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Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am 24.11.2010 in der ...

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positiv betrachten, natürlich immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konditionalität, die deutlich macht, welche Schritte e<strong>in</strong><br />

Land tun muss, um auf den Pfad e<strong>in</strong>er stabilen Währung zurückzukehren.<br />

Man sieht doch, welche Anstrengungen die griechische Regierung unternimmt. Man sieht auch –<br />

das haben die Kommunalwahlen jetzt gezeigt –, dass die Menschen <strong>in</strong> Griechenland diese<br />

Anstrengungen sogar honorieren. Ich sage das, obwohl unsere Partnerpartei dort dabei nicht <strong>der</strong><br />

Gew<strong>in</strong>ner ist. Die Menschen wollen, dass die D<strong>in</strong>ge beim N<strong>am</strong>en genannt werden, dass man nicht<br />

den Kopf <strong>in</strong> den Sand steckt, dass man ihnen nicht nach dem Mund redet. Sie wollen, dass die<br />

Entscheidungen gefällt werden, die notwendig s<strong>in</strong>d. Das ist genau das, was auch wir für unser Land<br />

machen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Wir alle wissen –ich f<strong>in</strong>de, darüber sollten wir <strong>in</strong> aller Ruhe und Verantwortung <strong>in</strong> diesem Hause<br />

diskutieren –: Wir haben e<strong>in</strong>en Krisenmechanismus bis zum Jahre 2013. Wir wissen auch –das sagt<br />

uns unsere europäische Verantwortung –: Wir brauchen für die Zeit danach e<strong>in</strong>en permanenten<br />

Krisenmechanismus.<br />

Im Augenblick arbeiten wir, auch im H<strong>in</strong>blick auf Irland, all die Fehler <strong>der</strong> Vergangenheit ab.<br />

Deshalb ist es auch richtig, zu sagen: Die Krise ist noch nicht vorbei. Aber wir müssen jetzt<br />

Vorkehrungen treffen, d<strong>am</strong>it diese Fehler nicht wie<strong>der</strong> passieren. Dabei geht es um die<br />

F<strong>in</strong>anzmarktarchitektur; da haben wir vieles erreicht. Dabei geht es um die Tatsache, dass wir den<br />

Stabilitätspakt geschärft haben; auch da haben wir vieles erreicht, mehr, als man vielleicht vor e<strong>in</strong>em<br />

Jahr hätte denken können.<br />

Das vielleicht Wichtigste ist aber nicht, dass jetzt die Defizite strenger überwacht werden und auch<br />

die Ges<strong>am</strong>tverschuldung <strong>in</strong> den Blick des Stabilitäts- und Wachstumspaktes kommt. Das Wichtigste<br />

ist aus me<strong>in</strong>er Sicht, dass auch makroökonomische Kriterien wie Lohnstückkosten und das Verhältnis<br />

<strong>von</strong> Sozialausgaben und Investitionsquote <strong>in</strong> die Betrachtung <strong>der</strong> europäischen Län<strong>der</strong><br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>kommen. Wir s<strong>in</strong>d auf dem Weg, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>e, kohärente Wirtschaftspolitik zu schaffen,<br />

die sich nach unseren Vorstellungen –ich hoffe, da stimmen Sie uns zu –nicht an den Schlechtesten,<br />

son<strong>der</strong>n an den Besten orientieren sollte, d<strong>am</strong>it unser Kont<strong>in</strong>ent <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t stark wird.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Jetzt zum Krisenmechanismus für die Zukunft. Hier stehen wir vor e<strong>in</strong>em Problem, wo die<br />

Entscheidung nicht e<strong>in</strong>fach ist. Die christlich-liberale Koalition hat sich aber entschieden. Wir sagen:<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es permanenten Krisenmechanismus müssen auch die privaten Gläubiger, das heißt<br />

diejenigen, die an hohen Z<strong>in</strong>sen und mit Staatsanleihen Geld verdienen, beteiligt werden, und zwar <strong>in</strong><br />

dem S<strong>in</strong>ne, dass sie Verantwortung übernehmen.<br />

(Beifall bei <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP –Bett<strong>in</strong>a Hagedorn [SPD]: Ja! Dann machen Sie<br />

mal!)<br />

–Ja. Ich bitte Sie nur, dass wir darüber ganz redlich geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sprechen.<br />

(Joachim Poß [SPD]: „Redlich“? Das müssen Sie gerade sagen! Sie haben die D<strong>in</strong>ge doch<br />

gerade verdreht! Vorh<strong>in</strong>! –Gegenruf des Abg. Volker Kau<strong>der</strong> [CDU/CSU]: Poß, Ruhe!)<br />

–Herr Poß, ich kann es gerne wie<strong>der</strong>holen, d<strong>am</strong>it auch Sie die Richtung mitbekommen.<br />

(Heiterkeit bei Abgeordneten <strong>der</strong> CDU/CSU und <strong>der</strong> FDP)<br />

Die Märkte s<strong>in</strong>d, wie es immer so schön heißt, beunruhigt, wenn man so etwas ausspricht.<br />

(Joachim Poß [SPD]: Ja! Und warum? Dazu haben Sie viel beigetragen! –Jürgen Tritt<strong>in</strong><br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: <strong>Rede</strong>n Sie mal mit Ihrem Regierungssprecher, mit Herrn<br />

Seibert!)<br />

Wir stehen jetzt vor e<strong>in</strong>er ganz entscheidenden Frage. Wir haben <strong>am</strong> Anfang <strong>der</strong> Krise oft gesagt: Es<br />

darf nicht se<strong>in</strong>, dass die Politik nicht das Primat hat. Die Wirtschaft hat <strong>der</strong> Politik und den Menschen<br />

zu dienen und nicht umgekehrt.<br />

(Petra <strong>Merkel</strong> [Berl<strong>in</strong>] [SPD]: Ach! Das ist ja mal was ganz Neues! –Jürgen Tritt<strong>in</strong> [BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN]: E<strong>in</strong>e neue Erkenntnis ereilt Frau <strong>Merkel</strong>! –Thomas Oppermann [SPD]:<br />

Aha! Ke<strong>in</strong> Beifall bei <strong>der</strong> Koalition!)<br />

Jetzt stehen wir an genau dieser Stelle. Jetzt f<strong>in</strong>det ganz konkret und jeden Tag e<strong>in</strong> gewisses<br />

R<strong>in</strong>gen darum statt: Hat die Politik den Mut, auch diejenigen, die d<strong>am</strong>it Geld verdienen, mit <strong>in</strong>s Risiko<br />

zu nehmen, o<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Handel mit Staatsanleihen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Bereich <strong>der</strong> Wirtschaft auf <strong>der</strong> Welt, <strong>in</strong>

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