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Im Jahr der Freiwilligentätigkeit freue ich mich auf viele ...

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20 <strong>Jahr</strong>esber<strong>ich</strong>t <strong>der</strong> McDonald’s kin<strong>der</strong>hilfe 21<br />

Das neue Ronald McDonald Haus in Tübingen – das erste in Baden-Württemberg – bietet nach<br />

seiner Eröffnung für rund 600 Familien pro <strong>Jahr</strong> ein Zuhause <strong>auf</strong> Zeit.<br />

architektOnischer<br />

rettUnGsanker<br />

›Mein Ziel für Tübingen war<br />

es, Menschen architektonisch<br />

Geborgenheit zu bieten – aber<br />

auch, Kommunikation mögl<strong>ich</strong> zu machen.<br />

Ich glaube, dass uns eine Gratwan<strong>der</strong>ung<br />

gelungen ist zwischen Aufgeschlossenheit<br />

und Abgeschlossenheit, zwischen Kommunikation<br />

und Intimität. Das Gebäude öffnet<br />

s<strong>ich</strong> sehr großzügig in den Außenraum und<br />

bietet weite Blicke in die Natur. Gle<strong>ich</strong>zeitig<br />

ist die öffentl<strong>ich</strong>keit in den privaten Räumen<br />

ausgeschlossen. Mit dem zurückgezogenen<br />

Erdgeschoss, den Dachterrassen rund um die<br />

schmale Brücke <strong>der</strong> obersten Etage wie auch<br />

<strong>der</strong> öffnung <strong>der</strong> Räume an <strong>der</strong> Langseite vermittelt<br />

die Architektur die Symbolik eines<br />

Ozeandampfers, <strong>der</strong> auch in schwerer See<br />

S<strong>ich</strong>erheit verspr<strong>ich</strong>t. Das Ziel, emotionale<br />

Qualität zu erschaffen, verfolge <strong>ich</strong> übrigens<br />

bei jedem Gebäude. Es geht für m<strong>ich</strong> immer<br />

darum, die Sehnsüchte und Hoffnungen <strong>der</strong><br />

Menschen <strong>auf</strong>zugreifen. Kin<strong>der</strong>n zu helfen<br />

und <strong>der</strong>en Zukunft zu s<strong>ich</strong>ern ist, so glaube<br />

<strong>ich</strong>, die größte Verantwortung, die wir als Erwachsene<br />

überhaupt haben. Daher habe <strong>ich</strong><br />

spontan zugesagt, als m<strong>ich</strong> <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong><br />

McDonald’s Kin<strong>der</strong>hilfe Stiftung gefragt hat,<br />

ob <strong>ich</strong> bereit wäre, die Bau<strong>auf</strong>gabe zu übernehmen.<br />

Wirkl<strong>ich</strong> überrascht hat m<strong>ich</strong> dann,<br />

dass <strong>der</strong> Bauherr so <strong>viele</strong> Menschen für dieses<br />

Projekt begeistern konnte.<br />

Helfen kann etwas sehr Befreiendes<br />

sein. Außerdem ist es doch so: Je<strong>der</strong> Mensch<br />

Copyright Foto Hadi Teherani: Roger Mandt, Hamburg<br />

Der Hamburger Architekt<br />

Hadi Teherani entwarf<br />

mit dem l<strong>ich</strong>tdurchfluteten<br />

Tübinger Haus,<br />

dessen zweite Etage zu<br />

schweben scheint, eine<br />

maßgeschnei<strong>der</strong>te Lösung<br />

für ein anspruchsvolles<br />

Zuhause <strong>auf</strong> Zeit.<br />

Eröffnung des Ronald<br />

McDonald Hauses ist im<br />

Spätsommer 2011.<br />

kommt früher o<strong>der</strong> später in eine Situation,<br />

in <strong>der</strong> es scheinbar n<strong>ich</strong>t weitergeht, in <strong>der</strong><br />

es ohne Rückzugsort und den Trost von vertrauten<br />

Menschen n<strong>ich</strong>t mögl<strong>ich</strong> scheint,<br />

weiterzuleben. Dann ist es beglückend mitzuerleben,<br />

wie Menschen über s<strong>ich</strong> selbst hinauswachsen,<br />

sobald sie s<strong>ich</strong> für einen guten<br />

Zweck verbinden. Wir hoffen sehr, dass wir<br />

den architektonischen Teil <strong>der</strong> Aufgabe so<br />

gelöst haben, dass die Menschen hier Ruhe<br />

und im Austausch mit an<strong>der</strong>en eine neue Perspektive<br />

finden – vor allem die Eltern, aber<br />

auch die Menschen, die hier arbeiten.‹<br />

haUs tÜbinGen<br />

eröffnung Spätsommer 2011<br />

initiator Prof. Dr. M<strong>ich</strong>ael Bamberg,<br />

Leiten<strong>der</strong> ärztl<strong>ich</strong>er Direktor und<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> des Universitätsklinikums<br />

Tübingen<br />

appartmentanzahl 30<br />

Familien ca. 600 pro <strong>Jahr</strong><br />

klinik Universitätsklinikum<br />

Tübingen<br />

architekt Hadi Teherani<br />

schirmherr Florian König<br />

› Oasen? Testurteil:<br />

Sehr gut!‹<br />

Oasen<br />

in köln, sankt augustin und erlangen wurden<br />

2008 und 2009 drei ronald McDonald<br />

Oasen eröffnet. im <strong>auf</strong>trag <strong>der</strong> McDonald’s<br />

kin<strong>der</strong>hilfe stiftung untersuchte Professor<br />

Dr. heinz Mandl mit seinem team <strong>der</strong><br />

Münchner LMU, wie die drei rückzugsorte<br />

von eltern, kin<strong>der</strong>n und klinikpersonal angenommen<br />

werden.<br />

Herr Professor Mandl, Sie haben bereits<br />

für Auftraggeber wie Siemens, die Deutsche<br />

Telekom o<strong>der</strong> die Landeshauptstadt München<br />

Bildungsprozesse geplant und evaluiert. Fanden<br />

Sie es n<strong>ich</strong>t zunächst etwas merkwürdig,<br />

für die McDonald’s Kin<strong>der</strong>hilfe ein Projekt zu<br />

erforschen, bei dem Sitzecken, Schaukeln und<br />

Spielplätze in Krankenhäusern err<strong>ich</strong>tet werden?<br />

Überhaupt n<strong>ich</strong>t! Klinik<strong>auf</strong>enthalte sind<br />

gerade für kleine Kin<strong>der</strong> sehr anstrengend<br />

und rauben auch ihren Eltern oft die letzte<br />

Kraft. Die Idee, <strong>der</strong> sterilen Krankenhausatmosphäre<br />

positive Orte des Rückzugs, <strong>der</strong><br />

Energie und <strong>der</strong> Begegnung entgegenzusetzen,<br />

hat m<strong>ich</strong> sofort überzeugt. Übrigens<br />

n<strong>ich</strong>t nur m<strong>ich</strong>. Mein ganzes Team war nach<br />

<strong>der</strong> Befragung verblüfft, dass s<strong>ich</strong> sämtl<strong>ich</strong>e<br />

Oasen <strong>der</strong> McDonald’s Kin<strong>der</strong>hilfe einer<br />

überragend hohen Akzeptanz bei Eltern<br />

und Kin<strong>der</strong>n er<strong>freue</strong>n – auch bei ärzten und<br />

Krankenschwestern. Obwohl s<strong>ich</strong> die Standorte<br />

Erlangen, Köln und Sankt Augustin vom<br />

Angebot her erhebl<strong>ich</strong> unterscheiden, sind<br />

doch alle drei in das sonstige Krankenhausgeschehen<br />

in hohem Maße eingebunden.<br />

Was gefällt den Betroffenen beson<strong>der</strong>s<br />

gut – und was könnte vielle<strong>ich</strong>t noch verbessert<br />

werden?<br />

Beson<strong>der</strong>s geeignet zur Ablenkung zwischen<br />

den Operationen und dem Warten <strong>auf</strong><br />

die Untersuchungen ist für schwer kranke<br />

Kin<strong>der</strong> gewiss <strong>der</strong> Spielplatzcharakter <strong>der</strong><br />

Oasen – Sie erwähnten ja bereits, dass sie<br />

zum Teil mit Schaukeln ausgestattet sind.<br />

Zudem gibt es Balkone und Orte im Freien,<br />

die beson<strong>der</strong>s von Eltern angenommen<br />

werden. Überall überzeugt die Freundl<strong>ich</strong>keit<br />

<strong>der</strong> haupt- und ehrenamtl<strong>ich</strong>en Mitarbeiter,<br />

die bei unserer Befragung durchweg sehr<br />

gute Werte erhielten. Ausb<strong>auf</strong>ähig ist hingegen<br />

die Beschil<strong>der</strong>ung. Hier sollte noch mehr<br />

s<strong>ich</strong>ergestellt werden, dass Eltern und Kin<strong>der</strong><br />

den Weg vom Behandlungszimmer zur Oase<br />

finden – und auch wie<strong>der</strong> zurück.<br />

Ist es <strong>auf</strong> so einem Spielplatz im Krankenhaus<br />

n<strong>ich</strong>t unglaubl<strong>ich</strong> laut?<br />

Die Kin<strong>der</strong> nutzen die Oasen weniger<br />

zum R<strong>auf</strong>en und Toben. Sie würden s<strong>ich</strong> ja<br />

ohne diese Rückszugsorte im ärztesprechzimmer<br />

o<strong>der</strong> im Gang <strong>auf</strong>halten, in angespannter<br />

Wartestimmung. Die Oasen bieten<br />

ihnen einfach einen geschützten Raum, die<br />

Atmosphäre ist s<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> entspannter, aber<br />

selbstverständl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t komplett gelöst o<strong>der</strong><br />

gar tumultartig – es halten s<strong>ich</strong> ja auch nie<br />

mehr als zehn, fünfzehn Kin<strong>der</strong> <strong>auf</strong> einmal<br />

in einer Oase <strong>auf</strong>. Die Größeren können s<strong>ich</strong><br />

mit den Computern beschäftigen, die Kleineren<br />

knüpfen in den Spielecken Kontakte.<br />

Dass die Oasen so vielfältig gestaltet sind,<br />

macht übrigens gerade ihren Charakter aus:<br />

Der Gedanke, dass man individuelle Räume<br />

für Eltern und Kin<strong>der</strong> gestaltet, überträgt<br />

s<strong>ich</strong> direkt <strong>auf</strong> die Zielgruppe und erzeugt<br />

eine außerordentl<strong>ich</strong> positive Stimmung.<br />

Ließe s<strong>ich</strong> das Ergebnis Ihrer Evaluation<br />

in einem Satz zusammenfassen?<br />

In einem Satz? Eigentl<strong>ich</strong> sollte es in jedem<br />

Krankenhaus eine Oase geben!<br />

Herr Professor Mandl, wir bedanken uns<br />

für dieses Interview.<br />

Prof. Dr. Heinz Mandl<br />

von <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München gehört zu<br />

den renommiertesten<br />

Forschern im Bere<strong>ich</strong> <strong>der</strong><br />

Pädagogischen Psychologie<br />

und Empirischen<br />

Pädagogik.

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