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Dokumentation zur<br />

ersten Integrationskonferenz<br />

<strong>Baesweiler</strong>, 30. August 2008


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 2<br />

Inhalt<br />

Einleitung<br />

Ablauf<br />

Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Linkens<br />

Impulsreferat: Integration in der Kommune<br />

Arbeitsgruppenphase 1<br />

Ergebnisse der AG mit Migrationshintergrund<br />

Ergebnisse der AG ohne Migrationshintergrund<br />

Arbeitsgruppenphase 2<br />

Ergebnisse der AG Sprache, Bildung und Erziehung<br />

Ergebnisse der AG Kultur, Freizeit und Religion<br />

Ergebnisse der AG Familie und Soziales<br />

Zusammenfassung<br />

Anhang<br />

Seite<br />

3<br />

5<br />

6<br />

9<br />

13<br />

14<br />

17<br />

20<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 3<br />

Einleitung<br />

Integration ist in <strong>Baesweiler</strong> ein wichtiges Thema. Eine Reihe von Initiativen und Projekten <strong>sind</strong> in den vergangenen Jahren<br />

angestoßen worden und laufen mit Erfolg bis heute fort. Mit der Erstellung eines Integrationskonzeptes für die Stadt<br />

<strong>Baesweiler</strong> soll ein neuer Ansatz umgesetzt werden, der die gesellschaftlichen Akteure näher zusammenbringt und das<br />

bestehende Angebot an Integrationsleistungen in <strong>Baesweiler</strong> den Anforderungen anpasst. Die Erstellung des<br />

Integrationskonzeptes wurde durch eine Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen möglich. Das vom Land initiierte<br />

Förderprogramm KOMM-IN NRW – Innovation in der kommunalen Integrationsarbeit, bot der Stadt die nötige finanzielle<br />

Unterstützung zur Umsetzung ihres Vorhabens. Der Gesamtprozess wird begleitet und moderiert durch das in Leverkusen<br />

ansässige Institut für interkulturelle Management- und Politikberatung (imap).<br />

Der Einstieg in den Prozess der Konzepterstellung wurde durch eine Auftaktveranstaltung am 30. August 2008 vollzogen.<br />

Alle wesentlichen Akteure der Integrationsarbeit in <strong>Baesweiler</strong> wurden zu dieser Veranstaltung eingeladen. Unter den rund<br />

60 Teilnehmern und Teilnehmerinnen waren neben Migrantenselbstorganisationen beispielsweise Vertreter und<br />

Vertreterinnen von Schulen, Kindergärten, Sozialdiensten, Pädagogen, der Stadtverwaltung und der Politik anwesend.<br />

Daneben beteiligte sich aber auch eine Vielzahl interessierter Einzelpersonen.<br />

Ziel der Auftaktveranstaltung war die Erarbeitung eines Rahmens für die Ausrichtung des Gesamtprozesses. Dies ist durch<br />

zwei Arbeitsgruppenphasen und anschließende Diskussionen im Plenum geschehen. In den Arbeitsgruppen sollten die<br />

Beteiligten die Stärken und Schwächen der Integrationsarbeit in <strong>Baesweiler</strong> herausstellen. Dazu <strong>sind</strong> die Teilnehmer und<br />

Teilnehmerinnen in Arbeitsgruppen mit und ohne Migrationshintergrund aufgeteilt worden. Anschließend wurden die<br />

Ergebnisse gemeinsam im Plenum diskutiert. Aus der Diskussion ergaben sich drei übergeordnete Themenfelder, denen<br />

drei Arbeitsgruppen zugeordnet <strong>sind</strong>. Hierbei handelt es sich um die Themenbereiche Sprache, Bildung und Erziehung<br />

(erste Arbeitsgruppe), Kultur, Freizeit und Religion (zweite Arbeitsgruppe), sowie Familie und Soziales (dritte


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 4<br />

Arbeitsgruppe). Diese Arbeitsgruppen werden im Anschluss an die erste Integrationskonferenz jeweils dreimal tagen und<br />

die Ergebnisse der zweiten Arbeitsgruppenphase der Konferenz zu konkreten Maßnahmen weiterentwickeln, die im<br />

Integrationskonzept festgehalten werden.<br />

Die Auftaktveranstaltung wurde durch den Bürgermeister der Stadt <strong>Baesweiler</strong>, Herrn Dr. Willi Linkens, eröffnet.<br />

Anschließend stellte der Beigeordnete, Herr Frank Brunner, den Ablauf der Konferenz dar. Der Leiter des imap Instituts,<br />

Herr Bülent Arslan, folgte anschließend mit einem Grundsatzreferat zur Bedeutung der Integration in der Kommune.<br />

Die vorliegende Dokumentation gibt den Verlauf der ersten Integrationskonferenz wieder. Die Arbeitsgruppenphasen und<br />

die Diskussionen <strong>sind</strong> in Form einer Ergebniswiedergabe in dieser Dokumentation festgehalten.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 5<br />

Ablauf<br />

9:30–9:45 Uhr Eröffnung und Begrüßung<br />

Bürgermeister Dr. Willi Linkens<br />

9:45–9:55 Uhr Vorstellung des Programmablaufs<br />

Frank Brunner, Beigeordneter<br />

9.55–10.30 Uhr Impulsreferat „Bedeutung der Integration für die Kommune“<br />

Bülent Arslan, Leiter imap Institut<br />

10.30–11.30 Uhr Erste Arbeitsgruppenphase :<br />

Herausforderungen und Potenziale der Integration in <strong>Baesweiler</strong><br />

Moderation durch das imap Institut<br />

11.30–12:00 Uhr Zusammenfassung der Ergebnisse im Plenum<br />

12:00–13:00 Uhr Pause mit Imbiss<br />

13:00–13:15 Uhr Einführung in die zweite Arbeitsgruppenphase im Plenum<br />

13:15–14:15 Uhr Zweite Arbeitsgruppenphase<br />

Handlungsfelder der Integration in <strong>Baesweiler</strong><br />

Moderation durch das imap Institut<br />

14:15–14:45 Uhr Vorstellung der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen<br />

14:45–15:00 Uhr Zusammenfassung und Darstellung des weiteren Prozesses<br />

Bülent Arslan, Leiter imap Institut<br />

15:00 Uhr Ende der Veranstaltung


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 6<br />

Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Linkens<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich freue mich, Sie heute Morgen zu unserer Integrationskonferenz begrüßen zu dürfen. <strong>Wir</strong><br />

<strong>sind</strong> uns alle der Bedeutung einer erfolgreichen Integration von Menschen mit<br />

Zuwanderungsgeschichte hier in <strong>Baesweiler</strong> bewusst und möchten die Chancen, die in einem<br />

gemeinschaftlichen und friedlichen Miteinander aller Einwohner liegen, aktiv nutzen. Hierzu<br />

soll die heutige Veranstaltung einen wichtigen Beitrag leisten.<br />

Ich danke Ihnen daher, dass Sie dazu bereit <strong>sind</strong>, an diesem für uns alle so wichtigen Thema<br />

mitzuarbeiten und sich mit einzubringen.<br />

Integration bedeutet, dass jeder Mensch gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhat. Sie bedeutet<br />

Chancengleichheit und ist ein interaktiver Prozess zwischen allen hier lebenden Menschen. Integration vollzieht sich vor Ort<br />

in den Städten und Gemeinden. Hier müssen die richtigen Weichen gestellt werden, damit eine erfolgreiche Integration<br />

gelingen kann.<br />

<strong>Wir</strong> möchten, dass sich Menschen aller Nationalitäten und Glaubensrichtungen in <strong>Baesweiler</strong> sicher und respektiert fühlen.<br />

Ich bin mir sicher, dass uns hier im Saal das Ziel eint, füreinander und miteinander den sozialen Frieden in unserer Stadt<br />

weiter zu fördern. Auf der Basis dieser gemeinsamen Grundüberzeugung wird es uns gelingen, die strukturelle, kulturelle<br />

und soziale Integration in den Köpfen und Herzen zu festigen.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 7<br />

<strong>Wir</strong> wissen, dass Integration kein Selbstläufer ist. Sie muss immer wieder erarbeitet werden. Dazu <strong>sind</strong> wir alle<br />

gleichermaßen aufgerufen - Integration geht eben Alle an. <strong>Wir</strong> alle müssen zusammen daran arbeiten, das gemeinsame<br />

Miteinander weiter auszubauen.<br />

Um dieses Ziel zu verwirklichen, hat der Rat der Stadt <strong>Baesweiler</strong> beschlossen, ein Integrationskonzept für die Stadt<br />

<strong>Baesweiler</strong> aufzustellen und hierbei mit dem imap-Institut aus Leverkusen zusammenzuarbeiten, dessen Mitarbeiter unter<br />

Leitung von Herrn Bülent Arslan ich ebenfalls ganz herzlich begrüße.<br />

<strong>Wir</strong> möchten auf den seit Jahren erfolgreichen Maßnahmen, die hier lebenden Mitbürger ausländischer Herkunft in das<br />

Gemeindeleben mit einzubeziehen, aufbauen. Als Beispiele erfolgreicher Integrationsarbeit möchte ich insofern nur auf die<br />

Zusammenarbeit mit dem Ausländerbeirat, aber auch auf die gemeinsamen Veranstaltungen und Aktionen, wie z.B. die<br />

Tage der deutschen und ausländischen Mitbürger und die zahlreichen Angebote zur Sprachförderung in den Kindergärten,<br />

Schulen oder im Rahmen der Hausaufgabenhilfe durch Vereine und andere Institutionen hinweisen. Auch die Jugendarbeit<br />

im Jugendcafé <strong>Baesweiler</strong> und im Malteser Jugendtreff Setterich leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Daneben gibt es<br />

auch in den zahlreichen <strong>Baesweiler</strong> Vereinen viele gelungene Ansätze für eine gelebte Integration, die nicht zuletzt auf ein<br />

großartiges ehrenamtliches Engagement zurückzuführen ist.<br />

Sie alle als Akteure aus verschiedenen Bereichen von Schulen, Kindergärten, Vereinen, Sozialverbänden, Politik, Kirchen<br />

und Religionsgemeinschaften beschäftigen sich in vielfältiger Form mit der Integration von Menschen, die eine andere<br />

Herkunft haben. Ihnen möchte ich auf diesem Wege für ihre überaus wertvolle Arbeit für die Stadt danken.<br />

Alle vorhandenen Angebote sollen im Rahmen der Erstellung unseres Integrationskonzeptes auf ihre <strong>Wir</strong>ksamkeit hin<br />

überprüft werden und bedarfsgerecht weiter ausgebaut und durch neue Angebote ergänzt werden. Alle Maßnahmen auf<br />

dem Gebiet der Integration sollen zudem miteinander vernetzt werden, um so die Integrationsarbeit hier vor Ort zu<br />

optimieren.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 8<br />

<strong>Wir</strong> wollen einen Integrationsprozess auf Augenhöhe, in den die Migranten aktiv eingebunden <strong>sind</strong>. <strong>Wir</strong> möchten daher<br />

gemeinsam mit Ihnen darüber sprechen, in welchen Feldern Probleme für Migranten und Deutsche begründet liegen, was<br />

die Auswirkungen <strong>sind</strong> und wie man diese auffängt. Dies ist das Ziel unserer Bemühungen.<br />

Um diese Zielsetzung zu erreichen haben wir gemeinsam mit dem imap-Institut in den vergangenen Wochen eine<br />

Bestandsaufnahme der laufenden Projekte und engagierten Institutionen im Bereich der Integration durchgeführt. Die<br />

Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme werden derzeit ausgewertet und in einen Integrationsführer umgesetzt, der für<br />

Transparenz der vorhandenen Angebote sorgen wird.<br />

In einem zweiten Schritt, mit dem wir heute beginnen möchten, wollen wir mit allen Akteuren gemeinsam im Rahmen<br />

dieser Integrationskonferenz und in sich anschließenden Arbeitskreisen mit der Erarbeitung des Integrationskonzeptes<br />

beginnen. <strong>Wir</strong> erhoffen uns von dieser Auftaktveranstaltung wichtige Erkenntnisse, die als Grundlage und Plattform für die<br />

weitere Arbeit genutzt werden können. Deshalb <strong>sind</strong> zu unserer ersten Integrationskonferenz alle die eingeladen worden,<br />

die in <strong>Baesweiler</strong> eine wichtige Rolle bei der Förderung der Integration Zugewanderter und der Verbesserung des<br />

interkulturellen Zusammenlebens spielen. Mit dieser Konferenz wird der Startschuss für einen Prozess gegeben, in dessen<br />

Rahmen die integrationspolitischen Leitlinien für unsere Stadt entwickelt werden sollen.<br />

Vielen Dank!


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 9<br />

Wie kam es zu diesem Wandel?<br />

Impulsreferat: Integration in der Kommune<br />

Bülent Arslan, Leiter imap Institut<br />

Integration ist in den vergangenen zehn Jahren zu einem bedeutenden Thema in<br />

Deutschland geworden. Politik und Medien auf Bundes- und auf Länderebene, sowie in den<br />

Kommunen beschäftigen sich heute ausführlich mit diesem Themenkomplex. Die Ämter der<br />

Bundesintegrationsbeauftragten und der Integrationsbeauftragten der Länder wurden<br />

geschaffen und die Nationale Integrationskonferenz wurde eingerichtet, um dieser<br />

Entwicklung Rechnung zu tragen. Spezielle Förderprogramme von EU, Bund und Ländern<br />

wurden aufgelegt, um die Defizite im Integrationsprozess anzugehen und das Potenzial der<br />

Integration zu nutzen.<br />

Dazu muss ein Blick auf die Geschichte der Zuwanderung in der Bundesrepublik geworfen werden. Deutschland verfolgte in<br />

den 50er, 60er und 70er Jahren als Folge des <strong>Wir</strong>tschaftswunders eine rein beschäftigungspolitisch orientierte<br />

Anwerbepolitik. Junge ausländische Arbeitnehmer sollten nach dem Konzept der Rotation nach Deutschland kommen, um<br />

die Beschäftigungsengpässe, die in der boomenden Nachkriegswirtschaft entstanden waren, auszugleichen. Anstatt den<br />

vorgesehen drei bis vier Jahren Aufenthalt blieben die sogenannten Gastarbeiter jedoch in Deutschland und wurden so zu<br />

Einwanderern. Nach und nach wurden auch die Familien aus den Herkunftsländern nach Deutschland geholt, so dass sich<br />

der Mittelpunkt des Familienlebens in der neuen Heimat verortete. Dennoch blieben die Zukunftspläne der Migranten auf<br />

eine Rückkehr ausgerichtet. Das ersparte Geld wurde in Immobilien in der Heimat investiert, um dort den Lebensabend zu<br />

verbringen. So blieb vieles in Deutschland ein Provisorium. Erst in den letzten zwanzig Jahren hat sich bei den Migranten,


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 10<br />

die in Deutschland geblieben <strong>sind</strong>, diese Einstellung langsam geändert. Viele Zuwanderer haben den Traum von einer<br />

Rückkehr aufgegeben und haben sich mit dem Gedanken einer Zukunft in Deutschland arrangiert. Heute investieren die<br />

Migranten verstärkt in Deutschland sowohl materiell in Form von Immobilien als auch in Bildung und Sprache.<br />

Seitdem die Politik erkannt hat, dass Deutschland faktisch ein Einwanderungsland ist und seitdem sich die Migranten<br />

selbstbewusster mit Ihren Anliegen in die gesellschaftliche Diskussion einbringen, werden die Probleme im<br />

Zusammenleben besser erkannt und thematisiert. Das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen und die Schwierigkeiten,<br />

die daraus resultieren, <strong>sind</strong> dabei kein vorübergehendes Problem. Vielmehr handelt es sich um eine dauerhafte<br />

Kompetenz, die die Bürger erwerben müssen, um in einer Welt, die durch Globalisierung und eine Zunahme von<br />

Migrationsströmen gekennzeichnet ist, zu bestehen. Diese interkulturelle Kompetenz stellt eine wichtige Ressource dar, die<br />

unbedingt genutzt werden muss. So müssen beispielsweise die Sprachkenntnisse, die die Migrantenkinder aus ihrem<br />

Herkunftsland mitbringen, stärker gefördert werden. Dadurch kann gerade eine Volkswirtschaft wie Deutschland, die sehr<br />

stark exportorientiert ist, die Handelsbeziehungen ins Ausland stärken und zugleich das vorhandene Potenzial der<br />

Migranten nutzen.<br />

Die grundsätzliche Frage jedoch, die zum Thema Integration gestellt wird, ist die nach dem bestmöglichen<br />

Zusammenleben von Menschen verschiedener Kulturen. In diesem Punkt <strong>sind</strong> große Unterschiede zwischen dem<br />

Verständnis der Deutschstämmigen und der Menschen mit Migrationshintergrund von Integration festzustellen. Die<br />

Mehrheit der ersten Gruppe sieht darin eine weitgehende Anpassung an die deutsche Kultur und Tradition. Die Gruppe der<br />

Zuwanderer hingegen sieht darin, neben der Anerkennung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, auch die<br />

Wahrung der kulturellen Identität und Tradition. Der Bereich, der hierbei die größten Konflikte hervorruft, ist die Beziehung<br />

zwischen Mann und Frau. Dabei hilft die auch von deutscher Seite sehr emotional geführte Debatte um Ehrenmorde und


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 11<br />

Zwangsehe wenig, die Migranten für einen offenen Dialog zu gewinnen. Vielmehr fühlen die Zuwanderer sich kollektiv<br />

beschuldigt und ausgegrenzt. Hier zeigt sich die große Bedeutung des Emotionalen im Miteinander. Die wichtigsten<br />

Handlungsfelder jedoch, die das erfolgreiche Zusammenleben ermöglichen, <strong>sind</strong> Bildung und politische Gleichberechtigung<br />

in Form der deutschen Staatsangehörigkeit, die sich bis auf die Beschäftigung am Arbeitsmarkt auswirkt.<br />

Wenn man eine Bilanz des Integrationprozesses in der Bundesrepublik zieht, fällt diese weitgehend positiv aus. Dennoch<br />

bleiben Probleme, die erkannt und angegangen werden müssen. Dabei hilft das folgende 2x3-Säulen-Modell.<br />

Was ist zu tun?<br />

Zwei Säulen umschreiben die Kerngedanken, Partizipation und Identifikation.<br />

Die erste Säule lässt sich in die Themenbereiche Sprache, Bildung und Arbeit unterteilen. Um am gesellschaftlichen Leben<br />

und am Arbeitsleben gleichberechtigt teilnehmen zu können, muss bereits in der Grundschule ein ausgezeichnetes Niveau<br />

der deutschen Sprache vorhanden sein. Die Sprachförderung muss daher im Mittelpunkt der Integrationsbemühungen<br />

stehen und muss schon im Kindergarten ansetzen. Unter dieser Voraussetzung können und müssen die Kinder mit<br />

Migrationshintergrund den Weg durch die deutschen Bildungsinstitutionen gehen. Wichtig dabei ist die verantwortungsvolle<br />

Begleitung durch die Eltern und ein geschultes Fachpersonal, das auf kulturelle Vielfalt vorbereitet ist. Schließlich muss<br />

sich gerade im Bereich der Ausbildung und dem Eintritt in den Arbeitsmarkt die Situation für Migranten entscheidend<br />

verbessern.<br />

Die zweite Säule umfasst stärker die Gefühlsebene. Sie lässt sich unterteilen in die Bereiche Dialog, Kultur und<br />

Patriotismus. Gerade die emotionale Ebene ist für viele Zuwanderer von entscheidender Bedeutung. Dem


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 12<br />

zwischenmenschlichen Dialog kommt daher ein unschätzbarer Wert zu. Ebenso muss der interreligiöse Dialog und das<br />

Werteverständnis ausgebaut werden. Die Wertschätzung und das Interesse an anderen Religionen und Kulturen lassen<br />

Gemeinsamkeiten entdecken und erleichtern den respektvollen Umgang miteinander. Schließlich kann ein Patriotismus, der<br />

alle Bürger, die in Deutschland leben, zur Grundlage macht, das Gefühl der Gemeinschaft stärken. Über die Liebe zu<br />

Deutschland zu sprechen ist dabei weniger ein Problem der Zuwanderer als vielmehr der Deutschen selbst. Erst allmählich<br />

gewinnen sie ein durch die Geschichte Deutschlands verloren gegangenes Selbstbewusstsein wieder, das auch für das<br />

Thema Integration von Bedeutung ist.<br />

Der angestoßene Prozess, der mit Bürgerbeteiligung zur Entwicklung des Integrationskonzeptes führen wird, stellt einen<br />

wichtigen Schritt in Richtung eines lebendigen und gelebten Dialoges und Miteinanders dar.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 13<br />

Arbeitsgruppenphase 1<br />

In der ersten Arbeitsgruppenphase erarbeiteten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der ersten Integrationskonferenz<br />

Probleme und Potenziale des Zusammenlebens in <strong>Baesweiler</strong>. Die Beteiligten wurden dazu in drei Arbeitsgruppen<br />

aufgeteilt. In zwei Arbeitsgruppen waren ausschließlich Teilnehmerinnen und Teilnehmer ohne Migrationshintergrund und<br />

in der dritten ausschließlich Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Migrationshintergrund. Diese Einteilung wurde<br />

vorgenommen, um das Zusammenleben in <strong>Baesweiler</strong> aus verschiedenen Perspektiven betrachten zu können und daraus<br />

Erkenntnisse für den weiteren Arbeitsprozess zu gewinnen.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 14<br />

Ergebnisse der AG mit Migrationshintergrund<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Migrationshintergrund arbeiteten bei der Frage „Was läuft nicht so gut?“<br />

folgende Punkte heraus:<br />

Sprache<br />

Hier wurde kritisiert, dass im Bereich der Sprachförderung erheblicher Bedarf bei Kindern und Jugendlichen, aber auch<br />

Erwachsenen besteht. Entsprechende Kursangebote seien oft nicht finanzierbar, adäquate Angebote im Kinder-, Jugend-<br />

und Frauenbereich noch nicht ausreichend.<br />

Vorurteile<br />

Bei diesem Punkt wurde angesprochen, dass Frauen mit Migrationshintergrund bei Festen und Veranstaltungen vorrangig<br />

auf die kulinarischen Spezialitäten ihrer kulturellen Heimat reduziert würden und es Kontaktängste auf Seiten der<br />

Deutschen gäbe. Teilweise würde ein vorschnelles Urteil gefällt, welches nicht auf einem persönlichen Kennenlernen<br />

beruht.<br />

Dialog und Zusammenarbeit<br />

Die Zusammenarbeit zwischen deutschen Vereinen und Vereinen mit Migrationshintergrund wurde in dieser Arbeitsgruppe<br />

problematisiert. So fänden kaum gemeinsame Veranstaltungen der Vereine statt. Angemerkt wurde an diesem Punkt aber<br />

auch, dass oft die Initiative der Migranten gering sei, andererseits aber auch keine gezielte Ansprache durch die Deutschen<br />

stattfände.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 15<br />

Frauen<br />

Die Arbeitsgruppe gab an, dass es insgesamt zu wenig Angebote speziell für Frauen gäbe.<br />

Vereinsarbeit<br />

Vereine sollten mehr unterstützt werden. Vertreter der Sportvereine gaben an, sich bei der Platzvergabe oft benachteiligt<br />

zu fühlen.<br />

Ältere Migranten<br />

Die Arbeitsgruppe wünschte sich mehr Angebote für ältere Migranten.<br />

Bei der Frage „Was läuft gut?“ wurden durch die Arbeitsgruppe folgende Punkte erarbeitet:<br />

Zusammenleben<br />

Positiv wurde das Zusammenleben in der Nachbarschaft gesehen und die Akzeptanz der deutschen Bevölkerung gegenüber<br />

der freien Religionsausübung. Dieser positive Eindruck würde auch durch das optisch gepflegte Stadtbild verstärkt. Zu<br />

diesem Punkt wurde auch genannt, dass in <strong>Baesweiler</strong> keine fremdenfeindlichen Übergriffe stattfänden und die Lage<br />

insgesamt sehr entspannt sei.<br />

Gemeinsame Veranstaltungen<br />

Besonders städtische Veranstaltungen, die sowohl Deutsche als auch Migranten ansprechen, wurden als positiv erachtet.<br />

Aber auch Veranstaltungen im schulischen Rahmen wurden für den gemeinsamen Dialog als hervorzuhebender Punkt<br />

genannt.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 16<br />

Stadt<br />

Die Stadtverwaltung <strong>Baesweiler</strong> wurde von den Teilnehmern lobend erwähnt, da diese verstärkt Interesse am Thema<br />

Integration zeige und dies auch im Umgang mit Migranten in der Stadtverwaltung deutlich würde. Dazu zählt auch die gute<br />

Zusammenarbeit zwischen Stadt und Vereinen in verschiedenen Bereichen.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 17<br />

Ergebnisse der AG ohne Migrationshintergrund<br />

Auch die Teilnehmer ohne Migrationshintergrund erarbeiteten Punkte zu der Frage „Was läuft nicht so gut?“<br />

Sprache<br />

Auch die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ohne Migrationshintergrund nannten als dringliches Problem fehlende oder<br />

mangelhafte Sprachkenntnisse bei vielen Migranten, besonders im schulischen Bereich.<br />

Dialog<br />

Bemängelt wurde durch die Teilnehmer der Dialog zwischen Institutionen und im privaten Bereich. Vereine stehen nicht<br />

genügend in Kontakt miteinander, im Privaten gäbe es noch keinen intensiven Dialog, der zu engen Freundschaften führt.<br />

Bildung<br />

Vertreter der Bildungseinrichtungen, wie der Bücherei bedauerten, dass ihre Angebote insbesondere von Kindern im<br />

Grundschulalter nicht noch mehr genutzt werden.<br />

Wohnen<br />

Es wurde angesprochen, dass durch einen vergleichsweise hohen Migrantenanteil in Teilen von Setterich eine Abgrenzung<br />

zwischen Zuwanderern und Aufnahmegesellschaft eintreten könne.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 18<br />

Frauen<br />

Angesprochen wurde auch die Rolle der Frauen im Islam und die daraus resultierenden Probleme aus Sicht der<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Arbeitsgruppe.<br />

Jugend<br />

Thematisiert wurde auch die Problematik der Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen.<br />

Auf die Frage „Was läuft gut?“ wurden folgende Punkte aufgegriffen:<br />

Zusammenarbeit<br />

Positiv wurde die Zusammenarbeit im Sportbereich, bei Veranstaltungen, zwischen Institutionen wie Kindergärten und<br />

Schulen gesehen. Auch auf beruflicher Ebene wurde die gute Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Migranten positiv<br />

hervorgehoben.<br />

Dialog<br />

Ebenfalls positiv wurde der Dialog in der Nachbarschaft auf privater Ebene bewertet.<br />

Stadt<br />

Wie auch in der Arbeitsgruppe mit Migrationshintergrund wurde das Engagement der Stadtverwaltung im Bereich der<br />

Integration als positiv gewertet.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 19<br />

Bildung<br />

Erfreulich war für die Teilnehmer der Arbeitsgruppen auch, dass die Migranten, die das Angebot der Bücherei nutzen, dies<br />

sehr regelmäßig und aktiv täten.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 20<br />

Arbeitsgruppenphase 2<br />

Aus den Ergebnissen der ersten Arbeitsgruppenphase haben sich folgende Themenfelder herauskristallisiert:<br />

1. Sprache, Bildung und Erziehung<br />

2. Freizeit, Kultur und Religion<br />

3. Familie und Soziales<br />

In der zweiten Arbeitsgruppenphase wurde zu jedem Themenfeld eine Arbeitsgruppe gegründet, in denen Ziele durch die<br />

Teilnehmer entwickelt wurden.<br />

Ergebnisse der AG Sprache, Bildung und Erziehung<br />

Die Teilnehmer erarbeiteten in der Diskussion Ziele, die sie im Anschluss durch die Vergabe von Punkten priorisierten.<br />

1. Steuerungsmaßnahmen zur Verhinderung von Segregation und Abgrenzung<br />

2. Sprachvorbilder schaffen<br />

3. Motivation schaffen (z.B. Deutsch zu lernen)<br />

4. interkulturelle Kompetenz bei Multiplikatoren fördern und nutzen<br />

5. Transparenz der Angebote; Respektvoller Umgang aller miteinander; Blockaden (Gründe) erkennen und beheben;<br />

Sprachförderung in Kindergärten<br />

6. Muttersprache fördern; Bewusstsein schaffen für Notwendigkeit von Deutschkenntnissen (ab der Geburt)


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 21<br />

7. Potenzial von Zweisprachigkeit erkennen; Elterntreffpunkte<br />

8. Gruppendynamische Prozesse fördern (z.B. gemeinsame Aktivitäten); Möglichkeiten schaffen für gemeinsame<br />

Aktivitäten im gesamten Stadtgebiet<br />

9. Initiative fördern bei Migranten<br />

10. Deutschkurse für Grundschulkinder; Weiterentwicklung und -verbreitung von Best practise-Beispielen.<br />

11. gemeinsame Themen (z.B. Veranstaltungen)<br />

Ergebnisse der AG Kultur, Freizeit und Religion<br />

Auch hier erarbeiteten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Ziele für die weitere Arbeit und priorisierten diese.<br />

1. gezielte Öffentlichkeitsarbeit, Stadtinfo, Internet, Veranstaltungskalender, Flyer<br />

2. offener Umgang und Transparenz der Religionsgemeinschaften<br />

3. Einbindung der älteren Migranten in die Seniorenwoche<br />

4. Vereinsbroschüre mit kurzer Beschreibung<br />

5. intensiver Kontakt der Migrantenvereine zu Interessensgemeinschaften vor Ort<br />

6. Zusammenarbeit Musikschule mit Migrantenvereinen, Migrantenmusiklehrer


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 22<br />

Ergebnisse der AG Familie und Soziales<br />

Die Ziele der Teilnehmer und Teilnehmerinnen dieser Arbeitsgruppe wurden für den weiteren Arbeitsprozess wie folgt<br />

gewichtet:<br />

1. Stadtteile und Einrichtungen mit hohem Migrantenanteil stärken<br />

2. Vorurteile bei Deutschen und Migranten abbauen<br />

3. Austausch von Familien fördern<br />

4. Suche nach Gemeinsamkeiten im Familienverständnis<br />

5. Austausch von Senioren fördern<br />

6. Angebote in Migranteneinrichtungen schaffen<br />

7. mehr Migranten für ehrenamtliche Tätigkeiten gewinnen, insbesondere im Rettungswesen


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 23<br />

Zusammenfassung<br />

Mit der Auftaktkonferenz wurde ein erster wertvoller Schritt der Intensivierung des angestoßenen<br />

Integrationsprozesses durchgeführt. Es wurde eine Bilanz der bisherigen Integrationsarbeit und des<br />

Zusammenlebens von Migranten und Deutschstämmigen gezogen. Alte Kontakte wurden aufgefrischt, neue<br />

Bekanntschaften wurden geschlossen.<br />

Die drei Arbeitsgruppen werden sich an je drei weiteren Terminen treffen und konkrete Maßnahmen für die<br />

Integrationsarbeit in <strong>Baesweiler</strong> festlegen. Die Teilnahme steht dabei jedem <strong>Baesweiler</strong> Bürger offen. Nach<br />

Möglichkeit sollten die Interessenten an allen Terminen anwesend sein, um eine kontinuierliche, produktive und<br />

erfolgreiche Arbeit zu gewährleisten.<br />

Die Termine der Arbeitsgruppen werden noch bekanntgegeben.


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 24<br />

Teilnehmer<br />

Name Vorname Verein/ Institution<br />

Akcay Ümit Türkischer kultureller und sozialer Verein <strong>Baesweiler</strong> und Umgebung<br />

Arslan Yasariye Ausländerbeirat<br />

Arslan Esma privat<br />

Arslan Bülent imap Institut<br />

Ataman Ali DRK- Stadtverband<br />

Baumann Marita CDU<br />

Bockmühl Gabriele SPD-Fraktion<br />

Brouers Regina Kiga Trauminsel<br />

Brunner Frank Stadt <strong>Baesweiler</strong><br />

Burghardt Jürgen CDU Fraktion<br />

Cetintav Celal DITIB<br />

Dederichs Norbert CDU<br />

Deserno Inge Ev. Familienzentrum Setterich<br />

Dr. Linkens Willi Bürgermeister<br />

Dröge Brigitte Jugendcafe <strong>Baesweiler</strong><br />

Eckers Willi Stadt <strong>Baesweiler</strong><br />

Eldemir Necat privat<br />

Ergaminoglu Sevgi privat<br />

Erkis Muhammet VIKZ Setterich


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 25<br />

Feldeisen Willy CDU <strong>Baesweiler</strong><br />

Flegel-Winkler Petra Kiga-Ki-Li-Ba<br />

Frings Gottfried GGS St. Andreas<br />

Groß Johannes imap Institut<br />

Karakök Kazim Ausländerbeirat<br />

Karakus Cengiz Akademischer Bildungsverein<br />

Koc Metin privat<br />

Körlings Franz CDU/ Interessengemeinschaft der Settericher Ortsvereine/ IGSO<br />

Leiser Harald Judo-Ju-Jutsu-Club Samurai Setterich<br />

Leuteritz Annett imap Institut<br />

Dr. Linkens Willi Bürgermeister der Stadt <strong>Baesweiler</strong><br />

Loeber Jochem VHS Nordkreis Aachen<br />

Mese Arzu privat<br />

Morghi Brahim Marokkanischer Kulturverein<br />

Müller Christoph privat<br />

Mutlu Hasan VIKZ Setterich<br />

Ohler Wolfgang Stadt <strong>Baesweiler</strong><br />

Ohler Käthe CDU <strong>Baesweiler</strong><br />

Opitz Bernd Musikschule <strong>Baesweiler</strong> e.V.<br />

Ozer Emrullah Türkischer Kultur- und Sozialverein <strong>Baesweiler</strong>, Bahnstraße<br />

Palmen Gönül Schülerjobbörse<br />

Pehle Bernd SPD-Fraktion


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 26<br />

Peschke Klaus VHS Nordkreis Aachen<br />

Pfeifer Agnes DRK Kita <strong>Baesweiler</strong> Setterich<br />

Plum Herbert CDU<br />

Resch-Beckers Elvira Ausländerbeirat<br />

Roeszies Gisela Jugendcafe <strong>Baesweiler</strong><br />

Rogalla Birgitta Musikschule <strong>Baesweiler</strong> e.V.<br />

Rybacki Beate GGS St. Barbara<br />

Sarioglu Abdurrahman privat<br />

Sarioglu Nazan privat<br />

Scheen Wolfgang CDU<br />

Scheen Beate Kiga Sonnenschein<br />

Schlebach Jürgen Stadt <strong>Baesweiler</strong><br />

Schlößer Nadine Akademischer Bildungsverein<br />

Schröter Lars Stadt <strong>Baesweiler</strong><br />

Tetz Elke Stadtbücherei <strong>Baesweiler</strong><br />

Yalcin Mehmet Türkischer Kultur- und Sozialverein <strong>Baesweiler</strong>


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 27<br />

Presseartikel<br />

Aachener Zeitung, von Christoph Hahn | 01.09.2008<br />

<strong>Baesweiler</strong>. Eine Stadt macht Ernst: Mit einer ersten Integrationskonferenz, die in den Räumen der Settericher Barbara-<br />

Grundschule rund 60 Menschen deutscher, türkischer und marokkanischer Herkunft zusammenführte, will <strong>Baesweiler</strong> das<br />

Miteinander der Religionen und Kulturen in Zukunft besser gestalten.<br />

Darum, so Bürgermeister Dr. Willi Linkens im Gespräch mit der Aachener Zeitung, hat sich die Stadt erfolgreich um die<br />

Aufnahme in das Förderprogramm «Komm In» des Landes Nordrhein-Westfalen beworben.<br />

Im Zuge des Förderprogramms, das zunächst bis zum 31. Januar 2009, regen nun der Bürgermeister Linkens und<br />

Beigeordneter Frank Brunner ihre Mitbürger zum Dialog an - im Zuge von Integrationskonferenzen, aber auch bei der<br />

Erarbeitung von Details und konkreten Maßnahmen in Arbeitskreisen.<br />

Doch die Männer aus dem Rathauses wollen und können die Fäden nicht alleine knüpfen: Mit Bülent Arslan, dem Inhaber<br />

des Imap-Instituts in Viersen, haben sie sich einen kompetenten Partner mit ins Boot geholt.<br />

Arslan, der bei den Gesprächen in Setterich als Moderator und Impulsgeber mitwirkte, ist Muslim - und Mitglied der CDU.<br />

Mit seinem Institut berät er nicht nur Unternehmen bei der Anknüpfung von Kontakten mit der Türkei und dem Iran,<br />

sondern auch Politiker bei der Herbeiführung der Integration von Zuwanderern in die Gesellschaft der Einheimischen.<br />

Bei dieser Aufgabe muss der Firmengründer und Vorsitzende des Deutsch-Türkischen Forums der CDU, der zugleich<br />

Mitglied der von Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten Islam-Konferenz war, ziemliche Erfolge erzielt haben.<br />

Denn bei der Abschlusskonferenz zeigte sich, dass beide Seiten - Alteingesessene und Menschen mit Zuwanderer-


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 28<br />

Hintergrund - von dem, was sie im Gespräch mit einander erreichen und in einen Katalog konkreter Maßnahmen<br />

einbringen wollen, ziemlich genaue Vorstellungen haben.<br />

Die Zielrichtung ist klar<br />

So wünschen sich Migranten von ihren Mitbürgern vor allem Respekt und Toleranz. Die Deutschen wiederum stellen, wie<br />

beim Abschlussplenum deutlich wurde, vor allem konkrete Erwartungen.<br />

Ein Vorschlag: «Warum engagieren sich Zuwanderer nicht bei der Feuerwehr und in den Rettungsdiensten?» Moderator<br />

Arslan jedenfalls freute sich im Gespräch mit der Aachener Zeitung über «das rege Interesse auf beiden Seiten». Arslans<br />

Grundsatz für das Voranbringen der Integration in <strong>Baesweiler</strong>: «Menschen zusammenbringen und reden lassen».<br />

Die Vorteile der Gespräche, die bis zur nächsten (noch nicht terminierten) Konferenz in den Arbeitskreisen geführt werden,<br />

sieht Bürgermeister Linkens vor allem in der Dichte des Beziehungsgeflechtes auf lokaler Ebene: «Der Vorteil ist doch: Man<br />

kennt sich und lässt sich einbinden.» Beigeordneter Brunner sieht das ähnlich: «<strong>Wir</strong> haben jetzt eine Plattform, auf der wir<br />

weiter arbeiten können.» Die Zielrichtung jedenfalls gibt sein Chef ganz eindeutig vor: «<strong>Wir</strong> wollen Erfolge haben.»


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 29<br />

Aachener Zeitung, von Sigi Malinowski | 03.09.2008<br />

<strong>Baesweiler</strong>. Das Projekt ist sehr anspruchsvoll. Die ganze Stadt hat sich der Herausforderung gestellt, um die Integration<br />

noch intensiver zu fördern. Die ersten Ergebnisse aus den Zusammensetzungen der Arbeitsgruppen, so die Resonanz,<br />

lassen bereits hoffen.<br />

Nach sechsstündiger Beratung in ihren Gremien traten die Teilnehmer «mit vielen brauchbaren Ansätzen» vor die Medien.<br />

Das nahmen Bürgermeister Dr. Willi Linkens, Sozialdezernent Frank Brunner und Bülent Arslan, Leiter von «imap» (Institut<br />

für interkulturelle Management- und Politikberatung), in die Hand.<br />

<strong>Baesweiler</strong> hatte begleitend zum Programm «Soziale Stadt» einen Förderantrag gestellt, um ein Integrationsprogramm<br />

erarbeiten zu können. Dies legte man in die Hände von «imap». Bis Januar 2009 will man nun konkrete Ergebnisse<br />

vorlegen.<br />

Unter der Leitung von Bülent Arslan bildeten sich in der Barbara-Grundschule in Setterich anlässlich der<br />

Integrationskonferenz erste Arbeitsgruppen. Vier Leitsätze hatten sich die Vertreter der Arbeitsgemeinschaften - fast 60<br />

Personen aus Migrantengruppen, Vereinsvertretern, Ratspolitikern und anderer Einrichtungen waren paritätisch<br />

zusammengesetzt - vorgeschrieben.<br />

Zunächst wurde die Frage gestellt, «Was läuft nicht so gut»? Die Antworten daraus <strong>sind</strong> unterschiedlich. Ausländische<br />

Mütter hätten oft keine Entscheidungsbefugnis, hieß es. Die Armut sei ein wesentliches Thema. Auch wurde formuliert,<br />

dass «muslimische Väter oft wenig Respekt vor jungen Erzieherinnen» hätten.<br />

Dazu türmen sich die Probleme mit der Sprache auf, ein ganz wesentliches Thema, so die Resonanz. Die weiteren Felder<br />

für die einzelnen Arbeitsgruppen lauteten «Familie und Soziales», «Sprache, Bildung und Erziehung» wie auch «Freizeit,<br />

Kultur und Religion».


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 30<br />

Beim letztgenannten Punkt wurden Vorschläge eingebracht, die eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit übers Internet oder das<br />

Stadtinfo vorsehen, den offenen Umgang miteinander fördern sollen, unter anderem auch den intensiven Kontakt der<br />

Migrantenvereine zur Interessengemeinschaft der Settericher Ortsvereine (IGSO) ausbauen.<br />

Außerdem soll der Austausch von Familien und Senioren intensiver sein, das gegenseitige Verständnis in Familien erhöht<br />

werden. Auch das Einbinden von Migranten in Ehrenämter wie beim Rettungswesen, Feuerwehr oder Rotes Kreuz, wünscht<br />

man sich.<br />

Im Block Sprache, Bildung und Erziehung wurde die Forderung nach Deutschkursen für Grundschulkinder oder<br />

Sprachförderkursen in Kindergärten sowie «Elterntreffpunkte» herausgestellt. «<strong>Wir</strong> haben Sachen produziert, auf die wir<br />

aufbauen können», zeigte sich Bülent Arslan sehr zufrieden. Für Mitte Januar werden erste Ergebnisse erwartet.<br />

Man kennt sich eben<br />

«<strong>Wir</strong> haben bewusst auf die Multiplikatoren auf deutscher Seite und bei den Migranten gesetzt», freute sich Bürgermeister<br />

Willi Linkens über den Fortgang der Konferenz. «<strong>Wir</strong> verzeichnen in <strong>Baesweiler</strong> seit Jahren erfolgreiche Ansätze der<br />

Integration. Man kennt sich hier eben.»<br />

Auch Frank Brunner kam zu einem sehr positiven Fazit: «Beide Seiten haben ein sehr reges Interesse gezeigt. Das ist eine<br />

Plattform, auf der man gut miteinander arbeiten kann.»


Dokumentation zur ersten Integrationskonferenz 31<br />

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