PDF zum Download (5 MB) - Internationale Hugo-Wolf-Akademie
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SaiSonSchWerpunkt<br />
lieD unD mÉloDie –<br />
ein franzöSiSch-DeutScher Dialog<br />
Ist das Kunstlied eine rein deutschsprachige Angelegenheit?<br />
Dieser Eindruck drängt sich <strong>zum</strong>indest beim Blick auf<br />
gängige Liederabendprogramme auf: Franz Schubert, Robert<br />
Schumann, Johannes Brahms, <strong>Hugo</strong> <strong>Wolf</strong>, Gustav Mahler,<br />
Richard Strauss – diesen Namen begegnet man dort regelmäßig<br />
und in deutlicher Überzahl. Fraglos handelt es sich<br />
bei diesen Komponisten um die bedeutendsten Vertreter der<br />
Gattung, die diese wesentlich geformt und weiterentwickelt<br />
haben. Selbst in der einschlägigen Fachliteratur nimmt die<br />
Darstellung des deutschsprachigen Kunstlieds den mit Ab-<br />
stand größten Raum ein. Diese einseitige Schilderung mag<br />
verschiedene Ursachen haben. Zum einen sind es sicherlich<br />
sprachliche Gründe, die nicht-deutschsprachige Lieder eher zu<br />
Randerscheinungen im hiesigen Konzertrepertoire werden<br />
ließen. Ebenso unbestritten ist der große Einfluss, den das<br />
deutschsprachige Lied auf die Gattung auch in anderen euro-<br />
päischen Ländern hatte. Nicht von ungefähr gab es im<br />
benachbarten Frankreich lange Zeit kein eigenes Wort dafür,<br />
vielmehr war auch hier stets von »le lied« die Rede – ebenso<br />
wie im englischen Sprachraum, wo die Bezeichnung »lied« bis<br />
heute <strong>zum</strong> Teil gebräuchlich ist. Dennoch gibt es in unserem<br />
Nachbarland Frankreich eine ganz eigene und alte Liedtradition,<br />
die bis zu den Troubadours und Trouvères des 11. und<br />
12. Jahrhunderts zurückreicht.<br />
Drei Jubiläen gaben den Anstoß, sich intensiver mit der<br />
französischen Liedtradition auseinanderzusetzen: der<br />
150. Geburtstag Claude Debussys (2012), der 50. Todestag<br />
Francis Poulencs (2013) und die Erinnerung an die Unterzeichnung<br />
des Elysée-Vertrags vor 50 Jahren (1963), der den<br />
Grundstein der deutsch-französischen Zusammenarbeit und<br />
Freundschaft legte. Mit dem Saisonschwerpunkt »Lied und<br />
Mélodie – ein französisch-deutscher Dialog« will die <strong>Internationale</strong><br />
<strong>Hugo</strong>-<strong>Wolf</strong>-<strong>Akademie</strong> einen Blick über die deutschen<br />
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Sprachgrenzen hinaus werfen und in ausgewählten Programmen<br />
das französische Lied in seinen unterschiedlichen<br />
Facetten vorstellen: vom Beginn seiner Emanzipation vom<br />
deutschsprachigen Lied Schubert’scher Prägung, die Hector<br />
Berlioz und Charles Gounod zur Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
einleiteten, über seine Weiterentwicklung ab den 1870er<br />
Jahren bei Komponisten wie Gabriel Fauré, Henri Duparc<br />
und Reynaldo Hahn bis zur ganz eigenen Ausprägung der<br />
Mélodie bei den Impressionisten Claude Debussy und<br />
Maurice Ravel und deren Fortführung im 20. Jahrhundert<br />
bei Francis Poulenc und Olivier Messiaen. In den Galeriekonzerten<br />
werden uns diese Komponisten ebenso begegnen<br />
wie in zahlreichen anderen Veranstaltungen der Saison.<br />
In der unmittelbaren Gegenüberstellung mit ihren deutschen<br />
Zeitgenossen Schubert, Schumann, <strong>Wolf</strong> und Mahler werden<br />
Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten von deutschem<br />
Kunstlied und französischer Mélodie hörbar. Freuen Sie sich<br />
auf eine Spielzeit voll französischen Esprits und impressio-<br />
nistischer Leichtigkeit, gepaart mit den Perlen der deutschen<br />
romantischen Kunstliedtradition.<br />
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine schöne Saison<br />
mit französischem Charme und deutscher Romantik und –<br />
»beaucoup de plaisir« mit unserem französisch-deutschen<br />
Dialog!<br />
Dr. Cornelia Weidner<br />
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