Ausbildung - Alpenverein Garmisch-Partenkirchen
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Tourenberichte<br />
Anlagen einstellen – das alles bei immer<br />
noch schönstem Wetter und besten Tourenbedingungen<br />
rund um den Arbeitsplatz.<br />
Die Hütte war zu dieser Zeit mit täglich 120<br />
Übernachtungsgästen und zehn Angestellten<br />
komplett ausgebucht. Dazu kamen noch<br />
viele Tagesbesucher – die Heli-Skifahrer,<br />
die auf zwei verschiedene Landeplätze von<br />
Zermatt in die Hochgebirgslandschaft gefl ogen<br />
werden und dann meist auf der Hütte<br />
Mittagspause machen.<br />
Nachdem wir uns durch das bemerkenswerte<br />
Haus mit seiner hochtechnischen Ausstattung<br />
geprüft hatten und unsere Köpfe eine<br />
kleine Pause brauchten, damit wir den Wald<br />
vor lauter Bäumen weiter noch sehen, haben<br />
wir beschlossen für einen halben Tag eine<br />
technische Auszeit zu nehmen.<br />
So sind wir am nächsten Tag um 6.00 Uhr<br />
aufgebrochen und den langen Lichterketten<br />
– die „Hochalpinisten“ stehen alle schon<br />
Abstieg von der Dufourspitze.<br />
viel früher auf – auf der mittlerweile bereits<br />
ausgetretenen Skispur in Richtung Monte<br />
Rosa Gipfeln gefolgt. Im Silbersattel waren<br />
wir dann um 10°°Uhr und wieder alleine (die<br />
Frühaufsteher brauchen natürlich bald mal<br />
eine Brotzeitpause). Die Verhältnisse waren<br />
ausgezeichnet, denn eigentlich benötigt man<br />
bis hierher bereits einmal Steigeisen zur<br />
Überwindung einer Serac – Steilpassage –<br />
dies schreibt zumindest der neue Führer, den<br />
wir uns in der Sektionsbücherei ausgeliehen<br />
haben. Auch der sonst sehr zerrissene<br />
Gletscher war mit dem vielen Schnee von<br />
heuer recht spaltenarm und nur einmal<br />
sind wir bewusst über eine Schneebrücke<br />
balanciert. Vom Silbersattel war es dann<br />
noch circa 45 Minuten bis zum höchsten<br />
Gipfel der Schweiz, der Dufourspitze mit<br />
4.634 m. Die eisüberzogenen Felspassagen<br />
sind mit einem dicken Schiffstau versichert,<br />
die letzten Meter zum Gipfelkreuz bieten<br />
dann noch eine kurze aber luftige Kletterei.<br />
Die Aussicht war bei bestem Winterwetter<br />
ohne den sonst so häufi gen starken Wind<br />
und ohne Wolken vom Monte Blanc bis in die<br />
Po-Ebene überwältigend.<br />
Wieder zurück am Silbersattel sind wir noch<br />
über den stark überwechteten Grat zum<br />
Nordend aufgestiegen und auch hier die<br />
letzten Meter über einen kurzen, aber sehr<br />
steilen und noch ausgesetzteren felsigen<br />
Aufschwung zum kleinen ca. einen Quadratmeter<br />
großen Gipfel gelangt. Dieser<br />
ausgesetzte Ausblick über die höchste und<br />
zudem recht steile Ostwand der Alpen mit<br />
3.200 m über die zahlreichen Seraczonen<br />
hinab bis in die grünen Täler sucht sicherlich<br />
seinesgleichen.<br />
Einziger Wermutstropfen beim Jammern auf<br />
höchstem Niveau war die Abfahrt mit mehr<br />
Plattenpulver als mit schönem Schnee zum<br />
Fahren. Na ja, alles wird man nicht haben<br />
können.<br />
Nach dem Ausfl ug – die Gedanken hatten<br />
sich tatsächlich wieder sortiert – haben wir<br />
uns nochmals einen Tag und eine Nacht der<br />
Hüttentechnik gewidmet und bald einen<br />
ganzen Block zusammengeschrieben.<br />
Über die Bewertung der Architektur der<br />
Hütte wird es wahrscheinlich alle Versionen<br />
des subjektiven Gefallens oder Nichtgefallens<br />
geben – da wir die Hütte jedoch von nun<br />
allen Perspektiven betrachten konnten, ist<br />
es aus unserer Sicht geradezu erstaunlich,<br />
wie gut sich ein derart modernes Design in<br />
die Hochgebirgslandschaft einpassen kann<br />
und überhaupt nicht als Störfaktor wirkt. Ob<br />
dagegen die hochtechnischen Installationen<br />
der Hütte den richtigen Weg für die zukünftigen<br />
technischen Einrichtungen auf Berghütten<br />
im Hochgebirge in diesem Maße weisen,<br />
ist von unserer Seite aus jetzt schon kritisch<br />
Morgenstimmung beim Aufstieg zum Monte Rosa.<br />
zu sehen. Dort wo viel Technik vorhanden ist,<br />
kann und wird auch viel ausfallen – und wer<br />
kann dann dem Hüttenwart in dieser Höhe<br />
schnell helfen?<br />
Einen Tag später sind wir bei immer noch<br />
herrlichem Wetter und voll von überwältigenden<br />
Eindrücken (technischer und alpiner Natur)<br />
über eine Gletscherzunge nach Zermatt<br />
abgefahren und über weitere wunderschöne<br />
Gegenden zurück nach <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />
gegondelt.<br />
Nun gilt es die Daten auszuwerten und<br />
dem SAC einen entsprechenden Bericht mit<br />
Vorschlägen vorzulegen – also wieder am<br />
Schreibtisch zu sitzen.<br />
Michael Berger<br />
Ingenieurbüro für Energie – und Umwelttechnik,<br />
<strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong>.<br />
92 93<br />
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