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Titelregister zu - universos mercatores de hansa Theut...

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<strong>Titelregister</strong> <strong>zu</strong>:<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite I a <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite I b <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite I c <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II a <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II b <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II c <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II d <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II e <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite II f <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

<strong>Titelregister</strong> <strong>zu</strong>:<br />

• Ergän<strong>zu</strong>ngsseite III <strong>zu</strong> Seekriege und Seegefechte <strong>de</strong>r Hanse<br />

Elbląg - Elbing<br />

Elbląg [ˈɛlblɔŋk] (<strong>de</strong>utsch Elbing) ist eine kreisfreie Stadt in <strong>de</strong>r Woiwodschaft Ermland-Masuren im nördlichen Polen nahe <strong>de</strong>r Ostseeküste im früheren Ostpreußen (bis 1920<br />

Westpreußen). Die Stadt hat fast 130.000 Einwohner und ist seit 1992 Sitz einer katholischen Diözese.


Geographische Lage<br />

Elbląg liegt rund 55 Kilometer ost-südöstlich von Danzig am Südwestrand <strong>de</strong>r Elbinger Höhe in <strong>de</strong>r Elbinger Nie<strong>de</strong>rung nahe <strong>de</strong>r Mündung von Elbing und Nogat in das Frische Haff. Bis<br />

1945 führte die Reichsstraße 1 durch die Stadt, auf <strong>de</strong>ren Trasse heute die Droga krajowa 22, die Droga wojewódzka 500 und die Droga wojewódzka 504 angelegt sind.<br />

Geschichte<br />

Die Stadt wur<strong>de</strong> im Jahre 1237 als Elbing in Pogesanien, damals Teil <strong>de</strong>s Deutschor<strong>de</strong>nslan<strong>de</strong>s, nahe <strong>de</strong>m altpreußischen Han<strong>de</strong>lsort Truso an <strong>de</strong>r Bernsteinstraße, gegrün<strong>de</strong>t.[2][3] Diesen<br />

Ort Truso am Flusse Ilfing erwähnt schon <strong>de</strong>r angelsächsische Reisen<strong>de</strong> Wulfstan im Jahre 900. 1241 erhielt Elbing das Stadtrecht nach Lübischem Recht.<br />

Elbing war <strong>zu</strong>sammen mit Danzig und Thorn (Toruń) eine <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Hansestädte im östlichen Mitteleuropa.<br />

Unter <strong>de</strong>m Deutschen Or<strong>de</strong>n<br />

Schon bevor <strong>de</strong>r Deutsche Or<strong>de</strong>n nach Preußen kam, hatten Lübecker Kaufleute in Elbing mit <strong>de</strong>m Bau einer Han<strong>de</strong>lssiedlung begonnen. Vor 1238 wur<strong>de</strong> die Stadtpfarrkirche St. Nikolai<br />

erbaut. 1238 ließ Landmeister Hermann von Balk die Liebfrauenkirche und ein Dominikanerkloster errichten. Bis 1246 erfolgte große Einwan<strong>de</strong>rung von Neubürgern, die vor allem aus<br />

Lübeck stammten. Elbing erhielt Lübisches Recht sowie das Privileg, seine eigene Münze <strong>zu</strong> schlagen. In <strong>de</strong>n Jahren 1251 bis 1309 war Elbing die stellvertreten<strong>de</strong> Hauptstadt <strong>de</strong>s<br />

Or<strong>de</strong>nsstaates (Hauptstädte waren damals Akkon und später Venedig) und Sitz <strong>de</strong>r Landmeister von Preußen und <strong>de</strong>s Großspittlers, gleichzeitig Resi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s ermländischen Bischofs<br />

Anselm, <strong>de</strong>r hier 1274 starb. In diesem Zeitraum erwarben die Elbinger große Han<strong>de</strong>lsprivilegien bei <strong>de</strong>n Königen von Polen, <strong>de</strong>n Herzögen von Pommern, <strong>de</strong>n skandinavischen<br />

Herrschern und sogar bei König Philipp IV. von Frankreich.<br />

Die Kirche <strong>zu</strong>m Heiligen Jakob (Filiale <strong>de</strong>r Stadtpfarrkirche) entstand 1256. Die Corpus-Christikirche mit einem Aussätzigenhospital wur<strong>de</strong> 1292 erbaut. Der Or<strong>de</strong>n erbaute 1300 die<br />

Befestigungen <strong>de</strong>r Stadt mit 14 Wehrtürmen. Gleichzeitig entstan<strong>de</strong>n neue Vorstädte außerhalb <strong>de</strong>r Stadtmauer. 1314 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Elbinger Stadtturm erbaut. Ab 1350 beteiligte sich die<br />

Elbinger Flotte an <strong>de</strong>n Kämpfen <strong>de</strong>r Hanse gegen norwegische und dänische Seeräuber in <strong>de</strong>r Ostsee. Die Pest wütete 1360 in Elbing: etwa 13.000 Einwohner starben (etwa 90 %).<br />

1367 trat Elbing mit Kulm (Chełmno) und Thorn (Toruń) <strong>de</strong>r Kölner Konfö<strong>de</strong>ration bei. Die Kirche <strong>zu</strong>r Heiligen Brigitta von Schwe<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> nach 1379 erbaut. 1397 entstand <strong>de</strong>r<br />

Ei<strong>de</strong>chsenbund: <strong>de</strong>r Aufstand <strong>de</strong>s A<strong>de</strong>ls und <strong>de</strong>r Städte gegen die Herrschaft <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns begann. Nach <strong>de</strong>r Schlacht bei Tannenberg wur<strong>de</strong> Elbing acht Wochen lang von polnischen<br />

Truppen besetzt. Polnische Truppen belagerten 1414 das Elbinger Or<strong>de</strong>nsschloss, jedoch ohne Erfolg.<br />

Die preußischen Han<strong>de</strong>lsstädte, unter ihnen Elbing, und das Rittertum <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s bil<strong>de</strong>ten 1440 <strong>de</strong>n Preußischen Bund, <strong>de</strong>r gegen die Herrschaft <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns gerichtet war und einen<br />

Anschluss an Polen-Litauen als wünschenswert ansah.<br />

Unter <strong>de</strong>m Schutz <strong>de</strong>r polnischen Krone<br />

1440 hatten die preußischen Hansestädte Elbing, Danzig und Thorn <strong>de</strong>n Preußischen Bund geschlossen. 1452 ließen sich die Preußischen Städte ihre Rechte und Privilegien von Kaiser<br />

Friedrich III. bestätigen, damit diese nicht vom Deutschen Or<strong>de</strong>n geschmälert wür<strong>de</strong>n.<br />

Die Bürger Elbings nahmen 1453 an <strong>de</strong>r Belagerung <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>nsschlosses durch die Polen teil und zerstörten das Schloss nach <strong>de</strong>ssen Kapitulation. Die Ruinen <strong>de</strong>s Schlosses wur<strong>de</strong>n 100<br />

Jahre später abgetragen. Ein Teil steht bis heute. Die Stadt huldigte 1454 <strong>de</strong>m Jagiellonen Polenkönig Kasimir IV. als Schutzherrn. Er und seine Nachfolger bestätigten <strong>de</strong>r Stadt sämtliche<br />

alten Privilegien und verliehen viele neue. Der Städtekrieg innerhalb Preußens („Dreizehnjähriger Krieg“) für und gegen <strong>de</strong>n Or<strong>de</strong>n beginnt. Im Zweiter Thorner Frie<strong>de</strong> von 1466 musste<br />

<strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>n Pommerellen, das Culmer Land und Ermland, sowie Danzig, Elbing und Marienburg an Polen abtreten und das Preußen königlichen Anteils entstand. Für <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>s<br />

Or<strong>de</strong>nslan<strong>de</strong>s musste <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>n die polnische Oberhoheit anerkennen, dieses Land nannte man ab 1525 Herzogtum Preußen, polnisch: Prusy Ksiazece. Dieses wur<strong>de</strong> we<strong>de</strong>r vom Papst<br />

noch vom Kaiser anerkannt, <strong>de</strong>r 1530 einen neuen Hochmeister, Walter von Cronberg, seit 1526 Administrator Preußens, auf <strong>de</strong>m Reichstag von Augsburg mit <strong>de</strong>m Land Preußen<br />

belehnte.<br />

Die Alte und die Neue Stadt, seit 1477 Stadtrepubliken, schlossen sich 1478 <strong>zu</strong>sammen. Das Heer <strong>de</strong>s letzten Hochmeisters Albrecht von Bran<strong>de</strong>nburg-Ansbach belagerte 1521 vergeblich


die Stadt, die Elbinger Bürger bleiben <strong>de</strong>m Preußischen Bund unter Hilfe <strong>de</strong>r polnischen Krone treu. Dieser Siegestag wur<strong>de</strong> mehrere Jahrhun<strong>de</strong>rte am ersten Freitag nach Sonntag<br />

Laetare als „Freu<strong>de</strong>tag“ in <strong>de</strong>r Stadt gefeiert.<br />

1536 wur<strong>de</strong> das erste evangelische Gymnasium von Willem van <strong>de</strong> Vol<strong>de</strong>rsgraft bzw. Wilhelm Fullonius, einem Glaubensflüchtling aus Den Haag, eingerichtet. Christoph Hartknoch<br />

beschrieb in seiner Acta Borussica III <strong>de</strong>ssen Leben o<strong>de</strong>r Vita Guilielmi Gnaphei. In Hartknochs Arbeiten fin<strong>de</strong>t man auch die preußischen Städte einschließlich Elbing. Der Rektor <strong>de</strong>s<br />

Elbinger Gymnasiums musste auf Grund <strong>de</strong>s Erlasses <strong>de</strong>s katholischen Fürstbischofs von Ermland Elbing verlassen und wur<strong>de</strong> dann Rat <strong>de</strong>s Herzogs Albrecht von Preußen und Rektor<br />

und Professor <strong>de</strong>r Universität Königsberg. 1576 bestätigte König Stephan Báthory das Privileg <strong>de</strong>r protestantischen Schule, die bis <strong>zu</strong>m Direktorat Süverns 1803 einen aka<strong>de</strong>mischen<br />

Anspruch hatte.<br />

Um 1550 sicherte König Sigismund II. August <strong>de</strong>r protestantischen Stadt Elbing die volle Religionsfreiheit <strong>zu</strong>. und die Kirche St. Annen entsteht. Die Lutheraner übernehmen 1577 die<br />

Nikolaikirche und somit sind auch Kirchenbücher mit Eintragungen <strong>de</strong>r Elbinger Taufen, Heiraten, Tote seit dieser Zeit vorhan<strong>de</strong>n. Ab 1579 unterhielt die Stadt enge Han<strong>de</strong>lsbeziehungen<br />

<strong>zu</strong> England, das freien Han<strong>de</strong>l in Elbing ausüben konnte. Viele englische und schottische Kaufleute kamen und wur<strong>de</strong>n Bürger <strong>de</strong>r Stadt Elbing. Sie organisierten sich in <strong>de</strong>r Fellowship of<br />

Eastland Merchants. Die Church of Scotland grün<strong>de</strong>t die Bru<strong>de</strong>rschaft <strong>de</strong>r Schottischen Nation in Elbing. Familiengräber mit Namen Ramsay, Slocombe konnte man noch bis 1945 auf<br />

<strong>de</strong>m St.-Marien-Friedhof in <strong>de</strong>r Altstadt Elbings fin<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>re Familien aus diesem Kreis waren die Lamberts, Paynes, Lardings, Wilmsons unter an<strong>de</strong>ren. Der Aufruhr <strong>de</strong>r Danziger<br />

gegen König Stephan Báthory von Polen wur<strong>de</strong> 1580 von <strong>de</strong>n Elbingern, die <strong>de</strong>m König treu bleiben, geschickt ausgenützt. Nun spielte Elbing eine Schlüsselrolle im polnischen<br />

Überseehan<strong>de</strong>l. Durch die Nogat, die damals tiefer war als die Weichselmündung bei Danzig, ging <strong>de</strong>r ganze polnische Getrei<strong>de</strong>export nach Westeuropa und <strong>de</strong>r ganze Import <strong>de</strong>r<br />

westlichen Luxuswaren bis weiter nach Polen.<br />

Die Stadt zählte 1594 30.000 Einwohner, und <strong>de</strong>r Umsatz von Waren, die von Elbinger Kaufleuten in diesem Jahre verkauft wur<strong>de</strong>n, erreichte die für damalige Zeiten hohe Summe von<br />

1.247.850 Talern. Die Stadtpfarrkirche wur<strong>de</strong> 1617 <strong>de</strong>m katholischen Klerus <strong>zu</strong>rückgegeben.<br />

Schwedische Kriege und En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r polnischen A<strong>de</strong>lsrepublik<br />

Um 1620 trat die Stadt wegen <strong>de</strong>r starken Englandverbindungen aus <strong>de</strong>r Hanse aus. 1625 folgte ein neuer Ausbruch <strong>de</strong>r Pest in <strong>de</strong>r Stadt. 3.608 Menschen sterben. Die Truppen <strong>de</strong>s<br />

Schwe<strong>de</strong>nkönigs Gustav II. Adolf nahmen 1626 die Stadt ein und hielten sie bis 1635 als Hauptquartier im Kampf <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>r Evangelischen gegen die Katholischen im<br />

Dreißigjährigen Krieg. Der schwedische König setzte seinen Vertrauten und Reichskanzler Axel Oxenstierna in Elbing als Generalgouverneur für die neuen schwedischen Besit<strong>zu</strong>ngen<br />

ein. Dieser führte von 1626 bis 1631 neben <strong>de</strong>n regionalen Geschäften auch einen Teil seiner nationalen Aufgaben von Elbing aus. In <strong>de</strong>n erhaltenen etwa 1500 Briefen Oxenstiernas aus<br />

Elbing spiegeln sich militärische, ordnungs-, wirtschafts- und außenpolitische Themen <strong>de</strong>r Zeit. Die Schwe<strong>de</strong>n nahmen Preziosen, Möbel, Bücher als Kriegsbeute und schickten die Beute<br />

in ihre Heimat.<br />

1646 dokumentierte <strong>de</strong>r Elbinger Stadtschreiber Daniel Barholz, dass <strong>de</strong>r Elbinger Stadtrat Bernsteindreher (Paternostermacher) anstellt. Spätere Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Familie Barholz wur<strong>de</strong>n<br />

Stadtrat, Bürgermeister und Barockdichter; vgl. Daniel Bärholz. Die Verarbeitung von Bernstein (preußisches Gold) war mit die wichtigste „Industrie“ jener Zeit, nicht nur <strong>zu</strong> Schmuck<br />

und kirchlichen Artikeln, son<strong>de</strong>rn als Heilmittel und <strong>zu</strong>r Fabrikation <strong>zu</strong>m Polierlack. Die Gil<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Paternostermacher unterstan<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Gesetzen. 1655 bis 1660 war<br />

eine zweite schwedische Okkupation Elbings während <strong>de</strong>s Polnischen Krieges <strong>de</strong>s Königs Karl X. Gustav. Er verfährt auf dieselbe Weise wie sein Onkel Gustav Adolf. Der Polenkönig<br />

Johann II. Kasimir verpfän<strong>de</strong>te Elbing 1657 an <strong>de</strong>n Großen Kurfürsten für die Summe von 400.000 Talern.<br />

Kurfürst Friedrich III., <strong>de</strong>r spätere König Friedrich I. von Preußen, nahm die Stadt 1698 in Besitz, da die obige Summe nicht <strong>zu</strong>rückgezahlt wor<strong>de</strong>n war. Polen stellte 1700 die polnischen<br />

Reichskleinodien als Sicherheit für die Schuld bei Bran<strong>de</strong>nburg. Friedrich III. gab die Stadt an <strong>de</strong>n König <strong>zu</strong>rück. Obwohl die Schuld auf 300.000 Taler herabgesetzt wor<strong>de</strong>n war, hat<br />

Bran<strong>de</strong>nburg im Jahre 1703 noch immer keine Zahlung erhalten; Friedrich III. ergriff aufs Neue <strong>de</strong>n Besitz <strong>de</strong>r Stadt, wur<strong>de</strong> aber noch im selben Jahre von Karl XII. von Schwe<strong>de</strong>n<br />

verjagt. Die schwedische Okkupation dauerte bis 1709. Die Stadt musste eine riesige Kontribution zahlen, wur<strong>de</strong> aber trotz<strong>de</strong>m geplün<strong>de</strong>rt und in Brand gesetzt.<br />

Die Russen okkupierten 1710 bis 1712 die Stadt und raubten <strong>de</strong>n verbliebenen Schwe<strong>de</strong>n ihre reiche Beute. Die Stadt kam 1713 <strong>zu</strong>r Krone Polens (Kurfürst von Sachsen) <strong>zu</strong>rück und<br />

wur<strong>de</strong> bis 1734 von sächsischen und russischen Truppen besetzt gehalten. Die Stadt huldigte 1734 <strong>de</strong>m König von Polen August III., <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Marienburger Woiwo<strong>de</strong>n von Hutten-<br />

Czapski vertreten war. Elbing und Danzig waren von Russen und Sachsen belagert. Die Einwohnerangaben, Taufen, Heiraten, Tote, wur<strong>de</strong>n vom Erzbischof von Köln, <strong>de</strong>r gleichzeitig


Hochmeister <strong>de</strong>s Deutschen Or<strong>de</strong>ns war, dokumentiert.<br />

Der kaiserliche Mathematiker und Geograf Johann Friedrich En<strong>de</strong>rsch vollen<strong>de</strong>te 1755 eine Karte Ermlands mit <strong>de</strong>m Titel Tabula Geographica Episcopatum Warmiensem in Prussia<br />

Exhibens. Diese Karte zeigt Stadt und Land Elbing westlich <strong>de</strong>s Ermlan<strong>de</strong>s und je<strong>de</strong>s Dorf in <strong>de</strong>r Gegend. Diese Karte von 1755 zeigt auch <strong>de</strong>n Namen 'Prussia Orientalis (auf <strong>de</strong>utsch:<br />

Ostpreußen). En<strong>de</strong>rsch fertigte ebenfalls einen Kupferstich <strong>de</strong>s Segelschiffes (Galiot), benannt D.Stadt Elbing (D=<strong>de</strong>r Erbauer), später auch als Die Stadt Elbing bekannt, welches 1738 in<br />

Elbing erbaut wur<strong>de</strong>. Während <strong>de</strong>s Siebenjährigen Krieges wur<strong>de</strong> die Stadt 1758 von russischen Truppen okkupiert und bis 1762 besetzt gehalten. 1772 folgte die Wie<strong>de</strong>rvereinigung aller<br />

Teile Preußens, (die sogenannte Erste Teilung Polens), Elbing kam an das Königreich Preußen.<br />

Unter <strong>de</strong>r königlich-preußischen Krone<br />

Ab 1775 erholte sich Elbing langsam von <strong>de</strong>n Schrecken <strong>de</strong>r Kriege und <strong>de</strong>r Okkupationen. Friedrich II. unterstützte Elbing durch viele Steuererleichterungen und <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l fing wie<strong>de</strong>r<br />

an, <strong>zu</strong> blühen. Napoléons Truppen besetzten 1807 Elbing und erzwangen innerhalb von vier Tagen eine Kontribution von 200.000 Talern. Am 8. Mai 1807 kam Napoléon I. nach Elbing<br />

und hielt eine große Truppenpara<strong>de</strong> ab. Vom Dezember 1812 bis Januar 1813 musste die Stadt nach seinem gescheiterten Russlandfeld<strong>zu</strong>g 60.000 <strong>zu</strong>rückfluten<strong>de</strong> französische<br />

Mannschaften, 8.000 Offiziere und 22.000 Pfer<strong>de</strong> ernähren.<br />

Nach <strong>de</strong>n Stein-Har<strong>de</strong>nbergschen Verwaltungsreformen war Elbing ab 1815 Teil <strong>de</strong>s Kreises Elbing im Regierungsbezirk Danzig <strong>de</strong>r Provinz Westpreußen. Elbing blieb bis 1945<br />

Verwaltungssitz dieses Landkreises, wur<strong>de</strong> aber 1874 ein Stadtkreis (kreisfreie Stadt) und unterstand seither nicht mehr <strong>de</strong>r Zuständigkeit <strong>de</strong>s Landratsamts.<br />

Industrialisierung und Verkehrswegebau bestimmten das Schicksal <strong>de</strong>r Stadt im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt. 1828 wur<strong>de</strong> in Elbing das erste Dampfschiff Ostpreußens gebaut. 1837 wer<strong>de</strong>n die<br />

Schichau-Werke gegrün<strong>de</strong>t. 1840 bis 1858 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Oberländische Kanal zwischen Deutsch Eylau, Ostero<strong>de</strong> und Elbing vom königlich Preußischen Baurat Georg Steenke gebaut. Am<br />

23. Oktober 1844 erfolgte die Gründung <strong>de</strong>r Baptistengemein<strong>de</strong> Elbing. Um die Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts verfügten die im Hafen von Elbing vertretenen Ree<strong>de</strong>r über 14 Han<strong>de</strong>lsschiffe.<br />

[4] 1853 wur<strong>de</strong> die Eisenbahnlinie nach Königsberg fertiggestellt. 1858 bis 1918 erfolgte ein großer wirtschaftlicher Aufschwung <strong>de</strong>r Stadt. Die Stadt hatte viele Fabriken: die Schichau-<br />

Werke, die jetzt auch unter an<strong>de</strong>rem Lokomotiven herstellen, die Zigarrenfabrik Loeser & Wolff, eine große Brauerei und Schnapsbrennerei, eine Schokola<strong>de</strong>fabrik, eine Autofabrik,<br />

Komnick und viele an<strong>de</strong>re Betriebe. In <strong>de</strong>r Industriestadt Elbing erhielt die SPD stets die Mehrheit <strong>de</strong>r Wählerstimmen, bei <strong>de</strong>n Reichstagswahlen 1912 sogar 51 %. Laut <strong>de</strong>r preußischen<br />

Volkszählung von 1905 waren in <strong>de</strong>n Kreisen Elbing Stadt und Elbing Land 94.065 Personen <strong>de</strong>utschsprachig und 280 Personen polnisch- bzw. kaschubischsprachig.<br />

Weimarer Republik und Drittes Reich<br />

In <strong>de</strong>r Stadt befan<strong>de</strong>n sich im Jahre 1918 Bücherschätze von europäischem Rang. Das im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt gegrün<strong>de</strong>te Stadtarchiv besitzt viele wertvolle Pergamente aus <strong>de</strong>m 13.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt und wertvolle historische Sammlungen aus <strong>de</strong>m 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Die Bibliothek am Gymnasium (15.000 Bän<strong>de</strong>) besitzt unter an<strong>de</strong>rem ein polnisches Gesetzbuch aus <strong>de</strong>m<br />

13. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Die Bibliothek an <strong>de</strong>r Nikolaikirche (gegrün<strong>de</strong>t vor 1403) besitzt 23 alte Handschriften und 1.478 alte theologische Werke. Die Bibliothek an <strong>de</strong>r Marienkirche besitzt<br />

eine Sammlung von Musikbüchern – 520 Werke aus <strong>de</strong>r Zeit vom 16. bis <strong>zu</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Die Stadtbibliothek (gegrün<strong>de</strong>t 1601) hat die wertvollste Sammlung: 30.000 Bän<strong>de</strong>,<br />

darunter 214 Handschriften, 123 Inkunabeln und 770 Landkarten. Das Stadtmuseum beherbergt die ehemalige Bibliothek <strong>de</strong>r Dominikaner, unter an<strong>de</strong>rem 50 Handschriften und 15<br />

Inkunabeln. Alle diese Bücherschätze sind seit 1945 verschollen.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Bedingungen <strong>de</strong>s Versailler Vertrags musste Deutschland 1920 <strong>de</strong>n größten Teil Westpreußens an Polen und die ethnisch <strong>de</strong>utsche, politisch aber von Polen abhängige Freie<br />

Stadt Danzig abtreten. Die westlich <strong>de</strong>r Nogat gelegenen Teile <strong>de</strong>s Landkreises fielen an <strong>de</strong>n neuen Danziger Staat. Die Stadt Elbing gehörte <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Gebieten, die bei Deutschland bleiben<br />

konnten und wur<strong>de</strong> nach Auflösung <strong>de</strong>r Provinz Westpreußen an das benachbarte Ostpreußen angeglie<strong>de</strong>rt. Die neu hin<strong>zu</strong>gekommenen westpreußischen Gebiete bil<strong>de</strong>ten dort <strong>de</strong>n<br />

Regierungsbezirk Westpreußen, <strong>de</strong>ssen Verwaltungssitz sich in Marienwer<strong>de</strong>r befand, in <strong>de</strong>m Elbing jedoch die größte Stadt war.<br />

Die Weltwirtschaftskrise nach 1929 beeinflusste Elbings Situation sehr ungünstig. In <strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>r Weimarer Republik war Elbing eine Hochburg <strong>de</strong>r KPD. Die auf Deutschlands<br />

Aufrüstung eingerichtete Politik <strong>de</strong>r NSDAP brachte ab 1933 einen großen wirtschaftlichen Aufschwung für Elbing, hauptsächlich durch <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Schichau-Werke, <strong>de</strong>n Bau einer<br />

Flugzeugfabrik und die Eröffnung vieler neuer Schulen. 1937 hatte die Stadt 76.000 Einwohner. Elbing fiel 1939 an <strong>de</strong>n Regierungsbezirk Danzig im Reichsgau Danzig-Westpreußen.<br />

Während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges wur<strong>de</strong>n in Elbing fünf Arbeitslager für vor allem polnische Zwangsarbeiter errichtet, die <strong>de</strong>m KZ Stutthof als Außenlager unterstellt waren. Außer<strong>de</strong>m


gab es im Kreis Elbing 15 weitere Zwangsarbeitslager, die für die Rüstungsproduktion arbeiteten.<br />

Um <strong>de</strong>n 23. Januar 1945 begann die Belagerung Elbings durch die Rote Armee. Die Stadt mit ihrer strategisch wichtigen Lage wur<strong>de</strong> bis <strong>zu</strong>m 10. Februar hartnäckig verteidigt. Am En<strong>de</strong><br />

lagen 60 Prozent <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>substanz <strong>de</strong>r Stadt in Trümmern (insgesamt 5.255 Gebäu<strong>de</strong>). Alle Bau<strong>de</strong>nkmäler waren stark beschädigt, nur sechs Häuser in <strong>de</strong>r Altstadt blieben stehen,<br />

darunter das Kramer-Zunfthaus und das Postamt. Etwa 5.000 <strong>de</strong>utsche Soldaten fielen, viele Zivilisten ertranken im Frischen Haff während <strong>de</strong>r panischen Flucht aus <strong>de</strong>r belagerten Stadt.<br />

Volksrepublik Polen<br />

Bis <strong>zu</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges hatte die bis dahin <strong>zu</strong>m Deutschen Reich gehören<strong>de</strong> Stadt rund 100.000 vorwiegend evangelische Einwohner <strong>de</strong>utscher Nationalität. Nach<strong>de</strong>m die<br />

Stadt im Frühjahr 1945 unter polnische Verwaltung gestellt wur<strong>de</strong>, erhielt sie die polnische Bezeichnung Elbląg. Die <strong>de</strong>utschen Einwohner wur<strong>de</strong>n fast vollständig vertrieben.<br />

Die ersten Vertreter <strong>de</strong>r kommunistischen Behör<strong>de</strong>n erschienen im März 1945 in Elbing. Sämtliche Maschinen in <strong>de</strong>n Fabriken, die unzerstört blieben – <strong>zu</strong>m Beispiel in <strong>de</strong>n Schichau-<br />

Werken – wur<strong>de</strong>n zwischen 1945 und 1946 <strong>de</strong>montiert und in die Sowjetunion abtransportiert. Auch Küchenher<strong>de</strong>, Kachelöfen, Ba<strong>de</strong>wannen, Junkers-Öfchen, Türschlösser und -klinken<br />

aus unzerstörten Privathäusern wur<strong>de</strong>n dorthin verbracht. Zwischen 1946 bis 1947 erfolgte die Vertreibung <strong>de</strong>r verbliebenen <strong>de</strong>utschen Bevölkerung, vor allem in die britische<br />

Besat<strong>zu</strong>ngszone Deutschlands. Gleichzeitig begann die Ansiedlung von Polen, die aus ihrer Heimat östlich <strong>de</strong>s Bug umgesie<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n bzw. im Rahmen von Auslobungsverfahren aus<br />

Zentralpolen geworben wur<strong>de</strong>n. Die sowjetischen Militärbehör<strong>de</strong>n gaben 1946 <strong>de</strong>n Seehafen an die polnische Stadtverwaltung. Da die Ausfahrt <strong>zu</strong>r Ostsee bei Baltijsk (Pillau) nunmehr<br />

unter sowjetischer Kontrolle stand, war die Nut<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>s Hafens nur sehr eingeschränkt möglich.<br />

1948 hatte die Stadt 40.000 Einwohner. Ab 1950 begann <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r Elbląger Industrie. Elbląg wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r <strong>zu</strong> einem wichtigen Zentrum <strong>de</strong>r Maschinen- und<br />

Transportindustrie, außer<strong>de</strong>m besitzt die Stadt Holz-, Lebensmittel- und Textilindustrie. Die Stadt hatte 1962 81.400 Einwohner. Viele Bewohner von Elbląg beteiligten sich 1970<br />

<strong>zu</strong>sammen mit Bürgern in Danzig und Stettin am Aufstand gegen die kommunistische Regierung in Polen. Elbląg wur<strong>de</strong> im Zuge <strong>de</strong>r Polnischen Verwaltungsreform 1970 Hauptstadt <strong>de</strong>r<br />

gleichnamigen Woiwodschaft. Die Streiks im August 1980 führten <strong>zu</strong>m Aufbau <strong>de</strong>r freien Gewerkschaft Solidarność unter Beteiligung vieler Einwohner Elblągs.<br />

Dritte Polnische Republik<br />

Ab 1990 wur<strong>de</strong> die Altstadt unter Verwendung historistischer Bauformen, wie spitze Giebel <strong>zu</strong>r Straße, Fachwerkimitation wie<strong>de</strong>r aufgebaut. Nach <strong>de</strong>m Jahr 2000 stehen wie<strong>de</strong>r viele<br />

Gebäu<strong>de</strong> nahe, aber nicht direkt an <strong>de</strong>r Elbląger „Waterkant“. Die Stadt wur<strong>de</strong> 1992 <strong>zu</strong>m Sitz eines katholischen Bistums erhoben, das <strong>zu</strong>m neugeschaffenen Erzbistum Ermland gehört.<br />

Der Hafen bekam 1994 seine Rechte als Seehafen mit eingeschränkten Nut<strong>zu</strong>ngsmöglichkeiten <strong>zu</strong>rück, da die Ausfahrt <strong>zu</strong>r offenen Ostsee unverän<strong>de</strong>rt über russisches Hoheitsgebiet<br />

durch die Pillauer Meerenge in <strong>de</strong>r Frischen Nehrung verläuft.<br />

Elbląg verlor bei <strong>de</strong>r Verwaltungsreform 1998 seinen Rang als Hauptstadt einer Woiwodschaft, gehört seit<strong>de</strong>m <strong>zu</strong>r von Olsztyn (Allenstein) aus verwalteten Woiwodschaft Ermland-<br />

Masuren und ist dort wie<strong>de</strong>r Stadtkreis und Sitz <strong>de</strong>r Kreisverwaltung für <strong>de</strong>n Powiat Elbląski. Die Stadt erhielt 1999 <strong>de</strong>n EU-Preis für Umweltpflege. Die Stadt erhielt 2000 die<br />

internationale Auszeichnung „Europäische Fahne“.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

• Ehemalige Stadtpfarrkirche St. Nikolai, heute Dom <strong>zu</strong>m Heiligen Nikolaus (gotisch, 13. bis 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt, umgebaut im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt)<br />

• St. Marien Kirche <strong>zu</strong>r Heiligen Jungfrau Maria, (gotisch, 13. bis 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt), wie<strong>de</strong>raufgebaut 1960 bis 1982, heute Kunstgalerie Galeria EL, ehemalige Dominikanerkirche<br />

• Dominikanerkloster (gotisch, von 1238), Ruine<br />

• Corpus-Christi-Kirche (gotisch, um 1400), heute Zentrum <strong>de</strong>r christlichen Kultur<br />

• Kirche <strong>zu</strong>m Heiligen Geist mit <strong>de</strong>m Hospital (gotisch, 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt), heute Stadtbibliothek<br />

• Dorotheenkirche, Fachwerkbau, um 1705, Barock<br />

• Einige erhaltene o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>raufgebaute Bürgerhäuser mit gotischen, Renaissance- und barocken Ornamenten (14. bis 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt)


• Das Markttor (gotisch, 1314)<br />

• Gotischer Speicher<br />

• Fragmente <strong>de</strong>r gotischen Bauten <strong>de</strong>s Schlossvorhofs (13. Jahrhun<strong>de</strong>rt) und <strong>de</strong>r Stadtmauer (13. Jahrhun<strong>de</strong>rt)<br />

• Denkmal <strong>de</strong>r Opfer <strong>de</strong>s antikommunistischen Aufstan<strong>de</strong>s von 1970<br />

• Unweit <strong>de</strong>r Stadt: Schlosshotel Cadinen, polnisch Kadyny bei Tolkemit, bis 1945, seit 1899 Besitz <strong>de</strong>s preußischen Königshauses. Hier verbrachte <strong>de</strong>r Kaiserenkel und spätere<br />

Chef <strong>de</strong>s Hauses Hohenzollern, Prinz Louis Ferdinand von Preußen die Kriegsjahre <strong>zu</strong>sammen mit seiner Familie. Die vom letzten Kaiser Wilhelm II. gegrün<strong>de</strong>te<br />

Majolikamanufaktur ist wie<strong>de</strong>r in Betrieb.<br />

• Die Siedlung Truso bei Hansdorf am Draussensee (Nachbau).<br />

Politik<br />

Städtepartnerschaften<br />

Elbląg unterhält mit 13 Städten Partnerschaften:<br />

• Leer, Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

• Kaliningrad, Russland<br />

• Baltijsk, Russland<br />

• Ronneby, Schwe<strong>de</strong>n<br />

• Druskininkai, Litauen<br />

• Liepāja, Lettland<br />

• Nawahradak, Weißrussland<br />

• Ternopil, Ukraine<br />

• Compiègne, Frankreich<br />

• Trowbridge, Vereinigtes Königreich<br />

• Coquimbo, Chile<br />

• Baoji, China<br />

• Tainan, Taiwan<br />

Wirtschaft und Infrastruktur<br />

Fernverkehr<br />

Elbląg liegt an <strong>de</strong>n Droga krajowa 7 (ehemalige <strong>de</strong>utsche Reichsstraße 130) (Danzig–Warschau) und 22 (ehemalige Reichsstraße 1 nach Gorzów Wielkopolski (Landsberg an <strong>de</strong>r Warthe)<br />

bzw. Kaliningrad (Königsberg (Preußen)) sowie am Abschnitt Malbork–Braniewo–Mamonowo (Marienburg–Braunsberg–Heiligenbeil) <strong>de</strong>r ehemaligen Preußischen Ostbahn. Über<br />

ebendiese besteht eine tägliche Direktverbindung von Gdynia (Gdingen) über Elbing nach Kaliningrad Pass (Königsberg Hbf).<br />

Für <strong>de</strong>n Schiffsverkehr wur<strong>de</strong> im Juni 2006 ein neuer Seehafen am Fluss Elbląg in Betrieb genommen, in <strong>de</strong>m jährlich bis <strong>zu</strong> 750.000 Tonnen Güter umgeschlagen wer<strong>de</strong>n können. Der


Hafen ist auch für <strong>de</strong>n Personen- und Autofährverkehr auf <strong>de</strong>r Ostsee vorgesehen. Des weiteren wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Jachthafen mo<strong>de</strong>rnisiert. Elbląg verfügt jedoch über keinen freien Zugang <strong>zu</strong>r<br />

Ostsee, <strong>de</strong>r Schifffahrtsweg führt über das Frische Haff (polnisch Zalew Wislany, russisch Kaliningradski Zaliw) durch russische Hoheitsgewässer (Oblast Kaliningrad). Im Mai 2006<br />

wur<strong>de</strong> dieser Weg von russischer Seite für <strong>de</strong>n internationalen Verkehr gesperrt. Um diesem Problem aus <strong>de</strong>m Weg <strong>zu</strong> gehen, gibt es die I<strong>de</strong>e, einen Kanal durch die Frische Nehrung<br />

(polnisch Mierzeja Wiślana) <strong>zu</strong>r Ostsee <strong>zu</strong> bauen.<br />

Wirtschaft<br />

Die ehemaligen Schichau-Werke wur<strong>de</strong>n 1945 in ELZAM umbenannt und gehören seit 1990 <strong>zu</strong>m Asea Brown Boveri-Konzern (heute Alstom). Der Betrieb produziert Turbinen und<br />

Elektromotoren. Die Brauerei Elbrewery (Marke EB) ist <strong>de</strong>r zweitgrößte Arbeitgeber <strong>de</strong>r Stadt. Außer<strong>de</strong>m besitzt die Stadt be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Transportmittelindustrie, eine Schiffswerft, Milch-,<br />

Fleisch-, Le<strong>de</strong>r-, Textil- und Möbelindustrie.<br />

Kunst im öffentlichen Raum<br />

Bewohner und Besucher <strong>de</strong>r Stadt treffen an Straßen und Plätzen auf Skulpturen polnischer und internationaler Künstler und Künstlerinnen. Seit 1965 die erste Biennale <strong>de</strong>r „Räumlichen<br />

Formen“ stattfand, sind zahlreiche bleiben<strong>de</strong> Werke entstan<strong>de</strong>n, die das Stadtbild von Elbląg mitprägen.<br />

Prominenteste Teilnehmerin <strong>de</strong>r ersten Biennale war Magdalena Abakanowicz mit <strong>de</strong>r Stahlplastik „Standing Shape“. 1973 fan<strong>de</strong>n die Ausstellungen erst einmal ein En<strong>de</strong>. Seit 1986 gibt<br />

es sie wie<strong>de</strong>r.<br />

Eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Biennale spielt die „Galeria-EL“, (Pani Marii), die sich in <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ehemaligen St.Marien Kirche, <strong>de</strong>r ältesten Kirche Elbings,<br />

befin<strong>de</strong>t. Diese war früher eine Dominikaner Kirche aus <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Bis 1945 evangelische Kirche, wur<strong>de</strong> sie in polnischen Elbląg nach 1945 nicht mehr als Kirche benutzt. In<br />

<strong>de</strong>r Galerie kann <strong>de</strong>r Besucher Bil<strong>de</strong>r und Skulpturen zeitgenössischer Künstler betrachten, die neben Grabplatten und Grabinschriften <strong>de</strong>s ehemaligen St. Marien Kirche ausgestellt sind<br />

und an die Verdienste ehemaliger A<strong>de</strong>ls- und Kaufmannsfamilien, Stadtpatrizier und Geistlicher erinnern.<br />

Bildung<br />

In Elbląg wirken heute folgen<strong>de</strong> Lehranstalten:<br />

Sport<br />

• Staatliche Fachhochschule <strong>zu</strong> Elbląg (Państwowa Wyższa Szkoła Zawodowa w Elblągu) mit <strong>de</strong>n Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Anwendungsorientierte Informatik,<br />

Bildungswissenschaften und Fremdsprachen und Technische Wissenschaften. Im Ranking <strong>de</strong>r überregionalen Tageszeitung Rzeczpospolita eine <strong>de</strong>r besten Fachhochschulen <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s (2005 – erster Platz, 2006 – dritter Platz).<br />

• Höheres Priesterseminar<br />

• Hochschule für Geistes- und Wirtschaftswissenschaften (EUHE)<br />

• Bogdan-Janski-Hochschule für Wirtschaftswissenschaften<br />

Der Fußballverein Olimpia Elbląg spielt in <strong>de</strong>r 3. Polnischen Liga.<br />

Persönlichkeiten<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>r Stadt<br />

• Georg Kleefeld (1522–1576), Danziger Bürgermeister


• Hans von Bo<strong>de</strong>ck (1582–1658), Diplomat und Kanzler <strong>de</strong>s Kurfürsten von Bran<strong>de</strong>nburg-Preußen<br />

• Samuel Hartlib (1600–1662), <strong>de</strong>utsch-englischer Wissenschaftler und Pädagoge<br />

• Friedrich Hoffmann (Elbing) (1627–1673), Poet, Rektor am Elbinger Gymnasium<br />

• Peter Sohren (~1630 - ~1692), Kirchenmusiker, Kantor und Lehrer am Elbinger Gymnasium<br />

• Daniel Bärholz (1641–1688), Elbinger Ratsherr, Dichter<br />

• Christoph Porsch (1652-1713) Elbinger evangelisch-lutherischer Theologe und geistlicher Dichter<br />

• Christian Wernicke (1661–1725), Epigrammatiker<br />

• Johann Ernst Schubert auch: Drusus Pruthenicus Westen (1717-1774) <strong>de</strong>utscher evangelischer Theologe<br />

• Gottfried Achenwall (1719–1772), Historiker und Jurist<br />

• Johann Heinrich Ammelung (1746–1796), Historiker<br />

• Wilhelm Baum (1799–1883), Mediziner und erster Ehrenbürger <strong>de</strong>r Stadt Danzig<br />

• Ferdinand Schichau (1814–1896), Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schichau-Werke in Elbing und Danzig<br />

• Wilhelm Eduard Albrecht (1800–1876), Jurist, gehörte <strong>de</strong>n Göttinger Sieben an<br />

• Bruno Erhard Abegg (1803–?), Politiker, Jurist, Polizeipräsi<strong>de</strong>nt von Königsberg<br />

• Johann Benjamin Groß (1809–1848), Violoncellist<br />

• Hieronymus Truhn (1811–1886), Komponist<br />

• Armin Wegner (1840–1917), Architekt<br />

• Hugo Weiss (1842–?), Theologe<br />

• Albrecht Wernich (1843–?), Mediziner<br />

• Berthold Adolph Benecke (1843–?), Mediziner<br />

• Hermann Baumgart (1846–?), Literarhistoriker<br />

• Franz Komnick (1857–1938), Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Komnick Automobilwerke<br />

• Max Georg Zimmermann (1861–1919), Kunsthistoriker<br />

• Max Gabriel (1861-1942), Komponist und Dirigent<br />

• Julius Levin (1862-1935), Mediziner, Schriftsteller und Geigenbauer<br />

• Reinhold Fel<strong>de</strong>rhoff (1865–1919), Bildhauer<br />

• Hans Goltz (1873–1927), Kunsthändler und Pionier <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Kunst<br />

• Paul Emil Gabel (1875–1938), Kunstmaler und Zeichner<br />

• Fritz Litten (1875-1940), Jurist und Hochschullehrer in Königsberg<br />

• Paul Fechter (1880–1958), Theaterkritiker, Redakteur und Schriftsteller<br />

• Georg Bessau (1884–1944), Mediziner<br />

• Hans Boltz (1883–?), Geodät<br />

• Albrecht Schaeffer (1885-1950), Schriftsteller


• Lotte Pulewka (1893–1966), Sozialistin<br />

• Paul Pulewka (1896–1989), Pharmazeut und Toxikologe<br />

• Alfred Arndt (1896–1976), Architekt und Bauhausmeister<br />

• Max Reimann (1898–1977), Mitglied <strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>stags, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r KPD bis 1956<br />

• Erich Brost (1903–1995), Redakteur<br />

• Hellmut Draws-Tychsen (1904–1973), Schriftsteller<br />

• Ulrich Grunwald (1928–2007), Priester und Ehrenkanoniker <strong>de</strong>s Bistums Elbląg<br />

• Tilly Boesche-Zacharow (* 1928), Schriftstellerin<br />

• Horst-Günter Gregor (1938–1995), <strong>de</strong>utscher Schwimmsportler, er gewann u.a. drei Silbermedaillen bei Olympischen Sommerspielen<br />

• Ursula Karusseit (* 1939), Schauspielerin<br />

• Marie-Luise Sal<strong>de</strong>n (* 1939), Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Künstlerin und Museumspädagogin<br />

• Bernd Neumann (* 1942), Mitglied <strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>stags, Kulturstaatsminister Deutschlands seit 2005<br />

• Ortwin Run<strong>de</strong> (* 1944), Mitglied <strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>stags, Bürgermeister von Hamburg 1997 bis 2001<br />

• Adam Giersz (* 1947), Minister für Sport und Tourismus<br />

• Zenon Licznerski (* 1954), Leichtathlet und Olympiamedaillengewinner<br />

• Ta<strong>de</strong>usz Naguszewski (* 1954), Mediziner und Politiker<br />

• Piotr Wa<strong>de</strong>cki (* 1973), Radrennfahrer<br />

• Radosław Wojtaszek (* 1987), polnischer Schachgroßmeister<br />

Weitere mit <strong>de</strong>r Stadt in Verbindung stehen<strong>de</strong> Persönlichkeiten<br />

• Anselm (Bischof) - 1278 in Elbing, Bischof von Ermland<br />

• Ambrosius Feierabend, (ca.1490–1553?), Pfarrer und Reformator<br />

• Johannes Duraeus, (1595–?), Prediger <strong>de</strong>r englischen Gemein<strong>de</strong><br />

• Johann Friedrich En<strong>de</strong>rsch (1700–1769)<br />

• Johann Ludwig Hinrichs (1818–1901), Mitbegrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Baptistengemein<strong>de</strong>n<br />

• Max Toeppen (1822-1893), Historiker, war 1882-1893 Rektor <strong>de</strong>s Gymnasiums von Elbing<br />

• Leonhard Neubaur (1843–1917), Historiker, Bibliothekar und Stadtarchivar<br />

• Fritz Wildhagen (1878–1956), Maler<br />

• Kurt Wildhagen (1871–1949), Schriftsteller<br />

Landgemein<strong>de</strong><br />

Die Stadt Elbląg ist Verwaltungssitz <strong>de</strong>r gleichnamigen Landgemein<strong>de</strong> Elbląg, gehört ihr aber als eigenständige Stadtgemein<strong>de</strong> nicht an. Die Landgemein<strong>de</strong> Elbląg ist Teil <strong>de</strong>s Powiat<br />

Elbląski bil<strong>de</strong>t einen Gürtel um die kreisfreie Stadt Elbląg. Die Gemein<strong>de</strong> zählt 6.463 Einwohner (31. Dez. 2006) auf einer Fläche von 191 km² und glie<strong>de</strong>rt sich in folgen<strong>de</strong> 24 Ortsteile:


• Adamowo (Ellerwald II. Trift)<br />

• Cieplice<br />

• Czechowo (Böhmischgut)<br />

• Dłużyna (Langenreihe)<br />

• Drużno (Drausenhof)<br />

• Gronowo Górne (Grunau)<br />

• Janowo (Ellerwald IV. Trift)<br />

• Kazimierzewo (Ellerwald III. Trift)<br />

• Kępa Rybacka (Fischerskampe)<br />

• Kępiny Wielkie (Zeyersnie<strong>de</strong>rkampen)<br />

• Komorowo Żuławskie (Kämmersdorf)<br />

• Myślęcin (Meislatein)<br />

• Nowakowo (Terranova)<br />

• Nowina (Neuendorf auf <strong>de</strong>r Höhe)<br />

• Nowe Batorowo<br />

• Nowotki (Neuhausen)<br />

• Pilona (Plohnen)<br />

• Przezmark (Preußisch Mark)<br />

• Raczki Elbląskie (Unter Kerbswal<strong>de</strong>)<br />

• Sierpin (Zerpien)<br />

• Tropy Elbląskie (Troop)<br />

• Weklice (Wöcklitz)<br />

• Węzina (Weeskendorf)<br />

• Władysławowo (Ellerwald I. Trift)<br />

Die Landgemein<strong>de</strong> umfasst weitere 13 Dörfer, die nicht <strong>de</strong>n Status eines Ortsteils (sołectwo) haben, wie Dąbrowa (Damerau), Janów (Hansdorf), o<strong>de</strong>r Rubno Wielkie (Groß Röbern).<br />

Partnergemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Landgemein<strong>de</strong> Elbląg sind Barßel in Nie<strong>de</strong>rsachsen seit 2001 sowie Chechelnyk in <strong>de</strong>r Ukraine seit 2004.[5]<br />

Verweise<br />

Literatur<br />

• Historia Elblaga. 6 Bän<strong>de</strong>. Gdansk 1993–2006<br />

• Stanislaw Gierszewsky, Andrezej Groth (Hrsg.): Historia Elblaga. Bd. 1: do 1466r. Wydawnictwo Marpress, Gdansk 1993, ISBN 83-85349-25-1<br />

• Andrzej Groth (Hrsg.): Historia Elblaga. Bd. 2.1: 1466–1626. Wydawnictwo Marpress, Gdansk 1996, ISBN 83-85349-67-7


• Krystina Greczychom (Bearb.): Historia Elblaga. Bd. 6: Bibliografia Elblaga. Wydawnictwo Marpress, Gdansk 2006, ISBN 83-89091-75-5.<br />

• Edward Carstenn: Geschichte <strong>de</strong>r Hansestadt Elbing. 2. Auflage. Verlag von Leon Sauniers Buchhandlung, Elbing 1937.<br />

• Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Co<strong>de</strong>x iuris municipalis Germaniae medii aevi. Regesten und Urkun<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>r Verfassungs- und Rechtsgeschichte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Städte im<br />

Mittelalter. Enke, Erlangen 1863, S. 709 (Digitalisat).<br />

• Bernhard Jähnig, Hans-Jürgen Schuch (Hrsg.): Elbing 1237–1987. Beiträge <strong>zu</strong>m Elbing-Kolloquium im November 1987 in Berlin. Nicolaus-Copernicus Verlag, Münster 1991,<br />

ISBN 3-924238-14-6 (Quellen und Darstellungen <strong>zu</strong>r Geschichte Westpreußens 25).<br />

• Theodor Lockemann (Bearb.): Elbing. Dari, Berlin-Halensee 1926 (Deutschlands Städtebau), (Digiatlisat).<br />

• Hans-Jürgen Schuch: Elbing. Aus 750 Jahren Geschichte <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>ns- Hanse- und Industriestadt. Westkreuz-Verlag Berlin/Bonn, Bad Münstereifel u. a. 1989, ISBN 3-922131-65-<br />

4 (Ost<strong>de</strong>utsche Städtebil<strong>de</strong>r 5).<br />

• Alexan<strong>de</strong>r Nicolaus Tolckemit: Elbingscher Lehrer Gedächtniß, Das ist: Leben und Schriften aller Evangelischen Lehrer, die seit <strong>de</strong>r Reformation an <strong>de</strong>n sämmtlichen Kirchen,<br />

wie auch an <strong>de</strong>m Gymnasio in Elbing gelehret, nebst einem Anhange von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>n auswärtig im Lehr-Amte stehen<strong>de</strong>n Elbingern und einer Nachricht von <strong>de</strong>n Elbingschen<br />

Medicis und Physicis, .... Schreiber, Danzig 1753 (Digitalisat <strong>de</strong>r SUB Göttingen).<br />

Fußnoten<br />

1. ↑ Główny Urząd Statystyczny „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2009 (WebCite)<br />

2. ↑ Johannes Voigt: Geschichte Preußens, von <strong>de</strong>n ältesten Zeiten bis <strong>zu</strong>m Untergang <strong>de</strong>r Herrschaft <strong>de</strong>s Deutschen Or<strong>de</strong>ns, 2. Band: Die Zeit von <strong>de</strong>r Ankunft <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns bis <strong>zu</strong>m<br />

Frie<strong>de</strong>n 1249, Königsberg 1827, S. 290.<br />

3. ↑ Max Toeppen: Historisch-Komparative Geographie von Preußen, Gotha 1858, S. 187-195.<br />

4. ↑ Übersicht <strong>de</strong>r Preußischen Han<strong>de</strong>lsmarine (E. Wendt & Co., Hrsg.); Stettin 1848, S. 9.<br />

5. ↑ Vgl. xxx<br />

xxx – Entsprechend unserer Statuten wer<strong>de</strong>n uns unbekannte Webadressen nicht veröffentlicht .Für eine weiterführen<strong>de</strong> Recherche gehen Sie bitte auf die entsprechen<strong>de</strong><br />

Wikipediaseite. Mehr Informationen lesen Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung <strong>de</strong>r u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam, daß politische Passagen im Zuge<br />

unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

Autoren fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Wikipediaseite unter <strong>de</strong>m Punkt “Versionen/Autoren”. Weitergehen<strong>de</strong> Informationen und Hinweise fin<strong>de</strong>n Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung <strong>de</strong>r u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam,<br />

daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Neustadt in Holstein<br />

Neustadt in Holstein (nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utsch: Niestadt in Holsteen) ist eine Stadt im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein.


Geografie<br />

Neustadt in Holstein ist eine Hafenstadt in Wagrien an <strong>de</strong>r Lübecker Bucht (Ostsee), 32 km nördlich von Lübeck. In <strong>de</strong>r Nähe liegen<strong>de</strong> größere Orte sind an <strong>de</strong>r Lübecker Bucht im Sü<strong>de</strong>n<br />

Sierksdorf und Scharbeutz, im Osten Grömitz, ferner westlich liegend Rogerfel<strong>de</strong> ein Ortsteil <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Altenkrempe und nordöstlich Merkendorf ein Ortsteil <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />

Schashagen.<br />

Natur<br />

Nordwestlich <strong>de</strong>r Stadt befin<strong>de</strong>t sich das Naturschutzgebiet Neustädter Binnenwasser, ein Brackwassersee mit angrenzen<strong>de</strong>n Salzwiesen.<br />

Stadtteile<br />

Neustadt in Holstein glie<strong>de</strong>rt sich in die Stadtteile Neustadt, Pelzerhaken und Rettin.<br />

Geschichte<br />

Neustadt wur<strong>de</strong> im Jahre 1244 von Graf Adolf IV. von Holstein als Neue Stadt von Altenkrempe gegrün<strong>de</strong>t, das lan<strong>de</strong>inwärts am flachen Binnenwasser liegt. Dort fin<strong>de</strong>t sich eine<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Basilika von 1140. Historisch von Belang sind die Kirche von 1244, das Hospital <strong>zu</strong>m Heiligen Geist von 1344 und das Kremper Tor aus <strong>de</strong>m Mittelalter. In Neustadt besteht<br />

seit 1474 die älteste Fischerinnung Deutschlands.<br />

Bereits <strong>zu</strong>r Hansezeit stellte <strong>de</strong>r Hafen von Neustadt einen wichtigen Anlaufhafen für holländische und dänische Schiffe dar. Schiffe <strong>de</strong>r Hanse (<strong>universos</strong> <strong>mercatores</strong> <strong>de</strong> <strong>hansa</strong><br />

<strong>Theut</strong>onicorum) liefen <strong>de</strong>n Neustädter Hafen nur selten an, weil Neustadt nicht <strong>zu</strong>r Hanse gehörte, aber lübsches Recht hatte. Dieses machte die Stadt für holländische Kauffahrer und für<br />

die Vitalienbrü<strong>de</strong>r interessant, weil sie keine Stapelrechte beachten mussten. Die Haupteinnahmequellen von kleinen Dörfern wie <strong>de</strong>m nur 15 Kilometer entfernt gelegenem Grömitz<br />

waren die Landwirtschaft (gestützt durch das Kloster Cismar) und die Fischerei. Somit leisteten auch Ortschaften wie Grömitz einen beschei<strong>de</strong>nen Anteil an einem <strong>de</strong>r Haupthan<strong>de</strong>lsgüter<br />

- gesalzener Hering in Fässern, welcher aus <strong>de</strong>m Neustädter Hafen exportiert wur<strong>de</strong>. Der große Kronleuchter in <strong>de</strong>r Stadtkirche gibt Zeugnis von einem <strong>de</strong>r vielen großen Kriegsschiffe<br />

für die dänische Krone (Christian IV. und Friedrich III.), die in <strong>de</strong>n Jahren von 1639 bis 1669 im Neustädter Hafen gebaut wur<strong>de</strong>n.[2]<br />

Das letzte Seegefecht <strong>de</strong>r Schleswig-Holsteinischen Erhebung vor <strong>de</strong>m Gefecht von Idstedt fand am 20./21. Juli 1850 in <strong>de</strong>r Neustädter Bucht statt. Dabei sank das Schleswig-<br />

Holsteinische Kanonenboot Nr. 1 von <strong>de</strong>r Tann.<br />

Neustadt/Pelzerhaken war Standort <strong>de</strong>s Nachrichtenmittelversuchskommandos seit 1923 (Nachrichtenmittelversuchsanstalt, kurz NVA) <strong>zu</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Funkmesstechnik (Radar). In<br />

<strong>de</strong>r Zeit von 1964 bis 1992 diente <strong>de</strong>r Fernmel<strong>de</strong>turm M in Neustadt/Pelzerhaken <strong>de</strong>r Fernmel<strong>de</strong>- und elektronischen Aufklärung durch <strong>de</strong>n Marinefernmel<strong>de</strong>sektor 73.<br />

Von Dezember 1944 bis <strong>zu</strong>m 1. Mai 1945 befand sich in Neustadt das KZ Neustadt in Holstein. Der Komplex wur<strong>de</strong> später in das Krankenhaus eingeglie<strong>de</strong>rt.<br />

Vor Neustadt wur<strong>de</strong> am 3. Mai 1945 die Cap Arcona und die kleinere Thielbek mit Häftlingen <strong>de</strong>s KZ Neuengamme von alliierten Flugzeugen versenkt, eine <strong>de</strong>r drei schwersten<br />

Katastrophen <strong>de</strong>r Seefahrt in <strong>de</strong>r Geschichte. Die Bewohner <strong>de</strong>r Stadt selbst spielten in diesem Zusammenhang eine unrühmliche Rolle: Häftlinge aus <strong>de</strong>m KZ Stutthof bei Danzig,<br />

welche die SS mit Lastkähnen über die Ostsee transportieren ließ, sollten ursprünglich ebenfalls auf die Cap Arcona verschifft wer<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n jedoch wegen Überfüllung <strong>de</strong>s Schiffs<br />

abgewiesen. Angesichts <strong>de</strong>r militärischen Lage und <strong>de</strong>s Vorrückens britischer Vorauskommandos verließen die SS-Wachmannschaften die Lastkähne. Die Schiffe trieben ans Ufer, wo sich<br />

die Häftlinge am frühen Morgen <strong>de</strong>s 3. Mai auf die Suche nach Nahrungsmittel im Raum Neustadt machten. Aufgeschreckte Neustädter Bürger, Angehörige <strong>de</strong>r Kriegsmarine sowie einer<br />

Versehrteneinheit und <strong>de</strong>s Volkssturms trieben daraufhin in <strong>de</strong>r sogenannten „Sammelaktion“ die Häftlinge <strong>zu</strong>sammen und erschossen fast 300 von ihnen, darunter Frauen und Kin<strong>de</strong>r.<br />

Der Rest wur<strong>de</strong> auf das Schiff Athen gebracht, das am Marinehafenkai lag, wo etliche von ihnen <strong>de</strong>n Luftangriffen <strong>zu</strong>m Opfer fielen. Der britische Stadtkommandant gab nach<br />

Kenntnisnahme <strong>de</strong>s Massakers Neustadt <strong>zu</strong>r Plün<strong>de</strong>rung frei − wohl auch, um auf diese Weise die Versorgung <strong>de</strong>r überleben<strong>de</strong>n Häftlinge <strong>de</strong>r Cap Arcona, <strong>de</strong>r Athen und an<strong>de</strong>rer Schiffe<br />

nicht selber organisieren <strong>zu</strong> müssen.<br />

1969 erhielt die Stadt die Ehrenfahne <strong>de</strong>s Ministerkomitees <strong>de</strong>s Europarats und nennt sich seither Europastadt. Am 23. September 2008 erhielt die Stadt <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung


verliehenen Titel „Ort <strong>de</strong>r Vielfalt“.<br />

Wappen<br />

Blasonierung: „In Rot ein auf blauen Wellen fahren<strong>de</strong>s gol<strong>de</strong>nes Boot mit zwei Männern, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r eine die Schwurhand mit ausgestreckten Fingern erhebt, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re das Steuer<br />

führt; über <strong>de</strong>m Boot das silberne holsteinische Nesselblatt.“[3]<br />

Städtepartnerschaften<br />

• Europäische Partnerstadt Neustadts ist Rønne auf Bornholm.<br />

• Die Stadt ist auch Mitglied in <strong>de</strong>r größten internationalen Städtefreundschaft Neustadt in Europa, einer Arbeitsgemeinschaft von 36 Städten und Gemein<strong>de</strong>n in sechs<br />

mitteleuropäischen Län<strong>de</strong>rn, die <strong>de</strong>n Namen Neustadt tragen.<br />

Wirtschaft<br />

Die Stadt hat Han<strong>de</strong>ls-, Marine- und Yachthafen und ist Sitz <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>spolizei See (Küstenwache – die gleichnamige <strong>de</strong>utsche Fernsehserie entsteht hier). Außer<strong>de</strong>m befin<strong>de</strong>t sich in<br />

Neustadt eine SAR-Schule <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft <strong>zu</strong>r Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Neustadt in Holstein ist Sitz <strong>de</strong>r Ree<strong>de</strong>rei Peter Deilmann und damit Heimathafen <strong>de</strong>s<br />

Hochsee-Kreuzfahrtschiffes MS Deutschland.<br />

Neustadt ist staatlich anerkanntes Seebad, <strong>de</strong>r Tourismus nutzt die Sandsträn<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Ortsteilen Pelzerhaken und Rettin und <strong>de</strong>n Hansa-Park (Vergnügungspark) im Nachbarort<br />

Sierksdorf.<br />

Die Stadt ist darum bemüht, <strong>de</strong>n Tourismus <strong>de</strong>r Vor- und Nachsaison mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng von EU-För<strong>de</strong>rmitteln aus <strong>de</strong>m ELER-Programm <strong>zu</strong> beleben. So wur<strong>de</strong> 2008 im Ortsteil<br />

Pelzerhaken eine Swingolfanlage errichtet.<br />

Ein weiterer wirtschaftlicher Schwerpunkt ist das Gesundheitswesen. So gilt Neustadt mit drei Krankenhäusern am Ort auch als Gesundheitsstadt. Die Ameos-Klinik, das Klinikum<br />

Neustadt und das Kin<strong>de</strong>rzentrum Pelzerhaken sind weit über die Lan<strong>de</strong>sgrenzen bekannte Einrichtungen.<br />

Verkehr<br />

Neustadt liegt an <strong>de</strong>r Vogelfluglinie nach Dänemark, mit zwei Autobahnanschlüssen (Autobahn A1). Neustadt liegt unmittelbar an <strong>de</strong>r Verkehrsachse zwischen <strong>de</strong>r Metropolregion<br />

Hamburg und <strong>de</strong>r Öresundregion Kopenhagen-Malmö.<br />

Regional<strong>zu</strong>gverbindungen bestehen nach Lübeck und Puttgar<strong>de</strong>n. Der Personenbahnhof Neustadt ist ein Kopfbahnhof an einer kurzen, von <strong>de</strong>r Vogelfluglinie aus Richtung Lübeck nach<br />

Osten abzweigen<strong>de</strong>n Stichstrecke. Über eine Verbindungskurve konnte früher auch nordwärts auf die Vogelfluglinie gefahren wer<strong>de</strong>n.<br />

Nächster Flughafen ist <strong>de</strong>r Flughafen Lübeck-Blankensee. Ein Sportflugplatz befin<strong>de</strong>t sich im nahe gelegenen Sierksdorf auf <strong>de</strong>m Hof Altona.<br />

Hafen<br />

Neustadt verfügt über einen Seehafen. Für Wassersportler bieten <strong>de</strong>r kommunale Jachthafen sowie zwei weitere Marinas mehr als 1500 Liegeplätze. Entlang <strong>de</strong>s Hafens wur<strong>de</strong> die<br />

Promena<strong>de</strong> am unteren Jungfernstieg 2006 ausgebaut; <strong>de</strong>r Jachthafen wur<strong>de</strong> erheblich erweitert. An <strong>de</strong>r Promena<strong>de</strong> befin<strong>de</strong>n sich mehrere Plastiken, darunter Möwen aus weißem Marmor<br />

von Pierre Schumann und Strömung aus Anröchter Dolomit von Jochen Schumann.<br />

Kultur und Sehenswürdigkeiten


Bauwerke<br />

• Kirche von 1244; ihr gotischer Altar stammt ursprünglich aus <strong>de</strong>m Schleswiger Dom und wur<strong>de</strong> nach Aufstellung <strong>de</strong>s Brüggemann-Altars (1666) dort nach Neustadt verkauft.<br />

• Klassizistisches Rathaus von 1818/20, erbaut von Christian Fre<strong>de</strong>rik Hansen[4]<br />

• Pago<strong>de</strong>nspeicher (ehemaliger Kornspeicher) von 1830<br />

• Hornscher Speicher<br />

• Heiliggeist-Hospital von 1344<br />

• Lienaustift<br />

• Kremper Tor aus <strong>de</strong>m Mittelalter.<br />

• Nachrichtenmittelversuchskommando von 1920<br />

• Brückengel<strong>de</strong>innehmerhaus von 1846<br />

• Leuchtturm Pelzerhaken von 1843, umgebaut 1936<br />

Museen<br />

• Ostholstein-Museum, mit Museum Cap Arcona, am Kremper Tor<br />

• Fischereimuseum im Neubau <strong>de</strong>s Neustädter Fischeramts von 1474 am Hafen<br />

• Fanmuseum Küstenwache mit Requisiten und Dekorationen <strong>zu</strong>r TV-Serie<br />

Friedhöfe<br />

• Anstaltsfriedhof<br />

Eine kulturelle Beson<strong>de</strong>rheit ist <strong>de</strong>r ehemalige Friedhof <strong>de</strong>r Provinzial Irren- und Heilanstalt Neustadt in Holstein (später Lan<strong>de</strong>skrankenhaus Neustadt i.H.). Auf <strong>de</strong>m 1895/96 angelegten<br />

Anstaltsfriedhof am Parkweg wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n 1930er und -40er Jahren Opfer <strong>de</strong>s NS-Euthanasierungsprogramms, später auch weitere Kriegsopfer beigesetzt (s. Ereignis Cap Arcona).<br />

• Ehrenfriedhof Cap Arcona<br />

Am Ortsrand von Neustadt Richtung Pelzerhaken, direkt am Ufer <strong>de</strong>r Neustädter Bucht, liegt <strong>de</strong>r Ehrenfriedhof Cap Arcona, auf <strong>de</strong>m viele <strong>de</strong>r rund 7000 Opfer <strong>de</strong>r Katastrophe (s.<br />

Ereignis Cap Arcona) vom 3. Mai 1945 in Massengräbern bestattet wor<strong>de</strong>n sind. Ein Ge<strong>de</strong>nkstein nennt die Nationalitäten <strong>de</strong>r Opfer in ihren Lan<strong>de</strong>ssprachen, einschließlich <strong>de</strong>s<br />

hebräischen Begriffes "Jehudim" für "Ju<strong>de</strong>n". Zwei Stelen zwischen Promena<strong>de</strong> und Ufer dokumentieren <strong>de</strong>n Hergang und die damalige Position <strong>de</strong>r Schiffe.<br />

• Jüdischer Friedhof<br />

Beim jüdischen Friedhof in Neustadt in Holstein han<strong>de</strong>lt es sich um einen in <strong>de</strong>n Jahren 1945 bis 1947 als separater Teil <strong>de</strong>s evangelischen Friedhofes belegten Begräbnisplatz, auf <strong>de</strong>m<br />

ehemalige KZ-Häftlinge bzw. Displaced Persons beigesetzt wur<strong>de</strong>n. Die offizielle Einweihung <strong>de</strong>s Friedhofes fand am 5. Januar 1947 statt. Die <strong>de</strong>utsche Inschrift auf <strong>de</strong>m zentralen<br />

Ge<strong>de</strong>nkstein dokumentiert, dass die meisten <strong>de</strong>r hier Beigesetzten am 3. Mai 1945 verstarben, <strong>de</strong>m Tag <strong>de</strong>r Befreiung von Neustadt durch das Britische Militär. Es dürfte sich <strong>zu</strong>m einem<br />

erheblichen Teil um Opfer von <strong>de</strong>r "Cap Arcona" han<strong>de</strong>ln. Die in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Jahren Verstorbenen waren Insassen <strong>de</strong>s großen DP-Lagers für ehemalige KZ-Häftlinge, das in<br />

dieser Zeit in Neustadt bestand. Viele <strong>de</strong>r Insassen verstarben an <strong>de</strong>n Folgen <strong>de</strong>r erlittenen gesundheitlichen Schä<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>r KZ-Zeit. Auf <strong>de</strong>m Friedhof wur<strong>de</strong>n etwa 100<br />

Beiset<strong>zu</strong>ngen vorgenommen. Die Grabsteine datieren vom 3. Mai 1945 bis 1947.


Regelmäßige Veranstaltungen<br />

• Neustadt veranstaltet seit 1951 alle drei Jahre das Europäische Folklore-Festival, das bis 2004 als Europäische Volkstums- und Trachtenwoche bezeichnet wur<strong>de</strong><br />

• Alljährlich im Mai fin<strong>de</strong>t im Neustädter Hafen und auf <strong>de</strong>r Lübecker Bucht die Max Oertz Regatta mit klassischen Segelyachten statt.<br />

• Neustädter Märchen<strong>zu</strong>g - Großer Um<strong>zu</strong>g an je<strong>de</strong>m Adventssonnabend vor Weihnachten<br />

• Je<strong>de</strong>s Jahr im Juli fin<strong>de</strong>t seit 1992 das Karate-Sommerlager statt, ausgerichtet vom Dojo Jiyu Neumünster<br />

• Besichtigung <strong>de</strong>r Original-Drehorte <strong>zu</strong>r ZDF-Serie Küstenwache<br />

• Jährliche Gogenkrog-Ausstellung<br />

Persönlichkeiten<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>r Stadt<br />

• Max Oertz (1871–1929), Yachtkonstrukteur, Aeronaut und Erfin<strong>de</strong>r<br />

• Heinrich Bornhövd (1879–1960), Politiker (DVP), Reichstagsabgeordneter.<br />

• Carl Schröter (1888–1952), Politiker (DVP, CDU), MdB, MdL (Preußen, Schleswig-Holstein)<br />

• Kay Hoff (* 1924), Schriftsteller<br />

• Elisabeth Plessen (* 1944), Schriftstellerin<br />

• Ernst-Otto Schlöpke (* 1922), nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utscher Schriftsteller<br />

• Harald Schliemann (* 1944), Jurist und Politiker, ehemaliger Justizminister in Thüringen (CDU)<br />

• Carl Friedrich Trahn (1806–1888), Zimmermeister, Erbauer von 100 Windmühlen und <strong>de</strong>s Pago<strong>de</strong>nspeichers<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. März 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemein<strong>de</strong>n und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe da<strong>zu</strong>)<br />

2. ↑ Schiffbau im Neustädter Hafen im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

3. ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein<br />

4. ↑ Wie<strong>de</strong>raufbau Neustadts in <strong>de</strong>n Jahren 1818-1820<br />

Literatur<br />

• Johannes Hugo Koch: Heimatbuch Neustadt in Holstein. Selbstverlag J.H. Koch, Neustadt in Holstein 1967.<br />

• Wilhelm Lange: Cap Arcona. Dokumentation. Struve's Buchdruckerei und Verlag, Eutin 1988, ISBN 3-923457-08-1.<br />

• Franz-Josef Huschens: Neustadt in Holstein. Sutton Verlag GmbH, Erfurt 2002, ISBN 3-89702-476-4.<br />

• Hans-Joachim Birkholz: Historische Heimatkun<strong>de</strong>. Balticum-Verlag, Neustadt in Holstein 2006.<br />

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Cismar<br />

Cismar ist ein Ort mit etwa 800 Einwohnern in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Grömitz im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein.<br />

Kern <strong>de</strong>s Ortes ist ein ehemaliges Benediktinerkloster, das Kloster Cismar, das 1245 von Lübeck nach Cismar verlegt wur<strong>de</strong>. Im Zuge <strong>de</strong>r Säkularisation wur<strong>de</strong> das Kloster aufgehoben<br />

und in einen Gutshof umgewan<strong>de</strong>lt.<br />

Seit 1999 gehört Kloster Cismar <strong>zu</strong>r Stiftung Schleswig-Holsteinische Lan<strong>de</strong>smuseen Schloss Gottorf. In <strong>de</strong>n Ausstellungsräumen <strong>de</strong>s Klosters fin<strong>de</strong>n seit<strong>de</strong>m Kunstausstellungen von<br />

überregionaler Be<strong>de</strong>utung statt, im Winter Konzerte <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rkreis Kloster Cismar e.V. Dieser Verein veranstaltet jährlich an je<strong>de</strong>m zweiten Wochenen<strong>de</strong> im August das Klosterfest<br />

Cismar, einen nostalgischen Kunsthandwerkermarkt.<br />

Das Haus <strong>de</strong>r Natur Cismar verfügt über die größte Sammlung von Schnecken und Muscheln in Deutschland.<br />

Im „Weißen Haus“ <strong>de</strong>m Wohnhaus <strong>de</strong>r Schriftstellerin Doris Runge wer<strong>de</strong>n Lesungen abgehalten.<br />

Cismar ist auch <strong>de</strong>r zentrale Ort bei <strong>de</strong>n Cismar-Detektiven, eine Kin<strong>de</strong>rkrimi-Reihe von Simone Klages.<br />

Seit 1956 erscheint eine kleine Zeitung, <strong>de</strong>r Cismarer Bote, in <strong>de</strong>m dreimal jährlich die Ereignisse im Ort als Brief an <strong>de</strong>n „Buten-Cismaraner“ Hein gesandt wer<strong>de</strong>n - eine originelle und<br />

beson<strong>de</strong>rs liebevolle Form von Dorfchronik.<br />

Persönlichkeiten<br />

Joachim von Ahlefeldt († 1698), Amtmann und Landrat von Cismar.<br />

Literatur<br />

• Carsten Fleischhauer: Kloster Cismar. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2004 (= DKV-Kunstführer Nr. 229/4)<br />

• Kurt Borchard: Der älteste Flügelaltarschrein. Cismar und seine Sehenswürdigkeiten. Dialog-Verlag 1996, ISBN 3923707010<br />

• Jan Martin Meissner: Die Klosterkirche <strong>zu</strong> Cismar. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1969 (= Große Bau<strong>de</strong>nkmäler, Heft 229)<br />

• Jürgen Nagel: Zum Beispiel Cismar - Menschen in einem <strong>de</strong>utschen Dorf<br />

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Grömitz<br />

Grömitz ist ein Ostseebad im Kreis Ostholstein. Grömitz liegt auf <strong>de</strong>r Halbinsel Wagrien am Nordrand <strong>de</strong>r Lübecker Bucht etwa zehn Kilometer östlich von Neustadt in Holstein unweit<br />

<strong>de</strong>r Vogelfluglinie.<br />

Geschichte<br />

Grömitz ist bereits seit 1813 Seebad und damit eines <strong>de</strong>r ältesten an <strong>de</strong>r Ostsee. Der Ort bietet außer <strong>de</strong>r Kirche aus <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt keine historisch be<strong>de</strong>utsamen Stätten, welche<br />

noch sichtbar erkennbar sind. Der Ortsname Grömitz entwickelte sich aus <strong>de</strong>m Namen eines Baches. Der kleine Ort Grömitz spielte <strong>zu</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Christianisierung eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle –<br />

Groebeniz (so hieß Grömitz <strong>zu</strong>m damaligen Zeitpunkt) war ein mit einer Wallanlage befestigtes Dorf, von <strong>de</strong>m heute nichts mehr übrig ist (die Befestigung bestand <strong>zu</strong>m größten Teil aus<br />

Holz). Später wur<strong>de</strong> die Wehranlage nach Ol<strong>de</strong>nburg in Holstein verlegt. Im Gegensatz <strong>zu</strong> Grömitz können dort auch heute noch Reste dieser Wallanlage bewun<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Ein in<br />

Ol<strong>de</strong>nburg vorhan<strong>de</strong>nes Museum vermittelt einen Überblick <strong>de</strong>r einstigen Be<strong>de</strong>utung.<br />

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass Grömitz bereits um 1400 einen seegängigen Hafen besaß und einen regen Han<strong>de</strong>l mit an <strong>de</strong>r Trave gelegenen Häfen führte. Lübeck, Travemün<strong>de</strong>,<br />

Ol<strong>de</strong>sloe und auch dänische Städte zählten <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Haupthan<strong>de</strong>lsplätzen Grömitzer Schiffe. Begünstigt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hafen durch natürliche Sandbänke wie <strong>de</strong>n Walkyriengrund. Der<br />

Fernhan<strong>de</strong>lshafen verlor wie<strong>de</strong>r an Be<strong>de</strong>utung, da er im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt versan<strong>de</strong>te. Mitte <strong>de</strong>r 1960er Jahre wur<strong>de</strong> ein mo<strong>de</strong>rner Yachthafen gebaut, <strong>de</strong>r heute <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n größten und<br />

be<strong>de</strong>utendsten Marinas <strong>de</strong>r Ostsee zählt.<br />

Die zwölf Kilometer südwestlich gelegene Nachbarstadt Neustadt ist eng mit <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Geschichte von Grömitz verbun<strong>de</strong>n. Bereits <strong>zu</strong>r Hansezeit stellte <strong>de</strong>r Hafen von<br />

Neustadt einen wichtigen und interessanten Anlaufhafen für holländische und dänische Schiffe dar. Schiffe <strong>de</strong>r Hanse (<strong>universos</strong> <strong>mercatores</strong> <strong>de</strong> <strong>hansa</strong> <strong>Theut</strong>onicorum) liefen <strong>de</strong>n<br />

Neustädter Hafen nur sehr selten an, weil Neustadt nicht <strong>zu</strong>r Hanse gehörte, aber lübsches Recht hatte. Dieses machte die Stadt für holländische Kauffahrer und auch für die<br />

Vitalienbrü<strong>de</strong>r um so interessanter, weil keine Stapelrechte <strong>zu</strong> beachten waren. Die Haupteinnahmequellen von kleinen Dörfern wie Grömitz waren die Landwirtschaft (gestützt durch das<br />

Kloster Cismar) und die Fischerei. Somit leisteten auch kleine Ortschaften wie Grömitz einen beschei<strong>de</strong>nen Anteil an einem <strong>de</strong>r Haupthan<strong>de</strong>lsgüter <strong>de</strong>r Hanse – gesalzener Hering in<br />

Fässern, welche aus <strong>de</strong>m Neustädter Hafen exportiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Im Gemein<strong>de</strong>gebiet liegt Cismar mit einem teilweise erhaltenen Kloster aus <strong>de</strong>m Mittelalter, das 1245 von Benediktinern gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. In einem Flügel befin<strong>de</strong>t sich eine Außenstelle<br />

<strong>de</strong>s Schleswig-Holsteinischen Lan<strong>de</strong>smuseums. Bekannt gewor<strong>de</strong>n durch die Johannes-Heilquelle und die Blut-Christi-Reliquie stellte das mittelalterliche Kloster einen wichtigen<br />

Wallfahrtsort für die Bevölkerung Nor<strong>de</strong>uropas dar. Die geistige Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Klosters lässt sich auch noch heute in <strong>de</strong>r dänischen Staatsbibliothek erahnen, die viele be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Werke<br />

beheimatet, die ursprünglich aus <strong>de</strong>m Kloster Cismar stammen.<br />

Seit 1949 ist Grömitz ein Ostseeheilbad.<br />

Ortsteile<br />

Grömitz besteht aus <strong>de</strong>n Ortsteilen Brenkenhagen, Brunsteen, Cismar (Ort), Cismarfel<strong>de</strong>, Goldberg (Flurname), Groß-Horst (Flurname), Gruberhagen, Grömitz (Dorf), Grönwohldshorst,<br />

Guttau, Henriettenhof (Ort), Hohehorst, Hohelieth, Jasen, Karlsruh, Kattenberg, Klockenhagen, Klostersee, Kojendiek, Kolauerhof, Krähenberg, Körnick, Körnickerfel<strong>de</strong>, Langenkamp<br />

(Flurname), Lenste, Lensterbek, Lensterstrand, Moorhof, Morest, Niehof, Nienhagen, Poggenpohl, Rittbruch, Rotenhuse, Rüting, Sandberg, Schleuse, Schütthörn, Stadtfurth, Suxdorf,<br />

Söhlen, Voßberg, Wintersberg und Ziegelhof.<br />

Politik<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Januar 2007 bil<strong>de</strong>t Grömitz eine Verwaltungsgemeinschaft mit <strong>de</strong>n drei Gemein<strong>de</strong>n Dahme, Grube und Kellenhusen (Ostsee) aus <strong>de</strong>m ehemaligen Amt Grube, für die Grömitz<br />

die Verwaltungsgeschäfte mit durchführt.


Wappen<br />

Blasonierung: „Gespalten. Vorn in Rot ein halbes silbernes Nesselblatt, hinten in Silber ein halber schwarzer Adler am Spalt mit gol<strong>de</strong>ner Bewehrung und gol<strong>de</strong>nem Nimbus.“[2]<br />

Partnerschaften<br />

• Kühlungsborn<br />

• Nienhagen (bei<strong>de</strong> im Landkreis Bad Doberan, Mecklenburg-Vorpommern)<br />

• Patenstadt <strong>de</strong>s Schnellboots S55 Alk vom 5. Schnellbootgeschwa<strong>de</strong>r (mittlerweile aufgelöst)<br />

Kultur und Sehenswürdigkeiten<br />

Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist das Klosterdorf Cismar.<br />

Im Gemein<strong>de</strong>gebiet liegt <strong>de</strong>r Zoo Arche Noah. Berühmt wur<strong>de</strong> dieser durch seine drei Liger, Mischlingen aus Löwe und Tiger. Das letzte Tier musste im Februar 2008 eingeschläfert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit 398 Meter ist die Seebrücke eine <strong>de</strong>r längsten Deutschlands. Der Yachthafen, in welchem ein DGzRS-Seenotrettungskreuzer stationiert ist, ist neben <strong>de</strong>m von Heiligenhafen einer <strong>de</strong>r<br />

größten gemein<strong>de</strong>betriebenen Häfen (780 Liegeplätze). Die neue maritime Hafenpromena<strong>de</strong> bietet viel <strong>zu</strong>m Staunen, gemütliche Cafes und einem neuen Spielplatz für die kleinen Gäste.<br />

Im Hafen gibt es die Möglichkeit einen Segel-, Surf- o<strong>de</strong>r Katamaranschein <strong>zu</strong> machen.<br />

Der vor Grömitz in <strong>de</strong>r Ostsee liegen<strong>de</strong> Walkyriengrund ist ein beliebtes Ziel für Sportangler. Seit kurzem fin<strong>de</strong>t man eine Indoor-Soccer-Anlage im Ort.<br />

Als kulturelle Einrichtung <strong>de</strong>s Ortes bietet die FILMBÜHNE in Grömitz ganzjährig, in über 3.000 Filmvorführungen jährlich,ein abwechslungsreiches Filmprogramm. Sowohl aktuelle<br />

Filme, wie auch Filmklassiker stehen auf <strong>de</strong>m Programm. Für die Kin<strong>de</strong>r-Programme wur<strong>de</strong> die Filmbühne für die Jahre 2005, 2006, 2007 und 2008 mit <strong>de</strong>m Kinoprogrammpreis für ein<br />

"Hervorragen<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und Jugendprogramm" vom Beauftragten <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung für Kultur und Medien ausgezeichnet.<br />

Wirtschaft und Infrastruktur<br />

Grömitz ist nach Sankt Peter-Ording und Westerland drittwichtigster Ferienort in Schleswig-Holstein und vor Timmendorfer Strand <strong>de</strong>r wichtigste an <strong>de</strong>r Ostseeküste <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>slan<strong>de</strong>s.<br />

Im Jahr 2002 buchten 96.116 Gäste, davon 413 (0,43 %) aus <strong>de</strong>m Ausland, 714.188 Übernachtungen. Der Ort verfügte über 8305 Gästebetten.<br />

Verkehrsanbindung<br />

• von <strong>de</strong>r Autobahn 1 verbin<strong>de</strong>t die Bun<strong>de</strong>sstraße 501 Neustadt/Holstein–Heiligenhafen die Seebä<strong>de</strong>r Wagriens an <strong>de</strong>r Lübecker Bucht.<br />

• Die nächsten Bahnhöfe sind in Neustadt in Holstein, Ol<strong>de</strong>nburg in Holstein und Lensahn.<br />

Persönlichkeiten<br />

• Reinhard Sager (* 1959), Politiker (CDU), wur<strong>de</strong> in Suxdorf geboren<br />

• David Reinhold von Sievers (* 1732, † 1814), Großfürstlicher Landrat von Cismar<br />

Einzelnachweise


1. ↑ Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. März 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemein<strong>de</strong>n und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe da<strong>zu</strong>)<br />

2. ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein<br />

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Schwe<strong>de</strong>n<br />

Das Königreich Schwe<strong>de</strong>n (schwed. Konungariket Sverige) ist eine parlamentarische Monarchie in Nor<strong>de</strong>uropa. Das Staatsgebiet schließt – neben <strong>de</strong>m östlichen Teil <strong>de</strong>r skandinavischen<br />

Halbinsel – die Inseln Gotland und Öland mit ein. Schwe<strong>de</strong>n ist Mitglied <strong>de</strong>r EU und <strong>de</strong>s Nordischen Rats.<br />

Geographie<br />

Schwe<strong>de</strong>n grenzt an das Kattegat, an die Staaten Norwegen und Finnland sowie an die Ostsee. Zu Schwe<strong>de</strong>n gehören etwa 221.800 Inseln, Gotland (2994 km²) und Öland (1347 km²,<br />

bei<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Ostsee) sowie Orust (346 km², nördlich von Göteborg) sind die drei größten von ihnen. Die längste Aus<strong>de</strong>hnung von Nor<strong>de</strong>n nach Sü<strong>de</strong>n beträgt 1572 km, von Osten nach<br />

Westen 499 km. Die Landgrenze <strong>zu</strong> Norwegen ist 1619 km lang, die <strong>zu</strong> Finnland 586 km[4].<br />

Während weite Teile <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s flach bis hügelig sind, steigen entlang <strong>de</strong>r norwegischen Grenze die Gebirgsmassive <strong>de</strong>r Skan<strong>de</strong>n bis auf über 2000 m Höhe an. Der höchste Gipfel ist <strong>de</strong>r<br />

Kebnekaise mit 2111 m. Über das Land verteilt gibt es 28 Nationalparks. Die flächenmäßig größten befin<strong>de</strong>n sich im Nordwesten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s.<br />

Topografie<br />

Süd- und Mittelschwe<strong>de</strong>n (Götaland und Svealand), das nur zwei Fünftel von Schwe<strong>de</strong>n umfasst, ist von Sü<strong>de</strong>n nach Nor<strong>de</strong>n in drei Großlandschaften geteilt, Nordschwe<strong>de</strong>n (Norrland),<br />

welches die restlichen drei Fünftel umfasst, ist von Westen nach Osten in drei Landschaften geteilt.<br />

Die längsten Flüsse Schwe<strong>de</strong>ns sind Klarälven, Torne älv, Dalälven, Ume älv und Ångermanälven. Die größten Seen sind Vänern, Vättern, Mälaren und Hjälmaren.<br />

Süd- und Mittelschwe<strong>de</strong>n<br />

Der südlichste Teil, die historische Provinz Schonen (Skåne), ist eine Fortset<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>r Tiefebene Nord<strong>de</strong>utschlands und Dänemarks. In Schonen liegt <strong>de</strong>r tiefste Punkt Schwe<strong>de</strong>ns<br />

(ausgenommen Seen und ähnliches) mit 2,4 Metern unter <strong>de</strong>m Meeresspiegel und <strong>de</strong>r südlichste Punkt Schwe<strong>de</strong>ns, Smygehuk. Nördlich davon erstreckt sich das Südschwedische<br />

Hochland, eine Hochebene umgeben von einer Hügellandschaft mit einer großen Anzahl von lang gestreckten Seen, die durch eiszeitliche Erosion entstan<strong>de</strong>n sind. Die dritte<br />

Großlandschaft ist die Mittelschwedische Senke, eine flache, jedoch zerklüftete Landschaft mit großen Ebenen, Horsten, Tafelbergen, Fjor<strong>de</strong>n und einer Reihe von Seen.<br />

Nordschwe<strong>de</strong>n<br />

Der Westen Nordschwe<strong>de</strong>ns ist durch das Skandinavische Gebirge geprägt, das die Grenze <strong>zu</strong> Norwegen bil<strong>de</strong>t. Die Gebirgskette weist Höhen zwischen 1000 und 2000 Metern über <strong>de</strong>m<br />

Meeresspiegel auf. Im Skandinavischen Gebirge liegt auch Schwe<strong>de</strong>ns höchster Berg, <strong>de</strong>r Kebnekaise (2111 m). Im Dreilän<strong>de</strong>reck Norwegen/Schwe<strong>de</strong>n/Finnland befin<strong>de</strong>t sich mit


Treriksröset Schwe<strong>de</strong>ns nördlichster Punkt.<br />

Nach Osten hin schließt das Vorland an, Schwe<strong>de</strong>ns ausge<strong>de</strong>hnteste Großlandschaft. Entlang <strong>de</strong>s Gebirges erstrecken sich große Hochlan<strong>de</strong>benen auf einer Höhe von 600 bis 700 Metern<br />

über <strong>de</strong>m Meeresspiegel, die in ein welliges Hügelland übergehen, das nach Osten abfällt. In dieser Landschaft befin<strong>de</strong>n sich auch die großen Erzvorkommen (Eisen, Kupfer, Zink, Blei)<br />

Schwe<strong>de</strong>ns. Die großen Flüsse Schwe<strong>de</strong>ns, die ihren Ursprung im Skandinavischen Gebirge haben, fließen beinahe parallel in tiefen Talgängen in Richtung Ostsee.<br />

Entlang <strong>de</strong>r Ostseeküste erstreckt sich die ebene Küstenlandschaft, die zwischen Härnösand und Örnsköldsvik von einem bis an die Ostseeküste reichen<strong>de</strong>n Ausläufer <strong>de</strong>s Vorlan<strong>de</strong>s<br />

(Höga Kusten, Nationalpark) unterbrochen wird.<br />

Geologie<br />

Große Teile Schwe<strong>de</strong>ns bestehen aus Urgestein, wie Gneis und Granit. In Jämtland und Teilen von Mittel- und Südschwe<strong>de</strong>n (so auch auf <strong>de</strong>n Inseln Öland und Gotland) fin<strong>de</strong>t man<br />

stellenweise umfangreiche Schichten aus <strong>de</strong>m Silur.<br />

Die skandinavische Halbinsel war während <strong>de</strong>r Eiszeiten zeitweise vollständig von Eis be<strong>de</strong>ckt. Der Druck und die Bewegung <strong>de</strong>r Eismassen hat die Landschaft in vielen Teilen<br />

wesentlich mitgestaltet. Durch <strong>de</strong>n großen skandinavischen Gletscher <strong>de</strong>r letzten Eiszeit (Weichseleiszeit) ist die heutige Landschaft Schwe<strong>de</strong>ns mit <strong>de</strong>n zahlreichen Seen, Flüssen (siehe<br />

auch Liste <strong>de</strong>r Flüsse in Schwe<strong>de</strong>n) und Wasserfällen (siehe auch Liste <strong>de</strong>r Wasserfälle in Schwe<strong>de</strong>n) entstan<strong>de</strong>n. Die damit einhergehen<strong>de</strong> Abschleifung und Aushöhlung hat neben <strong>de</strong>n<br />

Moränen die charakteristischen Ablagerungen aus Kieseln und run<strong>de</strong>n Steinen hinterlassen, die in Schwe<strong>de</strong>n åsar (dt. Os) genannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein auch heute noch wichtiger Faktor ist die Landhebung. Das Abschmelzen <strong>de</strong>r Eismassen, die die Erdkruste nie<strong>de</strong>rgedrückt hatten, hat seit <strong>de</strong>r letzten Eiszeit (ungefähr 10.000 v. Chr.)<br />

<strong>zu</strong> einer Landhebung von 800 m geführt. Heut<strong>zu</strong>tage beträgt die Landhebung bis <strong>zu</strong> 10–11 mm jährlich im Höga Kusten, in <strong>de</strong>r Stockholmer Gegend sind es jährlich etwa 6 mm.<br />

Klima<br />

Schwe<strong>de</strong>ns Klima ist für seine geografische Lage ziemlich mild. Es wird vor allem durch die Nähe <strong>zu</strong>m Atlantik mit <strong>de</strong>m warmen Golfstrom bestimmt. Große Teile Schwe<strong>de</strong>ns haben<br />

daher ein feuchtes Klima mit reichlich Nie<strong>de</strong>rschlag und relativ geringen Temperaturunterschie<strong>de</strong>n zwischen Sommer und Winter. Kontinental beeinflusstes Klima mit geringeren<br />

Nie<strong>de</strong>rschlägen und höheren Temperaturunterschie<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>t man im Inneren <strong>de</strong>s Südschwedischen Hochlan<strong>de</strong>s und in einigen Teilen <strong>de</strong>s Vorlan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Skandinavischen Gebirges.<br />

Polares Klima kommt nur im nördlichen Hochgebirge vor. Die Durchschnittstemperatur für <strong>de</strong>n Januar beträgt 0 °C bis –2 °C im Sü<strong>de</strong>n und –12 °C bis –14 °C im Nor<strong>de</strong>n (ausgenommen<br />

das Hochgebirge), die Durchschnittstemperatur für <strong>de</strong>n Juli beträgt 16 °C bis 18 °C im Sü<strong>de</strong>n und 12 °C bis 14 °C im Nor<strong>de</strong>n. Kälterekor<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n am 2. Februar 1966 in Vuoggatjålme,<br />

Gemein<strong>de</strong> Arjeplog mit -52,6 °C, beziehungsweise am 13. Dezember 1941 in Malgovik, Gemein<strong>de</strong> Vilhelmina mit -53 °C gemessen.[5]<br />

Da sich Schwe<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>m 55. und 69. Breitengrad erstreckt und ein Teil nördlich <strong>de</strong>s Polarkreises liegt, ist <strong>de</strong>r Unterschied zwischen <strong>de</strong>m langen Tageslicht im Sommer und <strong>de</strong>r<br />

langen Dunkelheit im Winter beträchtlich.<br />

Flora und Fauna<br />

In Nordschwe<strong>de</strong>n prägen die ausge<strong>de</strong>hnten borealen Na<strong>de</strong>lwäl<strong>de</strong>r das Bild. Je südlicher man jedoch kommt, <strong>de</strong>sto häufiger gibt es Mischwäl<strong>de</strong>r. Als markanter Grenzraum für Flora und<br />

Fauna gilt <strong>de</strong>r so genannte limes norrlandicus. In Südschwe<strong>de</strong>n mussten die Laubwäl<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ackerbau Platz machen o<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>s schnelleren Wachstums durch Na<strong>de</strong>lwäl<strong>de</strong>r<br />

ersetzt.<br />

Auf <strong>de</strong>n Inseln Gotland und Öland fin<strong>de</strong>t man, bedingt durch das Klima und die geologischen Vorausset<strong>zu</strong>ngen, eine beeindrucken<strong>de</strong> und vielfältige Flora vor. Hier gibt es eine<br />

einzigartige Mischung, unter an<strong>de</strong>rem Pflanzen, die sonst in Europa nur im Balkanraum vorkommen. Beson<strong>de</strong>rs erwähnenswert sind die zahlreichen Orchi<strong>de</strong>enarten.<br />

Das Wildschwein ist im südlichen Schwe<strong>de</strong>n inzwischen wie<strong>de</strong>r stark verbreitet, obwohl es im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt vollständig ausgerottet wor<strong>de</strong>n war. Es konnte sich jedoch nach<br />

Ausbrüchen von Wildschweinen aus in <strong>de</strong>n 1940er Jahren angelegten Wildgehegen in <strong>de</strong>n 1970er Jahren wie<strong>de</strong>r eine lebensfähige wil<strong>de</strong> Population entwickeln, die heute rund 80.000 –<br />

100.000 Tiere umfasst. Die Population wuchs seit <strong>de</strong>n 1990er Jahren um jährlich 13 % an und nimmt auch heute noch <strong>zu</strong>. Zu<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>t nach wie vor eine Ausbreitung in Richtung


Nor<strong>de</strong>n statt, und so kommt das Wildschwein heute bis nach Dalarna und Hälsingland vor. Inzwischen wer<strong>de</strong>n in Schwe<strong>de</strong>n jährlich rund 25.000 Wildschweine erlegt.<br />

Wie das Wildschwein ist auch <strong>de</strong>r Rothirsch in Schwe<strong>de</strong>n vornehmlich in <strong>de</strong>r südlichen Lan<strong>de</strong>shälfte verbreitet. Er kommt vor allem in Götaland vor, isolierte Populationen gibt es aber<br />

auch in Dalarna, Jämtland und sogar Västerbotten. Die meisten Bestän<strong>de</strong> beruhen auf gezielten Ausset<strong>zu</strong>ngen, nur in Schonen gibt es noch einen ursprünglichen Bestand. Das Reh ist im<br />

Vergleich <strong>zu</strong>m Rothirsch etwas weiter verbreitet und kommt nordwärts bis Dalarna flächen<strong>de</strong>ckend und zahlreich vor. Gebiete weiter nördlich sind nur äußerst spärlich vom Reh besie<strong>de</strong>lt.<br />

Beson<strong>de</strong>rs bekannt ist Schwe<strong>de</strong>n für die größte Zahl an Elchen in Europa. Sie stellen eine recht große Gefahr im Straßenverkehr dar − 2006 wur<strong>de</strong>n 4.957 Verkehrsunfälle mit Elchen<br />

gezählt. Die Elche richten auch großen Scha<strong>de</strong>n in Waldpflan<strong>zu</strong>ngen an. In <strong>de</strong>r Jagdsaison im Herbst wird bis <strong>zu</strong> einem Viertel <strong>de</strong>s Elchbestands erlegt. Der Bestand ist durch die hohe<br />

Reproduktionsrate nicht gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Raubtiere wie Braunbären, Wölfe und Luchse sind in <strong>de</strong>n letzten Jahren dank strenger Umweltbestimmungen wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Vormarsch. Die vielen Seen und langen Küsten bieten viel<br />

Lebensraum für Wassertiere: Süß- und Salzwasserfische gibt es reichlich, und auch Biber und Robben sind häufig an<strong>zu</strong>treffen.<br />

Schwe<strong>de</strong>n richtete 1909 als erstes Land in Europa Nationalparks ein. Mittlerweile sind 11 % <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s durch Naturschutzgebiete o<strong>de</strong>r -reservate sowie 29 Nationalparks geschützt.<br />

Sollte die Einrichtung von zwölf neuen Nationalparks und die Erweiterung von sieben bereits bestehen<strong>de</strong>n beschlossen wer<strong>de</strong>n, wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r geschützten Fläche auf 11,5 %<br />

steigen.[6]<br />

Bevölkerung<br />

Schwe<strong>de</strong>n hat etwa 9,37 Millionen Einwohner [7]. 90,8 Prozent sind ethnische Schwe<strong>de</strong>n, 2,5 Prozent sogenannte Schwe<strong>de</strong>nfinnen. Finnen bil<strong>de</strong>n in Tornedalen eine starke Gruppe, die<br />

meisten leben jedoch in Mittelschwe<strong>de</strong>n (Finnland war etwa tausend Jahre lang ein Teil Schwe<strong>de</strong>ns). Nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg kamen viele „Einwan<strong>de</strong>rer“ (invandrare) aus Finnland<br />

nach Schwe<strong>de</strong>n – die schwedischsprechen<strong>de</strong> Minorität war überrepräsentiert. Die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r finnischsprechen<strong>de</strong>n Gastarbeiter sprechen oft noch Finnisch als Muttersprache. Heute leben<br />

noch etwa 20.000 Samen in Schwe<strong>de</strong>n. Die meisten sind assimiliert, und nur noch wenige beschäftigen sich mit <strong>de</strong>r Rentier<strong>zu</strong>cht (200 hauptberuflich, 3000 nebenberuflich). Von <strong>de</strong>r Jagd<br />

o<strong>de</strong>r Fischerei, <strong>de</strong>n traditionellen samischen Erwerbszweigen, lebt heute keiner mehr. Die Rentier<strong>zu</strong>cht begann erst Mitte <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts, als König Gustav II. Adolfs<br />

Kriegsengagement immer mehr Steuergel<strong>de</strong>r verzehrte und man auf <strong>de</strong>r Suche nach neuen Einnahmequellen war. Er machte daraufhin auch die Samen steuerpflichtig. Da die traditionelle<br />

Jagd auf Rene nicht genug einbrachte, begann man, die Rene <strong>zu</strong> zähmen und <strong>zu</strong> züchten.<br />

Etwa 14 Prozent <strong>de</strong>r schwedischen Bevölkerung wur<strong>de</strong> im Ausland geboren, größte Gruppe sind hierbei Menschen aus Finnland mit 175.000 Personen. Weitere große Gruppen stellen<br />

Personen aus <strong>de</strong>m Irak (109.000), <strong>de</strong>m ehemaligen Jugoslawien (72.000, hin<strong>zu</strong> kommen 55.000 Personen aus Bosnien-Herzegowina), Polen (63.000) und <strong>de</strong>m Iran (57.000) [8].<br />

Im Jahr 2008 waren 562.100 ausländische Staatsbürger in Schwe<strong>de</strong>n registriert, dies macht ca. 6 Prozent <strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s aus. Finnische Staatsbürger stellten mit 77.000<br />

Personen die größte Gruppe dar. In <strong>de</strong>n Grenzgebieten <strong>zu</strong> Norwegen und Dänemark leben auch Norweger (35.000) und Dänen (39.000). Größte nichtskandinavische Gruppe sind die<br />

Iraker (48.000), diese kamen meist in <strong>de</strong>n 1990er Jahren aufgrund <strong>de</strong>r liberalen Asylpolitik <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s und ließen sich dort nie<strong>de</strong>r. Es leben auch einige Tausend Polen und Deutsche in<br />

Schwe<strong>de</strong>n. Sie wohnen meist in <strong>de</strong>n südlichen Lan<strong>de</strong>steilen. Letztere sind auch im Gesundheitssektor als „Gastarbeiter“, beispielsweise als (Zahn-)Ärzte und Krankenschwestern<br />

beziehungsweise -pfleger, tätig [9].<br />

Einen beachtlichen Anteil mit ca. 90.000–120.000 machen auch die christlichen Assyrer aus (auch bekannt als Aramäer, Suryoye o<strong>de</strong>r Chaldäer). Allein im Umkreis <strong>de</strong>r Stadt Sö<strong>de</strong>rtälje,<br />

südwestlich von Stockholm, leben ca. 20.000. Sie stammen meist aus <strong>de</strong>r Türkei und Syrien, aber auch aus <strong>de</strong>m Irak, Iran und <strong>de</strong>m Libanon. Die meisten von ihnen gehören <strong>de</strong>r Syrisch-<br />

Orthodoxen Kirche an.<br />

Die Geburtenrate von 1,85 Kin<strong>de</strong>rn pro Frau (2006) ist einerseits unter <strong>de</strong>r Reproduktionsschwelle von 2,10, aber weit über <strong>de</strong>m EU25-Durchschnitt (1,52/2005).<br />

Sprache<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. Juli 2009 ist Schwedisch nicht mehr <strong>de</strong> facto son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong> jure offizielle Amtssprache. In Tornedalen, entlang <strong>de</strong>r schwedisch-finnischen Grenze, wird von ungefähr <strong>de</strong>r Hälfte<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung Tornedalfinnisch (Meänkieli) gesprochen. Samisch wird noch von einigen Tausend Menschen als Hauptsprache benutzt. Alle schwedischen Samen verwen<strong>de</strong>n jedoch


auch die schwedische Sprache. In Schwe<strong>de</strong>n haben Finnisch, Tornedalfinnisch, Jiddisch, Romani, Samisch und die schwedische Gebär<strong>de</strong>nsprache Svenskt teckenspråk <strong>de</strong>n Status<br />

anerkannter Min<strong>de</strong>rheitensprachen.<br />

Fast 80 % <strong>de</strong>r schwedischen Bevölkerung sprechen Englisch als Fremdsprache, da Englisch <strong>zu</strong>m einen die erste Fremdsprache an <strong>de</strong>n Schulen darstellt und <strong>zu</strong>m an<strong>de</strong>ren im Fernsehen<br />

sehr stark vertreten ist (Spielfilme wer<strong>de</strong>n üblicherweise nicht synchronisiert, son<strong>de</strong>rn nur untertitelt). Als zweite Fremdsprache wählt die Mehrheit <strong>de</strong>r Schüler Spanisch. Auch Deutsch<br />

und Französisch wer<strong>de</strong>n als zweite Fremdsprache angeboten; Deutsch war wie auch im restlichen Skandinavien bis etwa 1945 die erste Fremdsprache. Die norwegische Sprache wird<br />

aufgrund starker Ähnlichkeiten <strong>zu</strong>m Schwedischen <strong>zu</strong>meist verstan<strong>de</strong>n; für das Dänische trifft das in geringerem Maße <strong>zu</strong>, insbeson<strong>de</strong>re außerhalb <strong>de</strong>r ehemals dänischen Lan<strong>de</strong>steile<br />

Halland, Blekinge und Schonen.<br />

Religion<br />

72,9 % <strong>de</strong>r schwedischen Bevölkerung gehören <strong>de</strong>r evangelisch-lutherischen Schwedischen Kirche an, die von 1527 bis 1999 Staatskirche war. Seit 2000 ist diese Zahl <strong>de</strong>utlich<br />

rückläufig. Starke freikirchliche Gruppen dominieren nun im Raum Jönköping, in Bohuslän und in Västerbotten. Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft, die <strong>de</strong>r Muslime, lässt sich<br />

zahlenmäßig nur schwer einschätzen, ihre Mitglie<strong>de</strong>rzahl liegt bei ungefähr 250.000 (2,7 %). Die römisch-katholische Kirche hat 150.000 Mitglie<strong>de</strong>r (1,6 %) und die christlich-orthodoxe<br />

Kirche etwa 100.000 (1,1 %). Daneben gibt es in Schwe<strong>de</strong>n etwa 23.000 Zeugen Jehovas (0,25 %) und etwa 10.000 Menschen gehören einer jüdischen Gemein<strong>de</strong> (0,1 %) an.<br />

Bildungssystem<br />

Das schwedische Bildungssystem umfasst vier Teilbereiche: Vorschule, Schule, Hochschulen und Universitäten sowie Erwachsenenbildung. Die Schulpflicht beträgt neun Jahre (7. bis 16.<br />

Lebensjahr), <strong>de</strong>r sich ein freiwilliger dreijähriger Gymnasiumsbesuch anschließt. Etwa 30 % eines Jahrganges beginnt innerhalb von fünf Jahren nach <strong>de</strong>m Abschluss <strong>de</strong>s Gymnasiums ein<br />

Studium.<br />

Soziales Leben<br />

„Das schwedische Mo<strong>de</strong>ll“, ein Begriff vor allem <strong>de</strong>r 1970er-Jahre, bezieht sich auf <strong>de</strong>n Wohlfahrtsstaat, ein umfassen<strong>de</strong>s System sozialer Sicherheit und sozialer Fürsorge, das das<br />

Ergebnis einer einhun<strong>de</strong>rtjährigen Entwicklung ist. Zwischen 1890 und 1930 wur<strong>de</strong>n teilweise die Grundlagen für ein Sozialsystem geschaffen, aber erst ab <strong>de</strong>n 1930er-Jahren –<br />

insbeson<strong>de</strong>re nach <strong>de</strong>r Regierungsübernahme <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>mokratischen Arbeiterpartei 1932 – wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Aufbau <strong>de</strong>s Wohlfahrtsstaates als politisches Projekt vorangetrieben. Das<br />

schwedische Sozialsystem erfasste schließlich alle – vom Kleinkind (über die kommunale Kin<strong>de</strong>rfürsorge) bis <strong>zu</strong>m Rentner (über die kommunale Altenfürsorge). Erst im letzten Jahrzehnt<br />

kam es <strong>zu</strong> einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen. Eine schwere Wirtschaftskrise <strong>zu</strong> Beginn <strong>de</strong>r 1990er-Jahre führte <strong>zu</strong> einer Kür<strong>zu</strong>ng von Sozialleistungen und die erwartete <strong>de</strong>mographische<br />

Entwicklung führte <strong>zu</strong> einem radikalen Umbau <strong>de</strong>s Rentensystems, das nun an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist.<br />

Geschichte<br />

Erstmals erwähnt wird Skandinavien in <strong>de</strong>n naturalis historia Plinius’ <strong>de</strong>s Älteren aus <strong>de</strong>m Jahr 79. Er schreibt über Scatinavia, eine große Insel, auf <strong>de</strong>r das Volk <strong>de</strong>r Hillevionen lebt<br />

(Buch 4,96). Manche sehen darin eine erste Erwähnung <strong>de</strong>r Schwe<strong>de</strong>n. 98 fin<strong>de</strong>t sich in Gaius Cornelius Tacitus' Germania eine Erwähnung <strong>de</strong>r Suionen (Absatz 44), die „im Ozean<br />

selbst“ leben und eine mächtige Flotte haben. Auf <strong>de</strong>r Weltkarte <strong>de</strong>s Ptolemäus um 120 ist Skandinavien erstmals kartographisch erfasst. In <strong>de</strong>m 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt beschrieb Prokopios die<br />

Insel Thule im Nor<strong>de</strong>n, die zehnmal größer als Britannien sei und auf <strong>de</strong>r im Winter 40 Tage lang keine Sonne scheine.<br />

Während <strong>de</strong>s frühen Mittelalters (um 800 bis 1000) beherrschten Wikinger die europäischen Meere und Küstengegen<strong>de</strong>n. Schwedische Wikinger, genannt Waräger, orientierten sich vor<br />

allem Richtung Osten, nach Russland. Ab <strong>de</strong>m 9. Jahrhun<strong>de</strong>rt wirkten die auch Rus genannten Schwe<strong>de</strong>n am Aufbau <strong>de</strong>r Kiewer Rus mit. Der erste Kontakt mit <strong>de</strong>m Christentum entstand<br />

durch die Missionstätigkeiten <strong>de</strong>s heiligen Ansgars, <strong>de</strong>s Erzbischofs von Hamburg-Bremen. Er unternahm um 830 und 853 zwei Missionsreisen nach Birka, <strong>de</strong>m wichtigsten Han<strong>de</strong>lsplatz<br />

<strong>de</strong>r Wikinger im Mälaren, die allerdings keinen Erfolg hatten. Im Jahr 1008 ließ Olof Skötkonung, König von Schwe<strong>de</strong>n, sich jedoch taufen. Doch bis ins 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt waren weite<br />

Teile <strong>de</strong>r Bevölkerung heidnisch. So wur<strong>de</strong> 1160 König Erik IX. von anti-christlichen Adligen nach <strong>de</strong>m Besuch <strong>de</strong>r Messe ermor<strong>de</strong>t.


Im Jahr 1397 bil<strong>de</strong>te die dänische Königin Margarethe I. die Kalmarer Union. Durch Erbschaft und Heirat hatte sie <strong>zu</strong>vor die norwegische und schwedische Krone erlangt. Dieses<br />

Kombinat dreier Reiche unter dänischer Krone blieb bis 1523 bestehen. Zuvor hatten schwedische Adlige und später auch die nicht-adlige Bevölkerung gegen die dänische Hegemonie<br />

aufbegehrt. Diese Proteste nahm König Christian II. 1520 <strong>zu</strong>m Anlass das Stockholmer Blutbad an<strong>zu</strong>richten. Im Jahr 1523 wur<strong>de</strong> Gustav I. Wasa <strong>zu</strong>m König gewählt. Nach <strong>de</strong>m<br />

Volksaufstand litt das schwedische Reich unter hohen Schul<strong>de</strong>n und König Gustav Wasa sah sich nach Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r finanziellen Lage um. Olavus und Laurentius<br />

Petri, zwei Brü<strong>de</strong>r, hatten in Deutschland Bekanntschaft mit Martin Luther gemacht. Die Opposition <strong>de</strong>s Luthertums <strong>zu</strong> Klöstern schuf eine Gelegenheit <strong>zu</strong>r Auffrischung <strong>de</strong>r finanziellen<br />

Situation. Aus diesem Grund unterstützte <strong>de</strong>r König die Gebrü<strong>de</strong>r Petri. Da die Bevölkerung <strong>zu</strong>nächst nicht in Kontakt mit <strong>de</strong>m protestantischen Gedankentum kam, wur<strong>de</strong> die<br />

Reformation schrittweise eingeführt. Viele Traditionen − im <strong>de</strong>utschen Protestantismus aufgehoben − wur<strong>de</strong>n beibehalten. 1544 wur<strong>de</strong> Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>m evangelischen Reich erklärt.<br />

Vor allem das 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r schwedischen Geschichte ist geprägt von Versuchen seitens <strong>de</strong>s Königshauses, eine Hegemonialstellung in Europa <strong>zu</strong> erlangen. Durch <strong>de</strong>n Bürgerkrieg<br />

in Russland konnte Schwe<strong>de</strong>n die Kontrolle über Estland erlangen. Von 1611 bis 1613 fochten Dänemark und Schwe<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Kalmarkrieg aus, <strong>de</strong>r <strong>zu</strong> einem Sieg <strong>de</strong>r Dänen und <strong>de</strong>r<br />

Abgabe <strong>de</strong>r Finnmark an das unter dänischer Herrschaft stehen<strong>de</strong> Norwegen führt. König Gustav II. Adolf schaltete sich aktiv in <strong>de</strong>n Dreißigjährigen Krieg ein und eroberte weite Teile<br />

<strong>de</strong>r katholischen Gebiete. 1632 fiel er allerdings in <strong>de</strong>r Schlacht bei Lützen. 1648 erlangt Schwe<strong>de</strong>n im westfälischen Frie<strong>de</strong>n große Küstengebiete auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kaiserreiches.<br />

Nach einem Krieg gegen Dänemark kam 1658 im Frie<strong>de</strong>n von Roskil<strong>de</strong> das heutige Südschwe<strong>de</strong>n inklusive <strong>de</strong>m wichtigen Schonen hin<strong>zu</strong>. Ein jähes En<strong>de</strong> fan<strong>de</strong>n die Großmachtsträume<br />

unter König Karl XII., <strong>de</strong>r im großen nordischen Krieg von <strong>de</strong>n Russen und <strong>de</strong>n Dänen geschlagen wur<strong>de</strong>. Schwe<strong>de</strong>n musste daraufhin seine Besit<strong>zu</strong>ngen im Baltikum abgeben.<br />

In diese Zeit fallen auch verschie<strong>de</strong>ne Kolonialisierungsbestrebungen. Diese sahen die Gründung von schwedischen Nie<strong>de</strong>rlassungen und Kolonien vor, scheitern letztendlich aber.<br />

Erst nach <strong>de</strong>m Verlust Finnlands an das russische Zarenreich 1809 und <strong>de</strong>n Napoleonischen Kriegen, in <strong>de</strong>ren Folge Schwe<strong>de</strong>n von Dänemark das Königreich Norwegen abgetreten<br />

bekam, en<strong>de</strong>te die schwedische Verwicklung in Kriege und größere Kampfhandlungen. Die so oft beschworene schwedische Neutralitätspolitik nahm ihren Anfang. Sie war zwar bis ins<br />

20. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein nie eine offizielle politische Doktrin, son<strong>de</strong>rn mehr Ausdruck pragmatischer Politik. So war man durchaus versucht (und hatte jeweils auch bereits mobilisiert), in<br />

die Kriege um Schleswig beziehungsweise Südjütland 1848/50 sowie 1864 auf Seiten Dänemarks ein<strong>zu</strong>greifen sowie Norwegens Unabhängigkeitserklärung von Schwe<strong>de</strong>n 1905<br />

militärisch <strong>zu</strong> verhin<strong>de</strong>rn. Weitere Krisensituationen ergaben sich für Schwe<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re im Zweiten Weltkrieg, als man im sogenannten Winterkrieg zwischen Finnland und <strong>de</strong>r<br />

Sowjetunion 1939/40 Finnland mit Freiwilligen und Hilfsgütern unterstützte sowie nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Beset<strong>zu</strong>ng Norwegens und Dänemarks.<br />

Politik<br />

Politisches System<br />

Schwe<strong>de</strong>n ist eine parlamentarisch-<strong>de</strong>mokratische Monarchie. Staatsoberhaupt ist seit 1973 König Karl XVI. Gustaf. Das Einkammer-Parlament, <strong>de</strong>r Reichstag (schwed. Riksdag) hat 349<br />

Abgeordnete und wird alle vier Jahre neu gewählt. Die acht im Reichstag vertretenen Parteien sind die konservative Mo<strong>de</strong>rate Sammlungspartei (Mo<strong>de</strong>rata samlingspartiet, m), die<br />

Liberale Partei (Folkpartiet liberalerna, fp), die Zentrumspartei (Centerpartiet, c), die Christ<strong>de</strong>mokraten (Krist<strong>de</strong>mokraterna, kd), die Grünen (Miljöpartiet <strong>de</strong> Gröna, mp), die<br />

Sozial<strong>de</strong>mokratische Arbeiterpartei Schwe<strong>de</strong>ns (Sveriges social<strong>de</strong>mokratiska arbetareparti, s), die Linkspartei (Vänsterpartiet, v) und die Schwe<strong>de</strong>n<strong>de</strong>mokraten (Sverige<strong>de</strong>mokraterna,<br />

sd). Der Reichstag ernennt <strong>de</strong>n Ministerpräsi<strong>de</strong>nten (statsminister), <strong>de</strong>r seinerseits die weiteren Minister (schwed. statsråd) seiner Regierung ernennt.<br />

Das Königreich ist in 21 Provinzen (schwed. län) geglie<strong>de</strong>rt. Die staatlichen Verwaltungsaufgaben auf regionaler Ebene wer<strong>de</strong>n von einem Regierungspräsi<strong>de</strong>nten (schwed. landshövding)<br />

und einer Provinzialregierung (schwed. länsstyrelse) wahrgenommen.<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n meisten Demokratien hat Schwe<strong>de</strong>n ein politisches System (<strong>de</strong>ssen Ursprünge in <strong>de</strong>n Verwaltungsreformen <strong>de</strong>s Axel Oxenstierna liegen), in <strong>de</strong>m die Minister, also<br />

die Regierung, die ausführen<strong>de</strong>n Organe nicht direkt steuern dürfen (Ostnordische Verwaltungsform, auch in Finnland gebraucht). Vielmehr sind es die unabhängig agieren<strong>de</strong>n<br />

Zentralämter (schwed. ämbetsverk) (beispielsweise Vägverket, Skolverket – es gibt ungefähr 200 in unterschiedlicher Größe), welche die Aufgaben erfüllen, die in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn von<br />

Ministerien o<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverwaltungen realisiert wer<strong>de</strong>n. Demgegenüber haben die Ministerien die Aufgabe, Gesetzesvorlagen aus<strong>zu</strong>arbeiten und im besten Fall die Möglichkeit, die<br />

Arbeit <strong>de</strong>r Zentralämter durch Verordnungen <strong>zu</strong> beeinflussen.<br />

Die kommunale Selbstverwaltung geschieht auf zwei Ebenen: <strong>de</strong>n (seit 2003) 290 Gemein<strong>de</strong>n (schwed. kommun) und <strong>de</strong>n Provinziallandtagen (schwed. landsting), welche eine Art


Kommunenverbund darstellen (nicht <strong>zu</strong> verwechseln mit <strong>de</strong>n staatlichen länsstyrelse). Die Gemein<strong>de</strong>n nehmen die kommunalen Aufgaben, wie unter an<strong>de</strong>rem das Schulwesen, soziale<br />

Dienstleistungen, Kin<strong>de</strong>r- und Altenbetreuung sowie die kommunale Infrastruktur wahr, jedoch wer<strong>de</strong>n die Rahmenbedingungen von <strong>de</strong>n zentralen Behör<strong>de</strong>n, beispielsweise Skolverket,<br />

bestimmt. Die Provinziallandtage hingegen sind für diejenigen Bereiche <strong>de</strong>r kommunalen Selbstverwaltung <strong>zu</strong>ständig, die die Kraft einzelner Gemein<strong>de</strong>n übersteigen, wie unter an<strong>de</strong>rem<br />

das Gesundheitswesen und die Krankenpflege, <strong>de</strong>n Regionalverkehr und die Verkehrsplanung. Die Gemein<strong>de</strong>n und die Provinziallandtage finanzieren ihre Tätigkeit durch die Erhebung<br />

von Einkommenssteuern, mit Abgaben und staatlichen Zuschüssen.<br />

In Schwe<strong>de</strong>n gilt das Öffentlichkeitsprinzip, das heißt, dass behördliche Schriftstücke mit geringen Ausnahmen <strong>de</strong>r Presse und allen Privatpersonen <strong>zu</strong>gänglich sind. Niemand muss<br />

angeben, warum er ein Schriftstück einsehen möchte, noch muss man sich ausweisen. Es ist seit 1766 verfassungsrechtlich garantiert und ist damit die weltweit älteste<br />

Verfassungsregelung <strong>zu</strong>r Informationsfreiheit. Auch auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Datenschutzes, <strong>de</strong>m Gegenstück <strong>zu</strong>r Informationsfreiheit, gehört Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Vorreitern: Während das<br />

weltweit erste Datenschutzgesetz 1970 in Hessen verkün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, trat das weltweit erste nationale Datenschutzgesetz 1973 in Schwe<strong>de</strong>n in Kraft.<br />

Eine weitere skandinavische Beson<strong>de</strong>rheit ist das System <strong>de</strong>r Ombudsmänner (schwed. ombudsman). Sie sollen die Rechte <strong>de</strong>s Einzelnen beim Kontakt mit <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n schützen und<br />

die Befolgung wichtiger Gesetze sicherstellen. Bürger, die meinen, ungerecht behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> sein, können sich an die Ombudsmänner wen<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Fall untersuchen und<br />

eventuell als Son<strong>de</strong>rankläger vor Gericht bringen. Gleichzeitig sollen sie in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n die Lage in ihren jeweiligen Bereichen erfassen, Aufklärungsarbeit<br />

betreiben und Vorschläge für Gesetzesän<strong>de</strong>rungen machen. Neben <strong>de</strong>n Justizombudsmännern gibt es einen Verbraucherombudsmann, einen Kin<strong>de</strong>rombudsmann und einen<br />

Diskriminierungsombudsmann.<br />

Schwe<strong>de</strong>n galt lange Zeit als sozial<strong>de</strong>mokratisches Musterland; es wur<strong>de</strong> von vielen europäischen Linken als gelungenes Beispiel für einen dritten Weg zwischen Sozialismus und<br />

Marktwirtschaft gesehen. Das hat sich spätestens seit <strong>de</strong>n Reformen in <strong>de</strong>n 1990er Jahren geän<strong>de</strong>rt.<br />

Am 14. September 2003 wur<strong>de</strong> in Schwe<strong>de</strong>n über die Einführung <strong>de</strong>s Euro als Lan<strong>de</strong>swährung abgestimmt. Die Einführung war im Vorfeld kontrovers diskutiert wor<strong>de</strong>n, und letztlich<br />

setzten sich die Euro-Skeptiker durch (Wahlbeteiligung: 81,2 %, Wahlausgang: 56,1 % dagegen, 41,8 % dafür, 2,1 % Enthaltungen, 0,1 % ungültig). Die Skeptiker sahen in <strong>de</strong>r Euro-<br />

Einführung eine Bevormundung <strong>de</strong>r schwedischen Währungspolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB). Vor 2013 soll es nach <strong>de</strong>r Ankündigung <strong>de</strong>r schwedischen Regierung kein<br />

weiteres Referendum <strong>zu</strong>r Einführung <strong>de</strong>s Euro geben. Die Abstimmung wur<strong>de</strong> durch die Ermordung <strong>de</strong>r schwedischen Außenministerin Anna Lindh schwer überschattet.<br />

Die Reichstagswahlen 2006 gewann die aus vier bürgerlichen Parteien bestehen<strong>de</strong> Allianz für Schwe<strong>de</strong>n; die Sozial<strong>de</strong>mokraten mussten sich mit 34,99 % <strong>zu</strong>frie<strong>de</strong>ngeben – auch wenn sie<br />

damit stärkste Partei im Reichstag blieben, stellte das ihr schlechtestes Ergebnis seit Einführung <strong>de</strong>s allgemeinen Wahlrechts dar. Der neue Reichstag wählte am 5. Oktober 2006 Fredrik<br />

Reinfeldt (Mo<strong>de</strong>rata samlingspartiet) <strong>zu</strong>m Premierminister, <strong>de</strong>r tags darauf seine Regierung vorstellte und <strong>de</strong>n bisherigen Premierminister Göran Persson ablöste.<br />

Bei <strong>de</strong>r Europawahl 2009 errang die schwedische Piratpartiet (eine Piratenpartei) aus <strong>de</strong>m Stand 7,1 % <strong>de</strong>r Stimmen und entsen<strong>de</strong>t erstmals einen <strong>de</strong>r 18 schwedischen Abgeordneten ins<br />

Europaparlament. Die PP wur<strong>de</strong> damit fünftstärkste Partei, nach <strong>de</strong>n Parteien Arbetarepartiet-Social<strong>de</strong>mokraterna (24,6 %), Mo<strong>de</strong>rata Samlingspartiet (18,8 %), Folkpartiet liberalerna<br />

(13,6 %) und Miljöpartiet <strong>de</strong> gröna (10,8 %). Das bemerkenswert hohe Ergebnis <strong>de</strong>r Piratenpartei, <strong>de</strong>ren Hauptfor<strong>de</strong>rung „ein reformiertes Urheberrecht“ ist, wird auf die hohe<br />

Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r schwedischen Bevölkerung auf die Verurteilung von vier Verantwortlichen <strong>de</strong>s Torrent-Portals The Pirate Bay <strong>zu</strong> Haftstrafen Mitte April 2009 <strong>zu</strong>rückgeführt.<br />

Der Demokratiein<strong>de</strong>x <strong>de</strong>r Zeitschrift The Economist weist Schwe<strong>de</strong>n vor Norwegen und Island als das <strong>de</strong>mokratischste Land <strong>de</strong>r Welt aus.<br />

Verwaltungsglie<strong>de</strong>rung<br />

Schwe<strong>de</strong>n ist in 21 Provinzen (län) unterteilt. Diese lehnen sich teilweise an die historischen Provinzen (landskap) an, in die das Reich bis 1634 eingeteilt war, was sich in <strong>de</strong>r<br />

Namengebung <strong>de</strong>r Provinzen spiegelt. Mehr o<strong>de</strong>r weniger <strong>de</strong>ckungsgleich sind Gotland, Skåne, Blekinge, Östergötland, Värmland, Dalarne und Jämtland; in an<strong>de</strong>ren Fällen sind die<br />

historischen Landschaften in mehrere heutige Provinzen aufgeteilt (z.B. das alte Småland) o<strong>de</strong>r aber sind mehrere historische Landschaften in einer einzigen Provinz <strong>zu</strong>sammengefasst<br />

(z.B. im Fall <strong>de</strong>s heutigen Västra Götalands län).<br />

Die heutigen Provinzen sind:<br />

• Stockholms län


• Uppsala län<br />

• Sö<strong>de</strong>rmanlands län<br />

• Östergötlands län<br />

• Jönköpings län<br />

• Kronobergs län<br />

• Kalmar län<br />

• Gotlands län<br />

• Blekinge län<br />

• Skåne län<br />

• Hallands län<br />

• Västra Götalands län<br />

• Värmlands län<br />

• Örebro län<br />

• Västmanlands län<br />

• Dalarnas län<br />

• Gävleborgs län<br />

• Västernorrlands län<br />

• Jämtlands län<br />

• Västerbottens län<br />

• Norrbottens län<br />

Gemein<strong>de</strong>n (kommuner)<br />

Die Gemein<strong>de</strong>n stellen die Verwaltungseinheit unter <strong>de</strong>n Provinzen dar. In Schwe<strong>de</strong>n gibt es 290 Gemein<strong>de</strong>n.<br />

Städte<br />

Polizei und Militär<br />

Die schwedische Polizei (Polisen) verfügt über ca. 23.000 Mitarbeiter, davon mehr als 16.000 Polizisten. Neben <strong>de</strong>m Reichspolizeiamt (Rikspolisstyrelsen) und <strong>de</strong>m Zentralen<br />

Kriminaltechnischen Labor (Statens Kriminaltekniska Laboratorium) gibt es 21 Polizeibehör<strong>de</strong>n (Polismyndigheter) in <strong>de</strong>n Provinzen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s.<br />

Die schwedische Sicherheitspolizei (Säkerhetspolisen) ist ein Nachrichtendienst mit polizeilichen Befugnissen.<br />

Die schwedischen Streitkräfte (schwedisch Försvarsmakten) bestehen aus <strong>de</strong>n vier Teilstreitkräften<br />

• Schwedisches Heer (Armén)<br />

• Schwedische Marine (Svenska marinen)


• Schwedische Luftwaffe (Flygvapnet)<br />

• Schwedische Heimwehr (Hemvärnet)<br />

Die schwedische Armee untersteht <strong>de</strong>m Verteidigungsminister (<strong>zu</strong>r Zeit: Sten Tolgfors). Den Oberbefehl sowohl in Frie<strong>de</strong>ns- als auch in Kriegszeiten führt ein Vier-Sterne-General mit<br />

<strong>de</strong>m Titel Överbefälhavaren. Die elfmonatige Wehrpflicht wur<strong>de</strong> am 1. Juli 2010 abgeschafft, nach<strong>de</strong>m seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kalten Krieges bereits immer weniger Soldaten eingezogen wur<strong>de</strong>n<br />

(45.000 Wehrdienstleisten<strong>de</strong> im Jahr 1975 gegenüber 15.000 Wehrdienstleisten<strong>de</strong>n im Jahr 2003).[11]<br />

Der Verteidigungshaushalt beträgt umgerechnet etwa 4,2 Milliar<strong>de</strong>n Euro (40 Mia. SEK, Stand: 2010), worin alle laufen<strong>de</strong>n Aufwendungen für die Streitkräfte und Ausgaben für<br />

Forschung und Entwicklung sowie die Materialbeschaffung enthalten sind[12].<br />

Europapolitik<br />

Aufgrund <strong>de</strong>s Kalten Krieges sah Schwe<strong>de</strong>n einen EU-Beitritt vor 1989 als unvereinbar mit seiner Neutralitätspolitik an. 1995 trat Schwe<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r vierten Erweiterungsrun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r EU bei.<br />

[13] Die schwedische Regierung setzt sich für eine EU ein, die transparent arbeitet, Gleichberechtigung för<strong>de</strong>rt und eine friedliche Globalisierung als Priorität versteht. Das Land sprach<br />

sich für die Erweiterung um die Län<strong>de</strong>r Mittel-und Osteuropas, darunter auch die baltischen Staaten aus. Ferner gehört Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n stärksten Befürwortern eines EU-Beitritts <strong>de</strong>r<br />

Türkei. Vom 1. Juli bis <strong>zu</strong>m 31. Dezember 2009 hatte Schwe<strong>de</strong>n die Präsi<strong>de</strong>ntschaft <strong>de</strong>s Europäischen Rates inne.<br />

Wirtschaft<br />

Noch in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts war Schwe<strong>de</strong>n ein ausgeprägter Agrarstaat, in <strong>de</strong>m 90 % <strong>de</strong>r Bevölkerung von <strong>de</strong>r Landwirtschaft lebten. Erst in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts setzte eine umfassen<strong>de</strong> Industrialisierung ein, die bis <strong>zu</strong>r Weltwirtschaftskrise von 1929 die Grundlagen für eine mo<strong>de</strong>rne Industriegesellschaft legte. Die Industrialisierung<br />

basierte anfänglich auf gutem Zugang <strong>zu</strong> Rohstoffen und <strong>de</strong>r Verarbeitung dieser Ressourcen an Ort und Stelle (beispielsweise Eisenerz mit Hütten in Svealand, unendliche Wäl<strong>de</strong>r im<br />

Nor<strong>de</strong>n, „unendliche“ Sägewerke an <strong>de</strong>r Norrländischen Küste). Erst in <strong>de</strong>n 1890er-Jahren bil<strong>de</strong>te sich eine mehr avancierte und sehr innovative Werkstattindustrie, vor allem in<br />

Mittelschwe<strong>de</strong>n, heraus (beispielsweise Nobel AB, ASEA (heute ABB), Bahco, LM Ericsson, Alfa Laval, SKF). Nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg wur<strong>de</strong> Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

Industrienationen <strong>de</strong>r Welt. Die Entwicklung erreichte in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r 1960er-Jahre ihren Höhepunkt, seit <strong>de</strong>n 1970er-Jahren geht die Anzahl <strong>de</strong>r Beschäftigten in <strong>de</strong>r Industrie <strong>zu</strong>rück,<br />

während <strong>de</strong>r Dienstleistungsbereich wächst. 2000 betrug <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Landwirtschaft am BIP nur noch 2 % und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s sekundären Sektors 28 %, während 70 % <strong>de</strong>s BIP durch <strong>de</strong>n<br />

tertiären Sektor erwirtschaftet wur<strong>de</strong>n.<br />

Die offizielle Arbeitslosenquote in Schwe<strong>de</strong>n beträgt 9,5 % (Juni 2010)[14] − die Zahl ist aber umstritten, da eine große Anzahl von Arbeitslosen in <strong>de</strong>r Statistik als Studieren<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

Langzeitkranke aufgeführt wer<strong>de</strong>n. Die im September 2006 gewählte liberal-konservative Regierung hat vor, die Statistik an internationale Normen an<strong>zu</strong>passen, um realistische<br />

Vergleiche mit an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn vornehmen <strong>zu</strong> können.<br />

Land- und Forstwirtschaft<br />

Die schwedische Landwirtschaft ist durch die geologischen Vorausset<strong>zu</strong>ngen und das Klima geprägt. 10 % <strong>de</strong>r Staatsfläche wer<strong>de</strong>n landwirtschaftlich genutzt. 90 % <strong>de</strong>r Anbaufläche<br />

befin<strong>de</strong>n sich in Süd- und Mittelschwe<strong>de</strong>n. Ein Großteil <strong>de</strong>r Landwirtschaftsbetriebe sind in Familienbesitz. Angebaut wer<strong>de</strong>n vor allem Getrei<strong>de</strong>, Kartoffeln und Ölpflanzen. Mehr als die<br />

Hälfte <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Einnahmen (58 %) wird aber durch die Tierhaltung erwirtschaftet, hier vor allem durch die Milchproduktion. Die Landwirtschaftssubventionen <strong>de</strong>r EU<br />

belaufen sich auf 24 % <strong>de</strong>r Einnahmen. Drei Viertel <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Betriebe verfügen auch über Wald und verbin<strong>de</strong>n Landwirtschaft mit Forstwirtschaft. Die Forstwirtschaft ist<br />

von einiger Be<strong>de</strong>utung, da Schwe<strong>de</strong>n eines <strong>de</strong>r waldreichsten Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> ist; 56 % <strong>de</strong>r Staatsfläche ist von Wald be<strong>de</strong>ckt.<br />

Bergbau und Industrie<br />

Schwe<strong>de</strong>n ist reich an Bo<strong>de</strong>nschätzen, die schon ab <strong>de</strong>m Mittelalter abgebaut wur<strong>de</strong>n. Eisenerz wird – nach <strong>de</strong>r Eisen- und Stahlkrise <strong>de</strong>r 1970er-Jahre – nur noch in Norrland (Kiruna,<br />

Gällivare-Malmberget) abgebaut und exportiert. Kupfer, Blei und Zink übersteigen <strong>de</strong>n Eigenbedarf um das Mehrfache und wer<strong>de</strong>n ebenfalls exportiert, während Silber <strong>zu</strong> 60 % und Gold


<strong>zu</strong> 80 % <strong>de</strong>n Eigenbedarf <strong>de</strong>cken. Größere Erzreserven sind vorhan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Abbau ist aber <strong>zu</strong>rzeit unwirtschaftlich.<br />

Was die schwedische Industrie auszeichnet, ist <strong>de</strong>r verhältnismäßig hohe Anteil von Großunternehmen. Nach einer Krise am Beginn <strong>de</strong>r 1990er-Jahre (mit einem Produktionsrückgang<br />

von 10 % innerhalb von zwei Jahren) hat sich die Industrie wie<strong>de</strong>r erholt. Die größten Industriezweige sind Fahrzeugbau (1996: 13 % <strong>de</strong>r industriellen Wertschöpfung) mit Unternehmen<br />

wie Volvo, Scania, Saab Automobile, Saab AB (Flugzeuge und Raumfahrttechnik) und an<strong>de</strong>re, die Holz- und Papierindustrie (ebenfalls 13 % <strong>de</strong>r industriellen Wertschöpfung) mit vier<br />

Großunternehmen, <strong>de</strong>r Maschinenbau (12 % <strong>de</strong>r industriellen Wertschöpfung) mit Unternehmen wie Electrolux, SKF, Tetra-Pak und Alfa Laval und die Elektro- und Elektronikindustrie<br />

(10 % <strong>de</strong>r industriellen Wertschöpfung) mit <strong>de</strong>n dominieren<strong>de</strong>n Unternehmen Ericsson und ABB.<br />

Energie<br />

Hauptenergiequellen<br />

Es gibt zwei Hauptenergiequellen: Wasser- und Atomkraft. Die in Schwe<strong>de</strong>n erzeugte elektrische Energie stammt <strong>zu</strong> einem Anteil von 50,8 % (2001) aus Wasserkraftwerken an <strong>de</strong>n<br />

großen Flüssen (Luleälv, Indalsälv, Umeälv und Ångermanälv) im Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s und <strong>zu</strong> etwa 43 % aus Kernkraftwerken. Nur ungefähr 4 % <strong>de</strong>r Stromproduktion stammt aus<br />

fossilen Energieträgern. Die Sonnenenergie ist zwar nicht unbekannt, wird aber hauptsächlich in Form von Modulen exportiert.<br />

Atomausstieg<br />

Nach <strong>de</strong>r partiellen Kernschmelze in Three Mile Island in <strong>de</strong>n USA (1979) wur<strong>de</strong> in Schwe<strong>de</strong>n eine Volksabstimmung gegen Kernenergie erfolgreich durchgeführt. Das hatte <strong>zu</strong>r Folge,<br />

dass das Parlament 1980 entschied, keine weiteren Atomkraftwerke mehr <strong>zu</strong> bauen und die zwölf vorhan<strong>de</strong>nen bis 2010 ab<strong>zu</strong>schalten.<br />

Dieser Ausstiegsplan wur<strong>de</strong> nur teilweise vollzogen. 1997 nahm <strong>de</strong>r Schwedische Reichstag die Vorlage über „eine nachhaltige Energieversorgung“ an. Diese bestimmte unter an<strong>de</strong>rem,<br />

einen <strong>de</strong>r Reaktoren am Standort Barsebäck vor <strong>de</strong>m 1. Juli 1998 und <strong>de</strong>n zweiten vor <strong>de</strong>m 1. Juli 2001 still<strong>zu</strong>legen, allerdings unter <strong>de</strong>r Vorausset<strong>zu</strong>ng, dass <strong>de</strong>ren Stromproduktion<br />

kompensiert wer<strong>de</strong>n kann. Der frühere Beschluss, alle Reaktoren bis 2010 still<strong>zu</strong>legen, wur<strong>de</strong> aufgehoben. Barsebäck Block 1 wur<strong>de</strong> schließlich am 30. November 1999 stillgelegt,<br />

Barsebäck Block 2 am 1. Juni 2005.<br />

Der Verzicht auf die Nut<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>r Kernenergie wird in Schwe<strong>de</strong>n kontrovers diskutiert. Die Industrie befürchtet <strong>de</strong>n Verlust einer preiswerten Stromerzeugung und damit eine<br />

Beeinträchtigung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Ein Verzicht auf die Kernenergienut<strong>zu</strong>ng ohne über ausreichen<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re und verlässliche Stromerzeugungstechniken <strong>zu</strong><br />

verfügen, habe erhebliche negative Folgen für die schwedische Volkswirtschaft. Auch dass man statt<strong>de</strong>ssen gezwungen ist, baltischen Atomstrom und dänischen Kohlenstrom <strong>zu</strong><br />

importieren, macht diese Frage nicht einfacher.<br />

Die Leistung <strong>de</strong>r drei noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke ist in <strong>de</strong>n letzten Jahren erheblich gesteigert wor<strong>de</strong>n. Diese Steigerung ermöglichte die Kompensation <strong>de</strong>s 2005<br />

abgeschalteten Kernkraftwerks Barsebäck. Eine Ausnut<strong>zu</strong>ng von vorhan<strong>de</strong>nen weiteren großen Wasserkraftpotenzialen ist nicht möglich. Der Schwedische Reichstag beschloss 1998, aus<br />

Naturschutzgrün<strong>de</strong>n keine weiteren Ausbauten von Gewässern <strong>zu</strong><strong>zu</strong>lassen. Per Gesetz geschützt sind die Flüsse Kalixälv, Piteälv, Torneälv und Vin<strong>de</strong>lälv.<br />

Trotz erheblicher Anstrengungen, wirtschaftlich tragfähige Alternativen <strong>zu</strong>r Kernenergienut<strong>zu</strong>ng als auch <strong>zu</strong>m Verbrauch fossiler Brennstoffe <strong>zu</strong> schaffen, ist davon aus<strong>zu</strong>gehen, dass<br />

Schwe<strong>de</strong>n noch weit über das Jahr 2010 hinaus auf die Nut<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>r Kernenergie nicht verzichten kann. Die Betreiber von Kernkraftwerken gehen von einer Nut<strong>zu</strong>ngszeit <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />

Anlagen etwa bis <strong>zu</strong>m Jahr 2050 aus. Diesbezüglich gab es 2004 einen Beschluss <strong>de</strong>s Parlaments, dass ein Ausstieg „in <strong>de</strong>n nächsten 30 bis 40 Jahren“ an<strong>zu</strong>streben sei. Im Januar 2008<br />

sprach sich Jan Bjorklund, <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r liberalen Partei Schwe<strong>de</strong>ns, für einen Neubau von vier weiteren Reaktoren aus[15]. Eine Umfrage ergab dass 40 % <strong>de</strong>r Schwe<strong>de</strong>n diesen<br />

Plänen <strong>zu</strong>stimmen wohingegen 42 % lediglich <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Anlagen befürworten, nicht aber einen Neubau weiterer Anlagen.[16] Am 5. Februar 2009 beschloss <strong>de</strong>r<br />

Schwedische Reichstag <strong>de</strong>n Neubau von zehn Reaktoren in <strong>de</strong>n drei bestehen<strong>de</strong>n Kraftwerken.[17]<br />

Ölausstieg<br />

Im Jahr 2006 kündigte die schwedische Regierung an bis 2020 vollständig auf erneuerbare Energien umsteigen <strong>zu</strong> wollen, um sich von <strong>de</strong>r Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen <strong>zu</strong>


efreien. Im selben Jahr richtete <strong>de</strong>r sozial<strong>de</strong>mokratische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Göran Persson für diesen Zweck ein Komitee für Öl-Unabhängigkeit (Komiteeen för att bryta oljeberoen<strong>de</strong>t i<br />

Sverige till år 2020) ein, das infolge konkrete Umset<strong>zu</strong>ngspläne erarbeitete. Der Bericht empfiehlt bis <strong>zu</strong>m Jahr 2020 folgen<strong>de</strong> Ziele um<strong>zu</strong>setzen:[18]<br />

• Verringerung <strong>de</strong>s Ölkonsums im Straßenverkehr um 40 bis 50 Prozent<br />

• Einschränkung <strong>de</strong>s Ölkonsums in <strong>de</strong>r Industrie um 25 bis 40 Prozent<br />

• vollständiger Verzicht auf Ölhei<strong>zu</strong>ngen bei Gebäu<strong>de</strong>n<br />

• Erhöhung <strong>de</strong>r Energieeffizienz um insgesamt 20 Prozent<br />

Um die Ziele <strong>zu</strong> erreichen sollen bis <strong>zu</strong>m Jahr 2020 min<strong>de</strong>stens 75 Prozent aller neuen Gebäu<strong>de</strong> in Niedrigenergiebauweise errichtet wer<strong>de</strong>n. Bestehen<strong>de</strong> Häuser sollen mo<strong>de</strong>rnisiert und<br />

auf Fernhei<strong>zu</strong>ng, Biokraftstoffe o<strong>de</strong>r Wärmepumpen umgerüstet wer<strong>de</strong>n.<br />

Ob die Empfehlungen tatsächlich umgesetzt wer<strong>de</strong>n ist jedoch mittlerweile fraglich, da die Sozial<strong>de</strong>mokraten bei <strong>de</strong>n Septemberwahlen 2006 abgewählt wur<strong>de</strong>n. Das Ziel bleibt jedoch<br />

weiterhin von internationalem Interesse.<br />

Dienstleistungen<br />

Der Dienstleistungsbereich erwirtschaftet heute 70 % <strong>de</strong>s BIP, was sich vor allem darauf <strong>zu</strong>rückführen lässt, dass <strong>de</strong>r öffentliche Sektor in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten so stark gewachsen ist.<br />

Dennoch steht <strong>de</strong>r private Dienstleistungsbereich für mehr als zwei Drittel <strong>de</strong>r Produktion.<br />

Außenhan<strong>de</strong>l<br />

Schwe<strong>de</strong>ns Wirtschaft ist stark vom internationalen Han<strong>de</strong>l abhängig. Die wichtigsten Exportlän<strong>de</strong>r sind die USA (11,9 % <strong>de</strong>s Exportes im ersten Quartal 2004), Deutschland (10,2 %),<br />

Norwegen (8,3 %) und Großbritannien (7,8 %). Die wichtigsten Exportprodukte sind Maschinen (15,5 % <strong>de</strong>s Exportes im ersten Quartal 2004), Elektro- und Elektronikprodukte (14,9 %)<br />

und KFZ und KFZ-Bestandteile (14,4 %). Die wichtigsten Importlän<strong>de</strong>r sind Deutschland (19 % <strong>de</strong>s Importes im ersten Quartal 2004), Dänemark (8,8 %) und Großbritannien (8 %). Die<br />

wichtigsten Importprodukte sind Elektro- und Elektronikprodukte (16,8 % <strong>de</strong>s Importes im ersten Quartal 2004), Maschinen (11,4 %) und KFZ und KFZ-Bestandteile (11,3 %).<br />

Vergleichsweise hoch ist <strong>de</strong>r Anteil ausländischer Direktinvestitionen in Schwe<strong>de</strong>n. Das kann darauf <strong>zu</strong>rückgeführt wer<strong>de</strong>n, dass die schwedische Wirtschaft von einer kleinen Anzahl<br />

international tätiger Konzerne dominiert wird. Etwa 50 Konzerne kommen für zwei Drittel <strong>de</strong>s schwedischen Exportes auf.<br />

Frem<strong>de</strong>nverkehr<br />

Der Frem<strong>de</strong>nverkehr trägt mit etwa 3 % (3,3 Mrd. Euro, 2000) <strong>zu</strong> Schwe<strong>de</strong>ns BIP bei. Vier Fünftel <strong>de</strong>r Touristen sind Inlän<strong>de</strong>r und nur ein Fünftel kommt aus <strong>de</strong>m Ausland. Von <strong>de</strong>n<br />

Auslandstouristen kamen 1998 23 % aus Deutschland, 19 % aus Dänemark, 10 % aus Norwegen und je 9 % aus Großbritannien und <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n.<br />

Staatshaushalt<br />

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 221,1 Milliar<strong>de</strong>n US-Dollar, <strong>de</strong>m stan<strong>de</strong>n Einnahmen von umgerechnet 217,9 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt<br />

sich ein Haushalts<strong>de</strong>fizit in Höhe von 0,8 % <strong>de</strong>s BIP.[19]<br />

Die Staatsverschuldung betrug 2009 144,1 Mrd. US-Dollar o<strong>de</strong>r 35,8 % <strong>de</strong>s BIP.[19]<br />

2006 betrug <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Staatsausgaben (in % <strong>de</strong>s BIP) folgen<strong>de</strong>r Bereiche:<br />

• Gesundheit:[20] 9,2 % (überwiegend durch regionale Landsting-Steuern finanziert)<br />

• Bildung:[19] 7,1 % (2005)


• Militär:[19] 1,5 % (2005)<br />

Verkehr<br />

Eisenbahn<br />

Schwe<strong>de</strong>n besitzt ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz, das vor allem im dichter besie<strong>de</strong>lten Sü<strong>de</strong>n die wichtigsten Städte miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>t. Größter Anbieter sind die Statens<br />

Järnvägar (SJ). Daneben existieren mehrere kleinere Eisenbahngesellschaften mit lokaler Be<strong>de</strong>utung. In <strong>de</strong>n letzten Jahren ist das Eisenbahnnetz aus ökonomischen Grün<strong>de</strong>n verkleinert<br />

wor<strong>de</strong>n. Das betraf beispielsweise die Inlandsbahn nach Nordschwe<strong>de</strong>n. Von Be<strong>de</strong>utung ist <strong>de</strong>r Hochgeschwindigkeitsverkehr mit <strong>de</strong>m mo<strong>de</strong>rnen X2000, <strong>de</strong>r Stockholm, Göteborg,<br />

Malmö/Kopenhagen und mehrere kleinere Städte miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>t. Schwe<strong>de</strong>n ist mit Dänemark zwischen Malmö und Kopenhagen über die Öresundverbindung verbun<strong>de</strong>n. Größter<br />

Logistikanbieter im Schienengüterverkehr ist die Green Cargo AB.<br />

Straße<br />

Schwe<strong>de</strong>n besitzt ein sehr gut ausgebautes Straßennetz mit einer guten Infrastruktur an Raststätten, das auf stärker frequentierten Strecken autobahnartig ausgebaut wird. Autobahnen<br />

(motorväg) verbin<strong>de</strong>n hauptsächlich die drei Ballungsregionen um Stockholm, Göteborg und Malmö. Auch über die Öresundbrücke verläuft eine mautpflichtige Autobahn.<br />

Weit verbreitet sind bei Fernstraßen dreispurige Straßen, wobei die mittlere Spur als Überholspur jeweils einer Richtung benutzt wird. Diese Straßen bieten, kostengünstiger als<br />

Autobahnen, erheblich mehr Sicherheit als die gewöhnlichen Landstraßen. In ganz Schwe<strong>de</strong>n sind Landstraßen und kleinere Wege oftmals unbefestigt. Bis 1967 herrschte in Schwe<strong>de</strong>n<br />

Linksverkehr. (Siehe auch Dagen H, <strong>de</strong>m 3. September 1967, an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Rechtsverkehr eingeführt wur<strong>de</strong>.)<br />

Überlandbus<br />

Überlandbusse stellen ein beliebtes Verkehrsmittel dar, weil sie preisgünstig sind und ein engmaschiges Netz anbieten.<br />

Flugverkehr<br />

Von großer Be<strong>de</strong>utung bei <strong>de</strong>n längeren Inlandsverbindungen beispielsweise nach Nordschwe<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r Flugverkehr. Fast je<strong>de</strong> Mittel- und Großstadt verfügt über einen<br />

Verkehrsflughafen. Die größten Flughäfen sind die Flughäfen Stockholm-Arlanda, Göteborg-Landvetter, Stockholm-Skavsta sowie <strong>de</strong>r Flughafen Malmö.<br />

Schifffahrt<br />

Als Land mit einer langen Küstenlinie und vielen natürlichen Seehäfen hat Schwe<strong>de</strong>n traditionell eine weit entwickelte Schifffahrt. Insbeson<strong>de</strong>re die Küstenschifffahrt und die<br />

Fährverbindungen besitzen eine hohe Be<strong>de</strong>utung. Wichtige Häfen befin<strong>de</strong>n sich in Göteborg, in Malmö, in Helsingborg, in Trelleborg, in Karlshamn, in Karlskrona und im Raum<br />

Stockholm.<br />

Marktführer <strong>de</strong>r Personen- und Fahrzeugbeför<strong>de</strong>rung mit Fähren ist die Stena Line.<br />

Medienlandschaft<br />

Radio und Fernsehen<br />

Die öffentlich-rechtliche Fernsehgesellschaft Sveriges Television AB (SVT) sowie Sveriges Radio haben ihren Sitz in Stockholm. Dort befin<strong>de</strong>t sich auch seit Anfang <strong>de</strong>r 90er Jahre das<br />

private TV4, während das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1980er-Jahre gegrün<strong>de</strong>te private TV3 in London ihren Sitz fand, um das damalige Monopol von SVT <strong>zu</strong> umgehen.<br />

Nach<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n 80er Jahren Kabelfernsehen eingeführt wur<strong>de</strong> und somit auch ausländische Privatsen<strong>de</strong>r in Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> sehen waren, wur<strong>de</strong>n ab 1990 auch schwedische Anbieter für


privates Radio und Fernsehen <strong>zu</strong>gelassen.<br />

Printmedien<br />

Überregionale Tageszeitungen sind die in Stockholm erscheinen<strong>de</strong>n Dagens Nyheter, Svenska Dagbla<strong>de</strong>t und Dagens Industri. Zu weiteren Printmedien siehe auch die Liste von<br />

Zeitungen.<br />

KulturMusik<br />

Volksmusik<br />

Zu <strong>de</strong>n ältesten Volksmelodien dürften die Weisen <strong>de</strong>r schwedischen Kuhhirtinnen gehören (vallåt). Die Melodien sind Signalrufe für an<strong>de</strong>re Kuhhüterinnen, die verschie<strong>de</strong>ne<br />

Be<strong>de</strong>utungen haben können (verlorenes Tier, wie<strong>de</strong>rgefun<strong>de</strong>nes Tier usw.) o<strong>de</strong>r direkte Anweisungen an die Her<strong>de</strong> (Rast, Schlaflie<strong>de</strong>r, Wei<strong>de</strong>lie<strong>de</strong>r usw.). Ob die Melodiefolgen durch<br />

Musikinstrumente (Kuhhörner, Luren) geprägt sind o<strong>de</strong>r von Anfang an gesungen wur<strong>de</strong>n, kann nicht mit Sicherheit bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Viele Hirtenweisen sind in die Tanzmusik übergegangen o<strong>de</strong>r dienten als Quelle für die nationalromantische klassische Musik (Alfvén, Atterberg). In <strong>de</strong>r Tanzmusik, die sich wohl vor<br />

allem im Barock entwickelte, dominieren die Geige (Spielmannsmusik), die sich seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts in Schwe<strong>de</strong>n verbreitete, und die Tanzformen <strong>de</strong>r Polka und <strong>de</strong>s Menuetts.<br />

Dabei ist man sich nicht einig, inwieweit die Tanzform <strong>de</strong>r Polka teilweise bereits als Bauerntanz vor polnischen Einflüssen im 16. und 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt existierte. Vor <strong>de</strong>m allgemeinen<br />

Gebrauch <strong>de</strong>r Geige waren die Schlüsselfi<strong>de</strong>l (schwedisch nyckelharpa, seit <strong>de</strong>m Spätmittelalter gebräuchlich) und die Sackpfeife übliche Volksinstrumente. Die nyckelharpa konnte sich<br />

als Instrument bis in die Gegenwart halten. Nach technischen Weiterentwicklungen (chromatische Nyckelharpa) erlebt sie heute einen neuen Aufschwung auch außerhalb <strong>de</strong>r Volksmusik,<br />

beispielsweise in <strong>de</strong>r Musik <strong>de</strong>r Mittelalterszene.<br />

Die schwedische Volksmusik geriet durch die pietistischen und frömmlerischen Bewegungen auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> im Laufe <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts in starke Bedrängnis. Instrumente <strong>de</strong>r<br />

Volksmusik galten als Troll- und Teufelszeug. Entschei<strong>de</strong>nd <strong>zu</strong>m Überleben <strong>de</strong>r Volksmusik beigetragen hat <strong>de</strong>r Maler An<strong>de</strong>rs Zorn, <strong>de</strong>r unterhalb <strong>de</strong>s Gesundaberges am Siljanssee nahe<br />

seinem Heimatort Mora in Dalarna seit 1906 Volksmusikwettbewerbe durchführte. Auf diese Weise gelang es ihm, die alten Melodien und Instrumente wie<strong>de</strong>r populär <strong>zu</strong> machen. Eine<br />

ähnliche Gefährdung erlebte die samische Volksmusik, <strong>de</strong>r Joik und die Samentrommel, die während <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Missionierung im 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt als Teufelsmusik verpönt<br />

waren. Die Trommeln wur<strong>de</strong>n systematisch eingesammelt. Der Joik ist ein Lied, das im Text und lautmalerisch in <strong>de</strong>r Melodie die Natur, Tiere, Menschen, freudvolle o<strong>de</strong>r traurige<br />

Ereignisse beschreibt. Die Trommeln wur<strong>de</strong>n im Rahmen von schamanistischen Bräuchen verwen<strong>de</strong>t (Wahrsagen, Opfer, Voraussagen usw.).<br />

Bekannte zeitgenössische Volksmusiker und Sänger sind z. B. Ulrika Bodén, Emma Här<strong>de</strong>lin, Lena Willemark, An<strong>de</strong>rs Norud<strong>de</strong> und Benny An<strong>de</strong>rsson.<br />

Kunstmusik<br />

Johan Helmich Roman (1694–1758) gilt als eigentlicher Vater <strong>de</strong>r schwedischen Kunstmusik. Roman orientierte sich an Georg Friedrich Hän<strong>de</strong>l, schrieb Tafelmusik<br />

(Drottningholmsmusiken), aber auch die erste schwedischsprachige Messe (Then svenska messan). Unter Gustav III. erlebte die Oper eine erste Blütezeit (damals entstan<strong>de</strong>n auch Werke<br />

mit betont nationalen Inhalten wie etwa Johann Gottlieb Naumanns „Gustav Vasa“).<br />

Franz Berwald (1796–1868) und Adolf Fredrik Lindblad (1801–1878) gehören <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n ersten be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Sinfonikern, die an die <strong>de</strong>utsche Klassik und Romantik anknüpfen. Für bei<strong>de</strong> ist<br />

Beethoven das große Vorbild. Berwald erlangte mit seinen Sinfonien auch internationale Anerkennung und schrieb erste Tondichtungen (Älvalek). Lindblad erlangte vor allem wegen<br />

seiner Chorwerke und Lie<strong>de</strong>r große Beliebtheit. Ludvig Norman (1831–1855) dominierte als Sinfoniker die Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Seine Symphonien schließen an die romantische<br />

Musik Niels Wilhelm Ga<strong>de</strong>s an und stehen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Romantik Schumanns und Men<strong>de</strong>lssohns nahe. Ivar Hallström folgte mit seinen Opern (Den Bergtagna) und Balletten<br />

französischen Vorbil<strong>de</strong>rn. Dagegen schloss sich Andreas Hallén <strong>de</strong>r neu<strong>de</strong>utschen Schule an mit seinen Tondichtungen „Die Toteninsel“ o<strong>de</strong>r seiner Oper „Harald Viking“, in <strong>de</strong>r<br />

Anklänge an Wagners Werk unverkennbar sind.<br />

Die Volksmusik und ihr reicher Melodienschatz wur<strong>de</strong> von August Sö<strong>de</strong>rman „wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt“. Mit seinen Tanzsuiten, seiner Schauspielmusik und Chorwerken versucht er eine nationale


schwedische Musiksprache <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n. Seine Versuche wur<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>r Inspirationsquelle <strong>de</strong>r Spätromantiker. Die Musik <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> von mehreren großen Persönlichkeiten<br />

geprägt, <strong>de</strong>nen es gelang, eine nationale schwedische aber auch sehr persönliche Musiksprache <strong>zu</strong> schaffen: Wilhelm Stenhammar, Hugo Alfvén und Wilhelm Peterson-Berger. Wilhelm<br />

Stenhammar ist von <strong>de</strong>n dreien <strong>de</strong>r „klassischste“ und <strong>de</strong>r überlegene Beherrscher <strong>de</strong>r musikalischen Großformen (Sinfonien, Klavierkonzerte, Kantaten). Brahms und Wagner sind für<br />

seine Musiksprache Vorbil<strong>de</strong>r. Hugo Alfvén schuf mit seinen Rhapsodien (Midsommarvaka, Uppsala rapsodi, Dalarapsodi), die schwedische Volksmusik als Motive verwen<strong>de</strong>n, eine<br />

nationale schwedische Musiksprache. Wilhelm Peterson-Berger schuf be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Sinfonien, Opern (Arnljot) und Klavierwerke (Frösöblomster, I Somras), in <strong>de</strong>nen er großartige<br />

Naturstimmungen in Klang und Melodie umsetzt. Auch er steht Wagner nahe, aber auch Edvard Grieg und klingt <strong>zu</strong>weilen überraschend mo<strong>de</strong>rn und erinnert in seinen Klängen an <strong>de</strong>n<br />

Impressionismus Debussys, <strong>de</strong>n er eigentlich ablehnte.<br />

Die Spätromantik ist intensiv und dauert bis um 1950 an. Dominante Musikerpersönlichkeit dieser Zeit ist Kurt Atterberg mit seinen Sinfonien, <strong>de</strong>ren Musiksprache sich an Richard<br />

Strauss orientiert. Auch Atterberg gelingen ungewöhnliche Klangfarben <strong>zu</strong>r Schil<strong>de</strong>rung von Naturstimmungen, die <strong>zu</strong>m Teil sein Vorbild Strauss an Raffinesse noch übertreffen. In <strong>de</strong>n<br />

1930er-Jahren beginnt eine Gruppe von Komponisten, die sogenannten „30-talisterna“, an neuere Musikströmungen an<strong>zu</strong>knüpfen mit neoklassizistischen Werken (Lars-Erik Larsson,<br />

Gunnar <strong>de</strong> Frumerie, Dag Wirén). Hilding Rosenberg wird mit seinen gewaltigen Sinfonien, die sich inhaltlich mit komplexen geistigen Zusammenhängen auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />

(Johannesapokalypse), <strong>zu</strong>m großen Neuerer <strong>de</strong>r Sinfonik. Karl-Birger Blomdahl setzt mit seiner Weltraumoper „Aniara“ (1959) neue Maßstäbe für die Entwicklung <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Musik<br />

in Schwe<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m er auch elektronische Klänge (Tonband) einführt, obwohl die Musik sich <strong>zu</strong> einem großen Teil noch sehr konservativ an <strong>de</strong>r neoklassizistischen Tonsprache <strong>de</strong>r<br />

1940er-Jahre orientiert. Heute ist Schwe<strong>de</strong>n international für seine Popmusik bekannt. Bands wie ABBA, Roxette, Ace of Base und Army of Lovers sind weltbekannt.<br />

Film<br />

Um 1910 begann man mit <strong>de</strong>r regelmäßigen Produktion von Spielfilmen. Der schwedische Film erreichte bald eine Qualität, die ihn international bekannt machte. Aber mit <strong>de</strong>r<br />

Einführung <strong>de</strong>s Tonfilmes und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Begren<strong>zu</strong>ng auf <strong>de</strong>n kleinen, schwedischsprachigen Markt sank <strong>de</strong>r Film auf ein provinzielles Niveau ohne künstlerischen Anspruch<br />

ab. Erst nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg erlebte <strong>de</strong>r schwedische Film einen neuerlichen künstlerischen Aufschwung, <strong>zu</strong>erst im Dokumentarfilm, beispielsweise Arne Sucksdorffs 1948 mit<br />

<strong>de</strong>m Oscar ausgezeichneten Film „Menschen in <strong>de</strong>r Stadt“, und danach als Autorenfilm mit Ingmar Bergman, Jan Troell und Bo Wi<strong>de</strong>rberg als herausragen<strong>de</strong> Persönlichkeiten. Auch<br />

schwedische Kin<strong>de</strong>r- und Jugendfilme erlangten internationale Aufmerksamkeit. Die Schaffung <strong>de</strong>s Schwedischen Filminstitutes in <strong>de</strong>n 1960er-Jahren trug <strong>zu</strong> einer Qualitätssicherung<br />

bei, die bis heute andauert.<br />

Weltkulturerbe<br />

Sport<br />

In Schwe<strong>de</strong>n erfreuen sich Mannschaftssportarten wie Eishockey, Handball, Innebandy, Bandy o<strong>de</strong>r Fußball großer Beliebtheit. Daneben sind insbeson<strong>de</strong>re Wintersportarten (speziell<br />

Nordischer Skisport) populär.<br />

Das Eishockeyteam Schwe<strong>de</strong>ns gehört <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n besten <strong>de</strong>r Welt. Unter an<strong>de</strong>rem spielen Spieler wie Peter Forsberg, Markus Naslund, Mats Sundin, Henrik Zetterberg, Nicklas Lidström,<br />

Daniel Alfredsson für das „Tre Kronor“-Team. Bei <strong>de</strong>n Olympischen Winterspielen 2006 in Turin holten sie die Goldmedaille im Finale gegen <strong>de</strong>n Erzrivalen Finnland. Das be<strong>de</strong>utete<br />

<strong>zu</strong>gleich <strong>de</strong>n 8. Weltmeistertitel für das schwedische Team. Die Damenauswahl konnte bei diesen Olympischen Spielen mit einem Sieg gegen die USA <strong>zu</strong>m ersten Mal ein rein<br />

nordamerikanisches Finale verhin<strong>de</strong>rn. Im Endspiel scheiterte das Team aber an Kanada.<br />

Die erfolgreichsten schwedischen alpinen Skiläufer sind Ingemar Stenmark, Pernilla Wiberg und Anja Pärson. Die bekanntesten Schwe<strong>de</strong>n im nordischen Skisport sind die Langläufer<br />

Gun<strong>de</strong> Svan, Thomas Wassberg und Torgny Mogren sowie <strong>de</strong>r Skispringer Jan Boklöv, <strong>de</strong>r als Erfin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s sogenannten V-Stils gilt.<br />

Im Fußball stand Schwe<strong>de</strong>n 1958 bei <strong>de</strong>r Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land im Finale gegen Brasilien. 1950 und 1994 erreichte die Mannschaft Platz 3. Zuletzt spielten für das<br />

Nationalteam viele internationale Stars wie Henrik Larsson und Fredrik Ljungberg, <strong>de</strong>rzeit noch Zlatan Ibrahimović und Olof Mellberg. An <strong>de</strong>r Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland<br />

nahmen sie ebenfalls teil, schie<strong>de</strong>n aber im Achtelfinale nach einer Nie<strong>de</strong>rlage gegen Deutschland aus. Für die Weltmeisterschaft 2010 konnte sich Schwe<strong>de</strong>n aber nicht qualifizieren. Die


Frauen-Nationalmannschaft gehört <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n besten <strong>de</strong>r Welt und die schwedische Damallsvenskan gilt neben <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bun<strong>de</strong>sliga als stärkste Liga Europas.<br />

1954, 1958, 1990 und 1999 war die schwedische Männer-Handballnationalmannschaft Weltmeister. Europameister wur<strong>de</strong>n das Land 1994, 2000 und 2002. 1992, 1996 und 2000 belegte<br />

das schwedische Handballteam jeweils <strong>de</strong>n zweiten Platz bei <strong>de</strong>n Olympischen Spielen. Aktuelle schwedische Nationalspieler sind unter an<strong>de</strong>rem Stefan Lövgren, Marcus Ahlm, Pelle<br />

Lin<strong>de</strong>rs, Kim An<strong>de</strong>rsson, Mattias An<strong>de</strong>rsson und Henrik Lundström. Der Schwe<strong>de</strong> Magnus Wislan<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>m Welt-Jahrhun<strong>de</strong>rt-Spieler gekürt.<br />

Im Tennis hat Schwe<strong>de</strong>n einige <strong>de</strong>r weltbesten Spieler hervorgebracht. Da<strong>zu</strong> gehören <strong>de</strong>r fünfmalige Wimbledonsieger Björn Borg, sowie Mats Wilan<strong>de</strong>r (sieben Grand Slam Titel) und<br />

Stefan Edberg (sechs Grand Slam Titel). Auch im Tischtennis kamen einige Weltklassespieler aus Schwe<strong>de</strong>n, so u.a. Jan-Ove Waldner (zweifacher Weltmeister) und Mikael Appelgren.<br />

In <strong>de</strong>r Mannschaftssportart Unihockey (innebandy) gewann das schwedische Herrenteam sechs <strong>de</strong>r bisher sieben ausgetragenen Weltmeisterschaften; die schwedischen Damen gewannen<br />

zweimal <strong>de</strong>n Weltmeistertitel. Neben Finnland und <strong>de</strong>r Schweiz gehört Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Gründungsvätern <strong>de</strong>s Unihockey-Weltverban<strong>de</strong>s IFF.<br />

Auch im Motorsport gab es einige erfolgreiche Schwe<strong>de</strong>n wie z. B. die bei<strong>de</strong>n Rallye-Weltmeister Björn Wal<strong>de</strong>gard und Stig Blomqvist sowie in <strong>de</strong>r Formel 1 <strong>de</strong>n zweimaligen<br />

Vizeweltmeister Ronnie Peterson.<br />

Schwedische Küche<br />

Typisch schwedische Feste und Bräuche<br />

Am 6. Januar wird Tretton<strong>de</strong>dag jul (dreizehnter Weihnachtstag, auch Trettondag jul) begangen. Dieser Tag entspricht <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Dreikönigstag und ist im hauptsächlich<br />

protestantischen Schwe<strong>de</strong>n ein staatlicher Feiertag.<br />

Am Tjugon<strong>de</strong>dag jul (zwanzigster Weihnachtstag, auch Tjugondag jul) o<strong>de</strong>r Tjugondag Knut (13. Januar) ist die Weihnachtszeit vorbei. Es fin<strong>de</strong>n gelegentlich Abschlussfeste mit<br />

Weihnachtsbaumplün<strong>de</strong>rung statt. Die Kerzen und <strong>de</strong>r Schmuck wer<strong>de</strong>n entfernt und <strong>de</strong>r Baum hinausbeför<strong>de</strong>rt.<br />

Påsk (Ostern) wird im ganzen Land gefeiert − bis in die 1970er Jahre hinein war <strong>de</strong>r Karfreitag ein stiller Tag mit geschlossenen Geschäften und Trauermusik im Radio, heute ist das<br />

außer in strikt religiösen Kreisen Vergangenheit. Am Ostersonnabend laufen die Kin<strong>de</strong>r als Osterhexen (påskhäxor) verklei<strong>de</strong>t herum, um Süßigkeiten o<strong>de</strong>r Geld ein<strong>zu</strong>sammeln.<br />

Karfreitag und Ostermontag sind gesetzliche Feiertage.<br />

Der Valborgsmässoafton wird am 30. April gefeiert und entspricht <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Walpurgisnacht. Das Volk versammelt sich um große Lagerfeuer. Es wer<strong>de</strong>n Re<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n Frühling<br />

gehalten und Frühlingslie<strong>de</strong>r gesungen.<br />

Vor allem in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n alten Universitätsstädten Lund und Uppsala ist Valborg o<strong>de</strong>r Siste april am Abend vor <strong>de</strong>m 1. Mai ein wichtiges Stu<strong>de</strong>ntenfest. In Uppsala beginnt das Fest nach<br />

einem Sektfrühstück bereits um 10 Uhr, wenn selbstgebaute fantasievolle Boote beim Wettrennen durch <strong>de</strong>n Fyrisån gesteuert wer<strong>de</strong>n. Im Anschluss an das feierliche Mützenaufsetzen<br />

um 15 Uhr zieht man im champagne-galopp <strong>de</strong>n Carolinahügel hinunter bis in die überfüllten Stu<strong>de</strong>ntenkneipen, wo ausgelassene Trinkgelage beginnen. Die Stu<strong>de</strong>nten feiern <strong>de</strong>n<br />

beginnen<strong>de</strong>n Frühling oft bis in die frühen Morgenstun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Parks und Straßen <strong>de</strong>r Stadt mit Spielen, Picknick und übermäßigem Alkoholgenuss.<br />

Der 6. Juni, Svenska flaggans dag, ist <strong>de</strong>r offizielle Nationalfeiertag Schwe<strong>de</strong>ns. Ursprünglich als „Flaggentag“ 1916 ins Leben gerufen, ist <strong>de</strong>r 6. Juni seit 1983 „Nationaltag“ und erst<br />

seit 2005 auch gesetzlicher Feiertag. Dieser Nationaltag wird jedoch nicht richtig gefeiert und unter <strong>de</strong>r Bevölkerung als weithin unbe<strong>de</strong>utend empfun<strong>de</strong>n.<br />

Das Midsommarfest wird an <strong>de</strong>r ersten Nacht <strong>zu</strong>m Samstag nach <strong>de</strong>m 21. Juni gefeiert. Die Heftigkeit <strong>de</strong>s Feierns dieses Wochenen<strong>de</strong>s ist nur mit Weihnachten vergleichbar. Wenn am<br />

Johannisabend En<strong>de</strong> Juni das Sonnenlicht im Nor<strong>de</strong>n 24 Stun<strong>de</strong>n lang <strong>zu</strong> sehen ist und im Sü<strong>de</strong>n nur wenige Stun<strong>de</strong>n lang in blauen Dämmerschein übergeht, ist Schwe<strong>de</strong>n am schönsten.<br />

Der Feiertag ist eine uralte Tradition und wurzelt in <strong>de</strong>n vorgeschichtlichen Sommersonnenwendfeiern. Um <strong>de</strong>n mit Birkenreisig und Blumen geschmückten Maibaum, das vielleicht<br />

bekannteste schwedische Nationalsymbol, wird überall in Schwe<strong>de</strong>n getanzt und gesungen. Im ganzen Land herrscht ausgelassene Feststimmung.<br />

Im August kamen früher die ersten frischen Krebse auf <strong>de</strong>n Markt. Das da<strong>zu</strong>gehörige Fest wird Kräftskiva genannt und kann <strong>zu</strong> beliebigem Zeitpunkt stattfin<strong>de</strong>n. Man isst, so viel man


schafft, von <strong>de</strong>n in einem kräftigen Dillsud gekochten Krebsen und trinkt da<strong>zu</strong> Schnäpse. Als Schmuck dienen Girlan<strong>de</strong>n und lustige Hüte.<br />

In Nordschwe<strong>de</strong>n gibt es <strong>zu</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sommers noch das Surströmmingsskiva. Der Verzehr <strong>de</strong>r in einer Dose vorgegorenen Heringe mit Kartoffeln o<strong>de</strong>r tunnbröd (Dünnbrot – eine<br />

Vorstufe <strong>de</strong>s Knäckebrots aus Norrland) erfor<strong>de</strong>rt aber unempfindliche Geruchsnerven.<br />

Das Luciafest beginnt am Morgen <strong>de</strong>s 13. Dezembers und ist in Schwe<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>r Lichterkönigin. Die älteste Tochter erscheint als Luciabraut in einem weißen Kleid und einem<br />

Kranz aus Preiselbeerzweigen und brennen<strong>de</strong>n Kerzen auf <strong>de</strong>m Kopf. Die „Lussebrud“ weckt die Familie und serviert das Frühstück am Bett. Im ganzen Land wer<strong>de</strong>n Schulen und<br />

Arbeitsstätten in <strong>de</strong>n frühen Morgenstun<strong>de</strong>n von magisch schimmern<strong>de</strong>n Luciazügen besucht. Junge Mädchen in fußlangen weißen Gewän<strong>de</strong>rn mit Kerzen auf <strong>de</strong>m Kopf und in <strong>de</strong>n<br />

Hän<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n von weißgeklei<strong>de</strong>ten jungen Männern begleitet, <strong>de</strong>n „Sternjungen“, die bei dieser Gelegenheit einen langen, spitzen, mit einem Stern gekrönten Hut tragen. Zusammen<br />

singen sie die traditionellen Gesänge, die <strong>zu</strong>r Vorweihnachtszeit und <strong>zu</strong> Weihnachten gehören. Von diesem Tag an und über die gesamte Weihnachtszeit hinweg isst man ein beson<strong>de</strong>res,<br />

mit Safran gewürztes und gefärbtes, Hefegebäck (Lussekatter).<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Sonstiges<br />

In <strong>de</strong>r Nähe von Kiruna in Esrange wird ein Raketenstartplatz für <strong>de</strong>n Start von Höhenforschungsraketen betrieben.<br />

Literatur<br />

• Anemone Schlich: Das Bild <strong>de</strong>r Europäischen Union in <strong>de</strong>r schwedischen Öffentlichkeit. Der An<strong>de</strong>re Verlag, Osnabrück 2004, ISBN 3-89959-243-3.<br />

• Jörg-Peter Fin<strong>de</strong>isen: Schwe<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>n Anfängen bis <strong>zu</strong>r Gegenwart. 2. Auflage. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2005, ISBN 3-7917-1561-5.<br />

Einzelnachweise und Anmerkungen<br />

1. ↑ Sv. Wikipedia: Svenskt teckenspråk<br />

2. ↑ Statistisk årsbok för Sverige 2009<br />

3. ↑ Bevölkerung nach Provinzen und Gemein<strong>de</strong>n am 31. Dezember 2009<br />

4. ↑ Alle Angaben dieses Absatzes aus SCB − Geografiska uppgifter, Seite 20<br />

5. ↑ Sveriges meteorologiska och hydrologiska institut − Sveriges temperaturrekord<br />

6. ↑ Naturvårdsverket: Förslag om 13 nya nationalparker<br />

7. ↑ Statistics Swe<strong>de</strong>n: Many marriages and births during the first six months<br />

8. ↑ Statistics Swe<strong>de</strong>n: Beskrivning av Sveriges befolkning 2008, S. 46.<br />

9. ↑ Statistics Swe<strong>de</strong>n: Beskrivning av Sveriges befolkning 2008, S. 64.<br />

10.↑ Svenska Kyrkan Statistiek pagina Medlemmar 1972–2008 excel file<br />

11.↑ Schwe<strong>de</strong>n schafft die Wehrpflicht ab ARD Tagesschau, abgerufen am 1. Juli 2010<br />

12.↑ About the Swedish Armed Forces, offizielle Seite <strong>de</strong>r Försvarsmakten, abgerufen Juli 2010<br />

13.↑ Botschaft Schwe<strong>de</strong>n<br />

14.↑ Statistiska Centralbyrån<br />

15.↑ World Nuclear News vom 14. Januar 2008 (englisch)<br />

16.↑ Supporters of Nuclear Energy vom 26. Juni 2008 (englisch)


17.↑ Der Spiegel: Schwe<strong>de</strong>n baut wie<strong>de</strong>r Atomkraftwerke 6. Februar 2009<br />

18.↑ Making Swe<strong>de</strong>n an OIL-FREE Society. In: Prime Minister's Office Commission on Oil In<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nce. 21. Juni 2006<br />

19.↑ a b c d The World Factbook<br />

20.↑ Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen, Daten, Fakten. Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4.<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

Autoren fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Wikipediaseite unter <strong>de</strong>m Punkt “Versionen/Autoren”. Weitergehen<strong>de</strong> Informationen und Hinweise fin<strong>de</strong>n Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung <strong>de</strong>r u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam,<br />

daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Geschichte Schwe<strong>de</strong>ns<br />

Dieser Artikel bietet einen Überblick über die schwedische Geschichte von <strong>de</strong>r Urzeit bis in die Gegenwart.<br />

In vorgeschichtlicher Zeit<br />

Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r letzten Eiszeit (um 12.000 v. Chr.) begannen die ersten Menschen über eine Landbrücke zwischen <strong>de</strong>m heutigen Deutschland und Schonen in die Küstengebiete<br />

ein<strong>zu</strong>wan<strong>de</strong>rn. Die ältesten Fun<strong>de</strong> sind etwa 13.000 Jahre alt und wur<strong>de</strong>n in Schonen ent<strong>de</strong>ckt. Die nomadisieren<strong>de</strong>n Jäger, Fischer und Sammler zogen aus Mitteleuropa nach Nor<strong>de</strong>n und<br />

als die Landbrücke um 5000 v. Chr. verschwand, waren Mittelschwe<strong>de</strong>n und die Küsten Nordschwe<strong>de</strong>ns besie<strong>de</strong>lt. Um ungefähr 4.000 v. Chr. hielt die Landwirtschaft ihren Ein<strong>zu</strong>g in<br />

Schwe<strong>de</strong>n und es entstan<strong>de</strong>n feste Siedlungen. Aufgrund <strong>de</strong>r Formen <strong>de</strong>r Grabstätten und Grabbeigaben kann man in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahrtausen<strong>de</strong>n zwischen unterschiedlichen Kulturen<br />

unterschei<strong>de</strong>n. Bekannte Beispiele sind die Megalithanlagen von Hagestad o<strong>de</strong>r das Grab von Kivik mit seinen Felszeichnungen.<br />

Die schwedischen Illustratoren An<strong>de</strong>rs Lindgren, C. G. G. Hilfeling (1740-1823) und Nils Mansson Man<strong>de</strong>lgren (1813-1899) leisteten wichtige Arbeit bei <strong>de</strong>r Dokumentation<br />

archäologischen Objekte, von <strong>de</strong>nen einige inzwischen abgetragen sind.<br />

Altertum<br />

Erstmals schriftlich erwähnt wur<strong>de</strong> Skandinavien in <strong>de</strong>r naturalis historia Plinius' <strong>de</strong>s Älteren aus <strong>de</strong>m Jahr 79 und <strong>de</strong>r Germania <strong>de</strong>s Gaius Cornelius Tacitus, <strong>de</strong>r als erster das Volk <strong>de</strong>r<br />

Svear als Suionen erwähnte.<br />

• „Suionum hinc civitates ipso in Oceano praeter viros armaque classibus valent.“<br />

• „Die Stämme <strong>de</strong>r Suionen darauf, direkt am Ozean, sind außer durch Männer und Waffen durch ihre Flotten mächtig.“<br />

• – Tacitus, Germania Kap. 44.<br />

Er erwähnt, dass es bei <strong>de</strong>n Suionen bereits einen König gegeben habe:<br />

• „Est apud illos et opibus honos, eoque unus imperitat, nullis iam exceptionibus, non precario iure parendi.“<br />

• „Bei ihnen steht auch <strong>de</strong>r Reichtum in Ansehen, und darum hat einer die Herrschaft, nun schon ohne Ausnahmen, in unwi<strong>de</strong>rruflicher Gehorsamspflicht.“<br />

• – Tacitus Germanis Kop. 44.<br />

Man hat bereits früh die unter diesem König <strong>zu</strong>sammengefassten Kleinstämme als die später im Upplandslag genannten Upplän<strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifiziert, die von Snorri Sviþjóð genannt wur<strong>de</strong>n<br />

und eine Kerngruppe <strong>de</strong>s schwedischen Volkes darstellten.[1] Die Namen <strong>de</strong>r drei Teilstämme („Folklan<strong>de</strong>“) sind nicht überliefert. Sie wur<strong>de</strong>n im Spätmittelalter nach <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r ihnen


<strong>zu</strong>gehörigen Hun<strong>de</strong>rtschaften („hundare“) benannt: Tiundaland, Attundaland und Fjärundaland, da<strong>zu</strong> <strong>de</strong>r Küstenraum Ro<strong>de</strong>n. Diese Folklan<strong>de</strong> besaßen je ein regionales Thing. Das<br />

Zentrum <strong>de</strong>r drei Folklan<strong>de</strong> lag bei Alt-Uppsala, wo sich das zentrale Heiligtum befand, in <strong>de</strong>m nach Adam von Bremen drei Götter, Odin, Freyr und Thor verehrt wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r frühen<br />

Vorzeit, so wird angenommen, dass Vanengottheiten, die für die Fruchtbarkeit <strong>zu</strong>ständig sind, verehrt wur<strong>de</strong>n. Später waren das die Asen. Dies wird dadurch wahrscheinlich, dass in <strong>de</strong>r<br />

Ynglingatal berichtet wird, <strong>de</strong>r König Domaldi wegen andauern<strong>de</strong>r Missernten <strong>de</strong>r Göttin Ceres geopfert wor<strong>de</strong>n sei. Auch wur<strong>de</strong>n Markt und Thing in Alt-Uppsala als Disthing (= Dísaþing,<br />

Thing <strong>de</strong>r Disen) bezeichnet.[2] Die weitere Entwicklung liegt im Dunkeln. Die Auswertung <strong>de</strong>r Texte und archäologischer Fun<strong>de</strong> hat keinen Aufschluss darüber erbringen können,<br />

wann und auf welche Weise die Götalan<strong>de</strong>, Småland, Värmland usw. in dieses Reich einverleibt wur<strong>de</strong>n. Burgenbauten in Zentralschwe<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Götalan<strong>de</strong>n, auf Öland und<br />

Gotland aus <strong>de</strong>r Zeit zwischen 400 und 800 <strong>de</strong>uten scheinbar auf kriegerische Verwicklungen hin. Diese Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten in <strong>de</strong>r Forschung hängen damit <strong>zu</strong>sammen, dass <strong>de</strong>m<br />

Beowulflied und <strong>de</strong>r Ynglingatal in Be<strong>zu</strong>g auf einen historischen Kern ein unterschiedlicher Wert beigemessen wird. Erst bei Olof Skötkonung ist man sich einig, dass er über das gesamte<br />

Gebiet geherrscht habe.[3]<br />

Den archäologischen Fun<strong>de</strong>n nach <strong>zu</strong> urteilen, fand zwischen Christi Geburt und <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>s 5. Jahrhun<strong>de</strong>rts ein lebhafter Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m Römischen Reich statt. Römische<br />

Importprodukte kamen bis in <strong>de</strong>n hohen Nor<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>m nordischen Raum kamen unter an<strong>de</strong>rem Pelzwerk und öländische Pfer<strong>de</strong>. Skandinavien wur<strong>de</strong> auch <strong>zu</strong>m ersten Mal in<br />

römischen Schriften erwähnt.<br />

Auf <strong>de</strong>r Weltkarte <strong>de</strong>s Ptolemäus um 150 ist Skandinavien erstmals kartografisch erfasst (siehe Scandza). Im Gegensatz <strong>zu</strong> <strong>de</strong>r vorangehen<strong>de</strong>n kollektiven Gesellschaftsform kam es nun<br />

auch <strong>zu</strong> einer stärkeren sozialen Schichtung, wie vor allem prächtig ausgestattete Kammergräber zeigen. Gegen En<strong>de</strong> dieses Zeitraums wur<strong>de</strong> auch die Runenschrift eingeführt.<br />

Zwischen 400 und 800 setzte sich die Machtkonzentration auf einige Zentren fort. Hügelgräber weisen darauf hin, dass es lokale Häuptlinge bzw. Stammesfürsten gab. Zahlreiche<br />

Fluchtburgen zeugen von <strong>de</strong>n unsicheren Zeiten und <strong>de</strong>m Leben in ständiger Kriegsbereitschaft. Han<strong>de</strong>lsplätze wie Helgö und später Birka lassen auf umfangreiche internationale<br />

Kontakte schließen.<br />

Wikingerzeit (800–1050)<br />

Um das Jahr 800 begannen die langen Wikingerfahrten, kombinierte Kriegs- und Han<strong>de</strong>lszüge in westliche und östliche Richtung. Die Wikingerzüge aus <strong>de</strong>m heutigen dänischen und<br />

norwegischen Raum sowie Skåne und Bohuslän gingen nach Westen. Wikingerzüge <strong>de</strong>r mittelschwedischen Bevölkerung (Väster- und Östergötland sowie Svealand) richteten sich meist<br />

nach Osten. Über die großen russischen Flüsse erreichten sie Konstantinopel (Miklagård) und das Sei<strong>de</strong>nland am Kaspischen Meer (Särkland). Diese Wikingerzüge waren meist<br />

Raubhan<strong>de</strong>lszüge, doch weisen historische und archäologische Quellen auf eine starke politische Betätigung <strong>de</strong>r Rus (auch Waräger genannt) an <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Großfürstentums von<br />

Nowgorod und Kiew hin, <strong>de</strong>ren Fürsten skandinavischen Ursprungs waren. Auf die Schwe<strong>de</strong>nzüge folgte in vielen Gebieten eine umfassen<strong>de</strong> Kolonisation. Großfürst Jaroslav († 1054)<br />

holte sich als letzter Warägerfürst noch militärische Unterstüt<strong>zu</strong>ng aus Schwe<strong>de</strong>n. Jaroslav war mit Ingigerd, <strong>de</strong>r Tochter Olof Skötkunungs verheiratet. Für die Mitte <strong>de</strong>s 11. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

bezeugen die Runensteine Raubzüge auf bei<strong>de</strong> Seiten <strong>de</strong>s finnischen Meerbusens.[4]<br />

Die weiten Han<strong>de</strong>lszüge <strong>de</strong>r Skandinavier führten <strong>zu</strong> einem markanten wirtschaftlichen Aufschwung, was sich in <strong>de</strong>r Gründung von Han<strong>de</strong>lsstädten nie<strong>de</strong>rschlug. Birka entstand nach<br />

700, Sigtuna und Lund um 1000. Der internationale Han<strong>de</strong>l mit Luxuswaren wie Silber und Sei<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Osten, Waffen und Gläsern aus <strong>de</strong>m Westen, Pelzen aus <strong>de</strong>m Nor<strong>de</strong>n sowie <strong>de</strong>r<br />

Sklavenhan<strong>de</strong>l bil<strong>de</strong>ten die wirtschaftliche Grundlage dieser Städte.<br />

Im 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> auch die Grundlage für die späteren skandinavischen Reiche gelegt. Erik Sägersäll war <strong>de</strong>r erste christliche König. Doch kehrte er <strong>zu</strong>m Hei<strong>de</strong>ntum <strong>zu</strong>rück. Sein<br />

Sohn Olof Skötkonung blieb dann beim christlichen Glauben. Seine Taufe wird in <strong>de</strong>n Quellen <strong>de</strong>m englischen Missionsbischof Siegfried aus York <strong>zu</strong>geschrieben und für das Jahr 1008<br />

angesetzt. Dies führte <strong>zu</strong> einer anhalten<strong>de</strong>n Spannung zwischen <strong>de</strong>n schon christianisierten Göthen und <strong>de</strong>n heidnisch gebliebenen Svear.[5] Sein Sohn Anund gab auch seinem Schwager<br />

Olav <strong>de</strong>m Heiligen 400 Soldaten <strong>zu</strong>r Rückeroberung seines Reiches mit. Er konnte das Heiligtum in Uppsala nicht zerstören, vielmehr nötigten ihn die Hei<strong>de</strong>n, auf jegliche<br />

Bekehrungsarbeit <strong>zu</strong> verzichten und sich im Gebiet <strong>de</strong>r christlichen Westgöthen nie<strong>de</strong>r<strong>zu</strong>lassen, wo er in Skara einen Bischofssitz errichtete. Aber noch <strong>zu</strong> Zeiten <strong>de</strong>s Saxo Grammaticus<br />

gab es noch keine feste Diözesaneinteilung. Selbst als 1123 zwischen <strong>de</strong>m Erzbischof von Hamburg und <strong>de</strong>m Papst Verhandlungen über <strong>de</strong>n Status Skandinaviens begannen, war Uppsala<br />

noch fest in heidnischer Hand. König Erik Årsäll (1087–1088) war <strong>de</strong>r letzte schwedische König, <strong>de</strong>r in Uppsala opferte. Erster Bischof in Uppsala war Siward. Er musste 1133 aus<br />

Schwe<strong>de</strong>n in das Kloster Raste<strong>de</strong> bei Ol<strong>de</strong>nburg fliehen. 1153 begannen die Verhandlungen für ein eigenes Erzbistum für Schwe<strong>de</strong>n.


Zu Beginn <strong>de</strong>s 11. Jahrhun<strong>de</strong>rts war das Königreich ein loser Verbund selbständiger Landschaften (Väster- und Östergötland, Svealand und die „kleinen Län<strong>de</strong>r“, Småland, im Sü<strong>de</strong>n) mit<br />

eigenem Thing und eigenen Gesetzen und Richtern, <strong>zu</strong>sammengehalten durch die Person <strong>de</strong>s Königs, <strong>de</strong>r nach seiner Wahl von Thing <strong>zu</strong> Thing reisen musste, um sich bestätigen <strong>zu</strong><br />

lassen. Die königliche Macht war ziemlich gering.<br />

In diese Zeit fällt auch die Christianisierung Schwe<strong>de</strong>ns. Der erste Kontakt mit <strong>de</strong>m Christentum entstand durch die Missionstätigkeit <strong>de</strong>s heiligen Ansgar, <strong>de</strong>s Erzbischofs von Hamburg-<br />

Bremen. Er unternahm um 830 und 853 zwei Missionsreisen nach Schwe<strong>de</strong>n, die allerdings keinen Erfolg hatten. Im Jahr 1008 jedoch ließ sich König Olof Skötkonung taufen. Dennoch<br />

waren bis ins 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt große Teile <strong>de</strong>r Bevölkerung heidnisch.<br />

Hochmittelalter (1050–1389)<br />

Die eigentliche Reichsgründung geschah im Hochmittelalter zwischen 1000 und 1300 und ging einher mit <strong>de</strong>r Christianisierung Schwe<strong>de</strong>ns. Mit <strong>de</strong>m Erfolg <strong>de</strong>r christlichen<br />

Missionstätigkeit in Götaland entstand nach 1000 auch die christliche Königswür<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Anspruch auf Anerkennung sowohl in Göta- wie auch in Svealand. Sie war jedoch anfangs<br />

umstritten, instabil und meist nur von regionaler Be<strong>de</strong>utung. Darüber hinaus war es ein Wahlkönigtum, was oft <strong>zu</strong> Kämpfen um die Thronfolge führte. So kämpften zwischen 1130 und<br />

1250 die Geschlechter Sverkers und Eriks um die Königsmacht. Die wichtigste Machtposition nach <strong>de</strong>m König hatte im 12. und 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Jarl inne. Der letzte und einer <strong>de</strong>r<br />

mächtigsten Jarle in Schwe<strong>de</strong>n war Birger Jarl, <strong>de</strong>ssen Sohn Wal<strong>de</strong>mar 1250 <strong>zu</strong>m König gewählt wur<strong>de</strong>. Dieser wur<strong>de</strong> jedoch von seinem Bru<strong>de</strong>r Magnus Ladulås durch einen<br />

Staatsstreich abgesetzt. Unter Birger Jarl und <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Folkungern kam es <strong>zu</strong> umfassen<strong>de</strong>n politischen und sozialen Reformen. Es gelang ihnen, eine Zentralmacht auf<strong>zu</strong>bauen<br />

und die Gesellschaft nach <strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>r feudalen europäischen Staaten <strong>zu</strong> organisieren. 1350 wur<strong>de</strong>n schließlich die alten Lan<strong>de</strong>sgesetze durch ein im ganzen Reich gelten<strong>de</strong>s Gesetz<br />

ersetzt.<br />

Zeitgleich <strong>zu</strong>m Ausbau <strong>de</strong>r Königsmacht schritt <strong>de</strong>r Aufbau <strong>de</strong>r kirchlichen Organisation voran. Kirche und Königtum waren aufeinan<strong>de</strong>r angewiesen. Im 11. und 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n<br />

Bistümer mit Sitz in Skara, Linköping, Sigtuna und an<strong>de</strong>ren Orten gegrün<strong>de</strong>t. Sitz <strong>de</strong>s Erzbischofs von ganz Skandinavien war seit 1104 Lund im damaligen Dänemark. 1164 wur<strong>de</strong><br />

Schwe<strong>de</strong>n ein unabhängiges Erzbistum mit Sitz in Uppsala. Auf <strong>de</strong>m Kirchentreffen von Skänninge 1248 erhielt die Kirche ihre eigene kanonische Kirchenordnung, die ihre<br />

Unabhängigkeit von <strong>de</strong>r weltlichen Macht vergrößerte. Die Festigung <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>r Kirche hatte weitreichen<strong>de</strong> kulturelle und gesellschaftliche Folgen, wie beispielsweise die<br />

Abschaffung <strong>de</strong>r weitverbreiteten Sklaverei 1335.<br />

Neben <strong>de</strong>m geistlichen Stand entstand auch ein Reichsa<strong>de</strong>l aus <strong>de</strong>n Gefolgsleuten <strong>de</strong>s Königs und <strong>de</strong>r Stammesfürsten, <strong>de</strong>m 1280 in <strong>de</strong>n Sat<strong>zu</strong>ngen von Alsnö Steuerfreiheit bewilligt<br />

wur<strong>de</strong>. Vertreter <strong>de</strong>s Reichsa<strong>de</strong>ls und <strong>de</strong>r Kirche (Bischöfe) bil<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>n Reichsrat, ein Gegengewicht <strong>zu</strong>r Königsmacht. Machtbasis <strong>de</strong>s Reichsa<strong>de</strong>ls waren die – im Gegensatz <strong>zu</strong> vielen<br />

europäischen Län<strong>de</strong>rn nicht erblichen – Lehen, <strong>de</strong>ren Burgen Zentren <strong>de</strong>r Verwaltung waren.<br />

Im 12. und 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> auch die Expansionspolitik nach Osten hin aufgenommen, mit <strong>de</strong>m Ziel, sich Finnland ein<strong>zu</strong>verleiben, dies geschah in Form von mehreren Kreuzzügen.<br />

Im Jahre 1288 wur<strong>de</strong> Gotland durch einen Vertrag an Schwe<strong>de</strong>n gebun<strong>de</strong>n.<br />

Der Beginn <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts war durch Thronkämpfe innerhalb <strong>de</strong>r Königsdynastie <strong>de</strong>r Folkunger geprägt. Dies führte <strong>zu</strong> einer Stärkung <strong>de</strong>s Hocha<strong>de</strong>ls und in weiterer Folge <strong>zu</strong><br />

Konflikten zwischen König und Reichsrat beziehungsweise <strong>de</strong>r Ratsaristokratie. König Birger Magnusson wur<strong>de</strong> 1317 vertrieben und sein Nachfolger Magnus Eriksson wur<strong>de</strong> 1363<br />

abgesetzt. Auch <strong>de</strong>r 1364 gewählte Albrecht von Mecklenburg wur<strong>de</strong> 1389 gestürzt, nach<strong>de</strong>m er versucht hatte, die Königsmacht <strong>zu</strong> stärken.<br />

Kalmarer Union (1389–1523)<br />

1388 wur<strong>de</strong> die dänische Königin Margarethe von einer aufständischen A<strong>de</strong>lsfraktion als schwedische Herrscherin anerkannt. Nach <strong>de</strong>m Sieg über Albrecht im Jahr danach wur<strong>de</strong>n<br />

Dänemark, Norwegen und Schwe<strong>de</strong>n unter einem Regenten vereinigt. 1397 wur<strong>de</strong> Margarethes Neffe Erich von Pommern <strong>zu</strong>m König <strong>de</strong>r drei Reiche gekrönt und die Kalmarer Union<br />

errichtet. Sie bestand bis 1523, auch wenn sie selten funktionierte.<br />

Margarethes und Erichs Politik zielte auf die Begren<strong>zu</strong>ng und Zurückdrängung <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>lsmacht. Der Reichsrat wur<strong>de</strong> entmachtet und eine zentralisierte, von Dänemark ausgehen<strong>de</strong><br />

Verwaltung mit hauptsächlich dänischen und <strong>de</strong>utschen Vögten aufgebaut. Dies führte – unterstützt von <strong>de</strong>n Bauern, <strong>de</strong>nen neue umfassen<strong>de</strong> Steuern auferlegt wor<strong>de</strong>n waren – <strong>zu</strong>m


Engelbrekt-Aufstand 1434−36, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Abset<strong>zu</strong>ng und Vertreibung <strong>de</strong>s Königs en<strong>de</strong>te.<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Jahrzehnte waren chaotisch und geprägt von inneren Kämpfen und häufigen Regierungswechseln. Die politische Macht lag bei <strong>de</strong>r Ratsaristokratie, die aber <strong>zu</strong>tiefst<br />

zwischen Befürwortern und Gegnern <strong>de</strong>r Kalmarer Union gespalten war. Zu gewissen Zeiten waren die Unionskönige auch in Schwe<strong>de</strong>n anerkannt. Dazwischen regierten <strong>de</strong>r<br />

schwedische König Karl Knutsson (1448−57, 1464−65 und 1467−70) beziehungsweise schwedische Reichsverweser.<br />

In diesen Auseinan<strong>de</strong>rset<strong>zu</strong>ngen entstand ein starkes schwedisches Nationalgefühl, das sich auch im Geistesleben bemerkbar machte. So wur<strong>de</strong> 1477 die erste schwedische Universität in<br />

Uppsala gegrün<strong>de</strong>t, 1483 durch <strong>de</strong>n Lübecker Drucker Johann Snell <strong>de</strong>r Buchdruck eingeführt und gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts erschienen die ersten gedruckten Bücher in<br />

schwedischer Sprache.<br />

Der Konflikt mit <strong>de</strong>n Unionskönigen und <strong>de</strong>r inneren Opposition kulminierte unter <strong>de</strong>m Reichsverweser Sten Sture <strong>de</strong>m Jüngeren, <strong>de</strong>r zwischen 1512 und 1520 regierte. Christian II.<br />

besiegte seine schwedischen Wi<strong>de</strong>rsacher 1520 und ließ im November <strong>de</strong>sselben Jahres etwa hun<strong>de</strong>rt Oppositionelle im sogenannten Stockholmer Blutbad hinrichten. Dies führte <strong>zu</strong>m<br />

Aufruhr <strong>de</strong>s Gustav Wasa, <strong>de</strong>r 1521 <strong>zu</strong>m Reichsverweser ernannt wur<strong>de</strong>, und <strong>de</strong>m endgültigen Zusammenbruch <strong>de</strong>r Kalmarer Union.<br />

Die Wasa-Zeit (1523–1611)<br />

Gustav Wasas Aufruhr wur<strong>de</strong> aktiv von Lübeck unterstützt und mit <strong>de</strong>ssen Hilfe konnte er 1523 Stockholm einnehmen. Noch im gleichen Jahr wur<strong>de</strong> er <strong>zu</strong>m König gekrönt. Die<br />

Beziehungen <strong>zu</strong> Dänemark entschärften sich, da Christian II. dort ebenfalls abgesetzt wur<strong>de</strong>. Die Abhängigkeit von Lübeck konnte 1533 endgültig abgeschüttelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Innenpolitisch hatte Gustav Wasa das Ziel, die Zentralmacht <strong>zu</strong> stärken. Der erste entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schritt da<strong>zu</strong> war die Ratsversammlung in Västerås 1527, bei <strong>de</strong>r die alte Ratsfront<br />

aufgelöst und die weltliche Macht <strong>de</strong>r Bischöfe gebrochen wur<strong>de</strong>. Es wur<strong>de</strong>n auch die ersten Schritte <strong>zu</strong>r Reformation eingeleitet, die in <strong>de</strong>n 30er Jahren <strong>zu</strong>r Trennung von <strong>de</strong>r<br />

katholischen Kirche führten. Die Konfiszierung <strong>de</strong>r kirchlichen Güter, die etwa ein Fünftel <strong>de</strong>s gesamten Grundbesitzes ausmachten, führte <strong>zu</strong> einer entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stärkung <strong>de</strong>r<br />

königlichen Finanzen. Gleichzeitig wur<strong>de</strong> die Grundlage für eine zentrale Administration gelegt, die nach ausländischem Vorbild in <strong>de</strong>n Jahren 1538−42 mo<strong>de</strong>rnisiert wur<strong>de</strong>, und<br />

ebenfalls das Steuerwesen wur<strong>de</strong> neu geordnet. Dies führte <strong>zu</strong> gewaltsamen Aufstän<strong>de</strong>n, die im Dacke-Aufstand von 1532 kulminierten. Weitere wichtige Schritte auf <strong>de</strong>m Weg <strong>zu</strong>r<br />

Zentralisierung waren <strong>de</strong>r Reichstag von Västerås 1544, bei <strong>de</strong>m das Wahlkönigtum durch das Erbkönigtum ersetzt wur<strong>de</strong>, und die Erneuerung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverteidigung.<br />

Nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> Gustav Wasas 1560 kam es <strong>zu</strong> Auseinan<strong>de</strong>rset<strong>zu</strong>ngen zwischen seinen Söhnen. Zuerst wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r älteste Sohn Erik XIV. König. Er wur<strong>de</strong> 1568 von seinen Brü<strong>de</strong>rn Johan<br />

und Karl gestürzt und starb im Gefängnis, wahrscheinlich durch Giftmord. Sein Nachfolger war sein Bru<strong>de</strong>r Johan III., <strong>de</strong>ssen Sohn Sigismund polnischer und 1592 auch schwedischer<br />

König wur<strong>de</strong>. Da Sigismund aber Katholik war und man fürchtete, dass er die Gegenreformation unterstützen wer<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r lutherische Glauben auf <strong>de</strong>r Versammlung von Uppsala<br />

1593 vom Reichsrat und <strong>de</strong>r Priesterschaft als Staatskirche eingeführt. Im Jahr danach leitete Herzog Karl, Sigismunds Onkel, <strong>de</strong>n Machtkampf ein, <strong>de</strong>r 1599 <strong>zu</strong>r Abset<strong>zu</strong>ng Sigismunds<br />

und <strong>zu</strong>r Krönung Karls 1604 führte. Dies war <strong>de</strong>r Beginn von bitteren Auseinan<strong>de</strong>rset<strong>zu</strong>ngen zwischen Schwe<strong>de</strong>n und Polen.<br />

Die zweite Hälfte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts war vom Kampf um die Herrschaft über das Baltikum geprägt. Der Zusammenbruch <strong>de</strong>s Deutschen Or<strong>de</strong>nsstaates führte <strong>zu</strong> einem Wettrennen um<br />

die Herrschaft über <strong>de</strong>ssen Gebiete, die sich in mehreren Nordischen Kriegen äußerte. 1561 stellte sich Estland unter schwedischen Schutz. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahrzehnten kam es <strong>zu</strong> einer<br />

Reihe von Kriegen mit <strong>de</strong>n Nachbarn Dänemark, Lübeck, Polen und Russland, vom Dreikronenkrieg (1563−1570) bis <strong>zu</strong>m Kalmarkrieg (1611−1613).<br />

Schwe<strong>de</strong>n als Großmacht (1611–1719)<br />

1611 übernahm <strong>de</strong>r erst 17-jährige Gustav II. Adolf nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> seines Vaters die Herrschaft. Ihm gelang es, die Ostseepolitik fort<strong>zu</strong>führen und Ingermanland und Kexholm (das<br />

Gebiet westlich und nördlich <strong>de</strong>s Ladogasees) sowie Livland von Polen-Litauen <strong>zu</strong> erobern, bevor er sich 1630 Deutschland, auf <strong>de</strong>ssen Gebiet <strong>de</strong>r Dreißigjährigen Krieg tobte, <strong>zu</strong>wandte.<br />

Diese Erfolge waren durch eine innere Reorganisierung möglich gewor<strong>de</strong>n. Beim Regierungsantritt wur<strong>de</strong>n durch eine königliche Erklärung Reichsrat und Reichstag politische<br />

Mitspracherechte eingeräumt. Der Reichsrat bekam eine <strong>de</strong>utliche Rolle im Rahmen <strong>de</strong>r Regierung, und in Fragen um Krieg und Frie<strong>de</strong>n, Steuern und Aushebungen wur<strong>de</strong>n die<br />

Beschlüsse <strong>de</strong>s Reichstages eingeholt. Die vier im Reichstag vertretenen Stän<strong>de</strong> spiegelten die Gesellschaftsstruktur dieser Zeit wi<strong>de</strong>r: Der A<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r 1612 umfassen<strong>de</strong> Privilegien<br />

bekommen hatte, hatte das Monopol auf allen höheren Ämter. Gleichzeitig war diese Stan<strong>de</strong>sgrenze durchlässig, sodass sich die Anzahl <strong>de</strong>r Adligen durch Neua<strong>de</strong>lungen im 17.


Jahrhun<strong>de</strong>rt verfünffachte. Der geistliche Stand spielte in einer Staatsi<strong>de</strong>ologie, in <strong>de</strong>r Kirche und Staat eng verschmolzen war, eine wichtige Rolle. Das Bürgertum erlangte im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r merkantilistischen Wirtschaftspolitik eine wachsen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung. Dass <strong>zu</strong>letzt auch die Bauern als vierter Stand im Reichstag vertreten waren, war in Europa einzigartig, und lässt sich<br />

historisch damit erklären, dass es in Schwe<strong>de</strong>n nie hörige o<strong>de</strong>r leibeigene Bauern gegeben hatte, und mehr als ein Drittel <strong>de</strong>s Grundbesitzes in <strong>de</strong>r Hand freier Bauern war. Sie spielten,<br />

vor allem durch ihre lokalen Institutionen, in Steuerfragen und in Fragen <strong>de</strong>r Aushebung von Soldaten, die ja <strong>zu</strong>m größten Teil aus Bauernfamilien kamen, eine wichtige Rolle. Ein<br />

ständiger Dialog zwischen Regierung und Regierten erklärt <strong>de</strong>n inneren Frie<strong>de</strong>n trotz <strong>zu</strong>nehmen<strong>de</strong>r Belastungen aufgrund <strong>de</strong>r zahlreichen Kriege.<br />

Die Vision von einer Großmacht Schwe<strong>de</strong>n fand ihren Nie<strong>de</strong>rschlag auch in an<strong>de</strong>ren Bereichen, vor allem im Bildungsbereich. Die Universität Uppsala, die nach <strong>de</strong>r Reformation<br />

stagniert hatte, wur<strong>de</strong> nun aktiv geför<strong>de</strong>rt, gleichzeitig wur<strong>de</strong>n bis 1668 drei weitere Universitäten in Dorpat (Tartu), Åbo (Turku) und Lund gegrün<strong>de</strong>t. In je<strong>de</strong>r Bischofsstadt wur<strong>de</strong> ein<br />

Gymnasium gegrün<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>r Analphabetismus nahm <strong>de</strong>utlich ab. Die Reichsverwaltung wur<strong>de</strong> ausgebaut und die regionalen und lokalen Organe <strong>de</strong>r zivilen und militärischen<br />

Verwaltung wur<strong>de</strong>n vereinheitlicht. Teile dieses Verwaltungssystems bestehen heute noch.<br />

Das größte Problem für die Großmachtspolitik war die schwache Bevölkerungsbasis. 1625 hatte das Königreich etwa 1,1 Millionen Einwohner, davon 800.000 im schwedischen<br />

Kernland, doch reichte das we<strong>de</strong>r als Steuerbasis noch als Rekrutierungsunterlage für das Heer. Daher wur<strong>de</strong> eine merkantilistische Han<strong>de</strong>ls- und Wirtschaftspolitik mit starker<br />

Exportorientierung betrieben und die Einwan<strong>de</strong>rung von ausländischen Fachkräften und <strong>de</strong>r Zu<strong>zu</strong>g ausländischen Kapitals (vor allem aus <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n und aus Deutschland) aktiv<br />

geför<strong>de</strong>rt. Schwe<strong>de</strong>n entwickelte sich <strong>zu</strong>m größten Exporteur von Schmie<strong>de</strong>eisen und Kanonen. Kupfer und Holzprodukte waren weitere wichtige Exportprodukte.<br />

Die Außenpolitik richtete sich nach <strong>de</strong>m Erwerb <strong>de</strong>s Baltikums und <strong>de</strong>r russischen Küstengebiete auf Deutschland und Polen-Litauen. Die kaiserlichen Truppen hatten die Ostsee erreicht,<br />

und <strong>de</strong>r Eintritt Schwe<strong>de</strong>ns in <strong>de</strong>n Krieg konnte vor <strong>de</strong>m Reichstag, <strong>de</strong>r schließlich seine Zustimmung gab, als präventiver Verteidigungskrieg dargestellt wer<strong>de</strong>n. Als Schwe<strong>de</strong>n 1630 in<br />

Pommern einfiel, hatte es keine Verbün<strong>de</strong>ten, aber ein Subsidiarvertrag mit Frankreich 1631 verbesserte die Lage. Der Sieg bei Breitenfeld im selben Jahr war ein Wen<strong>de</strong>punkt. Die<br />

politischen Ziele wuchsen mit <strong>de</strong>n Erfolgen, aber <strong>de</strong>r Tod Gustavs II. Adolf bei Lützen 1632 verän<strong>de</strong>rte die Lage. Dennoch setzte Schwe<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Reichskanzler Axel Oxenstierna<br />

(die Tochter Gustavs II. Adolf war erst sechs Jahre alt) <strong>de</strong>n Krieg fort. 1643−45 bekriegte man Dänemark und bekam im Frie<strong>de</strong>n von Brömsebro die Provinzen Gotland, Jämtland,<br />

Härjedalen und Halland, während <strong>de</strong>r Westfälische Frie<strong>de</strong> von 1648 <strong>zu</strong>m Erwerb von Bremen-Ver<strong>de</strong>n (siehe auch Burg Be<strong>de</strong>rkesa), Wismar, Vorpommern und an<strong>de</strong>ren Gebieten führte.<br />

Ein weiterer Krieg gegen Polen, eingeleitet 1644, <strong>de</strong>m sich auf Fein<strong>de</strong>sseite Dänemark und Russland anschlossen, wur<strong>de</strong> 1658 zeitweilig been<strong>de</strong>t, und im Frie<strong>de</strong>n von Roskil<strong>de</strong> kamen<br />

unter an<strong>de</strong>rem die Provinzen Bohuslän, Schonen und Blekinge unter schwedische Herrschaft. Noch im selben Jahr wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Krieg wie<strong>de</strong>r aufgenommen, aber als <strong>de</strong>r König Karl X.<br />

1660 plötzlich starb, bemühte sich die Vormundschaftsregierung für <strong>de</strong>ssen Sohn Karl XI. um einen Frie<strong>de</strong>nsschluss, <strong>de</strong>r im Frie<strong>de</strong>n von Oliva 1660 mün<strong>de</strong>te. Die Gebiete im Baltikum<br />

und Ingermanland, die Schwe<strong>de</strong>n im Russisch-Schwedischen Krieg 1656–1658 verlor, konnten im Frie<strong>de</strong>n von Kardis wie<strong>de</strong>rerlangt wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n zwölf Jahren versuchte Reichskanzler Magnus Gabriel De la Gardie, die politische Lage <strong>zu</strong> stabilisieren und die katastrophale finanzielle Lage <strong>de</strong>s Reiches <strong>zu</strong> sanieren.<br />

Mit <strong>de</strong>m Regierungsantritt <strong>de</strong>s jungen Königs Karl XI. aber gab Schwe<strong>de</strong>n die vorsichtige Außenpolitik auf und wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Schonischen Krieg und <strong>de</strong>n Schwedisch-Bran<strong>de</strong>nburgischen<br />

Krieg (1674−79) gezogen. Es zeigten sich dabei <strong>de</strong>utliche Schwächen bei Heer und Flotte. Dies führte <strong>zu</strong> einer umfassen<strong>de</strong>n Reorganisation in Schwe<strong>de</strong>n. Zuvör<strong>de</strong>rst wur<strong>de</strong> die<br />

Einziehung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten an <strong>de</strong>n A<strong>de</strong>l vergebenen Güter beschlossen – <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>l hatte seinen Grundbesitz im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt verdreifacht –, die Reorganisation <strong>de</strong>r<br />

Militärmacht wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m König allein übertragen, wie auch die Gesetzgebung und Außenpolitik, die bis dahin beim Reichstag gelegen hatten. Der König wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>m Alleinherrscher, <strong>de</strong>r<br />

Reichstag hatte nur mehr eine beraten<strong>de</strong> Funktion. Dass dies ohne einen größeren Machtkampf mit <strong>de</strong>m A<strong>de</strong>l möglich war, beruhte auf <strong>de</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>s Königs durch die Bauern<br />

und Bürger, die eine effektive und starke Königsmacht <strong>de</strong>r Oligarchie vorzogen, wie auch durch <strong>de</strong>n niedrigen Diensta<strong>de</strong>l und die Offiziere, die in <strong>de</strong>r neuen Militärorganisation eine<br />

sichere Einkommensquelle sahen.<br />

In <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>nszeit konnte sich Schwe<strong>de</strong>n erholen, aber 1700 eröffneten Dänemark, Polen-Sachsen und Russland <strong>de</strong>n Großen Nordischen Krieg (1700−21), <strong>de</strong>r nach<br />

anfänglichen schwedischen Erfolgen schließlich <strong>zu</strong>m Zusammenbruch <strong>de</strong>r Großmacht führte. Das Baltikum und beinahe alle an<strong>de</strong>ren Gebiete südlich <strong>de</strong>r Ostsee gingen verloren.<br />

In diese Perio<strong>de</strong> fällt auch die Kolonisierung <strong>de</strong>r für Schwe<strong>de</strong>n nur vorübergehend be<strong>de</strong>utsamen schwedischen Besit<strong>zu</strong>ngen in Afrika, Nordamerika und <strong>de</strong>r Karibik. In Nordamerika war<br />

es vor allem die Kolonie Neuschwe<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>r Schwe<strong>de</strong>n ab 1638 eine in vorteilhafter Position gelegene Han<strong>de</strong>ls- und Siedlungskolonie am Unterlauf <strong>de</strong>s Delaware-Flusses aufbauen<br />

konnte. Ein mit militärischer Gewalt ausgetragener Konflikt mit <strong>de</strong>n Truppen <strong>de</strong>r holländischen Kolonie Neunie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> führte allerdings bereits im Jahr 1655 <strong>zu</strong>m Verlust dieser für<br />

Schwe<strong>de</strong>n sich so hoffnungsvoll entwickeln<strong>de</strong>n Kolonie. Heute gehört das Gebiet dieses ehemaligen schwedischen Kolonialbesitzes <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n drei US-Bun<strong>de</strong>sstaaten Delaware, New Jersey


und Pennsylvania.<br />

Die Freiheitszeit (1719–1772)<br />

Nach <strong>de</strong>m Tod von Karl XII. nutzten die Stän<strong>de</strong> unklare Thronfolge-Verhältnisse, um in <strong>de</strong>n Jahren 1719/20 eine neue Verfassung durch<strong>zu</strong>setzen, die <strong>de</strong>m Reichstag die alleinige<br />

Gesetzgebung übertrug. Der Reichstag setzte sich nach wie vor aus <strong>de</strong>n vier Stän<strong>de</strong>n (A<strong>de</strong>l, Priester, Bürger und Bauern) <strong>zu</strong>sammen. Da im Reichstag das Mehrheitsprinzip galt, das heißt,<br />

dass ein Beschluss nur dann gefasst wer<strong>de</strong>n konnte, wenn drei <strong>de</strong>r vier Stän<strong>de</strong> dafür stimmten, entwickelte sich eine lebhafte politische Aktivität, die an <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Parlamentarismus<br />

erinnert. Doch fehlte ein grundlegen<strong>de</strong>s Demokratieverständnis. Politische Gegner wur<strong>de</strong>n manchmal ins Gefängnis geworfen und Hinrichtungen kamen auch vor.<br />

Mit <strong>de</strong>r Zeit entwickelten sich zwei politische Gruppierungen, die sog. Hüte und Mützen. Die Hüte, eine aristokratische Partei, vertraten eine merkantilistische Wirtschaftspolitik mit<br />

aktiver För<strong>de</strong>rung von Manufakturen und <strong>de</strong>s Exports sowie eine revanchistische Außenpolitik gegen Russland mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng Frankreichs. Die Mützen, antiaristokratisch<br />

ausgerichtet, nahmen die Interessen <strong>de</strong>r Landwirtschaft wahr und betrieben eine vorsichtige Außenpolitik, die einen Ausgleich mit Russland und eine Annäherung an Großbritannien<br />

suchte. In <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts waren meist die Hüte an <strong>de</strong>r Macht und sie verwickelten Schwe<strong>de</strong>n auch in zwei Kriege.<br />

Der Merkantilismus dominierte die Wirtschaftspolitik. Dem Außenhan<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit gewidmet, und daher wur<strong>de</strong> auch 1731 eine schwedische Ostindienkompanie<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Des Weiteren wur<strong>de</strong> auch eine staatliche För<strong>de</strong>rung für Manufakturen eingerichtet, um die Importabhängigkeit <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>zu</strong> vermin<strong>de</strong>rn. Das wichtigste Exportprodukt war<br />

nach wie vor Eisen, das in mehreren hun<strong>de</strong>rt Hüttenwerken auf <strong>de</strong>m Land verarbeitet wur<strong>de</strong>.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Landwirtschaft setzten sich neue I<strong>de</strong>en durch und landwirtschaftliche Reformen, wie die Zusammenlegung von Streubesitz, führten <strong>zu</strong> einer Verbesserung <strong>de</strong>r wirtschaftliche<br />

Lage <strong>de</strong>r Landbevölkerung. Darüber hinaus gelang es <strong>de</strong>n Bauern, sich in <strong>de</strong>n politischen Auseinan<strong>de</strong>rset<strong>zu</strong>ngen im Reichstag <strong>zu</strong> formieren und eine starke politische Stellung <strong>zu</strong><br />

erreichen. Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Freiheitszeit wur<strong>de</strong>n sie <strong>zu</strong>r treiben<strong>de</strong>n Kraft im Reichstag.<br />

Im Polnischen Erbfolgekrieg 1733−1738 unterstützte Schwe<strong>de</strong>n Stanislaus I. Leszczyński gegen August III..<br />

In dieser Zeit kamen die I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>r Aufklärung nach Schwe<strong>de</strong>n. Auf Beitreiben von An<strong>de</strong>rs Chy<strong>de</strong>nius hin wur<strong>de</strong> schließlich 1766 die Tryckfrihetsförordningen<br />

("Druckfreiheitsverordnung", Gesetz über die Pressefreiheit) erlassen, in welchem die Pressefreiheit und – als erstem Land weltweit – das Öffentlichkeitsprinzip (schwedisch:<br />

offentlighetsprincipen) garantiert wur<strong>de</strong>n, was die politische Debatte <strong>zu</strong>sätzlich anfachte. Die neue Freiheit führte <strong>zu</strong> einem Aufbruch im Bereich <strong>de</strong>r Wirtschaft, <strong>de</strong>r Wissenschaft und <strong>de</strong>r<br />

Literatur.<br />

Die Gustavianische Epoche (1772–1809)<br />

Gustav III. hatte 1771 <strong>de</strong>n Thron bestiegen, <strong>de</strong>r <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt nur mehr repräsentative Funktionen hatte. 1772 putschte er gegen <strong>de</strong>n Reichstag und erzwang eine neue Verfassung,<br />

die <strong>de</strong>m König die Regierungsmacht übertrug, während sie die Macht <strong>de</strong>s Reichstages stark beschränkte. Der König, <strong>de</strong>r von sich behauptete, über <strong>de</strong>n Partei- und Stan<strong>de</strong>sstreitigkeiten <strong>zu</strong><br />

stehen, stützte sich aber auf <strong>de</strong>n A<strong>de</strong>l, während er in seiner Wirtschaftspolitik <strong>de</strong>r sparsamen und liberalen Politik <strong>de</strong>r Mützen folgte.<br />

Eine Reihe von Reformen wur<strong>de</strong>n durchgeführt, unter an<strong>de</strong>rem versuchte er, ein Branntweinmonopol ein<strong>zu</strong>führen, Krankenhäuser wur<strong>de</strong>n gebaut und Kreisärzte angestellt, und die ersten<br />

kommunalen Armenhäuser entstan<strong>de</strong>n. Doch war Gustav III. vor allem am Kulturleben interessiert. 1786 grün<strong>de</strong>te er die Schwedische Aka<strong>de</strong>mie nach <strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>r französischen<br />

Académie Française, er ließ ein Opernhaus errichten und för<strong>de</strong>rte die bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Künste und die Architektur. In dieser Zeit entstand auf <strong>de</strong>n Gebieten <strong>de</strong>r Innenarchitektur, <strong>de</strong>r<br />

Möbeltischlerei und <strong>de</strong>r Silberschmie<strong>de</strong> ein eigener Stil in Schwe<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r gustavianische Stil.<br />

Doch für die politische Opposition kamen harte Zeiten. 1774 wur<strong>de</strong> die Pressefreiheit eingeschränkt, und we<strong>de</strong>r Politik noch Staatskirche und Religion durften diskutiert wer<strong>de</strong>n. Gustavs<br />

Regierungsstil wur<strong>de</strong> immer autoritärer, und als sich <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r sich seines Einflusses beraubt sah, am Reichstag von 1786 gegen <strong>de</strong>n König wandte, führte Gustav III. das Land in<br />

einen Krieg gegen Russland (1788–1790), um seine innenpolitische Position <strong>zu</strong> stärken. Aus Un<strong>zu</strong>frie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m Krieg kam es <strong>zu</strong> einer Meuterei von mehr als hun<strong>de</strong>rt, vorwiegend<br />

a<strong>de</strong>ligen Offizieren an <strong>de</strong>r Front in Finnland. Gustav III. verstand, diese Meuterei und <strong>de</strong>n daraufhin aufflammen<strong>de</strong>n Royalismus aus<strong>zu</strong>nutzen, um mit Hilfe <strong>de</strong>r nichta<strong>de</strong>ligen Stän<strong>de</strong> eine<br />

absolutistische Staatsform ein<strong>zu</strong>führen. Gleichzeitig wur<strong>de</strong>n die A<strong>de</strong>lsprivilegien weitgehend abgeschafft. Die Opposition gegen <strong>de</strong>n König wur<strong>de</strong> nun im Untergrund fortgesetzt, und


1792 wur<strong>de</strong> bei einem Maskenball ein Schussattentat auf Gustav III. verübt, <strong>de</strong>m er zwei Wochen später erlag.<br />

Sein Sohn Gustav IV. Adolf folgte ihm auf <strong>de</strong>n Thron. Er war ein Gegner <strong>de</strong>r französischen Revolution und schloss sich <strong>de</strong>r antifranzösischen Koalition an. 1807 verließ Russland die<br />

Koalition und schloss ein Abkommen mit Napoleon I., worauf es 1808 Schwe<strong>de</strong>n angriff. Die russischen Truppen besetzten rasch Finnland und die Küste Norrlands bis Umeå. Die<br />

schwedischen Misserfolge führte <strong>zu</strong>r Abset<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>s Königs 1809 und im Frie<strong>de</strong>n von Fredrikshamn musste Schwe<strong>de</strong>n Finnland, Åland und <strong>de</strong>n östlichen Teil Västerbottens bis <strong>zu</strong>m Fluss<br />

Torne älv an Russland abtreten.<br />

Das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt (1809–1906)<br />

Auf <strong>de</strong>m Stän<strong>de</strong>reichstag von 1809 wur<strong>de</strong> beschlossen, Gustav IV. Adolf und seine Nachkommen von <strong>de</strong>r Thronfolge aus<strong>zu</strong>schließen. An <strong>de</strong>ssen Stelle wur<strong>de</strong> sein Onkel Karl <strong>zu</strong>m König<br />

gewählt, aber erst nach<strong>de</strong>m er einem neuen, vom Reichstag beschlossenen Verfassungsgesetz, <strong>de</strong>r Successionsordningen, <strong>zu</strong>gestimmt hatte. Der neuen Verfassung lag <strong>de</strong>r Gedanke <strong>de</strong>r<br />

Gewaltenteilung <strong>zu</strong>grun<strong>de</strong>, auch wenn noch nicht von einem parlamentarischen System gesprochen wer<strong>de</strong>n kann. Der König hatte noch immer Gesetzgebungsgewalt und auch die<br />

ständische Einteilung <strong>de</strong>s Reichstags blieb erhalten. Doch wur<strong>de</strong>n die bürgerlichen Grundrechte <strong>de</strong>finiert.<br />

Da Karl XIII. aber alt und ohne Erben war, musste wie<strong>de</strong>r ein Thronfolger gewählt wer<strong>de</strong>n. Die Wahl fiel auf <strong>de</strong>n dänischen Prinzen Kristian August, <strong>de</strong>r aber 1810 bei einem Reitunfall<br />

starb. In <strong>de</strong>r darauf folgen<strong>de</strong>n Wahl wur<strong>de</strong> schließlich Jean Baptiste Bernadotte, ein französischer Marschall, <strong>zu</strong>m Thronfolger gewählt. Im Herbst <strong>de</strong>sselben Jahres kam er nach<br />

Schwe<strong>de</strong>n, nahm <strong>de</strong>n protestantischen Glauben und <strong>de</strong>n Namen Kronprinz Karl Johann an und wur<strong>de</strong> von Karl XIII. adoptiert. Auch wenn er erst 1818, nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> Karls XIII., als<br />

Karl XIV. Johann gekrönt wur<strong>de</strong>, so übernahm er die Regierungsgeschäfte für <strong>de</strong>n kränklichen Adoptivvater.<br />

Als Napoléon Schwe<strong>de</strong>n zwang, Krieg mit Großbritannien <strong>zu</strong> führen – <strong>de</strong>r Krieg wur<strong>de</strong> zwar erklärt, aber bei<strong>de</strong>rseits nicht geführt – und wi<strong>de</strong>rrechtlich schwedisch Pommern für seinen<br />

Russlandfeld<strong>zu</strong>g besetzte, wandte sich Kronprinz Karl Johann von Frankreich ab. Er leitete seine Regierung mit einer völligen Neuorientierung <strong>de</strong>r Außenpolitik ein, nämlich von <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit im Osten in eine Zukunft im Westen. In einem Übereinkommen mit <strong>de</strong>m russischen Zar Alexan<strong>de</strong>r I. 1812 verzichtete er auf Finnland. Schwe<strong>de</strong>n nahm daraufhin am<br />

Feld<strong>zu</strong>g gegen Napoleon I. teil und wandte sich dann gegen Dänemark, das 1814 gezwungen war, im Frie<strong>de</strong>n von Kiel Norwegen im Austausch für Schwedisch-Pommern an Schwe<strong>de</strong>n<br />

ab<strong>zu</strong>treten. Als daraufhin Norwegen seine Unabhängigkeit erklärte, erzwang Karl XIV. Johann durch einen kurzen, fast unblutigen Feld<strong>zu</strong>g die Gründung <strong>de</strong>r schwedisch-norwegischen<br />

Union, wobei Norwegen ein eigenständiges Königreich blieb und Karl hier <strong>de</strong>n Titel Karl II. von Norwegen führte. Nach diesem letzten Krieg führte Karl Johann eine konsequente<br />

Frie<strong>de</strong>nspolitik, die <strong>zu</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r schwedischen Neutralität wur<strong>de</strong>.<br />

Die napoleonischen Kriege hatten Schwe<strong>de</strong>ns Wirtschaft hart getroffen, was <strong>zu</strong> wirtschaftlicher Stagnation und tiefgreifen<strong>de</strong>n Krisen führte. Schwe<strong>de</strong>n war in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts ein ausgesprochener Agrarstaat, die Industrialisierung setzte erst spät ein. Die größten Reformen erfolgten auch im landwirtschaftlichen Bereich, wo umfassen<strong>de</strong><br />

Flurbereinigungs- und Parzellierungsverordnungen sowohl die wirtschaftliche Situation als auch die bäuerliche Kultur drastisch verän<strong>de</strong>rten. Im industriellen Bereich, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />

zahlreichen Hüttenwerken dominiert war, führten neue Technologien und die Konkurrenz vor allem aus Großbritannien <strong>zu</strong>r umfassen<strong>de</strong>n Stilllegungen. Ein großes Infrastrukturprojekt<br />

war <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>s Göta-Kanals, <strong>de</strong>r die Ostsee mit <strong>de</strong>m Kattegat verbin<strong>de</strong>n sollte, sich aber schon kurz nach seiner Einweihung als veraltet erwies.<br />

Dagegen erlebte Schwe<strong>de</strong>n eine Blütezeit im kulturellen und wissenschaftlichen Bereich. 1842 wur<strong>de</strong> in einer Schulreform die Schulpflicht eingeführt und Volksschulen in je<strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong> vorgeschrieben.<br />

Zwischen 1815 und 1850 stieg die Bevölkerungszahl von 2,5 auf 3,5 Millionen. Das Bevölkerungswachstum erfolgte vor allem auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>, auf <strong>de</strong>m 1850 noch 90 % <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

lebte, und führte <strong>zu</strong> großen sozialen Problemen. Eine Lösung bot die Auswan<strong>de</strong>rung, die sich um 1840 anbahnte, um 1860 richtig einsetzte und 1880 ihren Höhepunkt erreichte und erst<br />

ab 1900 abebbte. In dieser Zeit verließen ungefähr 1,2 Millionen Schwe<strong>de</strong>n das Land (von welchen etwa 200 000 wie<strong>de</strong>r, oft mit Kapital und neuem Wissen versehen, <strong>zu</strong>rückkehrten). Der<br />

Utvandrarnas väg von Eriksmala nach Karlshamn erinnert heute an die Zeit <strong>de</strong>r Emigration.<br />

Nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> Karls XIV. Johann 1844, <strong>de</strong>r innenpolitisch eine streng konservative Politik betrieben hatte, öffnete sich die Möglichkeit <strong>de</strong>r Liberalisierung, <strong>zu</strong>min<strong>de</strong>st im wirtschafts-<br />

und sozialpolitischen Bereich. Schrittweise wur<strong>de</strong>n unter Oscar I. und seinem Nachfolger Karl XV. das Wirtschaftsleben liberalisiert und Sozialreformen durchgeführt. In einer<br />

Verfassungsreform 1865−66 wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r Vierstän<strong>de</strong>reichstag durch ein Zweikammernparlament ersetzt.


Ab 1870 begann <strong>de</strong>r Durchbruch <strong>de</strong>r Industrialisierung. Der Ausbau <strong>de</strong>s Eisenbahnnetzes und neue Technologien in <strong>de</strong>r Stahlerzeugung ermöglichten die Nutzbarmachung neuer Erzfun<strong>de</strong><br />

in Norrland. Gleichzeitig erlebte die Holzindustrie einen Höhepunkt, und es entwickelte sich eine ansehnliche Papier- und Zellstoffindustrie. Neue Erfindungen führten <strong>zu</strong>r Gründung von<br />

Unternehmen im Maschinenbau- und Elektrobereich (wie beispielsweise L.M. Ericsson, ASEA, Bofors, SKF, AGA). Gleichzeitig erlebte aber die Landwirtschaft eine schwere Krise.<br />

In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts erfolgte die Umwandlung vom Agrarland <strong>zu</strong>r Industriegesellschaft. Die Einwohnerzahl stieg von 3,5 Millionen (1850) auf 5,1 Millionen<br />

(1900). Die Bevölkerung war <strong>zu</strong> großen Teilen nicht wahlberechtigt, aber es entstan<strong>de</strong>n nun die großen Volksbewegungen, die auch heute noch einen <strong>de</strong>utlichen politischen Einfluss<br />

haben: die freikirchliche Erweckungsbewegung, die Abstinenzbewegung und die Arbeiterbewegung.<br />

In <strong>de</strong>r Außenpolitik führte die Thronbesteigung Oscar II. 1872 <strong>zu</strong> einer Umorientierung von <strong>de</strong>r traditionellen Freundschaft mit Frankreich <strong>zu</strong> einer immer <strong>de</strong>utlicher wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Annäherung an Deutschland, was sich im Militärwesen, in <strong>de</strong>r Wirtschaft, in <strong>de</strong>r Wissenschaft und im Kulturleben zeigte. Das schwierigste außenpolitische Problem aber waren die<br />

Beziehungen <strong>zu</strong> Norwegen, in <strong>de</strong>m sich immer stärker wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Unabhängigkeitsbestrebungen bemerkbar machten, und das schließlich in die Auflösung <strong>de</strong>r Union 1905 mün<strong>de</strong>te.<br />

Der Durchbruch <strong>de</strong>r Demokratie (1907–1920)<br />

Zwar war 1865 <strong>de</strong>r mittelalterliche Stän<strong>de</strong>tag durch einen Zweikammernparlament ersetzt wor<strong>de</strong>n, doch waren nur etwa 20 % <strong>de</strong>r männlichen Bevölkerung wahlberechtigt, da nur die<br />

zweite Kammer - und die nach einem Zensuswahlrecht - gewählt wur<strong>de</strong>. Eine außerparlamentarische Wahlrechtsbewegung entstand in <strong>de</strong>n 1880er Jahren, getragen von <strong>de</strong>n<br />

Sozial<strong>de</strong>mokraten und <strong>de</strong>n Liberalen. Die Einführung <strong>de</strong>r Wehrpflicht wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>m stärksten Argument. Das Schlagwort „Ein Mann, eine Stimme, ein Gewehr“ machte tiefen Eindruck<br />

auch auf die Konservativen. In einer Wahlrechtsreform wur<strong>de</strong> schließlich 1907 das Allgemeine Wahlrecht für Männer (mit gewissen Beschränkungen) für die Zweite Parlamentskammer<br />

eingeführt und auch die Erste Kammer wur<strong>de</strong> teilweise <strong>de</strong>mokratisiert. Die Klassengegensätze waren jedoch groß und <strong>de</strong>r Generalstreik von 1909 vertiefte <strong>de</strong>n Graben zwischen<br />

Sozial<strong>de</strong>mokraten und Liberalen beziehungsweise Konservativen. Zur wichtigsten innenpolitischen Frage jedoch wur<strong>de</strong> die Verteidigungsfrage. Als die liberale Regierung Staaff<br />

Rüstungspläne <strong>zu</strong>rückstellte, um die Verteidigungskosten <strong>zu</strong>gunsten einer sozialen Reformpolitik <strong>zu</strong> senken, kam es <strong>zu</strong> einer heftigen politischen Auseinan<strong>de</strong>rset<strong>zu</strong>ng mit <strong>de</strong>n<br />

Konservativen, in die schließlich 1914 <strong>de</strong>r König auf Seiten <strong>de</strong>r Aufrüstungsbefürworter eingriff und damit eine konstitutionelle Krise heraufbeschwor. Dies führte <strong>zu</strong>m Abgang <strong>de</strong>r<br />

Regierung und <strong>de</strong>r Ernennung einer königlichen Beamtenregierung unter Hjalmar Hammarskjöld (Vater von Dag Hammarskjöld).<br />

Doch schlossen nach Ausbruch <strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges die politischen Gegner Frie<strong>de</strong>n und unterstützten die neue Regierung. Das Land erklärte seine Neutralität, pflegte aber regen<br />

Han<strong>de</strong>l vor allem mit Deutschland, was <strong>zu</strong> einer begrenzten Blocka<strong>de</strong> durch die Ententemächte führte. Dadurch und durch die umfassen<strong>de</strong>n Exporte von Lebensmitteln nach Deutschland<br />

wur<strong>de</strong> die Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung immer schwieriger. Hungersnöte brachen aus, und auch in <strong>de</strong>r Politik erfolgte eine Radikalisierung, die letztlich <strong>zu</strong>r Gründung einer<br />

kommunistischen Partei (social<strong>de</strong>mokratiska vänsterparti) führte. Im Frühjahr 1917 trat die Regierung Hammarskjöld <strong>zu</strong>rück und nach <strong>de</strong>n sozialistischen Erfolgen bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>zu</strong>r<br />

zweiten Parlamentskammer 1917 wur<strong>de</strong> eine liberal-sozial<strong>de</strong>mokratische Koalitionsregierung gebil<strong>de</strong>t, ein weiterer wichtiger Schritt auf <strong>de</strong>m Weg <strong>zu</strong>r Demokratisierung.<br />

Unter <strong>de</strong>m Eindruck <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Nie<strong>de</strong>rlage und aufgrund <strong>de</strong>r radikalen Stimmung im Lan<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> zwischen 1918−1921 eine neue Wahlreform durchgeführt. Das Allgemeine<br />

Wahlrecht und das Frauenwahlrecht wur<strong>de</strong>n nun für alle Wahlen eingeführt und die un<strong>de</strong>mokratischen Beschränkungen aufgehoben.<br />

Die Zwischenkriegszeit (1920–1939)<br />

Die 20er Jahre waren geprägt von einem starken industriellen Aufschwung. Großunternehmen wie Bofors, Aktiebolaget Gas-Accumulator (AGA), Svenska Kullagerfabriken (SKF),<br />

Allmänna Svenska Elektriska Aktiebolaget (ASEA), Ericsson und Electrolux sowie eine umfassen<strong>de</strong> Werftindustrie entstan<strong>de</strong>n. Politisch traten die Gegensätze zwischen <strong>de</strong>m<br />

bürgerlichen Block und <strong>de</strong>n Sozial<strong>de</strong>mokraten wie<strong>de</strong>r stärker hervor. Die Sozial<strong>de</strong>mokraten waren aber <strong>zu</strong> schwach, um eine eigene Regierung <strong>zu</strong> bil<strong>de</strong>n, die bürgerlichen Parteien aber<br />

tief gespalten. Konservative, Liberale und eine neu entstan<strong>de</strong>ne Bauernpartei hatten unterschiedliche Anschauungen in mehreren zentralen politischen Fragen wie Schulpolitik,<br />

Verteidigungspolitik und Alkoholpolitik. Eine Reihe von unterschiedlichen Min<strong>de</strong>rheitsregierungen und häufiger Regierungswechsel kennzeichnete die politische Lage <strong>de</strong>r 20er Jahre.<br />

1930 erfasste die Weltwirtschaftskrise auch Schwe<strong>de</strong>n. Der Einsatz <strong>de</strong>s Militärs gegen Streiken<strong>de</strong> in Ådalen 1931 und <strong>de</strong>r aufsehenerregen<strong>de</strong> Konkurs <strong>de</strong>s Kreuger-Konzerns bereiteten<br />

einen politischen Machtwechsel vor: nach <strong>de</strong>n Wahlen von 1932 bil<strong>de</strong>ten die Sozial<strong>de</strong>mokraten unter Per Albin Hansson eine Regierung, die ab 1933 von <strong>de</strong>r Bauernpartei unterstützt<br />

wur<strong>de</strong>. Ihre Reformpolitik umfasste <strong>zu</strong>erst Beschäftigungsprogramme und landwirtschaftliche Subventionen, um <strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise entgegen<strong>zu</strong>wirken. 1936 gingen


ei<strong>de</strong> Parteien eine Koalition ein und legten ein umfassen<strong>de</strong>s sozialpolitisches Programm <strong>zu</strong>m Ausbau <strong>de</strong>s Wohlfahrtsstaates vor. Der Traum vom „Volksheim“ aber verzögerte sich<br />

aufgrund <strong>de</strong>s Ausbruches <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges. 1938 wur<strong>de</strong> aber im Abkommen von Saltsjöba<strong>de</strong>n zwischen Arbeitgebervertretern und Gewerkschaften <strong>de</strong>r Grundstein für das<br />

"schwedische Mo<strong>de</strong>ll" gelegt.<br />

Der Zweite Weltkrieg (1939–1945)<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges erklärte Schwe<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rum seine Neutralität. Erklärtes Ziel <strong>de</strong>r Neutralitätspolitik war nicht die Neutralität selbst, son<strong>de</strong>rn <strong>zu</strong> vermei<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>n<br />

Krieg gezogen <strong>zu</strong> wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Angriff <strong>de</strong>r Sowjetunion auf Finnland im November 1939 stellte die schwedische Regierung auf eine harte Probe. Unmittelbare Folge war eine umfassen<strong>de</strong> Regierungsumbildung,<br />

wobei eine Konzentrationsregierung unter Ausschluss <strong>de</strong>r Kommunisten die Staatsgeschäfte übernahm. Die Regierung kam zwar <strong>de</strong>r in Schwe<strong>de</strong>n weitverbreiteten For<strong>de</strong>rung nach<br />

direkter militärischer Hilfe nicht nach, unterstützte aber Finnland finanziell und mit militärischer Ausrüstung. Auch wur<strong>de</strong> die Erlaubnis <strong>zu</strong>r Bildung eines schwedischen<br />

Freiwilligenkorps gegeben. Das etwa 8.000 Mann starke Freiwilligenkorps umfasste auch Spezialeinheiten, Artillerie und Flugstaffeln. Gleichzeitig wies man <strong>de</strong>n Vorschlag<br />

Großbritanniens und Frankreichs <strong>zu</strong>rück, reguläre Truppen von Narvik über schwedisches Gebiet nach Finnland <strong>zu</strong> schicken.<br />

Die nächste kritische Situation entstand, als Deutschland am 9. April 1940 Dänemark und Norwegen angriff (Unternehmen Weserübung). Dem norwegischen König und Teilen <strong>de</strong>r<br />

Regierung und <strong>de</strong>s Parlamentes gelang es, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Truppen <strong>zu</strong> entkommen. Als <strong>de</strong>r norwegische Außenminister am 12. April beim schwedischen Kollegen anfragte, ob <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />

Deutschen verfolgte König, <strong>de</strong>r Kronprinz und Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Regierung nach Schwe<strong>de</strong>n fliehen könnten, wur<strong>de</strong> ihnen die Internierung angedroht, worauf sie in Norwegen blieben und<br />

später nach Großbritannien flohen.<br />

Ganz an<strong>de</strong>rs sah die Neutralitätspolitik gegenüber Deutschland aus. Einen Monat nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Angriff auf Dänemark und Norwegen beschloss die schwedische Regierung,<br />

Urlaubertransporte zwischen <strong>de</strong>m besetzten Norwegen und Deutschland über schwedisches Gebiet <strong>zu</strong> genehmigen. Diese Transporte wur<strong>de</strong>n einige Monate danach ausgeweitet (ein<br />

täglicher Zug in bei<strong>de</strong> Richtungen) und neben Soldaten wur<strong>de</strong>n auch Kriegsausrüstung und Munition beför<strong>de</strong>rt. Den Höhepunkt erreichte diese Politik <strong>de</strong>r Zugeständnisse, als nach <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>utschen Angriff auf die Sowjetunion 1941 die schwedische Regierung <strong>de</strong>utschen For<strong>de</strong>rungen nachgab und <strong>de</strong>n Transport einer <strong>de</strong>utschen Division von Norwegen über Schwe<strong>de</strong>n nach<br />

Finnland an die russische Front genehmigte.<br />

Im Dezember 1940 wur<strong>de</strong> auch das bis dahin umfangreichste Han<strong>de</strong>lsabkommen zwischen Deutschland und Schwe<strong>de</strong>n geschlossen. Deutschland wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>m wichtigsten Han<strong>de</strong>lspartner<br />

Schwe<strong>de</strong>ns. Nach <strong>de</strong>r Skagerraksperre gingen etwa 90 % <strong>de</strong>s schwedischen Exports nach Deutschland. Das wichtigste Exportgut war Eisenerz aus <strong>de</strong>n nordschwedischen Erzfel<strong>de</strong>rn.<br />

Die Politik <strong>de</strong>r schwedischen Regierung wur<strong>de</strong> teilweise stark kritisiert, u. a. in einigen antinazistischen Zeitungen wie <strong>de</strong>r Zeitung Göteborgs Han<strong>de</strong>ls- och Sjöfartstidning, <strong>de</strong>ren<br />

Chefredakteur Torgny Segerstedt schon nach <strong>de</strong>r nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 auf Grund seiner Kommentare Ärger in Berlin erregt hatte. Die Regierung antwortete auf<br />

kritische Artikel mit Beschlagnahmen und Transportverboten. Die Kritik musste sich nicht einmal gegen die schwedische Politik richten. Auch die Wie<strong>de</strong>rgabe von Berichten über<br />

<strong>de</strong>utsche Verbrechen konnte <strong>zu</strong> Beschlagnahmen führen. Doch konnten Berichte über die Ju<strong>de</strong>nverfolgung in Deutschland gedruckt wer<strong>de</strong>n – sie geschah ja ganz offen –, weckten aber<br />

kaum Reaktionen.<br />

Die schwedische Flüchtlingspolitik war schon vor <strong>de</strong>m Ausbruch <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges äußerst restriktiv gewesen (ausgenommen skandinavische Nachbarn). Zwar nahm man eine<br />

begrenzte Anzahl politischer Flüchtlinge auf, doch war die Tatsache, Ju<strong>de</strong> in Deutschland <strong>zu</strong> sein, kein in Schwe<strong>de</strong>n anerkannter Fluchtgrund. Ganz im Gegenteil versuchte man,<br />

Fluchtmöglichkeiten für vor allem Ju<strong>de</strong>n vor<strong>zu</strong>beugen. Auch <strong>de</strong>utsche Deserteure, die von Dänemark o<strong>de</strong>r Norwegen nach Schwe<strong>de</strong>n flohen, wur<strong>de</strong>n unmittelbar <strong>zu</strong>rückgeschickt und <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Feldpolizei übergeben.<br />

Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Nie<strong>de</strong>rlagen in Nordafrika und bei Stalingrad än<strong>de</strong>rte sich die schwedische Politik 1943 in mehreren Punkten: Der <strong>de</strong>utsch-norwegische Transitverkehr wur<strong>de</strong> im<br />

August 1943 gestoppt, im Oktober 1943 wur<strong>de</strong>n dänische jüdische Flüchtlinge, die in Konzentrationslager transportiert wer<strong>de</strong>n sollten, aufgenommen, alliierte Bomber konnten über<br />

schwedisches Hoheitsgebiet fliegen und eine alliierte Flugleitzentrale wur<strong>de</strong> in Malmö eingerichtet, diplomatische Verbindungen wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r norwegischen Exilregierung<br />

aufgenommen und dänische und norwegische Polizeitruppen wur<strong>de</strong>n ausgebil<strong>de</strong>t. 1943 wur<strong>de</strong> nach starkem Druck auch ein Han<strong>de</strong>lsabkommen mit <strong>de</strong>n Alliierten geschlossen, doch


wur<strong>de</strong>n die lukrativen Han<strong>de</strong>lsbeziehungen <strong>zu</strong> Deutschland bis kurz vor Kriegsen<strong>de</strong> weitgehend aufrechterhalten.<br />

Die Annäherung Schwe<strong>de</strong>ns an die Alliierten einschließlich <strong>de</strong>r Sowjetunion fand ihren Ausdruck auch in <strong>de</strong>r Auslieferung internierter Wehrmachtsangehöriger, die in <strong>de</strong>n letzten<br />

Kriegstagen und kurz danach an Schwe<strong>de</strong>ns Küste gestran<strong>de</strong>t waren, an die Sowjetunion sowie <strong>zu</strong>m kleineren Teil an Großbritannien kurz nach Kriegsen<strong>de</strong> 1945.<br />

Nach <strong>de</strong>m Kriegsen<strong>de</strong> konnte man in Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>frie<strong>de</strong>n feststellen, dass man das politische Ziel <strong>zu</strong> Kriegsbeginn, nämlich nicht in <strong>de</strong>n Krieg gezogen <strong>zu</strong> wer<strong>de</strong>n, erreicht hatte. Das<br />

Wie wur<strong>de</strong> dabei nicht in Frage gestellt – die gesamte politische und wirtschaftliche Machtelite war ja an dieser Politik beteiligt gewesen. Erst in <strong>de</strong>n 1990er Jahren begann eine kritische<br />

Aufarbeitung dieses Zeitraums, die noch nicht abgeschlossen ist.<br />

Nachkriegszeit<br />

Im Juli 1945 löste eine sozial<strong>de</strong>mokratische Alleinregierung die Koalitionsregierung ab, <strong>zu</strong>nächst weiterhin unter Per Albin Hansson, nach <strong>de</strong>ssen Tod im Oktober 1946 unter Tage<br />

Erlan<strong>de</strong>r. In <strong>de</strong>n nächsten Jahren wur<strong>de</strong> die durch <strong>de</strong>n Krieg unterbrochene soziale Reformarbeit wie<strong>de</strong>r aufgenommen und ein mo<strong>de</strong>rner Wohlfahrtsstaat nach <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>s<br />

bereits genannten schwedischen Mo<strong>de</strong>lls entstand. Parallel mit <strong>de</strong>m Ausbau <strong>de</strong>s Sozialsystems arbeitete man auch an einer Verfassungsreform, die in <strong>de</strong>n 1970er Jahren durch mehrere<br />

Grundgesetze schrittweise verwirklicht wur<strong>de</strong> (siehe: Schwe<strong>de</strong>ns Verfassung).<br />

Am 3. September 1967, <strong>de</strong>m Dagen H, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verkehr von Linksverkehr auf Rechtsverkehr umgestellt. Verkehrsminister war <strong>zu</strong> <strong>de</strong>m Zeitpunkt Olof Palme, <strong>de</strong>r 1969 Premierminister<br />

Erlan<strong>de</strong>r im Amt ablöste. Palme prägte in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren das Bild Schwe<strong>de</strong>ns im Ausland durch seine engagierte Außenpolitik: durch seine harte Kritik am Vietnamkrieg, als<br />

UNO-Vermittler im Iran-Irak-Krieg und durch seine internationalen Abrüstungsinitiativen. Innenpolitisch begegnete er mehreren Schwierigkeiten. Einerseits erschwerten die<br />

Verfassungsreform und die neue parlamentarische Situation nach <strong>de</strong>r Wahl von 1970 eine stabile Zusammenarbeit über die Blockgrenzen hinweg, an<strong>de</strong>rerseits überschatteten<br />

wirtschaftliche Probleme, vor allem nach <strong>de</strong>r Ölkrise 1973, die soziale Reformarbeit. Zu<strong>de</strong>m führte die Wahl von 1973 <strong>zu</strong> einem Patt im Parlament: Regierung und Opposition erhielten je<br />

175 Mandate. Oft wur<strong>de</strong>n Abstimmungen im Reichstag daher per Losentscheid entschie<strong>de</strong>n. Die Atomkraft<strong>de</strong>batte entzweite die Sozial<strong>de</strong>mokraten und brachte einen neuen politischen<br />

Faktor ins Spiel, die Umweltpolitik und die grüne Bewegung, und die gewerkschaftliche For<strong>de</strong>rung nach Einführung von Arbeitnehmerfonds verschärfte die Gegensätze <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n<br />

bürgerlichen Parteien. Nach <strong>de</strong>r Wahlnie<strong>de</strong>rlage <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>mokraten am 19. September 1976 wur<strong>de</strong> Schwe<strong>de</strong>n von verschie<strong>de</strong>nen bürgerlichen Koalitionen regiert, bis Palme 1982<br />

wie<strong>de</strong>r als Ministerpräsi<strong>de</strong>nt einer sozial<strong>de</strong>mokratischen Regierung an die Macht kam.<br />

Mit <strong>de</strong>r U-Boot-Krise wird seit 1980 das Auftauchen sogenannter „unbekannte Tauchobjekte“ vor <strong>de</strong>r Küste bezeichnet. Am 27. Oktober 1981 schließlich, stran<strong>de</strong>te das sowjetische U-<br />

Boot U-137 vor <strong>de</strong>r Marinebasis Karlskrona - mitten in <strong>de</strong>r militärischen Verbotszone. Die Havarie löste eine regelrechte U-Boot-Panik aus. Der sowjetische Kapitän Guschtschin<br />

behauptete, sämtliche Navigationsinstrumente seien ausgefallen. Die näheren Hintergrün<strong>de</strong> blieben ungeklärt.<br />

Die Sozial<strong>de</strong>mokraten waren stark von <strong>de</strong>n neoliberalen I<strong>de</strong>en aus <strong>de</strong>n USA und Großbritannien beeinflusst wor<strong>de</strong>n. Unter <strong>de</strong>m neuen Finanzminister Kjell-Olof Feldt entbrannten heftige<br />

Debatten über neoliberale Reformen <strong>de</strong>s Sozialstaates. Der Konflikt entzün<strong>de</strong>te sich vor allem zwischen Feldt und <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Gewerkschaftsbun<strong>de</strong>s (LO), Stig Malm. Dieser<br />

„Krieg <strong>de</strong>r Rosen“ führte letztlich <strong>zu</strong>m Abgang von Feldt im Jahre 1990.<br />

Nach Palmes Ermordung 1986 übernahm Ingvar Carlsson die Regierung und führte <strong>de</strong>ssen Politik in allen wichtigen Punkten weiter. Gleichzeitig verursachte die Ermordung Palmes<br />

einen <strong>de</strong>rartigen Schock, <strong>de</strong>r <strong>zu</strong> einer großen Stille in <strong>de</strong>r politischen Auseinan<strong>de</strong>rset<strong>zu</strong>ng führte. Ein politischer Machtwechsel vollzog sich 1991 mit <strong>de</strong>m Wahlverlust <strong>de</strong>r<br />

Sozial<strong>de</strong>mokraten. Carl Bildt, <strong>de</strong>r einen Systemwechsel im Sinne neoliberaler I<strong>de</strong>en gefor<strong>de</strong>rt hatte, bil<strong>de</strong>te eine Koalitionsregierung bürgerlicher Parteien und begann, diese I<strong>de</strong>en <strong>zu</strong><br />

verwirklichen. Die Perio<strong>de</strong> wird durch fortdauern<strong>de</strong> (bereits im Jahr 1990 angefangene) Wirtschaftskrise[6] und damals für notwendig gehaltene wirtschaftliche Umgestaltungen<br />

gekennzeichnet. Bei <strong>de</strong>r Reichstagswahl 1994 gewannen die Sozial<strong>de</strong>mokraten erneut und Ingvar Carlsson bil<strong>de</strong>te eine Min<strong>de</strong>rheitenregierung. 1996 übergab Ingvar Carlsson seine<br />

Amtsgeschäfte an Göran Persson. Die Politik <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Jahre konzentrierte sich auf eine Stabilisierung <strong>de</strong>r öffentlichen Finanzen, was tiefe Eingriffe in das Sozialsystem <strong>zu</strong>r Folge<br />

hatte. Trotz <strong>de</strong>r durch diese Eingriffe verursachten Un<strong>zu</strong>frie<strong>de</strong>nheit konnte die Sozial<strong>de</strong>mokratie in <strong>de</strong>n Wahlen von 1998 und 2002 ihre Regierungsposition aufgrund <strong>de</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

durch die Linkspartei und <strong>de</strong>n Grünen behaupten.<br />

1995 trat Schwe<strong>de</strong>n nach einer Volksabstimmung, bei <strong>de</strong>r 52,3 % für einen Beitritt gestimmt hatten, <strong>de</strong>r Europäischen Union bei. Schon die Volksabstimmung von 1994, aber auch die<br />

folgen<strong>de</strong>n Wahlen und Meinungsumfragen zeigten, dass eine weitverbreitete Skepsis gegenüber <strong>de</strong>r EU herrscht. Daher entschloss sich Schwe<strong>de</strong>n schon 1997, nicht an <strong>de</strong>r


Währungsunion teil<strong>zu</strong>nehmen. Im Herbst 2003 schließlich wur<strong>de</strong> diese Frage <strong>de</strong>m Volk <strong>zu</strong>r Abstimmung vorgelegt. Eine Mehrheit <strong>de</strong>r Bevölkerung stimmte gegen die Einführung <strong>de</strong>s<br />

Euro. Das Referendum wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Ermordung <strong>de</strong>r Außenministerin Anna Lindh wenige Tage davor überschattet, die von vielen als Nachfolger Perssons gesehen wor<strong>de</strong>n war.<br />

Im Vorfeld <strong>de</strong>r Reichstagswahlen 2006 bil<strong>de</strong>ten die vier bürgerlichen Parteien ein Allianz für Schwe<strong>de</strong>n genanntes Wahlbündnis, <strong>de</strong>m es gelang, eine Wechselstimmung <strong>zu</strong> erzeugen und<br />

die Wahl <strong>zu</strong> gewinnen; die Sozial<strong>de</strong>mokraten mussten sich mit 34,99 % <strong>zu</strong>frie<strong>de</strong>ngeben – auch wenn sie damit stärkste Partei blieben, stellte dies ihr schlechtestes Ergebnis seit 1914 dar.<br />

Der neue Reichstag wählte am 5. Oktober 2006 <strong>de</strong>n Parteivorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rata samlingspartiet, Fredrik Reinfeldt, <strong>zu</strong>m neuen Premierminister, <strong>de</strong>r tags darauf seine Allianz-<br />

Regierung vorstellte und Persson ablöste.<br />

Fußnoten<br />

1. ↑ Hoffmann S. 144 mit weiteren Nachweisen aus <strong>de</strong>r Literatur.<br />

2. ↑ Hoffmann S. 145.<br />

3. ↑ Hoffmann S. 136 ff. In diesem Aufsatz wer<strong>de</strong>n alle Theorien ausführlich referiert.<br />

4. ↑ Ruprecht S. 26.<br />

5. ↑ Oppermann S. 98<br />

6. ↑ von 1990 bis 1994 sank das Pro-Kopf-Einkommen etwa 10% – http://xxx<br />

Literatur<br />

Einführungen<br />

• Neil Kent: A Concise History of Swe<strong>de</strong>n, Cambridge: Cambridge University Press, 2008, ISBN 0-521-01227-9 Rezension.<br />

• Ralph Tuchtenhagen: Kleine Geschichte Schwe<strong>de</strong>ns, München: Verlag C. H. Beck, 2008, ISBN 3406536182 Rezension.<br />

• Jörgen Weibull: La Suè<strong>de</strong>: Un aperçu historique. 1993. ISBN 91-520-0305-1.<br />

Weitere Werke<br />

• Nikolas Dörr: Die schwedische Geschichte im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt als Objekt <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Forschung. In: Jaroslaw Suchoples und Alexan<strong>de</strong>r Mionskowski (Hg.): Entgren<strong>zu</strong>ngen.<br />

Das 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt nor<strong>de</strong>uropäischer Geschichte im Spiegel <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Forschung. Wroclaw 2007, S. 43-65. ISBN 978-83-229-2860-8.<br />

• Stig Ha<strong>de</strong>nius: Svensk politik un<strong>de</strong>r 1900-talet. Konflikt och samförstånd. Stockholm 2000. ISBN 91-89080-50-5.<br />

• Erich Hoffmann: Der heutige Stand <strong>de</strong>r Erforschung <strong>de</strong>r Geschichte Skandinaviens in <strong>de</strong>r Völkerwan<strong>de</strong>rungszeit im Rahmen <strong>de</strong>r mittelalterlichen Geschichtsforschung. In: Der<br />

historische Horizont <strong>de</strong>r Götterbild–Amulette aus <strong>de</strong>r Übergangsepoche von <strong>de</strong>r Spätantike <strong>zu</strong>m Frühmittelalter. Göttingen 1992. S. 143–182, ISBN 3-525-82587-0.<br />

• Charles James August Oppermann. English Missionaries in Swe<strong>de</strong>n and Finland. London 1937.<br />

• Arndt Ruprecht: Die ausgehen<strong>de</strong> Wikingerzeit im Lichte <strong>de</strong>r Runeninschriften. Göttingen 1958.<br />

• Lizelotte Lundgren Rydén: Ett svenskt dilemma: social<strong>de</strong>mokraterna, centern och EG-frågan 1957–1994. Göteborg (= Avhandlingar från Historiska institutionen i Göteborg ; 23),<br />

Zusammenfassung in englischer Sprache, (Zugl.: Göteborg, Univ., Diss., 2000) ISBN 91-88614-29-8.<br />

• Wolfgang Seegrün: Das Papsttum und Skandinavien: bis <strong>zu</strong>r Vollendung <strong>de</strong>r nordischen Kirchenorganisation 1164 Neumünster 1967.<br />

• Jacqueline Taffin<strong>de</strong>r: The allure of the exotic: the social use of non-local raw materials during the stone age in Swe<strong>de</strong>n. Uppsala 1998. – Zugl.: Uppsala, Univ., Diss., 1999, ISBN<br />

91-506-1312-X.


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Götaland-Theorie<br />

Die Götaland-Theorie besagt, dass die Ursprünge <strong>de</strong>r schwedischen Geschichte nicht in Ostschwe<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r südwestlichen Region Götaland gelegen hätten, genauer: in<br />

Västergötland (Västgötaskolan). Diese Theorie kam bereits im frühen 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt auf und wird heute noch regional vertreten, hat aber nie breite wissenschaftliche Akzeptanz<br />

gefun<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Nationalsozialismus beeinflusste diese Theorie die schwedische Archäologie in erheblichem Maße. Hintergrund war die Überzeugung nationalsozialistischer<br />

I<strong>de</strong>ologen wie Walther Darré, dass Skandinavien und innerhalb Skandinaviens Västergotland die "Urheimat" <strong>de</strong>r Germanen gewesen sei.<br />

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Rechtskreis - skandinavischer Rechtskreis<br />

Ein Rechtskreis ist eine Gruppe von verwandten Rechtsordnungen, die auf eine gemeinsame Rechtskultur aufbauen bzw. einen gemeinsamen Rechtsstil haben („Rechtsfamilie“).<br />

Stilprägen<strong>de</strong> Elemente lassen sich vor allem auf geschichtliche soziale und politische Ereignissen sowie i<strong>de</strong>engeschichtliche Einflüsse <strong>zu</strong>rückführen.<br />

Die Zusammenfassung in Gruppen wird in <strong>de</strong>r Rechtsvergleichung herangezogen, um Gemeinsamkeiten und Unterschie<strong>de</strong> heraus<strong>zu</strong>arbeiten.<br />

Da die Rechtsvergleichung bisher fast ausschließlich auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Privatrechts stattfand, sind auch die gängigen Einteilungen <strong>de</strong>r Rechtskreise am Privatrecht entwickelt und gelten<br />

nur für dieses.<br />

Die Rechtsvergleichung im öffentlichen Recht überschnei<strong>de</strong>t sich teilweise mit <strong>de</strong>r Vergleichen<strong>de</strong>n Politikwissenschaft und <strong>de</strong>r Vergleichen<strong>de</strong>n Verwaltungswissenschaft. Genus<br />

proximum und differentia specifica können bei staatsrechtlichen Rechtsvergleichungen etwa anhand <strong>de</strong>r Fragen, wer innerhalb eines Staates Träger <strong>de</strong>r Staatsgewalt ist, ob eine<br />

Gewaltenteilung stattfin<strong>de</strong>t, ob eine Trennung von Kirche und Staat besteht, ob <strong>de</strong>r Staat unitaristisch o<strong>de</strong>r fö<strong>de</strong>ralistisch aufgebaut ist, ob ein Parlament aus einer o<strong>de</strong>r zwei Kammern<br />

besteht o<strong>de</strong>r ob das Regierungssystem präsi<strong>de</strong>ntiell, semipräsi<strong>de</strong>ntiell o<strong>de</strong>r parlamentarisch ausgestaltet ist, herausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Kontinentaleuropäischer Rechtskreis<br />

Der kontinentaleuropäische Rechtskreis, in Abgren<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>m Common Law auch Rechtskreis <strong>de</strong>s Civil Law genannt, zeichnet sich durch <strong>de</strong>n prägen<strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>s rezipierten<br />

römischen Rechts aus.


Zu beachten ist, dass neben <strong>de</strong>n klassischen kontinentaleuropäischen Rechtsordnungen <strong>zu</strong>m Rechtskreis <strong>de</strong>s Civil Law auch (trotz vielfältiger Einflüsse aus <strong>de</strong>m US-amerikanischen<br />

Recht) ganz Lateinamerika, bis <strong>zu</strong> einem gewissen Grad Schottland sowie eine Reihe vom französischen Recht beeinflusster Gebiete wie <strong>de</strong>r US-Bun<strong>de</strong>sstaat Louisiana, die kanadische<br />

Provinz Québec, die meisten Teile <strong>de</strong>s nahen und fernen Ostens und Teile Afrikas <strong>zu</strong> rechnen sind, im Ergebnis also fast alle Weltgegen<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen man nicht Englisch spricht. Einige<br />

dieser Systeme sind auch unten im Abschnitt über die Mischsysteme näher abgehan<strong>de</strong>lt.<br />

Im kontinentalen Rechtskreis ist das Verfahren im Gegensatz <strong>zu</strong>m Common Law auf <strong>de</strong>n Richter <strong>zu</strong>geschnitten, <strong>de</strong>r es nicht nur leitet, son<strong>de</strong>rn weithin beherrscht. Vereinfacht kann man<br />

es als inquisitorisch bezeichnen. Im Bereich <strong>de</strong>s materiellen Rechts sind parlamentarische Gesetze die wichtigste Rechtsquelle. Richterrecht wird im Gegensatz <strong>zu</strong>m Common Law häufig<br />

nicht als eigenständige Rechtsquelle anerkannt. Früher meinte man sogar, alle Entscheidungen aus <strong>de</strong>m Gesetz ablesen <strong>zu</strong> können (Montesquieu). Obwohl theoretisch überwun<strong>de</strong>n, prägt<br />

diese Tradition immer noch die juristische Argumentationsweise.<br />

Der kontinentaleuropäische Rechtskreis lässt sich in weitere Rechtskreise unterglie<strong>de</strong>rn.<br />

Romanischer Rechtskreis<br />

Zu diesem Rechtskreis zählen Frankreich und die stark an <strong>de</strong>ssen Zivilrecht (Co<strong>de</strong> Civil von 1804) angelehnten Rechtsordnungen von Belgien, Luxemburg, Rumänien, Italien und<br />

Spanien. Der Stil <strong>de</strong>r Rechtssprache ist von Pathos geprägt und eher programmatisch. Die ebenfalls <strong>zu</strong>m romanischen Rechtskreis gehören<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r Portugal und Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> (bei<strong>de</strong><br />

ursprünglich stark an das spanische Recht angelehnt) sind allerdings auch erheblich vom <strong>de</strong>utschen und angelsächsischen Recht beeinflusst, wobei das nie<strong>de</strong>rländische Recht eine Vielzahl<br />

kreativer Lösungen und eigener Schöpfungen hervorgebracht hat, die ihm innerhalb <strong>de</strong>r europäischen Rechtskreise eine starke Eigenständigkeit verleihen.<br />

Repräsentative Rechtsordnung dieses Rechtskreises ist die Frankreichs.<br />

Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>s romanischen Rechtskreises<br />

Der Co<strong>de</strong> Civil ist <strong>zu</strong>m einen stark vom naturrechtlichen Pathos <strong>de</strong>r Französischen Revolution geprägt, <strong>zu</strong>m an<strong>de</strong>ren aber auch vom vorrevolutionären Recht. Dies sind das auf <strong>de</strong>m<br />

fränkisch-germanischen Gewohnheitsrecht basieren<strong>de</strong>n droit coutumier aus <strong>de</strong>m Nor<strong>de</strong>n Frankreichs und das durch die römische Beset<strong>zu</strong>ng Galliens vom römischen Recht beeinflusste<br />

droit écrit aus <strong>de</strong>m Sü<strong>de</strong>n Frankreichs.<br />

Die im 11. und 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt wie<strong>de</strong>raufblühen<strong>de</strong> römische Rechtswissenschaft erhielt auch in Frankreich Ein<strong>zu</strong>g, ohne dass jedoch das fränkische Gewohnheitsrecht verdrängt wor<strong>de</strong>n<br />

wäre: Im Sü<strong>de</strong>n Frankreichs blieb es beim bisherigen Einfluss <strong>de</strong>s römischen Rechts, während es im Nor<strong>de</strong>n nur partiell dort rezipiert wur<strong>de</strong>, wo das Gewohnheitsrecht keine o<strong>de</strong>r nicht<br />

befriedigen<strong>de</strong> Lösungen bot.<br />

Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt erließ Karl VII. die Or<strong>de</strong>r, das bis dahin vor allem auf mündlicher Überlieferung basieren<strong>de</strong> Gewohnheitsrecht <strong>de</strong>s französischen Nor<strong>de</strong>ns auf<strong>zu</strong>zeichnen. Auch<br />

dies trug da<strong>zu</strong> bei, dass das Gewohnheitsrecht gegenüber <strong>de</strong>m römischen Recht eine starke Stellung behielt. Daneben führte es <strong>zu</strong> einer Annäherung von droit écrit und droit coutumier<br />

und leitete die Herausbildung <strong>de</strong>s gemeinfranzösischen Gewohnheitsrechts (droit coutumier commun) ein.<br />

Ebenfalls <strong>zu</strong>r Angleichung trug die Rechtsprechung <strong>de</strong>s Gerichtshofs von Paris bei. Das Pariser Coutume wur<strong>de</strong> bald überall dort angewandt, wo die übrigen Regionalrechte Lücken<br />

aufwiesen.<br />

Diese Grundlagen <strong>zu</strong>sammen mit <strong>de</strong>m Geist <strong>de</strong>r Französischen Revolution führten schließlich in Gestalt <strong>de</strong>s Co<strong>de</strong> Civil <strong>zu</strong>r einheitlichen Gesetzgebung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s bürgerlichen<br />

Rechts. Auf <strong>de</strong>n einfachsprachlichen Stil <strong>de</strong>s Co<strong>de</strong> Civil hat Napoléon selbst einen nicht unerheblichen Einfluss genommen.<br />

Deutscher Rechtskreis<br />

Der <strong>de</strong>utsche Rechtskreis, <strong>zu</strong> <strong>de</strong>m neben Deutschland auch Österreich, Liechtenstein, Luxemburg und die Schweiz sowie Griechenland und seit <strong>de</strong>r Zeit Atatürks die Türkei zählen,<br />

zeichnet sich durch seine Systematik aus. Es herrschen rationales, abstraktes und begriffliches Denken vor, siehe z. B. Abstraktionsprinzip.


Repräsentative Rechtsordnung dieses Rechtskreises ist die Deutschlands.<br />

Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Rechtskreises<br />

Das in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Sprachgebieten <strong>zu</strong>nächst vorherrschen<strong>de</strong> germanische Recht wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>sehends verdrängt. Die vor allem im 15. Jh. stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rezeption <strong>de</strong>s römischen Rechts<br />

wur<strong>de</strong> auch dadurch begünstigt, dass das Heilige Römische Reich Deutscher Nation sich als Nachfolger <strong>de</strong>s römischen Reiches sah und das römische Recht auch das Recht <strong>de</strong>s HRR war,<br />

sowie dadurch, dass die Reichsgewalt <strong>de</strong>s HRR <strong>zu</strong>gunsten <strong>de</strong>r Macht <strong>de</strong>r Territorialstaaten abnahm. Auf diese Weise konnte sich kein reichseinheitliches gemein<strong>de</strong>utsches Recht<br />

herausbil<strong>de</strong>n, das die Rezeption <strong>de</strong>s römischen Rechts – wie in Frankreich o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n nordischen Län<strong>de</strong>rn – <strong>zu</strong>min<strong>de</strong>st teilweise überflüssig gemacht hätte. Auch bestand keine effektive<br />

Reichsgerichtsbarkeit, die die Rechtsprechung reichsweit hätte vereinheitlichen können; die Zuständigkeit <strong>de</strong>s Reichshofgerichts wur<strong>de</strong> durch die privilegia <strong>de</strong> non evocando und<br />

privilegia <strong>de</strong> non appellando, die sich die erstarkten Territorialfürsten hatten einräumen lassen, stark beschnitten. Als schließlich 1495 das Reichskammergericht eingerichtet wur<strong>de</strong>, war es<br />

für die Herausbildung eines gemein<strong>de</strong>utschen Privatrechts bereits <strong>zu</strong> spät; das römische Recht gewann aufgrund seines reichen und ausdifferenzierten Instrumentariums immer mehr<br />

Bo<strong>de</strong>n, da die germanischen Formen <strong>de</strong>r Rechtsfindung <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r Zeit nicht mehr genügten. Die nun einsetzen<strong>de</strong> Rezeption erfolgte teilweise sogar in complexu.<br />

Zur Verbreitung <strong>de</strong>s römischen Rechts trug vor allem die Ausbildung <strong>de</strong>r Juristen bei. Diese hatten ihre Kenntnisse <strong>zu</strong>nächst an <strong>de</strong>n Universitäten Oberitaliens (z. B. <strong>de</strong>r Universität<br />

Bologna) erworben; später begannen auch die <strong>de</strong>utschen Universitäten, römisches Recht <strong>zu</strong> lehren.<br />

Mit <strong>de</strong>m Zeitalter <strong>de</strong>r Aufklärung ging auch <strong>de</strong>r Wunsch nach einer Gesamtkodifikation auf <strong>de</strong>r Grundlage von Systematik und Rationalität einher. Philosophen wie Pufendorf o<strong>de</strong>r<br />

Thomasius entwickelten ein abstraktes und logisches System, das aber – wie<strong>de</strong>rum an<strong>de</strong>rs als etwa in Frankreich o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n nordischen Län<strong>de</strong>rn – oft die Verbindung <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n eigentlich <strong>zu</strong><br />

lösen<strong>de</strong>n sozialen Problemen verlor. An<strong>de</strong>rs aber als in Frankreich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wunsch nach einer umfassen<strong>de</strong>n Kodifikation auch nicht von unten erkämpft, son<strong>de</strong>rn – ganz im Sinne <strong>de</strong>s<br />

in Deutschland vorherrschen<strong>de</strong>n aufgeklärten Absolutismus – von oben vorgegeben. Beispiele für eine solche Kodifikation sind das Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten von<br />

1794 und vor allem das noch heute in Kraft stehen<strong>de</strong> österreichische Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch von 1811.<br />

Die nun folgen<strong>de</strong> Epoche <strong>de</strong>r Romantik brachte auch die Historische Rechtsschule hervor, die sich vom Vernunftrecht abwandte und sich auf das geschichtlich gereifte Recht besann.<br />

Einer <strong>de</strong>r Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r historischen Rechtsschule, Savigny, wandte sich insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m römischen Recht <strong>zu</strong>, und zwar nicht in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>s usus mo<strong>de</strong>rnus pan<strong>de</strong>ctarum, son<strong>de</strong>rn in<br />

<strong>de</strong>ssen ursprünglichster auffindbaren Form <strong>de</strong>s antiken römischen Rechts, wie es aus <strong>de</strong>n Aufzeichnungen Justinian I. hervorging. Er gehörte mithin <strong>zu</strong>m romanistischen Zweig <strong>de</strong>r<br />

historischen Rechtsschule. An<strong>de</strong>rs jedoch als die römischen Quellen ging Savigny von <strong>de</strong>r Privatautonomie als Grundlage <strong>de</strong>r Rechtsgeschäfte aus.<br />

Savigny sprach sich ganz im Geiste <strong>de</strong>r Romantik gegen eine Kodifikation <strong>de</strong>s bürgerlichen Rechts aus, da das Recht nicht durch einen Gesetzgeber vor<strong>zu</strong>geben sei, son<strong>de</strong>rn sich durch<br />

die Manifestation <strong>de</strong>s Volksgeistes organische entwickle, während die Vertreter <strong>de</strong>s germanistischen Zweigs <strong>de</strong>r historischen Rechtsschule eine Kodifikation befürworteten.<br />

Unter Savignys Nachfolgern Puchta und Windscheid ging aus <strong>de</strong>m romanistischen Zweig die Pan<strong>de</strong>ktenwissenschaft hervor, die auch als Begriffsjurispru<strong>de</strong>nz gesehen wird. Jhering<br />

wandte sich schließlich von <strong>de</strong>r Begriffsjurispru<strong>de</strong>nz ab hin <strong>zu</strong> einer an <strong>de</strong>n realen sozialen Anfor<strong>de</strong>rungen orientierten Betrachtung <strong>de</strong>s Rechts (vgl. Interessenjurispru<strong>de</strong>nz).<br />

Die allgemein einsetzen<strong>de</strong> Rechtsvereinheitlichung mün<strong>de</strong>te schließlich in <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s Bürgerlichen Gesetzbuches. Dieses hatte erst durch die Entwurfsnachbesserung durch die 2.<br />

Kommission, <strong>de</strong>r auch Anton Menger angehörte, <strong>de</strong>n „Tropfen sozialen Öls“ bekommen, <strong>de</strong>n die soziale Frage <strong>de</strong>r damaligen Zeit erfor<strong>de</strong>rte. Es trat am 1. Januar 1900 in Kraft.<br />

Nordischer Rechtskreis<br />

Der nordische Rechtskreis wird auch als skandinavischer Rechtskreis bezeichnet; ihm gehören Schwe<strong>de</strong>n, Norwegen, Dänemark, Finnland und Island an. Stilistisch lässt sich vor allem<br />

die Praxisorientierung <strong>de</strong>s nordischen Rechts herausstellen; auch die Institution <strong>de</strong>r Ombudsmänner ist charakteristisch.<br />

Repräsentative Rechtsordnungen dieses Rechtskreises sind die von Schwe<strong>de</strong>n und Dänemark.<br />

Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>s nordischen Rechtskreises<br />

Prägend war <strong>zu</strong>nächst das altgermanische Recht, <strong>zu</strong> <strong>de</strong>m gewisse regionale Abweichungen kamen. Aufgrund <strong>de</strong>r von jeher engen politischen und kulturellen Beziehungen <strong>de</strong>r nordischen


Län<strong>de</strong>r (dänisch-norwegische Personalunion, Kalmarer Union usw.) entwickelten sich nie beson<strong>de</strong>re rechtliche Abweichungen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r in diesem Raum. Im Hochmittelalter entstan<strong>de</strong>n<br />

die Landschaftsrechte wie das Jyske Lov, das in Südjütland (auch: Schleswig) noch bis 1900 Gültigkeit hatte.<br />

Großen Einfluss hatten die Gesetzgebungen <strong>de</strong>r damals vorherrschen<strong>de</strong>n Mächte Schwe<strong>de</strong>n (Sveriges rikes lag von 1734) und Dänemark (Danske Lov <strong>de</strong>s Königs Christian V. von 1683;<br />

im norwegischen Reichsteil unter <strong>de</strong>m Titel Norske Lov inkraftgetreten), die jeweils in ihren Geltungsbereichen das Prozess-, Straf- und Privatrecht vereinheitlichten. Bei<strong>de</strong> Gesetzbücher<br />

waren in einem einfachen und verständlichen Sprachstil gehalten.<br />

Der in Skandinavien erst im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt erfolgen<strong>de</strong> Einfluss <strong>de</strong>s römischen Rechts war aufgrund <strong>de</strong>r <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt bereits gefestigten Rechtssysteme geringer als im übrigen<br />

Kontinentaleuropa, aber <strong>de</strong>nnoch größer als auf das common law. Es wur<strong>de</strong>n vor allem auf <strong>de</strong>n Gebieten rezipiert, in <strong>de</strong>nen das gelten<strong>de</strong> Recht keine o<strong>de</strong>r nicht ausreichen<strong>de</strong> Regelungen<br />

kannte; <strong>zu</strong> theoretischen Verallgemeinerungen kam es aber auch hier nicht.<br />

Das ausgeprägte historische und kulturelle Zusammengehörigkeitsgefühl führte ab En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>zu</strong> einer engen, meist informellen Zusammenarbeit <strong>de</strong>r nordischen Län<strong>de</strong>r bei<br />

<strong>de</strong>r Gesetzgebung. Der Nordische Rat hat insofern kaum Be<strong>de</strong>utung. Im Folgen<strong>de</strong>n traten viele einheitliche Gesetze in <strong>de</strong>n nordischen Län<strong>de</strong>rn in Kraft.<br />

Angelsächsischer bzw. angloamerikanischer Rechtskreis<br />

Dieser Rechtskreis umfasst im Wesentlichen <strong>de</strong>n angelsächsischen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Rechtskreis <strong>de</strong>s Common Law, das von England in seine Kolonien (Australien, Indien, Kanada, Neuseeland,<br />

Vereinigte Staaten von Amerika usw.) exportiert wur<strong>de</strong>. Diese Län<strong>de</strong>rn haben nach ihrer Unabhängigkeit meist eigene, jedoch mehr o<strong>de</strong>r weniger stark von <strong>de</strong>r britischen Rechtskultur <strong>de</strong>s<br />

Common Law geprägte Rechtsordnungen angenommen. Die ähnliche Rechtstraditionen sowie bestimmte gemeinsame Institutionen (z. B. im Rahmen <strong>de</strong>s Commonwealth) und<br />

verstärken.<br />

Prägnantester Unterschied <strong>zu</strong>m kontinentaleuropäischen Rechtskreis <strong>de</strong>s civil law sind die Wurzeln <strong>de</strong>r Rechtswissenschaft: Während in Kontinentaleuropa scholastisches Denken<br />

vorherrscht, ist es im common law das forensische Vorgehen am konkreten Fall. Dieser Umstand wirkt sich unter an<strong>de</strong>rem darin aus, dass im kontinentaleuropäischen Rechtskreis vom<br />

Anwalt anhand von Normen ermittelt wird, wie ein Rechtsstreit entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n wird, während es im common law um die Vorausberechnung geht, wie <strong>de</strong>r Richter <strong>de</strong>n konkreten Fall<br />

mittels Präjudizien entschei<strong>de</strong>n wird.<br />

Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>s angloamerikanischen Rechtskreises<br />

Das englische Gewohnheitsrecht wur<strong>de</strong> seit <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Eroberung Englands 1066 durch die Normannen (Schlacht bei Hastings) nach und nach durch die von <strong>de</strong>n Normannen<br />

eingeführten Rechtsinstitute verdrängt. Die Normannen waren ihrerseits vom französischen Recht beeinflusst, woraus sich auch <strong>de</strong>r französische Einschlag in <strong>de</strong>r englischen<br />

Rechtssprache erklärt, <strong>de</strong>r allerdings in <strong>de</strong>n Kolonien weitgehend verlorenging.<br />

Prägend war insbeson<strong>de</strong>re das neugeschaffene Verwaltungssystem in Form <strong>de</strong>s Lehnswesens, <strong>de</strong>ssen oberster Lehnsherr <strong>de</strong>r König war. König Wilhelm I. zog nach seiner Eroberung<br />

Englands <strong>de</strong>n Grundbesitz seiner Gegner ein und verteilte ihn an seine Gefolgsleute, wobei er – wie auch später seine Nachfolger – <strong>zu</strong>m Erhalt seiner Zentralgewalt darauf achtete, dass<br />

die Territorien nicht <strong>zu</strong> groß und damit die Territorialherrscher nicht <strong>zu</strong> mächtig wur<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>m Lehnswesen verbun<strong>de</strong>n war das Steuerwesen (siehe auch Domesday Book). Um diese Einnahmequelle <strong>zu</strong> sichern, übernahm die königliche Verwaltung bald auch Funktionen <strong>de</strong>r<br />

Rechtspflege, und es bil<strong>de</strong>te sich ein Justizsystem mit <strong>de</strong>m Court of Exchequer, <strong>de</strong>m Court of Common Pleas und <strong>de</strong>m Court of King's Bench heraus. Daneben wur<strong>de</strong>n seit <strong>de</strong>m 12.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt verstärkt reisen<strong>de</strong> Richter (iusticiarii itinerantes) vom König in die Provinzen entsandt, um dort Recht <strong>zu</strong> sprechen. So kam es auch <strong>zu</strong>r Zentralisierung <strong>de</strong>r Justiz und damit<br />

<strong>zu</strong>r fortschreiten<strong>de</strong>n Rechtsvereinheitlichung, wodurch die alten Rechtsgewohnheiten weiter <strong>zu</strong>rückgedrängt wur<strong>de</strong>n.<br />

Gerichtsverfahren konnten im Mittelalter nur mit Anweisungen <strong>de</strong>s Königs, sogenannten writs, eingeleitet wer<strong>de</strong>n. Es bil<strong>de</strong>ten sich eine vielzahl standardisierter writs heraus, die <strong>de</strong>n<br />

actiones <strong>de</strong>s römischen Rechts sehr ähnlich waren. Ob man ein Verfahren gewann o<strong>de</strong>r verlor hing damit größtenteils von <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s richtigen writ ab. Dies führte <strong>zu</strong> einem sehr<br />

verfahrensrechtslastigen Denken <strong>de</strong>r Rechtspraktiker. Insgesamt waren die Verfahren <strong>zu</strong> formalistisch und <strong>zu</strong> schwerfällig. Aufgrund <strong>de</strong>r Vernachlässigung <strong>de</strong>s materiellen Aspekts kam es<br />

<strong>zu</strong> als ungerecht empfun<strong>de</strong>nen Ergebnissen. Im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt ergingen daher Gesuche vieler unterlegener Parteien an <strong>de</strong>n König, ein als ungerecht empfun<strong>de</strong>nes Ergebnis durch


königlichen Befehl nach <strong>de</strong>n Geboten <strong>de</strong>r Moral <strong>zu</strong> korrigieren. Mit <strong>de</strong>r Zeit übernahm diese Aufgabe direkt <strong>de</strong>r Chancellor, <strong>de</strong>r höchste Verwaltungsbeamter, welcher <strong>zu</strong>r Klärung<br />

Verfahren durchführte, die nicht an die formalen Beweisregeln gebun<strong>de</strong>n waren. Neben <strong>de</strong>m common law im engeren Sinne entwickelte sich so ein neuer Bestandteil <strong>de</strong>s common law im<br />

weiteren Sinne, <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>m Begriff Equity <strong>zu</strong>sammengafasst wird. Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt verfestigte sich die Equity-Rechtsprechung weiter und ein Court of Chancery wur<strong>de</strong><br />

eingerichtet. Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt schließlich bil<strong>de</strong>te die Equity-Rechtsprechung endgültig einen <strong>de</strong>m common law im engeren Sinne ebenbürtigen und wie dieses am case law orientierten<br />

Bestandteil. Das Verhältnis von Equity <strong>zu</strong>m common law i. e. S. war bereits im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt geklärt wor<strong>de</strong>n, als sich Chief Justice Edward Coke beschwerte, dass sich <strong>de</strong>r Chancellor<br />

mit seiner Equity-Rechtsprechung nicht einfach <strong>zu</strong>m Richter über die common law courts machen könne. König James I. entschied diesen Streit <strong>zu</strong>gunsten <strong>de</strong>s Chancellors, so dass von<br />

da an feststand, dass in Kollisionsfällen die Equity-Rechtsprechung Vorrang genießt.<br />

Seinem Charakter verdankt das common law auch seine Resistenz gegenüber direkten Eingriffen durch <strong>de</strong>n König, was sich in England insofern als positiv erwies, als es im 16. und 17.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt vor <strong>de</strong>n absolutistischen Tudors und Stuarts schützte. Seit dieser Zeit ist mit <strong>de</strong>m common law auch <strong>de</strong>r Gedanke <strong>de</strong>r Gewährleistung <strong>de</strong>r Freiheit verbun<strong>de</strong>n; eine Funktion,<br />

die in Kontinentaleuropa <strong>de</strong>r Verfassung <strong>zu</strong>kommt. Im Vereinigten Königreich gibt es bis heute keine geschriebene Verfassung.<br />

Mit <strong>de</strong>m 1875 inkraftgetretenen Judicature Act von 1873 wur<strong>de</strong>n schließlich die Gerichtsverfassung und das Prozessrecht reformiert. Unter an<strong>de</strong>rem wur<strong>de</strong> die bis dahin bei<br />

verschie<strong>de</strong>nen Gerichten liegen<strong>de</strong> Zuständigkeit für common law und equity <strong>zu</strong>sammengeführt. Von nun an hatte ein Gericht bei<strong>de</strong>s <strong>zu</strong> beachten, auch wenn innerhalb <strong>de</strong>r Gerichte<br />

weiterhin verschie<strong>de</strong>ne divisions <strong>zu</strong>ständig waren. Daneben wur<strong>de</strong> auch das veraltete writ-System abgeschafft; alle Prozesse vor <strong>de</strong>m neu eingerichteten High Court of Justice wur<strong>de</strong>n nun<br />

durch das writ of summons eingeleitet.<br />

Das Statute Law hat insgesamt eine geringe Be<strong>de</strong>utung; lediglich auf <strong>de</strong>n Gebieten <strong>de</strong>s vom römischen Recht beeinflussten Han<strong>de</strong>ls- und Seerecht sowie im Sozialrecht kam es <strong>zu</strong><br />

umfassen<strong>de</strong>n Kodifikationen, die sich jedoch teilweise darauf beschränken, durch case law herausgebil<strong>de</strong>tes common law geordnet <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>fassen und ansonsten vor allem aus<br />

punktuellen Gesetzen bestehen, die ihrerseits auf bereits vorhan<strong>de</strong>nem common law aufbauen.<br />

Siehe auch die ausführliche Entwicklungsgeschichte <strong>de</strong>s englischen common law sowie die Verfassungsgeschichte <strong>de</strong>s Vereinigten Königreichs<br />

Juristische Lehre und Schrifttum<br />

Noch heute wird im Bewusstsein <strong>de</strong>r Juristen trotz <strong>de</strong>r Zusammenführung zwischen common law i. e. S. und equity unterschie<strong>de</strong>n, was sich auch darin wi<strong>de</strong>rspiegelt, dass für bei<strong>de</strong><br />

Gebiete auch weiterhin getrennte Lehrbücher und Vorlesungen bestehen. Auch das für das Prozessrecht abgeschaffte System <strong>de</strong>r writs wird in Lehrbüchern oft noch heute als<br />

Glie<strong>de</strong>rungsschema verwen<strong>de</strong>t.<br />

Gerichtsverfahren<br />

Man erkennt das Common Law unter an<strong>de</strong>rem am stark kontradiktorisch geprägten Gerichtsverfahren, das von <strong>de</strong>n Parteien beherrscht wird, während <strong>de</strong>r Richter vor allem auf die<br />

Einhaltung <strong>de</strong>r Verfahrensregeln achtet. Charakteristisch ist auch die be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle von Geschworenen, die unabhängig vom Richter beraten. Daneben hat im Common Law das<br />

Richterrecht in <strong>de</strong>r Form von Präze<strong>de</strong>nzfällen (Case Law) eine anerkannt hohe Be<strong>de</strong>utung.<br />

Mischsysteme<br />

Mischsysteme existieren sowohl innerhalb als auch zwischen <strong>de</strong>n großen Rechtskreisen.<br />

Mischsysteme aus kontinentaleuropäischem römischen Recht bzw. Civil Law einerseits und Common Law an<strong>de</strong>rerseits existieren beispielsweise in Schottland und Südafrika, aber auch in<br />

<strong>de</strong>m französisch geprägten US-amerikanischen Bun<strong>de</strong>sstaat Louisiana und <strong>de</strong>r frankokanadischen Provinz Québec (siehe dort).<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s kontinentalen Rechtskreises stellt das 1916 kodifizierte bürgerliche Recht Brasiliens ein typisches Beispiel dar, insoweit es gleichermaßen durch die Rezeption <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utschen BGB wie auch <strong>de</strong>s französischen Co<strong>de</strong> Civil geprägt ist. Ähnliches gilt für eine Vielzahl weiterer, nach 1900 in außereuropäischen Län<strong>de</strong>rn entstan<strong>de</strong>ne Kodifikationen.


Ehemaliger sozialistischer Rechtskreis<br />

Der sozialistische Rechtskreis zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass Produktionsmittel nicht in Privateigentum, son<strong>de</strong>rn in Staatseigentum stan<strong>de</strong>n. Generell war die Privatautonomie<br />

insbeson<strong>de</strong>re das Recht <strong>zu</strong>r wirtschaftlichen Betätigung stark eingeschränkt. Der Staat kontrollierte das gesamte Wirtschaftsgeschehen und ingerierte auch in zivilrechtliche Belange z. B.<br />

dadurch, das Staatsanwälte in Zivilsachen auftreten konnten. Trotz dieser Beson<strong>de</strong>rheiten waren Wurzeln im römischen Recht erkennbar.<br />

Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>s sozialistischen Rechtskreises<br />

Nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges hatte die Sowjetunion in <strong>de</strong>n von ihr kontrollierten Staatsgebieten nach und nach realsozialistische Diktaturen eingeführt. Diese wan<strong>de</strong>lten die<br />

Gesellschaften nach <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>r Sowjetunion aus. Dies ging mit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r so genannten sozialistischen Gesellschaftsordnung im Sinne <strong>de</strong>r „sozialistischen Bru<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r“<br />

einher, im Rahmen <strong>de</strong>rer auch und gera<strong>de</strong> die Rechtssysteme stark verän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n. Die gleiche Entwicklung fand in <strong>de</strong>n zwei sozialistischen Län<strong>de</strong>rn Europas statt, die nicht von <strong>de</strong>r<br />

Sowjetunion beherrscht wur<strong>de</strong>n, nämlich in Albanien und <strong>de</strong>r Sozialistischen Fö<strong>de</strong>rativen Republik Jugoslawien.<br />

Heutige Situation<br />

Der sozialistische Rechtskreis besteht nicht mehr, da durch <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r kommunistischen Diktaturen im Ostblock sowie Albanien und Jugoslawien in diesen Län<strong>de</strong>rn die so genannte<br />

sozialistische Gesellschaftsordnung aufgegeben wur<strong>de</strong>. Da seit <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>s „Eisernern Vorhangs“ 1989 in <strong>de</strong>n betroffenen Län<strong>de</strong>rn eine uneinheitliche Neuausrichtung <strong>de</strong>r<br />

Rechtsordnungen stattfin<strong>de</strong>t, besteht auch kein einheitlichen Rechtskreis von ehemaligen sozialistischen Län<strong>de</strong>rn.<br />

Chinesischer Rechtskreis<br />

Das Recht <strong>de</strong>s chinesischen Rechtskreises ist stark von <strong>de</strong>r konfuzianischen Lehre geprägt; Konflikte <strong>de</strong>r Bürger untereinan<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n meist auf gesellschaftlicher <strong>de</strong>nn auf gerichtlicher<br />

Ebene geregelt. Primäres Ziel ist nicht, sein Recht <strong>zu</strong> erkämpfen, son<strong>de</strong>rn die Wie<strong>de</strong>rherstellung von Harmonie.<br />

Islamischer Rechtskreis<br />

Das genuine islamische Recht, die Schari'a, kennt die <strong>de</strong>r westlichen Rechtstradition seit <strong>de</strong>r Aufklärung geläufige Trennung zwischen Recht und Religion (analog <strong>de</strong>r Trennung von Staat<br />

und Kirche) von ihrem Selbstverständnis und Ursprung her nicht und beansprucht universale Geltung für alle Menschen. „In <strong>de</strong>r islamischen Kultur bezeichnet die Scharia das Gesetz in<br />

seiner weitesten Form, das heißt die Gesamtheit <strong>de</strong>r religiösen, moralischen, sozialen und rechtlichen Normen, welche im Koran und <strong>de</strong>r prophetischen Tradition beinhaltet sind.“[1]<br />

Allerdings ist die Schari'a in praktisch keinem islamischen Land (alleinige) Grundlage <strong>de</strong>s Staats- und Rechtswesens.<br />

Die Rechtsordnungen <strong>de</strong>r meisten islamischen Län<strong>de</strong>r sind durch ein unterschiedlich gewichtetes Nebeneinan<strong>de</strong>r ziviler (häufig an europäische Vorbil<strong>de</strong>r angelehnter o<strong>de</strong>r daraus<br />

fortentwickelter) und religiöser Rechtstradition geprägt, was nicht selten auch <strong>zu</strong> konkurrieren<strong>de</strong>n Bestrebungen und Spannungen führt, die unterschiedlich gelöst wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r auch<br />

ungelöst bleiben. Die Entwürfe reichen von einer formal strikten Trennung nach <strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>r Türkei bis hin <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Gesetzgebungs- und Rechtsprechungssystemen <strong>de</strong>r Islamischen<br />

Republik, in <strong>de</strong>r die Schari'a als verfassungsmäßiger Letztmaßstab je<strong>de</strong>r Rechtset<strong>zu</strong>ng und -anwendung festgeschrieben ist. Dabei kann in je verschie<strong>de</strong>ner Weise auch vorislamisches<br />

o<strong>de</strong>r unabhängig vom Islam vorhan<strong>de</strong>nes einheimisches Recht (bspw. Stammesrechte) einfließen.<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Bodiveau, zit. in Alexandra Petersohn, Diss. Bonn 1999: Islamisches Menschenrechtsverständnis unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Vorbehalte muslimischer Staaten <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n UN-<br />

Menschenrechtsverträgen.<br />

Quellen


• Konrad Zweigert/Hein Kötz: Einführung in die Rechtsvergleichung, 3. Aufl., Tübingen 1996. ISBN 3-16-146548-2<br />

• Ulrich Eisenhardt: Deutsche Rechtsgeschichte, 4. Aufl., München 2004. ISBN 3-406-51996-2<br />

Literatur<br />

• Brun-Otto Bry<strong>de</strong>: Zur Einführung: Afrikanische Rechtssysteme, in: JuS 1982, S. 8–13.<br />

• Stephan Conermann, Wolfram Schaffar (Hrsg.): Die schwere Geburt von Staaten. Verfassungen und Rechtskulturen in mo<strong>de</strong>rnen asiatischen Gesellschaften, Schenefeld/Hamburg<br />

2007 (= Bonner Asienstudien; 1).<br />

• H. Patrick Glenn: Legal Traditions of the World: Sustainable Diversity In Law (Taschenbuch), Oxford University Press, 3. Auflage 2007, ISBN 0-19920-541-8.<br />

• Les systèmes juridiques dans le mon<strong>de</strong>, Website Faculté <strong>de</strong> droit <strong>de</strong> l’Université d’Ottawa (frz.)<br />

• Grands Systèmes Juridiques Comparés, Cours <strong>de</strong> Jean-Paul Payre, Faculté <strong>de</strong> Droit <strong>de</strong> Grenoble]<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Schwedischer Sklavenhan<strong>de</strong>l<br />

Der Schwedische Sklavenhan<strong>de</strong>l ist von <strong>de</strong>r frühen schwedischen Geschichte an bis hinein ins 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt bekannt, als schwedische Kolonien in Nordamerika (1638) und Afrika<br />

(1650) gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Bis 1813 blieb Sklaverei in Schwe<strong>de</strong>n legal.<br />

Sklaverei vor und in <strong>de</strong>r Wikingerzeit<br />

Vor und während <strong>de</strong>r Wikingerzeit versklavten schwedische Stämme regelmäßig Angehörige von Nachbarstämmen. Die Gesellschaft <strong>de</strong>r Wikinger war als ein geschichtetes Kastensystem<br />

verfasst. Die Thrall (Leibeigene) stammten nach <strong>de</strong>r wikingischen Mythologie von einem Gott selben Namens ab und stellten die unterste Kaste dar. Leibeigene konnten in die Sklaverei<br />

geboren o<strong>de</strong>r als Strafe für Gesetzesverstöße versklavt wer<strong>de</strong>n. Dies war in ganz Skandinavien und <strong>de</strong>m Geltungsbereich <strong>de</strong>s Danelaw in England üblich.<br />

Schwedische Wikinger reisten Richtung Osten nach Gardariki und han<strong>de</strong>lten dabei intensiv mit Sklaven. Sklaven in Schwe<strong>de</strong>n stammten auch aus germanischen, britischen und an<strong>de</strong>ren<br />

nor<strong>de</strong>uropäischen Stämmen und wur<strong>de</strong>n manchmal auch an arabische und jüdische Händler verkauft, die sie dann auch weit entfernt anboten.<br />

Sklaverei nach <strong>de</strong>r Wikingerzeit<br />

Die Sklaverei wur<strong>de</strong> in Schwe<strong>de</strong>n erstmals 1335 durch Magnus II. von Schwe<strong>de</strong>n für Leibeigene abgeschafft, die von christlichen Eltern in Västergötland and Värend geboren wur<strong>de</strong>n.[1]<br />

Es gab vertragliche Abmachungen von Schwe<strong>de</strong>n mit England[2] [3] und Frankreich[4] <strong>zu</strong>m Sklavenhan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n auch Schwe<strong>de</strong>n mit Schiffen im Rahmen <strong>de</strong>s transatlantischen<br />

Sklavenhan<strong>de</strong>ls betrieben.<br />

Des weiteren wur<strong>de</strong>n große Teile <strong>de</strong>r damals im Sklavenhan<strong>de</strong>l gebräuchlichen Eisenketten in Schwe<strong>de</strong>n hergestellt.[5]<br />

1847 wur<strong>de</strong> die Sklaverei in Schwe<strong>de</strong>n mitsamt Kolonien schließlich vollständig abgeschafft, die wegweisen<strong>de</strong>n Entscheidungen dafür wur<strong>de</strong>n 1846 getroffen.[6]


Han<strong>de</strong>lsstützpunkte in Afrika<br />

1650 begann Schwe<strong>de</strong>n damit Han<strong>de</strong>lsstationen entlang <strong>de</strong>r westafrikanischen Küste in einem Gebiet das Schwedische Goldküste genannt wur<strong>de</strong> ein<strong>zu</strong>richten. Schwe<strong>de</strong>n und Dänemark<br />

konkurrierten in dieser Perio<strong>de</strong> als Regionalmächte in Skandinavien miteinan<strong>de</strong>r, weswegen <strong>de</strong>n Schwe<strong>de</strong>n auch die Dänen nach Afrika folgten und dort einige Jahre mit <strong>de</strong>m Aufbau von<br />

Stationen begannen. 1663 wur<strong>de</strong> die schwedische Goldküste von Dänemark in die Dänische Goldküste eingeglie<strong>de</strong>rt. Dieses Gebiet wur<strong>de</strong> später <strong>zu</strong>r britischen Kolonie Goldküste und ist<br />

heute ein Teil von Ghana. Es ist keine historische Dokumentation bekannt, die belegt, dass in <strong>de</strong>r 13jährigen schwedischen Besat<strong>zu</strong>ng dieser afrikanischen Stützpunkte von dort<br />

Sklavenhan<strong>de</strong>l betrieben wur<strong>de</strong>, jedoch ist dies als wahrscheinlich an<strong>zu</strong>nehmen.<br />

Schwedische Han<strong>de</strong>lsstützpunkte in Afrika wur<strong>de</strong>n im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt wie<strong>de</strong>r eingerichtet, als Schwe<strong>de</strong>n Kolonien in <strong>de</strong>r Karibik grün<strong>de</strong>te.<br />

Karibische Kolonien<br />

Zwischen 1784 und 1878 hielt Schwe<strong>de</strong>n kleine Kolonien in <strong>de</strong>r Karibik. Die schwedische Insel Saint-Barthélemy fungierte als zollfreien Hafen als eines <strong>de</strong>r Zentren <strong>de</strong>s karibischen<br />

Sklavenhan<strong>de</strong>ls.<br />

1771 wur<strong>de</strong> Gustav III. König von Schwe<strong>de</strong>n. Sein Ziel Schwe<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r <strong>zu</strong> einer europäischen Großmacht <strong>zu</strong> formen verfolgte er auch mit <strong>de</strong>r Gründung überseeischer Kolonien als<br />

zeitgemäßem Symbol nationaler Stärke. Dänemark machte <strong>zu</strong> dieser Zeit bereits große Profite mit Kolonien in Westindien. 1784 erwarb Gustav die karibische Insel Saint-Barthélemy von<br />

Frankreich.<br />

Am 23. August 1784 informierte <strong>de</strong>r König <strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Putsch Gustav III. <strong>zu</strong>r Einführung einer absolutistischen Monarchie geschwächten Schwedischen Reichsrat, dass Schwe<strong>de</strong>n nun<br />

Eigentümer einer Insel in Westindien sei, womit offenbar viele <strong>de</strong>r Ratsmitglie<strong>de</strong>r <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt nicht gerechnet hatten. Der erste Report über die Insel stammte vom schwedischen<br />

Generalkonsul auf <strong>de</strong>r Insel, Simon Bérard, <strong>de</strong>r in L’Orient, <strong>de</strong>r einzigen Stadt, seinen Sitz hatte: „Sie (Saint-Barthélemy) ist eine sehr unwichtige Insel ohne strategische Position. Sie ist<br />

sehr arm und trocken und weist nur eine geringe Bevölkerung auf. Nur Salz und Baumwolle wird hier produziert. Ein großer Teil <strong>de</strong>r Insel besteht aus blankem Fels. Die Insel hat keine<br />

eigenen Süßwasservorkommen und die Brunnen auf <strong>de</strong>r Insel geben nur Brackwasser her. Wasser muss daher von Nachbarinseln bezogen wer<strong>de</strong>n. Es gibt nirgendwo Straßen.“<br />

Aus Bérards Bericht folgte, dass wegen <strong>de</strong>r armen Bö<strong>de</strong>n keine Möglichkeit bestand größeren landwirtschaftlichen Anbau <strong>zu</strong> betreiben. Die Insel hatte somit nur als guter Hafen<br />

entsprechend Zukunftsaussichten. Bérard machte die Insel dann auch <strong>zu</strong> einem Freihafen. Zu dieser Zeit hatte Frankreich Probleme genügend Sklaven für seine Kolonien in <strong>de</strong>r Region<br />

bereit<strong>zu</strong>stellen. So konnte Schwe<strong>de</strong>n versuchen diese Lücke <strong>zu</strong> schließen und Sklaven in französische Kolonien <strong>de</strong>r Region <strong>zu</strong> exportieren. Falls das Projekt Saint-Barthélemy erfolgreich<br />

war, plante man auf schwedischer Seite das eigene Kolonialgebiet auf weitere Inseln in <strong>de</strong>r Region aus<strong>zu</strong>weiten. Gustav war auch bekannt, dass die führen<strong>de</strong>n Sklavenhan<strong>de</strong>lsnationen<br />

viel Geld mit <strong>de</strong>m Sklavenhan<strong>de</strong>l erwarben, weswegen er Bérards Empfehlung folgte <strong>zu</strong> versuchen Saint Bartholome <strong>zu</strong> einem Zentrum <strong>de</strong>s Sklavenhan<strong>de</strong>ls <strong>zu</strong> machen.<br />

Im Herbst 1786 wur<strong>de</strong> die Svenska Västindiska Kompaniet (Schwedische Westindienkompanie) auf <strong>de</strong>r Insel gegrün<strong>de</strong>t. Gustav stellte Investoren große künftige Profite in Aussicht.<br />

Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r es sich leisten konnte, durfte Aktien <strong>de</strong>r Kompanie erwerben, Gustav behielt selbst 10% <strong>de</strong>r Aktien und blieb so <strong>de</strong>r größte Aktionär. Der König erhielt ein Viertel <strong>de</strong>r Gewinne,<br />

die an<strong>de</strong>ren Anteilseigner <strong>de</strong>n Rest. Am 31. Oktober 1786 wur<strong>de</strong> für die Kompanie ein Privileg ausgefertigt, das ihr die Rechte verlieh Sklaven zwischen Afrika und Westindien<br />

Sklavenhan<strong>de</strong>l <strong>zu</strong> betreiben. Paragraph 14 <strong>de</strong>s Privilegienbriefs lautete: „Die Kompanie darf Sklavenhan<strong>de</strong>l in Angola und an <strong>de</strong>r afrikanischen Küste betreiben, sofern es dort erlaubt ist.“<br />

Am 12. März 1790 wur<strong>de</strong> eine neue Verfassung mitsamt Steuersystem auf <strong>de</strong>r Insel eingeführt. Bei<strong>de</strong> waren für das Ziel ausgelegt Saint-Barthélemy <strong>zu</strong> einem attraktiven Hafen für<br />

Sklavenhändler <strong>zu</strong> gestalten. Die neuen Gesetze gaben Händlern aller Nationalitäten eine für die damalige Zeit erstaunliche Chancengleichheit. Sklaven konnten dort von Schiffen aller<br />

Nationalitäten steuerfrei eingeführt wer<strong>de</strong>n und wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Ausfuhr gering besteuert, wobei diese Ausfuhrsteuer sich nochmals für Sklaven halbierte, die auf schwedischen Schiffen<br />

aus Afrika importiert wur<strong>de</strong>n. Die neue Verfassung versprach: Freiheit für alle für alle auf Saint Bartholomew leben<strong>de</strong>n und eintreffen<strong>de</strong>n Schiffe <strong>zu</strong> bewaffnen und aus<strong>zu</strong>sen<strong>de</strong>n und<br />

Lieferungen nach Afrika <strong>zu</strong> unternehmen um Sklaven <strong>zu</strong> kaufen an allen Plätzen, an welchen dies allen Nationen erlaubt ist. Dies zog in <strong>de</strong>r Folge am Kauf von Sklaven Interessierte aus<br />

<strong>de</strong>r ganzen Karibik an. Sklaverei wur<strong>de</strong> in Saint-Barthélemy durch spezielle Gesetzgebung und eine Polizei für Sklaven und freie farbige Personen verwaltet und geregelt.[7] [8]<br />

1813 wur<strong>de</strong> Schwe<strong>de</strong>n die Kontrolle über Gua<strong>de</strong>loupe <strong>zu</strong>gesprochen, eine nahegelegene französische Kolonie, die sich vorübergehend unter britischer Besat<strong>zu</strong>ng befand, welche es<br />

jedoch schon 1814 nach <strong>de</strong>m Sturz Napoleons für 24 Millionen Franc an Frankreich <strong>zu</strong>rückverkaufte, da Schwe<strong>de</strong>n zwischenzeitlich <strong>de</strong>n Sklavenhan<strong>de</strong>l verboten hatte und die Kolonien


unter diesen Umstän<strong>de</strong>n wirtschaftlich ihren Sinn weitgehend verloren hatten.<br />

Die letzten 523 in legalem Eigentum befindlichen Sklaven in <strong>de</strong>r schwedischen Kolonie Saint-Barthélemy wur<strong>de</strong>n am 9. Oktober 1847 vom Staat für je 80 Riksdaler freigekauft.[9] [10]<br />

Abschaffung <strong>de</strong>r Sklaverei<br />

1788 sandte die britische Society for the Abolition of Slavery mit An<strong>de</strong>rs Sparrman einen schwedischen Gegner <strong>de</strong>s Sklavenhan<strong>de</strong>ls <strong>zu</strong> Gustav III., da die Society befürchtete an<strong>de</strong>re<br />

Nationen wür<strong>de</strong>n ihren Sklavenhan<strong>de</strong>l aus<strong>de</strong>hnen, wenn Britannien <strong>de</strong>n eigenen Sklavenhan<strong>de</strong>l einstellen wür<strong>de</strong>. Durch überbrachte Bücher und Briefe <strong>zu</strong>m Thema wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

schwedische König ermutigt <strong>de</strong>n unseligen Sklavenhan<strong>de</strong>l in seinem Einflussbereich <strong>zu</strong> stoppen. In einem Antwortbrief <strong>de</strong>s Königs, <strong>de</strong>r durch Sparrman überbracht wur<strong>de</strong>, schrieb <strong>de</strong>r<br />

König, dass niemand in seinem Land am Sklavenhan<strong>de</strong>l Anteil hatte und er alles in seiner Macht stehen<strong>de</strong> tun wür<strong>de</strong>, damit es so bliebe.<br />

Im Verlauf <strong>de</strong>s frühen 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong>n Bewegungen <strong>zu</strong>r Abschaffung <strong>de</strong>r Sklaverei stärker, beson<strong>de</strong>rs in Britannien, wo 1807 <strong>de</strong>r Sklavenhan<strong>de</strong>l verboten wur<strong>de</strong> und folgend<br />

1808 in <strong>de</strong>n USA, was für an<strong>de</strong>re Staaten <strong>zu</strong> Vorbild wur<strong>de</strong>. Der Sklavenhan<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> in Schwe<strong>de</strong>n 1813 verboten, Sklaverei blieb bis <strong>zu</strong>m 9. Oktober 1847 erlaubt.<br />

Danach patrouillierte die Britische Marine an <strong>de</strong>r afrikanischen Küste um nunmehr illegale Sklavenhändler <strong>zu</strong> fassen.[11] Das schwedische Schiff Diana wur<strong>de</strong> in dieser Zeit von Briten<br />

nahe <strong>de</strong>r afrikanischen Küste abgefangen, als sie frisch bela<strong>de</strong>n mit Sklaven in Richtung Saint Bartholomew fuhr. In diesem Fall kam es <strong>zu</strong>r Anklage vor einem Gericht um <strong>zu</strong> klären, ob<br />

<strong>de</strong>r Sklavenhan<strong>de</strong>l auf diesem Weg als Verstoß gegen universelle Menschenrechte verfolgt wer<strong>de</strong>n könnte. Das Schiff wur<strong>de</strong> jedoch <strong>de</strong>n schwedischen Eignern <strong>zu</strong>rückgegeben, da<br />

Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> dieser Zeit <strong>de</strong>n Sklavenhan<strong>de</strong>l noch nicht verboten hatte und ihn praktisch <strong>zu</strong>ließ.[12]<br />

Schließlich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sklavenhan<strong>de</strong>l ein heikles Thema, da die schwedische Regierung Sklavenhan<strong>de</strong>l auch in <strong>de</strong>r Karibik verbot, jedoch <strong>zu</strong>nächst noch nicht Sklaverei selbst. Die<br />

westindischen Kolonien wur<strong>de</strong>n daraufhin <strong>zu</strong> einer finanziellen Belastung. Gua<strong>de</strong>loupe wur<strong>de</strong> Frankreich 1814 <strong>zu</strong>rückverkauft, die 24 Millionen Franc Verkaufserlös flossen in <strong>de</strong>n<br />

Gua<strong>de</strong>loupefon<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s schwedischen Kronprinzen und Regenten Karl XIV. Johann von Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>r Aufgabe hatte und <strong>zu</strong>vor als Jean-Baptiste Bernadotte Marschall<br />

von Frankreich unter Napoleon I. war. Sein Haus erhielt daraus jährlich 300.000 Riksdaler bis ins Jahr 1983 als Kompensation für seinen Prestigeverlust in Frankreich, als Schwe<strong>de</strong>n an<br />

<strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Vereinigten Königreichs gegen Frankreich in <strong>de</strong>n dritten napoleonischen Koalitionskrieg eintrat.<br />

Es ist bisher nicht genau bekannt, wie viele Afrikaner als Sklaven auf schwedischen Schiffen nach Amerika verschleppt wur<strong>de</strong>n, jedoch ist möglich, dass sich dies noch än<strong>de</strong>rt, da die<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Unterlagen bislang nie ernsthaft ausgewertet wur<strong>de</strong>n, aufgrund ihres schlechten Zustan<strong>de</strong>s nicht direkt o<strong>de</strong>r auf Mikrofilm <strong>zu</strong>gänglich gemacht wer<strong>de</strong>n.[13] Zumin<strong>de</strong>st<br />

einige Daten, vor allem Saint-Barthélemy betreffend, sind mittlerweile online verfügbar.[14]<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Träldom. Nordisk familjebok / Uggleupplagan. 30. Tromsdalstind - Urakami /159-160, 1920. (In Swedish).<br />

2. ↑ Traité d’Alliance Entre Sa Majesté Le Roi <strong>de</strong> Sue<strong>de</strong> et Sa Majesté Le Roi du Royaume Uni <strong>de</strong> la Gran<strong>de</strong> Bretagne et <strong>de</strong> l’Irlan<strong>de</strong> (1813). 'Comité <strong>de</strong> Liaison et d’Application<br />

<strong>de</strong>s Sources Historiques', Saint-Barthélemy. Mémoire St Barth | History of Saint-Barthélemy (französisch).<br />

3. ↑ Traité, Pour la répression <strong>de</strong> la Traite <strong>de</strong>s Noirs, entre Sa Majesté le Roi <strong>de</strong> Suè<strong>de</strong> et <strong>de</strong> Norvège d'une part, et Sa Majesté le Roi du Royaume uni <strong>de</strong> la Gran<strong>de</strong> Bretagne et <strong>de</strong><br />

l’Irlan<strong>de</strong> <strong>de</strong> l’autre (1824). 'Comité <strong>de</strong> Liaison et d’Application <strong>de</strong>s Sources Historiques', Saint-Barthélemy. Mémoire St Barth | History of Saint-Barthélemy (französisch).<br />

4. ↑ Traité pour la répression <strong>de</strong> la Traite <strong>de</strong>s Noirs entre Sa Majesté le Roi <strong>de</strong> Suè<strong>de</strong> et <strong>de</strong> Norvège et Sa Majesté le Roi <strong>de</strong>s Français (1836). 'Comité <strong>de</strong> Liaison et d’Application<br />

<strong>de</strong>s Sources Historiques', Saint-Barthélemy. Mémoire St Barth | History of Saint-Barthélemy (französisch).<br />

5. ↑ Integrations- och jämställdhets<strong>de</strong>partementet. Dir.2007:114 (PDF) Kommittédirektiv: Tilläggsdirektiv till Delegationen för mänskliga rättigheter i Sverige (Ju 2006:02), s. 2. In<br />

Swedish.<br />

6. ↑ Thomas Read Rootes Cobb: An Inquiry Into the Law of Negro Slavery in the United States of America To which is Prefixed An Historical Sketch of Slavery, 1858. Page cxcii.<br />

7. ↑ Swedish «Black Co<strong>de</strong>» (Original, datiert mit <strong>de</strong>m 30. Juni 1787)<br />

8. ↑ «Co<strong>de</strong> Noir» Suédois (datiert mit <strong>de</strong>m 30. Juni 1787) (französisch)


9. ↑ Herman Lindqvist im Aftonbla<strong>de</strong>t (8 October 2006)<br />

10.↑ 9 octobre 1847 et Abolition <strong>de</strong> l’esclavage à Saint-Barthélemy (französisch).<br />

11.↑ Phillips, Mike. Slavery: Catalogue reference (PRO) FO 84/1310. Migration Histories: Caribbean. Origins. Moving Here, United Kingdom. Retrieved 29 November 2007.<br />

12.↑ Kent, James (1987). Commentaries on American Law. 4 vols. New York, 1826-30. Online at The Foun<strong>de</strong>rs' Constitution, Volume 3, Article 1, Section 9, Clause 1, Document<br />

26. The University of Chicago Press, 1987. Retrieved 29 November 2007.<br />

13.↑ La longue agonie <strong>de</strong>s archives suédoises <strong>de</strong> Saint-Barthélemy (In French)<br />

14.↑ "Répertoire" <strong>de</strong>s expéditions négrières: Saint-Barthélemy (Suè<strong>de</strong>)<br />

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Autoren fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Wikipediaseite unter <strong>de</strong>m Punkt “Versionen/Autoren”. Weitergehen<strong>de</strong> Informationen und Hinweise fin<strong>de</strong>n Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung <strong>de</strong>r u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam,<br />

daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Westfälischer Frie<strong>de</strong><br />

Als Westfälischer Frie<strong>de</strong> wird die Gesamtheit <strong>de</strong>r zwischen <strong>de</strong>m 15. Mai und <strong>de</strong>m 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück geschlossenen Frie<strong>de</strong>nsverträge bezeichnet, die <strong>de</strong>n<br />

Dreißigjährigen Krieg in Deutschland und <strong>zu</strong>gleich <strong>de</strong>n Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> been<strong>de</strong>ten.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>n nach Verhandlungsparteien getrennten Tagungsorten <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>nskongresses wur<strong>de</strong>n zwei komplementäre Frie<strong>de</strong>nsverträge ausgehan<strong>de</strong>lt. Für <strong>de</strong>n Kaiser und<br />

Frankreich war dies <strong>de</strong>r Münstersche Frie<strong>de</strong>nsvertrag (Instrumentum Pacis Monasteriensis, IPM) und für Kaiser und Reich einerseits und Schwe<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>r Osnabrücker<br />

Frie<strong>de</strong>nsvertrag (Instrumentum Pacis Osnabrugensis, IPO).[1] Bei<strong>de</strong> Verträge wur<strong>de</strong>n schließlich am selben Tag in Münster unterzeichnet.<br />

Vorausgegangen war ein fünf Jahre währen<strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskongress aller Kriegsparteien, <strong>de</strong>r <strong>zu</strong>gleich in bei<strong>de</strong>n Städten tagte. Es war <strong>de</strong>r erste internationale Kongress, auf <strong>de</strong>m nahe<strong>zu</strong> alle<br />

großen europäischen Mächte vertreten waren. Er wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb <strong>zu</strong>m Vorbild für spätere Frie<strong>de</strong>nskonferenzen, da er <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Gleichberechtigung <strong>de</strong>r Staaten, unabhängig von<br />

ihrer tatsächlichen Macht, <strong>zu</strong>r Durchset<strong>zu</strong>ng verhalf.<br />

Die reichsrechtlichen Regelungen <strong>de</strong>s Westfälischen Frie<strong>de</strong>ns wur<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> Bestandteilen <strong>de</strong>r Verfassungsordnung <strong>de</strong>s Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bis <strong>zu</strong> <strong>de</strong>ssen En<strong>de</strong> im<br />

Jahr 1806. Zugleich trug <strong>de</strong>r allgemeine Frie<strong>de</strong> – die pax universalis – von Münster und Osnabrück <strong>zu</strong>r gesamteuropäischen Stabilität bei, da sich spätere Frie<strong>de</strong>nsschlüsse bis <strong>zu</strong>r<br />

Französischen Revolution immer wie<strong>de</strong>r an ihm orientierten.<br />

Überblick<br />

Obwohl in Münster und Osnabrück nicht alle europäischen Konflikte gelöst wer<strong>de</strong>n konnten, wur<strong>de</strong>n doch wichtige Ziele erreicht. Der erste Erfolg war <strong>de</strong>r Vertrag zwischen Spanien und<br />

<strong>de</strong>n Vereinigten Provinzen <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong> von Münster, von <strong>de</strong>n Gesandten unterzeichnet am 30. Januar 1648. Der Austausch <strong>de</strong>r Ratifikationsurkun<strong>de</strong>n mit feierlicher<br />

Beschwörung und öffentlicher Verlesung fand am 15. und 16. Mai 1648 im Rathaus von Münster statt. Die Souveränität <strong>de</strong>r Vereinigten Provinzen wur<strong>de</strong> anerkannt und sie schie<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>m Heiligen Römischen Reich aus.<br />

Hingegen gelang es nicht, in Münster eine Lösung für <strong>de</strong>n wichtigsten Hegemonialkonflikt <strong>de</strong>r Zeit <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n, da die Verhandlungen zwischen Frankreich und Spanien scheiterten. Ein<br />

spanisch-französischer Ausgleich kam erst mit <strong>de</strong>m Pyrenäenfrie<strong>de</strong>n von 1659 <strong>zu</strong>stan<strong>de</strong>. Insofern ist <strong>de</strong>r Westfälische Frie<strong>de</strong>n nur ein Teilerfolg <strong>de</strong>s Kongresses gewesen.<br />

Die Westfälischen Frie<strong>de</strong>nsverträge been<strong>de</strong>ten jedoch immerhin <strong>de</strong>n Dreißigjährigen Krieg im Reich. Kern <strong>de</strong>r Regelungen war ein neues Reichsreligionsrecht. Die Rechte <strong>de</strong>r<br />

Reichsstän<strong>de</strong> gegenüber <strong>de</strong>m Kaiser und in ihren eigenen Territorien wur<strong>de</strong>n auf die hergebrachten Grundsätze festgeschrieben. Der Westfälische Frie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> ein Grundgesetz <strong>de</strong>s<br />

Reiches, und war seit<strong>de</strong>m einer <strong>de</strong>r wichtigsten Teile <strong>de</strong>r Reichsverfassung. Daneben akzeptierten die Frie<strong>de</strong>nsverträge auch die Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Schweizerischen Eidgenossenschaft


von <strong>de</strong>r Gerichtsbarkeit <strong>de</strong>r Reichsgerichte (Art. VI IPO = § 61 IPM) und erkannten damit faktisch ihre staatliche Unabhängigkeit an.<br />

Trotz seines fragmentarischen Charakters galt <strong>de</strong>r Westfälische Frie<strong>de</strong>n bis <strong>zu</strong>r Französischen Revolution als Grundlage <strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>r europäischen Staaten, das um 1650 erst im<br />

Entstehen begriffen war. Anlass für dieses Urteil sind die Teilnahme vieler politisch relevanter Mächte am Kongress (wichtige Ausnahmen: Polen, Russland, England), ihre ausdrückliche<br />

Nennung im schwedisch-kaiserlichen Vertrag, die Garantie für die Einhaltung <strong>de</strong>r Verträge durch Frankreich und Schwe<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Be<strong>zu</strong>g auf sie in späteren Frie<strong>de</strong>nsverträgen.<br />

Vorbereitungen <strong>de</strong>s Kongresses<br />

Obwohl das Thema „Universalfrie<strong>de</strong>nskongress“ seit 1637 zwischen <strong>de</strong>n Kriegsparteien verhan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> erst im Dezember 1641 in Hamburg eine Einigung (Hamburger<br />

Präliminarfrie<strong>de</strong>n) über die Teilnehmer und die Orte <strong>de</strong>r Verhandlungen erzielt. Bei<strong>de</strong> Verhandlungsstädte und die Verbindungswege zwischen ihnen waren vorab für entmilitarisiert<br />

erklärt wor<strong>de</strong>n und alle Gesandtschaften erhielten freies Geleit.<br />

Die wirklichen Frie<strong>de</strong>nsverhandlungen begannen im Juni 1645 und wur<strong>de</strong>n in Osnabrück direkt, ohne Vermittlung, zwischen <strong>de</strong>n kaiserlichen, <strong>de</strong>n reichsständischen und <strong>de</strong>n<br />

schwedischen Gesandten, in Münster dagegen unter päpstlicher und venezianischer Vermittlung zwischen <strong>de</strong>n kaiserlichen und <strong>de</strong>n französischen Gesandten geführt. Die Trennung<br />

geschah, teils um Rangstreitigkeiten zwischen Frankreich und Schwe<strong>de</strong>n vor<strong>zu</strong>beugen, teils auch, weil die protestantischen Mächte und die Römische Kurie nicht miteinan<strong>de</strong>r verhan<strong>de</strong>ln<br />

wollten.<br />

Kaiser Ferdinand III. wehrte sich anfangs vehement gegen die Beteiligung <strong>de</strong>r Reichsstän<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Verhandlungen, wur<strong>de</strong> aber insbeson<strong>de</strong>re durch Frankreich gezwungen, die<br />

Beteiligung <strong>de</strong>r Reichsstän<strong>de</strong> <strong>zu</strong><strong>zu</strong>lassen. Dadurch wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kongress in Osnabrück neben <strong>de</strong>n Verhandlungen zwischen <strong>de</strong>m Reich und Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> einem <strong>de</strong>utschen<br />

Verfassungskonvent, während in Münster <strong>zu</strong>sätzlich die europäischen Rahmenbedingungen, die lehnsrechtlichen Probleme und <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong> zwischen Spanien und <strong>de</strong>r Republik <strong>de</strong>r<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> verhan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>.<br />

Rang- und Titelstreitigkeiten verzögerten noch lange die Eröffnung <strong>de</strong>s Kongresses, da es die erste Vereinigung <strong>de</strong>r Gesandten <strong>de</strong>r mitteleuropäischen Staaten war und die Etiquette ganz<br />

neu geregelt wer<strong>de</strong>n musste.<br />

Beteiligte Personen<br />

Von französischer Seite verhan<strong>de</strong>lten in Münster Henri II. d’Orleans, Herzog von Longueville, ein Mitglied <strong>de</strong>s Hocha<strong>de</strong>ls, sowie die Diplomaten Clau<strong>de</strong> d’Avaux und Abel Servien.<br />

Von Schwe<strong>de</strong>n waren bevollmächtigt: Johan Oxenstierna, <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s Reichskanzlers Axel Oxenstierna, und Johan Adler Salvius.<br />

Kaiserlicher Hauptgesandter (für bei<strong>de</strong> Orte) war Graf Maximilian von Trauttmansdorff, in Münster unterstützten ihn Graf (später Fürst) Johann Ludwig von Nassau-Hadamar und <strong>de</strong>r<br />

Jurist Isaak Volmar, in Osnabrück waren bevollmächtigt Johann Maximilian Graf Lamberg und <strong>de</strong>r Kaiserliche Reichshofrat Johannes Krane aus Geseke, ebenfalls ein Jurist.<br />

Als Vermittler (Mediatoren) waren <strong>de</strong>r Kölner Nuntius Fabio Chigi (<strong>de</strong>r spätere Papst Alexan<strong>de</strong>r VII.) und <strong>de</strong>r venezianische Diplomat Alvise Contarini berufen wor<strong>de</strong>n.<br />

Vom spanischen Hof waren Gaspar <strong>de</strong> Bracamonte y Guzmán con<strong>de</strong> <strong>de</strong> Peñaranda, Diego <strong>de</strong> Saavedra Fajardo, Antoine Brun u. a. anwesend.<br />

Die Generalstaaten hatten acht Bevollmächtigte geschickt; die Eidgenossenschaft vertrat Johann Rudolf Wettstein, Bürgermeister von Basel. Daneben waren zahlreiche Reichsstän<strong>de</strong><br />

vertreten<br />

Unter <strong>de</strong>n Gesandten <strong>de</strong>r evangelischen Stän<strong>de</strong> zeichneten sich aus: Der Gesandte Sachsen-Altenburgs, Wolfgang Konrad von Thumbshirn, <strong>de</strong>r Gesandte von Kursachsen Johann Ernst<br />

Pistoris, <strong>de</strong>r <strong>zu</strong>sammen mit Johann Leuber zeitweise auch <strong>de</strong>n Vorsitz im Corpus Evangelicorum innehatte, sowie <strong>de</strong>r Bevollmächtigte <strong>de</strong>s Hauses Braunschweig-Lüneburg, Jakob<br />

Lampadius. An<strong>de</strong>re, wie <strong>de</strong>r Gesandte von Württemberg, Johann Konrad Varnbüler, trugen durch ihre engen Kontakte <strong>zu</strong> Schwe<strong>de</strong>n erheblich <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n späteren Regelungen bei. Adam<br />

Adami, <strong>de</strong>r Gesandte <strong>de</strong>s Fürstabtes von Corvey, war <strong>de</strong>r Geschichtsschreiber <strong>de</strong>r Versammlung.


Verhandlungen<br />

Während <strong>de</strong>r Verhandlungen dauerte <strong>de</strong>r Krieg unvermin<strong>de</strong>rt an und die militärischen Erfolge <strong>de</strong>r ausländischen Mächte beeinflussten die Verhandlungen erheblich.<br />

Obwohl die Beteiligung <strong>de</strong>r Reichsstän<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Verhandlungen mehrfach gefor<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> (Admissionsstreit), vertrat <strong>de</strong>r Kaiser das Reich anfangs alleine. Ein seit 1642/43 in Frankfurt<br />

tagen<strong>de</strong>r Reichs<strong>de</strong>putationstag beriet hingegen die verfassungpolitischen Probleme <strong>de</strong>s Reiches. Dementsprechend warf <strong>de</strong>r schwedische Gesandte Johan Adler Salvius schon 1643 vor,<br />

die Majestätsrechte <strong>zu</strong> usurpieren, und formulierte: Ihre Sekurität besteht in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Stän<strong>de</strong> Libertät[2]<br />

Der schwedische General Torstensson drang sogar 1645 in die kaiserlichen Erblän<strong>de</strong>r bis an die Donau ein, und Königsmarck eroberte am 15. Juli 1648 die Prager Kleinseite. Dies gab bei<br />

<strong>de</strong>n langen und schwierigen Unterhandlungen <strong>de</strong>n Ausschlag, und bei<strong>de</strong> Frie<strong>de</strong>nsverträge wur<strong>de</strong>n nun am 24. Oktober 1648 <strong>zu</strong> Münster unterzeichnet. Erst nahe<strong>zu</strong> vier Monate später am<br />

18. Februar 1649 wur<strong>de</strong>n die Ratifikationsurkun<strong>de</strong>n ausgetauscht, und noch lange dauerten verschie<strong>de</strong>ne Verhandlungen über die Umset<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nsbestimmungen. Für die<br />

Abwicklung <strong>de</strong>r Demobilisierung, die mit einer großen Geldzahlung an Schwe<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong>n neue Verhandlungen nötig, die in Nürnberg vom Mai 1649 an stattfan<strong>de</strong>n, und<br />

mit zwei Vereinbarungen, vom 26. Juni 1650 und vom 2. Juli 1650, en<strong>de</strong>ten. Der vom Heiligen Stuhl im August 1650 gegen <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>nsvertrag eingelegte und auf <strong>de</strong>n 26. November<br />

1648 <strong>zu</strong>rückdatierte Protest gegen die religionsrechtlichen Regelungen <strong>de</strong>r Verträge blieb wirkungslos.<br />

Bestimmungen <strong>de</strong>s Westfälischen Frie<strong>de</strong>ns<br />

Territoriale Verän<strong>de</strong>rungen<br />

Schwe<strong>de</strong>n erhielt außer einer Kriegsentschädigung von 5 Millionen Taler ganz Vorpommern nebst <strong>de</strong>r Insel Rügen und <strong>de</strong>n O<strong>de</strong>rmündungen, da<strong>zu</strong> das rechte O<strong>de</strong>rufer; ferner die Stadt<br />

Wismar vom Herzogtum Mecklenburg und die Bistümer Bremen und Ver<strong>de</strong>n. Alle diese Län<strong>de</strong>r sollten <strong>de</strong>utsche Reichslehen bleiben, und Schwe<strong>de</strong>n sollte sie als <strong>de</strong>utscher Reichsstand<br />

mit Sitz und Stimme auf <strong>de</strong>n Reichs- und Kreistagen besitzen.<br />

Der Kurfürst von Bran<strong>de</strong>nburg bekam <strong>de</strong>n Rest von Pommern und als Entschädigung für Vorpommern, auf welches sein Haus nach <strong>de</strong>m Erlöschen <strong>de</strong>s pommerschen Herzogsgeschlechts<br />

(1657) ein Erbrecht hatte, die Bistümer Mag<strong>de</strong>burg, Halberstadt, Min<strong>de</strong>n und Cammin; doch blieb Mag<strong>de</strong>burg bis 1680 im Besitz <strong>de</strong>s damaligen Administrators, <strong>de</strong>s sächsischen Prinzen<br />

August. Der Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin erhielt für die Abtretung von Wismar die Bistümer Schwerin und Ratzeburg. Dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg<br />

wur<strong>de</strong> die Herrschaftsfolge im Hochstift Osnabrück, abwechselnd mit einem katholischen, vom Domkapitel gewählten Bischof (alternative Succession), <strong>zu</strong>gestan<strong>de</strong>n sowie die Klöster<br />

Walkenried und Gröningen überlassen. Das Haus Hessen-Kassel erhielt die gefürstete Abtei Hersfeld und einen Teil <strong>de</strong>r ehemaligen Grafschaft Schaumburg. Bayern blieb im Besitz <strong>de</strong>r<br />

Oberpfalz und <strong>de</strong>r Kurwür<strong>de</strong>. Die Rheinpfalz mit <strong>de</strong>r neu geschaffenen achten Kurwür<strong>de</strong> und <strong>de</strong>m Erzschatzmeisteramt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Sohn <strong>de</strong>s geächteten Friedrich V., Karl Ludwig,<br />

<strong>zu</strong>rückgegeben (Causa palatina).<br />

Frankreich erhielt die Bistümer und Städte Metz, Toul und Verdun, die sogenannten Trois-Évêchés, welche es tatsächlich schon seit 1552 besaß. Ferner trat <strong>de</strong>r Kaiser alle Rechte, die<br />

sowohl das Haus Österreich als auch das Reich bisher auf die Stadt Breisach, die Landgrafschaften Ober- und Unterelsass, <strong>de</strong>n Sundgau und die Landvogtei <strong>de</strong>r zehn vereinigten<br />

Reichsstädte im Elsass gehabt hatten, <strong>de</strong>r Krone Frankreich auf ewig ab.<br />

Die Eidgenossenschaft wur<strong>de</strong> faktisch als unabhängig vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation anerkannt. Abgesehen von diesen Verän<strong>de</strong>rungen, setzte <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong> eine<br />

unbeschränkte Amnestie für alles, was seit 1618 geschehen war, und eine Wie<strong>de</strong>rherstellung (Restitution) <strong>de</strong>s Besitzstan<strong>de</strong>s von 1624 fest. Nur <strong>de</strong>r Kaiser erreichte davon für seine<br />

Erblan<strong>de</strong> eine Ausnahme, in<strong>de</strong>m er für die Eigentums- und Besitzrestitution seiner Untertanen nur das Stichjahr 1630 anerkannte.<br />

Kirchliche und politische Angelegenheiten<br />

In <strong>de</strong>r kirchlichen Frage bestätigte <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Passauer Vertrag und <strong>de</strong>n Augsburger Religionsfrie<strong>de</strong>n und schloss nun die Reformierten in die <strong>de</strong>n Augsburger Religionsverwandten<br />

gewährte Rechtsstellung ein. Bei<strong>de</strong> Konfessionen, die katholische wie die evangelische, wur<strong>de</strong>n vollkommen gleichgestellt; die evangelische Minorität durfte auf <strong>de</strong>n Reichstagen in<br />

Religionssachen nicht überstimmt wer<strong>de</strong>n. Die reformatorischen Täufer waren weiterhin von <strong>de</strong>r rechtlichen Anerkennung auf Reichsebene ausgeschlossen. Der Streit über die geistlichen<br />

Stifte und Güter wur<strong>de</strong> unter Aufhebung <strong>de</strong>s Restitutionsedikts von 1629 dahin ausgeglichen, dass 1624 Normaljahr sein und <strong>de</strong>r evangelische und katholische Besitzstand so bleiben o<strong>de</strong>r


wie<strong>de</strong>rhergestellt wer<strong>de</strong>n sollte, wie er am 1. Januar 1624 gewesen war. Doch wur<strong>de</strong>n auch hiervon die kaiserlichen Erblan<strong>de</strong> ausgenommen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Kaiser das unbeschränkte<br />

lan<strong>de</strong>sherrliche Reformationsrecht mit wenigen Ausnahmen behaupten konnte. Die Territorialhoheit <strong>de</strong>r Reichsstän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> ausdrücklich anerkannt, ihnen wur<strong>de</strong> das Recht bestätigt, <strong>zu</strong><br />

ihrer Erhaltung und Sicherheit untereinan<strong>de</strong>r und mit auswärtigen Mächten Bündnisse <strong>zu</strong> schließen. Diese durften nur nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet sein. Die neue Verfassung<br />

<strong>de</strong>s Reichs sollte auf <strong>de</strong>m nächsten Reichstag beraten wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die konfessionell gemischten Reichsstädte Ravensburg, Biberach und Dinkelsbühl in Süd<strong>de</strong>utschland wur<strong>de</strong> ein paritätisches Regierungs- und Verwaltungssystem eingeführt<br />

(Gleichberechtigung und exakte Ämterverteilung zwischen Katholiken und Protestanten, siehe Paritätische Reichsstadt). In Augsburg war die Parität schon in <strong>de</strong>r Stadtverfassung von<br />

1548 verankert und wur<strong>de</strong> durch diesen Vertrag bestätigt.<br />

Wertung und Ausblick<br />

Der Westfälische Frie<strong>de</strong>n war ein Kompromiss zwischen allen beteiligten Parteien, <strong>de</strong>r möglich wur<strong>de</strong>, weil durch die totale Erschöpfung <strong>de</strong>r Ressourcen und die allgemeine<br />

Kriegsmüdigkeit keine Seite durch die Fortführung <strong>de</strong>s Krieges etwas gewinnen konnte. Das umfangreiche Regelwerk umfasst neben einem revidierten Religionsfrie<strong>de</strong>n auch<br />

weitgehen<strong>de</strong> Regelungen <strong>de</strong>r Verfassungsverhältnisse <strong>de</strong>s Reiches, die auf einen Ausgleich zwischen Kaiser und Reichsstän<strong>de</strong>n bedacht sind. Damit wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nsvertrag neben <strong>de</strong>r<br />

Gol<strong>de</strong>nen Bulle <strong>zu</strong>m wichtigsten Dokument <strong>de</strong>r Reichsverfassung. Viele <strong>de</strong>r in ihm festgelegten politischen Kompromisse wirken noch bis in die Gegenwart fort. Im Vertragswerk offen<br />

gebliebene Fragen, insbeson<strong>de</strong>re <strong>zu</strong>m Thema Truppenab<strong>zu</strong>g, wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Folgemonaten im Frie<strong>de</strong>nsexekutionskongress in Nürnberg geklärt.<br />

Nach heutigem Verständnis wird <strong>de</strong>r Westfälische Frie<strong>de</strong> als historischer Beitrag <strong>zu</strong> einer europäischen Frie<strong>de</strong>nsordnung gleichberechtigter Staaten und als Beitrag <strong>zu</strong>m friedlichen<br />

Miteinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konfessionen gewertet. Die Verhandlungen von Münster und Osnabrück stehen am Anfangspunkt einer Entwicklung, die <strong>zu</strong>r Herausbildung <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Völkerrecht<br />

geführt hat, weshalb die Politikwissenschaft hier die Grundlagen <strong>de</strong>s souveränen Nationalstaats sieht. Die Politikwissenschaft bezieht sich bei <strong>de</strong>r Betrachtung von internationalen<br />

Beziehungen explizit aber nicht ausschließlich auf die Interaktion zwischen souveränen Staaten, das so genannte Westfälische System. Für <strong>de</strong>ssen Aufrechterhaltung plädiert <strong>de</strong>r<br />

Realismus.<br />

Von <strong>de</strong>n Zeitgenossen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong> als heiß ersehntes En<strong>de</strong> eines jahrzehntelangen Mor<strong>de</strong>ns begrüßt. Bis <strong>zu</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts galt er insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Protestanten als<br />

Fundament <strong>de</strong>r reichsständischen Libertät und Quelle <strong>de</strong>r Religionsfreiheit <strong>de</strong>r Reichsstän<strong>de</strong>.<br />

Erst im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt verdüsterte sich die Einschät<strong>zu</strong>ng aus <strong>de</strong>m Blickwinkel <strong>de</strong>s klein<strong>de</strong>utsch-preußischen Nationalismus, aber auch aus groß<strong>de</strong>utscher Perspektive. Der Frie<strong>de</strong> wur<strong>de</strong><br />

als Schan<strong>de</strong> und Erniedrigung für Deutschland abqualifiziert; das Heilige Römische Reich als wehrlose Beute <strong>de</strong>s „Erbfeinds“ Frankreichs gesehen. Dies zeigt sich noch in <strong>de</strong>r Wertung in<br />

Meyers Konversationslexikon von 1889:<br />

Das Reich verlor durch <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n eine Län<strong>de</strong>rmasse von mehr als 100 000 km² mit 4,5 Millionen Menschen und erhielt eine ganz zerstückelte, wehrlose Grenze gegen Frankreich.<br />

Ähnlich sah es mit <strong>de</strong>m Verhältnis Kaiser und Reichsstän<strong>de</strong> aus. Meyers weiter:<br />

Der Kaiser musste im Frie<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n letzten Rest seiner Macht verzichten. [3]<br />

Im Nationalsozialismus spitzte sich diese Einschät<strong>zu</strong>ng noch <strong>zu</strong>. Der Frie<strong>de</strong>nsschluss wur<strong>de</strong> als anti-französische Propaganda instrumentalisiert. Heute gilt die Entstehung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />

Nationalstaates nicht mehr als einziger Maßstab <strong>zu</strong>r Bewertung historischer Ereignisse. Die neueste Forschung sieht im Westfälischen Frie<strong>de</strong>n daher eher <strong>de</strong>n Beginn einer neuen<br />

Machtbalance und Kooperation zwischen <strong>de</strong>n Reichsstän<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Kaiser und <strong>de</strong>n Institutionen <strong>de</strong>s Reiches. Die europäische Dimension <strong>de</strong>s Vertrages (vor allem die Schweiz und die<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> betreffend) sollte auch nicht übersehen wer<strong>de</strong>n.<br />

Quellen<br />

• Acta Pacis Westphalicae. Münster/Westfalen, 1962 ff. (Aktenedition, noch nicht abgeschlossen)<br />

• Serie I: Instruktionen


• Serie II: Korrespon<strong>de</strong>nzen<br />

• Serie III: Protokolle, Verhandlungsakten, Diarien<br />

• Ferdinand III., Ludwig XIV.: Westfälischer Frie<strong>de</strong> - Vertrag von Münster (Instrumentum Pacis Monasteriensis). Frankfurt am Main, Philipp Jacob Fischer 1649.<br />

• digitate Volltextausgabe Vertrag von Münster in Wikisource<br />

• Volltextausgabe, Internetportal Westphälische Geschichte<br />

• Ferdinand III., Kristina von Schwe<strong>de</strong>n: ''Westfälischer Frie<strong>de</strong> - Vertrag von Osnabrück (Instrumentum Pacis Osnabrugensis). Frankfurt am Main, Philipp Jacob Fischer 1649.<br />

• digitate Volltextausgabe Vertrag von Osnabrück in Wikisource<br />

• Volltextausgabe, Internetportal Westphälische Geschichte<br />

• Volltexte <strong>de</strong>r Verträge <strong>de</strong>s Westfälischen Frie<strong>de</strong>ns in lateinisch und <strong>de</strong>utscher Überset<strong>zu</strong>ng aus <strong>de</strong>n Jahren 1649, 1720, 1975 und 1984 und mehreren an<strong>de</strong>rssprachigen<br />

Überset<strong>zu</strong>ngen<br />

Literatur (Darstellungen)<br />

• Klaus Bußmann/ Heinz Schilling: 1648 – Krieg und Frie<strong>de</strong>n in Europa, Katalogband und zwei Textbän<strong>de</strong>, Münster 1998 [Dokumentation <strong>de</strong>r Europaratsausstellung <strong>zu</strong>m 350jährigen<br />

Jubiläum <strong>de</strong>s Westfälischen Frie<strong>de</strong>ns in Münster und Osnabrück.] Münster/ Osnabrück 1998, ISBN 3-88789-127-9.<br />

• Fritz Dickmann: Der Westfälische Frie<strong>de</strong>. Münster, Aschendorff 1998. ISBN 3-402-05161-3<br />

• Heinz Duchhardt: Der Westfälische Frie<strong>de</strong>. Diplomatie - politische Zäsur - kulturelles Umfeld - Rezeptionsgeschichte. München 1998, ISBN 3-486-56328-9.<br />

• Herbert Langer: Das Tagebuch Europas. Sechzehnhun<strong>de</strong>rtachtundvierzig, Der Westfälische Frie<strong>de</strong>. Berlin: Bran<strong>de</strong>nburg. V., 1994. ISBN 3-89488-070-8<br />

• Christoph Link: Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Westfälischen Frie<strong>de</strong>ns in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Verfassungsentwicklung. Zum 350-jährigen Jubiläum eines Reichsgrundgesetzes, in: JZ 1998, S. 1<br />

bis 9.<br />

• Eva Ortlieb, Heinz Duchhardt (Hrsg.): Der Westfälische Frie<strong>de</strong>, München, Ol<strong>de</strong>nbourg 2001. ISBN 3-486-64425-4<br />

• Roswitha Philippe: Württemberg und <strong>de</strong>r Westfälische Frie<strong>de</strong>., Münster/Westfalen, 1976.<br />

• Georg Schmidt: Geschichte <strong>de</strong>s Alten Reiches. Staat und Nation in <strong>de</strong>r Frühen Neuzeit 1495–1806, München 1999. ISBN 3-406-45335-X<br />

• Benno Teschke: Mythos 1648 - Klassen, Geopolitik und die Entstehung <strong>de</strong>s europäischen Staatensystems . Münster, 2007, ISBN 978-3-89691-122-3.<br />

• Manfred Wolf: Das 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt. In: Wilhelm Kohl (Hg.): Westfälische Geschichte. Band 1. Düsseldorf: Schwann, 1983 (= Veröffentlichungen <strong>de</strong>r Historischen Kommission<br />

für Westfalen, XLIII), S. 537–685, bes. S. 561 ff. ISBN 3-590-34211-0<br />

Anmerkungen<br />

1. ↑ Vgl. bei<strong>de</strong> Vertragstexte auf Internetportal "Westfälische Geschichte", hier: Abschnitt Weblinks/Quellen<br />

2. ↑ zitiert nach Schmidt, S. 178<br />

3. ↑ Vgl. hier<strong>zu</strong>: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl., 1888, Band 16, Seite 558 f.<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

Autoren fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Wikipediaseite unter <strong>de</strong>m Punkt “Versionen/Autoren”. Weitergehen<strong>de</strong> Informationen und Hinweise fin<strong>de</strong>n Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung <strong>de</strong>r u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam,<br />

daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.


Gotland<br />

Gotland ist eine schwedische Insel und historische Provinz. Sie ist nach Seeland (Dänemark) und vor Saaremaa (Estland) die zweitgrößte Insel <strong>de</strong>r Ostsee. Sie liegt nordöstlich von Öland.<br />

Ihren Namen hat sie vom Germanenstamm <strong>de</strong>r Goten, die die Insel laut <strong>de</strong>r Gutasaga um die Zeitenwen<strong>de</strong> <strong>zu</strong>min<strong>de</strong>st teilweise verließen, um auf <strong>de</strong>m Kontinent, später als Ost- und<br />

Westgoten, große Reiche im mediterranen Raum <strong>zu</strong> errichten.<br />

Die Insel Gotland bil<strong>de</strong>t <strong>zu</strong>sammen mit einigen benachbarten kleineren Inseln die Provinz Gotlands län, die historische Provinz Gotland sowie die Gemein<strong>de</strong> Gotland.<br />

Geographie<br />

Gotland besteht <strong>zu</strong> weiten Teilen aus einem Kalksteinplateau, im Sü<strong>de</strong>n liegt ein größerer Bereich auf einer Sandsteinformation. Hauptort <strong>de</strong>r Insel ist die frühere Hansestadt Visby.<br />

Entsprechend seinen Ressourcen ist Gotland von <strong>de</strong>r Stein- und Zementindustrie, vom Mergel- und Tonabbau und vom Fischfang geprägt wor<strong>de</strong>n. Die Kalkbrennerei (Kalköfen von<br />

Bärlast und Kyllaj) trug <strong>zu</strong>r Entwaldung <strong>de</strong>r Insel bei. Im Jahre 1730 wur<strong>de</strong> die Zahl <strong>de</strong>r Öfen auf 18 halbiert. Heute wird nur noch an wenigen Orten Kalkstein abgebaut. Die<br />

Zementherstellung ist auf <strong>de</strong>n Ort Slite konzentriert, wo Schwe<strong>de</strong>ns größtes Werk steht. In Bläse befin<strong>de</strong>t sich ein Kalkwerksmuseum.<br />

Die höchste Erhebung ist unter 82 m hoch. Es gibt auf Gotland insgesamt etwa 50 ständig mit Wasser gefüllte Seen, wovon vier eine Fläche von mehr als einem Quadratkilometer haben:<br />

Bäste träsk, Tingstä<strong>de</strong> träsk, Fardume träsk und Bogeviken.[3]<br />

Flora und Fauna<br />

Gotland ist bekannt für seine sehr artenreiche Naturlandschaft. Beson<strong>de</strong>rs die Vogelwelt und die Vielfalt an Orchi<strong>de</strong>en sind hervor<strong>zu</strong>heben. Zahlreiche Reservate auf <strong>de</strong>r gesamten Insel<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>m Schutz <strong>de</strong>r Natur eingerichtet, eines davon auf <strong>de</strong>r Torsburg, zwei an<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>n Inseln Lilla Karlsö und Stora Karlsö (kleine und große Karlsinsel). Das Guteschaf (schwed.<br />

Gutefår), eine kleine robuste Hausschafrasse, ist die älteste schwedische Rasse. Bis in die Neuzeit gehörte die winterliche Robbenjagd auf Gotland <strong>zu</strong>r Ernährungsgrundlage <strong>de</strong>r<br />

Inselbevölkerung.<br />

Geschichte<br />

Altertum<br />

Gotland ist eine Insel mit einigen Nebeninseln (u. a. Fårö, Lilla und Stora Karlsö und Östergarn), die nach <strong>de</strong>r Eiszeit aufgrund <strong>de</strong>r Landhebung und unterschiedlicher Meeresstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Ostsee in mehreren Etappen aus <strong>de</strong>r Ancylussee emporwuchs. Die Insel wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>nächst von Jägern und Sammlern besie<strong>de</strong>lt, die um 2.000 v. Chr. von Ackerbauern verdrängt wur<strong>de</strong>n.<br />

Wenig später gelangte bereits die Bronze auf die Insel, die, wie <strong>de</strong>r übrige Nor<strong>de</strong>n um 500 v. Chr. eisenzeitlich wur<strong>de</strong>. Aus <strong>de</strong>r Vorzeit haben sich viele Überreste als Bo<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nkmale<br />

erhalten. Schiffsset<strong>zu</strong>ngen und Bildsteine sind Elemente, <strong>de</strong>ren Ursprung offenbar auf Gotland lag. Radgräber (bei Lin<strong>de</strong> und Stenkyrka), Runensteine, Menhire und Steinkisten sind sehr<br />

zahlreich. Steinhaufengräber, die auf schwedisch Rojr (dt. Röser) heißen, und Felsrit<strong>zu</strong>ngen vervollständigen die Relikte <strong>de</strong>r Vorzeit. Das Bulverket, ein Pfahlbau im Tingstä<strong>de</strong> träsk, ist<br />

eine einmalige Anlage aus dieser Zeit. Seltsam sind auch die Trullhalsar (Trollhälse), ven<strong>de</strong>lzeitliche Grabkreise, die sich ähnlich auch in Polen fin<strong>de</strong>n. Nicht <strong>zu</strong>letzt prägten sechs große<br />

Gräberfel<strong>de</strong>r und frühzeitliche Burganlagen, darunter Stora Havor, Grogarnsberget, Herregårdsklint, Styrmansberg und die Torsburg, die jüngere Vorzeit <strong>de</strong>r Insel ebenso wie die<br />

Trojaburgen, die nordischen Labyrinthe. Das Freilichtmuseum von Bunge und Gotlands Fornsal in Visby zeigen viel davon, während die über 800 auf <strong>de</strong>r Insel gefun<strong>de</strong>nen<br />

wikingerzeitlichen Hortfun<strong>de</strong>, darunter die drei im Jahr 2000 geborgenen Horte von Spillings (allein 65 kg Silber mit einem Materialwert von 600.000 €), in Stockholm <strong>zu</strong> sehen sind.<br />

Das gilt auch für <strong>de</strong>n vorwikingerzeitlichen Hortfund von Havor.<br />

Vorgeschichtliche Häuser


Die Reste <strong>de</strong>r ältesten Siedlungsstruktur auf Gotland stammen aus <strong>de</strong>r Zeit um Christi Geburt. Es sind große Steinfundamente, die bis <strong>zu</strong> 60 m lang sein können und Mauerstärken bis <strong>zu</strong><br />

1,5 m zeigen. Auf <strong>de</strong>r Insel gibt es annähernd 1800 in Gruppen liegen<strong>de</strong> Fundamente. Die großen Häuser boten Platz für Wohnteil und Stall. Auf <strong>de</strong>n Fundamenten ruhte ein steiles Dach,<br />

abgestützt durch Doppelreihen kräftiger Pfosten. Das Dach war vermutlich mit Reet (gotländ. „Ag“) ge<strong>de</strong>ckt, das bis in unsere Tage Deckmaterial für ländliche Wirtschaftsgebäu<strong>de</strong> war.<br />

Man baute primär Gerste, Weizen und Roggen an. Die Saat wur<strong>de</strong> durch Mauern aus Stein vor Vieh und Wild geschützt. Einige Reste <strong>de</strong>r alten Ackersystemgrenzen, so genannte<br />

„Fornäckrar“ gibt es noch. Vieh wur<strong>de</strong> auch auf <strong>de</strong>n nicht umzäunten Wei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Allmen<strong>de</strong>n, gehalten. Rin<strong>de</strong>r, Ziegen, Schafe, Hausschweine und Hühner sind in <strong>de</strong>r prähistorischen<br />

Siedlung Vallhagar belegt. Einige <strong>de</strong>r Plätze, darauf <strong>de</strong>uten reiche Fun<strong>de</strong> hin, waren eisenzeitliche Han<strong>de</strong>lszentren.<br />

Mittelalter<br />

Mitte <strong>de</strong>s 11. Jahrhun<strong>de</strong>rts gehörte die Insel noch <strong>zu</strong>m Reich <strong>de</strong>r heidnischen mittelschwedischen Svear, unter <strong>de</strong>ren Schutz sie sich gestellt hatte. Der Sage nach soll <strong>de</strong>r Norwegerkönig<br />

Olav <strong>de</strong>r Heilige die Insel 1029 n. Chr. christianisiert haben. Die Grabplatte aus <strong>de</strong>r Johanneskirche von Visby dokumentiert <strong>de</strong>n Übergang. Gotland war bereits vor und während <strong>de</strong>r Zeit<br />

<strong>de</strong>r Wikinger sowie im frühen und späten Mittelalter ein wichtiger Platz für <strong>de</strong>n Ostseehan<strong>de</strong>l. Später hatte die Hanse maßgeblichen Anteil daran. Lange bevor Lübeck und an<strong>de</strong>re Städte<br />

an <strong>de</strong>r Ostsee gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, waren die Inselhäfen Paviken und Fröjel, später dann Visby Drehpunkt <strong>de</strong>s Warenverkehrs zwischen Avaldsnes auf Karmøy und Kaupang in Norwegen,<br />

Birka und Sigtuna in Schwe<strong>de</strong>n, Dorestad in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n, Haithabu, Ribe und Tissø im damaligen Dänemark, Quentovic in Frankreich, Jomsburg (Vineta), Ralswiek, Reric, Truso<br />

und Wiskiauten an <strong>de</strong>r südlichen Ostseeküste, Nowgorod in Russland und Seeburg im Baltikum. Bäuerliche Händler brachten begehrte Güter über das Meer. In ihrem Gefolge, wohl als<br />

Gäste o<strong>de</strong>r als Partner, kamen im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt immer mehr Kaufleute aus <strong>de</strong>n neu gegrün<strong>de</strong>ten Städten an <strong>de</strong>r Ostsee und aus <strong>de</strong>m Rheinland und Westfalen auf die Insel. Schnell<br />

übernahmen sie mit eigenen Schiffen <strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsvolumens. Die <strong>de</strong>utschen Händler, <strong>zu</strong>m größten Teil ansässig in Visby, wo sie großen Einfluss auf die Stadtentwicklung mit<br />

<strong>de</strong>m Bau prachtvoller Höfe, Häuser und <strong>de</strong>r Marienkirche hatten, wur<strong>de</strong>n alsbald <strong>zu</strong>r ernsthaften Konkurrenz für die ländliche Bevölkerung; Spannungen waren daher unausweichlich.<br />

Dieser Gegensatz zwischen Kaufleuten und Landbevölkerung mün<strong>de</strong>te 1288 in einem militärischen Konflikt.<br />

In mehreren Kämpfen musste sich die Stadt Visby, die <strong>de</strong>m schwedischen König Magnus Ladulås unterstand und ihm <strong>zu</strong>r Heeresfolge verpflichtet war, gegen die Bauern behaupten und<br />

erlitt dabei trotz ihrer Befestigungsanlage – die noch heute weitgehend erhaltene Stadtmauer war knapp 3,6 km lang und hatte neben drei Toren auch 44 Wehrtürme – schwere<br />

Zerstörungen. In <strong>de</strong>r zweiten Julihälfte 1361 lan<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r dänische König Wal<strong>de</strong>mar Atterdag mit einer 3000 Mann starken Streitmacht auf <strong>de</strong>r Insel. Ein eilig <strong>zu</strong>sammengetrommeltes<br />

Heer <strong>de</strong>r Landbevölkerung versuchte ihn und seine Ritter auf<strong>zu</strong>halten, war aber nach zwei Tagen aufgerieben. Am 27. Juli trafen die Dänen in Sichtweite <strong>de</strong>r Stadtmauern auf das letzte<br />

Aufgebot. Es kam <strong>zu</strong> einem blutigen Gemetzel. Rund 2000 Menschen fan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Tod, da die Stadtbewohner es nicht wagten, ihnen die Tore <strong>zu</strong> öffnen. Nach <strong>de</strong>r Schlacht ergab sich<br />

Visby und öffnete „freiwillig“ <strong>de</strong>n Truppen Wal<strong>de</strong>mars seine Tore, erhielt aber im Gegen<strong>zu</strong>g zwei Tage später die Bestätigung seiner alten Rechte und Privilegien.<br />

Von 1361 an war Gotland dänisch. Im Krieg Dänemarks gegen Schwe<strong>de</strong>n besetzten 1394 die Vitalienbrü<strong>de</strong>r die Insel als Operationsbasis, wo sie sich als Freibeuter unter <strong>de</strong>r Losung<br />

„Gottes Freun<strong>de</strong>, aller Welt Fein<strong>de</strong>!“ allmählich verselbstständigten und <strong>zu</strong> gefürchteten Seeräubern entwickelten. Auf Vivesholm liegen noch die Reste einer Befestigungsanlage, die<br />

Albrecht von Mecklenburg nach seiner Abset<strong>zu</strong>ng als schwedischer König als Anführer <strong>de</strong>r Vitalienbrü<strong>de</strong>r bauen ließ. Schließlich vertrieb <strong>de</strong>r Deutsche Or<strong>de</strong>n unter Konrad von<br />

Jungingen 1398 die Vitalienbrü<strong>de</strong>r von Gotland, das <strong>de</strong>m Ritteror<strong>de</strong>n von Schwe<strong>de</strong>n verpfän<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n war. 1408 wur<strong>de</strong> die Insel Margarethe von Dänemark <strong>zu</strong>gesprochen. Erich von<br />

Pommern begann 1411 am Sü<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Visbys eine Burg <strong>zu</strong> errichten. 1436 wur<strong>de</strong> er als dänischer König abgesetzt, herrschte aber noch 13 Jahre über Gotland, bevor er die Burg 1449 <strong>de</strong>m<br />

neuen dänischen König übergab.<br />

Neuzeit<br />

In <strong>de</strong>r Folgezeit spielten die Gebrü<strong>de</strong>r Olof und Ivar Axelsson Tott eine herausragen<strong>de</strong> Rolle auf <strong>de</strong>r Insel. Der dänische König Christian II., <strong>de</strong>r Sören Norby als Lehnsmann über Gotland<br />

eingesetzt hatte, wur<strong>de</strong> aus seinem Land vertrieben und ging nach Gotland, das er gegen dänische und Lübecker Ansprüche verteidigte. 1525 beschossen die Lübecker Visby; sie konnten<br />

die Feste Visborg aber nicht bezwingen. Trotz<strong>de</strong>m geriet die Insel wie<strong>de</strong>r unter dänische Herrschaft.<br />

Erst 1645 kam Gotland im Frie<strong>de</strong>n von Brömsebro nach beinahe 300 Jahren wie<strong>de</strong>r <strong>zu</strong> Schwe<strong>de</strong>n. Die Insel wur<strong>de</strong> 1654 <strong>de</strong>r Exkönigin Christina als Unterhaltsland <strong>zu</strong>gesprochen. Im<br />

dänisch-schwedischen Krieg von 1675–1679 wur<strong>de</strong> sie wie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Dänen besetzt, die sie aber am En<strong>de</strong> räumen mussten, wobei sie die Stadtburg von Visby, die Visborg, sprengten.<br />

Auch im Nordischen Krieg 1700–1721 und im Finnischen Krieg 1808 wur<strong>de</strong> die Insel durch russische Truppen in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen, bevor sie endlich <strong>zu</strong>r Ruhe kam.


In jüngerer Zeit wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Insel Gotland einige neue Techniken <strong>zu</strong>r elektrischen Energieübertragung erprobt. So ging 1954 zwischen Gotland und <strong>de</strong>m schwedischen Festland die<br />

erste operationelle Anlage <strong>zu</strong>r Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung in <strong>de</strong>r westlichen Welt in Betrieb, die HGÜ Gotland. 1999 wur<strong>de</strong> auf Gotland erstmals die HGÜ-Anbindung<br />

eines Windparks durchgeführt (HGÜ Visby-Nas).<br />

Wappen und Flagge<br />

Das Wappen und die offizielle Flagge Gotlands zeigen in Blau einen silbernen, goldbewehrten und goldge<strong>zu</strong>ngten Wid<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r eine rote Fahne am gol<strong>de</strong>nen Langkreuz mit einem<br />

gol<strong>de</strong>nen Flugteil mit <strong>de</strong>m rechten Lauf hält. Daneben gibt es eine inoffizielle Version <strong>de</strong>r Flagge Gotlands, die auf gelbem Grund mit einem grünen Kreuz belegt ist.<br />

Kultur<br />

Sprache<br />

Auf Gotland wur<strong>de</strong> und wird z. T. noch heute eine beson<strong>de</strong>re skandinavische Sprache, Gutamål, gesprochen; es ist umstritten, ob es sich dabei (aus entwicklungsgeschichtlicher Sicht) um<br />

eine eigenständige Sprache o<strong>de</strong>r (politisch begrün<strong>de</strong>t) um einen schwedischen Dialekt han<strong>de</strong>lt.<br />

Fischerdörfer<br />

Die gotländischen Fischerdörfer (schwedisch Gotländska fiskelägen) sind für die Insel Gotland typisch. Heute gibt es noch etwa 150 Fischerdörfer verschie<strong>de</strong>ner Größe, die früher in<br />

erster Linie von <strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Küste wohnen<strong>de</strong>n Bauern genutzt wur<strong>de</strong>n (Hallshuk, Helgumannen, Kovik). Davon stehen elf unter Denkmalschutz. Beson<strong>de</strong>rs von Fårö aus wur<strong>de</strong>n auch<br />

Robben gejagt<br />

Die Landkirchen<br />

Es gibt fast hun<strong>de</strong>rt <strong>zu</strong>meist gut erhalte Landkirchen, die überwiegend aus <strong>de</strong>m Mittelalter stammen. Die ältesten sind die Kirchen in Atlingbo, Fardhem und Stenkyrka (Steinkirche). Als<br />

Beispiel für die vor 1150 n. Chr. genutzten Holzkirchen ist eine partielle Rekonstruktion <strong>de</strong>r Kirche von Hemse im Staatlichen Museum von Stockholm <strong>zu</strong> sehen. Die gotländischen<br />

Kirchen überraschen neben ihren Reliefs, Fresken und Taufbecken auch durch eine Vielzahl von Holzkreuzen von hoher künstlerischer Qualität. Die Gotländischen Triumphkruzifixe sind<br />

eine beson<strong>de</strong>rs schöne Gattung. In <strong>de</strong>r Kirche von Öja hängt ein Triumphkruzifix aus <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt, das in seiner Art einzigartig in Skandinavien ist.<br />

Kunst auf Gotland<br />

Die Ortschaft Broa auf Gotland gab die Bezeichnung für eine frühmittelalterliche Kunstphase <strong>de</strong>s Wikingerstils ab, die so genannte „Broa-Phase“ in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 8.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts, die eine Unterart <strong>de</strong>r Oseberg-Stils ist. Sie ist gekennzeichnet durch ein Konglomerat von Motiven und Stilen. Lange und fadige Abzweigungen schaffen ein Netzwerk von<br />

lockeren Schlingen um die Haupttiere. Diese bandförmigen Tiere sind ein später Ausläufer <strong>de</strong>r skandinavischen Tierornamentik, die im 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt entstand.<br />

Museen auf Gotland<br />

• Gotlands Museum in Visby (Kunstmuseum)<br />

• Gotlands Fornsalen in Visby (Vorgeschichte)<br />

• Freilichtmuseum Bunge<br />

• Volkskundliches Freilichtmuseum Norrlanda Fornstuga<br />

Landschaftssymbole


• Blume: Efeu<br />

• Tier: Igel<br />

• Vogel: Halsbandschnäpper<br />

• Fisch: Steinbutt<br />

Wirtschaft<br />

Tourismus<br />

Heute ist Gotland ein beliebtes Ferienziel, speziell für die Schwe<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>nn das Klima <strong>de</strong>r Ostseeinsel ist mild. Bei Fahrradtouristen und Jugendlichen ist die Insel beson<strong>de</strong>rs beliebt. Zu<br />

<strong>de</strong>n Sehenswürdigkeiten auf Gotland wie auch auf <strong>de</strong>r kleineren Nachbarinsel Fårö gehören die Raukar, eigentümlich geformte, bis über zehn Meter hohe Kalksteinsäulen an <strong>de</strong>n<br />

„Klappersteinfel<strong>de</strong>r“ genannten Steinsträn<strong>de</strong>n von Digerhuvud und Langhammars sowie in <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn bei Lickershamn, im Sü<strong>de</strong>n bei Hoburgen und im Osten bei Ljugarn.<br />

Der Hauptanziehungspunkt <strong>de</strong>r Insel ist ohne Zweifel die mittelalterliche Stadt Visby. Eines <strong>de</strong>r größten Mittelalterfestivals <strong>de</strong>s Nor<strong>de</strong>ns fin<strong>de</strong>t hier alljährlich in <strong>de</strong>r 32. Kalen<strong>de</strong>rwoche<br />

statt. Me<strong>de</strong>ltidsveckan (Mittelalterwoche) lockt Jahr für Jahr rund 200.000 Besucher nach Gotland. Visby verwan<strong>de</strong>lt sich dann für eine Woche in eine lebendige Hansestadt aus <strong>de</strong>m<br />

Jahre 1361 mit Kostümen, Musik, Theater, Markt und Gauklerei.<br />

Am zweiten Wochenen<strong>de</strong> im Juli fin<strong>de</strong>t in Stånga die Olympia<strong>de</strong> von Gotland (Gutarnas olymp) statt, eine mit <strong>de</strong>n Highland-Games vergleichbare Veranstaltung.[4]<br />

Auf <strong>de</strong>r Insel befin<strong>de</strong>t sich in Kneippbyn, nicht weit von Visby, auch die Villa Kunterbunt, bekannt aus Astrid Lindgrens Pippi-Langstrumpf-Büchern. Es ist das Originalgebäu<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n<br />

Filmen, die alle auf <strong>de</strong>r Insel gedreht wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> ist das Jäckchen von Herrn Nilsson, Pippis Äffchen, <strong>zu</strong> sehen, aber auch die Schreibmaschine, auf <strong>de</strong>r Astrid Lindgren ihre<br />

phantasievollen Geschichten schrieb.<br />

Seit 1995 fin<strong>de</strong>n jährlich in Rone die „offiziellen“ Kubb-Weltmeisterschaften statt. Dabei kamen im Jahr 2002 insgesamt 192 Teams mit jeweils sechs Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>zu</strong>sammen, um <strong>de</strong>n<br />

Titel <strong>zu</strong> erringen. Das Alter <strong>de</strong>r Teilnehmer lag zwischen 8 und 85 Jahren.<br />

Die größte Enduroveranstaltung <strong>de</strong>r Welt, das Gotland Grand National, fin<strong>de</strong>t jährlich am ersten Novemberwochenen<strong>de</strong> mit über 2200 Teilnehmern in Tofta, 15 km südlich Visby, statt.<br />

Verkehr<br />

Fährverbindungen<br />

Von <strong>de</strong>n Festlandhäfen Oskarshamn und Nynäshamn existieren Fährverbindungen <strong>de</strong>r Ree<strong>de</strong>rei Destination Gotland nach Visby. In <strong>de</strong>r Sommersaison wird dieses Angebot um eine<br />

Verbindung nach Grankullavik auf <strong>de</strong>r Insel Öland ergänzt. Innerhalb <strong>de</strong>s Archipels besteht eine kostenlose Fährverbindung <strong>zu</strong>r Insel Fårö.<br />

Luftverkehr<br />

Visby verfügt über einen Flughafen, <strong>de</strong>r von Stockholm und einigen an<strong>de</strong>ren schwedischen Städten angeflogen wird. Durch die Fluggesellschaft Gotlandsflyg bestehen Verbindungen<br />

nach Helsinki, Oslo sowie in <strong>de</strong>n Sommermonaten nach Hamburg. Seit 2009 besteht durch Airberlin von Juni bis August eine Direktflugverbindung mit Berlin.<br />

Eisenbahngeschichte<br />

Im Jahre 1878 wur<strong>de</strong> die erste Eisenbahn auf Gotland eingeweiht. Die Strecke ging von Visby nach Hemse. Bis 1921 wur<strong>de</strong> die Strecke nach Nor<strong>de</strong>n und Sü<strong>de</strong>n verlängert. Daneben<br />

baute man ergänzen<strong>de</strong> Strecken. Mit Ausnahme einer rekonstruierten kurzen Museumsbahn sind die Eisenbahnstrecken heute nicht mehr vorhan<strong>de</strong>n.


Steinindustrie<br />

Kalkstein wur<strong>de</strong> seit <strong>de</strong>r Vorzeit als Baumaterial verwen<strong>de</strong>t. Trockenmauerwerk (schwed. Kallmur genannt) ist Teil einiger prähistorischer Rösen (Kauparve) und Fornburgen (Torsburg).<br />

Beson<strong>de</strong>rs viele Kalksteinbauten wur<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>s Mittelalters errichtet. In Visby zeugen vor allem die Ringmauer, die Kirchenruinen und die Speicher davon. Die mittelalterlichen<br />

Steinbrüche lagen in Bro, Hej<strong>de</strong>by und nördlich von Visby. Der Kalksteinbruch wur<strong>de</strong> bis Mitte <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts von <strong>de</strong>n Bauern durchgeführt. Steine wur<strong>de</strong>n wohl bereits vor <strong>de</strong>m<br />

Dombau in Lund (1103–1145) in die Städte an <strong>de</strong>r Ostsee exportiert. Im Mittelalter wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Brennen von Kalk begonnen. Es erfolgte <strong>zu</strong>nächst in kleinen Meilern für <strong>de</strong>n<br />

Hausbedarf. Ein mittelalterlicher Brennofen wur<strong>de</strong> während <strong>de</strong>r 1970er Jahre außerhalb von Nor<strong>de</strong>rgravar ent<strong>de</strong>ckt. Man nimmt an, dass er im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r<br />

Ringmauer von Visby genutzt wur<strong>de</strong>. Mit <strong>de</strong>m 1161 erteilten Han<strong>de</strong>lsprivileg von Heinrich <strong>de</strong>m Löwen eigneten sich die Visbyer Hanseleute die einträgliche Kalkindustrie an. Zuvor<br />

unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Plätze wie Barläst, Bläse, Fårösund, Kappelshamn, Katthammarsvik, Kyllaj, Länna, Lauters, Lergrav, Lörge, St. Olofsholm, Storugns und Värnevik blühten auf.<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ng für eine lukrative Kalkherstellung war ein Steinbruch in <strong>de</strong>r Nähe eines Hafens. Dort wur<strong>de</strong>n Kalköfen errichtet, die vom 17. bis in die Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts für die<br />

Insel prägend wur<strong>de</strong>n. Zu Beginn <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r erste dieser großer Brennöfen auf St. Olofsholm erbaut. Es gibt eine Beschreibung <strong>de</strong>s vorindustriellen Brennvorganges<br />

von Carl von Linné, <strong>de</strong>r die Insel im Jahre 1741 besuchte. Restaurierte Kalköfen stehen heute als Industrie<strong>de</strong>nkmäler in Barläst und Kyllai.<br />

Sandstein gibt es in <strong>de</strong>m Gebiet von Grötlingbo bis <strong>zu</strong>r Südspitze <strong>de</strong>r Insel. Die Steinbrüche, in <strong>de</strong>nen seit frühgeschichtlicher Zeit Steine gebrochen und bearbeitet wur<strong>de</strong>n, lagen hier<br />

nahe beieinan<strong>de</strong>r. Im Mittelalter wur<strong>de</strong>n Baumaterial für Kirchen und an<strong>de</strong>re Häuser sowie Steinblöcke für die Herstellung von Taufsteinen – sowohl für die eigenen Kirchen als auch für<br />

<strong>de</strong>n Export – gewonnen.<br />

Weinbau<br />

Aufgrund <strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls kam <strong>de</strong>r ehemalige Softwarespezialist Lauri Pappinen im Jahre 2000 auf die I<strong>de</strong>e, auf Gotland Wein an<strong>zu</strong>bauen.[5][6] Nach ersten Versuchen setzte er auf die<br />

Rebsorten Rondo, Phoenix und Solaris. Sein Weingut „Gutevin“ professionalisierte sich und bekam mehrere Konkurrenten, darunter „Vinhuset Halls Huk“.[7] Gemeinsam bil<strong>de</strong>n sie, weit<br />

nördlich <strong>de</strong>r früher angenommenen Weingrenze von 52° N, eines <strong>de</strong>r nördlichsten Weinanbaugebiete Europas.[8]<br />

Quellen<br />

1. ↑ Statistisk årsbok för Sverige 2009<br />

2. ↑ Folkmängd i landskapen<br />

3. ↑ vattendirektiv.pdf (schwedisch, S. 60)<br />

4. ↑ Homepage <strong>de</strong>r Olympia<strong>de</strong> von Gotland<br />

5. ↑ „Schwedische Weinerzeuger trotzen widrigen Bedingungen“ auf swe<strong>de</strong>n.se<br />

6. ↑ „Weinbau im Klimawan<strong>de</strong>l“ auf SWR.<strong>de</strong><br />

7. ↑ „Vinmakarna vid vinhuset Halls Huk“ in <strong>de</strong>r Gotlands Allehanda vom 22.09.2007<br />

8. ↑ „Gotländischer Wein dank Klimaerwärmung“ auf 3sat online<br />

Literatur<br />

• Ch. D. Grabbe, <strong>de</strong>utscher Dichter <strong>de</strong>s Vormärz, schrieb 1827 das Stück Herzog Theodor von Gothland.<br />

• M. Jonsson, S.-O. Lindquist: Kulturführer Gotland. Almqvist und Wiksell, Uppsala 1993, ISBN 91-88036-09-X<br />

• E. Lagerlöf, G. Svahnström: Die Kirchen Gotlands. Stein, Kiel 1991, ISBN 3-89392-049-8<br />

• A. Munnecke: Bildung mikritischer Kalke im Silur auf Gotland. Courier Forschungsinstitut Senckenberg. Die Gesellschaft, Frankfurt am Main 198.1997, ISSN 0341-4116, ISBN<br />

3-929907-40-2


• Birger Nerman: Die Ven<strong>de</strong>lzeit Gotland, Bd. 1–3. Stockholm 1969–1975<br />

• Ulrich Quack: Gotland: die größte Insel <strong>de</strong>r Ostsee; eine schwedische Provinz von beson<strong>de</strong>rem Reiz; Kultur, Geschichte, Landschaft. DuMont Köln 1991, ISBN 3-7701-2415-4<br />

• Jens Henrik Kloth & Ulf Lovén: Gotlands Natur en resegui<strong>de</strong> ISBN 91-88036-40-5 (schwedisch)<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

Autoren fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Wikipediaseite unter <strong>de</strong>m Punkt “Versionen/Autoren”. Weitergehen<strong>de</strong> Informationen und Hinweise fin<strong>de</strong>n Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung <strong>de</strong>r u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam,<br />

daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Stockholm<br />

Stockholm [stɔkːɔlm] (Stock: Stock, Baumstamm; holm: kleine Insel) ist die Hauptstadt Schwe<strong>de</strong>ns und größte Stadt in Skandinavien.<br />

Stockholm ist Resi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s Königs, Sitz <strong>de</strong>s schwedischen Parlamentes und <strong>de</strong>r schwedischen Regierung, Sitz mehrerer Universitäten und zahlreicher weiterer Hochschulen.<br />

Geographie<br />

Geographische Lage<br />

Das Landschaftsbild Stockholms hat sich in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Stadt aufgrund <strong>de</strong>r skandinavischen Landhebung stark verän<strong>de</strong>rt. Teile, die heute <strong>zu</strong>m Festland gehören, waren vor einigen<br />

hun<strong>de</strong>rt Jahren noch Inseln.<br />

Ein Meerbusen <strong>de</strong>r Ostsee umschließt die Stadt im Osten mit zahlreichen Buchten, Land<strong>zu</strong>ngen sowie etwa 24.000 größeren und kleineren Inseln (Schären). Dieses Gebiet wird<br />

Schärengarten (Skärgår<strong>de</strong>n) genannt.<br />

Stockholm liegt am Ausfluss <strong>de</strong>s Mälaren, <strong>de</strong>m Riddarfjär<strong>de</strong>n, in die Ostsee. Der See erstreckt sich 120 Kilometer nach Westen ins Lan<strong>de</strong>sinnere. Slussen, eine Schleuse mitten in<br />

Stockholm, trennt das Süßwasser <strong>de</strong>s Mälarsees vom Salzwasser <strong>de</strong>r östlich liegen<strong>de</strong>n Ostsee.<br />

Etwa 30 Prozent <strong>de</strong>r Stadtfläche sind mit Wasser be<strong>de</strong>ckt. Die Stadt bezieht ihr Trinkwasser aus <strong>de</strong>m Mälar, und die hohe Wasserqualität erlaubt es, mitten in <strong>de</strong>r Innenstadt Lachse <strong>zu</strong><br />

angeln. Die Stadt erstreckt sich über 14 Inseln, die durch 53 Brücken verbun<strong>de</strong>n sind. Ein großer Teil <strong>de</strong>r Stadt besteht aus Waldregionen.<br />

In nord-südlicher Richtung zieht sich eine eiszeitliche Kiesmoräne, die vom Ausfluss durchbrochen wor<strong>de</strong>n war. Die Inseln im Strom sind Reste dieses Rückens.<br />

Stadtglie<strong>de</strong>rung<br />

Stockholm glie<strong>de</strong>rt sich seit <strong>de</strong>m 1. Januar 2007 in 14 Stadtbezirke.<br />

Innenstadt<br />

• Kungsholmen<br />

• Norrmalm<br />

• Östermalm<br />

• Sö<strong>de</strong>rmalm


Sü<strong>de</strong>n<br />

Westen<br />

Klima<br />

• Enske<strong>de</strong>-Årsta-Vantör<br />

• Farsta<br />

• Hägersten-Liljeholmen<br />

• Skarpnäck<br />

• Skärholmen<br />

• Älvsjö<br />

• Bromma<br />

• Hässelby-Vällingby<br />

• Rinkeby-Kista<br />

• Spånga-Tensta<br />

Stockholm befin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r gemäßigten Klimazone. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 6,6 Grad Celsius und die durchschnittliche Jahresnie<strong>de</strong>rschlagsmenge etwa 539 Millimeter.<br />

Der wärmste Monat ist <strong>de</strong>r Juli mit 17,5 Grad Celsius im Mittel, <strong>de</strong>r kälteste <strong>de</strong>r Februar mit durchschnittlich -3 Grad Celsius. Der meiste Nie<strong>de</strong>rschlag fällt im Monat Juli mit 72<br />

Millimeter im Mittel, <strong>de</strong>r geringste im März mit durchschnittlich 26 Millimeter.[2]<br />

Geschichte<br />

Die Entstehung <strong>de</strong>r Stadt<br />

Es gibt keine historischen Belege für eine Existenz Stockholms vor <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Eventuell gab es jedoch ältere Verteidigungsanlagen <strong>zu</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Einfahrt in <strong>de</strong>n<br />

Mälarsee. Eine Besiedlung kann jedoch nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Ort, wo heute Stockholm steht, wird <strong>zu</strong>m ersten Mal vom isländischen Dichter und Sagenschreiber Snorri Sturluson (1179–1241) erwähnt: Er beschreibt eine Pfahlbarriere über die<br />

heutige Wasserstraße Norrström, die er Stocksun<strong>de</strong>t nannte. Bei Ausgrabungen in <strong>de</strong>n späten 1970er Jahren kamen tatsächlich Überreste von Wasserpfählen <strong>zu</strong>m Vorschein, die aus <strong>de</strong>m<br />

11. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammen. Außer<strong>de</strong>m wird von Snorri auch ein Befestigungsturm aus <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt erwähnt, <strong>de</strong>r an genau <strong>de</strong>r Stelle gestan<strong>de</strong>n haben soll, an <strong>de</strong>r heute das<br />

königliche Schloss steht.<br />

In historischen Dokumenten (in <strong>de</strong>r mittelalterlichen Erik-Chronik) ist von Stockholm erstmals 1252 die Re<strong>de</strong>, dort steht, dass <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r Stockholms, <strong>de</strong>r Regent Birger Jarl, um das<br />

Jahr 1250 eine Festung bauen wollte, um <strong>de</strong>n Mälarsee vor Piratenplün<strong>de</strong>rungen <strong>zu</strong> schützen.<br />

Unter <strong>de</strong>r Regierung Birger Magnussons und <strong>de</strong>s Königs Magnus Ladulås entwickelte sich Stockholm in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahrzehnten <strong>zu</strong> einer wichtigen Han<strong>de</strong>lsstadt, was vor allem durch<br />

Verträge mit <strong>de</strong>r Hansestadt Lübeck geför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Die Hanse kontrollierte <strong>de</strong>n schwedischen Überseehan<strong>de</strong>l vom 13. bis ins 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Um 1270 wur<strong>de</strong> Stockholm in<br />

Dokumenten als Stadt bezeichnet und, obwohl Stockholm nicht wie viele schwedische Städte schon Anfang <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts entstand, wur<strong>de</strong> es 1289 in einem Dokument als die<br />

bevölkerungsreichste Stadt <strong>de</strong>s Königreiches beschrieben. Die ersten gesicherten Annahmen <strong>zu</strong>r Größe <strong>de</strong>r Stadt beziehen sich auf die Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts, als Stockholm etwa<br />

1000 Haushalte, also ungefähr 5- bis 6000 Einwohner hatte. Aus <strong>de</strong>mselben Jahrhun<strong>de</strong>rt (1436) stammt auch <strong>de</strong>r erste Privilegienbrief. Im Mittelalter bestand ein erheblicher Teil <strong>de</strong>r


Stockholmer Bürgerschaft aus Deutschen und von 1296 bis 1478 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 24-köpfige Rat <strong>de</strong>r Stadt paritätisch aus <strong>de</strong>utschsprachigen und schwedischsprachigen Stadtbürgern besetzt.<br />

Trotz seiner Größe und günstigen Lage war Stockholm noch nicht die Hauptstadt, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r König, wie auch sein Sohn, Magnus Ladulås, hatten noch keinen festen Regierungssitz.<br />

Der hauptsächliche Grund für die rasche Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt war ihre strategische Lage. Stockholm beherrschte die Zufahrt <strong>zu</strong>m Mälarsee, <strong>de</strong>r seinerseits eine aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaft und Eisenherstellung wirtschaftlich wichtige Region erschloss. Die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Stadt war <strong>zu</strong> dieser Zeit auf die Insel Stadsholmen, <strong>de</strong>r heutigen Gamla stan,<br />

beschränkt. Die Insel selbst war um ein Drittel kleiner als heute, und die Ströme wesentlich weiter.<br />

Die Kalmarer Union<br />

Die strategische und wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Stadt machte Stockholm <strong>zu</strong> einem wichtigen Machtfaktor in <strong>de</strong>n Auseinan<strong>de</strong>rset<strong>zu</strong>ngen zwischen <strong>de</strong>n dänischen Königen <strong>de</strong>r<br />

Kalmarer Union und <strong>de</strong>r nationalen Unabhängigkeitsbewegung im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt. So erfocht am 14. Oktober 1471 Schwe<strong>de</strong>n unter Sten Sture in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Stadt am Brunkeberg<br />

(heute ein Teil <strong>de</strong>s Stadtbezirkes Norrmalm) mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>r Stockholmer Bürgerschaft einen Sieg über <strong>de</strong>n dänischen König Christian I., <strong>de</strong>r versuchte, Schwe<strong>de</strong>n an sich <strong>zu</strong><br />

reißen. Dessen Enkel Christian II. belagerte die Stadt 1518 vergebens, nahm sie aber 1520 nach einer neuen Belagerung durch Verrat ein. Am 8. November 1520 kam es in Stockholm im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Krönungsfeierlichkeiten <strong>zu</strong> einer Massenhinrichtung von Oppositionellen am Stortorget (mehr als 80 Adlige wur<strong>de</strong>n hingerichtet), <strong>de</strong>m Stockholmer Blutbad. Der junge<br />

Adlige Gustav Eriksson konnte entkommen, hatte gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres eine Armee <strong>zu</strong>sammengestellt und konnte Christian II. aus Schwe<strong>de</strong>n vertreiben. Am 6. Juni 1523, <strong>de</strong>m heutigen<br />

schwedischen Nationalfeiertag, wur<strong>de</strong> er unter <strong>de</strong>m Namen Gustav Vasa <strong>zu</strong>m König gewählt.<br />

Die Wasa-Zeit<br />

Mit <strong>de</strong>m Ein<strong>zu</strong>g Gustav Wasas 1523 und <strong>de</strong>m Aufbau einer starken Königsmacht entwickelte sich Stockholm auch <strong>zu</strong> einer wichtigen Resi<strong>de</strong>nzstadt. Neben <strong>de</strong>m Bürgertum begann nun<br />

auch <strong>de</strong>r königliche Hof, das Stadtbild <strong>zu</strong> prägen. Die Stadtinsel bot nicht mehr genug Platz, und 1529 wur<strong>de</strong>n Sö<strong>de</strong>rmalm und Norrmalm unter die Herrschaft Stockholms gestellt. Die<br />

Stadt wuchs und erreichte um 1600 eine Einwohnerzahl von 10.000 Einwohnern.<br />

Das 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt stieg Schwe<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>r Großmacht auf. Dies spiegelte sich auch in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt Stockholm wi<strong>de</strong>r – von 1610 bis 1680 versechsfachte sich die<br />

Einwohnerzahl. Ladugårdslan<strong>de</strong>t, das heutige Östermalm, und die Insel Kungsholmen wur<strong>de</strong>n eingemein<strong>de</strong>t. 1634 wur<strong>de</strong> Stockholm offiziell <strong>zu</strong>r Hauptstadt <strong>de</strong>s schwedischen Reiches.<br />

Nach <strong>de</strong>m politischen Aufstieg folgte diesem Ereignis bald auch <strong>de</strong>r wirtschaftliche Aufstieg <strong>de</strong>r Stadt. Stockholm erhielt das Stapelrecht und damit das Monopol für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l zwischen<br />

<strong>de</strong>m Ausland und Svealand, Norrland und Österbotten (heutiges Finnland).<br />

In dieser Zeit entstan<strong>de</strong>n auch einige <strong>de</strong>r großen Bauten und Paläste, die die Macht <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s und seines A<strong>de</strong>ls symbolisieren sollten, wie <strong>zu</strong>m Beispiel Riddarhuset, das Oxenstiernasche<br />

Palais, das Tessinsche Palais und die alte Reichsbank. Auf <strong>de</strong>n eingemein<strong>de</strong>ten Inseln und in Östermalm entstan<strong>de</strong>n Stadtviertel in einem rechtwinkligen Straßennetz.<br />

Das 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

In <strong>de</strong>n Jahren 1713 bis 1714 wur<strong>de</strong> Stockholm von <strong>de</strong>r Pest heimgesucht. Nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Großen Nordischen Krieges und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Gebietsverluste im Jahre 1721<br />

stagnierte die Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt. Die Bevölkerung wuchs kaum mehr und die wirtschaftliche Erholung ging nur sehr langsam vor sich. Stockholm behielt aber seine Rolle als<br />

politisches Zentrum <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, und unter Gustav III. entwickelte sie sich auch <strong>zu</strong>m kulturellen Zentrum. Das Stockholmer Schloss und die Königliche Oper sind architektonischer<br />

Ausdruck dieser Epoche, in die auch die Gründung <strong>de</strong>r Svenska Aka<strong>de</strong>mien <strong>zu</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r schwedischen Sprache und Literatur fällt.<br />

Das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Mit Beginn <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts nahm die wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung Stockholms weiterhin ab. Norrköping wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>r größten Manufakturstadt und Göteborg entwickelte sich aufgrund<br />

seiner günstigen Lage am Kattegat <strong>zu</strong>m wichtigsten Exporthafen Schwe<strong>de</strong>ns. Erst in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts übernahm Stockholm wie<strong>de</strong>r eine führen<strong>de</strong> Rolle in <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Einerseits wur<strong>de</strong> eine Reihe wichtiger Industriebetriebe gegrün<strong>de</strong>t, an<strong>de</strong>rerseits entwickelte sich Stockholm <strong>zu</strong> einem wichtigen Han<strong>de</strong>ls- und


Dienstleistungszentrum sowie <strong>zu</strong> einem Verkehrsknotenpunkt.<br />

Auch die Bevölkerung wuchs in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts durch Zuwan<strong>de</strong>rung stark an. Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts waren nicht einmal 40 Prozent <strong>de</strong>r Einwohner in<br />

Stockholm geboren. Die Besiedlung griff über die Stadtgrenzen hinaus und es entstand eine Reihe von Elendsvierteln, aber auch Villenviertel im Grünen und an <strong>de</strong>r Küste.<br />

Stockholm baute auch seine Position als Kulturzentrum weiter aus. Man bemühte sich darum, höhere Bildungseinrichtungen nach Stockholm <strong>zu</strong> bekommen. Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt bekam<br />

Stockholm mehrere wissenschaftliche Institute, wie beispielsweise das Karolinische Institut und das Technologische Institut, das 1877 eine Technische Hochschule wur<strong>de</strong>. 1878 wur<strong>de</strong>n<br />

auch die ersten Lehrveranstaltungen an <strong>de</strong>r neu gegrün<strong>de</strong>ten Stockholmer Hochschule abgehalten, aber es sollte beinahe 100 Jahre dauern, bis sie <strong>zu</strong>r Universität erhoben wur<strong>de</strong>.<br />

Das 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Nach 1910 kam es <strong>zu</strong>r Eingemeindung großer Gebiete, die verkehrstechnisch durch Straßenbahnlinien an die Stadt angeschlossen wur<strong>de</strong>n. Im Anschluss daran entstan<strong>de</strong>n Vororte,<br />

Gartenstädte und Gebiete mit Freizeithäuschen.<br />

In <strong>de</strong>n 1930er Jahren fassten funktionalistische I<strong>de</strong>en Fuß in Schwe<strong>de</strong>n. Auslöser war die Stockholmer Ausstellung 1930 (schwedisch Stockholmsutställningen 1930), eine nationale<br />

Ausstellung für Architektur, Design und Kunsthandwerk.<br />

Wirtschaftlich kam es in <strong>de</strong>n 1940er und 1950er Jahren <strong>zu</strong> einer Umstrukturierung. Arbeitsintensive Unternehmen in Niedriglohnbranchen gingen ein, während kapitalintensive<br />

Unternehmen und Unternehmen im Hochtechnologiebereich wuchsen. Ein Beispiel dafür ist <strong>de</strong>r Stadtbezirk Kista, <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>n 1990er Jahren <strong>zu</strong>m IT-Zentrum Schwe<strong>de</strong>ns entwickelte.<br />

Schwe<strong>de</strong>n orientierte sich früh am amerikanischen Beispiel, so auch in Sachen Motorisierung. Es verfügte, für ein bevölkerungsarmes Land eher ungewöhnlich, um die Mitte <strong>de</strong>s 20.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts über zwei kapitalkräftige Automobilkonzerne, und es kam im Zentrum Stockholms schon 1931-35 <strong>zu</strong>r Schaffung <strong>de</strong>s damals weithin berühmten „Kleeblatts“ von Slussen<br />

und in <strong>de</strong>n 1950er Jahren <strong>zu</strong> weiteren Initiativen im Sinne einer „autogerechten Stadt“.<br />

Bis in die 1970er Jahre wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zentrale Stadtteil Nedre Norrmalm, mit Bausubstanz aus <strong>de</strong>m 17. bis 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt, im Rahmen <strong>de</strong>r Sanierung von Norrmalm<br />

(Norrmalmsregleringen), einem großflächigen Abriss und Umbau unterworfen. Die Folgen dieser technokratischen Mo<strong>de</strong>rnisierungspolitik teilweise auf Basis <strong>de</strong>r<br />

Enteignungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r Lex Norrmalm von 1953 wur<strong>de</strong>n allerdings ab etwa 1960 <strong>zu</strong>nehmend kontrovers diskutiert. Dies betraf schon die 1959 fertiggestellte, längs <strong>de</strong>s<br />

Riddarholm Kanales und <strong>de</strong>s Riddarhuset geführte zentrale Nord-Süd-Verbindung mit <strong>de</strong>m Charakter einer Stadtautobahn, vor allem aber <strong>de</strong>n ab 1952 durchgezogenen großflächigen<br />

Umbau von Norrmalm, gegen <strong>de</strong>n <strong>zu</strong>letzt ein - vergeblicher - öffentlicher Appell von 39 Kulturschaffen<strong>de</strong>n ergangen war. Als Resultat verbreiteter Kritik wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>nächst die Altstadt<br />

(Gamla stan) 1965 als ganzes unter Denkmalschutz gestellt. 1971 kam es im Zusammenhang mit Bürgerinitiativen <strong>zu</strong>m so genannten Ulmenkrieg, <strong>de</strong>r um die Erhaltung einer<br />

Baumgruppe im Kungsträdgår<strong>de</strong>n geführt wur<strong>de</strong>. Der Stockholmer Flächenwidmungsplan von 1974 kann mit seiner geän<strong>de</strong>rten Planungsphilosophie als Erfolg <strong>de</strong>r altstadt- und<br />

grünfreundlichen Proteste gesehen wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r „postmo<strong>de</strong>rnen“ Umgestaltung <strong>de</strong>s früher stark industriell geprägten Stadtteils Sö<strong>de</strong>rmalm in <strong>de</strong>n 1980er Jahren wur<strong>de</strong> im Vergleich <strong>zu</strong><br />

Norrmalm eine durchgrüntere und weniger monotone urbane Gestaltung angestrebt.<br />

Ab <strong>de</strong>n 1950er Jahren nahm die Beschäftigungsquote <strong>de</strong>r Industrie ab. Sie liegt heute bei ungefähr 10 Prozent. Dagegen wuchs <strong>de</strong>r Dienstleistungsbereich weiter an.<br />

Bereits 1936 gab es eine Art U-Bahnverbindung zwischen Slussen und Medborgarplatsen, die mit gewöhnlichen Straßenbahnwagen betrieben wur<strong>de</strong>. 1950 wur<strong>de</strong> dann die erste U-<br />

Bahnlinie in Stockholm eröffnet. Längs <strong>de</strong>r U-Bahn-Linien und an <strong>de</strong>ren Endpunkten entstan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n 1950er Jahren Satellitenstädte, sogenannte ABC-Vororte (A für Arbete Arbeit, B<br />

für Bostad Wohnung und C für Centrum), wie Vällingby und Farsta, und seit <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r 1960er bis <strong>zu</strong>r Mitte <strong>de</strong>r 1970er Jahre die im Rahmen <strong>de</strong>s Millionenprogrammes gebauten<br />

Großsiedlungen wie Rinkeby, Tensta, Sollentuna und an<strong>de</strong>re. Trotz eines heute relativ hohen Anteils eingewan<strong>de</strong>rter Mitbürger in diesen Stadtteilen (über 40 Prozent <strong>de</strong>r Einwohner in<br />

Tensta, Rinkeby o<strong>de</strong>r Sollentuna kommen aus <strong>de</strong>m außereuropäischen Ausland), kann man nicht von einer Ghettoisierung sprechen, auch wenn die durchaus vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Segregationsten<strong>de</strong>nzen seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1990er Jahren <strong>de</strong>utlicher merkbar sind.<br />

Von 1909 an hatten die Sozial<strong>de</strong>mokraten <strong>zu</strong>sammen mit <strong>de</strong>n Liberalen die Mehrheit im Stockholmer Gemein<strong>de</strong>rat. In <strong>de</strong>n ersten Kommunalwahlen nach <strong>de</strong>m allgemeinen Wahlrecht<br />

1919 erreichte die politische Linke eine Mehrheit im Gemein<strong>de</strong>rat, die sie bis in die 1950er Jahre behielt. Anfang <strong>de</strong>r 1920er Jahre erhielt Stockholm eine neue politische Organisation,<br />

die in ihren Grundzügen auch heute noch gilt. 1923 übersie<strong>de</strong>lte die Stockholmer „Regierung“ in das neugebaute Rathaus (Stockholms stadshus). 1967 wur<strong>de</strong> Stockholm in die


Verwaltungsprovinz Stockholms län eingeglie<strong>de</strong>rt.<br />

Im Jahr 1986 wur<strong>de</strong> Premierminister Olof Palme auf offener Straße, <strong>de</strong>m Sveavägen, erschossen, <strong>de</strong>r Mord wur<strong>de</strong> nie geklärt. Im September 2003 wur<strong>de</strong> Außenministerin Anna Lindh im<br />

Kaufhaus NK (Nordiska Kompaniet) von einem Messerattentäter tödlich verletzt.<br />

Die Europäische Union ernannte Stockholm im Jahr 1998 <strong>zu</strong>r Kulturhauptstadt Europas.<br />

Einwohnerentwicklung<br />

Stockholm hatte am 1. Januar 2004 etwas mehr als 761.000 Einwohner. Davon waren 70.584 Auslän<strong>de</strong>r (das entspricht etwa 9 Prozent). Die Gemein<strong>de</strong> verzeichnete in <strong>de</strong>n letzten zehn<br />

Jahren ein Bevölkerungswachstum von über zehn Prozent.<br />

Am 31. Dezember 2000 zählte die Stadt Stockholm (Tätort) 1.212.196 Einwohner. Davon lebten 750.191 Menschen in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Stockholm und 462.005 in weiteren zehn<br />

Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Provinz Stockholm. Die Metropolregion hat 1.729.274 Einwohner (Stand 31. März 2006).<br />

2004 waren ungefähr 80 Prozent <strong>de</strong>r Bevölkerung Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schwedischen Kirche, die bis vor wenigen Jahren Staatskirche war. Schwe<strong>de</strong>n ist ein hochgradig säkularisiertes Land.<br />

Das Ausbildungsniveau <strong>de</strong>r Bevölkerung liegt <strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sdurchschnitt: Nur 13 Prozent <strong>de</strong>r Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren haben keinen Gymnasialabschluss<br />

(Reichsschnitt 19 Prozent), aber 48 Prozent <strong>de</strong>r Bevölkerung haben eine postgymnasiale Ausbildung (Reichsschnitt: 32 Prozent).<br />

Die offene Arbeitslosigkeit in Stockholm betrug En<strong>de</strong> 2003 etwa 3,8 Prozent, was <strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>m Reichsschnitt von über 5 Prozent war.<br />

Nachfolgend sind die Einwohnerzahlen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Stockholm nach <strong>de</strong>m jeweiligen Gebietsstand aufgeführt.<br />

• Jahr Einwohner<br />

• 1570 9.100<br />

• 1610 8.900<br />

• 1630 15.000<br />

• 1650 35.000<br />

• 1690 55.000<br />

• 1730 57.000<br />

• 1750 60.018<br />

• 1770 69.000<br />

• 1800 75.517<br />

• 1810 65.474<br />

• 1820 75.569<br />

• 1830 80.621<br />

• 1840 84.161<br />

• 1850 93.070<br />

• 1860 113.063<br />

• 1870 136.016


• 1880 168.775<br />

• 1890 246.454<br />

• 1900 300.624<br />

• 1910 342.323<br />

• 1920 419.429<br />

• 1930 502.207<br />

• 1940 590.543<br />

• 1950 745.936<br />

• 1960 808.294<br />

• 1970 740.486<br />

• 1980 647.214<br />

• 1990 674.452<br />

• 2000 750.348<br />

• 2005 771.038<br />

Politik<br />

Stockholm hat die größte Einwohnerzahl <strong>de</strong>r 290 schwedischen Gemein<strong>de</strong>n und liegt in <strong>de</strong>r Provinz Stockholms län. Die kommunale Tätigkeit <strong>de</strong>r Stadt Stockholm ist politisch wie folgt<br />

organisiert:<br />

Stadtparlament<br />

Das höchste beschlussfassen<strong>de</strong> politische Organ ist das alle vier Jahre gewählte Stadtparlament (schwedisch kommunfullmäktige), das aus 101 Abgeordneten besteht.<br />

Stadtregierung<br />

Die Stadtregierung (schwedisch kommunstyrelse), die aus 13 Mitglie<strong>de</strong>rn besteht (sechs Mo<strong>de</strong>rate, vier Sozial<strong>de</strong>mokraten, ein Liberaler, ein Grüner, ein Vertreter <strong>de</strong>r Linkspartei), wird<br />

nach <strong>de</strong>m Verhältniswahlprinzip gewählt, das heißt, dass die im Stadtparlament vertretenen Parteien auch in <strong>de</strong>r Stadtregierung repräsentiert sind.<br />

Die Beschlüsse <strong>de</strong>r Stadtregierung wer<strong>de</strong>n vorbereitet und durchgeführt von <strong>de</strong>r Stadtratskommission (schwedisch borgarrådsberedningen), die aus zwölf Stadträten (schwedisch<br />

borgarråd) besteht, die alle vier Jahre vom Stadtparlament gewählt wer<strong>de</strong>n. Dabei unterschei<strong>de</strong>t man zwischen regieren<strong>de</strong>n Stadträten (schwedisch styran<strong>de</strong> borgarråd) und<br />

oppositionellen Stadträten (schwedisch oppositionsborgarråd). Die jetzige Stadtratskommission besteht aus acht regieren<strong>de</strong>n Stadträten (fünf Mo<strong>de</strong>rate, zwei Liberale und ein<br />

Christ<strong>de</strong>mokrat), die gleichzeitig Leiter von Abteilungen (schwedisch rotel) sind, und vier oppositionellen Stadträten ohne Portefeuille (zwei Sozial<strong>de</strong>mokraten, ein Vertreter <strong>de</strong>r<br />

Linkspartei und ein Grüner). Der Finanzstadtrat ist in <strong>de</strong>r Regel gleichzeitig Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stadtratskommission und <strong>de</strong>r Stadtregierung – also Bürgermeister. Dies ist seit 2008 Sten<br />

Nordin von <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>raten.[3]<br />

Bezirksausschüsse<br />

Ein großer Teil <strong>de</strong>r Verantwortung für die Wahrnehmung <strong>de</strong>r kommunalen Aufgaben liegt bei <strong>de</strong>n Bezirksausschüssen (schwedisch stads<strong>de</strong>lsnämnd). Diese Aufgaben wur<strong>de</strong>n am 1. Januar<br />

1997 im Zuge <strong>de</strong>r Stads<strong>de</strong>lsnämndsreformen <strong>de</strong>n damals 24 Bezirksausschüssen übertragen und sollten <strong>de</strong>n Einwohnern die Möglichkeit geben, direkter an <strong>de</strong>r kommunalen Politik


teil<strong>zu</strong>haben. Die Bezirksausschüsse, die je nach Größe <strong>de</strong>s Stadtbezirkes aus elf o<strong>de</strong>r 13 Mitglie<strong>de</strong>rn bestehen, wer<strong>de</strong>n vom Stadtparlament ernannt und sind <strong>de</strong>m Stadtparlament direkt<br />

unterstellt. Nach <strong>de</strong>n Wahlen 1998 wur<strong>de</strong> die Zahl <strong>de</strong>r Bezirksausschüsse mit Wirkung <strong>zu</strong>m 1. Januar 1999 auf 18 reduziert und nach <strong>de</strong>n Wahlen 2006 eine weitere Reduzierung auf 14<br />

Ausschüsse beschlossen und <strong>zu</strong>m 1. Januar 2007 umgesetzt.<br />

Fachausschüsse<br />

Gewisse übergreifen<strong>de</strong> Tätigkeitsbereiche wer<strong>de</strong>n von zentralen Fachausschüssen (schwed. facknämnd) abge<strong>de</strong>ckt, wie z.B. <strong>de</strong>m Bildungsausschuss, <strong>de</strong>m Sportausschuss o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Wahlausschuss.<br />

Städtische Unternehmen<br />

Ein Teil <strong>de</strong>r kommunalen Dienstleistungen wur<strong>de</strong> in Aktiengesellschaften ausgelagert, in <strong>de</strong>nen die Stadt die Aktienmehrheit besitzt. So wer<strong>de</strong>n etwa die Gemein<strong>de</strong>wohnungen, die<br />

Wasserversorgung, das Stockholmer Stadttheater und an<strong>de</strong>res von Aktiengesellschaften verwaltet, die unter einer Konzernleitung, <strong>de</strong>r Stockholms Stadshus AB, <strong>zu</strong>sammengefasst sind.<br />

Wappen<br />

Das Stadtwappen von Stockholm zeigt <strong>de</strong>n Kopf <strong>de</strong>s heiligen Erik IX. auf blauem Grund. Die Darstellung basiert auf <strong>de</strong>m mittelalterlichem Siegel <strong>de</strong>r Stadt Stockholm.<br />

Städtepartnerschaften<br />

• Belgrad, Serbien<br />

• Istanbul, Türkei<br />

• Sarajevo, Bosnien und Herzegowina<br />

• Tirana, Albanien<br />

• Tunis, Tunesien<br />

Kultur<br />

Theater<br />

In Stockholm gibt es eine Reihe von Theatern, darunter die Königliche Oper (Kungliga Operan), das Königliche Dramatische Theater (Dramaten) und das Stockholmer Stadttheater<br />

(Stadsteatern) sowie Privattheater wie die Volksoper (Folkoperan), das Mo<strong>de</strong>rne Tanztheater (Mo<strong>de</strong>rna dansteatern), das China-, Göta Lejon-, Mosebacke-, Oscar-Theater und viele<br />

an<strong>de</strong>re Bühnen. Das Orion Theater besteht als größte Avantgar<strong>de</strong>bühne <strong>de</strong>r Stadt bereits seit 1983 und präsentiert mehrere Theaterstücke jährlich, die nicht selten mit Live Musik ergänzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Museen<br />

Unter <strong>de</strong>n zahlreichen Museen in Stockholm gibt es nationale Museen wie das Architekturmuseum, das <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>rnen Museum angeglie<strong>de</strong>rt ist, das Biologische Museum, das<br />

Ethnografische Museum Stockholm, das Historische Museum, das Seehistorische Museum, das Museum für Mo<strong>de</strong>rne Kunst (Mo<strong>de</strong>rna museet), das Nationalmuseum, das<br />

Naturhistorische Reichsmuseum, das Technische Museum, das Vasa-Museum und an<strong>de</strong>re. Die Geschichte und Gegenwart Stockholms wird im Mittelaltermuseum (Me<strong>de</strong>ltidsmuseet), im<br />

Stockholmer Stadtmuseum und im Stockholmer Länsmuseum pädagogisch aufbereitet. Im Stockholmer Schloss befin<strong>de</strong>n sich mehrere Museen <strong>zu</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Könige.<br />

Sport


Von <strong>de</strong>n sportlichen Einrichtungen ragen das Olympiastadion Stockholm und die Globen Arena heraus. Bei<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n auch für Konzertveranstaltungen genutzt.<br />

Nationale Meisterschaften im Männerfußball konnten bisher drei <strong>de</strong>r Vereine aus Stockholm gewinnen. Von diesen hat Djurgår<strong>de</strong>ns IF elf Meistertitel, AIK zehn und Hammarby IF einen<br />

Titel. International am erfolgreichsten war <strong>de</strong>r Frauenverein Djurgår<strong>de</strong>ns IF/Älvsjö, <strong>de</strong>r 2005 bis ins Finale <strong>de</strong>r UEFA Women’s Champions League vordringen konnte.<br />

Die Eishockeyabteilung von Djurgår<strong>de</strong>ns IF, die ihre Heimspiele <strong>zu</strong>m Teil im Globen austrägt, konnte bisher 16-mal die Schwedische Meisterschaft gewinnen, <strong>zu</strong>letzt 2001. Die<br />

Mannschaften Hammarby IF und AIK Ishockey, die im neben <strong>de</strong>r Globen Arena gelegenen Hovet spielen, wur<strong>de</strong>n bisher acht- bzw. siebenmal Schwedischer Meister.<br />

Erfolgreich im American Football sind die nationalen Rekordmeister Stockholm Mean Machines.<br />

Im Juni fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Stockholm-Marathon statt, Skandinaviens größter Marathon.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Das Stockholmer Stadtbild und seine Architektur sind geprägt von <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Lage <strong>de</strong>r Stadt an <strong>de</strong>n Ufern <strong>de</strong>s von Westen nach Osten verlaufen<strong>de</strong>n Ausflusses <strong>de</strong>s Mälaren, <strong>de</strong>m in<br />

nordsüdlicher Richtung verlaufen<strong>de</strong>n Höhenrücken <strong>de</strong>r Gletschermoräne und <strong>de</strong>r zentralen Stadtinsel mitten im Strom.<br />

Im Stadtgebiet gibt es zahlreiche kleine Parks.<br />

Nachfolgend wer<strong>de</strong>n einige Inseln <strong>de</strong>r Stadt genauer beleuchtet. Hierbei bleibt die politische Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Stadt in Stadtbezirke unberücksichtigt.<br />

Stadsholmen, Gamla stan<br />

Die Altstadt auf <strong>de</strong>r Stadtinsel (Stadsholmen) weist noch immer das mittelalterliche Straßennetz mit <strong>de</strong>n von Nord nach Süd über die Insel verlaufen<strong>de</strong>n Straßen (Österlånggatan und<br />

Västerlånggatan) und schmalen, <strong>zu</strong>m Wasser abfallen<strong>de</strong>n Gässchen auf. Mittendrin befin<strong>de</strong>t sich die <strong>de</strong>utsche Kirche (Tyska kyrkan). Einen an<strong>de</strong>ren Eindruck machen im Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Insel die Paläste <strong>de</strong>r Großmachtszeit wie das Ritterhaus und das Bon<strong>de</strong>sche Palais im Nor<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>m Wasser hin gelegen, das Oxenstiernasche Palais und das Tessinsche Palais in <strong>de</strong>r Nähe<br />

<strong>de</strong>r Storkyrkan, <strong>de</strong>m Stockholmer Dom, und natürlich das Königliche Schloss, <strong>de</strong>ssen mittlere Achse auf die Norrbro (Nordbrücke) weist, die die Altstadt über die Insel Helgeandsholmen<br />

mit Norrmalm, <strong>de</strong>m nördlichen Ufer, verbin<strong>de</strong>t. Ein Großteil <strong>de</strong>r Altstadt ist autofrei.<br />

Helgeandsholmen und Riddarholmen<br />

Die Insel Helgeandsholmen (Heiliggeist-Insel) beherbergt nur zwei Institutionen, das Me<strong>de</strong>ltidsmuseum (Mittelaltermuseum) und das Reichstagsgebäu<strong>de</strong>, Sitz <strong>de</strong>s schwedischen<br />

Reichstag (<strong>de</strong>r auch das ehemalige Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r schwedischen Reichsbank in Anspruch nimmt).<br />

Die Insel Riddarholmen im Westen <strong>de</strong>r Stadtinsel ist eine stille Ecke mitten in <strong>de</strong>r Stadt. Sie ist heute Justizzentrum <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, Sitz insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s Regeringsrätt sowie <strong>de</strong>s Svea<br />

hovrätt. Im Wrangelschen Palais und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Gebäu<strong>de</strong>n befin<strong>de</strong>n sich verschie<strong>de</strong>ne Gerichte. Daneben befin<strong>de</strong>t sich auch die Riddarholmskirche, Grabkirche vieler schwedischer<br />

Könige.<br />

Norrmalm<br />

Vom Königlichen Schloss aus blickt man über Helgeandsholmen hinweg auf Norrmalm und sieht Rosenbad, <strong>de</strong>n Regierungssitz <strong>de</strong>r schwedischen Regierung, das Sagersche Haus, die<br />

Dienstwohnung <strong>de</strong>s Premierministers, das Palais <strong>de</strong>s Erbfürsten (Arvfurstens palats), heute Außenministerium, und die Königliche Oper mit <strong>de</strong>m berühmten Restaurant Operakällaren.<br />

Doch dahinter beginnt die Innenstadt, das mo<strong>de</strong>rne Stockholm, das in <strong>de</strong>n 1950er bis 1970er Jahren entstand, nach<strong>de</strong>m man über 400 Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Viertels Klara abgerissen und durch ein<br />

nach damaligem Geschmack mo<strong>de</strong>rnes Zentrum ersetzt hatte. Achtzehnstöckige Gebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n errichtet, in <strong>de</strong>r Mitte wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sergels torg (Sergelsplatz) als Symbol <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen<br />

Wohlfahrtsstaates auf zwei Ebenen errichtet. Manchen mag er heute als Schandfleck erscheinen, an<strong>de</strong>re sehen in ihm <strong>de</strong>n Versuch gesellschaftlichen Visionen architektonischen Ausdruck<br />

<strong>zu</strong> verleihen. An seiner Seite befin<strong>de</strong>t sich das Stockholmer Kulturhaus mit <strong>de</strong>m Stadttheater. Die Drottninggatan ist eine mo<strong>de</strong>rne Einkaufsstraße mit mo<strong>de</strong>rnen Kaufhäusern.


Nicht selten hört man sogar von Schwe<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n etwas sarkastischen Spruch: „Schwe<strong>de</strong>n hat keine Bombenteppiche benötigt, um seine schöne Hauptstadt <strong>zu</strong> zerstören. Das hat man auch<br />

so geschafft.“ Ähnliche Umbaupläne wie für Norrmalm existierten auch für die Altstadt Gamla Stan. Allerdings wur<strong>de</strong>n diese nie umgesetzt.<br />

Der Kungsträdgår<strong>de</strong>n ist Treffpunkt für junge Leute. Hier fin<strong>de</strong>n im Sommer häufig Konzerte statt, im Winter kann man mitten in <strong>de</strong>r Innenstadt in Schlossnähe Schlittschuhlaufen.<br />

Östermalm<br />

Östlich von Norrmalm erstreckt sich Östermalm, geprägt vom rechtwinkeligen Straßennetz <strong>de</strong>r schwedischen Großmachtszeit. Vor allem die Wasserfront, <strong>de</strong>r Strandvägen, war und ist<br />

Stockholms repräsentativste Adresse, was die Grün<strong>de</strong>rzeithäuser in historistischem Stil zeigen. Wo <strong>de</strong>r Strandvägen beginnt, liegt das Königliche Dramatische Theater (Dramaten). Vor<br />

<strong>de</strong>m Theater liegt <strong>de</strong>r Berzelius-Park, in <strong>de</strong>m sich das Berns, Theater und Restaurant, befin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>ssen rotes Zimmer durch Strindbergs Roman Das rote Zimmer berühmt gewor<strong>de</strong>n ist. In<br />

<strong>de</strong>r Nähe befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Königliche Hofstall. In Östermalm liegen <strong>de</strong>r sternförmige Karlaplan, <strong>de</strong>r Östermalms torg (Östermalmsplatz) mit <strong>de</strong>r Markthalle Östermalms Saluhall und die<br />

Hedwig-Eleonora-Kirche.<br />

Djurgår<strong>de</strong>n<br />

Vom Karlaplan führt <strong>de</strong>r Narvavägen über die Djurgårdsbrücke auf die Halbinsel Djurgår<strong>de</strong>n, die auch heute noch vorwiegend ein Naturpark und Ausflugs- und Erholungsgebiet für die<br />

Stockholmer ist. Über die Brücke kommt man entlang <strong>de</strong>m Djurgårdsvägen <strong>zu</strong> einer Reihe von Museen, wie z.B. <strong>de</strong>m Vasamuseum, <strong>de</strong>m Nordischen Museum, Thielska galleriet und<br />

Liljevalchs konsthall, Vergnügungsstätten, wie z.B. Gröna Lund und Circus, und Gasthäusern aus <strong>de</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt, wie das in <strong>de</strong>r Literatur verewigte Hasselbacken. In <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s<br />

Hasselbacken befin<strong>de</strong>t sich auch <strong>de</strong>r Haupteingang <strong>zu</strong> Schwe<strong>de</strong>ns erstem und größtem Freilichtmuseum Skansen. Südlich von Gröna Lund befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r historische Stadtteil<br />

Djurgårdssta<strong>de</strong>n mit Bebauung aus <strong>de</strong>n 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Auf <strong>de</strong>r Land<strong>zu</strong>nge Wal<strong>de</strong>marsud<strong>de</strong> liegt die Villa <strong>de</strong>s Prinzen Eugen, die heute Museum ist und Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Prinzen und<br />

seiner Zeitgenossen zeigt und damit einen feinen Überblick über die schwedische Malerei <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> (1900) gibt. Von Djurgår<strong>de</strong>n führt eine Fähre <strong>zu</strong>rück auf die Stadtinsel.<br />

Djurgår<strong>de</strong>n ist Teil <strong>de</strong>s Ökoparks (schwedisch: Ekoparken), es han<strong>de</strong>lt sich hierbei um <strong>de</strong>n ersten Nationalstadtpark (schwedisch: Nationalstadsparken) <strong>de</strong>r Welt, <strong>de</strong>r 1994 ins Leben<br />

gerufen wur<strong>de</strong>.<br />

Blasieholmen, Skeppsholmen und Kastellholmen<br />

Zwischen <strong>de</strong>r Stadtinsel und Djurgår<strong>de</strong>n liegen Blasieholmen, Skeppsholmen und Kastellholmen. Auf Blasieholmen befin<strong>de</strong>n sich das pompöse Grand Hotel, <strong>de</strong>ssen Hauptfassa<strong>de</strong> <strong>zu</strong>r<br />

Stadtinsel weist, und das schwedische Nationalmuseum, Skeppsholmen und <strong>de</strong>ssen Anhängsel Kastellholmen beherbergten früher Einrichtungen <strong>de</strong>r Kriegsmarine, die im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

von Museen (beispielsweise Ostasiatisches Museum, Mo<strong>de</strong>rnes Museum, Architekturmuseum) übernommen wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Kungsholmen<br />

Wen<strong>de</strong>t man sich auf <strong>de</strong>r Stadtinsel nach Nordwesten, sieht man <strong>de</strong>n östlichen Spitz <strong>de</strong>r Insel Kungsholmen mit <strong>de</strong>m Stockholmer Rathaus (Stockholms stadshus), in <strong>de</strong>ssen Blauer Halle<br />

alljährlich das Nobelfest stattfin<strong>de</strong>t – das Bankett <strong>zu</strong> Ehren <strong>de</strong>r Nobelpreisträger im Anschluss an die feierliche Verleihung <strong>de</strong>r Nobelpreise im Konzerthaus.<br />

Kungsholmen beherbergt Parks und Ba<strong>de</strong>plätze.<br />

Sö<strong>de</strong>rmalm<br />

Am südlichen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stadtinsel befin<strong>de</strong>t sich Slussen, die Schleuse, über die man mit <strong>de</strong>m Boot vom Mälaren in die Ostsee kommt. Slussen verbin<strong>de</strong>t auch Stadsholmen mit <strong>de</strong>r Insel<br />

Sö<strong>de</strong>rmalm (im Volksmund Sö<strong>de</strong>r), die sich hier über 50 Meter aus <strong>de</strong>m Wasser erhebt. Mit <strong>de</strong>m 38 Meter hohen Katarinahissen kommt man von Slussen <strong>zu</strong>m Mosebacke torg, an <strong>de</strong>m<br />

sich zwei Theater befin<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Nähe liegt die Katarinakirche, ein Meisterwerk aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Im Osten <strong>de</strong>r Insel auf <strong>de</strong>n Hügeln Åsöberget und Vita bergen mit <strong>de</strong>r<br />

Sofiakirche gibt es noch kleine Holzhäuser, wie sie für die Besiedlung <strong>de</strong>s 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts typisch waren.<br />

Das Innere <strong>de</strong>r Insel ist mit Wohnblöcken aus <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts und <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> bebaut, während <strong>de</strong>r südliche Teil Bebauung aus <strong>de</strong>m 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt


aufweist. Ein völlig neuer und architektonisch interessanter Stadtteil wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1980er Jahre im Gebiet <strong>de</strong>s Bahnhofs Stockholm Södra (westlich <strong>de</strong>s Medborgarplatzes) errichtet.<br />

Im südlichen Teil Sö<strong>de</strong>rmalms befin<strong>de</strong>t sich das Szeneviertel SoFo (South of Folkungagatan).<br />

Wirtschaft und Infrastruktur<br />

Verkehr<br />

Stockholm ist wichtigster Knotenpunkt <strong>de</strong>s schwedischen Eisenbahnnetzes. Hier befin<strong>de</strong>t sich mit Stockholm C <strong>de</strong>r größte Bahnhof <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Es gibt einen internationalen Flughafen<br />

im 40 Kilometer nördlich gelegenen Arlanda; daneben gibt es einen zentral gelegenen Regionalflughafen im Stadtteil Bromma. Die bei<strong>de</strong>n Flughäfen bei Stockholm-Skavsta (Nyköping)<br />

und Stockholm-Västerås befin<strong>de</strong>n sich etwa 100 km südlich bzw. westlich von Stockholm, benutzen aber trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Namen Stockholm.<br />

Stockholm ist eine wichtige Fährhafenstadt mit Verbindungen nach Helsinki, Mariehamn, Sankt Petersburg, Turku und Tallinn.<br />

Dem öffentlichen Verkehr dienen die U-Bahn (Tunnelbana), S-Bahn-ähnliche Vorortzüge (Pen<strong>de</strong>ltåg), verschie<strong>de</strong>ne Buslinien, einzelne Stadtbahnlinien in <strong>de</strong>n Außenbezirken sowie die<br />

historische Straßenbahn <strong>zu</strong>m Djurgår<strong>de</strong>n. Die Tunnelbana, die Stadtbahn, die Straßenbahn und die Buslinien wer<strong>de</strong>n durch die AB Storstockholms Lokaltrafik (SL) betrieben.<br />

Wenn man im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt von Stockholm aus nach Sü<strong>de</strong>n reisen wollte, war <strong>de</strong>r Göta landsväg die älteste und einzig existieren<strong>de</strong> Straße. Diese Wegverbindung hatte Ahnen bis<br />

<strong>zu</strong>rück ins Mittelalter (in Skandinavien ca 1100 bis 1500 n. Chr.), vermutlich war hier schon <strong>zu</strong>r Bronzezeit (in Skandinavien ca. 1800 bis 550 v. Chr.), lange bevor Stockholm existierte,<br />

ein Weg entstan<strong>de</strong>n.<br />

Die Hauptverkehrsa<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Zeit ist <strong>de</strong>r Essingele<strong>de</strong>n, ein Teil <strong>de</strong>r Autobahn E4, er führt westlich <strong>de</strong>s Stadtzentrums vorbei und wur<strong>de</strong> 1966 eingeweiht. Ein großer Teil <strong>de</strong>s<br />

Autoverkehrs soll in <strong>de</strong>n nächsten Jahrzehnten unter die Er<strong>de</strong> gelegt wer<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong> im Oktober 2004 ein 4,6 Kilometer langer Tunnel (Södra Länken) südlich <strong>de</strong>s Stadtkerns<br />

eingeweiht. Ein gleichartiges Projekt im Nor<strong>de</strong>n (Norra Länken) ist z.Z. (2008) im Bau und soll im Jahr 2015 fertig sein. Eine östliche Umgehungsautobahn (Österle<strong>de</strong>n), die <strong>de</strong>n<br />

Autobahnring um Stockholm (Ringled Stockholm) komplett machen wür<strong>de</strong>, wird seit <strong>de</strong>n 1950er Jahren diskutiert.<br />

Trängselskatt<br />

Ein politisch kontroverser Versuch <strong>zu</strong>r Reduzierung <strong>de</strong>s innerstädtischen Verkehrs wur<strong>de</strong> Anfang Januar 2006 bis En<strong>de</strong> Juli 2006 mittels einer Innenstadtmaut, die sogenannte<br />

Trängselskatt („Gedrängel-Steuer“), durchgeführt. Trotz <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich geringeren Verkehrsbelastung in <strong>de</strong>r City haben die Einwohner im Zentrum in einem Referendum September 2006<br />

nur knapp für eine Fortführung <strong>de</strong>r Maut gestimmt. Die Bevölkerung <strong>de</strong>r umgeben<strong>de</strong>n Region, die <strong>de</strong>n Hauptteil <strong>de</strong>r Kosten für das Experiment tragen musste, durfte nicht abstimmen. In<br />

lokalen Abstimmungen in einigen <strong>de</strong>r Kranzgemein<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> aber <strong>de</strong>utlich, dass die Region insgesamt gegen <strong>de</strong>n Trängselskatt war; inzwischen fin<strong>de</strong>t sich aber auch hier eine <strong>de</strong>utliche<br />

Mehrheit für die Beibehaltung <strong>de</strong>r Maut.[4] Die neue bürgerliche Regierung lehnte die Maut ab, hat aber im November 2006 <strong>de</strong>n Auftrag gegeben, die Maut unter etwas geän<strong>de</strong>rten<br />

Formen 2007 wie<strong>de</strong>r ein<strong>zu</strong>führen. Seit 1. August 2007 müssen nun die Autofahrer eine Gebühr bezahlen, wenn sie an Arbeitstagen in die Stadt fahren. Die Maut wird nicht nachts o<strong>de</strong>r am<br />

Wochenen<strong>de</strong> erhoben, Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen sind nicht betroffen.<br />

Sen<strong>de</strong>einrichtungen<br />

• Sen<strong>de</strong>r Nacka<br />

• Kaknästurm<br />

Ansässige Unternehmen<br />

Stockholm ist Schwe<strong>de</strong>ns Dienstleistungszentrum. 85 Prozent aller Beschäftigten arbeiten im öffentlichen und privaten Dienstleistungsbereich, aber nur 10 Prozent in <strong>de</strong>r<br />

Herstellungsindustrie. Dennoch gehört Stockholm <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n größten Industriegebieten Schwe<strong>de</strong>ns. Die fehlen<strong>de</strong> Schwerindustrie lässt die Stadt <strong>zu</strong> einer <strong>de</strong>r saubersten Metropolen <strong>de</strong>r Welt


wer<strong>de</strong>n.<br />

Die steigen<strong>de</strong> Zahl von Unternehmen im Hochtechnologie-Bereich wog in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten die Abwan<strong>de</strong>rung traditioneller Industriebetriebe auf. Zu <strong>de</strong>n großen<br />

Industrieunternehmen in <strong>de</strong>r Region zählen heute Ericsson, IBM Svenska AB und Electrolux, <strong>de</strong>r Arzneimittelhersteller AstraZeneca, graphische Betriebe <strong>de</strong>s Bonnier-Konzerns und<br />

an<strong>de</strong>re. Im Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stadt (Kista) entstand im letzten Jahrzehnt eines <strong>de</strong>r größten IT-Zentren Europas.<br />

Stockholm ist auch das Medienzentrum <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s mit vier überregionalen Tageszeitungen und einer Reihe kleiner Zeitungen, Verlagen (unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>m Bonnier-Konzern), Sitz <strong>de</strong>s<br />

staatlichen Rundfunks (SR) und <strong>de</strong>r öffentlich-rechtlichen Fernsehgesellschaft SVT sowie weiterer Medienunternehmen.<br />

Auch die schwedischen Banken (so <strong>zu</strong>m Beispiel Swedbank, Han<strong>de</strong>lsbanken und Skandinaviska Enskilda Banken, die <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n zehn größten Unternehmen in Stockholm gehören) haben<br />

ihren Hauptsitz in Stockholm, wo sich auch die schwedische Börse befin<strong>de</strong>t. Zusammen mit <strong>de</strong>n Hauptsitzen <strong>de</strong>r Versicherungsgesellschaften (Skandia und an<strong>de</strong>re) und von<br />

Investmentunternehmen machen sie Stockholm <strong>zu</strong>m wichtigsten Finanzzentrum Schwe<strong>de</strong>ns.<br />

Insgesamt befin<strong>de</strong>n sich die Hauptsitze von über 40 Prozent aller schwedischen Unternehmen mit mehr als 200 Angestellten in Stockholm. Aber nicht nur Unternehmenszentralen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Zentralbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r staatlichen Verwaltung sowie die nationalen politischen Institutionen (wie Regierung und Reichstag) in Stockholm machen die Stadt <strong>zu</strong>m<br />

Machtzentrum <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s.<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren ist auch <strong>de</strong>r Tourismus <strong>zu</strong> einem wichtigen Wirtschaftszweig gewor<strong>de</strong>n. Seit 1991 ist die Anzahl <strong>de</strong>r Übernachtungen mit 80 Prozent von vier auf über sieben<br />

Millionen gestiegen. Festivals wie das Stockholm Waterfestival und große Sportveranstaltungen wie <strong>de</strong>r Stockholm-Marathon sind wichtige Attraktionen.<br />

Seit 2005 hat das Europäische Zentrum für Seuchenprävention ECDC seinen Sitz in Stockholm.<br />

Damit sich die Wirtschaft präsentieren und weitere Kontakte knüpfen kann, hat Stockholm auch eine Messe (Stockholmsmässan).<br />

Bildung<br />

In Stockholm gibt es 16 Hochschulen und Universitäten. Von herausragen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung sind hierbei die Universität Stockholm (Stockholms universitetet) mit ihren etwa 35.000<br />

Studieren<strong>de</strong>n (Stand 2004) und die Königlich Technische Hochschule Stockholm (Kungliga Tekniska Högskolan), die wohl größte technische Hochschule Skandinaviens.<br />

Nachfolgend sind daneben alle weiteren Hochschulen genannt.<br />

• Danshögskolan (Hochschule für Tanz, Choreographie und Tanzpädagogik)<br />

• Dramatiska Institutet (Hochschule für Film, Radio, Fernsehen und Theater)<br />

• Ersta & Sköndal högskola<br />

• Han<strong>de</strong>lshögskolan i Stockholm (Han<strong>de</strong>lshochschule Stockholm)<br />

• Idrottshögskolan i Stockholm (Hochschule für Sport)<br />

• Karolinska-Institut (Medizinische Universität, liegt in <strong>de</strong>r Nachbarstadt Solna)<br />

• Kungliga Tekniska Högskolan (KTH, Royal Institute of Technology)<br />

• Konstfack (Kunsthochschule)<br />

• Kungliga Konsthögskolan<br />

• Königliche Musikhochschule Stockholm<br />

• Lehrerhochschule Stockholm (Hochschule für Lehrerausbildung)<br />

• Operahögskolan i Stockholm


• Stockholms Musikpedagogiska Institutet (Hochschule für Musikpädagogik)<br />

• Universität Stockholm<br />

• Sö<strong>de</strong>rtörns högskola<br />

• Teaterhögskolan i Stockholm<br />

• Teologiska Högskolan<br />

Neben <strong>de</strong>n Forschungseinrichtungen <strong>de</strong>r Hochschulen und Universitäten gibt es eine Reihe weiterer staatlicher und privater Forschungsinstitutionen in Stockholm. Insbeson<strong>de</strong>re ist in<br />

diesem Zusammenhang die Kungliga Biblioteket (Königliche Bibliothek) mit ca. fünf Millionen Bän<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> nennen. Die Bibliothek hat aufgrund <strong>de</strong>r immensen schwedischen Kriegsbeute<br />

im Dreißigjährigen Krieg nicht nur eine hervorragen<strong>de</strong> Sammlung frühneuzeitlicher Bücher, son<strong>de</strong>rn seit 1661 auch <strong>de</strong>n staatlich verbrieften Auftrag alles in Schwe<strong>de</strong>n gedruckte<br />

Material <strong>zu</strong> sammeln. Die Bibliothek verwaltet auch das <strong>zu</strong>m Weltkulturerbe zählen<strong>de</strong> Archiv <strong>de</strong>r schwedischen Kin<strong>de</strong>rbuchautorin Astrid Lindgren.<br />

Stockholm ist ebenfalls Sitz <strong>de</strong>r Schwedischen Aka<strong>de</strong>mie, <strong>de</strong>r Königlich Schwedischen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften, <strong>de</strong>r Königlichen Aka<strong>de</strong>mie für Literatur, Geschichte und<br />

Antiquitäten, <strong>de</strong>r Nobel-Stiftung und weiterer kultureller und wissenschaftlicher Institutionen.<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>r Stadt<br />

Zu <strong>de</strong>n in Stockholm geborenen bekannten Persönlichkeiten gehören unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r Sänger, Musiker und ABBA-Mitglied Benny An<strong>de</strong>rsson, <strong>de</strong>r Dichter Carl Michael Bellman, <strong>de</strong>r<br />

Feldmarschall Erik Dahlberg, <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckungsreisen<strong>de</strong> Sven Hedin, die Schauspielerin Greta Garbo, die Kin<strong>de</strong>rbuchautorin Barbro Lindgren, <strong>de</strong>r Chemiker und Erfin<strong>de</strong>r Alfred Nobel,<br />

die Dichterin H. C. Nor<strong>de</strong>nflycht, <strong>de</strong>r zweimalige schwedische Premierminister Olof Palme, sowie <strong>de</strong>r Komponist, Pianist und Dirigent Wilhelm Stenhammar.<br />

Literatur<br />

• Der National Geographic Walker Stockholm. Mairdumont, 2004, ISBN 3-936559-09-0 (Reiseführer mit praktischen Karten)<br />

• Gudrun Schulte: Stockholm selbst ent<strong>de</strong>cken. Regenbogen, 2000, ISBN 3-85862-153-6 (Beschreibt die Stadt im Fließtext)<br />

• Ingrid Bohn: "Kleine Geschichte Stockholms". Pustet-Verlag Regensburg 2008, ISBN 978-3-7917-2121-7 (Beschreibt die historische Entwicklung bis <strong>zu</strong>r Gegenwart)<br />

Fußnoten<br />

1. ↑ Stockholms Stads Utrednings- och Statistikkontor AB: Stockholms befolkning 2009 (schwedisch)<br />

2. ↑ World Meteorological Organization (englisch)<br />

3. ↑ Stockholms stads webplats: Sta<strong>de</strong>ns ledning (schwedisch)<br />

4. ↑ Klart ja i hela länet till trängselskatt - 15. september 2009 (schwedisch)<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.


Lübeck-Travemün<strong>de</strong><br />

Lübeck-Travemün<strong>de</strong> ist ein Stadtteil <strong>de</strong>r Hansestadt Lübeck in Schleswig-Holstein, <strong>de</strong>r direkt an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>r Trave in <strong>de</strong>r Lübecker Bucht liegt. Zum Stadtteil im politischen Sinn<br />

gehören neben <strong>de</strong>m Stadtbezirk Alt-Travemün<strong>de</strong>/Rönnau, <strong>de</strong>r im Sprachgebrauch häufig mit Travemün<strong>de</strong> gleichgesetzt wird, auch die Stadtbezirke Priwall, Brodten, Teutendorf und<br />

Ivendorf. Brodten, Teutendorf und Ivendorf sind kleine Dörfer, sie wur<strong>de</strong>n 1935 eingemein<strong>de</strong>t.<br />

Geografie<br />

Lübeck-Travemün<strong>de</strong> liegt etwa 20 Kilometer entfernt vom Lübecker Zentrum. Der größte Teil <strong>de</strong>s Stadtteils liegt westlich <strong>de</strong>r Trave. Die an <strong>de</strong>r Mündung in die Ostsee gelegene<br />

Halbinsel Priwall auf <strong>de</strong>m Ostufer gehört ebenfalls <strong>zu</strong> Travemün<strong>de</strong>.<br />

Das Gebiet <strong>de</strong>s Stadtteils ist 41,3 Quadratkilometer groß. 2004 lebten 13.902 Einwohner in Travemün<strong>de</strong>, also 337 Einwohner je Quadratkilometer. Die meisten Bewohner leben in <strong>de</strong>n<br />

Stadtbezirken Alt-Travemün<strong>de</strong>/Rönnau. In <strong>de</strong>n drei weiteren Dörfern, die <strong>zu</strong>m Stadtteil gehören, leben nur jeweils zwischen 100 und 300 Einwohner. Im Gegensatz <strong>zu</strong>r Statistik <strong>de</strong>r Stadt<br />

Lübeck, die einen Bevölkerungsverlust aufwies, nahm die Einwohnerzahl Travemün<strong>de</strong>s von 1993 bis 2003 <strong>de</strong>utlich <strong>zu</strong>.<br />

Geschichte<br />

Travemün<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> 1187 gegrün<strong>de</strong>t. Bereits mit <strong>de</strong>m Lübecker Reichsfreiheitsbrief von 1226 hatte sich die Stadt Lübeck von Kaiser Friedrich II. die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Rechte an<br />

Travemün<strong>de</strong> <strong>zu</strong>sichern lassen. Damals kam <strong>de</strong>r Priwall <strong>zu</strong> Travemün<strong>de</strong>. 1329 ging Travemün<strong>de</strong> endgültig in <strong>de</strong>n Besitz <strong>de</strong>r Stadt Lübeck über. Travemün<strong>de</strong> war seit <strong>de</strong>n Zeiten Heinrichs<br />

<strong>de</strong>s Löwen stark befestigt. Im Jahr 1802 bekam Travemün<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Titel „Seebad“ <strong>zu</strong>gesprochen.[1] Die Befestigungen wur<strong>de</strong>n 1807 geschleift. 1872 wur<strong>de</strong> Travemün<strong>de</strong> durch das<br />

Ostseesturmhochwasser stark geschädigt, zahlreiche Häuser fielen <strong>de</strong>n Fluten <strong>zu</strong>m Opfer. Spuren <strong>de</strong>r Sturmflut sind noch heute vereinzelt erkennbar. 1913 wur<strong>de</strong> die Stadt Travemün<strong>de</strong><br />

nach Lübeck eingemein<strong>de</strong>t.<br />

Politik<br />

Travemün<strong>de</strong> hat einen informellen Ortsrat, <strong>de</strong>r als Sprachrohr gegenüber <strong>de</strong>r Verwaltung und Politik <strong>de</strong>r Hansestadt Lübeck fungiert, aber keine eigenen Entscheidungsbefugnisse besitzt.<br />

Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Bauwerke<br />

Alter Leuchtturm<br />

1539 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Leuchtturm von holländischen Maurern aus Ziegelsteinen erbaut. Er ist rund 31 Meter hoch und besteht aus acht Etagen, die jeweils im Durchmesser abnehmen. Er ist <strong>de</strong>r<br />

älteste Leuchtturm in Deutschland, und 142 Treppenstufen führen hinauf. [2] Die Treppenstufen wer<strong>de</strong>n nach oben hin immer steiler und schlechter <strong>zu</strong> begehen.<br />

1827 wur<strong>de</strong> er von einem Blitz getroffen, wobei die Spitze völlig abbrannte. 1903 wur<strong>de</strong> das Leuchtfeuer auf elektrisches Licht umgestellt. Im Jahr 1922 wur<strong>de</strong> er <strong>zu</strong>m technischen<br />

Kultur<strong>de</strong>nkmal gekürt. Deutschlands dienstältester Leuchtturm stellte 1972 <strong>de</strong>n Betrieb ein, weil die Sicht durch <strong>de</strong>n Neubau eines Hochhauses ver<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>. Das Leuchtfeuer befin<strong>de</strong>t<br />

sich jetzt im obersten Stockwerk <strong>de</strong>s Maritim-Hotels in 117 Meter Höhe.[2]<br />

Er dient als maritimes Museum für Leuchtfeuertechnik. An <strong>de</strong>n Treppenwän<strong>de</strong>n und auf <strong>de</strong>n Treppenabsätzen sind Bil<strong>de</strong>r von Leuchttürmen und Feuerschiffen sowie Seelaternen und<br />

Leuchtfeuer ausgestellt. Auf halber Höhe ist <strong>de</strong>r Lotsenausguck <strong>zu</strong>r Ostsee <strong>zu</strong> besichtigen. Im obersten Stockwerk ist eine enge Balustra<strong>de</strong> rund um <strong>de</strong>n Turm angelegt. Von dort ist <strong>de</strong>r<br />

Rundblick auf Ostsee, Travemün<strong>de</strong>, Priwall, Passat und <strong>de</strong>n Schiffs- und Fährverkehr möglich.


Spielcasino<br />

Das Gebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> 1913/14 als „Städtischer Kursaal“ bzw. „Konversationshaus“ erbaut. Die Gestaltung <strong>de</strong>r Außenanlagen wur<strong>de</strong> im Jahr 1915 von <strong>de</strong>m bekannten Lübecker<br />

Gartenarchitekten Harry Maasz vorgenommen. Das Casino Travemün<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r eleganten Kaiserallee im Jugendstil ist eines <strong>de</strong>r traditionsreichsten in Deutschland. Im Jahr 1949 wur<strong>de</strong><br />

das Spielcasino mit einer <strong>zu</strong>nächst auf zehn Jahre befristeten Lizenz eröffnet.[3] Im Hause befin<strong>de</strong>t sich jetzt auch ein Hotel.<br />

Strandpromena<strong>de</strong><br />

Heute befin<strong>de</strong>t sich hier die architektonisch wohl eindrucksvollste Strandpromena<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Küste mit <strong>de</strong>m breiten Sandstrand <strong>de</strong>r Ostsee. Sie wur<strong>de</strong> 1904 eingeweiht. Die<br />

beson<strong>de</strong>re Atmosphäre ergibt sich durch die großzügigen Dimensionen und <strong>de</strong>n Blick auf <strong>de</strong>n Ba<strong>de</strong>betrieb und <strong>de</strong>n internationalen Fährverkehr. Der feinsandige Sandstrand ist 1,5 km<br />

lang, 1.700 Strandkörbe sind verfügbar. Von En<strong>de</strong> 2010 bis Mitte 2012 wird die Strandpromena<strong>de</strong> abschnittsweise und jeweils hälftig mit einem sturmsicheren Unterbau versehen und<br />

umgestaltet. [4] Die Strandpromena<strong>de</strong> geht über in die urige Kulisse <strong>de</strong>s Brodtener Steilufers.<br />

Strandbahnhof<br />

Der Endbahnhof <strong>de</strong>r Bahnstrecke wur<strong>de</strong> 1911–1913 nach <strong>de</strong>n Plänen <strong>de</strong>s Architekten Fritz Klingholz im Jugendstil als Ersatz für einen hölzernen Vorgänger aus <strong>de</strong>m Jahre 1900 gebaut.<br />

2006 wur<strong>de</strong> er aufwändig für fast 2,3 Millionen Euro restauriert.[5] Als Beson<strong>de</strong>rheit weist er einen Uhrenturm mit bis <strong>zu</strong>m Strand hin sichtbarer Anzeige <strong>de</strong>r nächsten Zugabfahrt auf.<br />

Hafenbahnhof<br />

Das jetzige Gebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> 1913/14 ebenfalls nach <strong>de</strong>n Plänen von Fritz Klingholz errichtet. Der Vorgänger war bereits mit <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>r Lübeck-Travemün<strong>de</strong>r Eisenbahnstrecke im<br />

Jahre 1882 fertiggestellt wor<strong>de</strong>n. Auf Wunsch <strong>de</strong>r Eisenbahngesellschaft baute die Stadt eine Verbindungsstraße zwischen Hafenbahnhof und <strong>de</strong>n Schiffsanlegern an <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rreihe, die<br />

<strong>de</strong>n Namen Rose erhielt. 1996 wur<strong>de</strong> das Bahnhofsgebäu<strong>de</strong> verkauft und wird heute als Restaurant genutzt.<br />

Maritim-Hochhaus<br />

Das Maritim Hochhaus wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n 1970er Jahren errichtet. Mit 119 Metern Höhe ist es das höchste Gebäu<strong>de</strong> Schleswig-Holsteins sowie <strong>de</strong>r gesamten <strong>de</strong>utschen Ostseeküste. Das<br />

Hochhaus ist aufgeteilt in einen Hotelbereich und Privatwohnungen. Äußerlich ist das Erscheinungsbild im Wesentlichen noch bauzeitlich, innen und im Sockelbereich wur<strong>de</strong>n mehrfach<br />

Umbauten vorgenommen. Nur in wenigen Privatwohnungen fin<strong>de</strong>t sich noch die ursprüngliche Einrichtung.<br />

Touristische Attraktionen eines alten Seeba<strong>de</strong>s<br />

Altstadt<br />

Lübeck-Travemün<strong>de</strong> entwickelte sich ursprünglich aus einer Fischer- und Lotsensiedlung und ist seit 1802 eines <strong>de</strong>r ältesten und traditionsreichsten <strong>de</strong>utschen Seebä<strong>de</strong>r. Sein Tourismus<br />

ist über Jahrzehnte gewachsen mit entsprechen<strong>de</strong>r Infrastruktur und vielfältigen Sport- und Freizeitangeboten.<br />

In <strong>de</strong>r Altstadt von Travemün<strong>de</strong> rund um die St.-Lorenz-Kirche (1557, mit einer Orgel von Beckerath) und am Ostpreußenkai hat sich <strong>de</strong>r ursprüngliche Charakter erhalten. So kann man<br />

im Fischereihafen fangfrischen Fisch kaufen. Dieser Teil Alt-Travemün<strong>de</strong>s vor <strong>de</strong>m Anleger <strong>de</strong>r Priwallfähren, gegenüber <strong>de</strong>r alten Lübecker Vogtei im Stil <strong>de</strong>r Backsteinrenaissance,<br />

besitzt ein urbanes Ambiente. Die Alte Vogtei war Sitz <strong>de</strong>r Lübecker Stadtherrn, Polizeirevier und wird heute gewerblich genutzt.[2]<br />

Maritimes Flair<br />

An <strong>de</strong>r Travemündung beim Passathafen am Priwall mit seinen Hun<strong>de</strong>rten von Segelyachten (nur während <strong>de</strong>r Segelsaison) liegt die Viermastbark Passat als Museumsschiff und<br />

Wahrzeichen. Die Passat wur<strong>de</strong> 1911 als Getrei<strong>de</strong>- und Salpetertransporter erbaut und 1959 von <strong>de</strong>r Hansestadt Lübeck unter Denkmalschutz gestellt. Sie umsegelte neununddreißigmal


Kap Hoorn und umrun<strong>de</strong>te zweimal die Welt. Sie kann besichtigt wer<strong>de</strong>n, hat drei Veranstaltungsräume, 98 Kojen sowie ein Stan<strong>de</strong>samt.[6] Die Masten sind 56 Meter hoch.[2] In <strong>de</strong>r<br />

Vorweihnachts- und Weihnachtszeit ist sie mit einer Lichterkette über die Toppen geschmückt.<br />

Die Passat zählte einst <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n legendären Flying-P-Linern <strong>de</strong>r Hamburger Ree<strong>de</strong>rei Laeisz. Sie ist das Schwesterschiff <strong>de</strong>s vor Manhattan liegen<strong>de</strong>n Museumsschiffs Peking und verwandt<br />

mit <strong>de</strong>r im Atlantik gesunkenen Pamir, an die das Wrack eines ihrer Rettungsboote in <strong>de</strong>r St. Jakobikirche am Koberg in Lübeck erinnert. Zu <strong>de</strong>n P-Linern gehört auch die Krusenstern,<br />

die früher Padua hieß, und Travemün<strong>de</strong> als aktives russisches Segelschulschiff im Rahmen <strong>de</strong>r Baltic-Sail regelmäßig besucht.<br />

Stadtplanung<br />

Das ortsbildprägen<strong>de</strong> Kurhaus-Hotel am Kalvarienberg wur<strong>de</strong> renoviert und umgebaut und anschließend als Arosa Ressort neu eröffnet. In seinem Inneren fin<strong>de</strong>n sich noch<br />

Ausstattungsmerkmale <strong>de</strong>s eingeschossigen Vorgängerbaus, die 1820 im Stil <strong>de</strong>s Klassizismus vom Innenarchitekten Joseph Christian Lillie geschaffen wur<strong>de</strong>n.<br />

Zwischen Kaiserallee und Steenkamp haben sich die Stadtplaner eine Pointe im Straßenbild erlaubt: Die Straßen Backbord, Steuerbord, Mittschiffs und Achter<strong>de</strong>ck sind so angeordnet,<br />

dass <strong>de</strong>r Straßenverlauf das Bild eines Schiffs auf <strong>de</strong>n Stadtplan zeichnet. Dieses „Schiff“ im Stadtplan hat sogar ein Fallreep, mit <strong>de</strong>m es an <strong>de</strong>r Kaiserallee angelegt ist. Zu diesem<br />

Schiffsthema gehören außer<strong>de</strong>m die Straßen Im Beiboot, Am Heck, Go<strong>de</strong>wind (guter Wind) und Leegerwall (von Lee, Windschattenseite).[7]<br />

Natur<br />

Zu Travemün<strong>de</strong> gehört auch das Brodtener Ufer, eine eindrucksvolle, bis <strong>zu</strong> 20 Meter hohe Steilküste von etwa vier Kilometer Länge bis <strong>zu</strong>m Nachbarort Niendorf, mit einem dahinter<br />

liegen<strong>de</strong>n Golfplatz, <strong>de</strong>r <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Ältesten in Deutschland gehört. Im unmittelbaren Hinterland Travemün<strong>de</strong>s, aber bereits im Kreis Ostholstein, liegt <strong>de</strong>r Hemmelsdorfer See. Dieser See ist<br />

eine von <strong>de</strong>r Ostsee abgeschnittene För<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r einstmals Napoleon einen geschützten Kriegshafen für sein Imperium anlegen lassen wollte.<br />

Museen und Erinnerungsstätten<br />

Links <strong>de</strong>r Trave<br />

Das Seebadmuseum Travemün<strong>de</strong> dokumentiert die Entwicklung Travemün<strong>de</strong>s als Seebad, die Geschichte <strong>de</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng <strong>de</strong>s Priwalls als Gelän<strong>de</strong> <strong>zu</strong>r Entwicklung von Seeflugzeugen<br />

(unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r Dornier) und als Werftstandort. Weiter wer<strong>de</strong>n die Aufnahme <strong>de</strong>r Flüchtlingsströme <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs und die Situation an <strong>de</strong>r ehemaligen Grenze <strong>zu</strong>r DDR<br />

dargestellt.<br />

Zwischen Strandpromena<strong>de</strong> und Maritim-Hotel ist ein historischer Propeller aufgestellt, <strong>de</strong>r an die Geschichte <strong>de</strong>s Priwalls als Seeflugerprobungsstätte erinnern soll.<br />

Neben <strong>de</strong>m Vereinsheim <strong>de</strong>s Eisenbahner-Hochsee-Sportfischer-Vereins (EHSFV), einem ehemaligen Wasserturm <strong>de</strong>r Lübeck-Büchener Eisenbahn, steht die Sektion „a“ <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

DRG-Triebwagens SVT 137 851 (Baureihe DRB 137 851 bis 858) <strong>de</strong>r Bauart „Köln“ (späterer VT 06 106 <strong>de</strong>r DB).<br />

Priwall<br />

Das Museums-Segelboot Passat, <strong>de</strong>r Passat-Hafen und das Museum Ostseestation befin<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>m Priwall.<br />

Verkehr<br />

Fährverkehr<br />

Travemün<strong>de</strong> ist mit seinem Skandinavienkai einer <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten <strong>de</strong>utschen Fährhäfen für <strong>de</strong>n Verkehr mit Finnland, Schwe<strong>de</strong>n (Malmö, Trelleborg, Göteborg, Helsingborg), Lettland<br />

und Norwegen.[8] Die Ave Line bedient die Strecke Travemün<strong>de</strong>-Liepāja.


Öffentliche Verkehrsmittel<br />

Eisenbahn<br />

Von Hamburg und Lübeck wird die Stadt über die Bahnstrecke Lübeck–Lübeck-Travemün<strong>de</strong> Strand mit Zügen <strong>de</strong>s Regionalverkehrs <strong>de</strong>r DB Regio im Stun<strong>de</strong>ntakt bedient. Die drei<br />

Travemün<strong>de</strong>r Bahnhöfe sind von Süd nach Nord Lübeck-Travemün<strong>de</strong>-Skandinavienkai (weitab vom Check-in <strong>de</strong>r Ostseefähren),Lübeck-Travemün<strong>de</strong>-Hafen (nahe <strong>de</strong>r Altstadt) und<br />

Lübeck-Travemün<strong>de</strong>-Strand (nahe <strong>de</strong>r Strandpromena<strong>de</strong> und <strong>de</strong>m Kurhaus). Am Skandinavienkai fin<strong>de</strong>t reger Güterverkehr statt, wobei die Züge im Raum Travemün<strong>de</strong> auf eigener<br />

Trasse Richtung Lübeck verkehren.<br />

Busverkehr<br />

Nach Lübeck bestehen Busverbindungen mit <strong>de</strong>m Schnellbus 30 o<strong>de</strong>r 40 <strong>de</strong>s Stadtverkehrs Lübeck. Diese Busse halten auch am Skandinavienkai.<br />

Die Seebä<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lübecker Bucht von Travemün<strong>de</strong> über Niendorf, Timmendorf, Scharbeutz bis Haffkrug Seebrücke wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Bus 5815 <strong>de</strong>r Lübeck-Travemün<strong>de</strong>r<br />

Verkehrsgesellschaft verbun<strong>de</strong>n. Die weitere Verbindung von Haffkrug Seebrücke nach Sierksdorf und Neustadt in Holstein wird nur wenige Male pro Tag bedient.<br />

Flugverkehr<br />

Der nächste Flughafen ist <strong>de</strong>r Flughafen Lübeck in Lübeck-Blankensee.<br />

Straßen und Stadtfähren<br />

Travemün<strong>de</strong> ist über die A 1/A 226 und die autobahnähnlich ausgebaute Bun<strong>de</strong>sstraße 75 erreichbar. Mit <strong>de</strong>n nordwestlich gelegenen Bä<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Lübecker Bucht und <strong>de</strong>r Holsteinischen<br />

Schweiz ist Travemün<strong>de</strong> durch die Bä<strong>de</strong>rstraße B 76 verbun<strong>de</strong>n. Zwischen <strong>de</strong>r rechts <strong>de</strong>r Trave an <strong>de</strong>r Grenze <strong>zu</strong> Mecklenburg-Vorpommern gelegenen Halbinsel Priwall und <strong>de</strong>m<br />

Zentrum von Travemün<strong>de</strong> verkehrt eine kombinierte Personen- und Autofähre, vom Alten Leuchtturm außer<strong>de</strong>m noch eine Personenfähre.<br />

Touristische Verkehrsverbindungen<br />

Etwa 20 Kreuzfahrtschiffe fahren pro Jahr <strong>de</strong>n Ostpreußenkai an und bringen Besucher nach Travemün<strong>de</strong>.[9]<br />

Von April bis Anfang Oktober befahren zweimal täglich kleine Personenschiffe in 90 Minuten die Strecke zwischen <strong>de</strong>r Travemün<strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rreihe und <strong>de</strong>r Lübecker Drehbrücke. Sie<br />

erschließen dabei die Natur- und Industrielandschaft <strong>de</strong>r Trave.[10]<br />

Der von <strong>de</strong>n Naturfreun<strong>de</strong>n Deutschlands initiierte Hanseatenweg verläuft durch Lübeck, Travemün<strong>de</strong> und <strong>de</strong>n Priwall. Er besteht bereits zwischen <strong>de</strong>n Hansestädten Osnabrück, Bremen,<br />

Hamburg, Lübeck, Wismar und Rostock. Geplant ist er für die Gesamtstrecke von Brügge in Belgien bis Narva in Estland. [11]<br />

Veranstaltungen<br />

Alljährlich im Sommer fin<strong>de</strong>t unter Fe<strong>de</strong>rführung <strong>de</strong>s Lübecker Yacht Clubs (LYC) vom Leuchtenfeld aus die Travemün<strong>de</strong>r Woche mit rund 2.500 Aktiven und über 1.000 Booten statt,<br />

ähnlich <strong>de</strong>r Kieler Woche.[2] Die Travemün<strong>de</strong>r Woche ist eine Segelregatta auf zehn Regattabahnen mit Kielyachten, Katamaranen und Gleitjollen.[12]<br />

Zahlreiche Windjammer treffen sich in Travemün<strong>de</strong> jährlich <strong>zu</strong>r Baltic Sail.<br />

Zwischen 2002 und 2007 fand in Travemün<strong>de</strong> alljährlich das Sandskulpturen-Festival Sand World statt.<br />

Schulen


• Grundschule Steenkamp, Strandweg<br />

• Stadtschule Travemün<strong>de</strong> (Grundschule, bis 2009 Grund- und Hauptschule), Kirchenstraße<br />

• Schule am Meer (Grund- und Regionalschule), Steenkamp<br />

Kirchen<br />

• evangelisch-lutherisch: St. Lorenz, Kirchenstraße<br />

• römisch-katholisch: St. Georg, Rose<br />

• sonstige Glaubensgemeinschaften: Neuapostolische Kirche, Moorred<strong>de</strong>r<br />

Persönlichkeiten<br />

Literarisch hat <strong>de</strong>r Lübecker Nobelpreisträger Thomas Mann in <strong>de</strong>n Bud<strong>de</strong>nbrooks <strong>de</strong>n Ba<strong>de</strong>urlaub und Seebadbetrieb <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts festgehalten. Maler wie Edvard Munch,<br />

Gotthardt Kuehl, Ulrich Hübner und Erich Dummer stellten das sommerliche Leben im Seebad und Yachthafen dar. Ihre Gemäl<strong>de</strong> sind im Lübecker Kunstmuseum Behnhaus ausgestellt<br />

und zeugen von Travemün<strong>de</strong>s Vergangenheit.<br />

Dem Mundartdichter und Erzähler Otto Timmermann (1916–2008), Küster <strong>de</strong>r St. Lorenz-Kirche und Travemün<strong>de</strong>r Original, wur<strong>de</strong> 2002 auf <strong>de</strong>m alten Marktplatz <strong>de</strong>r Timmermann-<br />

Brunnen gewidmet.<br />

Peter Deilmann, <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r durch die ZDF-Fernsehserie Das Traumschiff bekannten gleichnamigen Peter Deilmann Ree<strong>de</strong>rei aus Neustadt in Holstein, VIVA-Mo<strong>de</strong>ratorin Gülcan<br />

Kamps (geb. Karahancı), Rötger Feldmann alias Brösel, <strong>de</strong>utscher Comiczeichner, Peter Nogly, <strong>de</strong>utscher Fußballnationalspieler und <strong>de</strong>r Fußballtrainer Bernd Schrö<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n in<br />

Travemün<strong>de</strong> geboren. Antje Buschschulte, Schwimmweltmeisterin, wuchs in Travemün<strong>de</strong> auf und Eckhard Dagge, zweiter <strong>de</strong>utscher Boxweltmeister nach Max Schmeling, begann <strong>de</strong>n<br />

Boxsport in Travemün<strong>de</strong>.<br />

Literatur<br />

• Thorsten Albrecht: Travemün<strong>de</strong> (Kleine Hefte <strong>zu</strong>r Stadtgeschichte, hrsg. vom Archiv <strong>de</strong>r Hansestadt Lübeck, Heft 19). Lübeck 2005, ISBN 3795031184<br />

• Mirko Lamonaca - "Le meduse di Travemün<strong>de</strong>" - Roman in Italienisch - http://www.xxx<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Ab nach Travemün<strong>de</strong>. In: Hamburger Abendblatt vom 17. Juli 2010, Magazin S. II<br />

2. ↑ a b c d e LN-Serie: Was in Lübeck zählt (37). Travemün<strong>de</strong>. In: Lübecker Nachrichten vom 20. November 2009,S. 13<br />

3. ↑ Internetseite Spielbank<br />

4. ↑ Kurbetrieb Travemün<strong>de</strong>: Neugestaltung Strandpromena<strong>de</strong> Travemün<strong>de</strong>. Faltblatt vom 28. Oktober 2010.<br />

5. ↑ Herzlich willkommen im Travemün<strong>de</strong>r Strandbahnhof, luebecknews.<strong>de</strong> vom 23. Mai 2006<br />

6. ↑ Gästeführer Lübeck und Travemün<strong>de</strong>. Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 2008, S. 16, 25, 28<br />

7. ↑ Lübeck und Travemün<strong>de</strong> Tourismus-Zentrale: Navigation Travemün<strong>de</strong>. (Stadtplan)<br />

8. ↑ Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH: Lübecker Hafennachrichten, Dezember 2008.<br />

9. ↑ Travemün<strong>de</strong> aktuell, Mai 2010, S. 26-27<br />

10.↑ Internetseite Traveschifffahrt


11.↑ Infotafel Hanseatenweg <strong>de</strong>r Naturfreun<strong>de</strong> Deutschlands, Lan<strong>de</strong>sverband Schleswig-Holstein an <strong>de</strong>r Mecklenburger Landstraße 128 sowie Naturfreun<strong>de</strong> Deutschlands,<br />

Lan<strong>de</strong>sverband Schleswig-Holstein Hrsg.): Hanseatenweg von Lübeck über Wismar nach Rostock. Faltblatt von ca. 2005.<br />

12.↑ Ab nach Travemün<strong>de</strong>. In: Hamburger Abendblatt vom 17. Juli 2010, Magazin S. II<br />

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Bad Ol<strong>de</strong>sloe<br />

Bad Ol<strong>de</strong>sloe [ˌbatˀɔldəsˈloː] (nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utsch Bad Oschloe) ist die Kreisstadt <strong>de</strong>s Kreises Stormarn in Schleswig-Holstein (Deutschland).<br />

Geschichte<br />

Das Gebiet ist bereits in <strong>de</strong>r Steinzeit besie<strong>de</strong>lt gewesen. Hier gefun<strong>de</strong>ne Feuersteinwerkzeuge wur<strong>de</strong>n auf die Zeit 6000–4500 v. Chr. datiert und sind unter <strong>de</strong>m Namen Ol<strong>de</strong>sloer Stufe<br />

bekannt.<br />

Nach einer geodätischen Deformationsanalyse <strong>zu</strong>m Ort Treva aus <strong>de</strong>m Kartenwerk <strong>de</strong>r Geographike Hyphegesis, die das Institut für Geodäsie <strong>de</strong>r Technischen Universität Berlin im<br />

Rahmen eines Forschungsprojekts <strong>de</strong>r Deutschen Forschungsgemeinschaft 2007 bis 2010 durchführte, befand sich dieser historische Ort auf <strong>de</strong>r Gemarkung <strong>de</strong>s heutigen Bad Ol<strong>de</strong>sloe.<br />

[2]<br />

Ol<strong>de</strong>sloe wur<strong>de</strong> erstmals 1163 als „Ta<strong>de</strong>slo“ erwähnt. Die Schauenburger Grafen von Holstein-Stormarn entwickelten <strong>de</strong>n Ort, <strong>de</strong>r im sächsisch-slawischen Grenzgebiet an einem<br />

Traveübergang an <strong>de</strong>r Nordsee-Ostsee-Straße von Lübeck nach Hamburg liegt, <strong>zu</strong> einem wichtigen Umschlagplatz. Bereits für 1175 ist eine Zollstation belegt. Um 1238 erhält Ol<strong>de</strong>sloe<br />

das lübische Stadtrecht, 1370 von Graf Adolf VIII. das Marktrecht.<br />

Im Jahr 1515 entsteht aufgrund eines königlichen Privilegs an <strong>de</strong>n Lübecker Kaufmann Mathias Mulich <strong>de</strong>r erste von mehreren Kupferhämmern an <strong>de</strong>r Beste. 1529 folgt die<br />

Inbetriebnahme <strong>de</strong>s Alster-Beste-Kanals und Ol<strong>de</strong>sloe liegt bis <strong>zu</strong>r Einstellung <strong>de</strong>r Schifffahrt um 1550 an <strong>de</strong>r Binnenschifffahrtsverbindung zwischen Hamburg und Lübeck.<br />

Im Jahr 1813 wur<strong>de</strong> ein mo<strong>de</strong>rnes Kurbad (Sol-, Moor und Schwefelbad) in Betrieb genommen. Die Verleihung <strong>de</strong>s Titels „Bad“ erfolgte jedoch erst im Jahr 1910, als <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>s<br />

Kurbetriebs schon fast wie<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utungslos war. Trotz <strong>de</strong>r heute nicht mehr vorhan<strong>de</strong>nen Anerkennung als Heilbad und <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utigen Regelung <strong>de</strong>r schleswig-holsteinischen<br />

Gemein<strong>de</strong>ordnung[3] trägt Ol<strong>de</strong>sloe aber weiterhin <strong>de</strong>n Namens<strong>zu</strong>satz „Bad“. Der letzte <strong>de</strong>r Saline Ol<strong>de</strong>sloe gehören<strong>de</strong> Salzspeicher an <strong>de</strong>r Trave in Lübeck wur<strong>de</strong> 1839 verkauft.<br />

Mit <strong>de</strong>m Anschluss an das Eisenbahnnetz im Jahr 1865 (Hamburg–Ol<strong>de</strong>sloe–Lübeck) wird die bis dahin für diese Strecke be<strong>de</strong>utsame Traveschifffahrt eingestellt. Die 1907 eröffnete<br />

Bahnstrecke nach Elmshorn (über Barmstedt) wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Streckenstück Ulzburg–Blumendorf 1973 stillgelegt.<br />

In <strong>de</strong>n 1930er Jahren kämpfte Bürgermeister Friedrich Wilhelm Kieling vergeblich für eine Verlegung <strong>de</strong>r Kreisverwaltung <strong>de</strong>s Kreises Stormarn aus <strong>de</strong>r kreisfreien Stadt Wandsbek nach<br />

Ol<strong>de</strong>sloe, was <strong>zu</strong> schweren Zerwürfnissen mit Landrat Constantin Bock von Wülfingen führte. Im Zweiten Weltkrieg verlegte man dann nach <strong>de</strong>r katastrophalen Bombardierung<br />

Hamburgs im Sommer 1943 die Kreisverwaltung provisorisch von Wandsbek nach Ol<strong>de</strong>sloe. Auch Bad Ol<strong>de</strong>sloe selbst war ab 1940 vom Luftkrieg betroffen. Der schwärzeste Tag <strong>de</strong>r<br />

Stadtgeschichte kam kurz vor Kriegsen<strong>de</strong>. Ein Angriff <strong>de</strong>r Royal Air Force am 24. April 1945 for<strong>de</strong>rte über 700 Menschenleben. Mehrere hun<strong>de</strong>rt Gebäu<strong>de</strong> waren total zerstört bzw.


schwer beschädigt wor<strong>de</strong>n. Seit 1949 befin<strong>de</strong>t sich die Kreisverwaltung offiziell in Ol<strong>de</strong>sloe.<br />

Geschichte <strong>de</strong>r Stadtteile<br />

Blumendorf<br />

Das Bauerndorf Blumendorf wur<strong>de</strong> erstmals 1314 urkundlich genannt. Später gehörte es <strong>zu</strong>m Gut Fresenburg, das es 1635 an Hans von Buchwald <strong>zu</strong> Scha<strong>de</strong>horn verkaufte. Dieser<br />

wan<strong>de</strong>lte es in ein Adliges Gut um. 1755 erbaute <strong>de</strong>r damalige Gutsbesitzer Jacob Levin von Plessen das heutige Herrenhaus mit Torhaus und Gartenanlage. Die Leibeigenschaft wur<strong>de</strong><br />

1795 durch <strong>de</strong>n damaligen Gutsbesitzer Nicolaus Graf von Luckner aufgehoben. 1889 kam <strong>de</strong>r Gutsbezirk kommunalrechtlich <strong>zu</strong>m Amtsbezirk Fresenburg. 1907 erhielt Blumendorf eine<br />

Bahnstation an <strong>de</strong>r Elmshorn-Barmstedt-Ol<strong>de</strong>sloer Eisenbahn. Seit Einstellung <strong>de</strong>s Personenbetriebs 1973 fin<strong>de</strong>t auf <strong>de</strong>m Reststück Blumendorf ↔ Bad Ol<strong>de</strong>sloe noch Güterverkehr statt.<br />

1928 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gutsbezirk aufgelöst und nach Bad Ol<strong>de</strong>sloe eingemein<strong>de</strong>t. Blumendorf hatte damals 307 Einwohner. Ab 1950 entstan<strong>de</strong>n auf 149 Hektar Neusiedlungen für Flüchtlinge<br />

und Vertriebene aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Osten. In Jahren um 1958 wur<strong>de</strong> das Schloss als Krankenhaus genutzt.<br />

Fresenburg<br />

Fresenburg geht auf eine slawische Burg <strong>de</strong>s 8. Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>zu</strong>rück. Urkundlich erwähnt wur<strong>de</strong> es aber erst 1263 als ein Adliges Gut, <strong>zu</strong> <strong>de</strong>m neben <strong>de</strong>n Höfen Alt- und Neufresenburg,<br />

Poggensee und Scha<strong>de</strong>horn auch die Dörfer Poggensee und Seefeld gehörten. Der Gutsbesitzer Bartholomäus von Ahlefeld sie<strong>de</strong>lte 1544 Mennoniten, die vor <strong>de</strong>r religiösen Verfolgung in<br />

ihrer Heimat geflohen waren, in Scha<strong>de</strong>horn an. Auch Menno Simons fand hier eine Heimat. Sein Wohnhaus, die Mennokate, kann bis heute besichtigt wer<strong>de</strong>n. 1710 kaufte die Familie<br />

<strong>de</strong>rer von Buchwaldt das Gut. Hugo von Buchwaldt ließ 1791 das noch bestehen<strong>de</strong> Herrenhaus von Christian Fre<strong>de</strong>rik Hansen erbauen. Die Leibeigenschaft wur<strong>de</strong> erst 1804 aufgehoben.<br />

Mit Einführung <strong>de</strong>r preußischen Kommunalverfassung 1889 bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Gutsbezirk gemeinsam mit <strong>de</strong>m Gutsbezirk Blumendorf <strong>de</strong>n Amtsbezirk Fresenburg. Bei Auflösung <strong>de</strong>r<br />

Gutsbezirke wur<strong>de</strong> Fresenburg 1928 nach Bad Ol<strong>de</strong>sloe eingemein<strong>de</strong>t, es hatte damals 638 Einwohner. Während <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nreform nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg wur<strong>de</strong>n große Teile <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen Gutsgelän<strong>de</strong>s aufgesie<strong>de</strong>lt.<br />

Religionen<br />

In <strong>de</strong>r ersten urkundlichen Erwähnung 1163 ist auch das Vorhan<strong>de</strong>nsein einer Kirche belegt (Patronat: Petrus, Paulus). 1426 gehörten bereits 34 Ortschaften <strong>zu</strong>m Ol<strong>de</strong>sloer Kirchspiel.<br />

Seit 1525 gilt in Ol<strong>de</strong>sloe die Reformation lutherischer Ausgestaltung. Die Täuferbewegung hatte Mitte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts mit <strong>de</strong>m Zu<strong>zu</strong>g von Menno Simons großen Zulauf. Im 18.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt gab es kurzfristig eine Herrnhuter Brü<strong>de</strong>rgemeine namens Pilgerruh in Ol<strong>de</strong>sloe.<br />

Wappen<br />

Blasonierung: „In Rot das silberne holsteinische Nesselblatt, darin als Brustbild <strong>de</strong>r nimbierte, blau geklei<strong>de</strong>te heilige Petrus, <strong>de</strong>r einen aufrechten schwarzen Schlüssel hält.“[4]<br />

In <strong>de</strong>r vor 1978 von <strong>de</strong>r Stadt geführten Fassung <strong>de</strong>s Wappens hält Petrus einen gol<strong>de</strong>nen Schlüssel und <strong>de</strong>r Nimbus (Heiligenschein) ist ebenfalls gol<strong>de</strong>n.<br />

Bürgermeister<br />

• 1932–1945 Friedrich Wilhelm Kieling<br />

• 1947–1950 Gustav Masuth<br />

• 1950–1968 Hermann Barth<br />

• 1968–1986 Gottfried Baethge (parteilos)<br />

• 1986–1990 Ulrich Gudat (SPD)<br />

• 1990–1998 Gerd M. Achterberg (SPD)


• 1998–2004 Dr. Philipp Wrie<strong>de</strong>n (CDU)<br />

• Seit 2004 Tassilo von Bary (parteilos)<br />

Städtepartnerschaften<br />

• Beer Yaakov (Israel)<br />

• Olivet (Frankreich)<br />

• Kolberg/Kołobrzeg (Polen)<br />

Wirtschaft und Infrastruktur<br />

Verkehr<br />

Bad Ol<strong>de</strong>sloe ist durch die 1865 eröffnete Bahnlinie Hamburg–Lübeck per Bahn erreichbar. Seit <strong>de</strong>m 15. Dezember 2002 fährt die <strong>zu</strong>vor zwei Jahrzehnte nur im Pen<strong>de</strong>lverkehr Ol<strong>de</strong>sloe-<br />

Segeberg betriebene Nordbahn zwischen Neumünster, Bad Segeberg und Bad Ol<strong>de</strong>sloe im Stun<strong>de</strong>ntakt.<br />

In <strong>de</strong>r Vergangenheit war Bad Ol<strong>de</strong>sloe ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Eisenbahnknotenpunkt. Neben <strong>de</strong>r Elmshorn-Barmstedt-Ol<strong>de</strong>sloer Eisenbahn, einer Privatbahn, die nach 1973 bis auf einen<br />

Gleisrest, <strong>de</strong>r im Stadtgebiet von Bad Ol<strong>de</strong>sloe als Industriegleis genutzt wird, zwischen Blumendorf und Ulzburg-Süd abgerissen und in einen Radweg umgebaut wur<strong>de</strong>, gab es die vor<br />

<strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Verbindung auf <strong>de</strong>r Kaiserbahn Richtung Ratzeburg (Stilllegung Personenverkehr 1962/Güterverkehr 1971) und die Strecke nach Schwarzenbek<br />

(Stilllegung Personen- und Güterverkehr 1976). Auch diese Strecken wur<strong>de</strong>n abgebaut und teilweise in Radwege umgewan<strong>de</strong>lt. In Betrieb ist die Strecke Bad Ol<strong>de</strong>sloe-Bad Segeberg-<br />

Neumünster.<br />

Bad Ol<strong>de</strong>sloe ist über die Linien R10 und R11 an das Verkehrsnetz <strong>de</strong>s Hamburger Verkehrsverbunds HVV angeschlossen. Die Linie R11 startet hier und en<strong>de</strong>t in Rickling. Für die Linie<br />

R10 ist Bad Ol<strong>de</strong>sloe im HVV nur Durchgangsbahnhof, <strong>de</strong>r Tarifbereich <strong>de</strong>s HVV en<strong>de</strong>t in Reinfeld. Die Züge fahren weiter bis Lübeck, jedoch nicht im HVV-Tarif<br />

Seit 1937 ist die Stadt durch die heutige Bun<strong>de</strong>sautobahn 1 an das überregionale Straßennetz angeschlossen. Seit Dezember 2004 können von <strong>de</strong>r A 1 auch schnell die Städte Rostock und<br />

Schwerin über die neue Ostseeautobahn A 20 erreicht wer<strong>de</strong>n. Westlich <strong>de</strong>r Stadt verläuft die A 21 mit <strong>de</strong>r die Städte Bad Segeberg und die Lan<strong>de</strong>shauptstadt Kiel schnell <strong>zu</strong> erreichen<br />

sind. Ferner wird über diese Autobahn auch <strong>de</strong>r Anschluss an die A 24 erreicht und damit die Verbindung Richtung Berlin. Ebenso verläuft die B 75 (parallel <strong>zu</strong>r A 1) durch die Kreisstadt.<br />

Die B 208 bin<strong>de</strong>t die Stadt an <strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Kreis Herzogtum Lauenburg an. Die Nordtangente entlastet seit 1978 die Innenstadt.<br />

Ansässige Unternehmen<br />

Bad Ol<strong>de</strong>sloe ist Hauptsitz <strong>de</strong>s Reinigungsgeräteherstellers Hako, <strong>de</strong>s Brandschutz-Unternehmens Minimax und <strong>de</strong>r Brennerei August Ernst. Der südafrikanische Pharmakonzern Aspen<br />

Pharmacare betreibt ein Werk in <strong>de</strong>r Stadt. Die Lindal-Group stellt Ventile und Sprühkappen her. Der Geschenkartikelgroßhan<strong>de</strong>l Michel Toys unterhält hier ein großes<br />

Distributionszentrum. Herose ist weltweit führend in <strong>de</strong>r Herstellung von Armaturen für die Tieftemperaturtechnik. Feige GmbH, Abfülltechnik ist führen<strong>de</strong>r Hersteller von Abfüllanlagen<br />

für flüssige und pastöse Produkte.<br />

Behör<strong>de</strong>n<br />

Seit <strong>de</strong>r Ausbombung Wandsbeks 1944 beherbergt Bad Ol<strong>de</strong>sloe die Kreisverwaltung <strong>de</strong>s Kreises Stormarn. Außer<strong>de</strong>m sitzt auch die Verwaltung <strong>de</strong>s Amt Bad Ol<strong>de</strong>sloe-Land in <strong>de</strong>r Stadt,<br />

die selbst aber <strong>de</strong>m Amt nicht angehört. Daneben ist Bad Ol<strong>de</strong>sloe Sitz <strong>de</strong>s Finanzamtes Stormarn, <strong>de</strong>r Familienkasse Lübeck/Stormarn und eines Amtsgerichtes. Ebenso unterhalten die<br />

Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit und die Deutsche Rentenversicherung Bund je einen Verwaltungssitz in Bad Ol<strong>de</strong>sloe. Die Polizeidirektion Ratzeburg betreibt in Bad Ol<strong>de</strong>sloe eine<br />

Polizeiinspektion mit einem Bezirksrevier, einer Kriminalpolizeistelle sowie einem Autobahnrevier.


Bildungseinrichtungen<br />

Es gibt zwei Grundschulen (Stadtschule und Grundschule West) sowie eine Grund- und Hauptschule die (Klaus-Groth-Schule). Weiter gibt es zwei Gemeinschaftsschulen (Theodor-<br />

Storm-Schule und Schule am Masurenweg), ein Gymnasium (Theodor-Mommsen-Schule), eine Integrierte Gesamtschule (Ida-Ehre-Schule) und eine För<strong>de</strong>rschule (Schule am Kurpark).<br />

In Bad Ol<strong>de</strong>sloe befin<strong>de</strong>t sich seit 1889 die Berufliche Schule <strong>de</strong>s Kreises Stormarn. 1898 bis 1994 gab es außer<strong>de</strong>m auch eine Landwirtschaftsschule. Das Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaftsschule wird heute von <strong>de</strong>r Beruflichen Schule <strong>de</strong>s Kreises Stormarn genutzt, die <strong>de</strong>rzeit <strong>zu</strong> einem Regionalen Berufsbildungszentrum (RBZ) umstrukturiert wird. Im<br />

Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r alten Stadtschule von 1839 ist seit 1977 die Stadtbibliothek Bad Ol<strong>de</strong>sloe untergebracht.<br />

Medien<br />

In Bad Ol<strong>de</strong>sloe befin<strong>de</strong>n sich die Redaktionen <strong>de</strong>s „Stormarner Tageblatt“ als Lokalausgabe <strong>de</strong>s Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags (sh:z) sowie <strong>de</strong>r Lokalausgabe <strong>de</strong>r Lübecker<br />

Nachrichten. Auch das Hamburger Abendblatt veröffentlicht eine Lokalausgabe für <strong>de</strong>n Kreis Stormarn, <strong>de</strong>ren Redaktion jedoch in Ahrensburg beheimatet ist. In Bad Ol<strong>de</strong>sloe wer<strong>de</strong>n<br />

kostenlos die Zeitungen "Markt", "Wochenblatt", "Blickpunkt" und "<strong>de</strong>r bote" verteilt. Im Internet gibt es das Portal IN ol<strong>de</strong>sloe, das regelmäßig aus Bad Ol<strong>de</strong>sloe berichtet.<br />

Telekommunikation<br />

In Bad Ol<strong>de</strong>sloe gibt es nach jahrelangen Engpässen eine große Auswahl an Breitbandinternetdiensten, die jedoch nicht überall gleichermaßen verfügbar sind und oft nur als einzige<br />

Lösung <strong>zu</strong>r Verfügung stehen.<br />

• Versorgung mit DSL<br />

• Internet per Kabelanschluss<br />

• Funknetzwerk in <strong>de</strong>r WiMAX-Technologie, welches auch bereits umliegen<strong>de</strong> Gemein<strong>de</strong>n versorgt<br />

• Teilversorgung durch UMTS<br />

In Bad Ol<strong>de</strong>sloe können über 24 TV-Programme und über 30 UKW-Hörfunkprogramme per Antenne empfangen wer<strong>de</strong>n. Kabel Deutschland betreibt in Bad Ol<strong>de</strong>sloe ein<br />

flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s Kabelnetz. DVB-T ist ebenfalls verfügbar, auch Privatsen<strong>de</strong>r sind, aus Lübeck und Hamburg gesen<strong>de</strong>t, in Bad Ol<strong>de</strong>sloe via DVB-T <strong>zu</strong> empfangen.<br />

Freizeit- und Sportanlagen<br />

Bad Ol<strong>de</strong>sloe bietet drei Stadien (Travestadion, Wendumstadion, Kurparkstadion), einen Hockey- und mehrere Tennisplätze im Kurpark, eine Schwimmhalle und das Naturfreibad<br />

Poggensee, die Schwimmhalle und das Naturfreibad Poggensee wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Vereinigte Stadtwerke GmbH betrieben, welche auch die Strom-, Gas- und Wasserversorgung in Bad<br />

Ol<strong>de</strong>sloe betreibt.<br />

Am Exer gibt es die kleine Skate-Anlage „SkateLand“ sowie eine Fahrradsportanlage, <strong>de</strong>n sogenannten „Dirtpark“, einen Minigolfplatz mit Verein und einen Wohnmobilparkplatz mit<br />

Übernachtungsmöglichkeit.<br />

Stadtglie<strong>de</strong>rung<br />

Eingemeindungen<br />

• 1928 – Gutsbezirke Fresenburg und Blumendorf<br />

• 1972 – Rethwischfeld<br />

• 1976 – Sehmsdorf


Einwohnerentwicklung<br />

• 1939 – 8.281<br />

• 1954 – 14.953<br />

• 2002 – 23.744<br />

• 2005 – 24.019<br />

• 2008 - 24.175<br />

Kultur und Sehenswürdigkeiten<br />

Stadtbild<br />

Die Grundstruktur <strong>de</strong>r seit <strong>de</strong>m Mittelalter an Beste und Trave herangewachsenen Stadt ist noch recht gut erkennbar, die ursprünglichen Hauptstraßen Besttorstraße, Mühlenstraße und<br />

Lange Straße (seit 1930 nach Paul von Hin<strong>de</strong>nburg benannt) sind heute Fußgängerzone. Abbrüche und Neubebauung vor allem seit <strong>de</strong>n 1960'er Jahren haben das alte Stadtbild allerdings<br />

erheblich beeinträchtigt. Lediglich im Heiligengeistviertel lässt sich noch Altstadt-Atmosphäre verspüren. Sehr gut kommt hingegen die Einbettung <strong>de</strong>r Altstadt in ihre natürliche<br />

Umgebung <strong>zu</strong>r Geltung. An <strong>de</strong>n zahlreichen Wasserläufen und Flüssen lässt sich die Stadt ebenso <strong>zu</strong> Fuß erkun<strong>de</strong>n wie in <strong>de</strong>n daran anschließen<strong>de</strong>n Parkanlagen. Obwohl <strong>de</strong>r Kurbetrieb<br />

längst stillgelegt ist, vermittelt Bad Ol<strong>de</strong>sloe gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Parkanlagen noch immer die Atmosphäre einer Kurstadt.<br />

Museen<br />

16. Jahrhun<strong>de</strong>rt: Mennokate: Museum <strong>zu</strong>m Ge<strong>de</strong>nken an Menno Simons, <strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>r und Namensgeber <strong>de</strong>r Mennoniten, eine Freikirche <strong>de</strong>r Täuferbewegung. In diesem Gebäu<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong>n einige seiner Bücher gedruckt.<br />

Das Heimatmuseum (mit im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stadtbibliothek) bietet eine beachtliche Sammlung von <strong>de</strong>n ältesten nacheiszeitlichen Fun<strong>de</strong>n bis <strong>zu</strong>r Neuzeit.<br />

Theater<br />

Bad Ol<strong>de</strong>sloe hat kein festes Theatergebäu<strong>de</strong> aber zwei Vereine, die mit ihren Produktionen an verschie<strong>de</strong>nen Orten auftreten. Der Verein Ol<strong>de</strong>sloer Bühne führt seit 1966 hoch<strong>de</strong>utsche<br />

und platt<strong>de</strong>utsche Stücke auf.[5] Der 2002 gegrün<strong>de</strong>te Verein Bad Ol<strong>de</strong>sloe macht Theater ging aus <strong>de</strong>m Projekt Hagelstein - Bad Ol<strong>de</strong>sloe macht Theater hervor, das nach <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e, <strong>de</strong>m<br />

Konzept und <strong>de</strong>r Grundinszenierung <strong>de</strong>s englischen Regisseurs Tim Page entstand. Der Verein veranstaltet aufwendige Freiluft-Theaterprojekte in <strong>de</strong>r Stadt, darunter 2004 <strong>de</strong>r Salzgraf<br />

(Regie: Frank Schrö<strong>de</strong>r)[6] sowie 2007 Die Witwe von <strong>de</strong>r Hu<strong>de</strong> (Regie: Sebastian Urs Syrbe)[7]. Für 2011 ist unter <strong>de</strong>r Regie von Sven Lange die Produktion Marke Bölck geplant, die<br />

sich mit <strong>de</strong>m Fabrikanten Friedrich Bölck beschäftigt.[8][9]<br />

Lokale Musikszene<br />

Seit <strong>de</strong>m 1. März 2006 ist die lokale Musikszene als „Klangstadt1“ organisiert. Momentan sind 20 lokale Bands in dieser Gruppe organisiert, die bereits zahlreiche Events auf die Beine<br />

gestellt hat. Am 14./15. Juli 2007 fand <strong>zu</strong>m ersten Mal das Bad Ol<strong>de</strong>sloe Open Air statt, das sich seit 2008 KlangStadt Open Air nennt[10].<br />

Vereine<br />

Bad Ol<strong>de</strong>sloe verfügt über ein umfangreiches Vereinsangebot. Unterschiedlichste Sportvereine, die auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind, wie z. B. <strong>de</strong>r VfL Ol<strong>de</strong>sloe, <strong>de</strong>r THC<br />

"Blau-Weiß" Bad Ol<strong>de</strong>sloe, die Bürgerschützengil<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r SC Union Ol<strong>de</strong>sloe, <strong>de</strong>r Spiridon-Club Bad Ol<strong>de</strong>sloe o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Frauenfußballverein FFC Ol<strong>de</strong>sloe 2000 sowie Musikvereine wie<br />

z. B. die Marchingband Stormarn Magic e. V., <strong>de</strong>r Spielmanns<strong>zu</strong>g Ol<strong>de</strong>sloer Stadtgar<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r die Marchingband The Blue-White Devils, aber auch diverse För<strong>de</strong>r- und Kulturvereine, da<strong>zu</strong>


zählen mehrere Kleingartenvereine und <strong>de</strong>r Tierschutzverein, sind nur Beispiele für das große Spektrum, welches trotz <strong>de</strong>r vergleichsweise geringen Einwohnerzahl besteht.<br />

Regelmäßige Veranstaltungen<br />

Das alle zwei Jahre stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Stadtfest fand <strong>zu</strong>letzt 2010 statt. Das Fest zieht je<strong>de</strong>s Mal tausen<strong>de</strong> Besucher von überall her in die Kleinstadt an <strong>de</strong>r Trave.<br />

Zu <strong>de</strong>n alljährlichen großen Veranstaltungen zählen u. a. das Kin<strong>de</strong>rvogelschießen und das Schützenfest. Bei<strong>de</strong> Feste wer<strong>de</strong>n mit einem traditionellen Um<strong>zu</strong>g durch die Stadt eingeleitet<br />

und auf <strong>de</strong>m ehemaligen Exerzierplatz (kurz: Exer) gefeiert.<br />

Naturschutzgebiet<br />

Am nordwestlichen Stadtrand (Richtung Fresenburg) liegt das Brenner Moor, das größte binnenländische Salzmoor in Schleswig-Holstein.<br />

Persönlichkeiten<br />

• Dietrich Buxtehu<strong>de</strong><br />

• Joachim Erbslöh<br />

• Axel Hager (* 1969), Beach-Volleyballer, errang 2000 bei <strong>de</strong>n Olympischen Spielen in Sydney die Bronzemedaille, wuchs in Bad Ol<strong>de</strong>sloe auf<br />

• Klaus Klingner, ehemaliger Justizminister Schleswig-Holsteins (1988–1996), lebt in Bad Ol<strong>de</strong>sloe<br />

• Michael Michalsky (* 1967), <strong>de</strong>utscher Mo<strong>de</strong>schöpfer und Designer, wuchs in Bad Ol<strong>de</strong>sloe auf.<br />

• Theodor Mommsen<br />

• Tyll Necker (1930–2001), Unternehmer und langjähriger Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s BDI<br />

• Menno Simons (1496–1561), Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Mennoniten, starb in Wüstenfel<strong>de</strong> bei Bad Ol<strong>de</strong>sloe<br />

• Gerhard Stoltenberg (1928–2001), CDU-Politiker, Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein (1971–1982), viele Jahre Bun<strong>de</strong>sminister, besuchte die TMS und legte dort<br />

in Bad Ol<strong>de</strong>sloe sein Abitur ab<br />

• Frank Schepke (* 1935) Olympiasieger 1960 im Ru<strong>de</strong>rn (Deutschlandachter)<br />

• Roman Rossa (* 1972), Schauspieler, ging in Bad Ol<strong>de</strong>sloe <strong>zu</strong>r Schule<br />

• Raimund Harmstorf (1939–1998), Schauspieler, in Bad Ol<strong>de</strong>sloe bestattet<br />

• Heino Jaeger (1938–1997), Maler, Graphiker und Satiriker, in Bad Ol<strong>de</strong>sloe bestattet<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>r Stadt<br />

• Axel Fischer (* 1981), Musiker<br />

• Isa Genzken (* 1948), Bildhauerin<br />

• Julia Görges (* 1988), Tennisspielerin<br />

• Gunther Martin Göttsche (* 1953), Kirchenmusiker<br />

• Jochen Hörisch (* 1951), Literatur- und Medienwissenschaftler<br />

• Eugen Lechner (1903–1971), Politiker<br />

• Rouwen Hennings (* 1987), Fußballspieler


• Katharina Fegebank (* 1977), Politikerin<br />

• Rolf Witthöft (* 1944), Weltmeister im Motorsport<br />

Literatur<br />

• Sylvina Zan<strong>de</strong>r: Ol<strong>de</strong>sloe - Die Stadt, die Trave und das Wasser. Neumünster 2008 (Wachholtz-Verlag), 416 Seiten, zahlreiche, teils farbige Abbildungen und Karten. ISBN 3-<br />

529-07130-7<br />

• Bad Ol<strong>de</strong>sloe – Kreisstadt zwischen Trave und Beste. Wolf Gütschow, Marion Schnitzler. 98 S., 2002.<br />

Quellen<br />

1. ↑ Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. März 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemein<strong>de</strong>n und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe da<strong>zu</strong>)<br />

2. ↑ * Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch und Dieter Lelgemann (Hrsg.): Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ Atlas <strong>de</strong>r<br />

Oikumene", dort: Seite 29 <strong>zu</strong> Treva, als am Ort von Bad Ol<strong>de</strong>sloe liegend. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23757-9.<br />

3. ↑ §11 Abs. 2 GO i.d.F. vom 23. Feb. 2003<br />

4. ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein<br />

5. ↑ Ol<strong>de</strong>sloer Bühne: Das sind wir, abgerufen am 8. August 2010<br />

6. ↑ Jens Peter Meier im Hamburger Abendblatt am 1. Juni 2004: Salzgraf begeistert im Kurpark, abgerufen am 8.August 2010<br />

7. ↑ Susanna Fofana in Lübecker Nachrichten: Nasser Abschied von <strong>de</strong>r Witwe, abgerufen am 8.August 2010<br />

8. ↑ Martina Tabel im Hamburger Abendblatt vom 27. Oktober 2009: Friedrich Bölck - <strong>de</strong>r Mann war eine Marke, abgerufen am 8. August 2010<br />

9. ↑ Bad Ol<strong>de</strong>sloe macht Theater e.V.: Verein, abgerufen am 8. August 2010<br />

10.↑ Lübecker Nachrichten: Klangstadt: Ba<strong>de</strong>n und Bands am Poggensee 11. Juli 2010, abgerufen am 21. November 2010<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

Autoren fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Wikipediaseite unter <strong>de</strong>m Punkt “Versionen/Autoren”. Weitergehen<strong>de</strong> Informationen und Hinweise fin<strong>de</strong>n Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung <strong>de</strong>r u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam,<br />

daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Bad Segeberg<br />

Bad Segeberg (platt<strong>de</strong>utsch: Bad Seebarg) ist die Kreisstadt <strong>de</strong>s Kreises Segeberg im Bun<strong>de</strong>sland Schleswig-Holstein (Deutschland), zwischen <strong>de</strong>r Trave und <strong>de</strong>m Großen Segeberger See,<br />

am Fuß <strong>de</strong>s 91 Meter hohen Kalkbergs.<br />

Geographie<br />

Bad Segeberg liegt unweit <strong>de</strong>s westlichen Ran<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s ostholsteinischen Hügellan<strong>de</strong>s. Der westliche Teil <strong>de</strong>s Stadtgebietes wird von <strong>de</strong>r Trave begrenzt, im Nor<strong>de</strong>n wird die Stadtgrenze<br />

durch <strong>de</strong>n Ihlsee und angrenzen<strong>de</strong> Waldgebiete, im Nordosten durch <strong>de</strong>n Großen Segeberger See und im Westen wie<strong>de</strong>r durch ausge<strong>de</strong>hnte Waldgebiete bestimmt. Im Sü<strong>de</strong>n wird die<br />

Stadt durch die Ortschaften Högersdorf und Klein Gla<strong>de</strong>brügge begrenzt.<br />

Erdgeschichtlich ist <strong>de</strong>r Raum Bad Segebergs eine Beson<strong>de</strong>rheit, han<strong>de</strong>lt es sich hier doch um das einzige Karstgebiet Schleswig-Holsteins, worauf unter an<strong>de</strong>rem Erdfälle in <strong>de</strong>r näheren


Umgebung <strong>de</strong>r Stadt hin<strong>de</strong>uten. Auch im Stadtgebiet selber gab es in früherer Zeit Dolinen, welche allerdings inzwischen verfüllt und damit nicht mehr sichtbar sind. Die einzige<br />

Ausnahme stellt <strong>de</strong>r Kleine Segeberger See dar, welcher als wassergefüllter Erdfall am Fuße <strong>de</strong>s Kalkberges <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n ist.<br />

Der inmitten <strong>de</strong>s Stadtgebietes gelegene Kalkberg selbst ist mit seiner 1913 ent<strong>de</strong>ckten Kalkberghöhle die erdgeschichtlich herausragendste Erscheinung <strong>de</strong>s Segeberger Karstgebietes.<br />

Sie ist ein wichtiges Quartier für Fle<strong>de</strong>rmäuse und Heimat für einen Höhlenkäfer (Choleva septentrionis holsatica), <strong>de</strong>r weltweit einmalig ist. Im Westen liegt die Segeberger Hei<strong>de</strong> mit<br />

ausge<strong>de</strong>hnten Waldungen und früher reichem Wildbestand.<br />

Geschichte<br />

Bad Segeberg verdankt seine Existenz einem Gipsfelsen, <strong>de</strong>m sog. Kalkberg, <strong>de</strong>r im Zeitalter <strong>de</strong>s Burgenbaus <strong>zu</strong>r Befestigung im Grenzland zwischen Sachsen und Slawen<br />

herausfor<strong>de</strong>rte. Knud Lavard erkannte als erster die Wichtigkeit <strong>de</strong>s damals rund 110 Meter hohen Bergs und legte um 1128 in <strong>de</strong>r Absicht, dort eine Burg <strong>zu</strong> errichten, „mansiunculas“<br />

(Unterkünfte) darauf an. Diese erste Bergbesat<strong>zu</strong>ng wur<strong>de</strong> jedoch im Auftrag Adolfs I. von Schauenburg und Holstein, <strong>de</strong>r um Macht und Einfluss fürchtete, 1130 wie<strong>de</strong>r beseitigt. Der<br />

Mönch und Missionar <strong>de</strong>r Wagrier und Abotriten, Vizelin, machte Kaiser Lothar auf die strategische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Kalkbergs aufmerksam, woraufhin dieser 1134 eine Burg darauf<br />

errichten ließ, die <strong>de</strong>n Namen Siegesburg (daher Segeberg) erhielt. Am Fuße <strong>de</strong>s Berges wur<strong>de</strong>n Kirche und Kloster errichtet. Doch als wenige Jahre darauf Kaiser Lothar starb, „nutzte<br />

Pribislaw von Lübeck die Gelegenheit, raffte eine Räuberban<strong>de</strong> <strong>zu</strong>sammen und zerstörte <strong>de</strong>n Burgflecken Segeberg und alle umliegen<strong>de</strong>n Orte, wo Sachsen wohnten, gründlich“<br />

(Helmold von Bosau). Erst 1143 wur<strong>de</strong> die Burg von Adolf II. wie<strong>de</strong>rhergestellt. Vizelin verlegte das nach Neumünster/Fal<strong>de</strong>ra ausgewichene Kloster nach Högersdorf, slawisch<br />

Cuzalina, und widmete sich verstärkt <strong>de</strong>r Missionstätigkeit.<br />

1230 erhielt Segeberg das Lübecker Stadtrecht. Von Gerhard II. und Gerhard III. wur<strong>de</strong> die Befestigungsanlage ausgebaut, die 1459 in <strong>de</strong>n Besitz Christians I. von Dänemark kam. Lange<br />

war Segeberg Sitz <strong>de</strong>s königlich-dänischen Amtmannes. Der bekannteste von ihnen war Heinrich Rantzau im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt unter Friedrich II. von Dänemark. Rantzau baute die 1534<br />

während <strong>de</strong>r Grafenfeh<strong>de</strong>, als <strong>de</strong>r Lübecker Feldherr Marx Meyer vergeblich die Burg belagerte, fast völlig zerstörte Stadt wie<strong>de</strong>r auf und errichtete einige wichtige Bauwerke in Segeberg<br />

(<strong>zu</strong>m Beispiel ein Stadthaus, nicht erhalten, die Segeberger Pyrami<strong>de</strong>, von <strong>de</strong>r nur Überreste in <strong>de</strong>r Rantzau-Kapelle erhalten sind, sowie einen Obelisken, Reste erhalten) und sorgte<br />

dafür, dass die bekannte Stadtansicht von Braun und Hogenberg entstand.<br />

Die Burg wur<strong>de</strong> am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 30-jährigen Krieges 1644 von <strong>de</strong>n Schwe<strong>de</strong>n durch Brandschat<strong>zu</strong>ng zerstört. Heute sind nur noch Reste <strong>de</strong>s im Kalkberg angelegten Burgbrunnens erhalten.<br />

Die Strafgefangenen, die <strong>de</strong>n circa 84 Meter tiefen Brunnen in <strong>de</strong>n massiven Fels schlugen, sollen, wenn sie überlebten, als Lohn ihre Freiheit erhalten haben. Die Stadt brannte<br />

weitgehend nie<strong>de</strong>r. Ein Haus von 1606 überdauerte die stürmischen Zeiten und ist heute Heimatmuseum.<br />

Die Stadt wuchs in <strong>de</strong>r Folgezeit mit <strong>de</strong>r Nachbargemein<strong>de</strong> Gieschenhagen <strong>zu</strong>sammen. 1840 wur<strong>de</strong> das Schullehrerseminar aus Kiel hierher verlegt. Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts bekam<br />

Segeberg Bahnanschluss.<br />

Durch <strong>de</strong>n Abbau von Gips am Kalkberg (er wur<strong>de</strong> u. a. beim Bau <strong>de</strong>s Lübecker Doms und <strong>de</strong>r Segeberger Marienkirche verwen<strong>de</strong>t) liegt <strong>de</strong>r Gipfel heute nur noch 91 Meter, statt<br />

ehemals 110 m ü. NN. Das hier 1868 in einer Tiefe von 152 Meter, später auch in <strong>de</strong>r Feldmark <strong>de</strong>s nahen Stipsdorf erbohrte Steinsalzlager konnte wegen eingedrungenen Wassers nicht<br />

abgebaut wer<strong>de</strong>n; doch wur<strong>de</strong> die abfließen<strong>de</strong> Sole mit einem Salzgehalt von etwa 20 bis 25 Prozent später für das Solbad benutzt.Die durch <strong>de</strong>n Gipsabbau entstan<strong>de</strong>ne Grube wur<strong>de</strong><br />

1934 bis 1937 nach Plänen <strong>de</strong>s Architekten Fritz Schaller vom Reichsarbeitsdienst <strong>zu</strong>m heutigen Kalkbergstadion ausgebaut, in <strong>de</strong>m seit 1952 alljährlich Karl-May-Spiele und auch Open-<br />

Air-Konzerte stattfin<strong>de</strong>n. Im Zweiten Weltkrieg blieb Bad Segeberg von Bombenangriffen verschont, und das trotz eines in <strong>de</strong>r Segeberger Hei<strong>de</strong>, also recht nahe, liegen<strong>de</strong>n<br />

Marinearsenals, das aber bis <strong>zu</strong>m Kriegsen<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Alliierten nicht ent<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich in und nach <strong>de</strong>m Krieg durch <strong>de</strong>n Zu<strong>zu</strong>g zahlreicher<br />

Flüchtlinge.<br />

Solbad Segeberg<br />

Als Segeberg 1924 das Recht <strong>zu</strong>erkannt wur<strong>de</strong>, sich Bad <strong>zu</strong> nennen, hatte es die beste Zeit seines Curbetriebs bereits hinter sich. 1884 hatte <strong>de</strong>r Kaufmann Heinrich Wickel, <strong>de</strong>r in<br />

Helsinki vermögend gewor<strong>de</strong>n war, <strong>zu</strong> Soolbä<strong>de</strong>rn (das zweite O wohl analog <strong>zu</strong> Moor) in sein Haus Ol<strong>de</strong>sloer Straße 20 eingela<strong>de</strong>n und damit einen zeittypischen Gründungsrausch<br />

ausgelöst, <strong>de</strong>r 1885 <strong>zu</strong>m Bau eines pompösen Kurhauses (Architekten: Vermehren und Dohrn aus Hamburg) am Steilufer <strong>de</strong>s Großen Segeberger Sees führte sowie <strong>zu</strong>r Anlage von 14


Straßen in diesem Bereich und <strong>de</strong>r Nachbargemein<strong>de</strong> im Nor<strong>de</strong>n, Klein Niendorf, die 1937 eingemein<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Kurhaus und Park befan<strong>de</strong>n sich in dieser Gemarkung, von wo aus das<br />

Unternehmen "Solbadkomplex" mit <strong>de</strong>r "Gaststätte Bellevue" seinen Lauf nahm.[2] Der Nachbarstadt Ol<strong>de</strong>sloe, die schon seit 1813 Kurort war, sich aber erst ab 1910 Bad nennen durfte,<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>inspektor abgeworben. Als das Unternehmen im Stru<strong>de</strong>l eines Betrugsskandals <strong>zu</strong> versinken drohte, grün<strong>de</strong>ten einflussreiche Segeberger Bürger eine Aktiengesellschaft<br />

und führten es in ruhigere Gewässer. Zu <strong>de</strong>n Kurgästen zählte 1885 und 1886 Martha Bernays aus Wandsbek, Braut <strong>de</strong>s später weltberühmten Begrün<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Psychoanalyse, Sigmund<br />

Freud.<br />

1913 heißt es in einem Bä<strong>de</strong>rführer für Schleswig-Holstein und Lauenburg, Artikel Sol- und Moorbad Segeberg: „Das eigentliche Solbad liegt prächtig. Die Anlage besteht aus <strong>de</strong>m<br />

Ba<strong>de</strong>hause, <strong>de</strong>m Kurhotel und <strong>de</strong>m Logierhause. Alle Gebäu<strong>de</strong> sind durch vollständig geschlossene Wan<strong>de</strong>lbahnen miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n und bil<strong>de</strong>n einen monumentalen Bau von<br />

ragen<strong>de</strong>r Schönheit. Unmittelbar am See, auf einer 20 Meter hohen Terrasse gelegen, ist <strong>de</strong>r Anblick <strong>de</strong>s erleuchteten Kurhauses von gera<strong>de</strong><strong>zu</strong> feenhafter Wirkung.“ Im Ersten Weltkrieg<br />

brach <strong>de</strong>r Kurbetrieb weitgehend <strong>zu</strong>sammen und erholte sich in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n krisenhaften Zeit nicht wie<strong>de</strong>r. 1932 wur<strong>de</strong> die kränkeln<strong>de</strong> Aktiengesellschaft von <strong>de</strong>r städtischen Solbad-<br />

GmbH übernommen, die freilich auch nicht verhin<strong>de</strong>rn konnte, dass das Kurhaus 1968 als nicht mehr wirtschaftlich abgerissen wur<strong>de</strong>; seine Trümmer versanken in einer sauren Wiese.<br />

An seine Stelle sind Gastronomie- und Klinikhochbauten getreten.<br />

Religionen<br />

Christen<br />

Die Mehrzahl <strong>de</strong>r Einwohner ist evangelisch-lutherisch, es gibt zwei evangelische Kirchengebäu<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m gibt es aber auch eine katholische, eine neuapostolische und eine<br />

baptistische Gemein<strong>de</strong> sowie eine Gemein<strong>de</strong> Gottes und eine Gemein<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zeugen Jehovas.<br />

Ju<strong>de</strong>n<br />

1730 ließen sich die ersten Ju<strong>de</strong>n in Segeberg nie<strong>de</strong>r. 200 Jahre lang gestalteten sie eine kleine, lebendige Gemein<strong>de</strong> mit knapp 100 Mitglie<strong>de</strong>rn. 1792 grün<strong>de</strong>ten sie ihren Friedhof, <strong>de</strong>r bis<br />

1936 in Gebrauch war. Im evangelischen Dom St. Marien hängen zwei Kronleuchter, die <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong> Claus Schnack (1684–1738) stiftete, <strong>de</strong>ssen Grabstein bis heute vor <strong>de</strong>r Kirche steht.<br />

1842 wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Lübeckerstr. 2 die Synagoge geweiht (1938 geschän<strong>de</strong>t, 1962 abgerissen). Anfang <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts unterhielten sie auch ein großes Kin<strong>de</strong>rheim und ein Haus für<br />

sprachauffällige Mädchen („Bachmeier-Institut“). Von knapp 90 jüdischen Bürgern Segebergs sind min<strong>de</strong>stens 55 namentlich bekannt, die nach 1933 ermor<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Tod getrieben<br />

wur<strong>de</strong>n. Als einziger Ju<strong>de</strong> überlebte Jean Labowsky die Nazidiktatur in Segeberg, <strong>de</strong>r 1946 bis 1952 Stadtdirektor war. Im Sommer 2007 wur<strong>de</strong> eine Straße nach ihm benannt. Seit 2002<br />

gibt es vorwiegend auf Grund <strong>de</strong>r jüdischen Zuwan<strong>de</strong>rung aus <strong>de</strong>n GUS-Staaten wie<strong>de</strong>r eine jüdische Gemein<strong>de</strong> in Bad Segeberg. Auch <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r Jüdischen Gemein<strong>de</strong>n von<br />

Schleswig-Holstein (K.d.ö.R.) hat seinen Sitz in Bad Segeberg. Am 24. Juni 2007 eröffneten Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Peter Harry Carstensen und Lan<strong>de</strong>srabbiner Walter Rothschild das neue<br />

jüdische Gemein<strong>de</strong>zentrum "Mishkan HaZafon" (Synagoge <strong>de</strong>s Nor<strong>de</strong>ns).<br />

Wappen<br />

Blasonierung: „Auf einem von Silber und Blau im Wellenschnitt geteilten Dreiberg in Silber eine rote Ziegelburg, bestehend aus einer bei<strong>de</strong>rseits von je zwei run<strong>de</strong>n, niedrigen<br />

Zinnentürmen flankierten Zinnenmauer mit schwarzer, rundbogiger Toröffnung, darin ein hochgezogenes, gol<strong>de</strong>nes Fallgitter, und aus einem hohen Mittelturm hinter <strong>de</strong>r Mauer mit<br />

blauem, in eine Kugel auslaufen<strong>de</strong>m Spitzdach und einer bei<strong>de</strong>rseits ausla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n, durch schräge Streben unterstützten Zinnenplatte; <strong>de</strong>r Turm bei<strong>de</strong>rseits auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Mauer besteckt<br />

mit einer an blauer Stange schräg herausragen<strong>de</strong>n, silbernen, hochrechteckigen Flagge mit rotem Zackenrand.“[3]<br />

Flagge<br />

Blasonierung: „In <strong>de</strong>r Mitte eines weißen, oben und unten von einem schmalen, roten Streifen begrenzten Tuches, etwas <strong>zu</strong>r Stange hin verschoben, die Burg <strong>de</strong>s Stadtwappens, doch mit<br />

weißer Toröffnung und blauem Fallgitter.“[3]


Wirtschaft<br />

Verkehr<br />

In Bad Segeberg kreuzen sich die Bun<strong>de</strong>sstraßen 206 und 432 mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sautobahn 21. Unmittelbar nördlich von Segeberg zweigt die B 205 von <strong>de</strong>r A 21 Richtung Neumünster ab.<br />

Die A 20 soll in <strong>de</strong>n nächsten Jahren nach Bad Segeberg verlängert wer<strong>de</strong>n. Es gibt <strong>de</strong>rzeit eine heftige Debatte darüber, ob <strong>de</strong>r südliche Teil <strong>de</strong>r B 432 stillgelegt und auf die jetzige<br />

Trasse <strong>de</strong>r B 206 verlegt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Seit 1875 besteht ein Bahnhof an <strong>de</strong>r Bahnstrecke Neumünster–Bad Ol<strong>de</strong>sloe, für die es Überlegungen gibt, sie mittelfristig wie<strong>de</strong>r zweigleisig aus<strong>zu</strong>bauen und <strong>zu</strong> elektrifizieren. Der<br />

Abschnitt nach Neumünster war vom 29. September 1984 bis <strong>zu</strong>m 15. Dezember 2002 im Personenverkehr stillgelegt. Seit<strong>de</strong>m wird die gesamte Strecke von <strong>de</strong>r Eisenbahngesellschaft<br />

nordbahn als Regionalbahn R11 im Hamburger Verkehrsverbund betrieben. Der Bahnhof wur<strong>de</strong> dafür um einige hun<strong>de</strong>rt Meter nach Nor<strong>de</strong>n in ein Industriegebiet verlegt. In diesem<br />

Bereich befand sich von 1911 bis 1961 <strong>de</strong>r Kieler Kleinbahnhof <strong>de</strong>r Kleinbahn Kiel-Segeberg. Südlich <strong>de</strong>s alten Segeberger Bahnhofs lag zwischen 1916 und 1964 <strong>de</strong>r Lübecker<br />

Kleinbahnhof <strong>de</strong>r Lübeck-Segeberger Eisenbahn, auf <strong>de</strong>ren Trasse heute die Bun<strong>de</strong>sstraße 206 nach Osten aus <strong>de</strong>r Stadt nach Lübeck führt.<br />

Imkerschule<br />

Die Schleswig-Holsteinische Imkerschule in Bad Segeberg gehört <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n ältesten Imkerschulen in Deutschland. Sie wur<strong>de</strong> auf Initiative von Detlef Breiholz vom Schleswig-<br />

Holsteinischen Imkerverband in Preetz gebaut und 1908 eingeweiht. Der erste Leiter <strong>de</strong>r Schule war Imkermeister H. Witt aus Havetoft. Als vordringliche Aufgabe sah <strong>de</strong>r Verband<br />

damals die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Umschulung <strong>de</strong>r Imker <strong>zu</strong>r Gewinnung von Buchweizenhonig statt Hei<strong>de</strong>honig. Auch wur<strong>de</strong> die Einführung <strong>de</strong>r Kasten- und Magazinimkerei statt <strong>de</strong>r<br />

Haltung in Strohkörben propagiert. 1926 erhielt die Imkerschule die Anerkennung als „Staatlich anerkannte Lehr- und Versuchsanstalt für Bienen<strong>zu</strong>cht Berufsfachschule für Imker“. 1930<br />

wur<strong>de</strong> die Schule nach Bad Segeberg verlegt und von <strong>de</strong>r Landwirtschaftskammer übernommen. Hier ist sie auch noch heute, wenn auch an einem an<strong>de</strong>ren Platz und in verkleinerter<br />

Form. Träger ist wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverband Schleswig-Holsteinischer und Hamburger Imker.<br />

Ansässige Unternehmen<br />

Überregional bekannt ist Möbel Kraft. Das Unternehmen wur<strong>de</strong> 1893 in Bad Segeberg gegrün<strong>de</strong>t und ist heute mit 45.000 Quadratmetern Verkaufsfläche das größte Möbelhaus in<br />

Nord<strong>de</strong>utschland.<br />

In Bad Segeberg erscheinen die Segeberger Zeitung sowie eine Lokalausgabe <strong>de</strong>r Lübecker Nachrichten. Radio Bad Segeberg ist ein Außenstudio <strong>de</strong>s Offenen Kanals Lübeck. Als<br />

Anzeigenblätter mit lokaler Berichterstattung erscheinen Basses Blatt (Basses Blatt Verlag GmbH) sowie das Stadtmagazin Bad Segeberg (Regenta GmbH)<br />

Öffentliche Einrichtungen<br />

Bad Segeberg ist <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>r Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein und <strong>de</strong>r Ärztekammer Schleswig-Holstein.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Durch die Stadt verläuft <strong>de</strong>r Naturparkweg, <strong>de</strong>r die fünf Naturparks in Schleswig-Holstein für Wan<strong>de</strong>rer verbin<strong>de</strong>t. Im Nor<strong>de</strong>n noch auf Stadtgebiet befin<strong>de</strong>t sich das Natura 2000<br />

Naturschutzgebiet Ihlsee und Ihlwald.<br />

In <strong>de</strong>r Bismarckallee 5 befin<strong>de</strong>t sich die Otto Flath Kunsthalle. Dasselbe und zwei weitere Häuser <strong>de</strong>r Bismarckallee bil<strong>de</strong>ten bis 1939 das Sidonie-Werner-Heim, eine Einrichtung für<br />

bedürftige jüdische Kin<strong>de</strong>r, benannt nach <strong>de</strong>r Hamburger Sozialpolitikerin Sidonie Werner.<br />

An <strong>de</strong>r Gabelung von Kurhausstraße und Große-See-Straße ein Brunnen mit <strong>de</strong>r anmutigen Figur einer halb Knien<strong>de</strong>n, geschaffen 1928 von <strong>de</strong>m ungarischen Bildhauer und Glasmaler<br />

Ervin Bossanyi, <strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Nationalsozialismus nach England floh, wo er unter an<strong>de</strong>rem für die Kathedrale von Canterbury eindrucksvolle Glasfenster schuf.


Marienkirche<br />

Im Stadtzentrum steht die Marienkirche, eine dreischiffige Backsteinbasilika im romanischen Stil - ähnlich <strong>de</strong>n jüngeren Domen in Lübeck und Ratzeburg.<br />

Rantzau-Kapelle<br />

Heinrich Rantzau errichtete 1588 auf einem Hügel an <strong>de</strong>r Hamburger Straße die Segeberger Pyrami<strong>de</strong> <strong>zu</strong>m An<strong>de</strong>nken an König Fre<strong>de</strong>rik II. von Dänemark. Da er sie aus <strong>de</strong>m Mineral <strong>de</strong>s<br />

Kalkbergs (Anhydrit) bauen ließ, das unter Wassereinfluss Volumen und Kristallstruktur verän<strong>de</strong>rt, verfiel sie ebenso wie <strong>de</strong>r benachbarte Rantzau-Obelisk. Die Überreste wur<strong>de</strong>n 1770<br />

mit <strong>de</strong>r heutigen Kapelle überbaut. Darin ist die originale Ge<strong>de</strong>nktafel aus <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt noch <strong>zu</strong> besichtigen, lateinisches Denkmal <strong>de</strong>r Freundschaft zwischen einem Deutschen<br />

und einem Dänen aus einer für Schleswig-Holstein segensreichen Epoche, die sich nicht <strong>zu</strong>letzt <strong>de</strong>r dänischen Herrschaft (pax danica) verdankt.<br />

Heimatmuseum<br />

Das älteste erhaltene Haus Bad Segebergs in <strong>de</strong>r Lübecker Straße 15 stammt aus <strong>de</strong>m Jahr 1606. Es dient als Heimatmuseum und zeigt unter an<strong>de</strong>rem Werkstücke aus Anhydrit, <strong>de</strong>m<br />

Stein, aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r sogenannte Kalkberg besteht.<br />

Altes Rathaus<br />

Neben <strong>de</strong>m neuen Rathaus in <strong>de</strong>r Lübecker Straße liegt das Alte Rathaus, ein anmutiger Bau aus <strong>de</strong>m Bie<strong>de</strong>rmeier, als Segeberg mit Gieschenhagen vereint wur<strong>de</strong>. Über die Stufen ist<br />

Theodor Storm gegangen, als er um seine Cousine Constanze, die Tochter <strong>de</strong>s damaligen Bürgermeisters Johann Philipp Esmarch, warb, die 1846 hier im Rathaus seine Frau wur<strong>de</strong>.<br />

Dahlmannschule<br />

Der Marienkirche gegenüber am Markt liegt das frühere Lehrerseminar von Holstein (1839–1925), seit 1927 Gymnasium mit <strong>de</strong>m Namen Dahlmannschule, benannt nach Friedrich<br />

Christoph Dahlmann. Mit <strong>de</strong>n Seitenflügeln für Hausmeister- und Direktorenwohnung ein Bau von klassizistischer Symmetrie, durch die Aufstockung nach einem Brand 1915 etwas<br />

überhöht. Die Dahlmannschule wird heute von circa 1000 Schülern besucht. Es unterrichten circa 60 Lehrer. Hier legten Malte Hossenfel<strong>de</strong>r, Reinhard Brandt, Günter Willumeit und<br />

Maria Jepsen das Abitur ab.<br />

Versöhner-Kirche<br />

In <strong>de</strong>r Südstadt ist an <strong>de</strong>r Falkenburger Straße die Versöhner-Kirche <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n. Dieser Bau wur<strong>de</strong> 1964 eingeweiht und wird heute als Gemein<strong>de</strong>kirche sowie als Jugendkirche <strong>de</strong>s<br />

Kirchenkreises Segeberg genutzt. Als solche ist sie Eventkirche.<br />

Wasserturm<br />

Der in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Kalkbergs aufragen<strong>de</strong> 40 Meter hohe Wasserturm wur<strong>de</strong> Anfang <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts errichtet. Heute ist er nicht mehr in seiner ursprünglichen Funktion in Betrieb,<br />

son<strong>de</strong>rn dient als private Wohnung.<br />

Lan<strong>de</strong>sturnierplatz<br />

Auf <strong>de</strong>r Rennkoppel an <strong>de</strong>r Eutiner Straße fand 1905 <strong>de</strong>r erste Pfer<strong>de</strong>renntag statt. Das Gelän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Folgejahren als Turnierplatz mit zwei Dressurplätzen und einem Abreitplatz<br />

sowie einer Zuschauertribüne, einem Presse- und einem Richterturm ausgebaut. Seit 1929 ist die Rennkoppel Lan<strong>de</strong>sturnierplatz <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein im Eigentum <strong>de</strong>r Stadt<br />

Bad Segeberg. Alljährlich fin<strong>de</strong>n hier mehrere große Reitsportveranstaltungen statt, so das Fest <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>sports, das Deutsche Quadrillen-Championat, das Bun<strong>de</strong>sbreitensportfestival <strong>de</strong>r<br />

Reiterei mit über 1000 aktiven Teilnehmern und die Lan<strong>de</strong>spfer<strong>de</strong>leistungsschau Schleswig-Holstein mit <strong>de</strong>r Deutschen Meisterschaft <strong>de</strong>r Fahrer sowie <strong>de</strong>r Schleswig-


Holstein/Hamburger Meisterschaft in Dressur und Springen. 1975 wur<strong>de</strong> gleichzeitig mit diesem Lan<strong>de</strong>sturnier die Europameisterschaft <strong>de</strong>r ländlichen Reiter durchgeführt.<br />

Auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sturnierplatz fand von 1962 bis 2007 je<strong>de</strong>s Jahr das öffentliche Gelöbnis <strong>de</strong>r Holsteiner Grenadiere statt, die bis <strong>zu</strong>r Auflösung <strong>de</strong>s Panzergrenadierbataillons 182 am 31.<br />

Dezember 2008 in Bad Segeberg stationiert sein wer<strong>de</strong>n.<br />

Noctalis – Welt <strong>de</strong>r Fle<strong>de</strong>rmäuse<br />

Auf vier Stockwerken und über 560 Quadratmetern Ausstellungsfläche erfährt man im Noctalis alles Wissenswerte aus <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>r Fle<strong>de</strong>rmäuse. Im oberen Stockwerk befin<strong>de</strong>t sich ein<br />

Noctarium, in <strong>de</strong>m über 100 Kurzschwanzblattnasen leben.<br />

Kalkberg<br />

Bereits im Jahre 1884, mit Beginn <strong>de</strong>s Kurbetriebs, bemühte sich ein Verschönerungsverein um <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>s Rest-Kalkberges, <strong>de</strong>n er in Folge bepflanzte, mit Wegen und Bänken<br />

ausstattete und auf <strong>de</strong>m Gipfel mit einem Fernrohr bestückte. In <strong>de</strong>m Maße, in <strong>de</strong>m die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Gipfels als beliebter Aussichtspunkt für <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n Frem<strong>de</strong>nverkehr ins<br />

Bewusstsein rückte, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gipsabbau begrenzt. Als Ersatz einer ursprünglichen Schutzhütte errichtete <strong>de</strong>r Verein 1903 die erste Gastronomie, das „Bergschlösschen“ auf <strong>de</strong>m Berg,<br />

das nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg seine weitgehend bis heute reichen<strong>de</strong> Gestalt erhielt. Mit <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Kalkberghöhle im Jahre 1913 und <strong>de</strong>r Einrichtung <strong>de</strong>s Freilichttheaters<br />

1934 bis 1937 gewann auch <strong>de</strong>r Kalkberg selbst als touristische Attraktion weiter an Be<strong>de</strong>utung. Zuletzt wur<strong>de</strong> 1955 vom Gipfelweg aus ein Zugang <strong>zu</strong>m Rand <strong>de</strong>s rund 43 Meter tiefen<br />

Burgbrunnens gebaut, <strong>de</strong>r einen Blick in <strong>de</strong>n anfangs beleuchteten Brunnenschacht gewährt. Nach wie vor beliebter Aussichtspunkt, reicht <strong>de</strong>r Blick vom Gipfel rundum weit ins Land<br />

und bei guter Sicht bis <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Kirchtürmen Lübecks.<br />

Kalkberghöhle<br />

Die Kalkberghöhle ist die nördlichste Schauhöhle und die nördlichste Karsthöhle Deutschlands. Hier fin<strong>de</strong>n Führungen auf <strong>de</strong>m früher rund 600 Meter langen, inzwischen aus<br />

Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n auf rund 300 Meter verkürzten, Führungsweg statt. Die Höhle wird von vielen Asthmatikern besucht, da sie eine Luftfeuchtigkeit von fast 100 Prozent aufweist.<br />

Zu<strong>de</strong>m gibt es in <strong>de</strong>r Kalkberghöhle eine nur hier vorkommen<strong>de</strong> Tierart, <strong>de</strong>n Segeberger Höhlenkäfer.<br />

Regelmäßige Veranstaltungen<br />

• Karl-May-Spiele<br />

• Europäische Fle<strong>de</strong>rmausnacht<br />

• die Marienkirche ist eine <strong>de</strong>r Spielstätten <strong>de</strong>s Schleswig-Holstein Musik Festivals<br />

• Lan<strong>de</strong>sbreitensportfestival Schleswig-Holstein<br />

Persönlichkeiten<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>r Stadt<br />

• Borusso von Blücher, Diplomat<br />

• Mona Barthel, Tennisspielerin<br />

• Detlev Buck, Schauspieler<br />

• Peter Chatel, Schauspieler<br />

• Jürgen Czarske, Elektro- und Informationstechniker


• Malte Hossenfel<strong>de</strong>r, Altphilologe<br />

• Maria Jepsen, Bischöfin<br />

• Karl Lorentzen, Altphilologe und Journalist<br />

• Horst Pöttker, Medienwissenschaftler<br />

• Godhard Prüssing, Ingenieur und Zementfabrikant<br />

• Ingo Rehberg, Physiker<br />

• Alfred von Rosen, Regierungspräsi<strong>de</strong>nt<br />

• Karl Storch, Maler<br />

• Julia Westlake, Fernsehmo<strong>de</strong>ratorin<br />

• Christian Habicht, Schauspieler<br />

Ehrenbürger <strong>de</strong>r Stadt Bad Segeberg<br />

• Carl Wilhelm Ludwig von Rosen, Dänischer Kammerherr und Amtmann<br />

• Johann Phililip Ernst Esmarch, Justizrat und Bürgermeister Segebergs<br />

• Dr. Otto W. Jürgens, Rechtsanwalt und belgischer Konsul<br />

• Christian Friedrich Heinrich Wulff, Schriftsetzer und Zeitungsverleger<br />

• Otto Flath, Holzbildhauer<br />

• Artur Kraft, Möbelhausbesitzer<br />

• Uwe Bangert, Maler, Grafiker und Zeichner<br />

Persönlichkeiten, die in Bad Segeberg gewirkt haben<br />

• Vizelin, Bischof, Priester und Missionar<br />

• Volker von Segeberg, Chorherr<br />

• Heinrich Rantzau, Statthalter <strong>de</strong>s dänischen Königs<br />

• Martin Ehlers, Pädagoge<br />

• Detlef Breiholz, Imker<br />

• Sidonie Werner, Sozialpolitikerin<br />

• Walter Alnor, NS-Gebietskommissar und Landrat<br />

• Paul Pagel, Politiker<br />

• Ernst Szymanowski, Nationalsozialist<br />

• Günter Willumeit, Humorist und Parodist<br />

• Silvius Wodarz, Forstbeamter und Naturschützer<br />

• Pierre Brice, Schauspieler


• Gojko Mitić, Schauspieler<br />

• Marco Kröger, Schauspieler<br />

• Erol San<strong>de</strong>r, Schauspieler<br />

Städtepartnerschaften<br />

Zitat<br />

• Riihimäki (Finnland), seit 1954<br />

• Kiryat Motzkin (Israel), seit 1984<br />

• Teterow (Deutschland), seit 1990<br />

• Võru (Estland), seit 1991<br />

• Zlocieniec (Polen), seit 1995<br />

Martha Bernays schreibt 1885 an ihren Bräutigam über Segeberg: Es "hat einen komischen Kerl von Berg und einen entzücken<strong>de</strong>n Kerl von See, stramme preußische Bahn- und<br />

Postbeamte." Und vom Kalkberg: "Man sieht von da weit in die Run<strong>de</strong>, die Leute von Segeberg behaupten sogar, Hamburgs und Lübecks Türme könne man sehen, freilich mit <strong>de</strong>m<br />

Fernrohr, und das war gestern nicht oben. Aber gesegnete Kornfel<strong>de</strong>r breiten sich überall aus und Wei<strong>de</strong>n für die Kühe, komische Windmühlen mit ihren breiten Flügeln und viele kleine<br />

Seen. Auch die Trave, die um Lübeck herum so breit und mächtig fließt, ist hier ganz in <strong>de</strong>r Nähe schon, in sehr beschei<strong>de</strong>nen Anfängen."<br />

Literatur<br />

• Schleswig-Holstein und Lauenburg in seinen Bä<strong>de</strong>rn und Sommerfrischen. Kiel o.J. (1913)<br />

• Hans Siemonsen: Bad Segeberg in neun Jahrhun<strong>de</strong>rten. Bad Segeberg, 1984 (ISBN 3-87883-023-8)<br />

• Antje Erdmann-Degenhardt: Storm aber reiste nach Segeberg. Bad Segeberg, 1985 (ISBN 3-87883-025-4)<br />

• Heimatkundliches Jahrbuch für <strong>de</strong>n Kreis Segeberg, Bad Segeberg, 1987 u. a. Jahrgänge<br />

• Hans-Peter Sparr: Bad Segeberg. Eine Fotoreise durch die Zeiten. Bad Segeberg, 1992 (ISBN 3-928928-00-7)<br />

• Hans-Peter Sparr: Der Kalkberg. Natur<strong>de</strong>nkmal und Wahrzeichen <strong>de</strong>r Stadt Bad Segeberg. Hamburg, 1997 (ISBN 3-7672-1299-4)<br />

• Friedrich Gleiss: Jüdisches Leben in Segeberg, Nor<strong>de</strong>rstedt, 2002 (ISBN 3-8311-3215-1)<br />

• Werner Scharnweber: Reisebil<strong>de</strong>r Kreis Segeberg, 2007 (ISBN 978-3-86108-955-1)<br />

• 800 Jahre Segeberg, Hrsg. Stadt Bad Segeberg, Bad Segeberg 1937<br />

• 850 Jahre Bad Segeberg. Verlag Wäser Bad Segeberg 1984<br />

• Die Stadt Bad Segeberg. Bildband. Mit einer geschichtlichen Abhandlung von Horst Tschentscher, Verlag Wäser Bad Bramstedt, 1982<br />

• Erdmann-Degenhardt, Antje: Im Schatten <strong>de</strong>s Kalkbergs, die Geschichte von Burg, Kloster und Stadt Segeberg, Wäser Bad Segeberg, 1988<br />

• Heimrich, Adolf Jacob Wilhelm: Aus alter Zeit, Wäser Verlag. 1876<br />

• Stegelmann, Ernst: Aus Segebergs alten und jungen Tagen - Bil<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Vergangenheit u. Gegenwart, Selbstverlag, 1900<br />

• Tschentscher, Horst, Die Stadt Bad Segeberg, Wäser Bad Segeberg, 1982


Quellen<br />

1. ↑ Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. März 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemein<strong>de</strong>n und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe da<strong>zu</strong>)<br />

2. ↑ Walter Kasch: "Die Anfänge <strong>de</strong>s Solba<strong>de</strong>s Segeberg, Heimatkundliches Jahrbuch <strong>de</strong>s Kreises Segeberg, Bd. 33, S. 114-144; Hans Siemonsen: "Segebergs Erweiterung nach<br />

Nor<strong>de</strong>n", Heimatkundliches Jahrbuch <strong>de</strong>s Kreises Segeberg Bd. 7, S. 77-81 in "Segebergs Straßennetz"; Hans Siemonsen: "Bad Segeberg in neun Jahrhun<strong>de</strong>rten", S. 48ff, Verlag<br />

C.H. Wäser, Bad Segeberg.<br />

3. ↑ a b Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein<br />

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Hammershus<br />

Hammershus [hɑməʀsˈhuːʔs] war eine stark befestigte Burg an <strong>de</strong>r Nordwestseite <strong>de</strong>r dänischen Insel Bornholm. Heute ist es einer <strong>de</strong>r größten <strong>zu</strong>sammenhängen<strong>de</strong>n Burgruinen-<br />

Komplexe Nord-Europas. Sie liegt auf einer Klippe 74 Meter über <strong>de</strong>m Meer und ist von einer 750 Meter langen Ringmauer umgeben. Sie liegt Deutschland und Schwe<strong>de</strong>n näher als<br />

Dänemark.<br />

Geschichte<br />

Hammershus war ab <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt hauptsächlich im Besitz <strong>de</strong>r Erzbischöfe von Lund. Bei <strong>de</strong>n Kämpfen zwischen <strong>de</strong>n Erzbischöfen und <strong>de</strong>n Königen ging die Burg mehrfach an<br />

letztere über, so z.B. 1259, 1265, 1319 und 1325. 1521 war sie im Besitz von Christian II., <strong>de</strong>r hier <strong>de</strong>n Bischof Jens An<strong>de</strong>rsen Bel<strong>de</strong>nak gefangen hielt. Im gleichen Jahr wur<strong>de</strong> die Burg<br />

von <strong>de</strong>r Lübecker Hanse erobert. In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Verpfändung Bornholms an Lübeck von 1525 bis <strong>zu</strong>r Rückgabe an Dänemark 1576 war Hammershus Sitz <strong>de</strong>r Lübecker Vögte und wur<strong>de</strong><br />

beson<strong>de</strong>rs unter <strong>de</strong>m Lübecker Vogt Bernt Knop (1525-43) <strong>zu</strong>r größten Burganlage Nor<strong>de</strong>uropas ausgebaut [1]<br />

Im Jahre 1658 war Hammershus kurzzeitig von Schwe<strong>de</strong>n besetzt, doch nach einem Aufstand <strong>de</strong>r Bornholmer Bevölkerung mussten diese die Burg wie<strong>de</strong>r verlassen. Zwischen 1660 und<br />

1661 wur<strong>de</strong> Leonora Christina, die Tochter <strong>de</strong>s dänischen Königs Christian IV., mit ihrem Mann in Hammershus festgehalten. Auch später diente die Burg oft als Staatsgefängnis.<br />

Im Jahr 1743 wur<strong>de</strong> die Burg aufgegeben. Infolge <strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong>n Teile <strong>de</strong>s Komplexes <strong>zu</strong>r Gewinnung von Baumaterial abgerissen, bis die Ruine 1822 durch einen königlichen Erlass<br />

unter Denkmalschutz gestellt wur<strong>de</strong>. Im Jahr 1890 begannen dann erste Konservierungsmaßnahmen, die sich mit Unterbrechungen bis <strong>zu</strong>m heutigen Tag fortsetzten. Die Ruine ist heute<br />

ein beliebtes Touristenziel.<br />

Aufbau<br />

Die Anlage besteht aus einem Innenhof und zwei Außenhöfen. Beherrscht wird die Festung durch einen riesigen, rechteckigen Donjon. Der Innenhof konnte durch einen quadratischen<br />

Torturm erreicht wer<strong>de</strong>n. Er ist durch eine 9 m hohe Ringmauer mit Flankentürmen geschützt. Die einzelnen Gebäu<strong>de</strong> lehnten an die Innenwand <strong>de</strong>r Mauer. Ein Wachtturm und eine<br />

kleine Schlucht verhin<strong>de</strong>rten ein unbemerktes Näherkommen. Stückweise wird die Burg heute restauriert.


Literatur<br />

• Chris Gravett: Atlas <strong>de</strong>r Burgen. Die schönsten Burgen und Schlösser. Tosa, Wien 2001, ISBN 3-85492-470-4, S. 133.<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Antjekathrin Graßmann: Lübeckische Geschichte. 2. Auflage. Lübeck 1989, ISBN 3-7950-3203-2, S. 376 ff.<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Jönköping<br />

Jönköping [ˈjœnɕøːpiŋ] ist eine Stadt im Nordwesten <strong>de</strong>r historischen schwedischen Provinz Småland. Sie ist Hauptort <strong>de</strong>r Provinz Jönköpings län und <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Jönköping.<br />

Geographie<br />

Jönköping liegt in <strong>de</strong>r klimatisch günstigen und landschaftlich schönen Gegend am Sü<strong>de</strong>n<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vättern.<br />

Geschichte<br />

Jönköping ist ein alter Han<strong>de</strong>lsplatz, <strong>de</strong>r am 18. Mai 1284 die Stadtrechte erhielt.<br />

Jönköping war <strong>de</strong>r Sitz mehrerer schwedischer Reichstage, insbeson<strong>de</strong>re 1599. 1612 wur<strong>de</strong> die Stadt von <strong>de</strong>n Schwe<strong>de</strong>n verbrannt, um <strong>de</strong>n anrücken<strong>de</strong>n Dänen kein Quartier <strong>zu</strong> geben.<br />

In Jönköping wur<strong>de</strong> am 10. Dezember 1809 <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nsschluss nach <strong>de</strong>m Dänisch-Schwedischen Krieg 1808–1809 unterzeichnet.<br />

Jönköping ist auch eine alte Industriestadt und war für seine Zündholzindustrie (Schwe<strong>de</strong>nhölzer, säkerhetständstickor) international bekannt. Das weltführen<strong>de</strong> Unternehmen Svenska<br />

Tändsticks AB war bis <strong>zu</strong>m Jahre 1970 hier ansässig.<br />

Veranstaltungen<br />

Auf <strong>de</strong>m örtlichen Elmia-Messegelän<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t zweimal im Jahr die DreamHack statt. Sie ist mit <strong>de</strong>r in Norwegen stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n The Gathering die größte LAN-Party <strong>de</strong>r Welt.<br />

Sport<br />

In <strong>de</strong>r Stadt ist <strong>de</strong>r Eishockeyverein HV 71 Jönköping ansässig, wie auch <strong>de</strong>r Fußballverein Jönköpings Södra IF. 1977 fand hier die Schwimmeuropameisterschaften mit Wasserball und<br />

Wasserspringen statt. Bei <strong>de</strong>r Handball-Weltmeisterschaft <strong>de</strong>r Herren 2011 wur<strong>de</strong>n neun Spiele <strong>de</strong>r Hauptrun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Kinnarps Arena ausgetragen.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Neben <strong>de</strong>m Stadtpark mit seinem Freilichtmuseum ist das Streichholzmuseum einen Besuch wert.


Im nahegelegenen Rid<strong>de</strong>rsberg befin<strong>de</strong>t sich das Freilichtmuseum <strong>de</strong>s schwedischen Bildhauers und Holzkünstlers Calle Örnemark.<br />

Wirtschaft<br />

Jönköping ist ein Zentrum <strong>de</strong>r Forst- und Landwirtschaft. Im Industrievorort Huskvarna wer<strong>de</strong>n Elektro- und Haushaltsgeräte hergestellt.<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>r Stadt<br />

• John Bauer, Künstler, Maler und Illustrator<br />

• Johanna Billing (* 1973), schwedische Konzeptkünstlerin<br />

• Carl Henrik Fredriksson, Chefredakteur und Herausgeber von Eurozine<br />

• Agnetha Fältskog, Mitglied von ABBA<br />

• Dag Hammarskjöld, parteiloser Staatssekretär, Schriftsteller und zweiter UN-Generalsekretär<br />

• Ingvar Lidholm, Komponist<br />

• Hans-Gunnar Liljenwall, Mo<strong>de</strong>rner Fünfkämpfer<br />

• Nina Persson, Frontsängerin <strong>de</strong>r Cardigans<br />

• Viktor Rydberg, Schriftsteller<br />

• Karl Svensson, Fußballspieler<br />

• Carl Peter Thunberg, Naturalist, Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r südafrikanischen und japanischen Botanik<br />

• Mikael Tillström, Tennisspieler<br />

Quellen<br />

1. ↑ Tätorternas landareal, folkmängd och invånare<br />

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Visborg<br />

Visborg (auch Wisborg) war eine mittelalterliche Festung in <strong>de</strong>r Hansestadt Visby auf <strong>de</strong>r Ostseeinsel Gotland, <strong>de</strong>ren Ruine im Verhältnis <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Kirchenruinen <strong>de</strong>r Stadt heute eher wenig<br />

spektakulär ist. Im Jahr 1892 wur<strong>de</strong> in Anspielung auf die Burg <strong>de</strong>r Titel Graf von Wisborg an <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m schwedischen Königshaus ausgetretenen Oskar II. verliehen.<br />

Geschichte<br />

Die Visburg entstand ab 1411 als befestigte Burganlage <strong>zu</strong>m Schutz <strong>de</strong>s Hafens in <strong>de</strong>r Südwestecke <strong>de</strong>r Stadt an <strong>de</strong>r Stadtmauer unter Einbeziehung von zwei bereits durch die<br />

Vitalienbrü<strong>de</strong>r errichteten Turmbauten. Der Hausteinbau <strong>de</strong>r großen schlossähnlichen Festung wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m dänischen König Erich von Pommern im Jahr 1436 abgeschlossen. Wie<br />

bei allen steinernen Gebäu<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Insel wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r örtliche Kalkstein für die Feste verbaut. König Erik gab ihr auch <strong>de</strong>n Namen und zog sich nach seiner Abset<strong>zu</strong>ng 1439 hierher


<strong>zu</strong>rück, um als Herr über Gotland bis 1448 weiter <strong>zu</strong> regieren. Als gera<strong>de</strong><strong>zu</strong> uneinnehmbar erwies sich die Visborg unter <strong>de</strong>m dänischen Amtmann Søren Norby im Jahr 1524 für seinen<br />

Wi<strong>de</strong>rsacher Gustav Vasa. Der dänische Flottenführer und eigenmächtige Gefolgsmann <strong>de</strong>s bereits 1523 abgesetzten dänischen Königs Christian II. hielt diesem nicht ohne eigenen<br />

Vorteil weiter die Treue und wur<strong>de</strong> erst im Folgejahr von einem starken Lübecker Flottenaufgebot vertrieben. Der Stadtkern Visbys wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n starken Beschuss weitgehend<br />

zerstört. Die sogenannte. Lübecker Bresche in <strong>de</strong>r Stadtmauer erinnert immer noch an die Erstürmung <strong>de</strong>r Stadt im Jahre 1525. 1679 wur<strong>de</strong> die Visborg von <strong>de</strong>n abziehen<strong>de</strong>n Dänen kurz<br />

vor <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r Insel an die Schwe<strong>de</strong>n gesprengt und nicht wie<strong>de</strong>r aufgebaut. Das Baumaterial <strong>de</strong>r Ruine wan<strong>de</strong>rte entwe<strong>de</strong>r in gotländische Kalköfen o<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> in Visby verbaut.<br />

Literatur<br />

• Ulrich Quack: Gotland: die größte Insel <strong>de</strong>r Ostsee; eine schwedische Provinz von beson<strong>de</strong>rem Reiz; Kultur, Geschichte, Landschaft. DuMont Köln 1991, ISBN 3-7701-2415-4<br />

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Turku<br />

Turku [ˈturku], schwedisch Åbo [ˈoːbu], ist eine Stadt an <strong>de</strong>r Südwestküste Finnlands. Von <strong>de</strong>r Gründung im 13. bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt war Turku die wichtigste Stadt Finnlands. Heute<br />

ist Turku mit 177.417 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010) die fünftgrößte Stadt und Zentrum <strong>de</strong>s drittgrößten Ballungsraumes <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Sie ist evangelischer Erzbischofssitz und<br />

Universitätsstadt. 5,2 % <strong>de</strong>r Einwohner Turkus sind schwedischsprachig, offiziell ist die Stadt zweisprachig.<br />

Geografie<br />

Geografische Lage<br />

Turku liegt in <strong>de</strong>r südwestfinnischen Landschaft Varsinais-Suomi an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Flusses Aurajoki in die Ostsee. Der Stadt vorgelagert ist das Schärenmeer mit einem ausge<strong>de</strong>hnten<br />

Archipel aus über 20.000 Schären. Der Aurajoki fließt auf einer Strecke von neun Kilometern in Ost-West-Richtung durch die Stadt. Innerhalb Turkus beträgt seine Breite durchschnittlich<br />

50 Meter. Am Unterlauf im Bereich <strong>de</strong>s Stadtzentrums ist <strong>de</strong>r Fluss 2,5 bis 5 Meter tief, auf Höhe <strong>de</strong>s Domes wird die Fahrrinne aber wesentlich schmaler und flacher. Weitere Flüsse im<br />

Gebiet von Turku sind <strong>de</strong>r Vähäjoki, <strong>de</strong>r im Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stadt beginnt und im Stadtteil Koroinen in <strong>de</strong>n Aurajoki fließt, und <strong>de</strong>r Raisiojoki, <strong>de</strong>r gegenüber <strong>de</strong>r Insel Ruissalo in die Ostsee<br />

mün<strong>de</strong>t.<br />

Turku hat eine Landgrenze <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n Raisio, Rusko, Aura, Lieto und Kaarina. Zur See hin grenzt Turku an Naantali und Väståboland. Der Großraum Turku, <strong>zu</strong> <strong>de</strong>m neben Turku<br />

die Städte Naantali, Raisio, Kaarina und Lieto und einige weitere Nachbargemein<strong>de</strong>n gehören, hat insgesamt rund 290.000 Einwohner. Damit ist er nach <strong>de</strong>r Region Helsinki und <strong>de</strong>m<br />

Großraum Tampere das drittgrößte Ballungszentrum Finnlands.<br />

Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Stadtgebiets<br />

Turku hat eine Gesamtfläche von 306,41 km². Unter Ausschluss <strong>de</strong>r Meeresgebiete sind es 249,09 km², davon weitere 3,46 km² Binnengewässer. Das Stadtgebiet hat eine längliche Form<br />

und ragt keilförmig ins Binnenland hinein. Die Entfernung zwischen <strong>de</strong>m nördlichsten und südlichsten Punkt <strong>de</strong>r Stadt beträgt 45 km, die maximale Ost-West-Aus<strong>de</strong>hnung nur 15 km.<br />

Das Zentrum von Turku liegt am Unterlauf <strong>de</strong>s Aurajoki kurz vor <strong>de</strong>ssen Mündung. Es hat ein schachbrettförmiges Straßennetz und ist dicht bebaut. Auf einigen Hügeln und am Flussufer<br />

befin<strong>de</strong>n sich Grünflächen. In <strong>de</strong>n Stadtteilen um das Zentrum herum besteht die Bebauung hauptsächlich aus Einfamilienhäusern. Diese Stadtteile wur<strong>de</strong>n größtenteils erst im Laufe <strong>de</strong>s<br />

20. Jahrhun<strong>de</strong>rts nach Turku eingemein<strong>de</strong>t. Viele von ihnen, wie Port Arthur, Nummi o<strong>de</strong>r Raunistula, waren ursprünglich Wohngebiete <strong>de</strong>r ärmeren Arbeiterschaft. Heute sind sie wegen


ihrer zentrumsnahen Lage gefragte und teure Wohnlagen. Seit <strong>de</strong>n 1970er Jahren entstan<strong>de</strong>n große Vorortsiedlungen am Stadtrand. Die größten Siedlungen sind Varissuo, Runosmäki,<br />

Pansio und Jäkärlä. Die nördlichen Stadtteile Maaria und Paattinen wur<strong>de</strong>n erst in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts eingemein<strong>de</strong>t und sind eher ländlich geprägt.<br />

Im Sü<strong>de</strong>n gehört ein Teil <strong>de</strong>s Schärengebiets mit <strong>de</strong>n Inseln Ruissalo, Hirvensalo, Satava und Kakskerta <strong>zu</strong>r Stadt. Die Inseln sind eher dünn besie<strong>de</strong>lt und mit Laubwäl<strong>de</strong>rn be<strong>de</strong>ckt. Mit<br />

Ausnahme von Teilen von Hirvensalo, die sich seit <strong>de</strong>n 1990er Jahren <strong>zu</strong> Vorstädten <strong>de</strong>r oberen Mittelschicht entwickelt haben, befin<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>n Inseln hauptsächlich Ferienhäuser.<br />

Auf Ruissalo liegt ein ausge<strong>de</strong>hnter Campingplatz.<br />

Stadtglie<strong>de</strong>rung<br />

Turku besteht aus 78 Stadtteilen (finn. kaupunginosa). Parallel da<strong>zu</strong> existiert eine Unterteilung in neun Stadtbezirke (suuralue). Die Grenzen <strong>de</strong>r Stadtbezirke folgen nicht immer <strong>de</strong>n<br />

Stadtteilgrenzen, so dass einige Stadtteile zwischen zwei Stadtbezirken geteilt sind. We<strong>de</strong>r Stadtbezirken noch Stadtteilen kommt eine verwaltungstechnische Aufgabe <strong>zu</strong>.<br />

Der Fluss Aurajoki teilt Turku in zwei Hälften. Das historische Zentrum <strong>de</strong>r Stadt befin<strong>de</strong>t sich südöstlich <strong>de</strong>s Aurajoki und wird im lokalen Dialekt täl pual jokke („diesseits <strong>de</strong>s Flusses“)<br />

genannt. Die nordwestliche Seite mit <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Innenstadt heißt entsprechend tois pual jokke („jenseits <strong>de</strong>s Flusses“). Diese Bezeichnungen sind absolut und unabhängig vom<br />

tatsächlichen Standpunkt <strong>de</strong>s Sprechers. Manchmal wird auch <strong>de</strong>r schwedische Name Åbo für <strong>de</strong>n südöstlichen und <strong>de</strong>r finnische Name Turku für <strong>de</strong>n nordwestlichen Teil <strong>de</strong>r Stadt<br />

verwen<strong>de</strong>t.<br />

Die Stadtteile Turkus nach Stadtbezirken (Einteilung seit 2006):<br />

• Zentrum:<br />

• I. Stadtteil, II. Stadtteil, III. Stadtteil, IV. Stadtteil, V. Stadtteil, VI. Stadtteil, VII. Stadtteil, VIII. Stadtteil, IX. Stadtteil, Hafen von Turku, Iso-Heikkilä, Korppolaismäki, Kupittaa,<br />

Kurjenmäki, Mäntymäki, Pihlajaniemi, Ruissalo, Vähäheikkilä<br />

• Hirvensalo-Kakskerta:<br />

• Friskala, Haarla, Illoinen, Jänessaari, Kaistarniemi, Kakskerta, Kukola, Lauttaranta, Maanpää, Moikoinen, Oriniemi, Papinsaari, Pikisaari, Satava, Särkilahti, Toijainen<br />

• Skanssi-Uittamo:<br />

• Harittu, Ilpoinen, Ispoinen, Katariina, Koivula, Luolavuori, Peltola, Pihlajaniemi, Puistomäki, Skanssi, Uittamo, Vasaramäki<br />

• Varissuo-Lauste:<br />

• Huhkola, Lauste, Pääskyvuori, Vaala, Varissuo<br />

• Nummi-Halinen:<br />

• Halinen, Itäharju, Kohmo, Koroinen, Kurala, Nummi, Oriketo, Räntämäki<br />

• Runosmäki-Raunistula:<br />

• Kaerla, Kärsämäki, Kastu, Raunistula, Runosmäki<br />

• Länsikeskus:<br />

• Kähäri, Mälikkälä, Pitkämäki, Pohjola, Raunistula, Runosmäki, Teräsrautela, Vätti<br />

• Pansio-Jyrkkälä:<br />

• Artukainen, Pahaniemi, Pansio, Perno<br />

• Maaria-Paattinen:<br />

• Flughafen Turku, Jäkärlä, Metsämäki, Moisio, Paattinen, Saramäki, Urusvuori, Yli-Maaria


Klima<br />

Das Klima in Turku ist kaltgemäßigt. Dank <strong>de</strong>s Einflusses <strong>de</strong>r Ostsee und <strong>de</strong>r durch die vorgelagerten Schären geschützten Lage im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s ist es für finnische Verhältnisse<br />

recht mild. So ge<strong>de</strong>ihen in Turku unter an<strong>de</strong>rem Eichen, die im Rest Finnlands nicht vorkommen.<br />

Die Jahresdurchnittstemperatur in Turku beträgt 4,8 °C, das Jahresmittel <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rschlages liegt bei 576 mm. Der meiste Nie<strong>de</strong>rschlag fällt im August (77 mm im Monatsmittel), <strong>de</strong>r<br />

wenigste im März (23 mm). Der kälteste Monat ist <strong>de</strong>r Februar mit einer Durchschnittstemperatur von −6,5 °C, <strong>de</strong>r wärmste Monat <strong>de</strong>r Juli mit 17,1 °C. Die Sommer in Turku sind mit<br />

Temperaturen bis <strong>zu</strong> 30 °C warm. Die Winter sind dagegen relativ kalt. Eine bleiben<strong>de</strong> Schnee<strong>de</strong>cke fällt meist um die Jahreswen<strong>de</strong>. Der Aurajoki weist <strong>zu</strong>weilen eine tragen<strong>de</strong> Eis<strong>de</strong>cke<br />

auf, das Eis schmilzt meist im März o<strong>de</strong>r April.<br />

Geschichte<br />

Vorgeschichte und Gründung<br />

Das Gebiet <strong>de</strong>r heutigen Stadt Turku war bereits in <strong>de</strong>r Steinzeit besie<strong>de</strong>lt, wie archäologische Fun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Stadtteilen Kärsämäki und Jäkärlä beweisen. Während <strong>de</strong>r Eisenzeit wur<strong>de</strong><br />

im Flusstal <strong>de</strong>s Aurajoki Landwirtschaft und Han<strong>de</strong>l betrieben. Darauf weisen unter an<strong>de</strong>rem Grabstätten aus <strong>de</strong>r Ven<strong>de</strong>lzeit hin, die bei <strong>de</strong>r Alten Burg von Lieto und im Stadtteil Kurala<br />

gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n. Die Landschaft Varsinais-Suomi, in <strong>de</strong>r Turku liegt, geriet in<strong>de</strong>s ab 1154 durch <strong>de</strong>n Kreuz<strong>zu</strong>g von König Erik IX. unter schwedische Herrschaft. Der erste Bischofssitz<br />

in Finnland war Nousiainen.<br />

Während <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts entwickelte sich Turku <strong>zu</strong>r ersten Stadt in Finnland. Der Name Turku stammt nach einer allgemein anerkannten Theorie von <strong>de</strong>m altrussischen Wort tǔrgǔ<br />

mit <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung „Marktplatz“ ab. Der schwedische Name Åbo be<strong>de</strong>utet soviel wie „Wohnsitz (schwed. bo) am Fluss (schwed. å)“. Als Gründungsjahr <strong>de</strong>r Stadt gilt traditionell 1229.<br />

Dies beruht allerdings auf einer Fehlinterpretation mittelalterlicher Urkun<strong>de</strong>n. Im Jahr 1229 stimmte Papst Gregor IX. <strong>de</strong>r Verlegung <strong>de</strong>s Bischofssitzes <strong>zu</strong>, offenbar von Nousiainen nach<br />

Koroinen. Das Dorf Koroinen, heute ein Stadtteil von Turku, befand sich einige Kilometer flussaufwärts. Es gibt keine Hinweise darauf, dass es <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt bereits die<br />

eigentliche Stadt Turku gegeben hätte. Daher ist die Gründung <strong>de</strong>r Stadt wahrscheinlich eher auf das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>zu</strong> datieren. Als <strong>de</strong>r Pegel <strong>de</strong>s Aurajoki durch die<br />

Landhebung niedriger wur<strong>de</strong>, konnten die Händler mit ihren Schiffen nicht mehr bis Koroinen segeln und <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsplatz wur<strong>de</strong> nach Turku verlegt. Eine Gründungsurkun<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r<br />

Turku die Stadtrechte <strong>zu</strong>gesprochen wür<strong>de</strong>n, ist nicht überliefert. Dennoch kann es als gesichert gelten, dass Turku die älteste Stadt Finnlands ist, <strong>de</strong>nn die nächstälteste Stadt Porvoo<br />

wur<strong>de</strong> nachweislich erst 1346 gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Schwedische Herrschaft<br />

Schon im späten 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt gab es in Turku ein Dominikanerkloster und einen Bischofssitz. Der Dom von Turku wur<strong>de</strong> im Jahr 1300 geweiht. Allerdings ist es ungeklärt, inwieweit<br />

die heutige aus Stein und Ziegeln erbaute Kirche auf <strong>de</strong>n damaligen Bau <strong>zu</strong>rückgeht; nach Ansicht mancher Forscher könnte <strong>de</strong>r erste Dom aus Holz gebaut gewesen sein. Der Bau <strong>de</strong>r<br />

Burg von Turku, die außerhalb <strong>de</strong>r Stadt gelegen war, könnte bereits En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts begonnen wor<strong>de</strong>n sein. Die Burg, das Kloster und <strong>de</strong>r Dom samt Bischofssitz machten<br />

Turku neben Viborg <strong>zu</strong>r wichtigsten Stadt im mittelalterlichen Finnland. Während <strong>de</strong>r gesamten Zeit <strong>de</strong>r schwedischen Herrschaft blieb es das politische, geistige und kulturelle Zentrum<br />

Finnlands. Im Mittelalter unterhielt Turku rege Han<strong>de</strong>lsbeziehungen <strong>zu</strong>r Hanse, ohne jedoch <strong>de</strong>ren Mitglied <strong>zu</strong> sein. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r lebhafte Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>n Hansestädten Reval (heute<br />

Tallinn), Danzig und Lübeck machte Turku <strong>zu</strong>m größten Han<strong>de</strong>lsplatz in Finnland.<br />

Turku war während <strong>de</strong>r schwedischen Zeit mehrfach Angriffen ausgesetzt. 1318 wur<strong>de</strong> die Stadt in die Auseinan<strong>de</strong>rset<strong>zu</strong>ngen zwischen Schwe<strong>de</strong>n und Nowgorod hineingezogen. Die<br />

Russen plün<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>n Dom und brannten die Stadt nie<strong>de</strong>r. Während <strong>de</strong>r Endphase <strong>de</strong>r Kalmarer Union wur<strong>de</strong> Turku in die schwedisch-dänischen Machtkämpfe hineingezogen: 1509<br />

überfielen die Dänen Turku, brandschatzten die Stadt und plün<strong>de</strong>rten einen Großteil <strong>de</strong>s Domschatzes. 1523 eroberte Gustav I. Wasa die Stadt, nach<strong>de</strong>m er ein Jahr <strong>zu</strong>vor ergebnislos die<br />

Burg belagert hatte. Kurz nach<strong>de</strong>m er <strong>zu</strong>m schwedischen König gekrönt wor<strong>de</strong>n war, leitete er in seinem Land die Reformation ein. Martin Skytte, Bischof von Turku 1528–1550, war ein<br />

gemäßigter Befürworter <strong>de</strong>r Reformation. Sein Nachfolger wur<strong>de</strong> Mikael Agricola, <strong>de</strong>r wichtigste Reformator Finnlands, <strong>de</strong>r in Wittenberg ein Schüler Martin Luthers gewesen war und<br />

mit seiner Bibelüberset<strong>zu</strong>ng von 1548 <strong>de</strong>n Grundstein für die finnische Schriftsprache gelegt hatte.


Im Jahr 1556 ernannte Gustav Wasa seinen Sohn Johann III. <strong>zu</strong>m Herzog von Finnland. Johann und seine Gemahlin Katharina Jagellonica residierten in Turku und führten an <strong>de</strong>r Burg<br />

das prunkvolle Hofleben <strong>de</strong>r Renaissancezeit ein. Nach <strong>de</strong>m Tod Gustav Wasas kam es <strong>zu</strong> Machtwirren zwischen seinen Söhnen: 1563 ließ König Erik Turku erobern und seinen Bru<strong>de</strong>r<br />

in die Gefangenschaft nach Schwe<strong>de</strong>n verschleppen.<br />

Die Herrschaft von Gustav II. Adolf (1611–1632) und seiner Tochter Christina I. (1632–1654) war eine Zeit <strong>de</strong>s Fortschritts für Turku. Die Provinzverwaltung wur<strong>de</strong> 1617, das Hofgericht<br />

1623 gegrün<strong>de</strong>t. 1630 folgte ein Gymnasium. 1637 wur<strong>de</strong> Per Brahe <strong>de</strong>r Jüngere <strong>zu</strong>m Generalgouverneur von Finnland ernannt und bezog die Burg von Turku. Er grün<strong>de</strong>te 1640 die<br />

Aka<strong>de</strong>mie <strong>zu</strong> Turku, die erste Universität Finnlands.<br />

Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt stand Turku ebenso wie <strong>de</strong>r Rest Finnlands zweimal unter russischer Besat<strong>zu</strong>ng: 1714–1721 während <strong>de</strong>s Großen Nordischen Krieges und 1741–1743 während <strong>de</strong>s<br />

Schwedisch-Russischen Krieges. In <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts entstan<strong>de</strong>n durch die merkantilistische Wirtschaftspolitik Schwe<strong>de</strong>ns in Turku zahlreiche Manufakturen. Die 1732<br />

gegrün<strong>de</strong>te Werft wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Zeit <strong>zu</strong> einem wichtigen Wirtschaftsfaktor <strong>de</strong>r Stadt. Zu dieser Zeit wur<strong>de</strong>n die Bürger Turkus in drei Klassen eingeteilt: Die schwedische Bürgerschaft,<br />

die finnische Bürgerschaft und die Handwerker. Die Einwohnerzahl stieg in<strong>de</strong>s bis 1791 auf 8.504, 1805 betrug sie bereits 11.300 Personen.<br />

Russische Herrschaft<br />

Im Russisch-Schwedischen Krieg eroberten die russischen Truppen Turku 1808 kampflos. Als Schwe<strong>de</strong>n 1809 im Vertrag von Fredrikshamn Finnland an Russland abtreten musste, wur<strong>de</strong><br />

Turku <strong>zu</strong>nächst <strong>zu</strong>r Hauptstadt <strong>de</strong>s neugeschaffenen Großfürstentums Finnland erkoren. Aus Sicht von Zar Alexan<strong>de</strong>r I. war Turku aber <strong>zu</strong> weit von Sankt Petersburg entfernt, weshalb<br />

1812 <strong>de</strong>r Beschluss erging, die Hauptstadt in das bis dahin unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Helsinki <strong>zu</strong> verlegen. Nach<strong>de</strong>m Helsinki unter <strong>de</strong>r Ägi<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Architekten Carl Ludwig Engel <strong>zu</strong>r repräsentativen<br />

Hauptstadt ausgebaut wor<strong>de</strong>n war, fand die Verlegung 1819 statt. Endgültig wur<strong>de</strong> die Be<strong>de</strong>utung Helsinkis gefestigt, als Turku im großen Stadtbrand von 1827 fast völlig zerstört wur<strong>de</strong>.<br />

Die verheeren<strong>de</strong> Feuersbrunst vernichtete innerhalb eines Tages drei Viertel <strong>de</strong>r Häuser Turkus. Infolge <strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong> die Aka<strong>de</strong>mie Turku, ebenso wie die an<strong>de</strong>ren in Turku<br />

verbliebenen Institutionen, 1828 nach Helsinki verlegt und in die Universität Helsinki umgewan<strong>de</strong>lt. Damit hatte Turku endgültig seine vorherrschen<strong>de</strong> Stellung in Finnland verloren. Carl<br />

Ludwig Engel wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau Turkus beauftragt. Er entwarf einen schachbrettförmigen, brandsicheren Grundriss. Turku blieb für weitere zwanzig Jahre die größte Stadt<br />

Finnlands, bis es von Helsinki überholt wur<strong>de</strong>.<br />

Zur Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts hin war Turku mit seinen großen Manufakturen neben Helsinki die wichtigste Handwerksstadt Finnlands. Die industrielle Revolution erlebte Turku aber<br />

erst um das Jahr 1900. Der Erste Weltkrieg hatte für die Industrie <strong>de</strong>r Stadt positive Folgen, <strong>de</strong>nn die Ausfuhrprobleme betrafen hauptsächlich die Holzindustrie, die in Turku keine Rolle<br />

spielte. Dagegen konnte Turku dank seiner Lage problemlos Rohstoffe aus <strong>de</strong>m neutralen Schwe<strong>de</strong>n importieren.<br />

Nach Erlangung <strong>de</strong>r Unabhängigkeit<br />

Nach<strong>de</strong>m Finnland 1917 die Unabhängigkeit erlangt hatte, blieb die Hauptstadt in Helsinki. Schon En<strong>de</strong> 1917 war es in Turku <strong>zu</strong> sozialen Unruhen gekommen, in <strong>de</strong>ren Verlauf die<br />

sozialistischen „Roten“ Geschäfte plün<strong>de</strong>rten. Im folgen<strong>de</strong>n Finnischen Bürgerkrieg brachten die Roten Gar<strong>de</strong>n die Stadt En<strong>de</strong> Januar 1918 unter ihre Kontrolle und hielten sie bis <strong>zu</strong>m<br />

12. April, als <strong>de</strong>utsche Truppen, die auf Seiten <strong>de</strong>r bürgerlichen Weißen kämpften, in Turku einmarschierten.<br />

1918 erhielt Turku nach 90 Jahren wie<strong>de</strong>r eine Universität, die schwedischsprachige Åbo Aka<strong>de</strong>mi. Zwei Jahre später wur<strong>de</strong> die finnischsprachige Universität Turku gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Bevölkerung<br />

En<strong>de</strong> 2005 betrug die Einwohnerzahl von Turku 174.906 Personen. Turku ist nach Helsinki, Espoo, Tampere und Vantaa die fünftgrößte Stadt Finnlands. Espoo und Vantaa sind allerdings<br />

faktisch Vororte Helsinkis. Der Großraum Turku ist nach <strong>de</strong>r Region Helsinki und <strong>de</strong>m Großraum Tampere das drittgrößte Ballungszentrum <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s.<br />

Selbstverständnis<br />

Die Turkuer besitzen nicht <strong>zu</strong>letzt aufgrund <strong>de</strong>r Vergangenheit ihrer Stadt ein ausgeprägtes regionales Selbstbewusstsein. In Turku kursiert ein Sprichwort, laut <strong>de</strong>m man nicht <strong>zu</strong> einem<br />

Turkuer wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn nur als Turkuer geboren wer<strong>de</strong>n kann. Vor allem <strong>de</strong>r lokale Dialekt (Turu murre) ist i<strong>de</strong>ntitätsstiftend. In <strong>de</strong>m südwestfinnischen Dialekt wer<strong>de</strong>n auch


Mundartdichtung und Comics veröffentlicht.<br />

Die Stadt Helsinki, die über keine so lange Geschichte verfügt und erst im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt Hauptstadt wur<strong>de</strong>, wird von vielen Turkuern als „Emporkömmling“ angesehen. Beson<strong>de</strong>rs<br />

ausgeprägt ist aber die Rivalität <strong>zu</strong> Tampere, das Turku als zweitgrößte Stadt Finnlands überholt hat.<br />

Bevölkerungsgruppen<br />

Traditionell gab es in Turku einen großen finnlandschwedischen Bevölkerungsanteil. Um 1870 sprach die Hälfte <strong>de</strong>r Bewohner Turkus Schwedisch als Muttersprache. Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />

nahmen aber viele Finnlandschwe<strong>de</strong>n die finnische Sprache an. Zu<strong>de</strong>m erfolgte die Zuwan<strong>de</strong>rung nach Turku hauptsächlich aus finnischsprachigen Gegen<strong>de</strong>n, sodass <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r<br />

schwedischsprachigen Bevölkerung konstant sank. Um die Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> war es nur noch ein Viertel, 1950 ein Zehntel. Heute sind 5,2 % <strong>de</strong>r Turkuer schwedischsprachig. Obwohl in<br />

Turku <strong>de</strong>r Anteil unter <strong>de</strong>r im finnischen Sprachgesetz festgeschriebenen 6-%-Schwelle liegt, ist die Stadt aufgrund <strong>de</strong>r zahlenmäßigen Größe <strong>de</strong>r schwedischsprachigen Min<strong>de</strong>rheit (9000<br />

Personen) offiziell zweisprachig mit Finnisch als Mehrheits- und Schwedisch als Min<strong>de</strong>rheitssprache. Daher haben beispielsweise sämtliche Straßen einen finnischen und einen<br />

schwedischen Namen.<br />

4,2 % <strong>de</strong>r Einwohner Turkus sind Auslän<strong>de</strong>r, hauptsächlich aus Russland, Estland, <strong>de</strong>m Irak und <strong>de</strong>m Iran. Für finnische Verhältnisse ist dieser Auslän<strong>de</strong>ranteil eher hoch. Die steigen<strong>de</strong><br />

Zahl <strong>de</strong>r Immigranten beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n östlichen Vororten <strong>de</strong>r Stadt hat teilweise <strong>zu</strong> Frem<strong>de</strong>nfeindlichkeit geführt, was sich in <strong>de</strong>n relativen Wahlerfolgen <strong>de</strong>r nationalistischen Partei<br />

Suomen Kansan Sinivalkoiset wi<strong>de</strong>rspiegelt.<br />

Religionen<br />

Die überwiegen<strong>de</strong> Mehrheit <strong>de</strong>r Bevölkerung Turkus gehört <strong>de</strong>r evangelisch-lutherischen Kirche an. Der Dom von Turku ist Sitz <strong>de</strong>s Erzbischofs von Turku, <strong>de</strong>s Oberhauptes <strong>de</strong>r<br />

Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands. Zum Erzbistum Turku gehören die finnischsprachigen Gemein<strong>de</strong>n von Varsinais-Suomi und Satakunta.<br />

Außer<strong>de</strong>m gibt es in Turku eine orthodoxe Gemein<strong>de</strong>. Ihre Hauptkirche ist die repräsentativ am zentralen Marktplatz gelegene Kaiserin-Alexandra-Märtyrerinnen-Kirche. Die Rotun<strong>de</strong> ist<br />

<strong>de</strong>m Pantheon in Rom nachempfun<strong>de</strong>n und wur<strong>de</strong> 1845 nach Plänen von Carl Ludwig Engel fertiggestellt.<br />

Seit <strong>de</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt ist in Turku eine kleinere Gruppe von muslimischen Tataren ansässig, daneben sind in letzter Zeit muslimische Immigranten eingewan<strong>de</strong>rt. Die jüdische<br />

Gemein<strong>de</strong> von Turku hat ungefähr 120 Mitglie<strong>de</strong>r. Die Synagoge von Turku ist neben <strong>de</strong>r in Helsinki die einzige in Finnland.<br />

Von Turku aus wird alljährlich am 24. Dezember um 12 Uhr mittags <strong>de</strong>r Weihnachtsfrie<strong>de</strong>n für ganz Finnland ausgerufen.<br />

Einwohnerentwicklung<br />

Bis etwa 1970 nahm die Einwohnerzahl Turkus konstant <strong>zu</strong>. Darauf folgte eine Phase leichten Rückgangs, bis die Einwohnerzahl ab 1990 wie<strong>de</strong>r <strong>zu</strong> steigen begann.<br />

Jahr Einwohner<br />

1860 16.870<br />

1870 19.617<br />

1880 23.947<br />

1890 30.096<br />

1900 31.658<br />

1910 41.993<br />

1920 45.408<br />

1930 53.681


1940 65.475<br />

1950 100.514<br />

1960 123.285<br />

1970 155.069<br />

1980 163.933<br />

1990 159.539<br />

2000 172.107<br />

2005 174.824<br />

Politik<br />

Turku ist die Hauptstadt <strong>de</strong>r Landschaft Varsinais-Suomi. Daneben ist die Stadt als Sitz <strong>de</strong>s Erzbischofs von Turku, <strong>de</strong>s Oberhauptes <strong>de</strong>r finnischen evangelisch-lutherischen Kirche, und<br />

<strong>de</strong>s Domkapitels von Turku das kirchliche Zentrum Finnlands.<br />

Verwaltung<br />

Wie in allen finnischen Städten ist auch in Turku <strong>de</strong>r Stadtrat (finn. kaupunginvaltuusto) die höchste Entscheidungsinstanz bei lokalen Angelegenheiten. Da<strong>zu</strong> zählen Stadtplanung,<br />

Schulen, Gesundheitswesen und öffentlicher Verkehr. Der aus 67 Mitglie<strong>de</strong>rn bestehen<strong>de</strong> Rat wird auf vier Jahre gewählt.<br />

Die stärkste Partei in Turku ist die konservative Sammlungspartei, gefolgt von <strong>de</strong>n Sozial<strong>de</strong>mokraten. Diese bei<strong>de</strong>n Parteien dominieren seit Jahrzehnten die Politik Turkus, während die<br />

dritte große Partei <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, die finnische Zentrumspartei, wie in an<strong>de</strong>ren Großstädten nur eine untergeordnete Rolle spielt. Auch das Linksbündnis und <strong>de</strong>r Grüne Bund sind mit<br />

Wahlergebnissen im zweistelligen Prozentbereich verhältnismäßig stark.<br />

Der Stadtdirektor (finn. kaupunginjohtaja) von Turku ist <strong>de</strong>m Stadtrat unterstellt und wird von diesem ernannt. Seine Aufgabe ist es, die Verwaltung <strong>zu</strong> führen und <strong>de</strong>n Haushalt <strong>de</strong>r Stadt<br />

<strong>zu</strong> verwalten. Seit 2006 hat Mikko Pukkinen von <strong>de</strong>r Sammlungspartei diesen Posten inne.<br />

Wappen<br />

Das Wappen von Turku zeigt in einem gekrönten blauen Schild ein gol<strong>de</strong>nes stilisiertes A, das von vier silbernen Lilien umgeben ist. Es geht auf ein mittelalterliches Siegel aus <strong>de</strong>m Jahr<br />

1309 <strong>zu</strong>rück. Der Buchstabe A steht für Aboa, die lateinische Namensform Turkus, während die Lilien mit <strong>de</strong>r Jungfrau Maria, <strong>de</strong>r Schutzpatronin <strong>de</strong>s Doms von Turku, assoziiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Krone weist auf das historische Herzogtum Finnland hin, das <strong>de</strong>r heutigen Landschaft Varsinais-Suomi entspricht.<br />

Städtepartnerschaften<br />

Turku unterhält mit folgen<strong>de</strong>n Städten Partnerschaften:<br />

• Bergen (Norwegen, seit 1946)<br />

• Göteborg (Schwe<strong>de</strong>n, seit 1946)<br />

• Aarhus (Dänemark, seit 1946)<br />

• Sankt Petersburg (Russland, seit 1953)<br />

• Danzig (Polen, seit 1958)<br />

• Constanța (Rumänien, seit 1963)


• Warna (Bulgarien, seit 1963)<br />

• Rostock (Deutschland, seit 1963)<br />

• Köln (Deutschland, seit 1967)<br />

• Szeged (Ungarn, seit 1971)<br />

• Bratislava (Slowakei, seit 1976)<br />

• Florenz (Italien, seit 1992)<br />

Mit seinen skandinavischen Partnerstädten verbin<strong>de</strong>t Turku, dass sie alle „zweite Städte“ ihres Lan<strong>de</strong>s mit einer langen Geschichte sind. Daneben hat Turku Kooperationsverträge mit <strong>de</strong>n<br />

estnischen Städten Tartu und Kuressaare, Tianjin in <strong>de</strong>r Volksrepublik China und <strong>de</strong>m russischen Kaliningrad unterzeichnet.<br />

Kultur und Sehenswürdigkeiten<br />

Museen<br />

Im Zentrum o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Nähe <strong>zu</strong>m Zentrum gibt es über zehn Galerien in <strong>de</strong>n Bereichen Bildhauerei, Fotografie und Malerei. Unweit <strong>de</strong>s Doms (siehe Bauwerke), am Ufer <strong>de</strong>s Aurajoki,<br />

befin<strong>de</strong>t sich das Sibelius-Museum, das nicht nur <strong>de</strong>n finnischen Komponisten Jean Sibelius würdigt, son<strong>de</strong>rn auch eine Sammlung von Musikinstrumenten beherbergt. Etwa 500 m<br />

weiter südwestlich befin<strong>de</strong>t sich das Museum Aboa Vetus & Ars Nova, das Ausgrabungen aus <strong>de</strong>m 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt und mo<strong>de</strong>rne Kunst ausstellt.<br />

Bauwerke<br />

Burg Turku<br />

Die Burg Turku liegt unweit <strong>de</strong>s Hafens am nördlichen Ufer <strong>de</strong>s Aurajoki. Sie ist eines <strong>de</strong>r wenigen Beispiele für die Burgenarchitektur Finnlands und <strong>zu</strong>gleich das größte erhaltene<br />

mittelalterliche Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Die Burg wur<strong>de</strong> wahrscheinlich um 1280 gegrün<strong>de</strong>t und lag damals noch auf einer Flussinsel an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Aurajoki. Sie wur<strong>de</strong> mehrfach<br />

umgebaut und erhielt im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt durch <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Vorburg im Renaissance-Stil ihre heutige Form. Zu jener Zeit diente die Burg Turku Johann III., <strong>de</strong>m Herzog von Finnland,<br />

und seiner Frau Katharina Jagellonica als Resi<strong>de</strong>nz. Im Zweiten Weltkrieg wur<strong>de</strong> sie bei einem sowjetischen Bombenangriff stark beschädigt, bis 1961 wur<strong>de</strong> sie aber wie<strong>de</strong>r<br />

instandgesetzt. Heute beherbergt die Burg das Historische Museum <strong>de</strong>r Stadt Turku.<br />

Kirchen<br />

Der Dom von Turku ist das Wahrzeichen Turkus und als Sitz <strong>de</strong>s Erzbischofs von Turku die Hauptkirche <strong>de</strong>r Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands. Zugleich ist er das be<strong>de</strong>utendste<br />

Beispiel für <strong>de</strong>n mittelalterlichen Kirchenbau Finnlands. Der Bau <strong>de</strong>s Domes begann En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts, geweiht wur<strong>de</strong> er wahrscheinlich im Jahr 1300. Es ist aber unklar, ob es<br />

sich bereits um <strong>de</strong>n Steinbau, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>r heutigen Kirche bil<strong>de</strong>t, o<strong>de</strong>r einen hölzernen Vorgängerbau han<strong>de</strong>lte. Womöglich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r steinerne Dom erst En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 14. o<strong>de</strong>r Anfang<br />

<strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts erbaut. In je<strong>de</strong>m Fall ist <strong>de</strong>r Dom von Turku aber die älteste erhaltene Kirche auf <strong>de</strong>m finnischen Festland. Im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Dom mehrfach erweitert,<br />

sodass er als einzige mittelalterliche Kirche in Finnland die Größe mitteleuropäischer Kathedralen erreichte. Er zeigt <strong>de</strong>utlich <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Backsteingotik. In <strong>de</strong>n nächsten<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rten wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Dom mehrfach umgebaut und erweitert; <strong>zu</strong>letzt musste er nach <strong>de</strong>m Stadtbrand von 1827 instandgesetzt wer<strong>de</strong>n. Dabei erhielt er die von Carl Ludwig Engel<br />

entworfene Turmspitze. In <strong>de</strong>r Kirche befin<strong>de</strong>n sich die Grabmäler vieler be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Persönlichkeiten, darunter etwa <strong>de</strong>r schwedischen Königin Karin Månsdotter.<br />

In <strong>de</strong>n Stadtteilen Turkus befin<strong>de</strong>n sich zwei weitere mittelalterliche Kirchen, die bei<strong>de</strong> Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts errichtet wur<strong>de</strong>n: Die Kirche von Maaria war die Pfarrkirche <strong>de</strong>r 1967<br />

eingemein<strong>de</strong>ten Gemein<strong>de</strong> Maaria. Die St.-Katharinen-Kirche diente ursprünglich als Kirche von Kaarina, liegt aber seit 1939 im Stadtgebiet von Turku. Bei<strong>de</strong> Kirchen sind von<br />

beschei<strong>de</strong>neren Ausmaßen als <strong>de</strong>r Dom, können aber als guterhaltene Beispiele für die mittelalterlichen Feldsteinkirchen Finnlands gelten. Von <strong>de</strong>r im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt erbauten<br />

Bischofskirche von Koroinen sind hingegen nur die Fundamente erhalten.


Am Marktplatz befin<strong>de</strong>t sich die orthodoxe Kaiserin-Alexandra-Märtyrinnenkirche. Die klassizistische Rundkirche wur<strong>de</strong> 1839–1845 nach Plänen von Carl Ludwig Engel errichtet.<br />

Sonstige Bauwerke<br />

Der Fernsehturm von Turku (Pääskyvuoren linkkitorni) ist 122 Meter hoch und wur<strong>de</strong> 1964 erbaut.<br />

Weitere Sehenswürdigkeiten<br />

• Observatorium<br />

• Rathaus<br />

• Forum marinum (Seefahrtsmuseum)<br />

• Der Dreimaster Suomen Joutsen (Finnischer Schwan) und die Schonerbark Sigyn auf <strong>de</strong>m Aurajoki<br />

• Freiluft-Handwerksmuseum auf <strong>de</strong>m Klosterbacken<br />

• Apothekenmuseum am Aurajoki (Verkaufsraum aus einer alten Apotheke in Oulu, im hinteren Teil Ausstellung alter Apothekergeräte)<br />

Kulturhauptstadt<br />

Turku ist gemeinsam mit Tallinn Europäische Kulturhauptstadt <strong>de</strong>s Jahres 2011. Das Kulturhauptstadtprogramm wur<strong>de</strong> am 15. Januar 2011 eröffnet und steht unter <strong>de</strong>m Motto „Turku in<br />

Flammen“.[4] Dies soll einerseits eine Anspielung auf die vielen Brandkatastrophen sein, die im Laufe <strong>de</strong>r Geschichte die Stadt heimgesucht haben. An<strong>de</strong>rerseits ist es als Würdigung <strong>de</strong>r<br />

künstlerischen Dynamik und Kreativität Turkus <strong>zu</strong> verstehen.<br />

Für die Feierlichkeiten wur<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem eine ehemalige Reparaturhalle für Lokomotiven <strong>zu</strong>m neuen Kulturzentrum Logomo umgebaut und wur<strong>de</strong>n die Wege am Fluss Aura<br />

restauriert.[5]<br />

Wirtschaft und Infrastruktur<br />

Wirtschaft<br />

Mit seinen drei Volluniversitäten neben mehreren Berufshochschulen ist Turku ein Zentrum <strong>de</strong>r Forschung. Neben <strong>de</strong>n Hochschulen wird in <strong>de</strong>n Gründungszentren SciencePark, BioCity,<br />

PharmaCity & DataCity geforscht. Bayer Schering Pharma beschäftigt in Turku 600 Mitarbeiter, die Arzneimittel in <strong>de</strong>n Bereichen Onkologie und Gesundheitsfürsorge entwickeln und<br />

herstellen.<br />

Tradition hat in Turku auch <strong>de</strong>r Schiffbau. Es gibt eine große Werft, die Aker-Finnyards AB, ehem. Kvaerner Masa-Yard. Sie ist seit Jahren weltweit mit führend im Bau von Fähren und<br />

Kreuzfahrtschiffen, wie <strong>zu</strong>m Beispiel die „Europa“(6) <strong>de</strong>r Hapag-Lloyd und die „Freedom of the Seas“ <strong>de</strong>r RCI. Schiffsmotoren wer<strong>de</strong>n in Turku von <strong>de</strong>r Firma Wärtsilä hergestellt.<br />

Verkehr<br />

Der Hafen von Turku liegt an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>s Aurajoki in unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>r Burg von Turku. Er ist <strong>zu</strong>sammen mit <strong>de</strong>m Hafen von Kotka nach Helsinki <strong>de</strong>r zweitgrößte <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s. Jährlich wer<strong>de</strong>n vier Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen, und vier Millionen Passagiere passieren <strong>de</strong>n Hafen. Die Fährlinien Silja Line und Viking Line verkehren täglich<br />

über Mariehamn, die Hauptstadt <strong>de</strong>r autonomen Provinz Åland, nach Stockholm. Reisen mit <strong>de</strong>n sogenannten „Schwe<strong>de</strong>nschiffen“ (ruotsinlaiva), die an Bord Restaurants, Nachtclubs und<br />

Tax-Free-Shops bieten, sind seit langem populär. Wöchentlich bestehen Fährverbindungen nach Travemün<strong>de</strong>, Hamburg, Lübeck, Antwerpen, Harwich und Paldiski. Daneben verbin<strong>de</strong>n<br />

Wasserbusse Turku mit <strong>de</strong>n vorgelagerten Schären und mit Naantali.<br />

Der Flughafen Turku befin<strong>de</strong>t sich acht Kilometer nördlich <strong>de</strong>s Stadtzentrums an <strong>de</strong>r Grenze <strong>zu</strong>r Nachbargemein<strong>de</strong> Rusko. Mit 339.920 Fluggästen pro Jahr (2006) ist er <strong>de</strong>r fünftgrößte


Flughafen Finnlands. Von dort wer<strong>de</strong>n Destinationen vor allem innerhalb Finnlands angeflogen, aber auch an<strong>de</strong>re, vor allem nordische, Län<strong>de</strong>r.<br />

An das Eisenbahnnetz ist Turku seit <strong>de</strong>r Fertigstellung <strong>de</strong>r Strecke Hämeenlinna–Tampere–Turku im Jahr 1876 angeschlossen. Die Küstenstrecke nach Karis wur<strong>de</strong> 1899 eröffnet und<br />

1902 bis Helsinki verlängert. 1924 folgte die Strecke nach Uusikaupunki; sie wird heute nur noch für <strong>de</strong>n Güterverkehr benutzt. Zwischen Turku und <strong>de</strong>r Hauptstadt Helsinki verkehren<br />

jährlich etwa 1,2 Millionen Passagiere mit Hochgeschwindigkeitszügen <strong>de</strong>r Baureihe Sm3. Der Bahnhof verfügt über eine Verla<strong>de</strong>stelle[6] für Autoreisezüge.<br />

Bis in die Mitte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts verkehrte in Turku eine Straßenbahn, <strong>zu</strong>erst von 1890 bis 1892 als Pfer<strong>de</strong>bahn, dann ab 1908 als elektrische Straßenbahn. Die Gleise wur<strong>de</strong>n bis in<br />

die 1950er Jahre instandgehalten; danach begannen sie <strong>zu</strong> verfallen, bis sie 1965–1972 ganz entfernt wur<strong>de</strong>n. Viele sehen das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Straßenbahn als Fehlentscheidung an, da Turku<br />

damit ein funktionieren<strong>de</strong>s, die ganze Innenstadt ab<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s Verkehrssystem verlor. Heute sind von <strong>de</strong>r einstigen Bahn keine Schienen mehr vorhan<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>m Marktplatz im<br />

Zentrum befin<strong>de</strong>t sich während <strong>de</strong>s Sommers ein Eisstand mit Sitzgelegenheit in einem alten Straßenbahnwagen.<br />

Turku ist Knotenpunkt <strong>de</strong>s Straßenverkehrs in Südwestfinnland und durch eine Autobahn mit <strong>de</strong>r Hauptstadtregion verbun<strong>de</strong>n.<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>r Stadt<br />

• Johan Gadolin (1760–1852), Chemiker<br />

• Paavo Nurmi (1897–1973), Leichtathlet<br />

• Väinö Bremer (1899–1964), Athlet<br />

• Harry Larva (1906–1980), Leichtathlet und Olympiasieger<br />

• Johannes Wilho Rinne (1923–2010), Primas <strong>de</strong>r Orthodoxen Kirche Finnlands<br />

• Mauno Koivisto (* 1923), neunter finnischer Präsi<strong>de</strong>nt<br />

• Ulf Sö<strong>de</strong>rblom (* 1930), Dirigent<br />

• Rauno Aaltonen (* 1938), Rallyefahrer<br />

• Tamara Lund (1941–2005), Opernsängerin (Sopran) und Schauspielerin<br />

• Jarno Saarinen (1945–1973), Motorrad-Weltmeister<br />

• Matti Salminen (* 1945), Opernsänger<br />

• Pentti Kirstilä (* 1948), Schriftsteller<br />

• Harri Sjöström (* 1952), Sopransaxophonist im Bereich <strong>de</strong>s Free Jazz und <strong>de</strong>r neuen improvisierten Musik<br />

• Mika Aaltonen (* 1965), Fußballspieler<br />

• Taru Rinne (* 1968), Motorradrennfahrerin<br />

• Petteri Nummelin (* 1972), Eishockeyspieler<br />

• Saku Koivu (* 1974), Eishockeyspieler<br />

• Jani Hurme (* 1975), Eishockeytorwart<br />

• Miikka Kiprusoff (* 1976), Eishockeytorwart<br />

• Anna-Kaisa Rantanen (* 1978), Fußballspielerin<br />

• Samppa Lajunen (* 1979), Nordischer Kombinierer<br />

Literatur


• Philip Ward: Finnish cities: Travels in Helsinki, Turku, Tampere and Lapland. Olean<strong>de</strong>r Press, 1987, ISBN 0-906672-98-8<br />

Quellen<br />

1. ↑ Pinta-alat kunnittain 1.1.2010<br />

2. ↑ Väestörekisterikeskus (finnisches Bevölkerungsregister): Bevölkerung <strong>de</strong>r finnischen Gemein<strong>de</strong>n am 31. Dezember 2010<br />

3. ↑ Finnisches Justiziministerium: Ergebnis <strong>de</strong>r Kommunalwahlen 2008<br />

4. ↑ Der Tagesspiegel: Staunen & Saunen, 27. Dezember 2010.<br />

5. ↑ vgl. Gabriele Beck: Finnland: Hitzewallungen, Höllenmusik, Himmelstänzer bei diepresse.com, 15. Januar 2011 (aufgerufen am 16. Januar 2011)<br />

6. ↑ Information Autoreisezüge Finnland<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

Autoren fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Wikipediaseite unter <strong>de</strong>m Punkt “Versionen/Autoren”. Weitergehen<strong>de</strong> Informationen und Hinweise fin<strong>de</strong>n Sie auf unserer Impressumseite. Anmerkung <strong>de</strong>r u~m~d~h~T: Wir machen darauf aufmerksam,<br />

daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Soe<strong>de</strong>rkoeping<br />

Sö<strong>de</strong>rköping ist eine Stadt in <strong>de</strong>r schwedischen Provinz Östergötlands län und <strong>de</strong>r historischen Provinz Östergötland.<br />

Die Stadt am Göta-Kanal liegt etwa 15 Kilometer südöstlich von Norrköping an <strong>de</strong>r Europastraße 22 und ist Hauptort <strong>de</strong>r gleichnamigen Gemein<strong>de</strong>.<br />

Geschichte<br />

Sö<strong>de</strong>rköping ist eine mittelalterliche schwedische Stadt, die im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>zu</strong>m ersten Mal in schriftlichen Quellen genannt wur<strong>de</strong>. Archäologische Fun<strong>de</strong> weisen jedoch auf eine<br />

ältere Besie<strong>de</strong>lung hin. Sö<strong>de</strong>rköping war vom 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n schwedischen Häfen für <strong>de</strong>n nationalen und internationalen Han<strong>de</strong>l mit<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Kontakten <strong>zu</strong>r Hanse und ein Machtzentrum in Schwe<strong>de</strong>n. 1302 wur<strong>de</strong> König Birger Magnusson in Sö<strong>de</strong>rköping gekrönt und Johan III. ließ in <strong>de</strong>r Stadt ein Haus für sich<br />

errichten. Doch führte die skandinavische Landhebung da<strong>zu</strong>, dass <strong>de</strong>r Hafen ab En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts für größere Schiffe nicht länger schiffbar war. Sö<strong>de</strong>rköping verlor an<br />

Be<strong>de</strong>utung, und im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt wohnten nur etwa 700 Menschen in <strong>de</strong>r Stadt. Zu Beginn <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong> Sö<strong>de</strong>rköping <strong>zu</strong>m Kurort. Die industrielle Entwicklung <strong>de</strong>s 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts ging weitgehend an Sö<strong>de</strong>rköping vorbei.<br />

Stadtbild<br />

Sö<strong>de</strong>rköping gehört <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n am besten bewahrten mittelalterlichen Städten Schwe<strong>de</strong>ns. Abgesehen von <strong>de</strong>n mittelalterlichen Gebäu<strong>de</strong>n wie <strong>de</strong>r St.-Laurentius-Kirche o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Haus<br />

Johans III. dominieren Holzhäuser aus <strong>de</strong>m 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt das Bild <strong>de</strong>r Innenstadt. Südöstlich <strong>de</strong>s Zentrums liegt die Kuranlage vom Beginn <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts, als<br />

Sö<strong>de</strong>rköping als Kurort bekannt wur<strong>de</strong>. Der Göta-Kanal verläuft am Nordrand <strong>de</strong>r Stadt am Fuße <strong>de</strong>s Ramun<strong>de</strong>rberges.<br />

Wirtschaft<br />

Sö<strong>de</strong>rköping hat nur wenig Industrie und hier vor allem Kleinbetriebe. Die Stadt ist hauptsächlich ein Dienstleistungszentrum für die Region, aber auch <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong>nverkehr spielt eine<br />

wichtige Rolle. Nicht nur <strong>de</strong>r mittelalterliche Stadtkern, auch <strong>de</strong>r Göta-Kanal und die küstennahe Lage mit <strong>de</strong>n zahlreichen vorgelagerten Schären tragen da<strong>zu</strong> bei.


Einzelnachweise<br />

1. ↑ Tätorternas landareal, folkmängd och invånare<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Kalmar<br />

Kalmar (<strong>de</strong>utsch veraltet Calmar) ist eine Stadt in <strong>de</strong>r südschwedischen Provinz Kalmar län und <strong>de</strong>r historischen Provinz Småland. Die Stadt liegt am <strong>zu</strong>r Ostsee gehören<strong>de</strong>n Kalmarsund<br />

zwischen <strong>de</strong>r Insel Öland und <strong>de</strong>m Glasreich. Die sechs Kilometer lange Ölandbrücke, die Öland mit <strong>de</strong>m Festland verbin<strong>de</strong>t, beginnt in Kalmar.<br />

Kalmar ist Resi<strong>de</strong>nzstadt <strong>de</strong>r Provinz und Hauptort <strong>de</strong>r gleichnamigen Gemein<strong>de</strong>.<br />

Das Wort Kalmar stammt vermutlich aus <strong>de</strong>m Altschwedischen und bezeichnete einen Steingrund. Bei Niedrigwasser kann man die Steinbänke auch heute noch <strong>de</strong>utlich erkennen, wenn<br />

man von <strong>de</strong>r Ölandbrücke Richtung Stadtzentrum blickt. Wahrscheinlich wur<strong>de</strong> das Wort Kalmar <strong>zu</strong>erst von Seefahrern für die hier befindliche, schwer <strong>zu</strong> durchfahren<strong>de</strong> Passage benutzt.<br />

Geschichte<br />

Etwa zehn Kilometer westlich von Kalmar in Smedby wur<strong>de</strong> das etwa 8500 Jahre alte Tingby Haus (schwed. Tingby Hus) ausgegraben, das heute als Skandinaviens ältestes Haus gilt.<br />

Eine Rekonstruktion befin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Ausgrabungsplatzes. Kalmar ist eine <strong>de</strong>r ältesten Städte Schwe<strong>de</strong>ns. Der Ort begann als Han<strong>de</strong>lsplatz an einem Hafen, <strong>de</strong>r von einem<br />

Han<strong>de</strong>lsweg passiert wur<strong>de</strong>. Schon vor dieser Zeit war die Umgebung <strong>de</strong>r Stadt Schauplatz für eine intensive Besiedlung. Mehr da<strong>zu</strong> im Artikel <strong>zu</strong>r Gemein<strong>de</strong> Kalmar. Die erste Nennung<br />

Kalmars fand man auf einem Runenstein in Sö<strong>de</strong>rmanland aus <strong>de</strong>m 11. Jahrhun<strong>de</strong>rt, wo berichtet wird, dass ein Mann beim Kalmarna sundum (Kalmarsund) erschlagen wur<strong>de</strong>.<br />

In <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts war Kalmar eine für nor<strong>de</strong>uropäische Verhältnisse blühen<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>lsstadt, die von <strong>de</strong>utschstämmigen reichen Han<strong>de</strong>lsmännern dominiert wur<strong>de</strong>. Diese<br />

sollen <strong>de</strong>n Export <strong>de</strong>s mittelalterlichen Schwe<strong>de</strong>ns gesteuert haben. Exportiert wur<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem Kalkstein von Öland, Teer und Bretter aus <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn Smålands sowie Eisen,<br />

Butter, Getrei<strong>de</strong> und Tierhäute. Eingeführt wur<strong>de</strong> dagegen überwiegend Salz, aber auch Bier, Wein, Stoffe und Gewürze. Kalmar stand im engen Zusammenhang mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Hanse.<br />

1397 grün<strong>de</strong>ten in Kalmar Vertreter Dänemarks, Norwegens und Schwe<strong>de</strong>ns die Kalmarer Union - ein politisches Bündnis, welches für rund eineinhalb Jahrhun<strong>de</strong>rte Skandinavien<br />

<strong>zu</strong>sammenschweißte.<br />

Die heutige Stadt liegt etwas abseits <strong>de</strong>s ursprünglichen Innenstadtbereichs. Schon vor <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt gab es Vorschläge für einen Um<strong>zu</strong>g <strong>de</strong>r Stadt, da die Gegend <strong>de</strong>s heutigen<br />

Stadtzentrums bessere natürliche Verhältnisse für die Verteidigung bot. Man scheute sich aber noch, diese Vorschläge um<strong>zu</strong>setzen, da es einen <strong>zu</strong> großen Aufwand erfor<strong>de</strong>rte. Im Laufe<br />

<strong>de</strong>s Kalmarkrieges wur<strong>de</strong> ein Großteil <strong>de</strong>s Ortes zerstört. Der Befehlshaber <strong>de</strong>s Schlosses, Krister Some, überließ dieses und die Stadt fast kampflos an <strong>de</strong>n dänischen König Christian IV.<br />

und wur<strong>de</strong> später von schwedischer Seite <strong>de</strong>s Verrats beschuldigt. Nach<strong>de</strong>m Kalmar ab 1613 wie<strong>de</strong>r schwedisch war, begann man mit <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau an gleicher Stelle, doch kam es<br />

1647 <strong>zu</strong> einem großen Stadtbrand, <strong>de</strong>r fast alle Gebäu<strong>de</strong> zerstörte.<br />

Nun stand einem Um<strong>zu</strong>g <strong>de</strong>r Stadt nichts mehr im Weg. An <strong>de</strong>r neuen Stelle errichtete man auf Befehl <strong>de</strong>s Königs Wälle und Bastionen <strong>zu</strong>r Verteidigung. Innerhalb <strong>de</strong>r Stadtmauern<br />

entstand nach Planzeichnungen ein rechtwinkliges Straßennetz rund um die Provinzverwaltung und die Kirche. Die Bürger erbauten, nach<strong>de</strong>m sie Steueranreize für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit Salz<br />

erhalten hatten, neue Steinhäuser. Es dauerte aber einige Zeit, bis <strong>de</strong>r Um<strong>zu</strong>g abgeschlossen war.<br />

Kalmar war aufgrund seiner Lage an <strong>de</strong>r früheren Grenze zwischen Dänemark und Schwe<strong>de</strong>n mehrfach Austragungsort für blutige Schlachten, die hauptsächlich zwischen diesen Staaten<br />

ausgefochten wur<strong>de</strong>n. Die letzte Schlacht in Kalmar ereignete sich 1679 <strong>zu</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schonischen Krieges.


1689 erfolgte <strong>de</strong>r Um<strong>zu</strong>g <strong>de</strong>s Hauptquartiers <strong>de</strong>r schwedischen Flotte von Kalmar nach Karlskrona. 1786 unterzeichnete <strong>de</strong>r König einen Brief, in <strong>de</strong>m verlautet wur<strong>de</strong>, dass Kalmar nicht<br />

mehr als Festungsstadt betrachtet wird. 1797 öffnete man die Stadttore, und so war Kalmar wie<strong>de</strong>r eine offene Stadt. Die Stadtmauern wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Verfall überlassen, und in <strong>de</strong>n 1860er<br />

Jahren begann man mit <strong>de</strong>m Abriss <strong>de</strong>r Reste.<br />

Von diesem Zeitpunkt an wuchs die Stadt auch außerhalb <strong>de</strong>r alten Stadtmauern. Als 1874 die Eisenbahnlinie gebaut wur<strong>de</strong>, brach man die Wälle, welche vor <strong>de</strong>m geplanten Bahnhof<br />

lagen, auf. Zusätzlich wur<strong>de</strong> ein Teil <strong>de</strong>s Schlossgrabens <strong>zu</strong>geschüttet. Zu dieser Zeit war Kalmar eine <strong>de</strong>r wenigen Städte in Schwe<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Häuser aus Stein gebaut waren. Von <strong>de</strong>n<br />

alten Han<strong>de</strong>lszeiten zeugten die Auf<strong>zu</strong>gseinrichtungen an <strong>de</strong>n Giebeln, die wie Kanonen herausragten. Noch bis in die 1950er Jahre bestand die Bebauung hauptsächlich aus Häusern <strong>de</strong>s<br />

17. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Danach wur<strong>de</strong>n Teile <strong>de</strong>r alten Innenstadt abgerissen und durch Bankhäuser, Warenhäuser und Parkplätze ersetzt. Diese Abrisswelle war die größte Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Stadtbilds seit <strong>de</strong>n Großbrän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Mittelalters. Trotz<strong>de</strong>m kann man sagen, dass sich die Verän<strong>de</strong>rungen noch in Grenzen hielten.<br />

Wappen<br />

Beschreibung: In Silber steht ein roter Vierzinnenturm mit einem gol<strong>de</strong>nen, offenen Tor und zwei ebenso gefärbten Fenstern auf einem blauen Wellenschildfuß und wird von zwei<br />

sechszackigen, roten Sternen begleitet.<br />

Sehenswürdigkeiten und Kultur<br />

Die historisch be<strong>de</strong>utendsten Stadtteile sind die Altstadt (Gamla sta<strong>de</strong>n) beim Schloss und das im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt neu angelegte Zentrum auf <strong>de</strong>r Insel Kvarnholmen (Mühleninsel). Im<br />

Zentrum befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Dom, <strong>de</strong>r von 1602 bis 1915 Bischofssitz war. Ein kleine Kostbarkeit sind drei in Höhe aufsteigen<strong>de</strong> Holzhäuser, die weiterhin als Wohnraum genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Sie erhielten <strong>de</strong>n Namen Tripp Trapp Trull. Es gibt ein Kunstmuseum, und im Provinzmuseum (Länsmuseum) erfährt man einiges über die Region und über das Schlachtschiff Kronan.<br />

Vor <strong>de</strong>n Toren <strong>de</strong>r Stadt gibt es einen Freizeitpark (Salvesta<strong>de</strong>n), <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>m Mittelalter widmet. Hier fin<strong>de</strong>t je<strong>de</strong>s Jahr im Sommer ein Mittelalterfestival statt. Eine mo<strong>de</strong>rne<br />

Sehenswürdigkeit ist die über 6 km lange Ölandbrücke.<br />

Hochschule<br />

Rund 9500 Studieren<strong>de</strong> sind in <strong>de</strong>r 1977 gegrün<strong>de</strong>ten Hochschule Kalmar eingeschrieben. Seit 1842 wur<strong>de</strong>n Marineoffizierskurse in Kalmar abgehalten.<br />

Wirtschaft<br />

Wichtige Wirtschaftszweige sind die Lebensmittel- und Streichholzindustrie.<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>r Stadt<br />

• Christoffer An<strong>de</strong>rsson, Fußballspieler<br />

• Alice Babs, Schlager- und Jazzsängerin<br />

• Bengt Berg, Ornithologe und Schriftsteller<br />

• Pehr Frigel, Komponist<br />

• Joakim Haeggman, Profigolfer<br />

• Ivar Kreuger, Geschäftsmann<br />

• Carl Gustav Mosan<strong>de</strong>r, Chemiker und Chirurg<br />

• Amanda Ooms, Schauspielerin<br />

• Milan Smiljanić, serbischer Fußballspieler


Quellen<br />

1. ↑ Tätorternas landareal och invånare<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Malmöhus<br />

Malmöhus (auch: Malmöhus slott) ist eine Burganlage in <strong>de</strong>r südschwedischen Stadt Malmö. Die ältesten Teile entstan<strong>de</strong>n zwischen 1526 und 1530 im Renaissancestil. Im Gebäu<strong>de</strong><br />

befin<strong>de</strong>n sich heute Malmös Kunstmuseum und das städtische Museum. Zum letztgenannten Museum gehören auch das Kommandantenhaus und eine holländische Windmühle im<br />

angrenzen<strong>de</strong>n Park.<br />

Geschichte<br />

Das Vorgängergebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Burg entstand 1434 unter Erich von Pommern. Dieser hatte einen kräftigen Ausbau <strong>de</strong>r Verteidigungsanlagen Malmös <strong>zu</strong>r Seeseite angeordnet. Schon <strong>zu</strong><br />

Beginn <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts war mit <strong>de</strong>m Bau einer Stadtmauer begonnen wor<strong>de</strong>n. Dieser Bau wur<strong>de</strong> nun beschleunigt und die neue Burg wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r westliche Außenposten. Die Burg<br />

hieß damals Møntergaar<strong>de</strong>n und war ein rechtwinkliges Kastell mit hohen Mauern und Torturm. Hier wur<strong>de</strong>n lange Zeit dänische Münzen geprägt. Es gab auch eine östliche Vorburg,<br />

doch diese entfiel schon in <strong>de</strong>n 1530er Jahren mit <strong>de</strong>r Anlage <strong>de</strong>s Burggrabens für die aktuelle Burg.<br />

Friedrich I. beauftragte 1525 <strong>de</strong>n Provinzvorsteher von Malmöhus län, Albert Ravensberg, <strong>de</strong>r seinen Sitz auf Malmöhus hatte, eine neue Burg <strong>zu</strong> bauen. Da<strong>zu</strong> erhielt er die damals<br />

enorme Summe von 5.690 Silbermark und nach vier Jahren war das heutige Hauptgebäu<strong>de</strong> fertig. Der Burghof erhielt eine Einrahmung durch einen Schützengang mit 3 Etagen und dieser<br />

war noch einmal durch einen weiteren Schützengang mit 4 Etagen umgeben. Der Eingang wur<strong>de</strong> gleichzeitig in die neue entstan<strong>de</strong>ne westliche Vorburg verschoben. Der noch heute<br />

erhaltene Torturm hatte damals noch eine Etage mehr.<br />

1529 brach ein Brand auf Malmöhus aus, doch es gibt keine genauen Angaben über das Ausmaß <strong>de</strong>r Zerstörung. Im folgen<strong>de</strong>n Jahr wur<strong>de</strong> die finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng für <strong>de</strong>n Burgbau<br />

aus Einnahmen <strong>de</strong>r Provinz von 300 auf 500 Mark erhöht und 1532 stieg diese Summe auf 888 Mark. Dies zeigt, dass in diesen Jahren mit <strong>de</strong>m Ausbau <strong>de</strong>r Burg fortgefahren wur<strong>de</strong>. Im<br />

Jahr 1534 brach die Grafenfeh<strong>de</strong> aus und die Bürger <strong>de</strong>r Stadt rissen <strong>de</strong>n äußeren Schützengang ab. Die Spuren dieses Ganges sind auch heute noch im Mauerwerk erkennbar und zeigen,<br />

dass das Hauptgebäu<strong>de</strong> vor 1534 entstan<strong>de</strong>n ist. In verschie<strong>de</strong>nen Schriften wird behauptet, dass die heutige Burg nach <strong>de</strong>r Grafenfeh<strong>de</strong> entstand, doch diese Informationen stehen nicht<br />

im Einklang mit <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Bauspuren und Rechenschaftsberichten. Ungeachtet <strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong> die Burg zwischen 1537 und 1540 auf Or<strong>de</strong>r von Christian III. und <strong>zu</strong>m Teil von<br />

Malmöer Bürgermeister Jörgen Kock finanziert ausgebaut, wobei sie einen Wallgraben und vier große Ecktürme aus Ziegelstein erhielt.<br />

Zwischen 1554 und 1559 residierte Kronprinz Friedrich, <strong>de</strong>r spätere Friedrich II. auf Malmöhus. In <strong>de</strong>n Jahren 1567 bis 1573 wur<strong>de</strong> James Hepburn, 4. Earl of Bothwell, <strong>de</strong>r dritte Mann<br />

von Maria Stuart auf Malmöhus festgehalten. Der letzte dänische König, <strong>de</strong>r hier kurze Zeit wohnte, war 1652 Friedrich III. Nach<strong>de</strong>m Schwe<strong>de</strong>n 1658 im Frie<strong>de</strong>n von Roskil<strong>de</strong> die<br />

Landschaft Schonen erhielt, wur<strong>de</strong> Malmöhus <strong>de</strong>r Sitz eines Schlosskommandanten. Eine dänische Belagerung <strong>de</strong>r Burg während <strong>de</strong>s Schonischen Krieges misslang. Auch in <strong>de</strong>n<br />

folgen<strong>de</strong>n Unruhejahren wur<strong>de</strong>n hier mehrfach dänentreue Freischärler (Snapphanar) gefangen gehalten. Ein weiterer berühmter Häftling war Carl Gustaf Armfeldt <strong>de</strong>r Jüngere, <strong>de</strong>r<br />

vermutete Anführer <strong>de</strong>s Anjalabun<strong>de</strong>s gegen Gustav III. Er starb 1792 auf Malmöhus.<br />

1828 wur<strong>de</strong>n auch die übrigen Teile <strong>de</strong>r Burg, die vorher von <strong>de</strong>n Provinzvorstehern genutzt wur<strong>de</strong>n, <strong>zu</strong>m Gefängnis. Teile <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong>n mit neuen Zellen ausgestattet. Am 4.<br />

September 1870 brannte es auf Malmöhus abermals und mehrere Teile <strong>de</strong>s Gefängnisses mussten neu errichtet wer<strong>de</strong>n. 1909 wur<strong>de</strong> das Gefängnis geschlossen und darauf wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bau<br />

Notunterkunft für die ärmsten Bürger <strong>de</strong>r Stadt. Nach einer Renovierung zog 1937 das erste Museum auf Malmöhus ein. Verschie<strong>de</strong>ne Zusatzgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Gefängnisses wur<strong>de</strong>n mit neuen


Museumsbauten ersetzt. Heute ist die Burg restauriert und gibt einen guten Eindruck, wie sie im 16. und 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt aussah.<br />

Kommandantenhaus<br />

Das Kommandantenhaus wur<strong>de</strong> 1786 im Auftrag von Gustav III. als Waffenlager errichtet. Es liegt nordwestlich <strong>de</strong>r Burg auf <strong>de</strong>r Bastion Banér. Das Haus ist im strengen klassizistischen<br />

Stil gehalten <strong>de</strong>r typisch für die Militärarchitektur <strong>de</strong>s ausgehen<strong>de</strong>n 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts ist. Das Gebäu<strong>de</strong> besteht aus zwei Etagen mit Granitsockel, Kupferdach und hat rot gestrichene<br />

verputzte Wän<strong>de</strong>.<br />

Schon im frühen 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> die obere Etage <strong>zu</strong>m Krankenhaus umfunktioniert, während die untere Etage weiter als Lager diente. Als Malmöhus <strong>zu</strong>m Gefängnis wur<strong>de</strong>, ließ<br />

sich im Kommandantenhaus das Personal nie<strong>de</strong>r. Ein Teil <strong>de</strong>s Hauses beherbergte gewöhnliche Wohnungen. 1847 zog <strong>de</strong>r Gefängniskommandant ein, was <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> seinen heutigen<br />

Namen gab. Genau wie die Burg wur<strong>de</strong> das Kommandantenhaus zeitweise Notunterkunft. 1965 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Haus sein altes Aussehen wie<strong>de</strong>rgegeben und es war von da an ein Teil <strong>de</strong>r<br />

Museen von Malmö.<br />

Im oberen Teil fin<strong>de</strong>n wechseln<strong>de</strong> Fotoschauen statt und die untere Etage enthält unter an<strong>de</strong>rem ein Café.<br />

Schlossmühle<br />

Die Schlossmühle (Slottsmöllan) liegt auf <strong>de</strong>r ehemaligen Bastion Stenbocken südwestlich <strong>de</strong>r Burg. Sie entstand zwischen 1850 und 1851 im holländischen Stil und ersetzte eine frühere<br />

Mühle aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt, die 1849 abgebrannt war.<br />

Literatur<br />

• Sven Rosborn: Malmöhus. Från 1400-talets kastell till 1900-talets museum, Malmö 1977.<br />

• Lexikoneintrag im Nordisk familjebok (1876–1926) (schwedisch)<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Lolland - Laaland<br />

(Weitergeleitet von Laaland)<br />

Lolland, alter Name Laaland, ist die viertgrößte dänische Insel. Sie liegt in <strong>de</strong>r Ostsee südlich von Seeland und westlich von Falster, ist 58 km lang, 15–25 km breit und hat eine Fläche<br />

von 1.243 km2. Auf Lolland leben 65.764 Bewohner (1. Januar 2010[1]). Um 1888 (nach Meyers) gehörte Lolland mit <strong>de</strong>r Nachbarinsel Falster <strong>zu</strong>m Amt Maribo und hatte 1880 64.420<br />

Einwohner.<br />

Verwaltung<br />

Lolland gehört <strong>zu</strong>m Bezirk Region Sjælland. Wichtige Städte sind Maribo, Nakskov, Rødby und Rødbyhavn (Fährhafen nach Fehmarn im Zuge <strong>de</strong>r Vogelfluglinie). Am 1. Januar 2007<br />

wur<strong>de</strong>n die Kommunen auf Lolland und Falster neu geordnet. Mehrere Gemein<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n <strong>zu</strong>r Lolland Kommune vereinigt, die Lollän<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n Sakskøbing und Nysted wur<strong>de</strong>n<br />

mit vier Kommunen auf Falster (darunter Nykøbing Falster) <strong>zu</strong>r 60.000 Einwohner starken Guldborgsund Kommune <strong>zu</strong>sammengeschlossen.


Geografie<br />

Die Insel ist niedrig; es gibt im Sü<strong>de</strong>n sogar Flächen, die 2 Meter unter <strong>de</strong>m Meeresspiegel liegen. Fast die gesamte Südküste musste nach <strong>de</strong>r verheeren<strong>de</strong>n Sturmflut von 1872 durch<br />

Deiche geschützt wer<strong>de</strong>n. Die Küsten sind mit geringen Ausnahmen durch vorliegen<strong>de</strong> Untiefen schwer <strong>zu</strong>gänglich. Der fruchtbare Bo<strong>de</strong>n besteht meist aus fettem, mit Humus<br />

gemischtem Lehm mit einer Mergelunterlage. Moore fin<strong>de</strong>n sich wenige, dagegen sind nicht unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Wäl<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>n Landseen ist <strong>de</strong>r fischreiche Maribosee in <strong>de</strong>r<br />

Mitte <strong>de</strong>r Insel <strong>de</strong>r größte. Die Insel ist das Zentrum <strong>de</strong>r dänischen Zuckerindustrie. Der höchste Punkt befin<strong>de</strong>t sich mit 25 m nahe <strong>de</strong>m Ort Horslun<strong>de</strong> im Nordwesten.<br />

Geschichte<br />

Lolland ist seit <strong>de</strong>r mittleren Steinzeit besie<strong>de</strong>lt. Da damals die umliegen<strong>de</strong>n Belte <strong>zu</strong>m Teil noch Festland waren, fin<strong>de</strong>t man an <strong>de</strong>r Küste alte Siedlungsplätze mit Feuersteinwerkzeug.<br />

Mit <strong>de</strong>r Trichterbecherkultur kam <strong>de</strong>r Ackerbau und <strong>de</strong>r Megalithanlagenbau nach Lolland. Der Kong Svends Høj (König Svens Hügel) ist das größte Ganggrab Dänemarks. Parallel <strong>zu</strong>r<br />

dänischen Besiedlung versuchten sich im frühen Mittelalter Slawen auf <strong>de</strong>r Insel (und auf Falster) nie<strong>de</strong>r<strong>zu</strong>lassen, wovon slawischen Ortsnamen mit <strong>de</strong>m Suffix "itse"; Korselitse,<br />

Kramnitse, Kuditse, Tillitse ebenso zeugen, wie die Seesperre von Homin<strong>de</strong>. Später wur<strong>de</strong> Lolland verschie<strong>de</strong>nen Prinzen <strong>de</strong>s dänischen Königshauses überlassen und in <strong>de</strong>r<br />

Auflösungsperio<strong>de</strong> <strong>de</strong>s dänischen Staats unter König Christoph II. von Dänemark (1320–1332) war <strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>r Insel nebst Falster in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s holsteinischen Grafen Johann<br />

III..<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Lolland hat einige <strong>de</strong>r für Dänemark so typischen Vorzeit<strong>de</strong>nkmäler von beson<strong>de</strong>rem Rang <strong>zu</strong> bieten. Größere Ansammlungen fin<strong>de</strong>n sich bei Flintinge und im Frejlev Skov. Daneben<br />

sind die Ganggräber Glentehøj und Kong Svends Høj im Nordwesten, wo die Ravnsby Bakker (Anhöhen von Ravnsby), <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n schönsten Landschaften gehören. Hervor<strong>zu</strong>heben sind<br />

auch die Landkirchen von Ravnsborg.<br />

Daneben sind Runensteine <strong>zu</strong> nennen, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Kirche von Tillitse.<br />

Das Museum für Christian Ditlev Reventlow in Pe<strong>de</strong>rstrup erinnert in <strong>de</strong>ssen klassizistischem Gutshaus mit Landschaftspark an <strong>de</strong>n dänischen Staatsmann und Sozialreformer.<br />

Vor <strong>de</strong>r Südküste vom Hafen aus <strong>zu</strong> sehen, befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r nach eigenen Angaben größte Windkraftpark <strong>de</strong>r Welt, <strong>de</strong>r Nysted Havmøllepark. 10 km vor <strong>de</strong>r Küste befin<strong>de</strong>n sich 72<br />

Windrä<strong>de</strong>r mit einer Gesamtleistung von bis <strong>zu</strong> 165,6 Megawatt.<br />

Im Nor<strong>de</strong>n von Lolland liegt <strong>de</strong>r Safaripark Knuthenborg Park & Safari, <strong>de</strong>r größte Park dieser Art in Nor<strong>de</strong>uropa.<br />

Auf <strong>de</strong>r Bahnstrecke Maribo–Bandholm verkehrt im Sommer fahrplanmäßig die Museumsbahn Maribo-Bandholm mit historischen Dampf- und Diesellokomotiven.<br />

In Sundby am Guldborgsund befin<strong>de</strong>t sich ein Mittelalterzentrum, in <strong>de</strong>m in einer nachgebauten mittelalterlichen Siedlung das Alltagsleben und Handwerk dieser Zeit <strong>de</strong>monstriert wird.<br />

Als Besucherattraktion wird in <strong>de</strong>r Ferienzeit unter an<strong>de</strong>rem täglich ein Ritterturnier mit Lanzenstechen nachgestellt und es wer<strong>de</strong>n Katapulte und Kanonen abgeschossen.<br />

Wirtschaft und Verkehr<br />

Lolland besitzt durch die von Scandlines und auf <strong>de</strong>r Schiene von Danske Statsbaner betriebene Vogelfluglinie eine große Verkehrsbe<strong>de</strong>utung. Es ist geplant, eine feste Querung <strong>de</strong>s<br />

Fehmarnbeltes von Lolland nach Puttgar<strong>de</strong>n auf Fehmarn <strong>zu</strong> bauen. Von Rødby führt die Europastraße 47 weiter nach Kopenhagen, Helsingør und <strong>zu</strong>r Öresundbrücke nach Malmö. Von<br />

regionaler Be<strong>de</strong>utung sind die Fährverbindung nach Spodsbjerg auf Langeland und die private Eisenbahn Lollandsbanen von Nakskov nach Nykøbing.<br />

Obwohl die Insel einige Be<strong>de</strong>utung im Transitverkehr zwischen Mitteleuropa und Skandinavien besitzt, ist ihre wirtschaftliche Lage sehr schwierig. Obwohl sie über feste<br />

Landverbindungen direkt mit <strong>de</strong>m Großraum Kopenhagen verbun<strong>de</strong>n ist, lei<strong>de</strong>t Lolland unter einer ausgesprochen abseitigen Lage. Der allgemeine Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>r Landwirtschaft hat die<br />

relativ dünn besie<strong>de</strong>lte Insel hart getroffen. Im Vergleich <strong>zu</strong> an<strong>de</strong>ren dänischen Regionen ist <strong>de</strong>r Tourismus weniger stark entwickelt, da Lolland nicht über große Attraktionen wie weite<br />

Ba<strong>de</strong>strän<strong>de</strong> (wie <strong>zu</strong>m Beispiel an <strong>de</strong>r Nordseeküste Jütlands) verfügt.


Größter Industriebetrieb auf Lolland ist die Zuckerfabrik in Nakskov, <strong>zu</strong>gleich die größte ihrer Art in Dänemark.<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ a b Statistikbanken -> Befolkning og valg -> BEF4: Folketal pr. 1. januar for<strong>de</strong>lt på øer (dänisch)<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Fünen<br />

Fünen (dänisch: Fyn [fyːʔn]) ist eine Insel in <strong>de</strong>r Region Syddanmark in Dänemark. Mit 2.985 km² ist Fünen nach Seeland und Vendsyssel-Thy die drittgrößte Insel Dänemarks<br />

(abgesehen von Grönland).<br />

Geographie<br />

Fünen liegt zwischen <strong>de</strong>m Kleinen und Großen Belt. Es ist in Dänemark zentral gelegen und neben Seeland mit 454.358 Bewohnern (1. Januar 2010[1]) einer <strong>de</strong>r Mittelpunkte in<br />

wirtschaftlicher, verkehrstechnischer und kultureller Hinsicht.<br />

Größte Stadt auf Fünen ist O<strong>de</strong>nse (Dänemarks drittgrößte Stadt), <strong>de</strong>r ehemalige Verwaltungssitz <strong>de</strong>s aufgelösten Fyns Amtes. Der O<strong>de</strong>nse-Fjord be<strong>de</strong>ckt eine Fläche von rund 63 km².Der<br />

höchste Berg <strong>de</strong>r Insel ist <strong>de</strong>r Frøbjerg Bavnehøj mit einer Höhe von 131 Metern.<br />

Verkehr<br />

Die Insel ist durch eine aufwändige Brücken-Tunnelkonstruktion mit Seeland und durch Brücken mit Jütland und Langeland verbun<strong>de</strong>n. Von Nyborg aus geht <strong>de</strong>r Verkehr (Autos und<br />

Züge) über die 6,6 km lange Westbrücke <strong>zu</strong>r Insel Sprogø. Von dort erreichen Züge <strong>de</strong>n Ort Halskov bei Korsør auf Seeland durch einen 7,7 km langen, zweiröhrigen Tunnel. Autos<br />

fahren weiter über die 6,8 km lange Ostbrücke, die sich an ihrem Scheitelpunkt 65 m über die Schifffahrtsroute durch <strong>de</strong>n Großen Belt spannt. Mit einer Spannweite von 1.624 m ist sie<br />

die längste Hängebrücke Europas. Die älteste Hängebrücke Dänemarks, die Lillebæltsbro, verbin<strong>de</strong>t Fünen bei Mid<strong>de</strong>lfart mit Jütland. Langeland ist über die Inseln Tåsinge und Siø und<br />

über Brücken erreichbar. Fünen ist auch Mittels Fähre von Alsen aus erreichbar und unterhält Fährverbindungen <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n kleinen südlichen Inseln wie Ærø und Lyø. Wichtige Städte auf<br />

Fünen sind O<strong>de</strong>nse, Fåborg, Svendborg, Nyborg, Assens und Mid<strong>de</strong>lfart.<br />

Geschichte<br />

Die mesolithischen Wohnplätze Møllegabet I und II zwischen Fünen und Ærø und Tybrind vig vor Mid<strong>de</strong>lfart gehören <strong>zu</strong> <strong>de</strong>n ältesten Spuren <strong>de</strong>s Menschen im Nor<strong>de</strong>n. Die 7000 Jahre<br />

alten Fun<strong>de</strong> stammen aus <strong>de</strong>r Ertebølle-Kultur. Hier fand man <strong>de</strong>n älteste Hüttengrundriss <strong>zu</strong>sammen mit einem eigenartigen Begräbnis in einem Einbaum. Die Trichterbecherkultur<br />

hinterließ die Erdwerke bei Sarup und zahlreiche Megalithanlagen (Alleskov, Ellestedt, Jordløse, Lin<strong>de</strong>skov und Pipstorn). Das Gebiet von Gudme im Südosten <strong>de</strong>r Insel erbrachte<br />

vorwikingerzeitliche Fun<strong>de</strong> eines eisenzeitlichen Han<strong>de</strong>ls- und Herrschaftszentrums. Aus etwas späterer Zeit ist das Ladbyschiff ein archäologischer Fundplatz von Be<strong>de</strong>utung.<br />

Das älteste Dokument, welches Bewohner <strong>de</strong>r Insel bezeichnet, wird auf das Jahr 1085 n. Chr. datiert. Bis 1300 n. Chr. sind nur ungefähr 1/10 <strong>de</strong>r damals existieren<strong>de</strong>n Siedlungen in<br />

erhaltenen Dokumenten nachweisbar. Bis <strong>zu</strong>m 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt waren dann neun von 10 Dörfern in <strong>de</strong>n schriftlichen Quellen festgehalten. Erst ab <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>s Dorf<br />

und je<strong>de</strong>s Gut in Büchern festgehalten.


Die Besiedlung Fünens kann man im Wesentlichen in drei Zonen unterglie<strong>de</strong>rn:<br />

1. das ebene Inland<br />

2. die großen Waldgebiete<br />

3. die Küste<br />

Die ältesten Siedlungen befan<strong>de</strong>n sich auf Grund <strong>de</strong>r reichen Fischgrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ostsee in Küstennähe. Von 1000 bis 1300 n. Chr. verdoppelte sich die Zahl <strong>de</strong>r Dörfer auf Fünen. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Angreifbarkeit an <strong>de</strong>r Küste (durch die Slawen) zogen sich viele Siedler jedoch in das sicherere Inland <strong>zu</strong>rück und grün<strong>de</strong>ten dort neue Siedlungen – vor allem in <strong>de</strong>n Waldgebieten<br />

<strong>de</strong>r Insel. Im Südosten wur<strong>de</strong>n aber auch weitere Küstendörfer gegrün<strong>de</strong>t, die sich durch Befestigungen sicherten. Hier<strong>zu</strong> gehören Nyborg mit Magelund bzw. Lykkesholm, Svendborg mit<br />

Ørkild und Fåborg. Zwischen 1300 und 1450 n. Chr. kam es <strong>zu</strong> einer Stagnation bzw. <strong>zu</strong>m Verlassen <strong>de</strong>r Insel und erst später erfolgte eine neue Siedlungswelle in Küstennähe, welche<br />

durch <strong>de</strong>n nur knapp 2 km von <strong>de</strong>r Südküste entfernten Waldgürtel begünstigt wur<strong>de</strong>. Speziell Fischersiedlungen bil<strong>de</strong>ten sich auch auf <strong>de</strong>n kleinen Inseln und <strong>de</strong>n Land<strong>zu</strong>ngen.<br />

Fünen bil<strong>de</strong>te bis 1970 niemals eine administrative Einheit. Um 1500 gehörte die Hälfte <strong>de</strong>r knapp 7000 Güter auf <strong>de</strong>r Insel <strong>de</strong>r Aristokratie, ein Viertel <strong>de</strong>r Kirche und das restliche<br />

Viertel <strong>de</strong>r dänischen Krone. Als <strong>de</strong>r spätere König Christian VIII. 1816 vom norwegischen Thron gestoßen wor<strong>de</strong>n war, setzte sein Vetter König Fre<strong>de</strong>rik VI. ihn als Gouverneur von<br />

Fünen ein, was jedoch mehr ein Ehrentitel als eine administrative Funktion war. War Fünen seit <strong>de</strong>m Mittelalter in zahlreiche Lehnsdistrikte eingeteilt, bestand es im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt nur<br />

noch aus <strong>de</strong>n Ämtern O<strong>de</strong>nse und Svendborg. 1970 wur<strong>de</strong>n diese <strong>zu</strong> Fyns Amt <strong>zu</strong>sammengelegt. Wappen <strong>de</strong>r Insel sind drei Hopfenblätter. 2007 geht Fünen jedoch in <strong>de</strong>r Region<br />

Syddanmark auf.<br />

Etymologie<br />

In altisländischen Texten wur<strong>de</strong> die Insel Fjón bezeichnet. Adam von Bremen nannte sie im Jahre 1075 n. Chr. Fune. 1231 n. Chr. hieß sie Fyun, lateinisch wur<strong>de</strong> sie Fionia und Feonia<br />

genannt und die Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen nannten sie Vüne. Als Hans Christian An<strong>de</strong>rsen gefragt wur<strong>de</strong>, was Fyn – wie man es heute in Dänemark schreibt – be<strong>de</strong>utet, antwortete er in<br />

dichterischer Freiheit: „fin“. Das heißt auf <strong>de</strong>utsch schlicht: fein. Neben dieser Etymologie gibt noch eine an<strong>de</strong>re. Danach soll es einen König Fin (Finn) gegeben haben, <strong>de</strong>r sein Land gut<br />

verteidigt haben soll.<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ a b Statistikbanken -> Befolkning og valg -> BEF4: Folketal pr. 1. januar for<strong>de</strong>lt på øer (dänisch)<br />

Der obige Ergän<strong>zu</strong>ngsartikel wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Freien Enzyklopädie Wikipedia übernommen und entsprechend <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n GNU-Lizenz veröffentlicht. Eine möglicherweise aktuellere Version fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Wikipedia. Eine Liste <strong>de</strong>r<br />

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Luebeck-Schlutup<br />

Schlutup ist ein altes Fischerdorf am Breitling <strong>de</strong>s unteren Laufs <strong>de</strong>r Trave und mit etwa 6000 Einwohnern <strong>de</strong>r kleinste Stadtteil <strong>de</strong>r Hansestadt Lübeck in Schleswig-Holstein.<br />

Lage<br />

Der Ortsteil liegt östlich <strong>de</strong>r Trave und ist vom Zentrum Lübecks durch <strong>de</strong>n Stadtteil St. Gertrud mit seinen ausge<strong>de</strong>hnten Stadtforsten <strong>de</strong>s Lauerholzes getrennt. Schlutup ist über die B<br />

104 sowohl mit <strong>de</strong>r A 20 in Mecklenburg-Vorpommern als auch durch <strong>de</strong>n Herrentunnel und die A226 mit <strong>de</strong>r A 1 verbun<strong>de</strong>n. Schlutup fand seine erste urkundliche Erwähnung im Jahre<br />

1225 unter <strong>de</strong>m Namen Vretup.


In Schlutup liegt das gleichnamige Landschaftsschutzgebiet, das mit gehölzreichen Brachflächen, Mager- und Trockenrasen sowie Feuchtbiotopen, wie <strong>de</strong>m Mühlenteich, <strong>de</strong>r<br />

Speckmoornie<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>m Schwarzmühlenteich, <strong>de</strong>m ehemaligen Müllermoor und <strong>de</strong>m unbebauten Uferabschnitt <strong>de</strong>r Untertrave, eine Gesamtfläche von etwa 170 Hektar umfasst.[1]<br />

Wirtschaft und Infrastruktur<br />

Als Fischereihafen ist Schlutup Standort fischverarbeiten<strong>de</strong>r Betriebe, <strong>de</strong>r Hauptumschlag <strong>de</strong>r Lübecker Hafengesellschaft im Schlutuper Hafen besteht heute jedoch in Papier und<br />

Zellulose. Schlutup besitzt einen alten, unter Denkmalschutz stehen<strong>de</strong>n Bahnhof. In <strong>de</strong>n sechziger Jahren wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Personenverkehr dort eingestellt und in <strong>de</strong>r Folgezeit nur noch Güter<br />

dort umgeschlagen. Inzwischen ist <strong>de</strong>r Bahnhof als Bahnanlage geschlossen, nur noch die Gleise wer<strong>de</strong>n als Rangier- und Sammelplatz für die mit Papierrollen bela<strong>de</strong>nen Waggons<br />

benutzt, die am Schlutuper Hafen vom Schiff auf die Bahn verla<strong>de</strong>n und bis nach Italien weiterversen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n Personenverkehr ist Schlutup mit zwei Buslinien <strong>de</strong>r Stadtwerke<br />

Lübeck mit <strong>de</strong>r Hansestadt verbun<strong>de</strong>n, die tagsüber im 20-Minuten-Takt verkehren. Und es gibt mit Dahmetal und GBB (Grevesmühlener Busbetriebe) Verbindung gen Osten über<br />

Selmsdorf und Schönberg bis nach Grevesmühlen.<br />

Geschichte<br />

In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Nationalsozialismus befand sich an <strong>de</strong>r heutigen Mecklenburger Straße hinter <strong>de</strong>m Behnturm das Travelager Schlutup, ein Lager für ausländische Zwangsarbeiter. Es hatte<br />

im Mai 1945 1.100 Insassen.[2] Ab 1933 bis <strong>zu</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Krieges befand sich auch eine Fabrik für Spezialmunition <strong>de</strong>r Deutsche Waffen und Munitionsfabriken in <strong>de</strong>r Mecklenburger<br />

Straße. Sie umfasste eine Fläche von 400 Hektar Land. Hier wur<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem die Minenmunition und die Luft-Luft-Rakete R4M entwickelt. Als Arbeitskräfte waren Zwangsarbeiter<br />

aller Nationen beschäftigt.<br />

Schlutup als Grenzort<br />

Bis <strong>zu</strong>r Deutschen Einheit 1990 lag Schlutup direkt an <strong>de</strong>r inner<strong>de</strong>utschen Grenze. Der Grenzübergang Schlutup war <strong>de</strong>r nördlichste Grenzübergang <strong>zu</strong>r DDR für <strong>de</strong>n Transitverkehr nach<br />

Skandinavien über Rostock und Rügen. Auch sämtlicher Verkehr in <strong>de</strong>r unmittelbaren Nachwen<strong>de</strong>zeit durchquerte das Dorf, so die Gift- und Son<strong>de</strong>rmülltransporte <strong>zu</strong>r wenige Kilometer<br />

entfernten DDR-Son<strong>de</strong>rmüll<strong>de</strong>ponie Schönberg, die Son<strong>de</strong>rmüll aus ganz Europa anzog.<br />

In <strong>de</strong>r Grenz-Dokumentationsstätte Lübeck-Schlutup, einem ehemaligen Zollhaus, wird an die Geschichte <strong>de</strong>r Teilung Deutschlands und insbeson<strong>de</strong>re an die Situation in Lübeck und<br />

<strong>de</strong>ssen Stadtteil Schlutup erinnert.<br />

Nach 1989<br />

Nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Straßenabschnitt östlich <strong>de</strong>s Schlutuper Markts <strong>zu</strong>m Engpass, bis eine Umgehungsstraße auf <strong>de</strong>m ehemaligen Grenzstreifen Entlastung brachte.<br />

Heute ist die Ortsdurchfahrt verkehrsberuhigt. Die Umgehungsstraße und die A 20 nehmen <strong>de</strong>n Verkehr auf. Im Bereich <strong>de</strong>s ehemaligen Grenzübergangs befin<strong>de</strong>n sich heute die<br />

Gewerbegebiete <strong>de</strong>r mecklenburgischen Nachbargemein<strong>de</strong> Selmsdorf, die vom För<strong>de</strong>rgefälle profitieren.<br />

Schulen<br />

Die Integrierte Gesamtschule Willy-Brandt-Schule erhielt ihren Namen nach <strong>de</strong>m in Lübeck geborenen früheren Bun<strong>de</strong>skanzler und Frie<strong>de</strong>nsnobelpreisträger Willy Brandt im März 2007.<br />

Die Realschule in Schlutup wur<strong>de</strong> 1999 aufgelöst.<br />

Mit Beginn <strong>de</strong>s Schuljahres 2010/ 11 wur<strong>de</strong> die Grundschule Schlutup Teil <strong>de</strong>r Willy-Brandt-Schule. Die Willy-Brandt-Schule hat je einen Gebäu<strong>de</strong>komplex für die Grundschule im<br />

Krümmling, <strong>de</strong>r Orientierungsstufe in <strong>de</strong>r Schlutuper Kirchstraße und die Sekundarstufe I in <strong>de</strong>r Straße Beim Meilenstein.<br />

Kirchen<br />

Die evangelisch-lutherische St.-Andreas-Kirche in <strong>de</strong>r Schlutuper Kirchstraße wur<strong>de</strong> als Saalkirche <strong>de</strong>r Backsteingotik 1436 errichtet. Der Turm wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts im


Zuge einer Erneuerung hin<strong>zu</strong>gefügt. Weitere Überarbeitungen erfolgten 1826 und 1874. Die Kirche verfügt über eine reiche Ausstattung <strong>de</strong>s 16. bis 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

Die römisch-katholische St.-Ansgar-Kirche in <strong>de</strong>r Wesloer Straße wur<strong>de</strong> am 1. März 2004 geschlossen ("profaniert"). Am 29. Februar 2004 fand <strong>de</strong>r letzte Gottesdienst in <strong>de</strong>r St.-Ansgar-<br />

Kirche statt. Im September 2006 wur<strong>de</strong> das Kirchengebäu<strong>de</strong> abgerissen.<br />

Die Neuapostolische Kirche befin<strong>de</strong>t sich Am Schlutuper Markt.<br />

Schlutup und die Fischverarbeitung<br />

Bereits in <strong>de</strong>n 1860er Jahren wur<strong>de</strong>n im kleinen Stil Fischräuchereien betrieben. Im Zuge <strong>de</strong>r Industrialisierung wur<strong>de</strong> dann die Fischverarbeitung <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendste Wirtschaftszweig <strong>de</strong>r<br />

Region. Im Jahre 1907 gab es 24 Betriebe in Schlutup; 1929 waren es schon 40. Im großen Stil wur<strong>de</strong>n Aushilfskräfte aus weiten Bereichen Mecklenburgs für die Filetierung und<br />

Weiterverarbeitung im wesentlichen von Heringen beschäftigt. Diese Situation fand ein jähes En<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r ersten Fisch-Filetiermaschine durch die Maschinenbaufabrik<br />

Rudolf Baa<strong>de</strong>r aus Lübeck im Jahr 1921. Sie ersetzte die Arbeitsleistung von acht Frauen. Maschinen aus <strong>de</strong>n 1950er Jahren erledigten das Pensum von bis <strong>zu</strong> 30 Frauen. Da für die<br />

Haltbarmachung von Fisch auch Essig benötigt wur<strong>de</strong>, grün<strong>de</strong>te die Firma Kühne 1915 eine Essigfabrik in Schlutup. Sie wur<strong>de</strong> im Jahr 2002 geschlossen. Darüber hinaus wur<strong>de</strong>n für die<br />

Vermarktung als Dauerkonserve entsprechen<strong>de</strong> Behältnisse aus Weißblech benötigt. Auf die Herstellung von Fischdosen hatte sich die Fa. Ewers & Co in <strong>de</strong>r Lübecker Waisenhofstraße,<br />

später die Fa. Schmalbach-Lubeca im Glashüttenweg spezialisiert. Noch heute ist mit <strong>de</strong>r 1909 gegrün<strong>de</strong>ten Firma Hawesta die Fischverarbeitung in Schlutup präsent.<br />

Fischverarbeitung und Umweltschutz<br />

Die schnelle Expansion <strong>de</strong>r Schlutuper Fischverarbeitung führte <strong>zu</strong> großen Umweltproblemen. So wur<strong>de</strong>n anfangs alle Fischabfälle und Waschwässer unbehan<strong>de</strong>lt in die Trave geleitet.<br />

Beim Filetieren von Heringen entstehen immerhin 60% Abfälle. Zusammen mit <strong>de</strong>n <strong>zu</strong>m Teil giftigen Abwässern <strong>de</strong>s gegenüberliegen<strong>de</strong>n Hochofenwerks Lübeck verwan<strong>de</strong>lte sich die<br />

Trave speziell in <strong>de</strong>n Sommermonaten, wenn sie wenig Wasser führte, in eine stinken<strong>de</strong> Kloake. Abhilfe brachte eine Fischmehlfabrik, die um 1900 in Schlutup ihren Betrieb aufnahm. In<br />

<strong>de</strong>r jüngeren Vergangenheit wer<strong>de</strong>n nur noch importierte Heringsfilets verarbeitet, so dass <strong>de</strong>r Fischabfall <strong>de</strong>utlich abnahm. Durch das seit vielen Jahren arbeiten<strong>de</strong> Klärwerk und die nicht<br />

mehr vorhan<strong>de</strong>ne industrielle Verschmut<strong>zu</strong>ng hat die Trave vor Schlutup inzwischen wie<strong>de</strong>r nahe<strong>zu</strong> Ba<strong>de</strong>wasserqualität. Ein Beweis hierfür ist die jährliche Wan<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Heringe<br />

flussaufwärts bis in <strong>de</strong>n Lübecker Hafen, da <strong>de</strong>r Hering hinsichtlich <strong>de</strong>r Wasserqualität sehr empfindlich ist und verschmutzte Gewässer mei<strong>de</strong>t.<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Landschaftsschutzgebiet "Schlutup" auf travemuen<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />

2. ↑ Werner Petrowsky/Arbeitskreis „Geschichte <strong>de</strong>r Lübecker Arbeiterbewegung“: Lübeck - eine an<strong>de</strong>re Geschichte, Einblicke in Wi<strong>de</strong>rstand und Verfolgung in Lübeck 1933-<br />

1945, Zentrum - Jugendamt <strong>de</strong>r Hansestadt Lübeck (Hrsg.), Lübeck 1986 ISBN 3-923814-02-X, S. 199<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Jütland<br />

Jütland (dän. Jylland [ˈjylanʔ], Eigenschaftswort jütisch o<strong>de</strong>r jütländisch, dän. jysk) ist ein zwischen Nordsee und Ostsee gelegener Teil <strong>de</strong>s europäischen Festlands. Mit <strong>de</strong>m Begriff<br />

Jütland wird - je nach Definition - das dänische Festland, aber auch die gesamte jütische Halbinsel bis nach Schleswig-Holstein und Hamburg beschrieben.<br />

Abweichen<strong>de</strong> Definitionen


Jütland macht nach einer von mehreren abweichen<strong>de</strong>n Definitionen <strong>de</strong>n dänischen Teil <strong>de</strong>r Kimbrischen Halbinsel aus. Es ist gemäß dieser Begriffs<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>r Nordteil jener Halbinsel<br />

zwischen Ostsee und Nordsee, die sich von <strong>de</strong>r Elbmündung im Sü<strong>de</strong>n über eine Länge von ca. 450 km bis Kap Skagen erstreckt. Genauer betrachtet stellt <strong>de</strong>r nördlichste Teil Jütlands,<br />

durch <strong>de</strong>n Limfjord getrennt, seit 1825 eine Insel dar, mit <strong>de</strong>m Namen Nordjütische Insel o<strong>de</strong>r Vendsyssel-Thy. Jütland stellt <strong>de</strong>n kontinentaleuropäischen Teil Dänemarks dar. Jütland ist<br />

29.775 km² groß (das sind ca. 70 % <strong>de</strong>r Gesamtfläche Dänemarks), hat aber nur 2,188 Mio. Einwohner (ca. 40 % <strong>de</strong>r Gesamteinwohnerzahl).<br />

Die Definition <strong>de</strong>s Namens Jütland als dänischer Teil <strong>de</strong>r Kimbrischen Halbinsel ist jedoch nicht unumstritten, weil <strong>de</strong>r Bezeichnung Jütland dadurch <strong>de</strong>r Rang eines politischen Begriffs<br />

<strong>zu</strong>gesprochen wird und die Anwendbarkeit <strong>de</strong>r Bezeichnung historisch zwischen Elbe und <strong>de</strong>r Kolding-Ribe-Linie schwankt. Teilweise wird Jütland mit <strong>de</strong>r Kimbrischen Halbinsel als<br />

geographischer Begriff gleichgesetzt; so wird in Dänemark die gesamte Halbinsel <strong>zu</strong>meist als Jyske halvø (Jütische Halbinsel) bezeichnet. Der Begriff „Jütische Halbinsel“ taucht auch in<br />

Texten von Historikern und enzyklopädischen Werken als Bezeichnung <strong>de</strong>r gesamten Halbinsel auf. Eine weitere abweichen<strong>de</strong> Begriffs<strong>de</strong>finition kommt im rechtlichen Gewan<strong>de</strong> daher:<br />

die juristische Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s Namens Jütland ergibt sich aus <strong>de</strong>m festgelegten Geltungsbereich <strong>de</strong>s Jütischen Low (Jütisches Recht) von 1240. Danach gehören <strong>zu</strong> Jütland <strong>de</strong>r<br />

Gesamtbereich zwischen Skagen und <strong>de</strong>r Kieler För<strong>de</strong>-Levensau-Ei<strong>de</strong>r-Linie einschließlich angrenzen<strong>de</strong>r Inseln sowie Fünen, Fehmarn und Helgoland.<br />

Geschichte<br />

Jütland hat seinen Namen von <strong>de</strong>n Jüten, einem germanischen Volksstamm [1], <strong>de</strong>r im 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt mit <strong>de</strong>n Angeln und Sachsen nach England (an <strong>de</strong>n Medway) auswan<strong>de</strong>rte, aber<br />

<strong>de</strong>ren <strong>zu</strong>rückgebliebener größerer Teil in <strong>de</strong>n nordgermanischen Dänen aufging, die ihre Heimat verließen und Jütland von <strong>de</strong>n Dänischen Inseln aus besie<strong>de</strong>lten. Aus dieser Perio<strong>de</strong><br />

stammt <strong>de</strong>r Siedlungsplatz Hvolris bei Viborg. Die Jüten/Dänen stießen südwärts bis an die Ei<strong>de</strong>r vor, wo sie auf Sachsen und Slawen stießen. Der Fluss sollte ab 811 über ein Jahrtausend<br />

die dänische Südgrenze bil<strong>de</strong>n. Der Name <strong>de</strong>r Halbinsel geht auf die Kimbern <strong>zu</strong>rück, einen nordgermanischen Volksstamm, <strong>de</strong>r um das 1. Jahrhun<strong>de</strong>rt v. Chr. mit <strong>de</strong>n Teutonen in die<br />

heutige Schweiz und dann − aufgespalten − durchs Rhonetal nach Frankreich o<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Brennerpass nach Italien zog.<br />

Seit im 9. Jahrhun<strong>de</strong>rt im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r jütischen Halbinsel das dänisch Königreich und das Frankenreich aneinan<strong>de</strong>r stießen, war die Südgrenze Jütlands politisch-rechtlich <strong>zu</strong> <strong>de</strong>finieren und<br />

hat sich <strong>de</strong>m<strong>zu</strong>folge mehrmals verschoben. Im Mittelalter bestan<strong>de</strong>n jeweils in Nørrejylland (Nor<strong>de</strong>rjütland) und Søn<strong>de</strong>rjylland (Sü<strong>de</strong>rjütland) regionale Landstinge.<br />

1240 wur<strong>de</strong> Jütland namengebend für das Jütische Low (Jütische Recht). Es galt auf <strong>de</strong>r Halbinsel von Skagen im Nor<strong>de</strong>ns bis an die Kieler För<strong>de</strong>-Levensau-Ei<strong>de</strong>r-Linie im Sü<strong>de</strong>n<br />

einschließlich angrenzen<strong>de</strong>r Inseln sowie Fünen, Fehmarn und Helgoland. Damit gehörte das Herzogtum Schleswig <strong>zu</strong> Jütland, solange es unter dänischer Hoheit stand, also bis <strong>zu</strong>r<br />

Übernahme <strong>de</strong>r Hoheit durch <strong>de</strong>n Deutschen Bund im Jahre 1866. Mit <strong>de</strong>r Abtretung Nordschleswigs vom Deutschen Reich 1920 liegt die Grenze im Bereich <strong>de</strong>s sprachlichen Übergangs<br />

zwischen Søn<strong>de</strong>rjysk und Standarddänisch (Rigsdansk) im Nor<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m Schleswigschen Platt<strong>de</strong>utsch und Hoch<strong>de</strong>utsch im Sü<strong>de</strong>n.<br />

Geografie<br />

Im dänischen Jütland setzt sich das schleswig-holsteinische Landschaftsbild nach Nor<strong>de</strong>n fort, mit Marschen an <strong>de</strong>r Nordseeküste im Westen, einem Endmoränenrücken (Geest), <strong>de</strong>r die<br />

Halbinsel in Nord-Süd-Richtung durchzieht, in <strong>de</strong>r Mitte und lehmigem Hügelland, das aus <strong>de</strong>n Grundmoränen <strong>de</strong>r Eiszeit besteht, im Osten, insbeson<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>r Halbinsel Djursland<br />

fort, die <strong>zu</strong>m Amt Århus gehört. Die heutige Topographie ist aber noch nicht alt, da sich Jütland entlang einer diagonal verlaufen<strong>de</strong>n Kippachse im nordöstlichen Teil immer noch (10<br />

mm/Jahr, ursprünglich 75 mm/Jahr) hebt und im Südwesten senkt. Die Halbinsel Djursland war z. B. bis in die jüngere Vergangenheit vom Kolindsund (einem Meeresarm) geteilt, <strong>de</strong>r<br />

heute gänzlich verlan<strong>de</strong>t, aber immer noch als flache, mitteldjursländische Talebene erkennbar ist. Nördlich von Esbjerg fin<strong>de</strong>t sich im Westen eine Ausgleichsküste mit hohen Sanddünen.<br />

Vom Limfjord wird Jütland in ost-westlicher Richtung durchschnitten. Mitten durch Jütland läuft, in Viborg beginnend und in We<strong>de</strong>l bei Hamburg en<strong>de</strong>nd, <strong>de</strong>r Ochsenweg o<strong>de</strong>r dänisch.<br />

Hærvejen (Heerweg). Historiker vermuten, dass die Anfänge dieses Weges bis in die Steinzeit <strong>zu</strong>rückreichen.<br />

Größte Stadt in Jütland und zweitgrößte Stadt Dänemarks ist Aarhus, höchste Erhebung (und mit 171 m über NN auch die höchste Dänemarks) ist <strong>de</strong>r Ejer Bavnehøj (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

nahegelegene Yding Skovhøj) bei Skan<strong>de</strong>rborg, längster Fluss und auch längster Fluss Dänemarks ist <strong>de</strong>r Gu<strong>de</strong>nå mit 173 km Länge. Unter abweichen<strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>s Begriffes Jütland<br />

wird <strong>de</strong>r Gu<strong>de</strong>nå von <strong>de</strong>r Ei<strong>de</strong>r mit 188 km in <strong>de</strong>r Länge übertroffen.<br />

Verwaltungsglie<strong>de</strong>rung


Wenn auch Jütland neben Fünen, Seeland und Bornholm einer <strong>de</strong>r traditionellen Lan<strong>de</strong>steile Dänemarks ist, bil<strong>de</strong>t es keine eigene Verwaltungseinheit. Es umfasst seit <strong>de</strong>r<br />

Kommunalreform von 2007 die dänischen Regionen Nordjylland, Midtjylland sowie <strong>de</strong>n größten Teil <strong>de</strong>r Region Syddanmark.<br />

Jütland bil<strong>de</strong>t jedoch einen Obergerichtsbezirk, für <strong>de</strong>n das Westliche Obergericht (Vestre Landsret) mit Sitz in Viborg <strong>zu</strong>ständig ist. Bis <strong>zu</strong>r Anpassung <strong>de</strong>s Wahlgesetzes infolge <strong>de</strong>r<br />

Kommunalreform bil<strong>de</strong>te ganz Jütland einen Oberwahlbezirk, neben Hovedsta<strong>de</strong>n ("die Hauptstadt", d.h. Kopenhagen und Fre<strong>de</strong>riksberg) und Øerne ("die Inseln", traditionelle<br />

Bezeichnung für Fünen, Seeland, Lolland, Falster u.a.). Das Dänische statistische Amt erhält eine doppelte Gebietsunterteilung aufrecht, wodurch statistische Informationen sowohl unter<br />

<strong>de</strong>n Verwaltungseinheiten (Regionen, Kommunen) als unter <strong>de</strong>n geographischen Einheiten (Jütland, Fünen usw.) abgerufen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Gelegentlich wer<strong>de</strong>n in dänischen Medien die Begriffe West- und Ostdänemark verwen<strong>de</strong>t. Ersterer kann je nach Kontext Jütland und Fünen, nur Jütland o<strong>de</strong>r nur das westliche Jütland<br />

bezeichnen.<br />

Zu Jütland wer<strong>de</strong>n auch die Wattenmeerinseln Rømø, Mandø und Fanø an <strong>de</strong>r Westküste gerechnet, sowie Alsen (Als), Samsø, Anholt und Læsø an <strong>de</strong>r Ostküste und die Inseln im<br />

Limfjord. Die Bewohner Alsens bezeichnen sich jedoch gelegentlich als <strong>zu</strong>gehörig <strong>zu</strong> sowohl Jütland als <strong>de</strong>n dänischen Inseln. Samsø war bis 1970 verwaltungsmäßig unter Holbæk Amt<br />

und Seeland eingeordnet. Anholt gehörte im Mittelalter <strong>zu</strong> <strong>de</strong>m damals noch dänischen Halland.<br />

Wirtschaft<br />

Die weltbekannte Firma Lego hat ihren Sitz in Billund. Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Wirtschaftszweige sind unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r Tourismus, vor allem an <strong>de</strong>r Nordseeküste, sowie die Fischerei und<br />

Nahrungsmittelproduktion. Wichtige Industrie- und Hafenstädte wie Kolding, Horsens o<strong>de</strong>r Aarhus sind beson<strong>de</strong>rs an <strong>de</strong>r Ostsee o<strong>de</strong>r an Fjor<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> fin<strong>de</strong>n. In Esbjerg, <strong>de</strong>r fünftgrößten<br />

Stadt Dänemarks, befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendste Nordseehafen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s mit einer mehrmals wöchentlich nach Harwich (Großbritannien) verkehren<strong>de</strong>n Auto- und Personenfähre.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Neben <strong>de</strong>n unzähligen Zeugnissen <strong>de</strong>r Vorzeit, <strong>de</strong>n Megalithanlagen, die sich in <strong>de</strong>r Osthälfte Jütlands ballen, existieren Klöster, Museen, Schlösser sowie 22 Herrensitze und an die 50<br />

Dorfkirchen.<br />

etwa:<br />

• Den Gamle By in Aarhus<br />

• Hjerl He<strong>de</strong> (Freilichtmuseum)<br />

• Jelling (Taufstein Dänemarks, Runenstein)<br />

• Fregatte Jylland<br />

• Kirche von Thorsager (Rundkirche)<br />

• Moesgård (Freilichtmuseum)<br />

• Mønsted-Kalkgruben in (Stoholm)<br />

• Schloss Clausholm<br />

• Schloss Rosenholm<br />

• Skjern Egvad Museum (Freilichtmuseum)<br />

• Vrå (Fresken in <strong>de</strong>r Kirche)<br />

• Abelines Gard<br />

Unter <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>s Jütischen Low kommen auf <strong>de</strong>utscher Seite diverse Schlösser und Herrenhäuser wie Schloss Gottorf und Schloss Glücksburg hin<strong>zu</strong>, außer<strong>de</strong>m unter an<strong>de</strong>rem


Städte<br />

• <strong>de</strong>r Schleswiger Dom<br />

• Haithabu und das Danewerk<br />

• Friedrichstadt (Hollän<strong>de</strong>rsiedlung)<br />

• die Insel Helgoland und <strong>de</strong>r nordfriesische Teil <strong>de</strong>s Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer<br />

Die wichtigsten Städte in Jütland<br />

• Aabenraa (dt. Apenra<strong>de</strong>)<br />

• Aalborg<br />

• Aarhus<br />

• Billund<br />

• Brøn<strong>de</strong>rslev<br />

• Ebeltoft<br />

• Esbjerg<br />

• Fre<strong>de</strong>ricia<br />

• Fre<strong>de</strong>rikshavn<br />

• Grenaa<br />

• Grindsted Ha<strong>de</strong>rslev (dt. Ha<strong>de</strong>rsleben)<br />

• Hanstholm<br />

• Herning<br />

• Hirtshals<br />

• Hjørring<br />

• Holstebro<br />

• Horsens<br />

• Kolding<br />

• Ran<strong>de</strong>rs<br />

• Ribe (dt. Ripen)<br />

• Ringkøbing Silkeborg<br />

• Skan<strong>de</strong>rborg<br />

• Skagen<br />

• Skive<br />

• Søn<strong>de</strong>rborg (dt. Son<strong>de</strong>rburg) (liegt größtenteils auf <strong>de</strong>r Insel Alsen)<br />

• Struer


• Thisted<br />

• Tøn<strong>de</strong>r (dt. Ton<strong>de</strong>rn)<br />

• Vejle<br />

• Viborg<br />

Früher <strong>zu</strong> Jütland aber heute <strong>zu</strong> Deutschland zählen<strong>de</strong> Städte<br />

(Jütisches Low, Herzogtum Schleswig)<br />

• Arnis<br />

• Bredstedt<br />

• Bü<strong>de</strong>lsdorf<br />

• Eckernför<strong>de</strong><br />

• Fehmarn<br />

• Flensburg<br />

• Friedrichstadt<br />

• Garding<br />

• Glücksburg<br />

• Husum<br />

• Kappeln<br />

• Kiel (nordöstliche Stadtteile)<br />

• Niebüll<br />

• Rendsburg (nördliche Stadtteile)<br />

• Schleswig (Stadt)<br />

• Tönning<br />

• Westerland (auf Sylt - bis 2008)<br />

• Wyk auf Föhr<br />

Jütisches Low außerhalb <strong>de</strong>r Jütischen Halbinsel<br />

• Assens<br />

• Fåborg Mid<strong>de</strong>lfart<br />

• Nyborg<br />

• O<strong>de</strong>nse und<br />

• Svendborg<br />

Einzelnachweise


1. ↑ Meyers Neues Lexikon (Mannheim 1979) und Meyers Enzyklopädisches Lexikon (Mannheim 1975) <strong>de</strong>finieren die Jüten als nordgermanisch, während <strong>de</strong>r Atlas <strong>zu</strong>r<br />

Universalgeschichte von Ol<strong>de</strong>nbourg/Westermann die Jüten als westgermanisch beschreibt; Brockhaus (Mannheim 2006), die Encyclopædia Britannica (Chicago 2005), das<br />

Du<strong>de</strong>n-Lexikon (1980) und das dtv-Lexikon (München 1971) beschreiben die Jüten allgemeiner als germanischen Stamm in Jütland<br />

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daß politische Passagen im Zuge unserer Statuten stark gekürzt, bzw. nicht übernommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Festung Varberg<br />

Die Festung Varberg (schwedisch: Varbergs Fästning) liegt am Hafen <strong>de</strong>r Stadt Varberg in <strong>de</strong>r Provinz Hallands län. Sie wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Neuzeit nur wenig zerstört und kann daher fast<br />

originalgetreu Besichtigt wer<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t sich eine Jugendherberge, Restaurants und das historische Museum. Seit 1993 wird die Festung vom Swedish National Property<br />

Board im <strong>zu</strong>sammenarbeit mit <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Varberg verwaltet.<br />

Geschichte<br />

Als Erik V. von Dänemark 1286 ermor<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, geriet sein Cousin Jakob Nielsen († ca. 1308) , Graf von Halland in Verdacht Drahtzieher <strong>de</strong>r Tat gewesen <strong>zu</strong> sein. Dieser begann daher<br />

im Jahre 1287 mit <strong>de</strong>r Bau einer Burg <strong>zu</strong> seinem Schutz. Um 1300 waren die Baumaßnahmen been<strong>de</strong>t. Der Bau erfolgte auf einer Klippe oberhalb <strong>de</strong>s Hafens von Varberg, wo auch die<br />

Warnfeuer <strong>de</strong>r Hafenwachen entzün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Jacob Nielsen stand seinerzeit unter <strong>de</strong>m Schutz <strong>de</strong>s Königs von Norwegen Håkon V. (Norwegen). 1305 musste Jakob aber Halland an<br />

Erik Magnusson, <strong>de</strong>n Schwiegersohn <strong>de</strong>s Königs abgeben. Es begann eine unruhige Zeit und bis 1365 waren acht Besitzerwechsel <strong>zu</strong> vermel<strong>de</strong>n, darunter Albrecht II. von Mecklenburg<br />

(er hatte eine Tochter von Erik Magnusson geheiratet) und Margarethe I. von Dänemark (sie war mit <strong>de</strong>m Norwegischen König Haakon VI. (Norwegen) verheiratet). 1366 eroberte <strong>de</strong>r<br />

Dänenkönig Wal<strong>de</strong>mar IV. die Festung. Sie bleib danach für 300 Jahre dänisch.<br />

1535 wur<strong>de</strong> hier im Zuge <strong>de</strong>r Grafenfeh<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lübecker Kriegshauptmann Marx Meyer festgesetzt, <strong>de</strong>m es gelang, sein Gefängnis in ein Wi<strong>de</strong>rstandsnest <strong>zu</strong> verwan<strong>de</strong>ln. Er wur<strong>de</strong> erst<br />

1536 überwältigt und hingerichtet.<br />

In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren entwickelten sich die Waffen weiter und auch die Festung wur<strong>de</strong> ausgebaut. Palisa<strong>de</strong>n und Festungsgräben sollten Kanonen wi<strong>de</strong>rstehen können. Dennoch<br />

konnten während <strong>de</strong>s siebenjährigen Nordischen Krieges die Schwe<strong>de</strong>n von 1564 bis 1569 das Gebiet erobern. 1569 eroberten die Dänen unter ihrem Feldherrn Daniel Rantzau, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Schlacht fiel, die Festung. Ein Ge<strong>de</strong>nkstein kennzeichnet seinen To<strong>de</strong>sort. Im Frie<strong>de</strong>n von Stettin mussten die Schwe<strong>de</strong>n Halland aufgeben.<br />

Anfang 1588 begann man die Festung aus<strong>zu</strong>bauen. Man verpflichtete dafür <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rländischen Architekten Hans van Steenwinckel <strong>de</strong>r Ältere (1545-1601). Bis 1618 wur<strong>de</strong> die Festung<br />

<strong>zu</strong> einer <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnsten in ganz Europa, fertiggestellt von Sohn Hans van Steenwinckel <strong>de</strong>r Jüngere (1587-1639). Die Festung musste sich nie beweisen. Im Frie<strong>de</strong>n von Brömsebro 1645<br />

verzichtete Dänemark auf Halland und übergab die Festung.<br />

Nach <strong>de</strong>m 30jährigen Krieg begann für die Festung eine lange Ruhezeit; das schwedische Militär baute sie weiter aus, um sie 1830 auf<strong>zu</strong>geben. Danach wur<strong>de</strong> die Festung ein Gefängnis.<br />

Es wur<strong>de</strong>n zwar zwischendurch immer wie<strong>de</strong>r Gefangene untergebracht aber erst zwischen 1848 und 1880 stieg ihre Zahl auf 400 bis 500. Ab 1856 wur<strong>de</strong>n auch Zellen für die<br />

Gefangenen gebaut. 1880 wur<strong>de</strong> das Gefängnis geschlossen.<br />

Um 1920 begann man mit <strong>de</strong>r Renovierung <strong>de</strong>r Festung, Kasematten und Wehrgänge wur<strong>de</strong>n ausgegraben. Seit dieser Zeit wird sie als Museum benutzt.<br />

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Narva (Stadt)<br />

Narva (<strong>de</strong>utsch Narwa) ist die drittgrößte Stadt Estlands. Sie ist das Zentrum <strong>de</strong>r großen russischen Min<strong>de</strong>rheit Estlands, <strong>zu</strong> <strong>de</strong>r ca. 95% <strong>de</strong>r Einwohner Narvas gehören. Narva ist eine<br />

wichtige Industriestadt Estlands und hat mit großen ökologischen Problemen <strong>zu</strong> kämpfen.<br />

Geografie<br />

Narva ist die östlichste Stadt Estlands an <strong>de</strong>r Grenze <strong>zu</strong> Russland am Fluss Narva, <strong>de</strong>r hier <strong>de</strong>n Grenzfluss bil<strong>de</strong>t und in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Stadt in die Ostsee mün<strong>de</strong>t. Zusammen mit<br />

Iwangorod auf <strong>de</strong>r russischen Seite bil<strong>de</strong>t Narva eine Zwillingsstadt.<br />

Vorgeschichte<br />

Zwischen 4600 bis 4100 v. Chr. ist die auch Narva-Kultur genannte Baltische Haffküstenkultur hier verbreitet. Sie gilt als Substratkultur <strong>de</strong>r späteren Westbalten[1].<br />

Geschichte<br />

Durch seine günstige Lage war Narva schon im Mittelalter ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsplatz. In <strong>de</strong>r Nowgoro<strong>de</strong>r Chronik wird die Siedlung 1171 erwähnt. 1302 erhielt sie Stadtrecht. Die<br />

Dänen verkauften das Gebiet 1346 an <strong>de</strong>n Deutschen Or<strong>de</strong>n. 1492 erbaute Iwan III. (Russland) auf <strong>de</strong>r östlichen Seite <strong>de</strong>r Narva die Festung Iwangorod. Der Livländische Krieg führte<br />

<strong>zu</strong>r Beset<strong>zu</strong>ng Narvas durch Russland im Jahre 1558. 1581 begann die schwedische Herrschaft. Mit <strong>de</strong>r Schließung <strong>de</strong>s Hansekontors Peterhof in Nowgorod durch Zar Iwan III. nahm die<br />

Be<strong>de</strong>utung Narvas für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l nochmals <strong>zu</strong>.<br />

Während <strong>de</strong>s Großen Nordischen Krieges fand am 30. November 1700 hier die Schlacht von Narva statt, in <strong>de</strong>r die russische Armee unter Peter I. eine verheeren<strong>de</strong> Nie<strong>de</strong>rlage erlitt. Nach<br />

<strong>de</strong>r Reorganisierung seiner Truppen eroberte Peter jedoch 1704 (→ Belagerung von Narva) Narva und verleibte mit <strong>de</strong>m Frie<strong>de</strong>n von Nystad 1721 große Gebiete <strong>de</strong>s Baltikums und<br />

Kareliens <strong>de</strong>m Russischen Reich ein.<br />

Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt verlor Narva seine Be<strong>de</strong>utung als Hafenstadt und entwickelte sich <strong>zu</strong> einem Zentrum <strong>de</strong>r Textilherstellung (das Unternehmen Kreenholm hat lange Zeit eine erhebliche<br />

Rolle für die Stadt gespielt). Von 1918 bis 1940 gehörte die Stadt <strong>zu</strong> Estland, danach bis 1991 <strong>zu</strong>r Estnischen SSR.<br />

Narva wur<strong>de</strong> im Zweiten Weltkrieg nahe<strong>zu</strong> vollständig zerstört, die historischen Bauten wur<strong>de</strong>n danach in <strong>de</strong>r Regel nicht wie<strong>de</strong>r aufgebaut. Das Stadtbild wird heute von Wohnblöcken<br />

mit unverputzten Ziegelfassa<strong>de</strong>n geprägt, die in sowjetischer Zeit gebaut wur<strong>de</strong>n. In dieser Zeit kamen viele russische Zuwan<strong>de</strong>rer in die Stadt, aber auch aus an<strong>de</strong>ren Unionsrepubliken<br />

wur<strong>de</strong>n Arbeiter für die Narvaer Industriebetriebe angesie<strong>de</strong>lt, während die evakuierte estnische Bevölkerung lange Zeit nicht <strong>zu</strong>rückkehren durfte. Daher rührt <strong>de</strong>r heutige hohe<br />

russischsprachige Bevölkerungsanteil.<br />

In Narva bestand das sowjetische Kriegsgefangenenlager 393 für <strong>de</strong>utsche Kriegsgefangene <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs.[2] Schwer Erkrankte wur<strong>de</strong>n im Kriegsgefangenenhospital 1011,<br />

Kiviõli, versorgt. Direkt am estnischen Ufer <strong>de</strong>s Narwa-Flusses befin<strong>de</strong>t sich eine <strong>de</strong>r schönsten Kriegsgräberstätten für Gefallene <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges im Osten Europas. Die sehr<br />

weitläufige Anlage, auf <strong>de</strong>r rund 15 000 Kriegstote ruhen, wur<strong>de</strong> vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge am 29. August 1999 eingeweiht. Sie wur<strong>de</strong> errichtet auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />

eines bereits 1943 von <strong>de</strong>r Wehrmacht angelegten Kriegsfriedhofes. Es fin<strong>de</strong>n immer noch Zubettungen Gefallener statt.<br />

Iwangorod<br />

Nach <strong>de</strong>r Gründung von Iwangorod auf <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Ufer <strong>de</strong>r Narva im Jahr 1492 entstand über viele Jahrzehnte eine enge Beziehung zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Städten. In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r ersten<br />

Unabhängigkeit Estlands von 1918 bis 1940 lag auch Iwangorod auf estnischem Territorium, da die Grenze <strong>zu</strong>r damaligen Sowjetunion weiter östlich lag. Nach <strong>de</strong>r Okkupation Estlands<br />

durch die Sowjetunion 1940 und Konstituierung <strong>de</strong>r Estnischen SSR wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Narvafluss <strong>zu</strong>r Grenze zwischen <strong>de</strong>n damaligen Unionsrepubliken Estland und Russland. Mit <strong>de</strong>r erneuten


Unabhängigkeit Estlands 1991 entstand wie<strong>de</strong>r eine bewachte Grenze, die seit <strong>de</strong>m Beitritt Estlands <strong>zu</strong>r Europäischen Union am 1. Mai 2004 Außengrenze <strong>de</strong>r EU ist.<br />

Politik<br />

Städtepartnerschaften<br />

• Karlskoga, Schwe<strong>de</strong>n<br />

• Tinglev, Dänemark<br />

• Donezk, Ukraine<br />

• Lahti, Finnland<br />

• Iwangorod, Russland<br />

• Pärnu, Estland<br />

Kultur und Sehenswürdigkeiten<br />

Museen<br />

Narva Muuseum mit umfangreicher Ausstellung in <strong>de</strong>r Hermannsfeste <strong>zu</strong>r Geschichte von Stadt, Festung und Region sowie <strong>de</strong>r in einem barocken Altstadtgebäu<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m 18.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt untergebrachten Kunstgalerie.<br />

Bauwerke<br />

Sehenswert ist die Hermannsfeste (Hermanni Linnus), eine restaurierte Festung <strong>de</strong>s Deutschen Or<strong>de</strong>ns, <strong>de</strong>r gegenüber am rechten Ufer Narva die russische Festung Iwangorod liegt. Im<br />

Turm <strong>de</strong>r Festung ist die geschichtliche Ausstellung <strong>de</strong>s Narva Museums untergebracht.<br />

Das barocke Rathaus wur<strong>de</strong> nach schweren Kriegsbeschädigungen wie<strong>de</strong>r aufgebaut.<br />

Erhalten sind die im Wie<strong>de</strong>raufbau befindliche evangelische Kirche sowie die orthodoxe Kirche.<br />

Parks<br />

Am Stadtrand von Narva liegt, direkt am Grenzfluss Narva, ein <strong>de</strong>utscher Kriegsgräberfriedhof, <strong>de</strong>r bereits 1943 von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wehrmacht angelegt wur<strong>de</strong>. Er wird seit <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r<br />

1990er Jahre vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut und unterhalten.<br />

Wirtschaft und Infrastruktur<br />

Verkehr<br />

Durch Narva verlaufen sowohl die wichtigste Fernstraße von Tallinn nach Sankt Petersburg als auch die Haupteisenbahnlinie, die vor allem im Güterverkehr mit Russland be<strong>de</strong>utsam ist.<br />

Im Eisenbahnpersonenverkehr fahren nur zwei Zugpaare: Narva-Tallinn und Moskau-Narva-Tallinn. Wie überall in Estland hat <strong>de</strong>r Busverkehr einen größeren Anteil im Personenverkehr.<br />

Ansässige Unternehmen<br />

Eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben Narvas spielt das 1857 gegrün<strong>de</strong>te Textilunternehmen Kreenholm, das heute <strong>zu</strong>r schwedischen Boras Wäfveri AB gehört.


Medien<br />

Die Zeitung "Narva Postiljon" ist mit 5.000 Exemplaren die einzige <strong>de</strong>r Stadt. Sie wird einmal pro Woche (am Samstag) in estnischer Sprache herausgegeben. Zweimal wöchentlich<br />

erscheint sie unter <strong>de</strong>m Namen "Narvskaja Gazeta" auf russisch.<br />

Bildung<br />

In Narva gibt es eine Außenstelle <strong>de</strong>r Universität Tartu, das Narva Kolledž, wo hauptsächlich Lehrer ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Unterrichtssprache ist vor allem Russisch.<br />

Persönlichkeiten<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>r Stadt<br />

• Waleri Georgijewitsch Karpin, russischer Fußballspieler<br />

• Paul Keres, Schachspieler<br />

• Paul Felix Schmidt, Schachspieler<br />

• Ortvin Sarapu, Schachspieler, später nach Neuseeland ausgewan<strong>de</strong>rt<br />

• Johann Ludwig Wer<strong>de</strong>r (* 1808), Fabrikant und Techniker, Leiter <strong>de</strong>r Klettschen Maschinenfabrik in Nürnberg<br />

• Napoléon Peltzer (1802–1889), <strong>de</strong>utscher Tuchfabrikant und För<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>r russischen Feintuchindustrie<br />

• Alexan<strong>de</strong>r Ritter (1833-1896), Komponist<br />

Literatur<br />

• Anton Weiss-Wendt: Must-valge linn / Schwarz-weiße Stadt. Vana-Narva fotoajalugu / Fotogeschichte Narvas. Kataloog / Katalog. Tallinn, 1997<br />

• Karsten Brüggemann (Hrsg.): Narva und die Ostseeregion. Beiträge <strong>de</strong>r II. Internationalen Konferenz über die Politischen und Kulturellen Beziehungen zwischen Russland und<br />

<strong>de</strong>r Ostseeregion (Narva, 1. - 3. Mai 2003) = Narva and the Baltic sea region. Narva Kolledž, Narva 2004, ISBN 9985-4-0417-3<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Marija Gimbutas: Die Ethnogenese <strong>de</strong>r europäischen Indogermanen. Innsbruck, Inst. f. Sprachwissenschaft d. Univ., 1992<br />

2. ↑ Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kriegsgefangenen <strong>de</strong>s zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.<br />

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Tartu - Dorpat<br />

Tartu (<strong>de</strong>utsch und schwedisch: Dorpat, früher <strong>de</strong>utsch auch Dörpt; russ. Дерпт/Derpt, 11.–17. Jahrhun<strong>de</strong>rt, 1893–1918 Юpьeв/Jurjew) ist Estlands zweitgrößte Stadt und Sitz <strong>de</strong>r


Universität Tartu. Sie liegt bei<strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>s Flusses Emajõgi (<strong>de</strong>utsch Embach). Die Betonung <strong>de</strong>r Bezeichnungen Dorpat und Tartu liegt auf <strong>de</strong>r ersten Silbe.<br />

Geschichte<br />

Die erste urkundliche Erwähnung Tharbatas datiert aus <strong>de</strong>m Jahre 1030. Der Großfürst von Kiew, Jaroslaw <strong>de</strong>r Weise, zerstörte im Jahre 1030 eine von damaligen, vermutlich ebenfalls<br />

finno-ugrischen Einwohnern errichtete Holzfestung und errichtete unter <strong>de</strong>m Namen Jurjew (Nach Juri, <strong>de</strong>m Taufnamen Jaroslaws) eine Festung. Im Jahre 1224 wur<strong>de</strong> die Estenburg<br />

Tharbatum durch <strong>de</strong>n Schwertbrü<strong>de</strong>ror<strong>de</strong>n erobert. Sie wur<strong>de</strong> Sitz <strong>de</strong>s Bischofs (bis 1558); vor <strong>de</strong>r Burg entwickelte sich seit <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt die Hansestadt. Im Mittelalter war<br />

Dorpat ein Bin<strong>de</strong>glied zwischen <strong>de</strong>n Hansestädten (insbeson<strong>de</strong>re Reval) und <strong>de</strong>n russischen Städten Pleskau (Pskow) und Nowgorod. Dorpat gehörte seit 1721 <strong>zu</strong>m russischen Zarenreich<br />

(Gouvernement Livland).<br />

Ein Großfeuer zerstörte 1775 nahe<strong>zu</strong> die gesamte Innenstadt. Die markantesten älteren Gebäu<strong>de</strong> stammen aus <strong>de</strong>m 18. und vor allem aus <strong>de</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Nach<strong>de</strong>m das vorherige<br />

Rathausgebäu<strong>de</strong> einem Brand <strong>zu</strong>m Opfer fiel, wur<strong>de</strong> im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt das <strong>de</strong>rzeitige Rathaus vom damaligen Stadtbaumeister, <strong>de</strong>m aus Rostock stammen<strong>de</strong>n Johann Heinrich<br />

Bartholomäus Walter, entworfen und 1789 fertig gestellt.<br />

1893 wur<strong>de</strong> die Stadt im Zuge <strong>de</strong>r Russifizierung offiziell in Jurjew umbenannt; die Verwendung <strong>de</strong>s estnischen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Namens war teilweise verboten. Der russische Name<br />

setzte sich aber nicht durch, nicht einmal im Russischen. Als Estland 1918 die Unabhängigkeit erlangte, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Name „Tartu“ offiziell. Sowohl Dorpat als auch Tartu stammen aus<br />

<strong>de</strong>m altestnischen Namen Tarbata, <strong>de</strong>r vielleicht Auerochs be<strong>de</strong>utet.<br />

In <strong>de</strong>r Stadt bestand das sowjetische Kriegsgefangenenlager 331 für <strong>de</strong>utsche Kriegsgefangene <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs.[1]<br />

Universität<br />

Tartu ist eine typische Stu<strong>de</strong>ntenstadt, dominiert von <strong>de</strong>r 1632 von König Gustav II. Adolf gegrün<strong>de</strong>ten Universität Dorpat, die 1802 von Deutsch-Balten mit Hilfe Zar Alexan<strong>de</strong>rs als<br />

einzige <strong>de</strong>utschsprachige Universität <strong>de</strong>s Russischen Zarenreiches neu gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. In dieser Eigenschaft wur<strong>de</strong> sie <strong>zu</strong> einer Mittlerin zwischen <strong>de</strong>r russischen und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Kultur, gleichzeitig aber auch <strong>zu</strong>m Geburtsort <strong>de</strong>r estnischen und lettischen nationalen Erweckung. Die estnischen Nationalfarben waren ursprünglich die <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenverbindung<br />

„Verein Studieren<strong>de</strong>r Esten“ an <strong>de</strong>r Universität. Während <strong>de</strong>r Jahre 1886 bis 1889 fand eine kompromisslose Russifizierung statt, in <strong>de</strong>ren Zuge Deutsch von Russisch als Lehrsprache<br />

abgelöst wur<strong>de</strong>, weshalb die Mehrzahl <strong>de</strong>r einstmals <strong>zu</strong> über 90 % <strong>de</strong>utschen Lehrkräfte nach Deutschland wechselte. Nach 1919 wur<strong>de</strong> die Universität die Nationaluniversität (estnisch<br />

Eesti Vabariigi Tartu Ülikool) <strong>de</strong>r nunmehr unabhängigen Republik Estland. Nach <strong>de</strong>r Fremdherrschaft in <strong>de</strong>n Jahren 1940–1991 ist die Universität Tartu heute die einzige Volluniversität<br />

Estlands und die Mutteruniversität für die Technische Universität Tallinn und die Universität für Biowissenschaften.<br />

Im Jahr 2004 stan<strong>de</strong>n 18000 Stu<strong>de</strong>nten 135 Professoren und 700 weitere Lehrkräften gegenüber. Etwa 440 Personen sind in <strong>de</strong>r Forschung tätig. Sie können mit 4000 wissenschaftlichen<br />

Veröffentlichungen jährlich aufwarten. An <strong>de</strong>r Universität sind viele Stu<strong>de</strong>ntenverbindungen aktiv, die im Vergleich <strong>zu</strong> Deutschland einen regen Zulauf an neuen Mitglie<strong>de</strong>rn haben. In<br />

Tartu befin<strong>de</strong>t sich auch eine mo<strong>de</strong>rne medizinische Forschungseinrichtung, das Biomeedikum.<br />

Bevölkerung<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

• 1825[2] 1833[3] 1840[4] 1847[5] 1856[6] 1863 1867[7] 1881[8] 1897[9] 1922[8] 1934[10] 1939[11] 1959[12] 1970[13] 1979[14] 1989[15] 2000[15] 2010<br />

• 8450 10020 12203 12185 12914 14386 21014 29974 42308 50342 58876 60281 74263 90459 104518 113977 98695 103284<br />

Historische Bevölkerungsverteilung<br />

Bevölkerung 1867[16] 1881[17] 1897[18] 1922[17] 1934[19]


Zahl % Zahl % Zahl % Zahl % Zahl %<br />

Summe 21014 100 29974 100 42308 100 50342 100 58876 100<br />

Esten 9720 46,3 16526 55,4 29039 68,6 42459 84,5 51559 87,6<br />

Deutsche 8907 42,4 10486 35,2 7020 16,6 3210 6,4 2706 4,6<br />

Russen 1866 8,9 1818 6,1 3689 8,7 2570 5,1 2640 4,5<br />

An<strong>de</strong>re 521 2,5 1144 3,8 2560 6,1 2103 4,2 1971 3,3<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Sehenswert ist die gesamte Altstadt Tartus mit Rathaus, <strong>de</strong>m Rathausplatz, <strong>de</strong>n Einkaufsstraßen und <strong>de</strong>m klassizistischen Universitätshauptgebäu<strong>de</strong>. Zahlreiche an<strong>de</strong>re<br />

Universitätsgebäu<strong>de</strong> liegen über die Stadt verstreut. Weithin sichtbar ist die mittelalterliche Johanniskirche, ein gotischer Backsteinbau mit kunsthistorisch be<strong>de</strong>utsamen<br />

Terrakottenfiguren, <strong>de</strong>ssen Wie<strong>de</strong>raufbau nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 2005 abgeschlossen wur<strong>de</strong>.<br />

Auf <strong>de</strong>m Domberg, estnisch „Toomemägi“, befin<strong>de</strong>n sich die Ruine <strong>de</strong>s mittelalterlichen Doms (<strong>de</strong>ren ausgebauter Chor erst als Universitätsbibliothek diente und jetzt das<br />

Universitätsmuseum beherbergt) sowie weitere Baulichkeiten <strong>de</strong>r Universität, wie das Observatorium (58° 22′ 44″ N, 26° 43′ 12″ O, Teil <strong>de</strong>s Weltkulturerbes Struve-Bogen) und das alte<br />

anatomische Theater, in <strong>de</strong>m bis Mitte <strong>de</strong>r 1990er Jahre noch anatomische Vorlesungen gehalten wur<strong>de</strong>n.<br />

In Tartu gibt es mehrere Theater, Bühnen und Kunstprojekte sowie verschie<strong>de</strong>ne Ausstellungen <strong>zu</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>r Universität. Neben <strong>de</strong>m Botanischen Garten <strong>de</strong>r<br />

Universität gibt es mehrere Parks und Grünflächen in <strong>de</strong>r Altstadt (z.B. Domberg, Barclay-Park) sowie am die Stadt durchkreuzen<strong>de</strong>n Fluss Embach entlang.<br />

Städtepartnerschaften<br />

• Lüneburg, Deutschland<br />

• Veszprém, Ungarn<br />

• Tampere, Finnland<br />

• Uppsala, Schwe<strong>de</strong>n<br />

• Pskow, Russland<br />

• Ferrara, Italien<br />

• Salisbury, Vereinigte Staaten<br />

• Turku, Finnland Bærum, Norwegen<br />

• Fre<strong>de</strong>riksberg, Dänemark<br />

• Hämeenlinna, Finnland<br />

• Hafnarfjörður, Island<br />

• Kaunas, Litauen<br />

• Deventer, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

• Riga, Lettland<br />

• Zutphen, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>


Zu<strong>de</strong>m besteht eine „Städtefreundschaft“ mit Greifswald (seit 2006)[20].<br />

Sport<br />

Bei Tartu wird im Rahmen <strong>de</strong>r Worldloppet <strong>de</strong>r Skimarathon Tartu Maraton über 63 Kilometer von Otepää nach Elva ausgerichtet.<br />

Sonstiges<br />

Im Juli 2005 fan<strong>de</strong>n in Tartu die 25. Internationalen Hansetage (Hansetage <strong>de</strong>r Neuzeit) statt.<br />

Persönlichkeiten<br />

Söhne und Töchter <strong>de</strong>r Stadt<br />

• Heinrich von Stackelberg (um 1305), Vertrauensmann und Vasall <strong>de</strong>s Bischofs von Dorpat<br />

• Karl Ernst Claus (1796–1864), <strong>de</strong>utsch-russischer Pharmazeut und <strong>de</strong>r Chemiker, <strong>de</strong>r das Ruthenium ent<strong>de</strong>ckte<br />

• Karl Ernst von Baer (1792–1876), Zoologe und Biologe, Ent<strong>de</strong>cker <strong>de</strong>r Eizelle<br />

• Walter von Engelhardt (1864–1940), Gartenarchitekt, Direktor <strong>de</strong>s Gartenbauamtes Düsseldorf<br />

• Wolf von Engelhardt (1910–2008), Geologe und Mineraloge<br />

• Heinrich Friedrich Emil Lenz (1804–1865), Physiker<br />

• Lionel Kieseritzky (1806–1853), livländischer Schachmeister<br />

• Julie Wilhelmine Hagen-Schwarz (* 1824 auf Gut Klein-Wrangelshof (Väike-Prangli) bei Tartu, † 1902 ebenda), Malerin<br />

• Julius von Klever, (1850–1924), russischer Maler<br />

• Adolf von Harnack (1851–1930), Theologe<br />

• Alphons Thun (1853–1885), Nationalökonom<br />

• Kurt Heinrich Meyer (1883–1952), Chemiker und seit 1932 Prof. <strong>de</strong>r Chemie in Genf<br />

• Herbert von Oettingen (1878–1946), Superinten<strong>de</strong>nt und Schulleiter<br />

• Leonid Alexejewitsch Kulik, (1883–1942), russischer Mineraloge<br />

• Paul Hoffmann, (1884–1962), Physiologe<br />

• Cezaria Anna Baudouin <strong>de</strong> Courtenay-Ehrenkreutz-Jędrzejewiczowa (1885–1967), polnische Ethnologin, Kunsthistorikerin und Linguistin<br />

• Else Hueck-Dehio (1897–1976), Schriftstellerin<br />

• Dimitrij Andrusov (1897–1976), slowakischer Geologe und Erforscher <strong>de</strong>r Westkarpaten, Enkel von Heinrich Schliemann<br />

• Ernst Theodorowitsch Krenkel (1903–1971) Funker <strong>de</strong>s gesunkenen Schiffes Tscheljuskin und <strong>de</strong>r sowjetischen Nordpolexpedition Nordpol-1<br />

• Wilhelm Hahn, (1909–1996), <strong>de</strong>utscher evangelischer Theologe und Politiker (CDU)<br />

• Walter Kremser (1909–2000), <strong>de</strong>utscher Forstwissenschaftler<br />

• Eno Raud (1928–1996), estnischer Schriftsteller und Kin<strong>de</strong>rbuchautor<br />

• Reginald Gruehn (1929-2002), <strong>de</strong>utscher Chemiker, Prof. f. Anorganische u. Analytische Chemie an <strong>de</strong>r Universität Gießen


• Gero von Wilpert (1933–2009), Autor und Literaturwissenschaftler<br />

• En<strong>de</strong>l Nõgene (* 1950), estnischer Dirigent<br />

• Mati Karmin (* 1956), estnischer Bildhauer<br />

• Jaan Kirsipuu (* 1969), Radsportler<br />

• Andrus Aug (* 1970) , Radsportler<br />

• Markko Märtin (* 1975), Autorennfahrer<br />

• Kristina Šmigun-Vähi (* 1977), Skilangläuferin<br />

• Illimar Pärn (* 1988), Skispringer<br />

Persönlichkeiten, die mit Tartu in Verbindung stehen<br />

• Friedrich Amelung (1842–1909), baltischer Schachspieler und Schachkomponist<br />

• Nikolai Iwanowitsch Andrusow (1861–1924) russischer Geologe und Palöontologe, Professor an <strong>de</strong>r Jurjew Universität<br />

• Andreas Ascharin (1843–1896), baltisch-russischer Literaturübersetzer und Schachspieler<br />

• Friedrich Robert Faehlmann (1798–1850) war ein estnischer Philologe, Arzt und Mitbegrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r 1838 eingerichteten Gelehrten Estnischen Gesellschaft.<br />

• Werner Gruehn (1887-1961) war ein evangelischer Theologe und Religionspsychologe, Grün<strong>de</strong>r und Rektor <strong>de</strong>r Privaten Deutschen Theologisch-Philosophischen Luther-<br />

Aka<strong>de</strong>mie in Dorpat.<br />

• Miina Härma (1864-1941), erste estnische Komponistin, Organistin und namhafte Chorleiterin, 1939 Ehrendoktor <strong>de</strong>r Universität Tartu und Ernennung <strong>zu</strong>r Ehrenprofessorin <strong>de</strong>s<br />

Tallinner Konservatoriums<br />

• Traugott Hahn (1875–1919), <strong>de</strong>utscher evangelischer Theologe und Pfarrer, Professor in Dorpat, Märtyrer <strong>de</strong>s estnischen Befreiungskampfes.<br />

• Melchior Hofmann (um 1500–1543), lutherischer Sendbote und späterer Täufer in Dorpat. Löste als Prediger 1524 durch seine Predigt <strong>de</strong>n Dorpater Bil<strong>de</strong>rsturm aus.<br />

• August Alexan<strong>de</strong>r Kämmerer (1789–1858), <strong>de</strong>utscher Geologe und Apotheker, vermacht <strong>de</strong>r Universität Dorpat eine Mineraliensammlung.<br />

• Friedrich Maximilian Klinger (1752–1831, <strong>de</strong>utscher Dichter <strong>de</strong>s Sturm und Drang, in Dorpat gestorben<br />

• Johann Wilhelm Krause, (1757–1828), ab 1803 or<strong>de</strong>ntl. Professor und Baudirektor bei <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rerrichtung <strong>de</strong>r Univ. Dorpat<br />

• Karl Morgenstern (1770–1852), Philologe, ab 1802 or<strong>de</strong>ntlicher Professor für Beredsamkeit und Klassische Philologie, Ästhetik und Geschichte <strong>de</strong>r Literatur und Kunst<br />

• Carl Friedrich von Le<strong>de</strong>bour (1786–1851), Botaniker, ab 1811 Direktor <strong>de</strong>s botanischen Gartens <strong>de</strong>r Universität.<br />

• Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792), <strong>de</strong>utscher Dichter <strong>de</strong>s Sturm und Drang, 1759 mit seiner Familie nach Dorpat gezogen. Verließ die Stadt 1768 um in Königsberg <strong>zu</strong><br />

studieren.<br />

• Juri Michailowitsch Lotman (1922–1993), Literaturwissenschaftler und Semiotiker, lehrte von 1950 bis <strong>zu</strong> seinem Tod an <strong>de</strong>r Universität Tartu, war Mitbegrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tartuer<br />

Schule <strong>de</strong>r Semiotik.<br />

• Walter Masing (1915–2004), Unternehmer, Professor an <strong>de</strong>r TU München und <strong>de</strong>r Universität Stuttgart, als Stu<strong>de</strong>nt in Dorpat<br />

• Wilhelm Maurenbrecher (1838–1892), Reformationshistoriker, Geschichtsprofessor in Dorpat von 1867–1869,<br />

• Wilhelm Ostwald (1853–1932), Chemiker, Nobelpreisträger, beginnt seine aka<strong>de</strong>mische Laufbahn an <strong>de</strong>r Universität Dorpat<br />

• Friedrich Parrot (1792–1840), Arzt und Naturwissenschaftler, Forschungsreisen<strong>de</strong>r, Erstbesteiger <strong>de</strong>s Ararat, in Dorpat gestorben<br />

• Friedrich Georg Wilhelm Struve (1793–1864), Astronom


• August Thieme (1780–1860), war von 1805 bis 1811 von <strong>de</strong>r Universität Dorpat als Schulinspektor <strong>de</strong>s Finnischen Gouvernements für Wiborg und Kexholm berufen<br />

• Jaan Tõnisson (1868–vermutlich Juli 1941), estnischer Verleger, Politiker, Ministerpräsi<strong>de</strong>nt und Staatsoberhaupt <strong>de</strong>r Republik Estland<br />

• Edgar Valter (1929–2006), einer <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten zeitgenössischen Kin<strong>de</strong>rbuchautoren, Illustratoren und Karikaturisten in Estland, in Tartu gestorben<br />

• Arthur Võõbus (1909–1988), Theologe, Orientalist und Professor für Kirchengeschichte in Chicago, erhielt seine Ausbildung in Tartu und verbrachte dort seine ersten Berufsjahre<br />

• Johann Anton Weinmann (1782–1858), Botaniker, erster gärtnerischer Leiter <strong>de</strong>s 1803 gegrün<strong>de</strong>ten botanischen Gartens<br />

Einzelnachweise<br />

1. ↑ Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kriegsgefangenen <strong>de</strong>s zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.<br />

2. ↑ Статистическое изображение городов и посадов Российской империи по 1825 год. Сост. из офиц. сведений по руководством директора Департамента полиции<br />

исполнительной Штера. Спб., 1829.<br />

3. ↑ Обозрение состояния городов российской империи в 1833 году / Изд. при министерстве внутренних дел. – Спб., 1834.<br />

4. ↑ Статистические таблицы о состоянии городов Российской империи. Сост. в Стат. отд. Совета МВД. – Спб., 1840.<br />

5. ↑ Статистические таблицы о состоянии городов Российской империи [по 1 мая 1847 года]. Сост. в Стат. отд. Совета МВД. Спб., 1852.<br />

6. ↑ Статистические таблицы Российской империи, составленные и изданные по распоряжению министра внутренних дел Стат. отделом Центрального статистического<br />

комитета. [Вып. 1]. За 1856-й год. Спб., 1858.<br />

7. ↑ Resultate <strong>de</strong>r am 3. März 1867 in <strong>de</strong>n Städten Livlands ausgeführten Volkszählung. Tab. 1. Summarische Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r städtischen Bevölkerung in Livland, geschie<strong>de</strong>n nach<br />

Civil und Miliair<br />

8. ↑ a b 1922 a. üldrahvalugemise andmed. Vihk 1. Rahva <strong>de</strong>mograafiline koosseis ja korteriolud Eestis. – Tallinn, 1924, lk. 10.<br />

9. ↑ Первая Всеобщая перепись населения Российской империи 1897 года. Наличное население в губерниях, уездах, городах Российской Империи (без Финляндии)<br />

10.↑ Rahvastiku koostis ja korteriolud: II rahvaloenduse tulemusi. Tallinn, 1935, lk. 1.<br />

11.↑ Strukturbereicht über das Ostland. Teil I: Ostland in Zahlen. – Riga, 1942.<br />

12.↑ Перепись населения СССР 1959 года<br />

13.↑ Перепись населения СССР 1970 года<br />

14.↑ Перепись населения СССР 1979 года<br />

15.↑ a b 2000. aasta rahvaloenduse tulemused I Faktiline ja alaline rahvastik, rahvastiku paiknemine, soo- ja vanuskoosseis<br />

16.↑ Resultate <strong>de</strong>r am 3. März 1867 in <strong>de</strong>n Städten Livlands ausgeführten Volkszählung. Tab. 4. Summarische Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r städtischen Bevölkerung in Livland nach ihrer<br />

Nationalität für Civil und Militair getrennt<br />

17.↑ a b 1922 a. üldrahvalugemise andmed. Vihk 1. Rahva <strong>de</strong>mograafiline koosseis ja korteriolud Eestis. – Tallinn, 1924, lk. 33.<br />

18.↑ Первая Всеобщая перепись населения Российской империи 1897 г. Под ред. Н. А. Тройницкого. 21: Лифляндская губерния. – Спб., 1905, с. 78–79.<br />

19.↑ Rahvastiku koostis ja korteriolud: II rahvaloenduse tulemusi. Tallinn 1935, lk. 47–53.<br />

20.↑ Liste Greifswal<strong>de</strong>r Partnerstädte<br />

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