WLB Kultur - Württembergische Landesbibliothek
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<strong>WLB</strong> <strong>Kultur</strong><br />
Aktionstag „100 Jahre Erster Weltkrieg.<br />
Bilder, Briefe, Erinnerungen“<br />
– Bibliothek für Zeitgeschichte, am 12. April 2011<br />
Die von der Europäischen Union geförderte<br />
virtuelle europäische Bibliothek „Europeana“ hat<br />
sich zum Ziel gesetzt, das kulturelle Erbe Europas<br />
in digitaler Form für jedermann zugänglich zu<br />
machen. Vor dem Hintergrund des 100. Jahrestages<br />
des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs im Jahr<br />
2014 entstand in Zusammenarbeit mit der Oxford<br />
University 2008 ein eigenes auf den Ersten Weltkrieg<br />
bezogenes Projekt „The Great War Archive“<br />
(http://www.oucs.ox.ac.uk/ww1lit/gwa/), in dem<br />
zwischen März und Juni 2008 an mehreren Orten<br />
in Großbritannien die Öffentlichkeit dazu aufgerufen<br />
wurde, an sogenannten „Aktionstagen“<br />
Erinnerungsstücke an den Ersten Weltkrieg zum<br />
Digitalisieren vorbeizubringen. Außerdem gab und<br />
gibt es die Möglichkeit, eigene Erinnerungsstücke<br />
selbst zu digitalisieren und auf der Homepage einzustellen.<br />
Dieses britische Portal umfasst derzeit<br />
6500 Objekte.<br />
Ähnliche Aktionen wurden auch für andere europäische<br />
Länder geplant, ab März 2011 begannen<br />
die Aktivitäten in Deutschland. Partner in Deutschland<br />
waren zunächst die Deutsche Nationalbibliothek,<br />
die Bayerische Staatsbibliothek München,<br />
die Staatsbibliothek zu Berlin sowie die Bibliothek<br />
für Zeitgeschichte in der <strong>Württembergische</strong>n<br />
<strong>Landesbibliothek</strong> Stuttgart. In allen vier Institutionen<br />
wurden zwischen dem 31. März und dem 12.<br />
April 2011 ebenfalls „Aktionstage“ durchgeführt,<br />
zu denen zahlreiche Interessierte ihre privaten<br />
Erinnerungsstücke aus dem Ersten Weltkrieg zum<br />
Digitalisieren mitbrachten. Diese Methode – auch<br />
als „Crowdsourcing“ bezeichnet – erwies sich<br />
als überaus erfolgreich. Einzusehen ist die dabei<br />
entstandene digitale Sammlung unter http://www.<br />
europeana1914-1918.eu/de. Dort finden sich auch<br />
weitere Informationen zum noch laufenden Projekt.<br />
Man kann sich dort auch anzeigen lassen, welche<br />
Objekte bei welchem der Aktionstage aufgenommen<br />
wurden. 2011 gab es in Deutschland noch<br />
weitere Aktionstage in Erfurt (14. Juni), Dresden<br />
(22. Juni), Kiel (29. Juni) und Regensburg (20. Juli).<br />
In Stuttgart fand der Aktionstag am 12. April<br />
2011 statt. Zwischen 10 Uhr und 20 Uhr kamen<br />
insgesamt ca. 100 Personen in den Vortragsraum,<br />
die zum Teil zahlreiche Erinnerungsstücke mitbrachten.<br />
Die Mitarbeiter der BfZ und weitere für<br />
dieses Projekt eingestellte Hilfskräften führten<br />
intensive Gespräche mit jedem dieser Gäste. Das<br />
Material wurde oberflächlich gesichtet, zum Teil<br />
auch erläutert, und oftmals wurde eine Auswahl<br />
der zu digitalisierenden Materialien getroffen. Den<br />
zu diesem Aktionstag eigens aus Oxford angereisten<br />
Mitarbeitern der Oxford University oblag<br />
es dann, die verschiedenen Objekte zu digitalisieren,<br />
sei es per Digital-Kamera oder per Scanner.<br />
Die Firma Microbox stellte für diesen Tag einen<br />
„book2net“-Auflicht-Scanner sowie einen Mitarbeiter<br />
zur Verfügung, der ebenfalls bei der Digitalisierung<br />
der Erinnerungsstücke mithalf.<br />
Der Stuttgarter Aktionstag war mit Abstand der<br />
erfolgreichste, der in Deutschland durchgeführt<br />
wurde. Aus den Objekten der ca. 100 Besucher<br />
entstanden insgesamt 5.600 digitale Aufnahmen.<br />
Diese Aufnahmen wurden im Anschluss an den<br />
Aktionstag von Hilfskräften nachbearbeitet und<br />
anschließend frei ins Netz gestellt.<br />
Unter den Objekten, die bei dieser Veranstaltung<br />
zusammenkamen, sind besonders erwähnenswert:<br />
Eine Reservisten-Pfeife, zwei von Soldaten<br />
im Schützengraben in Thiepval angefertigte<br />
Kreidestein-Skulpturen, eine Kriegsgefangenen-<br />
Zeitschrift aus Ripon/Yorkshire sowie ein Kriegsbecher,<br />
ein Objekt der österreichisch-ungarischen<br />
Kriegsfürsorge. Die Mehrzahl der Objekte waren<br />
jedoch Einzelfotos und Fotoalben, Briefe und Tagebücher<br />
sowie militärische Orden. Mehrere Objekte<br />
wurden der Bibliothek für Zeitgeschichte auch für<br />
ihre eigene Sammlung überlassen. Generell nahmen<br />
die Besucher Ihre Objekte jedoch nach der<br />
Digitalisierung wieder mit nach Hause oder holten<br />
sie in den Tagen danach wieder ab. Die Einarbeitung<br />
der aufgenommenen Gegenstände in die<br />
<strong>WLB</strong>forum Ausgabe 2012/1<br />
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