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Unser Darm – 7 Dinge, die Sie wissen sollten! - WDR.de

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Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong><strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>!Redaktion:Claudia HeissChefautor:Ingo KnopfAutoren:Katharina Adick,Jan Kerckhoff,Max Lebsanft,Kristin Raabe,Anke Rau,Corinna SachsAssistenz:Miryam HaufDer <strong>Darm</strong> beeinflusst unsere Gesundheit viel stärker als bisher angenommen.<strong>Darm</strong>bakterien sind individuell wie ein Fingerabdruck, machen uns anfällig fürbestimmte Krankheiten und können sogar dick machen! Neueste Forschung zeigt,dass <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong> sogar unsere Gefühle beeinflusst - Quarks stellt das Superorganvor, hinterfragt gängige Verdauungsmythen und stellt fest, dass <strong>de</strong>r Reizdarmalles an<strong>de</strong>re als eine eingebil<strong>de</strong>te Krankheit ist.Das SuperorganReise durch <strong>de</strong>n <strong>Darm</strong>Die Macht <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>bakterienDie Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s <strong>Darm</strong>sDie Macht <strong>de</strong>s Bauches über <strong>de</strong>n KopfStopfen Bananen wirklich?Der krampfen<strong>de</strong> <strong>Darm</strong>Frem<strong>de</strong> <strong>Darm</strong>flora gegen KeimeSeite 1


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>Das SuperorganWas unser <strong>Darm</strong> leistet3200 Kilogramm Fleisch und 3300 Kilogramm Gemüse muss <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong> im Laufeseines Lebens bewältigen. Zählt man alle Nahrungsmittel zusammen, dannwer<strong>de</strong>n insgesamt 30 Tonnen Speisen durch <strong>de</strong>n <strong>Darm</strong> geschleust. Um <strong>die</strong>sesPensum zu schaffen, hat das Superorgan erstaunliche Strategien entwickelt. Weilso viele Nahrungsmittel über kurz o<strong>de</strong>r lang für Abnutzungserscheinungen sorgen,verpasst es sich zum Beispiel je<strong>de</strong> Woche eine komplett neue Oberfläche. Für unsist das alles überlebenswichtig, <strong>de</strong>nn über <strong>die</strong> Haut <strong>de</strong>s Dünndarms gelangen <strong>die</strong>Nährstoffe in unseren Körper und halten uns am Leben.Mehr faszinieren<strong>de</strong> Details über unser Superorgan sehen <strong>Sie</strong> im Quarks-Film. Jetztanschauen.Filmautor: Max LebsanftReise durch <strong>de</strong>n <strong>Darm</strong>Wie unsere Nahrung verdaut wirdEs beginnt in <strong>de</strong>r Speiseröhre und geht weiter durch Magen, Zwölffingerdarm,Dünndarm und Dickdarm – alles was wir essen durchläuft unterschiedlicheStationen und wird dabei für <strong>de</strong>n Körper verwertbar gemacht; Quarks hat genauhingeschaut, wie es in uns aussieht.Filmautorin: Corinna SachsSeite 2


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>Die Macht <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>bakterienWie <strong>Darm</strong>bakterien uns nützen und scha<strong>de</strong>n könnenVater und Mutter geben auch ihre<strong>Darm</strong>bakterien mit auf <strong>de</strong>nLebenswegDer <strong>Darm</strong> <strong>de</strong>s Embryos im Mutterleib ist völlig steril. Während <strong>de</strong>rSchwangerschaft lebt noch kein einziges Bakterium im <strong>Darm</strong> <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s. Dochschon bei <strong>de</strong>r Geburt gelangen im Geburtskanal <strong>die</strong> ersten Bakterien über <strong>de</strong>nMund <strong>de</strong>s Neugeborenen in <strong>de</strong>ssen Körper – und vermehren sich dort rasant.Welche <strong>Darm</strong>bakterien das sind, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Ist eseine natürliche Geburt o<strong>de</strong>r ein Kaiserschnitt? Wird das Baby gestillt o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>rFlasche aufgezogen? Schon <strong>die</strong>se bei<strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong> beeinflussen <strong>die</strong> Art <strong>de</strong>rBakterien, <strong>die</strong> je<strong>de</strong>s Kind am Anfang seines Lebens einsammelt.Im weiteren Verlauf spielt dann <strong>de</strong>r Zufall eine große Rolle: Mit welchen Bakterienwer<strong>de</strong>n wir durch unsere Bezugspersonen, durch unsere Nahrung, <strong>de</strong>nSandkasten, in <strong>de</strong>m wir spielen, "angeimpft"? Je<strong>de</strong>r Mensch entwickelt in <strong>de</strong>nersten Lebensjahren seine individuelle <strong>Darm</strong>flora. Und <strong>die</strong> beeinflusst wohl unsergesamtes Leben. Einige Forscher vermuten, dass <strong>die</strong> <strong>Darm</strong>flora nicht nur unserGewicht und unsere Gesundheit, son<strong>de</strong>rn sogar unser Verhalten beeinflussenkann. <strong>Unser</strong>e <strong>Darm</strong>bakterien greifen im Laufe unseres Lebens massiv in unserenStoffwechsel ein. Doch sie helfen uns nicht nur bei <strong>de</strong>r Verwertung von Nahrung,son<strong>de</strong>rn arbeiten auch eng mit unserem Immunsystem zusammen. Dadurchmachen sie uns anfällig für bestimmte Krankheiten.<strong>Darm</strong>bakterien beeinflussen unserLebenWohnt unsere Gesundheit im <strong>Darm</strong>?Verschiebungen im Gleichgewicht <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>gemeinschaften treten häufiggleichzeitig mit bestimmten Erkrankungen auf. Bei <strong>Darm</strong>erkrankungen wie MorbusCrohn, Reizdarm o<strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>krebs überrascht das nicht. Doch auch bei bis zu 50weiteren Erkrankungen sehen Forscher Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Zusammensetzung<strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>bakterien. Deutliche Zusammenhänge wer<strong>de</strong>n bei Diabetes Typ IIgesehen. Und auch bei verschie<strong>de</strong>nen Autoimmunerkrankungen wie <strong>de</strong>rrheumatoi<strong>de</strong>n Arthritis und <strong>de</strong>r Multiplen Sklerose halten ForscherZusammenhänge inzwischen für wahrscheinlich.Selbst Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hohe Cholesterin-Werte und Ähnlicheswer<strong>de</strong>n diskutiert. Was Ursache und was Wirkung ist, ist zurzeit noch nicht klar.Aber man hofft, <strong>die</strong> Ergebnisse bald für Diagnose und Prognose vonErkrankungen nutzen zu können.Seite 3


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>Analysiert wur<strong>de</strong>n Stuhlproben vonüber 1000 Menschen aus Europa,Asien und Amerika<strong>Unser</strong> Bauch – je<strong>de</strong>r ein eigenes Biotop für BillionenDie Artenvielfalt in unserem Verdauungstrakt ist erstaunlich. Peer Bork und seinTeam am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Hei<strong>de</strong>lberg haben<strong>die</strong> Gene unserer <strong>Darm</strong>-Bakterien genau analysiert. <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> jetzt: Je<strong>de</strong>rMensch hat im <strong>Darm</strong> min<strong>de</strong>stens 160 verschie<strong>de</strong>ne Bakterienarten – von über1000 möglichen. Ein weiteres Ergebnis ihrer Analysen überraschte <strong>die</strong> Forscher:<strong>Sie</strong> erwarteten bei ihren Proben, dass <strong>die</strong> <strong>Darm</strong>bakterienarten völlig zufällig verteiltsind. Doch statt<strong>de</strong>ssen fan<strong>de</strong>n sie drei typische <strong>Darm</strong>bakterien-Gemeinschaften.Und je<strong>de</strong>r Mensch kann genau einer davon zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Wie in einerWohngemeinschaft scheinen immer nur bestimmte Typen zusammenleben zuwollen; Enterotypen – so nennt man <strong>die</strong>se Bakteriengemeinschaften (vomgriechischen enteron = <strong>Darm</strong>). Die Wissenschaftler verglichen das mitBlutgruppen: Denn zu welchem Enterotyp ein Mensch gehört, ist nicht vomGeschlecht, Herkunft o<strong>de</strong>r etwa <strong>de</strong>m Body-Mass-In<strong>de</strong>x abhängig.<strong>Darm</strong>bakterien helfen bei <strong>de</strong>rVerdauungWer wohnt mit wem? Nicht nur Zufall!<strong>Unser</strong>e <strong>Darm</strong>bakterien leben anscheinend nicht zufällig zusammen. Es bil<strong>de</strong>t sichimmer eine von drei Gruppen heraus – und dabei ist immer eine Bakterienart"führend". <strong>Darm</strong>typ 1 hat als Leitbakterien sogenannte Bacteroi<strong>de</strong>s. DieseBakterien bauen Zucker schnell ab und geben es an <strong>de</strong>n menschlichen Körperweiter. <strong>Darm</strong>typ 2 wird von <strong>de</strong>n Bakterien namens Prevotella angeführt. In <strong>die</strong>serBakteriengemeinschaft gibt es mehrere Bakterienarten, <strong>die</strong> Vitamine produzierenkönnen. Doch ob <strong>die</strong>se Vitamine für <strong>de</strong>n Menschen in relevanter Menge produziertwer<strong>de</strong>n, können <strong>die</strong> Forscher noch nicht sagen. Und zu <strong>Darm</strong>typ 3 gehörenkugelförmige Ruminococcus-Bakterien. Das sind Bakterien, <strong>die</strong> sogarunverdauliche Zellulose in Zucker aufspalten – und dadurch für <strong>de</strong>n Menschenerst verwertbar machen. Diese Menschen sind vermutlich beson<strong>de</strong>rs guteFutterverwerter.Welche Macht haben unsere <strong>Darm</strong>bakterien?<strong>Unser</strong> Mikrobiom – also <strong>die</strong> Gesamtheit aller Mikroorganismen, <strong>die</strong> uns besie<strong>de</strong>ln– scheint Einfluss auf unser ganzes Leben zu nehmen. Doch <strong>die</strong> genetischeAnalyse <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>bakterien begann erst im Jahr 2008 und vieles ist noch unklar:Optisch kann man <strong>die</strong> <strong>Darm</strong>bakterien nicht unterschei<strong>de</strong>n – und bisher konntenForscher, <strong>die</strong> meisten <strong>Darm</strong>bakterien auch nicht "kultivieren", da sie außerhalb<strong>de</strong>s <strong>Darm</strong>s absterben, wenn sie mit Sauerstoff in Kontakt kommen. Daher nutzenForscher <strong>de</strong>n indirekten Weg: <strong>Sie</strong> untersuchen das Genom <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>bakterien. SoSeite 4


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>widmen sich Forscher auf <strong>de</strong>r ganzen Welt gemeinsam <strong>de</strong>r Aufgabe, <strong>die</strong> Geneunserer <strong>Darm</strong>bakterien zu bestimmen. Diese Forschungsarbeit nennt man das"Human Microbiome Project" – angelehnt an <strong>de</strong>n Begriff "Human GenomeProject", bei <strong>de</strong>m das menschliche Erbgut entziffert wur<strong>de</strong>.Eine überraschen<strong>de</strong> Erkenntnis: Das berühmteste <strong>Darm</strong>bakterium "Escherichiacoli" kommt im <strong>Darm</strong> gar nicht so häufig vor! Bei allen drei <strong>Darm</strong>gemeinschaftenmacht es nur 0,5 Prozent <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>bakterien aus – und kommt in <strong>de</strong>r Reihenfolgeerst ab Platz 50. Ein Grund, warum man bei Proben bisher immer Escherichia coligefun<strong>de</strong>n hat: Es ist eines <strong>de</strong>r wenigen <strong>Darm</strong>bakterien, <strong>die</strong> Sauerstoff vertragen.Autorin: Corinna SachsZusatzinfos:<strong>Darm</strong>floraDie <strong>Darm</strong>flora ist <strong>die</strong> Gesamtheit aller im <strong>Darm</strong> leben<strong>de</strong>n Mikroorganismen. MitPflanzen hat <strong>die</strong>se Flora allerdings nichts zu tun. Der Begriff beruht darauf, dassBakterien früher zum Pflanzenreich gezählt wur<strong>de</strong>n. Inzwischen ist <strong>die</strong>ser Begrifffast überholt: Das Mikrobiom wird synonym benutzt.MikrobiomUnter <strong>de</strong>m Mikrobiom versteht man <strong>die</strong> Gesamtheit aller Bakterien, <strong>die</strong> <strong>de</strong>nMenschen besie<strong>de</strong>ln. In erster Linie sind das <strong>die</strong> <strong>Darm</strong>bakterien. Diese sind auchzahlenmäßig in <strong>de</strong>r Überzahl. Doch auch <strong>die</strong> Bakterien in <strong>de</strong>r Mundhöhle o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rHaut gehören dazu. Dann spricht man zum Beispiel vom Mund-Mikrobiom.Diabetes (Typ 1 und Typ 2)Diabetes ist eine oft verwen<strong>de</strong>te Kurzbezeichnung für <strong>die</strong> chronischeStoffwechselerkrankung Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Diabetes mellitus istgriechisch und be<strong>de</strong>utet "honigsüßer Durchfluss". Bei <strong>de</strong>r Erkrankung liegt einInsulinmangel vor, <strong>de</strong>r dazu führt, dass <strong>de</strong>r Blutzucker ansteigt. Der Körperversucht, <strong>die</strong> überschüssige Glukose über <strong>die</strong> Nieren auszuschwemmen. Im Harntaucht dann Zucker auf; er wird süßlich, woher <strong>die</strong> Erkrankung ihren Namen hat.Beim sogenannten Typ-1-Diabetes produziert <strong>de</strong>r Körper gar kein Insulin mehr.Beim Typ-2-Diabetes ist <strong>die</strong> Insulinproduktion meist nur vermin<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r dasSeite 5


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>Insulin kann nicht mehr richtig wirken. Das fehlen<strong>de</strong> Insulin müssen alle Typ-1-und viele Typ-2-Diabetiker von außen zuführen.AutoimmunerkrankungRheumatoi<strong>de</strong> Arthritis und Multiple Sklerose gehören zu <strong>de</strong>n sogenanntenAutoimmunerkrankungen. Bei <strong>die</strong>ser Art von Erkrankung richtet sich dasImmunsystem gegen körpereigene Stoffe o<strong>de</strong>r Gewebestrukturen. So zerstört daseigene Immunsystem bei rheumatoi<strong>de</strong>r Arthritis durch entzündliche Prozesse <strong>die</strong>Gelenkhaut, Knorpel und sogar <strong>de</strong>n Knochen.Escherichia coli (E. coli)E. coli ist das wohl bekannteste Bakterium. Es kommt unter an<strong>de</strong>rem immenschlichen <strong>Darm</strong> vor. Es ist eines <strong>de</strong>r beliebtesten "Versuchstiere" in <strong>de</strong>nBio<strong>wissen</strong>schaften. So wird an <strong>die</strong>sem Bakterium unter an<strong>de</strong>rem erforscht, wieErbinformation und Umwelteinflüsse <strong>de</strong>n Stoffwechsel von Bakterien steuern.Linktipps:Meine Mikroben – My Microbeshttp://my.microbes.euAuf <strong>die</strong>ser Seite fin<strong>de</strong>t man Informationen dazu, wie man seine eigenen<strong>Darm</strong>bakterien erforschen lassen kann – und wie man somit Teil <strong>de</strong>r aktuellenErforschung <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>bakterien wird. Die Kosten liegen zurzeit allerdings bei 841Euro. Dafür bekommt man seinen eigenen <strong>Darm</strong>typ und Wahrscheinlichkeiten fürassoziierte Erkrankungen genannt, falls man <strong>die</strong>s wünscht. Das Projekt versucht<strong>die</strong> Zusammenhänge zwischen Ernährung, gesundheitlichem Zustand und<strong>Darm</strong>bakterien zu fin<strong>de</strong>n. (in Englisch)MetaHIT (Metagenomics of the Human Intestinal Tract)http://www.metahit.euOffizielle Seite <strong>de</strong>s Europäischen Forschungsprojektes zur Erforschung <strong>de</strong>r Geneunserer <strong>Darm</strong>bakterien. Auf <strong>die</strong>ser Seite fin<strong>de</strong>t man aktuelle Publikationen undKongressinformationen. (in Englisch)Mikrobiomforschung: Wie körpereigene Keime als "Superorgan" agierenhttp://www.aerzteblatt.<strong>de</strong>/pdf.asp?id=127068Seite 6


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>Übersichtsartikel zur Mikrobiomforschung aus <strong>de</strong>m Jahr 2012 im DeutschenÄrzteblatt (3-seitiges PDF, 300 kB)Die Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s <strong>Darm</strong>sWie sich das Wissen über unsere Verdauung im Laufe <strong>de</strong>r Zeit verän<strong>de</strong>rt hatIn Rom stopft <strong>de</strong>r Papst seine Exkremente in einen Menschenknochen und wirft<strong>die</strong>sen in <strong>de</strong>n Tiber – auf <strong>die</strong>se Weise hofft er, seine Verdauungsbeschwer<strong>de</strong>nloszuwer<strong>de</strong>n. Das ist nur eine von vielen skurrilen Anekdoten rund um <strong>die</strong>Ent<strong>de</strong>ckungsgeschichte <strong>de</strong>s <strong>Darm</strong>s. Lange Zeit schätzen <strong>die</strong> Menschen ihrVerdauungsorgan völlig falsch ein. Im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt wird <strong>die</strong> <strong>Darm</strong>flora ent<strong>de</strong>cktund gilt zunächst als Krankheit. Mit <strong>Darm</strong>spülungen und Operationen rücken <strong>die</strong>Ärzte ihr zu Leibe. Erst Jahrzehnte später wird klar, dass <strong>die</strong> <strong>Darm</strong>flora bei <strong>de</strong>rVerdauung eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle spielt. Heute <strong>wissen</strong> <strong>die</strong> Forscher sogar,dass <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong> einen wichtigen Einfluss auf unsere Psyche hat.Wie sich das Wissen über unsere Verdauung im Laufe <strong>de</strong>r Zeit verän<strong>de</strong>rt hat – imQuarks-Film. Jetzt anschauen.Filmautorin: Katharina AdickSeite 7


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>Die Macht <strong>de</strong>s Bauches über <strong>de</strong>n KopfNervenzellen unseres <strong>Darm</strong>s beeinflussen Gefühle und VerhaltenDer Vagus-Nerv verbin<strong>de</strong>t dasGehirn mit <strong>de</strong>m Magen-<strong>Darm</strong>-TraktDer Volksmund weiß es schon: Wir verlassen uns auf unser "Bauchgefühl",glauben daran, dass Liebe durch <strong>de</strong>n Magen geht, und lassen uns von Ärger o<strong>de</strong>rStress <strong>de</strong>n Appetit ver<strong>de</strong>rben. Ob <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong> tatsächlich das komplexemenschliche Verhalten beeinflussen kann, untersuchen zurzeit Forscher in allerWelt. Schon vor einigen Jahren konnten sie <strong>de</strong>n Verbindungsweg zwischen Bauchund Kopf ausführlich beschreiben: Der sogenannte Vagus-Nerv verbin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>nMagen-<strong>Darm</strong>-Trakt mit <strong>de</strong>m Gehirn. Dabei verlaufen etwa 80 bis 90 Prozent <strong>de</strong>rNervenfasern vom Bauch zum Kopf. Das be<strong>de</strong>utet nichts an<strong>de</strong>res, als dass <strong>de</strong>r<strong>Darm</strong> mehr Informationen an das Gehirn sen<strong>de</strong>t als umgekehrt.95 Prozent <strong>de</strong>s körpereigenenSerotonins wer<strong>de</strong>n im BauchproduziertDas BauchhirnFür <strong>die</strong> Aufbereitung <strong>die</strong>ser Informationen verfügt <strong>de</strong>r Bauch über sein eigenesGehirn: das Bauchhirn. Es besteht aus min<strong>de</strong>stens 100 Millionen Nervenzellen. <strong>Sie</strong>sehen genauso aus, wie <strong>die</strong> Nervenzellen <strong>de</strong>s Kopfhirns. Außer<strong>de</strong>m benutzen sie<strong>die</strong>selben Botenstoffe wie zum Beispiel Serotonin. Im Gehirn bewirkt Serotonineine Stimmungsaufhellung. Deswegen nehmen beispielsweise Patienten mitDepressionen häufig Medikamente, <strong>die</strong> <strong>de</strong>n Serotoninspiegel im Gehirn steigenlassen. 95 Prozent <strong>de</strong>s körpereigenen Serotonins wer<strong>de</strong>n im Magen-<strong>Darm</strong>-Traktproduziert. Die meisten Forscher halten es für ziemlich wahrscheinlich, dass dasSerotonin aus <strong>de</strong>m Bauch auch <strong>de</strong>n Kopf und damit <strong>die</strong> menschlichen Gefühlebeeinflusst.Bei Mäusen kann <strong>die</strong>Zusammensetzung <strong>de</strong>r<strong>Darm</strong>bakterien über <strong>die</strong> Aktivität <strong>de</strong>sVagus-Nervs <strong>die</strong> Ängstlichkeit <strong>de</strong>rMäuse beeinflussenKontrollieren <strong>Darm</strong>bakterien Gefühle?Das wichtigste Indiz für <strong>die</strong> Macht <strong>de</strong>s Bauches über <strong>de</strong>n Kopf liefernTierexperimente. Forscher testeten, wie ängstlich Mäuse sind, in<strong>de</strong>m sie sie in einLabyrinth setzten. Normalerweise verkriechen sich <strong>die</strong> Mäuse instinktiv in einedunkle Ecke. Waren <strong>die</strong> Tiere aber in einer sterilen Umgebung aufgewachsen, undfehlten ihnen folglich jegliche <strong>Darm</strong>bakterien, erkun<strong>de</strong>ten sie furchtlos <strong>die</strong> neueUmgebung. In einer an<strong>de</strong>ren Stu<strong>die</strong> fütterte ein irisch-kanadisches ForscherteamMäuse mit Joghurtbakterien. Dadurch verän<strong>de</strong>rte sich auch <strong>die</strong>Zusammensetzung <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>bakterien. Und auch <strong>die</strong>se Tiere waren inanschließen<strong>de</strong>n Verhaltensexperimenten weniger ängstlich. Dieselben Forscherkonnten auch nachweisen, dass <strong>die</strong> vermin<strong>de</strong>rte Ängstlichkeit auf <strong>die</strong> Aktivität <strong>de</strong>sSeite 8


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>Vagus-Nervs zurückzuführen ist. Damit ist <strong>de</strong>r Beweis erbracht: Bei Mäusenbeeinflusst <strong>de</strong>r Bauch das Verhalten.Dass <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong> auch beim Menschenseine Gefühle und sein Verhaltenbeeinflusst, ist bislang noch nichtbewiesen<strong>Darm</strong> und Psyche beim MenschenBeim Menschen lässt sich <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen Psyche und <strong>Darm</strong> nichtso ohne weiteres <strong>wissen</strong>schaftlich belegen. Aber es gibt Hinweise, <strong>die</strong> dafürsprechen: Einige Stu<strong>die</strong>n konnten beispielsweise zeigen, dass <strong>die</strong>Ernährungsweise <strong>die</strong> Stimmung von Menschen beeinflusst. Wer viel Junkfood isst,neigt eher zu <strong>de</strong>pressiven Verstimmungen als jemand, bei <strong>de</strong>m viel Obst undfrisches Gemüse auf <strong>de</strong>m Speiseplan stehen. Und natürlich beeinflusst das, waswir essen, wie <strong>die</strong> <strong>Darm</strong>bakterien zusammengesetzt sind. Das gilt übrigens auchumgekehrt. Eine Stu<strong>die</strong> aus <strong>de</strong>m Jahr 2012 konnte zeigen, dass sich im Laufeeiner Schwangerschaft <strong>die</strong> Zusammensetzung <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong>bakterien än<strong>de</strong>rt. Kurz vor<strong>de</strong>r Geburt ähnelt <strong>die</strong> Mischung <strong>de</strong>r Mikroben im <strong>Darm</strong> jener, <strong>die</strong> Wissenschaftlersonst nur bei fettleibigen Menschen vorfin<strong>de</strong>n. Die Schwangeren essen dann auch<strong>de</strong>utlich mehr, wodurch das Wachstum ihres Kin<strong>de</strong>s erst ermöglicht wird.Forscher haben nun <strong>die</strong> <strong>Darm</strong>bakterien von Frauen, <strong>die</strong> sich im letzten Drittel ihrerSchwangerschaft befan<strong>de</strong>n, in Mäuse transplantiert. Die zuvor schlanken Mäusebegannen daraufhin ungehemmt zu fressen und wur<strong>de</strong>n dick. Solche Befun<strong>de</strong>alleine reichen zwar nicht aus, um <strong>die</strong> Macht <strong>de</strong>s <strong>Darm</strong>s über <strong>de</strong>n Kopf zubeweisen. Die Fülle <strong>de</strong>r Indizien spricht aber eine <strong>de</strong>utliche Sprache: Der Bauchbeeinflusst <strong>de</strong>n Kopf und damit das menschliche Verhalten.Autorin: Kristin RaabeStopfen Bananen wirklich?Fünf Mythen über unsere VerdauungÜber unsere Verdauung wird viel erzählt. Aber was davon stimmt tatsächlich?För<strong>de</strong>rt Schnaps wirklich <strong>die</strong> Verdauung? Sollte man mit vollem Magen nichtschwimmen gehen? Stopfen Bananen? Regen Ballaststoffe wirklich <strong>die</strong>Verdauung an? Und bekommt man wirklich Bauchschmerzen, wenn man Kirschenisst und gleichzeitig Wasser trinkt? Die Wahrheit erfahren <strong>Sie</strong> bei Quarks.Seite 9


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>Der krampfen<strong>de</strong> <strong>Darm</strong>Was läuft schief im Reizdarm?Chronische Bauchschmerzen, schwere Krämpfe, ständige Verstopfung o<strong>de</strong>rDurchfall – und <strong>de</strong>r Arzt fin<strong>de</strong>t <strong>die</strong> Ursache nicht. Blut- o<strong>de</strong>r Stuhluntersuchungenund <strong>de</strong>r Blick in <strong>de</strong>n <strong>Darm</strong> per Endoskop bringen keine Ergebnisse. Der <strong>Darm</strong>scheint völlig gesund zu sein. Reizdarm-Patienten leben häufig unter <strong>de</strong>m Stigma<strong>de</strong>s „eingebil<strong>de</strong>ten Kranken“. Neue Forschungen <strong>de</strong>uten aber darauf hin, dass imReizdarm tatsächlich etwas nicht stimmt. Mediziner vermuten, dass sich bei vielenPatienten <strong>de</strong>r <strong>Darm</strong> zu langsam o<strong>de</strong>r zu schnell bewegt und ihre <strong>Darm</strong>nervenverrückt spielen.Quarks berichtet über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Forschung, <strong>de</strong>r Patienten mit Reizdarmwie<strong>de</strong>r Hoffnung gibt.Filmautor: Jan KerckhoffLinktipps:Das Reizdarmsyndromhttp://www.ik-h.<strong>de</strong>/medizinische-klinik/erkrankungen-<strong>de</strong>sverdauungssystems/funktionelle-magen-darm-erkrankungen/dasreizdarmsyndrom.html?PHPSESSID=5c945a216b6e557e4b78f282dd0c138eSehr informative Seite von Dr. Jutta Keller über das Reizdarmsyndrom.Weitere Informationen zum Reizdarmhttp://humanbiology.wzw.tum.<strong>de</strong>/in<strong>de</strong>x.php?id=21&L=0Website von Prof. Michael Schemann mit vielen Informationen zum Reizdarm.Vi<strong>de</strong>o eines Reizdarmshttp://humanbiology.wzw.tum.<strong>de</strong>/in<strong>de</strong>x.php?id=18Vi<strong>de</strong>o von Prof. Michael Schemann, das <strong>die</strong> verrückt spielen<strong>de</strong>n Nerven einesReizdarms zeigt.Seite 10


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>Frem<strong>de</strong> <strong>Darm</strong>flora gegen KeimeWie man mit <strong>de</strong>m Stuhl-Extrakt frem<strong>de</strong>r Menschen schwere Infektionen heiltWer sich bei einem Krankenhausaufenthalt mit <strong>de</strong>m gefährlichenKrankenhauskeim „Clostridium difficile“ infiziert, kann wochenlang unterchronischem Durchfall lei<strong>de</strong>n. Dann kann lebensbedrohlich wer<strong>de</strong>n, vor allem füralte Menschen. Zum ersten Mal in Deutschland wur<strong>de</strong> in so einem Fall jetzt <strong>die</strong>sogenannte Fäkaltransplantation angewen<strong>de</strong>t. Nach<strong>de</strong>m ein Spen<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>nwar, infiltrierte <strong>de</strong>r Arzt <strong>de</strong>n genau untersuchten und aufbereiteten frem<strong>de</strong>n Stuhlgenau dort, wo sich <strong>de</strong>r Dickdarm <strong>de</strong>r erkrankten Patientin entzün<strong>de</strong>t hatte.Filmautorin: Anke RauLinktipp:Stu<strong>die</strong> zur Stuhl-Transplantationhttp://www.nature.com/news/faecal-transplants-succeed-in-clinical-trial-1.12227Internationale Stu<strong>die</strong>, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Wirksamkeit und Relevanz <strong>de</strong>r Stuhl-Transplantationim Fall von Clostridium-difficile-Infektionen <strong>de</strong>utlich macht.Seite 11


Quarks & Caspers | <strong>Unser</strong> <strong>Darm</strong> – 7 <strong>Dinge</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>wissen</strong> <strong>sollten</strong>! | 12.03.2013http.//www.quarks.<strong>de</strong>Impressum:Herausgeber:West<strong>de</strong>utscher Rundfunk KölnVerantwortlich:Quarks & CoClaudia HeissRedaktion:Claudia HeissGestaltung:Designbureau Kremer & Mahler, KölnBildrechte:Alle: © <strong>WDR</strong>,außer: Seite 2, oben – mauritius images© <strong>WDR</strong> 2013Seite 12

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