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REKO/WEF Beschwerdeentscheid - REKO/EVD+WEF

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<strong>REKO</strong>/<strong>WEF</strong><br />

3202 Frauenkappelen<br />

Vielzahl von Titeln, von denen er nicht weiss, wie erfolgreich sie sein<br />

werden. Die erfolgreichen Titel helfen ihm, die Kosten der weniger<br />

erfolgreichen zu decken. Je mehr Titel der Verleger zu produzieren in der<br />

Lage ist, desto breiter ist sein Risiko gestreut.<br />

Solche Mischkalkulationen sind jedoch keine Besonderheit der<br />

Buchbranche. Das gestehen auch die Beschwerdeführer ein. Sie machen<br />

jedoch geltend, dass die Verleger in höherem Masse als die Hersteller<br />

anderer Produkte davon abhängig seien, da der Erfolg von Büchern weniger<br />

gut abschätzbar sei, und Verleger eine sehr grosse Zahl von Büchern<br />

herausbringen müssten, um mit den wenigen Titeln, die sich als erfolgreich<br />

erweisen, die Gesamtkosten decken zu können. Damit ist zwar die<br />

Nützlichkeit einer möglichst breit abgestützten Mischkalkulation für die<br />

Verleger dargetan, aber es bleibt die Frage, was die Preisbindung dazu<br />

beiträgt. Dass diese Frage berechtigt ist, zeigt schon ein Vergleich mit der<br />

Tonträgerindustrie, wo das Problem der schwierigen Risikoabschätzung und<br />

der möglichst breiten Risikostreuung durch eine Vielzahl von Titeln in<br />

gleicher Weise gegeben ist. Auch dort findet die Quersubventionierung statt,<br />

aber ohne Preisbindung (Elisabeth Wolf-Csanàdy, Kulturgut versus Ware<br />

Buch: Die deutsche Buchpreisbindung im Spannungsfeld zwischen<br />

Kulturpolitik, Lobbyismus und europäischer Wettbewerbspolitik, in: Czada,<br />

Roland und Susanne Lütz (Hrsg.), Die Politische Konstitution von Märkten,<br />

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 2000, S. 203). Im Übrigen können sich<br />

Verleger bei der Begründung der Ex-Post-Subvention nicht immer auf das<br />

Argument berufen, sie würden nicht wissen, wie erfolgreich ein Teil der<br />

publizierten Titel sein werde. Das gilt insbesondere für Märkte, in welchen<br />

ein grosser Anteil der publizierten Bücher aus Übersetzungen von Büchern<br />

besteht, die im Ausland sehr erfolgreich waren. Beispielsweise in der Sparte<br />

Bestseller entfallen in Deutschland 45 % der verlegten Titel auf<br />

Übersetzungen (vgl. Engelmann, a. a. O., S. 151).<br />

Die Beschwerdeführer sehen die Bedeutung der Preisbindung für die<br />

Risikostreuung einerseits darin, dass damit eine grössere<br />

Verkaufsstellenzahl mit einer höheren Bevorratungsbereitschaft erhalten<br />

werden könne, was für die Absatzchancen des grossen Teils an Büchern,<br />

die weder von einem bekannten Autor stammen noch durch besondere<br />

Werbekampagnen gefördert würden, entscheidend sei (Beschwerde Rz.<br />

191). Andererseits würden ohne Preisbindung die Margen auf Büchern<br />

gedrückt, die sich im Nachhinein als Bestseller erweisen, da der Handel<br />

durch eine Senkung der Verlagsabgabepreise Spielraum für den<br />

Preiswettbewerb zu gewinnen suche, und durch die zu erwartende<br />

Konzentration auch mehr Nachfragemacht gegenüber den Verlagen<br />

ausüben könne (Beschwerde Rz. 192).<br />

Diese beiden Argumente sind im Folgenden näher zu prüfen.<br />

Geschäfts-Nr. FB/2005-4 Seite 38

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