Ehrmann: Logistik, S. 378 f. und Schulte, C.: Logistik, S. 239 f.<br />
95
96 5. Lagerwirtschaft<br />
Zur Lagersteuerung werden DV-Programme genutzt. Bei der bisher angewandten Technik<br />
wurde die Lagersteuerung auf einem Rechner realisiert. Im Allgemeinen werden heute PC-<br />
Netzwerke zur Lösung der Steuerungsaufgaben eingesetzt. Dabei werden die Aufgaben der<br />
Lagersteuerung auf mehrere Rechner verteilt, die in einer dreistufigen Rechnerhierarchie<br />
miteinander verbunden sind.<br />
Der Lagerverwaltungsrechner fungiert bei geeigneter Software als Zentralrechner, der in<br />
einem PC-Netzwerk untergeordnete Steuerungssysteme koordiniert.<br />
Der Lagerverwaltungsrechner verwaltet die Basisdaten, die für die Lagersteuerung und<br />
-verwaltung benötigt werden; dazu zählen z.B. Lieferantendaten, Lagerinformationen,<br />
Lagerbereichsdaten, Artikelstammdaten usw. Darüber hinaus laufen über den Lagerverwaltungsrechner<br />
Programme zur Datenauswertung und -analyse.<br />
Lagerwaltung und -steuerung<br />
Bereiche<br />
Einlagerung Auslagerung<br />
Ausführung<br />
Erfassung der<br />
Lagerbewegungen<br />
Rechnungssysteme<br />
5.4 Lagerbestands- und Lagerverbrauchsrechnung<br />
5.4.1 Bestandsrechnung<br />
5.4.1.1 Bestandsermittlung (Inventur)<br />
Aufgabe der Bestandsrechnung ist es, Warenbestände usw. mengen- und wertmäßig zu<br />
erfassen und auszuweisen. Die Ergebnisse der Bestandsrechnungen dienen in besonderem<br />
Maße der Bestandsplanung.<br />
§ 240 HGB schreibt dem Kaufmann vor, dass er für das Ende jedes Geschäftsjahres sein<br />
gesamtes Vermögen und seine Schulden in einer Aufstellung erfasst. Die Vermögensgegenstände<br />
sind dabei zu bezeichnen und zu bewerten. Dazu müssen auch die Warenbestände<br />
zu diesem Stichtag (Jahresende) ermittelt und bewertet werden. Die Bestände werden<br />
deshalb gezählt, gewogen und gemessen, d.h. es findet eine körperliche Bestandsaufnahme<br />
statt, die bekanntlich gerade in Handelsbetrieben häufig Probleme aufwirft.<br />
LVS
5.4 Lagerbestands- und Lagerverbrauchsrechnung<br />
Diese Bestandsaufnahme bezeichnet man als Inventur, da sie zu einem Stichtag vorgenommen<br />
wird, als Stichtagsinventur. Das Ergebnis der Inventur, das Verzeichnis der<br />
aufgenommenen Vermögens- und Schuldenteile, ist das Inventar.<br />
Ursprünglich war nur die Stichtagsinventur als Inventur zugelassen. Ihre Vorteile liegen in<br />
ihrer zeitlich engen Beziehung zur Bilanzierung; die Erstellung der Bilanz kann unmittelbar<br />
an ein Inventar anschließen, das sich aus einer gerade abgeschlossenen körperlichen Bestandsaufnahme<br />
ergeben hat. Man sagt ihr auch besondere Genauigkeit nach. Das kann<br />
aber nur für Betriebe gelten, deren Lagerbuchführung keine anderen (ordnungsmäßiger<br />
Buchführung entsprechenden) Verfahren zur Feststellung der Bestände anwendet bzw.<br />
anwenden kann, also für kleine Betriebe und vor allem für Einzelhandelsbetriebe.<br />
Gerade Einzelhandelsbetriebe machen auch die Nachteile der Stichtagsinventur deutlich.<br />
Sie führt nämlich zu erheblicher Arbeitsanhäufung zu bestimmten Zeiten und gelegentlich<br />
zu Betriebsunterbrechungen an Inventurtagen. Nachteilig kann auch sein, dass ungeschultes<br />
Personal für die Inventur eingesetzt werden muss.<br />
Die Stichtagsinventur, d.h. die körperliche Bestandsaufnahme zum Geschäftsjahresschluss,<br />
kann nach § 241 Ab. 3 HGB unter bestimmten Bedingungen entfallen. Die Bestände und<br />
ihre Werte müssen dann allerdings zum Geschäftsjahresschluss durch andere Verfahren,<br />
die den Erfordernissen ordnungsgemäßer Buchführung entsprechen, festgestellt werden.<br />
Die Fortschreibungen im Rahmen der beschriebenen Verfahren erlauben diese genaue<br />
Festlegung der Bestände zum Stichtag: Ein ermittelter Bestand wird um entsprechende<br />
Zu- und Abgänge vermehrt bzw. vermindert (Skontration), sodass sich der neue Bestand<br />
ergibt. Der sich so zum Stichtag ergebende Bestand wird bewertet. Bei entsprechender<br />
Organisation der Verfahren ist der jeweilige Bestand immer (zumindest mengenmäßig)<br />
feststellbar.<br />
Diese Art der Inventur bezeichnet man als permanente Inventur. Die permanente Inventur<br />
ist also eine Inventur durch Skontration. Erforderlich ist jedoch, dass durch eine körperliche<br />
Bestandsaufnahme mindestens einmal im Jahr die Buchbestände überprüft werden; diese<br />
Aufnahme muss aber nicht mehr zum Schluss des Geschäftsjahres erfolgen.<br />
Beim Abschluss müssen allerdings die Bestände mit Mengen und Werten aufgelistet<br />
sein. Dieser Teil des Inventars zum Jahresabschluss kann entfallen, es genügt, wenn ein<br />
besonderes Inventarverzeichnis vorliegt, das aus einer körperlichen Bestandsaufnahme<br />
stammt, die in dem Zeitraum von drei Monaten vor und zwei Monaten nach dem Stichtag<br />
durchgeführt wurde.<br />
Vorgeschrieben ist eine körperliche Bestandaufnahme im Jahr. Viele Betriebe führen<br />
aber häufiger solche Überprüfungen der Buchbestände durch.<br />
97
98 5. Lagerwirtschaft<br />
Stichtagsinventur<br />
5.4.1.2 Bestandsbewertung<br />
Bestandsaufnahme<br />
Inventur<br />
permanente Inventur<br />
Inventur durch<br />
Skontration<br />
Ein einfaches, aus der Buchführung bekanntes Beispiel vermag die Bedeutung der Bestandsbewertung<br />
zu veranschaulichen. Mithilfe des bewerteten Inventurbestandes wird<br />
zum Ende des Geschäftsjahres der Warenumsatz zu Einstandspreisen (Wareneinsatz)<br />
ermittelt. Er ergibt sich, wenn von der Summe aus Anfangsbestand und Zugängen der<br />
Schlussbestand abgezogen wird. Die Höhe des Wertansatzes für den Schlussbestand wirkt<br />
sich entsprechend auf den Wert des Wareneinsatzes aus: Bei einer hohen Bewertung des<br />
Schlussbestandes ergibt sich ein niedriger Wert des Wareneinsatzes (und umgekehrt).<br />
Der Wert des Wareneinsatzes beeinflusst wiederum die Höhe des Warenrohgewinns und<br />
damit auch des Reingewinns. Da zudem der Schlussbestand eines Jahres mit dem Anfangsbestand<br />
des Folgejahres identisch ist, zeigt sich auch der Einfluss seiner Bewertung<br />
auf die entsprechenden Berechnungen des Folgejahres. Zur Verdeutlichung kann das<br />
folgende vereinfachte Beispiel dienen:<br />
S Wareneinkaufskonto H<br />
Anfangsbestand<br />
100.000,00<br />
Schlussbestand<br />
lt. Inventur 80.000,00<br />
Zugänge 200.000,00 Wareneinsatz 220.000,00<br />
300.000,00 300.000,00<br />
S Warenverkaufskonto H<br />
Wareneinsatz<br />
zu Einstandspr. 220.000,00<br />
Umsatz<br />
(Verkaufspr.) 80.000,00<br />
Rohgewinn 90.000,00<br />
310.000,00 310.000,00<br />
Abb. <strong>5.2</strong> Ermittlung des Rohgewinns (schematische Darstellung)
5.4 Lagerbestands- und Lagerverbrauchsrechnung<br />
Das Beispiel zeigt, dass die Bewertung des Warenbestands mittelbaren Einfluss auf die<br />
Höhe des Rohgewinns und auf entsprechende Berechnungen des Folgejahres hat.<br />
Der Gesetzgeber, vor allem der Steuergesetzgeber, nimmt über verschiedene Vorschriften<br />
Einfluss auf die Bewertung.<br />
5.4.1.2.1 Grundsätze der Bewertung<br />
Grundsätzlich gilt die Forderung nach einer Einzelbewertung. Die einzelnen Teile des<br />
Gesamtbestandes sind zu erfassen und zu bewerten.<br />
Sammelbewertung (Pauschalbewertung) ist jedoch zulässig, wenn eine Einzelbewertung<br />
nicht möglich ist. Voraussetzung ist, dass die zu bewertenden Waren gleichartig und<br />
vertretbar sind.<br />
Die Bestände müssen i.d.R. zu ihren Anschaffungskosten bewertet werden. Hinzu kommt<br />
jedoch folgender Grundsatz: Bestehen für einen Bestand zwei Werte, nämlich Anschaffungs-<br />
und Tageswert, so ist der niedrigere Wert anzusetzen. Diesen wichtigen Bewertungsgrundsatz<br />
nennt man Niederstwertprinzip.<br />
Grundsätze der Bewertung<br />
Einzelbewertung Sammelbewertung<br />
5.4.1.2.2 Verfahren der Bewertung<br />
Niederstwertprinzip<br />
Als Ansätze für die Bewertung sieht das EStG in § 6 die Anschaffungskosten, die Herstellungskosten<br />
oder den Teilwert vor. Die Anschaffungskosten ergeben sich als Einkaufspreis<br />
abzüglich Rabatt und Skonto zuzüglich Bezugskosten. „Teilwert ist der Betrag, den ein<br />
Erwerber des ganzen Betriebs im Rahmen des Gesamtpreises für das einzelne Wirtschaftsgut<br />
ansetzen würde; dabei ist davon auszugehen, dass der Erwerber den Betrieb<br />
fortführt“ (§ 6 Abs. 1 Ziff. 1 EStG).<br />
Die Bewertung von Warenbeständen nach diesen relativ einfachen Vorschriften stößt<br />
aber auf Schwierigkeiten, wenn Sammelbewertungen erforderlich sind. Häufig stammen<br />
Waren aus verschiedenen Lieferungen, sie werden aber nicht getrennt, sondern vielmehr<br />
vermischt gelagert. Zur Lösung dieses Bewertungsproblems hat die Betriebswirtschaftlehre<br />
einige Verfahren entwickelt (vgl. § 256 HGB).<br />
Bewertung zum Buchbestandspreis<br />
Der Buchbestandspreis ist ein Durchschnittspreis. Er ergibt sich als gewogenes arithmetisches<br />
Mittel aus den Mengen und Werten von Anfangsbestand und Einkäufen.<br />
99
100 5. Lagerwirtschaft<br />
Menge in kg Einstandspreis<br />
je kg in €<br />
Wert in €<br />
Anfangsbestand 300 10,00 3.000,00<br />
Einkauf 400 15,00 6.000,00<br />
Einkauf 150 17,50 2.625,00<br />
Einkauf 225 20,00 4.500,00<br />
Tab. 5.1: Buchbestandspreis<br />
16.125<br />
Durchschnittspreis = = 15<br />
1.075<br />
1.075 16.125,00<br />
Der Buchbestandspreis ist 15 €. Ein Schlussbestand von 500 kg würde demnach mit 7.500 €<br />
anzusetzen sein. Der Bestand ist aber nur dann mit diesem Preis zu bewerten, wenn der<br />
Tageswert nicht niedriger ist.<br />
Bei der Bewertung nach Eingangsdurchschnittspreisen wird ähnlich verfahren; jedoch wird<br />
in die Berechnung der Anfangsbestand nicht einbezogen.<br />
Bei dem im Folgenden dargestellten Verfahren wird der Durchschnittspreis nach jeder<br />
Bestandsveränderung ermittelt (gleitende Durchschnittspreise). Nicht nur die Zugänge (mit<br />
den Einstandspreisen), sondern auch Abgänge (mit den ermittelten Durchschnittspreisen)<br />
werden bei der Berechnung berücksichtigt.<br />
Beispiel:<br />
Menge in kg Einstandspreis<br />
je kg in €<br />
Wert in €<br />
Anfangsbestand 300 10,00 3.000,00<br />
Einkauf 400 15,00 6.000,00<br />
Bestand 700 12,86 9.000,00<br />
Verkauf 450 12,86 5.787,00<br />
Bestand 250 12,85 3.213,00<br />
Einkauf 150 17,50 2.625,00<br />
Bestand 400 14,60 5.838,00<br />
Verkauf 125 14,60 1.825,00<br />
Bestand 275 14,59 4.013,00<br />
Einkauf 225 20,00 4.500,00<br />
Bestand 500 17,03 8.513,00<br />
Tab. <strong>5.2</strong>: Gleitende Durchschnittspreise<br />
Der Anfangsbestand von 300 kg wird mit 10 € bewertet, dieser Einstandspreis ergibt sich<br />
aus dem Vorjahr. Der Wert des Anfangsbestands beläuft sich also auf 3.000 €. Der Einkauf<br />
von 400 kg wird mit 15 € bewertet, dieser Preis ergibt sich aus der Eingangsrechnung; der<br />
Wert des Einkaufs beträgt also 6.000 €. Der sich ergebende Bestand von 700 kg wird mit<br />
einem Durchschnittspreis bewertet, der folgendermaßen errechnet wird:
5.4 Lagerbestands- und Lagerverbrauchsrechnung<br />
3.000 + 6.000 9.000<br />
Durchschnittspreis = = = 12,86<br />
300 + 400 700<br />
Mit dem Durchschnittspreis von 12,86 € wird der folgende Verkauf von 450 kg bewertet;<br />
das Ergebnis ist ein Wert von 5.787,00 €.<br />
Wenn der Tageswert nicht niedriger als 17,03 € je kg ist, ergibt sich für den Schlussbestand<br />
von 500 kg ein Wert von 8.513 €.<br />
101<br />
Das Verfahren mit gleitenden Durchschnittspreisen ist genauer als das reine Buchbestandspreisverfahren.<br />
Beide entsprechen den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung<br />
(Einschränkungen gibt es bei hohen Preisschwankungen). Sie sind auch steuerrechtlich<br />
zulässig. Da sie zudem relativ leicht zu handhaben sind, werden sie besonders häufig<br />
angewandt.<br />
Bewertung nach dem Fifo-Verfahren<br />
Bei dem Fifo-Verfahren wird unterstellt, dass die zuerst beschafften Waren auch zuerst<br />
verkauft werden („fifo“ = Abkürzung für first in – first out). Das bedeutet, dass die noch<br />
nicht verkauften Waren – der Bestand – auch die zuletzt eingekauften Waren sind. Dieser<br />
Bestand ist deshalb auch zu den Einstandspreisen der zuletzt gekauften Waren zu<br />
bewerten.<br />
Beispiel:<br />
Menge in kg Einstandspreis<br />
je kg in €<br />
Wert in €<br />
Anfangsbestand 300 10,00 3.000,00<br />
Einkauf 400 15,00 6.000,00<br />
Einkauf 150 17,50 2.625,00<br />
Einkauf 225 20,00 4.500,00<br />
1.075 16.125,00<br />
Tab. 5.3: Fifo-Verfahren und Lifo-Verfahren (Ausgangswerte)<br />
Der Schlussbestand wird mit 500 kg ermittelt. Dieser Bestand hat einen Wert von 9.000 €.<br />
Der Wert ergibt sich nach folgender Rechnung:<br />
Menge in kg Einstandspreis<br />
je kg in €<br />
Wert in €<br />
aus 3. Einkauf 225 20,00 4.500,00<br />
aus 2. Einkauf 150 17,50 2.625,00<br />
aus 1. Einkauf 125 15,00 1.875,00<br />
Schlussbestand 500 9.000,00<br />
Tab. 5.4: Fifo-Verfahren – Bewertung des Schlussbestands<br />
Das HGB sieht dieses Verfahren ausdrücklich vor (vgl. § 256 HGB). Es entspricht bei<br />
sinkenden Preisen den Grundsätzen vorsichtiger Bewertung. Diese Grundsätze werden<br />
jedoch bereits verletzt, wenn der zu bewertende Bestand, der Inventurbestand, mengen-
102 5. Lagerwirtschaft<br />
mäßig größer ist als die zuletzt gekauften Mengen. Auch bei steigenden Preisen könnte<br />
das Fifo-Verfahren angewandt werden, wenn der Inventurbestand nicht größer ist als die<br />
zuletzt gekaufte Warenmenge.<br />
Das Einkommensteuerrecht gestattet die Anwendung des Fifo-Verfahrens nicht. Es ist<br />
nur ausnahmsweise dann zulässig, wenn die angenommene Reihenfolge der Entnahmen<br />
– first in, first out – nachweislich der tatsächlichen entspricht.<br />
Bewertung nach dem Lifo-Verfahren<br />
Bei Anwendung des Lifo-Verfahrens wird angenommen, dass die zuletzt eingekauften<br />
Waren zuerst verkauft wurden („lifo“ = Abkürzung für last in – first out). So kann unterstellt<br />
werden, dass sich der ermittelte Bestand (Inventurbestand) aus dem Anfangsbestand<br />
und evtl. den zuerst gekauften Warenmengen zusammensetzt. Der Bestand ist deshalb<br />
mit den Preisen des Anfangsbestands und evtl. mit den Preisen der ersten Einkäufe zu<br />
bewerten.<br />
Zur Verdeutlichung wird das obige Beispiel fortgeführt. Bei Bestandsaufnahme ergab sich<br />
ein mengenmäßiger Schlussbestand von 500 kg. Dieser Bestand hat einen Wert von 6.000<br />
€. Dieser Wert ergibt sich nach folgender Berechnung:<br />
Menge in kg Einstandspreis<br />
je kg in €<br />
Wert in €<br />
Anfangsbestand 300 10,00 3.000,00<br />
aus 1. Einkauf 200 15,00 3.000,00<br />
Schlussbestand 500 6.000,00<br />
Tab. 5.5: Lifo-Verfahren – Bewertung des Schlussbestands<br />
Handelsrechtlich ist dieses Verfahren zulässig (vgl. § 256 HGB), aber nur dann, wenn die<br />
Preise steigen; bei sinkenden Preisen verstößt die Anwendung gegen das Niederstwertprinzip.<br />
Die Ausführungen der Beispiele für Lifo- und Fifo-Verfahren zeigt die Überlegenheit<br />
des Lifo-Verfahrens bei steigenden Preisen.<br />
Ausnahmsweise ist das Lifo-Verfahren auch steuerrechtlich anwendbar, wenn der Steuerpflichtige<br />
entsprechende Lagerbewegungen nachweist. Bei manchen Lagern kann der<br />
Nachweis relativ problemlos geführt werden, dann nämlich, wenn die Entnahmen nicht<br />
anders möglich sind (z.B. bei einem Kieslager im Baustoffhandel).<br />
Bewertung nach dem Hifo-Verfahren<br />
Die Anwendung der Hifo-Methode setzt die Annahme voraus, dass die am teuersten eingekauften<br />
Waren zuerst verkauft wurden. Der Bestand ist deshalb mit den Einstandspreisen<br />
der billiger eingekauften Waren zu bewerten.<br />
Bei steigenden Preisen bestehen handelsrechtlich keine Bedenken gegen die Anwendung<br />
dieses Verfahrens. Es berücksichtigt in besonderem Maße das Niederstwertprinzip.
5.4 Lagerbestands- und Lagerverbrauchsrechnung<br />
Buchbestandspreis<br />
5.4.2 Verbrauchsrechnungen<br />
Bewertung des Inventurbestands<br />
Verfahren<br />
Fifo Lifo Hifo<br />
Mit den Verbrauchsrechnungen werden die Mengen erfasst, die für einzelne Aufträge<br />
entnommen werden. Bei den Verbrauchsrechnungen werden u.a. die Skontrahierung und<br />
die Inventurmethode angewandt.<br />
Bei der Skontrahierungsmethode wird der Lagerbestand fortgeschrieben, deshalb wird<br />
sie auch als Fortschreibungsmethode bezeichnet. Der in der Lagerkartei der Lagerbuchhaltung<br />
enthaltene Lagerbestand wird um die Zugänge erhöht und um die Abgänge vermindert.<br />
Belege für die Buchung der Zugänge sind die Lieferscheine, für die Buchung der<br />
Abgänge die Entnahmescheine.<br />
Die Entnahmescheine enthalten neben den Angaben zur Art und Menge der entnommenen<br />
Waren und dem Datum der Entnahme auch Hinweise auf die betroffenen Kostenstellen.<br />
Durch die laufenden Buchungen der Ab- und Zugänge ergibt sich jeweils der aktuelle<br />
Buchbestand.<br />
Das für die Skontrahierungsmethode notwendige Belegwesen ist sehr aufwändig. Daneben<br />
hat sie aber folgende Vorteile:<br />
• Der aktuelle Buchbestand kann schnell ermittelt werden.<br />
• Die Methode ist sehr genau.<br />
• Die Methode ist Grundlage der sog. permanenten Inventur.<br />
• Die Zuweisung des Verbrauchs auf die Kostenstellen ist schnell und eindeutig möglich,<br />
da die Belege u.a. die entsprechenden Hinweise enthalten.<br />
Bei der Inventurmethode wird der Verbrauch an Waren mithilfe der Inventurbestände<br />
unter Berücksichtigung der Zugänge ermittelt. Berechnet wird der Verbrauch folgendermaßen:<br />
Anfangsbestand lt. Inventur<br />
+ Zugänge<br />
– Endbestand lt. Inventur<br />
= Verbrauch<br />
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