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Vortrag Prof. Dr. phil. Willi Butollo - PTK Bayern

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„Das Leben, ein breiter ruhiger Fluss...?“# 2


Kleines Manual zumVisionieren 1Der Kotau vorneweg: Erbarmen mit den <strong>Prof</strong>s!2050? Abhängigkeit von globaler Entwicklung:Sind soziale, ökonomische, politische, ökologische undkulturelle Veränderungen antizipierbar?> Vermeidung: „Verbotene Hellseherei“> Deflektorisches Kabarett:Alles bleibt eh‘, wie‘s is...der mumifizierte Therapeut und sein Langzeitpatient...Reicher wird eh‘ nur die Kammer...3


Kleines Manual zumVisionieren 2> Extrapolation bisheriger Entwicklungen:Mehr und auch völlig neue psychische Störungen,weniger T - Nachwuchs, mehr Bürokratie> Defizite in PT identifizieren: Diese Liste wird sehr lang> Gedankenspiele, wie Defiziten zu begegnen wäre:Forschung, Versorgung, Ausbildung, Qualität> Ergebnis: die Vision (wird wegen Zeitüberschreitung vermutlichvertagt)# 4


http://www.falcontravel.ch/gallery/falcontravel/header/rundreisen/taste-of-cornwall/taste-of-cornwall-1.jpg# 5


Forschung: IST – Situationeiner GeiselhaftVorteile/Nachteile der Standardisierung von Therapie:Fast nur Forschung über experimentell kontrollierbare,kurzfristige Wirkung therap. Techniken in hochstrukturierten TherapienFazit: Geiselhaft der Psychotherapie durch Strukturmerkmaleder Forschung im universitären RahmenFast keine Forschung über niedrig strukturierte Therapien,unspezifische Wirkfaktoren, Langzeiteffekte,TherapeutenvariablenWegen Analogie zur Pharmaprüfung zu schneller Sprung aufexperimentelle Hypothesenprüfung; erst beschreiben,sammeln, ordnen, erklären von Phänomenen# 6


PT Forschung 1:Forschung mit Bias?Die Forschung, die gemacht wird, ist meist seriös, dieVerallgemeinerung der Ergebnisse ist es seltener und dieVermarktung der Ergebnisse ist es in der Regel nicht.Fallstricke des Pharmamodells in der Psychotherapie:Wo bleibt der Doppelblindversuch? Wer kontrolliert den Alliance-Bias?Zauberwort Manualisierung: Manuale versus Prozessorientierung?CAVE! Schätzung von Lambert: 15% Ther. Technik (z. B.Expositionstherapie, Kognitive VT). Der Rest: Faktoren des Patienten, desTherapeuten und der Lebensentwicklung des Patienten.Wann holen wir uns auch in der wissenschaftlichen Forschung die quasiverschenkten 85% Wirkfaktoren aus Lambert’s Schätzung zurück?FAZIT: Der an einem veraltetem naturwiss. Paradigma orientierteForschungsbetrieb ist unfair gegenüber Psychotherapie, speziellgegenüber humanistischen Verfahren.VT und PA haben als Trittbrettfahrer eines für PT unseriösenWissenschaftsbegriffes eine Entwicklung toleriert, der sie in Zukunftselbst bedrohen könnte.# 7


PT Forschung 2:BeispieleDepression/AngstNIMH Studie vergleicht KVT mit IPT und Medikation (kritischzusammengefasst von P. Fonagy, 2004)Erfolg (im Durchschnitt!) abhängig u.a. vom Alter der Patienten, derSchwere der Depression; Wirkung bei KVT (im Durchschnitt!)anfangs schneller, bei IPT nachhaltiger. Aber immer ist dieRückfallquote (im Durchschnitt!) noch viel zu hoch.KVT nicht „besser“, da in weiteren Studien keine echtenKontrolltherapien („Alliance – Bias“), vor allem keine Langzeit FollowUps.Auch wurde noch nie die Relevanz der INHALTE der Kognitionengeprüft!Fortführung der PT („erhaltende PT“) ebenso wie – unabhängig davon –Fortführung der Medikation verlängert (im Durchschnitt!) rezidiv-freieZeitspanne# 8


PT Forschung 3:Naturalistische Praxis-StudienLambert (2007) fordert naturalistische Praxisstudien undLilienfeld (2007) die Untersuchung der Misserfolge.Denn RCT Studien geben nur durchschnittlicheVeränderungen wieder – wo bleiben die Misserfolge?Lambert: 35 – 40% ohne Besserung, 5 - 10%Verschlechterung„Early Responders“ zeigen mehrheitlich, aber nichtimmer langfristige Besserung („Flucht in dieGesundheit“)FAZIT: PT hilft, aber nicht allen und man weiß nichtgenau wodurchBrockmann et al (2002) Studie vergleicht VT und PATherapien in Hamburger Praxen: Je 31 Pt prospektiv; VT >63, PA > 185 Sitzungen im Schnitt; DSM Diagnosen Angst/Depression# 9


Ambulante Therapie PA vs. VT:Veränderung in derSymptombelastungBrockmann et al. (2002)10


Forschung 4: ZukünftigeAufgabenKonzentration auf Rückfallprävention,Keine Heilung der D durch Kurzzeittherapie, aberLinderung akuter Episoden; Verschlechterung nachEnde der InterventionLangzeittherapie (über 18 Monate) – zu wenigerforscht, obwohl‚ u. a., stabile therapeutischeBeziehung, Mentalisierung protektiv wirken (nachFonagy, 2004)Computergestützte Selbsthilfe (Internet, E-Mail)Tabus: Passung Pt Th Methode? Th – Eignung?# 11


# 12


Genozid anTherapieformen inDeutschlandStand vor dem PsychTherGes:Humanistische Verfahren sinddominierende Therapierichtung – als ursprünglich„3. Kraft der Psychotherapie“ zur ersten geworden.10 Jahre später:- vom Zugang zur Approbation- von der Aus-, Fort- und Weiterbildung- aus den Psychologiestudien- aus der Forschung ausradiert.Nicht per Gesetz, sondern durch seine Anwendungdurch die Kollegen in Hochschulen und Kliniken!# 13


Ausbildungen währenddes Studiums14


PraktizierteTherapieformen 199615


http://www.wanderindex.de/images/bergwiese.jpg# 16


Vision Forschung 1Faire Versorgungsforschung statt nur RCT Prüfungenvon TechnikenErforschung der Misserfolge, aber auch der besonderenErfolgePatienten/Therapeutenvariablen! Therapie –VERLÄUFEMut zur Erforschung komplexer psychischer Prozesse,ihrer Pathologie und Veränderbarkeit – wozu auf „harte“Daten schielen, denen Validität/Relevanz fehlt? Ecce Hirnforschung!MEHR SELBSTSICHERHEIT FÜR PSYCHOTHERAPIE- FORSCHUNG MIT „WEICHEN“ DATEN !!!Z.B. „Belief-Systems“: Wie formieren und verändern sich funktionaleund dysfunktionale Glaubens- / Überzeugungsmuster? Woher speisensie ihre Kraft? Wie ist das Wechselspiel von Glaubensinhalt und–prozess? Wie wirken Spiritualität und Sinnfrage in der Therapie?# 17


Vision Forschung 2ALTERNATIVE Formen der Intervention testen:„Unspezifische“ Intervention? Placebo als Methode?LANGZEITENTWICKLUNG nach dem Ende derTherapie: Was fördert stabile Therapieerfolge?KOOPERATIVE Entwicklung von Forschungsmethoden,die dem Forschungsgegenstand „Psychotherapie“entsprechen: Wiss. Praxisbegleitung bottom-up statt top-downWIEDERGUTMACHUNG:Den Humanistisch – Systemischen Verfahren eine faireChance in der Forschung und Versorgung bieten!# 18


http://www.engelvoelkers.com/arcosgardens/de/Resort/lage_umgebung.php# 19


Versorgung – ISTZustandRegionale Unter- bzw. ÜberversorgungImplizite Selektion nach DiagnosenZu hohe Schwellen für Migranten und bildungsferneKlientenÜbergänge von und zu Klinikaufenthalten mangelhaftPrävention durch Therapeuten fehltZu wenig Forschung in und über die reale Versorgung inden PraxenStationäre Psychotherapie in Kliniken nicht koordiniertmit ambulanten Therapien# 20


Versorgung: Vision 1Wandertherapeuten mit Nomadenherz– im „Psychomobil“ durchs Land und durch unterversorgteStadtviertel: Besuchsroutinen nach Zeitplan.- Kurztherapeutische Impulse mit Gemeinde-naher Supervisionvon SelbsthilfegruppenVorläufer: Peripathetische Traumatherapeuten in KrisengebietenWoher die Therapeuten nehmen? Ab ca 2015 aus europ.Ausland (z.B. Österreich, derzeit Tausende deutschePsychologiestudenten mit Biss) oder von Privat-Unis (z. B. inZypern, mit obligatorischem Türkisch Kurs?)Muttersprachliche Therapien für MigrantenNiedrig-schwellige Angebote für „bildungsferne“ KlientenFrühwarnsystem für Fehlentwicklungen# 21


Versorgung – Vision 2Quotenregelung für Diagnosen (alle Niedergelassenen)(Wie wär‘s z. B. mit 20% Migranten, 10% Kliniknachsorge, 10%Borderline Patienten, 10% nicht akute psychotische Patienten,30% Depression, Rest beliebige Diagnosen? Oder max. 20%Privatpat. für KV Niedergelassene?)Männerquote? Jugendquote?Obligatorischer (handwerklicher) Zweitberuf?Pflicht-Sabbatical für Therapeuten?Praxen in Problem-nahe, kollegiale ForschungsnetzeintegrierenInternet – basierte Therapien! Neue Pt - Netzwerke.# 22


Aus-, Weiter-, FortbildungIST - ZustandAuch hier:Psychotherapie in Geiselhaft der Universitäten:Bachelor- / Masterstudien mit indirekt verschärftemNC für den Zugang zur PT – AusbildungLehrinhalte unter neurowissenschaftlicher undinferenzstatistischer DominanzPrivat - Unis stoßen in das Vakuum, das staatl. Unisnicht füllen, mit deutlich praxisnäheren Lehrinhalten!Therapeutenausbildung mit zu viel Verschulung und„Ballaststoffen“, jedoch viel zu wenig Selbsterfahrungund interpersonalen Skills, besonders für dietherapeutische Arbeit mit Gruppen.Woran liegt das? Am wiss. Selbstzweifel der Ptn.....# 23


Aus-, Weiter-,Fortbildung:VisionWeg von der Methoden-Dominanz in der Therapie, hinzu mehr persönlicher QualifikationFaire Finanzierung von Ausbildung und PraktikaApprobation nach kürzerer ther. Grundausbildung –Fachpsychotherapeut nach Vertiefung hinsichtlichDiagnosen, Methoden und SupervisionStudiengänge nicht dem Interessengemenge derHochschullehrer überlassen, sondern stärker amBerufsziel der Studierenden orientieren und amBedarf für die Versorgung!Studieninhalte dürfen nicht von der <strong>Dr</strong>ittmittelbilanzdiktiert werden!# 24


Und wie wird 2050?????# 25


Wie schon 2010!!!Zugewandte, hörende, an ihren Klienten interessierte,einfühlsame, im Herzen zärtliche, geerdete, dazumethodisch viel wissende, nicht ausagierende, zusich und den Patienten kontaktfähige, präsente, sichselbst und ihre Patienten respektierende, Kränkungeneinigermaßen verarbeitende, existentiell gesicherte,mitdenkende, kreative, die eigene Lebendigkeit unddie der Patienten fördernde, Schwächen und Grenzenannehmende, im Grunde heitere, mitschwingende,anregende, sich - wo nötig - abgrenzende, liebevolle,parteiische, herzliche, selbstbewusste, humorvolle,streitbare, erfahrene, praktisch-zupackende, aktive,geduldige .... Angehörige eines der schwierigsten undzugleich schönsten Berufe der Welt:Die Psychotherapeutinnen (und, falls das mit derMännerquote klappt, auch in Zukunft einige Psychotherapeuten..... ) # 26


Määäärsi!# 27

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