28.07.2014 Aufrufe

Präsentation Teil 2 Gerhard Ziener - Starke Schule

Präsentation Teil 2 Gerhard Ziener - Starke Schule

Präsentation Teil 2 Gerhard Ziener - Starke Schule

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Lehren und Lernen im Focus<br />

der Kompetenzorientierung<br />

Wahrnehmungen von Vielfalt und<br />

Heterogenität<br />

Individuell fördern mit und nach<br />

Bildungsstandards<br />

<strong>Gerhard</strong> <strong>Ziener</strong>, Pädagogisch-<br />

Theologisches Zentrum<br />

Stuttgart


A. Individualität, Vielfalt und Heterogenität<br />

B. Kompetenzorientiert unterrichten ...<br />

C. Zwischenschritt: Vom Lernen zur<br />

Leistung<br />

D. Umgang mit Heterogenität und Vielfalt:<br />

Lehr-Lern-Arrangements


Adler steigen keine Treppen…<br />

Vom methodischen Treppensteigen<br />

"Der Pädagoge hatte seine Methoden aufs Genaueste ausgearbeitet; er hatte - so sagte er - ganz wissenschaftlich die<br />

Treppe gebaut, die zu den verschiedenen Etagen des Wissens führt; mit vielen Versuchen hatte er die Höhe der Stufen<br />

ermittelt, um sie der normalen Leistungsfähigkeit kindlicher Beine anzupassen; da und dort hatte er einen<br />

Treppenabsatz zum Atemholen eingebaut und an einem bequemen Geländer konnten die Anfänger sich festhalten.<br />

Und wie er fluchte, dieser Pädagoge! Nicht etwa auf die Treppe, die ja offensichtlich mit Klugheit ersonnen und erbaut<br />

worden war, sondern auf die Kinder, die kein Gefühl für seine Fürsorge zu haben schienen.<br />

Er fluchte aus folgendem Grund: solange er dabei stand, um die methodische Nutzung dieser Treppe zu beobachten,<br />

wie Stufe um Stufe empor geschritten wurde, an den Absätzen ausgeruht und sich an dem Geländer festgehalten<br />

wurde, da lief alles ganz normal ab. Aber kaum war er für einen Augenblick nicht da: sofort herrschten Chaos und<br />

Katastrophe! Nur diejenigen, die von der <strong>Schule</strong> schon genügend autoritär geprägt waren, stiegen methodisch Stufe für<br />

Stufe, sich am Geländer festhaltend, auf dem Absatz verschnaufend, weiter die Treppe hoch - wie Schäferhunde, die<br />

ihr Leben lang darauf dressiert wurden, passiv ihrem Herrn zu gehorchen, und die es aufgegeben haben, ihrem<br />

Hunderhythmus zu folgen, der durch Dickichte bricht und Pfade überschreitet.<br />

Die Kinderhorde besann sich auf ihre Instinkte und fand ihre Bedürfnisse wieder: eines bezwang die Treppe genial auf<br />

allen Vieren; ein anderes nahm mit Schwung zwei Stufen auf einmal und ließ die Absätze aus; es gab sogar welche,<br />

die versuchten, rückwärts die Treppe hinaufzusteigen und die es darin wirklich zu einer gewissen Meisterschaft<br />

brachten. Die meisten aber fanden - und das ist ein nicht zu fassendes Paradoxon - dass die Treppe ihnen zu wenig<br />

Abenteuer und Reize bot. Sie rasten um das Haus, kletterten die Regenrinne hoch, stiegen über die Balustraden und<br />

erreichten das Dach in einer Rekordzeit, besser und schneller als über die so genannte methodische Treppe; einmal<br />

oben angelangt, rutschten sie das Treppengeländer runter ... um den abenteuerlichen Aufstieg noch einmal zu wagen.<br />

Der Pädagoge macht Jagd auf die Personen, die sich weigern, die von ihm für normal gehaltenen Wege zu benutzen.<br />

Hat er sich wohl einmal gefragt; ob nicht zufällig seine Wissenschaft von der Treppe eine falsche Wissenschaft sein<br />

könnte, und ob es nicht schnellere und zuträglichere Wege gäbe, auf denen auch gehüpft und gesprungen werden<br />

könnte; ob es nicht, nach dem Bild Victor Hugos, eine Pädagogik für Adler geben könnte, die keine Treppen steigen,<br />

um nach oben zu kommen?"<br />

(aus: Célestine Freinet, Pädagogische Texte, Reinbek 1980, in: W. Wallrabenstein: Offene <strong>Schule</strong> - offener Unterricht.<br />

Hamburg 1991, S. 79/80)


A. Individualität, Vielfalt und Heterogenität<br />

1. Jeder Mensch ist ein In-Dividuum<br />

im Blick auf<br />

- seine Lernvoraussetzungen (kognitiv,<br />

psycho-sozial, Anstrengungsbereitschaft)<br />

- die unterschiedlichen Lerntypen (visuell,<br />

kognitiv, haptisch …)<br />

- seine Motivation<br />

Lernen (verstanden als den Erwerb von<br />

Fähigkeiten und Wissen, als Konstruktion von Sinn<br />

und Deutung von Wirklichkeit)<br />

kann immer nur das<br />

Subjekt


A. Individualität, Vielfalt und Heterogenität<br />

2. Individualität Vielfalt / Pluralität Heterogenität?<br />

Ausgangspunkt:<br />

Individualität<br />

der Lernenden<br />

Jede Lerngruppe konfrontieret uns mit Vielfalt, Pluralität:<br />

von<br />

Lernausgangslagen – Vorwissen – Motivation<br />

soziokulturelle Voraussetzung – familiäre<br />

Hintergründe – Genderproblematik –<br />

Arbeitshaltungen - …


A. Individualität, Vielfalt und Heterogenität<br />

2. Vielfalt oder Heterogenität? Wahrnehmungen und Bewertungen<br />

Ausgangspunkt:<br />

Individualität<br />

der Lernenden<br />

Vielfalt, Pluralität<br />

1. Frage: welche dieser Formen von Vielfalt ist<br />

Erwünscht – und welche ist<br />

erduldet / störend?<br />

2. Frage: welches Lehr-Lern-Arrangement entspricht<br />

welcher Form von Vielfalt?


A. Individualität, Vielfalt und Heterogenität<br />

2. Vielfalt oder Heterogenität? Wahrnehmungen und Bewertungen<br />

„Als die Unterrichtsarbeit besonders erschwerend werden von<br />

Lehrerinnen und Lehrern vor allem empfunden: Unterschiede in<br />

Hinsicht auf:<br />

• die Anstrengungs- und Einordnungsbereitschaft<br />

(„Motivation“, „Arbeitshaltungen“, „Disziplin“);<br />

• das intellektuelle Leistungsvermögen („Begabung“, „kognitive<br />

Kompetenz“);<br />

• den Stil und die Fähigkeiten beim Umgang mit anderen (sowohl<br />

MitschülerInnen als auch Erwachsenen – „Sozialverhalten“);<br />

• den sozio-kulturellen Hintergund (sozial, ethnisch usw.)“


A. Individualität, Vielfalt und Heterogenität<br />

4. Vielfalt und Heterogenität: Wodurch entsteht Vielfalt / Heterogenität?<br />

Strukturelle Gesichtspunkte:<br />

•Klassenteiler, Zusammensetzung<br />

von Lerngruppen<br />

•Bildungsschichten<br />

•Bildungsbiografien,<br />

Lernvoraussetzungen<br />

Prozess-Gesichtspunkte:<br />

•Lern- und Arbeitshaltungen<br />

•Lernphasen, Lerntempi<br />

•Leistungsbereitschaft<br />

•Sozialverhalten<br />

•Disziplin<br />

Angemessene didaktische Konzepte!<br />

Ergebnisorientierung:<br />

•Uneinheitliche kognitive Erträge<br />

•Unterschiedlicher Kompetenzerwerb


Ampelspiel:<br />

Umgang mit Heterogenität und Vielfalt:<br />

Ich empfinde es als besonders<br />

bereichernd,<br />

wenn ...<br />

_________________________<br />

_________________________<br />

_________________________<br />

_________________________


B. Kompetenzorientierter Unterricht nach<br />

Bildungsstandards: was hat das damit zu tun?<br />

1. Perspektivenwechsel vom Input zum Output<br />

(von der Inhalts- zur Ergebnisorientierung)<br />

Kompetenzerwerb als Ziel gelingender Bildung<br />

2. Der veränderte Lernbegriff und seine<br />

Auswirkungen auf das Lehren<br />

(Lernen als Kompetenzerwerb / Lehren als<br />

kompetenzorientiert Unterrichten)


B. Kompetenzorientierter Unterricht nach Bildungsstandards<br />

1.Perspektivenwechsel vom Input zum Output (von der Inhalts- zur Ergebnisorientierung)<br />

1. Schritt:<br />

„Besinnen Sie sich bitte für die nächsten<br />

Minuten auf einen beliebigen Lehrinhalt<br />

und stellen Sie sich vor, Sie hätten<br />

diesen Inhalt zu unterrichten. Notieren<br />

Sie sich ggf. unverzichtbare inhaltliche<br />

Assoziationen!“<br />

Beispiele:<br />

• Die Weimarer Republik*<br />

• Das Geheimnis der Primzahlen*<br />

• Present tense und past tense*<br />

* oder: Das Kirchenjahr, der Satz des<br />

Pythagoras, …<br />

2. Schritt<br />

„Versetzen Sie sich bitte ans Ende der<br />

betreffenden Lernsequenz, nehmen Sie<br />

die Lernenden in den Blick und<br />

formulieren Sie Ihre Erwartungen an den<br />

Ertrag Ihres Bildungsangebotes!“<br />

„Nach ______ Stunden zum<br />

Thema ____________ erwarte<br />

ich eigentlich, dass die<br />

Schülerinnen und Schüler …<br />

• _______________________<br />

_______________________<br />

• _______________________<br />

_______________________“


Sommergedicht<br />

Weißt du, wie der Sommer riecht?<br />

Nach Birnen und nach Nelken,<br />

nach Äpfeln und Vergissmeinnicht,<br />

die in der Sonne welken,<br />

nach heißem Sand und kühlem See<br />

und nassen Badehosen,<br />

nach Wasserball und Sonnencrem,<br />

nach Straßenstaub und Rosen.<br />

Weißt du, wie der Sommer schmeckt?<br />

Nach gelben Aprikosen<br />

und Walderdbeeren, halb versteckt<br />

zwischen Gras und Moosen,<br />

nach Himbeeren, Vanilleeis<br />

und Eis aus Schokolade,<br />

nach Sauerklee vom Wiesenrand<br />

und Brauselimonade.<br />

Weißt du, wie der Sommer<br />

klingt?<br />

Nach einer Flötenweise,<br />

die durch die Mittagsstille dringt,<br />

ein Vogel zwitschert leise,<br />

dumpf fällt ein Apfel in das<br />

Gras,<br />

ein Wind rauscht in den<br />

Bäumen,<br />

ein Kind lacht hell, dann<br />

schweigt es schnell<br />

und möchte lieber träumen.


Gedicht-Partitur<br />

B. Kompetenzorientierter Unterricht nach Bildungsstandards


Bildungsstandards und Leistungsspektrum<br />

Bildungsstandards BW<br />

Die Schülerinnen und Schüler können<br />

• eigene Lösungswege erklären und<br />

vorstellen (GS, Mathe, Kl.4<br />

• Dimensionen von Zahlen, Größen<br />

und geometrischen Objekten abschätzen<br />

(Mathe, Kl. 6);<br />

• sich mit eigenen Erfahrungen und<br />

Fragen an der Auslegung biblischer<br />

Texte beteiligen (evRel, 6);<br />

• in Alltagssituationen auf einfache<br />

Weise kommunzieren und kooperieren<br />

(Engl./Frz., Kl. 8);<br />

• diskutieren und Streitgespräche<br />

führen (Deutsch, Kl. 10);<br />

• die Bedeutung einer nachhaltigen<br />

Wirtschafts- und Lebensweise auch<br />

auf kommunaler Ebene vertreten<br />

(EWG, KL. 10);<br />

Übung 4: Kompetenzanalyse<br />

Spektrum von Leistungserwartungen:<br />

mögliche Tätigkeiten der Kinder:<br />

• Was werden einzelne SchülerInnen<br />

und Schüler tun, wenn sie<br />

über solche Kompetenzen verfügen:<br />

was werden sie leisten?


Bildungsstandards<br />

• sich mit einer Partnerin / einem<br />

Partner bei Zieh-, Kampf- oder<br />

Raufspielen auseinandersetzen<br />

(Sport, Kl.6);<br />

• zu sozialem Engagement einen<br />

eigenen Standpunkt einnehmen<br />

und darüber reflektieren (TOP SE).<br />

Spektrum von Leistungserwartungen:<br />

mögliche Tätigkeiten der Kinder:<br />

Ein Kind (bzw. einzelne Kinder)<br />

• …<br />

•<br />

Kontrollfrage 1: Wie heißen diese Standards nicht?<br />

Kontrollfrage 2: Was können die Schülerinnen und Schüler, wenn sie<br />

über diese Kompetenz(en) verfügen<br />

– und wie gut können sie es?<br />

(Leistungsniveaus)<br />

Kontrollfrage 3: Wie unterschiedlich kann man dasselbe können<br />

(Leistungsspektren)


Grundformen des Kompetenzerwerbs (allgemeiner Bildungsauftrag -<br />

kompetenzorientiert buchstabiert) - I<br />

geht es im Unterricht um Fähigkeiten aus dem Bereich<br />

I: wissen, verstehen informiert sein über, so wird von den SchülerInnen erwartet<br />

(Reproduktion)<br />

Die im Unterricht erhaltenen bzw.<br />

bereits erarbeiteten Informationen<br />

in wesentlichen Grundzügen<br />

wiedergeben (wiederholen,<br />

reproduzieren)<br />

(Rekonstruktion/Vernetzung)<br />

Die im Unterricht u.U. auch zu<br />

unterschiedlichen Zeitpunkten<br />

erhaltenen Informationen<br />

verknüpfen und Bezüge herstellen<br />

(Transfer/Perspektivübernahme)<br />

Informationen selbstständig<br />

reorganisieren / strukturieren und<br />

in einen veränderten<br />

Zusammenhang einordnen<br />

geht es im Unterricht um Fähigkeiten aus dem Bereich<br />

II: ausdrücken, berichten, erzählen, erfragen, formulieren, so wird von den SchülerInnen erwartet<br />

(sich gegenstandsbezogen äußern;<br />

Reproduktion)<br />

Sachbezogen und situationsgerecht<br />

Sachverhalte (Beobachtungen,<br />

Gefühle, Einsichten …) formulieren;<br />

eine Redeweise (Sprachspiel)<br />

wiederholen bzw. nachahmen<br />

(dialogisch, adressatenbezogen<br />

reden; Rekonstruktion/Vernetzung)<br />

Eigene sprachliche Äußerungen in<br />

einen Dialog mit anderen bringen;<br />

reagieren, Redeweisen reflektieren<br />

und gestalten<br />

(empathisch kommunizieren;<br />

Transfer)<br />

Auch andere (fremde) sprachliche<br />

Redeweisen (Sprechweisen,<br />

Sprachspiele) wahrnehmen,<br />

reflektieren, probeweise<br />

übernehmen


Grundformen des Kompetenzerwerbs (allgemeiner Bildungsauftrag -<br />

kompetenzorientiert buchstabiert) - II<br />

geht es im Unterricht um Fähigkeiten aus dem Bereich<br />

IV: reflektieren, beurteilen, positionieren, so wird von den SchülerInnen erwartet<br />

(Reproduktion)<br />

Bekannte Gesichtspunkte, die ein<br />

Urteil begründen, nennen und von<br />

widersprechenden unterscheiden;<br />

eigene Wahrnehmungen und<br />

Deutungen zu formulieren<br />

(Rekonstruktion/Vernetzung)<br />

Wahrnehmungen und Deutungen<br />

zu unterscheiden (eigene<br />

Positionen begründen, mit anderen<br />

vergleichen, abwägen,<br />

hinterfragen)<br />

(Transfer/Perspektivübernahme)<br />

Wahrnehmungen und Deutungen<br />

anderer probeweise einnehmen<br />

(auch wenn sie nicht den eigenen<br />

Wahrnehmungen/Deutungen<br />

entsprechen)


Ergebnisse:<br />

2. Didaktische Konsequenzen – Umgang mit Vielfalt von<br />

Lernvoraussetzungen, Leistungsniveaus und<br />

Leistungsspektren:<br />

harmonisieren...<br />

… oder<br />

differenzieren?<br />

Expertenstandards<br />

Regelstandards<br />

„Mindeststandards<br />

Arbeiten wir ziel-gleich oder ziel-different?


D. Umgang mit Heterogenität und Vielfalt<br />

Vielfältige, offene<br />

Aufgaben,<br />

Lösungsvarianz<br />

Fördernder<br />

Unterricht statt<br />

Förder-Unterricht<br />

Wechselseitiges<br />

Lehren und Lernen<br />

(WELL)<br />

Think-pair-share<br />

Unterschiedliche<br />

Lerndesigns*<br />

Portfolio-Arbeit,<br />

Lernjournale usw.<br />

Authentische<br />

Anforderungssituationen<br />

Selbst-/Fremdbeobachtung<br />

Transparenz von<br />

Leistungserwartungen<br />

(„Kompetenzexegese“)<br />

Lernverträge


D. Umgang mit Heterogenität und Vielfalt: (veränderte) Lehrerrolle<br />

I. Input:<br />

Instruktion,<br />

Vergewisserung,<br />

Einführung,<br />

Anleitung ...<br />

Klassisch<br />

III. Projekt:<br />

Ziel- und<br />

produktorientriert,<br />

fächerübegreifend<br />

zeitlich begrenzt<br />

Lernbegleitung<br />

II. (Lern-)Werkstatt:<br />

Lernaufgaben;<br />

Atelier, selbständiges<br />

Arbeiten, Info-Inseln<br />

IV. Performanz:<br />

Lernberatung<br />

<strong>Präsentation</strong>,<br />

künstlerischästhetisch<br />

(Theater),<br />

GFS<br />

Coach

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!