Schreiben wie gedruckt - Grundschulverband
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ein bis zwei Jahren werden<br />
wir unser Vorhaben evaluieren,<br />
und ich bin mir sicher,<br />
dass wir die Grundschrift<br />
dann beibehalten.“<br />
Die Begeisterung über die<br />
Innovation im Klassenzimmer<br />
ist allerdings nicht überall<br />
so groß <strong>wie</strong> an der Wartburg-Schule.<br />
Eine vehemente<br />
Kritikerin der Grundschrift<br />
und überzeugte Befürworterin<br />
der Schreibschrift ist die<br />
Hamburger Schriftexpertin<br />
Susanne Dorendorff: „Die<br />
,Grundschrift’ ist eine Druckschrift,<br />
eine Schrift zum Lesenlernen“,<br />
meint die Vorsitzende<br />
des Vereins „Lesbar<br />
schreiben“. Die Druckbuch-<br />
staben eigneten sich schlichtweg<br />
nicht dafür, miteinander<br />
verbunden zu werden –vor<br />
allem, weil sie aus einzelnen,<br />
„graden, schrägen und runden<br />
Strichen zusammengefügt“<br />
werden, der Stift beim<br />
<strong>Schreiben</strong> immer <strong>wie</strong>der abund<br />
aufgesetzt werden müsse.<br />
„Schnelle, fließende<br />
Schreibbewegungen können<br />
so nicht entstehen“, meint<br />
Dorendorff und stellt klar:<br />
„Druckbuchstaben werden<br />
gezeichnet oder ,gemalt‘“.<br />
Für die Schreibschrift<br />
bricht die Hamburgerin deshalb<br />
immer <strong>wie</strong>der eine Lanze:<br />
„Es handelt sich dabei um<br />
eine Fließschrift, die den flie-<br />
ßenden Gedanken angepasst<br />
ist“, sagt sie. „Sie hat<br />
keine unnötigen Schnörkel,<br />
ihre Form entspricht<br />
den natürlichenHandbewegungen<br />
der Kinder.“<br />
Auch brauche es<br />
keinesfalls eine neue Grundschrift,<br />
um vondem abzuweichen,<br />
wasinden ersten Schuljahren<br />
erlernt wird, und um<br />
der Handschrift einen individuellen<br />
Touch zu verleihen:<br />
„Auch die Schreibschrift verändert<br />
sich ja pausenlos“, sagt<br />
Dorendorff. „Man erlernt sie,<br />
und darf sie dann natürlich<br />
auch nach den eigenen Nei-<br />
Gisela Gravelaar, Leiterin der münsterischen Wartburg-Grundschule. Hier am Toppheideweg lernen die Kinder die<br />
Grundschrift, ein neues, vom <strong>Grundschulverband</strong> entwickeltes Konzept.<br />
gungen variieren.“<br />
Der Grundschrift rechnet<br />
sie deshalb kaum eine Chance<br />
ein: „Der Verband wird sich<br />
damit nicht durchsetzten“,<br />
sagt sie, „davon bin ich überzeugt.“<br />
Seit 2500<br />
Jahren gebe es<br />
eine „duale<br />
Schriftkultur“<br />
von Druck- und<br />
Schreibschrift –<br />
und so schnell<br />
werde sich dieses<br />
bewährte Prinzip<br />
auch nicht aus der<br />
Welt schaffen lassen. Außerdem<br />
weist sie darauf hin, dass<br />
der <strong>Grundschulverband</strong><br />
schon allein deshalb ein Interesse<br />
an der Verbreitung der<br />
Grundschrift habe, weil er die<br />
Rechte anvielen Publikationen<br />
und Arbeitsmaterialien<br />
habe.<br />
Während der <strong>Grundschulverband</strong><br />
weiter Werbung für<br />
sein Anliegen macht (in Hannover<br />
beginnt am heutigen<br />
Freitag eine zweitägige<br />
„Arbeitstagung für Multiplikatorinnen<br />
und Multiplikatoren“),<br />
ist den Kindern an der<br />
münsterischen Wartburg-<br />
Grundschule der Diskurs über<br />
die verschiedenen Schriftar-<br />
»Die ,Grundschrift’ ist<br />
eine Druckschrift,<br />
eine Schrift zum<br />
Lesenlernen.«<br />
Homepage des Vereins „Lesbar schreiben“