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1 1 Fahrzeugschaden ............................................................. - Stefan Nolte

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1 <strong>Fahrzeugschaden</strong> .......................................................................................................1<br />

2 Vergleich von Reparaturaufwand und Wiederbeschaffungsaufwand ...........................1<br />

2.1 Reparaturaufwand ist geringer als Wiederbeschaffungsaufwand ....................2<br />

2.2 Reparaturaufwand ist geringer als Wiederbeschaffungswert ...........................2<br />

2.3 Reparaturaufwand ist geringer als erhöhter Wiederbeschaffungswert .............4<br />

2.4 Reparaturaufwand ist höher als erhöhter Wiederbeschaffungswert .................5<br />

3 Feststellung von Reparaturaufwand und Wiederbeschaffungsaufwand ......................5<br />

4 Restwert .....................................................................................................................7<br />

5 Abrechnung auf Neufahrzeugbasis .............................................................................7<br />

5.1 Fahrleistung bis 1.000 km ...............................................................................8<br />

5.2 Fahrleistung bis 3.000 km ...............................................................................9<br />

1 <strong>Fahrzeugschaden</strong><br />

Die Beschädigung und die Zerstörung eines Fahrzeuges machen eine Wiederherstellung<br />

des vor dem Verkehrsunfall bestandenen Zustandes und einen Ausgleich der dem<br />

Geschädigten entstandenen Schäden nach §§ 249 ff. BGB, §§ 10 ff. StVG erforderlich.<br />

Grundsätzlich können dabei die Reparatur des Unfallfahrzeuges oder die Beschaffung eines<br />

Ersatzfahrzeuges (= <strong>Fahrzeugschaden</strong>) in Betracht kommen, da sowohl die Reparatur als<br />

auch die Ersatzbeschaffung eine Naturalrestitution nach § 249 Abs. 2 S. 1 BGB darstellen 1 .<br />

2 Vergleich von Reparaturaufwand und Wiederbeschaffungsaufwand<br />

Mit der Begrenzung des Schadenersatzes auf den erforderlichen Beseitigungsaufwand ist<br />

ein Vergleich des Reparaturaufwandes (= Summe aus Reparaturkosten und Wertminderung)<br />

und des Wiederbeschaffungsaufwandes (= Differenz zwischen Wiederbeschaffungswert und<br />

Restwert) vorzunehmen 2 . Dem Vergleich sind zumindest bei einem zum Vorsteuerabzug<br />

nicht berechtigten Geschädigten die die Umsatzsteuer enthaltenden Werte zu Grunde zu<br />

legen 3 . Auf Grund des Vergleichs ist der Geschädigte grundsätzlich nur zu der billigeren<br />

Schadenbeseitigung berechtigt, da diese zur Wiederherstellung des vor dem Verkehrsunfall<br />

1 BGH – Urteil vom 22.09.2009 – VI ZR 312/08; BGH – Urteil vom 06.04.1993 – VI ZR 181/92; BGH – Urteil vom<br />

17.03.1992 – VI ZR 226/91; BGH – Urteil vom 15.10.1991 – VI ZR 314/90; BGH – Urteil vom 15.10.1991 – VI ZR<br />

67/91<br />

2 BGH – Urteil vom 15.10.1991 – VI ZR 314/90; BGH – Urteil vom 15.10.1991 – VI ZR 67/91; BGH – Urteil vom<br />

05.03.1985 – VI ZR 204/83<br />

3 BGH – Urteil vom 03.03.2009 – VI ZR 100/08<br />

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bestandenen Zustandes ausreichend ist 4 . Das Interesse des Geschädigten an der weiteren<br />

Nutzung des ihm vertrauten Unfallfahrzeuges (= Integritätsinteresse) rechtfertigt bei dem<br />

Vergleich jedoch eine abgewandelte Betrachtung des Wiederbeschaffungsaufwandes, wenn<br />

der Geschädigte sein Integritätsinteresse durch eine geeignete Handlung dokumentiert 5 ; dies<br />

gilt auch für gewerblich genutzte Fahrzeuge 6 . Nach der Dokumentation seines<br />

Integritätsinteresses sind dem Geschädigten bei dem Vergleich des Reparaturaufwandes<br />

und des Wiederbeschaffungsaufwandes eine Erhöhung des Wiederbeschaffungswertes um<br />

30 % (= Integritätszuschlag) und eine Außerachtlassung des Restwertes zuzubilligen 7 .<br />

2.1 Reparaturaufwand ist geringer als Wiederbeschaffungsaufwand<br />

Reparaturkosten 2.500,00 € Wiederbeschaffungswert 5.000,00 €<br />

Wertminderung 500,00 € Restwert 1.000,00 €<br />

3.000,00 € 4.000,00 €<br />

Dem Geschädigten sind nach § 249 Abs. 2 S. 1 BGB die Reparaturkosten und nach § 251<br />

Abs. 1 BGB die Wertminderung zu erstatten. Jedoch ist nach § 249 Abs. 2 S. 2 BGB auf der<br />

Grundlage einer fiktiven Schadenermittlung (= Gutachten, Kostenvoranschlag usw.) eine<br />

Zahlung der in den Reparaturkosten enthaltenen Umsatzsteuer nicht vorzunehmen 8 . Eine<br />

Erstattung der in den Reparaturkosten enthaltenen Umsatzsteuer ist nach § 249 Abs. 2 S. 2<br />

BGB vielmehr erst auf der Grundlage einer konkreten Schadenermittlung (= Rechnung)<br />

durch die Vorlage einer die Umsatzsteuer ausweisenden Rechnung zu tätigen.<br />

2.2 Reparaturaufwand ist geringer als Wiederbeschaffungswert<br />

Reparaturkosten 2.500,00 € Wiederbeschaffungswert 5.000,00 €<br />

Wertminderung 500,00 € Restwert 3.000,00 €<br />

3.000,00 € 2.000,00 €<br />

4 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08; BGH – Urteil vom 17.03.1992 – VI ZR 226/91; BGH – Urteil vom<br />

15.10.1991 – VI ZR 314/90; BGH – Urteil vom 15.10.1991 – VI ZR 67/91; BGH – Urteil vom 05.03.1985 – VI ZR<br />

204/83<br />

5 BGH – Urteil vom 15.10.1991 – VI ZR 314/90<br />

6 BGH – Urteil vom 08.12.1998 – VI ZR 66/98<br />

7 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08; BGH – Urteil vom 17.03.1992 – VI ZR 226/91; BGH – Urteil vom<br />

15.10.1991 – VI ZR 314/90<br />

8 BGH – Urteil vom 22.09.2009 – VI ZR 312/08<br />

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Dem Geschädigten ist grundsätzlich nach § 249 Abs. 2 S. 1 BGB nur der<br />

Wiederbeschaffungsaufwand zu erstatten 9 . Jedoch ist nach § 249 Abs. 2 S. 2 BGB auf der<br />

Grundlage einer fiktiven Schadenermittlung (= Gutachten, Kostenvoranschlag usw.) eine<br />

Zahlung der in dem Wiederbeschaffungswert enthaltenen Umsatzsteuer nicht vorzunehmen.<br />

Eine Erstattung der in dem Wiederbeschaffungswert enthaltenen Umsatzsteuer ist nach §<br />

249 Abs. 2 S. 2 BGB vielmehr erst auf der Grundlage einer konkreten Schadenermittlung (=<br />

Kaufvertrag, Rechnung, Quittung usw.) durch den Nachweis einer mindestens den<br />

Wiederbeschaffungswert erreichenden Beschaffung eines Ersatzfahrzeuges zu tätigen 10 ;<br />

dies gilt auch für gewerblich genutzte Fahrzeuge, wenn der Geschädigte auf Grund der<br />

Beschaffung eines differenzbesteuerten Ersatzfahrzeuges nicht zum Vorsteuerabzug<br />

berechtigt ist 11 .<br />

Dem Geschädigten sind ausnahmsweise nach § 249 Abs. 2 S. 1 BGB die Reparaturkosten<br />

und nach § 251 Abs. 1 BGB die Wertminderung zu erstatten, wenn er sein Interesse an der<br />

weiteren Nutzung des ihm vertrauten Unfallfahrzeuges (= Integritätsinteresse) durch eine<br />

geeignete Handlung dokumentiert; der Restwert stellt sich in diesem Fall nur als ein nicht in<br />

die Schadenbilanz einzustellender hypothetischer Rechnungsposten dar 12 . Zum einen kann<br />

der Geschädigte sein Integritätsinteresse, gegebenenfalls nach einer Wiederherstellung der<br />

Verkehrssicherheit 13 oder nach einer nicht vollständigen und fachgerechten Reparatur 14 ,<br />

durch den Nachweis einer Weiternutzung des einer Reparatur nicht unterworfenen<br />

Unfallfahrzeuges über einen Zeitraum von sechs Monaten verdeutlichen 15 . Zum anderen<br />

kann er sein Integritätsinteresse, auch ohne eine Weiternutzung des Unfallfahrzeuges 16 ,<br />

durch den Nachweis einer Reparatur des Unfallfahrzeuges bekunden 17 . Wiederum ist nach §<br />

249 Abs. 2 S. 2 BGB auf der Grundlage einer fiktiven Schadenermittlung (= Gutachten,<br />

Kostenvoranschlag usw.) eine Zahlung der in den Reparaturkosten enthaltenen<br />

Umsatzsteuer nicht vorzunehmen. Eine Erstattung der in den Reparaturkosten enthaltenen<br />

Umsatzsteuer ist nach § 249 Abs. 2 S. 2 BGB vielmehr erst auf der Grundlage einer<br />

9 BGH – Urteil vom 07.06.2005 – VI ZR 192/04<br />

10 BGH – Urteil vom 15.11.2005 – VI ZR 26/05; BGH – Urteil vom 01.03.2005 – VI ZR 91/04<br />

11 BGH – Beschluss vom 25.11.2008 – VI ZR 245/07<br />

12 BGH – Urteil vom 23.05.2006 – VI ZR 192/05; BGH – Urteil vom 29.04.2003 – VI ZR 393/02<br />

13 BGH – Urteil vom 29.04.2008 – VI ZR 220/07<br />

14 BGH – Urteil vom 03.03.2009 – VI ZR 100/08<br />

15 BGH – Urteil vom 29.04.2008 – VI ZR 220/07; BGH – Urteil vom 23.05.2006 – VI ZR 192/05<br />

16 BGH – Urteil vom 05.12.2006 – VI ZR 77/06<br />

17 BGH – Urteil vom 29.04.2008 – VI ZR 220/07; BGH – Urteil vom 05.12.2006 – VI ZR 77/06<br />

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konkreten Schadenermittlung (= Rechnung) durch die Vorlage einer die Umsatzsteuer<br />

ausweisenden Rechnung zu tätigen.<br />

2.3 Reparaturaufwand ist geringer als erhöhter Wiederbeschaffungswert<br />

Reparaturkosten 5.500,00 € Wiederbeschaffungswert 5.000,00 €<br />

Wertminderung 500,00 € 30 % Integritätszuschlag 1.500,00 €<br />

6.000,00 € 6.500,00 €<br />

Restwert 1.000,00 €<br />

Dem Geschädigten ist grundsätzlich nach § 249 Abs. 2 S. 1 BGB nur der<br />

Wiederbeschaffungsaufwand zu erstatten. Jedoch ist nach § 249 Abs. 2 S. 2 BGB auf der<br />

Grundlage einer fiktiven Schadenermittlung (= Gutachten, Kostenvoranschlag usw.) eine<br />

Zahlung der in dem Wiederbeschaffungswert enthaltenen Umsatzsteuer nicht vorzunehmen.<br />

Eine Erstattung der in dem Wiederbeschaffungswert enthaltenen Umsatzsteuer ist nach §<br />

249 Abs. 2 S. 2 BGB vielmehr erst auf der Grundlage einer konkreten Schadenermittlung (=<br />

Kaufvertrag, Rechnung, Quittung usw.) durch den Nachweis einer mindestens den<br />

Wiederbeschaffungswert erreichenden Beschaffung eines Ersatzfahrzeuges zu tätigen 18 .<br />

Dem Geschädigten sind ausnahmsweise nach § 249 Abs. 2 S. 1 BGB die Reparaturkosten<br />

und nach § 251 Abs. 1 BGB die Wertminderung zu erstatten, wenn er sein Interesse an der<br />

weiteren Nutzung des ihm vertrauten Unfallfahrzeuges (= Integritätsinteresse) durch eine<br />

geeignete Handlung dokumentiert. Er kann sein Integritätsinteresse durch den Nachweis<br />

einer, gegebenenfalls in Eigenleistung vorgenommenen 19 , vollständigen und fachgerechten 20<br />

Reparatur und einer Weiternutzung des Unfallfahrzeuges über einen Zeitraum von sechs<br />

Monaten verdeutlichen 21 . Der 6-monatigen Weiternutzung kommt dabei jedoch keine<br />

Bedeutung für die Fälligkeit 22 , sondern allein eine Bedeutung für den Nachweis des<br />

Integritätsinteresses zu. Wiederum ist nach § 249 Abs. 2 S. 2 BGB auf der Grundlage einer<br />

fiktiven Schadenermittlung (= Gutachten, Kostenvoranschlag usw.) eine Zahlung der in den<br />

18 BGH – Urteil vom 15.11.2005 – VI ZR 26/05; BGH – Urteil vom 01.03.2005 – VI ZR 91/04<br />

19 BGH – Urteil vom 15.02.2005 – VI ZR 70/04<br />

20 BGH – Urteil vom 03.03.2009 – VI ZR 100/08; BGH – Urteil vom 15.02.2005 – VI ZR 70/04; BGH – Urteil vom<br />

15.02.2005 – VI ZR 172/04<br />

21 BGH – Urteil vom 22.04.2008 – VI ZR 237/07; BGH – Urteil vom 27.11.2007 – VI ZR 56/07; BGH – Urteil vom<br />

13.11.2007 – VI ZR 89/07<br />

22 BGH – Beschluss vom 18.11.2008 – VI ZB 22/08<br />

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Reparaturkosten enthaltenen Umsatzsteuer nicht vorzunehmen. Eine Erstattung der in den<br />

Reparaturkosten enthaltenen Umsatzsteuer ist nach § 249 Abs. 2 S. 2 BGB vielmehr erst auf<br />

der Grundlage einer konkreten Schadenermittlung (= Rechnung) durch die Vorlage einer die<br />

Umsatzsteuer ausweisenden Rechnung zu tätigen.<br />

Der Geschädigte kann, auch ohne einen zuvor erklärten Vorbehalt 23 , von der Abrechnung<br />

nach dem Wiederbeschaffungsaufwand auf die Abrechnung nach dem Reparaturaufwand<br />

übergehen.<br />

2.4 Reparaturaufwand ist höher als erhöhter Wiederbeschaffungswert<br />

Reparaturkosten 7.500,00 € Wiederbeschaffungswert 5.000,00 €<br />

Wertminderung 500,00 € 30 % Integritätszuschlag 1.500,00 €<br />

8.000,00 € 6.500,00 €<br />

Restwert 1.000,00 €<br />

Dem Geschädigten ist nach § 249 Abs. 2 S. 1 BGB nur der Wiederbeschaffungsaufwand zu<br />

erstatten 24 . Jedoch ist nach § 249 Abs. 2 S. 2 BGB auf der Grundlage einer fiktiven<br />

Schadenermittlung (= Gutachten, Kostenvoranschlag usw.) eine Zahlung der in dem<br />

Wiederbeschaffungswert enthaltenen Umsatzsteuer nicht vorzunehmen. Eine Erstattung der<br />

in dem Wiederbeschaffungswert enthaltenen Umsatzsteuer ist nach § 249 Abs. 2 S. 2 BGB<br />

vielmehr erst auf der Grundlage einer konkreten Schadenermittlung (= Kaufvertrag,<br />

Rechnung, Quittung usw.) durch den Nachweis einer mindestens den<br />

Wiederbeschaffungswert erreichenden Beschaffung eines Ersatzfahrzeuges zu tätigen 25 .<br />

3 Feststellung von Reparaturaufwand und Wiederbeschaffungsaufwand<br />

Zur Feststellung des <strong>Fahrzeugschaden</strong>s darf sich der Geschädigte eines von ihm<br />

ausgewählten 26 Sachverständigen bedienen, wenn ein verständig und wirtschaftlich<br />

denkender Geschädigter nach seinen Erkenntnissen und Möglichkeiten die Einschaltung<br />

eines Sachverständigen für geboten halten durfte 27 . Die Beurteilung der Erstattungsfähigkeit<br />

23 BGH – Urteil vom 17.10.2006 – VI ZR 249/05<br />

24 BGH – Urteil vom 10.07.2007 – VI ZR 258/06; BGH – Urteil vom 06.03.2007 – VI ZR 120/06<br />

25 BGH – Urteil vom 15.11.2005 – VI ZR 26/05; BGH – Urteil vom 01.03.2005 – VI ZR 91/04<br />

26 BGH – Urteil vom 23.01.2007 – VI ZR 67/06; BGH – Urteil vom 12.07.2005 – VI ZR 132/04<br />

27 BGH – Urteil vom 23.01.2007 – VI ZR 67/06; BGH – Urteil vom 30.11.2004 – VI ZR 365/03<br />

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der Sachverständigenkosten gründet sich auch auf den (erst durch das Gutachten<br />

ermittelten) Schadenumfang, der eine Bagatellgrenze von 700,00 € überschreiten muss 28 .<br />

Dem Vergleich des Reparaturaufwandes (= Summe aus Reparaturkosten und<br />

Wertminderung) und des Wiederbeschaffungsaufwandes (= Differenz zwischen<br />

Wiederbeschaffungswert und Restwert) ist grundsätzlich der von einem Sachverständigen<br />

nach dem allgemeinen 29 regionalen 30 Markt ermittelte Restwert zu Grunde zu legen 31 .<br />

Demgegenüber muss der Restwert nicht nach einem Sondermarkt von Restwertaufkäufern<br />

im Internet 32 oder nach einem spezialisierten Markt von Restwertaufkäufern 33 bestimmt<br />

werden. Auch muss der Geschädigte das Unfallfahrzeug nicht zerlegen (lassen) und in<br />

Einzelteilen verwerten, um einen über den Restwert des regionalen Marktes<br />

hinausgehenden Restwert zu erzielen 34 .<br />

Kann der Geschädigte, auf dem regionalen Markt 35 , tatsächlich nur einen geringeren als den<br />

von dem Sachverständigen angenommenen Restwert erzielen, so ist nur der verringerte<br />

Restwert zu berücksichtigen 36 . Kann der Geschädigte, der das Unfallfahrzeug nicht<br />

weiternutzt 37 , tatsächlich einen höheren als den von dem Sachverständigen festgestellten<br />

Restwert erzielen, so ist der erhöhte Restwert nur in Ansatz zu bringen, wenn der erhöhte<br />

Restwert von dem Geschädigten ohne eine überobligatorische Anstrengung erzielt werden<br />

kann 38 oder der erhöhte Restwert von dem Ersatzverpflichteten in der Form eines bindenden<br />

Angebotes, nicht lediglich eines Hinweises, benannt wird 39 ; ein über den Restwert<br />

28 BGH – Urteil vom 30.11.2004 – VI ZR 365/03<br />

29 BGH – Urteil vom 06.04.1993 – VI ZR 181/92<br />

30 BGH – Urteil vom 13.01.2009 – VI ZR 205/08; BGH – Urteil vom 06.03.2007 – VI ZR 120/06<br />

31 BGH – Urteil vom 30.11.1999 – VI ZR 219/98<br />

32 BGH – Urteil vom 13.01.2009 – VI ZR 205/08; BGH – Urteil vom 06.03.2007 – VI ZR 120/06; BGH – Urteil vom<br />

12.07.2005 – VI ZR 132/04<br />

33 BGH – Urteil vom 13.01.2009 – VI ZR 205/08; BGH – Urteil vom 06.03.2007 – VI ZR 120/06; BGH – Urteil vom<br />

12.07.2005 – VI ZR 132/04; BGH – Urteil vom 07.12.2004 – VI ZR 119/04; BGH – Urteil vom 30.11.1999 – VI ZR<br />

219/98; BGH – Urteil vom 06.04.1993 – VI ZR 181/92<br />

34 BGH – Urteil vom 26.03.1985 – VI ZR 267/83<br />

35 BGH – Urteil vom 12.07.2005 – VI ZR 132/04<br />

36 BGH – Urteil vom 30.05.2006 – VI ZR 174/05; BGH – Urteil vom 12.07.2005 – VI ZR 132/04<br />

37 BGH – Urteil vom 06.03.2007 – VI ZR 120/06<br />

38 BGH – Urteil vom 07.12.2004 – VI ZR 119/04; BGH – Urteil vom 30.11.1999 – VI ZR 219/98<br />

39 BGH – Urteil vom 30.11.1999 – VI ZR 219/98<br />

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hinausgehender Erlös für das Unfallfahrzeug, der mit dem Zustand des Unfallfahrzeuges<br />

nichts zu tun hat, ist dem Geschädigten zu belassen 40 .<br />

Der Geschädigte darf sich auf die Feststellungen eines Sachverständigen zu den<br />

Reparaturkosten 41 und zu dem Restwert 42 grundsätzlich verlassen. Auf die Feststellungen<br />

darf er jedoch nicht vertrauen, wenn ihm bei der Beauftragung des Sachverständigen ein<br />

Auswahlverschulden zur Last zu legen ist 43 oder wenn ihm sonstige Gründe einen Anlass<br />

zum Misstrauen geben 44 .<br />

4 Restwert<br />

Bei der Schadenbeseitigung auf der Grundlage des Wiederbeschaffungsaufwandes hat sich<br />

der Geschädigte grundsätzlich den Restwert des Unfallfahrzeuges anrechnen zu lassen.<br />

Statt das Unfallfahrzeug zur Erzielung des Restwertes selbst zu verwerten, kann er das<br />

Unfallfahrzeug aber auch dem Schädiger zur Verfügung stellen 45 und bei diesem den<br />

Wiederbeschaffungswert des Unfallfahrzeuges geltend machen; dies gilt auch bei einer<br />

Abrechnung auf Neufahrzeugbasis 46 .<br />

5 Abrechnung auf Neufahrzeugbasis<br />

Auf Grund des Vergleichs zwischen dem Reparaturaufwand und dem<br />

Wiederbeschaffungsaufwand ist der Geschädigte zwar grundsätzlich nur zu der billigeren<br />

Schadenbeseitigung berechtigt. Doch kann der Geschädigte unter besonderen Umständen<br />

ausnahmsweise die in aller Regel höheren Kosten der Beschaffung eines gleichwertigen<br />

Neufahrzeuges als Ersatzfahrzeug geltend machen 47 . Dabei sind besondere Umstände<br />

gegeben, wenn ein fabrikneues Fahrzeug derartig erheblich beschädigt wird, dass es trotz<br />

der Durchführung einer ordnungsgemäßen Reparatur seinen Charakter der Neuwertigkeit<br />

40 BGH – Urteil vom 07.12.2004 – VI ZR 119/04<br />

41 BGH – Urteil vom 06.04.1993 – VI ZR 181/92<br />

42 BGH – Urteil vom 06.04.1993 – VI ZR 181/92<br />

43 BGH – Urteil vom 06.04.1993 – VI ZR 181/92<br />

44 BGH – Urteil vom 06.04.1993 – VI ZR 181/92<br />

45 BGH – Urteil vom 26.03.1985 – VI ZR 267/83<br />

46 BGH – Urteil vom 14.06.1983 – VI ZR 213/81<br />

47 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08; BGH – Urteil vom 29.03.1983 – VI ZR 157/81; BGH – Urteil vom<br />

03.11.1981 – VI ZR 234/80; BGH – Urteil vom 04.03.1976 – VI ZR 14/75<br />

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verliert 48 , und der Geschädigte sein Interesse an der Neuwertigkeit des Fahrzeuges durch<br />

den Nachweis der Ersatzbeschaffung eines Neufahrzeuges dokumentiert 49 ; dies gilt auch für<br />

gewerblich genutzte Fahrzeuge 50 .<br />

Die mit dem Unfallfahrzeug zurückgelegte Fahrleistung hat sich der Geschädigte bei einer<br />

Fahrleistung bis 1.000 km nicht anrechnen zu lassen 51 . Eine solche Fahrleistung beruht zum<br />

Teil auf der Überführung, Zulassung, Auslieferung und Vorstellung des Unfallfahrzeuges 52<br />

und wird zum Teil durch die Last des Einfahrens des Unfallfahrzeuges aufgewogen 53 .<br />

Die mit dem Unfallfahrzeug zurückgelegte Fahrleistung hat sich der Geschädigte bei einer<br />

Fahrleistung bis 3.000 km anrechnen zu lassen 54 .<br />

5.1 Fahrleistung bis 1.000 km<br />

Das Unfallfahrzeug ist fabrikneu, wenn es im Zeitpunkt des Verkehrsunfalles noch keine<br />

Fahrleistung von mehr als 1000 km hatte 55 .<br />

Die Erheblichkeit der Beschädigung des Unfallfahrzeuges ist nicht in erster Linie nach der<br />

Schwere der Beschädigungen zu beurteilen 56 , vielmehr ist auf den (hypothetischen) Zustand<br />

des Unfallfahrzeuges nach einer ordnungsgemäßen Reparatur abzustellen 57 . Eine erhebliche<br />

Beschädigung ist in aller Regel gegeben, wenn tragende oder sicherheitsrelevante Teile des<br />

Unfallfahrzeugs, insbesondere das Fahrzeugchassis 58 , beschädigt worden sind und eine<br />

ordnungsgemäße Reparatur nicht völlig unerhebliche Richt- und Schweißarbeiten erfordert 59 ;<br />

einen indiziellen Hinweis kann auch ein hoher merkantiler Minderwert geben 60 .<br />

48 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08; BGH – Urteil vom 03.11.1981 – VI ZR 234/80; BGH – Urteil vom<br />

04.03.1976 – VI ZR 14/75<br />

49 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

50 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

51 BGH – Urteil vom 14.06.1983 – VI ZR 213/81<br />

52 BGH – Urteil vom 14.06.1983 – VI ZR 213/81<br />

53 BGH – Urteil vom 14.06.1983 – VI ZR 213/81<br />

54 BGH – Urteil vom 14.06.1983 – VI ZR 213/81; BGH – Urteil vom 03.11.1981 – VI ZR 234/80<br />

55 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

56 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

57 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

58 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

59 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

60 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

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Für die Annahme einer erheblichen Beschädigung kommt es nicht darauf an, dass nach<br />

einer ordnungsgemäßen Reparatur des Unfallfahrzeuges noch erhebliche Schönheitsfehler<br />

verbleiben 61 , Garantieansprüche gefährdet sind 62 oder ein Unsicherheitsfaktor bestehen<br />

bleibt 63 . Ebenso wenig kommt es darauf an, ob die Beschädigung des Unfallfahrzeuges<br />

durch einen Verkehrsunfall bei seinem späteren Verkauf einen Sachmangel darstellt 64 oder<br />

ungefragt offenbart werden muss 65 .<br />

Eine erhebliche Beschädigung ist demgegenüber nicht gegeben, wenn lediglich Teile des<br />

Unfallfahrzeuges beschädigt sind, die im Rahmen einer ordnungsgemäßen Reparatur<br />

spurlos ausgewechselt werden können, sowie die Funktionstüchtigkeit und die<br />

Sicherheitseigenschaften des Unfallfahrzeuges nach einer ordnungsgemäßen Reparatur<br />

nicht beeinträchtigt sind 66 .<br />

5.2 Fahrleistung bis 3.000 km<br />

Das Unfallfahrzeug ist fabrikneu, wenn es im Zeitpunkt des Verkehrsunfalles noch keine<br />

Fahrleistung von mehr als 1000 km und noch keine Zulassungsdauer von mehr als 1 Monat<br />

hatte 67 .<br />

Eine erhebliche Beschädigung des Unfallfahrzeuges ist gegeben, wenn bei einer objektiven<br />

Betrachtung der frühere Zustand durch die Reparatur auch nicht annähernd wieder<br />

hergestellt werden kann 68 . Dies ist der Fall, wenn Teile beschädigt worden sind, die für die<br />

Sicherheit des Unfallfahrzeuges von Bedeutung sind und trotz der Reparatur ein<br />

Unsicherheitsfaktor verbleibt 69 . Dies ist auch der Fall, wenn nach der durchgeführten<br />

Reparatur erhebliche Schönheitsfehler an dem Unfallfahrzeug zurückbleiben 70 , z. B. durch<br />

61 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

62 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

63 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

64 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

65 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

66 BGH – Urteil vom 09.06.2009 – VI ZR 110/08<br />

67 BGH – Urteil vom 03.11.1981 – VI ZR 234/80<br />

68 BGH – Urteil vom 03.11.1981 – VI ZR 234/80<br />

69 BGH – Urteil vom 03.11.1981 – VI ZR 234/80<br />

70 BGH – Urteil vom 03.11.1981 – VI ZR 234/80<br />

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verzogene oder nicht schließende Türen, Kofferraumdeckel oder Motorhauben 71 , sichtbare<br />

Schweißnähte 72 oder Verformungen bestimmter Fahrzeugteile 73 . Dies ist schließlich der Fall,<br />

wenn eine Beschädigung stattgefunden hat, die die Garantieansprüche des Geschädigten<br />

zumindest beweismäßig gefährden kann und der Schädiger nicht alsbald nach dem<br />

Verkehrsunfall verbindlich seine Einstandspflicht für einen solchen Fall anerkennt 74 .<br />

71 BGH – Urteil vom 03.11.1981 – VI ZR 234/80<br />

72 BGH – Urteil vom 03.11.1981 – VI ZR 234/80<br />

73 BGH – Urteil vom 03.11.1981 – VI ZR 234/80<br />

74 BGH – Urteil vom 03.11.1981 – VI ZR 234/80<br />

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