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Titelregister zu - universos mercatores de hansa Theut...

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<strong>Titelregister</strong> <strong>zu</strong>:<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite I a <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite I b <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite I c <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II a <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II b <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II c <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II d <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II e <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II f <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

<strong>Titelregister</strong> <strong>zu</strong>:<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite III <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

Kogge<br />

Die Kogge war ein Segelschiffstyp <strong>de</strong>r Hanse.<br />

Die Kogge (ursprünglich <strong>de</strong>r Koggen) ist ein Segelschiff, das vor allem <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l diente, in Zeiten militärischer Auseinan<strong>de</strong>rset<strong>zu</strong>ngen <strong>de</strong>r Hansestädte mit Piraten u. a. aber auch mit


Kanonen ausgestattet wer<strong>de</strong>n konnte. Sie hat einen Mast und ein Rahsegel (siehe auch Einmaster). Knapp unterhalb <strong>de</strong>r Mastspitze ist ein Krähennest genannter Ausguck angebracht.<br />

Achtern (hinten) besaßen Koggen das Achternkastell und im Verlauf <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts kam am Bug (Schiffsspitze) häufig ein Bugkastell hin<strong>zu</strong>.<br />

Ursprung und Eigenschaften<br />

Der Schiffstyp <strong>de</strong>r frühen Kogge ist ein Produkt <strong>de</strong>s Verschmelzens zweier verschie<strong>de</strong>ner frühmittelalterlicher Schiffbautraditionen. Ein Entwicklungszweig lässt sich über die<br />

koggetypischen Kalfatklammern, auch Sinteln genannt, in <strong>de</strong>n friesischen Raum <strong>zu</strong>rückverfolgen. Als Bestandteil <strong>de</strong>r Kalfaterung, bei <strong>de</strong>r die Zwischenräume zwischen <strong>de</strong>n hölzernen<br />

Bauteilen <strong>de</strong>s Schiffes, vor allem <strong>de</strong>r Planken, mit Pech und Werg verschlossen wur<strong>de</strong>n, dienten sie <strong>de</strong>m Abdichten <strong>de</strong>s Schiffes. Älteste Fun<strong>de</strong> von Sinteln stammen aus <strong>de</strong>r Zeit um 900<br />

n. Chr. aus <strong>de</strong>m Nie<strong>de</strong>rrheingebiet. Erste historische Quellen über einen Schiffstyp „cog“ fin<strong>de</strong>n sich aus dieser Zeit ebenfalls am Nie<strong>de</strong>rrhein. Damit dürften flachbodige und kiellose,<br />

also wattenmeertaugliche Han<strong>de</strong>lsschiffe gemeint sein, mit <strong>de</strong>nen Waren beispielsweise bis nach Hollingstedt (Treene) und Sta<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Unterelbe transportiert wur<strong>de</strong>n. Auch dort<br />

konnten bei Ausgrabungen zahlreiche wikingerzeitliche Sinteln geborgen wer<strong>de</strong>n.<br />

Von Hollingstedt aus gelangte spätestens Anfang <strong>de</strong>s 12. Jahrhun<strong>de</strong>rts diese friesische Schiffbautradition <strong>de</strong>r wichtigsten Han<strong>de</strong>lsroute Nor<strong>de</strong>uropas folgend über das nur 16 km östlich<br />

gelegene Schleswig in <strong>de</strong>n Ostseeraum. Hier am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schlei, einst Drehscheibe <strong>de</strong>s nor<strong>de</strong>uropäischen Han<strong>de</strong>ls, baute man traditionell seit Jahrhun<strong>de</strong>rten Hochseeschiffe nach<br />

skandinavischer Bautradition. Der dadurch bedingte Raubbau an <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn und das stetig steigen<strong>de</strong> Warenaufkommen verlangten nach einem Schiffstyp, <strong>de</strong>r sehr viel<br />

merkantilere Züge trug als die traditionellen skandinavischen Han<strong>de</strong>lsschiffe, die zwar hervorragen<strong>de</strong> Segeleigenschaften auch auf hoher See besaßen, aber mit ihren radial aus<br />

Eichenstämmen gespaltenen Planken einen enormen Holzbedarf aufwiesen und außer<strong>de</strong>m durch das Bitensystem (querlaufen<strong>de</strong> Verstrebungen) <strong>de</strong>s Rumpfes <strong>zu</strong>nächst einen<br />

vergleichsweise stark eingeschränkten La<strong>de</strong>raum besaßen.<br />

Die frühen Koggen <strong>de</strong>s 12. Jahrhun<strong>de</strong>rts, wie man sie beispielsweise aus Kollerup (DK) kennt, besaßen bereits Planken, die tangential aus <strong>de</strong>m Stamm gespalten wur<strong>de</strong>n. Der Rumpf war<br />

sehr bauchig mit einem durchgängigen großen La<strong>de</strong>raum. Die Planken <strong>de</strong>r Bordwän<strong>de</strong> waren geklinkert (Klinkerbauweise), die <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns auf Stoß (Kraweelbauweise) gesetzt. Die<br />

Plankenverbindungen wur<strong>de</strong>n koggentypisch mit doppelt umgeschlagenen Nägeln, <strong>de</strong>n so genannten Spiekern geschaffen. Die Kalfaterung erfolgte mit Hilfe von Sinteln. Auch sonst<br />

trägt das Schiff mit gera<strong>de</strong> aufragen<strong>de</strong>n Steven und einem Mast mit Rahsegel an<strong>de</strong>re typische Merkmale einer Kogge. Die im Vergleich <strong>zu</strong>m skandinavischen Frachtschiff geringeren<br />

Bauzeiten und Baukosten wie auch die Nutzlast dieses neuen Schifftyps waren ganz <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Bedürfnissen angepasst.<br />

Nach Ansicht führen<strong>de</strong>r Schiffsarchäologen zeigt sich bei dieser frühen Kogge erstmals <strong>de</strong>r Entwicklungsschritt vom wattenmeertauglichen Küstenschiff <strong>zu</strong>m hochseetüchtigen<br />

Han<strong>de</strong>lsschiff. Es trägt <strong>zu</strong>sätzlich ein<strong>de</strong>utige skandinavische Züge. Damit wird <strong>de</strong>utlich, dass dieser neue Schiffstyp in einer Kontaktzone friesischer und skandinavischer<br />

Schiffsbautradition, wie es in Schleswig gut belegt <strong>de</strong>r Fall war, entwickelt wor<strong>de</strong>n sein muss. Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>ndrochronologischen Untersuchungen ist das Holz in Südjütland etwa im<br />

Gebiet zwischen Schleswig und Ha<strong>de</strong>rsleben (DK) geschlagen wor<strong>de</strong>n. Da u.a. auch aus Schleswig die bislang ältesten Fun<strong>de</strong> von Sinteln <strong>de</strong>s gesamten Ostseeraumes vorliegen,<br />

verdichten sich die Hinweise, dass <strong>de</strong>r Entwicklungsschritt <strong>zu</strong>r hochseetauglichen „Proto“-Kogge in Schleswig vollzogen wor<strong>de</strong>n sein kann. Damit wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Grundstein für <strong>de</strong>n<br />

be<strong>de</strong>utendsten Schiffstyp <strong>de</strong>s Spätmittelalters gelegt, <strong>de</strong>r als Lastesel <strong>de</strong>r Hanse wesentlich <strong>zu</strong>m Erfolg <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsmacht beigetragen hat.<br />

Die Länge <strong>de</strong>r spätmittelalterlichen Koggen, beispielsweise <strong>de</strong>r Poeler Kogge betrug etwa 20-30 m, die Breite 5-8 m. Die Tragfähigkeit lag - je nach Größe - bei 40 bis 100 Lasten,<br />

entsprechend 80 bis 200 Tonnen Gewicht. Die Segelfläche lag bei ca. 200 m². Die Geschwindigkeit betrug nach Versuchen mit nachgebauten Koggen etwa 3,5 Knoten bei Windstärke 3<br />

und 6 Knoten bei Windstärke 6. Koggen konnten also auch bei mäßigem Wind schneller fahren als Fuhrwerke auf <strong>de</strong>m Land. Probleme gab es jedoch bei Gegenwind. Kreuzen war wohl<br />

nur bei schwachem Wind möglich, da die Schiffe für ihre Länge relativ breit waren. Dafür konnte eine Kogge mit vergleichsweise kleiner Besat<strong>zu</strong>ng große Mengen Fracht transportieren.<br />

Koggen waren bis <strong>zu</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>de</strong>r wichtigste größere Schiffstyp <strong>de</strong>r Hanse. Deren Han<strong>de</strong>lsflotte umfasste <strong>zu</strong> dieser Zeit insgesamt ca. 100.000 Tonnen Tragfähigkeit.<br />

Im ausgehen<strong>de</strong>n 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n die Koggen mehr und mehr vom ähnlichen Holk, danach vom Kraweel abgelöst.<br />

Fun<strong>de</strong> von Koggen<br />

Überreste einer Kogge im Kolding-Fjord an <strong>de</strong>r Ostküste Jütlands (DK) wur<strong>de</strong>n erstmals 1943 ent<strong>de</strong>ckt. Einzelne Teile wur<strong>de</strong>n im selben Jahr geborgen, vermessen und wie<strong>de</strong>r an Ort<br />

und Stelle <strong>de</strong>poniert. Das Wissen um die Position <strong>de</strong>r Wrackstelle und <strong>de</strong>r Teile ging verloren. 1999–2000 konnte die Stelle wie<strong>de</strong>r ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. 2001 erfolgte eine Bergung <strong>de</strong>s


Schiffes. Die Planken wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ndrodatiert auf <strong>de</strong>n Winter 1188–1189. Das Schiff dürfte ca. 16 m lang gewesen sein. Zurzeit fin<strong>de</strong>t eine Konservierung im Koldinghus Museum statt.<br />

Eine Kogge wur<strong>de</strong> 1962 in <strong>de</strong>r Weser bei Bremen gefun<strong>de</strong>n.<br />

Für nähere Informationen <strong>zu</strong> diesem Wrack und seinen Nachbauten siehe Hauptartikel: Bremer Kogge (1380).<br />

1978 ent<strong>de</strong>ckte man in <strong>de</strong>n Dünen beim dänischen Kollerup an <strong>de</strong>r nordwestjütischen Jammerbucht die gut erhaltenen Überreste einer frühen Kogge. Das verwen<strong>de</strong>te Eichenholz wur<strong>de</strong><br />

nach <strong>de</strong>ndrochronologischen Untersuchungen um 1150 in Südjütland, etwa im Raum zwischen Schleswig und Ha<strong>de</strong>rsleben geschlagen. Dieser Schiffsfund ist <strong>de</strong>r bisher älteste vom Typ<br />

einer Kogge. Offensichtlich hatte man eine <strong>de</strong>r frühen Umlandsfahrt um Kap Skagen gewagt und ist hierbei gescheitert. Länge: ca. 20,9 m. Breite: ca. 4,92 m. Tiefgang: ca. 1,35 m.<br />

1983 konnten im Pol<strong>de</strong>r beim Nie<strong>de</strong>rländischen Ort Nijkerk die Überreste einer Kogge aus <strong>de</strong>m Jahre 1336 freigelegt wer<strong>de</strong>n. Der Bo<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m sich das Holz erhalten hatte, war <strong>de</strong>r<br />

vormalige Grund <strong>de</strong>r an dieser Stelle trockengelegten Zui<strong>de</strong>rzee. Der Fund diente als Vorlage für <strong>de</strong>n 1997 angefertigten, heute im Nie<strong>de</strong>rländischen Kampen liegen<strong>de</strong>n Koggennachbau<br />

Kamper Kogge. 2004 hat das Schiff seine Seetauglichkeit bei einer Fahrt bis in die Ostsee unter Beweis gestellt.<br />

1990 wur<strong>de</strong>n am Parnu in Estland Überreste einer kleinen Kogge von etwa 8,5 m Länge und 3,5 m Breite geborgen. Mit Hilfe <strong>de</strong>r C14-Metho<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> das Wrack in <strong>de</strong>n Zeitraum<br />

zwischen 1250 und 1330 n. Chr. datiert. Scherben von importierter Keramik aus <strong>de</strong>m Rheinland als Teil <strong>de</strong>r Ladung stammen aus <strong>de</strong>m 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />

Im Jahr 1997 wur<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>r Insel Poel in Mecklenburg das Wrack einer Kogge aus <strong>de</strong>m Jahr 1354 ent<strong>de</strong>ckt (Poeler Kogge). Ein Nachbau ist inzwischen in Wismar fertiggestellt wor<strong>de</strong>n<br />

und wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Namen Wissemara getauft. Der 30 Meter lange Rumpf ist in Klinkerbauweise gefertigt.<br />

Eine große und gut erhaltene Kogge wur<strong>de</strong> 2000 in Doel, einem Ortsteil <strong>de</strong>r belgischen Gemein<strong>de</strong> Beveren, gefun<strong>de</strong>n: ca. 20 Meter lang und 7 Meter breit. Das für <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s Schiffs<br />

verwen<strong>de</strong>te Eichenholz wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>ndrochronologischen Untersuchungen im Winter 1325–1326 in Westfalen geschlagen. Der Rumpf dieser frühen Kogge ist in Klinkerbauweise<br />

ausgeführt. Die Doeler Kogge versank aus unbekannten Grün<strong>de</strong>n um 1404 in einem Schel<strong>de</strong>arm. Das Wrack kam während <strong>de</strong>r Bauarbeiten am Deurganck-Containerterminal <strong>de</strong>s<br />

Antwerpener Hafens ans Tageslicht. Nach Abschluss von Konservierungsarbeiten wird es im Schifffahrtsmuseum in Baasro<strong>de</strong>, einem Ortsteil <strong>de</strong>r belgischen Stadt Den<strong>de</strong>rmon<strong>de</strong>,<br />

ausgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Im März 2007 wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Bauarbeiten für das neue Verwaltungsgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ree<strong>de</strong>rei Beluga auf <strong>de</strong>m Bremer Teerhof Fragmente einer mittelalterlichen Kogge gefun<strong>de</strong>n, die auf <strong>de</strong>r<br />

Weser gekentert und auf <strong>de</strong>r Seite im Schlick liegengeblieben war. Keramikfun<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>folge stammt das Wrack aus <strong>de</strong>m 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt, genaueres muss die Laboruntersuchung <strong>de</strong>s<br />

Holzes ergeben. Offensichtlich wur<strong>de</strong> das Wrack bereits im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt recycelt: Da es nicht gehoben wer<strong>de</strong>n konnte, trieben die damaligen Bremer gewaltige Befestigungspflöcke in<br />

seine Bordwand, um es als Uferbefestigung weiter <strong>zu</strong> nutzen. Die Kogge hatte vermutlich eine Länge von 30 Metern und eine Tragfähigkeit von 200 Tonnen. Gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> ein Teil<br />

Backbordseite, 7,50 Meter lang, mit Reling und Aufgang <strong>zu</strong>m Kastell, also <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Heckaufbauten. Schiffstypologisch stellt das Wrack offenbar <strong>de</strong>n Übergang von <strong>de</strong>r Kogge <strong>zu</strong>r Holk-<br />

Bauweise dar.<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

Autoren fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Wikipediaseite unter <strong>de</strong>m Punkt “Versionen/Autoren”. Weitergehen<strong>de</strong> Informationen und Hinweise fin<strong>de</strong>n Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung <strong>de</strong>r u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam,<br />

daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.


Poeler Kogge<br />

Unter Poeler Kogge versteht man sowohl einen spätmittelalterlichen Wrackfund nahe Timmendorf auf <strong>de</strong>r Insel Poel, als auch einen weitgehend originalgetreuen Nachbau dieses Schiffes<br />

unter <strong>de</strong>m Namen Wissemara.<br />

Das Wrack <strong>de</strong>s aufgrund seines Fundortes als Poeler Kogge bezeichneten spätmittelalterlichen Schiffs wur<strong>de</strong> 1999 nordwestlich <strong>de</strong>r Mole von Timmendorf auf <strong>de</strong>r Insel Poel geborgen.<br />

Dendrologische Untersuchungen <strong>de</strong>s relativ gut erhaltenen Wracks ergaben, dass die Kiefern um das Jahr 1354 im Gebiet <strong>de</strong>r Stadt Thorn gefällt wur<strong>de</strong>n, was auf Danziger Herkunft<br />

hin<strong>de</strong>utet. Die Kogge wur<strong>de</strong> in Klinkerbauweise gebaut. Mit einer La<strong>de</strong>kapazität von mehr als 200 Tonnen ist die Poeler Kogge das größte Frachtschiff <strong>de</strong>s Spätmittelalters, das bislang<br />

gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />

Der Fund <strong>de</strong>r Poeler Kogge ist <strong>de</strong>r erste ein<strong>de</strong>utige archäologische Beleg für <strong>de</strong>n speziellen Typ <strong>de</strong>r Baltischen Kogge und somit von großer Be<strong>de</strong>utung für die Forschung. Diese regionale<br />

Form <strong>de</strong>r Kogge war beson<strong>de</strong>rs groß und flach, um somit bei geringerem Tiefgang besser auf flachen Bod<strong>de</strong>n- o<strong>de</strong>r Haffgewässern fahren <strong>zu</strong> können.<br />

Im Wismarer Hafen wur<strong>de</strong> am 7. Juli 2000 ein weitgehend originalgetreuer Nachbau <strong>de</strong>r Poeler Kogge auf Kiel gelegt. Der Nachbau erfolgte unter wissenschaftlicher Anleitung in<br />

bewusster Anlehnung an Schiffsbaumetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Am 29. Mai 2004 wur<strong>de</strong> das Schiff per Stapelhub ins Wasser gesetzt und auf <strong>de</strong>n Namen Wissemara getauft. Nach<br />

<strong>de</strong>m Setzen <strong>de</strong>s Mastes, <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>s Achterkastells, <strong>de</strong>r Montage eines (zwingend vorgeschriebenen) Hilfsmotors sowie weiterer Arbeiten erfolgte am 9. August 2006 die Jungfernfahrt<br />

<strong>de</strong>r Kogge <strong>zu</strong>r Hansesail nach Rostock.<br />

Der Nachbau dient während <strong>de</strong>r Liegezeiten im Wismarer Hafen als beliebter touristischer Anziehungspunkt und während ihrer Fahrten in Nord- und Ostsee als "Botschafter" <strong>de</strong>r Stadt<br />

Wismar. Sie wird aber auch für Untersuchungen <strong>de</strong>r experimentellen Archäologie eingesetzt. So können u. a. die Fahr- und Segeleigenschaften einer spätmittelalterlichen Kogge am<br />

Objekt studiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Daten<br />

• Typ: Kogge baltischer Bauart<br />

• Beplankung: Klinkergebaut<br />

• Länge: 31,50 Meter<br />

• Breite: 8,50 Meter<br />

• Tiefgang: 2,00 Meter<br />

• Material: Kiefer<br />

• Höhe <strong>de</strong>s Mastes: 32,00 Meter<br />

• Segelfläche: 276 m²<br />

• Antrieb: ein Rahsegel mit drei Bonnets<br />

• Hilfsantrieb: Wellenanlage mit Drehflügelpropeller<br />

• Besat<strong>zu</strong>ng: 10 Personen


Belletristik<br />

• André Jortzik: Hanse Ritter und Patrizier. Eine Erzählung um die „Poeler Kogge“. Weiland, Wismar 2004, ISBN 3-87890-097-X.<br />

• André Jortzik: Hanse Ritter und Piraten. Eine Geschichte um die „Wissemara“. Weiland, Wismar 2006, ISBN 3-87890-106-2.<br />

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Schnigge<br />

Mit Schnigge (Snigge, Snekja, Snekka) wird ein offener, flachgehen<strong>de</strong>r und meist schneller Segelschiffstyp bezeichnet, <strong>de</strong>r sich seit <strong>de</strong>r Wikingerzeit in Nor<strong>de</strong>uropa entwickelte.<br />

Geschichte<br />

In <strong>de</strong>r Wikingerzeit war die Schnigge ein schnelles, einmastiges Segelschiff mit geringem Tiefgang von etwa 30 Metern Länge, das <strong>zu</strong>sätzlich mit etwa 40 Riemen geru<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n<br />

konnte. An Bord war eine Besat<strong>zu</strong>ng von bis <strong>zu</strong> 90 Mann. Die Schnigge zählte <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Langschiffen; eine fahrtüchtige Rekonstruktion dieses Typs existiert in Polen.<br />

In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Hanse wur<strong>de</strong> die Schnigge als kleines, schnelles Kriegs- und Depeschenschiff verwen<strong>de</strong>t. Verbreitung fand sie in Skandinavien, im Baltikum, in Polen und in Deutschland.<br />

Im 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n in Deutschland mit Schnigge regional unterschiedliche, ein- o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rthalbmastige Schiffstypen bezeichnet, darunter die Kuff, ein ostfriesischer<br />

Küstensegler, und die Ei<strong>de</strong>rschnigge. Es waren flachgehen<strong>de</strong> Boote mit geringem Tiefgang und Seitenschwertern, die als Frachttransporter o<strong>de</strong>r Fischerboot Verwendung fan<strong>de</strong>n. Vor <strong>de</strong>m<br />

feststehen<strong>de</strong>n Mast führten sie bis <strong>zu</strong> drei Vorsegel, das Großsegel war gaffelgetakelt[1].<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Duds<strong>zu</strong>s, A. (1990): Stichworte Ei<strong>de</strong>rschnigge, S. 95 und Schnigge, S. 227<br />

Literatur<br />

• Duds<strong>zu</strong>s, Alfred: Das große Buch <strong>de</strong>r Schiffstypen, Bd. 1: Schiffe, Boote, Flöße unter Riemen und Segel. Berlin: Transpress, Lizenzausgabe Stuttgart: Pietsch, 1990, ISBN 3-<br />

613-50058-2<br />

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Schiffe ohne eigenen Antrieb<br />

Schute – Leichter – LASH-Leichter – Seeleichter – Bauhüttenschiff – Prahm – Schleppkahn<br />

Schiffe ohne eigenen Antrieb wer<strong>de</strong>n überwiegend in <strong>de</strong>r Binnenschifffahrt verwen<strong>de</strong>t.<br />

Leichter<br />

Ein Leichter (auch: Barge genannt) ist ein antriebsloser, schwimmen<strong>de</strong>r Ladungsbehälter, <strong>de</strong>r im Schubverband bewegt wird. Er ist ein besat<strong>zu</strong>ngsloses Fahrzeug und besitzt keinen<br />

echten eigenen Antrieb. Ein Teil <strong>de</strong>r Schubleichter, die in Schubverbän<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, haben heute Kopfru<strong>de</strong>r. Diese dienen <strong>de</strong>r besseren Manövrierfähigkeit <strong>de</strong>r Schubverbän<strong>de</strong>,<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel in <strong>de</strong>r leeren Talfahrt bei heftigen Win<strong>de</strong>n. Das Kopfru<strong>de</strong>r wird vom Schubboot aus gesteuert. Die Leichter sind mit Ankerwin<strong>de</strong>n und Koppelwin<strong>de</strong>n ausgerüstet.<br />

Schubleichter, die in Koppelverbän<strong>de</strong>n eingesetzt wer<strong>de</strong>n, haben fast immer eine Mehrkanal-Bugstrahlanlage. Mit <strong>de</strong>ren Hilfe können sie aus eigener Kraft kleine Ortsverän<strong>de</strong>rungen in<br />

Häfen und beim Verlassen von Schleusen durchführen. Leichter, die immer Teil eines Koppelverban<strong>de</strong>s sind, haben im Gegensatz <strong>zu</strong> Schubleichtern in Schubverbän<strong>de</strong>n einen spitzen Bug<br />

und sehr oft auch eine Wohnung im Bugbereich. Vielfach verfügen diese Leichter neben <strong>de</strong>n Anker-und Koppelwin<strong>de</strong>n auch über ein Ballastsystem, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Tiefgang an <strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

schieben<strong>de</strong>n Schiffes angepasst wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Der am häufigsten verwen<strong>de</strong>te Leichter ist <strong>de</strong>r Europa-Leichter Typ IIa mit einer Länge von 76,50 m, einer Breite von 11,40 m und einem La<strong>de</strong>vermögen von 2.850 Tonnen. Daneben<br />

gibt es noch größere und kleinere Leichter, die oft in ihren Abmessungen <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Wasserstraßenbedingungen in einigen Fahrtgebieten angepasst wur<strong>de</strong>n. Eine weitere Bauart <strong>de</strong>r<br />

Leichter sind die LASH-Leichter, die mit Seeschiffen transportiert wer<strong>de</strong>n und auf Binnenwasserstraßen in Zusammenstellung mit Schubverbän<strong>de</strong>n ihren Bestimmungsort erreichen.<br />

LASH-Leichter<br />

LASH-Leichter sind schwimmfähige Transportbehälter, die von LASH-Carriern über See transportiert wer<strong>de</strong>n. Sie haben eine Größe von 18,75 x 9,50 m und eine Tragfähigkeit von 370<br />

Tonnen. Diese Leichter wer<strong>de</strong>n im Seehafen entwe<strong>de</strong>r ausgeschwommen o<strong>de</strong>r mit bor<strong>de</strong>igenen Krananlagen <strong>zu</strong> Wasser gelassen. Für <strong>de</strong>n Weitertransport ins Binnenland wer<strong>de</strong>n die<br />

Leichter <strong>zu</strong> Schubverbän<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>sammengestellt und von einem Schubboot geschoben. Da die Leichter ohne Ankergeschirr sind und auch keinen Bug haben, wer<strong>de</strong>n Kopfbargen an die<br />

Spitze <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s gekoppelt.<br />

Seeleichter<br />

Seeleichter, auch Ponton o<strong>de</strong>r Barge genannt, wer<strong>de</strong>n ähnlich wie Leichter in <strong>de</strong>r Binnenschiffahrt auch, je nach Bauart, für vielfältige Zwecke <strong>de</strong>s Überseetransports eingesetzt. Im<br />

Gegensatz <strong>zu</strong>r Binnenschiffahrt wer<strong>de</strong>n sie, außer in Ausnahmefällen, über See verschleppt. Sie sind in Größe und Bauart <strong>de</strong>n härteren Belastungen ihres Einsatzgebietes angepasst und<br />

verfügen außer über Einrichtungen <strong>zu</strong>m Festmachen meist auch über Notschleppeinrichtungen und Ankergeschirr. Spezielle Konstruktionen, wie Schwergutleichter sind außer<strong>de</strong>m <strong>zu</strong>m<br />

Teil mit Aufbauten für Unterkünfte, Hilfsmaschinen und Pumpenanlagen <strong>zu</strong>m Tauchen <strong>de</strong>r Barge ausgerüstet.<br />

Eine Son<strong>de</strong>rform bil<strong>de</strong>t die Hong Kong Derrick Barge, die in dieser Form nur dort vorkommt.<br />

Schute<br />

Als Schute wird ein kleines, flaches Schiff, meist ohne eigenen Antrieb und ohne Takelage bezeichnet, das für die Verbringung von Schütt- o<strong>de</strong>r Stückgütern vom Seeschiff <strong>zu</strong>m<br />

eigentlichen Bestimmungsort innerhalb eines Hafens benutzt wird. Heute beschränkt sich die Ladung meist auf Schüttgut, wie Sand, Kies, Erz, Baggergut. Üblicherweise erfolgt die<br />

Fortbewegung mit Schleppern o<strong>de</strong>r innerhalb eines Schleppverban<strong>de</strong>s. Teilweise wer<strong>de</strong>n die Schuten auch durch Staken, also durch Muskelkraft mittels langer Stangen, fortbewegt. In


alten Zeiten erfolgte die Fortbewegung, in<strong>de</strong>m die Schuten von Pfer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Ochsen vom Ufer aus an langen Tauen gezogen wur<strong>de</strong>n – dies bezeichnet man als Trei<strong>de</strong>ln.<br />

Schuten dienen <strong>de</strong>m Transport von Gütern, die aus Seeschiffen entla<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Lagerhäusern im Hafengebiet o<strong>de</strong>r im näheren Umland. Im Hamburger Hafen wird <strong>de</strong>r Führer<br />

einer Schute als Ewerführer bezeichnet. Im Bereich <strong>de</strong>s Küstenschutzes wer<strong>de</strong>n auch „Klappschuten“ mit <strong>zu</strong> öffnen<strong>de</strong>n Bö<strong>de</strong>n für die Verbringung von Sand und Entladung ohne weitere<br />

Hilfsmittel eingesetzt. In <strong>de</strong>r Binnenschifffahrt ist die Klappschute ein übliches Transportmittel für die Verklappung von Baggergut aus <strong>de</strong>n Flüssen und vor allem von<br />

Bergbaurückstän<strong>de</strong>n.<br />

Bauhuettenschiff<br />

Ein Bauhüttenschiff ist mit einem Bauwagen <strong>zu</strong> vergleichen. Es besitzt keinen eigenen Antrieb und wird <strong>zu</strong> seinen Einsatzgebieten geschleppt. Es dient als Aufenthaltsraum und ist je<br />

nach Bedarf mit Kochstelle, Hei<strong>zu</strong>ng, WC, Waschgelegenheit und Büro-/Werkraum ausgestattet. In diesem Zusammenhang ist auch <strong>de</strong>r Einsatz eines Kraftwerksschiffs <strong>zu</strong> sehen.<br />

Bauhüttenschiffe wer<strong>de</strong>n auch gerne <strong>zu</strong> Hausbooten o<strong>de</strong>r Wohnschiffen umgebaut. [1]<br />

Prahm<br />

Der Prahm (mittelhoch<strong>de</strong>utsch prâm < tschech. prám = Fahrzeug; Plural: Prahme o<strong>de</strong>r Prähme) bezeichnet ursprünglich eine flache Fähre (Prahmfähre) <strong>zu</strong>m Übersetzen von Menschen,<br />

Vieh und Wagen. Er war eines <strong>de</strong>r kleinsten Schiffe, das Waren transportierte, und besaß, im Gegensatz <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n üblichen bäuchigen Transportschiffen, einen schnittigen Rumpf und<br />

ähnelte <strong>de</strong>n schmalen Schiffen <strong>de</strong>r Wikinger. Die Prahme waren meistens auf die Han<strong>de</strong>lsgüter Holz und Salz spezialisiert und nahmen dadurch eine Außenseiterrolle im Transportwesen<br />

ein.<br />

Im Bauwesen ist Prahm ein großes, flaches, länglich viereckiges Wasserfahrzeug <strong>zu</strong>r Vornahme von Bauarbeiten im Wasser, z.B. Baggern, Einrammen und Ausziehen von Pfählen etc.,<br />

wobei ein einfacher o<strong>de</strong>r ein gekuppelter Prahm die erfor<strong>de</strong>rlichen Apparate, z.B. Baggermaschinen, Rammen und Grundsägen, sowie die Arbeiter aufnimmt. Prahme haben im<br />

Gegensatz <strong>zu</strong> Schuten und Leichtern keinen La<strong>de</strong>raum, die Ladung wird an Deck gestaut. Schwertransportprahme sind <strong>zu</strong><strong>de</strong>m mit Ballastsystemen ausgerüstet, um die<br />

Belastungs<strong>zu</strong>stän<strong>de</strong> beim Be- und Entla<strong>de</strong>n ausgleichen <strong>zu</strong> können. Es gibt auch voll absenkbare Prahme, die schwimmen<strong>de</strong> Ladung aufnehmen, um <strong>zu</strong>m Beispiel Binnenschiffe übers<br />

Meer <strong>zu</strong> transportieren.<br />

Bei Segelregatten ist auch <strong>de</strong>r Begriff Startprahm gebräuchlich. Auch hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um eine flache, schwimmen<strong>de</strong> Plattform (falls nicht, spricht man von einem Startschiff). Der<br />

Startprahm geht am Start bzw. Ziel vor Anker und dient meist auch als eine Begren<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>r Start bzw. Ziellinie. Die Wettfahrtleitung gibt vom Startprahm aus die Flaggensignale für <strong>de</strong>n<br />

Start <strong>de</strong>r Regatta bzw. registriert <strong>de</strong>n Zieleinlauf.<br />

Geschichtliches<br />

Prahmartige Schiffe entstan<strong>de</strong>n vermutlich <strong>zu</strong>erst durch Einsetzen breiterer Bö<strong>de</strong>n in längsseitig aufgetrennte Einbäume, eine Maßnahme die vergleichbare Ziele verfolgt hat wie die<br />

Verwendung von Setzbor<strong>de</strong>n.[2]<br />

Ein frühes Beispiel eines Prahm ist <strong>de</strong>r als gallo-römisch bezeichnete Fund von Bevaix in <strong>de</strong>r Schweiz heute im Laténium, Museum von Champréveyres am Neuenburgersee. Mit <strong>de</strong>m<br />

Prahm von Ljubljana und <strong>de</strong>m Wrack von Comacchio liegen etwa zeitgleiche Fun<strong>de</strong> vor.[3]<br />

Ein an<strong>de</strong>res Beispiel eines Prahms, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Flussschifffahrt eingesetzt wur<strong>de</strong>, stammt aus Krefeld und ist über 16 m lang. Es stammt aus <strong>de</strong>m frühen Mittelalter und wird in die<br />

Karolingerzeit in das 8. bis 9. Jahrhun<strong>de</strong>rt datiert.<br />

Schleppkahn<br />

Der Schleppkahn, auch Schleppschiff o<strong>de</strong>r Lastkahn genannt, entwickelte sich aus <strong>de</strong>n frühen Trei<strong>de</strong>lkähnen. Jahrhun<strong>de</strong>rtelang stellten die Binnenwasserstraßen die<br />

Hauptverbindungswege für <strong>de</strong>n Warentransport zwischen <strong>de</strong>n Hafenstädten und <strong>de</strong>n an Flüssen gelegenen Binnenstädten dar. In Mitteleuropa wur<strong>de</strong>n ganz unterschiedliche, <strong>de</strong>n


jeweiligen Wasserstraßenbedingungen angepasste Kahntypen entwickelt. Diese wur<strong>de</strong>n gesegelt o<strong>de</strong>r durch Menschen-o<strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>kraft fortbewegt und konnten nur wenig Last beför<strong>de</strong>rn.<br />

Haupttransportgüter waren Erzeugnisse <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sinneren wie Getrei<strong>de</strong>, Kohle, Torf, Holz, Erze, Salz und Fertigprodukte sowie Importgüter, so genannte Kolonialwaren. Mit Einführung<br />

<strong>de</strong>r Dampfschlepper im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n die Kähne immer größer, auf <strong>de</strong>m Rhein bis <strong>zu</strong> 130 Meter lang und einer Nutzlast bis <strong>zu</strong> 4200 Tonnen. Es gab offene Kähne, solche mit<br />

Lukenab<strong>de</strong>ckung und Tankkähne. Die Besat<strong>zu</strong>ng hatte Wohnungen auf <strong>de</strong>n Kähnen, achtern (hinten) wohnte <strong>de</strong>r Schiffsführer, auch Schiffer genannt, mit seiner Familie und vorne, meist<br />

im so genannten Vorunter, die Matrosen. Das Leben an Bord war sehr einfach, es gab keinen Strom, geheizt wur<strong>de</strong> mit Kohleöfen. Die Ankerwin<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n lange Zeit noch von Hand<br />

betätigt. Die Arbeit am Ru<strong>de</strong>r war sehr hart. Die meisten Kähne hatten ein offenes Ru<strong>de</strong>rhaus mit liegen<strong>de</strong>m Haspel, das je nach Größe <strong>de</strong>s Kahns mehrere Meter Durchmesser hatten. Je<br />

nach Wasserverhältnissen musste die gesamte Besat<strong>zu</strong>ng am Ru<strong>de</strong>r stehen.<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Beispiel eines umgebauten Bauhüttenschiffs<br />

2. ↑ Spessartmuseum (Hrsg.): Mensch und Wald - Handblätter für Besucher; Spessartmuseum, Lohr am Main (1994)<br />

3. ↑ Arnold B.: The gallo-roman boat of Bevaix and the bottombased construction. In: Rein<strong>de</strong>rs R. et. al. (Hrsg.) Carvel Construction Technique. Oxbow Monograph 12 (1991)<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

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Bli<strong>de</strong><br />

Die Bli<strong>de</strong> (


Militärischer Einsatz<br />

Die Maschine bestand fast vollständig aus Holz und war zerlegt auf Fuhrwerken transportabel. Auch <strong>de</strong>r Neubau aus behauenen Baumstämmen vor Ort war mit einer Mannschaft von ca.<br />

einem Dutzend Holzfällern und Zimmerleuten in 2-3 Tagen möglich. Einige Bli<strong>de</strong>n waren mit Rä<strong>de</strong>rn ausgestattet, um das Justieren und Zielen <strong>zu</strong> erleichtern. Die Vorstellung von<br />

mobilen Bli<strong>de</strong>n, die auf Rä<strong>de</strong>rn von Ort <strong>zu</strong> Ort manövriert wur<strong>de</strong>n, ist falsch.<br />

Für <strong>de</strong>n Einsatz einer Bli<strong>de</strong> war ein ebener und fester Untergrund notwendig. Die Wurfweite wur<strong>de</strong> durch Verän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Schlingenlänge o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Gegengewichtes justiert. Durch <strong>de</strong>n<br />

langen Wurfarm konnte man Steine bis <strong>zu</strong> 450 Meter weit schleu<strong>de</strong>rn.[3] Für damalige Verhältnisse stellte das die größte Reichweite aller Wurf- und Schusswaffen dar (Langbogen<br />

erreichten gezielt etwa 200 m).<br />

Die Flugbahn <strong>de</strong>s Geschosses einer Bli<strong>de</strong> ließ sich durch unterschiedliche Einstellung <strong>de</strong>s Abwurfwinkels vorwählen. Für maximale Reichweite wählte man einen hohen Bogenwurf, für<br />

<strong>de</strong>n größtmöglichen Scha<strong>de</strong>n an Mauern eine flachere Flugbahn. So konnte auf Wehrgänge, Zinnen und Dächer einer belagerten Burg gezielt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r auf die Burgmauern.<br />

Historische Berichte, dass innerhalb von wenigen Tagen die Wehrhaftigkeit einer Feste durch <strong>de</strong>n zeitgleichen Einsatz mehrerer solcher Waffen entschei<strong>de</strong>nd beeinträchtigt wur<strong>de</strong>, sind<br />

glaubwürdig. Das Spannen und La<strong>de</strong>n einer Bli<strong>de</strong> mit 15 Tonnen Gegengewicht dauert mit vier Personen in <strong>de</strong>r praktischen Rekonstruktion eine halbe Stun<strong>de</strong>.[5]<br />

Es wur<strong>de</strong>n anstelle von Steinkugeln auch an<strong>de</strong>re Gegenstän<strong>de</strong> wie z. B. Kadaver o<strong>de</strong>r Pestleichen in die feindlichen Festungen geschleu<strong>de</strong>rt, um <strong>de</strong>n Gegner ein<strong>zu</strong>schüchtern,<br />

Nahrungsvorräte belagerter Städte <strong>zu</strong> verunreinigen o<strong>de</strong>r Krankheiten auf die belagerten Menschen <strong>zu</strong> übertragen.<br />

Im Mittelmeerraum gab es diese Waffe (längs eingebaut) auch auf Schiffen, wobei das Gegengewicht durch eine Öffnung im Deck bis fast <strong>zu</strong>m Kiel herunter schwang.<br />

Auf historischen Zeichnungen wie in „Bellifortis“ von Konrad Kyeser von Eichstadt 1405 o<strong>de</strong>r Kol<strong>de</strong>rer 1507 sind außer Rahmen, Wurfarm und Gegengewicht noch weitere Elemente<br />

nachweisbar. Leitern an bei<strong>de</strong>n Seiten dienen unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>m Klarieren <strong>de</strong>r Schlinge nach <strong>de</strong>m Wurf. Durch die chaotischen Bewegungen <strong>de</strong>s Doppelpen<strong>de</strong>ls von Wurfarm und<br />

Gegengewicht wird die Schlinge gerne um die gesamte Bli<strong>de</strong> gewickelt, wie Versuche ergeben haben. Zum Spannen sind entwe<strong>de</strong>r große Handrä<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Treträ<strong>de</strong>r gezeichnet. In<br />

mittelalterlichen Kränen wur<strong>de</strong>n mit Tretkränen große Lasten bewegt und auch die erhebliche Kraft <strong>zu</strong>m Spannen einer großen Bli<strong>de</strong> kann mit einem Doppeltretrad leicht erzeugt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Rinne, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stein die ersten Meter geführt wird, ermöglicht erst die Präzision <strong>de</strong>r Bli<strong>de</strong>. Eine seitliche Verschiebung <strong>de</strong>r Rinne erlaubt in Grenzen auch die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Einschlagortes, ohne gleich die gesamte Bli<strong>de</strong> bewegen <strong>zu</strong> müssen. Auf fast allen historischen Zeichnungen ist das Traggestell schräg und liegt in Höhe <strong>de</strong>r Achse direkt am Wurfarm an.<br />

Weil beson<strong>de</strong>rs bei einem beweglichen Gegengewicht dieses am Umkehrpunkt auf kurzem Weg abgebremst wird, kann die Achse nicht freitragend sein, da in diesem Moment ein<br />

Mehrfaches <strong>de</strong>r Masse auf die Achse wirkt. Nach unten hin wer<strong>de</strong>n die Rahmen breiter, damit das Gegengewicht, das Platz <strong>zu</strong>m Schwingen benötigt, auch genügend groß und damit<br />

schwer sein kann.<br />

Historisches<br />

In Mitteleuropa tritt die Bli<strong>de</strong> ab etwa 1200 auf. Wahrscheinlich han<strong>de</strong>lt es sich um eine byzantinische Entwicklung, die von Kreuzfahrern und Arabern übernommen wur<strong>de</strong>. Vorgänger<br />

war die in Mitteleuropa bereits seit <strong>de</strong>m 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt nachweisbare Zugbli<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>r bis <strong>zu</strong> 50 Mann mit Seilen <strong>de</strong>n kurzen Hebelarm ruckartig nach unten zogen. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

geringeren Zugkraft von Menschen gegenüber einem wahrscheinlich bis <strong>zu</strong> über 15 Tonnen schweren Gegengewicht bei <strong>de</strong>r Bli<strong>de</strong> konnte die Zugbli<strong>de</strong> nur Geschosse <strong>de</strong>utlich geringeren<br />

Gewichts verschießen. Außer<strong>de</strong>m war sie weniger präzise, da die Zugleistung <strong>de</strong>r Mannschaft von Wurf <strong>zu</strong> Wurf variierte.<br />

Bau und Bedienung einer Bli<strong>de</strong> setzte großes Fachwissen voraus. Der „Bli<strong>de</strong>nmeister“ war ein gut ausgebil<strong>de</strong>ter Spezialist. Der spätgotische <strong>de</strong>utsche Maler Hans Pley<strong>de</strong>nwurff führt<br />

seinen Namen sicherlich auf einen solchermaßen spezialisierten Vorfahren <strong>zu</strong>rück.<br />

In Wolfram von Eschenbachs Willehalm (um 1200) wird ein „drîbock“ (111,9) im Zusammenhang mit an<strong>de</strong>ren Belagerungsmaschinen erwähnt – dies ist <strong>de</strong>r früheste Beleg für diese<br />

Maschine. Nach Auskunft <strong>de</strong>r „Marbacher Annalen“ wur<strong>de</strong> sie <strong>zu</strong>m ersten Mal von Kaiser Otto IV. bei <strong>de</strong>r Belagerung <strong>de</strong>r Stadt und Burg Weißensee in Thüringen im Jahr 1212<br />

eingesetzt.<br />

Ähnliche Waffen


• Balliste<br />

Literatur<br />

• Paul E. Cheved<strong>de</strong>n: The Invention of the Counterweight Trebuchet. A Study in Cultural Diffusion. In: Dumbarton Oaks Papers 54 (2000), S. 71-116<br />

• Mark Feuerle: Bli<strong>de</strong> – Mange – Trebuchet. Technik, Entwicklung und Wirkung <strong>de</strong>s Wurfgeschützes im Mittelalter. Eine Studie <strong>zu</strong>r mittelalterlichen Innovationsgeschichte, Verlag<br />

für Geschichte <strong>de</strong>r Naturwissenschaft und <strong>de</strong>r Technik, Stuttgart/Berlin: GNT-Verlag, 2005, ISBN 978-3-928186-78-0.<br />

• Mark Feuerle: Das Hebelwurfgeschütz. Eine technische Innovation <strong>de</strong>s Mittelalters, in: Technikgeschichte (TG), Bd. 69 (2002), S. 1-39<br />

• Peter V. Hansen: Experimental reconstruction of a medieval trebuchet, in: Acta archaeologica, Munksgaard, Kopenhagen 63 (1992), S. 189-208<br />

• Bernhard Rathgen: Das Geschütz im Mittelalter, VDI-Verlag, Düsseldorf 1987, ISBN 3-18-400721-9 (Repr. d. Ausg. Berlin 1928; Zum Trebuchet und an<strong>de</strong>ren Fernwaffen vor<br />

Erfindung <strong>de</strong>s Schießpulvers ab S. 578; in <strong>de</strong>n Schlussfolgerungen nicht unbedingt mehr aktuell, aber eine einzigartige Quellensammlung)<br />

• Spektrum <strong>de</strong>r Wissenschaft 9/1995: Das Trebuchet – die mächtigste Waffe <strong>de</strong>s Mittelalters<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Eugène Viollet-Le-Duc, Dictionnaire raisonné <strong>de</strong> l'architecture française du XIe au XVIe siècle (1868) , Seiten 210 bis 269 Eintrag: "Engin" (Belagerungsmaschinen),<br />

ausführliche technische Beschreibung mit Illustrationen (franz. eingesehen am 28. Oktober 2009 online bei Archive.org<br />

2. ↑ http://www.xxx<br />

3. ↑ a b http://www.xxx<br />

4. ↑ http://xxx<br />

5. ↑ http://xxx<br />

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Katapult (Werke)<br />

Katapult (griech. καταπέλτης; κατα „gegen“ und παλλω „schleu<strong>de</strong>rn“), auch Wurfmaschine, bezeichnet eine große, nicht tragbare Fernwaffe, welche Geschosse mittels mechanischer<br />

Energie aus <strong>de</strong>m ruhen<strong>de</strong>n Zustand stark beschleunigt.<br />

Geschichte<br />

Antike


In <strong>de</strong>r Wehrtechnik bezeichnet Katapult eine seit <strong>de</strong>m Altertum gebaute Wurfmaschine, die <strong>zu</strong>nächst nur <strong>zu</strong>m Abschießen von Steinen genutzt wur<strong>de</strong>, während Ballisten <strong>zu</strong>m Schleu<strong>de</strong>rn<br />

von Pfeilen dienten. Im 4. Jahrhun<strong>de</strong>rt vermischten sich die Bezeichnungen und alle Maschinen <strong>zu</strong>m Schleu<strong>de</strong>rn von Geschossen wur<strong>de</strong>n „Katapult“ genannt.<br />

Die Entstehung wird in Syrakus <strong>zu</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Dionysios I. im 4. Jahrhun<strong>de</strong>rt v. Chr. vermutet. Eingesetzt wur<strong>de</strong>n diese vorwiegend als Belagerungswaffe. Armeen führten meist keine o<strong>de</strong>r<br />

nur wenige Katapulte mit sich, weil <strong>de</strong>r Transport sehr aufwändig war und durch die breite Verfügbarkeit von Holz überall neue gebaut wer<strong>de</strong>n konnten. Als Antriebsmedium für diese<br />

auch als Onager bezeichneten Katapulte wur<strong>de</strong>n meist unter Spannung stehen<strong>de</strong> Materialien (Holz, Seil o<strong>de</strong>r Sehnen) eingesetzt, die vorher durch die Arbeit <strong>de</strong>s Bedienpersonals<br />

gespannt wer<strong>de</strong>n mussten.<br />

Mittelalter<br />

Neben Steinen und Pfeilen konnten Katapulte auch Brandgeschosse wie Falarika schleu<strong>de</strong>rn. Im Spätmittelalter wur<strong>de</strong>n sehr große Katapulte gebaut, die als Bli<strong>de</strong>n bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Gelegentlich wur<strong>de</strong>n Menschen, meist Gefangene, über Stadt- o<strong>de</strong>r Festungsmauern katapultiert. Dies war einerseits eine Hinrichtungsmetho<strong>de</strong>, meist sollte damit aber <strong>de</strong>r Gegner hinter<br />

<strong>de</strong>n Mauern <strong>de</strong>moralisiert wer<strong>de</strong>n. Nicht <strong>zu</strong>letzt war die Verwendung von Pestleichen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rweitig mit Krankheitserregern kontaminierten Mensch- o<strong>de</strong>r Tierleichen als Geschosse<br />

eine frühe Form biologischer Kriegsführung, so <strong>zu</strong>m Beispiel während <strong>de</strong>r Belagerung von Kaffa durch die Tataren im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />

Neuzeit<br />

Mit <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Neuzeit wur<strong>de</strong>n Katapulte von treibmittelbetriebenen Geschützen verdrängt, die eine größere Reichweite und höhere Zielgenauigkeit ermöglichten.<br />

Zuletzt wur<strong>de</strong>n Katapulte militärisch im Ersten Weltkrieg verwen<strong>de</strong>t, um Handgranaten über das „Niemandsland“ in feindliche Schützengräben <strong>zu</strong> schleu<strong>de</strong>rn. Improvisierte Katapulte<br />

wur<strong>de</strong>n aber auch im Zweiten Weltkrieg hergestellt, um Handgranaten o<strong>de</strong>r Brandsätze in Straßenkämpfen weit schleu<strong>de</strong>rn <strong>zu</strong> können.<br />

Bauformen<br />

Die Bezeichnungen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Bauformen <strong>de</strong>r Katapulte sind nicht einheitlich. Sie variieren stark von <strong>de</strong>r Epoche und <strong>de</strong>r damals vorherrschen<strong>de</strong>n Sprache.<br />

Grundsätzlich wur<strong>de</strong>n zwei Prinzipien, die Fe<strong>de</strong>rkraft und die Zugkraft, eingesetzt. Das Ziel war es, <strong>de</strong>m Geschoss eine möglichst hohe kinetische Energie mit auf <strong>de</strong>n Weg <strong>zu</strong> geben und<br />

das Ziel möglichst genau <strong>zu</strong> treffen. Bei Katapulten mit einem Hebelarm befand sich am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Hebelarms <strong>zu</strong>sätzlich ein Schleu<strong>de</strong>rseil, welches ähnlich einer Schleu<strong>de</strong>r wirkte. Als<br />

Alternative hier<strong>zu</strong> gab es auch Katapulte mit einer Art Löffel o<strong>de</strong>r Korb für das Geschoss am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Hebelarms.<br />

Fe<strong>de</strong>rkraft<br />

Die Fe<strong>de</strong>rkraft war für leichte und mittlere Katapulte das geeignete Prinzip. Die Kraft wur<strong>de</strong> von einer Blattfe<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r einer Torsionsfe<strong>de</strong>r (Torsionsgeschütz) erzeugt. Um eine größere<br />

Energie <strong>zu</strong> speichern, wur<strong>de</strong>n diese <strong>zu</strong>m Teil auch gleichzeitig genutzt.<br />

• einarmige Torsionsfe<strong>de</strong>r (horizontal), genannt Onager<br />

• zweiarmige Torsionfe<strong>de</strong>r (vertikal), genannt Balliste<br />

• einarmige Blattfe<strong>de</strong>r (horizontal)<br />

• zweiarmige Blattfe<strong>de</strong>r (vertikal), genannt Bogenkatapult<br />

• mehrere zweiarmige Blattfe<strong>de</strong>rn in Reihe<br />

• Mischformen zwischen Torsions und Blattfe<strong>de</strong>r<br />

Zugkraft


Mittlere und große und Katapulte verwen<strong>de</strong>ten die Zugkraft eines Gegengewichts, erzeugt durch die Schwerkraft. Bei kleineren Mo<strong>de</strong>llen wur<strong>de</strong> auch die Zugkraft von Menschen<br />

eingesetzt. Bei <strong>de</strong>r Bli<strong>de</strong> bzw. Trebuchet befand sich am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Hebelarms <strong>zu</strong>sätzlich ein Schleu<strong>de</strong>rseil.<br />

Literatur<br />

• Hans Aufheimer: Schiffsbewaffnung von <strong>de</strong>n Anfängen bis <strong>zu</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts. VEB Hinstorff Verlag, Rostock 1983.<br />

• Hans Michael Schellenberg: Diodor von Sizilien 14,42,1 und die Erfindung <strong>de</strong>r Artillerie im Mittelmeerraum. Frankfurter elektronische Rundschau <strong>zu</strong>r Altertumskun<strong>de</strong> 3 (2006),<br />

Seiten 14–23. Frankfurt 21. Dezember 2006. Onlineversion in <strong>de</strong>r Hochschulbibliothek Frankfurt (PDF)<br />

• Friedrich Engels: Katapult. in Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Seite 265. Dietz Verlag, Berlin. Band 14, 4. Auflage 1972. unverän<strong>de</strong>rter Nachdruck <strong>de</strong>r 1. Auflage 1961,<br />

Berlin/DDR. Onlineversion in The New American Cyclopædia, Band IV.<br />

• Der Auerberg, C.H.Beck Verlag, 1994 ISBN 9783406375002, [1]<br />

• Robert Grosse, Römische Militärgeschichte von Gallienus bis <strong>zu</strong>m Beginn <strong>de</strong>r byzantinischen Themenverfassung, 1920, ISBN 9780405070839 [2]<br />

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Kaperbrief<br />

Der Kaperbrief war ein Dokument, das eine Regierung einem Privatmann ausstellte, <strong>de</strong>r dadurch <strong>zu</strong>r Kaperfahrt berechtigt wur<strong>de</strong>. Dies be<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>r Kaperkapitän das Recht bzw.<br />

<strong>de</strong>n Auftrag hatte, Schiffe einer an<strong>de</strong>ren Nation aus<strong>zu</strong>rauben o<strong>de</strong>r <strong>zu</strong> versenken. Der Kaperer han<strong>de</strong>lte dabei offiziell im Auftrag <strong>de</strong>s ausstellen<strong>de</strong>n Staates. Zugleich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />

Kaperfahrer Schutz in <strong>de</strong>n Häfen <strong>de</strong>r ausstellen<strong>de</strong>n Nation <strong>zu</strong>gesagt. Im Gegen<strong>zu</strong>g musste <strong>de</strong>r Kaperkapitän einen Teil <strong>de</strong>r Beute, <strong>de</strong>r sogenannten Prise, an <strong>de</strong>n ausstellen<strong>de</strong>n Staat<br />

abführen. An Bord wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Beuteanteil o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erlös daraus, das Prisengeld, nach einem festgelegten Schlüssel verteilt.<br />

Geschichte<br />

Kaperbriefe entstan<strong>de</strong>n im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt im Zuge <strong>de</strong>r Regelung <strong>de</strong>s bis dahin praktisch rechtsfreien Zustands auf See. Bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt blieb die Kaperei ein akzeptierter Teil <strong>de</strong>r<br />

Seekriegsführung. Mit <strong>de</strong>m Kaperbrief wur<strong>de</strong> „Seekriegsführung im Auftrag“ von Piraterie abgegrenzt, was <strong>de</strong>n Kaperer aber nicht davor schützte, von <strong>de</strong>r gegnerischen Seite als Pirat<br />

behan<strong>de</strong>lt <strong>zu</strong> wer<strong>de</strong>n. Da die Unterscheidung zwischen Kaperei und Piraterie verschwommen ist, wur<strong>de</strong> sie nicht notwendigerweise eingehalten. Kaperkapitäne nutzten <strong>de</strong>n Kaperbrief<br />

aus, um eventuell nebenbei eigenmächtig Piraterie <strong>zu</strong> betreiben; <strong>de</strong>r gegnerische Staat nahm sich das Recht, <strong>de</strong>n Kaperer wie einen Piraten <strong>zu</strong> behan<strong>de</strong>ln.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Kaperschiffe waren in erster Linie Han<strong>de</strong>lsschiffe. Von <strong>de</strong>n als Opfer betroffenen Nationen wur<strong>de</strong>n Kaperfahrer wie gewöhnliche Piraten behan<strong>de</strong>lt. Kaperfahrer han<strong>de</strong>lten auch<br />

oft nach persönlichem Interesse o<strong>de</strong>r nach taktischer Lage und nicht nach <strong>de</strong>m Kaperauftrag, wenn etwa Piratenschiffe unterschiedlicher Nationalität Trinkgelage <strong>zu</strong>sammen abhielten,<br />

anstatt einan<strong>de</strong>r die Beute ab<strong>zu</strong>jagen.<br />

Kaperbriefe wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re dann ausgestellt, wenn Staaten kurzfristig ihre Seemacht verstärken wollten o<strong>de</strong>r schlicht Geld brauchten. Ein typisches Beispiel ist das elisabethanische<br />

England, das Francis Drake und an<strong>de</strong>re Kapitäne anwarb, um einerseits Spanien <strong>zu</strong> schwächen und sich an<strong>de</strong>rerseits Einnahmen für <strong>de</strong>n Aufbau einer großen Kriegsflotte <strong>zu</strong> verschaffen.<br />

Auf diese Weise gelangten sie an nautisch hochqualifizierte Kapitäne an<strong>de</strong>rer Nationen. Teilweise wur<strong>de</strong> das Mittel <strong>de</strong>s Kaperbriefes auch eingesetzt, um Piraten von <strong>de</strong>r Bedrohung<br />

eigener Schiffe ab<strong>zu</strong>halten.<br />

Kaperbriefe wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re von Großbritannien, Frankreich, <strong>de</strong>n Hansestädten und <strong>de</strong>n USA ausgestellt. Die Verfassung <strong>de</strong>r Vereinigten Staaten (Artikel 1, Sektion 8) weist die


Kompetenz <strong>zu</strong>r Ausstellung von Kaperbriefen ausdrücklich <strong>de</strong>m Kongress <strong>zu</strong>. Die legale Kaperei im Unabhängigkeitskrieg Nordamerikas kostete England mutmaßlich <strong>de</strong>n Gegenwert<br />

von sechs Millionen Dollar an Han<strong>de</strong>lsgütern. 1812 liquidierten 500 US-Kaperschiffe 13 Prozent <strong>de</strong>s britischen Seehan<strong>de</strong>ls.<br />

Die Ausstellung von Kaperbriefen wur<strong>de</strong> international 1856 durch die Deklaration von Paris geächtet. Die USA, Spanien und Mexiko schlossen sich dieser Seerechts<strong>de</strong>klaration nicht an,<br />

im Fall <strong>de</strong>r USA allerdings, weil sie eine weitergehen<strong>de</strong> vollständige Abschaffung <strong>de</strong>s Beuterechts wollten, was wie<strong>de</strong>rum an Großbritannien scheiterte. Die Deklaration be<strong>de</strong>utete<br />

nämlich nicht das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Seekriegsführung gegen Han<strong>de</strong>lsschiffe. Das Prisenrecht war von nun an lediglich auf Kriegsschiffe beschränkt.<br />

Bekannte Kaperfahrer und Kaperschiffe<br />

• die Vitalienbrü<strong>de</strong>r unter Klaus Störtebeker (Dänisch-Mecklenburgischer Konflikt im späten 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt), später als Piraten<br />

• Paul Beneke (Hansisch-Englischer Seekrieg 1470–1474)<br />

• Sir Francis Drake (englisch-spanischer Konflikt ab 1585 im Rahmen <strong>de</strong>s Achtzigjährigen Krieges), vorher Piraterie unter Duldung <strong>de</strong>r Krone<br />

• Sir Walter Raleigh (englisch-spanischer Konflikt ab 1585 im Rahmen <strong>de</strong>s Achtzigjährigen Krieges), als Ree<strong>de</strong>r, betrieb persönlich keine Kaperei<br />

• Piet Heyn (Achtzigjähriger Krieg)<br />

• Benjamin Hornigold (Spanischer Erbfolgekrieg), später kurzzeitig Pirat, schließlich Piratenbekämpfer<br />

• Woo<strong>de</strong>s Rogers (Spanischer Erbfolgekrieg)<br />

• Robert Surcouf (Koalitionskriege), auch als Ree<strong>de</strong>r<br />

Fälschlicherweise wer<strong>de</strong>n manchmal auch Seeoffiziere bzw. Kriegsschiffe, die Han<strong>de</strong>lskrieg führten, als Kaperfahrer bezeichnet z. B.:<br />

• Graf Luckner (<strong>de</strong>r „Seeteufel“) auf <strong>de</strong>m Hilfskreuzer SMS Seeadler im Ersten Weltkrieg<br />

• Leichter Kreuzer Em<strong>de</strong>n (Deutschland) im Ersten Weltkrieg<br />

• <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Hilfskreuzer HK 33 Pinguin im Zweiten Weltkrieg<br />

Etymologie<br />

Kapern ist ein Lehnwort aus <strong>de</strong>m Friesischen, das über die nie<strong>de</strong>rsächsische Sprache und das Nie<strong>de</strong>rländische in die Deutsche Sprache gelangte. Es be<strong>de</strong>utete <strong>zu</strong>nächst Freibeuterschiff,<br />

später auch Freibeuter und ist abgeleitet von kapia (kaufen), vielleicht auch von kapen (Ausschau halten, auflauern), o<strong>de</strong>r vom lateinischen capere (fangen).<br />

Verwandte Themen<br />

Literatur<br />

Sachbücher<br />

Belletristik<br />

• Von Han<strong>de</strong>lskrieg spricht man, wenn Frachtschiffe nicht <strong>zu</strong>r eigenen Bereicherung gekapert wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn versenkt, um <strong>de</strong>n Gegner <strong>zu</strong> schwächen.<br />

• Robert Bohn: Die Piraten. 2. Aufl., Verlag C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-48027-6.<br />

• David Cordingly: Unter schwarzer Flagge. Legen<strong>de</strong> und Wirklichkeit <strong>de</strong>s Piratenlebens. dtv, München 2001, ISBN 3-423-30817-6.<br />

• Heinrich Hasebeck (Autor), Andreas Venzke (Herausgeber): Gasparan o<strong>de</strong>r Die letzte Fahrt <strong>de</strong>s Francis Drake. Benziger-Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-545-36531-X


(literarischer Bericht und Schil<strong>de</strong>rung einer typischen Kaperfahrt).<br />

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Kaperschiff<br />

Als Kaperschiff, kurz auch Kaper genannt, auf engl. Privateer, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Ära <strong>de</strong>r Segelschiffe ein privates bewaffnetes Schiff bezeichnet, das <strong>de</strong>r Verstärkung <strong>de</strong>s Potentials <strong>de</strong>r<br />

jeweiligen Kriegsflotte diente. Kaperschiffe wur<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>r Han<strong>de</strong>lskriegsführung eingesetzt, ein von <strong>de</strong>r Regierungen ausgestellter Kaperbrief ermächtigte <strong>zu</strong>m Kaperkrieg. Mit <strong>de</strong>r<br />

Seerechts<strong>de</strong>klaration von Paris von 1856 wur<strong>de</strong> die private Kaperschiffahrt verboten und <strong>de</strong>r Piraterie gleichgestellt; die Grenzen zwischen bei<strong>de</strong>m waren ohnehin fließend.<br />

Als Kaperschiffe dienten meist kleinere und schnelle, gegebenenfalls auch getarnte Han<strong>de</strong>lsschiffe mit <strong>de</strong>r Bewaffnung einer Segelkorvette o<strong>de</strong>r leichten Segelfregatte, um Beuteschiffe<br />

und auch schwächere Gegner wie Kriegsschoner o<strong>de</strong>r Vorpostenboote nie<strong>de</strong>rkämpfen o<strong>de</strong>r stärkeren Gegnern entfliehen <strong>zu</strong> können. Wichtig war bei solchen Schiffen auch das<br />

Vorhan<strong>de</strong>nsein von Stauraum für das Beutegut, wenn die Kaperschiffe einmal auf hoher See, entfernt von eigenen o<strong>de</strong>r befreun<strong>de</strong>ten Häfen, operierten.<br />

Berühmte Kaperschiffe waren z. B. die "Gol<strong>de</strong>n Hind" und "Revenge" unter <strong>de</strong>m Kommando von Francis Drake im sechzehnten Jahrhun<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r die "Confiance" von Robert Surcouf<br />

aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Napoleonischen Kriege. In diese Riege gehören auch die Kaperschiffe <strong>de</strong>r Confe<strong>de</strong>rate States Navy <strong>de</strong>s Amerikanischen Bürgerkrieges, wie die CSS Alabama, die bereits<br />

nach <strong>de</strong>r Deklaration von Paris, aber unter <strong>de</strong>m Schirm eines gewissen Wohlwollens von Großbritannien und Frankreich, <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n größten Seemächte <strong>de</strong>r damaligen Zeit, von diesen<br />

ungehin<strong>de</strong>rt operierten.<br />

In taktischer und technischer Hinsicht fan<strong>de</strong>n die Kaperschiffe im Hilfskreuzer während <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Weltkriege ihren Nachfolger. Im Unterschied <strong>zu</strong>m privaten Kaperschiff unterstand die<br />

Mannschaft eines Hilfskreuzers jedoch einem militärischem Kommando und militärischer Disziplin.<br />

Literatur<br />

• Maritimes Wörterbuch, Martin Gebauer/Egon Krenz, Militärverlag <strong>de</strong>r Deutschen Demokratischen Republik, 1. Auflage, Berlin 1989, ISBN 3-327-00679-2<br />

• Das große Buch <strong>de</strong>r Schiffstypen, Alfred Duds<strong>zu</strong>s/Ernest Henriot/Friedrich Krumrey, Transpress Verlag für Verkehrswesen, 2. Auflage, Berlin 1987, ISBN 3-344-00161-2<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Salzhan<strong>de</strong>l<br />

Der Salzhan<strong>de</strong>l war historisch eine lange Zeit ein Han<strong>de</strong>lsbereich von höchster wirtschaftlicher Be<strong>de</strong>utung. Salz diente <strong>zu</strong>m einen <strong>zu</strong>m Konservieren und Würzen von Lebensmitteln, <strong>zu</strong>m<br />

an<strong>de</strong>ren als Zahlungsmittel.<br />

Auf Gold kann man verzichten, nicht aber auf Salz (Cassiodor).<br />

West- und Nor<strong>de</strong>uropa


Gewinnung<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Arten von Salzvorkommen brachten zwei Gewinnungsformen mit entsprechen<strong>de</strong>n Techniken hervor. Diese waren das Meersalz und das Steinsalz. Meersalz wur<strong>de</strong><br />

durch Stauung von salzhaltigem Meerwasser gewonnen, <strong>de</strong>m durch Verdunstung das Wasser entzogen wur<strong>de</strong>. Steinsalz hingegen wur<strong>de</strong> in Salzbergwerken gewonnen, aber auch durch<br />

Einleiten von Wasser in Salzstöcke, womit man Sole gewann.<br />

Früher Salzhan<strong>de</strong>l<br />

Salzabbau und -han<strong>de</strong>l sind in Europa bereits seit <strong>de</strong>r Jungsteinzeit bekannt, in <strong>de</strong>n Ostalpen wur<strong>de</strong> es vor allem in Hallstatt und Hallein gewonnen.<br />

Han<strong>de</strong>lswege und -mittel, Kapitalanhäufung<br />

Spätestens im 7. Jahrhun<strong>de</strong>rt entstan<strong>de</strong>n erstmals wie<strong>de</strong>r Salinen an <strong>de</strong>n Küsten Europas, wie etwa in Chioggia o<strong>de</strong>r auf Ibiza. Dabei beanspruchte Venedig <strong>zu</strong>nehmend ein Monopol in<br />

Chioggia, das es im Hoch- und Spätmittelalter auf die gesamte Adria aus<strong>de</strong>hnte. Konkurrieren<strong>de</strong> Salzgärten wur<strong>de</strong>n rigoros zerstört. Im Mittelmeerraum trat Genua als erfolgreiche<br />

Konkurrentin auf, im Hanseraum erlangte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit Salinensalz große Be<strong>de</strong>utung.<br />

Das aus <strong>de</strong>r Saline von Lüneburg stammen<strong>de</strong> Salz wur<strong>de</strong> über Lübeck in <strong>de</strong>r gesamten Ostsee gehan<strong>de</strong>lt. Der Han<strong>de</strong>lsweg von Lüneburg nach Lübeck ging <strong>zu</strong>nächst über die Alte<br />

Salzstraße, dann über <strong>de</strong>n um 1400 entstan<strong>de</strong>nen Stecknitzkanal. Vielfach entwickelte sich eine Infrastruktur für <strong>de</strong>n Salzhan<strong>de</strong>l, die in Straßen und Wasserwegen, in Trei<strong>de</strong>lpfa<strong>de</strong>n, aber<br />

auch in Gastgewerben bestand. Zu<strong>de</strong>m schlossen sich Han<strong>de</strong>lsgesellschaften, Zünfte und Gil<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>sammen, die am Salzhan<strong>de</strong>l partizipierten.<br />

Der Bedarf war so enorm, weil Hering im Mittelalter im <strong>de</strong>utschen Binnenland eine begehrte Fastenspeise war. Das Lüneburger Salz etwa stand dabei im Wettbewerb mit <strong>de</strong>m Baiensalz,<br />

das von <strong>de</strong>r französischen Atlantikküste und <strong>de</strong>r Iberischen Halbinsel über die Umlandfahrt in die Ostsee gebracht wur<strong>de</strong>. Das Baiensalz als Meersalz war min<strong>de</strong>rwertig, aber zeitweilig<br />

trotz <strong>de</strong>r langen Transportwege billiger. Kaufleute <strong>de</strong>r Hanse drangen im Spätmittelalter immer weiter nach Sü<strong>de</strong>n vor und besuchten im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt Setúbal in Portugal.<br />

In Europa wur<strong>de</strong> das Salz entwe<strong>de</strong>r per Pfer<strong>de</strong>fuhrwerk o<strong>de</strong>r auf Schiffen transportiert. Pipelines spielten nur eine geringe Rolle, die erste in Europas entstand <strong>zu</strong>m Transport <strong>de</strong>r Sole von<br />

Bad Reichenhall <strong>zu</strong>m Sudhaus in Traunstein. Dabei war vor allem <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l abseits <strong>de</strong>r Meeresküsten und <strong>de</strong>r schiffbaren Flüsse nur unter hohem Aufwand möglich.<br />

Schiffe auf <strong>de</strong>m Inn hatten ein Fassungsvermögen von bis <strong>zu</strong> 65 Tonnen; im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt waren es bereits 125 Tonnen. An<strong>de</strong>renorts erfuhren die Schiffe eine ähnliche Steigerung.<br />

Dabei legten sie flussaufwärts rund 15 Kilometer und flussabwärts bis <strong>zu</strong> 40 Kilometer am Tag <strong>zu</strong>rück. Bei <strong>de</strong>r Gegenfahrt wur<strong>de</strong>n allgemein erst Tagelöhner eingesetzt; wo möglich<br />

zogen auch Pfer<strong>de</strong> das Schiff.<br />

Die Anhäufung von Vermögen gelang vor allem <strong>de</strong>n Händlern, weniger <strong>de</strong>n Produzenten. So akkumulierten die Salzhändler von Venedig und Krakau, Lübeck und München, aber auch<br />

kleinere Orte, wie Lüneburg, <strong>de</strong>ssen gesamte Sozialstruktur von Salzgewinnung und -han<strong>de</strong>l geprägt war, erhebliche Kapitalmengen. In Oberitalien mit seiner städtischen<br />

Bevölkerungsverdichtung wur<strong>de</strong> Salz <strong>zu</strong>m Mittel politischer Erpressung, und auch Kriege wur<strong>de</strong>n darum geführt.<br />

Monopolisierung<br />

Der Salzhan<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>nehmend als Regal, als herrscherliches Vorrecht betrachtet. Doch übten die Herrscher dieses Regal nicht über <strong>de</strong>n eigentlichen Han<strong>de</strong>l aus, son<strong>de</strong>rn über <strong>de</strong>n<br />

Ausgangspunkt <strong>de</strong>r Verteilung, <strong>zu</strong>meist große Salzspeicher. Häufig wur<strong>de</strong> das Regal gegen entsprechen<strong>de</strong> Geldleistungen verpachtet. In Frankreich wur<strong>de</strong> die Salzsteuer, die gabelle,<br />

durch Unterverpachtungen <strong>zu</strong> einer schweren Last für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l. Mit allen Mitteln, vom Schmuggel bis <strong>zu</strong>m Aufstand wehrten sich die Bewohner dagegen, wie etwa im Aufstand <strong>de</strong>r<br />

Cabochiens in Paris 1413.<br />

Häufig kam es <strong>zu</strong> Zwangsverkäufen, bei <strong>de</strong>r die Konsumenten bestimmte Mengen <strong>zu</strong> festgesetzten Preisen abnehmen mussten, in Frankreich wur<strong>de</strong> die entsprechen<strong>de</strong> Abgabe gleich als<br />

Teil <strong>de</strong>r Herdsteuer eingezogen. In Spanien hingegen hatte sich die Bevölkerung im Umkreis einer Saline nur dort mit Salz <strong>zu</strong> versorgen. Die großen Salinen, wie Ibiza o<strong>de</strong>r Tortosa<br />

waren dagegen für <strong>de</strong>n Export <strong>zu</strong>ständig, vor allem nach Italien, wo Unternehmer, wie Francesco Datini an diesem Fernhan<strong>de</strong>l partizipierten <strong>de</strong>r eine Filiale auf Ibiza unterhielt.


Wegen <strong>de</strong>r hohen Zölle, die an verschie<strong>de</strong>nen Orten gezahlt wer<strong>de</strong>n mussten, versuchten die Händler (die Salzsen<strong>de</strong>r), entwe<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Transportwege <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n (wie im Passauer<br />

Salzstreit um 1520), o<strong>de</strong>r die Lan<strong>de</strong>sherren sabotierten die frem<strong>de</strong>n Transportwege, um die Han<strong>de</strong>lsstraßen auf eigenes Gebiet <strong>zu</strong> führen (wie bei <strong>de</strong>r Gründung Münchens 1158).<br />

Städtenamen<br />

Auch Städtenamen zeugen von <strong>de</strong>r einstigen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Salzhan<strong>de</strong>ls. Das keltische Wort Hall für „Salz“ steckt <strong>zu</strong>m Beispiel in folgen<strong>de</strong>n Städten: Halle an <strong>de</strong>r Saale, Hallein, Bad<br />

Reichenhall, Hallstatt, Bad Hall. Auch die österreichische Lan<strong>de</strong>shauptstadt Salzburg hat ihren Namen durch <strong>de</strong>n Salztransport auf <strong>de</strong>r Salzach und <strong>de</strong>n Salzhan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Stadt <strong>zu</strong> ihrem<br />

Namen.<br />

Amerika<br />

In Amerika ent<strong>de</strong>ckten Forscher an <strong>de</strong>r Südküste von Belize fast vierzig Salzwerkstätten, die von <strong>de</strong>n Maya genutzt wor<strong>de</strong>n waren. Der blühen<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>l erfolgte dabei oft per Kanu <strong>zu</strong><br />

<strong>de</strong>n dicht besie<strong>de</strong>lten Maya-Städten ins Innere <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Vermutlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Salzhan<strong>de</strong>l hier nicht vom Staat kontrolliert, weil die Salzfabriken weit entfernt von <strong>de</strong>n Zielorten lagen.<br />

Archäologische Fun<strong>de</strong> von indianischen Salzsie<strong>de</strong>reien sind vor allem von <strong>de</strong>n Azteken und Maya in Mittelamerika, aber auch aus <strong>de</strong>n USA (Louisiana und Kentucky) und aus<br />

Kolumbien bekannt. Von <strong>de</strong>n Azteken ist bekannt, dass das Salz von Trägern über Land und mit Einbäumen auf <strong>de</strong>m Wasserweg von <strong>de</strong>n Produzenten <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Verbrauchern transportiert<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Asien<br />

Das Königreich Nepal verfügt über keine eigenen Salzvorkommen. Der Salzbedarf <strong>de</strong>r Bewohner wur<strong>de</strong> jahrhun<strong>de</strong>rtelang durch Salzkarawanen ge<strong>de</strong>ckt, die Salz von <strong>de</strong>n Salzseen in<br />

Tibet durch <strong>de</strong>n Himalaya transportierten. Wegen <strong>de</strong>r Unschiffbarkeit <strong>de</strong>r Flüsse im Himalaya wur<strong>de</strong>n Yaks, Pfer<strong>de</strong>, Ziegen und sogar Schafe als Tragtiere für <strong>de</strong>n Salztransport nach<br />

Nepal und Nordindien verwen<strong>de</strong>t. Als Tauschobjekte für das Salz wur<strong>de</strong>n dabei Gerste und Gewürze gehan<strong>de</strong>lt. Dieser Han<strong>de</strong>lsweg verlor an Be<strong>de</strong>utung mit <strong>de</strong>m Aufkommen<br />

motorisierter Transportmittel für das billigere indische Meersalz.<br />

Man kennt auch <strong>de</strong>n Transport von Salz durch Yaks und Pfer<strong>de</strong> von Tibet nach Nepal entlang <strong>de</strong>r Kali Gandaki-Schlucht.<br />

In Indien ist <strong>de</strong>r Salzmarsch bekannt gewor<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>m Mahatma Gandhi und seine Anhänger in einem Akt zivilen Ungehorsams das britische Salzmonopol brachen.<br />

In China sind Fun<strong>de</strong> vom Salzhan<strong>de</strong>l aus <strong>de</strong>m 7. Jahrhun<strong>de</strong>rt v. Chr. bekannt. Es existiert eine umfangreiche historische Überlieferung <strong>zu</strong> Salzproduktion, Salzhan<strong>de</strong>l und Salzsteuer in<br />

China.<br />

Afrika<br />

In <strong>de</strong>n westafrikanischen Staaten Mali und Niger wird immer noch mit Kamelkarawanen das wichtige Han<strong>de</strong>lsgut von <strong>de</strong>n Salinen am Südrand <strong>de</strong>r Sahara <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Verbrauchern im Sahel<br />

transportiert. In <strong>de</strong>r äthiopischen Danakilwüste wird die frühere Salzwährung (Amole) traditionell in Form von Platten gebrochen und ebenfalls mit Kamelen ins Hochland gebracht.<br />

Literatur<br />

Jean-Clau<strong>de</strong> Hocquet: Weisses Gold. Das Salz und die Macht in Europa von 800 bis 1800. Klett-Cotta, Stuttgart 1993<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.


Schwarzes Stun<strong>de</strong>nbuch Karls <strong>de</strong>s Kühnen<br />

(Weitergeleitet von Schwarzes Stun<strong>de</strong>nbuch von Karl <strong>de</strong>m Kühnen)<br />

Das schwarze Stun<strong>de</strong>nbuch von Karl <strong>de</strong>m Kühnen, Herzog von Burgund, befin<strong>de</strong>t sich in Wien[1]. Es stellt auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Buchmalerei <strong>de</strong>n höchsten Luxus dar, und ist das schönste<br />

noch erhalten gebliebene Beispiel einer speziellen Kategorie von Stun<strong>de</strong>nbüchern, die am Hofe von Burgund während <strong>de</strong>r letzten Jahre <strong>de</strong>s Herzogtums als mächtiger Pufferstaat<br />

zwischen Deutschland und Frankreich für kurze Zeit in Mo<strong>de</strong> waren.<br />

Beschreibung<br />

• Liturgie von Rom, Flan<strong>de</strong>rn, Brügge, um 1466-1476. 25x18cm, 154ff.<br />

• Kalendarium-Illustrationen, 14 große Miniaturen, figürliche und ornamentale Initialen, reichverzierte Bordüren mit Medaillons.<br />

• Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

Bei schwarzen o<strong>de</strong>r Trauer-Stun<strong>de</strong>nbüchern wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Text in gol<strong>de</strong>nen und silbernen Buchstaben auf schwarz o<strong>de</strong>r purpur eingefärbte Pergamentblätter geschrieben. Bei <strong>de</strong>m Wiener<br />

Exemplar hat die Farbsäure das Pergament <strong>de</strong>rart angegriffen, dass die Blätter einzeln zwischen Glas aufbewahrt wer<strong>de</strong>n. Niemand wird dieses Buch wie<strong>de</strong>r so in die Hand nehmen und<br />

benützen können, wie es einmal beabsichtigt war.<br />

Die abgebil<strong>de</strong>ten Seiten sind aus <strong>de</strong>m Evangeliumsaus<strong>zu</strong>g, <strong>de</strong>r sich noch am Anfang befin<strong>de</strong>t. Die Miniatur auf <strong>de</strong>r linken Seite zeigt die vier Evangelisten <strong>zu</strong>sammen in einem<br />

langgestreckten Raum sitzend, <strong>de</strong>ssen Wän<strong>de</strong> zwar in falscher Perspektive dargestellt sind, aber <strong>de</strong>nnoch <strong>de</strong>n Eindruck von Weiträumigkeit und Tiefe vermitteln. Sie sind beim Spitzen<br />

ihrer Fe<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r beim Schreiben auf <strong>de</strong>n Knien dargestellt, ihre Utensilien sind auf <strong>de</strong>m Tisch im Vor<strong>de</strong>rgrund ausgebreitet.<br />

Auf <strong>de</strong>r Textseite beginnen die ersten Worte <strong>de</strong>s Johannesevangeliums, "In principio erat verbum. - Im Anfang war das Wort", mit einer großen, blumenförmigen Initiale. Seitlich ist<br />

Johannes auf <strong>de</strong>r Insel Patmos dargestellt, unten ist die bildhafte Darstellung eines flämischen Sprichwortes.<br />

Ausführen<strong>de</strong>r Künstler<br />

Nur die fähigsten Künstler konnten die durch die schwarze Farbe vorgegebenen Grenzen überwin<strong>de</strong>n. Hier<strong>zu</strong> gehörte <strong>de</strong>r anonyme, als <strong>de</strong>r "Meister <strong>de</strong>s Antonius von Burgund" bekannte<br />

flämische Maler, <strong>de</strong>r dieses überfeinerte Gebetbuch illustrierte.<br />

Geschichte<br />

Karl <strong>de</strong>r Kühne, Sohn Philipps <strong>de</strong>s Guten, regierte als letzter Herzog von Burgund von 1467 bis 1477. Er ist mit einer beträchtlichen Anzahl von Stun<strong>de</strong>nbüchern, vor allem von<br />

schwarzen, in Verbindung gebracht wor<strong>de</strong>n. Das schönste muss jenes gewesen sein, dass die Schweizer nach <strong>de</strong>r Schlacht bei Grandson bei <strong>de</strong>r berühmten Ausraubung Burgunds<br />

erbeuteten [2]. Es war als in gol<strong>de</strong>nen Buchstaben auf purpurfarbenem Pergament geschrieben und in karmesinroten, goldbestickten Samt gebun<strong>de</strong>n geschil<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n. Doch es ist nicht<br />

unter <strong>de</strong>r jetzt in Bern befindlichen Beute. 1477 wur<strong>de</strong> das Buch <strong>zu</strong>m Kauf angeboten, fand aber keinen Käufer. 1480 schickten es die städtischen Behör<strong>de</strong>n an Papst Sixtus IV., aber das<br />

Buch befin<strong>de</strong>t sich nicht in <strong>de</strong>r Vatikanischen Bibliothek, man muss annehmen, dass es verschwun<strong>de</strong>n ist.<br />

Die Zeiten überdauert haben zwei schwarze Stun<strong>de</strong>nbücher, bei<strong>de</strong> jetzt in Wien. Es sind dies das Stun<strong>de</strong>nbuch <strong>de</strong>r Maria von Burgund sowie das hier besprochene Schwarze Gebetbuch<br />

von Karl <strong>de</strong>m Kühnen (nach <strong>de</strong>m letzten Besitzer auch Sforza-Stun<strong>de</strong>nbuch bezeichnet). Die Frage ist, wie dieses Buch in <strong>de</strong>n frühen, aber kurzen Besitz von Galeazzo Maria Sforza,<br />

Herzog von Mailand (1466-1476) kam.<br />

Wenn Karl dieses Buch Galeazzo Maria als Geschenk überreichte, so blieb es nicht lange in Mailand. 1494 heiratete Galeazzos Tochter Bianca Maria <strong>de</strong>n Erzherzog Maximilian von<br />

Österreich, Herrscher <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r seit <strong>de</strong>m Tod seiner ersten Frau Maria von Burgund im Jahre 1482 Witwer gewesen war. So kam das Buch wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Nor<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>rück.


Einzelnachweise<br />

1. ↑ Antoine van Schryver: Gebetbuch Karls <strong>de</strong>s Kühnen vel potius Stun<strong>de</strong>nbuch <strong>de</strong>r Maria von Burgund, Co<strong>de</strong>x Vindobonensis 1857, 2 B<strong>de</strong>., Graz 1969<br />

2. ↑ Florens Deuchler: Die Burgun<strong>de</strong>rbeute. Inventar <strong>de</strong>r Beutestücke aus <strong>de</strong>n Schlachten von Grandson, Murten und Nancy, 1476-1477, Bern 1965<br />

Literatur<br />

• John Harthan: Stun<strong>de</strong>nbücher und ihre Eigentümer, Das schwarze Stun<strong>de</strong>nbuch von Karl <strong>de</strong>m Kühnen, Herzog von Burgund, Her<strong>de</strong>r Verlag 1976. Deutsche Überset<strong>zu</strong>ng Regine<br />

Klett, S 106-109. ISBN 3-451-17907-5.<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Stun<strong>de</strong>nbuch <strong>de</strong>r Maria von Burgund<br />

Das Stun<strong>de</strong>nbuch <strong>de</strong>r Maria von Burgund ist ein Gebetbuch.<br />

Beschreibung<br />

• Liturgie von Rom. Flan<strong>de</strong>rn, um 1477. 22,5x15cm, 187 ff.<br />

• 24 Kalendarium-Illustrationen, 20 ganzseitige Miniaturen, 32 kleine Miniaturen, einschließlich figürlicher Initialen.<br />

• Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Cod. 1857.<br />

Miniatur: Maria in <strong>de</strong>r Kirche. Die ganzseitige Miniatur zeigt eine sitzen<strong>de</strong> Dame an einem offenen Fenster, das auf <strong>de</strong>n Chor einer gotischen Kirche hinausgeht. Sie sitzt in ihrem<br />

Gebetsstuhl und rezitiert ihre Stun<strong>de</strong>ngebete, einen Hund auf <strong>de</strong>m Schoß und neben ihr auf <strong>de</strong>m Fenstersims einen Schleier, eine gol<strong>de</strong>ne Kette mit e<strong>de</strong>lsteinbesetztem Anhänger, Nelken<br />

und eine Vase mit Schwertlilien. Unterhalb <strong>de</strong>r Vase ist ein goldbesticktes Kissen. Es ist sicher, dass es sich um Maria von Burgund als junge Prinzessin kurz nach <strong>de</strong>m Tod ihres Vaters,<br />

Karls <strong>de</strong>s Kühnen, im Jahr 1477 han<strong>de</strong>lt; doch trägt sie keine Trauerkleidung, vielmehr ein Kleid aus goldbraunem Samt, da<strong>zu</strong> einen spitz <strong>zu</strong>laufen<strong>de</strong>n Hut mit Schleier.<br />

Ihr Gebetbuch hält sie sehr vorsichtig, die eine Hand unter <strong>de</strong>m grünen Chemisette-Einband, während ein Finger <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren vorsichtig die Seite anzeigt, auf <strong>de</strong>r das Buch aufgeschlagen<br />

ist. Auf <strong>de</strong>r aufgeschlagenen Seite ist <strong>de</strong>utlich eine Initiale O <strong>zu</strong> erkennen, so könnte es sein, dass sie das Gebet "Obsecro te - Ich flehe dich an" liest...<br />

In <strong>de</strong>r dahinterliegen<strong>de</strong>n Kirche befin<strong>de</strong>t sich eine Gruppe, die als Illustration <strong>de</strong>s Gebetes gedacht sein könnte. Vor einem Altar mit gol<strong>de</strong>ner Rückenwand sitzt eine blaugewan<strong>de</strong>te Maria<br />

mit Kind. Auf <strong>de</strong>n Ecken <strong>de</strong>s Teppichs, auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Stuhl steht, sitzen vier Engel mit Kerzen. Links kniet vor <strong>de</strong>r Jungfrau eine Dame, in Goldbrokat geklei<strong>de</strong>t, mit drei Begleiterinnen.<br />

Auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n Seite beginnen die sieben Freu<strong>de</strong>n Mariä, ein Gebet, das Thomas Becket von Canterbury <strong>zu</strong>geschrieben wird. Es beginnt mit einer figürlichen Initiale, <strong>de</strong>m<br />

einführen<strong>de</strong>n L ("legitur") <strong>de</strong>r Rubrik, das <strong>de</strong>n Heiligen kniend an einem Lesepult vor einer Vision <strong>de</strong>r Jungfrau Maria mit Kind zeigt.<br />

Maria von Burgund<br />

Marias Stun<strong>de</strong>nbuch ist, wenigstens <strong>zu</strong>m Teil, ein schwarzes Gebetbuch. Auf <strong>de</strong>n ersten vierunddreissig Seiten ist <strong>de</strong>r Text in Gold und Silber auf schwarzen Fel<strong>de</strong>rn geschrieben, die von<br />

farbigen, auf <strong>de</strong>n weißen Untergrund <strong>de</strong>s Pergaments gemalten Bordüren umgeben sind. Es ist an<strong>zu</strong>nehmen, dass nach ihres Vaters Ableben ein Trauerbuch gestaltet wer<strong>de</strong>n sollte, für das


es in <strong>de</strong>r Familie im schwarzen Stun<strong>de</strong>nbuch von Karl <strong>de</strong>m Kühnen einen Vorläufer gab.<br />

Das Stun<strong>de</strong>nbuch <strong>de</strong>r Maria von Burgund wur<strong>de</strong> jedoch nicht so weitergeführt, wie es anscheinend beabsichtigt war. Von Blatt 35 an erscheinen Text und Bordüren auf weißem Grund.<br />

Das baldige Herannahen ihrer Hochzeit ließ das als unpassend erscheinen, <strong>de</strong>nn einige Monate später heiratete sie <strong>de</strong>n Habsburger Erzherzog Maximilian von Österreich.<br />

Ausführen<strong>de</strong>r Künstler<br />

Das Gebetbuch ist ein Hauptwerk <strong>de</strong>s "Meisters <strong>de</strong>r Maria von Burgund", <strong>de</strong>r dieses und ein weiteres, jetzt in Berlin befindliches Stun<strong>de</strong>nbuch gestaltete. Der anonyme Künstler wur<strong>de</strong><br />

abwechselnd als Philippe Mazerolles, Alexan<strong>de</strong>r Bening, Nicolas van <strong>de</strong>r Goes (Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s bekannteren Hugo van <strong>de</strong>r Goes) und <strong>de</strong>r vornehmlich als Schreiber tätige Claes o<strong>de</strong>r Nicolas<br />

Spierinc i<strong>de</strong>ntifiziert. Bei <strong>de</strong>r Faksimile-Ausgabe von 1969 argumentierte Antoine van Schryve erfolgreich für Nicolas Spierinc, er hielt zwei Künstler für das Stun<strong>de</strong>nbuch <strong>de</strong>r Maria von<br />

Burgund verantwortlich, die er als Claes Spierinc und Liétard van Lathem i<strong>de</strong>ntifiziert. Bei<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n von Karl <strong>de</strong>m Kühnen hochgeschätzt, für <strong>de</strong>n sie gemeinsam ein Petites Heures<br />

gestalteten.<br />

Wer immer die lesen<strong>de</strong> Dame in Marias Stun<strong>de</strong>nbuch malte, es war ein vollen<strong>de</strong>ter Meister, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Buchmalerei neue Vorstellungen einführte. Er war <strong>de</strong>r Erfin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Themas "Blick<br />

aus einem Fenster", das <strong>de</strong>m einheitlichen Ganzen <strong>de</strong>r Miniatur ein neues Raumgefühl hin<strong>zu</strong>fügte. Die Oberfläche <strong>de</strong>s Pergaments wird <strong>zu</strong> einem Fenster, das auf ein Panorama in <strong>de</strong>r<br />

Ferne hinausgeht, mit <strong>de</strong>r Bordüre als Rahmen. Dieser malerische Versuch <strong>de</strong>r optischen Täuschung führt weg von <strong>de</strong>r zweidimensionalen Welt <strong>de</strong>r Gotik in Richtung auf eine Zukunft, in<br />

<strong>de</strong>r die Künstler <strong>zu</strong>nehmend mehr mit <strong>de</strong>n Problemen <strong>de</strong>s Lichts, <strong>de</strong>r Perspektive und <strong>de</strong>r optisch genauen Darstellung <strong>de</strong>s Objektes im Raum befasst waren.<br />

Literatur<br />

John Harthan: Stun<strong>de</strong>nbücher und ihre Eigentümer, Das Stun<strong>de</strong>nbuch <strong>de</strong>r Maria von Burgund, Her<strong>de</strong>r Verlag 1976. Deutsche Überset<strong>zu</strong>ng Regine Klett, S 110-113. ISBN 3-451-17907-5.<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Karavelle<br />

Die Karavelle war das erste europäische Segelschiff, das sehr hoch am Wind segeln konnte. Dadurch wur<strong>de</strong> das Kreuzen vereinfacht und die Gesamtfahrzeit erheblich verkürzt. Die<br />

Karavelle zeigte sich nicht nur <strong>de</strong>n Wind- und Strömungsverhältnissen im Atlantik gewachsen, son<strong>de</strong>rn eignete sich auch hervorragend <strong>zu</strong>m Befahren von Flussläufen lan<strong>de</strong>inwärts. Die<br />

Karavelle leistete so einen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Beitrag in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Seefahrt und <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Welt.<br />

Herkunft <strong>de</strong>s Begriffes Karavelle<br />

Das Online Etymology Dictionary leitet die Herkunft <strong>de</strong>s Begriffes von caravelle (französisch ) her, das sich wie<strong>de</strong>rum auf das portugiesische caravela bezieht. Hier wird dann eine Linie<br />

<strong>zu</strong>m spätlateinischen carabus (kleines, mit Le<strong>de</strong>r bespanntes, geflochtenes Boot) bzw. <strong>de</strong>m griechischen karabos gezogen.<br />

In einer weiteren wesentlichen Entwicklungslinie wird in <strong>de</strong>r Literatur sehr häufig auch auf <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Araber verwiesen. Vom arabischen qârib bzw. carib wird das portugiesische<br />

cáravo hergeleitet. Alles Bezeichnungen für ein kleines Fischer- bzw. Küstenboot mit Lateinersegel.<br />

Neben diesen in <strong>de</strong>r Literatur mehrheitlich an<strong>zu</strong>treffen<strong>de</strong>n Positionen wer<strong>de</strong>n noch an<strong>de</strong>re etymologische bzw. „volksetymologische“ Auffassungen vertreten.<br />

Im Portugiesischen wird z. B. <strong>de</strong>r Begriff caravela mit carvalho (Eichenholz) als Baustoff <strong>de</strong>r Karavellen in Verbindung gebracht. Eine weitere mögliche Entwicklungslinie bezieht sich<br />

auf <strong>de</strong>n portugiesischen Begriff „carav(o) à vela“ (etwa: kleines Boot unter Segeln/Segelboot).


Im Deutschen wird Karavelle gern mit <strong>de</strong>m Namen Kraweel (o<strong>de</strong>r auch Karweel) in Beziehung gesetzt, da die Karavellen im Gegensatz <strong>zu</strong> <strong>de</strong>r nordischen Bauart (Klinkerbeplankung)<br />

über eine glatte bzw. kraweele Rumpfbeplankung verfügten.<br />

Hintergrün<strong>de</strong> und Vorausset<strong>zu</strong>ngen für die Entwicklung <strong>de</strong>r Karavelle<br />

Unter <strong>de</strong>r Schirmherrschaft von Heinrich <strong>de</strong>m Seefahrer gelangten die Portugiesen mit <strong>de</strong>r Überwindung <strong>de</strong>s Kap Bojador im Jahre 1434 in Gewässer <strong>de</strong>s Atlantik, <strong>de</strong>ren Wind- und<br />

Strömungsverhältnisse keine einfache Rückreise vor <strong>de</strong>m Wind mehr gestatteten.<br />

Wesentliche technische Erfindungen wie <strong>de</strong>r Kompass, Astrolabium bzw. Jakobsstab o<strong>de</strong>r schon sehr exakte Seekarten wur<strong>de</strong>n bereits genutzt. Da jedoch die Entfernungen von <strong>de</strong>n<br />

Heimathäfen immer größer wur<strong>de</strong>n, benötigten die Portugiesen <strong>zu</strong>nehmend Schiffe, die lange Strecken schnell und, wenn nötig, auch ohne Aufenthalt <strong>zu</strong>rücklegen konnten. Dies<br />

erfor<strong>de</strong>rte nicht nur die Möglichkeit, hoch am Wind segeln <strong>zu</strong> können, son<strong>de</strong>rn auch die Fähigkeit, ausreichend Proviant und Ersatzteile für eine längere Reise mit<strong>zu</strong>führen. Es wur<strong>de</strong>n<br />

Schiffe benötigt, die auch ohne die technischen Möglichkeiten einer Werft, eine Überholung <strong>de</strong>s Rumpfes u. a. Reparaturen selbst an ungünstigen Orten <strong>zu</strong>ließen. Des Weiteren mussten<br />

diese Schiffe <strong>zu</strong>r Weiterführung <strong>de</strong>r portugiesischen Ent<strong>de</strong>ckungen in <strong>de</strong>r Lage sein, die Erforschung (auch widriger) Strömungs- und Windverhältnisse im Atlantik ab<strong>zu</strong>sichern sowie die<br />

Möglichkeit bieten, auch flache Küstengewässer und Flussläufe <strong>zu</strong> befahren.<br />

Aufbauend auf <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>r portugiesischen Seeleute beim Befahren <strong>de</strong>s Atlantik entwickelte sich seit <strong>de</strong>n 40er Jahren <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>zu</strong>nehmend die Karavelle <strong>zu</strong> einem<br />

solchen Schiff.<br />

Entwicklungsgeschichte <strong>de</strong>r Karavelle<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>r Karavelle als Schiffstyp speist sich aus zwei Quellen.<br />

Zum einen ist das ein min<strong>de</strong>stens seit <strong>de</strong>m 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>n Mauren genutztes kleines einmastiges Fischer- und Küstenboot mit Lateinersegeln. Es war an <strong>de</strong>n nordafrikanischen<br />

Atlantik- und Mittelmeerküsten ebenso <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n wie an <strong>de</strong>n Küsten <strong>de</strong>r muslimischen Algarve. Das als qârib bezeichnete Schiff diente nicht nur als Fischerboot und Küstensegler,<br />

son<strong>de</strong>rn auch als leichtes Kriegsschiff. Eine mögliche Verwandtschaft <strong>de</strong>s qârib mit <strong>de</strong>r arabischen Dhau ist wahrscheinlich, jedoch nicht ein<strong>de</strong>utig belegbar.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Atlantikküsten <strong>de</strong>r iberischen Halbinsel auch von christlichen Seefahrern lateinerbesegelte Küsten- und Fischerboote genutzt und weiterentwickelt. Im<br />

Internet veröffentlichten Untersuchungen von Georg P. Schwarz <strong>zu</strong>folge wur<strong>de</strong> erstmals im Jahre 1226 <strong>de</strong>r Begriff Karavelle verwen<strong>de</strong>t – als in einem offiziellen Dokument über die<br />

Einglie<strong>de</strong>rung einer portugiesischen caravela in eine englische Flotte berichtet wur<strong>de</strong>, die in die Gascogne <strong>zu</strong>rückkehrte. Der Terminus caravela fin<strong>de</strong>t sich ebenfalls 1255 in einem durch<br />

<strong>de</strong>n portugiesischen König Alfons III. erlassenen foral (etwa: Freibrief) für die am Rio Douro auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n Uferseite von Porto gelegene Stadt Vila Nova <strong>de</strong> Gaia. In<br />

bei<strong>de</strong>n Fällen han<strong>de</strong>lt es sich um die oben genannten an <strong>de</strong>r Atlantikküste genutzten Küstenfrachter und Fischerboote mit Lateinersegel.<br />

Als ein Vorläufer kann auch ein an <strong>de</strong>r Algarve und <strong>de</strong>r Atlantikküste als Barca pescareza (30–50 t) entwickeltes Fischerboot angesehen wer<strong>de</strong>n, das lateinerbesegelt und einmastig noch<br />

ohne Deck bereits (in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Größe) zwischen 10 und 20 Mann Besat<strong>zu</strong>ng erfor<strong>de</strong>rte. Ähnliche Schiffe wur<strong>de</strong>n noch bis in die 30er Jahre <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts hinein für<br />

die Ent<strong>de</strong>ckungsfahrten genutzt.<br />

Verallgemeinernd lässt sich feststellen, dass die auf <strong>de</strong>r iberischen Halbinsel entwickelte caravela auf Schiffstypen <strong>zu</strong>rückgeht, die über Jahrhun<strong>de</strong>rte in <strong>de</strong>r Fischerei und in <strong>de</strong>r Fluss-<br />

und Küstenschifffahrt sowie später auch in <strong>de</strong>r Hochseeschifffahrt genutzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Es erweist sich als schwierig, einen einheitlichen Grundtyp <strong>de</strong>r Karavellen <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>zu</strong> <strong>de</strong>finieren. Zumeist wird in <strong>de</strong>r Literatur ein lateinerbesegelter Zweimaster mit<br />

Achterkastell beschrieben, <strong>de</strong>r über ein durchgehen<strong>de</strong>s Deck verfügte, bei relativ geringem Tiefgang eine Tragfähigkeit von 40–60 toneladas (in Portugal <strong>de</strong>s 15. und 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts ca.<br />

32–47,5 t) aufwies und bis <strong>zu</strong> 20 Mann Besat<strong>zu</strong>ng benötigte. Diese Schiffe hatten eine Länge von ca. 20–25 m (bei einem Länge-Breite-Verhältnis von etwa 3 bis 4 : 1) und konnten bei<br />

Windstille auch mit Riemen bewegt wer<strong>de</strong>n. Sie waren kraweel beplankt, d. h. mit nebeneinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Planken – im Gegensatz <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n sich überlappen<strong>de</strong>n Planken bei <strong>de</strong>r Klinker-<br />

Bauweise. Das Ru<strong>de</strong>r lag mittschiffs. Im letzten Viertel <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong>n die Karavellen mit leichter Artillerie bestückt. Sie war sehr gut in <strong>de</strong>r Lage, hoch am Wind <strong>zu</strong> segeln,<br />

jedoch ein schlechter Segler bei achterlichem Wind.


Dieser Schiffstyp war das Standardschiff <strong>de</strong>r portugiesischen und spanischen Ent<strong>de</strong>ckungsfahrten, mit ihm wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Seeweg südwärts an <strong>de</strong>r afrikanischen Westküste entlang erkun<strong>de</strong>t,<br />

die Strömungs- und Windverhältnisse im Südatlantik erforscht, das Kap <strong>de</strong>r Guten Hoffnung umrun<strong>de</strong>t und die Atlantiküberquerung realisiert. Der portugiesische Chronist Gomes Eanes<br />

<strong>de</strong> Zurara belegt im Kapitel XI seiner Crónica do <strong>de</strong>scobrimento e conquista da Guiné <strong>zu</strong>m ersten Mal für das Jahr 1440 <strong>de</strong>n Einsatz von Karavellen auf <strong>de</strong>n portugiesischen<br />

Ent<strong>de</strong>ckerfahrten.<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts spaltete sich die Entwicklungslinie <strong>de</strong>r Karavelle nochmals auf. Auf <strong>de</strong>r einen Seite entwickelte man die Karavelle mit Lateinersegel, die caravela latina,<br />

weiter. Neben Zweimastern wur<strong>de</strong>n auch Dreimaster mit einer Tragfähigkeit von bis <strong>zu</strong> 80 toneladas (ca. 63,5 t) und ca. 30–35 m Länge gebaut, auf <strong>de</strong>nen bis <strong>zu</strong> 60 Mann Besat<strong>zu</strong>ng<br />

fuhren. Diese relativ kleinen, aber sehr schnellen und wendigen Schiffe dienten in <strong>de</strong>n Marinen <strong>de</strong>r iberischen Staaten bis in die zweite Hälfte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts hauptsächlich als<br />

Nachrichten- und Mel<strong>de</strong>schiffe, als Aufklärer und Vorpostenschiffe sowie als Schnellfrachtsegler und leichte Transportschiffe.<br />

Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite entstand die caravela redonda bzw. Quersegelkaravelle. Gebaut als Drei- und sogar Viermaster führte sie nur an Fock- o<strong>de</strong>r an Fock- und Großmast Rahsegel, an<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Masten weiterhin Lateinersegel. Redonda be<strong>de</strong>utet rund und wird mit <strong>de</strong>m Aussehen <strong>de</strong>s Schiffes bei windgefüllten Rahsegeln erklärt. En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts erzielten<br />

Quersegelkaravellen eine Tragfähigkeit von bis <strong>zu</strong> 200 toneladas (ca. 158,5 t), waren größer und robuster als die traditionellen Karavellen gebaut, gut mit Artillerie bestückt und<br />

erreichten eine beachtliche Feuerkraft. Einige dieser Schiffe verfügten bereits über zwei Decks sowie über Achterkastelle mit 2 ½ Decks. Die caravela redonda war stärker an <strong>de</strong>r Nao als<br />

an <strong>de</strong>r Lateinerkaravelle orientiert. Die konsequente Fortset<strong>zu</strong>ng dieses Weges im Schiffbau mit <strong>de</strong>n Schwerpunkten Traglast und Kampfstärke führte dann <strong>zu</strong>r Galeone.<br />

Die Quersegelkaravelle wur<strong>de</strong> bis ins 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein als bewaffnetes Transport- und Kriegsschiff verwen<strong>de</strong>t. Die Portugiesen setzten es als Eskorte auf <strong>de</strong>r Brasilien- und<br />

Indienroute sowie <strong>zu</strong>m Schutz <strong>de</strong>s Schiffsverkehrs mit <strong>de</strong>n Atlantikinseln ein, es diente <strong>zu</strong>r Überwachung <strong>de</strong>r Meerenge von Gibraltar, aber auch <strong>zu</strong>m Küstenschutz und <strong>de</strong>r<br />

Piratenbekämpfung. Caravelas redondas gehörten <strong>zu</strong>m portugiesischen Indiengeschwa<strong>de</strong>r und nahmen 1511 unter Afonso <strong>de</strong> Albuquerque an <strong>de</strong>r Eroberung von Malakka teil. Auf Grund<br />

ihrer Eigenschaften als Kampfschiff wur<strong>de</strong> die Quersegelkaravelle auch als caravela armada bezeichnet.<br />

Bekannte Karavellen<br />

An <strong>de</strong>r ersten Umseglung <strong>de</strong>r Südspitze Afrikas unter Bartolomeu Dias 1487/ 88 waren die Lateinersegelkaravellen São Cristóvão (Flaggschiff) und São Pantaleão beteiligt.<br />

Allgemein bekannt sind die Karavellen <strong>de</strong>r ersten Amerikafahrt von Christoph Kolumbus, Niña und Pinta.<br />

Ein vor <strong>de</strong>r Küste Panamas gefun<strong>de</strong>nes Wrack einer Karavelle bietet Gelegenheit, genaue Informationen über diesen Schiffstyp <strong>zu</strong> gewinnen. Bei <strong>de</strong>m Wrack han<strong>de</strong>lt es sich<br />

wahrscheinlich um das Wrack <strong>de</strong>r Vizcaína, die von Kolumbus auf seiner vierten Reise wegen Wurmfraßes aufgegeben wer<strong>de</strong>n musste. Detaillierte Informationen sind im Artikel <strong>zu</strong>r<br />

Vizcaína <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n.<br />

Literatur<br />

• Alfred Duds<strong>zu</strong>s, Alfred Köpcke: Das große Buch <strong>de</strong>r Schiffstypen: Schiffe, Boote, Flöße unter Riemen und Segel, Dampfschiffe, Motorschiffe, Meerestechnik, Augsburg<br />

(Weltbild) 1995, 380 S.<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.


Seeblocka<strong>de</strong><br />

(Weitergeleitet von Blocka<strong>de</strong>schiff)<br />

Die Seeblocka<strong>de</strong>, seltener auch Seesperre, ist eine wichtige Strategie in einem Seekrieg und auch in manchen Wirtschaftskriegen. Sie besteht darin, die Bewegungsfreiheit <strong>de</strong>r<br />

gegnerischen Seestreitkräfte o<strong>de</strong>r seiner Han<strong>de</strong>lsschifffahrt durch eine militärische Blocka<strong>de</strong> seiner Küste o<strong>de</strong>r wichtiger Zufahrtswege ein<strong>zu</strong>engen o<strong>de</strong>r <strong>zu</strong> unterbin<strong>de</strong>n. Auch die vom<br />

Seerecht eingeräumte Möglichkeit, frem<strong>de</strong> Schiffe auf Fein<strong>de</strong>sgut <strong>zu</strong> durchsuchen, kann das Motiv einer Seeblocka<strong>de</strong> sein.<br />

Allgemein<br />

Im Kriegsfall ist die Zielset<strong>zu</strong>ng einer Seeblocka<strong>de</strong>, die maritimen Verkehrswege <strong>de</strong>s Gegners mit Kriegsschiffen und/o<strong>de</strong>r Minensperren ab<strong>zu</strong>sperren, sodass seine Fähigkeit <strong>zu</strong>r<br />

Kriegsführung stark eingeschränkt o<strong>de</strong>r seine Nachschubwege bedroht wer<strong>de</strong>n. Seeblocka<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ihre Durchbrechung entschie<strong>de</strong>n bereits im Altertum zahlreiche Kriege, u. a. in <strong>de</strong>r<br />

Ägäis und <strong>de</strong>n Perserkriegen, seitens <strong>de</strong>r Phönizier, im Kampf zwischen Karthago und Rom.<br />

Wechselwirkungen <strong>de</strong>r Politik vor <strong>de</strong>m ersten Weltkrieg<br />

Im Schleswig-Holsteinischen Krieges (1848–1851) brachte die dänische Marine innerhalb weniger Tage im April 1848 <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Seehan<strong>de</strong>l in Nord- und Ostsee <strong>zu</strong>m Erliegen.<br />

Daraufhin wur<strong>de</strong> die Reichsflotte gegrün<strong>de</strong>t, die diese Blocka<strong>de</strong> jedoch nicht brechen konnte.<br />

Die um die Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> <strong>zu</strong>nehmen<strong>de</strong> Gegnerschaft zwischen Großbritannien und Deutschland erhielt eine auf <strong>de</strong>n möglichen Seekrieg bezogene Eigendynamik:<br />

• Das Deutsche Reich befürchtete eine Seeblocka<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Briten und begann daher mit <strong>de</strong>m Bau einer eigenen Hochseeflotte als so genannter Risikoflotte, die <strong>zu</strong>r Abschreckung<br />

aller an<strong>de</strong>ren Seemächte dienen sollte.<br />

• Die Britische Marine-Doktrin war <strong>de</strong>r so genannte Two-Powers-Standard, <strong>de</strong>r for<strong>de</strong>rte, dass die Royal Navy als "Beherrscher <strong>de</strong>r Weltmeere" immer min<strong>de</strong>stens so stark sein<br />

müsse, wie die bei<strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Flotten <strong>zu</strong>sammen.<br />

• Es kam <strong>zu</strong>m Deutsch-Britisches Wettrüsten, dieses steigerte das Gefühl <strong>de</strong>r Feindschaft und beschleunigte vermutlich die Blocka<strong>de</strong>politik.<br />

• Letztlich erwies sich <strong>de</strong>r Ausbau <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kriegsmarine als nicht erfolgreich: Sie war zwar stark genug, um Großbritannien heraus<strong>zu</strong>for<strong>de</strong>rn, aber noch <strong>zu</strong> klein für eine<br />

ernsthaftere Gefährdung.<br />

Wichtige Seeblocka<strong>de</strong>n im Ersten Weltkrieg<br />

Britische Seeblocka<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Nordsee<br />

Im Ersten Weltkrieg war die britische Seeblocka<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Deutschen Reichs in <strong>de</strong>r Nordsee mitentschei<strong>de</strong>nd dafür, dass die Mittelmächte ab etwa 1916 ins Hintertreffen gerieten. Wegen <strong>de</strong>r<br />

Übermacht <strong>de</strong>r britischen Flotte konnte das Deutsche Reich 1914 <strong>zu</strong>r See keine Offensive starten, sodass die gegnerische Schifffahrt im Ärmelkanal keinen großen Störungen ausgesetzt<br />

war. Während aber die Mittelmächte <strong>de</strong>m Krieg auf <strong>de</strong>n Schlachtfel<strong>de</strong>rn Frankreichs <strong>de</strong>n Vorrang gaben, konnten die Briten die Seeherrschaft über die Nordsee erringen und eine<br />

Seeblocka<strong>de</strong> Deutschlands einleiten. Sie hatte das Ziel, <strong>de</strong>n Gegner von <strong>de</strong>r Zufahrt <strong>zu</strong> allen Seewegen ab<strong>zu</strong>schnei<strong>de</strong>n, was später auch die allgemeine Versorgung Deutschlands stark<br />

beeinträchtigte. Durch die Kontrolle <strong>de</strong>r nord- und westeuropäischen Meere konnte aber auch das britische Expeditionskorps ungestört nach Frankreich übersetzen. Die effektive<br />

Seeblocka<strong>de</strong>, die die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Chilesalpeter und Kolonialwaren im Allgemeinen sehr erschwerte,[1] wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Waffenstillstand vom November 1918<br />

fortgeführt, um die Zustimmung <strong>zu</strong>r Unterzeichnung <strong>de</strong>r Pariser Vorortverträge im Sommer 1919 <strong>zu</strong> erzwingen. Sie wur<strong>de</strong> erst danach aufgehoben.[2] [3] [4] Der britische General


Herbert Plumer habe sich beschwert, seine Besat<strong>zu</strong>ngstruppen könnten nicht mehr <strong>de</strong>n Anblick ertragen von "Hor<strong>de</strong>n von dünnen aufgedunsenen Kin<strong>de</strong>rn die um die Abfälle <strong>de</strong>r<br />

britischen Unterkünfte betteln".[5]<br />

Gegen Kriegsen<strong>de</strong> erging ein Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918 <strong>zu</strong> einem Entlastungsangriff auf die britische Marine, um <strong>de</strong>ren anhalten<strong>de</strong> Seeblocka<strong>de</strong> am 28. Oktober <strong>zu</strong><br />

durchbrechen. Die neue Reichsregierung war jedoch strikt gegen diesen Angriff und setzte sich durch, nach<strong>de</strong>m sie durch <strong>de</strong>n in Kiel ausgebrochenen Matrosenaufstand Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

erhielt. Die Meuterei <strong>de</strong>r Matrosen gegen ein als bereits unnötig empfun<strong>de</strong>nes Menschenopfer trug auch <strong>zu</strong>r <strong>de</strong>utschen Novemberrevolution bei.<br />

Deutsche Seeblocka<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Ostsee<br />

Obwohl die Russische Ostseeflotte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen numerisch weit überlegen war, gelang es <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Oberbefehlshaber Prinz Heinrich von Preußen, sie in die Defensive <strong>zu</strong> drängen.<br />

Dadurch kam es während <strong>de</strong>s ganzen Krieges <strong>zu</strong> keinem einzigen russischen Angriff auf <strong>de</strong>utsche Küsten, aber die <strong>de</strong>utsche Marine konnte die Operationen <strong>de</strong>s Heeres im Baltikum<br />

unterstützen.<br />

Seesperre 1917/18 <strong>de</strong>r Adria<br />

Obwohl die Österreichische Marine damals die sechstgrößte Kriegsmarine <strong>de</strong>r Welt war, konnte sie ihre Stärke nicht voll ausspielen, einerseits weil sie vor allem <strong>de</strong>m Küstenschutz und<br />

<strong>de</strong>r Abschreckung dienen sollte, an<strong>de</strong>rerseits durch die geografischen Gegebenheiten – insbeson<strong>de</strong>re die Meeresenge <strong>de</strong>r Adria bei Otranto. Die Straße von Otranto begünstigte die<br />

Errichtung einer Seeblocka<strong>de</strong> entschei<strong>de</strong>nd. Diese Blocka<strong>de</strong> konnte nach <strong>de</strong>m Seitenwechsel Italiens <strong>zu</strong>r Triple Entente auf <strong>de</strong>r mit Hilfe Frankreichs und Großbritanniens gestützten<br />

Vorherrschaft im Mittelmeer aufbauen. Von dieser gesicherten Basis aus gelang <strong>de</strong>n drei Län<strong>de</strong>rn, eine Seesperre aus Schiffen und schwerer Küstenartillerie bei Otranto <strong>zu</strong> errichten.<br />

Zweimal versuchte die k.u.k. Kriegsmarine, die Seesperre <strong>zu</strong> durchbrechen. Beim ersten Durchbruchsversuch im Sommer 1917 kam es <strong>zu</strong>r größten Seeschlacht Österreich-Ungarns im<br />

Ersten Weltkrieg, bei <strong>de</strong>r die Alliierten große Verluste verzeichneten, die k.u.k. Marine aber nur geringe Schä<strong>de</strong>n erlitten. Dennoch gelang <strong>de</strong>r Durchbruch nicht, weil die topografisch<br />

begünstigte Seesperre immer noch <strong>zu</strong> stark war. Der zweite und letzte Versuch wur<strong>de</strong> im Juni 1918 unternommen, wur<strong>de</strong> aber abgebrochen, da <strong>de</strong>r Überraschungseffekt misslang: Die<br />

Alliierten ent<strong>de</strong>ckten eines <strong>de</strong>r zwei Flottengeschwa<strong>de</strong>r vorzeitig und konnten die Szent István versenken, sodass <strong>de</strong>r Donau-Monarchie nur noch drei mo<strong>de</strong>rne Großschlachtschiffe<br />

verblieben.<br />

Seeblocka<strong>de</strong>n in an<strong>de</strong>ren Kriegen<br />

Auch angesichts <strong>de</strong>r Erfahrungen aus <strong>de</strong>m Weltkrieg for<strong>de</strong>rte Hitler „Lebensraum im Osten“.[6]<br />

Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es han<strong>de</strong>lt sich für uns um Arrondierung <strong>de</strong>s Lebensraumes im Osten und um Sicherstellung <strong>de</strong>r Ernährung… In Europa ist keine<br />

an<strong>de</strong>re Möglichkeit <strong>zu</strong> sehen.<br />

Die angesprochene Ernährung <strong>de</strong>r importabhängigen zahlreichen <strong>de</strong>utschen Bevölkerung war im und noch nach <strong>de</strong>m Weltkrieg aufgrund <strong>de</strong>r britischen Seeblocka<strong>de</strong> nicht gewährleistet<br />

gewesen und hatte <strong>zu</strong>r militärischen und politischen Nie<strong>de</strong>rlage beigetragen. Der sowjetische Außenminister Molotow han<strong>de</strong>lte mit Ribbentrop in Moskau <strong>zu</strong>erst <strong>de</strong>n Deutsch-<br />

Sowjetischer Wirtschaftsvertrag aus, <strong>de</strong>r die Kriegsführung auch unter Blocka<strong>de</strong>bedingungen durch sowjetische Rohstofflieferungen ermöglichte, und am 23. August 1939 <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschsowjetischen<br />

Nichtangriffspakt aus. Somit war <strong>de</strong>r Weg <strong>zu</strong>m Kriege frei.<br />

• Seeblocka<strong>de</strong>n im zweiten Weltkrieg, Deutsche U-Boot-Blocka<strong>de</strong> gegen Großbritannien<br />

• Großmanöver und Seeblocka<strong>de</strong>n nach 1945, Kuba-Blocka<strong>de</strong> 1962<br />

• Blocka<strong>de</strong>drohungen und Wirtschaftskriege<br />

Literatur und Quellen<br />

• Lexikon <strong>de</strong>r Weltgeschichte, Kompakt-Verlag München 2002


• Brockhaus 1959-1962 (5 Bän<strong>de</strong> und Atlas)<br />

• The Treaty of Versailles: A Reassessment After 75 Years [6]<br />

• C. Paul Vincent, The Politics of Hunger: The Allied Blocka<strong>de</strong> of Germany, 1915-1919, 1985 ISBN 0-8214-0820-8 [7]<br />

• Erster Weltkrieg (Wikipedia)<br />

• The War at Sea: 1914–1918 (BBC)<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ [1]<br />

2. ↑ [2]<br />

3. ↑ The Rea<strong>de</strong>r's Companion to Military History [3]<br />

4. ↑ Christopher Birrer, A Critical Analysis of the Allied Blocka<strong>de</strong> of Germany, 1914-1918 [4]<br />

5. ↑ John V. Denson. The Costs of War: America's Pyrrhic Victories [5]<br />

6. ↑ Holocaustreferenz: Lebensraum<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Blockschiff - versenktes Blocka<strong>de</strong>schiff<br />

Ein Blockschiff ist ein altes, ausgemustertes Schiff, das alleine o<strong>de</strong>r <strong>zu</strong>sammen mit weiteren in einer Fahrwasserrinne o<strong>de</strong>r vor einer Hafeneinfahrt versenkt wur<strong>de</strong>, um die Durchfahrt <strong>zu</strong><br />

verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Beim Versenken von Blockschiffen sind mehrere Dinge <strong>zu</strong> beachten, damit eine möglichst gute Sperrwirkung erzielt wird.<br />

• Es wird (z. B. durch Schleppereinsatz) sichergestellt, dass das Blockschiff quer <strong>zu</strong>r Verkehrsrichtung <strong>zu</strong> liegen kommt und nicht nachträglich durch Gezeitenwirkung aus seiner<br />

Lage gedreht wird. Ggf. wer<strong>de</strong>n Anker ausgebracht.<br />

• Das verwen<strong>de</strong>te Schiff muss groß genug sein, dass es auch bei Springflut nur so weit überspült wird, dass keine Passage möglich ist.<br />

• Ist ein Gewässer so breit, dass es nur mit mehreren Blockschiffen gesperrt wer<strong>de</strong>n kann, so wird das größte von ihnen mittig an <strong>de</strong>r tiefsten Stelle <strong>de</strong>r Durchfahrt versenkt.<br />

Weitere Blockschiffe, die ein Umfahren verhin<strong>de</strong>rn sollen, wer<strong>de</strong>n überlappend mit möglichst kleinem seitlichen Abstand <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren versenkt.<br />

Blockschiffe wer<strong>de</strong>n fast immer in Verbindung mit an<strong>de</strong>ren Sperrmitteln wie U-Boot-Fangnetzen, Balkensperren und Seeminen eingesetzt. Ihr Nachteil ist, dass sie nur gegen größere<br />

Fahrzeuge wirksam sind, während Kampfschwimmer und bestimmte Kleinkampfmittel von ihnen nicht beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Jahr 1918 versuchte die Royal Navy die <strong>de</strong>utschen Stützpunkte Osten<strong>de</strong> und Zeebrugge in Flan<strong>de</strong>rn mit Blockschiffen <strong>zu</strong> sperren und so ein Auslaufen <strong>de</strong>r Torpedoboote und U-Boote<br />

<strong>zu</strong> ihren Einsätzen <strong>zu</strong> verhin<strong>de</strong>rn. Das Unternehmen misslang aber, weil <strong>de</strong>r Zeitplan nicht eingehalten wur<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r in diesem Gebiet äußerst starke Ebbstrom schon eingesetzt hatte, als<br />

das Versenken eingeleitet wur<strong>de</strong>. Dadurch trieben die schon teilweise gefluteten Schiffe an <strong>de</strong>n Rand <strong>de</strong>s Fahrwassers ab, wo sie fast keine Sperrwirkung entfalten konnten und das Ein-<br />

und Auslaufen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Boote praktisch nicht behin<strong>de</strong>rten.


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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Frie<strong>de</strong> von Utrecht<br />

Der Frie<strong>de</strong> von Utrecht umfasst mehrere <strong>zu</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Spanischen Erbfolgekriegs 1713 im nie<strong>de</strong>rländischen Utrecht geschlossene Frie<strong>de</strong>nsverträge.<br />

Verlauf<br />

Die Verhandlungen dauerten bereits seit Januar 1712 an und führten im Frühjahr und Sommer 1713 <strong>zu</strong>m Abschluss von Frie<strong>de</strong>nsverträgen zwischen <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r am Spanischen<br />

Erbfolgekrieg beteiligten Staaten. Kaiser Karl VI. erkannte die Einigung jedoch wegen weiter gehen<strong>de</strong>r Ansprüche <strong>zu</strong>nächst nicht an. Nach einer kurzzeitigen Wie<strong>de</strong>raufnahme <strong>de</strong>s Kriegs<br />

durch Frankreich musste er 1714 aber die Vereinbarungen mit <strong>de</strong>m Frie<strong>de</strong>n von Rastatt und <strong>de</strong>m Frie<strong>de</strong>n von Ba<strong>de</strong>n für das Haus Österreich und das Heilige Römische Reich im<br />

Wesentlichen bestätigen. Das Heilige Römische Reich und Portugal schlossen mit Spanien erst später Frie<strong>de</strong>nsverträge ab. Zu <strong>de</strong>n Verhandlungen war <strong>de</strong>r Rechtsgelehrte Johann Jacob<br />

Vitriarius <strong>de</strong>r maßgeben<strong>de</strong> Protokollführer. [1]<br />

Vereinbarungen<br />

Philipp V. von Anjou, Enkel Ludwigs XIV. von Frankreich, <strong>de</strong>ssen Inthronisierung als spanischer König aus <strong>de</strong>m Haus Bourbon <strong>de</strong>n Krieg ausgelöst hatte, da die Gefahr einer<br />

übermächtigen Verbindung von Frankreich und Spanien bestand, wur<strong>de</strong> nun anerkannt. Im Gegen<strong>zu</strong>g verpflichteten sich Spanien und Frankreich, dass bei<strong>de</strong> Län<strong>de</strong>r niemals in einer<br />

bourbonischen Personalunion vereint wür<strong>de</strong>n.[2] König Philipp verzichtete auf seinen Anspruch auf die Krone Frankreichs, das Erbrecht <strong>de</strong>r spanischen Bourbonen blieb jedoch<br />

unangetastet. Der Weg <strong>zu</strong> dieser Einigung war dadurch frei gewor<strong>de</strong>n, dass Phillips Gegenkandidat Karl von Habsburg mittlerweile durch <strong>de</strong>n überraschen<strong>de</strong>n kin<strong>de</strong>rlosen Tod seines<br />

Bru<strong>de</strong>rs selbst Herrscher <strong>de</strong>r österreichischen Erblän<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>utscher Kaiser gewor<strong>de</strong>n war, so dass die übrigen europäischen Mächte Philipp nun als das <strong>de</strong>utlich kleinere Übel<br />

betrachteten. Außer<strong>de</strong>m erkannte Frankreich nun die Thronfolge in Großbritannien an.<br />

Spanien wur<strong>de</strong> zerteilt. Das Hauptland und die Kolonien blieben bei Philipp. Die so genannten Nebenlan<strong>de</strong> gingen überwiegend an das Haus Österreich, dies betraf die Spanischen<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, das Königreich Neapel und das Königreich Sardinien sowie das Herzogtum Mailand. Das Königreich Sizilien ging an Savoyen. Großbritannien erhielt Gibraltar und<br />

Menorca, außer<strong>de</strong>m das Monopol für <strong>de</strong>n Sklavenhan<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>n spanischen Kolonien in Amerika (Asiento <strong>de</strong> negros). Die Vereinigten Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> konnten sich <strong>zu</strong>r Sicherung gegen<br />

weitere französische Angriffe lediglich eine Reihe von Festungen in <strong>de</strong>n spanischen Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n sichern (Barrièrefestungen). Sie erhielten außer<strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsrechte in <strong>de</strong>n spanischen<br />

Kolonien. Schließlich kam das so genannte Oberquartier <strong>de</strong>s Herzogtums Gel<strong>de</strong>rn, das loyal <strong>zu</strong> Spanien geblieben war und sich <strong>de</strong>shalb abgespalten hatte, <strong>zu</strong> Preußen.<br />

Frankreich musste in Nordamerika die Insel Neufundland, Neuschottland und Neubraunschweig an Großbritannien abtreten (letzteres blieb jedoch unter französischer Verwaltung) und<br />

das besetzte Gebiet um die Hudson Bay an die Briten <strong>zu</strong>rückgeben. Darüber hinaus erhielt Frankreich sogar noch die kleine Grafschaft Barcelonnette von Savoyen und das Fürstentum<br />

Orange vom Haus Oranien. Dass Frankreich nur diese relativ geringen Zugeständnisse machen musste, verdankte es nicht nur <strong>de</strong>m Regierungswechsel in Großbritannien, son<strong>de</strong>rn auch<br />

seinem Standhalten in <strong>de</strong>n letzten Kriegsjahren und seiner geschickten Diplomatie während <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nsverhandlungen.[3]<br />

Ergebnis<br />

Der kontinuierliche Abstieg Spaniens, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Loslösung <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Vernichtung <strong>de</strong>r Großen Armada begann, <strong>zu</strong>nächst von <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>r beherrschen<strong>de</strong>n Seemacht,<br />

dann mit <strong>de</strong>m Pyrenäenfrie<strong>de</strong>n auch aus <strong>de</strong>r Riege <strong>de</strong>r europäischen Großmächte, erreichte mit diesem weiteren Verlustfrie<strong>de</strong>n seinen vorläufigen Tiefpunkt und Abschluss.<br />

Frankreichs aggressive Expansion wur<strong>de</strong> gestoppt, <strong>de</strong>n Hegemoniebestrebungen Ludwigs XIV. in Europa wur<strong>de</strong> ein En<strong>de</strong> gesetzt, <strong>de</strong>r allerchristlichste Herrscher konnte <strong>de</strong>nnoch mit <strong>de</strong>n


Bestimmungen <strong>zu</strong>frie<strong>de</strong>n sein. Die spanische Krone verblieb in bourbonischem Besitz, womit die Gefahr einer habsburgischen Umklammerung Frankreichs endgültig beseitigt war.<br />

Das Haus Österreich vergrößerte seinen Besitz, <strong>de</strong>r aber weit verteilt blieb. Dennoch war das Habsburger Reich nach <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>nsverträgen von Rijswijk und Utrecht <strong>zu</strong>r Großmacht im<br />

europäischen Ensemble aufgestiegen.<br />

Am stärksten profitierte Großbritannien vom Frie<strong>de</strong>n von Utrecht. Es hatte erstmals <strong>de</strong>n neuen Gedanken <strong>de</strong>s Gleichgewichts ins Spiel gebracht und es gewann strategisch wichtige<br />

Flottenstützpunkte im Mittelmeer. Seine Position als Großmacht <strong>zu</strong>r See konnte es damit ausbauen. Die Vergrößerungen seiner Besit<strong>zu</strong>ngen in Nordamerika legten die Grundlage für<br />

Britisch-Nordamerika. Dies bil<strong>de</strong>te die Basis für <strong>de</strong>n späteren Erfolg im Frie<strong>de</strong>n von Paris.<br />

Der Frie<strong>de</strong>n von Utrecht wird allgemein als <strong>de</strong>r erste Ansatzpunkt für das spätere Mächtegleichgewicht gesehen, in <strong>de</strong>ssen Folge sich bis <strong>zu</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts und <strong>de</strong>m Anfang<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts allmählich eine Pentarchie entwickeln sollte.<br />

Quellen<br />

1. ↑ [1], "Instituut voor Ne<strong>de</strong>rlandse Geschie<strong>de</strong>nis (ING)"<br />

2. ↑ John A. Lynn: The Wars of Louis XIV 1667–1714. Longman, London 1999. S. 350f<br />

3. ↑ Heinz Durchhardt: Gleichgewicht <strong>de</strong>r Kräfte, Convenance, Europäisches Konzert, Frie<strong>de</strong>nskongresse und Frie<strong>de</strong>nsschlüsse vom Westfälischen Frie<strong>de</strong>n bis <strong>zu</strong>m Wiener<br />

Kongress; (1976).<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

Autoren fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Wikipediaseite unter <strong>de</strong>m Punkt “Versionen/Autoren”. Weitergehen<strong>de</strong> Informationen und Hinweise fin<strong>de</strong>n Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung <strong>de</strong>r u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam,<br />

daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Bernstein<br />

Bernstein (mittelnie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utsch Börnsteen „Brennstein“, lat. electrum o<strong>de</strong>r glaesum, altgriechisch ἤλεκτρον ēlektron;[1] aus <strong>de</strong>m Phönizischen, in <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung „das Duft Verbreiten<strong>de</strong>“)<br />

bezeichnet umgangssprachlich ein klares bis undurchsichtiges, meist gelbliches fossiles Harz unterschiedlicher Herkunft und Entstehungsgeschichte. Wissenschaftlich wird als Bernstein<br />

gemeinhin heute aber nur Succinit (sh. Kapitel Baltischer Bernstein) angesehen. Alle an<strong>de</strong>ren fossilen Harze wer<strong>de</strong>n als "Bernstein im weiteren Sinne" bezeichnet[2]. Die Spanne dieser<br />

Gruppe reicht von jungen Kopalen (z. B. Kolumbianischer Kopal, <strong>de</strong>r auch als Kolumbianischer Bernstein bezeichnet wird) über <strong>de</strong>n tertiären Dominikanischen Bernstein, <strong>de</strong>r attraktive<br />

Einzelstücke grünlicher bis bläulicher Färbung hervorbringt, <strong>de</strong>n mengenmäßig bei weitem dominieren<strong>de</strong>n Baltischen Bernstein bis hin <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n selteneren fossilen Harzen aus<br />

geologischen Perio<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m Tertiär.<br />

Einleitung<br />

Bernstein ist bis <strong>zu</strong> 260 Millionen Jahre alt. Aus <strong>de</strong>m zähflüssigen Harz damaliger Bäume wur<strong>de</strong> im Laufe <strong>de</strong>r Zeit eine feste, amorphe (nicht kristalline) Substanz. Somit ist Bern„stein“<br />

zwar kein Mineral o<strong>de</strong>r Gestein, zählt aber, soweit seine Eigenschaften eine Verarbeitung <strong>zu</strong>lassen, wie dies z. B. beim Baltischen und Dominikanischen Bernstein <strong>de</strong>r Fall ist, <strong>de</strong>nnoch <strong>zu</strong><br />

<strong>de</strong>n Schmucksteinen.<br />

Bereits seit <strong>de</strong>r Ur- und Frühgeschichte <strong>de</strong>r Menschheit wird Bernstein <strong>zu</strong> Schmuck und Kunstgegenstän<strong>de</strong>n verarbeitet. Einige in Ägypten gefun<strong>de</strong>ne Objekte sind über 6000 Jahre alt.<br />

Das wohl berühmteste Kunstobjekt aus Bernstein war das Bernsteinzimmer, das seit <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg verschwun<strong>de</strong>n ist. In <strong>de</strong>n Jahren 1979 bis 2003 haben russische Spezialisten<br />

im Katharinenpalast bei Puschkin das seither für die Öffentlichkeit wie<strong>de</strong>r <strong>zu</strong>gängliche Bernsteinzimmer mit Baltischem Bernstein <strong>de</strong>tailgetreu rekonstruiert, nach<strong>de</strong>m bis dahin<br />

unbekannte Fotografien gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n waren, die dieses einzigartige Projekt erst ermöglichten.


Für die Wissenschaft, insbeson<strong>de</strong>re für die Paläontologie, ist Bernstein mit Einschlüssen, so genannten Inklusen, von Interesse. Bei <strong>de</strong>n meisten Inklusen führen<strong>de</strong>n Bernsteinarten<br />

überwiegen organische Einschlüsse kleiner Tiere (Zooinklusen) o<strong>de</strong>r Pflanzenteile (Phytoinklusen), von <strong>de</strong>nen im Bernstein über Jahrmillionen hinweg <strong>zu</strong>min<strong>de</strong>st die Konturen,<br />

manchmal auch Gewebeteile perfekt konserviert wur<strong>de</strong>n.<br />

Etymologie<br />

Die <strong>de</strong>utsche Bezeichnung Bernstein leitet sich vom mittelnie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen börnen (brennen) beziehungsweise börnesteen ab und ist auf die auffällige Brennbarkeit dieses „Steins“<br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen.<br />

Das altgriechische Wort für Bernstein ist ḗlektron (ἤλεκτρον), das auch mit „Hellgold“ (o<strong>de</strong>r Weißgold: Gold-Silber-Mischung im Verhältnis 4:1) übersetzt wer<strong>de</strong>n kann. Die Wurzel <strong>de</strong>s<br />

Wortes élektron stammt aus <strong>de</strong>r vorgriechischen Ursprache <strong>de</strong>s Indoeuropäischen und hat die eigentliche Be<strong>de</strong>utung „hell, glänzend, strahlend“. In vornehmen antiken Haushalten diente<br />

ein größerer Bernstein als Klei<strong>de</strong>rbürste; durch das Gleiten am Stoff lud er sich auf und zog die Staubteilchen an sich. Das Phänomen <strong>de</strong>r statischen Elektrizität beim Reiben von<br />

Bernstein mit bestimmten Materialien war bereits Thales von Milet bekannt. Damit konnte das Wort für Bernstein <strong>zu</strong>m (mo<strong>de</strong>rnen) Namensgeber <strong>de</strong>s Elementarteilchens Elektron und <strong>de</strong>r<br />

Elektrizität wer<strong>de</strong>n. Dieses einfache elektrostatische Aufla<strong>de</strong>n von Bernstein wur<strong>de</strong> auch für frühe Versuche <strong>zu</strong>r Elektrizität benutzt.<br />

Die Römer nannten <strong>de</strong>n Bernstein mit einem griechischen Fremdwort electrum o<strong>de</strong>r aber sucinum (wohl <strong>zu</strong> sucus/dicke Flüssigkeit, Saft) in <strong>de</strong>r richtigen Vermutung, er sei aus Baumsaft<br />

entstan<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Antike wur<strong>de</strong> Bernstein auch als Lyncirium (Luchsstein) bezeichnet, da man annahm, er sei aus <strong>de</strong>m Harn <strong>de</strong>s Luchses entstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r bei starker Sonneneinstrahlung<br />

hart gewor<strong>de</strong>n sei.<br />

Die germanische Bezeichnung <strong>de</strong>s Bernsteins lautete nach Tacitus, Germania 45, glaes(um) (Glas). Ein an<strong>de</strong>rer Name für Bernstein lautet „gelbe Ambra“; von diesem Begriff leitet sich in<br />

einigen europäischen Sprachen die Bezeichnung für Bernstein ab (engl: amber; frz.: ambre jaune; span.: el ámbar; ital.: ambra).<br />

Eine ausführliche Darstellung über die Bezeichnungen für Bernstein in vielen Sprachen einschließlich etymologischer Erläuterungen geben K. Andrée[3] und R.V. Dietrich[4].<br />

Bernsteinvarianten<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Unterkapitel geben zwar im Wesentlichen Befun<strong>de</strong> wi<strong>de</strong>r, die im Zusammenhang mit Baltischem Bernstein gewonnen wur<strong>de</strong>n, treffen aber im Kern, wenngleich nicht in<br />

je<strong>de</strong>m Detail, auch auf an<strong>de</strong>re Bernsteinarten <strong>zu</strong>.<br />

Allgemeine Unterscheidungen<br />

„Rohbernstein“ trägt in <strong>de</strong>r Regel noch eine Verwitterungskruste, sofern diese nicht durch längeres Treiben auf <strong>de</strong>m Meeresgrund abgeschliffen wur<strong>de</strong>. Unter „Naturbernstein“ ist, ggf.<br />

geschliffener und polierter, Bernstein <strong>zu</strong> verstehen, <strong>de</strong>ssen innere Struktur o<strong>de</strong>r Farbe nicht künstlich verän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n.<br />

Im Han<strong>de</strong>l erhältlicher Bernsteinschmuck enthält oft „klargekochten“ Bernstein. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um ursprünglich trüben bzw. mit verkohlten pflanzlichen Einschlüssen durchsetzten<br />

„unansehnlichen“ Naturbernstein, welcher in heißem Öl gekocht wur<strong>de</strong>. Da heißes Öl einen <strong>de</strong>utlich höheren Sie<strong>de</strong>punkt hat als Wasser, wer<strong>de</strong>n so Temperaturen erreicht, bei <strong>de</strong>nen das<br />

versteinerte Harz <strong>de</strong>s Bernsteins weich wird und anschmilzt. Da hierbei das Material weicher und durchlässiger wird, wer<strong>de</strong>n die winzigen Luftbläschen und pflanzlichen Einschlüsse<br />

ausgeschwemmt bzw. „ausgekocht“.<br />

Das Ergebnis ist ein glasklarer, einheitlich gefärbter „Stein“. Das Verfahren hat jedoch einen „Schönheitsfehler“: Der <strong>de</strong>rart behan<strong>de</strong>lte Bernstein ist während <strong>de</strong>s Abkühlvorganges sehr<br />

empfindlich. Wird das Material nicht Grad für Grad behutsam abgekühlt, entstehen darin sogenannte Flinten, mehr o<strong>de</strong>r weniger halbkreisförmige, goldglänzen<strong>de</strong> Sprünge. Diese sind in<br />

unbehan<strong>de</strong>ltem Bernstein nur sehr selten (allenfalls an Bruchstellen) <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n, da Naturbernstein in seinem Entstehungsprozess nur sehr langsam abgekühlt ist. Solcher, bereits seit<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rten hergestellter, „klargekochter“ Bernstein ist die Zwischenstufe zwischen naturbelassenem und Pressbernstein.<br />

„Pressbernstein“ wird im Han<strong>de</strong>l missverständlich als „Echtbernstein“, „Echter Bernstein“ o<strong>de</strong>r „Ambroid“ angeboten. Damit ist jedoch nicht <strong>de</strong>r natürlich entstan<strong>de</strong>ne Bernstein<br />

gemeint, son<strong>de</strong>rn ein Produkt, das aus Schleifresten und kleinen Stücken in einem Autoklav gefertigt wur<strong>de</strong>. Pressbernstein wird hergestellt, in<strong>de</strong>m gereinigte Bernsteinbröckchen


erwärmt und dann unter starkem Druck <strong>zu</strong>sammengepresst wer<strong>de</strong>n. Dies geschieht unter Luftabschluss und bei einer Temperatur von 200–250 °C. Danach wird die so entstan<strong>de</strong>ne<br />

stangen- o<strong>de</strong>r bogenförmige Masse bei bis <strong>zu</strong> 3000 bar Druck verfestigt. Durch Variationen in Hitze und Druck lassen sich nicht nur unterschiedliche Farbtöne, son<strong>de</strong>rn auch klare und<br />

trübe Pressbernsteine herstellen.<br />

Neben diesen Formen von Bernstein wird im Han<strong>de</strong>l auch „Echtbernstein extra“ angeboten, ein Pressbernstein, <strong>de</strong>r bis auf seine unregelmäßigen Blitzer aufgrund seiner geringen und<br />

feingliedrigen Schlierenverteilung visuell kaum vom Naturbernstein <strong>zu</strong> unterschei<strong>de</strong>n ist. Er kann nur durch gemmologische Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n ein<strong>de</strong>utig bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

„Kopale“ sind subfossile Harze, die durch Entweichen flüchtiger Lösungsmittelbestandteile erstarrt sind, aber noch nicht polymerisiert und somit noch nicht <strong>zu</strong> Bernstein umgebil<strong>de</strong>t<br />

sind. Sie wer<strong>de</strong>n meist in <strong>de</strong>n Deltas tropischer Flüsse <strong>zu</strong>sammengeschwemmt, z. B. in Ostafrika, Madagaskar und Kolumbien. Nach früherer Auffassung sind sie mehrere tausend bis<br />

einige hun<strong>de</strong>rttausend Jahre alt, aber neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass <strong>zu</strong>min<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r kolumbianische und ma<strong>de</strong>gassische Kopal nur ein Alter von etwa 200 Jahren o<strong>de</strong>r weniger<br />

haben. Kopale enthalten häufig organische Einschlüsse, die oft noch originale Farbpigmente aufweisen. Charakteristisch ist eine blassgelbe bis zitronengelbe Färbung <strong>de</strong>s Harzes. Kopale<br />

beginnen bei Wärme schnell klebrig <strong>zu</strong> wer<strong>de</strong>n. Kommen sie mit Ether o<strong>de</strong>r Aceton in Berührung, wer<strong>de</strong>n ihre Oberflächen innerhalb kurzer Zeit weich, klebrig und schmierig. Die<br />

benetzten Stellen quellen auf. Im Fachhan<strong>de</strong>l wird Kopal oft unter <strong>de</strong>m irreführen<strong>de</strong>n Begriff „Junger Bernstein“ angeboten.<br />

Flussformen <strong>de</strong>s Rohbernsteins<br />

Bernstein entsteht, in<strong>de</strong>m <strong>zu</strong>nächst Harz über die so genannten Harzkanäle <strong>de</strong>s Baumes an die Pflanzenoberfläche geleitet wird, sich in Taschen und Rissen (<strong>zu</strong>meist zwischen <strong>de</strong>n<br />

Jahresringen) im Inneren <strong>de</strong>s Baumstammes, unter o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Borke festsetzt o<strong>de</strong>r Verlet<strong>zu</strong>ngen im Holz verfüllt. Aus <strong>de</strong>m Harz wer<strong>de</strong>n dann im Verlaufe geologischer Zeiträume und<br />

unter bestimmten Bedingungen (Polymerisation) <strong>zu</strong>nächst Kopal und schließlich Bernstein. Der weitaus größte Teil <strong>de</strong>s Bernsteins stammt von Harz, das im Inneren <strong>de</strong>r<br />

harzproduzieren<strong>de</strong>n Pflanze verblieben ist (<strong>zu</strong>min<strong>de</strong>st trifft dies für Baltischen Bernstein <strong>zu</strong>). Aus internen Bildungen stammen auch die größten Bernsteinstücke, während Fossilien, von<br />

wenigen Ausnahmen abgesehen, naturgemäß nur in externen Flussformen <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n sind.<br />

Die wichtigsten externen Naturformen (äußere Flussformen) sind:<br />

• Schlauben. Diese entstan<strong>de</strong>n, als Harz schubweise austrat und je<strong>de</strong>r neue Schub die vorherigen schon nicht mehr fließen<strong>de</strong>n Harzablagerungen über<strong>de</strong>ckte. Sie sind vielfach<br />

voller Verschmut<strong>zu</strong>ngen, seltener milchig und bergen die weitaus meisten organischen Einschlüsse.<br />

• Zapfen entstan<strong>de</strong>n aus Harztropfen, die vor <strong>de</strong>m Herunterfallen am eigenen Tropfenfa<strong>de</strong>n erstarrten. Erneute Harzflüsse können <strong>zu</strong> dickeren Harz-Stalaktiten führen. Sie<br />

enthalten oft Einschlüsse. Typisch ist eine abgeflacht rundliche Perlenform, die oft das En<strong>de</strong> freihängen<strong>de</strong>r Zapfen charakterisieren o<strong>de</strong>r sich als<br />

• Tropfen gebil<strong>de</strong>t haben, die abfielen, bevor sie sich <strong>zu</strong> Zapfen in die Länge ziehen konnten.<br />

Naturformen, die auf Harzanreicherungen im Inneren <strong>de</strong>r Pflanze <strong>zu</strong>rückgehen sind beispielsweise:<br />

• Rissfüllungen. Risse im Holz in diesem Sinne sind Spalten, die über Jahresringe hinweggehen.<br />

• Harztaschen. Diese entstehen als Erweiterungen zwischen Jahresringen.<br />

• Verfüllung von Wun<strong>de</strong>n. Beispielsweise nach Abbruch von Ästen o<strong>de</strong>r Holzbeeinträchtigungen durch Krankheiten o<strong>de</strong>r Insektenbefall.<br />

Bernsteintypen (Auswahl)<br />

Bernsteinformen und -farben sind sehr vielfältig. Die Entstehung dieser Varianten geht im Wesentlichen auf die Bedingungen <strong>zu</strong>rück, unter <strong>de</strong>nen das Harz entstand. So spielt die<br />

Fließgeschwindigkeit eine Rolle und damit einhergehend die Größe und die Anzahl <strong>de</strong>r Gasbläschen im Inneren <strong>de</strong>s (späteren) Bernsteins. Die Grundsubstanz <strong>de</strong>s Bernsteins ist eigentlich<br />

stets gelbes Harz. Farbabweichungen hiervon gehen auf die schon erwähnten Luftbläschen <strong>zu</strong>rück, <strong>de</strong>ren Zahl und Anordnung optische Effekte (z.B. durch Interferenz o<strong>de</strong>r Absorption)<br />

hervorrufen. Mitunter haben auch mineralische Einschlüsse (oft Pyrit) Einfluss auf die Farbe <strong>de</strong>s Bernsteins. (sh. auch Kapitel Eigenschaften)<br />

Im Verlaufe <strong>de</strong>r Zeit haben sich eine Reihe von Bezeichnungen für diese Formen und Farben herausgebil<strong>de</strong>t, von <strong>de</strong>nen hier nur einige, naturwissenschaftlich erklärbare, erwähnt sind:


• Knochen ist eine Bernsteinsorte, die so viele mikroskopisch kleine Blasen einschließt, dass sie rahmweiß aussieht. Sie enthält keine erkennbaren Inklusen.<br />

• Bastard wird eine häufige Bernsteinsorte genannt, die von zahllosen Blasen <strong>de</strong>rart getrübt ist, dass sie undurchsichtig und milchig wirkt. Die Farben liegen meistens zwischen<br />

gelblichweiß und ockergelb. In dieser Sorte sind Einschlüsse nur schwer <strong>zu</strong> erkennen.<br />

• Flomen bezeichnet einen ziemlich klaren Bernstein, <strong>de</strong>r von vielen mittelgroßen Blasen <strong>de</strong>utlich getrübt ist. Bei geeigneter Sichtmöglichkeit fin<strong>de</strong>t man gelegentlich Einschlüsse.<br />

Der Name geht auf das Flomenfett <strong>de</strong>r Gänse <strong>zu</strong>rück, <strong>de</strong>ssen Aussehen diesem Bernsteintyp ähnelt (ähnliche, das gleiche meinen<strong>de</strong> Bezeichnungen und Schreibweisen sind:<br />

flumiger Bernstein, flohmiger Bernstein)<br />

• Schaumiger Bernstein ist opak und sehr weich, daher nicht schleif- und polierbar.<br />

• Brack (auch Schlack) bezeichnet einen sehr dunklen, weitgehend undurchsichtigen Bernstein, <strong>de</strong>r zahlreiche organische Reste (meist zerfallenes Pflanzenmaterial und Holzmulm)<br />

enthält.<br />

Eigenschaften<br />

Die Farben <strong>de</strong>s Bernsteins reichen von farblos über weiß, hell- bis goldgelb und orange bis hin <strong>zu</strong> Rot- und Brauntönen. Je nach Art und Menge <strong>de</strong>r pflanzlichen Einschlüsse kommen<br />

auch grünliche Töne sowie tiefschwarze Bernsteine vor. Trüber Bernstein enthälte submikroskopisch kleine Bläschen (Größe: 0,0002–0,0008 mm, Anzahl pro Volumen: bis <strong>zu</strong><br />

900.000/mm3). Seltener sind bläulich schimmern<strong>de</strong> Bernsteine, <strong>de</strong>ren Effekt wahrscheinlich auf einer beson<strong>de</strong>ren Lichtbrechung beruht. Ein solcher Blauschimmer kommt häufig bei<br />

Bernsteinen aus Lagerstätten in <strong>de</strong>r Dominikanischen Republik vor.<br />

Bernstein kann im Gegensatz <strong>zu</strong> Imitationen aus Kunstharz leicht angezün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n und zeigt während <strong>de</strong>s Brennens eine helle Flamme, die stark rußt. Dabei duftet er harzigaromatisch<br />

und verläuft an <strong>de</strong>r Flamme <strong>zu</strong> einer schwarzen, sprö<strong>de</strong> erhärten<strong>de</strong>n Masse. Der harzige Geruch entsteht, da die flüchtigen Bestandteile (z. B. ätherische Öle) <strong>de</strong>s Bernsteins<br />

verbrennen. Daher eignet er sich <strong>zu</strong>m Räuchern und wird <strong>zu</strong>m Beispiel in Indien als Weihrauchersatz für sakrale Zwecke verwandt.<br />

Physikalische Eigenschaften<br />

Bernstein hat eine Mohshärte von 2–2,5 und ist damit ein recht weiches Material. Es ist möglich, mit einer Kupfermünze eine Furche in die Oberfläche <strong>de</strong>s Bernsteins <strong>zu</strong> ritzen.<br />

Bernstein ist nur wenig dichter als Wasser. Wegen seiner geringen Dichte (um 1,07 g·cm−3) geht er in Süßwasser unter, schwimmt dagegen in stark salzhaltigem Wasser, <strong>zu</strong>m Beispiel in<br />

gesättigter Kochsalzlösung. Diese Eigenschaft kann das Aussortieren erleichtern, sofern in <strong>de</strong>r <strong>zu</strong> trennen<strong>de</strong>n Masse nicht all<strong>zu</strong> viele Kohlestückchen enthalten sind, da diese eine mit<br />

Bernstein vergleichbare Dichte haben.<br />

Bernstein hat keinen Schmelzpunkt, nur einen Schmelzbereich. Bei 170–200 °C wird er weich und formbar. Bernstein schmilzt oberhalb von 300 °C und zersetzt sich dabei. Nach <strong>de</strong>m<br />

Abkühlen entsteht ein Kolophonium-ähnliches Material.<br />

Bernstein hat einen sehr hohen elektrischen Wi<strong>de</strong>rstand und eine sehr niedrige Dielektrizitätskonstante von 2,9 (Naturbernstein) beziehungsweise 2,74 (Pressbernstein). In trockener<br />

Umgebung kann er durch Reiben an textilem Gewebe (Baumwolle, Sei<strong>de</strong>) o<strong>de</strong>r Wolle elektrostatisch aufgela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dabei erhält Bernstein eine negative Ladung, das heißt, er<br />

nimmt Elektronen auf. Das Reibmaterial erhält eine positive Ladung durch Abgabe von Elektronen. Man bezeichnet diese Aufladung auch als Reibungselektrizität. Diese Eigenschaft<br />

kann als zerstörungsfreier, wenn auch – gera<strong>de</strong> bei kleineren Stücken nicht immer einfach durch<strong>zu</strong>führen<strong>de</strong>r – Echtheitstest verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n: Der aufgela<strong>de</strong>ne Bernstein zieht kleine<br />

Papierschnipsel, Stofffasern o<strong>de</strong>r Wollfussel an. Dieser Effekt war bereits in <strong>de</strong>r Antike bekannt und wur<strong>de</strong> durch die Werke von Plinius <strong>de</strong>m Älteren bis ins Spätmittelalter überliefert.<br />

Der englische Naturforscher William Gilbert widmete ihm in seinem 1600 erschienenen Werk De magnete magneticisque corporibus ein eigenes Kapitel und unterschied ihn vom<br />

Magnetismus. Von Gilbert stammt auch <strong>de</strong>r Begriff „Elektrizität“, <strong>de</strong>n er aus <strong>de</strong>m griechischen Wort für Bernstein ableitete.<br />

Bernstein leuchtet unter UV-Bestrahlung (Wellenlänge 320–380 nm) in unverwittertem o<strong>de</strong>r frisch angeschliffenen Zustand blau und in verwittertem Zustand in einem matten Olivgrün.<br />

Bernstein glänzt, wenn er feucht, fettig o<strong>de</strong>r geschliffen ist, da er mit einer geschlossenen Oberfläche eine hohe Lichtbrechung aufweist. Er lässt bei Schichten bis <strong>zu</strong> 10 mm Dicke<br />

Röntgenstrahlung fast ohne Verlust passieren.


Chemische Eigenschaften<br />

Der <strong>de</strong>taillierten Entschlüsselung <strong>de</strong>r chemischen Eigenschaften <strong>de</strong>s Bernsteins geht eine lange Historie voran. So war beispielsweise bereits im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt das Destillationsprodukt<br />

Bernsteinöl bekannt; Agricola gewann im Jahre 1546 Bernsteinsäure und <strong>de</strong>m russischen Universalgelehrten W. Lomonossow gelang es Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts, einen<br />

wissenschaftlichen Beweis für die Natur <strong>de</strong>s Bernsteins als ein fossiles Baumharz <strong>zu</strong> liefern. Berzelius fand 1829 mit schon mo<strong>de</strong>rn anmuten<strong>de</strong>n chemischen Analysemetho<strong>de</strong>n heraus,<br />

dass Bernstein sich aus löslichen und unlöslichen Bestandteilen <strong>zu</strong>sammensetzt.[5]<br />

Nach heutigem gesicherten Wissensstand besteht Bernstein <strong>zu</strong> 67–81 % aus Kohlenstoff, <strong>de</strong>r Rest besteht aus Wasserstoff und Sauerstoff sowie manchmal etwas Schwefel (1 %). Durch<br />

Einlagerung von mineralischen Bestandteilen können weitere Elemente vorkommen. Bernstein ist ein Gemisch aus unterschiedlichen Stoffen und <strong>de</strong>ren Oxidationsprodukten, die in<br />

langen Fa<strong>de</strong>nmolekülen gebun<strong>de</strong>n sind. Nachgewiesene lösliche Bestandteile <strong>de</strong>s Bernsteins sind z. B. Abietinsäure, Isopimarsäure, Agathendisäure sowie Sandraracopimarsäure. Der<br />

unlösliche Bestandteil <strong>de</strong>s Bernsteins ist ein Ester, <strong>de</strong>r als Succinin (o<strong>de</strong>r Resen, Sucinoresen) bezeichnet wird. Bisher sind über 70 organische Verbindungen nachgewiesen, die am<br />

Aufbau <strong>de</strong>s Baltischen Bernsteins (Succinit) beteiligt sind.<br />

Bernstein ist weitgehend nicht in organischen Lösungsmitteln löslich. Allerdings verwittert er, beson<strong>de</strong>rs durch Luftsauerstoff und UV-Einwirkung. Dabei dunkelt er in <strong>de</strong>n äußeren<br />

Schichten nach. Bei Trockenheit bil<strong>de</strong>n sich gleichzeitig von <strong>de</strong>r Oberfläche und vorhan<strong>de</strong>nen Hohlräumen ausgehend kleine, fast kreisrun<strong>de</strong> Risse, die Sonnenflinten, die mit <strong>de</strong>r Zeit <strong>zu</strong><br />

einer rauen und bröckeligen Oberfläche <strong>de</strong>s Bernsteins führen. Dadurch können auch eventuell vorhan<strong>de</strong>ne Einschlüsse zerstört wer<strong>de</strong>n.<br />

Naturbernstein reagiert nur an <strong>de</strong>r Oberfläche mit Ether, Aceton und Schwefelsäure. Bei längerer Einwirkungsdauer wird sie matt. Pressbernstein ist weniger wi<strong>de</strong>rstandsfähig. Er wird<br />

bei längerem Kontakt mit <strong>de</strong>n oben genannten Substanzen teigig und weich. Dasselbe gilt prinzipiell auch für Kopal und Kunstharz, nur dass hier schon ein wesentlich kürzerer Kontakt<br />

ausreicht.<br />

Die Benennung fossiler Harze ist im Laufe <strong>de</strong>r Zeit nach sehr unterschiedlichen Gesichtspunkten vorgenommen wor<strong>de</strong>n (geografische Herkunft, botanische Herkunft, Fossilisationsgrad<br />

usw.) und recht unübersichtlich. Soweit Klassifizierungen auf eine Differenzierung fossiler und subfossiler Harze nach ihrer geografischen und botanischen Herkunft zielten, spielte die<br />

chemische Zusammenset<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>s Harzes eine beträchtliche Rolle. Traditionell erfolgte die Unterscheidung auf Grund chemischer Substanzen je nach <strong>de</strong>m Gehalt an Bernsteinsäure in<br />

Succinite (3% bis 8 %) und Retinite (fossile Harze mit einem Gehalt an Bernsteinsäure von weniger als 3 % o<strong>de</strong>r ohne Bernsteinsäure).<br />

In jüngerer Zeit ist man da<strong>zu</strong> übergegangen, die Harze nach Monomereinheiten <strong>zu</strong> unterschei<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rson & Crelling haben 1995 die folgen<strong>de</strong>, heute in aller Welt angewen<strong>de</strong>te<br />

Klassifizierung aufgestellt[6] (Überset<strong>zu</strong>ng eng angelehnt an Lühr 2004)[7]:<br />

• Klasse I: Polymere labdanoi<strong>de</strong>r Diterpene und Carbonsäuren, Alkoholen und Kohlenwasserstoffen. (Bernsteintypen mit einem Labdan-Gerüst weisen eine Verwandtschaft mit<br />

Harzen <strong>de</strong>r Familie Araucariaceae auf.) Die Klasse I ist in drei Unterklassen geglie<strong>de</strong>rt. Fossile Harze dieser Klasse sind am weitesten verbreitet.<br />

• Klasse Ia: Polymere und Co-Polymere labdanoi<strong>de</strong>r Diterpene, wie z.B. Communinsäure, Communol und signifikante Mengen Bernsteinsäure (da<strong>zu</strong> gehören Succinit;<br />

Baltischer Bernstein; Glessit).<br />

• Klasse Ib: Polymere und Co-Polymere labdanoi<strong>de</strong>r Diterpene, wie z.B. Communinsäure, Communol und Biformen. Bernsteinsäure ist nicht enthalten (da<strong>zu</strong> gehört<br />

fossiles Harz <strong>de</strong>r Kauri-Fichte).<br />

• Klasse Ic: Polymere und Co-Polymere labdanoi<strong>de</strong>r Diterpene in enantiomer Konfiguration (z.B. Ozsäure, Ozol und Biforme (da<strong>zu</strong> gehören Harze <strong>de</strong>r ausgestorbenen<br />

Baumart Hymenaea protera, Mexikanischer und Dominikanischer Bernstein).<br />

• Klasse II: Makromolekulare Strukturen, die auf bizyklischen Sesquiterpenoi<strong>de</strong>n basieren (insbeson<strong>de</strong>re mit Cadinan-Gerüst). (Da<strong>zu</strong> gehört Bernstein aus verschie<strong>de</strong>nen<br />

Lagerstätten in Utah/USA und Indonesien).<br />

• Klasse III: Natürliches fossiles Polystyrol (da<strong>zu</strong> wer<strong>de</strong>n Siegburgit und New Jersey Bernstein gerechnet).<br />

• Klasse IV: Nicht-polymerer Aufbau, im Allgemeinen mit Sesquiterpenen mit Cedran-Gerüst (da<strong>zu</strong> gehören beispielsweise Retinite europäischer Braunkohle-Lagerstätten).


• Klasse V: Nicht-polymere diterpenoi<strong>de</strong> Harzsäuren, insbeson<strong>de</strong>re basierend auf Abietan, Pimaren und Iso-Pimaren (da<strong>zu</strong> gehören beispielsweise fossile Harze <strong>de</strong>r Gattung Pinus).<br />

Weltweites Vorkommen <strong>de</strong>s Bernsteins<br />

Man unterschei<strong>de</strong>t nach Ursprungsort, Alter und vor allem <strong>de</strong>r produzieren<strong>de</strong>n Pflanze verschie<strong>de</strong>ne Arten von Bernstein. Das Alter von Bernstein ist am Rohbernstein selbst nicht<br />

feststellbar. Aus diesem Grun<strong>de</strong> orientiert man sich bei <strong>de</strong>r Altersbestimmung an <strong>de</strong>m Sediment, in <strong>de</strong>m Bernstein gefun<strong>de</strong>n wird. Bernsteinlagerstätten sind jedoch sehr häufig<br />

allochthon, <strong>de</strong>r Bernstein befin<strong>de</strong>t sich also nicht mehr an seinem Entstehungsort. Die weitaus bekannteste und häufigste Bernsteinart, <strong>de</strong>r Baltische Bernstein, ist je nach Fundort bis <strong>zu</strong><br />

fünf Mal (Strandfun<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Nordsee) umgelagert (sh. hier<strong>zu</strong> auch das Kapitel "Baltischer Bernstein" in diesem Beitrag). Die Konsequenz daraus ist, dass die Kenntnis <strong>de</strong>s Alters <strong>de</strong>r<br />

Matrix, in <strong>de</strong>r sich Bernstein befin<strong>de</strong>t, lediglich Auskunft darüber gibt, wann <strong>de</strong>r Bernstein an diesen Ort gelangt ist, infolge<strong>de</strong>ssen also auch nur das Min<strong>de</strong>stalter <strong>de</strong>s Bernsteins angibt.<br />

Die bekannteste Fundregion <strong>de</strong>s Bernstein in Europa ist <strong>de</strong>r gesamte Ostseeraum, insbeson<strong>de</strong>re Orte im Samland (Kaliningra<strong>de</strong>r Gebiet, Russland) zwischen Frischem und Kurischem<br />

Haff, in Polen und in Litauen sind ergiebig. Der Baltische Bernstein (Succinit) (siehe nachstehen<strong>de</strong>s Kapitel) ist vor etwa 40–50 Millionen Jahren entstan<strong>de</strong>n und geht nach heute<br />

vorherrschen<strong>de</strong>r Auffassung auf eine Baumart <strong>zu</strong>rück, die mit <strong>de</strong>r rezenten Goldlärche eng verwandt ist. Aufgrund ähnlicher Eigenschaften, die u.a. mit Hilfe <strong>de</strong>r Analysetechnik <strong>de</strong>r<br />

Massenspektrometrie ermittelt wur<strong>de</strong>n, wird als Harzproduzent für <strong>de</strong>n Baltischen Bernstein aber auch weiterhin ein vermutlich ausgestorbener Verwandter aus <strong>de</strong>r Gattung Agathis<br />

(Araucariaceae), <strong>zu</strong> <strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Neuseeländische Kauri-Baum (Agathis australis) zählt, diskutiert. Baltischer Bernstein eignet sich beson<strong>de</strong>rs gut <strong>zu</strong>r Schmuckherstellung. Keine an<strong>de</strong>re<br />

Bernsteinart wird in annähernd so großer Menge und gleich bleiben<strong>de</strong>r Qualität wie <strong>de</strong>r Baltische Bernstein gefun<strong>de</strong>n. Die Ostsee-Vorkommen erwähnte schon Tacitus in seiner<br />

Germania. Er sprach vom Volk <strong>de</strong>r „Aesti“, das mit Bernstein han<strong>de</strong>le.<br />

Im östlichen Mitteleuropa (Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Ukraine) gibt es ebenfalls Bernsteinvorkommen. Am bekanntesten sind hier <strong>de</strong>r Mährische Bernstein<br />

(Walchowit), <strong>de</strong>r etwa 100 Millionen Jahre alt ist, <strong>de</strong>r Ukrainische Bernstein, <strong>de</strong>r <strong>zu</strong>min<strong>de</strong>st <strong>zu</strong>m größten Teil sehr wahrscheinlich gleicher Genese ist wie Baltischer Bernstein, sowie <strong>de</strong>r<br />

Rumänische Bernstein (u.a. Rumänit), <strong>de</strong>r in verschie<strong>de</strong>nen Lagerstätten auftritt und je nach Lagerstätte zwischen 30 und 100 Millionen Jahren alt sein kann.<br />

An <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen, <strong>de</strong>utschen und dänischen Nordseeküste, im dänischen Jütland (Jütländischer Bernstein), auf <strong>de</strong>n dänischen Inseln sowie an <strong>de</strong>r schwedischen Küste kann<br />

Bernstein nach Stürmen von Strandgängern gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. In Deutschland gibt es auch größere binnenländische Vorkommen in märkischen Gebieten – z. B. im Naturpark Barnim<br />

zwischen Berlin und Eberswal<strong>de</strong> (Bran<strong>de</strong>nburg). Man fand sie in Talsandflächen <strong>de</strong>s nach Toruń ziehen<strong>de</strong>n Urstromtales bei Regulierungen und Kanalbauten. Alle diese Fun<strong>de</strong> lassen sich<br />

auf die Verlagerung Baltischen Bernsteins im Verlauf <strong>de</strong>r Erdgeschichte <strong>zu</strong>rückführen (siehe nachstehen<strong>de</strong> Kapitel).<br />

Sowohl in <strong>de</strong>r Schweiz als auch in Österreich, Frankreich und Spanien sind Bernsteinvorkommen bekannt. Bernstein aus <strong>de</strong>n Schweizer Alpen ist etwa 55–200 Millionen Jahre alt,<br />

solcher aus Golling etwa 225–231 Millionen Jahre. Bernstein kommt im Kantabrikum bei Bilbao in jurassischen Schichten vor und ist etwa 140 Millionen Jahre alt. Der bekannte<br />

Sizilianische Bernstein (Simetit) ist hingegen erst vor 10–20 Millionen Jahren entstan<strong>de</strong>n.<br />

In Afrika fin<strong>de</strong>t man Kopal in Küstenlän<strong>de</strong>r Ost- und Westafrikas, vor allem aber auf Madagaskar. Dieser so genannte Madagaskar-Bernstein ist allerdings erst 1.000–100.000 Jahre alt<br />

und besteht aus <strong>de</strong>m erstarrten Harz <strong>de</strong>r Bernsteinpinie. In Nigeria fin<strong>de</strong>t sich auch Bernstein, <strong>de</strong>r etwa 60 Millionen Jahre alt ist.<br />

Amerikas bekanntester Bernstein ist <strong>de</strong>r wegen seiner Klarheit und seinem Reichtum an fossilen Einschlüssen begehrte Bernstein aus <strong>de</strong>r Dominikanischen Republik[8]. Siehe hier<strong>zu</strong> <strong>de</strong>n<br />

Abschnitt "Dominikanischer Bernstein" weiter unten. Auch aus Kanada (u.a. Cedar Lake) und <strong>de</strong>m US-Bun<strong>de</strong>sstaat New Jersey sind Bernsteinvorkommen bekannt.<br />

In Asien fin<strong>de</strong>t man Bernstein vor allem im vor<strong>de</strong>ren Orient und in Myanmar (früheres Birma/Burma). Der Libanon-Bernstein ist etwa 130–135 Millionen Jahre und <strong>de</strong>r Burma-Bernstein<br />

(Burmit) etwa 50 Millionen Jahre alt.<br />

Im australisch-ozeanischen Raum wird Bernstein in Neuseeland und im malayischen Abschnitt <strong>de</strong>r Insel Borneo (Sarawak-Bernstein) gefun<strong>de</strong>n. Während <strong>de</strong>r Bernstein auf Borneo 15–17<br />

Millionen Jahre alt ist, kann Neuseeland-Bernstein ein Alter von bis <strong>zu</strong> 100 Millionen Jahren haben.<br />

Die ältesten Bernsteine sind aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Devon (vor etwa 400 Millionen Jahren) bekannt.<br />

Das größte jemals geborgene Bernsteinstück stammt aus Sarawak (Indonesien), wiegt 68 kg und befin<strong>de</strong>t sich heute im Museum für Naturkun<strong>de</strong> in Stuttgart. Weitere sehr große


Bernsteinstücke sind aus Japan bekannt. Aus <strong>de</strong>r Lagerstätte bei Kuji wur<strong>de</strong> 1927 ein Bernsteinstück mit einem Gewicht von etwa 20 kg geborgen, ein weiteres 1941 mit 16 kg. Bei<strong>de</strong><br />

Stücke wer<strong>de</strong>n im National Science Museum, Tokio, aufbewahrt.[9]<br />

Baltischer Bernstein<br />

Abgren<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> an<strong>de</strong>ren fossilen Harzen<br />

Der Baltische Bernstein o<strong>de</strong>r Succinit ist <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendste und am besten erforschte Bernstein. Das hängt mit seiner im Vergleich <strong>zu</strong> an<strong>de</strong>ren fossilen Harzen großen Häufigkeit<br />

<strong>zu</strong>sammen, seiner geschichtlichen bis frühgeschichtlichen Belegbarkeit, seinem Fossilgehalt und seinen Eigenschaften, die seine Verarbeitung <strong>zu</strong> allerlei Zwecken (Schmuck,<br />

Kultgegenstän<strong>de</strong> usw.) ermöglicht. Lange Zeit ist daher als "echter" Bernstein nur Baltischer Bernstein angesehen wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r mit Succinit gleichgesetzt wur<strong>de</strong> (erst seit Mitte <strong>de</strong>s 19. Jh.<br />

weiß man, dass an <strong>de</strong>n Fundorten <strong>de</strong>s Baltischen Bernsteins auch an<strong>de</strong>re Bernsteinarten in sehr geringen Mengen auftreten). An<strong>de</strong>re fossile Harze sind zwar seit Urzeiten aus ganz<br />

unterschiedlichen Gebieten Europas und an<strong>de</strong>ren Teilen <strong>de</strong>r Welt (<strong>zu</strong>min<strong>de</strong>st regional in <strong>de</strong>r Umgebung ihrer Fundorte) bekannt, doch begann man erst mit <strong>de</strong>m Aufkommen geeigneter<br />

wissenschaftlicher Hilfsmittel im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt mit einer systematischen Analyse <strong>de</strong>r damals bekannten Bernsteinvorkommen. Die Ent<strong>de</strong>ckung, dass Baltischer Bernstein <strong>zu</strong> 3 % bis 8<br />

% Masseanteilen aus Bernsteinsäure besteht, führte <strong>zu</strong>r Einteilung <strong>de</strong>r fossilen Harze in Succinit und Retinit. Danach ist Succinit durch die Anwesenheit von Bernsteinsäure<br />

charakterisiert, während Retinit keine o<strong>de</strong>r nur sehr geringe Anteile an Bernsteinsäure enthält.[10][11] Später wur<strong>de</strong> diese Klassifizierung mehrfach modifiziert (sh. hier<strong>zu</strong> Kapitel<br />

"chemische Eigenschaften").<br />

Baltischer Bernstein bezeichnet heute fossiles Harz, das während <strong>de</strong>s Eozäns in einem im Nor<strong>de</strong>n Europas gelegenen riesigen Waldgebiet aus <strong>de</strong>m Harz wohl nahe<strong>zu</strong> ausschließlich einer<br />

Koniferenart entstan<strong>de</strong>n ist und auf unterschiedlichen Transportwegen (Meerestransgression, fluvial, glazial) auf weit in Europa verstreute sekundäre Lagerstätten verfrachtet wur<strong>de</strong>.<br />

Nach<strong>de</strong>m bereits in <strong>de</strong>n 30er Jahren <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts Bernsteinvorkommen ent<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>n, die ein<strong>de</strong>utig nicht aus einer Lagerstätte <strong>de</strong>s Baltischen Bernsteins stammen konnten,<br />

gleichwohl ähnliche Anteile an Bernsteinsäure enthielten wie Baltischer Bernstein, ist die weiter oben genannte, traditionelle Unterscheidungen obsolet gewor<strong>de</strong>n. Heute wer<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>r<br />

Herkunftsbestimmung <strong>de</strong>s Bernsteins aufwändige technische Verfahren angewandt, wie beispielsweise die Infrarot-Spektroskopie, Massenspektrometrie, Gaschromatographie,<br />

Kernspinresonanzspektroskopie und an<strong>de</strong>re mehr. Als ein Kennzeichen <strong>de</strong>s Baltischen Bernsteins gilt dabei ein als Baltische Schulter bezeichnetes Muster in <strong>de</strong>r Infrarotkurve, das im<br />

Succinit stets, in an<strong>de</strong>ren Bernsteinarten hingegen nie auftritt.[12]<br />

Der Begriff "Baltischer Bernstein" wird mithin im Allgemeinen für Bernstein verwen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m erwähnten eozänen Bernsteinwald entstand und heute, nach mehrfacher Umlagerung,<br />

auf terrestrischen Lagerstätten und an <strong>de</strong>n Küsten <strong>de</strong>s Nord- und Ostseeraums gefun<strong>de</strong>n wird, unabhängig davon, ob es sich um Succinit o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re (weitaus seltenere) Bernsteinarten<br />

han<strong>de</strong>lt. Manche Autoren schränken die Verwendung <strong>de</strong>r Bezeichnung "Baltischer Bernstein" allerdings auf <strong>de</strong>n Succinit aus diesen Lagerstätten ein.<br />

Entstehung<br />

Man fin<strong>de</strong>t Baltischen Bernstein an <strong>de</strong>n Küsten <strong>de</strong>r Ost- und Nordsee und im Samland in <strong>de</strong>r so genannten „Blauen Er<strong>de</strong>“, gelegentlich auch in quartärglazialen Ablagerungen im<br />

Binnenland einiger Ostsee- und Nordseeanrainerstaaten (vor allem Polen, Deutschland und Dänemark) aber auch an einigen Orten in Osteuropa, z.B. <strong>de</strong>r Ukraine. Der Ursprung <strong>de</strong>s<br />

Baltischen Bernsteins liegt im Eozän vor etwa 40–54 Millionen Jahren.[13] Damals erstreckte sich in einer Erdwarmzeit <strong>de</strong>r so genannte „Bernsteinwald“ im nördlichen Europa in einem<br />

breiten Gürtel von West nach Ost vom heutigen Skandinavien (Präfennoskandien) bis <strong>zu</strong>m Ural. Seine Südgrenze bil<strong>de</strong>te die Küste eines Meeres, das im östlichen Teil wesentlich weiter<br />

südlich lag als die heutige Ostsee und weit nach Osten ins Innere Osteuropas und Asiens reichte. Der Wald könnte auch noch am Südufer dieses Meeres bestan<strong>de</strong>n haben.<br />

Der Succinit entstand aus <strong>de</strong>m Harz von Na<strong>de</strong>lbäumen dieses „Bernsteinwal<strong>de</strong>s“. Der <strong>de</strong>utsche Botaniker Hugo Conwentz nannte <strong>de</strong>n das Harz erzeugen<strong>de</strong>n Baum Bernsteinkiefer (Pinus<br />

succinifera), was eine Verwandtschaft <strong>de</strong>s "Bernsteinbaums" <strong>zu</strong> unseren rezenten Kiefern suggeriert, die nach neueren Erkenntnissen möglicherweise aber nicht besteht. In jüngerer<br />

Vergangenheit wur<strong>de</strong> als "Bernsteinbaum" ein Verwandter <strong>de</strong>r rezenten Goldlärche (Pseudolarix) vermutet. Zwischenzeitlich waren auch Ze<strong>de</strong>rn und Araukarien in Verdacht. Im Jahre<br />

2009 wur<strong>de</strong> aufgrund von FTIR mikrospektroskopischen Analysen ein ausgestorbener Vertreter <strong>de</strong>r Schirmtanne (Sciadopityaceae) als wahrscheinlichster Harzlieferant <strong>de</strong>s baltischen<br />

Bernsteins vorgeschlagen.[14] Unterschie<strong>de</strong> in Ergebnissen physikalisch-chemischer Untersuchungen an verschie<strong>de</strong>nen Typen Baltischen Bernsteins führen in jüngster Zeit auch<br />

wie<strong>de</strong>rholt <strong>zu</strong> <strong>de</strong>r Vermutung, dass nicht nur eine Baumart als Lieferant für das Harz <strong>de</strong>s Baltischen Bernsteins (<strong>de</strong>s Succinits) in Betracht kommt, son<strong>de</strong>rn mehrere Harzproduzenten <strong>de</strong>s


artenreichen eozänen Bernsteinwal<strong>de</strong>s.[15] In diesem Zusammenhang sind auch die akzessorischen Harze <strong>zu</strong> erwähnen. In kleinen Mengen (etwa 1 % aller Bernsteinfun<strong>de</strong> im Gebiet <strong>de</strong>s<br />

Vorkommens <strong>de</strong>s Baltischen Bernsteins) treten diese <strong>zu</strong>sammen mit Succinit auf. Zu diesen akzessorischen Harzen gehören Glessit, Gedanit, Stantienit, Beckerit und Siegburgit. Diese<br />

Harze unterschei<strong>de</strong>n sich <strong>zu</strong>meist schon äußerlich von Succinit. Diese fossilen Harze stammen mit einer an Sicherheit grenzen<strong>de</strong>n Wahrscheinlichkeit von an<strong>de</strong>ren Baumarten im<br />

Bernsteinwald als <strong>de</strong>r eigentliche Baltische Bernstein, <strong>de</strong>r Succinit.<br />

Die Größe <strong>de</strong>r Lagerstätten Baltischen Bernsteins <strong>de</strong>uten auf eine sehr hohe Harzproduktion im Eozän. Der Grund für diese große Harzproduktion kann in Klimaverän<strong>de</strong>rungen gegen<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Eozäns begrün<strong>de</strong>t sein, die <strong>zu</strong> einem verstärkten Parasitenbefall <strong>de</strong>r Bäume führten und diese <strong>zu</strong> einer vermehrten Harzproduktion anregten. Das feuchte Klima, <strong>de</strong>r ansteigen<strong>de</strong><br />

Wasserspiegel in <strong>de</strong>n Gegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s heutigen südlichen Fennoskandiens (bzw. nördl. Ostsee) kann dann nachfolgend <strong>zu</strong>m Absterben <strong>de</strong>r Bäume in Sümpfen geführt haben.[16] In jüngerer<br />

Zeit wird allerdings diesem Erklärungsansatz entgegengehalten, dass allein die enormen Ausmaße <strong>de</strong>s eozänen Bernsteinwal<strong>de</strong>s und seine Lebensdauer von mehr als 10 Millionen Jahren<br />

(nach jüngeren Untersuchungen bis <strong>zu</strong> 20 Millionen Jahren[13]) die hohe Harzproduktion erklären, ohne dass außergewöhnliche erdgeschichtliche o<strong>de</strong>r biologische Phänomene da<strong>zu</strong> als<br />

Erklärung benötigt wür<strong>de</strong>n.<br />

Ein wesentlicher Aspekt <strong>de</strong>r Bernsteinentstehung, also <strong>de</strong>r Fossilisierung von Harz (Aushärtung und Konservierung <strong>de</strong>s Harzes), ist das Zusammentreffen <strong>de</strong>r da<strong>zu</strong> notwendigen<br />

Rahmenbedingungen (stoffliche Beschaffenheit <strong>de</strong>s Harzes, nur kurzer Kontakt mit Luftsauerstoff, keine übermäßige Erhit<strong>zu</strong>ng o<strong>de</strong>r Druck nach seiner Ablagerung, Polymerisation). Die<br />

Massenproduktion von Harz über <strong>de</strong>n genannten langen Zeitraum in einem riesigen Gebiet und die Anwesenheit <strong>de</strong>r <strong>zu</strong>r Fossilisierung <strong>de</strong>s Harzes erfor<strong>de</strong>rlichen Bedingungen stellen in<br />

ihrer Gesamtheit auch eine plausible Erklärung für die erheblichen Mengen Baltischen Bernsteins in <strong>de</strong>n europäischen Lagerstätten dar.<br />

Der Transport <strong>de</strong>s Bernsteins von seinem Ursprungsort im Nor<strong>de</strong>n Europas an die Küste <strong>de</strong>r heutigen Halbinsel Samland stellt man sich heute folgen<strong>de</strong>rmaßen vor: Im Oberen Eozän<br />

wur<strong>de</strong>n Teile <strong>de</strong>s Bernsteinwal<strong>de</strong>s vom Meer (Paratethys) überflutet. Ein Teil <strong>de</strong>s vermutlich schon gehärteten (subfossilen), im Wasser aufschwimmen<strong>de</strong>n Harzes wur<strong>de</strong> dabei<br />

aufgenommen und durch Strömungen verfrachtet.[17] Über <strong>de</strong>n Lauf <strong>de</strong>s sich in dieses Meer ergießen<strong>de</strong>n (angenommenen) Flusses Eridanus wur<strong>de</strong>n überdies große Bernsteinmengen<br />

auf <strong>de</strong>m Festland aufgenommen und in seinem sich südlich von Fennoskandien gelegenen Delta abgelagert. Dieses frühere Fluss<strong>de</strong>lta <strong>de</strong>hnte sich großflächig, in etwa halbkreisförmig,<br />

vor <strong>de</strong>r heutigen Samlandküste im Osten bis über Danzig hinaus im Westen aus. Dieser Küstenabschnitt wird als „Bernsteinküste“ bezeichnet. Auch die Vorkommen in Bitterfeld und<br />

Teile <strong>de</strong>r Bernsteinvorkommen in <strong>de</strong>r Ukraine (siehe unten) könnten in ähnlicher Weise (über an<strong>de</strong>re Fluss<strong>de</strong>ltas) entstan<strong>de</strong>n sein, die vermutlich die südlich <strong>de</strong>s eozänen Meeres liegen<strong>de</strong><br />

Festlandmasse entwässerten. Ob dieser Bernstein ausschließlich paläogenen (hauptsächlich eozänen) Ursprungs ist o<strong>de</strong>r einige <strong>de</strong>r Bernsteinvorkommen miozänen Alters sind, wird<br />

kontrovers diskutiert.<br />

Der Bernstein wur<strong>de</strong> an seiner Ablagerungsstätte von tonigem Substrat, Sand und Gesteinsschichten be<strong>de</strong>ckt. Die Sedimente verdichteten sich später <strong>zu</strong>r „Blauen Er<strong>de</strong>“. Dabei entstand<br />

Braunkohle mit darin eingeschlossenem Harz, das sich unter <strong>de</strong>m Druck und Luftabschluss entwässerte. Dieser Prozess führte <strong>zu</strong>r Oxidation <strong>de</strong>r organischen Kohlenstoffmoleküle. Mit<br />

<strong>de</strong>r Zeit bil<strong>de</strong>te sich aus <strong>de</strong>m <strong>zu</strong>m Zeitpunkt seiner Einschwemmung vermutlich bereits subfossilem Harz <strong>de</strong>r Bernstein. Entsprechend fin<strong>de</strong>t sich Bernstein heute überwiegend in<br />

Sedimenten und nur selten in fossilen Waldbö<strong>de</strong>n.<br />

Auf die oben erwähnte ergiebige Lagerstätte lassen sich letztlich vermutlich alle Bernsteinfun<strong>de</strong> Nor<strong>de</strong>uropas und <strong>de</strong>r mitteleuropäischen Anrainerstaaten <strong>de</strong>r Nord- und Ostsee<br />

<strong>zu</strong>rückführen, da die heutigen Verbreitungs- und Fundgebiete <strong>de</strong>s Succinits in einem engen Zusammenhang mit massiven eiszeitlichen Um- und Ablagerungen im Pleistozän stehen. Im<br />

Laufe <strong>de</strong>s bis heute anhalten<strong>de</strong>n Känozoischen Eiszeitalters überfuhren die Gletscher dreier Kaltzeiten (Elster-, Saale- und <strong>zu</strong>letzt die Weichselkaltzeit) von Nordosten her das heutige<br />

Ostseebecken und das nördliche Mitteleuropa und trugen Ablagerungen aus verschie<strong>de</strong>nen Epochen <strong>de</strong>r Erdgeschichte, darunter auch die <strong>de</strong>n Bernstein enthalten<strong>de</strong> Blaue Er<strong>de</strong> ab. Mit<br />

<strong>de</strong>m Abtauen <strong>de</strong>r Gletscher, <strong>zu</strong>letzt am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Weichselglazials (vor etwa 12.000 Jahren), entstan<strong>de</strong>n riesige Schmelzwasserströme, von <strong>de</strong>nen einige in teilweise ausge<strong>de</strong>hnten Deltas<br />

in die damals aufgrund <strong>de</strong>s viel niedrigeren Meeresspiegels weit vor <strong>de</strong>r heutigen Küstenlinie gelegene Nordsee, an<strong>de</strong>re in das Becken <strong>de</strong>r heutigen Ostsee mün<strong>de</strong>ten. Mit <strong>de</strong>m<br />

Schmelzwasser gelangten auch von <strong>de</strong>n Gletschern <strong>zu</strong>vor nach Mitteleuropa transportierte Gesteine in die Nordsee und die westliche und südliche Ostsee, darunter <strong>de</strong>r Bernstein, <strong>de</strong>r<br />

heute nach Stürmen <strong>de</strong>m Meeresgrund entrissen und an die Küsten geschwemmt wird. So sind die an einigen Orten <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen und dänischen Nord- und Ostseeküste recht häufigen<br />

Bernsteinfun<strong>de</strong> <strong>zu</strong> erklären. Ein Teil <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Nordsee und rund um Jütland vorkommen<strong>de</strong>n Bernsteins könnte aber auch aus <strong>de</strong>m westlichen Teil seines Entstehungsgebietes (eozäner<br />

Bernsteinwald) direkt in das Gebiet geschwemmt wor<strong>de</strong>n sein, in <strong>de</strong>m er heute gefun<strong>de</strong>n wird. Gelegentlich wird daher - vor allem in Dänemark - <strong>zu</strong>r Unterscheidung <strong>de</strong>s<br />

Umlagerungsvorgangs (nicht <strong>de</strong>r Bernsteinart) an Stelle <strong>de</strong>r Bezeichnung "Baltischer Bernstein" <strong>de</strong>r Name "Jütländischer Bernstein" verwen<strong>de</strong>t. Auch die Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

Küstenverlaufs <strong>de</strong>r heutigen Ostsee in jüngster Zeit (Holozän) haben <strong>de</strong>n Baltischen Bernstein verlagert. Die Häufung von Bernstein in tonigen, interglazialen Ablagerungen <strong>de</strong>s Holstein-


Interglazial, insbeson<strong>de</strong>re im westlichen Abschnitt <strong>de</strong>r Nord<strong>de</strong>utschen Tiefebene und in Holland, geht ebenfalls auf solche glazialen Umlagerungsprozesse <strong>zu</strong>rück.[18]<br />

Geschichtliche Be<strong>de</strong>utung<br />

Der Bernstein hat <strong>de</strong>n Menschen schon immer fasziniert. Er galt in allen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Dynastien und <strong>zu</strong> allen Zeiten als Zeichen von Luxus und Macht. Daher wur<strong>de</strong> er schon früh als<br />

Schmuck verarbeitet.<br />

Steinzeit<br />

Der Bernstein wur<strong>de</strong> bereits in <strong>de</strong>r Jungsteinzeit verarbeitet und verziert. Bereits um etwa 10.000 v. Chr., das heißt <strong>zu</strong>r ausgehen<strong>de</strong>n letzten Kaltzeit, wur<strong>de</strong> er in Nordfriesland <strong>zu</strong><br />

Anhängern und Perlen verarbeitet. Rechnet man auch die Lagerstätten in <strong>de</strong>r heutigen Ukraine <strong>zu</strong>m Baltischen Bernstein, ist dieser bereits vor rund 20.000 Jahren verarbeitet wor<strong>de</strong>n<br />

(Ausgrabungen bei Kaneva am Flusslauf <strong>de</strong>s Ros)[19].Auch um 8.000–5.500 v. Chr. war er ein beson<strong>de</strong>rs begehrter Schmuck, <strong>de</strong>r in Dänemark und <strong>de</strong>m südlichen Ostseegebiet <strong>zu</strong>r<br />

Herstellung von statusheben<strong>de</strong>n Tieramuletten und Schnitzereien mit eingravierten Tiermotiven genutzt wur<strong>de</strong>. Schamanen nutzen ihn auch als Weihrauch, so dass ihm eine rituelle<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>zu</strong>kam. Dies än<strong>de</strong>rte sich nicht, als um 5.500–1.500 v. Chr. (Neolithikum) Bauern an die nördlichen Küsten gelangten. Sie begannen nun im großen Maße, Bernstein <strong>zu</strong><br />

sammeln, <strong>zu</strong> opfern, ihn <strong>zu</strong> Ketten und Anhängern <strong>zu</strong> verarbeiten und <strong>de</strong>n Toten mit in die Gräber <strong>zu</strong> geben. Die Erbauer <strong>de</strong>r Großsteingräber fertigten die typischen Axtnachbildungen<br />

aus Bernstein. Bernstein-Depotfun<strong>de</strong>, beson<strong>de</strong>rs in Jütland belegen die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bernsteins für die Menschen. M. Rech führt in Dänemark 37 Depots[20] auf.<br />

Bronzezeit<br />

In <strong>de</strong>r Bronzezeit nahm das Interesse am Bernstein <strong>zu</strong>nächst ab, obwohl das Material eine beliebte Grabbeigabe blieb. Ein Collierfund in einem 3000 Jahre alten Urnengrab bei Ingolstadt<br />

zeigte eine Halskette aus etwa 3000 Bernsteinperlen, die von unschätzbarem Wert gewesen sein muss. Warum das Collier in einem Tonkrug vergraben wur<strong>de</strong>, ist ungeklärt.<br />

Bernstein war neben Salz und Rohmetall (Bronze und Zinn) eines <strong>de</strong>r begehrtesten Güter. In Hortfun<strong>de</strong>n und bei Grabfun<strong>de</strong>n taucht er regelmäßig auf. Durch ihn sind weitreichen<strong>de</strong><br />

Beziehungen nachgewiesen wor<strong>de</strong>n. Zwei breite Goldringe, in die je eine Bernsteinscheibe eingelassen war, fan<strong>de</strong>n sich in Sü<strong>de</strong>ngland (Zinnvorkommen), und ein beinahe i<strong>de</strong>ntisches<br />

Exemplar ist aus <strong>de</strong>m griechischen Bronzezeit-Zentrum Mykene bekannt (Blütezeit vom 15.–13. Jh. v. Chr.). Auch in einem frühbronzezeitlichen (um 1700 v. Chr.) Hortfund von Dieskau<br />

(Landkreis Saalkreis) befand sich eine Kette aus Bernsteinperlen.<br />

Eisenzeit<br />

In <strong>de</strong>r Eisenzeit gewann Bernstein durch die Wertschät<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>r Phönizier, Griechen, Skythen, Ägypter, Balten und Slawen als „Tränen <strong>de</strong>r Sonne“ beziehungsweise „Tränen o<strong>de</strong>r Harn<br />

<strong>de</strong>r Götter“ wie<strong>de</strong>r an Be<strong>de</strong>utung. Später hielt man ihn für das „Harn <strong>de</strong>s Luchses“, „versteinerten Honig“ o<strong>de</strong>r „erstarrtes Erdöl“. Die Griechen schätzten <strong>de</strong>n Bernstein als E<strong>de</strong>lstein, <strong>de</strong>n<br />

sie als Tauschmittel für Luxusgüter aller Art nutzten, wie bei Homer erwähnt und beschrieben. Die Römer nutzten ihn als Tauschmittel und für Gravuren. Zur Zeit <strong>de</strong>r Wikinger war er<br />

wie<strong>de</strong>r ein begehrtes Material, das als Räucherwerk benutzt o<strong>de</strong>r kunstvoll verarbeitet wur<strong>de</strong>. Aus dieser Zeit sind beispielsweise Fun<strong>de</strong> von Perlen für gemischte Ketten, Spinnwirtel,<br />

Spielbrettfiguren und Würfel aus Bernstein bekannt.<br />

Griechisch-römische Antike<br />

In <strong>de</strong>r griechisch-römischen Antike wur<strong>de</strong> erkannt, dass Bernstein sich elektrostatisch aufla<strong>de</strong>n kann. Der griechische Philosoph Aristoteles berichtet darüber. Außer<strong>de</strong>m soll er mit<br />

Pytheas von Massila um 334 v. Chr. die so genannten Bernsteininseln aufgesucht haben (gemeint sind wohl die West-, Ost- und Nordfriesischen Inseln in <strong>de</strong>r Nordsee). Man nennt diese<br />

Inseln auch die Elektri<strong>de</strong>n. Die Römer Tacitus und Plinius <strong>de</strong>r Ältere schrieben über <strong>de</strong>n Bernstein sowie seine Herkunft und seinen Han<strong>de</strong>l. Kaiser Nero soll Bernstein in großen Mengen<br />

<strong>zu</strong> Repräsentationszwecken genutzt haben. Im Rom <strong>de</strong>r Kaiserzeit trieb nicht nur <strong>de</strong>r Kaiser, son<strong>de</strong>rn auch das Volk mit <strong>de</strong>m Bernstein einen verschwen<strong>de</strong>rischen Luxus. Man trank aus<br />

Bernsteingefäßen, er zierte alles, was von Wert war, und wohlhaben<strong>de</strong> Frauen färbten ihr Haar bernsteinfarben. Plinius <strong>de</strong>r Jüngere soll sich darüber geärgert haben, „dass ein kleines<br />

Figürchen aus Bernstein teurer als ein Sklave sei“. In <strong>de</strong>r römischen Antike wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong><strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit samländischem Bernstein erschlossen.


Antike Han<strong>de</strong>lswege<br />

Bereits <strong>zu</strong>r Bronzezeit war <strong>de</strong>r Baltische Bernstein ein wertvolles Tauschobjekt und Han<strong>de</strong>lsgut, das südwärts gelangte. In mykenischer Zeit (etwa 1600–1050 v. Chr.) wur<strong>de</strong> in<br />

Griechenland Schmuck aus importiertem Bernstein getragen, wie eine Reihe von Fun<strong>de</strong>n aus dieser Zeit zeigen. Die Han<strong>de</strong>lswege <strong>de</strong>s Bernsteins nennt man Bernsteinstraßen. Sie<br />

verlaufen bün<strong>de</strong>lförmig nach Sü<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>m Mittelmeer:<br />

• nach Aquileia: Plinius <strong>de</strong>r Ältere (23–79 n. Chr.) berichtet, dass Bernstein von <strong>de</strong>r Ostseeküste nach Aquileia gebracht wor<strong>de</strong>n sei. Die bereits in <strong>de</strong>r Urgeschichte be<strong>de</strong>utsame<br />

Bernsteinhan<strong>de</strong>lsroute folgt in Nie<strong>de</strong>rösterreich <strong>de</strong>r March, überquert bei Carnuntum östlich Wiens die Donau und führt ab hier als römische Bernsteinstraße über Ungarn,<br />

Slowenien nach Aquileia in Italien. Als wichtige Verkehrsroute wur<strong>de</strong> sie <strong>zu</strong> Beginn <strong>de</strong>s 1. Jahrhun<strong>de</strong>rts n. Chr. unter Augustus und Tiberius ausgebaut und an das römische<br />

Straßennetz (s. a. Römerstraßen) angebun<strong>de</strong>n;<br />

• ins westliche Mittelmeer: auf verschie<strong>de</strong>nen Routen von Hamburg nach Marseille.<br />

Mittelalter<br />

Im Mittelalter und für katholische Gebiete auch danach wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bernstein hauptsächlich <strong>zu</strong>r Herstellung von Rosenkranz-Gebetsketten genutzt. Ein weitere Anwendung waren<br />

Brillengläser. Da er so beliebt war und man damit viel verdienen konnte, stellten Kaufleute und Feudalherren die Gewinnung und Veräußerung allen Bernsteins Ost- und Westpreußens<br />

bald unter Hoheitsrecht. Als ein Verstoß gegen dieses so genannte „Bernsteinregal“ konnte das Sammeln und <strong>de</strong>r Verkauf von Bernstein auf eigene Rechnung vom „Bernsteingericht“ mit<br />

<strong>de</strong>m Tod bestraft wer<strong>de</strong>n. Die Küstenbewohner hatten die Pflicht, unter <strong>de</strong>r Bewachung durch Vögte Bernstein <strong>zu</strong> sammeln und ab<strong>zu</strong>liefern (<strong>de</strong>n „Bernsteineid“). Dabei mussten Frauen,<br />

Kin<strong>de</strong>r und alte Leute täglich bei Wind und Wetter an <strong>de</strong>n Strand. Erfüllten sie ihr festgesetztes hohes Soll nicht, hatten sie mit bösen Folgen <strong>zu</strong> rechnen.<br />

Der Deutsche Or<strong>de</strong>n sicherte sich im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt das gesetzliche Recht auf <strong>de</strong>n alleinigen Han<strong>de</strong>l mit Bernstein, welches ihm seinen Reichtum einbrachte. Aus <strong>de</strong>n wertvollsten<br />

Bernsteinstücken fertigten sie vor allem in <strong>de</strong>n Werkstätten Königsbergs und Danzigs künstlerische Gegenstän<strong>de</strong>. Das „Bernsteinregal“ verpachtete <strong>de</strong>r Deutsche Or<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>nächst an die<br />

jeweiligen Lan<strong>de</strong>sherren, auf die es 1525 überging. Wie<strong>de</strong>rum wur<strong>de</strong>n die Küstenbewohner <strong>zu</strong>m Sammeln von Bernstein angetrieben. Da die Fischer im Tausch gegen Bernstein das<br />

dringend benötigte Salz erhielten, lieferten sie viel ab und sammelten täglich. In abgemil<strong>de</strong>rter Form galt das Gesetz bis 1945. Auch weiter im Lan<strong>de</strong>sinneren fan<strong>de</strong>n sich<br />

Bernsteinvorkommen. In <strong>de</strong>r Kaschubei lassen sich bei Bursztynowa Gora (Bernsteinberg) Trichter von bis <strong>zu</strong> 40 m Durchmesser und 15 m Tiefe in <strong>de</strong>r Landschaft ausmachen. Der<br />

Abbau ist dort erstmalig schon aus <strong>de</strong>m 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt bezeugt.<br />

Neuzeit<br />

In <strong>de</strong>r Neuzeit wur<strong>de</strong> Bernstein nach alter Tradition <strong>zu</strong> Schmuck verarbeitet und auch für Schatullen, Spielsteine und -bretter, Intarsien, Pfeifenmundstücke und an<strong>de</strong>re repräsentative<br />

Sachen verwen<strong>de</strong>t.<br />

Im 16. und 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt nutzten die preußischen Herrscher <strong>de</strong>n Bernstein für Repräsentationszwecke und ließen verschie<strong>de</strong>ne Zier- und Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong> daraus fertigen. Der<br />

preußische Hof gab hun<strong>de</strong>rte von Bernsteinkunstgegenstän<strong>de</strong>n in Auftrag, vor allem Pokale, Dosen, Konfektschalen und Degengriffe, die als Hochzeits- und Diplomatengeschenke in<br />

viele Kunstsammlungen europäischer Fürsten- und Herrscherhäuser gelangten. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten größeren Bernsteinmöbel.<br />

Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt ließ <strong>de</strong>r preußische König Friedrich I. das Bernsteinzimmer für sein Charlottenburger Schloss in Berlin fertigen, das 1712 fertiggestellt wur<strong>de</strong>. 1716 verschenkte sein<br />

Sohn das Zimmer an <strong>de</strong>n russischen Zaren Peter I.. Später wur<strong>de</strong> es in <strong>de</strong>n Katharinenpalast bei St. Petersburg eingebaut, im Zweiten Weltkrieg von <strong>de</strong>n Deutschen geraubt und nach<br />

Königsberg gebracht, wo es 1945 wahrscheinlich verbrannte. Es gibt allerdings Gerüchte, wonach das Bernsteinzimmer noch immer in unterirdischen Stollen eingelagert sein soll.<br />

Durch <strong>de</strong>n Fortschritt <strong>de</strong>r Naturwissenschaften wur<strong>de</strong> erkannt, dass <strong>de</strong>r Bernstein als fossiles Harz nicht mystischen, son<strong>de</strong>rn natürlichen Ursprungs ist. Deswegen ging das höfische<br />

Interesse am Bernstein nach 1750 <strong>zu</strong>rück.<br />

Bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bernstein hauptsächlich durch Strandlese gewonnen. 1862 konnten beispielsweise mit dieser Metho<strong>de</strong> 4000 kg gesammelt wer<strong>de</strong>n. Im Jahre 1837


überließ <strong>de</strong>r preußische König Friedrich Wilhelm III. die gesamte Bernsteinnut<strong>zu</strong>ng von Danzig bis Memel gegen die Summe von 30.000 Mark <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Samlan<strong>de</strong>s. Ab <strong>de</strong>r<br />

Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abbau <strong>zu</strong>nehmend maschinisiert. Pioniere auf diesem Gebiet waren die bei<strong>de</strong>n Unternehmer Friedrich-Wilhelm Stantien und Moritz Becker, die<br />

1858 ihre Firma Stantien & Becker in Memel gegrün<strong>de</strong>t hatten. Sie begannen <strong>zu</strong>nächst, das Kurische Haff bei Schwarzort systematisch aus<strong>zu</strong>baggern. 1875 dann errichteten sie bei<br />

Palmnicken das wohl weltweit erste Bernsteinbergwerk[21]. Im Jahr 1890 konnten auf diese Weise bereits über 200.000 kg geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Bernsteinschmuck wur<strong>de</strong> nun mehr und<br />

mehr <strong>zu</strong> einem Produkt auch <strong>de</strong>r wohlhaben<strong>de</strong>n Bürgerschicht. Der noch heute existieren<strong>de</strong> „Bernsteinla<strong>de</strong>n“ am Münchner Marienplatz geht auf das Jahr 1884 <strong>zu</strong>rück. Stantien & Becker<br />

hatten weltweit Verkaufsnie<strong>de</strong>rlassungen (u.a. in Indien, Mexiko und Tokio).<br />

Seit 1881 gab es Pressbernstein, so dass Schmuck für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich wur<strong>de</strong>. In manchen Regionen Europas gehörten facettierte Bernsteinketten <strong>zu</strong>r<br />

Hochzeitstracht <strong>de</strong>r Bauern. 1899 ging die profitable Produktion wie<strong>de</strong>r in staatlichen Besitz über. Allein 1912 wur<strong>de</strong>n 600 t Bernstein geför<strong>de</strong>rt. Insgesamt för<strong>de</strong>rte man im Samland von<br />

1876 bis 1935 über 16.000 t Baltischen Bernstein. [22] 1926 entstand in Ostpreußen die weltgrößte Manufaktur, die Staatliche Bernstein-Manufaktur Königsberg (SBM), in <strong>de</strong>r bis 1945<br />

künstlerische Produkte und Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong> aus Bernstein gefertigt wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r NS-Zeit sprach man vom „Deutschen Gold“.<br />

Die Gewinnung <strong>de</strong>s Bernsteins in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

Die Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gewinnung Baltischen Bernsteins an <strong>de</strong>r Küste <strong>de</strong>s Samlan<strong>de</strong>s sind in zahlreichen Schriften überliefert.[23][24]<br />

Über die mit traditionellen Metho<strong>de</strong>n gewonnenen Bernsteinmengen wird in einigen Chroniken berichtet. So soll an <strong>de</strong>r so genannten Bernsteinküste die jährliche Menge allein durch<br />

Aufsammeln an <strong>de</strong>n Strän<strong>de</strong>n bei 20 bis 30 Tonnen gelegen haben. Nach heftigen Stürmen konnte die Menge <strong>de</strong>s in diesem Gebiet im Verlaufe eines Tages angespülten Bernsteins 1.000<br />

Kilogramm und mehr erreichen. Das Sammeln von Bernstein an <strong>de</strong>n Küsten war <strong>de</strong>mnach auch die verbreitetste und vermutlich ergiebigste Metho<strong>de</strong> <strong>zu</strong>r Bernsteingewinnung. Aber auch<br />

an<strong>de</strong>re Metho<strong>de</strong>n führten <strong>zu</strong>m Erfolg:<br />

• Bernsteinfischen o<strong>de</strong>r Bernsteinschöpfen. Dabei stellte sich <strong>de</strong>r Bernsteinfischer mit einem an einem langen Stiel befestigten Netz in die Brandung. Das Netz wur<strong>de</strong> in die<br />

auflaufen<strong>de</strong> Welle gehalten. Dabei füllte es sich mit Seetang und Sprockholz, zwischen <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bernstein sich verfangen hatte. Das Material wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Strand geworfen und<br />

dort durchsucht. Diese Metho<strong>de</strong> wird noch heute von Küstenbewohnern an Ostseeküstenabschnitten in Russland, Polen, Deutschland und Dänemark angewandt.<br />

• Bernsteinstechen. Bernstein blieb oft zwischen größeren Steinen im küstennahen Bereich liegen. Die Steine selbst wur<strong>de</strong>n von speziellen, beson<strong>de</strong>rs breit ausgelegten<br />

Ru<strong>de</strong>rbooten aus mit langen Stangen gelockert und als Baumaterial geborgen. Danach wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Meeresgrund nach Bernstein durchsucht. Da<strong>zu</strong> wur<strong>de</strong>n an langen Stangen<br />

befestigte Käscher benutzt, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Bernstein <strong>zu</strong>m Aufschwimmen gebracht und mit <strong>de</strong>m Netz in das Boot beför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>.<br />

• Bernsteintauchen. Schon im frühen 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n Versuche unternommen nach Bernstein <strong>zu</strong> tauchen. Dies geschah ohne Hilfsmittel und blieb weitgehend erfolglos.<br />

Erst in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts - jetzt mit Hilfsmitteln (Tauchanzüge) - wur<strong>de</strong> das Bernsteintauchen durch die später auch <strong>de</strong>n Tagebau bei Palmnicken<br />

betreiben<strong>de</strong> Firma Stantien & Becker <strong>zu</strong>m Erfolg geführt. Die höchste durch Bernsteintauchen erzielte För<strong>de</strong>rmenge betrug ca. 14 Tonnen (im Jahre 1881).<br />

Die traditionellen Metho<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Industrialisierung <strong>de</strong>r Bernsteingewinnung im Samland durch die Firma Stantien & Becker (ab etwa 1860) wirtschaftlich be<strong>de</strong>utungslos und<br />

starben aus. Lediglich das Bernsteinfischen hat sich lokal bis in die Gegenwart erhalten.<br />

An <strong>de</strong>r Nordseeküste wur<strong>de</strong> Bernstein bis <strong>zu</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts auch vom Rücken <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> aus gesammelt. Die so genannten Bernsteinreiter (vor allem auf Ei<strong>de</strong>rstedt, von wo<br />

auch die so genannten Hitzläufer bekannt sind) sammelten Bernstein vorwiegend in sehr weitläufigen Wattgebieten und an Küstenabschnitten, an <strong>de</strong>nen durch <strong>de</strong>n Ti<strong>de</strong>neinfluss an<strong>de</strong>re<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bernsteingewinnung beschwerlich waren. Geschickte Reiter verstan<strong>de</strong>n es, mit einem kleinen, an einer Stange befestigten Netz <strong>de</strong>n Bernstein aus <strong>de</strong>m Flachwasser <strong>zu</strong><br />

fischen, ohne vom Pferd ab<strong>zu</strong>steigen.<br />

Fundorte und Abbau heute<br />

Der heute auf <strong>de</strong>m Weltmarkt angebotene Bernstein <strong>zu</strong>r Schmuckherstellung ist <strong>zu</strong> 99 % Baltischer Bernstein. Abbau von lokaler Be<strong>de</strong>utung gibt es darüber hinaus in <strong>de</strong>r<br />

Dominikanischen Republik, in Chiapas in Mexiko, in Myanmar und in Japan.


Der überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>s Baltischen Bernsteins wird weiterhin im Kaliningra<strong>de</strong>r Gebiet geför<strong>de</strong>rt (mind. 75 % <strong>de</strong>r Weltproduktion). Im Jahre 2000 belief sie sich die Produktion auf<br />

über 500 t. Mit <strong>de</strong>r zeitweiligen Einstellung <strong>de</strong>s industriellen Bernsteinabbaus in Jantarny im Jahre 2002 aufgrund von Rentabilitätsproblemen (auch aufgrund beständigen Diebstahls) fiel<br />

die Jahresproduktion vorübergehend auf einen <strong>de</strong>utlich niedrigeren Stand. Im Jahre 2008 wur<strong>de</strong>n aber in <strong>de</strong>r inzwischen wie<strong>de</strong>r in Betrieb genommenen Grube „Primorskoje“ etwa 500<br />

Tonnen Bernstein geför<strong>de</strong>rt.[25] Kleinere Mengen stammen aus Polen und <strong>de</strong>r Nordukraine, ganz geringe aus Litauen. Schät<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>folge, soll ein beträchtlicher Teil (bis <strong>zu</strong> einem<br />

Viertel) <strong>de</strong>s russischen und ukrainischen Bernsteins aus illegaler För<strong>de</strong>rung stammen.<br />

Samländische Küste<br />

Die Hauptför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Baltischen Bernsteins ist in Jantarny (ehemals Palmnicken) bei Kaliningrad (Königsberg) angesie<strong>de</strong>lt. Hier gibt es große, im Tagebau <strong>zu</strong>gängliche<br />

Bernsteinvorkommen, die aus <strong>de</strong>r „Blauen Er<strong>de</strong>“ geför<strong>de</strong>rt wird. Die „Blaue Er<strong>de</strong>“ ist eine mehrere Meter dicke, graugrüne Sedimentschicht, die Glaukonit und <strong>de</strong>n Baltischen Bernstein<br />

enthält (siehe Kapitel Entstehung). An manchen Stellen enthält ein Kubikmeter zwei bis drei Kilogramm Bernstein. Das Vorkommen erstreckt sich großflächig an <strong>de</strong>r Küste bis in 10 m<br />

und im Binnenland bis in 30 m Tiefe.<br />

Nach 1945 wur<strong>de</strong> das sowjetisch gewor<strong>de</strong>ne Palmnicken nach <strong>de</strong>m russischen Wort für Bernstein, jantar, in Jantarny umbenannt. Die Jahresproduktion erreichte in einigen Jahren bis <strong>zu</strong><br />

600 t, von 1951 bis 1988 wur<strong>de</strong>n insgesamt rund 17.700 t geför<strong>de</strong>rt[26]. Dabei wird <strong>de</strong>r Abraum über <strong>de</strong>r „Blauen Er<strong>de</strong>“ abgetragen, sodann schrappt ein Bagger mit großer Schaufel eine<br />

Tonne Er<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Wand ab und lädt sie hinter sich ab. Dieses Haufwerk wird mit Wasser aufgeschwemmt und die schlammige Masse von großen Pumpen über kilometerlange Rohre<br />

ins Kombinat beför<strong>de</strong>rt. Dort siebt man <strong>de</strong>n Bernstein heraus und führte ihn <strong>de</strong>r weiteren Verwendung <strong>zu</strong>. Der verschlämmte Abraum fließt über ein Rohrsystem in die Ostsee.<br />

Nach<strong>de</strong>m durch <strong>de</strong>n russischen Zoll große Mengen Diebes- und Schmuggelware (etwa 900–1000 kg Rohbernstein und bis <strong>zu</strong> 6000 Stück Fertigerzeugnisse innerhalb von zwei Jahren)<br />

beschlagnahmt wor<strong>de</strong>n waren, <strong>de</strong>ren Spuren in das Bernsteinkombinat Jantarny <strong>zu</strong>rückverfolgt wer<strong>de</strong>n konnten, erhöhte man die Sicherheitsvorkehrungen an <strong>de</strong>r Grube, die 90 % <strong>de</strong>r<br />

jährlichen Weltlieferung för<strong>de</strong>rte. Schließlich gab man sie im Jahr 2002 auf und flutete <strong>de</strong>n Tagebau. Mittlerweile gibt es eine neu eröffnete Grube „Promorskoye“ in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r alten<br />

Abbaustätte.<br />

Bitterfeld (und an<strong>de</strong>re Fundorte in Mittel<strong>de</strong>utschland)<br />

Bernstein aus diesem Gebiet ist bereits seit 1669 als "Sächsischer Bernstein" bekannt.[27] In <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong> das Vorkommen wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt, als im Raum<br />

Bitterfeld beim Braunkohleabbau gelegentlich einzelne Bernsteine gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n. Im Jahre 1955 wur<strong>de</strong>n im Braunkohlentagebau Goitsche östlich von Bitterfeld die Bernstein<br />

führen<strong>de</strong>n Schichten für kurze Zeit angeschnitten, aber die <strong>zu</strong> Tage treten<strong>de</strong>n, <strong>zu</strong>m Teil großen Brocken nicht als Bernstein (Succinit) erkannt. Erst im Jahre 1974 wur<strong>de</strong> bei einem<br />

erneuten Anschnitt die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bernsteinvorkommens erkannt. Die im gleichen Jahr begonnene geologische Erkundung führte <strong>zu</strong>m Nachweis einer nutzbaren Lagerstätte.[28] Als<br />

geologischer Vorrat wur<strong>de</strong>n 1979 2.800 t Bernstein berechnet. Der Abbau begann bereits 1975. Grund für die so schnell aufgenommene För<strong>de</strong>rung war <strong>de</strong>r drastische Rückgang <strong>de</strong>r<br />

Bernsteinimporte aus <strong>de</strong>r Sowjetunion, die in <strong>de</strong>n 1970er Jahren ihre jährlichen Bernsteinlieferungen von zehn Tonnen auf eine senkte, und damit die Schmuckproduktion im „VEB<br />

Ostseeschmuck“ in Ribnitz-Damgarten gefähr<strong>de</strong>te. Von 1975 bis 1993 wur<strong>de</strong>n im Tagebau Goitsche jährlich bis <strong>zu</strong> 50 t abgebaut, insgesamt rund 408 t. Der Bernsteinabbau wur<strong>de</strong> 1990<br />

aus Umweltschutzgrün<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>nächst storniert und 1993 aus ökonomischen Grün<strong>de</strong>n endgültig eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt stan<strong>de</strong>n noch 1.080 t gewinnbarer Vorrat in <strong>de</strong>n Büchern.<br />

Nach Sanierung <strong>de</strong>r Böschungen wur<strong>de</strong> das Restloch <strong>de</strong>s Tagebaues Goitsche ab 1998 geflutet.[29]<br />

Bis heute ist ungeklärt, ob Bitterfel<strong>de</strong>r Bernstein (Succinit, Gedanit, Glessit, Scheibit, Goitschit, Siegburgit und so genannten Schwarzer Bernstein) von gleicher Genese ist wie Baltischer<br />

Bernstein und die Bernsteinlagerstätten in Sachsen lediglich über an<strong>de</strong>re Transportwege <strong>de</strong>s Baltischen Bernsteins entstan<strong>de</strong>n sind o<strong>de</strong>r ob Bitterfel<strong>de</strong>r Bernstein ein an<strong>de</strong>res<br />

Herkunftsgebiet hat und vielleicht auch in einem an<strong>de</strong>ren Zeitraum entstan<strong>de</strong>n ist als Baltischer Bernstein. Umstritten ist auch, ob es sich um unterschiedliche Harzlieferanten han<strong>de</strong>lt.<br />

Jüngere Forschungsergebnisse <strong>de</strong>uten darauf hin, dass, an<strong>de</strong>rs als beim Baltischen Bernstein, als Harzlieferant <strong>de</strong>s Bitterfel<strong>de</strong>r Bernsteins ein Baum aus <strong>de</strong>r Gattung <strong>de</strong>r Fichten (Picea) in<br />

Betracht kommt und <strong>zu</strong>min<strong>de</strong>st ein Teil <strong>de</strong>r im Raum Sachsen bekannten Bernsteinlagerstätten nicht durch Eintrag von Baltischem Bernstein entstan<strong>de</strong>n sein kann.[30] Die<br />

wissenschaftliche Diskussion <strong>zu</strong> diesem Thema ist aber keineswegs abgeschlossen.<br />

Das Braunkohlerevier Bitterfeld ist nicht <strong>de</strong>r einzige Fundort von Bernstein in Mittel<strong>de</strong>utschland. Weitere Fundorte liegen bei Böhlen, südlich von Leipzig (hier wur<strong>de</strong> nur Succinit<br />

gefun<strong>de</strong>n) und in Braunkohle-Tagebauen bei Helmstedt (Krantzit und Oxikrantzit). Der Bernstein aus Helmstedt liegt überwiegend in <strong>de</strong>n Braunkohleschichten selbst. Dies und weitere


Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fundsituation sowie einige Merkmale <strong>de</strong>s Bernsteins <strong>de</strong>uten darauf hin, dass <strong>de</strong>r hier ent<strong>de</strong>ckte Bernstein nicht umgelagert wur<strong>de</strong> und somit vermutlich das gleiche Alter<br />

aufweist und in <strong>de</strong>r gleichen Region entstan<strong>de</strong>n ist wie die Braunkohle selbst (Oberes Paläozän und unteres Eozän, insgesamt einen Zeitraum von rund 12 Millionen Jahren umfassend).<br />

Die räumliche Nähe dieser mittel<strong>de</strong>utschten Lagerstätten <strong>zu</strong>einan<strong>de</strong>r wirft die Frage nach etwaigen Gemeinsamkeiten in <strong>de</strong>r botanischen und geografischen Herkunft und <strong>de</strong>m Zeitraum<br />

<strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Harzes auf. Die Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n fossilen Harzen können ihre Ursachen in unterschiedlichen Mutterpflanzen, verschie<strong>de</strong>nartigen Sedimentationsmilieus im<br />

Laufe ihrer Diagenese und unterschiedlichen geochemischen Bedingungen <strong>de</strong>s Muttergesteins haben. Solche Unterschie<strong>de</strong> liegen im Falle von Helmstedt vor, haben hier aber nicht <strong>zu</strong>r<br />

Bildung unterschiedlicher fossiler Harze geführt.[31] Unter an<strong>de</strong>rem diese Umstän<strong>de</strong> haben eine bis heute anhalten<strong>de</strong> kontroverse Diskussion über die Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>r hier<br />

aufgeführten fossilen Harze und seine Beziehung <strong>zu</strong>m Baltischen Bernstein hervorgerufen.<br />

Polen<br />

Polen, das bereits in <strong>de</strong>r Antike ein wichtiges Ursprungs- und Verarbeitungsland für Baltischen Bernstein war, ist auch in heutiger Zeit ein wichtiger Bernstein(schmuck)-Lieferant, <strong>de</strong>ssen<br />

Vorräte auf 12.000 t geschätzt wer<strong>de</strong>n. Der polnische Bernstein stammt hauptsächlich aus Mozdzanowo bei Ustka an <strong>de</strong>r pommerschen Ostseeküste, wo er bereits En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 18.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts abgebaut wur<strong>de</strong>. Er wird dort in vielen unterschiedlichen Farbtönen gefun<strong>de</strong>n. 60 % <strong>de</strong>r Fundstücke sind durchsichtig. Auch an <strong>de</strong>r Verbindungsstelle <strong>zu</strong>r Halbinsel Hel<br />

fin<strong>de</strong>t sich Bernstein in 130 m Tiefe. Auch auf <strong>de</strong>r Lubliner Hochebene Vorkommen ent<strong>de</strong>ckt. Der meiste in Polen verarbeitete Bernstein stammt allerdings aus <strong>de</strong>m Kaliningra<strong>de</strong>r Gebiet<br />

und aus <strong>de</strong>r Ukraine.<br />

Nordukraine<br />

Seit 1979 sind die Bernsteinvorkommen im Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Ukraine, in <strong>de</strong>r Nähe von Dubrovitsa an <strong>de</strong>r weißrussischen Grenze bekannt. Nach Erlangung <strong>de</strong>r Unabhängigkeit beschloss die<br />

ukrainische Führung 1993, diese Vorkommen unter staatlichem Monopol aus<strong>zu</strong>beuten. Da die Vorkommen an <strong>de</strong>r Oberfläche in sandigen Schichten anstehen, sind sie sehr leicht <strong>zu</strong><br />

för<strong>de</strong>rn, und so hat sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren eine beträchtliche nicht-staatliche (und damit illegale) För<strong>de</strong>rung entwickelt (etwa 90 % <strong>de</strong>r ukrain. Produktion), die ihre Produkte <strong>zu</strong>r<br />

Weiterverarbeitung über die Grenze nach Polen und Russland schmuggeln lässt. Die ukrainischen Vorkommen enthalten außergewöhnlich große Einzelstücke. Der in <strong>de</strong>r Ukraine<br />

gefun<strong>de</strong>ne Bernstein hat vermutlich die gleiche Genese wie <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Blauen Er<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Samlan<strong>de</strong>s. Es han<strong>de</strong>lt sich mithin sehr wahrscheinlich, wie <strong>de</strong>r Bernstein <strong>de</strong>r vorgenannten<br />

Lagerstätten, um Succinit o<strong>de</strong>r Baltischen Bernstein.<br />

Aktuelle Marktsituation<br />

Im Export hatte Rohbernstein in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren einen Wert von etwa 15 Millionen Euro. Die Preise für ein Kilogramm russischen Rohbernstein lagen 2008, je nach Größe <strong>de</strong>r<br />

Einzelstücke, bei 30 € für Krümel von etwa 1cm Größe, 150 € (Stücke >100g) bis max. 830 Euro (Stücke von 500 bis 1000g in bester Qualität), wobei diese Preise nur für russische<br />

Verarbeiter und Exporteure gelten, während ausländische Firmen <strong>de</strong>utlich höhere Preise bezahlen (müssen). Die Weiterverarbeitung <strong>zu</strong> Schmuck erfolgt meistenteils in Polen und Litauen.<br />

Von dort wird jährlich Schmuck im Wert von etwa 400 Millionen Euro verkauft.<br />

Einzelstücke Baltischen Bernsteins<br />

Krumbiegel führt in einem Beitrag aus <strong>de</strong>m Jahre 2003[32] Stücke aus quartären Sedimenten nor<strong>de</strong>uropäischer Vereisungsgebiete mit einem Gewicht von mehr als 2 Kilogramm auf. Aus<br />

dieser Liste von 28 Stücken nachfolgend eine Auswahl:<br />

• 1922 und 1970 in Schwe<strong>de</strong>n: je etwa 1,8 kg<br />

• 1969 von einem schwedischen Hummerfischer bei Bohuslän an <strong>de</strong>r Westküste Schwe<strong>de</strong>ns: 10,478 kg (<strong>zu</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>s Fun<strong>de</strong>s eine Masse; heute noch 8,886 kg, da etwas<br />

abgeschlagen wur<strong>de</strong>); es befin<strong>de</strong>t sich im Ravhuset in Kopenhagen<br />

• 1860 bei Cammin in Pommern (nach 1945 Rarwino/Kamien Pomorski): Ein 48 × 22 × 20 cm großer und 9,75 kg schwerer Block, <strong>de</strong>r im Berliner Museum für Naturkun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Humboldt-Universität aufbewahrt wird [33]


• Sonnenstein (Saulės akmuo): etwa 3,5 kg, 21 × 19 × 15 cm; ausgestellt im Bernsteinmuseum in Palanga, Litauen[34]<br />

Dominikanischer Bernstein<br />

Dominikanischer Bernstein wird auf <strong>de</strong>r Insel Hispaniola, nahe<strong>zu</strong> ausschließlich im Hoheitsgebiet <strong>de</strong>r Dominikanischen Republik gefun<strong>de</strong>n. Unter <strong>de</strong>n Bernsteinvorkommen <strong>de</strong>r Welt hat<br />

<strong>de</strong>r Dominikanische Bernstein hinsichtlich seines Reichtums an fossilen Einschlüssen nach <strong>de</strong>m Baltischen Bernstein die größte Be<strong>de</strong>utung. Allerdings wur<strong>de</strong> im Jahre 1987 von <strong>de</strong>r<br />

Regierung in Santo Domingo verfügt, dass Bernsteinfossilien nur mit ausdrücklicher Genehmigung <strong>de</strong>s Nationalmuseums für Naturgeschichte außer Lan<strong>de</strong>s gebracht wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />

Gleichwohl ist die Sammlung <strong>de</strong>s Staatlichen Museums für Naturkun<strong>de</strong> (Löwentormusem) in Stuttgart die wohl be<strong>de</strong>utendste wissenschaftliche Sammlung Dominikanischen Bernsteins<br />

mit organischen Einschlüssen weltweit.<br />

Ferner beruht die Popularität <strong>de</strong>s Dominikanischen Bernsteins auf <strong>de</strong>r großen Zahl klarer Stücke, die sich vorzüglich für die Schmuckherstellung eignen und seiner Farbenvielfalt,<br />

darunter auch <strong>de</strong>r seltene „Blaue Bernstein“, <strong>de</strong>ssen „Farbe“ auf fluoreszieren<strong>de</strong> Moleküle <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist. Entstan<strong>de</strong>n ist er möglicherweise durch das nachträgliche Erwärmen durch<br />

vulkanische Aktivität.[35] Der blau fluoreszieren<strong>de</strong> Dominikanische Bernstein hat nichts mit <strong>de</strong>m ebenfalls nur auf Hispaniola vorkommen<strong>de</strong>n blauen Pektolith <strong>zu</strong> tun, <strong>de</strong>r mitunter in<br />

<strong>de</strong>n gleichen Betrieben in Puerto Plata und in gleicher Weise verarbeitet und unter <strong>de</strong>m Namen Larimar als Schmuckstein verkauft wird.<br />

Die jährliche Ausbeute <strong>de</strong>s in Gruben und Stollen <strong>zu</strong>meist in Handarbeit abgebauten Bernsteins liegt <strong>zu</strong>meist kaum höher als fünf Tonnen. Der größte Teil dieser Ausbeute stammt aus<br />

<strong>de</strong>m Minengebiet von Palo Alto. Sehr geringe Mengen gehen bis in die heutige Zeit auf Strandfun<strong>de</strong>, insbeson<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>m als Costambar (Bernsteinküste) bezeichneten Küstenabschnitt<br />

nahe Puerto Plata <strong>zu</strong>rück. Mitunter wer<strong>de</strong>n sehr große Einzelstücke mit einem Gewicht von mehreren Kilogramm gefun<strong>de</strong>n[9].<br />

Historie<br />

Historische Berichte über Bernstein in <strong>de</strong>r Dominikanischen Republik lassen sich bis <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Tagebüchern von Christoph Kolumbus <strong>zu</strong>rückverfolgen. Immer wie<strong>de</strong>r tauchen auch Berichte<br />

über Indianerschmuck auf, <strong>de</strong>r aus Bernstein gefertigt ist. Erste Hinweises über organische Einschlüsse im Dominikanischen Bernstein stammen aus <strong>de</strong>m Jahre 1939.<br />

Lagerstätten und Alter<br />

Der Bernstein in <strong>de</strong>n Gebieten Cordillera Oriental und Cordillera Septentrional auf Hispaniola lagert in tertiärem Sandstein. Aufgrund von Bohrungen wird vermutet, dass dort noch<br />

beträchtliche Mengen Bernstein liegen. Die Cordillera Septentrional sind ganz überwiegend von sedimentärem Gestein tertiären Alters be<strong>de</strong>ckt. Die meisten Bernsteinminen in dieser<br />

Gebirgsregion treten in <strong>de</strong>r Altamira-Fazies <strong>de</strong>r „El Mamey“-Formation o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>ren Randbereichen auf. Bei dieser Formation han<strong>de</strong>lt es sich um einen mit Konglomeraten gerun<strong>de</strong>ter<br />

Kieselsteine durchsetzten Schiefer-Sandstein. Häufig treten organisches Material und ausge<strong>de</strong>hnte Kohlegänge auf, wobei <strong>de</strong>r Bernstein in lignitischem Sandstein bzw. <strong>de</strong>n Lignitgängen<br />

liegt. Auf <strong>de</strong>r Grundlage von Coccolithen konnte das Alter <strong>de</strong>s Schiefers und Sandsteins von El Mamey mit 40 Mill. Jahren (Oberes Eozän) bestimmt wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>renorts auf miozäner<br />

Lagerstätte gefun<strong>de</strong>ner Bernstein wur<strong>de</strong> teilweise umgelagert. Die Vorkommen Dominikanischen Bernsteins sind nach vorherrschen<strong>de</strong>r Meinung eozänen bis untermiozänen Alters.<br />

Harzproduzent<br />

Ausgehend von <strong>de</strong>n pflanzlichen Fun<strong>de</strong>n im Bernstein wird angenommen, dass das Harz, aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Dominikanische Bernstein entstand, von <strong>de</strong>m Baum Hymenaea protera erzeugt<br />

wur<strong>de</strong>. Diese fossile Art <strong>de</strong>r Hülsenfrüchtler ähnelt am ehesten <strong>de</strong>m rezenten Baum Hymenaea verrucosa, <strong>de</strong>r in Ostafrika und <strong>de</strong>n vorgelagerten Inseln vorkommt. Untersuchungen<br />

mittels <strong>de</strong>r Infrarot-Spektroskopie, <strong>de</strong>r Kernspinresonanzspektroskopie (NMR) und <strong>de</strong>r Massenspektrometrie haben die Ähnlichkeit <strong>de</strong>s Dominikanischen Bernsteins mit <strong>de</strong>m Harz<br />

rezenter Hymenaea-Arten, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Hymenaea verrucosa bestätigt. Als Harzlieferant wird auch <strong>de</strong>r ebenfalls <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Hülsenfrüchtlern gehören<strong>de</strong> Laubbaum Algarrobo (Prosopis<br />

pallida – Hymenaea – Jatoba) diskutiert[36].<br />

Bernstein-Einschlüsse: Inklusen<br />

Entstehung von Inklusen


Damit Harz <strong>zu</strong> Bernstein und ein eingeschlossenes Lebewesen o<strong>de</strong>r ein Fremdkörper <strong>zu</strong>r Inkluse wird, müssen folgen<strong>de</strong> Vorausset<strong>zu</strong>ngen erfüllt sein:<br />

1. Das Insekt (o<strong>de</strong>r die Pflanze) muss formstabil bleiben, bis das Harz erhärtet ist.<br />

2. Das Harz darf während <strong>de</strong>s Erhärtens nicht schrumpfen und auch nicht durch später auflasten<strong>de</strong> Gesteine beansprucht wer<strong>de</strong>n.<br />

3. Das Harz muss durch Sonnen- und Hitzeeinwirkung auf natürliche Weise geklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die vorgenannten Bedingungen lagen im eozänen Bernsteinwald keinesfalls flächen<strong>de</strong>ckend vor. Vielmehr wird vermutet, dass <strong>de</strong>r Waldbo<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>m die "Bernsteinbäume"<br />

emporragten, für eine Fossilisierung <strong>de</strong>r organischen Einschlüsse in <strong>de</strong>r Regel gänzlich ungeeignet gewesen ist und somit <strong>de</strong>r Transport <strong>de</strong>s <strong>zu</strong> Bo<strong>de</strong>n getropften Harzes an einen an<strong>de</strong>ren,<br />

besser geeigneten Ort Vorausset<strong>zu</strong>ng für einen störungsfrei ablaufen<strong>de</strong>n Konservierungsprozess war. Für diesen Transport kommen nur Wasserläufe in Betracht. Unterstützt wird diese<br />

Auffassung durch <strong>de</strong>n Umstand, dass Arten, die an o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r näheren Umgebung von Gewässern gelebt haben, in Baltischem Bernstein häufiger vorkommen, als man das aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Verbreitung ihrer rezenten Nachkommen in vergleichbaren subtropischen Wäl<strong>de</strong>rn vermuten wür<strong>de</strong>. Ein solcher Harztransport brachte es mit sich, dass auch die Ablagerung <strong>de</strong>r Harze<br />

sich an bestimmten Stellen im o<strong>de</strong>r an Gewässern <strong>zu</strong> Konzentrationen führte. Von hier aus fand dann weitaus später <strong>de</strong>r Transport <strong>de</strong>s wahrscheinlich schon gehärteten, subfossilen<br />

Harzes an Orte statt, an <strong>de</strong>nen es nach geologischen Maßstäben lange Zeit überdauern konnte (sh. hier<strong>zu</strong> auch Kapitel "Entstehung").[37]<br />

Kam ein kleines Insekt o<strong>de</strong>r ein an<strong>de</strong>res Kleintier mit <strong>de</strong>m zähflüssigen Harz <strong>de</strong>s Baumstammes in Berührung und konnte es sich aus eigener Kraft nicht befreien, wur<strong>de</strong> es bald darauf<br />

von nachfließen<strong>de</strong>m Harz umschlossen. Mit <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Lebewesens setzte <strong>de</strong>r Abbau <strong>de</strong>r Weichteile in seinem Körperinneren ein. Dabei treten Muskeln, Drüsen und Körperflüssigkeit<br />

durch Körperöffnungen und Körperwandung aus. Deshalb ist die Umgebung <strong>de</strong>r Inklusen häufig milchig-trübe (Verlumung). Zeitgleich mit <strong>de</strong>r Zerset<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>r Weichteile begann die<br />

Erhärtung <strong>de</strong>s Harzes. Die eingeschlossenen organischen Reste sind <strong>zu</strong>meist nicht mehr erhalten. Was wir als Inkluse wahrnehmen, ist in <strong>de</strong>r Regel lediglich ein Hohlraum mit <strong>de</strong>n oft in<br />

allen Details erkennbaren Konturen <strong>de</strong>s einstigen Organismus.<br />

Häufigkeit von Inklusen<br />

Organische Einschlüsse sind von <strong>de</strong>n meisten Bernsteinarten bekannt, wenn auch in unterschiedlicher Häufigkeit. Unter <strong>de</strong>n Stücken Baltischen Bernsteins sind die sogenannten<br />

Schlaubensteine beson<strong>de</strong>rs ergiebig. Die aus Harzflüssen außen am Baumstamm entstan<strong>de</strong>nen Schlauben sind schichtenartig geglie<strong>de</strong>rt (je<strong>de</strong> Schicht entspricht einem Harzfluss), wobei<br />

sich die Einschlüsse <strong>zu</strong>meist an <strong>de</strong>n Nahtstellen <strong>de</strong>r Harzflüsse befin<strong>de</strong>n. Oft han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n Fun<strong>de</strong>n allerdings nur um Fragmente <strong>de</strong>r eingeschlossenen Organismen. Zooinklusen<br />

sind häufig beschädigt, z.B. durch Vogelfraß, als das Tier noch nicht vollständig vom Harz eingeschlossen war. Nicht selten sind einzelne Beine langbeiniger Arthropo<strong>de</strong>n (z.B.<br />

Weberknechte) <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r Lage waren, in Notsituationen ihre Beine ab<strong>zu</strong>werfen. Organische Reste aus zerfallenem Pflanzenmaterial und Holzmulm mit <strong>zu</strong>meist nicht<br />

i<strong>de</strong>ntifizierbarer botanischer Herkunft treten häufig auf. Stücke mit vollständig erhaltenen Zeugnissen <strong>de</strong>s damaligen Lebens sind somit aus wissenschaftlicher Sicht beson<strong>de</strong>rs wertvoll.<br />

Der Natur <strong>de</strong>r Sache nach sind Inklusen nur in transparenten o<strong>de</strong>r <strong>zu</strong>min<strong>de</strong>st halbtransparenten Stücken <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n. Mit Hilfe <strong>de</strong>r Synchrotronstrahlung ist es jedoch gelungen, auch in<br />

opaken Stücken organische Einschlüsse <strong>zu</strong> ent<strong>de</strong>cken. Im Falle krei<strong>de</strong>zeitlichen Bernsteins aus Frankreich konnten durch eine Forschungsgruppe um <strong>de</strong>n Paläontologen Paul Tafforeau<br />

unter Zuhilfenahme dieser Metho<strong>de</strong> 3D-Mo<strong>de</strong>lle von Inklusen in opaken Bernsteinstücken rekonstruiert wer<strong>de</strong>n[38].<br />

Tiere und Pflanzen im Bernstein<br />

Im erstarrten Harz <strong>de</strong>s Bernsteins fin<strong>de</strong>n sich fossil konservierte Lebensformen, die vor Millionen von Jahren auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> in Wäl<strong>de</strong>rn gelebt haben: Zum einen fin<strong>de</strong>t man Kleintiere o<strong>de</strong>r<br />

Teile davon als Einschlüsse (Zooinklusen): verschie<strong>de</strong>ne Glie<strong>de</strong>rfüßer (Arthropo<strong>de</strong>n), vor allem Insekten wie Fliegen, Mücken, Libellen, Ohrwürmer, Termiten, Heuschrecken, Zika<strong>de</strong>n<br />

und Flöhe, aber auch Asseln, Krebstiere, Spinnen und Würmer sowie vereinzelt Schnecken, Vogelfe<strong>de</strong>rn und Haare von Säugetieren. Mehrere Stücke mit Teilen von (lacerti<strong>de</strong>n)<br />

Ei<strong>de</strong>chsen, darunter ein weitgehend vollständiges Exemplar, wur<strong>de</strong>n ebenfalls gefun<strong>de</strong>n [39]. (vgl. hier<strong>zu</strong> aber auch das Kapitel „Fälschungen und Manipulationen“).<br />

Zum an<strong>de</strong>ren gibt es eine Vielzahl von pflanzlichen Inklusen (Phytoinklusen): Pilze, Moose und Flechten, aber auch Pflanzenteile, die von Lärchen, Fichten, Tannen, Palmen, Zypressen,<br />

Eiben und Eichen stammen. Der weitaus häufigste organische Einschluss im Baltischen Bernstein ist das so genannte „Sternhaar“, das sich in fast allen Schlauben befin<strong>de</strong>t. Dabei han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um winzige, mit bloßem Auge oft nicht wahrnehmbare, strahlenförmig verästelte Pflanzenhaare (Trichome), die mit großer Wahrscheinlichkeit von Eichen stammen. Diese<br />

Einschlüsse wer<strong>de</strong>n als ein <strong>de</strong>n Baltischen Bernstein charakterisieren<strong>de</strong>s Merkmal angesehen.[40]


Die floristische und faunistische Formenvielfalt im Baltischen Bernstein ist im Kontext mit <strong>de</strong>r vermuteten enormen Größe <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Flächen- und Höhenaus<strong>de</strong>hnung zweifellos mehrere<br />

Klimazonen umspannen<strong>de</strong>n Bernsteinwal<strong>de</strong>s, aber auch mit <strong>de</strong>r Dauer seines Bestehens (bis 20 Millionen Jahre[13]) <strong>zu</strong> sehen. Wenn auch <strong>de</strong>r Baltische Bernstein in seinen chemischen<br />

und physikalischen Eigenschaften eine hohe Homogenität aufweist, dürfen die in ihm befindlichen organischen Einschlüsse aus <strong>de</strong>n vorgenannten Grün<strong>de</strong>n keinesfalls als<br />

Momentaufnahme einer geologischen Epoche o<strong>de</strong>r als Spiegelbild eines bestimmten Lebensraums angesehen wer<strong>de</strong>n. Zwei nebeneinan<strong>de</strong>r am Strand aufgelesene Inklusen enthalten<strong>de</strong><br />

Bernsteinstückchen können an tausen<strong>de</strong>n Kilometern voneinan<strong>de</strong>r entfernten, vielleicht auch mehr als tausend Höhenmeter auseinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Orten und in einem zeitlichen Abstand<br />

von bis <strong>zu</strong> 20 Millionen Jahren entstan<strong>de</strong>n sein. Was für die weltweit weitaus größte Bernsteinlagerstätte gilt, <strong>de</strong>n gut erforschten Baltischen Bernstein, kann grundsätzlich auch auf<br />

an<strong>de</strong>re, viel kleinere und <strong>zu</strong><strong>de</strong>m weniger gut erforschte Bernsteinlagerstätten <strong>zu</strong>treffen.<br />

Manchmal wer<strong>de</strong>n Inklusen mit Wassertropfen o<strong>de</strong>r Lufteinschlüssen ent<strong>de</strong>ckt.<br />

Für Bernsteinstücke mit verschie<strong>de</strong>nen organischen Einschlüssen hat <strong>de</strong>r polnische Paläoentomologe Jan Koteja <strong>de</strong>n Begriff Syninklusenstein geprägt. Solche Bernsteinstücke sind<br />

einzigartige Beweisstücke über das zeitgleiche Vorkommen verschie<strong>de</strong>ner Lebensformen in einem Habitat.<br />

Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong> und technischer Bernstein<br />

In <strong>de</strong>r chemischen Industrie wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>nächst nicht für die Schmuckindustrie geeigneter Bernstein für die Herstellung von Bernsteinlack, Bernsteinöl und Bernsteinsäure verwen<strong>de</strong>t. Heute<br />

wer<strong>de</strong>n diese Produkte synthetisch erzeugt.<br />

Seit <strong>de</strong>r Erfindung <strong>de</strong>s Pressbernsteins in <strong>de</strong>n 1870er Jahren in Königsberg und seit <strong>de</strong>r ersten industriellen Umset<strong>zu</strong>ng 1881 in Wien und dann später auch in <strong>de</strong>r Staatliche Bernstein –<br />

Manufaktur Königsberg fin<strong>de</strong>t man es bei Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong>n wie Zigarettenspitzen, Mundstücke von Tabakspfeifen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r türkischen Tschibuk, Nippes (Kunst) und billigem<br />

Schmuck. Der nach Afrika exportierte Bernstein hieß auch abschätzig Negergeld.[41]<br />

Anfangs wur<strong>de</strong>n Pressbernsteine vielfältig verwen<strong>de</strong>t, aber <strong>de</strong>r noch billigere Kunststoff, es begann mit Bakelit, verdrängte es fast vollständig. So kommt es, dass Pressbernstein und<br />

natürlich ganz beson<strong>de</strong>rs Naturbernstein heute <strong>de</strong>n Eindruck von etwas Beson<strong>de</strong>rem erzeugt. Ein weiteres sehr seltenes Einsatzgebiet sind elektrische Isolatoren, da sein Spezifischer<br />

Wi<strong>de</strong>rstand ungefähr 1016 Ωm beträgt und damit größer ist als <strong>de</strong>r von Porzellan.<br />

Legendäre Heilkräfte und Schutzzauber<br />

Thales von Milet setzte die elektrostatischen Eigenschaften <strong>de</strong>s Bernsteins mit magnetischen Kräften gleich, die nicht nur Staub und Gewebefasern anziehen, son<strong>de</strong>rn auch an<strong>de</strong>re<br />

winzige Gebil<strong>de</strong>, die schädlich auf die menschliche Gesundheit einwirken können (heute wür<strong>de</strong>n wir da<strong>zu</strong> "Krankheitserreger" sagen). Nicht <strong>zu</strong>letzt <strong>de</strong>swegen wird Bernstein seit Alters<br />

her als Heilmittel eingesetzt. So schreibt Plinius <strong>de</strong>r Ältere in seiner Naturalis historia, dass auf <strong>de</strong>r Haut getragene Bernsteinamulette vor Fieber schützen. Der griechische Arzt Pedanios<br />

Dioskuri<strong>de</strong>s beschrieb im 1. Jh. n. Chr. in seinem Werk Materia Medica die Heilwirkung von Bernstein bei "Podagraschmerzen, Dysenterie und Bauchfluss".[42] Für die beson<strong>de</strong>ren<br />

Eigenschaften dieses fossilen Harzes fan<strong>de</strong>n die Menschen <strong>de</strong>r Vorzeit und <strong>de</strong>s Altertums keine einleuchten<strong>de</strong> Erklärung. Dies hat auch da<strong>zu</strong> geführt, dass <strong>de</strong>m Bernstein vielerorts eine<br />

dämonenabwehren<strong>de</strong> Wirkung als Apotropaion <strong>zu</strong>geschrieben wur<strong>de</strong>. Der Bernstein wur<strong>de</strong> am Körper getragen, oft mit einem Band um <strong>de</strong>n Hals befestigt. Später kamen Formgebung<br />

und Verzierung hin<strong>zu</strong>, die <strong>zu</strong>nächst figurative Darstellungen waren, durch die Heilkräfte und Schutzzauber <strong>de</strong>s Bernsteins verstärkt und kanalisiert wer<strong>de</strong>n sollten; später dann<br />

verselbständigten sich diese <strong>de</strong>korativen Bearbeitungen <strong>zu</strong> Schmuck, beispielsweise in Gestalt von Anhängern.[3]<br />

Nach mittelalterlichen Manuskripten (12. Jahrhun<strong>de</strong>rt), die Hil<strong>de</strong>gard von Bingen <strong>zu</strong>geschrieben wer<strong>de</strong>n, galt Bernstein als eines <strong>de</strong>r wirksamsten Medikamente gegen eine ganze Reihe<br />

von Erkrankungen und Beschwer<strong>de</strong>n (z.B. Magenbeschwer<strong>de</strong>n, Blasendysfunktion). Aus <strong>de</strong>r gleichen Zeit stammt das Verbot <strong>de</strong>r die Bernsteingewinnung und -nut<strong>zu</strong>ng kontrollieren<strong>de</strong>n<br />

Deutschritteror<strong>de</strong>ns, mit weißem Bernstein <strong>zu</strong> han<strong>de</strong>ln, da ihm beson<strong>de</strong>re heilen<strong>de</strong> Kräfte <strong>zu</strong>geschrieben wur<strong>de</strong>n und er vom Or<strong>de</strong>n selbst für medizinische Zwecke verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />

Georgius Agricola empfahl in seiner Schrift "De peste" (1554) verschie<strong>de</strong>ne Bernsteinmixturen als vorbeugen<strong>de</strong>s Mittel gegen die Pest. En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 17.Jahrhun<strong>de</strong>rts entstan<strong>de</strong>n Techniken,<br />

Bernstein <strong>zu</strong> entfärben. Das klare Endprodukt wur<strong>de</strong> als Rohmaterial für optische Linsen verwen<strong>de</strong>t. Optische Geräte, in <strong>de</strong>nen Bernsteinlinsen verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, blieben bis <strong>zu</strong>r Mitte<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts in Gebrauch.[43]


Der Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch analysierte im Jahre 1886 Bernsteinsäure und kam <strong>zu</strong> <strong>de</strong>m Ergebnis, dass Bernsteinsäure einen positiven, unter an<strong>de</strong>rem<br />

immunitätssteigern<strong>de</strong>n Einfluss auf <strong>de</strong>n menschlichen Organismus haben kann und, selbst in großen Mengen verabreicht, <strong>de</strong>n Organismus nicht schädigt. Medikamente mit <strong>de</strong>m<br />

Wirkstoff "Bernsteinsäure" sind noch heute, insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n USA und in Russland, im Han<strong>de</strong>l[44]<br />

Der Glaube an die „Kraft <strong>de</strong>s Steins“ fin<strong>de</strong>t sich auch in magischen Vorstellungen <strong>de</strong>r Neuzeit wie<strong>de</strong>r – etwa, wenn empfohlen wird, Ehefrauen nachts Bernstein auf die Brust <strong>zu</strong> legen,<br />

um sie so <strong>zu</strong>m Gestehen schlechter Taten <strong>zu</strong> bringen. Im Volksaberglauben gilt Bernstein als Schutz vor bösem Zauber und soll Dämonen, Hexen und Trolle vertreiben.<br />

Zermahlener Bernstein wur<strong>de</strong> innerlich gegen verschie<strong>de</strong>ne Krankheiten eingesetzt, so unter an<strong>de</strong>rem bei Nieren-, Gallen-, Leberkrankheiten, bei Problemen im Magenbereich und <strong>de</strong>s<br />

Verdauungssystems. Daneben nutzte man ihn als Räuchermittel. Ab <strong>de</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> das aus Bernstein gewonnene Bernsteinöl <strong>zu</strong>m Einreiben bei Rheuma verwen<strong>de</strong>t.<br />

In <strong>de</strong>r Esoterik gilt Bernstein bis heute als „Heil- und Schutzstein“, <strong>de</strong>r Ängste nehmen und Lebensfreu<strong>de</strong> schenken soll. Um seine volle Wirkung <strong>zu</strong> entfalten, soll er lange ohne<br />

Unterbrechung auf <strong>de</strong>r Haut getragen wer<strong>de</strong>n. Wissenschaftliche Bestätigungen gibt es hierfür aber nicht.<br />

Bei Müttern ist Bernstein als „Zahnungshilfe“ beliebt: Eine Bernsteinkette um <strong>de</strong>n Hals <strong>de</strong>s Babys gelegt, soll <strong>de</strong>m Kind das Zahnen erleichtern und ihm die Schmerzen nehmen, wenn es<br />

die Kette in <strong>de</strong>n Mund nimmt. Bernstein soll nämlich entzündungshemmend wirken. Wahrscheinlicher ist, dass <strong>de</strong>r Stoff aufgrund seiner Beschaffenheit als Beißring taugt, da er <strong>de</strong>n<br />

Gaumen <strong>de</strong>s Babys nicht verletzt und leicht ist. Ebenfalls wer<strong>de</strong>n „positive Schwingungen“ in <strong>de</strong>r Steinheilkun<strong>de</strong> erwähnt, die vom Bernstein ausgehen sollen.<br />

Bernsteinketten sind wie an<strong>de</strong>re Halsketten auch für Babys und Kleinkin<strong>de</strong>r wegen <strong>de</strong>r Strangulationsgefahr nicht geeignet. To<strong>de</strong>sfälle sind beschrieben. Zerreißt die Kette, so können die<br />

Steine weiterhin verschluckt o<strong>de</strong>r eingeatmet wer<strong>de</strong>n.[45]<br />

Bis <strong>zu</strong>m Zweiten Weltkrieg wur<strong>de</strong>n bei Bluttransfusionen aus Bernstein gefertigte Gefäße verwen<strong>de</strong>t, da <strong>de</strong>r Hämolyse hierdurch entgegengewirkt wer<strong>de</strong>n konnte. In <strong>de</strong>r Homöopathie<br />

wer<strong>de</strong>n auch heute noch Präparate verwen<strong>de</strong>t, die Bernsteinextrakte enthalten.[43]<br />

Bernstein in Mythologie und Dichtung<br />

Abgesehen von <strong>de</strong>n zahlreichen prosaischen Textstellen antiker Schriften (bei Herodot, Plato, Xenophon, Aristoteles, Hippokrates, Tacitus, Plinius d. Ä., Pytheas u.a.), in <strong>de</strong>nen es<br />

<strong>zu</strong>meist darum geht, Bernstein <strong>zu</strong> beschreiben und seine Herkunft <strong>zu</strong> erklären, und von <strong>de</strong>nen einige ganz gewiss auch Objekte literaturwissenschaftlicher Forschung sind, hat das fossile<br />

Harz auch in Mythologie und Dichtung seinen festen Platz. Da<strong>zu</strong> gehörten ohne Zweifel auch einige Schriften <strong>de</strong>r zahlreichen von Plinius d. Ä. erwähnten Autoren, die sich mit<br />

Baumharz auf irgen<strong>de</strong>ine Art beschäftigt haben, <strong>de</strong>ren Werke aber nicht überliefert sind.[46]<br />

Die frühesten uns überlieferten dichterischen Erwähnungen von Bernstein sind Mythen und Sagen, in <strong>de</strong>nen Wesen mit übernatürlichen Kräften (Götter, Halbgötter und Gestalten <strong>de</strong>r<br />

Unterwelt) durch ihr Han<strong>de</strong>ln <strong>zu</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Bernsteins beigetragen haben. Ein Beispiel hierfür sind Tränen <strong>de</strong>r Helia<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>n auf Euripi<strong>de</strong>s Trauerspiel Hippolytos<br />

<strong>zu</strong>rückgehen<strong>de</strong>n Metamorphosen Ovids flossen, als Phaeton, <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Helia<strong>de</strong>n, in seinem Sonnenwagen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> <strong>zu</strong> nah kam, da ihm die Pfer<strong>de</strong> durchgingen und von einem<br />

Blitzstrahl <strong>de</strong>s Zeus getroffen wur<strong>de</strong>, nach<strong>de</strong>m die Er<strong>de</strong> sich über Phaetons Verhalten beklagte. Die gol<strong>de</strong>nen Tränen <strong>de</strong>r <strong>zu</strong> Pappeln verwan<strong>de</strong>lten trauern<strong>de</strong>n Schwestern erstarrten <strong>zu</strong><br />

electron (Bernstein).[47] Dieser Mythos fin<strong>de</strong>t sich auch in Homers Odyssee wie<strong>de</strong>r, als das Schiff <strong>de</strong>r Argonauten in <strong>de</strong>n Fluss Eridanos getrieben wur<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>m noch die<br />

Rauchschwa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s an dieser Stelle in das Wasser gestürzten Sonnenwagens <strong>de</strong>s Phaeton emporstiegen[48]. Dieser Fluss kehrt in antiken Schriften immer wie<strong>de</strong>r als <strong>de</strong>r Ort <strong>zu</strong>rück, von<br />

<strong>de</strong>m aller Bernstein stammen soll. So heißt es <strong>zu</strong>m Beispiel bei Pausanias in seiner Beschreibung Griechenlands:<br />

„... Dies Elektron aber, woraus die Statue <strong>de</strong>s Augustus gemacht ist, kommt natürlich vor im San<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Eridanus. Es ist sehr selten und wertvoll. Das an<strong>de</strong>re Elektron aber ist eine<br />

Mischung von Gold und Silber.... “<br />

– Eridianussage im 5. Buch <strong>de</strong>r Beschreibung von Griechenland <strong>de</strong>s Pausanias, um 170 n. Chr.<br />

Ähnlich dramatisch wie <strong>de</strong>r Mythos <strong>de</strong>r Tränen <strong>de</strong>r Helia<strong>de</strong>n verlaufen die Ereignisse in <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s heutigen Litauen stammen<strong>de</strong>n Legen<strong>de</strong> von Jūratė und Kastytis, an <strong>de</strong>ren<br />

En<strong>de</strong> die Zerstörung eines auf <strong>de</strong>m Meeresgrund befindlichen Schlosses aus Bernstein steht, womit die sich stetig erneuern<strong>de</strong>n Strandfun<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Ostsee mit dichterischen Mitteln erklärt<br />

sind.


Auch über in Bernstein eingeschlossene Insekten sind bereits aus römischer Kaiserzeit dichterische Darstellungen bekannt. Beispielsweise verfasste <strong>de</strong>r römische Dichter Martial <strong>zu</strong>r<br />

Regierungszeit <strong>de</strong>s Kaisers Titus folgen<strong>de</strong>n Vers, in <strong>de</strong>m wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>r vom Blitz getroffene Phaeton erscheint, um <strong>de</strong>n die Helia<strong>de</strong>n ihre <strong>zu</strong> Bernstein erstarrten Tränen vergossen hatten:<br />

„Während ein Ameislein in Phaetons Schatten umherschweift,<br />

• Hüllte das zarte Wild harziger Tropfen ein.<br />

• Seht es, wie gewesen bisher verachtet im Leben,<br />

• Jetzt erst durch seinen Tod ward es ein köstlicher Schatz. “<br />

• – Epigramm <strong>de</strong>s Dichters Martial, zwischen 85 und 103 n. Chr.<br />

Ein frühes Beispiel dichterischer Bearbeitung in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Literatur gibt <strong>de</strong>r im ostpreußischen Nei<strong>de</strong>nburg geborene Dichter Daniel Hermann mit seinen in Latein verfassten Versen<br />

auf einen Bernsteinfrosch und eine Bernsteinei<strong>de</strong>chse aus <strong>de</strong>r Sammlung <strong>de</strong>s Danziger Kaufmanns Severin Goebel, <strong>de</strong>r offenbar Fälschungen aufgesessen war. In zahlreichen späteren<br />

Werken ostpreußischer Heimatdichtung bis in das 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt steht immer wie<strong>de</strong>r das "Gold <strong>de</strong>s Nor<strong>de</strong>ns" im Mittelpunkt von Versen. Maria Scha<strong>de</strong> (Ostpreußenland), Rudolf<br />

Scha<strong>de</strong> (Samlandlied) , Johanna Ambrosius (Ostpreußenlied), Hans Parlau (Pillauer Lied) und Felix Dahns (Die Bernsteinhexe) sowie eine <strong>de</strong>r bekanntesten Dichterinnen ostpreußischer<br />

Herkunft, Agnes Miegel (Das war ein Frühling und Das Lied <strong>de</strong>r jungen Frau) sollen hier nur stellvertretend für viele an<strong>de</strong>re erwähnt wer<strong>de</strong>n.[3]<br />

Neben <strong>de</strong>r reichhaltigen Fachliteratur und <strong>de</strong>n vielen, meist in <strong>de</strong>utscher, polnischer o<strong>de</strong>r englischer Sprache erschienenen populärwissenschaftlicher Veröffentlichungen, sind in jüngerer<br />

Zeit auch immer wie<strong>de</strong>r Dokumentationen und erzählerische Werke rund um das Thema Bernstein erschienen, die einem größeren Publikum bekannt wur<strong>de</strong>n. An dieser Stelle seien -<br />

ohne jegliche Wertung - einige dieser Titel erwähnt: Die Bernsteinzimmer-Saga von Günter Wermusch, Die Bernsteinsammlerin von Lena Johannsen, Die Mücke im Bernstein von Else<br />

G. Stahl, Das Bernstein-Amulett von Peter Prange.<br />

Verarbeitung und Pflege von Bernstein<br />

Bernstein wur<strong>de</strong> schon in <strong>de</strong>r Steinzeit bearbeitet. Je<strong>de</strong>r kann dies ohne großen maschinellen Aufwand bewerkstelligen.<br />

Werkzeug<br />

Zur Bearbeitung von Bernstein wird Nass-Schleifpapier mit Körnungen von 80 bis 1000 gebraucht sowie Na<strong>de</strong>lfeilen mit Hieb 1 und 2, Schlämmkrei<strong>de</strong> (Alternative: Zahnpasta),<br />

Brennspiritus, Wasser, Leinen- o<strong>de</strong>r Baumwolllappen, Fensterle<strong>de</strong>r (Le<strong>de</strong>rtuch), eine kleine Bohrmaschine und Spiralbohrer (max. 1 mm), eine mittelstarke Laubsäge (<strong>zu</strong>m Zerschnei<strong>de</strong>n<br />

großer Bernsteinstücke) und eine Angelsehne (<strong>zu</strong>m Auffä<strong>de</strong>ln einer Kette). Im Umgang mit <strong>de</strong>n Geräten ist Vorsicht geboten. Auf einer Werkbank lassen sich am besten die <strong>zu</strong><br />

bearbeiten<strong>de</strong>n „Rohsteine“ mittels kleiner Aufspannvorrichtungen bearbeiten.<br />

Verarbeitungsprozess<br />

Im ersten Schritt wird <strong>de</strong>r Bernstein gefeilt und poliert. Dabei wird die unerwünschte Verwitterungskruste mit <strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>lfeile o<strong>de</strong>r Nass-Schleifpapier <strong>de</strong>r Körnung 80 bis 120 entfernt.<br />

Zum Aufbau <strong>de</strong>s Schliffs wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Bernstein o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Schleifpapier kreisen<strong>de</strong> Bewegungen ausgeführt. Dabei wird die Körnung stufenweise bis 1000 erhöht. Diese Bearbeitung<br />

erfor<strong>de</strong>rt etwas Geduld, da die gröberen Schleifspuren <strong>de</strong>s vorherigen Schleifpapiers glatt geschliffen sein müssen, bevor die nächst feinere Körnung benutzt wer<strong>de</strong>n kann. Zu<strong>de</strong>m sollte<br />

<strong>de</strong>r Bernstein vor je<strong>de</strong>m Wechsel <strong>de</strong>s Schleifpapiers gründlich mit Wasser abgespült wer<strong>de</strong>n, um ihn nicht <strong>zu</strong> überhitzen (dadurch kann eine klebrige Oberfläche entstehen) und um<br />

Kratzer <strong>zu</strong> vermei<strong>de</strong>n.<br />

Im zweiten Schritt wird <strong>de</strong>r Bernstein <strong>de</strong>r Politur, <strong>de</strong>m letzten Arbeitsgang beim Schleifen, unterzogen. Da<strong>zu</strong> wird ein Leinen- bzw. Baumwolltuch mit Spiritus angefeuchtet und mit<br />

Schlämmkrei<strong>de</strong> bestrichen. Mit <strong>de</strong>m so präparierten Tuch wird <strong>de</strong>r Bernstein in kreisen<strong>de</strong>n Bewegungen poliert und anschließend unter Wasser ausgewaschen. Zum Schluss wird <strong>de</strong>r


Bernstein mit einem Fensterle<strong>de</strong>r nachpoliert.<br />

Im dritten Schritt wird in <strong>de</strong>n Bernstein, falls gewünscht, ein Loch gebohrt. Der Bohrer wird in eine elektrische Handbohrmaschine eingespannt. Die verwen<strong>de</strong>te Drehzahl sollte niedrig<br />

sein, und eine gewisse Übung in <strong>de</strong>r Handhabung von Bohrern ist nicht nur aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n von Vorteil. Der Bohrer darf nicht verkanten o<strong>de</strong>r mit großem Druck durch <strong>de</strong>n<br />

Bernstein getrieben wer<strong>de</strong>n, da Bernstein sehr druckempfindlich und damit die Bruchgefahr sehr groß ist. Sollte <strong>de</strong>r Bernstein doch einmal brechen, hilft ein han<strong>de</strong>lsüblicher<br />

Sekun<strong>de</strong>nkleber.<br />

Matte, wenig glänzen<strong>de</strong>, stumpfe o<strong>de</strong>r ältere Bernsteine bekommen mit etwas Möbelwachs einen schönen Glanz.<br />

Eine weitere Form <strong>de</strong>r Ver- o<strong>de</strong>r Bearbeitung stellt die Arbeit <strong>de</strong>s Bernsteindrechslers dar. In Deutschland wird diese Spezialisierungsrichtung <strong>de</strong>s Drechslers nur noch in einem Betrieb in<br />

Ribnitz-Damgarten gelehrt – <strong>de</strong>r Ribnitzer Bernstein-Drechslerei GmbH.<br />

Pflege<br />

Unter Einfluss von Luftsauerstoff und Feuchtigkeit entwickelt Bernstein eine Verwitterungskruste (durch Oxidation). Dieser auch in <strong>de</strong>r Lagerstätte <strong>de</strong>s Bernsteins vielfach bereits<br />

einsetzen<strong>de</strong> Prozess (so genannter Erdbernstein trägt <strong>zu</strong>meist eine kräftige Verwitterungskruste) setzt sich fort, wenn Bernstein als Schmuck- o<strong>de</strong>r Sammlungsstück aufbewahrt wird. Bis<br />

heute ist keine Metho<strong>de</strong> bekannt, mit <strong>de</strong>r dieser Prozess völlig unterbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n könnte ohne hiermit nachteilige Auswirkungen an<strong>de</strong>rer Art hervor<strong>zu</strong>rufen (z.B. Einschränkung <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsmöglichkeiten bei Eingießung in Kunstharz). Alle Konservierungsmetho<strong>de</strong>n dienen mithin <strong>de</strong>m Zweck, <strong>de</strong>n Verwitterungsprozess <strong>zu</strong> verlangsamen. Für <strong>de</strong>n Hausgebrauch<br />

genügt es im Allgemeinen, Bernstein dunkel, kühl und trocken auf<strong>zu</strong>bewahren. Schmuckstücke aus Bernstein sollten regelmäßig unter fließend warmem Wasser gespült und nicht in die<br />

Sonne gelegt wer<strong>de</strong>n, da Bernstein schnell brüchig wird. Außer<strong>de</strong>m sollte we<strong>de</strong>r Seife bzw. Putzmitteln noch chemische Substanzen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, da durch <strong>de</strong>n Kontakt mit diesen<br />

Stoffen irreparable Schä<strong>de</strong>n entstehen können.<br />

Stücke von beson<strong>de</strong>rem (wissenschaftlichen) Wert sollten hingegen fachkundig konserviert wer<strong>de</strong>n. Hier<strong>zu</strong> bedarf es in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng durch einen Spezialisten (z.B. eines<br />

Konservators an einem naturkundlichen Museum). Einige gängige Konservierungsmittel und -metho<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n von K. Kwiatkowski (2002) beschrieben[49].<br />

Fälschungen, Manipulationen und Legen<strong>de</strong>n<br />

Fälschungen, Manipulationen und Imitationen<br />

Bernsteinnachbildungen (Imitationen) sind in sehr vielfältiger Form im Han<strong>de</strong>l. Dies trifft vor allem auf <strong>de</strong>n Baltischen Bernstein <strong>zu</strong>. Zumeist han<strong>de</strong>lt es sich um Nachbildungen auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage verschie<strong>de</strong>nartiger Kunstharze, <strong>de</strong>ren Eigenschaften <strong>zu</strong>r Herstellung von Objekten, die das Erscheinungsbild von Bernstein haben, sich im Laufe mehrerer Jahrzehnte mehr<br />

und mehr verbessert haben. Um Fälschungen han<strong>de</strong>lt es sich nach allgemeinem Sprachgebrauch stets dann, wenn Bernstein in <strong>de</strong>r Absicht nachgebil<strong>de</strong>t wird, ihn als Naturbernstein o<strong>de</strong>r<br />

echten Bernstein aus<strong>zu</strong>geben und als solcher angeboten wird.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Wertschät<strong>zu</strong>ng, die seit Alters her organischen Bernsteineinschlüssen entgegengebracht wird, sind Inklusen naturgemäß beson<strong>de</strong>rs häufig Gegenstand von Fälschungen.<br />

Schon aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt sind gefälschte Bernsteineinschlüsse bekannt. Man versuchte damals, Tiere wie Frösche, Fische o<strong>de</strong>r Ei<strong>de</strong>chsen als Inklusen im Bernstein unter<strong>zu</strong>bringen,<br />

eine Praxis, die auch heut<strong>zu</strong>tage noch gang und gäbe ist. Im Jahre 1623 erhielt <strong>de</strong>r polnische König Sigismund III. Wasa, ein Kunstsammler und -mäzen, bei einem Besuch <strong>de</strong>r Stadt<br />

Danzig einen in Bernstein eingeschlossenen Frosch von <strong>de</strong>n Bürgern <strong>de</strong>r Stadt als Gastgeschenk. Auch in <strong>de</strong>r umfangreichen Sammlung von August II. von Polen (August <strong>de</strong>r Starke)<br />

befan<strong>de</strong>n sich nach einer von Sen<strong>de</strong>lius im Jahre 1742 veröffentlichten Bestandsaufnahme (in <strong>de</strong>r diese noch als authentisch angesehen wur<strong>de</strong>n) zahlreiche Fälschungen, <strong>zu</strong>meist<br />

Wirbeltiere o<strong>de</strong>r riesige Insekten<br />

Dabei fällt es auch <strong>de</strong>r Wissenschaft nicht immer leicht, <strong>zu</strong> einem sicheren Ergebnis <strong>zu</strong> kommen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die sogenannte "Bernstein-Ei<strong>de</strong>chse von Königsberg",<br />

die erstmals 1889 schriftlich erwähnt wird. Später tauchten wie<strong>de</strong>rholt Zweifel an <strong>de</strong>r Echtheit <strong>de</strong>s Stückes auf - es wur<strong>de</strong> vermutet, die Ei<strong>de</strong>chse sei von Menschenhand in Kopal<br />

eingebettet wor<strong>de</strong>n -, bis es am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges verschollen war. Nach<strong>de</strong>m das Stück En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 90er Jahre <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts im Geologisch-Paläontologischen Institut<br />

<strong>de</strong>r Universität Göttingen wie<strong>de</strong>r auftauchte und erneut gründlich untersucht wur<strong>de</strong>, ist jetzt seine Echtheit bestätigt.[50] Dabei spielten im Bernsteinstück vorhan<strong>de</strong>ne Syninklusen (in


diesem Fall Eichensternhaare) eine nicht unerhebliche Rolle.<br />

Nicht selten wird auch <strong>de</strong>r Bernstein selbst gefälscht, dies trifft vor allem für Bernsteinvarietäten <strong>zu</strong>, die aufgrund ihrer Farbe, Transparenz o<strong>de</strong>r Größe in <strong>de</strong>r Natur nur selten<br />

vorkommen. Abgesehen von ihrem Brenngeruch und ihrer geringen Härte bzw. Dichte sind manche Bernsteinsorten nur schwer von entsprechend gefärbten Kunststoffen <strong>zu</strong><br />

unterschei<strong>de</strong>n. Solche Nachbildungen bestehen meist aus Materialien, die <strong>de</strong>n Kunststoffgruppen <strong>de</strong>r Thermoplasten und Duroplasten angehören. Darunter fallen Stoffe wie Celluloid,<br />

Plexiglas, Bakelit, Bernit (Bernat) und Casein. Gängige Han<strong>de</strong>lsnamen hierfür sind unter an<strong>de</strong>rem Galalith, Alalith o<strong>de</strong>r Lactoid. Auch <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r DDR produzierte künstliche Bernstein<br />

aus Polyester und Bernsteinstücken, <strong>de</strong>r als Polybern verkauft wur<strong>de</strong>, gehört <strong>zu</strong> diesen Kunststoffnachbildungen. In jüngerer Zeit sind häufig Bernsteinnachbildungen aus Polyesterharzen<br />

im Han<strong>de</strong>l <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n, oft ist <strong>de</strong>m Poyesterharz <strong>zu</strong>vor eingeschmolzener Naturbernstein <strong>zu</strong>gefügt. In solche Objekte wer<strong>de</strong>n dann nicht selten rezente Insekten o<strong>de</strong>r Spinnen eingefügt, die<br />

dann als Bernsteininklusen ausgegeben wer<strong>de</strong>n. Solche Nachbildungen wer<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs in Län<strong>de</strong>rn mit reichen Bernsteinvorkommen und entsprechend umfangreichem Warenangebot<br />

hergestellt und im Han<strong>de</strong>l angeboten (Polen, Russland).[51] Mischungen von Bernstein und Kunstharzen sind mitunter an <strong>de</strong>n Trennlinien <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Materialien <strong>zu</strong> erkennen,<br />

wenn Fragmente von Naturbernstein in das Kunstharz eingefügt wur<strong>de</strong>n, ohne ihn <strong>zu</strong>vor <strong>zu</strong> schmelzen.<br />

Weniger leicht <strong>zu</strong> i<strong>de</strong>ntifizieren sind Rekonstruktionen aus pulverisiertem Schleifabfall o<strong>de</strong>r kleinen Bruchstücken <strong>de</strong>s puren Bernsteins, die miteinan<strong>de</strong>r verschmolzen wer<strong>de</strong>n.<br />

Bernsteinrekonstruktionen dürfen als „Echt Bernstein“ verkauft wer<strong>de</strong>n, da die Grundlage tatsächlich echter Bernstein(staub) ist. Er ist auch als Pressbernstein bekannt.<br />

Zum Prüfen, ob es sich bei einem Bernstein um ein Original o<strong>de</strong>r ein Imitat han<strong>de</strong>lt, kann eine glühen<strong>de</strong> Na<strong>de</strong>l verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Diese hält man an <strong>de</strong>n Stein und zieht sie mit etwas<br />

Druck darüber. Bil<strong>de</strong>t sich eine Rille und wird <strong>de</strong>r Stein schmierig bzw. riecht er harzig, während die Na<strong>de</strong>l an einer Stelle bleibt, ist es Bernstein. An<strong>de</strong>rnfalls ist es ein Imitat.<br />

Alternativ kann man auch die Dichte <strong>de</strong>s Bernsteins <strong>zu</strong>m Test nutzen. Bernstein sinkt in Süßwasser (z. B. normalen Leitungswasser) schwimmt jedoch in konzentriertem Salzwasser. Man<br />

benutzt zwei Gefäße, eines mit Süßwasser, eines mit Salzwasser (etwa zwei Esslöffel Salz auf einen Viertelliter Wasser). Bernstein versinkt im ersten Glas, schwimmt jedoch im zweiten.<br />

Plastik schwimmt auch auf Süßwasser, Steine und Glas versinken im Salzwasser.<br />

Zur Prüfung <strong>de</strong>r Echtheit von Bernstein eignet sich auch die Fluoreszenz-Metho<strong>de</strong>, da Bernstein unter UV-Licht weiß-blau strahlt, Plastik jedoch nicht.<br />

Künstlich geklärte Bernsteine sind keine Seltenheit. Dabei wer<strong>de</strong>n trübe Naturbernsteine (95 % <strong>de</strong>r Naturbernsteine) über mehrere Tage langsam in Rüb- o<strong>de</strong>r Leinsamenöl erwärmt, um<br />

sie <strong>zu</strong> klären. Durch geschickte Temperaturregelung während <strong>de</strong>s Klärungsprozesses können auch Sonnenflinten, Sonnensprünge und Blitzer, die in Naturbernsteinen äußerst selten<br />

vorkommen, gezielt hergestellt wer<strong>de</strong>n. Oft wird auch ein hohes Alter <strong>de</strong>s Steins vorgetäuscht. Beim so genannten Antikisieren wird das Material in einem elektrischen Ofen in<br />

gereinigtem Sand mehrere Stun<strong>de</strong>n auf 100 °C erhitzt, um einen warmen Braunton <strong>zu</strong> erzeugen. Alle diese Manipulationen sind nur schwer nach<strong>zu</strong>weisen.<br />

Bernstein wird oft mit durchscheinen<strong>de</strong>m gelbem Feuerstein verwechselt, <strong>de</strong>ssen Oberfläche auch glänzt. Aber im Gegensatz <strong>zu</strong>m leichten und warmen Bernstein ist Feuerstein kalt und<br />

härter als Glas. Um selbst gefun<strong>de</strong>ne Bernsteine von Feuerstein <strong>zu</strong> unterschei<strong>de</strong>n (bei kleineren Splittern ist das Gewicht nicht ohne weiteres <strong>zu</strong> bestimmen), kann man <strong>de</strong>n Stein<br />

vorsichtig gegen einen Zahn schlagen. Gibt dies einen weichen Ton, wie er <strong>zu</strong>m Beispiel entsteht, wenn man mit <strong>de</strong>m Fingernagel gegen <strong>de</strong>n Zahn schlägt, so ist es kein Feuerstein.<br />

Seit <strong>de</strong>n letzten Jahren wird Bernstein oft durch <strong>de</strong>n "Kolumbianischen Ambar" ersetzt: Dieser Kopal ist zwar nur an die 200 Jahre alt, erfährt aber durch verschie<strong>de</strong>ne<br />

Verarbeitungsstufen eine künstliche Alterung. Im Endprodukt ist für Laien und die meisten Fachleute keine Unterscheidung zwischen alt und jung mehr möglich. Nach Auskunft<br />

kolumbianischer Kopalhändler wer<strong>de</strong>n mehrere Tonnen pro Monat <strong>zu</strong>r "Bernsteinschmuckverarbeitung" weltweit exportiert.<br />

Legen<strong>de</strong>n und Kuriosa<br />

• Der Königsberger Konsistorialrat Johann Gottfried Hasse, ein früher Verfechter <strong>de</strong>r <strong>zu</strong> seiner Zeit nicht unbestrittenen Ansicht, dass Bernstein pflanzlicher Herkunft ist,<br />

beschäftigte sich auch mit Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mumifizierung und kam durch seine Kenntnis von Bernsteininklusen <strong>zu</strong> <strong>de</strong>r Ansicht, dass in <strong>de</strong>r Antike Bernstein als<br />

Konservierungsmittel eine Rolle spielte. In einer 1799 veröffentlichen Schrift bringt er sein Bedauern darüber <strong>zu</strong>m Ausdruck, dass das Wissen hierüber offenbar verloren<br />

gegangen ist und, wäre es noch vorhan<strong>de</strong>n, "[...] so hätte man Friedrichs <strong>de</strong>s Zweyten irdische Reste für die Nachwelt verewigen sollen [...]".[52]<br />

• Es entspricht nicht <strong>de</strong>m Stand <strong>de</strong>r Wissenschaft, dass aus <strong>de</strong>r DNA einer inkludierten Mücke, die Dinosaurierblut aufgenommen hat, mit Hilfe <strong>de</strong>r Gentechnik ein lebendiger<br />

Dinosaurier erzeugt wer<strong>de</strong>n kann. Dies war die grundlegen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Buches DinoPark von Michael Crichton, das später als Jurassic Park verfilmt wur<strong>de</strong>.


• Falsch ist auch die Behauptung, es gebe Einschlüsse von Meereslebewesen im Bernstein. Es han<strong>de</strong>lt sich bei <strong>de</strong>n eingeschlossenen Lebewesen ausschließlich um Landbewohner<br />

(70 % aller Inklusen) und Süßwasserlebewesen (30 %) <strong>de</strong>r Bernsteinwaldgebiete. Die einzigen Ausnahmen sind Einschlüsse von Asseln <strong>de</strong>r Gattung Ligia, die in <strong>de</strong>r<br />

Spritzwasserzone mariner Felssträn<strong>de</strong> leben, sowie eine in einem kleinen krei<strong>de</strong>zeitlichen Bernsteinstück aus Sudwestfrankreich gefun<strong>de</strong>ne Fauna aus marinen Mikroorganismen<br />

(u.a. Kieselalgen und Foraminiferen)[53].<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. München/Wien 1965.<br />

2. ↑ B. Kosmowska-Ceranowicz: Gegenüberstellung ausgewählter Bernsteinarten und <strong>de</strong>ren Eigenschaften aus verschie<strong>de</strong>nen geographischen Regionen. - Exkurs f. und Veröfft.<br />

DGG, 236: S. 61-68, Hannover 2008.<br />

3. ↑ a b c K. Andrée: Der Bernstein und seine Be<strong>de</strong>utung in Natur- und Geisteswissenschaften, Kunst und Kunstgewerbe, Technik, Industrie und Han<strong>de</strong>l. Königsberg 1937<br />

4. ↑ Bernstein in verschie<strong>de</strong>nen Sprachen und Hinweise <strong>zu</strong>r Etymologie (englisch)<br />

5. ↑ J. Grzonkowski: Bernstein. Hamburg 2004, ISBN 3-89234-633-X<br />

6. ↑ Ken B. An<strong>de</strong>rson, John C. Crelling: Amber, Resinite, and Fossil Resins. ACS Symposium Series 617, Washington DC 1995 ISBN 9780841233362<br />

7. ↑ [1] Christoph Lühr: Charakterisierung und Klassifikation von fossilen Harzen. - Dissertation aus <strong>de</strong>m Jahre 2004 (Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg)<br />

8. ↑ Manuel A. Iturral<strong>de</strong>-Vennet 2001. Geology of the Amber-Bearing Deposits of the Greater Antilles. Caribbean Journal of Science, Vol. 00, No. 0, 141–167, 2001<br />

9. ↑ a b David A. Grimaldi: Amber - Window to ths Past. New York, 1996. ISBN 0-8109-2652-0.<br />

10.↑ N. Vavra: Bernstein und an<strong>de</strong>re fossile Harze. In: Zeitschrift <strong>de</strong>r Deutschen Gemmologischen Gesellschaft, 31 (4), Idar-Oberstein 1982<br />

11.↑ J.H. Langenheim: Present Status of Botanical Studies of Ambers. In: Bot. Mus. Leaflets Harvard Univ., 20, Cambridge 1987<br />

12.↑ Curt W. Beck: Zur Herkunftsbestimmung von Bernstein. In: Bernstein - Tränen <strong>de</strong>r Götter. Bochum, 1996.<br />

13.↑ a b c S. Ritzkowski: K-Ar-Altersbestimmung <strong>de</strong>r Bernstein führen<strong>de</strong>n Sedimente <strong>de</strong>s Samlan<strong>de</strong>s (Paläogen, Bezirk Kaliningrad). In: Metalla (Son<strong>de</strong>rheft) 66, 19-23, Bochum<br />

1997<br />

14.↑ [2]<br />

15.↑ A. Kohlmann-Adamska: A graphic reconstruction of an 'amber forest'. In: The amber treasure trove. Museum of the Earth Documentary Studies 18. Warschau 2001<br />

16.↑ K. Schubert: Neue Untersuchungen über Bau und Leben <strong>de</strong>r Bernsteinkiefern [Pinus succinifera (Conw.) emend.]. Beihefte <strong>zu</strong>m Geologischen Jahrbuch, Heft 45, Hannover<br />

1961.<br />

17.↑ Evgeny E. Perkovsky, Vladimir Yu. Zosimovich und Anatolij Yu Vlaskin: Rovno amber fauna: a preliminary report. Erschienen in „Acta zoologica cracoviensia“, 46 (suppl. –<br />

Fossil Insects): 423-430, Kraków 2003<br />

18.↑ L. Meyn: Der Bernstein <strong>de</strong>r nord<strong>de</strong>utschen Ebene auf zweiter, dritter, vierter, fünfter und sechster Lagerstätte. In: Zeitschr. <strong>de</strong>r dt. Geol. Ges., 28 (2): 172-198, Stuttgart 1876.<br />

19.↑ I.S. Vassilishin & V.I.Pantschenko: Bernstein in <strong>de</strong>r Ukraine. In: Bernstein - Tränen <strong>de</strong>r Götter. S. 333-340, Bochum 1996.<br />

20.↑ Manfred Rech:Studien <strong>zu</strong> Depotfun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Trichterbecher- und Einzelgrabkultur <strong>de</strong>s Nor<strong>de</strong>ns. Offa Bücher Band 39 Neumünster 1979 S.127-130<br />

21.↑ Kossert, Andreas: Ostpreußen – Geschichte und Mythos, Verlag Siedler 2005, S. 161<br />

22.↑ Sybille Schmie<strong>de</strong>l: Bitterfel<strong>de</strong>r Bernstein versus baltischer Bernstein – Hypothesen, Fakten, Fragen – II. Bitterfel<strong>de</strong>r Bernsteinkolloquium. Mecke Druck und Verlag, 2008,<br />

ISBN 9783936617863, S. 11 (Aus<strong>zu</strong>g in <strong>de</strong>r Google Buchsuche).<br />

23.↑ Wilhelm Tesdorpf: Gewinnung, Verarbeitung und Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bernsteins in Preußen von <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>nszeit bis <strong>zu</strong>r Gegenwart. Eine historisch-volkswirtschaftliche Studie. Jena<br />

1887<br />

24.↑ Rainer Slotta: Die Bernsteingewinnung im Samland (Ostpreußen) bis 1945. In: ''Bernstein - Tränen <strong>de</strong>r Götter. Bochum 1996.


25.↑ J.R. Kasinski & R. Kramarska: Sedimentary environment of amber-bearing association along the polish-russian baltic coastline. In Exkurs. f. und Veröfftl. DGG, 236: S. 46-57;<br />

Hannover 2008. ISBN 978-3-936617-86-3<br />

26.↑ Bitterfel<strong>de</strong>r Bernstein versus Baltischer Bernstein, S.11<br />

27.↑ Günter und Brigitte Krumbiegel: Saxon <strong>de</strong>posits of Bitterfeld amber (Germany). In Amber - Views - Opinions, S. 39-42 (Beitrag von 1994, Buchveröffentlichung 2006)<br />

28.↑ Roland Fuhrmann: Entstehung, Ent<strong>de</strong>ckung und Erkundung <strong>de</strong>r Bernsteinlagerstätte Bitterfeld. Exkursionsführer und Veröffentlichungen <strong>de</strong>r Gesellschaft für<br />

Geowissenschaften e.V., Nr. 224, Berlin 2004, S.25–37<br />

29.↑ Zusammen mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren umliegen<strong>de</strong>n ehemaligen Tagebauen wird das Sanierungsgebiet neuerdings in Anlehnung an <strong>de</strong>n ursprünglichen großen Auewald östlich von<br />

Bitterfeld als Die Goitzsche bezeichnet, siehe auch http://www.xxx<br />

30.↑ Gerda Standke: Bitterfel<strong>de</strong>r Bernstein gleich Baltischer Bernstein? - Eine geologische Raum-Zeit-Betrachtung und genetische Schlußfolgerungen. In: Exkursionsführer und<br />

Veröffentlichungen <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (EDGG) Heft 236, S. 11-33, Halle, 2008<br />

31.↑ A. Lietzow, S.Ritzkowski: Fossile Harze in <strong>de</strong>n braunkohleführen<strong>de</strong>n Schichten von Helmstedt (Paläozän - Eozän, SE-Nie<strong>de</strong>rsachsen). In: Bernstein - Tränen <strong>de</strong>r Götter.<br />

Bochum 1996.ISBN 3-921533-57-0.<br />

32.↑ Günter Krumbiegel: Bernsteinklumpen – Kleino<strong>de</strong> in Übergröße. In Fossilien 6/2003:360–363, Korb 2003, ISBN 3-926129-34-4<br />

33.↑ Günter Krumbiegel, Brigitte Krumbiegel: Bernstein – Fossile Harze aus aller Welt. 3. Auflage. edition Goldschneck, Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, S. 27<br />

34.↑ http://www.xxx<br />

35.↑ Vittorio Bellani, Enrico Giulotto, Laura Linati, Donatella Sacchi: Origin of the blue fluorescence in Dominican amber. In: Journal of Applied Physics. 97, Nr. 1, 2005, S.<br />

016101-2, doi:10.1063/1.1829395.<br />

36.↑ New York Times: 40-Million-Year-Old Extinct Bee found in Dominican amber<br />

37.↑ Sven Gisle Larsson: Baltic Amber - a Palaeobiologcal Study. Entomonograph Volum 1, Klampenborg (DK) 1978.<br />

38.↑ http://www.xxx<br />

39.↑ Wolfgang Böhme & Wolfgang Weitschat: New finds of lizards on Baltic amber (Reptilia:Squamata:Sarria:Lacertidae). In Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für<br />

Tierkun<strong>de</strong> Dres<strong>de</strong>n 23 (6), Dres<strong>de</strong>n 2002: 117–130, 15 Fig.<br />

40.↑ Jan Me<strong>de</strong>nbach: Eichenhaare und -Blüten im Baltischen Bernstein. In Oberhessische Naturwissenschaftliche Zeitschrift, Band 60, Gießen 1998–2000.<br />

41.↑ Hansjürgen Saechtling, Wilhelm Küch: Kunststoffe im Wettbewerb. In: Chemische Industrie. Band 3, Heft 10/1951, S. 603<br />

42.↑ Pedanius Dioskuri<strong>de</strong>s: Materia Medica, Buch I und II. Deutsche Überset<strong>zu</strong>ng sh. http://www.xxx<br />

43.↑ a b B.Kosmowska-Ceranowicz: Spuren <strong>de</strong>s Bernsteins. Bielefeld 1991.<br />

44.↑ G. Gierlowska: Bernstein in <strong>de</strong>r Heilkun<strong>de</strong>. Gdansk 2004, ISBN 83-917704-8-6.<br />

45.↑ Kin<strong>de</strong>r & Jugendärzte im Netz – Das Zahnen und die „Bernsteinlegen<strong>de</strong>“<br />

46.↑ F. Waldmann: Der Bernstein im Altertum. Eine historisch-philologische Skizze. Fellin 1883<br />

47.↑ S. Döpp: Die Tränen von Phaetons Schwestern wur<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> Bernstein: Der Phaeton-Mytohs in Ovids "Metamorphosen". In: Bernstein - Tränen <strong>de</strong>r Götter. Bochum 1996, ISBN<br />

3-921533-57-0, S. 1-10<br />

48.↑ G. Ludwig: Sonnensteine - Eine Geschichte <strong>de</strong>s Bernsteins. Berlin 1984.<br />

49.↑ K. Kwiatkowski:Selected methods of amber conservation. In: Amber - views - opinions., S. 97-100,Warsaw, Gdansk 2006 (Erstveröffentlichung <strong>de</strong>s Beitrages 2002).<br />

50.↑ W. Böhme und W. Weitschat: Re<strong>de</strong>scription of the Eocene lacertid lizard 'Nucras succinea Boulenger, 1995 from Baltic amber and its allocation to 'Succinilacerta' n. gen. In:<br />

Mitt. Geol.-Paläont. Inst. Univ. Hamburg, Hamburg 1998.<br />

51.↑ G. Gierłowska: Gui<strong>de</strong> to Amber Imitations. Gdańsk 2003


52.↑ J.G. Hasse: Preußens Ansprüche, als Bernsteinland das Paradies <strong>de</strong>r Alten und Urland <strong>de</strong>r Menschheit gewesen <strong>zu</strong> seyn; aus biblischen, griechischen und lateinischen<br />

Schriftstellern gemeinverständlich erwiesen. Königsberg 1799.<br />

53.↑ http://www.xxx<br />

Literatur<br />

• Wilfried Wichard, Carsten Gröhn, Fabian Sereds<strong>zu</strong>s: Wasserinsekten im Baltischen Bernstein - Aquatic Insects in Baltic Amber. Verlag Kessel, 2009. ISBN 978-3-941300-10-1,<br />

Leseprobe: [3]<br />

• Wilfried Wichard, Wolfgang Weitschat: Im Bernsteinwald. Gerstenberg, Hil<strong>de</strong>sheim 2004, 2005. ISBN 3-8067-2551-9<br />

• Wilfried Wichard, Wolfgang Weitschat: Atlas <strong>de</strong>r Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 1998. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München<br />

2002. ISBN 3-931516-45-8<br />

• Wilfried Wichard: Taphozönosen im Baltischen Bernstein. In Denisia 26, Neue Serie 86, S. 257–266, 7 Abb., Linz 2009.<br />

• Wilfried Wichard, Wolfgang Weitschat: Atlas of Plants and Animals in Baltic Amber. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 2002. ISBN 3-931516-94-6 (ausführlichere engl.<br />

Ausgabe)<br />

• Jens Grzonkowski: Bernstein. Ellert&Richter, Hamburg 1996. ISBN 3-89234-633-X<br />

• Sylvia Botheroyd, Paul F.Botheroyd: Das Bernstein-Buch. Atmosphären, München 2004. ISBN 3-86533-010-X<br />

• Jörg Wun<strong>de</strong>rlich (Hrsg.): Fossile Spinnen in Bernstein und Kopal. 2 B<strong>de</strong>. J. Wun<strong>de</strong>rlich, Hirschberg-Leutershausen 2004. ISBN 3-931473-10-4 (Nur beim Verfasser erhältlich)<br />

• Jens Wilhelm Janzen: Arthropods in Baltic Amber. Ampyx-Verlag, Halle S. 2002. ISBN 3-932795-14-8<br />

• J. M. <strong>de</strong> Navarro: Prehistoric Routes between Northern Europe and Italy <strong>de</strong>fined by the Amber Tra<strong>de</strong>. in: The Geographical Journal. Royal Geographical Society, London<br />

66.1925, H 6 (Dec.), S. 481–503. ISSN 0016-7398<br />

• Max J. Kobbert: Bernstein – Fenster in die Urzeit. Planet Poster Editions, Göttingen 2005. ISBN 3-933922-95-X<br />

• Bernhard Bru<strong>de</strong>r: Geschönte Steine. Neue Er<strong>de</strong> Verlag, Saarbrücken 1998. ISBN 3-89060-025-5<br />

• Wilfried Seipel (Hrsg.): Bernstein für Thron und Altar. Das Gold <strong>de</strong>s Meeres in fürstlichen Kunst- und Schatzkammern. AusstellungsKatalog 5. Oktober 2005–29. Januar 2006,<br />

bearbeitet von Sabine Haag und Georg Laue. Kunsthistorisches Museum, Wien 2005. ISBN 3-85497-095-1<br />

• Birk Engmann: Neringas Gold – Eine Reise durch die Welt <strong>de</strong>s Bernsteins. Horitschon: edition nove. 2006. ISBN 3-902546-14-X<br />

• Roland Fuhrmann: Die Bernsteinlagerstätte Bitterfeld, nur ein Höhepunkt <strong>de</strong>s Vorkommens von Bernstein (Succinit) im Tertiär Mittel<strong>de</strong>utschlands. Zeitschrift <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Gesellschaft für Geowissenschaften, Band 156 Heft 4, Seiten 517–530, Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 2005, ISSN 1860-1804<br />

• Sybille Schmie<strong>de</strong>l (Hrsg.): Bitterfel<strong>de</strong>r Bernstein versus baltischer Bernstein – Hypothesen, Fakten, Fragen – II. Bitterfel<strong>de</strong>r Bernsteinkolloquium: Tagungspublikation <strong>zu</strong>m 24.<br />

Treffen <strong>de</strong>s Arbeitskreises Bergbaufolgen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gesellschaft für Geowissenschaften 25.–27. September 2008 in Bitterfeld; EDGG H. 238, 2008; Veröffentlicht von<br />

Mecke Druck und Verlag, 2008. ISBN 3-936617-86-4, 9783936617863. 168 Seiten<br />

• Gisela Reineking von Bock: Bernstein. 185 S. 299 Abb., Callwey Verlag, München 1981. ISBN 3-7667-0557-1<br />

• Jörn Barfod: Bernstein. 3. Auflage, Husum Verlag, Husum 2008, ISBN 978-3-89876-179-6<br />

• George O. Poinar, Jr.: Life in Amber. 350 S., 147 Fig., 10 Tafeln, Stanford University Press, Stanford (Cal.) 1992. ISBN 0-8047-2001-0<br />

• Alexan<strong>de</strong>r P. Wolfe1, Ralf Tappert, Karlis Muehlenbachs, Marc Boudreau, Ryan C. McKellar, James F. Basinger, Amber Garrett: A new proposal concerning the botanical origin<br />

of Baltic amber.Published online before print July 1, 2009, doi: 10.1098/rspb.2009.0806 Proc. R. Soc. B 7 October 2009 vol. 276 no. 1672 3403-3412 Online-Artikel: [4]


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Kartaune<br />

Die Kartaune ist ein Vor<strong>de</strong>rla<strong>de</strong>r-Geschütz aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s 15./16. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Der Begriff Kartaune ist eine Ein<strong>de</strong>utschung <strong>de</strong>s italienischen „quartana bombarda“ („Viertelbüchse“),<br />

<strong>de</strong>ren Eisenkugel ein Viertel einer hun<strong>de</strong>rtpfündigen Hauptbüchsenkugel wog. Kartaunen glichen in ihrer äußeren Form einer Scharfmetze, hatten jedoch kleinere Kaliber und ein<br />

geringeres Gewicht. Sie wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Rohrlänge in lange Kartaune (sogenannte „Singerin“)<br />

und kurze Kartaune (sogenannte „Nachtigall“) unterteilt. In England war <strong>de</strong>r Name Cannon<br />

gebräuchlich.<br />

Das durchschnittliche Kugelgewicht <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Viertelbüchsen entstan<strong>de</strong>nen Singerinnen betrug<br />

12 bis 20 kg, das <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n kurzen Notbüchsen entstan<strong>de</strong>nen Nachtigallen betrug bis <strong>zu</strong> 25 kg.<br />

Eine Kartaune in Wandlafette wog etwa 1,5 bis 2 Tonnen und es brauchte zwölf Pfer<strong>de</strong> sie <strong>zu</strong><br />

ziehen.<br />

Entstehung und Entwicklung<br />

In <strong>de</strong>n Allianzkriegen hatte <strong>de</strong>r Habsburger Kaiser Maximilian I. Munitionsprobleme für seine<br />

Geschütze durch die Vielzahl <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Kaliber und Geschossgewichte und strebt eine<br />

Vereinheitlichung auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Kugelgewichtes, bezogen auf die Eisenkugel, an.<br />

Im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt ließen sich die Geschütze in folgen<strong>de</strong> Arten einteilen:<br />

• Hauptbüchsen<br />

• Notbüchsen[1]<br />

• Schlangenbüchsen[2]<br />

• Kammerschlangen (geteiltes Geschütz / Hinterla<strong>de</strong>rvorläufer)[3]<br />

• Basilisk<br />

• Viertelbüchsen und<br />

• Mörser.<br />

Die schweren und mittelschweren Steinbüchsen wur<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Begriff Hauptbüchsen <strong>zu</strong>sammengefasst. Notbüchsen hatten lange Rohre und ein mittleres Kaliber und verschossen<br />

Eisenkugeln, während die Viertelbüchsen Eisenkugeln von einem Viertel <strong>de</strong>s Gewichtes einer Hauptbüchsensteinkugel verschossen.<br />

Ausgehend von <strong>de</strong>n alten Not- und Viertelbüchsen wur<strong>de</strong> von Maximilian I. ein neuer Geschütztyp geschaffen: Die Kartaune.


Maximilians neue Einteilung sah für Belagerungsgeschütze vier Geschlechter nach Eisenkugelgewicht vor:<br />

• Bezeichnung Kugelgewicht(Eisen)<br />

• Hauptbüchsen 40–50 kg<br />

• Scharfmetzen 25–35 kg<br />

• Kartaunen 12–25 kg<br />

• Basilisken 8–12 kg<br />

Es gab aber auch weiterhin Geschütze, die sich nicht ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>n genannten vier Geschlechtern <strong>zu</strong>ordnen lassen, so <strong>zu</strong>m Beispiel das Dorndrel. Karl V. vereinheitlichte 1550 nochmals<br />

die gesamte Artillerie, er stellte auf das Kaliberssystem um. Er reduzierte die schweren Belagerungsgeschütze und behielt nur die Kartaunen in drei verschie<strong>de</strong>nen Formen bei:<br />

• Bezeichnung Kaliber Kugelgewicht Gesamtgewicht Rohrlänge<br />

• Doppelkartaunen 20–22 cm 30–40 kg 3–4 t 17 Kaliber<br />

• Kartaunen 16–18 cm 18 kg 1,8 t 17 Kaliber<br />

• Halbkartaunen 12–14 cm 7–14 kg 1,5–2,5 t 17 Kaliber<br />

Nach Mieth gab es auch noch<br />

• Bezeichnung Kaliber Kugelgewicht Gesamtgewicht Rohrlänge<br />

• Dreiviertelkartaunen 16–17 cm 15–25 kg 2,5–3 t 17 Kaliber<br />

• Viertelkartaunen 11,4 cm 6 kg ? t 24 Kaliber<br />

• Falkaunen 9,1 cm 3 kg ? t 27 Kaliber<br />

In England wur<strong>de</strong>n die Kartaunen (Cannons) wie folgt unterteilt:<br />

(alle Maße und Gewichte sind Etwa-Werte)<br />

• englische Typen Kaliber Kugelgewicht Gesamtgewicht Pulverladung<br />

• Cannon-Royal 21,6 cm 30 kg 3,6 t 13,5 kg<br />

• Cannon 17,7 cm 27 kg 2,7 t 12 kg<br />

• Cannon-Serpentine 17,5 cm 11 kg 2,5 t 11 kg<br />

• Bastard-Cannon 17,5 cm 19 kg 2,1 t 9 kg<br />

• Demi-Cannon 16,5 cm 15 kg 1,8 t 8 kg<br />

• Cannon-Petro 15 cm 11 kg 1,8 t 6,5 kg<br />

Der Einsatz von Cannon-Royal und Cannon-Serpentine auf Kriegsschiffen <strong>de</strong>r englischen Flotte ist nicht belegt.<br />

Mitte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts waren die Doppelkartaunen die schwersten Belagerungsgeschütze. Zu dieser Zeit wan<strong>de</strong>lte sich auch <strong>de</strong>r Sprachgebrauch, <strong>de</strong>r das Geschossgewicht <strong>zu</strong>r<br />

Geschützbezeichnung wer<strong>de</strong>n ließ, <strong>zu</strong>m Beispiel wur<strong>de</strong>n Kartaunen <strong>zu</strong> „40-Pfün<strong>de</strong>rn“ und Halbkartaunen <strong>zu</strong> „24-Pfün<strong>de</strong>rn“.<br />

Museale Rezeption


In <strong>de</strong>r über 550 Geschütze und Rohre umfassen<strong>de</strong>n Geschützrohrsammlung <strong>de</strong>s Heeresgeschichtlichen Museums in Wien befin<strong>de</strong>n sich auch mehrere Kartaunen, darunter eine halbe<br />

Kartaune „Singerin“, gegossen 1579 von Martin II. Hilger (1538–1601). Die Zugehörigkeit <strong>zu</strong>r Gattung „Singerin“ spiegelt sich auf <strong>de</strong>m Rohr wi<strong>de</strong>r, wo auf <strong>de</strong>m Langfeld ein Singvogel<br />

dargestellt wur<strong>de</strong>.[4]<br />

Literatur<br />

• Mieth: Artilleria Recentior Praxis, Frankfurt und Leipzig, 1684<br />

• Gerhard Kurzmann: Kaiser Maximilian I. und das Kriegswesen <strong>de</strong>r österreichischen Län<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>s Reiches (=Militärgeschichtliche Dissertationen österreichischer<br />

Universitäten, Band 5) Österreichischer Bun<strong>de</strong>sverlag Ges.m.b.H., Wien 1985, ISBN 3-215-06067-1.<br />

• Volker Schmidtchen: Bombar<strong>de</strong>n, Befestigungen, Büchsenmeister – Von <strong>de</strong>n ersten Mauerbrechern <strong>de</strong>s Mittelalters <strong>zu</strong>r Belagerungsartillerie <strong>de</strong>r Renaissance, Droste Verlag<br />

1977, ISBN 3-7700-0471-x<br />

• Wen<strong>de</strong>lin Boeheim: Die Zeugbücher <strong>de</strong>s Kaisers Maximilian I. 1892, im Jahrbuch <strong>de</strong>r kunsthistorischen Sammlung 13 (Seite 94 bis 201)<br />

• U. Israel, J. Gebauer: Segelkriegsschiffe, Militärverlag <strong>de</strong>r DDR 1982 (Kapitel Die Rohrartillerie auf Segelkriegsschiffen)<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Notbüchsen, historische Abbildung, ca. 1502 (Jahr), Bayerische Staatsbiliothek<br />

2. ↑ Schlangenbüchsen, historische Abbildung, ca. 1502 (Jahr), Bayerische Staatsbiliothek<br />

3. ↑ Kammerschlangen, historische Abbildung, ca. 1502 (Jahr), Bayerische Staatsbiliothek<br />

4. ↑ Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000 S. 95.<br />

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Greif (Kanone)<br />

Die Greif (auch Vogel Greif) ist eine <strong>de</strong>r größten Kanonen aus <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Der Besitz wechselte mehrere Male<br />

zwischen Deutschland und Frankreich.<br />

Die Greif ist 12 Tonnen schwer und über 5 Meter lang und besteht aus gegossener Bronze. Sie war als Belagerungskanone<br />

bestimmt und konnte nach theoretischen Berechnungen Kugeln von 80 kg Gewicht unter Verwendung von 40 kg Schwarzpulver<br />

verschießen. Obwohl aus <strong>de</strong>r Kanone geschossen wur<strong>de</strong>, ist kein Einsatz im Gefecht belegt.<br />

Richard von Greiffenklau <strong>zu</strong> Vollrads ließ 1524 diese Kanone von Meister Simon aus Frankfurt am Main gießen und sie auf <strong>de</strong>r<br />

Festung Ehrenbreitstein aufstellen. Nach <strong>de</strong>r Eroberung <strong>de</strong>s Ehrenbreitsteins durch die Franzosen 1799 während <strong>de</strong>r<br />

Koalitionskriege wur<strong>de</strong> die Kanone auf <strong>de</strong>r Mosel nach Metz in das dortige Arsenal gebracht. In <strong>de</strong>n Jahren 1814 und 1815<br />

wur<strong>de</strong> Metz belagert und da die Franzosen <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Stadt befürchteten, vergruben sie in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>[1] bzw. versenkten sie die<br />

Greif in <strong>de</strong>r Seille. 1866 folgte per Eisenbahn <strong>de</strong>r Um<strong>zu</strong>g nach Paris in das heeresgeschichtliche Museum "Musée <strong>de</strong> l'Armée"<br />

im Hôtel <strong>de</strong>s Invali<strong>de</strong>s.[2] 1940, nach <strong>de</strong>r Eroberung Frankreichs durch das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg, kam sie


<strong>zu</strong>rück. Nach <strong>de</strong>m Krieg wur<strong>de</strong> sie aber 1945 wie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r französischen Besat<strong>zu</strong>ngsmacht nach Paris gebracht. Im Zuge <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-französischen Aussöhnung kam sie 1984 während<br />

<strong>de</strong>r Amtszeit <strong>de</strong>s französischen Staatspräsi<strong>de</strong>nten François Mitterrand, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Ehrenbreitstein einen entsprechen<strong>de</strong>n Vertrag mit Bun<strong>de</strong>skanzler Helmut Kohl unterzeichnete, als<br />

Dauerleihgabe auf die Festung Ehrenbreitstein <strong>zu</strong>rück. Der Direktor <strong>de</strong>s Musée <strong>de</strong> l'Armée trat aus Protest gegen <strong>de</strong>n Vorgang <strong>zu</strong>rück.[3] Die Kanone ist seit <strong>de</strong>m eines <strong>de</strong>r bekanntesten<br />

Exponates <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>smuseums Koblenz.<br />

Angeblich kam die Greif auf Grund eines verschlossenen Zündlochs nie <strong>zu</strong>m Einsatz, das konnte jedoch durch vier Beschusszeichen und Schwarzpulverreste in <strong>de</strong>r Kanone wi<strong>de</strong>rlegt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wie sich herausstellte, war das Zündloch irgendwann mit Eisennägeln verschlossen wor<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m sie <strong>zu</strong>m Einsatz kam.<br />

Die Inschrift auf <strong>de</strong>r Kanone lautet:<br />

• „Der Greiff heiß ich.<br />

• Simon goß mich.<br />

• Meinem gnädigsten Herrn von Trier dien' ich.<br />

• Wo er mich heißt gewal<strong>de</strong>n,<br />

• da will ich Dorn und Mauern zerspalten.“<br />

Einzelnachweise<br />

• ↑ Archiv für die Artillerie- und Ingenieur-Offiziere <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Reichsheeres, Band 20, Verlag E. S. Mittler., 1846 [1] Seite 31<br />

• ↑ Westphal: Geschichte <strong>de</strong>r Stadt Metz, Deutsche Buchhandlung (G. Lang), 1876, [2] Seite 444<br />

• ↑ Eva Zwach: Deutsche und englische Militärmuseen im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt, LIT Verlag Münster, 1999, ISBN 9783825841607, Seite 131 [3]<br />

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Vä<strong>de</strong>rsolstavlan<br />

Vä<strong>de</strong>rsolstavlan (Schwedisch für „das Nebensonnengemäl<strong>de</strong>“) ist die älteste bekannte Darstellung von Stockholm. Seine<br />

Entstehung geht auf einen Auftrag <strong>de</strong>s schwedischen Reformators Olaus Petri <strong>zu</strong>rück. Das Original von 1535 ist nicht erhalten,<br />

jedoch existiert eine guterhaltene Kopie von Jacob Heinrich Elbfas aus <strong>de</strong>n 1630er Jahren, die in <strong>de</strong>r Nikolaikirche <strong>zu</strong><br />

Stockholm ausgestellt ist.<br />

Das Bild zeigt eine einigermaßen realistische Darstellung von Nebensonnen und an<strong>de</strong>ren Halo-Erscheinungen, die am 20.<br />

April 1535 über Stockholm beobachtet wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Inschrift auf <strong>de</strong>m Rahmen beschreibt in lateinischer, schwedischer und <strong>de</strong>utscher Sprache das abgebil<strong>de</strong>te Ereignis:<br />

ANNO DM 1535<br />

VICESIMA DIE APRILIS VISUM EST IN CIVITATE STOC<br />

HOLMENSI TALE SIGNUM IN COELO A SEPTIMA FERME<br />

HORA ANE MERIDIEM AD NONAM VSQVE HORAM<br />

TIVGHVNDE DAGHEN I APRILIS MÅNA SIJNTES I STOCKHOLM<br />

PÅ HIMMELN SÅDANA TEKN SÅ NAER IFRÅN SIV IN TIL NIO FÖRMIDDA<br />

DEN ZWANZIGSTEN TAGH APRILIJ SACH MAN ZU STOCKHOLM<br />

SOLCHE ZEICHEN AM HIMMEL VON SIBEN BIS ANN NEGEN<br />

WHR VORMITTAGH RENOVERAT<br />

ANNO 1636<br />

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Reichsacht<br />

Die Reichsacht (auch Acht, von althochdt. ahta = Verfolgung, Verb ächten; auch: proscriptio, Verfestung, Bann) war eine im Mittelalter vom König beziehungsweise vom Kaiser, in <strong>de</strong>r<br />

Frühen Neuzeit vom König o<strong>de</strong>r vom Kaiser unter Mitwirkung <strong>de</strong>r Reichsgerichte und <strong>de</strong>r Kurfürsten verhängte Ächtung (Fried- und Rechtloserklärung) vor allem bei Ladungs- o<strong>de</strong>r<br />

Urteilsungehorsam, die sich auf das ganze Gebiet <strong>de</strong>s Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erstreckte.<br />

Mittelalter (500–1500 n. Chr)<br />

Im Mittelalter war die Rechtspflege und die staatliche hoheitliche Verwaltung noch nicht hinreichend aufgebaut, so dass oftmals Gerichtsurteile nicht wirksam vollstreckt wer<strong>de</strong>n konnten<br />

und die Täter die Möglichkeit hatten, sich ihrer Verantwortung <strong>zu</strong> entziehen. Die Ächtung rief die Rechtshilfe <strong>de</strong>r ganzen Rechtsgemeinschaft an: <strong>de</strong>r Täter wur<strong>de</strong> rechtlos gestellt, und<br />

je<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Rechtsgesellschaft, <strong>de</strong>r dies vermochte, konnte ihn <strong>de</strong>m Gericht <strong>zu</strong>führen o<strong>de</strong>r ihn unschädlich machen.<br />

Schon bei <strong>de</strong>n Germanen wur<strong>de</strong>n Verbrecher geächtet und somit außerhalb <strong>de</strong>r Gesellschaft gestellt. Nach <strong>de</strong>m Gerichtsspruch <strong>de</strong>s Königs bzw. <strong>de</strong>s Hofgerichts galten sie als Geächtete<br />

o<strong>de</strong>r Vogelfreie.<br />

Sie verloren ihre Rechtsfähigkeit und je<strong>de</strong>rmann konnte sie ohne Strafe töten. Ihr Vermögen verfiel, je<strong>de</strong>rmann konnte es an sich bringen. Die Lehnsgüter aber fielen an <strong>de</strong>n König, <strong>de</strong>r<br />

die Acht ausgesprochen hatte, o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Lehnsherrn.<br />

Aus <strong>de</strong>r Acht konnte sich nur lösen, wer sich <strong>de</strong>m Gericht und <strong>de</strong>r Strafe stellte. Tat er das nicht, verfiel er im Mittelalter nach einer gewissen Zeit (Jahr und Tag) <strong>de</strong>r Aberacht (auch<br />

damnatio, proscriptio superior, Überacht, Oberacht,). Sie führte <strong>zu</strong>r vollen Friedlosigkeit <strong>de</strong>s Angeklagten und war anfangs nicht ablösbar (später wur<strong>de</strong> auch sie ablösbar).<br />

Vor <strong>de</strong>r Lösung <strong>de</strong>r Acht mussten die Gläubiger befriedigt und eine Lösungsgebühr (<strong>de</strong>r „Achtschatz“) bezahlt wer<strong>de</strong>n. Durch die Lösung von <strong>de</strong>r Acht erhielt <strong>de</strong>r einstmals Geächtete<br />

seine volle bürgerliche Stellung und auch sein Vermögen wie vor <strong>de</strong>r Acht wie<strong>de</strong>r. Dritte, die während <strong>de</strong>r Achtzeit das Vermögen <strong>de</strong>s Geächteten innehatten, mussten es ihm wie<strong>de</strong>r<br />

herausgeben (sie durften aber die Nut<strong>zu</strong>ngen behalten, die sie während <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Acht daraus gezogen hatten).<br />

Seit 1220 konnte die Reichsacht nicht nur vom römisch-<strong>de</strong>utschen König bzw. vom Kaiser ausgesprochen wer<strong>de</strong>n, sie folgte fortan auf Grund <strong>de</strong>s Artikels 7 <strong>de</strong>r Confoe<strong>de</strong>ratio cum<br />

principibus ecclesiasticis <strong>de</strong>m Kirchenbann nach nur sechs Wochen quasi automatisch: ohne geson<strong>de</strong>rte Anklage, ohne Prozess und ohne reichsrechtliche Verurteilung. Später verhängten<br />

sie Reichsgerichte, etwa Femgerichte o<strong>de</strong>r das Reichskammergericht unter Mitwirkung <strong>de</strong>s Königs bzw. Kaisers. Die Reichsacht erstreckte sich seit <strong>de</strong>m Mainzer Landfrie<strong>de</strong>n von 1235<br />

(Artikel 25 und 26) automatisch auch auf Personen und Städte, die Geächteten Schutz und Hilfe boten.<br />

Da seit 1220 Reichsacht und Kirchenbann Hand in Hand gingen, stammt daher die Formel In Acht und Bann.[1]<br />

Frühe Neuzeit<br />

Kaiser Karl V. musste 1519 <strong>zu</strong> seiner Wahl Zugeständnisse machen (Wahlkapitulation). Seit<strong>de</strong>m konnte er als Kaiser die Acht nicht mehr ohne die vorherige Durchführung eines<br />

Ächtungsverfahrens verhängen. Die Constitutio Criminalis Carolina regelte 1532 die Reichsacht, sie konnte vom <strong>de</strong>utschen König (seit <strong>de</strong>m 16. Jh. gleichzeitig Kaiser), vom<br />

Reichskammergericht, vom Hofgericht Rottweil (in <strong>de</strong>ssen Wirkungsbereich) und von <strong>de</strong>n Landfrie<strong>de</strong>nsgerichten ausgesprochen wer<strong>de</strong>n.[2]<br />

In <strong>de</strong>r weiteren Neuzeit ging die Unterscheidung zwischen Acht und Aberacht verloren. „Acht“ war dann meist eine nur wenig abgeschwächte Form <strong>de</strong>r mittelalterlichen Aberacht.<br />

Die Acht wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Frühen Neuzeit vor allem verhängt bei<br />

• Nichterbringen bestimmter wichtiger Reichssteuern<br />

• Majestätsverbrechen (crimen lesae maiestatis)


• Landfrie<strong>de</strong>nsbruch<br />

• Ungehorsam einer Partei in einem gerichtlichen Prozess (<strong>zu</strong>m Beispiel wegen Nichterscheinens, obwohl man durch das Gericht gela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>, o<strong>de</strong>r wegen Nichthan<strong>de</strong>lns,<br />

obwohl man durch das Gericht <strong>zu</strong> einer bestimmten Handlung aufgefor<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> – sogenannte Contumaxacht)<br />

Personen, die mit <strong>de</strong>r Reichsacht belegt wur<strong>de</strong>n<br />

Zu <strong>de</strong>n bekanntesten Persönlichkeiten, die mit <strong>de</strong>r Reichsacht belegt wur<strong>de</strong>n, zählen<br />

• 1180 Heinrich <strong>de</strong>r Löwe wegen seiner mehrmaligen Weigerung, auf <strong>de</strong>n Reichstagen von Kaiser Friedrich I. Barbarossa <strong>zu</strong> erscheinen, wo über ihn Gericht gehalten wer<strong>de</strong>n<br />

sollte<br />

• 1208 Otto VIII. von Wittelsbach wegen <strong>de</strong>r Ermordung König Philipps von Schwaben<br />

• 1225 Graf Friedrich von Isenberg wegen <strong>de</strong>s Totschlags seines Onkels Engelbert II. von Berg, Erzbischof von Köln<br />

• 1235 König Heinrich (VII.) auf Grund <strong>de</strong>r Empörung gegen seinen Vater Kaiser Friedrich II.<br />

• 1504 Herzog Ruprecht von Bayern wegen Ungehorsam gegen königliche Gebote und Landfrie<strong>de</strong>nsbruch, <strong>zu</strong>sammen mit seiner Ehefrau und wegen Beihilfe Graf Wilhelm von<br />

Hennebergs.<br />

• 1512 und 1518 Götz von Berlichingen erst wegen Räuberei, dann wegen erpresserischen Menschenraubs<br />

• 1521 Martin Luther und seine Anhänger im Wormser Edikt wegen Ketzerei und Kirchenspaltung<br />

• 1546 Johann Friedrich I. von Sachsen und Philipp I. von Hessen im Zuge <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rset<strong>zu</strong>ng um <strong>de</strong>n Schmalkaldischen Bund<br />

• 1566 Wilhelm von Grumbach wegen Landfrie<strong>de</strong>nsbruchs<br />

• 1614 Vinzenz Fettmilch im Zuge <strong>de</strong>s von ihm angeführten Zunftaufstands in Frankfurt<br />

• 1621 Friedrich V. von <strong>de</strong>r Pfalz<br />

• sowie Markgraf Georg Wilhelm von Bran<strong>de</strong>nburg,<br />

• Christian I. von Anhalt-Bernburg<br />

• und Georg Friedrich von Hohenlohe-Neuenstein-Weikersheim wegen <strong>de</strong>r Erhebung Friedrichs <strong>zu</strong>m König von Böhmen (siehe Abbildung)<br />

• 1647 Johann von Werth (Jan von Werth) durch Kurfürst Maximilian I.<br />

• 1706 Max II. Emanuel, Kurfürst von Bayern<br />

• 1793 Georg Forster wegen seiner Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r französischen Revolutionsregierung aufgrund eines Dekrets Kaiser Franz’ II.<br />

Reichsacht gegen Städte<br />

Die Reichsacht konnte auch gegen Städte verhängt wer<strong>de</strong>n.<br />

• 1163 Mainz – Nach <strong>de</strong>r Ermordung <strong>de</strong>s Erzbischofs Arnold von Selenhofen durch die Stadtbürger im Jahre 1160 wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Mainzer Reichstag 1163 die Reichsacht über die<br />

Stadt verhängt.[3]<br />

• 1504 - 1512 Göttingen - Nach<strong>de</strong>m die Göttinger ihm die Huldigung verweigerten erwirkte Herzog Erich I. bei Kaiser Maximilian I. die Reichsacht.<br />

• 1607 Donauwörth – Nach<strong>de</strong>m die Bürger <strong>de</strong>r Stadt Donauwörth <strong>de</strong>n Religionsfrie<strong>de</strong>n gebrochen hatten, wur<strong>de</strong> von Kaiser Rudolf II. die Reichsacht gegen die Stadt verhängt,<br />

welche bis 1609 bestehen blieb. Dies war einer <strong>de</strong>r Auslöser <strong>de</strong>s 30-jährigen Krieges.


• 1652 Bremen – Nach<strong>de</strong>m sich die Stadt weigerte, <strong>de</strong>n 1623 erwirkten Elsflether Weserzoll <strong>zu</strong> bezahlen, belegte Kaiser Ferdinand III. Bremen mit <strong>de</strong>r Reichsacht, welche durch<br />

<strong>de</strong>n Schluss <strong>de</strong>s Regensburger Vergleichs 1653 wie<strong>de</strong>r aufgehoben wur<strong>de</strong>.<br />

Literatur<br />

• Acht. In: Albrecht Cor<strong>de</strong>s (Hrsg.): Handwörterbuch <strong>zu</strong>r Deutschen Rechtsgeschichte. Band 1: Aachen - Geistliche Bank. 2. völlig überarbeitete und erweiterte Auflag. Schmidt,<br />

Berlin 2008, ISBN 978-3-503-07912-4.<br />

• Friedrich Battenberg: Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter. Ein Beitrag <strong>zu</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r höchsten königlichen Gerichtsbarkeit im Alten Reich, beson<strong>de</strong>rs im 14. und 15.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt. Böhlau, Köln u. a. 1986, ISBN 3-412-00686-6, (Quellen und Forschungen <strong>zu</strong>r höchsten Gerichtsbarkeit im alten Reich 18).<br />

• Erich Klingelhöfer: Die Reichsgesetze von 1220, 1231/32 und 1235. Ihr Wer<strong>de</strong>n und ihre Wirkung im <strong>de</strong>utschen Staat Friedrichs II. Böhlau, Weimar 1955, (Quellen und Studien<br />

<strong>zu</strong>r Verfassungsgeschichte <strong>de</strong>s Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit 8, 2).<br />

• Joseph Pötsch: Die Reichsacht im Mittelalter und beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r neueren Zeit. Marcus, Breslau 1911, (Untersuchungen <strong>zu</strong>r <strong>de</strong>utschen Staats- und Rechtsgeschichte 105),<br />

(Zugleich: Münster, Univ., Habil.-Schr.), (Auch Nachdruck: Scientia-Verlag, Aalen 1971, ISBN 3-511-04105-8).<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Genauer hier<strong>zu</strong>: Eduard Eichmann: Acht und Bann im Reichsrecht <strong>de</strong>s Mittelalters. Pa<strong>de</strong>rborn 1909.<br />

2. ↑ * Acht, in: Reinhard Hey<strong>de</strong>nreuter, Wolfgang Pledl, Konrad Ackermann: Vom Abbrändler <strong>zu</strong>m Zentgraf. Wörterbuch <strong>zu</strong>r Lan<strong>de</strong>sgeschichte und Heimatforschung in Bayern.<br />

München 2009. S. 10.<br />

3. ↑ Kathrin Nessel: Das Benediktinerkloster auf <strong>de</strong>m Jakobsberg, xxx, 27. März 2005<br />

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Exkommunikation<br />

Exkommunikation ist <strong>de</strong>r zeitlich begrenzte o<strong>de</strong>r auch permanente Ausschluss aus einer religiösen Gemeinschaft o<strong>de</strong>r von bestimmten Aktivitäten in einer religiösen Gemeinschaft. Sie<br />

wird als Beugestrafe angewandt, das heißt bis <strong>zu</strong>r Beendigung bzw. Wie<strong>de</strong>rgutmachung <strong>de</strong>s Fehlverhaltens.<br />

Neues Testament<br />

Die Exkommunikation wur<strong>de</strong> bereits in neutestamentlicher Zeit praktiziert. Paulus selbst vollzog die „Übergabe an <strong>de</strong>n Satan“ an Christen, die Gott mit ihren Worten und Taten gelästert<br />

haben:<br />

„Schon manche haben die Stimme ihres Gewissens missachtet und haben im Glauben Schiffbruch erlitten, darunter Hymenäus und Alexan<strong>de</strong>r, die ich <strong>de</strong>m Satan übergeben habe, damit


sie durch diese Strafe lernen, Gott nicht mehr <strong>zu</strong> lästern.“ (1 Tim 1,19-20 EU)<br />

Daneben ruft Paulus die Kirche auf, diejenigen mit einem Bann <strong>zu</strong> belegen („<strong>de</strong>m Satan <strong>zu</strong> übergeben“), die Un<strong>zu</strong>cht mit <strong>de</strong>r Frau <strong>de</strong>s jeweiligen Vaters treiben:<br />

„Übrigens hört man von Un<strong>zu</strong>cht unter euch, und zwar von Un<strong>zu</strong>cht, wie sie nicht einmal unter <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n vorkommt, dass nämlich einer mit <strong>de</strong>r Frau seines Vaters lebt. Und da macht<br />

ihr euch noch wichtig, statt traurig <strong>zu</strong> wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n aus eurer Mitte <strong>zu</strong> stoßen, <strong>de</strong>r so etwas getan hat. Was mich angeht, so habe ich - leiblich zwar abwesend, geistig aber anwesend -<br />

mein Urteil über <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sich so vergangen hat, schon jetzt gefällt, als ob ich persönlich anwesend wäre: Im Namen Jesu, unseres Herrn, wollen wir uns versammeln, ihr und mein Geist,<br />

und <strong>zu</strong>sammen mit <strong>de</strong>r Kraft Jesu, unseres Herrn, diesen Menschen <strong>de</strong>m Satan übergeben <strong>zu</strong>m Ver<strong>de</strong>rben seines Fleisches, damit sein Geist am Tag <strong>de</strong>s Herrn gerettet wird.“ (1 Kor 5,1-5<br />

EU)<br />

Römisch-katholische Kirche<br />

In <strong>de</strong>r römisch-katholischen Kirche be<strong>de</strong>utet Exkommunikation nicht <strong>de</strong>n Ausschluss aus <strong>de</strong>r Kirche (<strong>de</strong>r kirchenrechtlich unmöglich ist), son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Verlust <strong>de</strong>r Kirchengemeinschaft<br />

und damit gewisser Rechte innerhalb <strong>de</strong>r Kirche.<br />

Im Mittelalter hatte die Exkommunikation (<strong>de</strong>r Kirchenbann) die weltliche Reichsacht <strong>zu</strong>r Folge und damit oft <strong>de</strong>n wirtschaftlichen o<strong>de</strong>r politischen Ruin (jeman<strong>de</strong>n „in Acht und Bann<br />

tun“ - aus <strong>de</strong>r Gemeinschaft ausschließen).<br />

Der Exkommunizierte ist nach <strong>de</strong>m CIC von 1983 nicht berechtigt die Sakramente o<strong>de</strong>r Sakramentalien <strong>zu</strong> spen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>zu</strong> empfangen. Außer<strong>de</strong>m darf er kein kirchliches Amt o<strong>de</strong>r<br />

kirchliche Dienste und Aufgaben ausüben.[1]<br />

Nach römisch-katholischem Kirchenrecht wird unterschie<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>r<br />

• Exkommunikation als Tatstrafe (excommunicatio latae sententiae), die mit <strong>de</strong>m Vergehen von selbst eintritt. Durch einen Akt <strong>de</strong>s Unglaubens hat <strong>de</strong>r Gläubige sich soweit von<br />

<strong>de</strong>r Kirche entfernt, dass er nicht mehr als ihr <strong>zu</strong>gehörig betrachtet wer<strong>de</strong>n kann. Exkommunikation als Tatstrafe erfolgt beispielsweise aufgrund von:<br />

• Entweihung <strong>de</strong>r Eucharistie (CIC Can. 1367),<br />

• Gewalt gegenüber <strong>de</strong>m Papst (Can. 1370 § 1),<br />

• für <strong>de</strong>n Priester – Erteilung <strong>de</strong>r (wirkungslosen, Can. 977) Absolution gegenüber jeman<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r <strong>zu</strong>sammen mit <strong>de</strong>m Priester eine Sün<strong>de</strong> gegen das sechste Gebot („du<br />

sollst nicht ehebrechen“) begangen hat (absolutio complicis; Can. 1378 § 1),<br />

• einer Bischofsweihe ohne päpstliches Mandat – für bei<strong>de</strong> Parteien (Can. 1382),<br />

• Verlet<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>s Geheimnisses bei <strong>de</strong>r Papstwahl durch das Hilfspersonal (Universi Dominici Gregis Art. 78),<br />

• für die wählen<strong>de</strong>n Kardinäle (Simonie bei <strong>de</strong>r Papstwahl (Universi Dominici Gregis Art. 58) sowie an<strong>de</strong>re Unregelmäßigkeiten bei Konklave): Sich-beeinflussen-Lassen<br />

durch die Dritten (ibi<strong>de</strong>m Art. 80), Absprachen zwischen <strong>de</strong>n Elektoren (ibi<strong>de</strong>m Art. 81),<br />

• Verlet<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>s Beichtgeheimnisses (Can. 1388 § 1),<br />

• Abtreibung (für alle aktiv Beteiligten). (Can. 1398),<br />

• Apostasie (Can. 1364 § 1),<br />

• Häresie (Can. 1364 § 1),<br />

• Schisma (Can. 1364 § 1).<br />

• Die Exkommunikation als Tatstrafe tritt nur in jenen Fällen ein, in <strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>r Betreffen<strong>de</strong> bewusst war, dass <strong>de</strong>r von ihm begangene Akt kirchlicherseits eine Straftat ist. Da<br />

die Tatstrafe bereits bei Begehung <strong>de</strong>r Handlung eintritt, ist es nicht erfor<strong>de</strong>rlich, dass sie durch einen Bischof o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Papst bestätigt o<strong>de</strong>r verkün<strong>de</strong>t wird; dies kann allerdings<br />

unter Umstän<strong>de</strong>n geschehen, um <strong>de</strong>n Vorgang unter <strong>de</strong>n Gläubigen kund <strong>zu</strong> tun. Exkommunikation als Tatstrafe (excommunicatio latae sententiae) gemäß Can. 1364 § 1 trat z.B.


ein im Fall <strong>de</strong>r Theologin Uta Ranke-Heinemann (nach ihrer eigenen Aussage).<br />

• Die Exkommunikation als Spruchstrafe (excommunicatio ferendae sententiae), erfolgt durch ausdrücklichen Urteilsspruch seitens <strong>de</strong>s Bischofs o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Papstes. Diese erfolgt in<br />

<strong>de</strong>m Falle, dass <strong>de</strong>r <strong>zu</strong> Exkommunizieren<strong>de</strong> öffentliches Ärgernis erregt.<br />

Über die zwei Arten <strong>de</strong>r Exkommunikation: Exkommunikation als Spruchstrafe (excommunicatio ferendae sententiae) und Exkommunikation als Tatstrafe (excommunicatio latae<br />

sententiae) siehe Can. 1314 CIC 1983.<br />

In beson<strong>de</strong>ren Fällen, insbeson<strong>de</strong>re bei To<strong>de</strong>sgefahr entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Exkommunizierten o<strong>de</strong>r eines Gläubigen gibt es Ausnahmen von <strong>de</strong>r Exkommunikation.[2] Sie kann auch lediglich<br />

ausgesetzt sein.[3] In diesem Zusammenhang spielt die öffentliche Feststellung <strong>de</strong>r eingetretenen Exkommunikation eine Rolle.<br />

Die Exkommunikation bleibt solange bestehen, bis die Ursache beseitigt ist o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Betroffene sein Vergehen wie<strong>de</strong>r gut gemacht hat, vgl. Rekonziliation. Danach ist <strong>de</strong>r lokale<br />

Ordinarius (z.B. Bischof) verpflichtet die Exkommunikation wie<strong>de</strong>r auf<strong>zu</strong>heben. Der Bischof kann diese Berechtigung aber auch an einzelne Priester <strong>de</strong>legieren. In bestimmten Fällen<br />

kann die Exkommunikation nur vom Heiligen Stuhl aufgehoben wer<strong>de</strong>n (die ersten sechs unter <strong>de</strong>n excommunicatio latae sententiae). Im Falle <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>sgefahr ist jedoch je<strong>de</strong>r Priester<br />

berechtigt, die Exkommunikation auf<strong>zu</strong>heben.<br />

Deutschland<br />

In Deutschland wird insbeson<strong>de</strong>re die Erklärung <strong>de</strong>s Kirchenaustritts bei <strong>de</strong>r <strong>zu</strong>ständigen staatlichen Stelle als Grund für die Exkommunikation gewertet. Diese Praxis wur<strong>de</strong> durch eine<br />

Stellungnahme <strong>de</strong>s päpstlichen „Rat für die Gesetzestexte“ in Frage gestellt, die diese Erklärung alleine nicht als ausreichend ansieht. Wegen <strong>de</strong>r Zuleitung <strong>de</strong>r Erklärung an die<br />

Gemein<strong>de</strong>n und weil <strong>de</strong>r Austritt durch <strong>de</strong>n Wegfall <strong>de</strong>r Kirchensteuerpflicht eine „Verweigerung <strong>de</strong>r solidarischen Beitragspflicht“ darstelle, wollen die <strong>de</strong>utschen Bischöfe aber an <strong>de</strong>r<br />

bisherigen Praxis festhalten.<br />

Die sichtbaren Konsequenzen sind für Laien vor allem <strong>de</strong>r Ausschluss von <strong>de</strong>n Sakramenten <strong>de</strong>r kirchlichen Eheschließung, <strong>de</strong>r Eucharistie und <strong>de</strong>r Krankensalbung sowie<br />

Sakramentalien wie <strong>de</strong>m kirchlichen Begräbnis.<br />

Da die Exkommunikation keinen Ausschluss aus <strong>de</strong>r Kirche bewirkt, behan<strong>de</strong>lt auch das staatliche Recht <strong>de</strong>n Exkommunizierten weiter als Kirchenmitglied. Die Pflicht <strong>zu</strong>r Zahlung <strong>de</strong>r<br />

Kirchensteuer erlischt <strong>de</strong>shalb nicht, falls <strong>de</strong>r Exkommunizierte nicht seinen Kirchenaustritt selbst erklärt.<br />

Textbeispiel Exkommunikation 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Nachfolgend <strong>de</strong>r Exkommunikationstext, mit welchem Karlheinz Deschner 1952 durch <strong>de</strong>n damaligen Bischof von Würzburg Julius Döpfner exkommuniziert wur<strong>de</strong> (die<br />

<strong>zu</strong>grun<strong>de</strong>gelegte Strafnorm gilt heute nicht mehr):<br />

Der Bischof von Würzburg<br />

Oberhirtliche Strafsentenz<br />

Zu Unserem großen Schmerz haben Wir erfahren, dass Frau Elfi Schreiter, Trossenfurt, nach bürgerlicher Scheidung ihrer Ehe eine bürgerliche Ehe mit H. Dr. phil. Karl Deschner<br />

geschlossen hat und diese vor Gott und <strong>de</strong>m Gewissen ungültige Verbindung <strong>zu</strong>m öffentlichen Ärgernis <strong>de</strong>r Gläubigen fortsetzt.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>r kirchlichen Vorschrift haben Wir die Genannten durch ein eigenes Oberhirtliches Mahnwort aufgefor<strong>de</strong>rt, die sündhafte Verbindung auf<strong>zu</strong>geben, haben Ihnen auch<br />

kirchliche Strafen angedroht, sofern sie im Ungehorsam gegen das göttliche Gesetz verharren.<br />

Diese Mahnung und Strafandrohung blieben <strong>zu</strong> Unserem größten Schmerz seitens <strong>de</strong>r Schuldigen fruchtlos und unbeachtet, sodass Wir Uns genötigt sehen, <strong>zu</strong>r Sühne für das gegebene<br />

Ärgernis und <strong>zu</strong>r Rettung ihrer Seelen die angedrohten kirchlichen Strafen über sie <strong>zu</strong> verhängen. In Kraft Unserer Oberhirtlichen Vollmacht und Gewalt erklären Wir hiermit die<br />

Genannten, Frau Elfi Schreiter, H. Dr. Karl Deschner, <strong>de</strong>r kirchlichen Strafe nach can.2356 <strong>de</strong>s kirchlichen Gesetzbuches verfallen. Sie sollen von heute an ausgeschlossen sein vom


Empfang <strong>de</strong>r hl. Sakramente <strong>de</strong>r Kirche und überdies <strong>de</strong>s kirchlichen Begräbnisses verlustig wer<strong>de</strong>n, sofern sie in ihrer unbüßfertigen Gesinnung bis <strong>zu</strong>m To<strong>de</strong> verharren.<br />

Wir hoffen aber, dass die Fehlen<strong>de</strong>n durch die nach <strong>de</strong>m Gesetze <strong>de</strong>r hl. Kirche verhängten Strafen <strong>zu</strong>r Einsicht kommen und beten <strong>zu</strong> Gott, dass er ihnen bald wie<strong>de</strong>r die Gna<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Rückkehr <strong>zu</strong>m Gehorsam gegen die hl. Kirche gewähre,<br />

Würzburg, <strong>de</strong>n 11.1.52<br />

+ Julius<br />

Bischof von Würzburg.[4]<br />

Östlich-orthodoxe Kirchen<br />

In <strong>de</strong>r orthodoxen Kirche ist die Exkommunikation ein Ausschluss von <strong>de</strong>r Eucharistie. Sie ist kein Ausschluss aus <strong>de</strong>r Kirche und hat nicht <strong>de</strong>n gleichen schwerwiegen<strong>de</strong>n Charakter wie<br />

in <strong>de</strong>r Westkirche. Die Exkommunikation kann schon aus relativ geringfügigen Grün<strong>de</strong>n ausgesprochen wer<strong>de</strong>n, etwa wenn jemand innerhalb <strong>de</strong>s letzten Jahres nicht gebeichtet hat, o<strong>de</strong>r<br />

als Exkommunikation auf Zeit als Teil einer Buße.<br />

Neben <strong>de</strong>r Exkommunikation gibt es auch <strong>de</strong>n Ausschluss, in<strong>de</strong>m jemand Anathema erklärt wird, aber das geschieht nur in Fällen von schwerwiegen<strong>de</strong>r und nicht bereuter Häresie. Auch<br />

in diesem Fall wird die Person nicht durch die Kirche verdammt, son<strong>de</strong>rn außerhalb <strong>de</strong>r Kirche sich selbst überlassen.<br />

Erst 1965 wur<strong>de</strong> die gegenseitige Exkommunikation zwischen Ost- und Westkirche durch Papst Paul VI. und <strong>de</strong>n Patriarchen Athenagoras aufgehoben.<br />

Evangelische Kirche<br />

In <strong>de</strong>n meisten evangelischen Kirchen gibt es rechtlich die Möglichkeit, jeman<strong>de</strong>n aus schwerwiegen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n vom Abendmahl aus<strong>zu</strong>schließen, die jedoch sehr selten in die Praxis<br />

umgesetzt wird.<br />

Freikirchen<br />

In Freikirchen gibt es die rechtliche Möglichkeit <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>ausschlusses. Oft versuchen in Ungna<strong>de</strong> gefallene Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Gemein<strong>de</strong>ausschluss durch Wechsel in eine an<strong>de</strong>re<br />

Freikirche <strong>zu</strong>vor<strong>zu</strong>kommen. Der Wechsel in eine glaubensmäßig gleichstehen<strong>de</strong> christliche Gemein<strong>de</strong> ist aber i. d. R. nur durch eine "Überweisung" (Empfehlung) <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r<br />

man angehörte, möglich.<br />

Islam<br />

Der Islam kennt als nichtkirchlich organisierte Religion keine Exkommunikation. Es fehlt eine Institution, die dafür <strong>zu</strong>ständig sein könnte.<br />

Es gibt allerdings das Konzept <strong>de</strong>r Meidung (siehe auch al-walā' wa-l-barā'a).<br />

Kirche Jesu Christi <strong>de</strong>r Heiligen <strong>de</strong>r letzten Tage<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Kirche Jesu Christi <strong>de</strong>r Heiligen <strong>de</strong>r letzten Tage steht eine Person unter Gemeinschaftsent<strong>zu</strong>g, die zwar noch <strong>de</strong>n Mitgliedstatus innehat, aber nur noch eingeschränkte<br />

Mitgliedsrechte besitzt. Diese Maßnahme wird für ernste Übertretungen <strong>de</strong>r kirchlichen Gebote und Regeln ausgesprochen. Eine Person unter Gemeinschaftsent<strong>zu</strong>g wird <strong>de</strong>r sog.<br />

Tempelempfehlungsschein entzogen. Das be<strong>de</strong>utet, dass dieses Mitglied nicht mehr <strong>de</strong>n Tempel betreten darf. Weiter darf diese Person kein kirchliches Amt ausführen und<br />

Priestertumshandlungen vollziehen. Auch darf die Person keine öffentlichen Ansprachen o<strong>de</strong>r öffentliche Gebete führen. Zum Gemeinschaftsent<strong>zu</strong>g können auch <strong>zu</strong>sätzliche Auflagen<br />

ausgesprochen wer<strong>de</strong>n, wie z.B. die Distanz <strong>zu</strong> pornografischen Schriften und an<strong>de</strong>ren negativen Einflüssen im Sinne <strong>de</strong>r Kirchenmoral. Weitere Auflagen können das Lesen von<br />

mormonischer Literatur und das regelmäßige Besuchen von Versammlungen sein. Mitglie<strong>de</strong>r unter Gemeinschaftsent<strong>zu</strong>g sollen aber weiter <strong>de</strong>n „Zehnten" und das „Fastenopfer“ zahlen.


Auch sollen sie, falls sie bereits das Endowment empfangen haben, die Tempelunterwäsche weiter tragen und danach streben, aufrichtig bereuend die Rückkehr in die kirchliche<br />

Gemeinschaft <strong>zu</strong> suchen.<br />

Gemeinschaftsent<strong>zu</strong>g ist ein vorübergehen<strong>de</strong>r Zustand. In <strong>de</strong>r Regel wird er für die Dauer von min<strong>de</strong>stens einem Monat verhängt. Wenn ein Mitglied ehrliche Reue zeugt, kann <strong>de</strong>r<br />

Disziplinarrat sich erneut <strong>zu</strong>sammensetzen und darüber entschei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Mitglied wie<strong>de</strong>r die vollen Mitgliedschaftsrechte ein<strong>zu</strong>räumen. Sollte das Mitglied keine Reue zeigen, so kommt<br />

<strong>de</strong>r Rat <strong>zu</strong>sammen und beschließt entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Gemeinschaftsent<strong>zu</strong>g fort<strong>zu</strong>führen o<strong>de</strong>r das Mitglied aus<strong>zu</strong>schließen.<br />

Zeugen Jehovas<br />

Bei Zeugen Jehovas wird die Exkommunikation "Gemeinschaftsent<strong>zu</strong>g" genannt und soll als Meidung praktiziert wer<strong>de</strong>n. Nach Ansicht <strong>de</strong>r Zeugen Jehovas soll dadurch folgen<strong>de</strong>s<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n:<br />

1. Einhaltung biblischer Vorgaben, die <strong>de</strong>n Gemeinschaftsent<strong>zu</strong>g bei schwerem, reuelosem Fehlverhalten for<strong>de</strong>rn,<br />

2. Geistige Reinerhaltung <strong>de</strong>r Christenversammlung,<br />

3. Schutz An<strong>de</strong>rer vor <strong>de</strong>m möglicherweise zersetzen<strong>de</strong>n Einfluss „willentlicher Übeltäter“,<br />

4. Anstoß <strong>zu</strong>r Um-/Rückkehr <strong>de</strong>s Ausgeschlossenen.<br />

Wird <strong>de</strong>r Ältestenschaft einer Christenversammlung ein schweres Fehlverhalten gegen die Glaubensgrundsätze <strong>de</strong>r Zeugen Jehovas bekannt, wie <strong>zu</strong>m Beispiel Ehebruch, Betrug,<br />

Spriritismus, Verleumdung, Kritik an <strong>de</strong>r Lehre etc., so ernennt sie zwei Älteste, die <strong>zu</strong>nächst untersuchen, ob die Einset<strong>zu</strong>ng eines „Rechtskomitees“ gerechtfertigt ist. Dieses ebenfalls<br />

durch die Ältestenschaft ernannte Rechtskomitee besteht aus min<strong>de</strong>stens drei Ältesten <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Versammlung. Diese fungieren in Personalunion als Ankläger, Verteidiger und<br />

Richter. Der Beschuldigte hat nicht das Recht, jeman<strong>de</strong>n als Beobachter o<strong>de</strong>r als Beistand <strong>zu</strong>m Rechtskomitee mit<strong>zu</strong>nehmen. Er hat das Recht, einzelne aus diesem Komitee o<strong>de</strong>r auch<br />

das ganze Komitee für befangen (Befangenheit) <strong>zu</strong> erklären und somit ein neues Komitee <strong>zu</strong>sammenstellen <strong>zu</strong> lassen. (In diesem Falle wird ein neues Rechtskomitee <strong>zu</strong>sammengestellt,<br />

welches aus Ältesten an<strong>de</strong>rer Ortsversammlungen besteht, die we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Beschuldigten noch <strong>de</strong>n Fall im voraus kennen. Diese Ältesten wer<strong>de</strong>n dann <strong>de</strong>n Beschuldigten nochmals<br />

anhören und das Für-und-Wi<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r vorgelegten Beweise ein weiteres Mal werten.)<br />

Das Rechtskomitee bespricht mit <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Person, ob die gemachten Vorwürfe überhaupt <strong>zu</strong>treffend sind. Wird das Fehlverhalten <strong>zu</strong>gegeben o<strong>de</strong>r wird diese Person durch<br />

ein<strong>de</strong>utige Beweise überführt, so wird ihr dargelegt, inwiefern durch ihr Verhalten Grundsätze verletzt wur<strong>de</strong>n. Zeigt die betreffen<strong>de</strong> Person, dass sie ihr Verhalten bereut, so wird sie „still<br />

<strong>zu</strong>rechtgewiesen“, was be<strong>de</strong>utet, dass we<strong>de</strong>r das Fehlverhalten noch irgendwelche Inhalte <strong>de</strong>s Gespräches jeman<strong>de</strong>m bekannt gemacht wer<strong>de</strong>n. Ist die Fehlhandlung allerdings <strong>de</strong>r<br />

Versammlung bekannt gewor<strong>de</strong>n, so wird <strong>de</strong>r Versammlung ohne Angabe <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> durch eine kurze Mitteilung lediglich bekanntgegeben, dass " ..Bru<strong>de</strong>r/Schwester...(Name)... durch<br />

das Rechtskomitee <strong>de</strong>r Versammlung <strong>zu</strong>rechtgewiesen wur<strong>de</strong>."<br />

Zeigt <strong>de</strong>r Betreffen<strong>de</strong> jedoch keine Reue, <strong>zu</strong>m Beispiel in<strong>de</strong>m er dies vor <strong>de</strong>m Rechtskomitee <strong>de</strong>utlich sagt o<strong>de</strong>r sein Verhalten nicht korrigiert, wird ihm, nach<strong>de</strong>m er eine Woche Zeit für<br />

eine Berufung hatte, die Gemeinschaft entzogen. Er kann verlangen, ein an<strong>de</strong>res Komitee ein<strong>zu</strong>berufen, wenn er triftige Grün<strong>de</strong> anführen kann, die Fehler aufzeigen. Nach dieser<br />

Berufung besteht als letzte, dritte Instanz eine Berufung, eingesetzt vom <strong>zu</strong>ständigen Zweigbüro.<br />

Zeugen Jehovas sind gehalten, Ausgeschlossene <strong>zu</strong> mei<strong>de</strong>n, also die sozialen Beziehungen mit <strong>de</strong>r betroffenen Person ab<strong>zu</strong>brechen, und berufen sich dabei auf 2 Joh 1,8-11 ELB.<br />

Ausgeschlossene wer<strong>de</strong>n boykottiert, man grüßt sie nicht mehr und lässt sich nicht von ihnen besuchen. Ehen mit Ausgeschlossenen sollen zwar formal aufrechterhalten wer<strong>de</strong>n, die<br />

geistige Gemeinschaft mit <strong>de</strong>m ausgeschlossen Ehepartner muss aber eingestellt wer<strong>de</strong>n.[5]<br />

Ausgeschlossene können zwar die Zusammenkünfte im Königreichssaal besuchen, wer<strong>de</strong>n jedoch nicht gegrüßt und dürfen das Wortnicht ergreifen. Sie haben die Möglichkeit, durch<br />

schriftlichen Antrag wie<strong>de</strong>r in die Gemeinschaft <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kehren, falls sie das an ihnen gerügte Verhalten nicht mehr zeigen und es aufrichtig bereuen. Es wird erwartet, dass sie die<br />

Zusammenkünfte regelmäßig besuchen, soweit es ihre privaten und/o<strong>de</strong>r beruflichen Verpflichtungen <strong>zu</strong>lassen. Etwa ein Drittel machen von dieser Möglichkeit Gebrauch. Die Rückkehr<br />

ist selbst nach schwersten Vergehungen, die möglicherweise auch von einem staatlichen Gericht als Verbrechen verurteilt wur<strong>de</strong>n, möglich. Allein ausschlaggebend ist die aufrichtige<br />

Reue <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Person.


Nach <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufnahme kann ein Rückkehrer wie<strong>de</strong>r normal am Versammlungsgeschehen teilnehmen und nach einem angemessenen Zeitraum sogar ein Dienstamt (Ältester,<br />

Dienstamtgehilfe) beklei<strong>de</strong>n, wenn er ansonsten die biblischen Erfor<strong>de</strong>rnisse nach 1.Timotheus 3:1-5 erfüllt. Mitunter wer<strong>de</strong>n für eine begrenzte Zeit eine Reihe von Auflagen erteilt,<br />

bevor er ohne Einschränkungen am Versammlungsgeschehen teilnehmen darf.<br />

Die Ältestenschaft ernennt regelmäßig (etwa einmal im Jahr vor <strong>de</strong>r Abendmahlfeier) zwei Älteste, die versuchen, mit Ausgeschlossenen einen Kontakt her<strong>zu</strong>stellen um ihn <strong>zu</strong> einer<br />

Sinnesän<strong>de</strong>rung <strong>zu</strong> bewegen. Verbittet sich <strong>de</strong>r Ausgeschlossene ausdrücklich diese Versuche einer Kontaktaufnahme, so unterbleiben diese.<br />

An<strong>de</strong>re Gemeinschaften<br />

Auch an<strong>de</strong>re Gemeinschaften kennen Formen, die <strong>de</strong>r Exkommunikation vergleichbar sind, o<strong>de</strong>r diese übertreffen. Da<strong>zu</strong> zählt beispielsweise die Erklärung <strong>zu</strong>r „Unterdrückerischen<br />

Person“ durch Scientology.<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Can. 1331 § 1. Weiters ist ihm jeglicher Dienst bei <strong>de</strong>r Feier <strong>de</strong>s eucharistischen Opfers untersagt, sowie bei an<strong>de</strong>ren gottesdienstlichen Feiern; auch darf er keine Akte <strong>de</strong>r<br />

Leitungsgewalt setzen.<br />

2. ↑ Can. 1335:Wenn eine Beugestrafe untersagt, Sakramente o<strong>de</strong>r Sakramentalien <strong>zu</strong> spen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r einen Akt <strong>de</strong>r Leitungsgewalt <strong>zu</strong> setzen, wird das Verbot ausgesetzt, sooft es für<br />

das Heil von Gläubigen notwendig ist, die sich in To<strong>de</strong>sgefahr befin<strong>de</strong>n; wenn eine als Tatstrafe verwirkte Beugestrafe nicht festgestellt ist, wird das Verbot außer<strong>de</strong>m ausgesetzt,<br />

sooft ein Gläubiger um die Spendung eines Sakramentes o<strong>de</strong>r Sakramentale o<strong>de</strong>r um einen Akt <strong>de</strong>r Leitungsgewalt nachsucht; das aber <strong>zu</strong> erbitten, ist aus jedwe<strong>de</strong>m gerechten<br />

Grund erlaubt.<br />

3. ↑ Can. 1352: § 1. Wenn eine Strafe <strong>de</strong>n Empfang von Sakramenten o<strong>de</strong>r Sakramentalien verbietet, wird das Verbot ausgesetzt, solange sich <strong>de</strong>r Täter in To<strong>de</strong>sgefahr befin<strong>de</strong>t. § 2.<br />

Die Verpflichtung <strong>zu</strong>r Beachtung einer Tatstrafe, die we<strong>de</strong>r festgestellt wor<strong>de</strong>n ist noch an <strong>de</strong>m Ort, wo sich <strong>de</strong>r Täter aufhält, offenkundig ist, wird insofern ganz o<strong>de</strong>r teilweise<br />

ausgesetzt, als sie <strong>de</strong>r Täter nicht ohne Gefahr eines schweren Ärgernisses o<strong>de</strong>r einer Rufschädigung beachten kann.<br />

4. ↑ http://www.xxx<br />

5. ↑ Hans Joas (Hrsg.), Lehrbuch <strong>de</strong>r Soziologie, 3. Auflage, Campus Verlag, Frankfurt am Main 2007, S. 227<br />

Literatur<br />

• Daniel Fingerle: Das Recht <strong>de</strong>r Kirche Jesu Christi <strong>de</strong>r Heiligen <strong>de</strong>r letzten Tage. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2000, ISBN 3-631-35692-7 (Zugleich: Freiburg (Breisgau),<br />

Univ., Diss, 1999).<br />

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Frie<strong>de</strong>n von Stockelsdorf<br />

Der Frie<strong>de</strong>n von Stockelsdorf war ein am 18. November 1534 bei Stockelsdorf vor <strong>de</strong>n Toren <strong>de</strong>r Hansestadt Lübeck geschlossener Teilfrie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Grafenfeh<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Krieg in Holstein<br />

und <strong>de</strong>m Lübecker Umland been<strong>de</strong>te, während er in Dänemark fortgesetzt wur<strong>de</strong>.<br />

Als im Frühjahr 1534 die Grafenfeh<strong>de</strong> ausbrach, griffen die Lübecker unter ihrem Bürgermeister Jürgen Wullenwever und ihrem Hauptmann Marx Meyer <strong>zu</strong>nächst holsteinisches Gebiet<br />

an, während Christoph von Ol<strong>de</strong>nburg in Dänemark agierte. Ersten schnellen Siegen <strong>de</strong>r Lübecker folgten bald kriegerische Misserfolge. Herzog Christian gelang es schon bald,<br />

Travemün<strong>de</strong> ein<strong>zu</strong>nehmen, von wo aus er Lübeck belagerte, in<strong>de</strong>m er die Trave absperrte. Auf diese Weise wur<strong>de</strong> jeglicher Han<strong>de</strong>l unmöglich. Wullenwevers Beliebtheit in <strong>de</strong>r Stadt sank<br />

rapi<strong>de</strong>. Zu diesem Zeitpunkt wur<strong>de</strong>n erste Klagen laut, dass er auf nieman<strong>de</strong>n mehr höre als auf <strong>de</strong>n aus Hamburg gebürtigen Syndicus Johann Ol<strong>de</strong>ndorp und seinen Feldherrn, <strong>de</strong>n<br />

Hamburger Ankerschmied Marx Meyer.<br />

Herzog Christian war an einer schnellen Beendigung <strong>de</strong>s Konflikts in Holstein gelegen, damit er seine Kräfte auf Dänemark konzentrieren konnte. So war <strong>de</strong>r am 18. November 1534<br />

geschlossene Frie<strong>de</strong>n von Stockelsdorf, <strong>de</strong>n Krieg in Holstein been<strong>de</strong>te, für Lübeck recht glimpflich: Mit Zustimmung aller Beteiligten wur<strong>de</strong> in Dänemark weitergekämpft. Das<br />

zwischenzeitlich von Dänen blockierte und besetzte Travemün<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> gegen das von Marx Meyer besetzte Trittau <strong>zu</strong>rückgetauscht.<br />

Die Lübecker Bürgerschaft empörte sich wegen <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Folgen <strong>de</strong>s Krieges und setzte <strong>de</strong>n Rücktritt vieler Unterstützer Wullenwevers und die Rückkehr <strong>de</strong>r von diesen<br />

abgesetzten Ratsherren um Nikolaus Brömse nach Lübeck durch.<br />

Literatur<br />

• A. Graßmann (Hrsg.): Lübeckische Geschichte, 1989, ISBN 3-7950-3203-2<br />

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Hohes Gericht am Lechlumer Holz<br />

Das Hohe Gericht am Lechlumer Holz diente vom 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt bis Mitte 1759 als Hauptrichtstätte <strong>de</strong>s Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Anlage befin<strong>de</strong>t sich auf einer<br />

Hügelkuppe (Galgenberg) oberhalb <strong>de</strong>r Oker am nordwestlichen Rand <strong>de</strong>s Lechlumer Holzes, einem kleinen Waldstück an <strong>de</strong>r alten Heerstraße, die von Wolfenbüttel über Stöckheim und<br />

Melvero<strong>de</strong> nach Braunschweig verlief. Die Überreste <strong>de</strong>s Hinrichtungsplatzes sind noch heute erkennbar.<br />

Geschichte<br />

Erstmals erwähnt wur<strong>de</strong> das Hohe Gericht am „Lecheln Holze“ (damaliger Name) 1603 als „Herzogliches Hauptgericht“. Zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt dürfte es aber bereits seit längerer Zeit<br />

bestan<strong>de</strong>n haben. Seine Benennung leitet sich vom wüst gefallenen Dorf Leche<strong>de</strong> ab. Ursprünglich war <strong>de</strong>r Ort als „Stöckheimer Streithorn“ bekannt, <strong>de</strong>r, seit er bewal<strong>de</strong>t ist, dann<br />

„Stöckheimer Streithorst“ genannt wur<strong>de</strong>.[1]<br />

Die Richtstätte bestand aus zwei nebeneinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Plattformen, die von Gräben und Wällen umgeben waren. Sie maßen ca. 48 × 18,5 m und hatten jeweils mehrere Galgen,<br />

Hexenpfähle und Rä<strong>de</strong>r. Im Laufe von mehr als 160 Jahren wur<strong>de</strong>n dort die To<strong>de</strong>surteile für Delinquenten aus <strong>de</strong>m Fürstentum und <strong>de</strong>r Stadt Braunschweig vollstreckt. Zur Zeit <strong>de</strong>r


Welfenherzöge Heinrich Julius (1589–1613) und August <strong>de</strong>m Jüngeren (1579–1666) fan<strong>de</strong>n hier auch zahlreiche „Hexen“ und „Zauberinnen“ <strong>de</strong>n Tod auf <strong>de</strong>m Scheiterhaufen o<strong>de</strong>r durch<br />

Enthaupten. Die Rehtmeyersche Chronik von 1590 vermerkte da<strong>zu</strong>: „In <strong>de</strong>n Fasten dieses Jahres ließ <strong>de</strong>r Herzog viele Hexenmeister und Zauberinnen <strong>zu</strong> Wolfenbüttel verbrennen, als<br />

wohin aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> Braunschweig, Göttingen und Cahlenbergischen Theils, alle Maleficanten <strong>zu</strong>sammengebracht und gerichtet wur<strong>de</strong>n … Wie dann <strong>zu</strong> Wolfenbüttel öfters an einem<br />

Tag 10, 12 und mehr gebrant, und <strong>de</strong>r Orts <strong>de</strong>s Lecheln Holzes von <strong>de</strong>n Zauberpfählen als ein kleiner Wald an<strong>zu</strong>sehen gewesen.“[2] Erhängte ließ man <strong>zu</strong>r Abschreckung am Galgen<br />

hängend verwesen.<br />

Der wohl bekannteste Delinquent, an <strong>de</strong>m hier wahrscheinlich das To<strong>de</strong>surteil vollstreckt wur<strong>de</strong>, war <strong>de</strong>r Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, er wur<strong>de</strong> im September 1537 mit<br />

<strong>de</strong>m Schwert gerichtet. Zwar gibt es keine Dokumente, die <strong>de</strong>n Ort bestätigen, doch liegt die Vermutung sehr nahe. Mitte 1759 wur<strong>de</strong> das Hohe Gericht am Lecheln Holtze aufgegeben<br />

und die Richtstätte auf <strong>de</strong>n Wen<strong>de</strong>sser Berg, wenige Kilometer südöstlich von Wolfenbüttel, verlegt.[3]<br />

Ab Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts verfiel und überwucherte die Anlage; 1964 wur<strong>de</strong> sie von Wilhelm Bornstedt, <strong>de</strong>m damaligen Braunschweiger Stadtheimatpfleger, wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt.[1] Ab<br />

1981 wur<strong>de</strong> das Gelän<strong>de</strong> behutsam wie<strong>de</strong>r hergestellt und 1986 ein Ge<strong>de</strong>nkstein aufgestellt.<br />

Literatur<br />

• Wilhelm Bornstedt: Das herzogliche „Hohe Gericht“ im Stöckheimer Streithorn am Lecheln Holze, vom 16. bis <strong>zu</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt (Diebstahl, Mord, Raub und<br />

Hexenverbrennung). Stadtheimatpfleger, Braunschweig 1982 (Denkmalpflege und Geschichte NF 2, ISSN 0175-3029).<br />

• Joachim Lehrmann: Hexen- und Dämonenglaube im Lan<strong>de</strong> Braunschweig. Die Geschichte einer Verfolgung unter regionalem Aspekt. Stark erweiterte und überarbeitete 2.<br />

Auflage. Lehrmann, Lehrte 2009, ISBN 978-3-9803642-8-7.<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ a b Joachim Lehrmann: Hexen- und Dämonenglaube im Lan<strong>de</strong> Braunschweig. Die Geschichte einer Verfolgung unter regionalem Aspekt, S. 117<br />

2. ↑ Alte Richtstätte im Lechlumer Holz<br />

3. ↑ Ortsgeschichte Wen<strong>de</strong>ssen<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Dreikronenkrieg<br />

(Weitergeleitet von Nordischer Siebenjähriger Krieg)<br />

Der Dreikronenkrieg (auch als Nordischer Siebenjähriger Krieg bezeichnet) war Teil <strong>de</strong>r Nordischen Kriege.<br />

Vorgeschichte<br />

Schwe<strong>de</strong>n war 1523 aus <strong>de</strong>r Kalmarer Union ausgetreten und unter Gustav I. Wasa ein unabhängiges Königreich gewor<strong>de</strong>n. Sein Missfallen darüber machte <strong>de</strong>r dänische König Christian<br />

III. <strong>de</strong>utlich, in<strong>de</strong>m er die drei Kronen, welche die drei nordischen Königreiche in <strong>de</strong>r Kalmarer Union repräsentierten und bis heute im schwedischen Wappen geführt wer<strong>de</strong>n, in sein<br />

eigenes Wappen einfügte. Dies wur<strong>de</strong> von schwedischer Seite als Beweis gesehen, dass Dänemark fortwährend Anspruch auf Schwe<strong>de</strong>n erhob.


Trotz<strong>de</strong>m gab es gemeinsame Bestrebungen mit Dänemark, die Vorherrschaft in <strong>de</strong>r Ostsee <strong>zu</strong> sichern. Sie waren Verbün<strong>de</strong>te im Livländischen Krieg, um Russlands Drang an die<br />

Ostseeküste <strong>zu</strong> stoppen, und kämpften gemeinsam gegen die Macht <strong>de</strong>r Hanse.<br />

Nach <strong>de</strong>m Tod von Gustav I. Wasa und Christian III. übernahmen neue ehrgeizige Monarchen die Macht in bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn – Erik XIV. in Schwe<strong>de</strong>n und Friedrich II. in Dänemark.<br />

Schwe<strong>de</strong>n durchkreuzte mit seinen Feldzügen Dänemarks Pläne, Estland <strong>zu</strong> gewinnen.<br />

Kriegsbeginn<br />

Unausweichlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Krieg, als Dänemark im Februar 1563 Gesandte von Erik festhielt, die dieser nach Hessen geschickt hatte, um Heiratsverhandlungen mit <strong>de</strong>r dortigen<br />

Prinzessin Kristina auf<strong>zu</strong>nehmen. Etwa gleichzeitig hatte Erik das dänische und das norwegische Wappen in sein Wappen integriert. Die Hansestadt Lübeck, ohne großen Rückhalt in <strong>de</strong>r<br />

Hanse, schloss sich im Juni Dänemark an, weil Schwe<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit Russland behin<strong>de</strong>rte. Im Herbst folgte Polen, das sich weiteren Machtgewinn im Ostseeraum erhoffte.<br />

Kriegsverlauf<br />

Die Kämpfe fan<strong>de</strong>n hauptsächlich im Sü<strong>de</strong>n Schwe<strong>de</strong>ns statt und führten <strong>zu</strong> einem ständigen Wechsel <strong>de</strong>r Machtverhältnisse in dieser Region. Gekämpft wur<strong>de</strong> sowohl an Land, als auch<br />

und hauptsächlich jedoch auf <strong>de</strong>r Ostsee. Die Seeschlachten bewirkten ein in Europa viel beachtetes maritimes Wettrüsten <strong>de</strong>r Parteien, das <strong>zu</strong> Neuerungen im Kriegsschiffbau führte.<br />

Während <strong>zu</strong>vor die Konstruktion fast ausschließlich auf <strong>de</strong>n Enterkrieg und Transport von Landsknechten und Söldnertruppen <strong>zu</strong>r Anlandung am Ort eines Landkonfliktes ausgerichtet<br />

war, gewann für die Seekriegsführung <strong>de</strong>r Kampf auf Artilleriedistanz an Be<strong>de</strong>utung. Die eingesetzten Linienschiffe wur<strong>de</strong>n daher be<strong>de</strong>utend größer. Nach anfänglichen Verlusten konnte<br />

die schwedische Flotte En<strong>de</strong> 1565 einige entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Siege erringen und war danach für längere Zeit Herrin im Ostseeraum. Im Jahr 1562 kam es unter <strong>de</strong>m dänischen Admiral Pe<strong>de</strong>r<br />

Skram <strong>zu</strong> keinen größeren Seegefechten. Erst im Folgejahr unter seinem Nachfolger Herluf Trolle kam es am 30. Mai 1563 <strong>zu</strong> einem ersten Seegefecht in <strong>de</strong>r Mittleren Ostsee bei <strong>de</strong>r<br />

Insel Bornholm. Im Folgejahr 1564 kam es wie<strong>de</strong>rum am 30. Mai <strong>zu</strong>r (ersten) Seeschlacht <strong>de</strong>s Krieges zwischen <strong>de</strong>n Inseln Öland und Gotland. Den mit <strong>de</strong>n Dänen verbün<strong>de</strong>ten<br />

Lübeckern unter Admiral Friedrich Knebel gelang es, das schwedische Flaggschiff Makelös <strong>zu</strong> entern und <strong>de</strong>n schwedischen Admiral Jakob Bagge sowie <strong>de</strong>ssen Stellvertreter Arved<br />

Trolle gefangen <strong>zu</strong> nehmen. Die Makelös sank kurz nach <strong>de</strong>m Entern durch eine Explosion. Dieser Zwischenerfolg erleichterte die Finanzierung und begünstigte das Wettrüsten unter <strong>de</strong>n<br />

Parteien.[1] Weitere Seegefechte folgten am 12. Juli vor Warnemün<strong>de</strong> und am 14. August 1564 erneut zwischen Öland und Gotland, bei <strong>de</strong>m die Schwe<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Befehl ihres<br />

Admirals Klas Horn stan<strong>de</strong>n. Im Folgejahr 1565 trafen die Parteien nach einem Gefecht vor <strong>de</strong>r Küste Pommerns am 21. Mai erneut am 4. Juni im Seegebiet <strong>de</strong>r Mecklenburger Bucht<br />

aufeinan<strong>de</strong>r. Der dänische Admiral Herluf Trolle verstarb drei Wochen nach <strong>de</strong>r Schlacht an <strong>de</strong>n Folgen seiner Verlet<strong>zu</strong>ngen in Kopenhagen. Schon am 7. Juli 1565 kam es <strong>zu</strong> einer<br />

weiteren Seeschlacht im Seegebiet zwischen <strong>de</strong>n Inseln Bornholm und Rügen.<br />

Bartholomeus Tinnappel als Bürgermeister von Lübeck und kommandieren<strong>de</strong>r Admiral <strong>de</strong>r Hanseflotte lieferte sich im Juli 1566 mit <strong>de</strong>n Schwe<strong>de</strong>n ein Seegefecht zwischen <strong>de</strong>n Inseln<br />

Öland und Gotland. Am 19. Juli 1566 sank nach diesem Gefecht eine große Anzahl <strong>de</strong>r Kriegsschiffe <strong>de</strong>r dänisch-lübischen Flotte, weil <strong>de</strong>r Ankerplatz für das Wetter ungünstig war.<br />

Dänemark und die Hanse verloren damit einen Großteil ihrer Seemacht. [2]<br />

Landseitig war es bereits am 20. Oktober <strong>zu</strong>r Schlacht bei Axtorna gekommen und am 9. August 1566 trafen die Parteien <strong>de</strong>s Krieges in <strong>de</strong>r Schlacht von Brobacka aufeinan<strong>de</strong>r.<br />

1567 fielen schwedische Truppen in Norwegen ein, doch gleichzeitig verfiel Erik XIV. in einen Verwirrungs<strong>zu</strong>stand, was die schwedische Kriegsführung einschränkte. Auch die dänische<br />

Seite war erschöpft und nach Eriks Abset<strong>zu</strong>ng als König ruhten die Kriegshandlungen zeitweilig.<br />

Schon in <strong>de</strong>n ersten Kriegsjahren gab es verschie<strong>de</strong>ne Versuche, <strong>de</strong>n Streit friedlich <strong>zu</strong> lösen. Unter an<strong>de</strong>rem setzten sich die <strong>de</strong>utschen Kaiser Ferdinand I. und Maximilian II. für<br />

Verhandlungen ein. Während <strong>de</strong>s Aufstan<strong>de</strong>s von Johann III. gegen seinen Bru<strong>de</strong>r führte er Verhandlungen mit Dänemark, die am 18. November 1568 <strong>zu</strong>m Vertrag von Roskil<strong>de</strong> führten.<br />

Dieser wur<strong>de</strong> jedoch schon 1569 von schwedischer Seite gebrochen und die Kämpfe begannen erneut.<br />

Kriegsen<strong>de</strong><br />

Ein erneuter Vermittlungsversuch von Maximilian II. führte schließlich am 13. Dezember 1570 <strong>zu</strong>m Frie<strong>de</strong>n von Stettin. Schwe<strong>de</strong>n ließ seinen Anspruch auf Schonen, Halland, Blekinge<br />

und Gotland fallen und <strong>de</strong>r Streit um die drei Kronen wur<strong>de</strong> auf spätere Verhandlungen vertagt. Aufgrund seiner isolierten Stellung und <strong>de</strong>r drohen<strong>de</strong>n Gefahr von russischer Seite musste


Schwe<strong>de</strong>n auch seine Besitztümer in Livland abgeben und beträchtliche Geldsummen an die <strong>de</strong>utsche Hanse zahlen.<br />

Literatur<br />

• Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeckische Geschichte. 1989, ISBN 3-7950-3203-2, S. 419–423.<br />

• Hermann Kirchhoff: Seemacht in <strong>de</strong>r Ostsee. Ihre Einwirkung auf die Geschichte <strong>de</strong>r Ostseelän<strong>de</strong>r im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Nebst einem Anhang über die Vorgeschichte <strong>de</strong>r Ostsee.<br />

Band II, Kiel 1908, S. 286-289.<br />

Fußnoten<br />

1. ↑ Zur Schiffbauentwicklung im Zuge <strong>de</strong>s Wettrüstens: siehe auch: Adler von Lübeck<br />

2. ↑ Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeckische Geschichte. 1989, ISBN 3-7950-3203-2, S. 422.<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Arkebuse<br />

Mit Hakenbüchse und Arkebuse wird eine vielfältige Familie von Vor<strong>de</strong>rla<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s 15. und 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts bezeichnet. Diese fin<strong>de</strong>n sich in Europa und Asien mit Luntenschloss und<br />

einem Kaliber von etwa 18 bis 20 Millimetern[1] (nach an<strong>de</strong>ren Angaben bis <strong>zu</strong> 25 Millimeter).<br />

Allgemeines<br />

Die früheren und schwereren Hakenbüchsen waren noch klobige Weiterentwicklungen <strong>de</strong>r Faustrohre, die allerdings mittels Kolben und Luntenschloss entschei<strong>de</strong>nd verbessert wur<strong>de</strong>n.<br />

Sie eigneten sich aufgrund ihrer Schwerfälligkeit ausschließlich als Verteidigungswaffen, wobei sie vorwiegend von <strong>de</strong>r Burgmauer herab eingesetzt wur<strong>de</strong>n; einige frühe Mo<strong>de</strong>lle mögen<br />

sich nur durch Kolben und Haken von einem Handrohr unterschie<strong>de</strong>n haben und wur<strong>de</strong>n (wie gehabt) abgefeuert, in<strong>de</strong>m die Lunte von Hand an das Zündloch geführt wur<strong>de</strong>. Aus <strong>de</strong>n<br />

Hakenbüchsen wur<strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts die <strong>de</strong>utlich handlicheren Arkebusen entwickelt. Sie waren die kürzeren und leichteren Zwillinge <strong>de</strong>r Musketen – die so schwer<br />

waren, dass sie stets eine Stützgabel erfor<strong>de</strong>rten – und konnten auch von Reitern genutzt wer<strong>de</strong>n; somit ermöglichten sie erstmals berittene Schützen und stellen also die Vorläufer <strong>de</strong>r<br />

Karabiner dar.[1]<br />

Etymologie, Begriffsklärungen<br />

Arkebuse ist von <strong>de</strong>r französischen Bezeichnung arquebuse abgeleitet, einer Verballhornung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Wortes Hakenbüchse.[1] Bei<strong>de</strong> Bezeichnungen verweisen auf einen eisernen<br />

Haken unter <strong>de</strong>m Lauf von frühen Hakenbüchsen. Mit diesem konnte die Feuerwaffe auf einer Unterlage wie einer Mauer o<strong>de</strong>r einem Ast fixiert (eingehakt) wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n enormen


Rückstoß ab<strong>zu</strong>fangen.[1]<br />

Die Begriffe Hakenbüchse und Arkebuse wer<strong>de</strong>n teils speziell (Hakenbüchse für die älteren, klobigeren Mo<strong>de</strong>lle, Arkebuse für die mo<strong>de</strong>rneren, handlicheren Bauarten), teils synonym<br />

verwen<strong>de</strong>t.<br />

Obwohl sowohl Hakenbüchsen als auch Arkebusen <strong>de</strong>n Haken im Namen führen, ist er nur bei frühen Ausführungen <strong>de</strong>r Hakenbüchse an<strong>zu</strong>treffen; Arkebusen haben ihn generell nicht.<br />

Während mo<strong>de</strong>rne Büchsen einen gezogenen (spiralförmig gerillten) Lauf haben, war dieser bei Hakenbüchse und Arkebuse stets glatt wie bei einer mo<strong>de</strong>rnen Flinte.<br />

Historische Entwicklung<br />

Die frühen Hakenbüchsen waren mit rund sieben Kilogramm [1], nach an<strong>de</strong>ren Angaben sogar mit bis <strong>zu</strong> 25 Kilogramm, noch sehr schwer.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong>n in Frankreich leichtere Mo<strong>de</strong>lle entwickelt, die in Deutschland als Arkebusen bezeichnet wur<strong>de</strong>n. Sie eigneten sich daher für die Kavallerie,<br />

wodurch die Truppengattung <strong>de</strong>r Arkebusierreiter entstand.<br />

Die Treffgenauigkeit sowohl <strong>de</strong>r Hakenbüchsen als auch <strong>de</strong>r Arkebusen (sowie <strong>de</strong>r Musketen) war relativ gering, so dass ihr Einsatz nur auf kurze Distanz o<strong>de</strong>r massiert als Batterie<br />

sinnvoll war.<br />

Die Schlachten von Cerignola und Garigliano (bei<strong>de</strong> 1503) sowie Bicocca (1522) waren frühe Siege <strong>de</strong>r mit Arkebusen bewaffneten Infanterie. Insbeson<strong>de</strong>re während <strong>de</strong>r Schlacht bei<br />

Pavia im Jahre 1525 stellten die Arkebusiere die Schlagkraft ihrer Feuerwaffen unter Beweis, in<strong>de</strong>m sie sowohl die Schweizer Reisläufer als auch die französischen schweren Reiter<br />

besiegten.<br />

Im späten 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt bil<strong>de</strong>ten die Musketiere die schwere Infanterie, während die Arkebusiere die leichte Infanterie darstellten. Jene traten <strong>zu</strong>erst um die Mitte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

in Piemont und Frankreich als berittene Truppe auf, die <strong>zu</strong>m Gefecht jedoch meistens absaß und aus <strong>de</strong>r sich später die Dragoner entwickelten. Die berüchtigten „Schwarzen Ban<strong>de</strong>n“<br />

(Ban<strong>de</strong> Nere) <strong>de</strong>s Condottiere Giovanni di Medici, genannt Giovanni dalle Ban<strong>de</strong> Nere, waren <strong>zu</strong>m großen Teil Angehörige dieser Waffengattung.<br />

Die <strong>de</strong>m französischen und italienischen Vorbild in Deutschland nachgebil<strong>de</strong>ten Abteilungen berittener Arkebusiere waren als „Hakenschützen“ o<strong>de</strong>r „Ban<strong>de</strong>lierreiter“ bekannt – nach<br />

<strong>de</strong>m quer über die Schulter getragenen Ban<strong>de</strong>lier <strong>zu</strong>m Anbringen <strong>de</strong>r Patronenhülsen.<br />

Verwendung in Asien<br />

Ab 1543 nahmen portugiesische Seefahrer und Händler Kontakt mit Japan auf. Unter <strong>de</strong>n gehan<strong>de</strong>lten Waren befan<strong>de</strong>n sich auch portugiesische Arkebusen, die später in großer Zahl von<br />

Schmie<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Insel Tanegashima als Tanegashima-Arkebusen nachgebaut wur<strong>de</strong>n. Ein späteres wichtiges Zentrum <strong>de</strong>r Feuerwaffenherstellung in Japan war Saiga, in <strong>de</strong>r heutigen<br />

Präfektur Wakayama, früher Provinz Kii.<br />

1575 entschie<strong>de</strong>n 3.000 Arkebusenschützen die Schlacht von Nagashino gegen Kavallerieangriffe <strong>de</strong>r gegnerischen Samurai für Oda Nobunaga.[2] Bei <strong>de</strong>r japanischen Invasion in Korea<br />

1592 waren etwas mehr als ein Viertel <strong>de</strong>r japanischen Truppen von 160.000 Mann mit Arkebusen ausgerüstet.[3] Im Zuge <strong>de</strong>r Abschließung Japans war <strong>de</strong>r Import und die Verwendung<br />

von Feuerwaffen von <strong>de</strong>n 1630er Jahren bis <strong>zu</strong>m Boshin-Krieg (1868/1869) unterbun<strong>de</strong>n.<br />

1571 in <strong>de</strong>r Seeschlacht von Lepanto zwischen einer Christlichen Liga, <strong>de</strong>r Spanien, Venedig und <strong>de</strong>r Kirchenstaat angehörten und <strong>de</strong>m Osmanischen Reich, waren neuartige Schiffe<br />

(Galeassen), aber auch Arkebusen entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n Sieg <strong>de</strong>r Christlichen Liga. Dieser Sieg hatte <strong>zu</strong>r Folge, dass die Osmanen, die über größere Ressourcen verfügten, 20.000<br />

Arkebusen in Auftrag gaben, die weitere Erfolge <strong>de</strong>r Osmanen ermöglichten.[4]<br />

Da <strong>de</strong>ren Krieger jedoch traditionell hauptsächlich <strong>zu</strong> Pferd und mit Pfeil und Bogen kämpften, setzten sich die Handfeuerwaffen <strong>zu</strong>erst bei <strong>de</strong>r disziplinierten Infanterie <strong>de</strong>r Janitscharen<br />

durch.<br />

Über das Osmanische Reich verbreiteten sich diese Waffen weiter nach Persien, Afghanistan, Indien und Nordafrika. Der zentralasiatische Jezail und <strong>de</strong>r indische Bandukh Torador


stammen von diesen Waffen ab, sind durch ihre Länge und Kaliber eher <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Musketen <strong>zu</strong> rechnen. Beson<strong>de</strong>rs in Zentralasien und Nordindien erreichte die Herstellung und<br />

Handhabung von Luntengewehren einen sehr hohen Standard.<br />

Auch in Nepal, Tibet und China wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Arkebusen- und Musketentypen mit Luntenzündung teilweise bis <strong>zu</strong> Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts verwen<strong>de</strong>t.<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ a b c d e Artikel ‚Arkebuse‘ in <strong>de</strong>r Brockhaus Enzyklopädie, Leipzig 1996, ISBN 3-7653-3100-7<br />

2. ↑ Noel Perrin: Giving Up the Gun. Japan’s Reversion to the Sword, 1543-1879. 3. Auflage. David R. Godine Publisher, 1999, ISBN 0-87923-773-2, S. 19 (Eingeschränkte<br />

Vorschau in <strong>de</strong>r Google Buchsuche).<br />

3. ↑ Perrin, S. 27<br />

4. ↑ GEO Epoche Nr. 28<br />

Literatur<br />

• Thomas Meyer: Bogen, Armbrust, Hakenbüchse. Entwicklung und Technik <strong>de</strong>r Fernwaffen <strong>de</strong>s Mittelalters. Books on Demand, Nor<strong>de</strong>rstedt 2009, ISBN 978-3-8370-8676-8.<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Feldschlange<br />

Die Feldschlange (Serpent; engl. Culverine), auch Kolubrine (franz. Couleuvrine, türk. Kolomborna), war ein Kanonentyp <strong>de</strong>s späten Mittelalters und <strong>de</strong>r Frühen Neuzeit.<br />

Feldschlangen hatten ein relativ kleines Kaliber (im Vergleich <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n sonst üblichen Kalibern dieser Zeit) von 6–8 cm. Der Lauf war mit bis <strong>zu</strong> drei Metern im Verhältnis da<strong>zu</strong> sehr lang,<br />

wodurch Treffergenauigkeit, Reichweite und Durchschlagswirkung <strong>de</strong>r Geschosse erhöht wur<strong>de</strong>n, da in <strong>de</strong>m längeren Lauf die Kugeln nachhaltiger <strong>de</strong>m Explosionsdruck <strong>de</strong>r<br />

Pulverkartusche ausgesetzt waren.<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>s Kanonengusses im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt beruhte auf <strong>de</strong>r Kombination mehrerer Durchbrüche in <strong>de</strong>n beteiligten Handwerken:<br />

• <strong>de</strong>r Entwicklung von Brennöfen mit höheren Temperaturen,<br />

• <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung beson<strong>de</strong>rs harter Bronzelegierungen,<br />

• <strong>de</strong>r dadurch möglichen Gewichtsersparnis (<strong>de</strong>r geringere Metallverbrauch pro Stück senkte auch die Kosten),<br />

• <strong>de</strong>n scharf gehüteten Geheimnissen, wie sich vom Mo<strong>de</strong>ll über die Gussform bis <strong>zu</strong>m Guss selbst überhaupt <strong>de</strong>rmaßen lange und präzise Rohre herstellen ließen.<br />

Die verschossenen Eisenkugeln hatten ein Gewicht von ca. ein bis zwei Kilogramm. Feldschlangen waren gewöhnlich auf einer zweirädrigen Lafette montiert, die von einem Pferd


gezogen wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung hatten die Feldschlangen in <strong>de</strong>r Seekriegsführung <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Vermutlich ist <strong>de</strong>r Sieg <strong>de</strong>r englischen Flotte gegen die spanische Armada im Jahre 1588 vor<br />

allem darauf <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, dass die Englän<strong>de</strong>r ihre starke zahlenmäßige Unterlegenheit an Schiffen und Mannschaften durch die größere Reichweite und Genauigkeit ihrer mit diesem<br />

neuen Kanonentyp ausgerüsteten Schiffe wettmachen konnten.<br />

Dieser Kanonentyp wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts bis ins 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt verwen<strong>de</strong>t. Er ging später in <strong>de</strong>r Feldkanone auf.<br />

Der Name Feldschlange kommt in Deutschland erstmals um 1440 vor und stammt von <strong>de</strong>r anfangs als Schlangen- o<strong>de</strong>r Drachenkopf gestalteten Mündung, die auf <strong>de</strong>n Gegner<br />

furchteinflößend wirken sollte. Möglich ist aber auch, dass <strong>de</strong>r Begriff aus <strong>de</strong>r Machart <strong>de</strong>r Feldschlange selbst kommt, <strong>de</strong>ren Rohr häufig mit einem korkenzieherförmigen Eisenband<br />

umschmie<strong>de</strong>t war (vgl. Schrumpfringe bei heutigen Kanonen).<br />

Die leichteren Feldschlangen hießen auch Falken o<strong>de</strong>r Falkonetts, die mittelschweren auch Falkone.<br />

Kuriosum: Die Rohre ausgedienter Feldschlangen wur<strong>de</strong>n gelegentlich an belebten Straßenecken <strong>zu</strong>m Schutz <strong>de</strong>r Hauskanten als Prellstein eingemauert (so beschrieben von Wilhelm<br />

Raabe in Die Chronik <strong>de</strong>r Sperlingsgasse).<br />

Götz von Berlichingen verlor seine rechte Hand durch eine Feldschlange,[1] Tilly verstarb infolge <strong>de</strong>r Verwundung durch eine Falkonettkugel an Tetanus und Giovanni dalle Ban<strong>de</strong> Nere<br />

verlor durch einen Falkonettschuss erst sein Bein und dann, aufgrund <strong>de</strong>r Infektion, sein Leben.<br />

Literatur<br />

• Thomas Meyer: Die Evolution <strong>de</strong>r europäischen Waffentechnik. ISBN 978-3-8370-8676-8<br />

• Erich Egg: Der Tiroler Geschützguss 1400–1600. Tiroler Wirtschaftsstudien, Innsbruck 1962<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Engelbert Hegaur: Leben, Feh<strong>de</strong>n und Handlungen <strong>de</strong>s Ritters Götz von Berlichingen. Melchior-Verlag, Wolfenbüttel 1. Juni 2006, ISBN 978-3939102915.<br />

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Pinke (Schiffstyp)<br />

Die Pinke ist ein Name für unterschiedliche Segelschiffstypen in <strong>de</strong>r Ostsee, Nordsee und im Mittelmeer.<br />

Die Bezeichnung Pinke taucht anfänglich im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt im westlichen Mittelmeer auf. Es kennzeichnet einen dreimastigen Küstensegler, <strong>de</strong>r ähnlich einer Karavelle ist. Es<br />

unterschei<strong>de</strong>t sich durch das spitz nach vorn verlaufen<strong>de</strong> Vorschiff, ähnlich einer Schebecke. Die Takelung kann wechseln. Es sind reine Lateiner-, reine Rah- und gemische Takelungen<br />

bekannt. Bei letzterem trägt <strong>de</strong>r Vormast ein Lateinersegel, die an<strong>de</strong>ren Masten Rahsegel nach nor<strong>de</strong>uropäischem Vorbild.<br />

Pinken wer<strong>de</strong>n ebenfalls Fahrzeuge bis ins 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen Küstenfischer genannt. Diese wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n Strand gezogen und hatten einen rahgetakelten Mast.<br />

Pinken waren auch in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts vor allem in Danzig, Königsberg, Memel und Pillau gebaute Han<strong>de</strong>lsschiffe mit drei rahgetakelten Masten und<br />

hauptsächlich in <strong>de</strong>r Ostsee verbreitet. Der Bo<strong>de</strong>n dieser Fahrzeuge war flacher als <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Fregatten, aber schärfer als jener <strong>de</strong>r Barken. Die Pinke hatte ein schmales, hohes Achterschiff


und oft ein plattes Heck.<br />

Literatur<br />

• Beylen, Jan van: Schepen van <strong>de</strong> Ne<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n van <strong>de</strong> late mid<strong>de</strong>leeuwen tot het ein<strong>de</strong> van <strong>de</strong> 17e eeuw. Amsterdam, Kampen&Zoon, 1970<br />

• Davis J. Harbord: Seefahrt A–Z. Franz Schnei<strong>de</strong>r Verlag, München 1987, ISBN 3-505-09664-4<br />

• Duds<strong>zu</strong>s, Alfred; Henriot, Ernest; Krumrey, Friedrich: Das Große Buch <strong>de</strong>r Schiffstypen. Rostock, Hinstorff, 1983 (Neuauflage ohne Jahr, Pietsch Verlag, Stuttgart, ISBN 3-613-<br />

50313-1)<br />

• Mondfeld, Wolfram: Die Schebecke und an<strong>de</strong>re Schiffstypen <strong>de</strong>s Mittelmeerraumes. Rostock, Hinstorff, 1974<br />

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Ree<strong>de</strong><br />

Eine Ree<strong>de</strong> ist ein Ankerplatz beziehungsweise ein Liegeplatz vor einem Hafen, innerhalb seiner Molen o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>r Mündung einer Wasserstraße. Ree<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Rhein liegen ober-<br />

o<strong>de</strong>r unterhalb bestimmter Hafeneinfahrten, teilweise bis <strong>zu</strong> 5 km entfernt.<br />

Schiffe warten hier auf die Einfahrt <strong>zu</strong>m Hafen, Kanal o<strong>de</strong>r Fluss. An<strong>de</strong>re Schiffe wer<strong>de</strong>n geleichtert (ihre Ladung auf kleine Schiffe umgela<strong>de</strong>n). In einigen Fällen, z. B. in einer<br />

Wirtschaftskrise, warten sie aber auch für unbestimmte Zeit auf Ree<strong>de</strong> auf Ladung o<strong>de</strong>r Aufträge. Dann befin<strong>de</strong>t sich nur noch eine verringerte Schiffsbesat<strong>zu</strong>ng an Bord, die einen<br />

Notbetrieb aufrechterhält, um die Fahrbereitschaft <strong>de</strong>s Schiffes <strong>zu</strong> erhalten. Vor Helgoland bleiben die Seebä<strong>de</strong>rschiffe auf Ree<strong>de</strong> liegen, die Passagiere wer<strong>de</strong>n dort mit Börtebooten auf<br />

die Insel gebracht. In seltenen Fällen wur<strong>de</strong> eine Ree<strong>de</strong> früher seemilitärisch gesichert.<br />

Gemäß <strong>de</strong>m Seerechtsübereinkommen <strong>de</strong>r Vereinten Nationen Art. 12, können Ree<strong>de</strong>n, die außerhalb <strong>de</strong>r Hoheitsgewässer liegen, in diese einbezogen wer<strong>de</strong>n. Für Deutschland trifft dies<br />

auf die Tiefwasserree<strong>de</strong> nördlich <strong>de</strong>r Ja<strong>de</strong>mündung in <strong>de</strong>r Nordsee <strong>zu</strong>.<br />

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Frie<strong>de</strong>n von Stettin<br />

Der Frie<strong>de</strong>n von Stettin been<strong>de</strong>te am 13. Dezember 1570 <strong>de</strong>n so genannten Dreikronenkrieg, <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>s Livländischen Krieges, <strong>de</strong>s ersten <strong>de</strong>r Nordischen<br />

Kriege, zwischen <strong>de</strong>n eigentlich Verbün<strong>de</strong>ten Schwe<strong>de</strong>n und Dänemark stattgefun<strong>de</strong>n hatte.<br />

Es gab keine Grenzverschiebungen. Der Status quo blieb erhalten.<br />

Friedrich II. von Dänemark verzichtete auf Ansprüche auf Schwe<strong>de</strong>n, womit Dänemark auch formell die Auflösung <strong>de</strong>r Kalmarer Union von 1523 anerkannte. Erik


XIV. von Schwe<strong>de</strong>n verzichtete auf seine Ansprüche auf Norwegen, Schonen, Gotland und Halland. Für die Rückgabe <strong>de</strong>r von Dänemark 1563 eroberten Festung<br />

Älvsborg bei Göteborg zahlte Schwe<strong>de</strong>n 150.000 Riksdaler (Reichstaler) an Dänemark.<br />

Der Ort <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>nsschlusses ergab sich aus <strong>de</strong>r Tatsache, dass die Frie<strong>de</strong>nsverhandlungen von einer kaiserlichen Kommission vermittelt wur<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Herzog<br />

Johann Friedrich von Pommern vorstand. Dieser hatte aufgrund <strong>de</strong>s Jasenitzer Erbteilungsvertrags von 1569 die Herrschaft in Pommern-Stettin angetreten.<br />

Der Anlass <strong>de</strong>s Krieges, <strong>de</strong>r Streit um die Kronen im dänischen Wappen, wur<strong>de</strong> vertagt: Bei<strong>de</strong> Parteien behielten die drei Kronen in ihren Wappen und<br />

verpflichteten sich, <strong>de</strong>n Konflikt in dieser Frage eigenständig <strong>zu</strong> lösen; sollte ihnen dies bis <strong>zu</strong>m 1. Januar 1572 nicht gelingen, wur<strong>de</strong> die Anrufung eines<br />

Schiedsgerichts, <strong>zu</strong>sammengesetzt aus <strong>de</strong>m Rostocker Magistrat und <strong>de</strong>r Rostocker Universität vereinbart.<br />

Der Ostseehan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r hansischen Städte unter <strong>de</strong>r Führung von Lübeck verlor weiter an Be<strong>de</strong>utung.<br />

Nebenergebnisse<br />

Die pommerschen Herzöge versuchten die Verhandlungen auch da<strong>zu</strong> <strong>zu</strong> nutzen, <strong>de</strong>n noch unverheirateten dänischen König mit einer pommerschen Prinzessin <strong>zu</strong><br />

verheiraten. Dieser Plan misslang jedoch, nicht <strong>zu</strong>letzt, weil <strong>de</strong>r sich als Unterhändler anbieten<strong>de</strong> mecklenburgische Herzog Ulrich III. statt die Heirat mit einer<br />

pommerschen Prinzessin <strong>zu</strong> vermitteln seine eigene Tochter Sophia erfolgreich ins Gespräch brachte. (Quelle: Max v. Stojentin: Jacob v. Zitzewitz, ein<br />

Pommerscher Staatsmann aus <strong>de</strong>m Reformations-Zeitalter, in: Baltische Studien NF 1 (1897), S. 143 ff.)<br />

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Taler<br />

Der Taler (ältere Schreibung: Thaler; schwedisch/norwegisch: Daler; nie<strong>de</strong>rländisch: Daler, später Daal<strong>de</strong>r; italienisch: Tallero; spanisch: Tálero; portugiesisch:<br />

Dolera; englisch: Dollar; tschechisch/slowenisch: Tolar; ungarisch: Tallér; kroatisch Taler bzw. auch Talir; weißrussisch: Талер, Таляр) war eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

europäische Großsilbermünze, die ursprünglich <strong>zu</strong>nächst Gul<strong>de</strong>ngroschen hieß. Später verstand man unter Taler zahlreiche Großsilbermünzen, die min<strong>de</strong>stens 1<br />

Lot wogen. Größere Be<strong>de</strong>utung erlangte <strong>de</strong>r Taler mit <strong>de</strong>n Reichsentschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts, die ihn als Reichstaler neben <strong>de</strong>m Gul<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>r offiziellen<br />

Reichswährung erhoben.<br />

Geschichte<br />

Die Urväter <strong>de</strong>s Talers waren <strong>de</strong>r in Tirol seit 1484/1486 und <strong>de</strong>r in Sachsen seit 1500 geprägte Gul<strong>de</strong>ngroschen, wobei letztere auch Klappmützentaler hießen.<br />

Weil jene Gul<strong>de</strong>ngroschen, welche die Herren von Schlick im böhmischen Joachimsthal (tschech.: Jáchymov) nach Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r dortigen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

Silbervorkommen im Zeitraum von 1519 bis 1528 prägen ließen, in recht großer Menge umliefen, setzte sich umgangssprachlich bald <strong>de</strong>r Name Joachimsthaler<br />

und später einfach Thaler/Taler durch. Der Joachimsthaler Gul<strong>de</strong>ngroschen wog 1 Unze (27,2 g) und trug das Wappen <strong>de</strong>r Herren von Schlick, <strong>de</strong>n böhmischen<br />

Löwen, und das Bild <strong>de</strong>s heiligen Joachim. Von 1566 bis 1750 bil<strong>de</strong>te er als Reichstaler mit einem Feinsilbergehalt von 25,984 g die amtliche Währungsmünze<br />

bzw. Rechnungsmünze <strong>de</strong>s Heiligen Römischen Reiches. In Österreich und bald auch in Süd<strong>de</strong>utschland und Sachsen wur<strong>de</strong> er anschließend vom


Konventionstaler (zehn Taler aus einer feinen Mark Silber, ca. 235 g) abgelöst. In Preußen kam dagegen seit 1750 <strong>de</strong>r Graumannsche Münzfuß <strong>zu</strong>r Anwendung<br />

(14 Taler aus einer feinen Mark Silber). Der preußische Reichstaler bil<strong>de</strong>te bis En<strong>de</strong> 1871 die Gel<strong>de</strong>inheit von beinahe ganz Nord<strong>de</strong>utschland und wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>erst in<br />

24 Groschen und dann ab 1821 in 30 Silber-Groschen unterteilt.<br />

Mit <strong>de</strong>m Wiener Münzvertrag von 1857 wur<strong>de</strong> dieser Taler als Vereinstaler auch in Süd<strong>de</strong>utschland eingeführt. Im Wert entsprach er 1¾ Gul<strong>de</strong>n. Der Vereinstaler<br />

lief nach <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r Reichswährung Mark in Deutschland noch bis 1907 als ‚Taler‘ im Wert von drei Mark um. Danach wur<strong>de</strong> er durch das ab 1908<br />

geprägte Dreimarkstück ersetzt.<br />

Verbreitung <strong>de</strong>s Talers<br />

Der Joachimsthaler lief als Reichstaler im gesamten Deutschen Reich um, in Österreich bis 1909. In <strong>de</strong>n österreichischen Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n entstand <strong>de</strong>r Kronentaler.<br />

In Dänemark und Schwe<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> bis En<strong>de</strong> 1874 ebenfalls in Speziestalern und Reichstalern bzw. Reichsbanktalern gerechnet. Schon nach kurzer Zeit erschien<br />

<strong>de</strong>r „Christian-Thaler“. Durch sein kunstvolles und als sehr schön beschriebenes Aussehen ist er auch heute noch einer <strong>de</strong>r meistgesuchten und -bewun<strong>de</strong>rten<br />

Thaler.<br />

Der Taler wird unter <strong>de</strong>m Namen Dollar unter an<strong>de</strong>rem in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten von Amerika verwen<strong>de</strong>t.<br />

In Österreich wur<strong>de</strong> ab 1753 in <strong>de</strong>r Reichsmünzstätte Günzburg und in Wien <strong>de</strong>r Maria-Theresien-Taler geprägt, mit <strong>de</strong>m Bildnis <strong>de</strong>r Kaiserin Maria Theresia<br />

(1740 bis 1780), erst diese Münze machte eine wirklich weltweite Karriere. Die Münze wur<strong>de</strong> zwar schon 1858 in Österreich <strong>de</strong>monetarisiert, wur<strong>de</strong> aber als<br />

Han<strong>de</strong>lsmünze (mit unverän<strong>de</strong>rter Jahreszahl 1780) bis Mitte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts in Arabien und Äthiopien verwen<strong>de</strong>t. Der Maria-Theresien-Taler ist die<br />

häufigste Silbermünze <strong>de</strong>r Welt und wird bis heute für Sammler geprägt.<br />

Der Taler in <strong>de</strong>r Literatur<br />

• Die Sterntaler ist ein Märchen in <strong>de</strong>m Buch Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm. In <strong>de</strong>r Erstveröffentlichung <strong>de</strong>s Buches von 1812/1815 hieß es<br />

noch „Das arme Mädchen“. In <strong>de</strong>r Ausgabe letzter Hand, die 1857 erschien, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r heute gebräuchliche Titel „Die Sterntaler“ verwen<strong>de</strong>t.<br />

• Taler sind auch Zahlungsmittel in <strong>de</strong>r fiktiven Stadt Entenhausen. 1 Taler = 100 Kreuzer.<br />

Spezielle Taler<br />

• Dicktaler<br />

• Konventionstaler<br />

• Kronentaler<br />

• Laubtaler<br />

• Vereinstaler<br />

• Zürcher Taler<br />

• Reichstaler<br />

• Löser - ein mehrfacher Taler


Sonstiges<br />

• Taler, Taler, du musst wan<strong>de</strong>rn (Kin<strong>de</strong>rspiel)<br />

• „Wer <strong>de</strong>n Pfennig nicht ehrt, ist <strong>de</strong>s Talers nicht wert“ (alter Spruch)<br />

Literatur<br />

• Helmut Caspar: Vom Taler <strong>zu</strong>m Euro. Die Berliner, ihr Geld und ihre Münze. 2. überarbeitete Auflage, Berlin Story Verlag, Berlin, 2006, ISBN 3-929829-<br />

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