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„Gänse-Tour“ - Reiseland Brandenburg

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<strong>„Gänse</strong>-<strong>Tour“</strong><br />

Eine Radwanderroute durch die Prignitz entlang der Stepenitz<br />

Diese Tour folgt dem Kolonisierungs-Zug der Familie Gans zu Putlitz von der Stepenitz-<br />

Mündung bis zum Oberlauf und stellt die an dieser Wegstrecke befindlichen kulturhistorischen<br />

Sehenswürdigkeiten, die mit der Geschichte der Familie Gans zu Putlitz<br />

unmittelbar zusammenhängen, vor.<br />

1<br />

Einstimmung:<br />

Die Prignitz gehört zu den ältesten deutschen Siedlungsgebieten östlich der Elbe, von hier aus nahmen Christianisierung<br />

und Kolonisierung der Gebiete zwischen Elbe und Oder im 10. und 12. Jahrhundert ihren Anfang.<br />

Die Prignitz ist der nordwestlichste Zipfel der Mark <strong>Brandenburg</strong> und liegt etwa auf halbem Wege<br />

zwischen Berlin und Hamburg. Mit der Rückkehr der deutschen Regierung in die alte Reichshauptstadt Berlin<br />

ist auch die Mark <strong>Brandenburg</strong> mit ihren verschiedenen Landschaften (Uckermark, Neumark, Mittelmark,<br />

Prignitz) wieder mehr in das Bewußtsein der deutschen Bevölkerung gerückt, erinnert man sich wieder gern<br />

an Fontanes Wanderungen durch die Mark <strong>Brandenburg</strong>, Friedrichs des Großen und Tucholskis Rheinsberg<br />

- schlechthin ist die märkische Landschaft auch wieder ein begehrtes Reiseziel vieler zigtausender Besucher.<br />

Ihr oft beklagter Charakter als Sandstreubüchse des Heiligen Römischen Reiches trifft nicht zu, denn die<br />

historisch gewachsene Kulturlandschaft der Mark bietet so viele Naturschönheiten und erscheint dem genauen<br />

Betrachter wie ein großer Landschaftspark, in dem sich Wasser-, Wiesen- und Waldflächen, Täler, Flußniederungen<br />

und Hügelketten abwechseln und sich dadurch überall interessante Fernblicke und Landschaftsbilder<br />

ergeben, in die ein in Jahrhunderten gewachsenes, unverwechselbares baukünstlerisches Erbe eingebettet<br />

ist, das seine Wurzeln in der deutschen Ostkolonisation des Hochmittelalters hat. Dies gilt gleichermaßen<br />

auch für Mecklenburg, Pommern und vor allem natürlich auch Preußen, das seit dem 13. Jahrhundert<br />

vom Deutschen Orden besiedelt und kultiviert wurde.<br />

Die zahlreichen mittelalterlichen Kirchen und Stadtkerne, aber auch die erhaltenen Burgen und Schlösser<br />

sind noch heute sichtbares Zeichen dieser Entwicklung – auch in der Prignitz. In der Prignitz gehen nahezu<br />

alle Stadt- und Dorfkirchen auf die Kolonisationszeit des 12./13. Jahrhunderts zurück und im Gegensatz zu<br />

Mecklenburg, wo es größere Zentralkirchen innerhalb einer Parochie gab, wurden in der Mark in fast jedem<br />

einzelnen Dorf kleinere Kirchen erbaut. Mit anderen Worten, wir haben allein im heutigen Landkreis<br />

Prignitz ca. 170 evangelische Dorfkirchen sowie 7 evangelische und 4 katholische Stadtpfarrkirchen. Das<br />

allein macht deutlich, wie reichhaltig allein das sakrale baukünstlerische Erbe in der Prignitz ist.<br />

Der Wendenkreuzzug von 1147 brachte nach vielen früheren Fehlschlägen die endgültige Christianisierung<br />

und Kolonisierung der Mark <strong>Brandenburg</strong>. Während Markgraf Albrecht der Bär die Hauptgebiete eroberte,<br />

wurde die Prignitz vom Bischof von Havelberg und kleineren Territorialherren eingenommen. Unter diesen<br />

war ein Ritter Johannes, der nach seinem altmärkischen Besitz, der Gänseburg bei Pollitz, den Übernamen<br />

„Gans“ trug und auf seine Nachfahren weitervererbte. Diese nannten sich je nach ihren Besitzungen Gans<br />

von Wittenberge, Gans von Perleberg oder Gans von Putlitz und die Familie heißt heute noch: Gans Edle<br />

Herren zu Putlitz. Diese in der Frühzeit der Kolonisation durch Titel und Besitz herausragende Familie wurde<br />

im Verlaufe des 13. Jahrhunderts in ihrer Machtstellung mehr und mehr durch die erstarkende und sich<br />

festigende markgräfliche Zentralgewalt beschnitten. Als Gründer der Städte Wittenberge, Perleberg und Putlitz<br />

und schließlich des Zisterzienserinnen-Nonnenklosters Marienfließ hat sich dieses Geschlecht unauslöschliche<br />

Verdienste erworben. Das Kerngebiet ihrer Eroberungen, also ihrer Territorialherrschaft, und ihre<br />

Burgen lagen an der Stepenitz. Wenn auch einige Besitzungen im Verlauf der Zeit verloren gingen, bewahrten<br />

sie doch bis zur Vertreibung 1945 sieben Güter in dieser Region.<br />

Erläuterungen:<br />

Die gesamte Strecke von Wittenberge nach Stepenitz wurde in 4 Abschnitte (Wittenberge-Perleberg-<br />

Wolsfhagen-Putlitz-Stepenitz) geteilt. Für jeden Abschnitt findet man eine kurze Streckenbeschreibung, die<br />

wichtig ist, da diese Tour noch keine Ausschilderung aufweist. Zusätzlich erfährt man historische Hintergründe<br />

über den jeweiligen Ort oder das Gebäude. Unter dem Stichwort Tipps und Adressen findet man<br />

wertvolle Hinweise für die Reise. Für die Reisevorbereitung empfehlen wir das Urlaubsjournal der Prignitz<br />

in dem Unterkünfte aller Kategorien aufgelistet sind.<br />

© Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e.V. Wittenberger Str. 90 19348 Perleberg Tel 03876/ 61 69 73


2<br />

1. Streckenbeschreibung von Wittenberge über Weisen bis nach Perleberg:<br />

Fahrrad: ca. 13 km<br />

Man verläßt die Altstadt von Wittenberge über den Stern Richtung Norden über die Perleberger Straße. Von<br />

der Perleberger Straße biegen wir hinter dem Schwimmbad nach rechts in die Hartwigstr., unterqueren die<br />

Eisenbahnlinie Hamburg-Berlin und fahren kurz danach Richtung Weisen links ab auf den Radweg nach<br />

Perleberg. Er führt an Weisen vorbei. Der Radweg führt südöstlich um Weisen herum und verläuft hier zum<br />

Teil auf dem vor dem Stepenitz-Hochwasser schützenden Deich. Schließlich erreicht der Radweg nordöstlich<br />

von Weisen die Bundestraße 189 (Stendal-Pritzwalk), die nach Perleberg führt. Der Radweg wird hier parallel<br />

zur Bundesstraße durch den Perleberger Stadtforst geführt und mündet in den schön gehaltenen Anlagen<br />

des Perleberger Stadtparks. Hier überquert man die Bahnlinie und fährt geradeaus durch die Wittenberger<br />

Straße Richtung Altstadt zum Museum am Mönchort 7.<br />

Auto: ca.13 km<br />

Man verläßt ebenso wie mit dem Rad die Wittenberger Altstadt über den Stern und der Perleberger Straße<br />

und folgt der amtlichen Beschilderung in Richtung Perleberg. Auf der B 189 erreicht man Perleberg und<br />

fährt geradeaus durch die Wittenberger Straße in Richtung Altstadt.<br />

Historische Hintergründe<br />

Wittenberge: In Wittenberge ist die sog. „Alte Burg“ das letzte erhaltene Zeugnis jahrhundertelanger<br />

Stadtherrschaft der Edlen Herren Gans zu Putlitz. Die ursprüngliche Burg lag im Mittelalter allerdings etwa<br />

2 km weiter östlich am Unterlauf der Stepenitz. Diese Burg wurde noch im 13. Jahrhundert in die unmittelbare<br />

Nähe des heutigen Stadtmuseums verlegt. Im Jahre 1669 wurde die neue „Burg“ , das „Weiße Schloß“,<br />

als Wohnhaus in Fachwerkbauweise errichtet. Hier lebten die Wittenberger Stadtherren ein gutes Jahrhundert,<br />

bis sie im Jahre 1780 ihr Rittergut aufgrund erheblicher Verschuldung an die Familie von Kitscher veräußern<br />

mußten. 1817 gelangte die Alte Burg in städtische Hand, wurde dann an verschiedene bürgerliche<br />

Besitzer weiterveräußert, war Gärtnerei, Töchternschule, nach dem Krieg Wohnhaus und schließlich-seit<br />

1971- städtisches Museum. Die Alte Burg ist nach ihrer Komplettsanierung das älteste erhaltene Herrenhaus<br />

in Fachwerkbauweise aus der Phase des Wiederaufbaus nach dem Dreißigjährigen Krieg in der Mark <strong>Brandenburg</strong>.<br />

Das noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts bestehende ländliche Umfeld eines ehemaligen<br />

Rittergutes hat sich allerdings in jener Zeit in eine zeittypische Straßen- und Wohnhauslage (Putlitz- und<br />

Quitzowstr.) verändert, übrigens eine für Wittenberge typische Situation zwischen Tradition und Moderne.<br />

Perleberg: Bevor sich Perleberg seit Beginn des 14. Jahrhunderts als Hauptstadt der sich herausbildenden<br />

Prignitz entwickelte, gründeten die Edlen Gans hier um 1200 südwestlich der späteren Stadt, vor dem Wittenberger<br />

Tor, an der Stepenitz eine neue Gänseburg. Sie lag an der Stelle des heutigen Hotels Stadt Magdeburg<br />

in der Wittenberger Straße. Nachdem der Markgraf nach dem Aussterben der Perleberger Linie der<br />

Gänse Ende des 13. Jahrhunderts diese nicht wieder mit Perleberg belieh, wurde die Stadt markgräfliche<br />

Immediatstadt und blühte als Hansestadt zum Zentrum der Prignitz auf. Das im Volksmund <strong>„Gänse</strong>burg“<br />

genannte 1604 in schlichten Renaissanceformen errichtete Wallgebäude in der Altstadt hat mit den Edlen<br />

Gänsen nichts zu tun, sondern diente als Teil der Stadtbefestigung dem Magistrat überwiegend als Gästehaus<br />

bzw. war adliger Stadtwohnsitz. Heute beherbergt es unter anderem die Stadtinformation sowie ein Restaurant.<br />

Bemerkenswert ist die landschaftlich reizvolle Lage der Altstadt auf einer Stepenitzinsel. Die weitgehend<br />

auf dem mittelalterlichen Stadtgrundriß zurückgehende Altstadtbebauung wird vor allem von Fachwerkhäusern<br />

des 18. und 19. Jahrhunderts sowie den markanten Gründerzeitbauten geprägt.<br />

Tipps und Adressen:<br />

� Touristinformation Wittenberge, Paul-Linke-Platz, 19322 Wittenberge, Tel. 03877/402721 oder 5627033<br />

Museum „Alte Burg“, Putlitzstr. 2, 19322 Wittenberge, Tel. 03877/405266<br />

In Wittenberge sollte man sich das Steintor ansehen, einen Bummel durch die Altstadt in Richtung Hafen<br />

machen und dort den Blick auf die Elbbrücke, die alte Oelmühle oder den Singerturm lenken. Das Hallenbad<br />

läd zum Verweilen ein.<br />

� Stadtinformation Perleberg, Puschkinstr. 14, 19348 Perleberg, Tel. 03876/612259<br />

Museum Perleberg, Mönchort 7-11, 19348 Perleberg/Prignitz, Tel. 03876/612964<br />

Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Perleberger Altstadt gehört der große Marktplatz mit dem<br />

sandsteinernen Rolandstandbild aus dem Jahre 1546, der Kirche und dem Rathaus. Ein Abstecher zum<br />

Tierpark oder ins Freibad ist empfehlenswert.<br />

� Weisen ist ein altes Runddorfes mit einer Fachwerkkirche. An der Straße nach Schilde ist eine der letzten<br />

alten Holländer-Windmühlen aus dem 19. Jhd. erhalten, die gelegentlich für Führungen geöffnet ist.<br />

Bahnanschlüsse: Wittenberge IC und Regionalbahn RE 4, Weisen und Perleberg RB 71<br />

© Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e.V. Wittenberger Str. 90 19348 Perleberg Tel 03876/ 61 69 73


3<br />

2. Streckenbeschreibung von Perleberg bis Wolfshagen:<br />

Fahrrad: ca.16 km<br />

Man verläßt Perleberg mit dem Rad über die Sophienstraße Richtung Norden und erreicht nach ca. 1 Kilometer<br />

das Ausflugslokal Zur Neuen Mühle an der Stepenitz. Weiter geht es über zwei kleine Brücken links<br />

auf einem verträumten Waldweg nach Lübzow. Dieser Weg lässt sich gut befahren. In Lübzow angekommen<br />

geht es kurz in den Ort und dann gleich wieder links auf die Straße nach Groß–Linde. Groß–Linde wird<br />

gänzlich durchfahren. Vor dem letzten Grundstück weist ein Straßenschild den Weg nach Klein–Linde. Es<br />

ist eine alte Kopfsteinstraße, die sich in einem Feld– und Waldweg verliert. Diesem folgt man immer geradeaus,<br />

bis zwei markante große Feldsteine den Weg zieren. Nun führt uns der Weg etwas rechts und man<br />

folgt diesem bis zur nächsten Waldkreuzung. Hier erblickt man die Stepenitz. Ein schöner Platz um eine Rast<br />

einzulegen. Nach dieser Verschnaufpause geht die Fahrt nach links bis man die nächste Feldwegkreuzung<br />

erreicht. Nun sieht man zur Rechten den Ort Klein–Linde. Man fährt aber links weiter bis zu einer Kiefernanpflanzung.<br />

An dieser biegt man nach rechts ab. Dieser Weg führt durch einen dichten Kiefernwald<br />

nach Kreuzburg. Dort folgt man der Ausschilderung nach Seddin. Kurz vor Seddin weist ein Wegweiser zum<br />

Königsgrab. Von Seddin folgt man weiter der Straße nach Wolfshagen. Hier angekommen geht es rechts<br />

über die Stepenitz und zum Schloss.<br />

Auto: ca.15 km<br />

Perleberg verläßt man in Richtung Pritzwalk auf der B 189. Man überquert die B5 fährt durch Spiegelhagen<br />

und Rohlsdorf und nach ca. 9 km biegt man links in Richtung Kreuzburg ab. Eine kleine Nebenstraße verbindet<br />

Keruzburg mit Seddin. Kurz vor Seddin findet man den Hinweis auf das Königsgrab. Von Seddin<br />

folgt man weiter der Straße nach Wolfshagen. In Wolfshagen angekommen geht es rechts über die Stepenitz<br />

und man erblickt bereits das Schloss der Familie der Gans Edlen Herrn zu Putlitz.<br />

Historische Hintergründe<br />

Kreuzburg: Kreuzburg ist ein besonders für die Westprignitz typisches Runddorf. Die malerische kleine<br />

Kirche ist ein schlichter Fachwerk-Saalbau mit Walmdach und separatem Glockenturm und wurde 1688<br />

durch den Patron Hans Albrecht zu Putlitz nach den Zerstörungen des 30jährigen Krieges neu erbaut.<br />

Königsgrab Seddin: Das Königsgrab ist ein Denkmal der heimischen Altertumsgeschichte, um das sich<br />

zudem seit uralter Zeit, allein durch mündliche Überlieferung bewahrt, die Sage vom hier begrabenen König<br />

Hinz rankt. Das Königsgrab von Seddin ist auf Grund der Größe des Grabhügels sowie des Reichtums der<br />

vorgefundenen Grabbeigaben eines der bedeutendsten bronzezeitlichen Hügelgräber Nordeuropas und seit<br />

seiner Entdeckung eine der populärsten archäologischen Fundorte in der Mark <strong>Brandenburg</strong>. Eine Dauerausstellung<br />

über das Königsgrab mit den originalgetreuen Kopien der Grabbeigaben befindet sich in der Seddiner<br />

Dorfkirche.<br />

Wolfshagen: Von der einstigen Gänseburg an der Stepenitz sind nur noch im Keller des heutigen Schlosses<br />

Reste zu erahnen, wie auch die Situation der einstigen Zugbrücke. Mehrfach verfiel das Gebäude, so auch<br />

das um 1590 als Renaissanceschloß aus den Vorgängerbauten ansehnlich aufgerichtete Schloß nach dem<br />

30jährigen Krieg. Aus den vorhandenen Resten dieser Anlage errichtete Albrecht Gottlob Gans Edler Herr<br />

zu Putlitz 1786/87 eine spätbarocke Zweiflügelanlage, deren originale Fassung mit großem Aufwand restauriert<br />

wurde. Im Innern finden sich bauzeitliche Stuckdecken, Reste von Wandmalereien, Fußböden und Türen.<br />

Das Schloss ist heute Museum mit dem Untertitel: „Landadel und Porzellan“. Im Erdgeschoß wird die<br />

Lebenswelt der adeligen Gutshäuser der Region vor Augen geführt, mit alten Möbeln, Ahnenbildern, Jagdtrophäen,<br />

Gebrauchsgegenständen aus Porzellan, Glas und Silber. Es wurde versucht, trotz der Plünderungen<br />

in den Nachkriegsjahren Gegenstände aus dem Schloß Wolfshagen zusammenzutragen sowie aus anderen<br />

Gutshäusern der Familie Gans zu Putlitz und weiteren märkischen Herrensitzen, um diese versunkene Kultur<br />

vor Augen zu führen. Sogar das originale Gestühl von 1572 der 1982 abgerissenen kleinen Schloßkapelle<br />

wurde in einem Kapellenraum wieder aufgestellt. Dieser soll auch für kirchliche Handlungen genutzt werden.<br />

Der erste Stock des Museums wird eine umfangreiche Porzellansammlung aufnehmen: Die Sammlung v.<br />

Barsewisch, unterglasurblau gemaltes Porzellan, Gebrauchsgeschirr mitteleuropäischer Manufakturen aus<br />

drei Jahrhunderten. Im ersten Stock liegt aber auch der Gartensaal, der ganz im Louis-XVI-Stil der Erbauungszeit<br />

restauriert wurde und für Vorträge, kleine Konzerte, Trauungen und Empfänge einen prächtigen<br />

Rahmen bietet. Im Eßsaal können Kaffeetafeln stattfinden.<br />

Tipps und Adressen<br />

� Kirchenbesichtigung Kreuzburg über Frau Woltmann erfragen, Dorfstr. 14, Tel. 038789/60877<br />

� Kirchenbesichtigungen und Königsgrab über Pfarrer Christoph Brust, Tel.: 038789/60256<br />

� Schloßmuseum Wolfshagen, Schloßplatz 1, 19348 Wolfshagen/Prignitz, Tel.: 038789/61063<br />

© Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e.V. Wittenberger Str. 90 19348 Perleberg Tel 03876/ 61 69 73


Streckenbeschreibung „Der Abstecher von Wolfshagen nach Groß Pankow“<br />

4<br />

In der unmittelbaren Umgebung von Wolfshagen, eine Wegstrecke von 4 km, ist das Putlitz’sche Gutshaus<br />

Groß Pankow mit seinem erhaltenen Landschaftsparks zu sehen. Groß Pankow erreicht man sowohl mit dem<br />

Auto als auch mit dem Rad über die Ortsverbindungsstraße (amtliche Ausschilderung).<br />

Historische Hintergründe<br />

Groß Pankow:<br />

Die als Straßendorf angelegte Siedlung wurde 1304 bzw. 1364 erstmals urkundlich erwähnt. Das Dorf hatte<br />

im Mittelalter mehrere Rittersitze bzw. adlige Wohnhöfe, die den Familien von Brietzke und von Wartenberg<br />

gehörten. Die von Moellendorff und die Edlen Gans besaßen nur Anteile an Hebungs- und Herrschaftsrechten<br />

im Dorf. 1603 und 1610 erwarb Adam Gans zu Putlitz (gest. 1621) für 16.995 Gulden die 6 verschiedenen<br />

Besitzanteile an Pankow, das bis 1945 in putlitzschem Besitz verblieb. Bei der Übernahme des<br />

Besitzes waren die Brietzkeschen “Gueter an gebeuden, holtzungen und andern sehr verödet.” Er war<br />

Hauptgläubiger der um 1600 hochverschuldeten v. Wartenberg und v. Brietzke. Adam Gans zu Putlitz war<br />

ein vertrauter Ratgeber des brandenburgischen Kurfürsten Joachim Friedrich (1546-1608) und seit dessen<br />

Regierungsantritt (1598) Hofmarschall. Er vertrat den Kurfürsten häufig in den Sitzungen der Ständeversammlung,<br />

des sogenannten “Großen Ausschusses” und hatte als solcher einen wesentlichen Anteil an der<br />

Verhandlungsführung mit den Ständen u. a. über eine für alle Landesteile verbindliche neue Polizeiordnung<br />

und über die Höhe der ständischen Beisteuern zur Finanzierung der wichtigen außenpolitischen Ziele Kurbrandenburgs:<br />

Erlangung der Belehnung mit dem Herzogtum Preußen sowie Erbfolgeregelung in Jülich und<br />

Kleve. 1608 wurde er sogar vom Kurfürsten Johann Sigismund zum Statthalter der Mark <strong>Brandenburg</strong> eingesetzt.<br />

Dieses Amt bekleidete er während der Abwesenheit des Kurfürsten aus der Mark bis 1609. In Pankow<br />

ließ Adam Gans einen der alten von Brietzkeschen Höfe, die mitten im Dorf lagen und zum Zeitpunkt<br />

der Übernahme halb verödet da standen, zum neuen Rittersitz ausbauen, dieser lag mitten im Dorfe. Hier<br />

stand bis 1826 das alte Pankower Gutshaus. Das jetzt bestehende Gutshaus wurde erst 1827 an der heutigen<br />

Stelle, ungefähr 500 m südlich vom Dorf - jenseits der Panke – erbaut und ist 1891 gründerzeitlich umgebaut<br />

worden. 1924 erfolgte ein Umbau, der nach einem Brand erforderlich und vom Regierungsbaumeisters Ludwig<br />

Otte geplant wurde. Bei der umfassenden Instandsetzung 1992/93 durch Bernhard von Barsewisch wurde<br />

die von Otte geprägte Form weitgehend beibehalten. Seit 1993 enthält es hauptsächlich eine hochmoderne<br />

Augen-Tagesklinik, in der täglich über 30 Patienten operiert werden, die teilweise im angeschlossenen Ocumed-Gästehaus<br />

übernachten. Es enthält aber auch die im alten Stil wieder hergerichteten Wohnräume und ist<br />

von einem malerischen und öffentlich zugänglichen Landschaftspark, der in der um die Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

angelegt wurde, umgeben, in dem auch der Familienfriedhof der Pankow-Retziner Linie der Gans<br />

zu Putlitz eingebettet ist. Im Remisengebäude lädt ein Hofladen-Café zum Verweilen und zum Kauf regionaler<br />

Produkte und Souvenirs ein.<br />

Mitten im Dorf, auf der nördlichen Straßenseite, steht die mittelalterliche Feldsteinkirche, ein Saalbau mit<br />

danebenstehendem Glockenturm von 1686. Das Innere birgt eine sehr schöne barocke Ausstattung von 1686.<br />

Tipps und Adressen<br />

� Groß Pankower Hofladen-Café, Pankeweg 4 e, 16928 Groß Pankow/Prignitz, Tel.: 033983-70053<br />

Bahnanschluß Strecke Perleberg-Pritzwalk RB 71<br />

© Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e.V. Wittenberger Str. 90 19348 Perleberg Tel 03876/ 61 69 73


5<br />

3. Streckenbeschreibung von Wolfshagen nach Putlitz:<br />

Fahrrad: ca.12 km<br />

In Wolfshagen fährt man zunächst Richtung Horst. Am östlichen Ortsausgang biegt man dann links ab auf die Straße<br />

nach Helle. (Etwas abseits in östlicher Richtung liegt der sogenannte Teufelsberg von Wolfshagen, ein germanisches<br />

Hügelgrab der jüngeren Bronzezeit. Der unscheinbare Grabhügel hat eine Ausdehnung von 76 x 45 m und ist heute<br />

etwas über 3 m hoch.) Wir bleiben auf der Straße nach Helle und passieren nach ca. 2 Kilometern die Dömnitz über<br />

einer kleinen Brücke. Rechts und links bietet sich hier der für den Mittellauf der Stepenitz so typische romantische<br />

Blick in die von Waldungen eingefaßte mänderförmig durchdrungene Flußniederung mit ihren charakteristischen verträumten<br />

Viehweiden. Schließlich gelangt man nach weiteren 2 Kilometern in das kleine Runddorf Helle. Von hier aus<br />

fährt man auf der Straße weiter Richtung Norden, an der Lockstädter Stepenitzbrücke vorbei über Mansfeld nach Putlitz.<br />

Auto: ca. 12 km<br />

Man kann hier die gleiche Strecke wie mit dem Rad nutzen.<br />

Historische Hintergründe<br />

Helle: Die alte Kirche war ein Fachwerkbau von 1685 mit einem getrennt stehendem Glockenturm und wurde<br />

von den ortsansässigen Bauern sowie dem Patron der Kirche Hans Albrecht zu Putlitz und seiner Frau<br />

finanziert. Aus der Bauzeit haben sich Stifterscheiben mit Glasmalereien und Wappendarstellungen sowie<br />

aus vorreformatorischer Zeit (um 1470) ein spätgotischer Flügelaltar erhalten. 1913 wich die alte Kirche<br />

einem Neubau nach Plänen des Kirchenbaurats Georg Büttner im Heimatstil. Die sehr dekorative Ausmalung<br />

besorgte damals der Kunstmaler Steinacker. Ganz ähnliche Kirchenbauten Büttners in der Prignitz entstanden<br />

fast gleichzeitig in Bälow und Lennewitz. Um die Kirche herum liegen die einzelnen Gehöfte mit ihren<br />

meist aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammenden Wohn- und Wirtschaftsgebäuden aus Fachwerk und<br />

Backstein.<br />

Mansfeld: Die kleine Fachwerk-Saalkirche wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts von den Gans Edlen<br />

Herren zu Putlitz auf Wolfshagen als Patrone erbaut. Unter der großen Linde vor der Kirche befindet sich<br />

das Grab von Carl Friedrich Gans Edlem Herren zu Putlitz (1751-1779). Im benachbarten Pfarrhaus wurde<br />

der Arzt und expressionistische Lyriker Gottfried Benn (1886-1956) geboren.<br />

Putlitz: In Putlitz blieben die Gänse zu Putlitz bis zu den Stein-Hardenberg’schen Reformen Stadtherren und<br />

bis 1945 gab es hier zwei Güter der Familie, den Philippshof (heute Schule) und den Burghof. Dessen 1898<br />

erbautes und 1931 erweitertes Gutshaus seit 10 Jahren leer steht. Auf dem zugehörigen Gelände ist der von<br />

der Stepenitz umflossene Burgberg mit stattlichen Mauer- und Kellerresten sowie dem runden und um 1880<br />

von Eugen zu Putlitz restaurierten Bergfried erhalten, von dem aus man eine prächtige Aussicht in die umgebende<br />

Stepenitzlandschaft hat.<br />

Der Philippshof liegt außerhalb der Stadt, nördlich vom Mühlentor, aber immer noch im Weichbild der Burg.<br />

Er wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts von Philipp Gans Edlem Herr zu Putlitz († 1603) als neue Gutswirtschaft<br />

mit einem eigenen Rittersitz begründet. Sie wurde nach dem Begründer "Philippshof" benannt.<br />

Das alte Wohnhaus, über dessen Aussehen nichts bekannt ist, hat vermutlich den 30jährigen Krieg nicht<br />

mehr überdauert, so daß um 1700 auf dem Gutshof ein neues Wohnhaus erbaut wurde. Es brannte 1909 ab,<br />

doch schon vorher wurde 1895 nördlich des alten das noch heute vorhandene Gutshaus erbaut, in dem sich<br />

heute die Schule befindet.<br />

Die Kirche liegt am nordwestlichen Stadtrand nahe der Stepenitz und ist ein historisierender Neubau aus<br />

Back- und Feldstein aus dem Jahre 1854, der eine barocke Fachwerkkirche, an gleicher Stelle, ablöste. Der<br />

Turm ist sogar erst 1909 erbaut worden. Im Innern sind vor allem ein hölzernes Barock-Epitaph für Rudolf<br />

Heinrich Gans Edlen Herren zu Putlitz aus dem Jahre 1731 mit dem Putlitzschen Wappen sowie das große<br />

Altargemälde mit dem segnenden Christus von 1854 bemerkenswert. Das städtische Wappen findet man am<br />

zweigeschossigen Fachwerk-Rathauses (Ende 18. Jhd.) über dem Portal.<br />

Tipps und Adressen<br />

� Kirchenbesichtigung Helle über Familie Steltner, Tel. 03395/302632<br />

� Kirchenbesichtigung Mansfeld über Frau Schade (Tel 033981/84957), Frau Tanneberger (Tel<br />

033981/80599) oder Herr Drechsel (Tel 033981/84820)<br />

� Putlitz-Infothek im Rathaus, Ernst-Thälmann-Str. 35, 16949 Putlitz, Tel. 033981/80202<br />

Besichtigung Mühlenmuseum über Infothek, bei Sonnenschein lohnt ein Abstecher ins Putlitzer Freibad<br />

Kirchenbesichtigung in Putlitz über Her Pfr. Spitzner (Tel. 033981/80545)<br />

Bahnanschluß von Putlitz nach Pritzwalk mit Prignitzer Eisenbahn Gesellschaft (PEG), Tel. 033981/80506<br />

© Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e.V. Wittenberger Str. 90 19348 Perleberg Tel 03876/ 61 69 73


4. Streckenbeschreibung von Putlitz nach Stepenitz:<br />

6<br />

Fahrrad: ca. 15 km<br />

Putlitz verläßt man in Richtung Sukow und folgt am Ortsausgang der Ausschilderung des Rad Rundkurses<br />

„Prignitzer Feuchtbiotope“ im Amt Putlitz Berge in Richtung Nettelbeck. Dabei durchquert man ein Naturschutzgebiet<br />

und gelangt nach ca. 3 km wieder auf die Verbindungsstraße nachNettelbeck (Links nach Nettelbeck<br />

abbiegen). Unmittelbar nach Nettelbeck überquert man die Autobahn und gelangt nach Porep. Von<br />

Porep führt der Weg in Richtung Jännersdorf (immernoch der Rundweg) und biegt bald schon rechts ab in<br />

Richtung Stepenitz. Dieser Weg führt nahezu geradeaus direkt nach Stepenitz.<br />

Auto: ca.11 km<br />

In Putlitz folgt man der Ausschilderung in Richtung Meyenburg. Man überquert die Autobahn A24 und biegt<br />

dann links in das Dorf Telschow. Am Ortsende biegt man rechts ab und folgt der Ausschilderung in Richtung<br />

Stepenitz.<br />

Historische Hintergründe<br />

Porep:<br />

Das im äußersten Norden der Prignitz an der Grenze zu Mecklenburg gelegene Dorf war bis 1950 geteilt und<br />

gehörte teilweise zu <strong>Brandenburg</strong>, teilweise zu Mecklenburg. Die Herrschaftsrechte lagen im Mittelalter<br />

beim Kloster Marienfließ, seit 1625 bei der Herrschaft Putlitz. Die Fachwerkkirche in Saalform wurde in der<br />

ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und birgt im Innern einen prächtigen spätgotischen Flügelaltar.<br />

Stepenitz:<br />

Das 1231 von Johannes Gans Edlen Herrn zu Putlitz am Oberlauf der Stepenitz begründete Kloster krönte<br />

das Besiedlungs- und Christianisierungswerk in der Prignitz, das ganz wesentlich auch von seinem Geschlecht<br />

geprägt wurde. Es ist die älteste Klostergründung in der Prignitz, erst 1287 folgte die markgräfliche<br />

Klosterstiftung in Heiligengrabe bei dem Dorfe Techow. Nachdem während des 30jährigen Krieges die<br />

Klausurgebäude mit dem Kreuzgang zerstört wurden, ist heute allein die Stiftskirche, ein langgestreckter<br />

einschiffiger Backsteinbau mit eingezogenem zweijochigem Chor, aus der 2. Hälfte des 13. Jh. erhalten geblieben.<br />

Der markante und hohe Dachturm stammt aus dem Jahre 1829. 1900/01 wurde die Kirche im Innern<br />

durch den königlichen Baurat Walther einheitlich neugotisch ausgestattet und ausgemalt. Das adelige Damenstift,<br />

das nach der Reformation aus dem Kloster hervorging, wurde 1945 in ein Altersheim unter dem<br />

Dach der St. Elisabethstiftung umgewandelt, wo seither alte Menschen, auch Pflegefälle, in einer schönen<br />

Umgebung liebe- und würdevoll betreut werden. Ein 1992 auf Initiative von Gisbert zu Putlitz gegründeter<br />

Förderverein unterstützt die Arbeit des Altenstifts.<br />

Tipps und Adressen<br />

� Kirchenbesichtigung Porep über Frau Ehrke (Tel. 033981/80411)<br />

� Von Nettelbeck oder auch von Porep aus bietet sich ein Abstecher in die Ruhner Berge (ca. 9 km) an.<br />

Von dem Aussichtsturm schaut man sowohl in die Prignitz als auch nach Mecklenburg.<br />

� Wer nicht so hoch hinaus will schätz vielleicht ein kühles Bad in dem Treptower See. Diesen erreicht<br />

man nach ca. 9 km von Porep aus über Jännersdorf und Redlin.<br />

� Von Putlitz aus kann man 6 verschiedene Rundkurse wählen, die alle ausgeschildert sind und eine Länge<br />

von 10 bis 35 Km haben. Kartenmaterial zu den Touren ist über die Infothek in Putlitz (Tel.<br />

033981/80202) erhältlich.<br />

� Ev. Stift Marienfließ in Stepenitz über Herr Menze, Tel. 033969/4140<br />

© Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz e.V. Wittenberger Str. 90 19348 Perleberg Tel 03876/ 61 69 73

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