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Programmheft DIE NIBELUNGEN - Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

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Sehr geehrte Damen und Herren,Film vereint Künste wie Schauspiel, Musik, Literatur und Architekturzu einer Kunstform. Dabei wählt der Ni b e l un g e n-Filmmusikalisch einen eigenen Zugang zu dem mittelalterlichenSagenstoff und setzt nicht auf Anklänge an Richard Wagnerspopuläre Oper. Die Ni b e l un g e n zählt zu den Klassikern desStummfilms, der auch im digitalen Zeitalter eine ungebrochenekünstlerische Faszination ausübt.Glanzvolle Premieren wie die heutige geben Anlass, sichder Überlieferung von Filmkunst zu widmen. Eine erste Restaurierungvon Die Ni b e l un g e n wurde in den 1980er Jahrenvom Filmmuseum München fertiggestellt. Das gesellschaftlicheBewusstsein für den Wert und den Erhalt des filmischenErbes ist seither weiter gewachsen. Über die Sicherung derüberlieferten Materialien hinaus geht der Anspruch, Filme alsKunstwerk zu präsentieren und bei Stummfilmen neben einerrestaurierten Bildfassung auch die Originalmusik wiederherzustellen.Die restaurierte Fassung von Die Ni b e l un g e n (1924/2010)kann endlich die visuellen Leistungen von Fritz Lang und seinemKameramann Carl Hoffmann, seinem Architekten OttoHunte sowie den für die Spezialeffekte zuständigen Mitarbeiternwieder präsentieren: Dank zahlreicher Originalmaterialienliegt der Film in bestmöglicher fotografischer Qualität undin der orangefarbenen Viragierung der historischen Kinokopienvor. Dazu hören Sie die neu editierte Komposition vonGottfried Huppertz.Mehr als vier Jahre dauerte die aufwändige Restaurierung:17 Filmarchive waren beteiligt, von Montevideo bisMoskau. Mein besonderer Dank gilt allen an der RestaurierungBeteiligten, insbesondere Anke Wilkening, Helmut Poßmannsowie den Mitarbeitern der <strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong> und unserenPartnern.Wir wünschen Ihnen ein besonderes Stummfilmkonzert-Erlebnis!Eberhard JunkersdorfKuratoriumsvorsitzender <strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong>-<strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong>3


GrußwortNach Fritz Langs Film Me t r o p o l i s, der anlässlich der Berlinale2010 erstmals seit 1927 in nahezu ungekürzter Fassungseine Wiederuraufführung erleben konnte, folgt nun daszweite große Rekonstruktionsprojekt von Fritz Lang Filmen,das ARTE gemeinsam mit der <strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong> realisiert:Die Ni b e l un g e n.Der Stoff „Die Nibelungen“ ist für die heutigen Betrachternicht mehr unvoreingenommen zu sehen. Zu gewichtigwar die Vereinnahmung des Nibelungen-Mythos durch dasDritte Reich. Langs Film Die Ni b e l un g e n zählte zu den LieblingsfilmenHitlers. In der Tat stehen der Stoff und seineVerfilmung in einem historischen Rahmen. Die filmische Erhöhungdes deutschen Heldenepos’ passte in die Zeit nachverlorenem Krieg und in eine Welt der politischen Erschütterungen.Der identitätsstiftende Griff in mittelalterlicheGeschichte, verbunden mit dem modernen MassenmediumFilm, war als Nationalepos gedacht und einer der erfolgreichstenFilme der 1920er Jahre. Nicht nur in Deutschland,auch im Ausland.Erstaunlicherweise wollte Fritz Lang den Film nicht mitWagners Musik verbunden wissen. Stattdessen suchte er– wie später bei Me t r o p o l i s – mit Gottfried Huppertz eineneigenen Komponisten, der auf besondere Weise Filmdramatikmusikalisch einzufassen verstand. Seine Kompositionwurde für die jetzt wiederhergestellte Fassung rekonstruiertund wird unter der Leitung von Frank Strobel vomhr-Sinfonieorchester zur Neu-Uraufführung eingespielt.Mit Dank an alle, die sich an der Restaurierung diesesWerks beteiligt haben, wünsche ich Ihnen einen besonderencineastischen Abend mit einem der großen Stummfilmeder Weimarer Zeit.Dr. Gottfried LangensteinPräsident ARTE G.E.I.E.5


GrußwortWie bedeutsam die Musik für jeden Film ist, merken vieleerst, wenn sie fehlt. Ihr Spektrum reicht vom unauffälligenStatisten bis zum großen triumphierenden Auftritt. Beimjetzt in neuer Restaurierung zu erlebenden Filmepos DieNi b e l un g e n ist die Rolle der von Gottfried Huppertz stammendenPartitur in doppelter Weise zentral: Zum einen verstärkt,erklärt, dramatisiert seine Musik die Handlung mehrnoch als dies bei anderen Stummfilmen der Fall ist, zumanderen wirkte sie direkt auch auf die Regie Fritz Langs ein.Die intensive Zusammenarbeit zwischen Komponisten undRegisseur ermöglichte dabei eine perfekte Abstimmung;sie wirkte als Schrittmacher, gab oft auch den Takt vor fürdie Bewegungen der Schauspieler.Diese Tatsache erwies sich als ein wahrer Glücksfall fürdie Rekonstruktion der Musik: Durch die enge Verknüpfungließen sich wunderbare Rückschlüsse vom Film aufdie dazugehörige Musik und umgekehrt ziehen. Dass die inweiten Teilen nur noch in Form eines Klavierauszuges überlieferteMusik jetzt wieder zu hören ist – wahrscheinlichbeeindruckender als je zuvor –, ist nicht zuletzt dem Teamum Frank Strobel, dem leidenschaftlichen Cineasten undgroßen Filmmusik-Experten, zu verdanken.In einem intensiven Arbeitsprozess haben das hr-Sinfonieorchesterund Frank Strobel Huppertz‘ sinfonischeFilmmusik eingespielt. Die Ni b e l un g e n waren eine besondereHerausforderung, sowohl was die Anforderungen und dieErarbeitung der Partitur als auch schlicht den Umfang desmonumentalen Werkes angeht. Mit Ausdauer und Kreativitäthaben die Musikerinnen und Musiker an der Einspielunggearbeitet, und die Welturaufführung in Berlin ist füruns alle ein krönender Abschluss eines sich über zwei Jahreerstreckenden künstlerischen Prozesses.6Andrea Zietzschmannhr-Musikchefin/Managerin hr-Sinfonieorchester


GrußwortEs ist ein langer Weg zum großen Kunstwerk. Es brauchtTalent, Überzeugung, Enthusiasmus und Ausdauer, es zuschaffen, zu erhalten und auch, um es der Vergänglichkeitzu entreißen.Die monumentalen Kinowerke Fritz Langs sprengtenzur Zeit ihrer Entstehung alle Dimensionen. Sie spiegelndie künstlerische Aufbruchstimmung zwischen dem Endedes Ersten Weltkriegs und der Machtergreifung durch dieNationalsozialisten wider.Das von politischen und wirtschaftlichen Krisen heimgesuchteJahrzehnt war ein weites Betätigungsfeld. Es fehlteFritz Lang nicht der Mut – auch nicht der kreativ befruchtendeUn- und der visionäre Übermut –, darin für alle Zeitseine Spuren zu hinterlassen.Angesichts angespannter Budgetsituationen im Kunstbereichist bemerkenswert, welch Wagnis damals der Regisseurund sein Team, aber auch die Produzenten desStreifens eingegangen sind, um ein künstlerisches Dokumentwie Die Ni b e l un g e n zu realisieren, das das Publikum vondamals ebenso faszinierte, wie es uns heute immer nochinspiriert.Seit vielen Jahren befassen sich Experten mit der Restaurierungdieses cineastischen Meilensteins, der unsereFilmästhetik entscheidend und nachhaltig geprägt hat.Detektivische Feinarbeit war notwendig, um für immer verlorenGeglaubtes wieder aufzuspüren und den Jahren seitder Uraufführung Kader um Kader abzuringen.Nun ist es gelungen: Die Premierenfassung des StummfilmsDie Ni b e l un g e n wird an der Deutschen Oper Berlin präsentiert.Kirsten HarmsIntendantin der Deutschen Oper Berlin7


Die NibelungenSiegfried (1. Teil)In sieben Gesängen vollziehen sich Aufstieg undFall des Helden: Siegfried erschlägt den Drachen,erbeutet den Nibelungenschatz und unterwirftzwölf Könige; er freit Kriemhild und hilft KönigGunther mit einer List, Brunhild zu unterwerfen.Doch das Schicksal wendet sich gegen Siegfried:Die Rivalität zwischen Kriemhild und Brunhildsowie Gunthers Treuebruch werden ihm zum Verhängnis.Hagen Tronje tötet heimtückisch denHelden, doch die Tat bleibt ungesühnt.8


Siegfried, einziger Sohn des Königs der Niederlande, lerntbei Mime, dem Meister edler Waffenkunst, das Schmiedehandwerk.Als der strahlende Jüngling ein Schwert fertigt,das selbst Schwanenflaum zu spalten vermag, sieht sichder neiderfüllte Meister am Ende seiner Kunst: „Kehre heimnach Xanten, Siegfried, König Siegmunds Sohn! Selbst ichvermag dich nichts mehr zu lehren!“Als er von einem alten Schmiedeknecht vom Hof derBurgunder zu Worms, König Gunther und der Schönheitdessen Schwester Kriemhild hört, beschließt Siegfried kühn,diese zu freien. Das Spottgelächter der wüsten Knechtebringt ihn in Rage. Der tückische Schmiedemeister Mimeweist ihm den Weg nach Worms, der durch den Wald desgewaltigen Drachen führt. Unerschrocken nimmt Siegfriedden Kampf mit dem Feuer speienden Ungetüm auf undbezwingt es mit seinem Schwert. Das Bad im Drachenblutmacht ihn unverletzlich – bis auf eine Stelle, auf die ein Lindenblattgefallen ist.Seine Heldentaten gehen von Mund zu Mund und eilenihm voraus. Volker von Alzey singt am Hofe zu Worms dasLied vom Drachentöter, der dem Zwergenkönig Alberichden unermesslichen Hort der Nibelungen abgewann undmehr als zwölf Könige zu seinen Vasallen machte. Als Siegfriedeintrifft, erweist ihm König Gunther gegen den Ratseines Vertrauten, Hagen Tronje, die Gastfreundschaft.Freimütig wirbt der Held um Kriemhild, der im Schlafedurch den „Falkentraum“ bereits eine Vorahnung des tragischenSchicksals erschienen ist. Die Burgunder stellen Siegfriedeine Bedingung: Nur wenn er im Dienste Gunthershelfe, die tapfere Königin Brunhild zu gewinnen, gebe derBurgunder-König seine Schwester frei. Zunächst ist für denstolzen Siegfried dieser Vasallendienst unvorstellbar, dochdas Erscheinen Kriemhilds lässt ihn einwilligen.Auf geht es nach Isenland, zur flammenumloderten Burgder kühnsten und stärksten Herrscherin. Überrascht, dassnicht der strahlende Held Siegfried, sondern der schwäch-SiegfriedAlberichBrunhild9


Kriemhild und Siegfriedliche Gunther sich mit ihr messen will, nimmt Brunhild denKampf siegessicher an: Schon viele Freier mussten für ihrenMut büßen. Doch dank Siegfrieds Hilfe, der durch die vonAlberich erbeutete Tarnkappe unsichtbar ist, wird die gewaltigeBrunhild im Wettstreit von Gunther überwunden.Noch bleibt die Täuschung unbemerkt.Zurück in Worms wird Doppelhochzeit gefeiert: Brunhildund Gunther, Kriemhild und Siegfried. Um die Ehe zuvollziehen, muss Siegfried ein weiteres Mal Brunhild in derGestalt seines Schwagers bezwingen. Widerstrebend willigter ein. Ein Schlangenreif Brunhilds, den die arglose Kriemhildspäter findet, treibt das Verhängnis immer weiter voran:Siegfried weiht seine Frau in den Betrug ein, doch ihrebeschworene Verschwiegenheit hält einem Streit mit Brunhildnicht stand. Vor dem Dom reizt Brunhild ihre Rivalin,bis diese sich unbedacht revanchiert und das Geheimniserzählt. Rasend vor Scham und Schmerz fordert Brunhildden Tod Siegfrieds.Brunhild gelingt es, eine tödliche Intrige zu spinnen:Gunther gibt den geheimen Befehl, Siegfried anlässlich einerJagd zu töten. Hagen entlockt dafür Kriemhild das Geheimnisvon Siegfrieds verwundbarer Stelle, die sie zudemmit einem Kreuz markiert. Doch anstatt die Schwachstellewie vorgegeben zu schützen, ermordet Hagen den nichtsahnenden Helden aus dem Hinterhalt. Tödlich getroffenvom Speer, bricht Siegfried zusammen, seine Leiche wirdder getäuschten Ehefrau übergeben.Als Kriemhild Rechenschaft fordert und Hagen anklagt,stellen sich ihre Brüder in Nibelungentreue vor den Mörder.Kriemhild schwört: „Hagen Tronje – du wirst meiner Rachenicht entgehen!“ Brunhilds Rache ist geglückt, doch dervon ihr verehrte Held tot. Bei der Totenwache für Siegfriednimmt sie sich das Leben.Streit der KöniginnenTrauer um den Helden10


Die NibelungenKriemhilds Rache (2. Teil)In sieben Gesängen vollzieht sich die Rache vonKriemhild. Um den Tod an Siegfried zu sühnen, willigtsie in die Ehe mit dem Hunnenkönig Etzel ein.Als sie diesem einen Thronerben schenkt, werdendie Burgunder eingeladen. Doch das Fest dientKriemhilds Racheplan: Weil König Gunther, seineBrüder und ihre Verbündeten in Treue zu HagenTronje stehen, entbrennt ein Morden, an dessenEnde alle Handelnden und der Nibelungenschatzuntergegangen sind.11


Durch die heimtückische Mordtat sind Lachen und Lebenin Burgund erloschen. Kriemhild trägt Trauer um ihrenGatten, Siegfried, und wartet vergeblich auf Gerechtigkeit.König Etzel lässt durch Markgraf Rüdiger von Bechlarnum ihre Hand anhalten. Die Chance zur Rache erkennend,willigt Kriemhild dem Werben ein und fordert von Rüdigereinen Treueschwur.Hagen, auf dessen Kopf Kriemhild das Gold von SiegfriedsNibelungenhort ausgesetzt hat, durchschaut ihre Absichten.An einem geheimen Ort im Rhein versenkt er den sagenhaftenSchatz. Unversöhnt verlässt Kriemhild Wormsund wird im Hunnenland von König Etzel wie eine Gottheitempfangen. Im Gepäck trägt Kriemhild ein Stück heimatlicherErde, getränkt vom Blut des geliebten Siegfried.Als Etzel bei der Belagerung Roms erfährt, dass Kriemhildihm einen Thronfolger geschenkt hat, bricht er den Feldzugab. Aus tiefster Dankbarkeit will er seiner Gemahlin einenWunsch erfüllen: Kriemhild bittet ihn, ihre Brüder einzuladen.Kurz vor der Sonnenwende treffen die Burgunder ein undwerden würdevoll empfangen. Aber in der Nacht hetztKriemhild die Hunnen heimtückisch zum Überfall auf dieschlafenden Burgunder. Hagen jedoch hält Wache und vereiteltden Plan. Kriemhild mahnt Etzel an seinen Schwurund fordert ihn auf, Hagen zu töten. Doch dem Gesetz derWüste folgend, weigert sich König Etzel, die Hand gegenseine Gäste zu erheben.Kriemhild nimmt AbschiedKönig Etzel12Beim Festmahl zum Sonnwendfest tafeln die misstrauischenBurgunder und ihre Begleiter, Dietrich von Bern undsein Waffenmeister Hildebrand, am Tische Etzels in vollerRüstung. Unter einem Vorwand lässt Kriemhild ihren Sohnbringen. Zur gleichen Zeit werden im Knechtsaal die Bur-


gunder von den Hunnen überfallen. Tödlich verletzt, kannDankwart die Burgunder im Königssaal warnen. Als Hagenden Sohn Etzels und Kriemhilds enthauptet, beginnt eingrausamer Kampf.In Treue zu Hagen verschanzen sich die Ritter gegen dieanstürmenden Hunnen. Kriemhild zwingt Rüdiger vonBechlarn, der ihr durch einen Eid verpflichtet ist, nun zumKampf gegen die Burgunder. Rüdiger fällt dabei genausowie Kriemhilds Brüder Giselher und Gerenot.Hagen jedoch bleibt am Leben. Kriemhild befiehlt schließlich,den Saal in Brand zu setzen. Die Burgunder bereitensich auf ihr Ende vor. Schließlich betritt Dietrich von Bern,Etzels Vasall, den Saal und findet als einzige ÜberlebendeHagen und König Gunther.Siegfrieds Schwert wird Hagen abgenommen und Kriemhildübergeben. Doch das Versteck des Nibelungenhortswill Hagen nicht preisgeben. Er habe geschworen, es nichtzu verraten, solange einer seiner Könige lebe, woraufhinKriemhild Gunther köpfen lässt. Als Hagen weiterhinschweigt, erschlägt Kriemhild ihn mit Siegfrieds Schwert.Kriemhilds Rache ist vollendet. Hildebrand, der WaffenmeisterDietrich von Berns, tötet sie daraufhin durch einenSchwerthieb. König Etzel befiehlt, ihren Leichnam heim zuSiegfried zu bringen.Hagen Tronje undVolker von AlzeyBlaodel führt den Überfallauf die Burgunder anEtzels Palast in Flammen13


16und Erich Kettelhut sowie der Techniker Karl Vollbrecht undder Kostümbildner Paul Gerd Guderian zu ausgedehntenRegiesitzungen zusammen. Dabei wurde jedes Detail, vonden aufwändigen Bauten bis hin zum Gang eines Darstellers,diskutiert.Die Dreharbeiten begannen im Herbst 1922 und endetennach der Uraufführung des ersten Teils im Frühjahr1924 mit letzten Aufnahmen für den zweiten Teil. Die Ufanutzte diese Zeit pressewirksam aus: Regelmäßig erscheinendeTagesberichte priesen die kreativen und technischenHöchstleistungen, die für diese Produktion in Babelsbergabsolviert wurden. Ihr spektakuläres Ende fand die werbewirksameAusbeutung der Dreharbeiten mit dem Finaledes Films: Für das Niederbrennen des Etzelpalastes durchFeuerpfeile der Hunnen wurde die Presse zum Nachtdreheingeladen. Fritz Lang selbst soll den ersten Feuerpfeil abgeschossenhaben.Besonders der erste Teil, Sieg fr ied, bietet mit SiegfriedsHeldentaten ein ideales Sujet, um Höchstleistungen derTricktechnik zu absolvieren, die in dieser Zeit beispielloswaren. Dazu gehörten neben dem Drachen die Nebelwiese,auf der Siegfried vom unsichtbaren Alberich überfallenwird, das Nordlicht und das Flammenmeer auf Isenland, dieVersteinerung der Zwerge, die von Siegfrieds Schwert geteilteDaunenfeder und Kriemhilds Vision vom Blütenbaum,der sich in einen Totenkopf verwandelt. Allein das MediumFilm bietet die Möglichkeit, diese im Stoff angelegten visuellenReize überzeugend umzusetzen. Damit konnte sichLang erfolgreich von den Opern- und Theaterinszenierungenabsetzen, denn die Bühne erlaubte keine überzeugendeDarstellungsmöglichkeit des Drachen oder der Nebelwiese.In den europäischen Metropolen lief der erste Teil wochenlangin den ersten Häusern, begleitet von euphorischenKritiken. Schwerer hatte es der zweite Teil, KriemhildsRa c h e, mit seiner destruktiven Energie. Wenngleich hier der


durchdachte Umgang mit Massenszenen – Choreografieüberschaubarer Anzahl von Statisten statt ausuferndeVerschwendung von Massen wie in Monumentalfilmenüblich –, oder der perspektivische Bau des Hunnendorfsauf dem Freigelände in Babelsberg Eindruck machten, erreichtedieser Teil nicht die Popularität von Sieg fr ied.Tatsächlich jedoch gibt der zweite Teil dem ersten invielerlei Hinsicht erst seine Bedeutung, indem die Dynamikder Zerstörung, der Sog der Rache, den Lang mittels derfortwährenden Kampfszenen inszenierte, der monumentalenStatik des Heroismus’ im ersten Teil entgegengesetztwird. Die Geschichte der Rache Kriemhilds bietet keineSujets, die es erlauben, das Publikum erneut mit optischenZaubereien zu beeindrucken.Prompt reagierte die Ufa mit drastischen Veränderungendes zweiten Teils: Der erste Gesang, in dem die Dekadenzdes Burgundischen Hofes der Destruktivität gewichenist, wurde für ausgedehnte Rückblenden aus demersten Teil benutzt: Ganze Sequenzen aus Kriemhilds Racheschwurwurden einmontiert; vor allem aber wurde SiegfriedsKampf mit dem Drachen fast ungekürzt wiederholt.Dafür wurden andere Szenen entfernt, so beispielsweiseRüdigers Begegnung mit Volker bei seiner Ankunft am Hofder Burgunder oder Kriemhilds Begrüßung ihrer Brüder imHunnenland.Die vielleicht markanteste Veränderung durch die Ufabetrifft das Finale des Films. Entsprechend der Sage hatteFritz Lang Kriemhild nach Vollendung ihrer Rache durcheinen Schwerthieb des Waffenmeisters Hildebrand sterbenlassen. Diesen Teil hatte die Ufa entfernt, so dass nur nochdie Darstellung des plötzlichen tödlichen Zusammenbrechensvon Kriemhild übrig blieb, als sei ihr Tod mit Vollendungihrer Rache Bestimmung. Bis heute war der Filmnur noch mit diesem veränderten Schluss bekannt. Erst imZuge der aktuellen Restaurierung wurde dieser Teil wiederentdeckt,während alle anderen Kürzungen im zweiten TeilVision Kriemhilds17


weiterhin als verschollen gelten müssen. Aus einer Rollemit diversen Outtakes der <strong>Stiftung</strong> Deutsche Kinemathek,Berlin konnte eine Einstellung montiert werden, die zeigt,wie Kriemhild, nachdem sie Hagen erschlagen hat, den tödlichenSchwertstoß erhält.Obwohl der zweite Teil unvollständig bleiben muss, istdie filmische Überlieferung von Die Ni b e l un g e n beispiellos:Neben internationalen Verleihkopien aus Italien, England,Russland, Uruguay und den USA, sind auch unvollständigeKameranegative im Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin und imDeutschen Filminstitut – DIF, Frankfurt am Main erhalten.Sie stellen den wertvollsten Teil der Überlieferung dar. Alsdiejenigen Negative, die bei den Dreharbeiten vom Kameramannbelichtet wurden, enthalten nur sie alle Informationender Aufnahme, während jede davon abstammendeGeneration, wie etwa eine Vorführkopie, bereits etwas anSchärfe und Grauabstufungen verloren hat. Dank der Negativekann die Leistung des Kameramanns Carl Hoffmann,dessen Spiel mit Licht und Schatten die internationale zeitgenössischeKritik lobte, endlich wieder zur Geltung gebrachtwerden.18Bisher war Die Ni b e l un g e n in schwarz-weiß geläufig. Die Überlieferungverweist jedoch auf eine Viragierung, also einemonochrome Einfärbung des Bildes. Die in schwarz-weißhergestellten Kopien wurden in einem Farbbad gefärbt,wodurch alle transparenten Teile farbig erscheinen. Dieerhaltenen Verleihkopien sind in einem einzigen Farbton,orange, gefärbt; in den Kameranegativen ist dieser Farbtonhandschriftlich vermerkt. Nur Kriemhilds Falkentraum, eineAnimation, für die Walther Ruttmann beauftragt wurde,ist durch eine Färbung in lavendel hervorgehoben. Der inScherenschnitt-Technik inszenierte Traum ist eine ästhetischeBesonderheit des Films. Anhand von zwei schwarzenAdlern, die einen weißen Falken attackieren, wird KriemhildsVision von Siegfrieds Tod dargestellt.


Abgesehen davon wird Virage hier nicht, wie in vielen Filmender Zeit, als dramaturgisches Mittel eingesetzt. Sowerden bestimmte Orte, Tageszeiten und dramatische Situationennicht durch unterschiedliche Farbtöne unterstützt(z.B. Rot für Feuer, Blau für Nachtszenen). Die Nachtszenenentstanden als Nachtaufnahmen, was aufgrund des damalszur Verfügung stehenden, wenig empfindlichen Filmmaterialseine große Herausforderung war. Die dramatischenEffekte wurden während der Dreharbeiten durch den meisterhaftenEinsatz von Licht erzielt. Nächtelange Experimentewaren notwendig, um den Effekt eines flackernden,bewusst künstlichen Nordlichts zu erzeugen, das notwendigwar, um die gewünschte innere Spannung der Szenezu unterstützen. Schließlich wurden zerschlagene Biergläservor den Scheinwerfern bewegt, da ihr facettenartigerSchliff ideal war, um die unruhigen Lichtbrechungen zuerzeugen.Dank solcher Errungenschaften kam der Film ohne konventionelleVirage aus. Die durchgehend orange Färbungträgt zu der meisterhaften Lichtdramaturgie, den feinenAbstufungen zwischen Licht und Schatten bei, indem sieden Kontrast des Filmmaterials durch Erzeugung einer warmenTonalität reduziert.Das Ergebnis der Restaurierung werden 35mm-Kopien inder historischen Viragetechnik sein: im Farbbad gefärbteschwarz-weiß-Kopien. Diese aufwändige Technik ist mitdem Tonfilm ausgestorben. Durch die Zusammenarbeit mitdem Londoner Kopierwerk PresTech kann eine der seltenenRestaurierungen vorgestellt werden, für die diese Technikzur Anwendung kommt.Anke WilkeningRestaurierung<strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong>-<strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong>Quellen:Lotte H. Eisner: Fritz Lang, London 1976.Erich Kettelhut: Der Schatten des Architekten, hg. von Werner Sudendorf, München 2009.Vision Kriemhilds(Der Falkentraum)19


… zum Raum wird hier die Zeit …Zur Wiederaufführung und Neu-Einspielungvon Gottfried Huppertz’ Nibelungen-MusikGottfried Huppertz’ Ni b e l u n g e n -Musik zählt zu dengroßen, stilbildenden Werken der frühen Filmmusikund war die erste Filmkomposition des Komponisten,der 1937, kurz vor seinem 50. Geburtstag,gestorben ist. Huppertz war vielseitig begabt;nach einem Musikstudium in Köln führten ihn ersteberufliche Erfahrungen ans Theater als Schauspieler,Sänger und Bühnenmusiker.20


Durch seinen Jugendfreund Rudolf Klein-Rogge, der inerster Ehe mit Thea von Harbou verheiratet war, kam Huppertzin Kontakt mit Fritz Lang; Lang engagierte Huppertzzunächst für kleinere Rollen in Kä m p f e n d e Her zen (1920) undDr. Ma b u s e, Der Spieler (1922), dann folgten Aufträge für Filmmusiken.Nach Die Ni b e l un g e n schrieb Gottfried Huppertz dieMusik für zwei weitere Ufa-Großproduktionen: Zu r Ch r o n ikv o n Gr i e s h u u s (1925) und Me t r o p o l i s (1927). In der Tonfilmzeitentstanden fünf weitere Filmmusiken, u.a. für den erstenKarl-May-Tonfilm Du r c h d i e Wü s t e (1935).Mit seiner ersten Filmmusik hatte er sogleich eine großeHerausforderung zu meistern: fast fünf Stunden Musik fürsinfonisches Orchester. Huppertz hatte zunächst gezögert,den Auftrag anzunehmen, da er befürchtete, dass seineMusik nie unabhängig von Richard Wagner wahrgenommenwürde, während die Aufgabenstellung – wie auch dieErwartung von Fritz Lang – eine ganz andere war: nämlicheine Musik zu schreiben, die primär den Anforderungen desMediums Film entspricht und die musikalisch das Konzeptfortführt, nach dem Thea von Harbou und Fritz Lang dengroßen Stoff aufbereitet und filmisch umgesetzt haben.Der Erfolg gab dem Trio recht. Gottfried Huppertzschrieb eine Musik, die sich nur entfernt an Richard Wagneranlehnt und die einen Klangraum schafft, der die Wuchtder Geschichte suggestiv vergrößert. Huppertz’ Ni b e l un g e n-Musik wirkt wie ein dreidimensionaler Rahmen, in dem derFilm sehr präzise im Hinblick auf Tempo und Bewegungabläuft und in dem sich die stark ornamentalisierte Choreografieeindrucksvoll entfalten kann. Mit einem relativkleinen Vorrat von Themen leuchtet die Musik den Raumaus, sie macht ihn größer und kleiner, produziert Präsenzund Zeitlosigkeit und gibt der Geschichte zugleich etwasStatisches und Fatalistisches. Dabei bedient sich Huppertzzwar der Leitmotivtechnik für Figuren, Handlungen undSymbole, doch er geht mit diesen Motiven anders um alsStrauss oder Wagner mit ihrem transzendierenden Fort-Linke Seite:Gottfried HuppertzRechte Seite:Originalpartitur GottfriedHuppertz, <strong>Stiftung</strong> DeutscheKinemathek – Museum fürFilm und Fernsehen, Berlin21


spinnungsprinzip. Huppertz verarbeitet die Themen parataktisch,im Vordergrund steht für ihn das Zusammenspielmit dem Film und seiner Montage, die eine klar definierteZeitlichkeit für die Musik vorgibt.Gottfried Huppertz hat mit seinem innovativen Verständnisvon Filmmusik eine prominente Reihe von Nachfolgern,die vieles fortgeführt haben, was Huppertz in DieNi b e l un g e n und später bei Me t r o p o l i s an musikalischen Technikenentwickelt hat: Erich Wolfgang Korngold, Franz Waxmanoder Max Steiner. Ein Glücksfall, für diese Premiere derneu edierten Ni b e l un g e n-Musik ein hochkarätiges Orchesterwie das hr-Sinfonieorchester zur Verfügung zu haben, dassich in seiner Arbeit gerade stark mit der Musiktradition desfrühen 20. Jahrhunderts beschäftigt und das unter der Leitungvon Frank Strobel eine exemplarische Einspielung derFilmmusik vorgenommen hat. Darin und in der festlichenGala-Premiere findet eine ambitionierte Koproduktion zwischen<strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong>, hr und ZDF/ARTE als Auftraggeberder neuen Musik-Edition ihren erfolgreichen Abschluss; dieErstausstrahlung der Produktion auf ARTE ist für Ende 2010geplant.Abschließend möchten wir der Deutschen Kinemathekfür die Bereitstellung der Manuskriptmaterialien und dieweiterführenden Hinweise vielmals danken.Nina GoslarFilmredaktion ZDF/ARTEFrank Strobel undhr-Sinfonieorchester22


Frank StrobelDer 1966 geborene Frank Strobel gilt als einer der internationalrenommiertesten Filmmusik-Dirigenten. Seit 25 Jahrenrichtet er historische und zeitgenössische Originalmusikenzu Stummfilmklassikern ein und dirigiert sie weltweitin Filmkonzerten und Studios. Strobel wurde mehrfach mitdem deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet, ist Herausgebervon Werken des Komponisten Alfred Schnittkeund Dirigent zahlreicher Studioaufnahmen für Kino- undFernsehfilme. Seit 2000 leitet er die von ihm mitbegründeteEuropäische Filmphilharmonie.Frank Strobel zeichnet sowohl bei Me t r o p o l i s, bei dem eran der Film-Rekonstruktion beteiligt war, als auch bei DieNi b e l un g e n verantwortlich für die Neu-Edition der Filmmusik.hr-SinfonieorchesterDas hr-Sinfonieorchester gehört heute in die Reihe der besteneuropäischen Orchester. Als bewegliches, aufgeschlossenesund hochqualifiziertes Ensemble überzeugt das drittältesteRundfunkorchester Deutschlands mehr als 80 Jahrenach seiner Gründung in allen Stilen und Epochen: vom Barockbis zur zeitgenössischen Avantgarde. Mit seinen vielfältigenKonzert- und CD-Aktivitäten feiert es gemeinsammit Chefdirigent Paavo Järvi dabei weltweit Erfolge undist ein geschätzter Gast auf renommierten internationalenBühnen wie bei den Londoner »Proms«, im AmsterdamerConcertgebouw, in Wien, Salzburg, Paris, Prag oder in Japanund China.In der Konzertreihe „Musik und Film“ präsentiert dashr-Sinfonieorchester seit Jahren Stummfilm-Klassiker, darunterauch Me t r o p o l i s oder Raritäten wie Od n a. Im nächstenNovember wird Frank Strobel das Orchester bei einemHitchcock-Projekt dirigieren.Frank Strobel23


Die Nibelungen (DE 1924/2010)Siegfried (1. Teil), Kriemhilds Rache (2. Teil)Regie: Fritz LangDrehbuch: Thea von HarbouKamera: Carl Hoffmann, Günther Rittau; Assistenz: Günther AndersOptische Spezialeffekte: Ernst Kunstmann (Technische Mitarbeit)Animation: Walther Ruttmann (Falkentraum, 1.Teil)Entwürfe und Bauten: Otto HunteBauten Mitarbeit: Erich Kettelhut, Karl VollbrechtErbauer des Drachens: Karl VollbrechtPlastiken: Walter Schulze-MittendorffRequisite: Heinrich Umlauff (Hunnenrequisiten, 2.Teil)Kostüme: Änne Willkomm, Heinrich Umlauff (Hunnenkostüme, 2.Teil),Paul Gerd Guderian (während der Dreharbeiten verstorben)Maske: Otto GenathSchnitt: Paul FalkenbergMusik: Gottfried HuppertzDarsteller: Margarethe Schön (Kriemhild), Paul Richter (Siegfried), Hanna Ralph(Brunhild), Hans Adalbert Schlettow (Hagen Tronje), Theodor Loos (König Gunther),Erwin Biswanger (Giselher), Hans Carl Müller (Gerenot), Gertrud Arnold (KöniginUte), Bernhard Goetzke (Volker von Alzey), Georg John (Schmied Mime & NibelungAlberich & Blaodel), Rudolf Klein-Rogge (König Etzel), Rudolf Rittner (Markgraf Rüdigervon Bechlarn), Fritz Alberti (Dietrich von Bern), Georg August Koch (Hildebrand),Hardy von François (Dankwart), Georg Jurowski (Priester), Frida Richard (Runenmagd),Iris Roberts (Edelknabe), Aenne Röttgen (Dietlind von Bechlarn), HubertHeinrich (Spielmann Werbel - 2.Teil)Produktionsfirma: Decla-Bioscop AG im Auftrag der Universum-Film AG (Ufa)Produzent: Erich PommerDreharbeiten: Herbst 1922 bis März 1924: Ufa-Atelier, Ufa-Freigelände NeubabelsbergErstverleih: Universum-Film Verleih GmbH (Ufa), BerlinAusgezeichnet mit Prädikat: volksbildend, künstlerischPrüfung / Zensur: 1. Teil: 22. Februar 1924, B.08127, Jugendfrei;2. Teil: 10. Mai 1924, B.08477, JugendfreiUraufführung: 1. Teil: 14. Februar 1924, Ufa-Palast am Zoo,2. Teil: 26. April 1924, Ufa-Palast am Zoo24


Länge der restaurierten Fassung: 1. Teil: 3364 m, 147 min (bei 20 b/s);2. Teil: 2930 m, 117 min (bei 22 b/s)Format: 35mm, 1:1,33Eine Koproduktion der <strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong>-<strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong>mit dem Hessischen Rundfunk und ZDF in Zusammenarbeit mit ARTERestaurierung: <strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong>-<strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong>, WiesbadenUnter Verwendung der Filmmaterialien von: British Film Institute (London),Bundesarchiv-Filmarchiv (Berlin), Cineteca Nazionale (Rom), Deutsches Filminstitut– DIF (Frankfurt am Main), Filmarchiv Austria (Wien), Filmmuseum im StadtmuseumMünchen, Filmoteca Catalunya (Barcelona), Fondazione Cineteca Italiana (Mailand),<strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong>-<strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong> (Wiesbaden), Gosfilmofond (Moskau), <strong>Stiftung</strong>Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen (Berlin)Zur Restaurierung haben außerdem beigetragen: Archivo Nacional de la Imagen– Sodre (Montevideo), Cinémathèque de Toulouse, Filmmuseum Potsdam, FilmotecaEspanola (Madrid), Museum of Modern Art (New York), UCLA Film & TelevisionArchive (Los Angeles)Kopierwerk Filmrestaurierung: PresTech Ltd. (London)Beratung Bildqualität und Färbung: Joao de OliveiraOriginalmusik: Gottfried HuppertzRekonstruktion und Synchroneinrichtung: Marco Jovic, Frank StrobelEdition Filmmusik: EUROPÄISCHE FILMPHILHARMONIE im Auftrag vonZDF/ARTEEs spielte das hr-Sinfonieorchester / Frankfurt Radio Symphony OrchestraMusikalische Leitung: Frank StrobelMusikproduktion: Armin Wunsch, Andrea ZietzschmannRedaktion: Nina GoslarProduktionsleitung: Christian SchwalbeEs ist unmöglich, die Namen all derer, die uns während dieses langjährigen Restaurierungsprojektsunterstützt haben, zu erwähnen. An dieser Stelle sei jedochallen, die uns während dieser Zeit mit tatkräftiger Unterstützung, fachlichem undfreundschaftlichem Rat zur Seite gestanden haben, herzlich gedankt. Unser ganzbesonderer Dank gilt PresTech Ltd. sowie den Archiven, die durch die großzügigeBereitstellung ihrer Filmmaterialien und Dokumente dieses Projekt überhauptermöglicht haben.Weltvertrieb: Transit Film GmbH, München25


In seinem Frühwerk dominiert der Detektiv- oder Sensationsfilm.1922 erreicht er mit dem in zwei Teilen angelegten„Zeitbild“ Dr. Ma b u s e, d e r Spieler (1922), einem der emblematischstenFilme der Weimarer Zeit, Weltruhm. Schon zuvorhatte Lang sich mit Der m ü d e To d (1921) den Sagen und Märchenund in Die Sp in n e n (1919) einer monumentalen Inszenierungexotischer Schauplätze zugewandt. Beides führt erin Die Ni b e l un g e n (1924) zur künstlerischen Vollendung.Der internationale Erfolg lässt ihn und die Ufa die bereitsbeispiellosen Produktionswerte von Die Ni b e l un g e n mitMe t r o p o l i s (1927) sogar noch überbieten. Allerdings bleibtdas katastrophale Scheitern des Films für Lang nicht ohneKonsequenzen: Bei seinem darauf folgenden Film Sp i on e(1928) muss er mit einem vergleichsweise geringen Budgetauskommen und kehrt zum Genre seiner Anfangsjahre zurück.Mit dem Ergebnis – ein intellektuelles Spiel mit demSpionagegenre – schafft er es, sich künstlerisch und kommerziellzu rehabilitieren. Für das anschließende Science-Fiction-Spektakel Fr a u im Mo n d (1929) gestattet ihm die Ufanochmals alle kreativen Freiheiten. Die Zusammenarbeitgestaltet sich jedoch sehr konfliktreich, und auch der kommerzielleErfolg bleibt aus. Langs Arbeit für die Ufa endete,und mit seinem ersten Tonfilm, M (1931), begann eine neueÄra.Wiederholt neue Perspektiven auf Langs Werk dieserZeit werden vor allem dadurch ermöglicht, dass inzwischenein Großteil dieser Schaffensphase zugänglich ist. Entscheidendwar in den 1980er Jahren die Wiederentdeckung undRestaurierung zweier seiner frühen Filme, Da s w a n d e r n d eBild (1920) und Kä m p f e n d e Her zen (1920), durch die CinematecaBrasileira, Sao Paulo und die <strong>Stiftung</strong> Deutsche Kinemathek- Museum für Film und Fernsehen, Berlin. Vor allemdurch die Restaurierungsbemühungen des FilmmuseumMünchen in den 1980er Jahren war es möglich, viele seinerKlassiker überhaupt wieder in ungekürzter Fassung oder inneuen Editionen zu betrachten.Linke Seite:Fritz LangRechte Seite:Me t r o p o l i sDr. Ma b u s e, d e r Sp i e l e rFalkentraumDe r m ü d e To d27


Für die Retrospektive der Berlinale im Jahr 2001, die Anlassbot, erneut die filmische Überlieferung in den Archiven zuprüfen und sich auf die Suche nach Verschollenem zu begeben,erarbeitete die <strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong> in Zusammenarbeitmit verschiedenen Archiven verbesserte restaurierte Fassungen.Dank erhaltener Kameranegative im Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin war es möglich, gleich mehrere Filme indeutlich verbesserter fotografischer Qualität zu restaurieren:Neben den Klassikern Dr. Ma b u s e, d e r Spieler, Me t r o p o l i sund Fr a u im Mo n d auch frühe Werke, bei denen Lang nochnicht als Regisseur, sondern als Drehbuchautor tätig war:Hi ld e Wa r r e n u n d d e r To d (1918) und Die Pest in Fl o r e n z (1919).Doch treten Wiederentdeckungen nicht immer planmäßigein: Erst sieben Jahre später tauchen die verschollengeglaubten Szenen aus Me t r o p o l i s auf, so dass die <strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong> gemeinsam mit der <strong>Stiftung</strong> Deutsche Kinemathekund dem Museo del Cine Pablo C. Ducros Hicken eineweitere – erstmals annähernd vollständige – Restaurierungdurchführen konnte. Mit Sp i on e hatte die <strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong>ihre Restaurierung von Lang-Filmen bereits 2004 fortgesetzt.2005 wurde es möglich, alle noch erhaltenen Filmmaterialienvon Die Ni b e l un g e n zusammenzubringen, so dassheute eine optimierte Fassung präsentiert werden kann.Langs Werk liegt damit weitestgehend vollständig undin restaurierten Fassungen vor. Einige seiner frühen Filme,insbesondere diejenigen, in denen er ausschließlich alsDrehbuchautor tätig war, gelten jedoch als verschollen,und von Der m ü d e To d wurde bis heute keine gefärbte Originalkopiegefunden. Die Suche geht weiter...Anke WilkeningRestaurierung<strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong>-<strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong>28


Über die <strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong>Seit ihrer Gründung im Jahr 1966 setzt sich die <strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong>-<strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong> für den Erhalt und die Pflegeeines Großteils des deutschen Filmerbes ein. Ihre einzigartigenBestände öffentlich zugänglich zu machen, gewinntseit Jahren an Bedeutung und wird die Arbeit auch künftigprägen. Wichtigstes <strong>Stiftung</strong>skapital ist der einzigartige, insich geschlossene Filmstock, der Kopien und Materialiender ehemaligen Produktionsfirmen Ufa, Universum-Film,Bavaria, Terra, Tobis und Berlin-Film – samt der damit verbundenenRechte – aus über sechs Jahrzehnten deutscherFilmproduktion umfasst: 2000 Stummfilme, 1000 Tonfilmeund rund 3000 Kurz-, Werbe- und Dokumentarfilme vomBeginn der Laufbilder bis zum Anfang der 1960er Jahre.Dazu gehören Filme besonderer Regisseure wie Fritz Lang,Ernst Lubitsch, Detlef Sierck, Helmut Käutner und <strong>Friedrich</strong><strong>Wilhelm</strong> <strong>Murnau</strong>, dem Namensgeber der <strong>Stiftung</strong>.Als erster Film wurde Me t r o p o l i s in der Fassung von 2001in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.Unter weltweitem Interesse kehrte Me t r o p o l i s in einer erstmalsnahezu vollständig restaurierten Fassung am 12. Februar2010 in Frankfurt und zeitgleich im Rahmen der Berlinaleauf die Kinoleinwand zurück. Zu den bekanntestenTiteln der <strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong> zählen Da s Ca b in e t d e s Dr. Ca l i g a r i(1919/20), Der b l a u e En g e l (1929/30), Die Dr e i v o n d e r Ta n k-stelle (1930), Mü n c h h a u s e n (1942/43) und Grosse Freiheit Nr. 7(1943/44). Die Auswertung des <strong>Murnau</strong>-Filmstocks übernimmtdie Münchner Transit Film GmbH.Einen Beitrag zur Zukunft der Filmkultur und damitauch zur Förderung junger Talente leistet die <strong>Stiftung</strong> mitdem seit 1994 vergebenen <strong>Murnau</strong>-Kurzfilmpreis.Seit 2009 betreibt die <strong>Stiftung</strong> das von ihr erbaute DeutscheFilmhaus im Zentrum von Wiesbaden, unter dessenDach bedeutende Firmen und Einrichtungen der Film- undMedienbranche ansässig sind.Deutsches Filmhaus<strong>Murnau</strong>-FilmtheaterArbeit an Restaurierung29


ImpressumHerausgeber:<strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong>-<strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong>Deutsches Filmhaus<strong>Murnau</strong>straße 6, 65189 Wiesbadenwww.murnau-stiftung.dewww.dienibelungen2410.deRedaktion:Horst Martin, Tanja Wunderlich, Andrea KolbergLektorat:Felix Fischl, Andrea KolbergBild- und Logoredaktion:Stephanie BöschenGrafik:conceptdesign Günter IllnerElmar Lixenfeld (Schriftzug Die Nibelungen24/10)Fotos:Alle Fotos stammen, sofern nicht anders angegeben, aus den Beständender <strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong>-<strong>Murnau</strong>-<strong>Stiftung</strong>.Einzelnachweis:HR/Anna Meuer/Tim Wegner (S. 6)Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin (S. 14)Archivo Nacional de la Imagen – Sodre, Montevideo (S. 15, oben)British Film Institute, London (S. 15, unten)<strong>Stiftung</strong> Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin(S. 20, S. 21)HR/Tibor-Florestan Pluto (S. 22)30


Die Fritz LangCollection auf DVDDie weltberühmten StummfilmklassikerDR. MABUSE, DER SPIELER, SPIONE und FRAU IM MONDin einer hochwertigen 6 DVD Deluxe EditionTRANSIT FILM31


Eine Koproduktion mitEdition FilmmusikOrchesterKopierwerkFilmrestaurierungEUROPÄISCHEFILM PHILHARMONIEDigital MasteringVeranstalterMit freundlicher Unterstützung vonWeltvertrieb32

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