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Im Jahr der Freiwilligentätigkeit freue ich mich auf viele ...

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6 <strong>Jahr</strong>esber<strong>ich</strong>t <strong>der</strong> McDonald’s kin<strong>der</strong>hilfe 7<br />

Ein Haus in Kiel<br />

gibt Kraft<br />

Blick zurück: Zwei Gäste <strong>der</strong> ersten<br />

Stunde erinnern s<strong>ich</strong> an ihre Zeit<br />

im Ronald McDonald Haus in Kiel.<br />

brigitte und Wiebke Deimling leben heute<br />

weit voneinan<strong>der</strong> entfernt: Mutter brigitte<br />

in altenbeken bei Pa<strong>der</strong>born, tochter<br />

Wiebke in Philadelphia. Dass sie s<strong>ich</strong> dennoch<br />

sehr nahestehen, liegt an ihrer gemeinsamen<br />

vergangenheit, in <strong>der</strong> beide<br />

auch schwere Momente durchlebten: als<br />

erste Gäste fanden sie im kieler haus <strong>der</strong><br />

McDonald’s kin<strong>der</strong>hilfe vor zwanzig <strong>Jahr</strong>en<br />

ein Zuhause <strong>auf</strong> Zeit.<br />

Frau Deimling, im Kieler Haus leben<br />

Mütter und Väter meist wegen <strong>der</strong> schweren<br />

Erkrankung ihres Kindes. Was waren die Probleme<br />

Ihrer Tochter?<br />

BRIGITTE DEIMLING: Wiebke wurde<br />

1984 mit Fehlbildungen an beiden Beinen<br />

geboren – und saß erst einmal im Rollstuhl.<br />

Trotzdem war sie ein absolut lebhaftes<br />

Kind. Ich erinnere m<strong>ich</strong>, dass sie den Namen<br />

ihrer Krankheit schon mit eineinhalb<br />

<strong>Jahr</strong>en aussprechen konnte: Subtotale Fibulaaplasie.<br />

Die ärzte sagten: ›Ihre Tochter<br />

wird nie gehen können.‹ Ich habe aber<br />

n<strong>ich</strong>t locker gelassen. Insgesamt wurde<br />

Wiebke über dreizehn Mal operiert – fast<br />

alle OPs waren in Kiel. Und zwar mit Erfolg!<br />

Bei je<strong>der</strong> Operation Ihrer Tochter wurden<br />

Metallteile in das Bein hinein- und dann wie<strong>der</strong><br />

herausgeschraubt. Stresst das ein kleines<br />

Kind n<strong>ich</strong>t ungemein?<br />

BD: Absolut. Bei zwei, drei Krankenhaus<strong>auf</strong>enthalten<br />

im <strong>Jahr</strong> war es wirkl<strong>ich</strong> ein<br />

Glück, dass eine Schwester irgendwann zu<br />

mir sagte: ›Gehen Sie doch zu Frau Schaller,<br />

<strong>der</strong> Leiterin des Ronald McDonald Hauses.‹<br />

Dann haben wir über einen Zeitraum von<br />

zwei bis drei <strong>Jahr</strong>en immer wie<strong>der</strong> einmal<br />

in den Kieler Räuml<strong>ich</strong>keiten gewohnt – und<br />

uns dort wirkl<strong>ich</strong> sehr wohl, wirkl<strong>ich</strong> ganz zu<br />

Hause gefühlt.<br />

Wiebke, Sie waren damals erst ein fünf<br />

bis sechs <strong>Jahr</strong>e altes Mädchen.<br />

WIEBKE DEIMLING: Ich erinnere m<strong>ich</strong><br />

noch sehr gut an das Haus, seine Räume, seine<br />

Mitarbeiter. Frau Schaller besprach mit<br />

mir ganz freundl<strong>ich</strong> und mit großem Interesse,<br />

welche Farbe meine Prothese haben sollte.<br />

Wir haben uns dann für Grün entschieden.<br />

Damals war gerade Mai – da dachten wir:<br />

Grün steht für <strong>viele</strong> neue, gute Sachen. Dann<br />

durfte <strong>ich</strong> die Prothese im Treppenhaus ausprobieren.<br />

Ich lief immer wie<strong>der</strong> die Treppe<br />

von Frau Schallers Privatwohnung, die s<strong>ich</strong><br />

ganz oben im Haus befand, hinunter, und es<br />

roch nach frischem Apfelkuchen, gebacken<br />

mit den äpfeln aus dem kleinen Garten hinterm<br />

Haus.<br />

BD: Für ein Kind ist <strong>der</strong> Klinikalltag ja<br />

schreckl<strong>ich</strong>. Da braucht man jemanden, bei<br />

dem man Kraft tanken kann – auch mit bisweilen<br />

unkonventionellen Methoden. Das<br />

hat Wiebke stark gemacht – wer weiß, wenn<br />

Frau Schaller, wenn die <strong>viele</strong>n ehrenamtl<strong>ich</strong>en<br />

Mitarbeiter n<strong>ich</strong>t gewesen wären, säße<br />

sie vielle<strong>ich</strong>t heute noch im Rollstuhl.<br />

WD: Darüber hinaus hat m<strong>ich</strong> die Erfahrung<br />

im Haus gelehrt, Vertrauen zu Fremden<br />

<strong>auf</strong>zubauen. Ich lebe heute in Philadelphia,<br />

wo <strong>ich</strong> meine Doktorarbeit schreibe. Durch<br />

das Haus in Kiel habe <strong>ich</strong> früh gelernt, an<br />

verschiedenen Orten <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Welt ein Zuhause<br />

zu finden.<br />

Großes Bild rechts: Wiebke<br />

Deimling im Alter von<br />

sieben <strong>Jahr</strong>en.<br />

Unten links: Wiebke und<br />

Brigitte Deimling 1990.<br />

Sie gehörten zu den ersten<br />

Hausgästen in Kiel.<br />

Unten Mitte: Vor 21 <strong>Jahr</strong>en<br />

als Ronald McDonald Haus<br />

eröffnet: die Backsteinvilla<br />

<strong>der</strong> McDonald’s Kin<strong>der</strong>hilfe<br />

Stiftung in Kiel.<br />

Unten rechts: Ministerpräsident<br />

Peter Harry Carstensen<br />

gehörte im Jubiläumsjahr<br />

2010 zur Kieler Gratulantenschar.<br />

20 <strong>Jahr</strong>e rOnaLD<br />

McDOnaLD haUs kieL<br />

13 Apartments stehen Familien mit<br />

schwer kranken Kin<strong>der</strong>n im norddeutschen<br />

Kiel zur Verfügung. Der<br />

großzügig angelegte Altbau stellt<br />

einen wirkungsvollen Kontrast<br />

zur anonymen Atmosphäre des<br />

Krankenhauses dar. Die familiäre<br />

Stimmung und die liebevolle Unterstützung<br />

durch die haupt- und<br />

ehrenamtl<strong>ich</strong>en Mitarbeiter sorgen<br />

für ein Gefühl <strong>der</strong> Geborgenheit in<br />

einer schweren Zeit.

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