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FRITZ-WALTER-SCHULE KAISERSLAUTERN - Starke Schule

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Fritz-Walter-<strong>Schule</strong>, Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz)<br />

Von Misserfolgsangst zu Motivation:<br />

Wie Kinder mit besonderem Förderbedarf lernen, sich etwas zuzutrauen…<br />

Rahmenbedingungen<br />

Im Schuljahr 2009/2010 besuchen knapp 200 Schüler in den Klassenstufen 1 bis 10 die Fritz-<br />

Walter-<strong>Schule</strong> im pfälzischen Kaiserslautern, die als Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen<br />

geführt wird. Mit einem umfassenden Ganztagsangebot sowie einer stärkenorientierten individuellen<br />

Förderung werden sie dort von etwa 30 Lehrkräften auf den Übergang in den Beruf<br />

vorbereitet. Jedes Jahr schaffen es auf diese Weise zwischen 30 und 40 % der Schüler, einen<br />

Ausbildungsplatz zu erhalten.<br />

Förderung in der Ganztagsschule<br />

Wesentlicher Bestandteil des Förderkonzepts der<br />

Fritz-Walter-<strong>Schule</strong> ist das Ganztagsangebot, an dem<br />

mittlerweile fast 70% der Schüler teilnehmen. Da es<br />

sich um ein offenes Ganztagsangebot handelt,<br />

werden für die Rhythmisierung des Nachmittags die<br />

Phasen Mittagessen, Pause/Freizeit,<br />

Hausaufgabenbetreuung sowie<br />

AGs/Gruppenangebote kombiniert. Die Schüler<br />

werden dabei immer von mehreren Lehrkräften bzw.<br />

pädagogischen Fachkräften betreut. In der<br />

Unterstufe wird dabei an drei Tagen ein<br />

gruppeninternes Lese- und Mathematikförderangebot<br />

gemacht, an einem Tag können die<br />

Kinder sich für eine AG entscheiden. Hinzu kommen<br />

logopädische und ergotherapeutische Maßnahmen<br />

sowie die musikalische Früherziehung an einem<br />

Nachmittag. Die Klassen bleiben dabei den ganzen<br />

Tag zusammen, am Nachmittag kommt zu der<br />

Klassenlehrerin bzw. dem Klassenlehrer noch eine<br />

pädagogische Fachkraft hinzu. In den Klassenstufen<br />

6 bis 10 können die Ganztagsschüler an vier<br />

Nachmittagen aus aktuell 28 AG-Angeboten wählen,<br />

Das Ganztagskonzept der Fritz-Walter-<br />

<strong>Schule</strong> im Überblick<br />

� Prinzip des offenen Ganztags mit<br />

einer Teilnehmerquote von etwa<br />

70% der Schüler<br />

� Nachmittagsgestaltung in vier Phasen:<br />

- gemeinsames Mittagessen (Monatsbeitrag<br />

von 35 Euro)<br />

- betreute Pause/Freizeit<br />

- Bearbeitung von Hausaufgaben<br />

- Gruppen- bzw. AG-Angebote<br />

� Zusätzliche Förderung in den Bereichen<br />

Mathematik, Lesen und Englisch<br />

� Freizeit- und entspannungsorientierte<br />

AGs (Sport, Kreativ- und Werk-AGs,<br />

Umgang mit Tieren etc.)<br />

� Realisierung der Angebote durch<br />

Lehrkräfte der <strong>Schule</strong>, die Beschäftigung<br />

pädagogischer Fachkräfte sowie<br />

die Vergabe von Honorarverträgen<br />

die größtenteils klassen- und jahrgangsstufenübergreifend organisiert sind. Nicht-<br />

Ganztagsschüler haben ab der 7. Klasse ebenfalls eine verpflichtende Nachmittags-AG.<br />

Die AG-Angebote sind breit gefächert: Neben sportlichen und bewegungsorientierten Aktivitäten<br />

(Fußball, Klettern, Reiten, Fitness, Bogenschießen, Basketball, Tanzkurs) finden sich insbesondere<br />

AGs im kreativ-handwerklichen Bereich (Mosaik, Theater, Holzwerkstatt, Handarbeit).<br />

Handwerkliche Tätigkeiten erledigt die Schulhaus-AG, die unter Aufsicht von Hausmeister Jürgen<br />

Schäffer für kleinere Reparaturen im Schulgelände zuständig ist. Weiterhin können sich<br />

die Schüler in einer Bibelrunde sowie in der AG Erlebnis Kirche mit der christlichen Religion beschäftigen,<br />

während in der Gruppe Abenteuer Natur, Tierheim sowie in der Pferde-AG der Umgang<br />

mit Tieren und Pflanzen im Mittelpunkt steht. Eine Gruppe von Schülern ist im Rahmen<br />

des Ganztagsprogramms auch im nahegelegenen Altersheim tätig: Sie helfen hier bei der<br />

Betreuung der Senioren, spielen und basteln mit den alten Menschen und hospitieren bei der<br />

Essensreichung. Beliebt ist außerdem die Englisch-AG, in der der Ausbau fremdsprachlicher<br />

Fähigkeiten im Mittelpunkt steht. Insbesondere leistungsstärkere Schüler haben hier die Mög-


lichkeit, ihre Sprachkompetenzen weiterzuentwickeln. Jeder Schüler hat so die Möglichkeit,<br />

nach seinen Interessen und Talenten zu wählen. „Vor allem wollen wir mit unserem breiten<br />

Angebot die sozio-emotionalen Kompetenzen der Schüler stärken“, so Jürgen Lesmeister, der<br />

Koordinator des Ganztagsbetriebs. Und das gelingt: Nicht nur die steigenden Schülerzahlen im<br />

Ganztagsbetrieb, sondern auch die Verbesserungen in der Lern- und Leistungsentwicklung<br />

bestätigen den Ansatz. Um ein solches Angebot zu realisieren, arbeiten mittlerweile eine Reihe<br />

pädagogischer Fachkräfte an der <strong>Schule</strong>, hinzu kommen AG-Angebote, die über Honorarverträge<br />

abgegolten werden.<br />

Anstrengungsbereitschaft fördern…<br />

Die Schüler, die an die Fritz-Walter-<strong>Schule</strong> kommen, sind oftmals demotiviert und haben wenig<br />

Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit. „Am wichtigsten ist es deshalb, dass die Schüler<br />

lernen, sich etwas zuzutrauen“, betont Schulleiter Gerhard Bold. Ein Bereich, in dem dieses Ziel<br />

erreicht werden soll, ist der Arbeitslehre-Unterricht, der ab der 7. Klasse eingeführt wird und<br />

neben Deutsch und Mathematik gleichberechtigtes Hauptfach ist. Organisiert als integrativer<br />

Lernbereich mit den Schwerpunkten Technik und Haushalt steht hier die praktische Arbeit im<br />

Mittelpunkt, zum Beispiel in der Schulwerkstatt. Unter Anleitung von Jürgen Wolff stellen sie<br />

hier kleinere Gebrauchsgegenstände her. Die einzelnen Arbeitsschritte bauen dabei aufeinander<br />

auf und so erweitern sich die Fähigkeiten der Schüler in jeder Unterrichtseinheit – und<br />

zwar ganz sichtbar. Dass am Ende ein Produkt aus Holz oder Metall entstanden ist, das die<br />

Schüler mitnehmen können, zeigt ihnen, dass sie etwas leisten können. „So schaffen wir es, in<br />

kleinen Schritten die Bereitschaft zu entwickeln, sich anzustrengen“, meint Jürgen Wolff. Neben<br />

dem Werkunterricht gelingt das zum Beispiel auch auf dem schuleigenen Hühnerhof – die<br />

Schüler kümmern sich hier selbstständig um die Versorgung der Tiere – oder aber in den Schülerfirmen.<br />

Mit dem Pausenkiosk und dem Billard-Café übernehmen die Kinder und Jugendlichen<br />

die Versorgung mit Speisen und Getränken. Hinzu kommt außerdem der Bereich Computer<br />

und IT, denn obwohl die Schüler gerade bezogen auf das Verständnis abstrakter Prozesse<br />

Defizite haben, hält Schulleiter Bold es für unerlässlich, auch sie mit den nötigen Grundlagenkenntnissen<br />

auszustatten – und ihnen so zu zeigen, dass sie sich auch hier etwas zutrauen<br />

können. Ergänzt werden diese Angebote durch ein kontinuierliches Sozialtraining, das Diplompädagogin<br />

Sabine Schwamberger durchführt. Sie hat an der <strong>Schule</strong> ihr eigenes Büro und ist für<br />

Probleme ansprechbar – für Gerhard Bold viel wert: „Vor allem die unterschiedlichen Professionen<br />

derjenigen, die hier lehren, hat uns in den letzten Jahren vorangebracht.“ Und nicht zuletzt<br />

zu einer stetigen Ausweitung des schulischen Lernangebots geführt.<br />

… und Übergänge meistern<br />

Eine leistungsorientierte Arbeitshaltung ist nicht<br />

zuletzt für den Übergang in den Beruf eine wesentliche<br />

Voraussetzung. Im Bereich der Berufsorientierung<br />

setzt die Fritz-Walter-<strong>Schule</strong> dabei<br />

auf verschiedene Ansätze. Neben dem oben skizzierten<br />

Arbeitslehre-Unterricht ist die Einrichtung<br />

einer freiwilligen Arbeitsklasse im 9. und<br />

10. Schuljahr in den letzten Jahren sehr erfolgreich<br />

gewesen. Momentan besuchen 24 Schüler<br />

diese Klassen. Sie verbringen dabei im Zeitraum<br />

bis zu den Weihnachtsferien jeweils einen Tag<br />

pro Woche in einem selbst gewählten Betrieb.<br />

Danach wird der Praxistag in Kooperation mit<br />

dem Arbeits- und Sozialpädagogischen Zentrum<br />

Kaiserslautern (ASZ) fortgesetzt. In den dortigen<br />

Berufsorientierung an der Fritz-Walter-<br />

<strong>Schule</strong>:<br />

� Integrativer Lernbereich „Arbeitslehre“<br />

mit einem Schwerpunkt auf der Vermittlung<br />

praktisch-handwerklicher Fähigkeiten<br />

� Arbeit in Schülerfirmen: Pausenkiosk und<br />

Billard-Café<br />

� Mehrwöchige Praktika ab der 8. Klasse;<br />

freiwilliges Jahrespraktikum in der 10.<br />

Klasse<br />

� Einrichtung einer Arbeitsklasse mit höheren<br />

Praxisanteilen: Wöchentliche Praxis-<br />

und Projekttage sowie Konzentration des<br />

schulischen Curriculums auf die Hauptfächer<br />

Deutsch, Mathematik und Arbeitslehre


Werkstätten (Schreinerei, Näherei) haben die Schüler ebenfalls einmal pro Woche die Möglichkeit,<br />

praktische Fähigkeiten zu erlernen und auszubauen. Hinzu kommt ein schulinterner Projekttag<br />

jeden Dienstag, an dem die Schüler vorwiegend in den Schülerfirmen beschäftigt sind.<br />

Die Praxiserfahrungen an zwei Tagen pro Woche werden unter anderem durch die Arbeit mit<br />

dem Kompetenzpass (zwei Stunden/Woche) aufgegriffen. Darin dokumentieren die Schüler,<br />

welche Fortschritte und Lernerfahrungen sie gemacht haben und können so auch den eigenen<br />

Kompetenzerwerb reflektieren. Darüber hinaus wird der übliche Stundenkanon in den Arbeitsklassen<br />

aufgelöst und eine Konzentration auf die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Arbeitslehre<br />

vorgenommen. Hier wird auch mit individuellen Wochenplänen gearbeitet. Die Unterrichtstage<br />

beginnen deshalb jeweils mit einer gemeinsamen Orientierungsrunde, am Ende<br />

steht eine Abschlussrunde. Als besonders hilfreich hat sich außerdem der Einsatz einer Stechuhr<br />

erwiesen, mithilfe derer auch in der schulischen Lernumgebung Bezug zur Arbeitswelt<br />

hergestellt und die Bedeutung von Pünktlichkeit demonstriert wird. „Mit unserem Konzept<br />

erreichen wir oft auch die schulmüden und unmotivierten Jugendlichen“, bestätigt Marion<br />

Hötte, die unter anderem in der Arbeitsklasse unterrichtet, „und die Resonanz aus den Berufsschulen<br />

ist auch positiv.“<br />

Erfolge nach außen zeigen – Perspektiven entwickeln!<br />

In den letzten 10 Jahren hat sich der Ruf der <strong>Schule</strong> auch im schulischen Umfeld verändert.<br />

„Mit der Umbenennung in „Fritz-Walter-<strong>Schule</strong>“ ist auch nach außen sichtbar geworden, dass<br />

wir hier mehr machen“, so Schulleiter Gerhard Bold. Und so wurde der Namensgeber zum Türöffner:<br />

Mittlerweile hat die Fritz-Walter-<strong>Schule</strong> eine große Zahl an Unterstützern gefunden.<br />

Von der Finanzierung des Schulbusses bis hin zur Einrichtung einer Bibliothek profitieren dabei<br />

insbesondere auch die Schüler.<br />

Der Name Fritz Walter – das ist für Gerhard Bold auch eine Verpflichtung. Und so sieht er seine<br />

<strong>Schule</strong> in einem permanenten Entwicklungsprozess. Hier hilft nicht zuletzt der Erfolg bei<br />

„<strong>Starke</strong> <strong>Schule</strong>“: Das Preisgeld bildet den Grundstock für die nächste Ausweitung schulischer<br />

Lerngelegenheiten, nämlich für den Aufbau eines Schulbauernhofs. Dass der Aufbau einer verantwortungsvollen<br />

Beziehung zu Tieren positive Auswirkungen auf das Verhalten der Schüler<br />

haben kann, bestätigen sowohl die praktischen Erfahrungen der Fritz-Walter-<strong>Schule</strong>, etwa mit<br />

dem schulischen Hühnerhof, als auch empirische Untersuchungen. Der Bauernhof kann als<br />

Lernumgebung darüber hinaus aber auch andere Erfahrungen im Bereich landwirtschaftlichen<br />

Arbeitens vermitteln, etwa den Anbau und die Weiterverarbeitung von Nahrungsmitteln sowie<br />

die Sorge für Hof und Gelände. „Gerade besonders ängstliche Schüler wollen wir so erreichen“,<br />

hofft etwa Jürgen Lesmeister, „und ihnen durch die praktische Arbeit zeigen, dass sie auch<br />

gebraucht werden und etwas leisten können.“ Für die Zukunft wünschen sich Bold und seine<br />

Kollegen aber auch, dass die Kompetenzen und die Expertise der Förderschulen noch stärker<br />

anerkannt werden, auch und gerade im Zusammenhang mit dem Ausbau der Inklusion und<br />

Integration der Schüler mit besonderem Förderbedarf in Regelschulen. Durch eine Weiterentwicklung<br />

zum Kompetenzzentrum soll hier eine Anlaufstelle für die vorschulische Frühförderung<br />

und den Ausbau der beruflichen Integration entstehen.


Perspektiven und Potenziale für andere <strong>Schule</strong>n…<br />

Bei der Gestaltung von Ganztagsangeboten ist es wichtig, dass<br />

� eine an den Bedarfen der Schüler orientierte Rhythmisierung des Tagesverlaufs entwickelt wird,<br />

die Phasen der Konzentration und der Entspannung kombiniert und dabei eine klare Struktur besitzt,<br />

� mit dem Einbezug außerschulischer Partner Lerngelegenheiten erweitert und <strong>Schule</strong> ins Umfeld<br />

geöffnet wird (z.B. indem Schüler den Nachmittag im Seniorenheim verbringen),<br />

� zusätzliche Fördermaßnahmen eng mit Unterrichtsinhalten und den jeweiligen Klassenlehrern<br />

abgestimmt werden, so dass eine positive Lernentwicklung ermöglicht wird (z.B. indem regelmäßig<br />

Lernstände der Schüler besprochen und gemeinsam Förderschwerpunkte festgelegt werden),<br />

� die Zusammenstellung des AG-Angebots sich an den Interessen und Fähigkeiten der Schüler orientiert<br />

und neben einer Stärkung der Motivation auch der Aufbau sozio-emotionaler Kompetenzen<br />

unterstützt wird.<br />

Gerade für Schüler mit besonderem Förderbedarf sind dabei Gelegenheiten praktischen Arbeitens<br />

sowie der Umgang mit Tieren und Pflanzen von besonderer Bedeutung, da sie sich hier konkret erproben<br />

und im Kleinen für sich und ihre Umgebung Verantwortung übernehmen können.<br />

Kontakt<br />

Fritz-Walter-<strong>Schule</strong><br />

Herr Gerhard Bold (Schulleiter)<br />

Herr Jürgen Lesmeister (Stellv. Schulleiter, Koordinator des Ganztagsbetriebs)<br />

Erfurter Straße 68-70<br />

67663 Kaiserslautern<br />

Tel. 0631-3505823<br />

Email: fritz-walter-schule@web.de<br />

Internet: www.fritz-walter-schule.bildung-rp.de

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