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110 <strong><strong>Garda</strong>see</strong> (<strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>Garda</strong>)<br />
Nessie im <strong><strong>Garda</strong>see</strong>?<br />
Es kann kein besonders guter Tag für <strong>di</strong>e Klosterbrüder auf der Isola Borghese,<br />
der heutigen Isola <strong>di</strong> <strong>Garda</strong> (→ S. 133), gewesen sein, damals im 16. Jh.<br />
„Einige Gelehrte“, so berichtet Bongiani Grattarolo 1599 in seiner „Geschichte<br />
von Salò“, „wollten herausfinden, wie tief das Wasser sei (das dem<br />
Hörensagen nach unermesslich tief war). Sie ließen ein Senklot herab, dem<br />
ein Taucher folgen sollte. Als der Knäuel zu einem guten Teil abgewickelt<br />
war, gab man ihm Zeichen, dem Lot zu folgen. Er starb fast vor Furcht, weil<br />
er unter der Insel in einer düsteren Höhle gewisse Fische sah, maßlos große<br />
Ungeheuer. Auch haben <strong>di</strong>e Brüder bei sehr heißem Wetter unter Wasser jene<br />
Ungeheuer bemerkt ...“<br />
Seeungeheuer im <strong><strong>Garda</strong>see</strong>? Die antiken und mittelalterlichen Autoren, <strong>di</strong>e<br />
den <strong><strong>Garda</strong>see</strong> beschrieben – Plinius, Catull oder Dante – haben darüber<br />
kein Wort verloren. Zwar gibt es einige Drachendarstellungen in Kirchen rund<br />
um den See (in der Kirche von San Severo in Bardolino z. B. ein Fresko des siebenköpfigen<br />
Drachens der Apokalypse aus dem 12. Jh. und an der Westfassade<br />
der Kirche Santa Maria in Cisano ein langobar<strong>di</strong>sches Drachenrelief), doch <strong>di</strong>e<br />
Sagen des Sees romantisieren lieber Nixen und Nymphen, wie <strong>di</strong>e Enga<strong>di</strong>na<br />
oder <strong>di</strong>e Seejungfrau Melsinoe, von der der Ort Malcésine seinen Namen<br />
ableiten soll. Eine Seejungfrau im <strong><strong>Garda</strong>see</strong> hat aller<strong>di</strong>ngs bislang noch niemand<br />
gesehen. Das Seeungeheuer aber ist im August 1965 wieder aufgetaucht.<br />
Verschiedene Augenzeugen, so der Mailänder Monsterforscher Maurizio<br />
Mosca, hätten damals innerhalb eines Tages ein „etwa zehn Meter langes<br />
Tier mit einem riesigen Kopf“ bei Punta San Vigilio (<strong>Garda</strong>) gesichtet. Die<br />
Netze der Fischer seien zerrissenen worden, man habe Fische gefangen, „<strong>di</strong>e<br />
Wunden von den Bissen eines Raubtieres trugen“. Noch im Sommer 2003<br />
fragte daher <strong>di</strong>e Zeitung „Giornale <strong>di</strong> Brescia“: „Gibt es ein Ungeheuer im<br />
See?“ und am 16. Dezember 2004 feierte ein Video des Schriftstellers Andrea<br />
Torresani in <strong>Garda</strong> Premiere, das sich mit der Sichtung beschäftigte. „Mein<br />
Film“, erzählte Torresani der Veroneser Tageszeitung „L’Arena“, „ist ein historisch-dokumentarischer<br />
Exkurs zwischen Legende und Wirklichkeit“.<br />
Maurizio Mosca, der Monsterexperte, der ein Buch über Sichtungen von<br />
Seeschlangen in italienischen Seen geschrieben hat, vermutet, das Monster<br />
habe den <strong><strong>Garda</strong>see</strong> längst verlassen, weil – so eine alte Sage – alle lombar<strong>di</strong>schen<br />
Seen untereinander durch Tunnel verbunden seien. Schließlich werden<br />
auch am Comer See und am <strong>Lago</strong> Maggiore bis heute mit schöner Regelmäßigkeit<br />
Beobachtungen von Wassersauriern gemeldet (→ S. 250/251<br />
und S. 260). Weil ein überlebender Dinosaurier im <strong><strong>Garda</strong>see</strong> dann doch etwas<br />
zu viel Fantasie erfordert, vermutet er, das Ungeheuer müsse ein riesiger<br />
Fisch gewesen sein, ein Monsterstör oder ein Riesenwels. Tatsächlich können<br />
Welse sehr groß werden – Anglern im oberen See von Mantua etwa<br />
ging ein 220 cm langes und 70 kg schweres Exemplar an den Haken. So folgen<br />
Beobachtungen von Monstern im <strong><strong>Garda</strong>see</strong> in den letzten Jahren dem<br />
Stereotyp vom Wels als „Hai des Süßwassers“ – 1990 soll ein Monsterwels,<br />
der 100 kg wog und 2 m lang war, zwei Studenten bei Lazise angegriffen haben<br />
und um 1988 will Vittorio Gabriotti, ein Taucher aus Brescia, im Golf von<br />
Salò in 5 m Tiefe „zwei Schatten“ von rund 1,30 m Länge in den Algen<br />
erblickt haben. ►