Protokollsplitter - Old-Tablers Deutschland
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Alexandreia Troas<br />
Die (Beinahe-)Hauptstadt<br />
des römischen Reiches<br />
Einzigartig ist auch die Möglichkeit,<br />
die der Forschungsstelle<br />
Asia Minor geboten wird: die Erforschung<br />
und Ausgrabung der<br />
antiken Stadt Alexandreia Troas.<br />
Gegründet erst am Ende des 4.<br />
Jh. v. Chr. zur Ehre und zum<br />
Ruhme Alexanders d. Gr., übertraf<br />
sie bald an wirtschaftlicher<br />
Bedeutung das nahe Troja/Ilion.<br />
Schon Caesar hat, wie sein<br />
Biograph Sueton schreibt, darüber<br />
nachgedacht, ob er diese<br />
Stadt an der Nahtstelle zwischen<br />
Europa und Asien nicht zur<br />
Hauptstadt des Römischen Reiches<br />
machen solle. Ahnliche Überlegungen<br />
hat auch Konstantin d.<br />
Gr., der erste christliche Kaiser<br />
angestellt, sich aber dann doch<br />
für Byzanz entschieden. Konstantin<br />
nannte diese Stadt dann bekanntlich<br />
Konstantinopel, heute<br />
Istanbul, und es ist bezeichnend,<br />
daß bis etwa in die dreißiger Jahre<br />
unseres Jahrhunderts die Rui-<br />
nenstätte von Alexandreia Troas<br />
„Das alte Istanbul" (Eski Istanbul)<br />
hieß. Das kommt sicher auch daher,<br />
daß seit der Zeit Konstantins<br />
viele Bauten in Konstantinopel/<br />
Istanbul aus dem Marmor von<br />
Alexandreia errichtet wurden.<br />
Daß die Stadt einst reich an<br />
Bau- und Kulturdenkmälern<br />
gewesen ist, davon zeugt nicht<br />
zuletzt die Nachricht, daß einer<br />
der reichsten Männer der Antike,<br />
der Athener Herodes Atticus, hier<br />
zu Beginn des 2. Jh. n. Chr. eine<br />
Wasserleitung und auch riesige<br />
Thermen erbauen ließ, deren<br />
Reste zwar unausgegraben aber<br />
majestätisch anzusehen den<br />
Besucher in ihren Bann ziehen.<br />
Überhaupt waren die obertägig<br />
noch zu erkennenden Ruinen bis<br />
in die Neuzeit hinein für Besucher<br />
und vor allem für die vorbeifahrenden<br />
Seefahrer so beeindruckend,<br />
daß sie diese für die<br />
Überreste des viel besungenen,<br />
aber von See aus nicht auszumachenden<br />
Troja hielten.<br />
Das Theater, ein großes Marktgebäude,<br />
die Thermen des<br />
Thema<br />
Herodes Atticus oder die großen<br />
Markthallengewölbe ragen noch<br />
heute aus dem Schutt der Jahrhunderte<br />
hervor. Auch ein als<br />
Basilika bezeichnetes Gebäude<br />
steht wuchtig in der Landschaft.<br />
Ob es sich dabei tatsächlich um<br />
eine Kirche handelt oder nicht,<br />
wird erst eine Ausgrabung zeigen<br />
können. Es muß aber eine bedeutende<br />
christliche Kirche gegeben<br />
haben, denn Alexandreia Troas<br />
ist für die Geschichte der Christenheit<br />
von epochaler Bedeutung:<br />
hier empfing der Apostel Paulus<br />
nach seiner eigenen Aussage die<br />
Vision, nach Europa überzusetzen<br />
und dort das Christentum zu<br />
verkünden. An einem solchen Ort<br />
werden die Christen zweifellos<br />
des Apostels und des Ereignisses<br />
durch den Bau einer Kirche<br />
gedacht haben. Vielleicht war die<br />
Vision sogar der Grund für<br />
Konstantin d. Gr., in Erwägung zu<br />
ziehen, diese Stadt zu einer<br />
zweiten Hauptstadt des Römischen<br />
Reiches zu machen.<br />
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