Jahresrundschreiben_2011.pdf - Ehemalige Ahlemer!

Vorsicht während der Induktionsphase!
Kühle Außentemperaturen im September in Verbindung mit niedrigen Heiztemperaturen
von 16 °C können bei einigen Sorten mit langer kritischer Tageslänge zu einer
(ungewünscht) frühen Induktion führen. Aus verschiedenen Untersuchungen ist bekannt,
dass ein Großteil des modernen Poinsettiensortiments bei Temperaturen zwischen
16 und 18 °C sehr schnell induziert und die kritische Tageslänge bei diesen
Temperaturen eher bei 13,5 als bei 11 Stunden liegt (Abbildung 2). Trotz offensichtlich
früher Induktion und Blütenanlage einiger Sorten kann vielfach beobachtet werden,
dass bei relativ geringem Lichtangebot ab Ende September die weitere Umfärbung
zum Teil verzögert ist. Dies macht sich besonders in den nördlichen Regionen
Deutschlands bemerkbar.
Der Trend zu Sorten, die auch bei niedrigen Temperaturen induzieren und eine zügige
Brakteenentwicklung aufweisen, ist aus energetischen Gesichtspunkten sicher begrüßenswert.
Für die Produktion solcher Sorten bedeutet dies aber auch eine größere
Sorgfalt bei der Planung der Kulturtermine. Die natürliche Tageslänge bewegt sich in
Deutschland Anfang September zwischen 13,5 und 13 Stunden; in Hannover beispielsweise
ist die astronomische Tageslänge von 13 Stunden am 10. September erreicht.
Sind im Gewächshaus durchschnittliche Temperaturen von 20 – 21 °C in diesem
Zeitraum, sind für die meisten Sorten noch keine induktiven Bedingungen gegeben.
Sind die Temperaturen allerdings deutlich niedriger, zum Beispiel nur 16 bis 17
°C, induzieren Sorten wie `Premium Early`, `Early Millennium`, `Freedom Early`
oder auch `Prestige Early` schon Anfang September. Bei gleichzeitiger schneller
Brakteenentwicklung kann dies zu vergleichsweise kleinen Pflanzen führen, wenn
nicht entsprechend früh getopft wurde.
Wer das Risiko einer verfrühten Induktion der schnellen Sorten begrenzen möchte,
sollte daher darauf achten, dass die durchschnittlichen Gewächshaustemperaturen im
September nicht unter 19 °C sinken. Eine möglicherweise kostengünstigere Alternative
stellt eine fotoperiodische Belichtung (Tagesverlängerung auf 14 Stunden) dar.
Hierdurch kann auch für diese Sorten der Kurztagbeginn exakt gesteuert werden.
Kühl im Kurztag
Dass durch eine Absenkung der Heiztemperatur im Kurztag die Heizkosten drastisch
reduziert werden können, belegt Tabelle 1. Für vier aufeinander folgende Jahre wurde
der Ölverbrauch für eine reale Poinsettienkultur bei verschiedenen Temperatureinstellungen
und Topfterminen berechnet. Die Kühlvarianten wurden jeweils 2 Wochen
vor den entsprechenden Standardvarianten getopft. Die Heiztemperatursollwerte
im Langtag betrugen 16 bzw. 20 °C. Im Kurztag wurde in der Standardvariante eine
durchschnittliche Tagesmitteltemperatur von 17 bis 17,5 °C angestrebt und bei
der Kühlvariante von 15 bis 15,5 °C. Mit diesen Einstellungen lässt sich der Ölverbrauch
im Zeitraum bis zum 30. November im Raum Hannover um durchschnittlich
fast 40 % reduzieren.
Neues aus Ahlem Seite 57