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Steilspirale - die Königin der Kurven - Gleitschirm

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Abb. 1b Abb. 1c Abb. 2bKappenbahnPilotenbahnIm <strong>Kurven</strong>flug stehen Gewicht, Zentrifugalkraftund Auftrieb miteinan<strong>der</strong> im GleichgewichtIm <strong>Kurven</strong>flug ist größerer Auftrieb notwendigals im Geradeausflug, weil auch <strong>die</strong> Zentrifugalkraftkompensiert werden muß. Leitet <strong>der</strong>Pilot eine Kurve nur durch Gewichtsverlagerungein, kann <strong>der</strong> Schirm <strong>die</strong>sen Mehr-Auftrieb nurerbringen, indem er schneller fliegt. Dahernimmt auch <strong>die</strong> Sinkgeschwindigkeit zu.rale einleiten, ohne <strong>die</strong> Steuerleineneinzusetzen.Betrachtet man nun den stationären<strong>Kurven</strong>flug mit maximal 45° Schräglage,gilt in sehr guter Näherung, wasAbbildung 1b zeigt. Schirmkappeund <strong>Gleitschirm</strong>pilot befinden sichin einer senkrechten Ebene, <strong>die</strong> sichwie eine Tür in <strong>der</strong> Angel dreht, mitdem wichtigen Unterschied, daß esim Flug auf einer flachen Schraubenlinieabwärts geht. Der Auftriebmuß in <strong>der</strong> Kurve nicht nur dasGewicht tragen können. Er mußauch <strong>die</strong> Zentrifugalkraft kompensieren.Bei 45° Schräglage nimmt er umcirca 41 % zu. Der Einfachheit halbersoll angenommen werden, daß<strong>die</strong> Kurve nur mit Gewichtsverlagerunggeflogen wird. Da sichdabei offensichtlich <strong>die</strong> aerodynamischeQualität des <strong>Gleitschirm</strong>s gegenüberdem Geradeausflug nichtverän<strong>der</strong>t hat, kann <strong>die</strong>ser zusätzlichnötige Auftrieb nur erzeugt werden,indem <strong>die</strong> Fluggeschwindigkeit zunimmt.Und weil <strong>der</strong> Schirm beiunserer theoretischen Betrachtungin keiner Weise deformiert wird,bleibt <strong>die</strong> Gleitzahl gleich. Dies heißtim Klartext, Vorwärts- und Sinkgeschwindigkeitnehmen gleichermaßenzu. Grafik 1c zeigt, daß beispielsweisebei gut 40° Schräglagedas Sinken im Trimmflug von 1,3 auf1,5 m/s zunimmt.<strong>Steilspirale</strong>Wenn man eine erheblich steilereKurve fliegt und allmählich in <strong>die</strong>Die Strömungsvorgänge in <strong>der</strong> <strong>Steilspirale</strong> sindrecht kompliziert. In einer stationären Spiralebefindet sich <strong>der</strong> Pilot mit dem Schirm in einerschiefen Ebene, <strong>die</strong> um eine senkrechte Achsedreht. Diese Ebene ist nach vorne geneigt undzum Drehpunkt geneigt.Pilot und Schirmkappe bewegen sich auf Schraubenlinienabwärts. Deutlich sichtbar: Der Pilotmuß bei je<strong>der</strong> Umdrehung einen erheblich längerenWeg zurücklegen als <strong>der</strong> Schirm.Spirale übergeht, sind <strong>die</strong> vereinfachtenBetrachtungen aus Abbildung1b nicht mehr gültig. DerSchirm „geht auf <strong>die</strong> Nase“, Geschwindigkeitund Belastung nehmenzu. Die Kurve wird zu einer engenSpirale. Pilot und Schirmkappebefinden sich nicht mehr in einersenkrechten, son<strong>der</strong>n in einer schie-Abb. 2afen Ebene (siehe Abbildung 2a).Eine Berechnung <strong>die</strong>ses Flugzustands<strong>der</strong> <strong>Steilspirale</strong> ist zwar möglich,aber sehr aufwendig. Darumkann sie hier nur angedeutet werden.Wie in Abbildung 2b zu sehen ist,schraubt sich <strong>der</strong> Schirm sehr steilnach unten, während <strong>der</strong> Pilot eineviel weitere und flachere Schraubenliniebeschreibt. Man kann sichdas anhand einer Wendeltreppe besservorstellen. Das innere Gelän<strong>der</strong>ist sehr steil, das äußere flacher. Soll<strong>die</strong>ser Flugzustand analysiert werden,erkennt man rasch, daß <strong>die</strong>Luftwi<strong>der</strong>stände nicht alle zusammengefaßtwerden können. DerLuftwi<strong>der</strong>stand zeigt seiner Definitiongemäß immer gegen <strong>die</strong> Flugrichtung.Weil <strong>der</strong> Pilot sich auf einerflacheren Bahn bewegt als <strong>der</strong>Schirm, hat sein Wi<strong>der</strong>stand aucheine an<strong>der</strong>e Richtung (AbbildungAbb. 2cMomentaufnahme <strong>der</strong> Spirale: Der Strömungswi<strong>der</strong>standist immer gegen <strong>die</strong> Bewegunggerichtet. Weil sich <strong>der</strong> Pilot auf einer flacherenBahn als <strong>die</strong> Schirmkappe abwärts schraubt,schließt sein Wi<strong>der</strong>stand einen kleineren Winkelmit <strong>der</strong> Horizontalen ein. Bei <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standsberechnungmüssen <strong>die</strong> unterschiedlichen Geschwindigkeitenund Richtungen von Pilot undSchirm beachtet werden. Gleiches gilt genaugenommenfür jede einzelne Leine.A38 5-04 gleitschirm-magazin.com


A erodynamik <strong>Steilspirale</strong>Abb. 2dMaschine MenschDie <strong>Steilspirale</strong> stellt nicht nur für <strong>die</strong> Ausrüstung eine große Belastung dar, son<strong>der</strong>nauch für den Piloten. Betrachtet man ganz nüchtern den menschlichen Organismusals Biomaschine, wird klar, warum das so ist. Normalerweise muß das Herz beimerwachsenen Menschen, wenn er sitzt o<strong>der</strong> steht, das Blut etwa 40 cm zum Gehirnhinaufpumpen. Wirkt wie in einer satten Spirale <strong>die</strong> dreifache Last (3 G) auf denKörper ein, ist es so, als ob das Herz das Blut 120 cm hinaufpumpen müßte (sieheAbbildung). Darum wird <strong>die</strong> <strong>Steilspirale</strong> als anstrengend empfunden, selbst wenn <strong>der</strong>Pilot dabei von außen betrachtet keinerlei anstrengende Bewegungen ausführt. Hiergibt es allerdings einen kleinen Trick, den je<strong>der</strong> fortgeschrittene Pilot selbst ausprobierenkann. Spiralt man aufrecht sitzend über mindestens eine halbe Minute, erlebtman <strong>die</strong> Beschleunigung viel intensiver. Man spürt, wie <strong>die</strong> Beine anschwellen undselbst das Atmen mit <strong>der</strong> Zeit anstrengend wird. Legt man sich dagegen möglichst liegendins Gurtzeug, verkraftet man markant mehr. Die Pumphöhe, <strong>die</strong> das Herz zubewältigen hat, ist dann nämlich viel geringer. Wer das ausprobieren möchte, solltevorsichtig ans Werk gehen. In <strong>der</strong> Liegeposition ist das Steuergefühl schlechter und<strong>die</strong> Twistgefahr größer. Zu den ebengenannten Kreislaufbelastungen kommt noch, daßdas möglicherweise unterversorgte Gehirn mit den massiven Reizen <strong>der</strong>Sinneseindrücke - Sehen <strong>der</strong> rotierenden Landschaft und Reizen vom hochbelastetenGleichgewichtsorgan - nicht mehr fertig wird. KeinWun<strong>der</strong> also, daß bei <strong>der</strong>artigen BeschleunigungenDenk- und Urteilsvermögen des Piloten stark getrübtsind. Und natürlich: Der Mensch ist keine Maschine,<strong>die</strong> jeden Tag gleich funktioniert. Nur wer sich hun<strong>der</strong>tprozentigfit fühlt, sollte härtere Spiralen fliegen.Das sonntägliche Katerfliegen nach einer durchfeiertenNacht eignet sich sicher nicht für <strong>der</strong>artigeExperimente.Extreme <strong>Steilspirale</strong> (Spiralsturz, sehr vereinfachtbetrachtet): Der Auftrieb steht etwa mit <strong>der</strong>Zentrifugalkraft im Gleichgewicht, das Gewichtmit den Wi<strong>der</strong>ständenBeim Stehen o<strong>der</strong> Sitzen muß das Herz normalerweise dasBlut etwa 40 cm zum Gehirn hinauf pumpen. Fliegt man eine3-G-Spirale aufrecht, ist es so, als müßte das Herz 120 cmüberwinden. Schafft <strong>der</strong> Kreislauf <strong>die</strong>s nicht, kann es zu einerUnterversorgung des Gehirns kommen (Schwindel, Greyout,Blackout). Nimmt <strong>der</strong> Pilot in <strong>der</strong> Spirale eine Liegepositionein, kann <strong>die</strong> Pumphöhe verringert werden. Die Belastungwird nicht so extrem empfunden.2c). Der Auftrieb zeigt nach Vereinbarung<strong>der</strong> Aerodynamiker immersenkrecht zur Anströmungsrichtung.Im Fall <strong>der</strong> <strong>Steilspirale</strong> zeigt erschräg aufwärts etwa zur Mitte <strong>der</strong>Drehachse. Für eine stationäre, dasheißt gleichförmige <strong>Steilspirale</strong> müssensich alle Kräfte gegenseitig aufheben.Als Beispiel soll das Kräftegleichgewichteiner extremen Spiralein vertikaler Richtung näher betrachtetwerden (Abbildung 2d). Abwärtszeigt nur das Gewicht. Aufwärts dagegenzeigt ein kleiner Anteil desAuftriebs, ein Anteil des Wi<strong>der</strong>stands<strong>der</strong> Schirmkappe und ein Anteildes Pilotenwi<strong>der</strong>stands. Zwischen<strong>die</strong>sen vier Kräften mußGleichgewicht herrschen. Man siehtsofort, daß das mit erheblichemAufwand verbunden ist, obwohl vielesvereinfacht worden ist. So wurdebeispielsweise <strong>der</strong> Leinenwi<strong>der</strong>standvernachlässigt. Außerdem ist nichtberücksichtigt, daß <strong>der</strong> Vergleich mit<strong>der</strong> Wendeltreppe auch auf <strong>die</strong>Schirmkappe allein übertragen werdenmuß: Der Innenflügel hat einengrößeren Anstellwinkel als <strong>der</strong> Außenflügelund erzeugt daher auchmehr Auftrieb. Wir wissen das ausdem Flugalltag. Bei vielen <strong>Gleitschirm</strong>enwird in <strong>der</strong> <strong>Steilspirale</strong> <strong>der</strong>Außenflügel weich. Das kann sogarso weit gehen, daß <strong>die</strong> äußerenZellen einklappen o<strong>der</strong> schlagen,weil <strong>der</strong> Nullauftriebswinkel örtlichunterschritten wird, wenn <strong>die</strong> Außenseitenicht angebremst wird. Dieseasymmetrische Auftriebsverteilunghat weitreichende Folgen. Manmuß bedenken, daß beispielsweisebei 3 G Last einzelne Leinen o<strong>der</strong>Bahnen des Schirms weit mehr aushaltenmüssen als das Dreifache <strong>der</strong>normalen Belastung im Trimmflug.Nach Überschlagsrechnungen kann<strong>die</strong> örtliche Last etwa doppelt sogroß wie <strong>die</strong> mittlere werden.Konkrete Meßergebnisse ausVersuchsflügen sind uns nichtbekannt, aber man darf davon ausgehen,daß <strong>die</strong> A- und B-Leinen auf <strong>der</strong><strong>Kurven</strong>innenseite einer Spirale mehrereZentimeter gedehnt werden.<strong>Steilspirale</strong> extrem -SpiralsturzBis zu einem Sinkwert von maximal14 m/s gilt eine <strong>Steilspirale</strong> noch als„akzeptables Flugmanöver“ - darüberhinaus schon eher als „Extremflugzustand“.Ein Pilot, <strong>der</strong> den Steuerleinenzugdurch gezielte Gewichtsverlagerungunterstützt, kann Sinkwerte über 20m/s erzielen und sich so „das Gehirnwegspiralen“, wie manche Pilotendas entsprechende Fluggefühl be-Das Schleu<strong>der</strong>trauma des AutorsIm vergangenen Frühjahr mußte ichwegen eines vereinbarten Termins einenherrlichen Flug gewaltsam abbrechen.Mehr als 2.000 Höhenmeter galt es soschnell wie möglich in thermisch brodeln<strong>der</strong>Luft zu vernichten, was ich indrei Etappen erledigte. Ich spiralte nurmehr wenige hun<strong>der</strong>t Meter überSchruns, als ich ein Rascheln vernahm.Reflexartig hob ich rasch den Kopf, umnachzusehen, was <strong>die</strong> Kappe für Formenannahm. Ich dachte nicht daran, daßKopf und Helm das dreifache Gewichthatten und in den Nacken peitschten.Das schmerzhafte „Schleu<strong>der</strong>trauma“,wie ein ehemaliger Zivikollege undSanitäter diagnostizierte, erinnerte michnoch mehrere Tage lang an meinenKontrollblick. Peter Bruggmüllergleitschirm-magazin.com5-0439


schreiben. Für <strong>der</strong>art extreme <strong>Steilspirale</strong>nhat Otto Voigt in seinemempfehlenswerten Buch „Aerodynamikund Flugmechanik des <strong>Gleitschirm</strong>s“(erhältlich im GLEIT-SCHIRM-Leserservice) den treffendenAusdruck „Spiralsturz“ vorgeschlagen.Die <strong>Kurven</strong>ra<strong>die</strong>n werdenextrem eng, <strong>die</strong> Schirmkappe drehtfast auf <strong>der</strong> Stelle. Aerodynamisch istdas Kräftegleichgewicht in <strong>die</strong>semZustand - wie<strong>der</strong>um mit einigen Vereinfachungen- leichter zu fassen alseine gewöhnliche <strong>Steilspirale</strong>. ImSpiralsturz zeigt <strong>die</strong> Schirmnase fastgerade zum Boden. Wie in Abbildung2d dargestellt, muß <strong>der</strong> Auftrieb(fast) waagrecht zur Drehachse zeigen,<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Schirmkappe(fast) senkrecht nach oben, <strong>der</strong>Pilotenwi<strong>der</strong>stand wie immer gegen<strong>die</strong> momentane Bewegungsrichtungdes Piloten. Grob vereinfacht kannman für <strong>die</strong>sen Flugzustand zusammenfassen:Die Zentrifugalkraftzieht gegen <strong>die</strong> Auftriebskraft. Und<strong>die</strong> senkrechten Anteile aller Luftwi<strong>der</strong>ständestehen im Gleichgewichtmit <strong>der</strong> Gewichtskraft. Daserinnert stark an eine Konfiguration,wie sie im Downplane vorliegt.Darum kann man zwei Erkenntnisse<strong>der</strong> Downplanekonfiguration übernehmen(siehe GLEITSCHIRM11/12 2003, ab Seite 36).• Die maximale erzielbare Sinkgeschwindigkeitfür <strong>die</strong> <strong>Steilspirale</strong> läßtsich errechnen: Für einen aktuellenIntermediate mit 10 m/s (36 km/h)Trimmgeschwindigkeit und Gleitzahl8 erhält man theoretisch ein maximalerreichbares Sinken von 28,3 m/s.Schneller geht es nicht. Dieser Wertdarf noch etwa 10 % abgerundet werden,weil <strong>die</strong> vom Trimmflug übernommeneGleitzahl durch <strong>die</strong> Auftriebsverteilung,<strong>die</strong> stark von <strong>der</strong>idealen, elliptischen Verteilung abweicht,und den größeren Wi<strong>der</strong>standvon Pilot und Leinen aufgrundihrer höheren Bahngeschwindigkeitzu optimistisch geschätzt ist. In <strong>der</strong>Praxis ist also bei etwa 25 m/sSchluß. Die Berechnungsformel verrätauch: Wer schneller absteigenwill, kann mit einem schnelleren, leistungsstärkerenSchirm o<strong>der</strong> höhererFlächenbelastung nachhelfen.• Die zweite Erkenntnis besteht darin,daß <strong>die</strong> maximale Belastung über<strong>die</strong> Gleitzahl abgeschätzt werdenkann mit n


A erodynamik <strong>Steilspirale</strong>Konstruktionsparameter Krümmung und Pfeilung:Faktoren für <strong>die</strong> Neigung zur stabilen <strong>Steilspirale</strong>gewöhnlichen <strong>Steilspirale</strong>, aber <strong>die</strong>Belastung <strong>der</strong> Leinen und <strong>der</strong> offenenKappe sehr viel größer ist. Dennbei angelegten Ohren müssen wenigerLeinen <strong>die</strong> gesamte Belastungaufnehmen. Daher sollten sich nurPiloten an <strong>die</strong>ses Manöver wagen,<strong>die</strong> mit einem akrotauglichen Gerätunterwegs sind.Stabile <strong>Steilspirale</strong>Bei den meisten Schirmen reicht esaus, <strong>die</strong> Steuerleine zu lösen, umeine gewöhnliche <strong>Steilspirale</strong> (Sinkenunter 15 m/s) zu beenden. MancheSchirme weisen <strong>die</strong> gefährlicheTendenz auf, in <strong>der</strong> Spirale zu bleibeno<strong>der</strong> sich noch steiler hineinzufressen.In erster Linie beeinflußt <strong>die</strong>Kombination aus Flügelprofil, Flächenkrümmungund Pfeilung <strong>die</strong>sesVerhalten. Unseren Beobachtungenzufolge neigen insbeson<strong>der</strong>e starkpositiv gepfeilte Schirme, <strong>der</strong>enFläche zudem über <strong>die</strong> ganze Spannweitegleichmäßig stark gekrümmtist, am ehesten zur stabilen Spirale.Schirme mit stark heruntergezogenenOhren, wie es bei zahlreichenSchulschirmen zu beobachten ist,gehören dagegen nicht in <strong>die</strong> Gruppe<strong>der</strong> Kappen mit „gleichmäßig starkgekrümmter“ Fläche.Zudem hat das Flügelprofil einensehr wesentlichen Einfluß auf dasVerhalten in <strong>der</strong> Spirale. Der Druckpunkteines Flügelprofils hängt imallgemeinen vom Anstellwinkel undvon <strong>der</strong> Klappen- beziehungsweiseBremsstellung ab. Je stärker einProfil gekrümmt o<strong>der</strong> angebremst ist,desto größer ist <strong>die</strong> Wan<strong>der</strong>bewegungdes Druckpunktes bei verschiedenenAnstellwinkeln. Will man Berechnungenzur <strong>Steilspirale</strong> durchführen,muß man unbedingt <strong>die</strong> Verwindungdes Flügels aufgrund <strong>der</strong>asymmetrischen Auftriebsverteilungund <strong>die</strong> Stellung <strong>der</strong> Bremsleinenberücksichtigen. Da praktisch jedeZelle mit an<strong>der</strong>er Geschwindigkeit,an<strong>der</strong>em Profil und an<strong>der</strong>em Anstellwinkelfliegt, ist eine genaue Analyseentsprechend aufwendig. Simple allgemeingültigeAussagen sind nichtmöglich. Die meisten Konstrukteurewissen sehr wohl, ab wann eine gefährlicheNeigung zur stabilen <strong>Steilspirale</strong>auftritt, geben solche Konstruktionsgeheimnisseaber nichtunbedingt an <strong>die</strong> Öffentlichkeit weiter.Offenbar hat das Pilotenverhalten,neben dem Einsatz <strong>der</strong> Steuerleinen,also auch bewußte und unbewußteGewichtsverlagerungen, einen ebensogroßen Einfluß wie <strong>die</strong> technischenParameter des Schirms selbst.Im Jahr 1999, bei einem Sicherheitstrainingam Luganer See, schlug einePilotin mit einem sehr gutmütigenSchirm nach einer stabilen Spiralehart ins Wasser. Nur <strong>die</strong> äußerstenzwei Zellen hatten sich zuvor beieinem simulierten Klapper verhängt.Dieser Zwischenfall hätte vermutlichallein mit Gewichtsverlagerung vermiedenwerden können. Eine <strong>Steilspirale</strong>sollte immer aktiv ausgeleitetwerden - sowohl mittels <strong>der</strong> Bremsleinenals auch durch Gewichtsverlagerung.In aller KürzeWurde <strong>die</strong> <strong>Steilspirale</strong> anfangs ehernur zum Spaß geflogen, gilt sie heuteals <strong>die</strong> mit Abstand wirksamsteAbstiegsmethode. Es ist nicht beson<strong>der</strong>sschwer, Sinkwerte bis 20m/s zu erzielen. Die Belastungen fürPilot und <strong>Gleitschirm</strong> werden dabeisehr hoch. Es muß im eigenen Interesseselbstverständlich sein, <strong>die</strong>Flugtauglichkeit <strong>der</strong> Ausrüstung regelmäßigzu prüfen. Beim Spiralenerreichbare Sinkgeschwindigkeitenund Belastungen wachsen mit <strong>der</strong>Leistung des Schirms. In Liegepositionlassen sich <strong>die</strong> enormen physischenBelastungen leichter ertragen.Gewichtsverlagern beeinflußt das<strong>Kurven</strong>- und Spiralenfliegen enorm.Daher sollte sich je<strong>der</strong> Pilot durchständige Selbstbeobachtung bewußtmachen, wann und wie er seinGewicht im <strong>Kurven</strong>flug einsetzt. Anfängernsei empfohlen, sich an extremesSpiralen nur unter Anleitungvon Fluglehrern heranzutasten.Konstruktionsmerkmale von<strong>Gleitschirm</strong>enIn <strong>die</strong>sem Beitrag wurde <strong>der</strong> Einflußeiniger grundsätzlicher Konstruktionsmerkmalevon <strong>Gleitschirm</strong>kappen aufihr <strong>Kurven</strong>verhalten angesprochen.Eine Zusammenfassung aller Konstruktionsmerkmalevon <strong>Gleitschirm</strong>enist in den GLEITSCHIRM-Ausgaben4/2001 und 5/2001 nachzulesen.Die Beiträge sind auch aufwww.gleitschirm-magazin.com imBereich Tests und Geräte unter demTitel „Warum ist mein <strong>Gleitschirm</strong>krumm?“ zum kostenlosen Downloadim PDF-Format erhältlich.Foto: Thomas Ulrichgleitschirm-magazin.com5-0441

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