Elternsprechtag - Web
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30 • Aus dem Unterricht / Aus dem UrGrund Zum Zeitgeschehen • 31<br />
Aus dem Industriepraktikum der 10. Klasse<br />
Auch wir, als die diesjährige zehnte<br />
Klasse, sahen uns aufgefordert in<br />
der Zeit vom 9. bis zum 27. Oktober 06,<br />
also unmittelbar vor den Herbstferien,<br />
ein Praktikum zu absolvieren. Besonders<br />
hieran war lediglich die Tatsache, dass<br />
man uns nicht vor die Wahl stellte, ob<br />
Industrie- oder Sozialpraktikum; vielmehr<br />
sollten wir alle auf die Suche nach<br />
einem industriellen Betrieb gehen.<br />
Und bereits in diesem Stadium offenbarte<br />
sich uns, was mittlerweile für<br />
andere Jugendliche mehr und mehr zur<br />
Realität wird: Auch der Wettbewerb<br />
um potenzielle Praktikaplätze ist hart,<br />
manch einer bekam gar zwanzig Absagen.<br />
Dementsprechend war die Vorfreude<br />
auf drei Wochen „Arbeitswelt“ gering,<br />
der Lerneffekt jedoch ungleich höher.<br />
So bekommt man als Schüler wohl eher<br />
selten die Möglichkeiten in den Alltag<br />
vieler Bürger zu blicken, was die Praktika,<br />
insbesondere das Industriepraktikum,<br />
als Anhaltspunkt für eventuelle Berufswünsche<br />
enorm wertvoll macht.<br />
Wie verschieden die individuellen<br />
Erfahrungen und Charaktere der<br />
Schüler auch sein mögen, so bleibt allen<br />
jedoch eines gemein: Jeglicher Eindruck<br />
der Arbeitswelt gibt mehr Aufschluss<br />
und macht die separate Durchführung<br />
eines Industriepraktikums durchaus<br />
empfehlenswert! Nachfolgend, als<br />
Stimmungsbild dienend, die persönlichen<br />
Erlebnisse einer Mitschülerin:<br />
Bei Novartis<br />
Ich, Rabea Buder, habe mein dreiwöchiges<br />
Industriepraktikum in der Firma<br />
Novartis in Basel absolviert. Ich war in<br />
diesen Wochen in vielen verschiedenen<br />
Bereichen, schwerpunktmäßig aber im<br />
Bereich Synthese, Analytik und in der<br />
Mikrobiologie tätig.<br />
Die erste Woche<br />
verbrachte ich im<br />
Syntheselabor, wobei<br />
ich lernte, dass die<br />
Synthese ein Verfahren ist, mit welchem<br />
aus mehreren Elementen schrittweise<br />
ein mehr oder weniger komplizierter<br />
Stoff, auch Wirkstoff genannt, hergestellt<br />
wird. Meine praktische Arbeit umfasste<br />
die Herstellung von Aspirin (auch<br />
Acetylsalicylsäure genannt).<br />
In der zweiten Woche war ich im<br />
Analytiklabor. Hier geht es darum, die<br />
Einzelbestandteile von zusammengesetzten<br />
Stoffen oder Lösungen mit chemischen<br />
und physikalischen Methoden zu<br />
ermitteln. Ich lernte den Umgang mit<br />
einigen Apparaturen kennen, die zur<br />
<strong>Elternsprechtag</strong><br />
Samstag, 3. Februar 07<br />
Der Wettbewerb um<br />
potenzielle Praktikaplätze<br />
ist hart.<br />
Vom Sinn der Elternabende, <strong>Elternsprechtag</strong>e u.a.<br />
Wir versuchen wenigstens von Monat<br />
zu Monat, jedenfalls aber von Zeit<br />
zu Zeit Elternabende zu veranstalten.<br />
Da versuchen wir, die Eltern zu versammeln,<br />
die Kinder in unserer Schule haben,<br />
und die eben kommen können, und da<br />
wird von den Lehrern für die Eltern<br />
dasjenige auseinandergesetzt, was eine<br />
Verbindung schaffen kann zwischen der<br />
Schuljugend und de Elternhäusern. Und<br />
gerade auf dieses dem ganzen Schulwesen<br />
entgegenkommende<br />
Verständnis von Seiten der<br />
Eltern rechnen wir stark.<br />
Da wir nicht aus Verordnungen,<br />
aus Programmen heraus,<br />
sondern aus dem Lebendigen heraus<br />
unterrichten und erziehen, können wir<br />
uns auch nicht sagen: Du hast deinen<br />
Lehr-plan, der dir von dieser oder jener<br />
Intelli-genz vorgeschrieben ist, beobachtet,<br />
also hast du das Richtige getan.<br />
Wir müssen wiederum lernen,<br />
das Richtige zu fühlen im lebendigen<br />
Verkehr mit denjenigen, die als Eltern,<br />
als die Verantwortlichen, uns ihre<br />
Kinder in die Schule hineingebracht<br />
haben. Und an diesem Echo, das da<br />
an den Elternabenden den Lehrern<br />
wiederum entgegenkommt, belebt sich<br />
auch von der anderen Seite her das, was<br />
der Lehrer braucht, was der Lehrer<br />
namentlich dazu braucht, um immer<br />
selber innerlich lebendig zu bleiben.<br />
Rudolf Steiner 17.8.1923, GA 307 (1973), S. 243<br />
(…) möge bei<br />
solchen Elternversammlungen<br />
der<br />
Impuls mitgenommen werden zu dem<br />
herzlichen Einvernehmen, das besteht<br />
zwischen den Erziehern, zwischen der<br />
Lehrerschaft und der Elternschaft, die ja<br />
ganz gewiss das tiefste Interesse haben<br />
wird, dass diese Eintracht besteht, weil<br />
die Elternschaft das Teuerste, was sie<br />
hat, der Lehrerschaft anvertraut hat.<br />
Rudolf Steiner 9.5.1922, GA 298 (1980), S. 138<br />
Ermittlung der Einzelbestandteile dienen.<br />
Die letzte Woche verbrachte ich im<br />
Bereich der Mikrobiologie. Dies war die<br />
umfangreichste und anspruchsvollste<br />
Woche, da ich jeden Tag in einem anderen<br />
Labor tätig war. Im Identifizierungslabor<br />
lernte ich die Unterschiedlichkeit<br />
von Bakterien und Pilze kennen, um<br />
diese später zu identifizieren. Im Wasserlabor<br />
durfte ich die Qualität verschiedener<br />
Wasserarten (Wasser aus dem Hahn,<br />
Mineralwasser mit und ohne Kohlen-<br />
säure) prüfen, indem die<br />
Anzahl der Bakterien<br />
in der Probe bestimmt<br />
wurde. In der Nährmedienküche<br />
wurde<br />
mir gezeigt, wie die Nährböden zur<br />
Anzucht von Mikroorganismen hergestellt<br />
werden. Bestimmte Nährstoffe wie<br />
Zucker, Sojamehl und Salze werden in<br />
Wasser gelöst, mit einem Geliermittel<br />
versetzt und nach dem Aufkochen in<br />
kleine Plastikschalen gegossen.<br />
Insgesamt hat mir das dreiwöchige<br />
Praktikum sehr gut gefallen. Ich habe<br />
sehr viel dazu gelernt und viele neue<br />
Erfahrungen gesammelt, was den<br />
Umgang mit Menschen betrifft.<br />
Klara Sprich und Rabea Buder, 10. Klasse<br />
Jacques Prévert<br />
Le Cancre/ Der schlechte Schüler<br />
Mit dem Kopf sagt er nein<br />
doch er sagt ja mit dem Herzen<br />
er sagt ja zu allem was er liebt<br />
er sagt nein zu seinem Lehrer<br />
er steht aufrecht<br />
man befragt ihn<br />
und alle Aufgaben sind gestellt<br />
als plötzlich<br />
ein tolles Lachen ihn befällt<br />
und es löscht alles aus<br />
die Wörter und die Zahlen<br />
die Daten und die Namen<br />
die Sätze und die Qualen<br />
und den Drohungen des Lehrers zum Trotz<br />
unter dem Geschrei der Wunderkinder<br />
zeichnet er mit Kreiden in allen Farben<br />
auf die schwarze Tafel des Missgeschicks<br />
das Angesicht des Glücks.<br />
"Vielfalt braucht Privatschulen" – ein Beitrag zur Diskussion<br />
Bildungsforscher Peter Struck plädiert<br />
für das „Holländische Modell“.<br />
Jede Woche entsteht in Deutschland eine<br />
neue Schule in freier Trägerschaft. Rund<br />
acht Prozent der Kinder besuchen mittlerweile<br />
Privatschulen, Tendenz steigend.<br />
Was haben Privatschulen, was staatliche<br />
Schulen nicht oder viel seltener haben?<br />
Und warum sind sie erfolgreich?<br />
Eine gute Schule zeichnet sich<br />
durch mehrere Merkmale aus:<br />
zuallererst durch eine<br />
starke Schulleiter-Persönlichkeit.<br />
Bildungsforscher Peter Struck von der<br />
Universität Hamburg im Gespräch mit<br />
heute.de.<br />
Vor dem Hintergrund der<br />
viel diskutierten Bildungsmisere<br />
in Deutschland sollte man<br />
Privatschulen stärker fördern?<br />
Struck: Ich halte das Holländische<br />
Modell für richtig. Dort besuchen 70 %<br />
der Kinder Privatschulen, die aber komplett<br />
vom Staat finanziert werden. Die<br />
Niederlande haben die bunteste Schullandschaft<br />
der Welt. Für eine Vielfalt<br />
der Angebote braucht man Privatschulen.<br />
Der Staat mit seiner Planwirtschaft<br />
kann das gar nicht leisten. Wenn wir<br />
viele verschiedene Profile hätten wie in<br />
Holland (dort gibt es 400 Schulprogramme,<br />
Deutschland kommt gerade mal auf<br />
150), dann würde auch diese unsinnige<br />
Hierarchie wegfallen: höherwertige<br />
Bildung an Gymnasien, mittelmäßige an<br />
Realschulen und minderwertige an<br />
Hauptschulen. Dann gäbe es einfach nur<br />
ganz viel Andersartiges gleichwertig<br />
nebeneinander.<br />
Wenn eine Schule sehr gut ist,<br />
ist sie immer eine Ganztagsschule,<br />
und sie hat auch immer<br />
eine erhöhte Integration.<br />
Immer mehr Eltern<br />
entscheiden sich für Privatschulen.<br />
Was macht solche Schulen so attraktiv?<br />
Struck: Von den 42.000 allgemein<br />
bildenden Schulen in Deutschland sind<br />
derzeit rund 3.000 private Schulen. Etwa<br />
5.000 Schulen sind in der Zukunft angekommen,<br />
also außerordentlich leistungsfähig<br />
im internationalen Vergleich.<br />
Die Hälfte davon sind Privatschulen.<br />
Derzeit werden jedes Jahr etwa 50 Privat-<br />
schulen neu gegründet. Immer mehr<br />
Eltern misstrauen offenbar dem Staat in<br />
Sachen Schule.<br />
Was machen<br />
private Schulen besser als staatliche?<br />
Struck: Eine gute Schule zeichnet sich<br />
durch mehrere Merkmale aus: zuallererst<br />
durch eine starke Schulleiter-<br />
Persönlichkeit. An staatlichen Schulen<br />
spielen aber für die Besetzung dieses<br />
wichtigen Postens mitunter Verbands-<br />
oder Parteizugehörigkeit eine größere<br />
Rolle als die Eignung. Zentral ist auch,<br />
dass das Kollegium an einem Strang<br />
zieht. Auch das ist an einer Privatschule<br />
eher gewährleistet, weil sie die Lehrer<br />
selbst einstellt und keine zugewiesen<br />
bekommt. Deswegen trifft man dort auch<br />
viel häufiger auf hoch motivierte Lehrer.<br />
Alle guten Schulen haben auch einen<br />
Schwerpunkt – sie sind zum Beispiel<br />
musisch, sportlich oder fremdsprachlich<br />
orientiert. Solche besonderen Profile<br />
weisen eher Privatschulen auf. Auch<br />
Zentral ist auch, dass das<br />
Kollegium an einem Strang zieht.<br />
Auch das ist an einer<br />
Privatschule eher gewährleistet,<br />
weil sie die Lehrer selbst einstellt<br />
und keine zugewiesen bekommt.<br />
spielen an leistungsfähigen Schulen Noten<br />
entweder eine untergeordnete Rolle<br />
oder es gibt gar keine Benotung. Wenn<br />
eine Schule sehr gut ist, ist sie immer<br />
eine Ganztagsschule, und sie hat auch<br />
immer eine erhöhte Integration.<br />
Was heißt „erhöhte Integration“?<br />
Struck: Das sind entweder Integrierte<br />
Gesamtschulen – unter den besonders<br />
guten deutschen Schulen sind auffallend<br />
viele Gesamtschulen. Doch auch eine<br />
leicht erhöhte Integration wirkt sich<br />
schon positiv auf die Lernergebnisse aus,<br />
wenn etwa mehrere Jahrgänge in einer<br />
Klasse zusammenlernen oder behinderte<br />
Kinder in der Gruppe sind. Auch<br />
Klassen mit Migrantenkindern zeigen<br />
bessere Ergebnisse als rein deutsche<br />
Klassen – bei einem Anteil von mehr als<br />
30 % kippt jedoch dieser positive Effekt.<br />
Privatschulen<br />
kosten allerdings auch Geld.<br />
Struck: Ja, wenn man von den Konfessionsschulen<br />
absieht, kosten sie Geld.<br />
Dort sind dann eher Kinder besserer<br />
Kreise. Das ist auch ein Motiv für Eltern<br />
– sie erhoffen sich einen besseren Umgang<br />
für ihr Kind, wenn sie es an einer<br />
Privatschule anmelden. Ein wichtiger<br />
Punkt ist aber, dass bei Privatschulen<br />
die Vielfalt der Programme größer ist,<br />
und Eltern eher die Chance haben, ein<br />
Profil zu finden, das zu den Neigungen<br />
und Besonderheiten ihres Kindes passt.<br />
So wissen wir, dass ein musisch begabtes,<br />
emotionales Kind an einer Waldorf-<br />
Privatschulen –<br />
einfach nur ganz viel Andersartiges<br />
gleichwertig nebeneinander.<br />
schule sehr gut aufgehoben ist.<br />
Innerhalb der Länder gibt es<br />
Unterschiede im Hinblick auf Privatschulen:<br />
In Bayern etwa besucht jedes zehnte Kind<br />
eine solche Einrichtung, in Berlin nur<br />
jedes zwanzigste. Liegt das an<br />
einer unterschiedlichen Förderpolitik?<br />
Struck: Der Staat zahlt den Privatschulen<br />
Zuschüsse (als Pauschale pro Kind<br />
oder er finanziert die Lehrergehälter): Je<br />
nach Bundesland sind das zwischen 60<br />
und 85 % dessen, was eine Schule insgesamt<br />
kostet und der Staat pro Kopf an<br />
seinen Schulen ausgibt. Viele Privatschulen<br />
sparen dem Staat also Geld.<br />
Trotzdem: Eigentlich will gar kein Bundesland<br />
Privatschulen. Die CDU toleriert<br />
sie, die SPD lehnt sie ab, weil sie befürchtet,<br />
dass die Situation der staatlichen<br />
Schulen immer schwieriger wird, wenn<br />
die Zugpferde an Privatschulen abwandern.<br />
Doch außer in Rheinland-Pfalz<br />
gibt es in allen Bundesländern Privatschulgesetze<br />
und damit sind Neugründungen<br />
möglich. Speziell gefördert<br />
werden sie aber nicht.<br />
PS:<br />
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes<br />
besuchten im Schuljahr 2005/06<br />
knapp 639.500 Kinder rund 2.800<br />
Privatschulen – 650 Schulen mehr als<br />
zehn Jahre zuvor. Insgesamt besuchten<br />
7,5 Prozent aller Schüler eine Schule in<br />
freier Trägerschaft. Im internationalen<br />
Vergleich hinkt Deutschland hinter<br />
seinen EU-Nachbarn hinterher. In Frankreich<br />
besucht jedes fünfte Kind eine<br />
Privatschule, in den Niederlanden sogar<br />
70 Prozent.<br />
Zweites Deutsches Fernsehen<br />
Sendung: Heute Magazin vom 23.11.2006<br />
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/2/0,3672,4078914,00.html