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Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am 24.11.2010 in der ...

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<strong>Rede</strong> <strong>von</strong> <strong>Bundeskanzler<strong>in</strong></strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Angela</strong> <strong>Merkel</strong> <strong>am</strong> <strong>24.11.2010</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Haushaltsdebatte im<br />

Deutschen Bundestag<br />

Herr Präsident! Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren! Bei <strong>der</strong> <strong>Rede</strong> <strong>von</strong> Herrn Ste<strong>in</strong>meier hat sich Herr Gabriel<br />

lieber ganz nach h<strong>in</strong>ten gesetzt, d<strong>am</strong>it man se<strong>in</strong> Gesicht nicht sieht.<br />

Er ist Vorsitzen<strong>der</strong>, sitzt aber ganz h<strong>in</strong>ten –toll.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

(Sigmar Gabriel [SPD]: Wissen Sie, Sie waren schon mal besser!)<br />

Lieber Herr Ste<strong>in</strong>meier, nach Ihrer <strong>Rede</strong> habe ich nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Bedürfnis: endlich e<strong>in</strong>e <strong>Rede</strong><br />

über die Zukunft Deutschlands zu halten,<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

über die Zukunft e<strong>in</strong>es tollen Landes mit wun<strong>der</strong>baren Menschen, denen ich nicht nur <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Brief<br />

gedankt habe, son<strong>der</strong>n denen ich ausdrücklich auch heute <strong>von</strong> dieser Stelle aus noch e<strong>in</strong>mal danken<br />

möchte dafür, wie sie sich <strong>in</strong> den Zeiten <strong>der</strong> Krise verhalten haben, wie sie ihren Beitrag für unser<br />

Land geleistet haben. Herzlichen Dank dafür!<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Liebe Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, wir führen die vierte Haushaltsdebatte <strong>in</strong> diesem Jahr. Im März, als<br />

wir über den Haushalt 2010 debattiert haben, sah es so aus, als würden wir e<strong>in</strong>igermaßen aus <strong>der</strong><br />

Krise herauskommen. 1,4 Prozent Wachstum war die Prognose. Internationale Zeitungen, zum<br />

Beispiel <strong>der</strong> Economist, haben schon d<strong>am</strong>als geschrieben: Deutschland sche<strong>in</strong>t besser aus <strong>der</strong> Krise<br />

herauszukommen, als man ahnen konnte. –Aber heute können wir sagen –das zeigt, welche<br />

Verän<strong>der</strong>ung noch im Gange ist –: Wir werden wahrsche<strong>in</strong>lich im Jahre 2010 3,4 Prozent Wachstum<br />

haben, 2011 wie<strong>der</strong> fast 2 Prozent, und auch für die folgenden Jahre können wir, wenn wir alles richtig<br />

machen, auf vernünftige Wachstumspfade hoffen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Das br<strong>in</strong>gt mit sich, dass –das ist das Wichtigste –die Menschen Arbeit haben, jedenfalls sehr,<br />

sehr viele. Die Zahl <strong>der</strong> Arbeitslosen ist unter 3 Millionen gesunken. Für das nächste Jahr heißt die<br />

Prognose: im Durchschnitt 2,9 Millionen. Das darf uns nicht ruhen lassen. Wenn wir über<br />

Gerechtigkeit <strong>in</strong> diesem Lande sprechen, dann können wir sagen: Heute haben mehr Menschen<br />

Arbeit als vor <strong>der</strong> Krise. In Ostdeutschland haben mehr Menschen Arbeit, als das seit 1991 <strong>der</strong> Fall<br />

war. Die Arbeitslosigkeit ist die ger<strong>in</strong>gste seit 1991. Vor allen D<strong>in</strong>gen ist e<strong>in</strong> Abs<strong>in</strong>ken <strong>der</strong><br />

Langzeitarbeitslosigkeit zu verzeichnen. Nach langer Zeit ist nun endlich e<strong>in</strong> Effekt e<strong>in</strong>getreten. Da<br />

müssen wir weitermachen; da liegen unsere Aufgaben für die Zukunft. Da s<strong>in</strong>d wir auf e<strong>in</strong>em guten<br />

Weg, auf dem wir aber nicht haltmachen, son<strong>der</strong>n weitergehen werden. Das ist unsere Aufgabe.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Wie konnten wir so durch die Krise kommen? Was macht unser Land aus?<br />

(Jürgen Tritt<strong>in</strong> [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da s<strong>in</strong>d Sie selber verwun<strong>der</strong>t, nicht?)<br />

Das ist e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative Wirtschaft mit e<strong>in</strong>em starken <strong>in</strong>dustriellen Kern; das ist e<strong>in</strong><br />

dyn<strong>am</strong>ischer Mittelstand; das s<strong>in</strong>d leistungsstarke Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen und Arbeitnehmer, und das ist<br />

e<strong>in</strong>e verlässliche Sozialpartnerschaft. Das ist genau das, was wir als gelebte soziale Marktwirtschaft<br />

bezeichnen können, e<strong>in</strong>e soziale Marktwirtschaft, die im Übrigen auf <strong>der</strong> Welt oft etwas belächelt<br />

wurde. Jetzt, nach <strong>der</strong> Krise, werden wir <strong>von</strong> vielen Län<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Welt genau um diese gelebte<br />

soziale Marktwirtschaft beneidet.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Das haben wir geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> geschafft, das haben wir uns geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> erarbeitet. Ich stehe auch gar<br />

nicht an, zu sagen: Daran haben natürlich nicht nur die jetzige Regierung und die Vorgängerregierung,<br />

son<strong>der</strong>n sogar die Regierung, die die Agenda 2010 erfunden hat –genau auch die –, ihren Anteil. Das<br />

Problem des betreffenden Teils des Hauses ist nur, dass Sie da<strong>von</strong> <strong>am</strong> liebsten gar nicht mehr<br />

sprechen möchten, dass Sie sich so schnell da<strong>von</strong>stehlen wollen, wie Sie nur können. Das ist Ihr<br />

Problem.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)


Man kann eben nicht Erfolge e<strong>in</strong>heimsen und sich gleichzeitig nicht zu dem, was man gemacht hat,<br />

bekennen. Deshalb müssen wir darüber sprechen.<br />

Aber wir müssen auch darüber sprechen, dass sich natürlich auch im Haushalt 2011 noch deutlich<br />

die Spuren dieser seit Jahrzehnten größten <strong>in</strong>ternationalen F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise zeigen.<br />

Dazu gehört, dass unsere Schuldenquote <strong>von</strong> 66 Prozent im Jahr 2008 auf über 75 Prozent<br />

angestiegen ist, dass wir <strong>in</strong> diesem Jahr e<strong>in</strong> Defizit <strong>von</strong> etwa 4 Prozent haben werden und dass wir<br />

50 Milliarden Euro –plus o<strong>der</strong> m<strong>in</strong>us; das kann ich heute noch nicht genau sagen –Schulden machen<br />

werden, also e<strong>in</strong>e unglaubliche Summe <strong>von</strong> Schulden. Deshalb heißt die Aufgabe natürlich, dass wir<br />

da besser werden müssen. Wir können uns nicht d<strong>am</strong>it herausreden, dass wir sagen: Im Euro-<br />

Bereich, zum Beispiel, gibt es e<strong>in</strong>e mittlere Verschuldung <strong>von</strong> 6,7 Prozent. Da s<strong>in</strong>d wir besser. –Okay,<br />

das ist schön. Wenn wir nach Großbritannien o<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>igten Staaten <strong>von</strong> Amerika schauen,<br />

stellen wir fest, dass wir auch besser s<strong>in</strong>d. Auch das ist schön. Aber wir müssen unsere Maßstäbe an<br />

<strong>der</strong> Schuldenbremse ausrichten; es ist gut, dass wir sie im Grundgesetz haben.<br />

(Carsten Schnei<strong>der</strong> [Erfurt] [SPD]: Halten Sie sich auch daran?)<br />

Und es ist gut, dass wir uns genau daran orientieren.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Die Sache wird ja auch nicht besser dadurch, dass Sie hier Stunde um Stunde wie<strong>der</strong>holen, dass<br />

wir das nicht täten.<br />

(Carsten Schnei<strong>der</strong> [Erfurt] [SPD]: Von selbst lernen Sie es ja nicht!)<br />

Es ist doch völlig klar: In e<strong>in</strong>em Jahr, <strong>in</strong> dem sich die Daten unablässig verän<strong>der</strong>n,<br />

(Carsten Schnei<strong>der</strong> [Erfurt] [SPD]: Dann kann man sie aktualisieren!)<br />

glücklicherweise e<strong>in</strong>mal zum Positiven, müssen Sie e<strong>in</strong>en Punkt nehmen, an dem Sie ansetzen. Wenn<br />

es nach Ihnen gegangen wäre, hätten wir schon vor <strong>der</strong> Wahl <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen den Haushalt<br />

aufstellen sollen. So haben Sie d<strong>am</strong>als doch geredet.<br />

(Thomas Oppermann [SPD]: Das wäre jedenfalls ehrlicher gewesen!)<br />

Ne<strong>in</strong>, wir haben ihn dann aufgestellt, wenn man ihn normalerweise aufstellt, nämlich im Juni und im<br />

Juli. Das ist <strong>der</strong> Bezugspunkt. Wenigstens diejenigen bei Ihnen, die F<strong>in</strong>anzpolitik betreiben, wissen,<br />

dass man die mittelfristige F<strong>in</strong>anzplanung an e<strong>in</strong>em bestimmten Tag festlegen muss und dass sie<br />

nicht mehr Gegenstand <strong>der</strong> Beratungen im Deutschen Bundestag ist.<br />

(Petra <strong>Merkel</strong> [Berl<strong>in</strong>] [SPD]: Die Steuerschätzungen arbeiten wir immer e<strong>in</strong>!)<br />

Das ist die Wahrheit, und deshalb haben wir uns so entschieden. Das werden wir auch weiter<br />

machen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Zuruf <strong>von</strong> <strong>der</strong> SPD: Oh!)<br />

Das, was wir an Konsolidierung machen, ist Zukunftspolitik; denn da geht es um<br />

Generationengerechtigkeit, um Spielräume.<br />

Um das noch e<strong>in</strong>mal vor Augen zu führen: Wir haben heute für Zukunftsausgaben 28 Prozent des<br />

Haushalts zur Verfügung, 1991 waren es 43,4 Prozent. In diese Richtung müssen wir wie<strong>der</strong> kommen.<br />

Da kann es uns nicht alle<strong>in</strong> beruhigen, dass wir sagen: Wir haben für 2011 jetzt 10,6 Prozent<br />

Investitionen; das ist mehr, als wir seit Jahren hatten. Deshalb sage ich auch: Wir sparen nicht an <strong>der</strong><br />

Zukunft, son<strong>der</strong>n diesen Haushalt kennzeichnet, dass wir für die Zukunft sparen, für den Ausbau <strong>von</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung, für Bildung und Forschung, für die Erhöhung <strong>der</strong> Investitionsquote. Das ist das<br />

Charakteristikum unseres Haushalts.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Carsten Schnei<strong>der</strong> [Erfurt] [SPD]: Die s<strong>in</strong>kt um 1<br />

Milliarde!)<br />

Wir haben – auch das noch e<strong>in</strong>mal zur Er<strong>in</strong>nerung; das hat natürlich auch zu dem<br />

Wirtschaftswachstum beigetragen –zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres massive Steuerentlastungen gehabt.<br />

(Petra <strong>Merkel</strong> [Berl<strong>in</strong>] [SPD]: Mövenpick-Steuer!)<br />

Diese wurden teilweise schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Großen Koalition beschlossen. H<strong>in</strong>zugekommen ist das<br />

Wachstumsbeschleunigungsgesetz.


Wir werden weiter an den Fragen <strong>der</strong> Steuern arbeiten. Wir brauchen e<strong>in</strong>e bessere Ausstattung <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>den. Dafür werden wir Lösungen vorschlagen. Das ist e<strong>in</strong> drängendes Problem.<br />

(Thomas Oppermann [SPD]: Aber wann denn? Da wäre doch heute <strong>der</strong> richtige Tag dafür!)<br />

Es ist schon wirklich abenteuerlich,<br />

(Beifall bei Abgeordneten <strong>der</strong> SPD)<br />

dass Sie, die Sie d<strong>am</strong>als durch Steuerreformen den Kommunen Gewerbesteuern en masse gestohlen<br />

haben, uns jetzt hier sagen, Sie wüssten, wie man e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>def<strong>in</strong>anzreform macht. Das ist doch<br />

wirklich abenteuerlich.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Thomas Oppermann [SPD]: Sie weiß gar nicht,<br />

wo<strong>von</strong> sie redet! –Petra <strong>Merkel</strong> [Berl<strong>in</strong>] [SPD]: Das ist doch unglaublich!)<br />

Wir werden Vorschläge zur Steuervere<strong>in</strong>fachung machen.<br />

(Thomas Oppermann [SPD]: Wo s<strong>in</strong>d die denn?)<br />

Diese werden <strong>am</strong> 1. Januar 2012 <strong>in</strong> Kraft treten. Die Beratungen dazu laufen. Wir können viel im<br />

deutschen Steuerrecht vere<strong>in</strong>fachen. E<strong>in</strong> erstes Paket werden wir vorschlagen. Es wäre schön, wenn<br />

vielleicht auch Ihre Län<strong>der</strong> die Bereitschaft zeigen würden, sich an <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung zu beteiligen.<br />

(Thomas Oppermann [SPD]: Fragen Sie erst e<strong>in</strong>mal Ihre eigenen Län<strong>der</strong>!)<br />

Denn unser Spielraum könnte viel größer se<strong>in</strong>, wenn das nicht nur als Aufgabe des Bundes gesehen<br />

würde, son<strong>der</strong>n wenn sich auch alle Län<strong>der</strong> dafür mitverantwortlich fühlen würden.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Wir haben e<strong>in</strong>e ganz klare Priorität. Wir sagen: Haushaltskonsolidierung kommt zuerst. Aber<br />

deshalb haben wir das Thema „e<strong>in</strong>faches, gerechtes und niedriges Steuersystem“<br />

(Lachen <strong>der</strong> Abg. Petra <strong>Merkel</strong> [Berl<strong>in</strong>] [SPD])<br />

gerade für kle<strong>in</strong>e und mittlere E<strong>in</strong>kommen nicht vergessen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Wenn die Haushalte konsolidiert s<strong>in</strong>d, wenn wir Spielräume haben, machen wir das. Aber wir können<br />

heute nicht sagen, wann genau. Deshalb werden wir diese D<strong>in</strong>ge Schritt für Schritt abarbeiten.<br />

(Thomas Oppermann [SPD]: Schritt für Schritt seitwärts!)<br />

Deutschland ist e<strong>in</strong> Beispiel für das, was wir uns unter Stabilitätskultur vorstellen. Nach unserer<br />

festen Überzeugung ist jetzt auch e<strong>in</strong>e Ausstiegsstrategie aus den Konjunkturmaßnahmen, die wir <strong>in</strong><br />

großem Umfang gemacht haben, notwendig. Es zeigt sich, dass Deutschland diesen Schritt gehen<br />

muss, auch und gerade im Blick auf Europa. Denn wir haben <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>e Situation, die deutlich<br />

zeigt, dass Stabilitätskultur überall gelebt werden muss. Wir haben schwierige Monate h<strong>in</strong>ter uns.<br />

Herr Ste<strong>in</strong>meier, das, was Sie dazu gesagt haben, kann mich wirklich nicht zufriedenstellen.<br />

(Johannes Kahrs [SPD]: Aber er hat recht!)<br />

In Europa ist man heute noch entsetzt, dass 2004 <strong>der</strong> Stabilitätspakt aufgeweicht wurde, und zwar auf<br />

Vorschlag <strong>der</strong> Bundesregierung unter Bundeskanzler Schrö<strong>der</strong>. <strong>Rede</strong>n Sie e<strong>in</strong>mal mit dem<br />

Präsidenten <strong>der</strong> EZB!<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Dann haben Sie die politische Entscheidung getroffen, dass Griechenland <strong>in</strong> den Euro-Raum soll.<br />

(Carsten Schnei<strong>der</strong> [Erfurt] [SPD]: Waren Sie denn dagegen?)<br />

Es hat sich gezeigt, dass das e<strong>in</strong>e eher komplizierte Entscheidung war. Als es im Frühjahr dieses<br />

Jahres darum g<strong>in</strong>g, dass Verantwortung gezeigt werden muss, haben Sie sich unter fadensche<strong>in</strong>igen<br />

Begründungen enthalten; Sie haben sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zentralen Stunde Europas zweimal enthalten.<br />

Darüber wird die Geschichte richten; sie wird zeigen, was man da<strong>von</strong> zu halten hat.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Wir haben im Frühjahr dieses Jahres <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union e<strong>in</strong>en Euro-Rettungsschirm<br />

gespannt. Dass Irland jetzt e<strong>in</strong>en Antrag stellt, Teil dieses Schirms zu werden, ist genau die<br />

Verhaltensweise, für die wir vorgesorgt haben. Wir haben gesagt: Die Stabilität des Euro als Ganzes<br />

muss gesichert se<strong>in</strong>. Deshalb werden wir –das haben die F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister gesagt –den Antrag Irlands


positiv betrachten, natürlich immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konditionalität, die deutlich macht, welche Schritte e<strong>in</strong><br />

Land tun muss, um auf den Pfad e<strong>in</strong>er stabilen Währung zurückzukehren.<br />

Man sieht doch, welche Anstrengungen die griechische Regierung unternimmt. Man sieht auch –<br />

das haben die Kommunalwahlen jetzt gezeigt –, dass die Menschen <strong>in</strong> Griechenland diese<br />

Anstrengungen sogar honorieren. Ich sage das, obwohl unsere Partnerpartei dort dabei nicht <strong>der</strong><br />

Gew<strong>in</strong>ner ist. Die Menschen wollen, dass die D<strong>in</strong>ge beim N<strong>am</strong>en genannt werden, dass man nicht<br />

den Kopf <strong>in</strong> den Sand steckt, dass man ihnen nicht nach dem Mund redet. Sie wollen, dass die<br />

Entscheidungen gefällt werden, die notwendig s<strong>in</strong>d. Das ist genau das, was auch wir für unser Land<br />

machen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Wir alle wissen –ich f<strong>in</strong>de, darüber sollten wir <strong>in</strong> aller Ruhe und Verantwortung <strong>in</strong> diesem Hause<br />

diskutieren –: Wir haben e<strong>in</strong>en Krisenmechanismus bis zum Jahre 2013. Wir wissen auch –das sagt<br />

uns unsere europäische Verantwortung –: Wir brauchen für die Zeit danach e<strong>in</strong>en permanenten<br />

Krisenmechanismus.<br />

Im Augenblick arbeiten wir, auch im H<strong>in</strong>blick auf Irland, all die Fehler <strong>der</strong> Vergangenheit ab.<br />

Deshalb ist es auch richtig, zu sagen: Die Krise ist noch nicht vorbei. Aber wir müssen jetzt<br />

Vorkehrungen treffen, d<strong>am</strong>it diese Fehler nicht wie<strong>der</strong> passieren. Dabei geht es um die<br />

F<strong>in</strong>anzmarktarchitektur; da haben wir vieles erreicht. Dabei geht es um die Tatsache, dass wir den<br />

Stabilitätspakt geschärft haben; auch da haben wir vieles erreicht, mehr, als man vielleicht vor e<strong>in</strong>em<br />

Jahr hätte denken können.<br />

Das vielleicht Wichtigste ist aber nicht, dass jetzt die Defizite strenger überwacht werden und auch<br />

die Ges<strong>am</strong>tverschuldung <strong>in</strong> den Blick des Stabilitäts- und Wachstumspaktes kommt. Das Wichtigste<br />

ist aus me<strong>in</strong>er Sicht, dass auch makroökonomische Kriterien wie Lohnstückkosten und das Verhältnis<br />

<strong>von</strong> Sozialausgaben und Investitionsquote <strong>in</strong> die Betrachtung <strong>der</strong> europäischen Län<strong>der</strong><br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>kommen. Wir s<strong>in</strong>d auf dem Weg, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>e, kohärente Wirtschaftspolitik zu schaffen,<br />

die sich nach unseren Vorstellungen –ich hoffe, da stimmen Sie uns zu –nicht an den Schlechtesten,<br />

son<strong>der</strong>n an den Besten orientieren sollte, d<strong>am</strong>it unser Kont<strong>in</strong>ent <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t stark wird.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Jetzt zum Krisenmechanismus für die Zukunft. Hier stehen wir vor e<strong>in</strong>em Problem, wo die<br />

Entscheidung nicht e<strong>in</strong>fach ist. Die christlich-liberale Koalition hat sich aber entschieden. Wir sagen:<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es permanenten Krisenmechanismus müssen auch die privaten Gläubiger, das heißt<br />

diejenigen, die an hohen Z<strong>in</strong>sen und mit Staatsanleihen Geld verdienen, beteiligt werden, und zwar <strong>in</strong><br />

dem S<strong>in</strong>ne, dass sie Verantwortung übernehmen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Bett<strong>in</strong>a Hagedorn [SPD]: Ja! Dann machen Sie<br />

mal!)<br />

–Ja. Ich bitte Sie nur, dass wir darüber ganz redlich geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sprechen.<br />

(Joachim Poß [SPD]: „Redlich“? Das müssen Sie gerade sagen! Sie haben die D<strong>in</strong>ge doch<br />

gerade verdreht! Vorh<strong>in</strong>! –Gegenruf des Abg. Volker Kau<strong>der</strong> [CDU/CSU]: Poß, Ruhe!)<br />

–Herr Poß, ich kann es gerne wie<strong>der</strong>holen, d<strong>am</strong>it auch Sie die Richtung mitbekommen.<br />

(Heiterkeit bei Abgeordneten <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Die Märkte s<strong>in</strong>d, wie es immer so schön heißt, beunruhigt, wenn man so etwas ausspricht.<br />

(Joachim Poß [SPD]: Ja! Und warum? Dazu haben Sie viel beigetragen! –Jürgen Tritt<strong>in</strong><br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: <strong>Rede</strong>n Sie mal mit Ihrem Regierungssprecher, mit Herrn<br />

Seibert!)<br />

Wir stehen jetzt vor e<strong>in</strong>er ganz entscheidenden Frage. Wir haben <strong>am</strong> Anfang <strong>der</strong> Krise oft gesagt: Es<br />

darf nicht se<strong>in</strong>, dass die Politik nicht das Primat hat. Die Wirtschaft hat <strong>der</strong> Politik und den Menschen<br />

zu dienen und nicht umgekehrt.<br />

(Petra <strong>Merkel</strong> [Berl<strong>in</strong>] [SPD]: Ach! Das ist ja mal was ganz Neues! –Jürgen Tritt<strong>in</strong> [BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN]: E<strong>in</strong>e neue Erkenntnis ereilt Frau <strong>Merkel</strong>! –Thomas Oppermann [SPD]:<br />

Aha! Ke<strong>in</strong> Beifall bei <strong>der</strong> Koalition!)<br />

Jetzt stehen wir an genau dieser Stelle. Jetzt f<strong>in</strong>det ganz konkret und jeden Tag e<strong>in</strong> gewisses<br />

R<strong>in</strong>gen darum statt: Hat die Politik den Mut, auch diejenigen, die d<strong>am</strong>it Geld verdienen, mit <strong>in</strong>s Risiko<br />

zu nehmen, o<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Handel mit Staatsanleihen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Bereich <strong>der</strong> Wirtschaft auf <strong>der</strong> Welt, <strong>in</strong>


dem man ke<strong>in</strong> Risiko e<strong>in</strong>gehen muss? Wir haben uns entschieden. Ich bitte Sie darum: Unterstützen<br />

Sie uns dabei.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Hier geht es um die Frage des Primats <strong>der</strong> Politik, hier geht es um die Frage <strong>der</strong> Grenzen <strong>der</strong><br />

Märkte, und hier geht es um e<strong>in</strong>e klassische Frage <strong>der</strong> sozialen Marktwirtschaft im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Genau so ist es.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Beifall bei Abgeordneten <strong>der</strong> SPD –Jürgen Tritt<strong>in</strong><br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Was für e<strong>in</strong>e Begeisterung bei <strong>der</strong> FDP! –Thomas<br />

Oppermann [SPD]: Na ja! Ich f<strong>in</strong>de, die FDP klatscht eher verhalten!)<br />

Liebe Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, das alles spielt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt ab, <strong>in</strong> <strong>der</strong>, wie ich es oft gesagt<br />

habe, die Karten nach dieser Krise neu gemischt s<strong>in</strong>d. Zwei <strong>Dr</strong>ittel des Wachstums <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

kommen aus Ch<strong>in</strong>a, aus Schwellenlän<strong>der</strong>n und Entwicklungslän<strong>der</strong>n, nur e<strong>in</strong> <strong>Dr</strong>ittel kommt aus den<br />

klassischen Industrielän<strong>der</strong>n.<br />

(Jürgen Tritt<strong>in</strong> [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Mit zwei <strong>Dr</strong>itteln haben Sie also nichts zu<br />

tun?)<br />

–Ja, so ist es, Herr Tritt<strong>in</strong>.<br />

(Jürgen Tritt<strong>in</strong> [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Okay! Das wollen wir nur mal festhalten!)<br />

–Ja. –Herr Tritt<strong>in</strong> hat <strong>der</strong> deutschen Öffentlichkeit gerade mitgeteilt, dass wir, da zwei <strong>Dr</strong>ittel des<br />

Wachstums <strong>in</strong> Schwellenlän<strong>der</strong>n und Entwicklungslän<strong>der</strong>n stattgefunden haben, mit zwei <strong>Dr</strong>itteln<br />

nichts zu tun hatten. Das ist richtig, weil wir noch ke<strong>in</strong> Schwellenland und ke<strong>in</strong> Entwicklungsland s<strong>in</strong>d.<br />

(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Dafür ist die christlich-liberale Koalition <strong>der</strong> Garant: Mit uns wird Deutschland auch ke<strong>in</strong><br />

Entwicklungsland. Bei Ihnen b<strong>in</strong> ich mir nicht ganz so sicher, me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren.<br />

(Heiterkeit und Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Als wir beim G-20-Treffen <strong>in</strong> Südkorea gewesen s<strong>in</strong>d, haben wir festgestellt, mit welcher Dyn<strong>am</strong>ik<br />

die Län<strong>der</strong> Asiens an ihrer Zukunft arbeiten, <strong>in</strong> die sie optimistisch blicken. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>novationsfreudig<br />

und bildungshungrig. Genau daraus ergibt sich <strong>der</strong> Auftrag <strong>der</strong> christlich-liberalen Koalition. Wir haben<br />

e<strong>in</strong> starkes Deutschland. Unser Auftrag heißt: Wir wollen, dass Deutschland stark bleibt. Das ist <strong>der</strong><br />

Auftrag unserer Koalition.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Genau das werden wir <strong>in</strong> dieser Legislaturperiode machen; dafür haben wir unseren Auftrag<br />

bekommen. Wir werden 2013 Rechenschaft darüber ablegen, was wir auf diesem Weg geschafft<br />

haben.<br />

Wir s<strong>in</strong>d erstens für e<strong>in</strong>e starke Wirtschaft, zweitens für e<strong>in</strong>en starken Staat und drittens für e<strong>in</strong><br />

starkes Geme<strong>in</strong>wesen. Das s<strong>in</strong>d die Pfeiler unserer Politik.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU sowie bei Abgeordneten <strong>der</strong> FDP –Petra <strong>Merkel</strong> [Berl<strong>in</strong>] [SPD]:<br />

Genau <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reihenfolge!)<br />

Ja – darüber haben wir <strong>in</strong> diesem Herbst viele Debatten geführt –, wir haben kontroverse<br />

Entscheidungen gefällt. Aber wir s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass wir d<strong>am</strong>it die Weichen <strong>in</strong> die richtige<br />

Richtung gestellt haben.<br />

Ja, wir müssen noch weiter Überzeugungsarbeit für das leisten, was wir tun, weil es natürlich<br />

kontrovers diskutiert wird und weil es darüber auch Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen gibt. Wir werden zu den<br />

Menschen gehen und sie da<strong>von</strong> überzeugen, dass das, was wir tun, richtig ist.<br />

Ja, wir s<strong>in</strong>d bereit, auch ganz neue Wege zu gehen, bei denen man nicht genau weiß, was das<br />

Ergebnis ist. Wir s<strong>in</strong>d aber überzeugt: Wer ke<strong>in</strong>e neuen Wege geht, wird <strong>in</strong> die Vergangenheit gehen,<br />

und Deutschland wird zurückfallen. Genau das wollen wir nicht.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Thomas Oppermann [SPD]: Bisher war es doch so!)<br />

Wir wollen e<strong>in</strong> Land se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem sich Leistung und Arbeit lohnen,<br />

(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Siehe M<strong>in</strong>destlohn!)<br />

d<strong>am</strong>it wir die Kraft für die Solidarität <strong>in</strong> unserer Gesellschaft haben. Genau das ist immer das<br />

Wechselspiel <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Marktwirtschaft.


(Beifall bei Abgeordneten <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Wir verschließen nicht die Augen vor <strong>der</strong> Realität. Wir stecken nicht den Kopf <strong>in</strong> den Sand, son<strong>der</strong>n<br />

wir stellen uns mutig den Herausfor<strong>der</strong>ungen, mit denen wir es zu tun bekommen. Wir haben den Mut,<br />

zu sagen, wofür wir s<strong>in</strong>d, und erzählen nicht unentwegt, wogegen wir s<strong>in</strong>d.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Schauen wir uns doch die Alternativen an! Über die L<strong>in</strong>ke will ich nicht weiter sprechen. Sie geben<br />

dauernd Geld aus, das Sie nicht haben. Über die SPD habe ich schon etwas gesagt: Sie s<strong>in</strong>d heute<br />

hier und morgen dort. Sie verabschieden sich <strong>von</strong> all den relevanten Entscheidungen, die<br />

zukunftsfähig gewesen se<strong>in</strong> könnten, und zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em affenartigen Tempo, dass es e<strong>in</strong>em ganz<br />

schw<strong>in</strong>dlig wird und man sich fragt, wie das weitergehen soll.<br />

Ich sage nur: Rente mit 67, Agenda 2010.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Fragen Sie doch e<strong>in</strong>mal den Ulmer Oberbürgermeister, wie er zu Stuttgart 21 und neuen<br />

Bahnstrecken steht. Dann werden Sie Ihre Antwort bekommen.<br />

Und die Grünen? Sie s<strong>in</strong>d sozusagen ziemlich fest mit dem Wort „dagegen“ verbandelt. Das wolen<br />

Sie kaschieren. Sie sagen, Sie seien für erneuerbare Energien. Aber wo immer e<strong>in</strong>e<br />

Hochspannungsleitung gebaut werden muss –das s<strong>in</strong>d viele Kilometer –, wo immer e<strong>in</strong> neuer<br />

Bahnhof entsteht, wo immer irgendetwas Neues passiert, wo Pumpspeicherkraftwerke, zum Beispiel<br />

<strong>in</strong> Bayern, entstehen, sagen Sie: Erneuerbare Energien, ja; neue Netzleitungen, ne<strong>in</strong>;<br />

Pumpspeicherkraftwerke <strong>in</strong> Bayern, ne<strong>in</strong>. –So geht es nicht! Das ist nicht die richtige Antwort.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Sie wollen angeblich für den Zugverkehr se<strong>in</strong> und mehr Verkehr auf die Schiene verlagern. Aber wo<br />

immer e<strong>in</strong> neuer Bahnhof gebaut wird, s<strong>in</strong>d Sie dagegen, egal ob es hier <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Ostkreuz o<strong>der</strong> bei<br />

Stuttgart 21 ist.<br />

(Wi<strong>der</strong>spruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Wo immer e<strong>in</strong>e neue ICE-Strecke entsteht, s<strong>in</strong>d Sie auch dagegen. Gucken Sie doch e<strong>in</strong>mal nach<br />

Hannover, Berl<strong>in</strong> und H<strong>am</strong>burg. Ne<strong>in</strong>, me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, so geht es nicht! So werden Sie<br />

nicht durchkommen.<br />

(Beifall bei Abgeordneten <strong>der</strong> CDU/CSU)<br />

Sie s<strong>in</strong>d natürlich für den Sport –wer wollte das nicht? –und wahrsche<strong>in</strong>lich auch dafür, Sport <strong>in</strong><br />

das Grundgesetz aufzunehmen. Aber wenn es um Olympische Spiele <strong>in</strong> Deutschland geht, dann s<strong>in</strong>d<br />

Sie natürlich dagegen.<br />

(Anhalten<strong>der</strong> Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Wenn es so weitergeht, werden die Grünen für Weihnachten se<strong>in</strong>, aber gegen die davor<br />

geschaltete Adventszeit.<br />

(Heiterkeit und Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Jürgen Tritt<strong>in</strong> [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN]: Ich lach’ mich ab! Ist die komisch, die Kanzler<strong>in</strong>!)<br />

Liebe Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, wir werden uns auch d<strong>am</strong>it befassen, was Sie den Menschen<br />

sagen und wozu Sie die Menschen ermutigen. Lesen Sie e<strong>in</strong>mal nach, was Ihr Landesvorsitzen<strong>der</strong><br />

Kretschmann <strong>in</strong> Baden-Württemberg sagte,<br />

(Jürgen Tritt<strong>in</strong> [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den hätten Sie gerne!)<br />

als er gefragt wurde, ob er garantieren könne, dass die Grünen aus dem Projekt Stuttgart 21<br />

aussteigen. Er sagte:<br />

Das kann ich nicht garantieren. … Wir können ja aussteigen nur zu e<strong>in</strong>em verantwortbaren Preis.<br />

Solch e<strong>in</strong> Versprechen abzugeben, das wäre nicht seriös.<br />

(Zurufe <strong>von</strong> <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP: Oh! –Jürgen Tritt<strong>in</strong> [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />

Aha!)<br />

Ich f<strong>in</strong>de es schon ziemlich waghalsig –um es e<strong>in</strong>mal ganz vorsichtig auszusprechen –, Menschen zu<br />

Demonstrationen gegen etwas zu ermutigen, um dann im Kle<strong>in</strong>en zu sagen: Wenn es darauf


ankommt, können wir euch gar nicht garantieren, dass wir das verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n können. –Ich f<strong>in</strong>de, das<br />

müsste er viel lauter sagen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Alexan<strong>der</strong> Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n doch die Entscheidung! Sie blockieren das doch! Sie schicken die Wasserwerfer!)<br />

Um es noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Variante zu sagen, weil Sie vielleicht me<strong>in</strong>en, das sei zu<br />

holzschnittartig und zu grobschlächtig, zitiere ich Ihnen, was gestern im Feuilleton <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Süddeutschen Zeitung Interessantes geschrieben wurde:<br />

Die Ökologie ist das größte System <strong>der</strong> Welt; Technik, Kultur o<strong>der</strong> Ökonomie s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong><br />

Teilgebiete. Es ist richtig, dass die Fragen <strong>der</strong> Nachhaltigkeit alle an<strong>der</strong>en Themen dom<strong>in</strong>ieren.<br />

Wenn wir ihrem grundsätzlichen Bedenkentum aber alle Kräfte <strong>der</strong> Euphorie opfern, werden wir<br />

kaum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, die Probleme <strong>der</strong> Zukunft zu lösen. Nicht e<strong>in</strong>mal die, die wir selbst im<br />

Glauben an die Zukunft verursacht haben.<br />

Das ist e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Variante, mit <strong>der</strong> auf das h<strong>in</strong>gewiesen wird, was Sie gerade zerstören.<br />

Wir wollen nachhaltige Politik; <strong>der</strong> Bundestag wird hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Enquete-Kommission über<br />

nachhaltiges Wachstum diskutieren. Wir zerstören aber die Fähigkeit zur Zukunft, wenn wir den<br />

Bedenkenträgern folgen.<br />

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat sie vorgeschlagen? –Jürgen Tritt<strong>in</strong><br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat die Kommission denn vorgeschlagen, Frau<br />

<strong>Bundeskanzler<strong>in</strong></strong>?)<br />

–Ich gebe Ihnen ja nur gute H<strong>in</strong>weise. Guten H<strong>in</strong>weisen <strong>von</strong> Ihnen schließen wir uns immer an; aber<br />

die gibt es lei<strong>der</strong> nur sehr selten.<br />

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir warten ja darauf!)<br />

–Nun bleiben Sie e<strong>in</strong>mal ruhig. Beherzigen Sie doch e<strong>in</strong>mal, dass Sie die Probleme <strong>der</strong> Zukunft nicht<br />

lösen werden, noch nicht e<strong>in</strong>mal die, die Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit verursacht haben. Das ist doch <strong>der</strong><br />

Punkt: Sie drücken sich angeblich im Geiste <strong>der</strong> Nachhaltigkeit vor <strong>der</strong> Verantwortung.<br />

(Petra <strong>Merkel</strong> [Berl<strong>in</strong>] [SPD]: Das trifft überhaupt nicht zu! –Thomas Oppermann [SPD]:<br />

Lösen Sie erst e<strong>in</strong>mal die Probleme <strong>der</strong> Gegenwart!)<br />

Sie s<strong>in</strong>d gegen die Erkundung <strong>von</strong> Gorleben und beklagen, dass es ke<strong>in</strong> Endlager gibt. Das ist<br />

diese Zweideutigkeit, das s<strong>in</strong>d Schäden aus <strong>der</strong> Vergangenheit, die bereits angerichtet s<strong>in</strong>d. Darauf<br />

müssen Sie e<strong>in</strong>e Antwort geben. Das haben Sie nicht getan.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Alexan<strong>der</strong> Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />

Welcher Atomkonzern hat Ihnen das aufgeschrieben? –Jürgen Tritt<strong>in</strong> [BÜNDNIS 90/ DIE<br />

GRÜNEN]: Also Erhalt <strong>der</strong> Schöpfung durch Salzkavernen!)<br />

Das ist bei Ihnen Thema für Thema gleich.<br />

Sie sprechen über nachhaltiges Wirtschaften. Dabei können Sie doch nicht die Augen davor<br />

verschließen, dass im Jahre 1950 sechs Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen und Arbeitnehmer für e<strong>in</strong>en Rentner<br />

gearbeitet haben und er zehn Jahre lang Rente bekommen hat. Heute arbeiten drei Arbeitnehmer für<br />

e<strong>in</strong>en Rentner, und er bekommt 18 Jahre lang Rente. Im Jahre 2030, also <strong>in</strong> 20 Jahren, werden zwei<br />

Menschen für e<strong>in</strong>en Rentner die Rente erarbeiten müssen, und er bekommt sie über 20 Jahre lang.<br />

Wenn man dann sagt, wie die SPD es tut, jetzt setze man die schrittweise E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Rente mit<br />

67 erst e<strong>in</strong>mal fünf Jahre aus, dann mutet man den zukünftigen Generationen etwas zu, was wir nicht<br />

wollen; denn wir wollen Generationengerechtigkeit. Sie stecken den Kopf <strong>in</strong> den Sand, Sie stellen sich<br />

den Realitäten nicht, Sie reden drum herum. So kommen wir nicht voran.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Genauso ist es beim Thema Gesundheit. Herr Ste<strong>in</strong>meier, ich weiß, dass Sie es eigentlich wissen.<br />

Sie wissen nur nicht, wie Sie das bei sich rüberbr<strong>in</strong>gen können. Die Gesundheitskosten werden<br />

steigen, weil die mediz<strong>in</strong>ischen Möglichkeiten größer s<strong>in</strong>d, weil wir heute D<strong>in</strong>ge tun können, an die<br />

man früher überhaupt nicht gedacht hat, und weil unsere Bevölkerung gleichzeitig älter wird.<br />

(Zuruf <strong>von</strong> <strong>der</strong> SPD: Solidarisierung à la Rösler!)<br />

Deshalb ist es doch ganz logisch, dass man die ausschließliche Kopplung an die Arbeitskosten nicht<br />

aufrechterhalten kann.<br />

(Thomas Oppermann [SPD]: Aber die Kopplung an die Arbeitnehmere<strong>in</strong>kommen!)


Sie wissen auch, dass <strong>der</strong> Ausgleich für die ansteigenden Kosten viel gerechter aus dem<br />

Steuersystem als aus den sozialversicherungspflichtigen Beiträgen geleistet werden kann. Das –und<br />

nichts an<strong>der</strong>es –ist doch das, was wir machen. Wir legen e<strong>in</strong>e Oberbelastungsgrenze <strong>von</strong> 2 Prozent<br />

des eigenen E<strong>in</strong>kommens fest. Diese Grenze haben Sie <strong>in</strong> vielen Fällen genauso gewählt.<br />

(Zurufe <strong>von</strong> <strong>der</strong> SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und <strong>der</strong> LINKEN)<br />

–Sie haben so e<strong>in</strong>e Angst, dass Sie verstehen könnten, was wir machen, dass Sie immer gleich<br />

schreien und e<strong>in</strong>fach nicht zuhören. Aber das wird sich nicht durchsetzen. Sie müssen Antworten auf<br />

die Zukunft f<strong>in</strong>den.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Zu Ihrer Milchmädchenrechnung. Auf dem Grünen-Parteitag ist ja das Allerbeste passiert. Man hat<br />

zum Schluss die Kommission „Ehrlich machen“ gegründet. Was war Ihr ganzer Parteitag, wenn Sie<br />

h<strong>in</strong>terher e<strong>in</strong>e Kommission „Ehrlich machen“ gründen müssen? War das alles die Unwahrheit o<strong>der</strong><br />

unehrlich, o<strong>der</strong> was? Das ist doch unglaublich.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da<br />

hat man Ihnen Quatsch aufgeschrieben!)<br />

Wir werden über die Neuregelung <strong>der</strong> Hartz-IV-Sätze mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sprechen. Wir haben e<strong>in</strong>e<br />

verfassungsgemäße Berechnung.<br />

(Zurufe <strong>von</strong> <strong>der</strong> SPD: Ne<strong>in</strong>! –<strong>Dr</strong>. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das sehen die Experten<br />

an<strong>der</strong>s!)<br />

Sie haben uns bis heute nicht gesagt, was genau Sie daran bezweifeln.<br />

(Petra <strong>Merkel</strong> [Berl<strong>in</strong>] [SPD]: Rechnungshof! Bundesbank! Sachverständigenrat!)<br />

Lieber Herr Ste<strong>in</strong>meier, ich sage Ihnen e<strong>in</strong>es: Es geht um Menschen und gerade um K<strong>in</strong><strong>der</strong> und ihr<br />

Bildungspaket zum 1. Januar nächsten Jahres. Ich kann nur sagen: Machen Sie ke<strong>in</strong>e Spielchen,<br />

son<strong>der</strong>n lassen Sie uns ehrlich darüber reden.<br />

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das jetzt die E<strong>in</strong>ladung zum Gespräch,<br />

o<strong>der</strong> was?)<br />

Wenn Sie es verweigern, mit <strong>der</strong> zuständigen M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> darüber zu sprechen,<br />

(Thomas Oppermann [SPD]: Sie haben doch das Gespräch verweigert! –Renate Künast<br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich warte auf die E<strong>in</strong>ladung!)<br />

weil Sie noch hun<strong>der</strong>t Sachen mit lösen wollen, die gar nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Arbeitsbereich fallen, dann kann<br />

ich nur sagen: Das ist ke<strong>in</strong> seriöses Herangehen. Es geht hier um das Schicksal <strong>von</strong> Hartz-IV-<br />

Empfängern und <strong>von</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> F<strong>am</strong>ilien mit Hartz IV. Da s<strong>in</strong>d auch Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung.<br />

(Zurufe <strong>von</strong> <strong>der</strong> SPD)<br />

–Sie brauchen gar nicht so zu schreien. Wir s<strong>in</strong>d zu Gesprächen bereit; das habe ich Ihnen immer<br />

wie<strong>der</strong> gesagt.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Wir brauchen nicht nur e<strong>in</strong>e starke Wirtschaft, wir brauchen auch e<strong>in</strong>en starken Staat. Wir dürfen<br />

nicht vergessen, dass die Beratungen heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Umgebung stattf<strong>in</strong>den, wie wir sie lange nicht<br />

hatten. Besucher<strong>in</strong>nen und Besucher können den Reichstag im Augenblick nicht besuchen. Ich<br />

bedanke mich beim Bundestagspräsidenten, dass er gestern ganz deutlich gemacht hat: Wir werden<br />

uns <strong>von</strong> unserer Arbeit trotz terroristischer Bedrohung nicht abbr<strong>in</strong>gen lassen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Aber klar ist auch – das haben uns die Paketbomben im Flugfrachtverkehr gezeigt –: Die<br />

Bedrohungen s<strong>in</strong>d lei<strong>der</strong> real. Wir müssen uns auf sie e<strong>in</strong>stellen. Ich möchte <strong>der</strong> Polizei danken, den<br />

Sicherheitskräften <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t, aber auch den Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern, die das alles gefasst und im<br />

Wissen um den Wert <strong>der</strong> Demokratie und unserer Freiheit akzeptieren und e<strong>in</strong>erseits aufmerks<strong>am</strong>,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber eben auch nicht ängstlich s<strong>in</strong>d. Ich kann die Worte des Bundes<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>isters nur<br />

wie<strong>der</strong>holen: Es gibt Grund zur Sorge, aber ke<strong>in</strong>en Grund zur Hysterie.<br />

Wir werden <strong>in</strong> diesem Bereich ganz eng –das haben wir jetzt schon gesehen –mit an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n zus<strong>am</strong>menarbeiten müssen. Globalisierung ist nicht nur im Wirtschaftsbereich, son<strong>der</strong>n<br />

globale Vernetzung ist auch im Sicherheitsbereich wichtig. Wir werden die für uns notwendigen<br />

Antworten f<strong>in</strong>den müssen, wie wir für Gesetze, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Koalition besprochen und die geregelt


werden müssen –ich nenne das Thema Vorratsdatenspeicherung –, richtige und gute Lösungen<br />

f<strong>in</strong>den, und wir werden <strong>in</strong>ternational mehr Verantwortung übernehmen.<br />

Ich möchte mich beim Bundesaußenm<strong>in</strong>ister ganz herzlich bedanken. Es ist gelungen ––<br />

(Wi<strong>der</strong>spruch bei <strong>der</strong> SPD)<br />

–Me<strong>in</strong> Gott, das ist <strong>von</strong> Bundeskanzler Schrö<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geleitet worden. Wir haben die Außenpolitik <strong>in</strong><br />

guter, bewährter Kont<strong>in</strong>uität fortgeführt und uns um den Sicherheitsratssitz für die Jahre 2011 und<br />

2012 bemüht. Wir waren erfolgreich. Ich f<strong>in</strong>de, darüber können wir uns alle freuen; wir sollten das<br />

Beste daraus machen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP sowie bei Abgeordneten <strong>der</strong> SPD)<br />

Wir brauchen natürlich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sicherheitspolitik <strong>der</strong> NATO neue Ansätze und neue<br />

Vernetzungen. Wir haben <strong>in</strong> Lissabon mit dem Bundesaußenm<strong>in</strong>ister und dem<br />

Bundesverteidigungsm<strong>in</strong>ister e<strong>in</strong>en sehr erfolgreichen NATO-Gipfel gehabt. Die NATO hat e<strong>in</strong> neues<br />

Strategisches Konzept aufgelegt. Die NATO hat gezeigt, dass sie e<strong>in</strong> politisches Bündnis ist. Dazu hat<br />

ganz wesentlich <strong>der</strong> Schritt Frankreichs im letzten Jahr beigetragen, wie<strong>der</strong> Vollmitglied <strong>der</strong> NATO zu<br />

werden. Nur dadurch ist es überhaupt möglich, heute Themen wie Afghanistan, die Frage <strong>der</strong><br />

Übergabe <strong>in</strong> Verantwortung, das Thema <strong>der</strong> vernetzten Sicherheit, <strong>der</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>es parallelen,<br />

politischen Prozesses zu den militärischen Aktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> NATO zu besprechen.<br />

Me<strong>in</strong>e D<strong>am</strong>en und Herren, wir stellen uns auch den neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Dazu gehört auch<br />

Cyber Defense, wie es so schön heißt, also <strong>der</strong> Schutz unserer Datensysteme. Präsident Ob<strong>am</strong>a<br />

sagt, dass Amerikas wirtschaftlicher Wohlstand im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sicherheit <strong>der</strong> Datennetze<br />

abhängt, und hat e<strong>in</strong> Cybersecurity Office e<strong>in</strong>gerichtet. Die britische Regierung hat Cyber-Defense-<br />

Progr<strong>am</strong>me angekündigt und will <strong>in</strong> vier Jahren 400 Millionen Pfund dafür ausgeben. Wir machen<br />

selbstverständlich auch etwas. Wenn <strong>der</strong> Fraktionsvorsitzende <strong>der</strong> Grünen zu dem Thema nichts<br />

an<strong>der</strong>es sagt als: „Wolen Sie Google bombardieren?“, dann kann ich nur sagen: Dümmer geht’s<br />

nimmer, lieber Herr Tritt<strong>in</strong>.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP sowie des Abg. Peer Ste<strong>in</strong>brück [SPD])<br />

Auch wir als christlich-liberale Koalition reagieren auf die neuen sicherheitspolitischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen. Der Bundesverteidigungsm<strong>in</strong>ister hat e<strong>in</strong>e Sicherheitsanalyse vorgelegt. Wir<br />

haben die Entscheidung getroffen – mit „wir“ me<strong>in</strong>e ich vor alem die Unionsfraktion; die FDP hatte<br />

diese Entscheidung schon früher getroffen –, dass wir die Wehrpflicht nicht abschaffen, son<strong>der</strong>n<br />

aussetzen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en freiwilligen Wehrdienst überführen. Die Kommandeurstagung dieses Jahres<br />

<strong>in</strong> <strong>Dr</strong>esden zum Thema „20Jahre Armee <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit“ – übrigens e<strong>in</strong>e riesige geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>e<br />

Erfolgsgeschichte <strong>von</strong> uns allen –war sicherlich e<strong>in</strong>e ganz wesentliche Weichenstellung dafür, wie<br />

sich die Bundeswehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft entwickelt.<br />

Liebe Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, das, was auf die Bundeswehr zukommt, ist nicht irgende<strong>in</strong>e<br />

Reform, son<strong>der</strong>n das ist das Ankommen im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t. Das ist die Antwort auf die neuen<br />

Bedrohungen, die nicht mehr an den Grenzen des Bündnisses NATO bestehen, son<strong>der</strong>n<br />

Bedrohungen, die aus Staaten kommen, die ihrer Verantwortung nicht nachkommen können, die vom<br />

Terrorismus kommen o<strong>der</strong> die durch die Proliferation <strong>von</strong> Massenvernichtungswaffen entstehen: völlig<br />

neue Probleme, vor denen wir stehen. Deshalb war ich sehr froh, dass es uns <strong>in</strong> Lissabon beim<br />

Russland-NATO-Rat gelungen ist, deutlich zu machen: Russland ist bei <strong>der</strong> Bekämpfung all <strong>der</strong><br />

Bedrohungen, denen wir gegenüberstehen, nicht mehr unser Gegner, wie es im Kalten Krieg war,<br />

son<strong>der</strong>n Russland kann und wird Partner se<strong>in</strong>. Das hat sich ganz massiv dort demonstriert.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP sowie des Abg. Tom Koenigs [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN])<br />

Wir mussten gestern wie<strong>der</strong> erleben, dass diese Bedrohungen nicht abstrakt s<strong>in</strong>d. Die Raketenangriffe<br />

<strong>von</strong> Nordkorea auf Südkorea haben uns allen gezeigt, wie fragil die Sicherheit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen<br />

unserer Welt ist. Wir erwähnen, dass Russland auch bei <strong>der</strong> Sicherheitsratsresolution gegen den Iran<br />

mit auf unserer Seite war. Diese Partnerschaft muss ausgebaut werden. Sie wird ausgebaut werden,<br />

und wir werden dadurch e<strong>in</strong> Mehr an Sicherheit haben.<br />

Wenn wir jetzt zu e<strong>in</strong>em freiwilligen Wehrdienst übergehen, was auch Folgen für den Zivildienst im<br />

Zus<strong>am</strong>menhang mit dem Freiwilligendienst hat, dann brauchen wir e<strong>in</strong> Freiwilligengesetz, das die<br />

M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Krist<strong>in</strong>a Schrö<strong>der</strong> vorgestellt hat. Das br<strong>in</strong>gt mich zu dem nächsten Punkt; denn wir wollen<br />

d<strong>am</strong>it nicht nur etwas technisch neu regeln, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>en Impuls geben und e<strong>in</strong>en richtigen<br />

Schritt h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Geme<strong>in</strong>wesen tun, wie wir es uns vorstellen. Wir wollen, dass diese Gesellschaft<br />

dadurch menschlicher wird, dass Menschen sich für an<strong>der</strong>e Menschen engagieren.


(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Ich glaube, viele junge Menschen werden dazu bereit se<strong>in</strong>, sei es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundeswehr, sei es im<br />

Freiwilligendienst, sei es im Freiwilligen Sozialen o<strong>der</strong> im Freiwilligen Ökologischen Jahr, das junge<br />

Menschen ableisten. Aber wir laden Menschen aller Altersgruppen e<strong>in</strong>, sich im Ehren<strong>am</strong>t und <strong>in</strong><br />

Freiwilligendiensten zu engagieren. Es gibt sehr viel zu tun, und <strong>der</strong> Staat wird gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Gesellschaft, die älter wird, Menschlichkeit nicht so vermitteln können, wie wir uns das wünschen,<br />

jedenfalls nicht alle<strong>in</strong>e. Wir brauchen e<strong>in</strong>en starken Staat; aber wir brauchen auch starke Bürger, die<br />

sich für an<strong>der</strong>e Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger engagieren. Das ist unsere Vorstellung <strong>von</strong> Geme<strong>in</strong>wesen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Liebe Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, Sie sehen: Wir s<strong>in</strong>d uns nicht <strong>in</strong> allen Fragen e<strong>in</strong>ig. Aber ich<br />

glaube, dass wir uns den Themen gestellt haben. Wir haben Entscheidungen gefällt, und wir werden<br />

weitere Entscheidungen fällen. Was das Thema Arbeitsmarkt angeht, dürfen wir uns mit 2,9 Millionen<br />

Arbeitslosen nicht zufrieden geben. Wir haben angesichts des demografischen Wandels vielleicht zum<br />

ersten Mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland seit den 70er-Jahren wie<strong>der</strong> die<br />

Chance, zu sagen: Vollbeschäftigung kann Realität werden.<br />

(Petra <strong>Merkel</strong> [Berl<strong>in</strong>] [SPD]: Ste<strong>in</strong>meier ist dafür ausgelacht worden im Wahlk<strong>am</strong>pf!)<br />

Deshalb werden wir gerade <strong>von</strong> den Jüngeren for<strong>der</strong>n, wenn sie nicht geför<strong>der</strong>t werden wollen, genau<br />

diesen Weg zu gehen; denn <strong>der</strong> demografische Wandel kann auch als Chance für unser Land genutzt<br />

werden.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Wir packen die Probleme also an, zus<strong>am</strong>men mit unseren <strong>in</strong>ternationalen Partnern. Wir machen<br />

e<strong>in</strong>e Politik aus dem Blickw<strong>in</strong>kel unserer K<strong>in</strong><strong>der</strong>, weil wir uns <strong>der</strong> Zukunft verpflichtet fühlen. Deshalb<br />

darf ich Ihnen sagen: Die christlich-liberale Koalition ist auf e<strong>in</strong>em Weg, um Deutschland, das immer<br />

stark war, auch stark bleiben zu lassen. Sie ist auf e<strong>in</strong>em Weg, <strong>der</strong> deutlich macht: Die<br />

Bundesrepublik Deutschland war nicht nur e<strong>in</strong> Erfolgsmodell. Sie wird auch <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong><br />

Erfolgsmodell se<strong>in</strong>. – Diesem Auftrag fühlen wir uns verpflichtet. Da werden wir auch ke<strong>in</strong>e<br />

Wi<strong>der</strong>stände scheuen. Da werden wir Entscheidungen treffen. Ich sage Ihnen dazu: Es macht uns<br />

sogar noch geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> Spaß.<br />

Herzlichen Dank.<br />

(Anhalten<strong>der</strong> Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)

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