Fahrzeugbau – Didaktische Überlegungen - Universität Kassel
Fahrzeugbau – Didaktische Überlegungen - Universität Kassel
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<strong>Fahrzeugbau</strong> <strong>–</strong> <strong>Didaktische</strong><br />
<strong>Überlegungen</strong><br />
Dr. Monika Zolg<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Kassel</strong>
Rahmenplan Sachunterricht<br />
Klasse 1-2<br />
• Räderfahrzeuge bauen und ihre Rollfähigkeit<br />
prüfen, Rollversuche mit Modellautos auf der<br />
schiefen Ebene durchführen<br />
Klasse 3-4<br />
• Lenkbare und nicht lenkbare Fahrzeuge<br />
untersuchen und nachbauen
Weitere Themenaspekte rund ums Fahrzeug<br />
<strong>–</strong> Historische Aspekte (Erfindung des Rades, Geschichte des<br />
Transports per Karren/Wagen, die Erfindung und Entwicklung des<br />
Fahrrades,…)<br />
<strong>–</strong><br />
<strong>–</strong> Lenkung von Fahrzeugen<br />
<strong>–</strong> Verschiedene Fahrzeuge <strong>–</strong> Bestandteile: Was ist<br />
allen gemeinsam, was unterschiedlich?<br />
<strong>–</strong> Mobilität <strong>–</strong> Zukunft der Mobilität?<br />
<strong>–</strong> Probleme und Chancen des Verkehrs
Fahrtest <strong>–</strong> schiefe Ebene<br />
Kinder entwickeln in<br />
Gruppen ihre Theorie und<br />
bauen ein entsprechendes<br />
Fahrzeug,<br />
Test auf der schiefen Ebene<br />
Messung der Rollweite,<br />
Vergleich der Fahrzeuge<br />
Suche nach den Ursachen<br />
der Rollweite<br />
2te Testserie:<br />
Ein Fahrzeug mit<br />
unterschiedliche große<br />
Rädern, unterschiedlichem<br />
Gewicht<br />
• Baukastenmodelle am<br />
besten geeignet, da<br />
vergleichbar.<br />
Dr. Monika Zolg, <strong>Universität</strong> <strong>Kassel</strong>
Was beeinflusst die<br />
Rollweite?
Einflussfaktoren<br />
<strong>–</strong> die Lagerung der Achsen/Reibung<br />
<strong>–</strong> das Gewicht<br />
<strong>–</strong> die Radgröße<br />
<strong>–</strong> die Form/Luftwiderstand<br />
<strong>–</strong> die Beschaffenheit des Bodens<br />
<strong>–</strong> die Beschaffenheit der Reifen<br />
...
Haftreibung<br />
der Bewegung entgegen gerichtete Kraft, die auftritt, bevor sich<br />
etwas bewegt.<br />
Reibungskraft<br />
Gleitreibung<br />
bremsende Kraft, die auftritt, wenn sich Flächen<br />
gegeneinander bewegen (aufeinander gleiten).<br />
Reibungskraft<br />
Zugkraft<br />
Rollreibung<br />
bremsende Kraft, die auftritt, wenn ein Körper rollt.<br />
Reibungskraft<br />
Reibung<br />
Zugkraft<br />
Zugkraft
Rollreibung beim Fahrzeug<br />
= Reibung in der Lagerung<br />
+ Reibung zwischen Reifen und Boden<br />
wenig Rollreibung:<br />
• Kugellager (Wälzlager) statt Gleitlager<br />
• schmale Reifen<br />
• harte Reifen<br />
• glatter, fester Untergrund<br />
(Die Breite der Reifen beeinflusst auch die Haftung mit dem Boden: kleine<br />
Fläche => hoher Druck => bessere Haftung)
Achsen und Räder<br />
<strong>–</strong> umlaufende Achse: Räder sind fest mit der Achse verbunden<br />
(typisch für Spielzeugautos)<br />
<strong>–</strong> feststehende Achse: Räder drehen sich auf den Achszapfen<br />
(bei echten Autos)<br />
gutes Rollverhalten/wenig Reibung verlangt, dass<br />
<strong>–</strong> die Achsen genau durch den Mittelpunkt der Räder und<br />
parallel zueinander verlaufen.<br />
<strong>–</strong> sich nichts festklemmt oder wackelt.
Fahrzeuge mit größerem Gewicht rollen weiter als baugleiche mit<br />
geringem Gewicht.<br />
E = m g h<br />
Gewicht<br />
Man steckt mehr Energie hinein, um das Auto hochzuheben.<br />
� Es steht mehr Energie zur Verfügung. Das Auto wird schneller<br />
und rollt weiter.<br />
(Gleichzeitig steigt aber auch die Reibung.)
Radgröße<br />
Je größer die Räder, desto weniger Umdrehungen sind für eine<br />
bestimmte Wegstrecke nötig => weniger Reibung im Lager =><br />
größere Weite<br />
2 Umdrehungen<br />
1 Umdrehung
Form<br />
Je aerodynamischer das Auto (d.h. je geringer die<br />
Querschnittsfläche), desto geringer der Luftwiderstand.<br />
Bei geringen Geschwindigkeiten ist der Einfluss gering.<br />
Bei realen Autos geht bei Tempo 100 ca. 75% der Energie in die<br />
Überwindung des Luftwiderstands.
Lenkung<br />
Lenkformen bei ein- und mehrspurigen<br />
Starrachsfahrzeugen<br />
• Fahrrad, Roller, Motorrad: Richtungsänderung durch<br />
Gewichtsveränderung, Lenkeinschlag des Vorderrads<br />
dient v.a. der Stabilisierung<br />
• Schubkarre: Lenken durch Anheben/Senken einer Seite,<br />
Schrägstellung des Rades<br />
• Starrachsfahrzeuge: Schwer beladen können sie in Fahrt<br />
keine Richtungsänderungen vornehmen.<br />
• Schienenfahrzeuge: Richtungsänderung über<br />
Schienenstraße.
Lenksysteme bei beweglichen Achsen:<br />
• Drehschemellenkung (Handkarren, Anhänger,<br />
Bauernleiterwagen). Einfachste Form der Lenkung eines<br />
mehrspurigen Fahrzeugs. Die Lenkung erfolgt durch die<br />
Deichsel = Drehung um den Drehzapfen. Kreisbahn<br />
beider Räder ist identisch.<br />
• Vorteil: einfache Konstruktion, kleiner Wendekreis<br />
• Nachteil: Kippgefahr bei Radeinschlag, großer<br />
Platzbedarf unter dem Fahrzeuge<br />
Abb. aus Eckel/Halamiczek
Lenksysteme bei beweglichen Achsen:<br />
• Achsschenkellenkung: Jedes Rad hat<br />
einen eigenen Drehpunkt<br />
(Achsschenkelbolzen),<br />
• keine Kippgefahr in<br />
engen Kurven.<br />
Abb. Aus: Wiederrecht (Hrsg.):Technische Elementarbildung in der Primarstufe, Braunschweig 1973, S. 34
Bilder aus dem Unterricht-<br />
Drehschemellenkung<br />
Aus: Ullrich/Klante
Bilder aus dem Unterricht -<br />
Drehschemellenkung<br />
aus: Ullrich/Klante
Lenkbare Autos
<strong>Fahrzeugbau</strong> - Konzept einer Unterrichtseinheit in einer dritten Klasse<br />
Von Mark Meusel<br />
Grobziel:<br />
Die Kinder sollen selbstständig ein funktionstüchtiges vierrädriges Fahrzeug ohne<br />
Lenkung planen und konstruieren<br />
Aufbau der Einheit<br />
Räder sind überall oder Dinge, die rollen können<br />
Die Kinder sollen Räder und Rollen in ihrer Umwelt aufspüren und Erfahrungen zur<br />
Universalität von Rädern machen (Kataloge, Zeitungen, Prospekte <strong>–</strong> alles was rollt<br />
ausschneiden und ordnen <strong>–</strong> gemeinsames Erstellen einer Collage)<br />
Oldtimer, LKW oder Mähdrescher <strong>–</strong> Fahrzeuge haben etwas gemeinsam<br />
Mitgebrachte Fahrzeuge beschreiben und im Hinblick auf Gemeinsamkeiten und<br />
Unterschiede (kann schnell fahren, kann schwere Lasten transportieren..)<br />
vergleichen, besonders Räder, Achsen, Fahrgestell<br />
Fahrzeuge rollen unterschiedlich gut<br />
Vermutungen über den Einfluss von Radgröße, Radform, Gewicht und Reibung für<br />
die Rollfähigkeit aufstellen (Mitgebrachte Fahrzeuge auf die schiefe Ebene)<br />
Wir bauen ein Fahrzeug aus Fischertechnik, das möglichst weit rollt<br />
Bau in Partnerarbeit eines 4rädrigen Fahrzeuges aus Fischertechnik unter<br />
Berücksichtigung der Ergebnisse von 3 <strong>–</strong> Zeit 20 min
<strong>Fahrzeugbau</strong> - Konzept einer Unterrichtseinheit in einer dritten Klasse<br />
-2- Von Mark Meusel<br />
Wir planen und bauen eine eigene Seifenkiste<br />
Wir sammeln und sichten Material und planen den Bau einer „Seifenkiste“<br />
Mitgebrachtes Material wird gesichtet, gemeinsam geordnet, begründet, wofür es<br />
gedacht ist <strong>–</strong> diskutiert (Zahnstocher oder Bleistifte als Achse <strong>–</strong> was ist besser?),<br />
Bauzeichnung anfertigen<br />
Wir bauen eine Seifenkiste aus Abfallholz und Alltagsmaterial<br />
Bauen der Seifenkiste, Werkzeug sachgerecht auswählen und nutzen, bei<br />
Konstruktionsproblemen nach Alternativen suchen, auf gute Rollfähigkeit achten<br />
Ein Seifenkistenrennen im Klassenzimmer<br />
Das eigene Fahrzeug auf Funktionsfähigkeit überprüfen, Mängel erkennen und<br />
beschreiben<br />
TÜV-Prüfung (Prüfungsbogen) und Erfinderwerkstatt<br />
Die Kinder sollen mit Hilfe des gemeinsam entwickelten Testbogens in Form einer<br />
Produktanalyse die Fahrzeuge der anderen Kinder überprüfen und ihre Ideen für eine<br />
Optimierung entwickeln (s. 23)
<strong>Fahrzeugbau</strong> - Konzept einer Unterrichtseinheit in einer dritten Klasse<br />
-3- Von Mark Meusel<br />
Ein Seifenkistenrennen im Klassenzimmer<br />
Das eigene Fahrzeug auf Funktionsfähigkeit<br />
überprüfen, Mängel erkennen und beschreiben<br />
TÜV-Prüfung (Prüfungsbogen) und<br />
Erfinderwerkstatt<br />
Die Kinder sollen mit Hilfe des gemeinsam<br />
entwickelten Testbogens in Form einer Produktanalyse<br />
die Fahrzeuge der anderen Kinder überprüfen und ihre<br />
Ideen für eine Optimierung entwickeln<br />
Fortsetzung:<br />
Bau einer richtigen Seifenkiste in einer AG
Literatur<br />
• Eckel, Johann/Halamiczek, Herbert: Werkerziehung Grundstufe 2,<br />
Wien 1983<br />
• Kälberer/ Hüttenmeister: Bauen, Konstruieren, Montieren, Leipzig,<br />
2002<br />
• Lanz, Sarah: Bootsbau <strong>–</strong> Handreichungen für den technischen<br />
Sachunterricht, <strong>Kassel</strong> 2007<br />
• Ullrich, Heinz/ Klante, Dieter: Technik im Unterricht der<br />
Grundschule, Villingen-Schwenningen 1994<br />
• Wiederrecht (Hrsg.): Technische Elementarbildung in der<br />
Primarstufe, Braunschweig 1973<br />
• Zeidler, Hatto: Fahren, ALS-Verlag o.Jg.<br />
• Zolg, Monika: Baut ein Fahrzeug, das möglichst weit rollt! in: Beilage<br />
in Heft 1/2008, Gute Aufgaben für den Sachunterricht, 12-13