4.1.2 Buchung laufender Geschäftsfälle
4.1.2 Buchung laufender Geschäftsfälle
4.1.2 Buchung laufender Geschäftsfälle
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4.1 Geschäftsbuchführung<br />
<strong>4.1.2</strong> <strong>Buchung</strong> <strong>laufender</strong> <strong>Geschäftsfälle</strong><br />
<strong>4.1.2</strong>.1 Kontenrahmen<br />
01. Was ist ein Beleg?<br />
379<br />
Unter einem Beleg wird die schriftliche Aufzeichnung über einen Geschäftsvorfall verstanden.<br />
Ist aus irgendwelchen Gründen kein Beleg vorhanden, so muss ein solcher<br />
geschaffen werden, z. B. durch Ausfertigen besonderer Quittungen. Man spricht in<br />
diesen Fällen von Ersatzbelegen. Ersatzbelege werden gelegentlich auch verwendet,<br />
obwohl die Originalbelege vorhanden sind. Das ist etwa bei den sog. Sammelbelegen<br />
der Fall, die dann angefertigt werden, wenn die Erfassung und Verbuchung von Einzelbelegen<br />
zu aufwändig wäre.<br />
02. Was eignet sich als <strong>Buchung</strong>sbeleg?<br />
Als <strong>Buchung</strong>sbelege kommen infrage: Quittungen, ein- und ausgehende Rechnungen,<br />
Schecks, Wechsel, Bankauszüge, Mängelrügen. Da viele Geschäftsvorfälle mehrere<br />
Belege bewirken, z. B. fallen bei der Ausgabe von Waren Lieferscheine, Lagerbestands-<br />
bzw. Ausgabebelege und Rechnungen an, können Doppelbuchungen entstehen, sofern<br />
nicht eindeutig festgelegt wird, welche Belege als Grundlage für die <strong>Buchung</strong>en<br />
verwendet werden sollen.<br />
03. Wie muss ein Beleg verbucht werden?<br />
Jeder Beleg muss nummeriert werden und einen <strong>Buchung</strong>svermerk tragen sowie den<br />
zu Grunde liegenden Geschäftsfall eindeutig bezeichnen.<br />
04. Was ist ein Kontenrahmen?<br />
Mithilfe eines Kontenrahmens wird die gleichartige Aufgliederung der Konten sämtlicher<br />
Betriebe eines Wirtschaftsbereiches bezweckt. Es ist daher den Betrieben nicht<br />
gestattet, die Konten nach eigenem Belieben zu gliedern.<br />
05. Für welche Bereiche bestehen eigene Kontenrahmen?<br />
Für die verschiedenen Wirtschaftszweige wie die Industrie, den Großhandel, den Einzelhandel<br />
oder die Banken bestehen jeweils gesonderte Kontenrahmen, die auf die<br />
jeweiligen Belange zugeschnitten sind.<br />
06. Wie ist ein Kontenrahmen aufgebaut?<br />
Der Kontenrahmen ist nach dem Dezimalsystem aufgebaut. Er ist in Kontenklassen,<br />
Kontengruppen, Kontenarten und in einzelne Konten untergliedert. Jeder Kontenrahmen<br />
besteht grundsätzlich aus 10 Kontenklassen mit den Ziffern 0 - 9. Diese wiederum
380 4. Rechnungswesen<br />
sind in 10 Kontengruppen und diese in 10 Kontenarten unterteilt. Während die Betriebe<br />
verpflichtet sind, die vorgeschriebenen Kontenklassen und Kontengruppen einzuhalten,<br />
sind sie in der Untergliederung der Kontengruppen in Kontenarten weitgehend<br />
frei.<br />
07. Wie verfährt der Betrieb bei der Gestaltung des Kontenrahmens?<br />
Der Betrieb stellt anhand des Kontenrahmens den auf seine Belange zugeschnittenen<br />
Kontenplan auf. Dieser ist ein Teil des auf die speziellen Bedürfnisse abgestellten Organisationsplanes<br />
des Betriebes.<br />
08. Wie ist der Kontenrahmen des Großhandels gegliedert?<br />
Kontenklasse 0 Anlage- und Kapitalkonten<br />
Kontenklasse 1 Finanzkonten<br />
Kontenklasse 2 Abgrenzungskonten<br />
Kontenklasse 3 Wareneinkaufskonten, Warenbestandskonten<br />
Kontenklasse 4 Konten der Kostenarten<br />
Kontenklasse 5 Konten der Kostenstellen<br />
Kontenklasse 6 Konten für Umsatzkostenverfahren<br />
Kontenklasse 7 Freie Kontenklasse<br />
Kontenklasse 8 Warenverkaufskonten (Umsatzerlöse)<br />
Kontenklasse 9 Abschlusskonten<br />
09. Wie ist der Kontenrahmen des Einzelhandels gegliedert?<br />
Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels hat im Oktober 1990 eine Neufassung<br />
des Einzelhandelskontenrahmens (EKR) herausgegeben. Der neue Einzelhandelskontenrahmen<br />
ist ebenso wie der 1986 vom Bundesverband der Deutschen Industrie veröffentlichte<br />
Industriekontenrahmen nach dem Abschlussgliederungsprinzip aufgebaut.<br />
Unter Berücksichtigung des am 1.10.1986 in Kraft getretenen Bilanzrichtliniengesetzes<br />
beinhaltet der Einzelhandelskontenrahmen die Vorschriften zur Gliederung der Bilanz<br />
gemäß § 266 HGB und zur Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung gemäß § 275<br />
HGB.<br />
Kontenklasse 0 Immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen<br />
Kontenklasse 1 Finanzanlagen<br />
Kontenklasse 2 Umlaufvermögen und aktive Rechnungsabgrenzung<br />
Kontenklasse 3 Eigenkapital und Rückstellungen<br />
Kontenklasse 4 Verbindlichkeiten und passive Rechnungsabgrenzung<br />
Kontenklasse 5 Erträge<br />
Kontenklasse 6 Betriebliche Aufwendungen<br />
Kontenklasse 7 Weitere Aufwendungen<br />
Kontenklasse 8 Ergebnisrechnung<br />
Kontenklasse 9 Kosten- und Leistungsrechnung
4.1 Geschäftsbuchführung<br />
10. Wie könnte eine Zusammenfassung der wichtigsten <strong>Buchung</strong>sregeln aussehen?<br />
381<br />
- Bei jedem Konto ist die linke Seite die Soll-Seite und die rechte Seite die Haben-Seite.<br />
- Die Bilanz setzt sich aus Aktiv- und Passivkonten zusammen.<br />
- Aktivkonten nehmen im Soll zu und im Haben ab.<br />
- Passivkonten nehmen im Soll ab und im Haben zu.<br />
- Aufwendungen werden im Soll gebucht.<br />
- Erträge werden im Haben gebucht.<br />
- Aufwands- und Ertragskonten werden über das Gewinn- und Verlustkonto abgeschlossen.<br />
- Das Gewinn- und Verlustkonto wird über das Eigenkapitalkonto abgeschlossen.<br />
- Alle Aktiv- und Passivkonten werden über das Schlussbilanzkonto abgeschlossen.<br />
- Jeder <strong>Buchung</strong>ssatz lautet: Soll an Haben.<br />
11. Wie lautet der wichtigste Grundsatz eines Buchhalters?<br />
Keine <strong>Buchung</strong> ohne Beleg!<br />
12. Wie wird ein <strong>Buchung</strong>ssatz gebildet?<br />
Der <strong>Buchung</strong>ssatz nennt die Konten, die bei dem betreffenden Geschäftsfall „angesprochen“<br />
werden. Dabei wird das Konto, auf dem im Soll gebucht wird, zuerst genannt<br />
und mit dem Konto, in dem im Haben gebucht wird, durch das Wort „an“ verbunden.<br />
Außerdem sind noch <strong>Buchung</strong>sdatum, Art und Nummer des Belegs zu nennen.<br />
• Einfacher <strong>Buchung</strong>ssatz (Beispiel): Wareneinkauf auf Ziel (ohne USt)<br />
Datum Beleg<br />
Journal<br />
<strong>Buchung</strong>ssatz Soll Haben<br />
15.12.20.. ER 87 Waren 5.000,00<br />
an Verbindlichkeiten 5.000,00<br />
Gutschrift Lastschrift<br />
• Beim zusammengesetzten <strong>Buchung</strong>ssatz werden von dem betreffenden Geschäftsfall<br />
mehr als zwei Konten „angesprochen“.<br />
Beispiel: Bezahlung einer Eingangsrechnung (5.000 e) in Bar (2.000 E) und durch<br />
Banküberweisung (3.000 E)<br />
Datum Beleg<br />
Journal<br />
<strong>Buchung</strong>ssatz Soll Haben<br />
15.12.20.. ER 87 Verbindlichkeiten a. LL 5.000,00<br />
BA 33 an Bank 3.000,00<br />
KA 41 an Kasse 2.000,00
382 4. Rechnungswesen<br />
13. Um in der Finanzbuchhaltung eine gewisse Ordnung aufrechtzuerhalten,<br />
werden Konten zu Gruppen zusammengefasst. Welche Gruppen gibt es?<br />
Auf den Sachkonten, die sich aus der Bilanz ergeben, werden die <strong>Geschäftsfälle</strong> nach<br />
sachlichen Gesichtspunkten gebucht. So erfasst z. B. das Konto „Forderungen aus<br />
Lieferungen und Leistungen“ alle Ausgangsrechnungen und im Konto „Verbindlichkeiten<br />
aus Lieferungen und Leistungen“ alle Eingangsrechnungen. Um eine gewisse<br />
Übersicht zu bewahren, werden diese Konten für jeden Kunden und Lieferanten einzeln<br />
angelegt (Personenkonten). Leicht verwechselt werden die Debitoren und die<br />
Kreditoren, wobei in der Debitorenbuchhaltung die Kunden zu finden sind und in der<br />
Kreditorenbuchhaltung entsprechend die Lieferanten. Die Anlagenbuchhaltung beschäftigt<br />
sich, wie aus dem Begriff hervorgeht, mit dem Anlagevermögen. Darunter<br />
fallen alle Vermögensgegenstände, die dem Unternehmen langfristig zur Verfügung<br />
stehen (Grundstücke, Gebäude, technische Anlagen und Maschinen, Betriebs- und<br />
Geschäftsausstattung, Fuhrpark, Finanzanlagen). Die Lagerbuchhaltung ist zuständig<br />
für die Verbuchung von Zu- und Abgängen des Lagers. Sie überwacht die Bestände<br />
und meldet dem Einkauf, wenn der so genannte Meldebestand erreicht ist, also der<br />
Bestand, bei dem vom Lieferanten wieder bestellt werden muss.<br />
14. Wie ist der Industriekontenrahmen (IKR) gegliedert?<br />
Der IKR wird seit 1970 vom Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) empfohlen;<br />
im Jahr 1986 wurde er überarbeitet und umfasst insgesamt zehn Kontenklassen:<br />
Industriekontenrahmen<br />
Aktiva Anlage- Klasse 0 Immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlavermögengen<br />
Klasse 1 Finanzanlagen<br />
Umlaufvermögen<br />
Klasse 2 Umlaufvermögen und aktive Rechnungsabgrenzung<br />
Passiva Klasse 3 Eigenkapital und Rückstellungen<br />
Klasse 4 Verbindlichkeiten und passive Rechnungsabgrenzung<br />
Erträge Klasse 5 Erträge<br />
Aufwendungen Klasse 6 Betriebliche Aufwendungen<br />
Klasse 7 Weitere Aufwendungen<br />
Ergebnisrechnungen Klasse 8 Ergebnisrechnungen<br />
Kosten- und Leistungsrechnung<br />
Klasse 9 Kosten- und Leistungsrechnung<br />
• Der IKR ist nach dem Zweikreissystem gegliedert: Er enthält im<br />
Rechnungskreis I = Kontenklasse 0 bis 8<br />
die Konten der Geschäfts- und Finanzbuchführung,<br />
Rechnungskreis II = Kontenklasse 9<br />
die Betriebsbuchführung.
4.1 Geschäftsbuchführung<br />
15. Welche Vorteile hat die Anwendung des IKR?<br />
383<br />
Der IKR bietet den Industrieunternehmen eine einheitliche Grundstruktur für die Gliederung<br />
und Bezeichnung der Konten. Damit wird die buchhalterische Erfassung der<br />
Geschäftsvorgänge vereinfacht und vereinheitlich. Zeitvergleiche und Betriebsvergleiche<br />
sowie die Prüfung der Kontierung sind leichter möglich.<br />
Der Kontenrahmen ist unterteilt in zehn Kontenklassen (1-stellige Ziffer), in zehn Kontengruppen<br />
(2-stellige Ziffer) und in zehn Kontenarten (3-stellige Ziffer). Die Kontenunterarten<br />
können vom Unternehmen individuell benannt werden – je nach Erfordernis.<br />
<strong>4.1.2</strong>.2 Besonderheiten <strong>laufender</strong> Verkehrsbuchungen<br />
01. Wie wird die Umsatzsteuer beim Einkauf und Verkauf gebucht?<br />
Hinweis: Zur USt vgl. ausführlich unter 5.2.5<br />
Beschaffung von<br />
R-H-B-Stoffen<br />
(Wareneinkauf)<br />
Absatz von<br />
Fertigerzeugnissen<br />
(Warenverkauf)<br />
Geschäftsfall:<br />
Zieleinkauf von R-H-B-Stoffen, Eingangsrechnung über 1.190,–<br />
S H<br />
R-H-B-Stoffe (netto) 1.000<br />
Vorsteuer 190<br />
an Verbindlichkeiten<br />
1.190<br />
a. LL<br />
Geschäftsfall:<br />
Zielverkauf von Fertigerzeugnissen, Ausgangsrechnung über<br />
119,–<br />
Forderungen a. LL 119<br />
an Umsatzerlöse (netto) 100<br />
an Umsatzsteuer 19<br />
02. Wie wird die Zahllast bzw. der Vorsteuerüberhang ermittelt und bilanziert?<br />
1. Ermittlung der Zahllast: Umsatzsteuer 500,–<br />
./. Vorsteuer 100,–<br />
––––––––––––––––––––––––<br />
= Zahllast 400,–<br />
Die Zahllast muss bis zum 10. des Folgemonats an das Finanzamt überwiesen werden.<br />
Seit 1.1.2006 muss die Umsatzsteuererklärung an das Finanzamt elektronisch<br />
übermittelt werden (vgl. S. 544).
384 4. Rechnungswesen<br />
Kontenbild:<br />
S Vorsteuer H S Umsatzsteuer H<br />
… 100 Saldo 100 100 … 500<br />
<strong>Buchung</strong>ssätze:<br />
Umbuchung des Kontos<br />
„Vorsteuer“ (Saldo) auf<br />
Konto „Umsatzsteuer“<br />
Überweisung der Zahllast<br />
Zahllast 400<br />
S H<br />
Umsatzsteuer 100<br />
an Vorsteuer 100<br />
Umsatzsteuer 400<br />
an Bank 400<br />
2. Ermittlung des Vorsteuerüberhangs: Umsatzsteuer 200,–<br />
./. Vorsteuer 500,–<br />
––––––––––––––––––––––––––<br />
= Vorsteuerüberhang 300,–<br />
Der Vorsteuerüberhang wird vom Finanzamt erstattet.<br />
Kontenbild:<br />
S Vorsteuer H S Umsatzsteuer H<br />
… 500 Saldo 500 500 … 200<br />
Überhang 300<br />
<strong>Buchung</strong>ssätze:<br />
Umbuchung des Kontos<br />
„Vorsteuer“ (Saldo) auf<br />
Konto „Umsatzsteuer“<br />
Überweisung des Vorsteuerüberhangs<br />
S H<br />
Umsatzsteuer 500<br />
an Vorsteuer 500<br />
Bank 300<br />
an Umsatzsteuer 300<br />
3. Bilanzierung der Zahllast bzw. des Vorsteuerüberhangs:<br />
3.1. Eine bestehende Zahllast ist am 31.12. d.J. als Sonstige Verbindlichkeit zu passivieren.<br />
3.2 Ein bestehender Vorsteuerüberhang ist am 31.12. d.J. als Sonstige Forderung zu<br />
aktivieren.
4.1 Geschäftsbuchführung<br />
<strong>Buchung</strong>ssätze:<br />
Passivierung der Zahllast<br />
Aktivierung des<br />
Vorsteuerüberhangs<br />
Umsatzsteuer 400<br />
S H<br />
an SBK 400<br />
SBK 300<br />
an Vorsteuer 300<br />
03. Wie werden Bestandsveränderungen gebucht?<br />
Merke:<br />
- Wurde mehr hergestellt als verkauft: Herstellmenge > Absatzmenge<br />
SB > AB → Mehrbestand<br />
vgl. unten: Beispiel Fertige Erzeugnisse<br />
- Wurde mehr verkauft als hergestellt: Herstellmenge < Absatzmenge<br />
SB < AB → Minderbestand<br />
vgl. unten: Beispiel Unfertige Erzeugnisse<br />
- Die Konten Fertige Erzeugnisse und Unfertige Erzeugnisse zeigen i.d.R. drei Positionen:<br />
- Anfangsbestand (AB) lt. EBK<br />
- Schlussbestand (SB) lt. SBK<br />
- Bestandsveränderung (Minder- oder Mehrbestand)<br />
- Die Konten Fertige Erzeugnisse und Unfertige Erzeugnisse werden über das Konto<br />
Bestandsveränderungen abgeschlossen.<br />
- Das Konto Bestandsveränderungen wird über das Konto Betriebsergebnis abgeschlossen:<br />
• Mehrbestände erhöhen die Habenseite (Erträge)<br />
<strong>Buchung</strong>ssatz: Bestandsveränderungen an Betriebsergebnis<br />
• Minderbestände erhöhen die Sollseite (Aufwendungen)<br />
<strong>Buchung</strong>ssatz: Betriebsergebnis an Bestandsveränderungen<br />
385
386 4. Rechnungswesen<br />
Kontenbild:<br />
S Fertige Erzeugnisse H S Unfertige Erzeugnisse H<br />
AB 10.000 SB 20.000 AB 5.000 SB 3.000<br />
Mehrbestand 10.000 Minderbestand 2.000<br />
S SBK H S Bestandveränderungen H<br />
Fertige Erz. 20.000 Unfert. Erz. 2.000 Fertige Erz. 10.000<br />
Unfert. Erz. 3.000 Betriebsergebnis 8.000<br />
S Betriebsergebnis H<br />
Aufwendungen 180.000 Umsatzerlöse 200.000<br />
Betriebsgewinn 28.000 Bestandsver. 8.000<br />
<strong>Buchung</strong>ssätze:<br />
Buchen der<br />
Schlussbestände<br />
Mehrbestand buchen<br />
Minderbestand buchen<br />
Konto Bestandsveränderungen<br />
über Konto Betriebsergebnis<br />
abschließen (hier:<br />
Bestandsmehrung)<br />
SBK 20.000<br />
S H<br />
an Fertige Erzeugnisse 20.000<br />
SBK 3.000<br />
an Unfertige Erzeugnisse 3.000<br />
Fertige Erzeugnisse 10.000<br />
an Bestandsveränderungen 10.000<br />
Bestandsveränderungen 2.000<br />
an Unfertige Erzeugnisse 2.000<br />
Bestandsveränderungen 8.000<br />
an Betriebsergebnis 8.000<br />
04. Wie werden Bezugskosten, Rabatte, Boni, Skonti, Rücksendungen und Ausgangsfrachten<br />
gebucht?<br />
1. Zu den Bezugskosten gehören alle Aufwendungen, die durch die Beschaffung von<br />
Waren, R-H-B-Stoffen verursacht werden. Bezugskosten unterliegen der Umsatzsteuer.<br />
Beispiele für Bezugskosten:<br />
- Verpackung,<br />
- Fracht,<br />
- Rollgeld,<br />
- Einfuhrzoll,<br />
- Transportversicherung.
4.1 Geschäftsbuchführung<br />
387<br />
Bezugskosten werden beim bestandsorientierten Verfahren auf Unterkonten der<br />
Bestandskonten (R-H-B-Stoffe) gebucht: z. B. 2011 Bezugskosten für Vorprodukte<br />
(vgl. IKR, Klasse 2); alternativ können Bezugskosten direkt auf den Bestandskonten<br />
gebucht werden.<br />
Die Bezugskosten-Unterkonten werden über die betreffenden Bestandskonten abgeschlossen.<br />
Die Bezugskosten gehören zu den Anschaffungskosten und werden<br />
aktiviert.<br />
<strong>Buchung</strong>ssätze (bestandsorientiertes Verfahren):<br />
Buchen der<br />
Schlussbestände<br />
Buchen der Bezugkosten<br />
Abschluss des Unterkontos<br />
Bezugskosten über<br />
das entsprechnende<br />
Bestandskonto<br />
Geschäftsfall:<br />
Banküberweisung einer Eingangrechnung über Rohstoffe,<br />
40.000,– netto<br />
Rohstoffe 40.000<br />
Vorsteuer 7.600<br />
S H<br />
an Bank 47.600<br />
Geschäftsfall:<br />
Barzahlung von Facht und Rollgeld für gelieferte Rohstoffe,<br />
500,– netto<br />
Bezugskosten für Rohstoffe 500<br />
Vorsteuer 95<br />
an Kasse 595<br />
Rohstoffe 500<br />
an Bezugskosten für Rohstoffe 500<br />
2. Nachlässe bei der Beschaffung:<br />
Rabatte, Boni (nachträglich gewährte Rabatte), Skonti (Zinsvergütung für vorzeitige<br />
Zahlung), Minderungen aufgrund von Mängeln und Nachlässe von Lieferern<br />
(Beschaffung) mindern die Einstandspreise und werden beim bestandsorientierten<br />
Verfahren auf Unterkonten der entsprechenden Bestandskonten erfasst (z. B. 2022<br />
Nachlässe für Hilfsstoffe).<br />
- Die Unterkonten für Nachlässe werden über die entsprechenden Bestandskonten<br />
abgeschlossen.<br />
- Bei der Nettobuchung wird die anteilige Vorsteuer sofort berichtigt (vgl. dv-gestützte<br />
Buchführung).<br />
- Bei der Bruttobuchung werden die Nachlässe inklusive Mehrwertsteuer gebucht;<br />
die Berichtigung der Vorsteuer erfolgt am Monatsende.<br />
- Sofortrabatte werden buchhalterisch nicht erfasst; gebucht werden sofort die verminderten<br />
Beträge.
5. Prüfungsfach: Recht und Steuern<br />
5.1 Recht<br />
01. Vertragsschluss<br />
839<br />
Ein Vertrag kommt durch zwei übereinstimmende Willenserklärungen, die auf einen<br />
bestimmten Erfolg ausgerichtet sind, zu Stande. Er ist ein zweiseitiges Rechtsgeschäft,<br />
das durch Antrag und Annahme des Antrages zu Stande kommt.<br />
Zeigen Sie für die nachfolgenden Situationen auf, in welchem Stadium die Vertragsschließung<br />
erfolgt.<br />
Beispiel:<br />
verbindliches<br />
Angebot<br />
Übungen:<br />
a)<br />
b)<br />
c)<br />
Vertrag<br />
gleichlautende<br />
Bestellung<br />
Auftragsbestätigung<br />
nur bestätigenden<br />
Charakter
840 Klausurtypischer Teil • Aufgaben<br />
d)<br />
e)<br />
f)<br />
unverbindliches<br />
Angebot<br />
02. Kaufvertrag (Bestellschreiben)<br />
gleichlautende<br />
Bestellung<br />
Lieferung<br />
gemäß Angebot<br />
Die Bestellungen der Groß- und Einzelhandelskette „FOOD-NONFOOD GmbH“ wurden<br />
in der Vergangenheit manuell auf einem bestimmten Formular geschrieben. Mit<br />
Einführung einer neuen EDV-Anlage ist dieses Formular nicht mehr zeitgerecht.<br />
Zählen Sie alle für ein Bestellschreiben relevanten Daten auf und entwerfen Sie eine<br />
Musterbestellung.<br />
03. Schuldrechtsmodernisierungsgesetz<br />
Beschreiben Sie zehn wesentliche Änderungen des Schuldrechtsmodernisierungsgesetzes.<br />
04. INCOTERMS<br />
Bei Auslandsgeschäften werden bei der Festlegung der Lieferbedingungen meistens<br />
die INCOTERMS genutzt. Auch im Inlandsgeschäft sind diese Klauseln weit verbreitet.<br />
a) Erläutern Sie Inhalt und Bedeutung der INCOTERMS.<br />
b) Nennen Sie zwei weitere Beispiele und bestimmen Sie den Gefahren- und Kostenübergang<br />
mithilfe der nachfolgenden Matrix:<br />
Klausel Lieferort<br />
Gefahrenübergang:<br />
Verkäufer → Käufer<br />
Kostenübergang:<br />
Verkäufer → Käufer<br />
EXW Werk des Verkäufers Werk des Verkäufers Werk des Verkäufers<br />
DDP Bestimmungsort Bestimmungsort Bestimmungsort
5. Prüfungsfach: Recht und Steuern<br />
05. Zahlungsverzug<br />
Welche Rechte hat der Verkäufer beim Zahlungsverzug seines Kunden? Erstellen Sie<br />
eine Übersicht (nach neuem Schuldrecht).<br />
06. Stellvertretung, Vollmachten<br />
841<br />
a) In der Sanitärhandlung Karg GmbH arbeiten der Handlungsbevollmächtigte Horn<br />
(Artvollmacht; Horn ist zuständig für den Ein- und Verkauf von Fliesen) sowie der<br />
Prokurist Wiegand. Eine Beschränkung der Vollmachten liegt nicht vor. Neben der<br />
Fliesenabteilung gibt es noch die Abteilungen Badzubehör und Natursteine. Kennzeichnen<br />
Sie (√) in der nachfolgenden Aufstellung, welche Rechtsgeschäfte Horn<br />
bzw. Wiegand vornehmen dürfen (siehe Abb. unten).<br />
b) Sie arbeiten derzeit bei der Karg GmbH und leiten die Abteilung Natursteine. Vor<br />
einem Monat haben Sie nach Abschluss der Probezeit Handlungsvollmacht (allgemeine<br />
Handlungsvollmacht zur Leitung der Abteilung) erhalten. Da Sie zurzeit auch<br />
den Auszubildenden Hoppe unterweisen, beantworten Sie folgende Fragen:<br />
• Worin liegt der Unterschied zwischen der allgemeinen Handlungsvollmacht, der<br />
Artvollmacht und der Einzelvollmacht? Geben Sie jeweils ein Beispiel aus Ihrem<br />
Arbeitsbereich (s.o.).<br />
• Mit welchem Zusatz erfolgt jeweils die Unterzeichnung der Geschäftspost?<br />
c) Sie leiten die Modefiliale „Bella Moda“. Die Inhaberin hat Ihnen Ladenvollmacht erteilt.<br />
Zu welchen Rechtsgeschäften sind Sie damit ermächtigt?<br />
Artvollmacht<br />
Herr Horn<br />
Rechtsgeschäfte Prokura<br />
Herr Wiegand<br />
Abzeichnen der Geschäftspost mit i.V.<br />
Einstellung eines Mitarbeiters<br />
Einkauf von Fliesen<br />
Einkauf eines Nutzfahrzeugs<br />
Unterschreiben der Bilanz<br />
Ankauf eines kleinen, angrenzenden Grundstücks<br />
zur Erweiterung des Parkplatzes<br />
Abschluss eines Werkvertrages mit<br />
einem örtlich ansässigen Fliesenleger<br />
Veranlassen eines Mahnbescheides wegen<br />
einer unbezahlten Rechnung über Badmöbel<br />
Prokura erteilen<br />
Prozessvertretung vor Gericht; die Karg GmbH<br />
führt Klage gegen den Bauunternehmer Popp<br />
wegen unbezahlter Rechnungen über Fliesen<br />
in Höhe von 35.000 E<br />
Unterzeichnen eines auf die Firma gezogenen<br />
Wechsels<br />
Kündigung eines Mitarbeiters aus der Fliesenabteilung
842 Klausurtypischer Teil • Aufgaben<br />
07. Wahl der Gesellschaftsform<br />
Aufnahme eines Darlehens zur Renovierung<br />
der Fliesenabteilung<br />
Umwandlung der GmbH in eine OHG mit Aufnahme<br />
weiterer Gesellschafter<br />
Verkauf von Fliesen<br />
Erteilen einer Artvollmacht an den Mitarbeiter<br />
Huber aus der Fliesenabteilung<br />
Abschluss eines Werkvertrages mit dem<br />
Dachdeckermeister Luftig zur Erneuerung des<br />
Dachstuhles<br />
Eintragung einer Grundschuld zu Lasten des<br />
Firmengrundstücks<br />
Verkauf einer Partie Carara-Marmor<br />
a) Luise Kern betreibt ein Textilgeschäft und trägt sich mit dem Gedanken, ihre Einzelunternehmung<br />
– aus Altersgründen – in eine Gesellschaft umzuwandeln. Stellen<br />
Sie für Frau Kern jeweils die Vor- und Nachteile der Einzelunternehmung gegenüber<br />
einer Gesellschaft dar. Nennen Sie jeweils mindestens drei Argumente.<br />
b) Frau Kern hat sich entschlossen, eine Gesellschaft zu gründen. Sie möchte aber nur<br />
einen Gesellschafter aufnehmen, dem Sie vertrauen kann, den sie gut kennt und<br />
der in ihrer Branche über sehr gute Fachkenntnisse verfügt. Außerdem sollen beide<br />
Gesellschafter unbeschränkt, solidarisch und persönlich haften. Daneben möchte<br />
sie, dass beide Gesellschafter für alle gewöhnlichen Geschäfte allein vertretungsberechtigt<br />
sind. Die Entscheidungsbefugnis für außergewöhnliche Geschäfte soll<br />
im Innenverhältnis beschränkt sein. Welche Gesellschaftsform empfehlen Sie Frau<br />
Kern? Begründen Sie Ihre Entscheidung.<br />
c) Die Gärtnerei und Blumenhandlung Huber möchte sich vergrößern. Für den geplanten<br />
Ankauf einer Baumschule besteht erheblicher Kapitalbedarf. Huber möchte eine<br />
Gesellschaft mit zwei weiteren Gesellschaftern gründen, sich dabei aber das Recht<br />
auf alleinige Geschäftsführung sichern. Welche Rechtsform bietet sich an? Herr<br />
Huber fragt Sie, ob ggf. auch die Gründung einer GmbH infrage käme. Sie nennen<br />
ihm in Ihrer Erklärung zwei Vor- und zwei Nachteile.<br />
d) Der Großhändler Hallert hat von einem Geschäftsfreund gehört, dass die Umwandlung<br />
seiner GmbH in eine GmbH & Co. KG daraus Vorteile haben könnte. Nennen<br />
Sie Hallert drei Aspekte, die interessant sein könnten.<br />
08. Gründung einer GmbH<br />
Der Sanitärgroßhändler Schmidt möchte seine Aktivitäten ausbauen und sein Sortiment<br />
verbreitern. Er zieht die Gründung einer GmbH in Erwägung – zusammen mit<br />
einem langjährigen Geschäftspartner.<br />
Beschreiben Sie die gesetzlich festgelegten Schritte zur Gründung der GmbH.
5. Prüfungsfach: Recht und Steuern<br />
09. UWG (1)<br />
843<br />
Ein Fachgeschäft für Motorradbekleidung hat aus einer besonderen Kollektion noch<br />
eine sehr schöne Lederkombination der Größe 54 am Lager. Da in Kürze „neue Ware<br />
hereinkommt“, schaltet der Einzelhändler folgende Anzeige in der regionalen Tageszeitung:<br />
Nehmen Sie dazu Stellung.<br />
10. UWG (2)<br />
Lederkombination,<br />
erstklassig verarbeitet, aus unserer speziellen Kollektion<br />
- jetzt zum Sonderpreis von nur 498,– EUR -<br />
nutzen Sie die Gelegenheit!<br />
Ein Einzelhändler für Eisenwaren schaltet die folgende Anzeige in der Tagespresse:<br />
Nehmen Sie dazu Stellung.<br />
11. UWG (3)<br />
10.000 Stück Fittings<br />
jetzt zum Sonderpreis ab 8,95 EUR in allen Größen.<br />
Nehmen Sie Kontakt auf unter Chiffre 274511.<br />
Nehmen Sie Stellung zu den nachfolgenden Sachverhalten:<br />
a) Das renommierte Fachgeschäft für Einbauküchen Willi Glanz & Co. führt auf vielfache<br />
Nachfrage seiner Kundschaft am Samstag um 17:00 Uhr – nach Geschäftsschluss<br />
– einen Informationsabend durch. Vertreter führender Hersteller von Elektroherden<br />
und Geschirrspülern zeigen die neuesten Produktentwicklungen und stehen<br />
für Fragen der Besucher zur Verfügung.<br />
b) Auf dem Briefbogen der Mechanikwerkstatt Huber & Söhne ist ein großes Fabrikgebäude<br />
abgebildet.<br />
c) Der Eisenwarengroßhändler Menzler bestellt bei seinem Lieferanten eine größere<br />
Partie Kleineisen. Dabei lässt er am Telefon verlauten: „Haben Sie schon gehört, die<br />
Firma Metallhandel Hartig & Co. soll pleite sein. Ich glaube, die haben letzte Woche<br />
Insolvenzantrag gestellt. Nun ja, so kann es kommen.“<br />
d) Der Möbelhändler K & H freut sich über den seit neuem florierenden Direktimport<br />
italienischer Kleinmöbel von der Firma Luigi della Rocci, einer kleinen Fabrik aus<br />
Oberitalien, die aufgrund des Einsatzes neuer Fertigungsautomaten sehr günstige<br />
Preise anbieten kann. K & H inseriert daher u.a.: „Italienische Kleinmöbel, echte<br />
Handarbeit, viele Einzelstücke – zu erstaunlichen Preisen ...“.
844 Klausurtypischer Teil • Aufgaben<br />
e) Der Handelsvertreter Loose schenkt der Chefsekretärin eines Einkaufsleiters, Karin<br />
Fahl, diesmal eine besonders schöne Handtasche – „Ein Mitbringsel“, wie er erklärt,<br />
und bittet sie, seine Angebote „wie gewohnt – in spezieller Manier – ihrem Chef in<br />
Erinnerung zu rufen“.<br />
12. Folgen von Wettbewerbsverstößen<br />
Mit welchen Rechtsfolgen muss ein Unternehmen rechnen, wenn es gegen Bestimmungen<br />
des UWG verstößt?<br />
Erläutern Sie zwei Beispiele.<br />
13. GWB<br />
Beurteilen Sie folgenden Sachverhalt:<br />
Die Mehrzahl der im saarländischen Raum vertretenen Elektrowarengroßhändler trifft<br />
sich auch in diesem Frühjahr zu ihrer regelmäßigen Klausursitzung im schönen Bad<br />
Ems. Nach eingehender Diskussion werden u. a. zwei Tagesordnungspunkte im Protokoll<br />
verabschiedet:<br />
TOP 1 Alle Teilnehmer verpflichten sich, die festgelegten Gebietsregionen bei ihren<br />
Handelsaktivitäten strikt einzuhalten.<br />
TOP 2 Die Typenbezeichnungen im Sortiment „ZZ“ werden einheitlich standardisiert.<br />
Dies soll den Kunden mehr Transparenz verschaffen.<br />
14. Anbahnung des Arbeitsvertrages<br />
a) Die Firma beabsichtigt, zwei 14-jährige Jugendliche einzustellen; Rudi soll im Betrieb<br />
ausgebildet werden; Werner soll als jugendlicher Helfer mit leichten und für ihn<br />
geeigneten Tätigkeiten beschäftigt werden (Arbeitszeit lt. Tarifvertrag: 37 Std.). Wie<br />
ist die Rechtslage?<br />
b) Der Mitarbeiter R. wird bei Ihnen als Kraftfahrer eingestellt. Er verschweigt bei der<br />
Befragung seine Verurteilung wegen eines Verkehrsdeliktes (Trunkenheit am Steuer)<br />
vor 7 Monaten. Ihre Firma erfährt nach 1 1/2 Jahren von diesem Vorfall (in dieser<br />
Zeit hat sich der R. bewährt) und ficht den Arbeitsvertrag an.<br />
- Hat Ihre Firma Aussicht auf Erfolg?<br />
- Wie ist die Rechtslage, wenn der Anfechtungsgrund bereits nach einem Monat<br />
bekannt wird.<br />
15. Abschluss des Arbeitsvertrages<br />
Der Inhaber eines Elektroeinzelhandelsgeschäfts hat mit dem Jugendlichen Arnold<br />
und dessen Eltern mündlich einen Ausbildungsvertrag geschlossen. Kann Arnold die<br />
Prüfung vor der IHK ablegen?
5. Prüfungsfach: Recht und Steuern<br />
16. Rechte und Pflichten des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers<br />
845<br />
a) Nach Abschluss der Lehre bei der RIRA AG, erhält Bodo Stichling einen unbefristeten<br />
Arbeitsvertrag (ohne Probezeit) im Einkauf. Letzte Woche flatterte ihm ein<br />
Einberufungsbescheid der Bundeswehr zum 1.10. auf den Tisch. Er fragt Sie, was<br />
aus seinem Arbeitsverhältnis wird? Sein Kollege Hubert Stolz – er hat in der Materialwirtschaft<br />
nur einen 3-Monatsvertrag bekommen – muss ebenfalls zum Bund. Wie<br />
ist die Rechtslage?<br />
b) Der Blumeneinzelhändler Tulip hat mit der 17-jährigen Verkäuferin Bärbel folgende<br />
Arbeitszeiten vereinbart:<br />
Mo - Fr 09:00 -18:00 Uhr<br />
(Pausen: 20 Min. + 30 Min.)<br />
Samstag frei<br />
Werden die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten?<br />
17. Personalakte<br />
a) Der Mitarbeiter Mutig kommt zu Ihnen und verlangt Einblick in seine Personalakte.<br />
Es kommt darüber zum Streit. M. holt deshalb das Betriebsratsmitglied Kühn dazu<br />
und verlangt außerdem, dass eine Gegendarstellung zu der kürzlich erteilten Abmahnung<br />
in die Personalakte aufgenommen wird. Wie ist die Rechtslage? Hat das<br />
Betriebsratsmitglied K. ein Einsichtsrecht in die Personalakte?<br />
b) Nennen Sie fünf Aspekte für die „innere Gliederung“ einer Personalakte. Ist der Arbeitgeber<br />
zur Führung von Personalakten verpflichtet?<br />
c) Der Verkäufer K. nimmt Einsicht in seine Personalakte und möchte sich „in aller<br />
Ruhe“ Kopien von zwei Schriftstücken machen. Ist dies zulässig? Außerdem meint<br />
er, dass hier „Schriftstücke fehlen“.<br />
18. Urlaub<br />
a) A hat mit seinem Arbeitgeber im Arbeitsvertrag einen Jahresurlaub von 21 Werktagen<br />
vereinbart, der Tarifvertrag sieht 25 Werktage vor, während in der Betriebsvereinbarung<br />
28 Werktage geregelt sind. Welchen Urlaubsanspruch hat A?<br />
b) Der junge Starverkäufer S. wird zur Bundeswehr einberufen. Aus dringenden, betrieblichen<br />
Erfordernissen kann er seinen anteiligen, restlichen Jahresurlaub nicht<br />
mehr nehmen. Was ist zu tun?<br />
c) Die Metzgerei D. kündigt dem Gesellen K. wegen nachhaltig schlechter Geschäftslage<br />
nach 3 Monaten. Im Vertrag wurde ein Jahresurlaub von 30 Tagen vereinbart.<br />
Welchen Urlaubsanspruch hat K.?<br />
d) Die spanische Staatsangehörige Dolores della Casandra arbeitet bei der STRICK-<br />
GmbH. Derzeit ist sie für vier Wochen in Urlaub – wie immer in ihrem Heimatland.<br />
Nach Ablauf von zwei Wochen meldet sie sich arbeitsunfähig für zwei Wochen unter
846 Klausurtypischer Teil • Aufgaben<br />
Vorlage einer entsprechenden Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ihres spanischen<br />
Hausarztes. Der Geschäftsführer der STRICK-GmbH ist verärgert und verweigert<br />
die Entgeltfortzahlung. Er hat Zweifel an der Arbeitsunfähigkeit der Dolores – zumal<br />
dies bereits das dritte Jahr ist, in dem sie sich aus dem Urlaub arbeitsunfähig meldet.<br />
Frau della Casandra klagt daraufhin beim Arbeitsgericht. Mit Erfolg?<br />
19. Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />
a) Nennen Sie fünf Gründe, aus denen das Arbeitsverhältnis endet.<br />
b) Nennen Sie fünf Pflichten des Arbeitgebers bei der Beendigung von Arbeitsverhältnissen.<br />
20. Aufhebungsvertrag<br />
Entwerfen Sie ein Muster für einen Aufhebungsvertrag.<br />
21. Kündigungsschutz<br />
a) Der Schuheinzelhändler Grob kündigt dem schwerbehinderten Karl Kaufmann am<br />
08.02. zum 31.03. aus betrieblichen Gründen. Ist die Kündigung wirksam?<br />
b) Was können „wichtige Gründe“ für eine fristlose Kündigung durch den Arbeitgeber<br />
sein? Nennen Sie vier Beispiele.<br />
c) Ein Lagerhilfsarbeiter wird am 2. Febr. d.J. eingestellt. Am 24. Juli wird ihm zum 8.<br />
August gekündigt. Der Arbeiter pocht auf das Kündigungsschutzgesetz. Mit Recht?<br />
d) Das Betriebsratsmitglied Hitzig kommt mit einem Arbeiter in Streit. Dieser reizt Hitzig<br />
bis aufs Blut. Plötzlich schlägt Hitzig zu. Die schönste Schlägerei ist im Gange … Am<br />
nächsten Tag wird Hitzig fristlos gekündigt. Noch leicht angeschlagen äußert sich<br />
Hitzig in Anwesenheit seiner Sympathisanten gegenüber dem Chef: „Das könnte<br />
Ihnen so passen! Sie suchen ja nur nach einem Grund, mich loszuwerden. Aber als<br />
Mitglied des Betriebsrats können Sie mir gar nicht kündigen!“ Sind Sie auch dieser<br />
Auffassung?<br />
e) In einem Kündigungsschreiben Ihres Betriebes an einen Angestellten heißt es:<br />
„Sehr geehrter Herr Huber,<br />
aufgrund der Ihnen bekannten Vorfälle sehen wir uns gezwungen,<br />
das Arbeitsverhältnis fristgerecht zum 31.07. zu<br />
kündigen, wenn Sie nicht ab sofort die Kundschaft freundlicher<br />
bedienen und pünktlich Ihre Arbeit beginnen.“<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Ist dieses Kündigungsschreiben korrekt?