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32<br />
OBERSTDORF<br />
MAGAZIN<br />
KULTURDORF<br />
Damals ... im März 1949<br />
IN OBERSTDORF FINDEN DIE ERSTEN<br />
DEUTSCHEN ALPINEN SKIMEISTER-<br />
SCHAFTEN NACH DEM ZWEITEN<br />
WELTKRIEG STATT<br />
Wenn Menschen Schlimmes erlebt haben, wenn Verluste zu beklagen<br />
und große Entbehrungen auszuhalten waren, dann sehnt man sich<br />
nach Leichtigkeit, nach Hoffnungsvollem, nach Glück.<br />
All jene, <strong>die</strong> den Zweiten Weltkrieg erlebt hatten und <strong>die</strong> unsäglichen<br />
Schmerzen <strong>die</strong>ser Zeit in sich trugen, können sich erinnern,<br />
<strong>wie</strong> groß ihr Wunsch nach Harmonie, nach Geborgenheit und<br />
freundlichem Zusammensein war. Um den tiefen Schock, das<br />
Trauma zu überwinden, brauchte es Helligkeit, Farben und soziales<br />
Miteinander. Und es brauchte einen Ausgleich zum harten Alltag<br />
des Wiederaufbaus. Kaum etwas war da geeigneter, war heilsamer<br />
als <strong>die</strong> Berge, vor allem im gleißenden Licht der Wintersonne.<br />
Sportliche Bewegung im strahlenden Weiß des Schnees, über dem<br />
sich ein tiefblauer Himmel spannte, war das beste nur denkbare<br />
Therapeutikum, um wenigstens einmal für Stunden der Last zu<br />
entfliehen, um zu verarbeiten, zu vergessen. Der Skilauf wurde<br />
<strong>wie</strong>der Oase für Körper und Geist, und wer noch irgend<strong>wie</strong> Bretter<br />
auftreiben konnte, schnallte sie sich unter. Ob Groß, ob Klein –<br />
dem Spaß, gleitend, schwingend, stemmend waren keine Grenzen<br />
mehr gesetzt.<br />
Klar, dass Oberstdorf unter <strong>die</strong>sen Aspekten <strong>wie</strong>der zum Skidorf<br />
der ersten Stunde wurde. Hier lag der Schnee immer reichlich, und<br />
auch <strong>die</strong> Infrastruktur war trotz der Umstände entsprechend gut<br />
vorhanden. Die Nebelhornbahn nahm beispielsweise bereits binnen<br />
Kurzem <strong>wie</strong>der ihren Betrieb auf. Kein Wunder also, dass auch <strong>die</strong><br />
ersten Deutschen Alpinen Skimeisterschaften der Nachkriegszeit<br />
im März 1949 in Oberstdorf stattfanden.<br />
Der Skiclub Oberstdorf richtete am 12. und 13. März <strong>die</strong> alpinen<br />
Berg- und Wanderschuhe<br />
einkaufen, wo der<br />
Einheimische<br />
kauft!<br />
ab 1. März<br />
Räumungsverkauf<br />
wegen Umbauarbeiten<br />
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Willi Klein.<br />
Wettbewerbe aus. Das war es, was jetzt <strong>die</strong> Herzen der Bevölkerung<br />
begeisterte. Wettkampf im besten Sinne, jubeln dürfen, sich<br />
an der Leistung erfreuen, einfach nur Freude und Kurzweil empfinden.<br />
All überall organisierte man Wiedersehensfeiern nach einer<br />
so langen und schrecklichen Zwangspause. Die Teilnehmer bekamen<br />
zusätzliche Rationen an Verpflegung, damit <strong>die</strong> durch <strong>die</strong><br />
zurückliegenden Hungerjahre geschwächten und ausgelaugten<br />
Körper <strong>die</strong> Anstrengungen des Wettbewerbs überhaupt schadlos<br />
durchstehen konnten!<br />
Dass es historisch korrekt gar keine Deutsche Meisterschaft war,<br />
sondern eigentlich eine Trizonen-Meisterschaft (denn <strong>die</strong> Bundesrepublik<br />
war noch nicht gegründet, und <strong>die</strong> Ostzone hatte eine<br />
eigene Meisterschaft) mag ein Wehrmutstropfen gewesen sein, tat<br />
der tollen Stimmung aber keinen Abbruch. Diese Veranstaltung<br />
war der Auftakt zu vielen weiteren spannenden Wettkämpfen, <strong>die</strong><br />
in und um Oberstdorf stattfanden und bis heute stattfinden. Und<br />
immer <strong>wie</strong>der konnte Oberstdorf ebenfalls große Namen des Skisports<br />
hervorbringen. War bei den ersten Deutschen Alpinen<br />
Nachkriegsskimeisterschaften auch noch kein Einheimischer ganz<br />
oben auf dem Treppchen, so sollte es gleich im Jahr darauf<br />
klappen. Der Oberstdorfer Willi Klein gewann 1950 nämlich den<br />
Spezialtorlauf in Rottach-Egern und sicherte sich den Meistertitel.<br />
Uli Auffermann